Inhaltsübersicht
Definition der Kurzgeschichte > S. 3 Inhalt der Kurzgeschichte > S. 10 Twist > S. 14 Kurzgeschichten-Rezepte > S. 19 Literarizität > S. 22 Unkurze Kurzgeschichten > S. 28 Literatur, Journalismus und der doppelte Boden > S. 31 Anekdote und Kurzgeschichte > S. 33 Sol Stein - Seine Tipps für Kurzgeschichten-Autoren >S. 36 Kino und Kurzgeschichte > S. 42 ________________________________________________
Es sind meine Forums Beiträge aus dem Thread "Definition der Kurzgeschichte": http://www.bookrix.de/_groupforum-de-definition-der-kurzgeschichte.html
Tipp: Wenn man auf die BX-Leselupe klickt, am oberen Seitenrand vom Buch, dann vergrößert sich der Text und ist noch besser lesbar.
Definition der Kurzgeschichte Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kurzgeschichte Es gibt keine einheitlichen Merkmale, die auf alle Werke zutreffen, die als „Kurzgeschichte“ bzw. „short story“ bezeichnet werden. Trotzdem lassen sich einige Merkmale finden, die vor allem für die deutsche Kurzgeschichte von 1945–1955 kennzeichnend sind: # Die Geschichte soll in einem Leseakt gelesen werden können. # Die Aussage des Textes ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich und vieles muss vom Leser durch Lesen zwischen den Zeilen und Verknüpfen von Handlungen erschlossen werden (Eisbergmodell). http://de.wikipedia.org/wiki/Eisbergmodell_(Literatur) Das Eisbergmodell (engl.: Iceberg Theory) ist eine Theorie literarischen Schreibens, die auf den Schriftsteller Ernest Hemingway zurückgeht. „Wenn ein Prosaschriftsteller genug davon versteht, worüber er schreibt, so soll er aussparen, was ihm klar ist. Wenn der Schriftsteller nur aufrichtig genug schreibt, wird der Leser das Ausgelassene genauso stark empfinden, als hätte der Autor es zu Papier gebracht. Ein Eisberg bewegt sich darum so anmutig, da sich nur ein Achtel von ihm über Wasser befindet.“ Nach Hemingway stärken alle im Text ausgesparten Informationen nur das Fundament des Eisbergs (und damit
der Geschichte). Eine story ist somit in der Lage einen Subtext zu erschaffen. http://de.wikipedia.org/wiki/Subtext Unter Subtext versteht man in der Linguistik und in den Künsten eine Bedeutungsebene, die der expliziten Aussage eines Satzes bzw. eines Kunstwerks als zusätzliche Ausdrucksdimension unterlegt ist. Ich ergänze das und behaupte, dass in einer guten Kurzgeschichte möglichst mehr steckt, als man auf Anhieb erkennt. Weitere Bedeutungsebenen können sich öffnen bei näherer Betrachtung - und sogar Ebenen, die der Autor gar nicht vorgesehen hat. Das ist die Stärke eines guten Textes, dass er gleichsam wie ein Kind die Hand seiner Eltern verlässt und eigenständig seinen Weg geht. Der Autor muss sein schriftstellerisches Kind ziehen lassen - ihm die Freiheit gestatten, sich anders zu entwickeln, gesehen zu werden, als von ihm geplant. Gut, wenn er diesem Sprössling viel Wertvolles mitgeben konnte. Das Symbolhafte, der Subtext - das, was verborgen ist, kann nur mit Mitwirkung des aufmerksamen Lesers zutage kommen, ihm bewusst werden und ihn bereichern durch beinah selbst gewonnene Erkenntnis. Der Text war nur ein Teil dieses Erkenntnisprozesses. Man übergibt, überlässt den Text dem Leser, beansprucht
als Autor keine Deutungshoheit. Typologisches Modell der Erzählsituationen http://de.wikipedia.org/wiki/Typologisches_Modell_der_Er z%C3%A4hlsituationen Es gibt drei unterschiedliche Erzählperspektiven, nämlich die neutrale Erzählperspektive, die auktoriale Erzählperspektive und die personale Erzählperspektive (mit der Ich-Perspektive als Sonderform). In der auktorialen Erzählsituation gehört der Erzähler selbst nicht zu der Geschichte, die er erzählt, sondern tritt deutlich als Urheber und Vermittler der Geschichte in Erscheinung. Der Erzähler ist also selbst nicht Teil der dargestellten Welt, sondern schildert sie „allwissend“ von außen, weswegen er auch oft als allwissender Erzähler bezeichnet wird. So kann er etwa Zusammenhänge mit zukünftigen und vergangenen Ereignissen herstellen, diese kommentieren und Wertungen (Erzählerrede) abgeben, Handlungen verschiedener Charaktere zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten schildern, etc. Generell weiß er mehr als seine Figuren, er kennt deren Gedanken- und Gefühlswelt und sieht die Situation aus einer anderen Perspektive. Personale Erzählsituation: Die Anwesenheit des Erzählers wird dem Leser nicht bewusst. Der Leser nimmt die Erzählung aus Sicht einer bestimmten Figur, der so genannten Reflektorfigur (oder
auch persona), wahr. Die Seinsbereiche von Erzähler und Figur sind jedoch nicht identisch. In den erzählten Passagen ist die dritte Person ("er"/"sie") vorherrschend, es wird aber vorwiegend aus der Innenperspektive der Reflektorfigur erzählt. Daher sind Voraussagen oder Wissen darüber, was andernorts geschieht, eher nicht zu erwarten bzw. den Aussagen des Erzählers ist nicht zu trauen. Der Leser erhält nur eingeschränkten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Figuren: Gefühle und Gedanken einer bestimmten Figur der Erzählung (der Reflektorfigur) werden bekannt. Zur Reflektorfigur: Bestseller-Autoren verwenden gerne die Technik, jeweils in einem Kapitel aus der Sicht zu schreiben, die am interessantesten ist: der Leser erlebt die Story-Welt aus Sicht der jeweils interessantesten Person - es wechselt also die Erzählperspektive von Kapitel zu Kapitel. Mal kann man dabei sein, wie der Bösewicht Ränke schmiedet, kann seinen Gedanken folgen, schlüpft in dessen Rolle - um sodann im nächsten Kapitel mitzuzittern mit dem Helden - sieht das Problem, erlebt den Konflikt aus der Innenperspektive des Helden - kennt sich somit aus in dessen Gefühlswelt und weiß um seine Sorgen. Ich finde diesen beständigen Wechsel, diesen Austausch der Reflektorfiguren sehr interessant und empfinde es als reizvoll, das auch auf dem Gebiet der Kurzgeschichte anzuwenden - allerdings muss dieser Wechsel deutlich erkennbar sein.
