pflichtlektuere 03/2015

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Studentenmagazin f端r Dortmund

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Aus der redaktion W

ir sind da. Das neue Autorenteam ist in die Redaktion eingezogen. Jährlich zum Start des zweiten Semesters wechselt die studentische Besetzung in den Redaktionen. Vom ersten Tag an hieß es dann: für Themenvorschläge kämpfen, recherchieren, Interviews führen und Texte schreiben. In jeder Redaktion herrschen ganz eigene Arbeitsabläufe, auf die wir uns erst einmal einstellen mussten. Die Ressortchefs haben es uns leicht gemacht, uns schnell einzugewöhnen und das gesamte Team ist mehr als motiviert für die bevorstehende Zeit bei der pflichtlektüre alles zu geben. Wir freuen uns drauf! Marlon Schulte

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n den Redaktionen vieler Zeitungen werden Stellen gekürzt, das ist leider nichts Neues. Jetzt hat es auch das Fotoressort der pflichtlektüre getroffen. Statt wie üblich zu dritt sind wir dieses Semester nur noch zu zweit, aber trotzdem ist das Arbeitspensum nicht geschrumpft. Der Wunsch nach guten Fotos für das Heft ist nach wie vor groß. Da hört man nach der Konferenz gut und gerne zwei- bis dreimal die freundliche Bitte von den Autoren: „Kommst du mit zu meinem Termin und machst die Bilder?“ – Natürlich machen wir das gerne! Obwohl uns manchmal die kreativen Ideen ausgehen, wenn wir zum vierten Mal in einer Woche auf dem Boden liegen – denn dann ist die Perspektive spannender. Und langweilige Standard-Fotos wollen wir ja trotz viel Arbeit nicht. Aber solange die Geschichte hinterher rund ist und toll aussieht, lohnt sich auch das bisschen Stress. Daniela Arndt

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as Mauszeichen dreht sich auf meinem Bildschirm und legt nahe: Das kann hier noch etwas dauern. „Nicht schon wieder!“, tönt es vom Kollegen von rechts. „Was ist denn heute wieder los?“, schimpft jemand von links. Die Technik sollte im Layout zwar unsere beste Freundin sein, entpuppt sich zuweilen jedoch als eigensinnige Gefährtin. Wir können schlecht ohne sie, aber manchmal will sie einfach nicht so wie wir. Computer stürzen ab, Datenbanken verweigern die Mitarbeit. Der Server muckt und die Batterien der Maus sind leer. Aus dem Dickicht der Fehlermeldungen dringen unsere Hilferufe nur langsam nach außen. Doch Jammern hilft nichts, denn wir haben einen Druckschluss einzuhalten – und bis zur kommenden Ausgabe arbeiten wir emsig an unserem „Ooomm“. Anneke Niehues


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Anna Görlitz ist glücklich, wenn sie Geigen baut. Deswegen entschied sie sich gegen ein Studium.

inHALt 04 HINGEGANGEN 05 MOMENTE 06 NEUSTART MIT 40 08 FOODSHARING 12 SAG MAL PROF 15 WAHRE FREUNDSCHAFT 16 GOETHE WAR GESTERN 20 DER SICHTER 30 OMAS HAUSHALTSTIPPS 31 ABGEFAHREN 37 HINGESCHAUT 38 IMPRESSUM 39 APROPOS

Diesmal: Unsere Autorin schreibt ein Gedicht

Kulturtipps im Ruhrgebiet und drumherum

EINS VORAB D

as junge Mädchen aus Asien grinst nett in die Kamera. Ihr FacebookProfil zieren Bilder von Twilight und Justin Bieber. Sie hat eine Katze, und Disney-Filme aus den 1990er Jahren sind ihr Ding – wirklich vielseitig interessiert, die junge Dame. Nut heißt sie und will mit mir befreundet sein. Wie nett, denke ich – und bestätige die Anfrage. Nut und ich sind jetzt Freunde. Ganz offiziell. Obwohl ich sie gar nicht wirklich kenne. Unsere Reporterin Kristina Gerstenmaier hat sich in der neuen pflichtlektüre mit Freundschaften beschäftigt und fand heraus: Sie sind für uns immens wichtig. Wie gefährlich sind dabei SocialMedia-Freundschaften? Suggerieren sie uns Freundschaften, wo gar keine sind? Digital versus persönlich. Wie auch immer: Nut und ich sind jetzt Freunde – vielleicht lernen wir uns ja eines Tages näher kennen. Auch pflichtlektüre-Reporter Till Dörken hat sich mit dem Thema „Digital versus persönlich“ auseinandergesetzt. Dank sozialer Netzwerke ist es einfacher als je zuvor, kostenlos an Lebensmittel zu kommen oder Essen unter die Menschen zu bringen, das man selbst

Von Quietscheentchen und Bierflaschen VON SILAS SCHEFERS

Simone plant ihre zweite Karriere

nicht mehr braucht. Schon längst wird in Dortmund fleißig „food geshared“. Die Vorteile sind offensichtlich. Wer Lebensmittel, die er übrig hat, tauscht, schmeißt sie nicht weg. Persönlich werden die Lebensmittel allerdings oft gar nicht mehr übergeben – so genannte Fairteiler machen es möglich. Wie das geht? Till erklärt’s euch. Und während ich Lebensmittel zusammensuche, gilt für euch: pflichtlektüre lesen. Denn die ist wie immer: ganz persönlich. Viel Spaß beim Lesen wünscht

In Dortmund wird fair geteilt

Diesmal: Beeinflusst der Vollmond unserer Schlaf?

Trotz oder gerade wegen sozialer Netzwerke

Vier junge Studenten und der Reiz des Schreibens

Andreas guckt Fernsehen für die „heute-show“

Liesel bereitet das perfekte Picknick

Karl Lagerfelds „Modemethode“ in Bonn

Bang Boom Bang – der Filmklassiker auf der Bühne

Wer was gemacht hat


APROPOS ... GEDICHTE Wie unsere Interviews aus der Literaturszene in Dortmund zeigen, interessieren sich wieder mehr junge Leute für die Wortkunst. Reporterin Melissa Pfeiffer hat sich von den Nachwuchsliteraten inspirieren lassen und selbst ein Gedicht verfasst. TEXTMELISSA PFEIFFER FOTOCHRISTIANE REINERT

Über Leben und Lassen: Der Student Um das Studentenleben ranken sich viele Vorurteile und Mythen Doch die meisten dieser Urteile gehören zu den verfrühten Die allesamt nur aus der Phantasie erblühten Doch nimmt man es mit der Realität ganz genau Ist das Studentenleben gar nicht so einfach und lau Denn aus viel Freizeit, das stellt man sich so einfach vor Geht die viel zu wenig gerühmte Arbeit der Planung empor An dem Student, das kann man also sagen mit besten Gewissen Ist keine Eigenschaft eines guten Managers zu vermissen Auch wovon der Logistiker meist hat zu wenig Ahnung Lehrt dem Student spätestens die WG-Party-Planung Man kann also nicht von wenig Praxisbezug im Studium reden Wer jetzt trotzdem noch sagt, es fehle dem Student an Bestreben Dem setze ich das anspruchsvoll zu lösende Candy-Crush-Level entgegen An Ehrgeiz und Ambitionen mangelt es dem Student also nicht Denn wenn er während der Vorlesung auf dem Smartphone wischt Lehrt er sich als Autodidakt Multitasking und andere Kompetenzen Die durch hartes Training den Lebenslauf um Softkills ergänzen Nun mag der ein oder andere noch sagen, Studenten seien nicht politisch Dabei wählt er doch jeden Tag, und das vor allem kritisch Das kleinste Übel aus verschiedenen Mensadelikatessen Somit ist auch dieses Vorurteil im wahrsten Sinne des Wortes gegessen Wer jetzt noch behauptet an letzter Stelle Der Studierende sei angeblich ein arbeitsscheuer Geselle Der kennt nicht die Deadline als geheime Inspirationsquelle Also ist Faulheit in Wahrheit nur Übung der Gedankenschnelle Was am Ende bleibt, wie die Moral von Geschichten: Es steht jedem frei, sein eigenes Bild über Studenten zu erdichten 04

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HINGEGANGEN Ob ein Live-Hörspiel, ein Vortrag über die Geschichte der Atombombe, ein Backkurs ohne Ofen oder eine Führung durch die Dortmunder Oper: Der Sommer im Ruhrgebiet wird garantiert nicht langweilig. TEXTSOPHIE SCHÄDEL FOTOS2014 FRANCKH-KOSMOS VERLAGS-GMBH & CO. KG&NATIONAL ARCHIVES

Führung durch Dortmunds Opernhaus Wo schminkt sich Lady Macbeth? Wie arbeitet eine Souffleuse? Und was tun Papageno und Papagena nach dem Applaus? Das Dortmunder Opernhaus gewährt einen Blick hinter die Kulissen. Die Besucher bekommen in 90 Minuten viele Informationen über die Arbeitsabläufe des Opernhauses sowie zum Gebäude und seiner Geschichte. Diese Führung bietet das Dortmunder Opernhaus einmal im Monat sonntags an. Der nächste Termin ist Sonntag, 21. Juni. Treffpunkt ist der Opernvorplatz (Platz der Alten Synagoge) um 11 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf beim Dortmunder Opernhaus für 4,15 Euro. Der Rundgang ist nicht barrierefrei. Mehr Infos: www.theaterdo.de

Vortrag „Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki“ „Der Mensch erfand die Atombombe, doch keine Maus der Welt würde eine Mausefalle konstruieren.“ Dies sagte Albert Einstein, der zur Kernspaltung geforscht hatte, dann aber die Gefahr erkannte und dem amerikanischen Präsidenten von der Weiterforschung abriet. Doch es waren US-amerikanische Bombenwürfe, die hunderttausende Japaner 1945 das Leben kosteten. Die Bombenabwürfe auf Nagasaki und Hiroshima thematisiert ein etwa 90-minütiger Vortrag in der Volkshochschule (VHS) Herne am Donnerstag, 11. Juni, um 19 Uhr. Im Vortragsraum des Kulturzentrums informiert Malte Plattberg über die Entwicklung, den Einsatz und die Folgen der Abwürfe. Studenten zahlen drei Euro. Mehr Infos: www.vhs-herne.de Sommerlicher Der Sommer Backkurs ist schonohne warmBackofen genug. Niemand schwitzt wohl gerne in der Küche, wenn der Backofen mit 220 Grad einheizt. Hausfrauen und -männer lernen das „kalte Backen“ ohne Ofen in einem Kurs der Dortmunder Volkshochschule (VHS). Am Dienstag, 16., und Mittwoch, 17. Juni, jeweils von 18.30 bis 21.45 Uhr. Für beide Abende sind insgesamt neun Euro für die Lebensmittel zu bezahlen. Anmeldungen nimmt die VHS online entgegen. Mehr Infos: www.vhs.dortmund.de

Live-Hörspiel der Drei ??? „Hier ist unsere Karte. Wir übernehmen jeden Fall.“ Vom Bochumer Zeiss-Planetarium nehmen die Original-Vorleser der Drei ??? ihre Fans mit nach Rocky Beach, um in einem bisher unveröffentlichten Hörspiel eine gestohlene Mumie zu suchen. Bei der Lesung von „Das Grab der Inka-Mumie“ profitieren die Zuhörer von der Akustik des Gebäudes mit mehr als 60 Lautsprechern. Vom 3. Juni an gibt es wöchentlich mehrere Lesungen. Der Eintritt kostet für Studenten zwölf Euro. Tickets gibt es online, telefonisch unter 0221/280214 oder an der Kasse des Planetariums. Mehr Infos: www.planetarium-bochum.de

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„Honig im Kopf“ Das Uni-Kino der TU Dortmund zeigt am Mittwoch, 10. Juni, Til Schweigers neuen Film „Honig im Kopf“. Schweigers Tochter spielt Tilda, die mit ihrem alzheimerkranken Großvater Amandus spontan nach Venedig reist. Die Vorstellung beginnt um 20.15 Uhr im Hörsaal 1 der Emil-Figge-Straße 50. Wer keinen Unikino-Clubausweis besitzt, zahlt 2,50 Euro. Mehr Infos: www.ufs.uni-dortmund.de


Sammelleidenschaft Magnus sammelt Bierflaschen. 125 hat er schon, 30 stehen noch im Keller und m체ssen leer getrunken werden. Alina besitzt 148 Postkarten aus aller Welt und Sophie 103 Wackelkopf-Tiere. 93 Quietscheenten stehen im Bad von Inga. Manche Studenten sammeln eben nicht nur Pfand. Und eines haben alle Sammler gemeinsam: den Drang, zu erweitern und zu vervollst채ndigen. FotosDANIELA ARNDT



MIT 40 JAHREN, DA FÄNGT DAS LEBEN AN Simone Boßerhoff ist 40 Jahre alt. Sie macht ihren Bachelor – mit Kommilitonen, die ihre Kinder sein könnten. Ihre Freundinnen arbeiten schon seit Jahrzehnten im gleichen Job, sie plant die zweite Karriere. Boßerhoff ist sich sicher: „Zum Studieren ist man nie zu alt.“ TEXTMICHAEL SCHEPPE FOTOSCHRISTIANE REINERT

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athe ist doof“, sagt Claire. Die 14-Jährige sitzt mit ihren drei Brüdern am Küchentisch. Hefte, Bücher und Zettel liegen quer übereinander – alle pauken für die Schule. Claire hat keine Lust mehr auf Zahlen. Mit am Tisch sitzt ihre Mutter: Simone Boßerhoff, 40 Jahre. „Nein, Claire“, sagt sie. „Du musst noch für die Klassenarbeit üben.“ Die Tochter entgegnet: „Och, Mama. Du hast dein Abitur doch auch erst viel später gemacht. Und es hat ja trotzdem alles geklappt.“ Ein Gegenargument fällt Simone Boßerhoff nicht ein. Die Tochter hat Recht. Ihr Abitur hat Boßerhoff erst vor drei Jahren nachgeholt – mit 37 Jahren. Jetzt studiert sie Soziale Arbeit an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum. Im Sommer will sie mit ihrem Bachelor abschließen, um dann ihre zweite Karriere zu beginnen. Bis dahin heißt es: Mit den Kindern am Küchentisch pauken. Das hätte Boßerhoff vor einigen Jahren auch nicht gedacht.

