Ins Reich der Spekulationen und wieder zurück
Es ist ein wenig überraschend, dass viele Künstler, die sich mit dem Thema Weltraum beschäftigen, Wissenschaft und Behauptung, Fiktion und Realität miteinander vermischen. Cristina de Middel hat mit ihren „Afronauts“ eine wahre Begebenheit sehr prominent weitergesponnen (siehe Seite 58), Robert Pufleb und Nadine Schieper haben sich ihren „Alternative Moons“ sehr humorvoll genähert (Seite 50) und Shigeru Takato hat mit „The Moon“ eine Hommage an frühe Nasa-Fotografien geschaffen und uns zugleich in mehrfacher Hinsicht getäuscht (siehe „L. Fritz“ Nr. 4). Einer der ganz großen Weltraum-Inszenierer ist der spanische Fotograf und Konzeptkünstler Joan Fontcuberta – und er hat auch eine Erklärung, warum das All so viele inspiriert: „Beim Weltraum bewegen wir uns in einem Bereich der Spekulationen und das beflügelt die Fantasie vieler Künstler und Kreativer.“
Damian Zimmermann
über die WeltraumProjekte des Spaniers
Joan FontcubertaDer Wahrheitsgehalt des Mediums Fotografie und der oft unkritische Glaube an es ist aber auch ein ganz grundsätzliches Thema in vielen Arbeiten des 1955 geborenen Katalanen. In „Herbarium“ aus dem Jahr 1984 fotografierte Fontcuberta beispielsweise in der neusachlichen Manier eines Karl Blossfeldt vermeintliche exotische Pflanzen, die tatsächlich selbst gestaltete Assemblagen aus Schutt, Plastik- und Pflanzenteilen, Knochen und anderen tierischen Überresten waren.
Drei Jahre später präsentierte Fontcuberta gemeinsam mit Pere Formiguera „Fauna“. Die beiden waren zufällig auf das Archiv von Professor Peter Ameisenhaufen gestoßen. Es umfasst eine detaillierte Dokumentation seiner Sammlung an ungewöhnlichen tierischen Mutationen und Hybridwesen wie einer zwölfbeinigen Schlange oder einem
fliegenden Affen – von Notizen und Untersuchungen über Fotografien und Röntgenaufnahmen bis hin zu bizarren Tierpräparaten und Skeletten war alles noch vorhanden. „Fauna“ ist eine faszinierende Reise in das Lebenswerk dieses Forschers – und völlig frei erfunden.
1993 erschien dann Fontcubertas erste von mittlerweile vier Arbeiten, die sich direkt oder indirekt mit dem Weltraum beschäftigen. „Constellations“ zeigt uns verschiedene Ansichten vom Nachthimmel mit Sternen und Sternschnuppen, die Fontcuberta – angeblich –auf den Kanaren fotografiert hat. Auf manchen glauben wir sogar die hellen Lichtschweife von Kometen zu erkennen – die allerdings auch toten Insekten auf der Windschutzscheibe ähneln. Hat er möglicherweise einfach nur den Nachthimmel durch sein Autofenster hindurch fotografiert? Ja und nein. Fontcuberta hat Fotopapier direkt auf die Windschutzscheibe gelegt, dieses belichtet und somit Fotogramme vom Dreck seiner Windschutzscheibe aufgenommen. Per aspera ad astra – durch das Rauhe zu den Sternen –, der Spruch hat selten so gut gepasst wie hier.
Vier Jahre später veröffentlichte er schließlich „Sputnik“. Auch dieses Werk besteht aus Fotografien, Zeichnungen, Dokumenten und allem, was es braucht, um die Öffentlichkeit von der „Wahrheit“ zu überzeugen – der angeblichen Wahrheit des gescheiterten russischen Weltraumflugs von Sojus 2 im Oktober 1968. In dem Raumschiff saßen damals der Kosmonaut Iwan Istochnikow und der Hund Kloka und sie sollten an das Schwesterraumschiff Sojus 3 andocken. Doch aus unbekannten Gründen verschwanden Istochnikow und Kloka während ihres Fluges, und weil der Sowjetunion die Angelegenheit zu unangenehm war, gab sie anschließend vor, Sojus 2 wäre ein unbemannter Flug gewesen – behauptet zumindest Fontcuberta. Er spielt gleich mehrfach mit den Erwartungen und historischen Begebenheiten, denn tatsächlich war der Name „Sojus 2“ für ein bemanntes Raumschiff vorgesehen, das dann aber unbemannt startete. „Sputnik“ ist somit eine fiktive Investigativarbeit, um die vermeintliche Wahrheit ans Licht zu bringen – und ist exakt das Gegenteil. Hätten Verschwörungstheoretiker einen Sinn für Humor – sie hätten an „Sputnik“ ihre wahre Freude.
In „Pin Zhuang“ greift Fontcuberta ein Ereignis aus dem Jahr 2001 auf: Ein US-Spionage-Flugzeug Typ Lockheed EP-3 kollidierte mit einem chinesischen F-8 Kampfjet. Die F-8 stürzte ab und die Piloten wurden als vermisst gemeldet, während die Lockheed auf der südchinesischen Insel Hainan notlanden musste. Die 24-köpfige Besatzung wurde gefangen genommen und zehn Tage lang verhört. Das Flugzeug selbst haben die Chinesen komplett in seine Einzelteile zerlegt und den Amerikanern anschließend zurückgegeben. Fontcuberta spinnt den absurden Gedanken eines auseinandergebauten und falsch wieder zusammengesetzten Flugzeuges, der eher an die Raumschiffe aus Star Wars erinnert, weiter und erfindet sogar ein Wikileaks-Dokument: Laut diesem wurde der damalige US-Präsident George W. Bush von Albträumen geplagt, in denen er die Puzzle-Teile des Flugzeuges wieder zusammensetzen musste, wobei er aber nur unzureichende, fast konstruktivistische Ergebnisse erzielte.
Ganz aktuell recherchiert Fontcuberta für sein Projekt „Gossan“. Darin geht es um einen Freizeitpark rund um den Planeten Mars, den das chinesische Unternehmen „Galaxy Entertainment“ in der südspanischen Provinz Huelva errichten will. Der Ort ist nicht zufällig gewählt: Zum einen startete Christoph Kolumbus in der gleichnamigen Hauptstadt seine Reise, um den Seeweg nach Indien zu finden, und entdeckte dabei eine ganz neue Welt: den amerikanischen Kontinent. Zum anderen befindet sich in der Provinz auch der Rio Tinto, der rote Fluss. Seine besondere Färbung hat er durch die umliegenden Erzlagerstätten bekommen, die vor allem für eine hohe Konzentration an Eisen und Kupfer im Wasser sorgen. Wegen dieses Naturschauspiels wurde der Rio Tinto mehrfach als Kulisse für Science-Fiction-Filme genutzt, aber auch die Nasa hat hier wegen der Ähnlichkeit zum Mars bereits Experimente durchgeführt. Auf Einladung der Internationalen Photoszene Köln und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Rahmen ihres „Artist Meets Archive“-Projektes recherchiert Fontcuberta nun auch in dem Forschungszentrum im Süden Kölns. Die Ergebnisse werden beim nächsten Photoszene-Festival im Mai 2021 im Rahmen einer Ausstellung vorgestellt. Wir können aber jetzt schon sicher sein: Es darf spekuliert werden.
Iwan Istochnikow begrüßt die MIK-Techniker, die die Teile seines Raumschiffs zusammenbauen. Baikonur, 1968 (1997), aus der Serie “Sputnik”
Ivan Istochnikov salutes the MIK technicians who are assembling the parts of his spacecraft, Baikonur 1968 (1997), from the Sputnik series
Abzeichen mit Porträts der sowjetischen Weltraum-Helden (Istochnikow ist der vierte in der oberen Reihe), 1967 (1997), aus der Serie “Sputnik” Badges with portraits of the Soviet space héroes (Istochnikov being forth in the first row), 1967 (1997), from the Sputnik series
Into the Realm of Speculations and Back Again
It is a little bit surprising that many artists who deal with the topic of outer space mash up science and allegation, fiction and reality. With her “Afronauts”, Cristina de Middel very prominently further developed a real-life episode (see page 58); Robert Pufleb and Nadine Schieper took a highly humorous approach to their “Alternative Moons” (page 50) and, with “The Moon”, Shigeru Takato created an homage to early NASA photographs and simultaneously deceived us in multiple respects (see “L. Fritz” No. 4). One of the very great outer space scene-setters is the Spanish photographer and conceptual artist Joan Fontcuberta – and he also has an explanation why the universe inspires so many: “When it comes to outer space we move in an area of speculations, and that fires the imagination of many artists and creatives.”
However, the truth content of the medium of photography, and the often uncritical faith it enjoys, is also a wholly fundamental topic in many works by the Catalan, who was born in 1955. For example, in “Her-
Damian Zimmermann on the outer space projects by the Spaniard
Joan Fontcubertabarium” from 1984, Fontcuberta adopted the new objective manner of the likes of Karl Blossfeldt and photographed supposed exotic plants which, in reality, were self-designed assemblages of rubble, bits of plastic and plants, bones, and other animal remnants.
Three years later, together with Pere Formiguera, Fontcuberta presented “Fauna”. The two of them had stumbled across the archive of Professor Peter Ameisenhaufen. It comprises detailed documentation of his collection of unusual animal mutations and hybrids, such as a twelvelegged snake or a flying monkey – from notes and investigations, through photographs and X-rays, to bizarre preserved animal specimens and skeletons, it was all there. “Fauna” is a fascinating journey into the life’s work of this researcher – and completely freely invented.
1993 then saw the publication of Fontcuberta’s first of now four works that deal directly or indirectly with outer space. “Constellations” shows us various views of the night sky featuring stars and shooting stars which Fontcuberta – allegedly – photo-
graphed on the Canary Islands. In some of them we even believe we discern the bright luminous tails of comets – which, having said that, also resemble dead insects on a windscreen. Could it be that he simply photographed the night sky through his car window? Yes and no. Fontcuberta laid photographic paper directly onto the windscreen, exposed it, and thereby took photograms of the dirt on his windscreen. Per aspera ad astra – through the rough to the stars – the saying has never been as apposite as it is here.
Next, four years later, he published “Sputnik”. This work also consists of photographs, drawings, documents and everything that is needed in order to convince the public of the “truth” – the alleged truth of the failed Russian outer space flight by Sojus 2 in October 1968. Sitting in the spaceship at the time were the cosmonaut Ivan Istochnikov and the dog Kloka, and they were aiming to dock onto the sister ship, Sojus 3. But, for unknown reasons, Istochnikov and Kloka vanished during their flight, and because the matter was too uncomfortable for the Soviet Union, it subsequently pretended the Sojus 2 was an unmanned flight – or at least Fontcuberta alleges. He plays with expectations and historical incidents in multiple ways, for, in actual fact, the name “Sojus 2” was intended
for a manned spaceship – which was subsequently, however, launched unmanned. “Sputnik” is hence a fictional investigatory work, with the purpose of bringing the alleged truth to light – and it does precisely the opposite. If conspiracy theorists had a sense of humour, they would be having a ball with “Sputnik”.
In “Pin Zhuang”, Fontcuberta picks up an event from the year 2001: A Lockheed EP-3 US spy plane collided with a Chinese F-8 fighter jet. The F-8 crashed and the pilots were reported missing, while the Lockheed was forced to make an emergency landing on the southern China island of Hainan. The 24-man crew was captured and interrogated for ten days. The plane itself was completely disassembled into its component parts by the Chinese and then returned to the Americans. Fontcuberta further develops the absurd notion of a dismantled and incorrectly reassembled aeroplane that is more reminiscent of the spaceships from Star Wars, and even invents a Wikileaks document: according to this, the then US President George W. Bush was tormented by nightmares, in which he was required to put the plane’s puzzle pieces together again but only obtained unsatisfactory, almost constructivist results in the process.
Fontcuberta’s very latest research project is “Gossan”. Its subject is a Mars-themed leisure park, which the Chinese company “Galaxy Entertainment” intends to build in the southern Spanish province of Huelva. The location has not been chosen randomly: One, Christopher Columbus commenced his voyage in the capital city of the same name, in order to find the nautical route to India, and discovered an entirely new world while doing so: North America. Two, the province is also where the Rio Tinto is found, the Red River. Its particular coloration was obtained from the surrounding mineral deposits, the chief sources of a high concentration of iron and copper in the water. Owing to this natural spectacle, the Rio Tinto has been used as a backdrop for science fiction movies multiple times, but NASA has also already conducted experiments here, owing to the similarity to Mars.
At the invitation of Internationale Photoszene Köln and the German Aerospace Center (DLR) in the context of their “Artist Meets Archive” project, Fontcuberta is now also pursuing his inquiries at the research centre in the south of Cologne. The findings will be presented as part of an exhibition at the next Photoszene Festival in May 2012. We can be sure of something in the meantime, though: Speculations are permitted.