Den Leser nicht verwirren, sondern faszinieren durch die Möglichkeit immer live mit dabei zu sein - gewissermaßen wie ein Regisseur im Senderaum bei einer FußballÜbertragung rasch das optimale Bild, die geeignetste Kamera auswählt: vor sich hat er ein Dutzend möglicher Kamera-Bilder - und durch den geschickten Wechsel auf Nah- oder Ferneinstellung kann der Fernseh-Zuschauer das Spiel sogar besser verfolgen als die Zuschauer im Stadion. Diese Stadion-Perspektive wäre dann statischer. Die Story gewinnt an Dynamik, durch die Möglichkeit die Reflektorfigur zu wechseln. In der Ich-Erzählsituation ist der Erzähler mit einer Figur der Erzählung meist identisch, er tritt also mit in die Handlung ein. Man spricht hier von der Identität der Seinsbereiche von Erzähler und Figuren. Das „erzählende Ich“ ist jedoch oftmals die erfahrenere und reifere Version des „erlebenden Ichs“. Allerdings ist zu beachten, dass ein Ich-Erzähler unterschiedlich stark am erzählten Geschehen beteiligt sein kann, z.B. in der Rolle eines mehr oder minder beteiligten Beobachters eines Geschehens bzw. als Nebenfigur. Diese Erzählsituation erscheint natürlich. Wenn jemand erzählt, was ihm passiert ist, spricht er ebenfalls aus der Ich-Perspektive. In der Regel ist diese Perspektive besonders geeignet, ein Identitätsgefühl mit dem Erzähler beim Leser zu wecken. Das Gefühl also, der Leser erlebe selbst, was dem Erzähler als Figur des Textes geschieht.
Ich bevorzuge in meinen Texten die neutrale Erzählsituation. Neutrale Erzählsituation: Außerdem gibt es noch die neutrale Erzählperspektive. Beim neutralen Erzählen steht der Erzähler, wie beim auktorialen, außerhalb der Figurenwelt. Im Gegensatz zum auktorialen Erzählen fehlen aber die Kommentare und Reflexionen sowie die direkten Figurencharakterisierungen und Erläuterungen von Zusammenhängen zur Orientierung. Der Erzählerstandort liegt in der Distanz, in der ein um Objektivität bemühtes Registrieren der Vorgänge möglich ist. Eine Form der neutralen Erzählstrategie ist es auch, die Geschehnisse multiperspektivisch darzubieten. Die Haltung ist beim Erzählen weder affirmativ noch kritisch. Es herrscht die Er/Sie-Erzählform vor, unterbrochen von Passagen, in denen die Figuren zu Wort kommen und dann in der Ich-Form über sich sprechen. Überhaupt nimmt unter den Darbietungsformen neben dem referierend-sachlichen Erzählbericht die Figurenrede einen breiten Raum ein, da der neutrale Erzähler es vorzieht, dass die Figuren sich selbst präsentieren. Verkürzt ausgedrückt benutzt die Darbietungsform neben dem unkommentierten Referieren der Geschehnisse das szenische Erzählen, die Wiedergabe der Wechselrede der Figuren ohne erläuternde Zwischenbemerkungen des Erzählers. Wenn Interesse besteht, dann poste ich noch weitere Infos zur Kurzgeschichte - z.B. den Unterschied zur Novelle. Die heißt im Englischen novella.
http://en.wikipedia.org/wiki/Novella LG Phil Humor PS: Der gr체ne Text ist von mir - das andere stammt von Wikipedia. Aber nur in diesem Beitrag. In den anderen Beitr채gen mache ich Zitate mitunter anders kenntlich.
Inhalt der Kurzgeschichte Fradiavolo: http://www.anleiter.de/anleitung/wie-schreibt-maneine-kurzgeschichte
Mir ist diese Auflistung bekannt - doch mir fällt sofort die Negation zu jeder Behauptung ein. 1 Wenn Sie eine Kurzgeschichte schreiben, müssen Sie ziemlich schnell auf den Punkt kommen. Trotzdem soll ein Anfang, Mittelteil und Schluss vorhanden sein. Der Anfang zeigt, was passiert, der Mittelteil erzählt, wie es dazu kam und der Schluss ist die überraschende Pointe. Warum diese Dreiteilung? Soll es keine Geschichten geben, die nur einen Anfang haben? Alles bleibt in der Schwebe durchaus denkbar, dass so etwas eine faszinierende Kurzgeschichte sein könnte. Oder nur das Ende schildern. Der Leser ahnt den Beginn doch mehrere Varianten des Beginns wären möglich - der Leser überlegt selber, wie es zu solchem Ende kommen kann. Eine Pointe? Könnte zur Effekthascherei werden. Ist es nicht viel reizvoller eine interessante Geschichte zu schreiben, die eine Pointe entbehren kann? Das Leben ist keine Pointe - um den Spruch abzuwandeln:
das Leben ist kein Ponyhof. Wenn die Handlung, die Personen an sich interessant sind dann benötigen sie keine Rechtfertigung für ihre Existenz durch eine Pointe. 2 Kommen Sie sofort zum Thema und halten Sie sich nicht mit einführenden Worten auf. Ein gedrängter Anfang ist typisch für die Kurzgeschichte. Es kann durchaus reizvoll sein, wenn der Ich-Erzähler den Leser hinhält, Andeutungen macht und man nähere Informationen benötigt - doch der Ich-Erzähler schweift ab und gelangt erst auf Umwegen zum eigentlichen Ziel. Das kann sogar der eigentliche Story-Inhalt sein: das SichHinbewegen auf das unbekannte Ziel. Den Kuchen nicht gleich servieren, sondern den Leser vorerst nur daran schnuppern lassen. Auf die übrigen Punkte gehe ich später ein. Es geht mir darum, dass in einer Kurzgeschichte sehr viele Möglichkeiten stecken. Warum soll der Autor zur Wiederholung verdammt sein? Um seinen eigenen Schreibstil zu finden, darf man sich nicht blockieren lassen durch vermeintliche Vorschriften. Der gute Autor formt die künftigen Vorschriften, bildet sie durch seine Kreativität, erschafft das NichtSchablonenhafte.