Formeln. Davon hatte ich überhaupt keine Ahnung mehr.“ Mathe mache sie nämlich genauso gerne wie ihre Tochter. Nach den bestandenen Prüfungen habe sie der Ehrgeiz gepackt, berichtet die 40-Jährige. Nächster Schritt: Uni. An der TU Dortmund, in Bochum, Düsseldorf und in Krefeld hat sie sich für ein Studium beworben. Aus Krefeld kam eine ablehnende Reaktion: „Ein Studium? Das schaffen Sie nicht mit vier Kindern“, hätten sie dort gesagt. „Sie boten mir an, berufsbegleitend zu studieren.“ Sechs Jahre würde das dauern. Für Simone

Bestandene Prüfungen bringen Motivation „Schuld an allem ist eigentlich mein Mann Volker“, sagt sie und lacht. „Mach doch dein Abitur nach, dann kannst du noch studieren“, sagte der 51-Jährige. Zehn Jahre lang war seine Frau zu Hause geblieben und hatte die vier gemeinsamen Kinder groß gezogen. Als der Jüngste, Michel, in den Kindergarten kam, wollte Simone Boßerhoff zurück in ihren alten Job. Sie hatte fünf Jahre lang als zahnmedizinische Assistentin gearbeitet. „Bist du sicher, dass du das noch einmal machen willst?“, fragte ihr Mann. „Eigentlich nicht, ich musste damals immer viele Überstunden machen“, antwortete sie. So meldete sich Boßerhoff an einer Berufsschule an – obwohl sie von diesem Schritt nicht richtig überzeugt gewesen sei: „Ich hielt das anfangs für eine Schnapsidee. Aber ich hatte ja die Möglichkeit, jederzeit wieder zu gehen.“ Boßerhoff aber blieb und machte ihr Fachabi. Note: 1,3. Einfach fiel ihr das nicht, besonders am Anfang: „Es war schon eine harte Umstellung“, sagt sie. „Englische Vokabeln, binomische

Boßerhoff zu lange: „Ich wollte Vollzeit studieren, schnell fertig werden.“ Die damals 37-Jährige entschied sich für die Evangelische Fachhochschule in Bochum. Sie schätzt die überschaubare Größe der Uni. Die meisten Freunde hätten ihr zum Studium gratuliert: „Besonders die Schwiegereltern, die waren fasziniert davon.“ Das Studium sei für sie eine Art Selbstbestätigung, berichtet Boßerhoff. „Das gilt für die meisten Ü40-Studenten“, sagt Professor Lutz Hoffmann. Er ist Dozent an der privaten „Fachhochschule für Oekonomie und Management“ (FOM) in Frankfurt. Zwei Jahre lang untersuchte er die Gruppe der Ü40-Studenten. „Ältere Studenten sind vor allem 09

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intrinsisch motiviert. Sie studieren, um etwas zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen“, sagt Hoffmann. Bei jüngeren Studenten ständen primär die materiellen Aspekte im Vordergrund. „Sie gehen zur Uni, um später einmal Geld zu verdienen.“ Bei Ü40-Studenten sei hingegen kein Karriereschub mehr durch das Studium zu erwarten.

Als Einzige im Seminar gesiezt „Gegen ein gutes Gehalt habe ich später nichts einzuwenden“, sagt Simone Boßerhoff und schmunzelt. Aber sie studiere hauptsächlich, um ihren Blick zu öffnen, für Dinge, über die sie vorher gar nicht nachgedacht habe. Schon ihre Kinder hätten früher gefragt: „Mama, andere Eltern gehen arbeiten. Warum bleibst du immer zu Hause?“ Da sei sie sich schon blöd vorgekommen. Jetzt würden ihre Schützlinge sie vermissen. Denn Mama geht studieren und hat nur wenig Zeit. Sie muss die Familie, den Haushalt und ihr Studium unter einen Hut bekommen. „Das ist phasenweise superanstrengend.“ Knapp 27 Jahre alt ist der Durchschnittsstudent in Deutschland, hat das Statistische Bundesamt errechnet. Simone Boßerhoff ist 13 Jahre älter. Ist man mit Anfang 40 nicht eigentlich schon zu alt für ein Studium? „Hallo! Zum Studieren ist man nie zu alt“, entgegnet Boßerhoff energisch. Dabei studiert sie zusammen mit der Tochter ihrer besten Freundin. Ist das nicht ein komisches Gefühl? „Nein. Ich fühle mich nicht so wie 40. Der Kontakt zu den Mitstudenten hat mich immens verjüngt“, sagt Boßerhoff. Auf dem Papier ist sie die älteste in ihrem Uni-Freundeskreis. Der Altersunterschied ist kein Problem, sagt Professor Hoffmann. „Viele der älteren Studenten schätzen es eher, mit den jüngeren zusammenzuarbeiten.“ Das Alter spiele wirklich keine Rolle, meint auch eine Kommilitonin von Simone Boßerhoff. Sie ist 16 Jahre jünger. Dennoch: Ein wenig fällt Boßerhoff auf dem Campus dann doch auf. „Ein Professor siezt mich. Alle anderen duzt er.“ Anfangs sei sie sogar selbst für eine Dozentin gehalten worden.


„Ich fühle mich wie ein ganz normaler Student“, beteuert die 40-Jährige. Dann zögert sie aber kurz, ein Unterschied fällt ihr doch noch ein: „Ich gehe zur Uni um zu lernen, nicht um Party zu machen.“ Während andere feiern, ist Simone Boßerhoff zu Hause in Mülheim. Sie macht den Haushalt, kümmert sich um ihre Kinder. „Ein wenig neidisch bin ich schon“, gibt sie zu. „Schade, dass ich nicht in jungen Jahren Student war.“ Ü40-Studenten studieren anders, erklärt Professor Hoffmann. „Als Dozent ist mir

aufgefallen, dass die älteren Studenten immer wesentlich interessierter sind.“ Sie seien nach der Vorlesung häufiger zu ihm gekommen und hätten Fragen gestellt. Dies sei auch für die Dozenten eine neue Herausforderung. „Die Ü40-Studenten wollen das, was sie in der Praxis erleben, in der Vorlesung gespiegelt bekommen“, sagt der Experte. Nicht nur für die Dozenten, auch für die älteren Studenten ist das Studium eine Herausforderungen: Ihnen falle es schwerer zu lernen, schließ-

lich hätten sie seit Jahren nicht mehr in einem Hörsaal gesessen. Simone Boßerhoff ging das ähnlich. Ihr Alter sieht die 40-Jährige aber auch als Vorteil: „Ich habe mich bewusst für das Studium entschieden. Es war kein Druck da, irgendetwas anzufangen, wie bei vielen jüngeren Studenten.“ Sie glaubt, dass sie daher zielstrebiger und ernsthafter lerne. In manchen Vorlesungen habe sie allein durch ihre Lebenserfahrung einen Vorsprung: „Bei einem Seminar zur Kindererziehung musste ich ein wenig schmunzeln“, erzählt die vierfache Mutter. Um alle Aufgaben zu schaffen, nutzt Boßerhoff auch die E-Learning-Angebote. „Dann kann ich beim Bügeln dem Rechtsprofessor zuhören.“ Grundsätzlich aber seien die Hochschulen nicht auf die Bedürfnisse der Ü40-Studenten vorbereitet, meint Boßerhoff. Mittlerweile gebe es an der Uni eine Kinderbetreuung, zumindest während der Klausurzeit. Und eine Spielecke in der Cafeteria. „Aber das reicht noch lange nicht aus.“ Diese Einschätzung teilt Hoffmann: „Die Hochschulen haben sich mit den Problemen der Ü40-Studenten noch nicht richtig auseinandergesetzt.“

Simone Boßerhoff integriert ihr Studium ins Familienleben: Sie lernt, wenn auch ihre Kinder Hausaufgaben machen und schaut sich Vorlesungen beim Bügeln an.

Viele Unis nicht richtig vorbereitet Dabei wird das Thema in den nächsten Jahren immer wichtiger, schätzt der Experte. Hoffmann sagt, dass der Anteil der Ü40-Studenten wachsen wird: auf zehn Prozent innerhalb der nächsten zehn Jahre. An der TU Dortmund studieren nach Angaben der Abteilung für Statistik zurzeit 862 Frauen und Männer über 40 – das sind 2,6 Prozent. Vor zehn Jahren waren es 250 weniger, der Anteil ist geringfügig gestiegen. „Viele Hochschulen sind auf die Ü40Studenten nicht richtig vorbereitet“, beklagt Hoffmann. Beispiel BAföG: Bachelor-Studenten werden nur bis zum 30. Geburtstag gefördert. Susanne Boßerhoff ist dafür zu alt. Eigentlich. Da sie früher nicht studiert hat, ist sie bezugsberechtigt. Das habe sie aber nur durch Zufall von einer Kommilitonin erfahren.

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„Vom BAföG-Amt wird das schlecht kommuniziert.“ Eine andere Freundin hat keinen Förderanspruch, sie ist auf sich allein gestellt. Und alleinerziehend. „Die hat schon richtig zu kämpfen“, sagt Boßerhoff. „Deren Schwierigkeiten sind nicht klein zu reden. Teilweise geht es da um Existenzkämpfe.“ Studieren, Kinder betreuen, den Haushalt schmeißen und mit einem Nebenjob Geld verdienen: „Das ist eigentlich unmöglich. Ich bin da schon fast eine Luxusversion von Student“, sagt Boßerhoff etwas verlegen. „Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, ob ich mir ein Buch kaufen kann oder nicht.“ Sie hat sogar mehr Geld als vorher: Ihr Mann verdient, hinzu kommt das BAföG. In diesem Semester will Boßerhoff ihre Bachelorarbeit schreiben. Dann ist sie

KOMMENTAR

fertig. „Endlich.“ Sie will als Schulsozialarbeiterin arbeiten und rechnet sich gute Berufschancen aus – trotz ihres Alters. „Ich sehe das sogar als Vorteil. Ich habe meine Familienplanung abgeschlossen und kann ohne Unterbrechung arbeiten.“ Viele Unternehmen seien auf die Ü40Absolventen aber noch gar nicht vorbereitet, sagt Hoffmann. „Die haben das Thema momentan nicht auf dem Schirm. Das hat mich sehr erschreckt.“ Bald werde aber auch den Firmen auffallen, dass sie keine Alternative mehr hätten. „Durch den demografischen Wandel gibt es immer weniger junge Leute. Dann sind die Unternehmen auf die Ü40-Studenten angewiesen.“

haben.“ Sie würde es wieder so machen. Auch ihre Familie sieht das sehr positiv. Nur Tochter Claire hatte – als sie mit ihrer Mutter mal wieder am Küchentisch über den Mathehausaufgaben saß – noch etwas zu nörgeln: „Mama, ihr seid dann die zweitschlimmste Eltern-Kombination: Lehrer und Schulsozialarbeiter.“ Nur eins sei noch schlimmer: gleich zwei Lehrer als Eltern.

Simone Boßerhoff ist mit ihrem Werdegang zufrieden. „Am Anfang war eine große Portion Angst dabei. Jetzt bin ich total stolz auf mich, das alles geschafft zu

von Michael Scheppe

Keine blöde Spinnerei!

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tudieren mit 40 Jahren und mehr – das kann doch nur eine fixe Idee sein von Leuten in der Midlife-Crisis, die sonst nicht wissen was sie tun sollen. Der ein oder andere mag so oder so ähnlich denken, wenn er die ältereren Studenten auf dem Campus sieht. Doch das ist weit gefehlt: Ü40-Studenten werden für die Zukunft unserer Wirtschaft von großer Bedeutung sein. Das Problem: Deutschland ist darauf nicht eingestellt. „Lebenslanges Lernen“ postulieren Bildungspolitiker gern. Demnach sollten Menschen, die mit 40 Jahren oder mehr ein Studium aufnehmen, der Politik doch gerade Recht sein. Denn Ü40-Studenten setzen sich jahrelang in den Hörsaal, um dann noch einmal durchzustarten. Man sollte annehmen, dass es dieser

Gruppe besonders einfach gemacht wird. Doch dem ist nicht so. Beispiel Bafög: Bachelor-Studenten bekommen die staatliche Unterstützung in der Regel nur bis zum 30. Geburtstag. Alle anderen sind für die Unterstützung zu alt. Zu alt also für „lebenslanges Lernen“? Insbesonders Alleinerziehende haben es schwer. Sie wollen ihr Studium erfolgreich abschließen, müssen aber nebenbei ihre Familie und sich mit Nebenjobs durchbringen. Eine angemessene Unterstützung durch den Staat sieht anders aus. Auch an den Unis sind die Rahmenbedingungen nicht besser: Kinderbetreuung oder spezielle Lernangebote für ältere Studenten sind selten. An einigen Unis lassen sich zwar Entwicklungen in diese 11

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Richtung beobachten, doch eine KinderSpielecke in der Cafeteria ist mehr ein zaghafter Versuch als eine wahre Lösung. Politik und Hochschulen müssen dringend etwas ändern. Studieren mit 40 ist kein Ausnahmephänomen mehr. In einem Jahrzehnt soll jeder zehnte Student älter als 40 sein, rechnet Sozialwissenschaftler Lutz Hoffmann vor. Diese Zahl sollte einen Denkprozess anstoßen: Die bislang fehlende Unterstützung der Ü40Studenten schadet der Wirtschaft – und damit auch Politik und Hochschulen. Es braucht ein Klima, das zu diesem Bildungsweg ermutigt. Denn Studieren mit 40 darf nicht als Midlife-CrisisSpinnerei abgestempelt werden.