Le Voyage „ dans
Die Fotografie und der Mond
Wenn es einen wissenschaftlichen Gegenstand gibt, der in der gesamten Menschheitsgeschichte nicht nur Gelehrte, sondern auch Künstler fasziniert hat, ist es zweifellos der Mond. Er hat wissenschaftliche Neugier, poetische und visuelle Verzückung, ästhetische Schwärmerei ausgelöst, er hat Anziehungskraft ausgeübt, und zwar umso stärker, weil er so ungreifbar war.
Gerade diese Ungreifbarkeit hat die Imagination von Wissenschaftlern und Künstlern befeuert, wenn sie den Mond fotografiert oder in Szene gesetzt und wenn sie ihn zu erreichen versucht haben, ob im Observatorium oder im Atelier. Das Vorstellungsvermögen ist für den forschenden Geist unverzichtbar und war Vorläufer vieler der größten wissenschaftlichen Leistungen der Menschheit. So verhielt es sich auch mit der Mondlandung. Sie war der Höhepunkt großartigen Einfallsreichtums, von Schöpferkraft und tech-
von/by Carmen Pérez GonzálezIf, over the course of human history, any scientific object has aroused the fascination of both scientists and artists worldwide, it is beyond doubt the moon. Scientific curiosity, poetic and visual fascination, aesthetic infatuation and attraction – all of these it has drawn, and has done so the more intensely for being so out of reach. It is precisely its out-of-reach condition that has fuelled the imagination of both scientists and artists, in their attempts to photograph, to stage, to reach the Moon, either in the observatory or in the studio. Imagination is vital to the enquiring mind and often has been a precursor to many of humanity’s greatest scientific achievements. Such is the case of the Moon landing. It was the culmination of great ingenuity, creativity and technological inventiveness. In the centuries leading up to this historical accomplishment the possibility was imagined in novels, illustrations and later films that sparked the imagination
dans la Lune
Photography and the Moon
nischem Erfindergeist. Schon in den Jahrhunderten, bevor dieses historische Ziel erreicht wurde, war es in Romanen, Illustrationen und später auch Filmen ausgemalt worden, die die Fantasie entzündeten und einer ganzen Reihe von Wissenschaftlern dabei halfen, diese Herausforderungen zu bestehen: das Starten einer Rakete ins All und das Fotografieren des Mondes von seinem eigenen Boden aus.
Die Astronomen des 19. Jahrhunderts experimentierten mit der Optik und mit dem Verhalten von Licht und Chemie, aber auch schon mit den visuellen Effekten der Fotografie und von reproduzierenden Verfahren. Die ersten Kapitel in der Geschichte der Mondfotografie schrieben Astronomen (oft Amateure), die auf ihre Weise Künstler waren, denn mit viel Geschick zeichneten sie, vor und nach dem Aufkommen der Fotografie, das, was sie durch das Teleskop beobachteten. Ein besonders faszinierender Fall ist der Geologe John Phillips, der zwischen 1852 und 1862 in höchst
and helped a number of scientists to set about the challenge of launching a rocket into space, and photographing the Moon from its own soil.
Nineteenth-century astronomers experimented with optics and the action of light and chemistry, as well as with photography’s visual effects and reproduction methods. But the opening pages in the history of lunar photography tell of astronomers (often amateurs) who were artists in their own right, already skilled in drawing through the telescope well before, and also after, photography came on the scene. An especially fascinating case is that of the geologist John Phillips, who described in minute detail the drawings he made of the Gassendi Crater over the decade 1852-1862, using different telescopes and under varying conditions of observation.
Many of the scientists involved in the discovery and dissemination of the daguerreotype process were as-
detaillierten Zeichnungen eine Beschreibung des Gassendi-Kraters vorlegte. Er hat dafür verschiedene Teleskope unter unterschiedlichen Beobachtungsbedingungen benutzt.
Viele Wissenschaftler, die an der Entdeckung und Verbreitung der Daguerreotypie beteiligt waren, waren Astronomen. Von Anfang an galt die Daguerreotypie als wichtiges wissenschaftliches Hilfsmittel, um Landschaftsmonumente des Mondes festzuhalten oder ihn fotografisch zu kartografieren. Dass er Mondkarten anlegen wolle, kündigte der Direktor des Pariser Observatoriums, François Arago, an, als er vor der Französischen Abgeordnetenkammer von der außergewöhnlichen Erfindung des französischen Künstlers Louis-Jacques Mandé Daguerre berichtete. Bereits im März 1840 wurden Aragos Erwartungen vom Einsatz der Daguerreotypie bei der bildlichen Darstellung eines wissenschaftlichen Gegenstandes erfüllt, wenn auch auf andere Weise, als er sich das vorgestellt hatte. Denn zu dieser Zeit erstellte der US-amerikanische Naturwissenschaftler John William Draper die erste Daguerreotypie des Mondes mit einer Belichtungszeit von 20 Minuten. Drapers Zähigkeit und Hartnäckigkeit gelang diese für fast unmöglich gehaltene Leistung.
Wie Anna Thomas in ihrem Buch „Beauty of Another Order“ (1997) schrieb, haben die Astronomen und AstronomieFotografen der Zeit ihre mithilfe der Daguerreotypie und der
tronomers. From the moment of its inception, the daguerreotype was seen as a significant scientific tool for recording monuments, as well as for making photographic maps of the moon. This latter purpose was remarked upon by D.F.J. Arago, director of the Paris Observatory, when he informed the French Chamber of Deputies of the remarkable invention by the French artist Louis-Jacques Mandé Daguerre. Arago’s expectations regarding the use of the daguerreotype as a tool to master the pictorial representation of a scientific object were fulfilled as early as in March 1840, although the results were not of the kind he had envisioned. This was when the American physiologist John William Draper succeeded in making the first daguerreotype of the moon after a 20-minute exposure. It was a near-impossible achievement that owed much to his persistence and stubbornness.
In the very early years of photography, as Anna Thomas has remarked in Beauty of Another Order, contemporary astronomers and astronomer-photographers viewed lunar photographs produced under the first two processes, the daguerreotype and the wet collodion plate, as basically beautiful images of the moon. Nevertheless, towards the end of the nineteenth century, the ultimate scientific and aesthetic tour de force of lunar photography came with the translation of a number of pho-
„I am not okay with this“, Netflix 2020
Kollodium-Nassplatte erzeugten Mondbilder vor allem als „schöne Bilder des Mondes“ gesehen. Und doch gelang dank einer wahren Tour de force der wissenschaftlichen und künstlerischen Mondfotografie Ende des 19. Jahrhunderts die Übersetzung einer Reihe von Foto-Negativen des Mondes in riesige, erstaunlich detailreiche und visuell überwältigende Kupfertiefdrucke, die im „Atlas photographique de la Lune 1896–1910“ von Pierre Puiseux und Maurice Loewy veröffentlicht wurden.
Während Astronomen endlich Aragos Prophezeiung erfüllten, war Georges Méliès bereits mit seinem Film „Le Voyage dans la Lune“ (1902) beschäftigt. Die in dem Film vorkommende Frau, die auf der Mondsichel sitzt, wurde zu einer Ikone, die in den Fotostudios des frühen 20. Jahrhunderts gern als Kulisse eingesetzt wurde. Beispielsweise dürfte diese Szene großstädtische Porträtfotografen inspiriert haben, die enorme Vermarktungsmöglichkeiten witterten und „Papiermond“-Aufnahmen zu günstigen Preisen anboten. Denn der Mond faszinierte nicht nur die frühen Astronomie-Fotografen, sondern auch die Studiofotografen der Zeit, die die zu Beginn des 20. Jahrhunderts sehr populären Papiermond-Porträts schufen. Unter den vielen tausend Porträts dieser Art, fällt eine Unterart besonders auf, die den jahrhundertealten Menschheitstraum einer Landung, einer Eroberung des Mondes inszeniert. Die erste dieser Fotografien ist auf der Rückseite auf den „15. Oktober 1916“ datiert. Sie trägt den Poststempel von Münster und stammt nachweislich aus dem Berliner Atelier Schubert. Die anderen sind alle in den Jahren 1936/1937 in Richard Schuberts Fotostudio nahe der Münsteraner Wehrmachtskaserne entstanden. Sie scheinen sämtlich mit derselben Mond-Requisite hergestellt worden zu sein, um die eine Banderole mit der Aufschrift „Mondsüchtige bei der Arbeit“ gebunden ist. War die Mond-Kulisse im Ersten Weltkrieg geschaffen und dann im Zweiten Weltkrieg erneut eingesetzt worden, wie der Sammler dieser Bilder, Christopher Steiner, nahelegt? Das ist zumindest sehr wahrscheinlich, da die Fotos aus den 1930er-Jahren Richard Schubert zugeschrieben werden (der vermutlich mit dem Fotografen der frühen Porträts identisch ist).
Die populäre Mond-Kulisse wurde in vielen Fotostudios eingesetzt, aber die Porträts blieben nicht ans Studio gebunden: Bei Volksfesten und in Vergnügungsparks wurden Momentaufnahmen mit diesem Mond-Requisit für alle angeboten. Das Fasziniertsein vom Mond und besonders von der Mondfotografie ließ nie nach. Eher im Gegenteil: In der Zeit der Spontanfotografen bleibt der Mond eines der attraktivsten Modelle – die 30 Millionen #Moon-Hashtags auf Instagram zeugen ebenso wie der Umstand, dass die Kulisse mit der Mondsichel noch immer im Gebrauch ist („I am not okay with this“, 1/7, Netflix 2020), davon, dass sich die Begeisterung, mit der Selene porträtiert wird, nicht verliert.
tographic negatives of the moon into large, astonishingly detailed and visually stunning photogravures published in the Atlas photographique de la Lune 1896-1910 by Pierre Puiseux and Maurice Loewy.
While astronomers were finally fulfilling Arago’s prophecy, Georges Méliès was busy with his film Le Voyage dans la Lune (1902). The film features a woman sitting on a crescent moon, and that iconic image became popular as a background in early 20th century studios. The film scene may well have inspired high-street portrait photographers, who sensed huge marketing opportunities and offered “Moon Paper” portraits at very affordable prices. Indeed, the moon fascinated not only early astronomer-photographers, but also early studio photographers, who created the very popular “Moon Paper” portraits at the beginning of the 20th century. Among the thousands of extant portraits of this kind, there is a special class which seems to recreate the centuries-long wish of humanity to land on the moon, to conquer the Moon. The first photograph is dated on the back: October 15, 1916. It is postmarked Munster, and identified as Berliner Atelier Schubert. The others are all 1936-37, staged at the Richard Schubert photographic studio near the Munster area Army camp. They all appear, however, to feature the same moon prop, and include a board bearing the text “Mondsüchtige bei der Arbeit” (Moon addicts at work). Was the Moon backdrop constructed during WWI and then reused in WWII, as suggested by the collector of these images, Christopher Steiner? Most likely, as the 1930s photos are attributed to Richard Schubert (who is probably the same photographer).
The popular lunar backdrop became a widespread studio fixture – but the portraits were not just confined to the studio: the new stop-action photographs were also offered at popular festivals and amusement parks, an itinerant Moon prop available to all. The fascination with the Moon and, most important, with photographing the Moon, never diminished. Quite the contrary: in the era of the compulsive photographer, the Moon remains one of the most attractive sitters – the 30 million #Moon hashtags on Instagram and the fact that the crescent Moon backdrops are still in use (“I am not okay with this”, 1/7, Netflix 2020) are the best evidence of the inexhaustible fascination with portraying Selene.
Filmstills aus/from
Mondsüchtig
Rolf Hempel gehört zu den engagiertesten Mondfotografen weltweit. Damian Zimmermann sprach mit ihm über Terminatoren, Lucky Imaging und darüber, warum unser Erdtrabant so schwer zu fotografieren ist.
A Lunar Addiction
Rolf Hempel is one of the world’s most dedicated moon photographers. Damian Zimmermann spoke with him about terminators, lucky imaging, and why our Earth’s satellite is so hard to photograph.Herr Hempel, ich wage mal die These, dass es in der gesamten Fotografiegeschichte nichts gibt, das so oft fotografiert wurde wie unser Mond! Das erste Mondfoto stammt aus dem Jahr 1840 und seitdem hat sich der Mond nicht verändert, weil er keine Atmosphäre hat. Außerdem steht er, im Gegensatz zu jedem anderen Objekt auf der Erde, jedem Menschen überall gleichermaßen zur Verfügung. Gibt es nicht irgendwann DAS Mondfoto und das Thema hat sich erledigt?
Nein, leider nicht. Ich war 13, als die erste Mondlandung war, und das hat mein Leben geprägt. Ich habe damals alles gesehen, was während der Apollo-Mission im Fernsehen lief, habe mir mein erstes Himmelsteleskop gekauft und mir den Mond angeschaut, während die Apollo-Astronauten auf ihm herumliefen. Natürlich konnte ich sie nicht sehen, aber alleine die Vorstellung hat mich fasziniert. Seitdem bin ich AmateurAstronom. Ich wollte auch Astronomie studieren, aber weil das eine brotlose Kunst ist, habe ich stattdessen Mathematik studiert. Das Thema hat mich aber nie losgelassen und ich habe damals schon fotografiert – natürlich noch auf Film. Die Fotos haben mich zufriedengestellt, aber im Gegensatz zu den heutigen Möglichkeiten der Digitaltechnik sehen die einfach ganz schlecht aus.