______________________________________ Helga: Ich fände es jedenfalls spannend, wenn in den Kommentaren Sichtweisen auf den Inhalt geäußert werden, weiterführende Gedanken, die vielleicht sogar inspirieren können. Auf so einen Kommentar kann man als Autor prima reagieren und eine kleine Diskussion wäre ins Leben gerufen. Genau das vermisse ich oft. Dafür wäre doch eine Plattform wie diese geeignet. ... Unter den vorgestellten Büchern findet man selten eine nähere Auseinandersetzung mit den Inhalten der Geschichten.
Genau das finde ich interessant: Wie kommt der StoryInhalt an beim Leser, was kann er damit anfangen - erreicht es ihn unverändert oder verzerrt durch zu wenig mitgelieferte Information? Besonders in den Autorenthreads wäre ausreichend Platz für inhaltlich weiterführende Diskussionen. Im philosophischen Forum gelingt das - aber es wäre schön, wenn sich noch mehr User beteiligen würden. http://www.bookrix.de/_groupforum-de-philosophierenueber-bx-buecher.html Die Foren beleben - sonst haben wir nur Cover-Wüsten. Wie bei einer Zeitschrift: wenn zu viel Werbung enthalten ist und zu wenig Content, journalistische Beiträge - dann
geht das Leserinteresse zur체ck. Gerade Autoren sollten doch in der Lage sein, mit interessanten Beitr채gen die Foren zu bereichern. Auf die anderen Beitr채ge gehe ich sp채ter ein - die Kurzgeschichte ist ein langes Thema. LG Phil Humor
Twist Louis (bleistift6): als praktisches Beispiel für die Untermauerung der oben genannten Thesen, empfehle ich den Amerikaner O.Henry, als genialen Kurzgeschichtenschreiber, zu lesen. Insbesondere das Buch: "Stimme der Stadt" Wer etwas mehr über ihn wissen möchte, folge dem Link. http://de.wikipedia.org/wiki/O._Henry
Die Stimme der Stadt - dieses Kurzgeschichten-Buch enthält auch: Das Geschenk der Weisen - von O. Henry - die ganze Story auf Deutsch könnt Ihr hier lesen: http://www.maennerseiten.de/geschenkderweisen.htm Das Geschenk der Weisen (im Original: The Gift of the Magi) ist eine Kurzgeschichte von O. Henry aus dem Jahr 1906 über ein junges Ehepaar mit wenig Geld, das sich gegenseitig mit einem Weihnachtsgeschenk überrascht. ________________________ O. Henry (eigentlich William Sydney Porter; * 11. September 1862 in Greensboro, North Carolina; † 5. Juni 1910 in New York City) war ein US-amerikanischer Schriftsteller. O. Henry beherrschte die Gattung der short story seiner Zeit
perfekt, nicht selten parodierte und kommentierte er sie. Obwohl er oft mit der trivialisierten short story seiner Zeit identifiziert und deshalb heftig angegriffen wurde, war er auch ein Wegbereiter der modernen Kurzprosa eines Sherwood Anderson oder Ernest Hemingway. Die überraschenden Wendungen in mehreren Werken begründeten seinen Ruf als Meister des literarischen Twists. ________________________ http://de.wikipedia.org/wiki/Twist_%28Literatur%29 Ein Twist bezeichnet in der Literatur und im Film eine unvorhergesehene Wendung der Handlung, welche das zuvor Geschehene in einem neuen Licht erscheinen lässt. Arten von Twists: Anagnorisis, oder Wiedererkennung, wird benutzt, um plötzlich eine wichtige Information über einen Charakter zu enthüllen, die dem Leser/Zuschauer zuvor verborgen blieb. Eines der prominentesten Beispiele ist die Sage des Ödipus: Der Held tötet seinen Vater und heiratet seine Mutter, ohne zu wissen, dass es sich bei den beiden um seine Eltern handelt. Das erfährt er erst gegen Ende der Geschichte. Bekannt sind auch die Wiedererkennungen in dem Film The Others, wo eine Mutter glaubt, in einem Spukhaus zu leben, und erst gegen Ende des Films erfährt, dass sie und ihre Kinder selbst Geister sind, und in dem Film Fight Club, wo die Charaktere von Edward Norton und Brad Pitt als zwei
Personen agieren und erst gegen Ende des Films klar wird, dass Brad Pitts Charakter ein Alter Ego von Edwards Nortons Charakter ist, da dieser unter einer gespaltenen Persönlichkeit leidet, ohne es selbst zu wissen. Als Flashback bezeichnet man eine Rückblende, die an einem bestimmten Punkt einer Geschichte angewandt wird, um aus neuer Sicht wichtige Informationen für den weiteren Verlauf der Handlung zu liefern. Alfred Hitchcocks Film Marnie benutzt diese Art des Twists. Auch der Erzähler kann einem Twist dienen: So wird der Prolog des Films Mad Max II – Der Vollstrecker von einem alten Mann gesprochen, der erst am Ende der Handlung enthüllt, jener kleine Junge gewesen zu sein, der Mel Gibsons Charakter Max während des Films immer wieder geholfen hat. Deus ex machina (lat. für Gott aus der Maschine) bezeichnet den Twist des Endes einer Geschichte durch eine fremde, unzureichend motivierte Macht. Die Bezeichnung geht aufs antike griechische Theater zurück, in dem Schauspieler, die einen Gott darstellten, mittels eines Krans auf die Bühne gehievt wurden und der Geschichte eine völlig neue Wendung gaben, meistens um ein positives Ende zu gewährleisten. Peripetie ist das Glück/Unglück, das einem Charakter an einem bestimmten Punkt zustößt, um die Handlung in die richtige Richtung zu stoßen. Anders als die Deus ex machina jedoch muss eine Peripetie immer in die