VERTEILEN STATT WEGSCHMEISSEN: FOODSHARING IN DORTMUND In Deutschland ist Foodsharing sehr beliebt. Statt Lebensmittel wegzuschmeißen werden diese via Internet angeboten. Auch Essen, das das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat, wird so weitergenutzt. TEXTTILL DÖRKEN ILLUSTRATIONENALINA FUHRMANN&DANIELA ARNDT


Denn laut einer Studie von 2011 werden rund ein Fünftel der Lebensmittel in deutschen Haushalten in den Müll geworfen – umgerechnet ist das Essen im Wert von 300 Euro jährlich pro Kopf. Dieses Problems nimmt sich die Foodsharing-Initiative an. Lebensmittel wegschmeißen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum um einige Tage überschritten wurde? Niemals. Die Initiative wurde ins Leben gerufen von Valentin Thurn, Regisseur des Films „Taste the Waste“, und Raphael Fellmer, Autor des Buches „Glücklich ohne Geld“. Seitdem wächst die Bewegung beständig. „Es hat im November 2013 angefangen, als ich abgelaufenen Speck im Regal entdeckt habe“, erzählt Benjamin. „Den hat mir die Supermarktleiterin dann im Hinterhof auf die Mülltonnen gestellt, so dass ich ihn mit nach Hause nehmen konnte.“ Der 33-Jährige hat bis 2011 an der TU Dortmund studiert. Den Gedanken, genießbare Lebensmittel in den Müll zu schmeißen, weil eine aufgedruckte Zahl darauf hindeutet, dass das Essen nicht mehr genießbar ist, findet er „völlig unsinnig“.

Organisation läuft vor allem übers Internet Seit Februar dieses Jahres besucht er regelmäßig einen Supermarkt, bei dem er abgelaufene Lebensmittel erhält. Nach und nach wurden es immer mehr Lebensmittel, bis die Menge des gesammelten Essens Benjamins Privatverbrauch überstieg. „Es war oft einfach zu viel für eine Person, so dass ich zunächst Essen an Nachbarn und Freunde

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Wenn das Zeug eh weggeschmissen wird, kann man es ja stattdessen essen. weitergegeben habe. Aber selbst dann war es noch zu viel. So stieß ich auf die Facebook-Gruppe.“ Zehn Mal hat Benjamin seit Ende Februar schon Lebensmittel gerettet und erneut über die Plattform und die Foodsharing-Website verteilt. Wenn eines der knapp 1400 Mitglieder der Facebook-Gruppe „Foodsharing Dortmund“ etwas abzugeben hat, postet es ein Bild und erklärt, wann und wo die Lebensmittel abgeholt werden können. Was übrig bleibt, kommt in einen sogenannten Fairteiler. Das sind Schränke, in denen Lebensmittel gelagert und kostenlos abgeholt werden können. Derzeit gibt es vier: in der Innenstadt (Brückstraße 20), in der Uni (Vorraum des AstA), im Vereinsheim „Haus Rode“ (Heedbrink 72) und in der Nordstadt (Flurstraße 4). Seit Mai 2013 wurden laut der offiziellen Foodsharing-Website auf diese Weise deutschlandweit bereits mehr als 1400 Tonnen Lebensmittel gerettet.

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it drei vollgepackten Tüten macht sich Benjamin Fels auf den Weg nach Hause. Gerade hat er einen Dortmunder Supermarkt besucht und dort Lebensmittel eingesammelt, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Pro Woche kommen so meist sechs Tüten zusammen. Benjamin beteiligt sich an der Initiative Foodsharing, die sich gegen das Wegschmeißen von abgelaufenen Lebensmitteln einsetzt – sei es im Supermarkt oder zu Hause.

Häufig erhält Benjamin im Supermarkt den gleichen Artikel mehrmals: „Wenn etwas abfällt, dann oft in größeren Mengen. Also zum Beispiel 20 Mal der gleiche Joghurt, weil es in der vorigen Woche eine Aktion gab und zu viel bestellt oder falsch einsortiert wurde.“ Benjamin sammelt hauptsächlich Wurst, Aufschnitt, Käse, Feinkostsalate, Brotaufstriche, Molkereiprodukte, Puddings und Joghurts. Er selbst holt sich nur sehr selten etwas von anderen Foodsharern ab. „Wenn überhaupt mal rohes Fleisch oder ab und an Brötchen“, sagt Benjamin. Obwohl er viele Lebensmittel nach Hause trägt und rettet, ist er kein „offizieller“ Foodsaver. „Die Abholer müssen sich auf ihre Sinne Riechen, Schmecken, Anschauen und das Zungengefühl verlassen“, erklärt Benjamin. „Ich selbst esse seit anderthalb Jahren solche Sachen und hatte nie Probleme damit. Auch von anderen habe ich nichts Dahingehendes gehört.“


Ajumi Heinz ist 19 Jahre alt und studiert seit Oktober Sonderpädagogik. Sie rettet an der TU Dortmund Essen. „Eine Freundin hat mich auf die Idee gebracht, und seit ich jetzt in Dortmund wohne, mache ich da auch aktiv mit“, erzählt sie. „Wenn das Zeug alternativ eh weggeschmissen wird, kann man es ja stattdessen essen. Schmeckt ja nicht schlechter als vorher und ungesund ist es auch nicht.“ Allerdings nutze sie eher die Facebook-Gruppe als die FairteilerRegale: „Die Gruppe ist einfach super organisiert; sobald etwas nicht mehr verfügbar ist, wird der Eintrag gelöscht. So ist es einfach, den Überblick zu behalten.“ Das Konzept hat sie dermaßen überzeugt, dass sie ihrem Freund Malte Kühn von der Initiative erzählt hat. Der Student des Wirtschaftsingenieurwesens war sofort begeistert. Der finanzielle Aspekt sei bei beiden Nebensache. „Man ist zwar nicht böse, dass man nichts zahlt, aber ausschlaggebend ist das nicht. Es geht dabei eher ums Prinzip“, sagt Malte.

Die Dortmunderin Kathrin Vetter hat über einen TV-Beitrag von der Initiative erfahren. Seit zwei Monaten ist sie jetzt dabei. „Es ist eine tolle Möglichkeit, nicht gebrauchte Lebensmittel zu ‚fairteilen’ oder auch bei knappem Geldbeutel – den wir Studenten ja immer haben – etwas mitzunehmen.“ Als nach einer Party noch Sekt, Saft und Süßigkeiten übrig waren, bot sie diese in sozialen Medien an.

Kooperation zwischen Plattform und Tafeln Seit einiger Zeit besteht zwischen der Foodsharing-Plattform und den Tafeln eine Kooperation. Die Tafel ist eine gemeinnützige Organisation, die Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Mit der Foodsharing-Initiative einigte sich der Bundesverband der Tafeln darauf, dass kleinere Mengen Lebensmittel an die Foodsharer vermittelt werden. Größere Mengen, die organisatorisch schwieriger zu vermitteln sind, sollen über die Tafeln laufen. 14

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Es wird jedoch niemand gezwungen, auf eine bestimmte Art Lebensmittel zu retten. Auf der Foodsharing-Website finden Nutzer eine Karte, die anzeigt, wo in der eigenen Umgebung Lebensmittel angeboten werden – alternativ kann man einer der Facebook-Gruppen beitreten. Personen, die Foodsaver werden wollen, können auf der Website einen Test absolvieren. Dieser soll zeigen, dass man sich bereits mit dem System der Initiative befasst hat. Wer den Test bestanden hat, erhält die Möglichkeit, das Abholen von Lebensmitteln in kooperierenden Supermärkten und Discountern zu planen. Die Foodsaver organisieren, welches Mitglied wann und wo bestimmte Artikel abholt und diese dann verteilt. So wollen sie sichern, dass möglichst effizient gearbeitet wird und möglichst viele Menschen von der Initiative profitieren.


SAG MAL,, PROF Hat der Vollmond Einfluss auf unseren Schlaf? TEXT&FOTOMICHAEL ZDZUJ

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ine unruhige Nacht im Bett verbracht und morgens unausgeschlafen in die Uni, weil wieder einmal Vollmond war? Marlies Pinnow, Psychologin für kognitive Neurowissenschaft an der Ruhr Universität Bochum, erklärt den Mythos Vollmond und gibt Tipps gegen schlaflose Nächte. Viele Menschen leiden unter Schlaflosigkeit. Einige versuchen dies mit dem Vollmond zu erklären. Bisher hat die Schlafforschung jedoch keine eindeutigen Indizien erbringen können, dass der Vollmond Einfluss auf unseren Schlaf hat, sagt Pinnow. In einer Studie des Chronobiologen Christian Cajochen für das Current-Biology-Magazin wurden im vergangenen Jahr 33 Versuchspersonen in einem Schlaflabor untersucht. Bei ihnen wurde Einschlafzeit, Tiefschlafphasen und Schlafdauer sowie der Melatoninspiegel kurz vor, während und nach der Vollmondphase gemessen. Melatonin ist ein Hormon, das für den Tag-Nacht-Rhythmus verantwortlich ist.

„Tatsächlich fand Cajochen Effekte: An und um die Vollmondzeit brauchten die Probanden im Schnitt fünf Minuten länger zum Einschlafen, schliefen 20 Minuten kürzer und die Tiefschlafphasen waren um 30 Prozent vermindert. Außerdem sank der Pegel des Hormons Melatonin“, sagt Pinnow. In einer anderen Studie mit einer Probandengruppe von 127 Personen konnten diese Effekte allerdings

nicht nachgewiesen werden. Wie lassen sich dann Cajochens Beobachtungen erklären? „Bisher gar nicht. Die meisten Forscher halten die Schwerkraft des Mondes für viel zu schwach, um irgendwelche Effekte auf den Körper haben zu können. Auch die Helligkeit des Mondlichtes ist mit 0,4 Lux sehr schwach, wirkt nachts allerdings über zwölf Stunden“, erklärt Pinnow. Infolge der unterschiedlichen Forschungsergebnisse stellen sich Schlafwissenschaftler die Frage: Reagieren alle Menschen gleichermaßen oder einige empfindlicher auf die Vollmondphase? Die Frage ist bisher nicht eindeutig zu beantworten. Gehen von Schlaflosigkeit betroffene Personen voreingenommen an das Thema, wenn sie wissen, dass die nächste Vollmondphase ansteht? „Dieser Effekt wäre als eine selbsterfüllende Prophezeiung zu betrachten. Unsere Erwartungen beeinflussen unser Erleben und Verhalten“, erklärt die Professorin. Menschen, die anfällig für den Vollmond-Effekt seien, würden in der Regel viel öfter darüber nachdenken und sich länger mit dem Thema beschäftigen. „Und so kann es passieren, dass sie erst später einschlafen“, sagt Pinnow. Erfahren sie später, dass Vollmond war, würden sie damit die Schlaflosigkeit zu erklären versuchen, da es die populärste Erklärung sei. Unbewusst könnten aber Faktoren wie Stress oder Leistungsdruck eine mögliche Ursache für eine schlaflose Nacht gewesen sein. Einen Tipp für Menschen mit Schlafstörungen gibt Psychologin für die nächste Vollmondphase: „Ich würde empfehlen, die Information, in welcher Mondphase wir uns befinden, möglichst zu ignorieren.“ Bei bewölktem Himmel sei dies sicher einfach. Wenn der Störenfried bereits hell leuchtet, könne es von Vorteil sein, Rituale vor dem Schlafengehen zu entwickeln. „Ein entspannendes Bad oder ein schöner Tee können helfen“, sagt Marlies Pinnow. Dr. Marlies Pinnow ist Psychologin für kognitive Neurowissenschaft an der Ruhr Universität Bochum.


WILLST DU MEIN FREUND SEIN? „Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern“, sagte Aristoteles. Marion Baumeister und Beatrice Pansch sind seit mehr als 50 Jahren eine solche Seele. Nach einer engen Freundschaft sehnen sich viele – auch in Zeiten von Social Media. TEXTKRISTINA GERTENMAIER FOTOSKRISTINA GERSTENMAIER&CHRISTIANE REINERT&MIRIAM WENDLAND&PRIVAT

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ls Marion Baumeister zum ersten Mal ihre Periode bekam, wandte sie sich in Panik an ihre Oma, bei der sie damals lebte. Die gab ihr mit den Worten „Jetzt bist du eine Frau“ und ohne weitere Erklärung einen Lappen. Mit dem rannte sie zu ihrer Freundin Beatrice Pansch zwei Häuser weiter. „Ich dachte damals, ich muss verbluten. Trixi konnte ich alles haarklein erzählen, wir setzten uns hin und sie klärte mich auf. Dafür bin ich ihr noch heute dankbar.“ Heute, das ist 51 Jahre später. Marion Baumeister ist inzwischen 63 Jahre alt.