Weil Sie auf Kleinbildfilm fotografiert haben?
Nein, nicht direkt. Bei der Mondfotografie gibt es zwei Probleme. Zum einen ist der Mond sehr klein. Man überschätzt ihn, wenn man ihn am Himmel anschaut, aber Sie können den Mond mit Ihrem kleinen Finger an der ausgestreckten Hand zweimal abdecken. Um dieses halbe Grad Winkeldurchmesser des gesamten Mondes zu fotografieren, brauchen Sie eine wahnsinnige Vergrößerung, typischerweise 3.500 Millimeter Brennweite. Abgesehen davon wird die Erdatmosphäre zum Problem. Die wabert ständig und führt zu einem verwaschenen Bild. Deshalb waren die frühen Mondfotografien auf Platten oder Film immer unscharf. Die Beobachter waren den Fotografen immer überlegen – bis die Digitalfotografie kam.
Also erst seit 20 Jahren?
Ja. Die besten Fotos, die es früher vom Mond gab, waren die des Lick Observatory. Mit denen hat sich die Nasa auch auf ihre Apollo-Missionen vorbereitet. Diese Bilder sind deutlich schlechter als meine heutigen Aufnahmen mit meinem kleinen Teleskop.
Aber worin genau liegt der technische Unterschied? Was macht die digitalen Fotos besser?
Man verwendet heute die Technik des „Lucky Imaging“. Man nimmt mit einer USB-Kamera ein Video von einem kleinen Ausschnitt des Mondes auf. Das sind spezielle Kameras, die auch gar kein Objektiv und nur einen kleinen Sensor haben. Die werden direkt am Teleskop angesetzt. Diese Kamera nimmt zum Beispiel 3.000 einzelne Frames auf und die sind eigentlich alle verwaschen. Aber in manchen Aufnahmen ist ein kleiner Teil des Bildes scharf, weil da die Störung der Atmosphäre am geringsten war. Und dann gibt es Software wie den „PlanetarySystemStacker“ – ich bin der Autor dieser Software-Lösung –, die aus allen 3.000 unscharfen Bildern ein scharfes Gesamtbild zusammensetzt. Es hat bislang drei Software-Lösungen gegeben, aber die waren alle Closed Source, die Hersteller haben also nicht gesagt, wie ihre Software arbeitet. Und da ich ja Leiter eines Instituts bin, das sich mit Software-Technologie beschäftigt, und wir den Open-Source-Gedanken sehr offensiv vertreten, habe ich ein eigenes Open-Source-Projekt begonnen. Ich habe bei null angefangen, habe mir alle Algorithmen selbst überlegt, vieles ausgedacht und vieles verworfen und nach anderthalb Jahren hatte ich eine Software, die besser ist als alle Konkurrenzprodukte. Und sie steht der Allgemeinheit zur Verfügung.
Mr Hempel, I’ll be so bold as to suggest that, in the whole of photography history, nothing’s been photographed as often as our moon! The first moon photo originates from the year 1840, and the moon hasn’t changed since then because it has no atmosphere. What’s more, unlike any other object on Earth, it’s available to everyone in equal measure. Has there ever been THE moon photo to end all moon photos?
No, I’m afraid not. I was 13 when the first moon landing happened, and it had a profound effect on my life. Back then I was watching everything that came on the TV about the Apollo mission – and it’s also when I bought my first celestial telescope, keeping an eye on the Moon while the Apollo astronauts were walking about on it. Of course, I couldn’t see them, but just the idea of it fascinated me. I’ve been an amateur astronomer ever since. I wanted to study astronomy, too, but because there’s not a lot of money in that I studied mathematics instead. I was captivated by the subject, though, and I’d already started taking photographs – still on film, of course. I was happy with the photos, but compared with the possibilities of today’s digital technology they just look really bad.
Is that because you used 35mm film?
No, not directly. There are two problems with moon photography. One, the moon is very small. We overestimate it when we see it in the sky, but you can cover the moon twice with your outstretched little finger. In order to take a photograph of this half a degree angular diameter of the entire moon, you need some insane enlargement, typically a 3,500 millimetre focal distance. Apart from that, the Earth’s atmosphere causes problems. It constantly swirls and leads to a wishy-washy image. That’s why early moon photographs on plates or film were always blurry. Moongazers always had the advantage over photographers –until digital photography arrived.
So until just 20 years ago?
Yes. The best moon photographs that used to be available were the ones from the Lick Observatory. NASA used them to prepare for its Apollo missions. These images are considerably poorer than my present-day shots using my little telescope.
But where exactly does the technical difference lie? What makes the digital photos better?
“Lucky imaging” technology is used these days. You record a video of a snippet of the moon using a USB camera. These are special cameras that have no lens at all and only one sensor, and they are attached straight onto the telescope. This camera records, for example, 3,000 single frames and they’re all wishy-washy, it has to be said. But, in some shots, a small part of the image is sharp, because that’s where atmospheric disturbance was at its lowest. And then there’s software like the “PlanetarySystemStacker” – I’m the author of this software solution –, which puts together a sharp overall picture out of all 3,000 blurry images. There have been three software solutions so far, but they were all closed source – the manufacturers didn’t reveal how their software functions. Now, since I’m the director of an institute that deals with software technology, and we’re strident defenders of the open source concept, I initiated my own open source project. I started from scratch, mulled over all the algorithms myself, thought up quite a lot and rejected quite a lot and, after a year and a half, I had a software package that’s better than all rival products. It’s also universally available.
Das ist ein ganz schöner Aufwand, den Sie da betreiben. Ja, aber damit alleine ist es noch nicht getan. Dadurch entsteht bislang nur ein scharfes Bild von einer kleinen Kachel des Mondes. Um den gesamten Mond zu haben, muss ich etwa 100 einzelne Kacheln fotografieren. Und dafür braucht man dann noch ein zweites Programm wie den „MoonPanoramaMaker“, den ich ebenfalls programmiert habe. Der setzt nicht nur die einzelnen Fotos zu einem Gesamtbild zusammen, sondern steuert auch während des Fotografierens das Teleskop und somit die einzelnen Kacheln an. Die werden 90 Sekunden lang gefilmt und dann ist die nächste Kachel an der Reihe. Das können Sie manuell ja gar nicht so präzise leisten ohne Lücken oder unterschiedliche Überlappungen. Wenn ich an einem Abend den Mond fotografiere, kommen 600 bis 1.000 Gigabyte Daten zusammen und aus diesen errechnet meine Workstation über Nacht ein scharfes Bild.
You’re putting in an incredible amount of effort there
Yes, but it’s still not all covered yet. The only result, so far, has been one sharp image of a small tile of the moon. In order to get the whole moon, I need to photograph about 100 individual tiles. And to do that you need a second program, like the “MoonPanoramaMaker”, which I likewise programmed. It not only puts together the individual photos to make a full picture, but it also steers the telescope while the photos are being taken, homing in on the individual tiles. These are filmed for 90 seconds and then it’s the turn of the next tile. As you’re aware, that can’t be done with such precision manually, without any gaps or varying degrees of overlap. When I take photographs of the moon on one evening, that’s a convergence of 600 to 1,000 gigabytes of data, out of which my workstation calculates a sharp image overnight.
Ich habe in einem Ihrer Blogeinträge gesehen, dass Sie an ein zweites Teleskop noch eine Spiegelreflexkamera angeschlossen haben.
Genau. Ich nehme meine Fotos im LRGB-Modus auf, das heißt, ich habe zwei unterschiedliche Kanäle: einmal den RGB-Kanal und einmal nur den Luminanzkanal, also ein Schwarzweißfoto in sehr hoher Auflösung. Das sind zwei Fotos, die mit zwei verschiedenen Teleskopen und zwei verschiedenen Kameras fotografiert werden. Von der Spiegelreflexkamera kommt die Farbe. Das Bild ist viel niedriger aufgelöst, aber das reicht. Die Bilder muss ich dann noch übereinanderlegen. Weil das aber pixelgenau sein muss, habe ich dafür wiederum eine Open-Source-Software geschrieben, den „PlanetarySystemLRGBAligner“. Aber um auf Ihre Eingangsfrage zurückzukommen: Ich fotografiere den Mond seit meiner Jugend, aber seit dem Aufkommen der Digitalfotografie versuche ich das zu perfektionieren. Ich will den Mond so gut wie es von der Erde aus möglich ist fotografieren. Und dabei habe ich auch einen ästhetischen Anspruch: Ich will, dass der Mond auf dem Foto möglichst dem entspricht, was ich durch das Fernrohr sehe. Haben Sie den Mond schon einmal durch ein gutes Fernrohr gesehen?
Leider nein.
Sie sehen da Berge und Krater und Mare, es ist eine unglaubliche Landschaft mit einer unheimlichen, dynamischen Tiefe, was die Helligkeitsabstufungen angeht. Diesen Anblick vergisst man nie wieder. Und das im Bild festzuhalten, ist nicht trivial. Sie haben einen sehr hohen Kontrast vom Terminator, also von der Schattengrenze, bis zum Rand. Und das ist ja ein bekanntes Problem in der Fotografie: Entweder man senkt den Kontrast und das Bild ist flau oder man erhöht den Kontrast, dann ist aber entweder eine Seite überbelichtet oder die andere ist unterbelichtet. Das menschliche Auge ist da viel leistungsfähiger. Um das jedoch auf einem Foto schön hinzukriegen, muss man Tricks anwenden.
Geht es Ihnen darum, ein schönes Bild zu haben, oder ein Bild zu haben, das die Wissenschaft voranbringt?
Die Wissenschaft interessiert das gar nicht mehr, weil es inzwischen die Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter gibt, die seit zehn Jahren um den Mond kreist und ihn aus einer Höhe von 25 bis 50 Kilometern systematisch abfotografiert –und zwar mit einem ähnlich guten Teleskop wie meinem. Sie können sich vorstellen: Ich fotografiere aus 400.000 Kilometern Entfernung, die aus 25 Kilometer Entfernung. Deren Bilder haben also eine „etwas“ höhere Auflösung (lacht). Außerdem
I noticed in one of your blog entries that you’ve attached a single-lens reflex camera onto a second telescope.
Yes that’s right. I take my photos in LRGB mode, which means I have two different channels: the RGB channel on the one hand, and on the other, just the luminance channel, so a very high-resolution black-andwhite photo. That’s two photos, taken with two different telescopes and two different cameras. The colour comes from the single-lens reflex camera. The image has a much lower resolution, but it’s enough. The next thing I have to do is superimpose the images. Because that needs to be pixelprecise, though, I’ve written another open source software, “PlaneterySystemLRGBAligner”. But to get back to your opening question: I’ve been photographing the moon since I was young, but since digital photography emerged I’ve been trying to perfect it. I want to photograph the Moon as effectively as it can be done from Earth. My ambitions here are also aesthetic: I want the Moon in the photo to match what I see through the telescope as closely as possible. Have you ever seen the moon through a good telescope?
Sadly not.
You see mountains and craters and maria there, an incredible landscape with an eerie, dynamic depth when it comes to graduations of brightness. It’s a sight you’ll never forget. And it’s no easy task to capture that in the image. You have a very high contrast from the terminator – that’s the limit of the shadow – to the edge. And that’s a familiar problem in photography, as you know: either you reduce the contrast and the image is lifeless or you heighten the contrast, but then either one side is overexposed or the other one’s underexposed. The human eye is much more capable in that respect. But to get that right in a photo, you have to apply some tricks.
For you, is it about making an attractive image, or making an image that moves science forward?
Science has lost interest in it these days, because now there’s the Lunar Reconnaissance Orbiter, which has been circling the moon for ten years and systematically taking photos of it from a height of 25 to 50 kilometres –and it’s doing that using a telescope that’s about as good as mine. Imagine: I take photographs from a distance of 400,000 kilometres; they take them from 25 kilometres away. So their pictures have a “somewhat” higher resolution (laughs). Also, they’ve got no disruptive atmosphere to
gibt es keine störende Atmosphäre, durch die Sie fotografieren müssen. Allerdings hat die Nasa kein einziges gutes Foto vom kompletten Mond. Das interessiert sie schlichtweg nicht.
Aber wenn wir von einem schönen Bild sprechen: Bei Vollmond hat man zwar den gesamten Mond auf dem Bild, aber man hat keine Schatten, die Spannung und Dramatik und Dreidimensionalität erzeugen.