Rahmenhandlung passen und schlüssig sein. Beispiele hierfür sind der Mord an Agamemnon durch die Hände seiner eigenen Frau Clytemnestra in Aeschylus’ Orestie, oder das Ende von Der verbotene Schlüssel, in dem Kate Hudsons Charakter unrettbar im Körper einer alten Frau gefangen ist. Ein positives Ende widerfährt Michael Douglas’ Charakter in The Game, wo dieser, geplagt von Schuldgefühlen wegen des Todes seines Bruders, versucht sich umzubringen, indem er von einem Gebäudedach springt, nur um sicher in einem riesigen Luftkissen inmitten seiner eigenen Geburtstagsfeier zu landen. Chekhov’s gun (engl. für „Tschechows Pistole“) bezeichnet die Situation, wenn ein wichtiges Element sehr früh in der Handlung eingeführt, dann aber achtlos fallengelassen wird, nur um sich gegen Ende der Geschichte als überaus wichtig zu erweisen. Beispiele hierfür sind der Geologenhammer, den Tim Robbins' Charakter Andy Dufresne zu Beginn des Films Die Verurteilten erhält. Nachdem die Handlung 19 Jahre lief, stellt sich heraus, dass Andy während dieser Zeit mit dem Hammer einen Tunnel gegraben hat, durch den er aus dem Gefängnis fliehen kann. Bekannt ist auch die Anfangsszene aus M. Night Shyamalans Film The Sixth Sense, in der Bruce Willis’ Charakter, Dr. Malcom Crowe, angeschossen wird. Da der Film normal weiterläuft, geht man davon aus, dass Crowe den Schuss mit einer leichten Verletzung überlebt hat, doch am Ende stellt sich heraus, dass er bei dem Vorfall gestorben ist, was er selbst nicht wusste. ... ________________________
Eventuell könnten wir mehrere Schreibübungen machen und jeweils einen spezifischen Twist anwenden als Aufgabe. Wenn Interesse besteht, eröffne ich dafür einen ExtraThread. LG Phil Humor
Kurzgeschichten-Rezepte Beitrag 4: Ähnliches habe ich empfunden, als ich den von Mitch Cohen bei LiteratPro (kann man mit Google suchen und finden) eingestellten Text ("Ein Blick auf William Carlos Williams") las
http://literatpro.de/essay-ein-blick-auf-william-carloswilliams.html?page=0,0 = http://bit.ly/rhYouB http://de.wikipedia.org/wiki/William_Carlos_Williams Seine Gedichte: http://www.americanpoems.com/poets/williams/ http://literatpro.de/cohen-mitch.html William Carlos Williams (* 17. September 1883 in Rutherford, New Jersey; † 4. März 1963 ebenda) war ein amerikanischer Lyriker. http://en.wikipedia.org/wiki/William_Carlos_Willia ms Williams tried to invent an entirely fresh form, an American form of poetry whose subject matter was centered on everyday circumstances of life and the lives of common people. He then came up with the concept of the variable foot evolved from years of visual and auditory sampling of his world from the
first person perspective as a part of the day in the life as a physician. The variable foot is rooted within the multi-faceted American Idiom. This discovery was a part of his keen observation of how radio and newspaper influenced how people communicated and represents the "machine made out of words" (as he described a poem in the introduction to his book, The Wedge) just as the mechanistic motions of a city can become a consciousness. Williams didn’t use traditional meter in most of his poems. Im Gegensatz zu Ezra Pound, der sich nach europäischen Vorbildern richtete, forderte WCW (William Carlos Williams) in seiner Essaysammlung In the American Grain (1925) eine einfache, aber dennoch avantgardistische Poesie, die sich an der gesprochenen Sprache und der amerikanischen Alltagswelt orientieren sollte.
Er distanziert sich von allzu starren Vorgaben, versucht einen Mittelweg zu finden. Daran ist mir auch gelegen: die Regeln kennen - aber sie als Empfehlungen betrachten. Ein Koch kann gewisse Zutaten verwenden, er kann aber auch vom vorgegebenen Rezept abweichen, experimentieren. Die Kenntnis des Bewährten schadet nicht. Sich bei der Kurzgeschichte zu beschränken auf einen
einzigen wichtigen Charakterzug des Helden und nur auf ein einziges Geschehnis und ein einziges Kernmotiv, was die gesamte Handlung antreibt - das ist der Standard. Und nur eine einzige Stimmung soll sein: entweder heiter oder melancholisch, nervenzerfetzend oder nachdenklich. Denn dafür ist der Raum zu knapp. Wobei es eine Herausforderung für den Autor sein könnte, gerade dieses zu bewerkstelligen: dass die Stimmungen einander nicht auslöschen, sondern kontrastieren. Es ist besser, alles in Handlung zu verwandeln: die Geschichte selber agieren lassen. Dadurch wirkt es unmittelbarer, glaubwürdiger, lebhafter. Ob Personen, Stimmung, die Szenerie - alles in Handlung verwandeln. To be continued. LG Phil Humor
Literarizität Beitrag 43 - Hindrich: Wir können ja mit dem Begriff der "Literarizität" weitermachen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Literarizit%C3%A4t Literarizität ist ein, nach dem Muster 'Profession professionell - Professionalität' gebildetes, Substantiv zur Vervollständigung der Wortgruppe Literatur und literarisch. Literarizität bezeichnet den literarischen Anspruch eines Werkes und kann – so die Annahme – stärker oder schwächer in einem Text ausgebildet sein. Der Begriff, neben dem sich zuweilen auch derjenige der Poetizität behauptet, gewann Bedeutung, nachdem im 19. Jahrhundert der Bereich der sprachlichen Überlieferung zur "Literatur" erklärt wurde. Dabei stellte sich heraus, dass durchaus nicht alle Texte, die zur sprachlichen Überlieferung gehören, auch tatsächlich als Literatur gewürdigt werden. Es gibt, so zeigt sich in der Praxis der Literaturbetrachtung, "literarische Qualitäten", die einige Texte mehr als andere aufweisen und dank derer sie in Literaturgeschichten im Zentrum stehen. Die Literarizität dieser Texte muss sich, so die Theorie, untersuchen und erfassen lassen als das, was diese Texte in besonderem Sinne zu Literatur macht. http://de.wikipedia.org/wiki/Poetizit%C3%A4t