Zeitreise: Marion Baumeister (oben) und Beatrice Pansch (darunter) lernten sich schon als Teenager kennen.

Als sich ihre Eltern Anfang der 60er Jahre trennten, zog Marion von Hagen-Haspe zu ihrer Oma in die Innenstadt. Auf dem Spielplatz in ihrer Straße lernten die beiden Freundinnen sich kennen. Die Perioden-Episode sei das erste prägende Erlebnis gewesen, erinnert sich Pansch, die heute ebenfalls 63 Jahre alt ist. Es 16

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folgten die ersten Erfahrungen mit Jungs, die beide miteinander durchlebten, und der erste BH, den die eine an die andere weitergab. „Trixi hatte einfach immer ein offenes Ohr für mich und so eine souveräne Art, immer wieder Ruhe reinzubringen“, sagt Baumeister. Als Panschs Vater eine Stelle in Australien bekam, war seine Teenie-Tochter wenig begeistert. Mit ihrer Freundin schloss sie sich täglich im Badezimmer ein, wo sich die beiden zum Sound des MarianneRosenberg-Hits „Er gehört zu mir“ immer wieder tränenreich voneinander verabschiedeten. Die Australienpläne zerschlugen sich, die Freundschaft blieb. Auch als Pansch nach Herdecke aufs Gymnasium wechselte und beide neue Freunde fanden. Zu dieser Zeit sahen sie sich oft wochenlang nicht. „Wenn wir uns dann aber getroffen haben, war die Verbundenheit sofort da“, sagt Pansch.


Beide heirateten, es kamen Kinder und sie sahen sich wieder häufiger. „Trixi bekam alle ihre drei Jungs zu Hause“, sagt Baumeister. „Das fand ich unheimlich stark.“ Der erste wirkliche Bruch kam erst, als Pansch nach der Trennung von ihrem Mann Ende der 80er Jahre entschied, ihrem Leben eine völlig neue Wendung zu geben. Sie gab ihren Job als Beamtin beim Hagener Fernmeldeamt auf und zog in das 200 Kilometer entfernte Marburg in Hessen. Dort schulte Pansch zur Ergotherapeutin um. Die drei Söhne ließ sie in der gewohnten Umgebung beim Vater. Ein gesellschaftlich nicht immer akzeptierter Schritt − in den 80er Jahren noch weniger als heute. „Damals hab ich das nicht verstanden, insgeheim habe ich sie ein bisschen dafür verurteilt und natürlich habe ich auch erst mal geschmollt“, gesteht Baumeister, die im Einzelhandel arbeitet. „Marion war eine der wenigen, der ich überhaupt von meinen Plänen erzählt habe“, sagt Pansch.

Die alte Vertrautheit war sofort wieder da Fünfzehn Jahre vergingen, bis die inzwischen ebenfalls geschiedene Baumeister Panschs Ex-Ehemann zufällig auf der Straße traf und ihn nach der Nummer der Freundin fragte. „Als ich anrief, war sofort die alte Vertrautheit da. Und als ich dann kurz darauf hinfuhr, war alles wie immer“, sagt Baumeister. Heute besuchen sich die Freundinnen mehrmals im Jahr. Dann schlafen sie sogar nebeneinander in einem Bett. „Dann ist einfach alles saugemütlich und komplett stressfrei“, beschreibt Baumeister. Eine so alte und so innig gewachsene Freundschaft gebe es selten, glaubt sie. Sie jedenfalls kennt in ihrem Umfeld nur wenige und die scheinen in der Familie zu liegen: Ihre Oma, bei der sie aufwuchs, hatte eine Freundin, die ihr noch ins Altenheim Briefe schrieb. Als sie starb, waren die beiden 72 Jahre lang befreundet. Auch ihr zweiter Ehemann pflegt eine solche Freundschaft, und Pansch weiß von einer sehr engen Freundschaft einer ihrer Söhne zu berichten. Eine solch innige Freundschaft wünschen sich viele Deutsche. Das

hat das Institut für Demoskopie Allensbach 2013 ermittelt: Die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts belegt, dass gute Freundschaften und enge Beziehungen für viele an oberster Stelle der Lebens-Prioritäten-Liste stehen. Für 85 Prozent der Befragten sind Freunde im Leben besonders wichtig – wichtiger als ein guter Familienzusammenhalt, eine glückliche Partnerschaft oder Kinder zu haben. 75 Prozent der Befragten glauben, dass es so etwas wie Freunde fürs Leben gibt. Und jeder zweite über 30, ob mit oder ohne Partner, sehnt sich nach engen oder engeren Freundschaften. Nur wenn Kinder im Spiel sind, hat die Familie Priorität, fanden die Meinungsforscher heraus. Auch der Berliner Psychotherapeut und Buchautor Wolfgang Krüger beobachtet: „Freundschaften werden in der heutigen Zeit wichtiger als früher. Der Trend geht dahin, dass wir selbstbestimmte Beziehungen mit gleichzeitiger Verbindlichkeit wollen“, sagt er. Damit nehme der Wunsch nach Freundschaften zu. Die Familie hingegen werde zunehmend in Frage gestellt. Das liege daran, dass man, dem Zeitgeist entsprechend, über eine Freundschaft und deren Intensität selbst entscheiden könne.

Freunde sind wichtiger als Familie In seiner Berliner Praxis erlebt Krüger täglich, dass allen seelischen Problemen immer auch soziale Defizite zugrunde liegen. Kommen Patienten mit Depressionen, Angstzuständen oder psychosomatischen Symptomen zu ihm, spielen immer auch Freundschaften und die Steigerung der Freundschaftsfähigkeit in der Therapie eine Rolle. „Freundschaft ist vor allem die Beziehung zu sich selbst“, schreibt Krüger in einem Fachartikel. „Der Zugang zum eigenen Innenleben ist jener Resonanzboden, auf dem sich Freundschaften entwickeln.“ Regelmäßig führt er auch reine „Freundschaftsberatungen“ durch. Zu ihm kommen Menschen, die seit vielen Jahren enge Freundschaften führen, welche jedoch kurz davor sind zu zerbrechen. Ähnlich wie in einer Paarberatung lässt er 17

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beide Freunde zu Beginn ihre Sichtweise artikulieren und reflektieren. Er will zeigen, wie der jeweils andere die Problematik schildert. Darauf folgen Analysen der Gemeinsamkeiten der Freunde und des Konflikts, um den Standpunkt des anderen zu verstehen. Ziel der Beratung ist ein besserer Umgang mit Konflikten in der Freundschaft. Die Klienten lernen, offen über Wünsche und Ansprüche zu sprechen. „Sowohl in meiner psychotherapeutischen Arbeit als auch in der Freundschaftsberatung gehe ich davon aus, dass gute Freundschaften eine der wichtigsten Säulen unseres Glücks darstellen“, schreibt Krüger in dem Artikel. 2010 veröffentlichte Psychotherapeut Krüger ein Buch mit dem Titel „Wie man Freunde fürs Leben gewinnt“. Darin geht er unter anderem der Frage nach, worin die Sehnsucht der Menschen nach tiefen Freundschaften begründet liegt und warum diese lebenswichtig sind. „Das größte Problem, das wir Menschen haben, ist die Einsamkeit“, sagt er. „Wir brauchen aber Verbindungen.“ Denn Depressionen oder Angstzustände entstünden aus Einsamkeit. Mit guten Freunden lebe man nicht nur länger, sie verhälfen meist auch zu einem besseren Immunsystem und vor allem zu einer besseren seelischen Stabilität. Beatrice Pansch und Marion Baumeister haben anscheinend alles richtig gemacht. Auch wenn sie sich nur selten – zwei- bis dreimal im Jahr – sehen, nehmen sie am Leben der anderen teil. Sie telefonieren häufig. Einfach so, aber vor allem, wenn sie etwas belastet. „Das Besondere an unserer Freundschaft ist totales Vertrauen, das Wissen darum, dass uns nichts mehr trennen kann und wir uns alles, wirklich alles erzählen können“, resümiert Pansch. Das findet auch Baumeister. Auf ihren

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Trixi hatte einfach immer ein offenes Ohr für mich und so eine souveräne Art, immer wieder Ruhe reinzubringen.

bevorstehenden Ruhestand freuen sie sich deshalb. Sie wollen ihn beide und häufig gemeinsam in „fröhlicher Unruhe“ verbringen.

Schreckensszenario: soziale Vereinsamung Ist eine solche Freundschaft für uns jüngere Generation in Zeiten von Twitter, Facebook und Co. überhaupt noch möglich? Kulturpessimisten rufen seit Jahren das Ende von engen Freundschaften aus. Sie befürchten, dass soziale Netzwerke Begriffe von Freundschaft und Nähe verwässern und echte soziale Vernetzungen ersetzen. Tiefgründige Gespräche seien in digitaler Form nicht möglich. Tatsächlich sind 67 Prozent aller Internetnutzer in sozialen Netzwerken unterwegs, 57 Prozent davon bei Facebook. Bei den Unter30-Jährigen, den sogenannten DigitalNatives, sind es sogar 89 Prozent. So die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue

Medien e.V. aus dem Jahr 2013. Dazu passend stellte der Mathematiker Stephen Wolfram im selben Jahr in einer Studie fest: Im Durchschnitt haben FacebookNutzer 342 Freunde. Doch 150 Kontakte seien die Obergrenze für das menschliche Gehirn, sagte der Psychologe Robin Dunbar Anfang der 90er Jahre. Und aus diesen Kontakten Freundschaften zu entwickeln, dazu ist der durchschnittliche Mensch nur in wenigen Fällen fähig, meint Psychotherapeut Krüger. Führen soziale Netzwerke also zu einer Überforderung? Verlieren sich enge Vertrautheiten in den Weiten der digitalen Welt? Krügers Berliner Kollegin Franziska Kühne ist davon überzeugt. In Talkshows und Zeitungsartikeln proklamiert sie immer wieder, dass schwere Zeiten für enge Freundschaften angebrochen seien. Das Problem bestehe darin, dass Facebook und andere Netzwerke Beziehungen und so auch Freundschaften unverbindlicher machten. „Die Menschen ziehen sich stärker zurück und entwickeln zum Teil soziale Phobien“, sagt sie in einem Interview mit dem Focus. „Online-Netzwerke lassen Welten zusammenbrechen und schaffen viele Dramen. Infolgedessen therapiere ich sogar Suizidgedanken und -versuche.“ Vor drei Jahren veröffentlichte Franziska Kühne zu diesem Thema das Buch „Keine E-Mail für Dich. Warum wir trotz Facebook & Co vereinsamen“. Darin schreibt sie, digitale Kommunikation sei passive Kommunikation. Es gehe

Marion Baumeister (links) Beatrice Pansch (rechts) sind seit mehr als 50 Jahren befreundet.

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all das verloren, was wir brauchen, um Nähe und dauerhafte Stabilität aufzubauen. Sie befürchtet, dass im Jahr 2050 die Menschen in dunklen Räumen allein vor hellen Bildschirmen sitzen. Wolfgang Krüger hingegen sieht das differenzierter: „Facebook hat mit Freundschaft im eigentlichen Sinne nichts zu tun“, sagt er der pflichtlektüre. „Freundschaft ist doch etwas ganz altmodisches. Und eine gute Freundschaft ist wie die schwierige Suche nach einem Diamanten. Facebook hilft lediglich dabei, sich zu organisieren.“ Gefahr

bestehe nur für Menschen, die ohnehin Angst vor Bindungen haben, meint Krüger. Denn diese Menschen könnten Facebook-Freundschaften mit echten Sozialkontakten verwechseln und sich dann darin verlieren. Krügers Einschätzung bestätigt auch eine Befragung der pflichtlektüre unter Dortmunder TU-Studierenden: So sagten fast alle der Befragten, Facebook sei nur ein Hilfsmittel zur besseren Organisation oder um über weite Distanzen leichter in Kontakt zu bleiben. Bei Freundschaften geht es also nicht um die Anzahl, sondern um die Qualität. Um eine lebenslange

Freundschaft wie die von Beatrice Pansch und Marion Baumeister zu führen, kennt Psychotherapeut Krüger ein einfaches Mittel: Immer aktiv und neugierig bleiben. Und: „Man braucht Gespräche, die ans Herz gehen. Der andere muss Teil meiner inneren Welt werden.“

„Vertrauen macht Freundschaft aus“ Wie haltet ihr Freundschaften lebendig, bei denen ihr nicht den Alltag teilt? Was macht eine gute Freundschaft aus? Und welche Rolle spielen Soziale Netzwerke dabei? Wir haben uns auf dem Campus umgehört.