Ja, das glaubt man, aber der Vollmond hat trotzdem seine eigenen Reize, denn man sieht die AlbedoUnterschiede (Rückstrahlung). Die Oberflächen des Mondes reflektieren unterschiedlich stark und deshalb gibt es bei Vollmond zwar keinen Schattenwurf, aber es gibt Farb- und Helligkeitskontraste. Der Mond ist zwar im Wesentlichen grau, aber wenn man Farbaufnahmen macht mit einem sehr, sehr niedrigen Farbrauschen, dann kann man die Farbsättigung anheben und bekommt feinste Farbnuancen abgebildet. Teilweise wirkt das Mondgestein etwas bläulich, teilweise ist es etwas rötlich und das spiegelt unterschiedliche mineralische Zusammensetzungen wider. Titanreiche Basaltlava ist bläulich und eisenhaltige Lava ist eher rötlich. Und man kann dann auf diesen Fotos Übergänge sehen, wo die Lavaflüsse ineinandergekommen sind. Daran kann man enorm viele Details studieren. Ein anderes Beispiel sind die hellen Strahlensysteme um relativ junge Krater wie Kopernikus, der etwa 800 Millionen Jahre alt ist, aber auch Kepler und Tycho. Hier hat sich bei der Entstehung des Kraters frisches Auswurfmaterial auf den dunklen Mondboden gelegt. Mit der Zeit dunkelt auch dieses Material nach und die Strahlensysteme verschwinden.
Zu welcher Mondphase fotografieren Sie am liebsten?
Der Vollmond ist interessant, beim Halbmond ist am meisten Relief zu sehen. Aber die schmale Mondsichel finde ich am geheimnisvollsten, weil da das Licht von hinten kommt. Das würde ich sehr gerne noch mal richtig gut und hochaufgelöst fotografieren. Das Problem ist, dass eine schmale Mondsichel meist sehr niedrig über dem Horizont steht, da muss man durch sehr turbulente Atmosphäre hindurchfotografieren und dann flimmert es. Das ist mir bislang noch nicht so richtig gut gelungen.
take photographs through. Having said that, NASA hasn’t got one single good photo of the whole moon. They’re simply not interested in getting one.
But while we’re on the subject of an attractive image: At full moon, while you may have the whole moon in the picture, you also have no shadows to generate tension and drama and three-dimensionality.
Yes, you think that, but the full moon has its own attractions nevertheless, since you see the Albedo differences (reflection). The Moon’s surfaces reflect at different intensities, and that’s why, though no shadow is cast at full moon, there are contrasts in colour and brightness. The moon may essentially be grey, but when you take colour shots with a very, very low colour noise, you can raise the colour saturation and depict the subtlest colour nuances. In part, the Moon’s rocks look bluish, partly they also look reddish and that’s a reflection of different mineral compositions. Titanium-rich basalt lava is bluish and ferrous lava is more reddish. And in these photos you can see transitions where the lava flows have mingled. You can examine an enormous number of details along those lines. Further examples are the bright ray systems around relatively young craters such as Copernicus, which is some 800 million years old, but also Kepler and Tycho. Here, fresh ejected material was deposited on the dark moon floor when the crater formed. With time, this material also darkens and the ray systems disappear.
What is your favourite lunar phase for taking photographs?
Full moon is interesting, while the most relief can be seen at half moon. But I find the slender sickle moon the most mysterious, because in that case the light comes from behind. The problem is that a slender sickle moon usually hangs very low on the horizon –you have to photograph through some very turbulent atmosphere and it’s shimmery. I’ve never quite managed to get that right.
unten/below:
John Lear ist weltweit Missionen für die CIA und andere Regierungsbehörden geflogen, in der Ufo-Gemeinschaft ist er wegen seiner vielen Verschwörungen in Bezug auf Ufos und Außerirdische als „Der Pate der Verschwörung“ bekannt.
John Lear has flown missions worldwide for the CIA and other government agencies; in the UFO community he is known as “The Godfather of Conspiracy” because of his many conspiracies regarding UFOs and aliens.
rechts unten/right below:
Lyle Michel nimmt teil an einer Versammlung im Haus der selbsternannten paranormalen Therapeutin Miesha Johnston in Las Vegas.
Lyle Michel attends a gathering at the home of self-proclaimed paranormal therapist Miesha Johnston in Las Vegas.
Space Brothers
Sara Brincher Galbiati / Peter Helles Eriksen / Tobias Selnæs Markussen rechts oben/right above: Der Helm des ehemaligen CIA-Piloten John Lear The helmet of the former CIA pilot John Learie Suche nach außerirdischem Leben ist unter anderem deshalb so faszinierend und erkenntnisreich, da sich in ihr etwas zutiefst Menschliches zu erkennen gibt. Besonders viel Potenzial bietet das grenzwissenschaftliche Phänomen der Ufo-Sichtungen für zeitgenössische Fotografen, weil es ein fast fotografisches System der Indizien zwischen Abbild und Fiktion, zwischen Glauben und Realität hervorbringt. Seit ihren Anfängen steht die Fotografie vor Gericht. Verhandelt wird ihr Verhältnis zur Wirklichkeit und ihre Fähigkeit, Wirkliches zu beweisen. Ähnlich ergeht es der „Ufo-Forschung“ seit den ersten Aufzeichnungen unbekannter Flugobjekte. Ist es wirklich passiert?
Die dänischen Fotografen Sara Brincher Galbiati, Peter Helles Eriksen und Tobias Selnæs Markussen haben eine Recherchereise in die USA gemacht, nach Nevada, New Mexico und Arizona. Ihr Ziel waren die Orte, an denen Menschen das Außer-Menschliche gesehen haben, an denen unbekannte Flugobjekte beobachtet und Begegnungen der zweiten und dritten Art gemacht worden sind. Sie porträtierten diese Zeugen und zeichneten ihre Berichte auf, die von georteten Metallresten eines Ufo-Crashs im Boden, von Alien-Schwangerschaften, interstellarer Kommunikation und den Space Brothers erzählen. Die Fotografen erkundeten die bizarren Wüstenlandschaften samt ihren einsamen Behausungen mit der Kamera. Sie taten dies entweder bei Nacht – was die Orte zu hollywoodesken Szenerien im E.T.-Style mit schimmernden, leuchtenden Zeichen aus der Dunkelheit macht – oder sie taten es bei Tag, bei flimmernder Hitze und mit grellen Überbelichtungen in einer Wüste, in der sich der trockene Staub auch auf das Objektiv der Kamera zu legen scheint. Die eigenen Aufnahmen sind angereichert mit Scans von Briefen und Dokumenten, so einer Kopie des freundlichen Begleitschreibens Jimmy Carters aus dem Jahre 1977 für eine der extravagantesten Missionen der Weltraumgeschichte, als die Golden Record mit der Voyager ins All geschickt wurde, die weit entfernten Galaxien die menschliche Spezies durch Fotos, Songs und Texte näherzubringen sucht: „Hello from the children of planet Earth!“ wählten die Amerikaner als ihre Begrüßungsformel für die goldene Platte, gesprochen von einem Kind, gespeichert als eine von insgesamt 55 Sprachen.
Die Arbeit „Phenomena“ setzt sich nicht nur mit dem Phänomen von Ufo-Sichtungen auseinander, sondern reflektiert mit jeder Inszenierung den extraterrestrischen Bilderkanon, den wir im Kopf haben. Kaum ein Bild, das man nicht genauso in der Area 51, dem sagenumwobenen militärischen Sperrgebiet im südlichen Nevada, verorten würde, ohne je dagewesen zu sein. Es ist ein bekanntes naturwissenschaftliches Phänomen, auf das sich viele Erkenntnisse der Menschheit aufbauen: etwas suchen und erforschen und dabei etwas ganz anderes zufällig beweisen. In der Arbeit „Phenomena“ von Galbiati, Eriksen und Markussen erzählt die Fotografie einmal mehr von der Kraft der Sehnsucht, des Glaubens und Träumens der Menschen und spricht die Fotografie für den Moment von jeglichem Beweiszwang frei.
Heide Häusler on “Phenomena” by Sara Brincher Galbiati, Peter Helles Eriksen and Tobias Selnæs Markussen
ne of the reasons why the search for extraterrestrial life is so fascinating and insightful is that we can discern something most profoundly human in it. For contemporary photographers, the esoteric phenomenon of UFO sightings holds particularly abundant potential, because, of its own accord, it produces an almost photographic system of signs between portrayal and fiction, belief and reality. Photography has been standing trial since its beginnings. Under negotiation are its relationship with reality and its ability to prove what is real. A similar experience has been had by “UFO research” since the first records of unidentified flying objects. Did it really happen?
Danish photographers Sara Brincher Galbiati, Peter Helles Eriksen and Tobias Selnæs Markussen undertook a research trip to the USA, to Nevada, New Mexico and Arizona. They went to locations where people have seen the extra-human, where unidentified flying objects have been observed and encounters of the second and third kind made. They took portraits of these witnesses and recorded their reports, which tell of detected metal remnants of a UFO crash in the soil, of alien pregnancies, interstellar communication, and the Space Brothers. The photographers picked up their cameras and explored the bizarre desert landscapes complete with their forsaken dwellings. They did this either by night – which turns the locations into Hollywoodesque ET-style scenarios with shimmering signs gleaming out of the darkness – or by day, in flickering heat and with glaring overexposures in a desert where the dry dust seems to coat the camera’s lens. The photographers’ own shots are augmented with scanned letters and documents, for example a copy of Jimmy Carter’s accompanying note from 1977 for one of the most extravagant missions in outer space history, when the Golden Record was sent into the cosmos with the Voyager, seeking to bring the human species closer to farflung galaxies through photos, songs and texts: “Hello from the children of planet Earth!” was the Americans’ choice of greeting for the Golden Record, spoken by a child, stored as one of a total of 55 languages.
The work “Phenomena” not only examines UFO sightings but, with each tableau, reflects the extraterrestrial visual canon that we have in our minds. There is hardly any image that one would not equally place in Area 51, the legendary military exclusion zone in southern Nevada, without ever having been there. It is a well-known scientific phenomenon, on which much of humanity’s knowledge is built: seeking and exploring something and accidentally proving something else entirely while doing so. In the work “Phenomena” by Galbiati, Eriksen and Markussen, photography tells, once more, of the power of humans’ longing, believing and dreaming, and, for the moment, exonerates photography of any pressure to provide proof.
Heide Häusler über „Phenomena“ von Sara Brincher Galbiati, Peter Helles Eriksen und Tobias Selnæs Markussen
Die All-Macht der Bilder oder: Auf wichtiger Mission
The Universal Power of Images or: On an Important Mission
Text: Anja Martin
Fotos: Nasa
Bild vom Weltall entsteht
Was fasziniert so am Weltall? Unentdecktes. Geheimnisse. Und so weit in die Ferne schauen zu können, dass der Kopf dafür keine Dimension mehr hat. Sterne zu sehen, die längst nicht mehr da sind. Deshalb sprechen Astronomen auch von Lichtjahren und man schaut automatisch in die Vergangenheit, wenn man in die Tiefe des Alls blickt. Schon allein die Geschwindigkeit eines Lichtstrahls können wir kaum ermessen. In einer Sekunde wäre er mehr als sieben Mal um die Erdkugel gesaust. Aber zum nächstgelegenen Stern bräuchte er über vier Jahre. Das blanke Auge gewährt uns kaum einen tieferen Einblick ins Weltall. Aber selbst Kameratechnik tut sich schwer: Von der Erde aus stört die Atmosphäre. Und der Kosmos selbst ist ein unwirtlicher Ort, um auf Fotopirsch zu gehen – sowohl für Menschen, die aus Raumstationen oder bei Weltraumspaziergängen Aufnahmen machen, wie auch für Weltraumteleskope oder eigens entwickelte Kameras, die von Orbitern und Rovern aus automatisiert das All und die Oberfläche von Planeten abbilden. Die extremen Temperaturen, die kosmische Strahlung und die schlechte Zugänglichkeit fordern der Technik viel ab. Außerdem müssen die Forscher auch jenseits des sichtbaren Lichts nach einer abbildbaren Realität suchen, indem sie die ganze Bandbreite der elektromagnetischen Strahlung visuell erschließen.
Die bislang detaillierteste Aufnahme des Kosmos wurde im Mai letzten Jahres publiziert: das „Hubble Legacy Field“ (siehe Seite 34/35). Dieses Bild zeigt 265.000 Galaxien und schätzungsweise 50.000 Billionen Sterne. Der Blick geht in diesem Feld, das von der Erde aus betrachtet gerade mal so groß ist wie der
What makes the universe so fascinating? Unexplored realms. Secrets. And being able to look so far into the distance that the mind can no longer conceive of dimensions for it. To see stars that long since ceased to be. Astronomers speak of light years for that reason, and when one peers into the depths of space, one automatically looks into the past. We are barely able to gauge even the speed of a ray of light. In one second it will have zoomed around the globe more than seven times. To get to the nearest star, though, it would need in excess of four years.
The naked eye is unlikely to offer us a deep insight into the universe. But even camera technology has difficulties: from the vantage point of Earth, the atmosphere is disruptive. And the cosmos itself is an inhospitable place for going on a photo-hunt – both for people taking photos from space stations or on space walks, and for space telescopes or specially developed cameras that automatically take pictures of the universe and planets’ surfaces from orbiters and rovers. The technology undergoes great strains due to extreme temperatures, cosmic radiation, and poor accessibility. In addition, even beyond visible light, researchers must search for an illustratable reality by visually exploiting the full spectrum of electromagnetic rays.