Poetizität (Neologismus des 20. Jh.; Lehnwort vom russischen Wort [poeticnost']) bezeichnet die besondere Verwendung der Sprache in der Dichtkunst. Ihr zufolge gibt es sprachliche Formen und Ausdrücke, die eine poetische Wirkung auf den Leser besitzen. _______________________________ http://de.wikipedia.org/wiki/Literatur Literatur ist seit dem 19. Jahrhundert der Bereich aller mündlich (etwa durch Versformen und Rhythmus) oder schriftlich fixierten sprachlichen Zeugnisse. Man spricht in diesem „weiten“ Begriffsverständnis etwa von „Fachliteratur“ oder „Notenliteratur“ (Partituren) im Blick auf die hier gegebene schriftliche Fixierung. Die öffentliche Literaturdiskussion ist demgegenüber seit dem 19. Jahrhundert auf Werke ausgerichtet, denen Bedeutung als Kunst zugesprochen werden könnte, und die man im selben Moment von Trivialliteratur, von ähnlichen Werken ohne vergleichbare „literarische“, sprich künstlerische, Qualität, abgrenzt. Literatur wird grundsätzlich unterschieden nach Anspruchsniveaus in „hohe“ (oder „anspruchsvolle“) Literatur und „Trivialliteratur“. http://de.wikipedia.org/wiki/Trivialliteratur In einer groben Gliederung der Literatur in die drei Felder Dichtung/Hochliteratur, Unterhaltungsliteratur und Trivialliteratur wird Letztere als die mit dem geringsten
literarischen Anspruch angesehen. Trivialliteratur ist Literatur, die als einfach, für jedermann verständlich und leicht zu erfassen angesehen wird. Die Trivialliteratur widmet sich in einer vereinfachenden, klischeehaften und oftmals eine „heile Welt” vorspiegelnden Weise Themen wie Liebe, Tod, Abenteuer, Verbrechen, Krieg usw. (Kitsch, Schundliteratur). In Sprache, Verständlichkeit und Emotionalität ist sie so strukturiert, dass sie den Erwartungen eines großen Massenpublikums gerecht wird (indem sie diesem eine schöne Welt mit einer klaren Unterscheidung zwischen Gut und Böse vorstellt). Das wesentliche Merkmal ist in diesem Sinne, dass sie den Erwartungshorizont des Lesers nicht durchbricht. Dadurch kommt es zu einer Bestätigung (Affirmation) bestehender Meinungen, Gesellschaftsbilder usw., während dagegen die Hochliteratur eine Auseinandersetzung mit gängigen Vorstellungen und Denkweisen anstrebt. Deshalb existiert als weiteres Synonym für Trivialliteratur auch der Begriff affirmative Literatur (als Gegensatz zu kritischer Literatur). Hans Dieter Zimmermann bezeichnet all die Texte und Textausschnitte, die stark schematisierten Charakter haben, als Schemaliteratur, um die abwertende Konnotation des Begriffes Trivialliteratur zu umgehen. Diese Schemaliteratur verfügt über die folgenden Merkmale: schematischer Spannungsaufbau, melodramatische und sentimentale Handlungen, Schwarz-
Weiß-Zeichnung bei Charakteren, Vermittlung eindeutiger moralischer Ansichten und Vortäuschung eines scheinbar klaren Weltbildes. Ihre starke Bindung an fixe Schemata geht einher mit ihrer Tendenz zur seriellen Erscheinungsweise, wie zum Beispiel in Fortsetzungsromanen, Mainstreamcomicheften oder Romanheften und -reihen. All diese Werke erfüllen das kollektive Bedürfnis der Leser, die vom gewählten Text die Umsetzung gewisser Grundmuster erwarten. _______________________________ Nach der geschichtlichen Darstellung der unterschiedlichen zur Trivialliteratur gehörigen Gattungen, lassen sich zwei narrative Grundformen zusammenstellen, wobei keineswegs jedes einer dieser Formen zugeordnete Literaturstück notwendigerweise auch Trivialliteratur sein muss: Liebesgeschichte: sentimentaler Liebesroman, auch Nackenbeißer (Hedwig Courths-Mahler, Unschuldig-Schuldig; Marie Louise Fischer, Ein Herz für mich allein; Sophie von La Roche, Geschichte des Fräuleins von Sternheim) Heimatroman (Ludwig Ganghofer, Das Schweigen im Walde; Peter Rosegger; Hermann Löns) Arztroman Frauenroman (E.Marlitt, Reichsgräfin Gisela) Liebes- und Familienroman pornografischer Text
oft, durch das gesteigerte Interesse am Mittelalter, auch als Kombination mit dem Historischem Roman (Carl Gottlieb Cramer, Hasper a Spada. Eine Sage aus dem 13.Jahrhundert). Eine der bekanntesten Verbreitungsarten der Trivialliteratur sind die so genannten Groschenromane. Abenteuergeschichte: Reiseroman Robinsonade Ritterroman (Leonard Wächter, Sagen der Vorzeit) Räuberroman (Christian August Vulpius, Rinaldo Rinaldini) Wildwestroman (Owen Wister, The Virginian) Gespenstererzählung, Horrorroman Abenteuerroman (Karl May, Winnetou) Kriegsroman (Hans Hellmut Kirst, 08/15) Kriminalroman Spionageroman Science-Fiction (Julius von Voß) Fantasy Superhelden-Comics _______________________________ Je mehr Literarizität, desto weniger Leser? Wird eine Kurzgeschichte bei BookRix nur dann viele Leser finden, wenn sie sich der Trivilalliteratur nähert und muss sie das Anspruchsvolle meiden?