„Freundschaften kann man mit Ehrlichkeit halten. Immer für den anderen da zu sein – auch wenn man eigentlich keine Zeit hat. Häufig in Kontakt zu stehen hält Freundschaften aufrecht, ob in der Realität, über WhatsApp, Facebook oder am Telefon. Aber wirklich gut sind nur persönliche Treffen. Facebook verändert meine Freundschaften nicht. Auf die wirklich guten hat es gar keinen Einfluss.“

„Meine echten Freunde kannte ich schon vor Facebook. Wichtig ist es, sich regelmäßig zu sehen. Daher hat Facebook eigentlich nichts mit Freundschaften zu tun. Richtige Freunde habe ich vielleicht zehn, der Rest meiner Online-Kontakte sind Bekannte. Eine gute Freundschaft macht Vertrauen aus, miteinander Spaß zu haben und gegenseitiger Respekt. Besuche, SMS und Nachrichten halten die Freundschaft lebendig.“

Irina (18), studiert bald Journalistik oder Kulturwissenschaft

Felix (20), studiert Wirtschaftswissenschaften

„Für mich macht Wahrheit eine gute Freundschaft aus. Durch jede Art der Kommunikation kann man sie lebendig halten. Sich regelmäßig zu treffen ist dabei am Wichtigsten. Soziale Netzwerke machen es leichter, in Kontakt zu bleiben. Aber auf die Qualität meiner Freundschaften haben sie keine Auswirkungen. Persönliche Kontakte sind viel schöner.“

„Vertrauen macht eine Freundschaft aus; auch, dass man über alles reden kann und dass einem Kritik nicht krumm genommen wird. Ich halte Kontakte hauptsächlich über WhatsApp. Wenn ich meine Familie besuche, versuche ich alle meine Freunde, die noch dort sind, zu treffen. Facebook nutze ich nur, um Infos von Freunden zu bekommen.“

Jiljana (27), studiert Theologie und Germanistik

Thomas (20), studiert Chemie 19

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susi &evi &stefan &rainer Gedichte, Slamtexte, Aphorismen: Ihre Literatur könnte unterschiedlicher nicht sein. Autor Silas Schefers traf vier TU-Studenten, die die Literatur als ihre große Liebe teilen. Über Leidenschaft, den Reiz am Schreiben – und vermeintlich verstaubte Literatur. TEXTsilas schefers FotosDaniela Arndt



Vielleicht bin ich einfach nur ein Snob Susanne Romanowski (19) setzt bei ihren Gedichten auf den innovativen Umgang mit Sprache. Die Studentin der Angewandten Literatur- und Kulturwissenschaften findet: Lyrik darf man doof finden. Einfach so.

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ist du eine von denen, die sagen: „Ohne Schreiben könnte ich nicht leben“? Ne, das bin ich nicht. Wenn die Welt unterginge, würde ich drauf verzichten und mich aufs Überleben konzentrieren. Ich muss aber auch nicht schreiben, weil ich in meinen Werken nur die Bilder wiedergebe, die ohnehin in meinem Kopf sind. Man kann es mir also gar nicht verbieten. Aber schade wäre es schon, wenn ich keine Texte mehr schreiben könnte. Text – das bedeutet bei dir Gedicht? Ja, ich schreibe eigentlich ausschließlich Gedichte. Prosa zum Beispiel, also ungebunden an Verse, Reime und Rhythmus zu schreiben, ist einfach nicht mein Ding. Wenn ich mich mal an Prosa versuche, verliere ich mich in Details und dann endet es irgendwie doch wieder in einem Gedicht. Und die sind dann meistens ziemlich kurz. Das stimmt: Ich schreibe keine Epen. Und bis der Rohentwurf steht, dauert es auch nur eine halbe Stunde. Ist denn alles, was du schreibst, gut so wie es ist?

Nein, das nicht. Aber das muss es auch nicht. Das ist ein ganz falsches Bild, das auch im Deutschunterricht vermittelt wird. Dort ist Lyrik erhaben und unantastbar. Lyrik tritt meistens nur am Rande des Deutschunterrichtes auf. Und irgendwie hat keiner so richtig Lust drauf – noch nicht einmal der Lehrer. Das liegt auch daran, dass der Deutschunterricht nur einen kleinen Teil der Lyrik zeigt. Und deshalb sagen alle: „Ich weiß nicht, was mir das sagen soll.“ Niemand traut sich, es zu interpretieren. Weil sie Angst haben, es falsch zu machen? Ja – leider. Darf man Gedichte auch doof finden? Ja, darf man – ohne Begründung und einfach so. Lyrik sollte auf keinem hohen Podest stehen, sie muss entthront werden. Und noch ein Problem: Nicht hinter jedem Gedicht muss eine moralische Botschaft gesucht werden. Der Wert des Werkes kann auch in ganz anderen Aspekten liegen. Etwa in der Sprache. Meine Gedichte haben keine festen Themen. Der einzige Anspruch, der sich durch all meine Gedichte zieht, ist der, einen innovativen und ungewöhnlichen 22

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Umgang mit Wörtern und Sprache allgemein zu suchen. Das können dann auch vermeintlich hässliche Wörter sein, die in einen anderen Kontext gesetzt werden. Wie machst du das? Der Reiz an der Lyrik ist für mich die Sprache. Das merke ich, wenn ich selbst lese: Das Schöne an Literatur ist es, Verknüpfungen herzustellen, die es vorher nicht gab. Dieser Überraschungsmoment ist toll. Ein Beispiel: Wenn ich Holzleim sehe und merke, dass ich dieses Wort irgendwie in meinen Text unterbringen kann, dann tue ich das – aber nicht im Kontext „Baumarkt“, sondern in einem anderen. So entsteht die Überraschung. Das klingt nach Begeisterung. Nach einer Schriftstellerin, die Spaß hat an dem, was sie tut. Das habe ich auch. Zumindest meistens. Manchmal sitze ich auch da und habe ein Bild im Kopf, aber kriege den Text nicht rund. Das nervt wirklich. Wie stellst du dir deine Zukunft mit Literatur vor? Natürlich würde ich mich darüber freuen, wenn ich erfolgreich werde. Wichtiger ist aber, dass die Sensibilität für mein Um-


regen,

feld bleibt. Ich meine: Wahrnehmung. Eigentlich läuft alles nur über Wahrnehmung. Ich sehe etwas, habe ein Bild im Kopf und daraus wird ein Text. Das ist zumindest der Plan. Was ist mit Poetry Slam? Nicht dein Ding? Ich bin froh, dass es Poetry Slam gibt, dass Menschen Zugang zu Literatur bekommen. Wir kommen weg von den Lesungen, bei denen alle gelangweilt dasitzen. Aber es passt nicht zu mir. Ich habe es ausprobiert und es hat sogar Spaß gemacht. Ich kann verstehen, dass es so viele Menschen bannt. Aber meine Texte gehören da nicht rein, Slam-Texte sind für mich einfach nicht die natürlichste Ausdrucksform. Außerdem bleibt die literarische Qualität häufig hinter dem Wettbewerbscharakter zurück. Klingt nach einer klassischen Literatin. Na ja, vielleicht bin ich auch einfach nur ein Snob.

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Energetisch, wild und überschäumend Evi Spies (29) mag die kreative Ordnung: Auf ihrem Schreibtisch steht nur ein Computer. Die Studentin der Angewandten Literatur- und Kulturwissenschaften sagt: Was sie heute tut, macht sie zum glücklichsten Menschen der Welt.

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vi, du bist 29 Jahre jung. Seit Januar malst du, seit vorigem Jahr schreibst du. Was war in den 28 Jahren davor? Da konnte ich meine Gedanken noch nicht in Worte fassen. Ich habe zwar 1000 Word-Dokumente auf meinem Computer, einzelne Fragment, aber das war alles nicht rund genug. Und dann, auf einmal, war es gut genug? Eigentlich schon. Ich lag abends im Bett und plötzlich schossen Worte und Zeilen durch meinen Kopf und formten sich zu einem Gedicht – energetisch, wild und überschäumend. Ich bin aufgestanden, an den Computer gegangen und habe einfach losgeschrieben. Und dann wusste ich auf einmal: Das Gedicht ist gut so. Es ist fertig. Ich bin keine rationale Person – eher eine fühlende. Was ich fühle, kommt in meine Werke. Und das macht mich zum glücklichsten Menschen der Welt.

Du warst früher Sekretärin. Wie passt das zu deinem kreativen Hobby? Ja, ich bin zwar ein fühlender Mensch, aber ein ordentlicher. Ich liebe es zu planen. Zu organisieren. Aber mein Beruf hat mich nicht inspiriert. Ich dachte: Da muss es noch mehr geben, das machst du nicht bis du 80 bist. Heute mache ich nur noch, worauf ich Lust habe. Ich will meine Gedanken, meine Kunst weitergeben. Ich möchte meine Erkenntnisse unter die Menschen bringen, zum Beispiel mit meiner Website „21gKunst.de“. Hier vereine ich mein gesamtes künstlerisches und literarisches Schaffen. Warum „21g“? Ein Arzt hat im 19. Jahrhundert das Gewicht von lebendigen und toten Körpern verglichen – und festgestellt, dass genau 21 Gramm fehlen. 21 Gramm, das Gewicht der Seele also. Ich will damit sagen: Meine Werke sind Ausdruck meiner Seele, sie stammen von dort. 24

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Du verkaufst deine Werke und fertigst sie auch auf Wunsch an. Verkaufst du deine Seele? Könnte man sagen. Aber es heißt eher: Ich will meine Erkenntnisse, meine Ideen in die Welt hinaustragen. In den vorigen Monaten konnte ich die Ernte einfahren für meine Arbeit. Wieso sollte ich sie nicht mit anderen teilen? Ich glaube, dass meine Arbeit an mir selbst die Energie freigesetzt hat, die es mir möglich macht, zu schreiben und zu malen. Wenn du schreibst, dann entstehen oft Wortspiele oder Aphorismen, also einzelne Gedanken. Ist das deine persönliche Lieblingsform der Literatur oder schreibst du auch klassische Gedichte? Ich mache viele solcher Aphorismen und Wortspiele, das stimmt. Aber ich habe auch schon Gedichte geschrieben. Mein erstes Gedicht hieß „Blockade“.


Dauert es lange, bis du mit einem Werk zufrieden bist? Ganz klar: ja. Ich bin Perfektionistin. Und wenn etwas nicht so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe, kann ich ganz schön frustriert sein. Ich bin ein ungeduldiger Mensch und eine heillose Planerin. Ich stehe immer zehn Minuten zu früh an der S-Bahn-Haltestelle. Du bist kreativ, eine Freidenkerin. Gleichzeitig organisierst und planst du gerne. Wer ist Evi Spies denn jetzt? Ich plane gerne – stimmt. Aber das Studium hier an der TU gibt mir Freiheiten, die ich nicht mehr missen möchte. Auch wenn ich plane, weiß ich heute: In einem klassischen „Nine to Five“Job will ich nicht mehr arbeiten. Und: Ich übe gerade fleißig, nicht mehr zu viel zu planen. Ein Teil der Selbstreflexion. Ja! Und ich muss sagen: Es fühlt sich verdammt gut an.

ATION FINAL DESTIN wusstsein e B s e d n e k c lzu Ich bin achseer aus Energie In einem Me m Blick gleite ich dahin Mit treibende g Ein Leben lan Zwei Einheiten t Etwas e s lo it e z r a lb Unzäh nach nich k c ü r u z e h c u Auf der S fzulösen Um mich au tauchen Wieder einzu ichts, was ist. In alles und n 03/2015

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Die Ummant Zieht sich zu elung aus Vorarbeit Ihre Ankündigrück Auf höchster ung laut geflüstert Begrüßt mich Frequenz Befreundet m die Plötzlichkeit Falle ich ihr la it ihr seit vergangenem chend und g Jahr 03/2015 lücklich in die XX Arm ressort

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Dieses Leb-dein-Leben-Ding ist nicht meins Stefan Fischer (28) möchte unterhalten. Der Poetry Slammer und Student der Germanistik und Philosophie auf Lehramt bezeichnet sich selbst als Prosa-Onkel. Der gehobene Zeigefinger? Nicht sein Ding.

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tefan, hast du Angst vor dem weißen Papier? Nein, ich glaube nicht. Ich nehme erst Stift und Papier in die Hand, wenn ich eine Idee habe. Das sind lustig, alberne, aber auch alltägliche Ideen. Ich finde, Poetry Slam darf und muss alles dürfen. Ich möchte vor allem unterhalten – und Poetry Slam bietet mir die Möglichkeit dazu, weil es vielseitig ist. Haben ernsthafte Themen keine Berechtigung? Doch, schon. Aber das ist nicht meine Art. Dieses „Leb-dein-Leben-Ding“ ist nicht meins. Ich will die Welt nicht verbessern. Sehen das alle so? Nein. Feedback, vor allem beim Poetry Slam, kann richtig, richtig hart sein. Aber wenn gute Kritik zurückkommt, ist es umso schöner. Dann weißt du: Deine Worte lösen etwas Positives in den Menschen aus. Bist du bei deinen eigenen Texten perfektionistisch? Eindeutig ja. Ich habe auch schon viel weggeschmissen. Einiges liegt unveröffentlicht in meiner Schublade. Das kann nerven, aber eigentlich habe ich ein sehr, sehr entspanntes Hobby. Wenn ich

schreibe, rauche ich viel – da bin ich klassisch. Apropos „klassisch“: Was ist mit anderer Literatur? Kurzgeschichten zum Beispiel? Ich habe auch mal eine klassische Kurzgeschichte geschrieben. Eine Erzählung schreibe ich schon länger – es gibt auch schon eine Story und ein Ende, aber es fehlt noch etwas. Du bist also sehr selbstkritisch? Ja. Genau deshalb mache ich auch keine Lyrik. Ich muss immer meinen eigenen Ansprüchen genügen. Und bei Lyrik weiß ich: Da steckt unheimlich viel Arbeit hinter. Genauso ist es bei einem Roman. Ich hätte Angst vor einem so großen Projekt. Es würde ewig dauern, bis ich das Gefühl hätte: Jetzt ist es bereit zur Veröffentlichung. Wie kam es dazu, dass du begonnen hast, Literatur zu machen? Ich habe schon in der Oberstufe hier und da geschrieben. Nie hatte ich einen fertigen Text, immer nur Bruchstücke. Mein erster Text war eine Fußball-Erzählung. Dann habe ich das Seminar „Mythen des Alltags“ besucht – das hat mir viel gebracht. 2013 dachte ich dann: Jetzt gehst du selbst auf die Bühne. 26

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Stefan Fischer, die Rampensau? Ich bin froh, dass ich sie beim Poetry Slam rauslassen kann. Die Leute hören mir zu, ich kann mit dem Publikum interagieren und das fühlt sich gut an. Aber Lampenfieber habe ich trotzdem. Ich will ja das Publikum nicht enttäuschen. Lampenfieber hilft mir bei der Konzentration. Wie fühlt es sich an, wenn der erste eigene Text fertig ist? Unbeschreiblich schön. Ich fühlte mich frei – ein erstes Mal, das ich jedem nur empfehlen kann. Und heute? Was genau schreibst du? Ich bin ein Prosa-Onkel. Ich will Geschichten erzählen – am besten mit bildlichen Vergleichen. Und Selbstironie ist mir wichtig. Ich spiele gerne mit Klischees und lasse sie in sich zusammenfallen. Und das alles lernt man in der Uni? Na ja, sagen wir: Man kann Anregungen bekommen. „Creative writing“-Seminare, also Literatur handwerklich zu lernen, das ist ziemlich amerikanisch. Mir hat das Schreiben meiner Bachelorarbeit geholfen. Der betreuende Professor hat mir erlaubt, frei zu schreiben und wegzukommen vom ausschließlich trockenen wissenschaftlichen Ton.