The most detailed shot of the cosmos hitherto was published in May last year: the “Hubble Legacy Field” (pages 34/35). This image depicts 265,000 galaxies and an estimated 50,000 trillion stars. In this field, which, viewed from Earth, has all the magnitude of the full moon, the gaze extends to heavenly bodies whose light has been travelling for 13.3 billion years. Beholders become dizzier they closer the look. This Big Data virtually allows us to look back at the Big Bang. We will never quite get there, though, for the cosmos was opaque in early days. The origin of all being will therefore, as the technology currently stands, always remain in darkness, entirely regardless of how far photography has yet to progress.
But what type of photos shapes our picture of the cosmos? Are they even photographs in the classic sense? The Hubble Legacy Field, for instance, consists of 7,500 individual shots, collated by the Hubble space telescope over 16 years. It is therefore a montage, a giant mosaic. In addition, telescopes, no matter whether they are stationed in space or on
Wenn wir über den nächtlichen Sternenhimmel hinauswollen, versagen Sinne und Vorstellungskraft. Unser
ausschließlich über Fotos und oft braucht es dafür mehr als sichtbares Lichtlinks/left: Details aus dem/from the “Hubble Legacy Field”
Vollmond, bis zu Himmelskörpern, deren Licht 13,3 Milliarden Jahre unterwegs war. Es macht Betrachter schwindlig, je genauer sie hinsehen. Diese Big Data lässt uns beinahe bis zum Big Bang zurückblicken. Ganz erreichen wird man den Urknall allerdings nie, denn in der ersten Zeit danach war der Kosmos undurchsichtig. Der Ursprung allen Seins wird also nach aktuellem Stand der Technik immer im Dunkeln bleiben, ganz gleich, wie weit sich die Fotografie noch entwickeln wird.
Doch welche Art Fotos prägt eigentlich unser Bild vom Kosmos? Sind es überhaupt klassische Fotografien? Das Hubble Legacy Field etwa besteht aus 7.500 Einzelaufnahmen, die das Weltraumteleskop Hubble in 16 Jahren gesammelt hat. Es ist also eine Montage, ein riesiges Mosaik. Außerdem liefern die Teleskope, egal, ob sie im Weltraum oder auf der Erde stationiert sind, nur Schwarzweißaufnahmen. Bei Bedarf kolorieren die Forscher sie sogar eher in Fehlfarben, je nach Fragestellung. Sollen Fotos aber an die Öffentlichkeit, müssen Bildredakteure ihr Werk tun. Hubble belichtet mit vorgesetzten Farbfiltern drei Graustufenbilder. Die Bildredakteure färben jedes in einer anderen Primärfarbe und kombinieren sie. Wir sehen dann, was wir vermutlich sehen würden, könnten wir in der Zeit reisen und das Fotografierte aus der Nähe betrachten. Denn das Licht aus der Ferne ist auch für unsere Augen so schwach, dass Farben ausgeblendet werden. Es geht bei der Bildbearbeitung darum, Unsichtbares, aber Existierendes sichtbar zu machen. Tatsächlich wird nichts hinzuerfunden, nur manches verstärkt oder abgeschwächt. Zoltan Levay hat als ehemaliger Leiter des Imaging-Teams des Space Telescope Institutes in 25 Jahren Tausende ikonischer Weltraumbilder verantwortet. In einem Video der International Society for Optics and Photonics (SPIE) sagt er: „Wir arbeiten sehr eng mit den Astronomen zusammen, vor allem, um sicherzustellen, dass alles wissenschaftlich valide ist, dass wir alles repräsentativ darstellen, dass wir niemanden in die Irre führen, dass da keine Dinge sind, die nach Ansicht der Astronomen nicht da sein dürften, oder andersrum.“
Schon bald soll das James-Webb-Weltraumteleskop das altgediente Hubble-Teleskop überflügeln. Mit seinem 6,5-Meter-Spiegel und einem Sonnenschild so groß wie ein Tennisplatz wird es das größte je im All installierte Teleskop sein und dem Urknall näher kommen als alle vor ihm, es wird in die Ära zurückschauen, in der Sterne und Galaxien entstanden. Anders als Hubble, das vor allem im Bereich des sichtbaren Spektrums und im näheren Infrarotbereich sehen kann, arbeitet James Webb dann ausschließlich im Infrarotbereich, denn das Licht aus dieser fernen Zeit ist ohnehin stark ins Rote verschoben. Daher kann das James Webb auch nicht mehr wie andere Teleskope mit CCD- oder CMOS-Sensoren arbeiten, die wir in kleinerer Form in unseren Handys benutzen oder benutzten. Stattdessen bestehen die Halbleiter aus Quecksilber-Cadmium-Tellurid fürs nahe Infrarot oder für die mittleren Wellenlängen aus mit Arsen dotiertem Silizium. Alle Wellenlängen können Auskunft über die Gestalt des Weltalls geben. Infrarot erzählt etwas über Materi-
Earth, deliver black-and-white pictures only. As required, researchers even tint them in missing colours, according to the enquiry in hand. If photos are intended to go public, however, picture editors are called on to do their work.
Using colour filters attached to its front, Hubble exposes three greyscale images. The picture editors tint each one in a different primary colour and combine them. We then see what we would presumably see if we could travel in time and view the subject up close. That is because light from a distance is so feeble (even by our eyes’ standard) that colours vanish. The task of picture editing is to make the invisible, but existent, visible. There are no dreamt-up additions, in actual fact; some things are merely amplified or toned down. As former director of the Imaging Team at the Space Telescope Institute, Zoltan Levay was in charge of thousands of iconic space images over 25 years. In a video by the International Society for Optics and Photonics (SPIE) he says: “We work very closely with astronomers, certainly to make sure that whatever we are showing has scientific validity. We are not misrepresenting anything, we not misleading anyone, that something is there that shouldn’t be there for astronomers, or vice versa.”
The James Webb space telescope is expected to outstrip the long-serving Hubble telescope very soon. With its 6.5-metre reflector and a sunshield the size of a tennis court, it will be the biggest telescope ever installed in space and will come closer to the Big Bang than any before it; it will look back into the era in which stars and galaxies came into being. Unlike Hubble, which is mainly able to see in the range of the visible spectrum and in the proximate infrared range, James Webb operates exclusively in the infrared range, since light from that distant time is strongly shifted into the red in any case. For that reason, the James Webb is also beyond operating the way other telescopes with CCD or CMOS sensors do, which feature in smaller form in our smartphones. Instead, its semiconductors consist of mercury-cadmium-telluride for proximate infrared, or of silicon contaminated with arsenic for the medium wavelengths.
When we strive beyond the starry sky at night, our senses and imagination fail. Our picture of the universe is generated exclusively via photos, and for those, more than visible light is often needed
alien und lässt weiter blicken. Röntgenstrahlen zeigen, wo Wärme ist. Radiowellen gelangen besser durch intergalaktische Staubund Nebelwolken als Licht. All diese Strahlungen lassen sich mit Kameras von Satelliten, Raumsonden oder Weltraumteleskopen aus aufnehmen. Die Observatorien auf der Erde allerdings müssen mit sichtbarem Licht, ein wenig Infrarot und an manchen Stellen Radiowellen vorlieb nehmen, da die Atmosphäre abschirmt. Trotzdem entstand von der Erde aus eine der berühmtesten All-Aufnahmen der jüngsten Zeit: das erste Foto eines Schwarzen Lochs, 55 Millionen Lichtjahre entfernt. Also ein Foto von etwas, in dem weder Raum noch Zeit existieren und das alles Licht schluckt. Im Grunde kann man nur den Rand zeigen, der Millionen Grad Celsius heiß und sehr dünn ist. Dafür mussten Astronomen mehrere Radioteleskope, die im Millimeterbereich außerhalb des sichtbaren Lichts arbeiten, auf vier Kontinenten zusammenschalten. Das Ergebnis ist eine tausendmal bessere Auflösung als Hubble. Der Blick von der Erde ins All birgt Schwierigkeiten. Was unser Leben erst ermöglicht, nämlich die Existenz einer Atmosphäre, behindert die freie Sicht in die Ferne. Doch die Astronomen haben sich viele Tricks ausgedacht, mit denen sie das Manko ausgleichen können. Etwa die Aktive Optik: Damit beim Schwenken auf unterschiedliche Objekte die Schwerkraft den Spiegel nicht krümmt, hatte man früher versucht, ihn immer dicker zu machen – bis an die Grenzen des Möglichen. Jetzt geht man den umgekehrten Weg, macht die Spiegel so dünn, dass Aktoren sie immer exakt in ihre Ursprungsform zurückbiegen können, wenn nötig. Ein anderer Kniff: die Interferometrie. Werden baugleiche Teleskope zusammengeschaltet, zählt effektiv nicht der Durchmesser der Einzelspiegel, sondern die Verbindungslinie zwischen den Teleskopen. Besonders effektiv: die Adaptive Optik. Sie korrigiert mit Tausenden Spiegelchen die schnellen Veränderungen, die in der Erdatmosphäre stattfinden und ein Flimmern verursachen. So wird das Signal wieder entzerrt. Dafür muss im anvisierten Bereich allerdings ein ausreichend heller Stern vorhanden sein. Doch selbst dafür haben die Wissenschaftler eine Lösung gefunden: Sie schießen einen Laserstrahl in den Kosmos, der dort einen hellen Punkt setzt. Aber es gibt im All nicht nur die Fotografie über Teleskope. Da sind auch die Raumfahrer, die mit Kameras ausgestattet sind. Oft, um ihre Arbeit zu dokumentieren. Oder um zu zeigen, was sie sehen. Dabei können oft Kameras von der Stange genutzt werden, nachdem sie auf Weltraumtauglichkeit überprüft wurden. An Bord der Internationalen Raumstation ISS etwa gibt es mehrere digitale Spiegelreflexkameras von Nikon und Dutzende Objektive, vom extremen Weitwinkel bis zu 800er-Teles plus Telekonvertern. Allein in der Kuppel liegen mehrere Sets griffbereit, sodass jeder Astronaut sofort draufhalten kann, denn die Motive wechseln schnell: Schließlich ist die ISS mit 28.000 Stundenkilometern im Weltraum unterwegs.
Vor über fünfzig Jahren, bei der ersten Mondlandung, setzte man noch auf Mittelformat. Die Astronauten hatten zwei Hassel-
Information about the universe’s shape can be obtained on all wavelengths. Infrared tells us things about materials and allows us to look further. X-rays reveal where warmth is. Radio waves are more effective than light at getting through intergalactic dust clouds and nebulae. All these rays can be recorded with cameras from satellites, space probes, or space telescopes. Observatories on Earth, on the other hand, have to make do with visible light, a small amount of infrared, and, in some places, radio waves, since the atmosphere deflects. Nevertheless, Earth was the vantage point for one of the most famous shots of the universe of recent times: the first photo of a Black Hole, 55 million light years away. A photo, therefore, of something in which neither space time exists, and which swallows all light. Basically it is possible to depict only the edge, which has a searing temperature of millions of degrees Celsius and is very thin. To do this, astronomers had to interconnect several telescopes, working in the millimetre range outside visible light, on four continents. The result is a resolution a thousand times better than Hubble’s.