Ziel der Trivialliteratur in Buchform ist, in Deutschland seit sp채testens 1945, der Bestseller. http://de.wikipedia.org/wiki/Trivialliteratur#Geschichte Klingt das ern체chternd? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht - welche Eurer Kurzgeschichten werden mehr gelesen: die leicht zug채nglichen Storys oder die komplexeren, des Nachdenkens bed체rftigen Storys? LG Phil Humor
Unkurze Kurzgeschichten Wenn das einzige Kennzeichen einer Kurzgeschichte nicht wäre, dass sie kurz ist, dann müsste sie auch als solche erkennbar sein, wenn sie einem in Roman-Länge entgegentritt. Ich behaupte, dass das Typische einer Kurzgeschichte bestehen bleibt, auch wenn sie ihr typischstes Merkmal ablegt - das der Kürze. Bei der Kurzgeschichte dominiert die Zahl Eins: Ein Motiv, ein Charakterzug, eine Stimmung, ein Ort, ein Handlungsstrang. Es bleibt dem Autoren überlassen, wie weit er sich von dieser Leitlinie entfernt. Zu Deiner Story, Brigitta, hatte ich Dir diesen Kommentar geschrieben: http://www.bookrix.de/showbooks.html? page=2&showbooktitle=wollfrau-mama __________________ Gut erzählt. Ein Spannungsbogen kann nützlich sein - er kann einem zu einem Hamburger und Fritten verhelfen - wie Deine Protagonistin weiß. Erfahren wollen, wie die Geschichte weiter geht, was es auf
sich hat mit einem rätselhaften Bild - ein angefangener Spannungsbogen lässt uns Menschen keine Ruhe. Wir wollen diesen Bogen vollendet sehen - erfahren, was das Geheimnis ist. Wie schön, das wir Menschen so neugierig sind. Sonst hätten wir keinerlei Interesse an Wissenschaft. Die Neugier, das Erfahrenwollen der großen und kleinen Lebens-Geheimnisse hat uns mächtig intelligent werden lassen. Die Kunst einen guten Spannungsbogen zu starten, besteht darin, Interesse zu wecken an den beteiligten Figuren. Sie dürfen dem Leser nicht egal sein. Dir ist es gut gelungen, sogleich Anteilnahme zu wecken man sieht die beiden Akteurinnen vor sich - sie leben. Wenn auch das Leben der Einen sehr beschwerlich ist. Doch sie leistet Widerstand ihrem Geschick mit Witz. Gefällt mir. __________________ Spannungsbögen sind hilfreich - doch ohne sie auskommen zu können und trotzdem lesenswerte Storys zu schreiben, ist auch eine Herausforderung. Ich verzichte oft auf sämtliche Spannung, versuche das Interesse des Lesers durch das WIE zu erwecken und zu erhalten - und nicht durch das WAS. Ein gutes Mittel um Spannung zu erzeugen: Der Held muss
in Bedrängnis sein. Große Probleme - große Spannung. Seine Schwierigkeiten schwingen die Story ins Spannungsreich - wieso ist das entspannend für den Leser? Weil der Held stellvertretend für ihn agiert. Er ist der Magier, der durch einfaches Zuklappen des Buches jederzeit das Spannungsreich verlassen kann. Der Held kann nur hoffen, dass der Autor ihm ein Happy End zugedacht hat. LG Phil Humor
Literatur, Journalismus und der doppelte Boden Vielen Dank, Hindrich, für diesen Link: http://www.faz.net/artikel/C31454/fragen-sie-reich-ranickiwas-zwischen-den-zeilen-steht-30194913.html Es ist hilfreich, sich die Nachbargebiete anzuschauen und festzustellen, welche anderen Verhältnisse dort herrschen: Was ist dort anders, als auf dem zu untersuchenden, zu definierenden Gebiet? Literatur grenzt an Journalismus - diese beiden Gebiete haben Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten - so wie benachbarte Staaten eine ähnliche Sprache haben können. Deutsch und Holländisch als Beispiel. Marcel Reich-Ranicki spricht vom doppelten Boden. So wie bei einem Koffer, der von Schmugglern verwendet wird, um das Eigentliche zu verbergen. Der Zollbeamte öffnet einen solchen Koffer und sieht sofort, dass sein Inhalt harmlos ist. Doch kann er, wenn er schlau ist, den Boden des Koffers anheben, und dann stellt sich heraus, dass da noch ein zweiter Boden ist. Im Raum zwischen den beiden Böden ist verborgen, was geschmuggelt werden soll - vielleicht Drogen, vielleicht Brillanten.
Das Eigentliche, um das es geht, ist verborgen. Es ist zu finden, wenn man weiß und vermutet, dass es einen solchen
doppelten Boden gibt. In einem journalistischen Artikel wäre es eine Frechheit, zwischen den Zeilen alles Mögliche zu behaupten und anzudeuten und es nicht klar auszusprechen. Da sollen keine Bedeutungsinhalte mitschwingen - quasi wie Obertöne in der Musik. In der Literatur hingegen ist dieser doppelte Boden erwünscht und erforderlich. Marcel Reich-Ranicki sagt: "Literatur besteht darin - dass man mehr meint, als man ausgedrückt hat." Zeichen und Symbole verwenden. Zeichenhaftigkeit der Literatur: Der literarische Text weist über sich hinaus. LG Phil Humor
Anekdote und Kurzgeschichte Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Anekdote Ein wesentliches Merkmal der Anekdote ist es, dass sie versucht, durch eine scheinbar zufällige Äußerung oder Handlung die Eigenart einer Person zu verdeutlichen. Anekdoten wurden auch schon früher von Historikern genutzt, um Persönlichkeiten, die zu der Zeit als Legenden galten, zu charakterisieren. Bekannt dafür ist der Historiker Plutarch, von dem mittlerweile die Geschichtswissenschaft überzeugt ist, dass er sich die meisten seiner Anekdoten selbst ausdachte. Die Anekdote ist eine prägnante Wiedergabe einer wahren oder erfundenen Begebenheit, die den Charakter eines Menschen oder einen Zustand erhellt. Anekdoten berichten Tatsachen, die jedoch nicht verbürgt sind. ______________________________ http://www.anekdoten-online.de Voltaire musste im Jahr 1727 in England feststellen, dass die Volksstimmung so arg gegen die Franzosen eingestellt war, dass er eines Tages im Hyde Park von einer Menschenmenge bedroht wurde, die brüllte: "Hängt den Kerl! Er ist Franzose!" Voltaire blieb stehen und rief der wütenden Menge zu: "Engländer, ihr wollt mich umbringen, weil ich Franzose bin. Bin ich denn, weiß Gott, nicht gestraft genug, kein