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Du sagst: Deine Texte sind unterhaltsam. Kritische Töne kennst du nicht? Doch, schon. Aber die Kritik muss pointiert sein, ein Augenzwinkern muss immer dabei sein. Kritik darf eben nicht zu plakativ sein, sie muss zwischen den Zeilen mitschwingen. Literatur sollte ein großer Eintopf sein: ein bisschen träumerisch, ein bisschen kritisch. Und immer mit Humor. Da liegt für mich der Reiz an der Literatur. Ich will mit Sprache spielen und überspitzen. Aber ich will den Zeigefinger nicht heben. Passt das zu deinem Beruf? Im Mai 2016 gehst du ins Referendariat. Als Lehrer wirst du bestimmt öfter den Finger heben und kritisch sein müssen. Ich will ja als Lehrer keinem Schüler meine Einstellung aufdrängen. Ich bin Idealist: Ich gehe in meinen Beruf mit diesem klischeehaften Aufklärungsgedanken. Zum Abschluss ein weiteres Klischee: Literatur ist verstaubt, oder? Literatur ist höchstens in der Wahrnehmung verstaubt. Oder anders: Sie verstaubt nur, wenn man sie nicht anfasst.

ortmund! ich weiß nicht wieso, aber immer öfter wenn ich danach gefragt werde, woher ich denn komme und eben jene einfache wie selbstbewusste antwort entgegne – Dortmund! – ernte ich Blicke, die sich zwischen Mitleid und entsetzen nicht so richtig entscheiden können. so als hätte ich gerade erzählt, dass mein süßer hund gestorben sei und gleichzeitig auf den tisch gekackt hätte. Blicke zwischen: „Oh, tut uns leid, dass du mit deinem offenen Bruch nicht mit uns in Wasser gehen kannst“ und „alter, um Gottes Willen pack deinen Penis wieder ein.“ (...) Manchmal passiert es aber, dass die ein oder andere ganz große leuchte, die Profis unter den iQ-limbotänzern, hartnäckig nachhakt: „Wieso?“ nicht aus ehrlichem interesse, sondern aus blanker Blödheit, ignoranz, hirn-Diarrhö, was weiß ich. so sachen halt… Wieso? Weil ich von Grund auf kacke bin! Weil ich gerne morgens schon Bier trinke, nur trainingsanzüge im Kleiderschrank habe und ich Kohle so lecker finde, weil ich später mein Kind mal Kevin nennen möchte und weil ich mich erst mit Vokuhila und schnäuzer wie ein ganzer Mann fühle. Weil ich im herzen ein asi bin! Würde ich dann immer gern entgegnen. aber weil ich angst habe, dass leute, die solch intelligente fragen stellen, den sarkasmus nicht verstehen könnten, entscheide ich mich für den diplomatischen Weg und belass es bei einem schlichten: „isso, muss man wohl mögen wollen. Woll?“ Manchmal erwische ich mich aber dabei wie ich einige Zeit später in Gedanken zu dieser schlichten frage zurückkehre und mich selber frage: Wieso? Und dann fällt mir eine kleine Begebenheit ein, die mir vor ein paar Jahren passiert ist: (...) Aus „Wahlheimat“ von Stefan Fischer Den kompletten Text findet ihr auf der Rückseite des Heftes


Manchmal nervt es. Meistens ist es geil. Poetry Slammer, Autor, Moderator, Master of Arts: Rainer Holl (31) schreibt Slam-Texte über Tage und Gedichte in Sekunden. Seine Werke sind humorvoll. Mit uns spricht er über vermeintlich unmoderne Literatur und Panikmache.

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ainer, du nennst deine Kunst Automatopoesie, also Schreibmaschinenlyrik. Was heißt das? Das Ganze ist an einem autofreien Tag auf der Autobahn entstanden. Ein befreundeter Künstler und ich wollten Passanten unsere Literatur näherbringen und fanden: Mit einem Infostand funktioniert das nicht. Also nahm ich eine Schreibmaschine, wartete auf Fußgänger, bekam ein paar Impulse und schrieb dann die Gedanken nieder, die in meinem Kopf waren. Raus kam ein maßgeschneidertes und ganz persönliches Gedicht. Fertig. Schreibmaschinen sind echt. Das knallende Geräusch der Anschläge erregt Aufsehen. Außerdem: Was einmal getippt ist, steht auf dem Papier und ist nicht mehr zu löschen. Schreibmaschinen haben Charme. Und all diese Gedichte gefallen dir dann? Teilweise bin ich unzufrieden mit dem, was ich niederschreibe. Teilweise will ich es gar nicht hergeben, so sehr gefällt es mir. Und die Themen …

… hängen ganz von denjenigen ab, für die ich das Gedicht schreibe. Vor kurzem kam ein Mädchen zu mir und erzählte mir, dass sie frisch von ihrem Freund getrennt sei. Dann habe ich ihr ein Gedicht geschrieben. Sie hatte Tränen in den Augen. Wie gesagt: Schreibmaschinenlyrik – die ist echt. Und wenn du nicht an der Schreibmaschine sitzt bist du Poetry Slammer? Ja, auch. Ich bin Kulturvermittler, Moderator, Autor, Blogger, Schreiblehrer und wissenschaftlicher Mitarbeiter. Klingt vielseitig. Warst du schon immer Literat mit Leib und Seele? Als Kind nicht. Vor meinem Studium der Angewandten Literatur- und Kulturwissenschaften habe ich begonnen, Englisch und Informatik auf Lehramt zu studieren. Und davor habe ich eine InformatikAusbildung gemacht. Literatur mache ich erst, seitdem ich an der Uni bin. Die Uni hat dir dabei geholfen, Literatur für dich zu entdecken? Ja. Das ist Sinn und Zweck des Studiengangs Angewandte Literatur- und 28

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Kulturwissenschaften: Man macht hier eine Entwicklung durch. Du arbeitest selbst als Schreiblehrer. Wie kann man Literaturmachen lernen? Man kann Impulse setzen, Interesse wecken, Türen öffnen – und das tut dieser Studiengang. Ich gebe gerne Hilfestellungen, aber die Entwicklung an sich, von der wir gerade sprachen, muss man einfach selbst durchmachen. Eine Basis muss natürlich da sein. Wie sieht es bei dir aus: Ist immer eine Basis da, wenn du schreibst? Ohne eine Idee im Kopf fange ich nicht an. Und dann dauert es eine Nacht und der Text ist fertig? Nein, so einfach ist das nicht. Sicher: Es gibt Texte, die schreibt man in Stunden. Aber es kommt vor, dass Texte ein oder zwei Tage liegenbleiben. Macht Schreiben eigentlich immer Spaß? Nein, manchmal nervt es und ist


anstrengend. Aber meistens ist es geil – wegen der Vorfreude, das Ganze vorzutragen. Ich will meine Ideen vortragen, will, dass sie andere Menschen hören. Deshalb ist Poetry Slam auch so reizvoll. Ist es dir wichtig, beim Poetry Slam erfolgreich zu sein? Klar. Es ist schön, wenn man weiterkommt. Wichtiger ist aber, einen guten Auftritt hinzulegen, nette Leute zu treffen, Spaß zu haben. Es geht ja auch nicht um Geld. Was ist mit der ganz klassischen Literatur, mit Goethe und Kafka? Ist Literatur für dich verstaubt? Zuerst: Nein, ist sie nicht. Es wird gelesen und es wird immer Bücher geben. Poetry Slam zum Beispiel boomt – das Medium bringt die Menschen an die Literatur. Und wenn gewisse Werke nicht mehr gelesen werden, ist das Zeitgeist. Goethe ist immer noch modern, aber wenn er es irgendwann nicht mehr sein sollte, ist es auch nicht schlimm. Es gibt keinen Tod der Bücher? Nein. Aber es gibt Panikmache.


DER SICHTER Stundenlang Bundestagsdebatten anschauen – Andreas macht das freiwillig. Er arbeitet als Sichter für die „heute-show“ und guckt dafür bis zu zehn Stunden Fernsehen am Tag.

TEXTJULIAN JULIAN BEYER&MARTINA ZAGORSKI FOTOCHRISTIANE REINERT

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ernsehen gucken und auch noch abkassieren: Wer würde bei diesem Angebot nicht schwach werden? Die Firma Prime Productions in Köln vergibt die scheinbar unwiderstehlichen Nebenjobs. Der Grund: Zur Produktion von Satiresendungen wie der „heute-show“ werden lustige Szenen gesucht. Für das Format im ZDF durchleuchten sechs Leute regelmäßig die Fernsehlandschaft. „Ich muss das Programm von Politsendern nach lustigen Szenen durchforsten, die für Oliver Welkes Sendung taugen“, sagt Andreas*. Der Dortmunder Archäologiestudent ist Sichter. Anstatt Pizza auszuliefern oder zu kellnern wie die meisten seiner Kommilitonen finanziert er sein Studium vor der Glotze. Zweimal die Woche starrt er in Köln bis zu zehn Stunden auf den Bildschirm. „Sobald sich ein Politiker lächerlich macht, wird es interessant“, sagt Andreas. Zuletzt dran glauben musste Elisabeth Motschmann, Bundetagsabgeordnete der CDU. In einem Interview sagte sie auf die Frage, warum die Politik in Bremen schlecht sei: „Arbeitslosigkeit ganz oben, da sind wir Spitze. Hartz-IV-Empfänger sind wir Spitze.“ Andreas gab die Szene an die Produzenten weiter und prompt wurde Motschmann in der nächsten Sendung auf die Schippe genommen. Moderator Oliver Welke machte aus ihrem Zitat eine „positive“ Werbung für die Stadt Bremen – typisch Satire eben.

Die Sichter werden nach Mindestlohn bezahlt: 8,50 Euro für eine Stunde Fernsehschauen. Hört sich nach einem bequemen Job an. Die Arbeit vor dem Fernseher verlange aber eine Menge Ausdauer, meint Andreas. Immerhin schauen sich die Sichter keine Sitcoms oder spannende Filme an, sondern Talkshows, Politmagazine und Bundestagsdebatten – und das stundenlang. Eine Rede vor dem deutschen Parlament von GrünenPolitiker Friedrich Ostendorff zur RindfleischEtikettierung zieht sich da schon mal. Politisches Fachwissen müssen die Sichter allerdings nicht haben, sagt Andreas’ Kollege Karsten: „Man braucht sich nicht unbedingt für Politik zu interessieren, wenn man hier arbeiten will. Ich zum Beispiel habe Lehramt studiert. Aber ein wenig Interesse für die tagespolitische Aktualität muss man aufbringen. Schließlich arbeiten wir für eine Politsatiresendung.“

*Nachname der Redaktion bekannt 30

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OMAS HAUSHALTSTIPPS

Was kommt in den Picknickkorb?

Der Sommer steht vor der Tür. Anstatt ihn hereinzubitten, gehen wir mit Redaktionsoma Liesel raus an die frische Luft. Denn wie lässt sich der Sommer besser genießen als bei einem schönen, ausgiebigen Picknick im Freien? TEXTCAROLIN WEST FOTOSDANIELA ARNDT ICONSCREATIVE STALL FROM THE NOUN PROJECT/ASHWINI SUKHVEDE FROM THE NOUN PROJECT

Ausrüstung

Das kommt in den Korb

„Als Picknickdecke eignen sich am besten solche, die unten mit einer silberfarbenen Folie beschichtet sind. Das ist ganz gut, wenn die Wiese noch etwas feucht ist. Teller, Gläser und Besteck mitzunehmen ist wahrscheinlich ziemlich umständlich. Wobei es ja richtige Picknick-Körbe mit Taschen für das Geschirr gibt. Trotzdem würde ich eher empfehlen Plastikteller und -becher mitzunehmen. Obst und Gemüse würde ich erst vor Ort kleinschneiden, damit es frisch bleibt, deshalb: Messer und Schäler nicht vergessen.“

„Gefüllte Blätterteig-Teilchen sind sehr beliebt. Man kann sie beliebig füllen, zum Beispiel mit Spinat oder Schinken. Den fertigen Blätterteig gibt es im Supermarkt zu kaufen. Außerdem sind Muffins eine schöne Kleinigkeit, die man gut mitnehmen kann. Süße Muffins kennt jeder, aber auch herzhafte können sehr lecker sein. Stockbrot zu machen ist auch eine Möglichkeit, das kommt immer gut an – vor allem wenn man Kinder dabei hat. Im Park ist es wahrscheinlich eher nicht erlaubt ein Lagerfeuer zu machen, aber Stockbrot kann man ja auch über einem Holzkohlegrill backen. Und grillen darf man ja sogar in manchen Parks.“ Stockbrot hat Liesel schon häufig selbst gebacken. Und dabei müssen einige Dinge beachtet werden: Man sollte ausschließlich Äste von nicht giftigen Bäumen verwenden, die Rinde des Astes entfernen und den Zweig mit einem scharfen Messer anspitzen. „Haselnusszweige eignen sich besonders gut zum Stockbrot backen“, empfiehlt Liesel.