The view from Earth into the universe is fraught with difficulties. The very thing that makes our life possible – namely, the existence of an atmosphere – obstructs clear vision into the distance. However, astronomers have come up with many tricks to compensate for this flaw. Active optics, for instance: To make sure that gravity does not bend the reflector while various objects are being homed in on, previously there were attempts to make the reflector thicker – stretching the boundaries of the possible. Nowadays, the reverse route is taken: making reflectors so thin that actuators are always able to bend them back exactly to their original shape, if necessary. Another hack is interferometry. When identically constructed telescopes are interconnected, what effectively counts is not the diameter of the individual reflectors, but the connecting line between the telescopes. Adaptive optics is particularly effective. Employing thousands of miniature reflectors, it corrects the rapid alterations that take place in the Earth’s atmosphere and cause shimmering. The signal is thus unscrambled. To make this happen, though, a sufficiently bright star needs to be present in the targeted field. But even for this, scientists have found a solution: they shoot a laser beam into the cosmos, which plants a bright dot there. However, there is not only photography via telescopes in space. There are also space travellers equipped with cameras. This is frequently so that they can document their work, or show what they see. At the same time, once they have been checked for space compatibility, cameras can often be used off the peg. Aboard the International Space Station – ISS – for instance, there are several digital single-lens reflex cameras from Nikon and dozens of lenses, from extreme wide-angle to 800x zoom plus teleconverters. In the cupola alone, several
blads mit Zeiss-Objektiven dabei – eine machte Aufnahmen vom „Eagle“-Mondmodul aus, die andere spazierte am Astronautenanzug von Neil Armstrong auf der Oberfläche herum. Tatsächlich arbeitete die Nasa seit 1962 mit dem schwedischen Kamerahersteller zusammen. Für die Apollo-Missionen wurden die Bodys abgespeckt, um Gewicht zu sparen: Man produzierte sie ohne Belederung, Hilfsverschluss und Spiegel. Eine silberne Lackierung schützte vor den extremen Temperaturen. Ins Spezialrückteil passte ein strahlenresistenter und besonders dünner Kodak-Film, der 200 Aufnahmen erlaubte. Zwölf Gehäuse liegen inzwischen auf der Oberfläche, denn aus Gewichtsgründen wurden nur die Filme in den Magazinen mit zurücktransportiert. Aber Ingenieure entwickeln auch eigens Kameras für Raummissionen. Nächstes Jahr wird eine Kamera vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit einer Esa-Mission auf dem Mars landen. Die Stereokamera verleiht einem Rover namens Rosalind Franklin Augen, installiert auf einem 2-Meter-Mast, damit der Rover entscheiden kann, wo er hinfahren und wo er Proben nehmen will. Dabei wird das visuelle Erkunden demnächst auch abgehobener funktionieren: Die Nasa setzt bei ihrer nächsten Mars-Mission, die ebenfalls dieses Jahr starten soll, nicht nur einen neuen Rover, sondern trotz der dünnen Luft erstmals einen Mini-Helikopter ein, der nur 1,8 Kilo wiegt und dessen Rotoren sich 3.000 Mal pro Minute drehen. Die Drohne dockt am Rover an, von dem aus sie Drei-Minuten-Flüge unternimmt. Nachdem die alten Rover der Nasa „Opportunity“ und „Curiosity“ hießen, wird der zukünftige „Perseverance“ heißen: Durchhaltevermögen. Denn lange durchzuhalten, ist im Kosmos ein großer Wert. So wird das HubbleWeltraumteleskop dieses Jahr zwar bereits dreißig Jahre alt, schickt aber noch immer umwerfende Bilder zur Erde. Der Orbiter MarsExpress kreist schon seit sechzehn Jahren um den roten Planeten, obwohl er nur zwei Jahre durchhalten sollte. Und alle Instrumente inklusive der Kamera vom DLR tun ihren Dienst ohne Probleme. Anfangs als „High Risk Stereo Camera“ verspottet, scannt die High Resolution Stereo Camera unentwegt die Oberfläche des Mars, in Hunderte von Kilometern langen Streifen – und zwar bis heute. Vermutlich wird eher dem Orbiter der Sprit ausgehen, als dass die Kamera versagte. Die Flut an faszinierenden Fotos von Teleskopen, Satelliten, Raumstationen und Rovern, die unser Bild vom Weltall prägen, scheint jedenfalls nicht abzuebben, genausowenig wie unser Interesse an ihm.
sets are ready to hand so that every astronaut can head for them instantly, because photographic subjects alternate fast: after all, the ISS travels through space at 28,000 kilometres per hour.
More than fifty years ago, when the first moon landing took place, the medium format was still de rigueur. The astronauts had two Hasselblads with Zeiss lenses with them – one took shots from the “Eagle” lunar module, and the other walked around on the surface on Neil Armstrong’s spacesuit. Indeed, NASA had been partnering with the Swedish camera manufacturer since 1963. For the Apollo missions, the bodies were slimmed down to save on weight: they were produced without leather trim, clip, or mirror. A silver lacquer offered protection against the extreme temperatures. The special back accommodated a radiation-resistant and particularly thin Kodak film, which enabled 200 shots. Twelve housings now lie on the moon’s surface, since, for weight reasons, only the films were transported back in the magazines. However, engineers also develop cameras specifically for space missions. Next year, a camera from the German Aerospace Center (DLR) will land on Mars with an ESA mission. The stereo camera lends eyes to a rover by the name of Rosalind Franklin, installed on a 2-metre mast, so that the rover can decide where it wants to travel to and take samples. Soon, too, visual exploration will be functioning more loftily: For its next Mars mission, which is likewise due to launch this year, NASA is deploying not only a new rover, but, for the first time (despite the thin air) a mini-helicopter, which weighs a mere 1.8 kilos and whose rotors revolve 3,000 times per minute. The drone docks onto the rover, from which base it undertakes three-minute flights. After the appellations “Opportunity” and “Curiosity” for NASA’s former rovers, the future one will be called “Perseverance”. For long-term perseverance means a lot in the cosmos. For example, while the Hubble space telescope may be turning thirty years old this year, it is still transmitting stunning images to Earth. The MarsExpress orbiter has already been circling the Red Planet for sixteen years, even though it was only meant to persevere for two. And all instruments, including the camera from the DLR, are performing their service without any problems. Initially derided as the “High Risk Stereo Camera”, the High Resolution Stereo Camera unswervingly scans the surface of Mars, in strips hundreds of kilometres long – and is doing so to this day. It seems likelier that the orbiter will run out of fuel before the camera fails. At any rate, there appears to be no ebbing in the tide of fascinating photos from telescopes, satellites, space stations and rovers that shape our picture of the universe, and there is precisely as little sign of our interest in its waning.
Bilder durch Raum und Zeit
von/by Helena WeberImages through Time and Space
Helena Weber über Holly Schmidt und ihre „Lost Lessons”
Glitzernde Galaxien, sich auftürmende Planeten, strahlende Orionnebel und sogar die Geburt von Sternen – was hat uns die Weltraumfotografie nicht schon für atemberaubend schöne und nicht minder Ehrfurcht gebietende Bilder des Universums geliefert?
Bereits in den 1840er-Jahren gab es erste Versuche, den Weltraum fotografisch abzubilden. Früh erkannte die wissenschaftliche Astronomie den Nutzen des fotografischen Abbildes als Beweis wie auch als Forschungsobjekt. Und sie verstand es, die Raumfahrt als spektakuläres und publikumswirksames Medienevent zu inszenieren. Die Bilder dienten schließlich auch dazu, die Finanzierung der Raumfahrt vor der Bevölkerung zu legitimieren. Heute ist die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa eine der größten bestehenden Bilderfabriken. Allein zwischen 1962 bis 1972 wurden während der Apollo-Missionen über 30.000 Bilder aufgenommen, inzwischen sind es bereits über eine Million Fotografien.
Die kanadische Künstlerin Holly Schmidt widmet sich in ihrer Arbeit „Lost Lessons“ solchen Motiven ebenso wie dem speziellen Bildträger, auf dem sie zirkulieren. Ausgangspunkt ihrer Beschäftigung mit dem Weltraum sind eigens für Lehr- und Vortragszwecke produzierte Dias, die sie seit 2014 der Sammlung ihres Vater, eines emeritierten Astronomieprofessors, entnimmt. Aus einem Zeitraum von 1970 bis 1990 stammend, deckt die Sammlung diverse Formate und Materialien ab, von Fotografien über Illustrationen bis hin zu Diagrammen und Formeln, und bildet somit eine große Breite an Information über den Weltraum ab.
Bei privaten Diashows, die ihr Vater in ihrer Kindheit zu Hause veranstaltete, erlebte sie das Betrachten des Weltraums im dunklen Raum, in dem das Summen und Rotieren des Projektors zu hören war, als atmosphärisch verdichtete, immersive Erfahrung. Noch nicht in der Lage, die wissenschaftlichen Informationen zu fassen, eröffneten
Glittering galaxies, looming planets, the radiant Orion Nebula, and even the birth of stars – what breathtakingly beautiful and no less awe-inspiring images of the universe space photography has delivered to us!
The first attempts at photographically depicting outer space were made way back in the 1840s. Early on, scientific astronomy recognized the utility of the photograph as evidence and research object at once. And it was astute enough to stage astronautics as a spectacular and publicly appealing media event. Ultimately, the images also served to justify the funding of space travel to the general public. Today, the American astronautics authority NASA is one of the biggest image factories in existence. Solely between 1962 and 1972, more than 30,000 pictures were taken during the Apollo missions; the tally, in the meantime, is already in excess of one million photographs.
In her work “Lost Lessons”, Canadian artist Holly Schmidt devotes herself equally to such subjects and to the specific image carrier on which they circulate. The starting point of her occupation with outer space are slides specifically produced for teaching and lecturing purposes, which she has been taking from the collection of her father, a professor emeritus of astronomy, since 2014. Originating from a period between 1970 and 1990, the collection covers a diverse array of formats and materials, from photographs through illustrations to diagrams and formulae,
Helena Weber on Holly Schmidt and her „Lost Lessons”
die projizierten Dias eine weite, magische Welt. „Sie hatten etwas Unbegreifliches an sich“, schreibt Schmidt und stellt fest, dass zwischen den Weiten von Raum und Zeit und dem flüchtigen historischen Dokument der Dias eine Dissonanz entsteht, die faszinierend ist und eine Leerstelle schafft, die sie als Imaginations- und Reflexionsraum nutzen möchte. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, die Dias zu kombinieren, um verschiedene Erzählungen oder Wissensweisen zu vermitteln. Losgelöst vom wissenschaftlichen Narrativ, sind sie offen für neue Interpretationen, die Schmidt in einer Reihe von fortlaufenden Mikroperformances und Sternbeobachtungen ergründet. Die Diasammlung ist Teil eines kollektiven visuellen Erbes ebenso, wie es ein privates Archiv ist, an das persönliche biografische Erinnerungen geknüpft sind. Gemeinsam mit dem Publikum möchte sie die Sammlung erschließen, die Bilder nach ihrem narrativen Wert befragen und neue Erzählungen finden. So wie Schmidt ihre partizipative Praxis als ein Lernen in der Öffentlichkeit begreift, geht es ihr bei „Lost Lessons“ um die Beziehung des Menschen zum Weltraum.
Denn die Dias sind weitaus mehr als die nüchtern wissenschaftliche Repräsentation des uns umgebenden Universums. „Glorious Eclipses“ oder „What a View“ lauten einige der Titel, mit denen die Dias beschriftet sind. Als wären sie eine Anleitung zur Rezeption: „Bei Betrachtung bitte beeindruckt sein!“
and hence illustrates a broad spectrum of information on outer space.
During private slide shows held by her father at home in her childhood, she perceived the contemplation of outer space in the darkened room, in which the whirring and turning of the projector could be heard, as an atmospherically dense, immersive experience. Too young to comprehend the scientific information, she found that an expansive, magical world was opened up to her by the projected slides. “There was something ungraspable about them”, writes Schmidt, noting that, between the expanses of time and space and the slides’ fleeting historical document, a dissonance arises that fascinates and creates a gap, which she aims to utilize as a space for imagination and reflection.
There are infinitely many possibilities for combining the slides in order to convey various narratives or ways of knowing. Detached from the scientific narrative, they are open to new interpretations, which Schmidt sounds out in a series of continuous microperformances and astronomical observations. The slide collection is as much part of a collective visual heritage as it is a private archive, with which personal biographical memories are associated. Jointly with her audience she aims to tap into the collection, query the images for their narrative value, and find new stories. Just as Schmidt comprehends her participatory practices as learning in public, her concern, with “Lost Lessons”, is humanity’s relationship to outer space.
For the slides are far, far more than the soberly scientific representation of the universe that surrounds us. “Glorious Eclipses” or “What a View” run some of the titles that are written on the slides. As though they were instructions for reception: “Please be impressed while beholding!”
Ein Bild der Erde
von/by Damian ZimmermannA Picture of the Earth
Die Geschichte einer Fotografie, die das Bewusstsein für unseren Planeten verändert hat, begann auf einem Dach in San Francisco – und 100 Mikrogramm LSD
The story of a photograph that changed awareness of our planet began on a roof in San Francisco – and 100 micrograms of LSD
Als der damals 28-jährige Stewart Brand im Februar 1966 auf dem Kiesdach seines Apartmenthauses in San Francisco saß und im Rausch eines gerade eingeworfenen LSD-Trips die Skyline beobachtete, stellte er plötzlich fest, dass Hochhäuser nicht parallel zueinander in den Himmel steigen. Was nach einer schweren Halluzination klingt, ist streng physikalisch betrachtet richtig: Die natürliche Krümmung der Erdoberfläche sorgt dafür, dass sich die Spitzen der Gebäude, je höher sie sind, immer weiter voneinander entfernen. Doch für Brand war dieser Gedankengang damit noch nicht zu Ende: Auf dem dritten Stockwerk des Hauses sitzend und auf 100 Mikrogramm Acid schwebend, sah und fühlte er plötzlich die Krümmung der Erde ganz deutlich vor und insbesondere unter sich und entfernte sich immer mehr von seinem tatsächlichen Standort in North Beach in Richtung Orbit, von wo aus er die Erde in ihrer Gesamtheit betrachtete – ein Bild, das vollständig seiner Fantasie entspringen musste, denn im Frühjahr 1966 existierte noch kein Foto der Erde aus dem Weltraum.
Während sich Brand, der 1960 in Stanford seinen Abschluss in Biologie gemacht hatte und danach bei der Armee war, auf seiner imaginären Umlaufbahn befand, musste er an den Architekten, Konstrukteur und Visionär Richard Buckminster Fuller denken. Der hatte erst kurz zuvor während eines Vortrages in Santa Fe festgestellt, dass sich die Menschheit verhielte, als wäre die Erde eine unendlich große Scheibe, und dass wir das mit unserer Zivilisation niemals richtig hinbekämen, solange wir die Erde nicht als das behandelten, was sie tatsächlich ist: endlich.