Engländer zu sein?" Daraufhin brach die Menge in Beifallsstürme aus und geleitete ihn feierlich nach Hause. ______________________________ Im November 1918 stürzte das Deutsche Reiche ins Chaos, der Erste Weltkrieg war verloren, der Kaiser wurde zum Rücktritt gezwungen, Sozialisten und Kommunisten kämpften um die Macht in der zukünftigen Republik. Als eine Gruppe bewaffneter Kommunisten den Reichstag stürmen wollten, stießen sie auf der Wiese davor auf ein Schild mit der Aufschrift: "Die Herren Revolutionäre werden gebeten, den Rasen nicht zu betreten". Die Kommunisten hielten sich daran und stürmten den Reichstag über den Fußweg. In Moskau, in dem seit der Oktoberrevolution 1917 die kommunistische Partei regierte, war man entsetzt, als klar wurde, dass sich in Deutschland eine parlamentarische Demokratie durchsetzte, keine kommunistische Räterepublik. Als die Anführer der KP, Wladimir Lenin und Josef Stalin, dann auch noch von der beschriebenen Ereignissen auf der Wiese vor dem Reichstag hörten, waren sie schockiert. Stalin sagte zu einem Journalisten: "In Deutschland kann es keine Revolution geben, weil man dazu den Rasen betreten müßte." Lenin erklärte von da an bei jeder Gelgenheit: "Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!" ______________________________ http://en.wikipedia.org/wiki/Anecdote
A brief monologue beginning "A man pops in a bar..." will be a joke. A brief monologue beginning "Once J. Edgar Hoover popped in a bar..." will be an anecdote. ______________________________ Also man nehme: eine bekannte Persönlichkeit und überlege sich eine passende Szene. Da Anekdote und Kurzgeschichte so nah miteinander verwandt sind, ist Anekdoten-Schreiben eine exzellente Vorbereitung für die Begegnung mit dem größeren Bruder der Anekdote: Die Kurzgeschichte ist größer und sie ist nicht so sehr auf die Pointe, das Bonmot angewiesen. Die Anekdote ist kleiner - sie muss auffallen durch Wortwitz, Geistesblitz - muss versuchen durch diese Eigenschaften auf sich aufmerksam zu machen. Wie wäre es, wenn wir einige Anekdoten verfassen - zu Übungszwecken. Eine Auswahl berühmter Persönlichkeiten, denen man dieses und jenes andichten könnte, findet sich hier: http://persoenlichkeiten.info http://www.wasistwas.de/geschichte/beruehmtepersonen.html LG Phil Humor
Sol Stein - Seine Tipps für KurzgeschichtenAutoren http://de.wikipedia.org/wiki/Sol_Stein Sol Stein (* 13. Oktober 1926 in Chicago) ist ein USamerikanischer Schriftsteller, Publizist und Lektor. Er wurde vor allem als Dozent für Kreatives Schreiben und seine Schreibbücher bekannt. Sol Steins Schreibansatz gründet in der Charakter- und Figurenentwicklung. Ich kenne Sol Stein und habe eines seiner Bücher. Den Hinweis auf diese Webseite, wo einige seiner Schreibtipps zusammengefasst werden, habe ich hier gefunden - in der Gruppe Rund ums Schreiben: http://www.bookrix.de/_groupforum-de-um-den-schreibstilzu-verbessern.html http://www.bookrix.de/_group-de-rund-ums-schreiben-1 http://www.bookrix.de/-ddrafin http://www.leixoletti.de/theorie/solstein.htm Über das Schreiben http://www.zweitausendeins.de/sol-stein-uber-dasschreiben.html
Gefühle nicht beschreiben, sondern hervorrufen. Narrative Zusammenfassungen sind nicht so spannend wie etwas unmittelbar Erlebtes. Leser von heute sind an Filme gewöhnt: Sie wollen das, was sie lesen, auch sehen. Wenn eine Szene nicht gefilmt werden kann, ist sie nicht unmittelbar. Die Handlung und vor allem die Spannung ergeben sich aus dem Konflikt zwischen dem Wunsch des Protagonisten und den Zielen eines Antagonisten. Um die Spannung zu steigern, sollte man die Hindernisse, die sich dem Protagonisten entgegenstellen, immer größer werden lassen. ________________________ Actors Studio (Kap. 7) Um eine Szene zu entwickeln, rät Stein zu folgender Methode, die er das "Actors Studio" nennt: Als Autor soll man sich vorstellen, dass die Protagonisten vom Autor ihre
Anweisungen erhalten. Wichtig ist, dass die Anweisungen kurz und bündig sind, und dass sie sich widersprechen. Ein Beispiel: Ein Junge hat vom Direktor seiner Schule einen Schulverweis bekommen. Der Protagonistin sagt man, sie sei die Mutter eines intelligenten und wohlerzogenen Jungen, gegen den der Direktor voreingenommen sei. Dem Antagonisten, dem Direktor, sagt man, der Junge sei renitent und störe andauernd den Unterricht. Dann lässt man die Charaktere gegeneinander antreten. Die beiden Akteure erhalten verschiedene Drehbücher, verschiedene Weltbilder, und dadurch entstehen Spannungen. Die Regieanweisungen bleiben dem Leser verborgen. ________________________ Ein wichtiges Mittel, um Spannung zu erzeugen, ist der Dialog. Gleichzeitig dient der Dialog zur Charakterisierung der Figuren. Man sollte nicht versuchen, alltägliches Gerede eins zu eins wiederzugeben. Tatsächlich geführte Dialoge sind langweilig. Der so oft gehörte Ratschlag "Zeigen, nicht erzählen" stammt von Henry James. Bei der auktorialen Perspektive mit allwissendem Erzähler gibt es kaum Einschränkungen. Der Erzähler kann in die Köpfe aller Personen hineingucken. Die Gefahr besteht darin, dass der Leser das Gefühl bekommt, das Ereignis
nicht mitzuerleben, sondern nur erzählt zu bekommen. Dem Leser die Möglichkeit bieten, dabei zu sein, nicht aus der narrativen Ferne, sondern aus Sicht des Protagonisten oder ihm zumindest über die Schulter blicken - an der Seite des Protagonisten sein - miterleben, mitfühlen, mitleiden, mitfreuen. Und man sollte in der Rückblende nicht erzählen, sondern etwas zeigen. Glaubwürdigkeit ist ein zentraler Faktor beim Schreiben. Der Schlüssel dazu ist die Charakterisierung: Die Handlung eines Akteurs muss durch eine einleuchtende Motivation glaubwürdig gemacht werden. Bei der Kurzgeschichte nur ein einziges Motiv verwenden. Wenn der Held gezwungen ist zu handeln - das ist ein sehr gute Ausgangssituation. Er muss reagieren. Er befindet sich womöglich auf ungewohntem Terrain. Muss sehen, wie er rasch das notwendige Wissen oder die nötigen Infos sich aneignen kann. Wen alles freiwillig ist - der Held ad libitum agieren kann dann ist es schon weitaus schwieriger in solch eine Story Spannung zu bekommen und Interesse dafür zu wecken. Alle sechs Sinne gebrauchen (Kap. 17) Die meisten Autoren beschränken sich auf Sehen und Hören und vernachlässigen das Fühlen, Schmecken und Riechen.