Omas Geheimtipp

Redaktionsoma Liesel wohnt mit ihrem Mann in Witten in einem Haus mit großem Garten.

„Für Nudel- und Kartoffelsalat hat wahrscheinlich jede Familie ihr eigenes Rezept. Ich empfehle für einen Kartoffelsalat Salatcreme und Joghurt statt Mayonnaise zu benutzen, dadurch wird die Soße nicht so fettig. Zum Würzen der Soße verwende ich Gurkenwasser – ich nehme also Gewürzgurken, keine Salatgurken. Hinzu kommen gekochte Eier und natürlich Kartoffeln. Feste Mengenangaben habe ich nicht, das mache ich eher frei Schnauze.“

Ihr habt eine Frage rund um den Haushalt? Schreibt uns eine Email an redaktionsoma@gmail.com.

Stockbrot-Rezepte und viele weitere empfiehlt unsere Redaktionsoma auch auf pflichtlektuere.com. Einfach den QRCode einscannen und Heidelbeer-Muffins und Co. nachbacken. Und, was nehmt ihr zu eurem nächsten Picknick mit? 31

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UMGESTIMMT Hobel, Stecheisen und Feile statt Bücher, Laptop und Taschenrechner. Für Anna Görlitz aus Dortmund sieht der Arbeitsalltag anders aus als für die meisten in ihrem Alter: Die 25-Jährige ist Geigenbauerin. TEXTJULIA KÖRNER FOTOSJULIA KÖRNER&CHRISTIANE REINERT


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nna stoppt die Schleifmaschine. Es hat geklingelt. Sie bahnt sich ihren Weg vorbei an alten Notenblättern, Gemälden und Instrumenten, die die Wände schmücken. Geigen hängen von der Decke herab und liegen als saitenlose Holzkörper in Reih und Glied auf den Werktischen. Glasfläschchen, Pulverdosen und Pinsel füllen die Regale. Der schwere Geruch von Öl, Lack und etwas Holzstaub liegt in der Luft. Aus dem Zimmer nebenan dringt tief und melodisch die Stimme eines alten Cellos. In der Werkstatt des Geigenbaumeisters Volker Bley scheint die Zeit still zu stehen. Hier arbeitet Anna. Nur ein paar Meter abseits der Lindemannstraße im Dortmunder Kreuzviertel befindet sich die Schatzkammer alter Streichinstrumente. Ein Ort, an dem jahrhundertealtes Handwerk und die 25-Jährige zuhause sind. Anna hat hier ihren Traumjob gefunden. Seit sieben Jahren arbeitet sie als Gesellin in dem kleinen Familienbetrieb von Volker Bley. „Hier in meinem Heimatort diesen Beruf ausüben zu kön-

nen, das ist wie ein Sechser im Lotto“, sagt sie. Seitdem sie elf Jahre alt war, hat sie an der Gesamtschule DortmundGartenstadt Cello-Unterricht genommen. Ihr Lehrer war Volker Bley, ihr jetziger Arbeitgeber und Meister. Er erkannte schon damals ihr Talent und ihre Freude an dem Instrument.

Altes Handwerk in jungen Händen Die Werkstatt lässt für ihre Kunden keine Wünsche offen: Es gibt Geigen, Bratschen, Celli, Bögen. Anna hilft ihren Kollegen Volker und Jonathan Bley, dem Sohn des Geigenbaumeisters, neue Instrumente zu beziehen und gebrauchte zu reparieren. Restaurieren macht ihr am meisten Spaß. „Bei alten Instrumenten, die etwa zehn Jahre auf dem Dachboden oder im Keller gelagert wurden, müssen manchmal ganze Teile erneuert werden. Bei einem neuen Hals etwa muss alles abgemessen und in einen perfekten Winkel gebracht werden. Man muss genau überlegen, wie man dabei vorgeht. Das ist manchmal nicht so einfach.“ 34

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Typischerweise bereitet sie die Griffbretter und Wirbel der Geigen auf. Bei einer Reparatur sind oft alle Mitarbeiter der Werkstatt gefragt. Jeder macht dabei die Dinge, die er am besten kann. „Der Steg wird in der Regel von Jonathan bearbeitet oder erneuert. Ich baue die Teile dann meistens zusammen und ziehe die Saiten auf.“ Dazu gehört auch, dass Anna das Instrument spielt und stimmt. „Für den Beruf sollte man schon auch das Instrument beherrschen, mit dem man arbeitet. Dafür bekomme ich seit dreieinhalb Jahren einmal in der Woche hier Unterricht“, sagt Anna. Die Kunst des Bogenspannens ist dem Meister Volker Bley vorbehalten. Mit Erfahrung und Geschick befestigt er das Wildpferde-Haar mit einer kleinen Spiritusflamme und Wachs auf dem Bogen.

Auf Umwegen zum Ziel Eine Ausbildung zur Geigenbauerin – das machen nicht viele. Deutschlandweit gibt es nur etwa 3000 Menschen, die in diesem Beruf arbeiten. „Mit meinen Freun-


den kann ich nicht so sehr über meinen Job reden, das ist manchmal etwas schade“, meint Anna. BWL, Jura, Medizin: Viele ihrer Mitschüler wollten lieber studieren oder im medizinischen Bereich arbeiten als einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Ein Cello-Studium konnte Anna sich zwar auch vorstellen, verwarf diesen Gedanken aber recht schnell wieder. „Dafür hatte ich zu wenig Erfahrung mit einem Zweitinstrument. Das war aber Voraussetzung“, sagt sie. Die junge Musikerin lernte damals zusätzlich Klavier. „Außerdem ist es unglaublich, welcher Konkurrenz man da im Studium gegenübersteht. Damit einmal richtig Geld verdienen zu können, ist sehr hart.“ Ein anderes Studium sei für sie nicht infrage gekommen. Eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten war dann eine Art Notlösung. Die verfolgte sie nur so lange, bis Volker Bley sie nach einem halben Jahr in seine Werkstatt bat. Und zwar um den lang ersehnten Ausbildungsvertrag zu unterzeichnen. Drei Jahre lang lernte Anna Görlitz Theorie und Praxis des Geigenbauens. Die

Berufsschule in Mittenwald, im südlichen Bayern, fand sie vor allem gut, um Freundschaften zu schließen: „Ich war umgeben von vielen Leuten, die das Gleiche gemacht haben. Manchmal vermissen meine damaligen Mitschüler und ich das. Intensiver habe ich aber wirklich hier in der Werkstatt bei der Arbeit gelernt“, sagt Anna.

Vom Beruf zur Berufung „Geigenbauer ist kein stressiger Beruf, wenn man Zeit dazu hat, eine Geige zu bauen oder zu restaurieren.“ Oft laufen aber viele Dinge parallel: Kunden wollen beraten und die Aufträge müssen rechtzeitig fertig werden. „Dann kann es auch mal stressig werden. Es ist ja nun mal auch ein Beruf“, sagt die Gesellin. Am meisten freut es sie, wenn sie am Ende das fertige Produkt in den Händen hält. Das kann schon mal bis zu zwei Wochen dauern. „Es ist etwas Schönes, wenn man sieht, was man geschafft hat. Dafür kann ich unglaublich viel Geduld aufbringen.“ Um glücklich zu werden, muss man also 35

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nicht zwangsläufig studieren. Auch wenn das Studium für viele Zeit zur Orientierung und Berufsfindung bietet, was nicht immer ein Vorteil sein muss. Eine ihrer Freundinnen studierte jahrelang und brach dann ab. Seitdem sie nun eine Ausbildung zur Krankenschwester mache, sei sie kaum wiederzuerkennen, erzählt Anna. So ergehe es vielen in ihrem Alter. All denjenigen rät sie aus eigener Erfahrung: Wer herausfindet, dass ihn die Berufswahl unglücklich macht, kann immer noch etwas anderes machen. Schließlich müsse man fast den ganzen Tag am Arbeitsplatz verbringen. „Geld allein macht nicht glücklich. Es macht einen krank auf Dauer, wenn die Arbeit keinen Spaß macht“, sagt Anna Görlitz, während sie sich an die Zeit ihrer ersten Ausbildung erinnert.

Die richtige Work-Life Balance Ihrer Zukunft blickt sie gelassen entgegen: „So lange ich damit meine Brötchen bezahlen kann, bin ich zufrieden“, sagt sie. „Mal gucken, was kommt.“ Ob sie


ihren Meister machen wird, weiß sie noch nicht. Eine Veränderung wünscht sie sich für die kommenden Jahre im privaten Bereich: Eine eigene Familie zu gründen ist für sie der nächste Schritt. Anna mag zwar einen außergewöhnlichen Beruf haben, doch außerhalb der Werkstatt ist die junge Geigenbauerin kein Paradiesvogel. Wenn sie nicht arbeitet, dann joggt, klettert und trainiert sie im Fitnessstudio, trifft Freunde und geht aus. Seitdem sie von ihrem Chef einmal im Monat ins Dortmunder Konzerthaus mitgenommen wird und selbst viel Zeit mit klassischer Musik verbringt, darf es dann nach Feierabend auch mal Musik in anderer Variation sein: Das Spektrum reicht von Charts bis hin zu Elektro. „Wenn ich abends feiern gehe und jemand fragt mich, was ich beruflich mache, sage ich manchmal einfach, ich arbeite bei einem Bäcker. Manchmal habe ich einfach keine Lust auf die vielen Fragen, die mein Beruf aufwirft“, sagt Anna und grinst.


ABGEFAHREN ABGEFAHREN Ihr wollt Kultur, Action und Abenteuer? Wir gehen mit dem NRW-Ticket bis ans Limit und nehmen euch mit auf eine Reise durch das Ruhrgebiet und darüber hinaus. Diesmal: Karl Lagerfelds „Modemethode“ in Bonn. TEXTMARLON SCHULTE FOTOSDAVID ERTL/ KUNST- UND AUSSTELLUNGSHALLE DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

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ie Zahl der Deutschen, die es in der Welt zu Ruhm und Ansehen gebracht haben, ist überschaubar. Es gibt da etwa die Model-Mama Heidi Klum, den Basketballer Dirk Nowitzki oder die Altrocker von den Scorpions – und es gibt den mit dem weißen Pferdeschwanz: Karl Lagerfeld. 1954 bekam er einen Preis des Internationalen Wollsekretariats für einen seiner Mäntel. Dieser Preis ebnete ihm den Karriereweg in die Modebranche. Seitdem gehört der spitzzüngige Deutsche zur Modewelt wie die Sonnenbrille zu ihm selbst. Die Bonner Bundeskunsthalle widmet dem Visionär derzeit die Ausstellung „Modemethode“. Am Eingang steht ein Schreibtisch voller Blätter, Modemagazine und Stifte. Auf dem Boden zig Tüten, bis zum Rand voll mit Büchern und Zeitschriften. Darauf stehen bekannte Namen wie „Coco“, „Vogue“ oder „Karl“. Normalerweise sitzt Letzterer an diesem Schreibtisch und malt die Skizzen, die später auf den Brettern der Modewelt präsentiert werden. Hinter der nächsten Ecke erwarten den Besucher eben diese Bretter. Auf der Chanel Show 2014 liefen die Models über den Chanel Boulevard. Dabei demonstrierten sie mit Slogans wie „Make Fashion Not War“ für mehr Modebewusstsein. Als Ausstellungsbesucher fühlt man sich wie ein Teil dieser Demo. Kahle Betonwände und eine aufgemalte Straße bringen die Pariser-Show für einen kurzen Moment

nach Bonn, danach stehen die teilweise sehr bunten Kreationen der Marken wieder im Fokus. 30 Looks von „Fendi“, 20 von „Chloé“, 62 von „Chanel“ und 14 aus der Eigenmarke des Designers plus Accessoires schmücken den begehbaren Karl-Zeitstrahl. Die Exponate wurden aus den millionenschweren Archiven der Modehäuser geholt, für die Karl Lagerfeld seit Jahrzehnten arbeitet. Die Entwicklung einzelner Trends lässt sich über die verschiedensten Jahrzehnte hinweg beobachten – und stilmäßig sind sie dem, was heute wieder in den Geschäften hängt, ziemlich ähnlich. Beim Rundgang entsteht schnell der Eindruck, man laufe im Trend-Kleiderschrank der letzten vier Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts umher. 37 raus

Die ungewöhnlichen Wollstoffe, die krassen Farben und unkonventionellen Schnitte sehen an den steifen Puppen teilweise etwas zu extravagant aus. Außer des „Kleinen Schwarzen“ oder der „originalen“ Chanel Bag sieht man aber auch so gut wie keine der Designerstücke regelmäßig in der Dortmunder Innenstadt. Gerade deswegen ist die Ausstellung einen Besuch wert. Sie bietet die Möglichkeit, der Genialität und Kreativität des wohl berühmtesten deutschen Modedesigners ganz nah zu sein. Und auch für diesen Anlass gibt es ein Zitat von Lagerfeld, das perfekt zu ihm und der Ausstellung passt: „I‘m very much down to earth, just not this earth“ – Ich bin sehr geerdet, bloß nicht auf dieser Erde.