„Während der Wind wehte und die Zeit verging, trieb ich meine zitternden Gedanken zusammen und dachte mir: Eine Fotografie könnte das leisten –eine Farbfotografie der Erde aus dem Weltraum. Dort wäre sie für alle sichtbar, die ganze Erde, winzig klein, dahintreibend, und niemand würde die Dinge jemals wieder auf die gleiche Weise wahrnehmen“, erinnerte sich Brand zehn Jahre später in seinem Bericht für das Buch „The Sixties“, herausgegeben von Lynda Obst und der Rolling Stone Press.
Angesteckt von dieser Idee, überlegte Brand, wie er es schaffen könnte, die Nasa oder die Russen dazu zu bringen, ein solches Foto zu machen – und entschied sich dafür, Poster und vor allem Hunderte kleine Ansteck-Buttons zu produzieren, die er an der Uni für 25 Cent pro Stück verkaufen wollte. Aber was sollte auf diesen Buttons stehen? Die erste Idee mit der Aufforderung „Macht ein Foto der gesamten Erde!“ verwarf er schnell wieder. Nein, das war zu langweilig und zu brav. Der Button sollte eine Frage aufwerfen und gleichzeitig die amerikanische Paranoia beflügeln: „Warum haben wir noch kein Foto von der gesamten Erde gesehen?“ Bingo!
Am nächsten Tag druckte Brand die Buttons, zog sich einen weißen Jumpsuit, Stiefel und einen Zylinder mit einem Kristallherzen darauf an und stellte sich mit einem neonfarbenen Sandwich-Board auf den Campus der University of California in Berkeley auf der anderen Seite der Bucht von San Francisco. Der Plan ging auf: Die Buttons verkauften sich und der Dekan warf ihn vom Gelände, woraufhin erst der „San Francisco Chronicle“ und schließlich auch andere Zei-
February 1966. Stewart Brand, 28 years old at the time, was sitting on the gravel roof of his apartment block in San Francisco, high on a recently popped LSD trip and contemplating the skyline. Suddenly, he noticed that high-rises do not climb into the sky parallel to one another. Viewed strictly in terms of physics, what sounds like a serious hallucination is correct: the natural curvature of the Earth’s surface produces the effect that the tops of buildings, the higher they are, are ever further removed from one another. But Brand’s train of thought had not yet arrived at its terminus, here: sitting on the block’s third storey and floating on 100 micrograms of acid, he suddenly saw and felt the Earth’s curvature in front of and especially beneath him in total clarity and soared further and further away from his actual location in North Beach into orbit, from where he beheld the Earth in its entirety – an image that must have been fully a fruit of his imagination, for there was not yet any photograph of Earth from outer space in existence in early 1966.
While Brand, who had graduated in biology from Stanford in 1960 and subsequently been in the army, was on his imaginary orbit, he obligatorily thought of the architect, designer and visionary Richard Buckminster Fuller. Shortly before, during a lecture in Santa Fe, the latter had noted that humanity was behaving as though the Earth were an infinitely large disc, and we would never get things right with our civilization as long as we did not treat the Earth as what it actually is: finite.
“I herded my trembling thoughts together as the winds blew and time passed. A photograph would do it—a color photograph from space of the earth. There it would be for all to see, the earth complete, tiny, adrift, and no one would ever perceive things the same way”, recalled Brand, ten years later, in his report for the book “The Sixties”, edited by Lynda Obst and published by the Rolling Stone Press.
Gripped by this idea, Brand considered how he could persuade NASA or the Russians to take a photo of that kind – and decided to produce posters and, in particular, hundreds of small button badges, which he intended to sell at uni for 25 cents apiece. But what were those badges going to say? He quickly rejected the first idea, which involved the appeal to “Take a photo of the whole Earth!” No, it was too boring and square. The badge should throw up a question and simultaneously quicken American paranoia: “Why haven’t we seen a photograph of the whole Earth yet?” Bingo!
tungen über Brands Geschichte berichteten. So funktionierte Selbstmarketing in den 1960er-Jahren.
Brand verkaufte die Buttons daraufhin auch an anderen Elite-Universitäten wie Stanford, Columbia, Harvard und am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er schickte sie an Wissenschaftler, Senatoren, nach Russland und an Beamte der Vereinten Nationen, aber auch an die großen Denker jener Zeit, allen voran an den Philosophen und Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan und selbstredend an Richard Buckminster Fuller.
Inwiefern Brands Aktionen tatsächlich die Raumfahrtbehörde beeinflussten, ist schwer zu sagen. Schließlich war das Ziel der Milliarden Dollar teuren Nasa-Programme, den Mond zu erobern, und nicht, die Erde zu fotografieren. Und so war das Foto, das die Mondsonde Lunar Orbiter I am 23. August 1966 machte und das zum ersten Mal die Erdsichel mit dem Mond im Vordergrund zeigte, eigentlich ein Nebenprodukt, ein Schnappschuss, noch dazu in einer schlechten Schwarzweiß-Qualität. Obwohl die Aufnahme eigentlich ein Meilenstein war und der späteren Bildikone ähnelt, blieb sie doch ohne Resonanz. Das gilt genauso für das erste Farbfoto, das der Satellit ATS-3 im November 1967 machte: Es zeigt zwar zum allerersten Mal den kompletten Erdball, aber auch dieses Foto fand wenig Aufmerksamkeit. Vielleicht lag es ja auch daran, dass beide Aufnahmen von Maschinen gemacht wurden.
Jedenfalls brauchte es noch ein weiteres Jahr und vor allem drei unter etwas Heimweh und Melancholie leidende Astronauten in einem Raumschiffchen namens Apollo 8, um dies zu ändern. Nach ihrer dritten Mondumrundung am Heiligabend des Jahres 1968 entdeckte der Bordingenieur und Fotograf William Anders plötzlich, wie die Erde hinter dem Mondhori-
Next day, Brand printed the button badges, pulled on a white jumpsuit and a top hat bearing a glass heart, and positioned himself with a neon-coloured sandwich board on the University of California campus in Berkeley, on the other side of San Francisco Bay. The plan worked: the buttons got sold and the faculty director threw him off the grounds, whereupon first the “San Francisco Chronicle” and, finally, other newspapers too reported on Brand’s story. That was how self-marketing was done in the 1960s.
From that point on, Brand sold the button badges at other elite universities such as Stanford, Columbia, Harvard and the Massachusetts Institute of Technology (MIT). He sent them to scientists, senators, to Russia and to United Nations officials, but also to the big thinkers of that period, foremost of all the philosopher and communication theorist Marshall McLuhan and, naturally, Richard Buckminster Fuller.
It is hard to say how far Brand’s actions actually influenced the astronautics agency. After all, the aim of the NASA programme, costing billions of dollars, was to conquer the Moon and not to photograph the Earth. And so the photo taken by the Lunar Orbiter I probe on 23 August 1966, which depicted the Earth’s sickle with the moon in the foreground for the first time, was in fact a by-product, a snapshot, and on top of that in poor-quality black and white. Although the shot was, actually, a milestone and resembles the later iconic image, it failed to make a splash. This applies equally to the first colour photo taken by the ATS-3 satellite in November 1967: though it depicts the full geosphere for the very first time, even this photo attracted little attention. Perhaps the reason for this was that both pictures were taken by machines.
zont auftauchte und war ganz außer sich: „Oh, mein Gott! Schaut euch diesen Anblick an! Hier geht die Erde auf. Wow, ist das schön!“
Als er seine Hasselblad hob, ermahnte ihn sein Kommandant Frank Borman noch halb im Scherz, dass das nicht geplant sei und dass er kein Filmmaterial verschwenden solle – schließlich mussten die drei Astronauten die Mondoberfläche und mögliche Landestellen für Apollo 9 untersuchen und dokumentieren.
Glücklicherweise hat Anders dennoch fotografiert. Und er schuf mit „Earthrise“ (Aufgang der Erde) nicht nur eine der größten Fotografie-Ikonen des 20. Jahrhunderts, sondern löste mit seinem Bild exakt das ein, was Brand zwei Jahre zuvor eingefordert hatte: Ein Bild, das die Menschheit innehalten lässt. Das die Endlichkeit und Verletzlichkeit, aber auch die unglaubliche Schönheit und Einzigartigkeit unseres Planeten universell verständlich macht. Und das ein Bewusstsein dafür schafft, dass wir diesen unseren Ort schützen müssen.
Die Aufmerksamkeit, die „Earthrise“ bekam, war gigantisch. Das Foto erschien in zahlreichen Zeitungen und auf der Titelseite der „New York Times“, 1969 druckte die amerikanische Post sogar eine 6-Cent-Briefmarkte mit dem Motiv. Das Foto wurde zu einem der wichtigsten und vor allem positiven Symbole der neu aufkeimenden Umweltschutzbewegung. Der populäre CBS-Nachrichtensprecher Walter Cronkite hatte „Earthrise“ nicht nur gerahmt auf seinem Schreibtisch stehen, sondern wurde von ihr auch zu einer neuen Serie innerhalb der Abendnachrichtensendung inspiriert: Unter dem dramatischen Titel „Can the World Be Saved?“ wurden Themen wie Umweltschutz und Überbevölkerung ausführlich und massentauglich aufgearbeitet. Zudem verschaffte Cronkite in seiner Sendung dem ersten „Earth Day“
1970 eine enorme Aufmerksamkeit.
Im Grunde ist also alles genauso gekommen, wie es sich Stewart Brand auf seinem LSD-Trip durch den Orbit herbeigesehnt hatte. Übrigens trug er nicht nur zur Entstehung, sondern auch zur Verbreitung dieses und ähnlicher Fotos bei: Sein 1968 gegründetes Gegenkultur-Magazin „Whole Earth Catalog“ zeigte auf der Titelseite immer eine Fotografie der Erde, „Earthrise“ selbst landete gleich zweimal darauf, nämlich auf den Ausgaben 2 und 3. Die Leserschaft interessierte sich vor allem für Themen wie Selbstversorgung, Do-it-yourself und Ökologie, aber auch für Alternativpädagogik und die Ganzheitslehre. Im Whole Earth Catalog wurden Produkte vorgestellt, die als Werkzeug nützlich waren, eine hohe Qualität hatten oder wenig kosteten, die für eine unabhängige Bildung relevant sein und einfach per Post verschickt werden konnten. Aber auch gesellschaftliche, philosophische und technische Vordenker wurden immer wieder vorgestellt – unter anderem natürlich Richard Buckminster Fuller und seine Ideen.
Apropos: Fuller antwortete tatsächlich auf den Brief, den ihm der damals unbekannte 28-jährige Brand im Rahmen seiner Button-Aktion geschickt hatte – und gab ihm die lakonische, aber auch einzig richtige Antwort auf seine Frage, warum wir denn noch immer kein Foto von der gesamten Erde gesehen hätten: „Nun ja, man kann doch immer nur etwa die Hälfte der Erde sehen.“
At any rate, it took another year and, above all, three somewhat homesick, melancholic astronauts in a little spaceship called Apollo 8 to change this. After their third orbit of the Moon on Christmas Eve 1968, on-board engineer and photographer William Anders suddenly spotted the Earth emerging from behind the Moon’s horizon and was absolutely beside himself: “Oh, my God! Look at that picture over there! Here’s the Earth coming up. Wow, is that pretty!”
Raising his Hasselblad, he was half-jokingly cautioned by his commander Frank Borman that that was not on the schedule and he was not to waste film – after all, the three astronauts were required to examine and document the Moon’s surface and potential landing-places for Apollo 9. Fortunately, Anders took photographs nevertheless. And with “Earthrise” he created not only one of the greatest photographic icons of the 20th century, but solved with his image exactly what Brand had demanded just two years before: a picture that gives humanity pause. That makes our planet’s finitude and vulnerability, but also incredible beauty and uniqueness universally comprehensible. And that generates an awareness that we need to protect this place we call ours.
The attention that “Earthrise” received was gigantic. The photo appeared in numerous newspapers and on the front cover of the “New York Times”; in 1969, the American post office even printed a 6-cent stamp bearing the motif. The photo become one of the most important symbols and, above all, a positive emblem of the burgeoning ecology movement. The popular CBS newscaster Walter Cronkite not only had “Earthrise” in a frame on his desk, but was also inspired by it to make a regular feature on the evening news: topics such as ecology and overpopulation were treated in detail and for the masses under the dramatic title “Can the World Be Saved?” What is more, Cronkite’s broadcast generated enormous attention for the first “Earth Day” in 1970.
Basically, therefore, everything transpired exactly the way Stewart Brand had yearned for on his orbiting LSD trip. Incidentally, he contributed not only to the creation, but also dissemination of this and similar photos: the front page of his counterculture magazine “Whole Earth Catalog”, founded in 1968, always featured a photograph of the Earth. “Earthrise” itself landed on it not once, but twice. Its readers were especially interested in topics such as alternative education and holism. The Whole Earth Catalog presented products that were useful as tools, high-quality, or lowcost, which could be relevant for independent learning and easily dispatched by mail. But the magazine also frequently featured societal, philosophical and technological thought leaders – including, of course, Richard Buckminster Fuller and his concepts.