Das vermittelt dem Leser den Eindruck, wirklich vor Ort zu sein - so als habe er nicht nur eine virtuelle 3D-Brille auf, sondern zusätzlich Duft- und Tastsensoren - eben FullHightech-Ausrüstung - damit schicken wir den Leser auf seine virtuelle Erlebnis-Reise. Wenn der Held die Bar betritt auf dem Planeten Gourmesta, wie riecht es dort? ... Stein empfiehlt, sich bei der Charakterisierung der Personen oder bei der Beschreibung des Schauplatzes auf das wichtigste Detail zu beschränken. Also beispielsweise nicht die Kleidung der Hauptperson vollständig schildern, als ginge es um eine Vermisstenbeschreibung. In Hinblick auf die Fantasie des Lesers ist weniger mehr. Aufgabe des Autors ist es, die Wirklichkeit gerade so detailliert zu beschreiben, dass die Fantasie des Lesers in Gang gesetzt wird. Auch bei doppelten Adverbien sollte man streichen. Beispiel: "Er erhob sich hastig und trat ruhelos ans Fenster." Andererseits können ähnliche Adjektive sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken - wenn sie denn eine wichtige neue Nuance hinzufügen. Ansonsten gilt: sich für das aussagestärkste Wort entscheiden - wobei zu bedenken ist, ob der Leser es
versteht. Ich verwende mitunter das Fachwort, das Fremdwort und erläutere es durch die nachfolgende Übersetzung. Das Einmalige suchen (Kap. 22) Eine Botschaft, auf die die Welt aufmerksam wird. Das Tor zur Geschichte (Kap. 23) Ein Titel ist ein Versprechen. Ein guter Titel ist James Thurbers "Walter Mittys Geheimleben". http://www.leixoletti.de/interpretationen/waltermi.htm http://de.wikipedia.org/wiki/James_Thurber Viele gute Titel bedienen sich einer Metapher. "A Farewell to Arms", eine klangvolle Metapher. Besonders erfolgreich sind metaphorische Titel, die zwei Elemente zusammenbringen, die normalerweise nicht miteinander in Verbindung gebracht werden: Zärtlich ist die Nacht, Der Fänger im Roggen, Die Früchte des Zorns. ________________________ Ich finde diese Website sehr empfehlenswert. http://www.leixoletti.de http://www.leixoletti.de/theorie/solstein.htm Der grüne Text ist von mir. Der übrige Text ist Zitat. LG Phil Humor
Kino und Kurzgeschichte http://www.andreaseschbach.de/schreiben/phantastisch/folg e9/folge9.html http://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Eschbach http://www.bookrix.de/_groupforum-de-ich-finde-dieseseite-besser.html http://www.bookrix.de/_group-de-rund-ums-schreiben-1 Andreas Eschbach vergleicht die Film-Kamera mit der Erzähl-Kamera. Der Leser als Zuschauer, der die Story vom Standpunkt, aus der Perspektive der Kamera erlebt. Diese Erzähl-Kamera kann sich in unterschiedlicher Entfernung vom Geschehen befinden. Weiter weg: die TOTALE Etwas näher dran: die HALBTOTALE Noch näher dran: die NAHAUFNAHME Ich finde diesen Vergleich mit der Kino- und TV-Situation sehr hilfreich. Die TOTALE, die kann man verwenden, um dem Leser einen Überblick zu bieten - und um dann allmählich oder plötzlich heranzuzoomen an das eigentliche Geschehen. Dieselbe Szene wirkt anders, wenn man die KameraDistanz verändert: Bei der NAHAUFNAHME sind die Emotionen der beteiligten Akteure deutlicher, ihr
Minenspiel; dagegen gerät ihr Umfeld außer Sicht. Man kann zusätzlich beim Erzählen - im Gegensatz beim Filmen - die NAHAUFNAHME verknüpfen mit der VERGANGENHEIT: also einflechten, inwieweit das Vergangene das Jetzige beeinflusst, verändert. Als Beispiel: Die Regentropfen sprangen hoch von seiner ausgestreckten Hand und bei diesem Anblick dachte er an seine vorige Expedition, wo er von eben solch einem Bild geträumt hatte. Nun war er kein Verdurstender. Er streckte auch die andere Hand aus und blickte blinzelnd nach oben in den Regen. Oder man verknüpft die NAHAUFNAHME mit der ZUKUNFT. Als Beispiel: Er presste die Dokumente an sich, doch die Regentropfen fanden ihren Weg, so als seien sie Beauftragte von seinem Mitbewerber Harry: Wenn er mit diesen durchnässten Dokumenten bei seinem Bewerbungsgespräch erschiene, dann war Hopfen und Malz verloren. Er beschloss stattdessen ein Bier trinken zu gehen. _________________________ Wenn man aus der Perspektive einer bestimmten Person erzählt, dann verwandelt sich die Story-Außenwelt: sie wird verzerrt, eingefärbt vom Zustand, dem Befinden der Person.
Die so perspektivisch-verzerrte Außenwelt sagt damit auch allerhand aus über die Innenwelt der Person. Das kann und sollte man nutzen, um dessen Sicht und dessen Erleben in jedem Erzähl-Augenblick präsent zu machen: Die Identifikation mit dem Protagonisten fällt dem Leser damit leichter, der Leser wird zum Hauptakteur so wie in einem 3D-Spiel oder im Kino. Man bezeichnet diese Perspektive als Point-of-View-Shot, also POV-Shot. http://de.wikipedia.org/wiki/Point-of-View-Shot Ein Point-of-View-Shot (engl., etwa: Einstellung mit einem bestimmten Standpunkt, Abkürzung POVShot) ist in der Filmtechnik eine Einstellung, die den Zuschauern einen Blick durch die Augen einer Figur der dargestellten Handlung ermöglicht. Die deutsche Übersetzung lautet subjektive Kamera oder subjektive Einstellung, kurz Subjektive.
Andreas Eschbach nennt das: Die Außenwelt als Spiegel der Innenwelt. Wobei beim Erzählen nicht nur das Sehen, sondern auch noch das Denken und Fühlen hinzukommt. Der Story-Autor hat mehr Möglichkeiten: Er kann dem Leser ein GesamtPaket anbieten von dem, was der Protagonist erlebt. _________________________ Ich habe fast alle seine Bücher gelesen: Andreas Eschbach sehr empfehlenswert. LG Phil Humor