Wo? Wann? Wie teuer? Wo? Bundeskunsthalle Bonn, Museumsmeile, Friedrich-Ebert-Allee 4 Anfahrt: RE nach Köln Hauptbahnhof, Umsteigen nach Bonn Hauptbahnhof, von dort U16/63/66 bis Heussallee/ Museumsmeile Wann? 28. März bis 13. September, Dienstag und Mittwoch von 10 bis 21 Uhr, Donnerstag bis Sonntag/an Feiertagen von 10 bis 19 Uhr Wie teuer? 6,50 Euro für Studenten Weitere Infos: www.bundeskunsthalle.de


HINGESCHAUT Ein Stück Ruhrpottkultur auf der Bühne: Der Film-Klassiker „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“ wird von Laienschauspielern des Nordstadttheaters neu interpretiert. Sie zeigen den Film als Theaterstück im Roxy Kino. TEXT&FOTOSMELISSA PFEIFFER

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omeo und Julia, West Side Story, Hamlet und Macbeth – TheaterKlassiker wie diese werden in zeitgemäßer Inszenierung für die Kinoleinwand verfilmt. Das Ensemble des Nordstadttheaters in Dortmund macht es andersherum und bringt Kino-Klassiker auf die Theaterbühne. Bereits seit 2001 schreiben 15 schauspielbegeisterte Laien bekannte Serien und Kult-Filme für die Theaterbühne um. In diesem Jahr fiel die Wahl auf eine der erfolgreichsten deutschen Komödien, die im Ruhrgebiet spielt: „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“. Ein Film, der seit dem Start im Jahr 1999 immer noch ununterbrochen Teil des Programms des UCI-Kinos in Bochum ist und Kultstatus erreicht hat. Und das nicht nur wegen der Fußball-Szene, die in einem Ruhrgebietsfilm natürlich nicht fehlen darf. Die Regisseurin Gesa Schölgens setzt bei der Inszenierung nicht ausschließlich auf schauspielerische Elemente. Sie mixt diese mit eigens dafür nachgedrehten Filmsequenzen. So entsteht für den

Zuschauer eine Mischung, die nah an den Originalfilm herankommt und Platz für neue Interpretationen lässt. Damit das Ergebnis am Ende so authentisch wie möglich ist, werden alle Ressourcen der Theatergruppe ausgeschöpft. „Jedes Mitglied übernimmt in der Regel mehrere Rollen. Auch Freunde und Familie müssen als Komparsen einspringen. Improvisation und Kompromisse sind kein Hindernis, sondern ein besonderer Ansporn“, erzählt Jutta Dietrich, die als Vorsitzende des Theatervereins selbst eine Rolle im Stück übernimmt. Sie glaubt, dass sich der Besuch beim Nordstadttheater auch für diejenigen lohnt, die den Film noch nicht kennen. Denn die mitunter chaotische Geschichte des Kleinkriminellen Keek birgt viel Situationskomik: Nach einem Einbruch mit seinem Komplizen Kalle landet dieser im Knast. Er verpfeift Keek nicht an die Polizei, fordert dafür aber 90 Prozent der Beute. Dummerweise hat Keek das Diebesgut bei Pferdewetten verspielt 38

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und braucht nun dringend Geld, weil der cholerische Kalle aus dem Gefängnis ausgebrochen ist und plötzlich vor seiner Haustür steht. Was nun folgt, macht der Chaostheorie alle Ehre. Der Zuschauer darf gespannt sein, welche Hindernisse sich Keek in den Weg stellen und ob es ihm gelingt, das Geld für Kalle aufzutreiben. Das Nordstadttheater freut sich übrigens immer über Nachwuchs. Wer selbst gerne mal seinen Lieblingsfilm auf der Bühne umsetzen will, ist eingeladen, sich der Schauspieltruppe anzuschließen.

Was? Wo? Wann? Wie teuer? Was? „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“ wird als Theaterstück von Laienschauspielern aufgeführt Wo? Roxy Kino, Münsterstraße 95 Wann? 13., 19., 20. und 21. Juni, jeweils ab 21.30 Uhr Wie teuer? kostenlos Weitere Infos: nordstadt-theater.de


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Impressum Herausgeber Institut für Journalistik, TU Dortmund

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Redaktionsleiterin Sigrun Rottmann Redaktion Uni-Center, Vogelpothsweg 74, Campus Nord, 44227 Dortmund Tel.: 0231/755-7473, post@pflichtlektuere.com Chefin vom Dienst Julia Knübel Redaktionspraktikant Christian Kleber

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Projektleiter Dr. phil. Marco Dohle (ViSdP)

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Textchef Victor Fritzen Fotoredaktion Daniela Arndt, Christiane Reinert Layout & Grafik Mareike Fangmann, Ramesh Kiani, Anneke Niehues, Martin Schmitz, Stella Venohr, Philipp Ziser Redakteure und Reporter Lukas Arndt, Julian Beyer, Richard Brandt, Till Dörken, Jana Fischer, Kristina Gerstenmaier, Lucas Gunkel, Rebecca Hameister, Svenja Kloos, Julia Körner, Lara Mertens, Melissa Pfeiffer, Sophie Schädel, Silas Schefers, Michael Scheppe, Marlon Schulte, Helene Seidenstücker, Carolin West, Henrik Wittenborn, Martina Zagorski, Michael Zdzuj Das Grafikteam dankt ... ... Stevie, Gerald und Didi; Anna für ihre strahlend blauen Augen; Kalle Grabowski; der unnachahmlichen Prio1 und der super tollen Technik, die uns nie im Stich lässt. Druck Hitzegrad Print Medien & Service GmbH Auf dem Brümmer 9 44149 Dortmund

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WAHLHEIMAT

Dortmund! Ich weiß nicht wieso, aber immer öfter wenn ich danach gefragt werde, woher ich denn komme und eben jene einfache wie selbstbewusste Antwort entgegne – Dortmund! – ernte ich Blicke, die sich zwischen Mitleid und Entsetzen nicht so richtig entscheiden können. So als hätte ich gerade erzählt, dass mein süßer Hund gestorben sei und gleichzeitig auf den Tisch gekackt hätte. Blicke zwischen: „Oh, tut uns Leid, dass du mit deinem offenen Bruch nicht mit uns in Wasser gehen kannst“ und „Alter, um Gottes Willen pack deinen Penis wieder ein.“ Wenn ich dann noch hinterherschiebe, dass ich nicht gebürtig aus Dortmund komme, sondern vor vielen Jahren aus einem verschissen kleinen Kaff in der westmünsterländischen Tundra dorthin gezogen bin und die Perle des Ruhrgebiets auch so schnell nicht verlassen möchte, übersteigt das nicht selten den Horizont einiger Gesprächspartner, was dann gelegentlich in der Frage Ausdruck findet: „Echt? Wohnst du denn gerne da?“ Eine vor Intelligenz strotzende Frage, so durchdacht und auf den Punkt gebracht, dass ich sie nur mit einer ebenso eloquenten wie detaillierten Antwort würdigen kann: „Scheiße, ja!“ An dieser Stelle haben dann die meisten verstanden, dass ich einer Vertiefung der Konversation nicht besonders wohlgesonnen gegenüber stehe, und geben auf. Manchmal passiert es aber, dass die ein oder andere ganz große Leuchte, die Profis unter den IQ-Limbotänzern, hartnäckig nachhakt: „Wieso?“ Nicht aus ehrlichem Interesse, sondern aus blanker Blödheit, Ignoranz, Hirn-Diarrhö, was weiß ich. So Sachen halt…

Wieso?

Weil ich von Grund auf kacke bin! Weil ich gerne morgens schon Bier trinke, nur Trainingsanzüge im Kleiderschrank habe und ich Kohle so lecker finde, weil ich später mein Kind mal Kevin nennen möchte und weil ich mich erst mit Vokuhila und Schnäuzer wie ein ganzer Mann fühle. Weil ich im Herzen ein Asi bin! Würde ich dann immer gern entgegnen. Aber weil ich Angst habe, dass Leute, die solch intelligente Fragen stellen, den Sarkasmus nicht verstehen könnten, entscheide ich mich für den diplomatischen Weg und belass es bei einem schlichten: „Isso, muss man wohl mögen wollen. Woll?“ Manchmal erwische ich mich aber dabei wie ich einige Zeit später in Gedanken zu dieser schlichten Frage zurückkehre und mich selber frage: Wieso? Und dann fällt mir eine kleine Begebenheit ein, die mir vor ein paar Jahren passiert ist: Es war ein Sonntag. Ich war gerade in meiner ersten Wohnung eingezogen. Dortmund Nordstadt, oben anner Münsterstraße, direkt gegenüber eines Import-Export-Shops. Die Wohnung war spottbillig und nach den ersten zwei Monaten wusste ich auch warum. Egal! Hauptsache: Endlich wech vonne Mutti! Ich sah ein Studentenleben vor mir, voll mit Bier, Schnaps, Partys und zügellosem Matratzen-Paartanz. Blöderweise kannte ich hier noch niemanden, was Party und Matratzensport fürs Erste ausschloss, und meine Nachbarn schienen auch nicht besonders einladend, aber zumindest das mit dem Bier ließe sich schnell ändern, dacht ich so bei mir, und zog hinaus in die fremde neue Welt auf der Suche nach einem Wasserloch, das da Pils und Kippen versprach.

Als ich nach einiger planloser Umherirrerei schon bald keine Ahnung mehr hatte wo ich bin, winkte mir von Ferne das internationale Rettungszeichen für den Biersuchenden, ein einsames Langnese-Fähnchen, das ein wenig lustlos und schlapp in einem lauen Lüftchen tanzte.

Zielsicher steuerte ich jene Oase an, an der bereits ein älterer Herr mit Schiebermütze und ein Anzugträger Anfang 30 an dem geöffneten Fenster für Schnack und Kaltgetränke eingekehrt waren. Brav stellte ich mich an, wartete und blickte gedankenverloren umher. Hinter dem Tresen eine ältere Dame, Dauerwelle, weiße Bluse, ne Brille, deren Gläser mal Bestandteil eines Cognacglas gewesen sein müssen. Ne sympathische Omma, gefühlt 1,40 groß mit Brüsten bis nach Unna. Ihr Kölnisch Wasser erfüllte alles um sie herum – vielleicht hält das die Fliegen ab… Die drei unterhielten sich über Fußball. Genau hab ich nicht hingehört und in die Konversation einzusteigen erschien mir damals als unhöflich – eine Einstellung, die ich bereits nach einem halben Jahr über Bord geschmissen hab. Ich wartete so wie man so wartet, wenn man fremd ist, als ich plötzlich aus meiner Lethargie gerissen wurde. Die Budenfrau wurde schlagartig lauter als ohnehin schon, der Anzugträger musste sie wohl verärgert haben, sie lehnte sich – soweit ihr gigantonomischer Vorbau das denn zuließ – auf den Tresen und sprach einen Satz, so voller Überzeugung, aus tiefsten Herzen und ein wenig bollig, ohne aber dabei ihre Fassung zu verlieren, ein Satz, der sich auf ewig in mein Hirn einbrennen sollte und mir klar machte, dass ich hier in dieser Gegend durchaus richtig sein könnte.

Sie sprach: „Schalke, da fliegen unsere Tauben zum Kacken hin!“

Wow… „Schalke, da fliegen unsere Tauben zum Kacken hin!“ sprach sie, stellte ne Handvoll Pils auf den Tresen, kassierte etwas brummig ab und als sich die beiden schon umgedreht hatten gab sie noch ein leicht verbittertes „Die kriegen wir noch an‘ Sack, die blauen Ratten!“ hinterher. Ein prägendes Ereignis. Und wenn ich mich dann nochmal frage: wieso? Dann sage ich mir selbst: Unter anderem deswegen, weil man hier an jeder Ecke Leute wie die Buden-Omma trifft. Heute gehe ich an müßigen Tagen gerne mit einem frischen Export durch den Westpark spazieren: Ich schlendere über die pils- und kohlegetränkten Wiesen, beobachte Eichhörnchen, die wie auf Speed durch die majestätischen Baumkronen heizen, schaue der AOK-Chopper-Brigade bei einer heiß umkämpften Partie Boggia zu und erfreue mich am Streitgespräch zwischen Justin und Britney, die um die letzte Scheibe Bärchenwurst wetteifern. Ich laufe am abgesperrten Hundebereich vorbei und grüße Altrocker Horst, Herrchen der Mops-Dame Bambi, der sich gerade in eine frische Flasche Hansa verbissen hat.

Ich genieße das bunte Treiben und lausche den angeregten Konversationen des Reality-TVs um mich herum. Das kann man nicht erfinden.

Und wenn ich da so flaniere und eine Taube erblicke, die gerade ihren Weg nach Westen eingeschlagen hat, dann schaue ich ihr bedächtig nach und schicke in Gedanken einen stillen Gruß mit auf den Weg: „Viel Erfolg mein Kleiner. Hoffentlich kannst es lange genug halten.“ Stefan Fischer, 28, Germanistik-Student TU Dortmund Das Interview mit dem Autoren findet ihr ab Seite 26.


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