Apropos: Fuller indeed replied to the letter sent to him by the then unknown 28-year-old Brand during the button badge campaign – and supplied the laconic, but also singularly correct answer to his question why we still had not seen a photograph of the whole Earth: “Well, you can only see about half the Earth at any given time.”
Wenn wir über den Mond sprechen, denken wir automatisch an unseren Erdtrabanten. Das liegt im wahrsten Sonne des Wortes nahe, denn wir können ihn fast täglich am Nachthimmel sehen. Dabei ist unser Sonnensystem geradezu vollgestopft mit Monden. Allein der Jupiter hat 69 Satelliten! Der Saturn immerhin 62, der Uranus 27 und selbst der Mars hat zwei. Allein die Erde muss sich als einziger vollwertiger Planet mit nur einem Mond zufrieden geben.
In ihrem Buch „Alternative Moons“ zeigen Robert Pufleb und Nadine Schlieper uns unbekannte Monde in einer Präzision, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Viele von ihnen sind übersät mit tiefen Kratern und Schluchten, Rillen und Gruben. Oft sehen wir auch Terrae und Mare, also Hochund Tiefebenen, die an unseren Erdmond erinnern. Manche Monde sind sehr hell und sehen wie von einer Eisschicht überzogen aus. Andere weisen eine so zerstörte Oberfläche auf, als wären sie einem Dauerbeschuss aus Meteoriten ausgesetzt gewesen. Auf Detailfotos erkennen wir Vulkankegel mit scharfen Kanten, die ein Hinweis auf ein recht junges Entstehungsalter sein könnten.
Aber was sind das für Monde, die wir dort zu sehen bekommen? Ihre Namen klingen jedenfalls sehr wissenschaftlich versachlicht. PC-017-170217 beispielsweise. Oder PC-052-170318. Das klingt längst nicht so wunderbar mythisch wie Europa, Phobos, Io, Rhea, Titan, Ariel oder Charon, um nur einige Monde aus unserem Sonnensystem zu nennen. Doch in gewisser Weise sind Puflebs und Schliepers Monde vielleicht sogar noch poetischer. Denn das PC im Namen ist keine Abkürzung für ein besonderes Teleskop oder ein fremdes Sonnensystem, sondern schlichtweg für „Pancake“. Und wenn es nun noch immer nicht klingelt: Ganz am Ende ihres Buches verraten uns Pufleb und Schlieper ihr ganz persönliches Pfannkuchen-Rezept. Humorvoller und genüsslicher kann der Umgang mit Fake News und Alternativen Fakten kaum sein.
Text: Damian Zimmermann
When we talk about the Moon, our minds turn automatically to our Earth’s satellite. That is evident in the truest sense of the word, since we can see it in the night sky almost daily. At the same time, though, our solar system is positively packed with moons. Jupiter alone has 69 satellites! Saturn comes a close second with 62, Uranus has 27, and even Mars has two. Earth is the sole fullyfledged planet that has to be contented with only one moon.
Fotos: Robert Pufleb & Nadine Schlieper
In their book “Alternative Moons”, Robert Pufleb and Nadine Schlieper show us unfamiliar moons with a precision that we have never seen before. Many of them are strewn with deep craters and gorges, ditches and grooves. Often, we also see terrae and maria, therefore plateaus and plains that remind us of our Earth’s moon. Some moons are very bright and appear as though coated in a layer of ice. Others exhibit a surface so devastated that they seem to have been exposed to a constant meteorite bombardment. On close-up photos we discern volcanic cones with sharp edges, which could be indications of a really young origin age.
But what kinds of moons are we seeing here? Their names sound highly scientifically objectified, at any rate. PC017-170217, for example. Or PC-052-170318. Those are not remotely as wonderfully mythical-sounding as Europa, Phobos, Io, Rhea, Titan, Ariel or Charon, to name just a few moons from our solar system. Yet, in a certain way, Pufleb’s and Schlieper’s moons are perhaps even more poeti c. That is because the PC in the name is no abbreviation for a particular telescope or alien solar system, but simply for “Pancake”. And in case the penny still hasn’t dropped: Right at the end of their book, Pufleb and Schlieper reveal to us their very own pancake recipe. There can be surely no more humorous and gleeful way of dealing with fake news and alternative facts.
Alternative Moons
Wenn Science auf Fiction und Sehnsucht auf Minimalismus trifft
When science meets fiction and longing meets minimalism
Rebecca Maria Jäger
über Vincent Fourniers umfangreiches „Space Project“
Beim Betrachten der Bilder des 1970 geborenen, französischen Fotografen Vincent Fournier fühlt man sich wie in eine außerweltliche Wirklichkeit versetzt, eine surreal anmutende Wirklichkeit, die viele Sehnsüchte und Träume in sich birgt und die zugleich viele Fragen aufwirft. Fournier gibt eine Sicht auf eine Welt frei, die wohl nur die wenigsten kennen, zeigt Bilder, bei deren Betrachtung in den Köpfen leise David Bowies „Space Oddity“ zu spielen beginnt und die in ihrer Ästhetik an eine stilisierte ScienceFiction-Utopie anknüpfen.
„Space Project“ ist Fourniers fotografische Auseinandersetzung sowohl mit dem vergangenen als auch dem aktuellen Bestreben der Menschheit, Weltraum und All zu erforschen – vom Weltraumrennen in den 1960er-Jahren bis zur Nasa-Trägerrakete SLS, die zum Mars fliegen soll. Und von ihrem Wunsch, fremde Planeten zu verstehen, zu erobern und zu bereisen.
Mehr als zehn Jahre lang begab sich der Künstler in die größten Weltraumzentren und Forschungsstationen der Welt wie die der Nasa in Houston und Cape Canaveral, er gelangte hinter die Türen von Europas Weltraumbahnhof in Kourou, besuchte das Juri-Gagarin-Kosmonautentrainingszentrum, die Mars-Wüstenforschungsstation in Utah und die Atacama-Wüstenobservatorien in Chile – um nur einige zu nennen.
Seine Fotografien geben größtenteils komplexe Arbeitsumgebungen und -vorgänge wieder, sodass man bei „Space Project“ von einer gut inszenierten zeitgenössischen Dokumentarfotografie sprechen kann, die immer auch einen distanzierten Blick auf das Geschehen und die Objekte wirft. Hierbei gelingt es Fournier, die Kindheitserinnerungen (s)einer Generation von Zukunft zu re-visualisieren; er sucht die Grenze zwischen Realität und Imagination auf, um mit seinen Bildern im Vagen zu verharren, Blasen der Erinnerung zu erschaffen, in denen sich sowohl seine eigenen als auch universelle Vorstellungen entfalten. Die Ästhetik, die seinen Bildern innewohnt, verbindet Sachlichkeit und linearen Minimalismus mit sehnsuchtsvollen, verträumten Elementen, die manchmal – und durchaus gewollt – an Stills vergangener Science-Fiction-Filme erinnern. Fourniers Bestreben ist es, „ein größeres Bild unserer Beziehung zum Universum zu vermitteln“.
While contemplating the images of French photographer Vincent Fournier (*1970), one has the feeling of undergoing relocation to an otherworldly reality, a surreal-looking reality, which harbours many desires and dreams and simultaneously throws up many questions. Fournier unveils a view onto a world likely to be familiar to the very fewest; he exhibits pictures whose contemplation is accompanied by a quiet mental rendition of David Bowie’s “Space Oddity”, and whose aesthetics is built on a stylized science fiction utopia.
“Space Project” is Fournier’s photographic examination of humanity’s aspiration, both past and present, to explore outer space and the universe – from the Space Race in the 1960s through to the NASA Space Launch System, which is designed to fly to Mars. And of mankind’s desire to understand, conquer, and journey to unknown planets.
For more than ten years, the artist stepped into the world’s biggest space centres and research stations, such as those of NASA in Houston and Cape Canaveral; he gained admission to the Europe’s spaceport in Kourou, visited the Yuri Gagarin cosmonaut training centre, the Mars Desert Research Station in Utah, and the Atacama Large Millimeter Array in Chile – to name just a few. Very many of his photographs reflect complex working environments and procedures, with the result that “Space Project” can be termed as effectively staged, contemporary documentary photography, which always casts an aloof glance at events and objects, too. In this connection, Fournier succeeds in re-visualizing a generation’s – his generation’s – childhood conceptions of the future; he identifies the boundary between reality and imagination, in order, in his images, to pause in the vagueness, create bubbles of memory in which both his own and universal imaginations unfold. The aesthetics inherent in his images combines objectivity and linear minimalism with languorous, longing-filled elements, which sometimes – and entirely deliberately – recall stills from science fiction movies of the past. Fournier strives
Rebecca Maria Jäger on Vincent Fourniers wide-ranging „Space Project“Vincent Fournier
Gleichzeitig aber ist seine Arbeit „frei inspiriert von der Traum- und Mysterienseite, die die wissenschaftlichen und technologischen Utopien in der kollektiven Vorstellung widerspiegeln“, wobei er gerne von den großen Filmklassikern „2001“ von Stanley Kubrick oder „Solaris“ von Andrei Tarkowski spricht.
Neben den meist sachlich anmutenden Bildern überraschen zwischendurch immer wieder sehr intime fotografische Augenblicke, die Fournier während seiner Arbeit eingefangen hat. Neben futuristischen Architekturen und Objekten, faszinierenden Landschaften, die denen auf dem Mond oder Mars zu gleichen scheinen, Laborräumen zum Absorbieren von elektromagnetischen Wellen und Schall, Antennenfeldern mit acht Kilometer langem Kabelgewirr und verlassenen Monitoren, tauchen plötzlich die helm- und anzugfüllenden menschlichen Protagonisten dieser scheinbar extraterrestrischen Realität auf. So sympathisieren wir mit dem müde wirkenden Astronauten vor floraler Tapete und dem kleinen Mädchen in dem zu großen Weltraumanzug, während wir staunend mit einer für die meisten unverständlichen, aber faszinierenden Technik und ihrer zu erdenkenden Möglichkeiten für die Menschheit konfrontiert werden.
“to convey a bigger picture of our relationship with the universe”.
At the same time, though, his work is “freely inspired by the dream and mystery side that is reflected in the collective imagination by scientific and technological utopias”, as he frequently makes reference to the great movie classics “2001” by Stanley Kubrick or “Solaris” by Andrei Tarkovsky.
Alongside the mostly objective-looking images, intermittent surprises are repeatedly supplied by highly intimate photographic moments captured by Fournier as he worked. Suddenly appearing beside futuristic architectures and objects, next to fascinating landscapes that resemble those on the Moon or Mars, laboratory spaces for the absorption of electromagnetic waves and noise, antenna fields with eight-metre-long cable spaghetti, and abandoned monitors are the helmet and suit-filling human protagonists of this apparently extraterrestrial reality. Thus, we sympathize with the tired-looking astronaut in front of floral wallpaper and with the little girl in a toobig spacesuit, while, astonished, we are confronted with a technology that is fascinating, yet incomprehensible for most, and with its conceivable possibilities for humanity.
MEHR KULTUR AUS UND FÜR NRW
2020
Mit
von:
Christina Werner
Carmen Winant
Hannah Wolf
Bouchra Khalili
Liz Johnson Artur
Seit 1980 widmet sich die zweisprachig (deutsch/englisch) erscheinende Zeitschrift Camera Austria International der Debatte um die Rolle der Fotografie zwischen Kunst und Massenmedium, zwischen Ästhetik und sozialer Praxis, zwischen Dokument und Diskurs, Politik und Bild. Ein Abonnement umfasst vier Ausgaben ab Bestellung: Österreich € 50,- / Europa € 60,- / Welt € 70,- / Preise inklusive Porto.
BOOKS
Guido Guidi Lunario Mack Books, 104 Seiten/pages, 40 Euro
In Guido Guidis Buch geht es um den Mond. Dabei ist dieser selbst so gut wie nie zu sehen. Fotografiert zwischen 1968 und der partiellen Sonnenfinsternis am 11. August 1999, zeigt er uns fotografische Experimente, Verzerrungen, Illusionen und Alltagsbeobachtungen, die die Mondthematik in sich, aber nicht vor sich hertragen: ein Ball zwischen Licht und Schatten, das Gesicht einer Frau, ein schmaler Lichtstreifen auf dem Körper eines schlafenden Kindes, eine rostende Sichel und Landschafts-Sequenzen.
Guido Guidi’s current book is about the Moon, and presents it as beautifully as never before. Photographed between 1968 and the partial solar eclipse on 11 August 1999, Guidi’s work shows us photographic experiments, distortions, illusions and everyday observations that hint at, but do not flaunt, the lunar theme: a ball between light and shade, a woman’s face, a narrow strip of light on the body of a sleeping child, a rusty-red sickle moon, and landscape sequences photographed through fisheye lenses.
ausgewählt von selected by Damian Zimmermann
Xavier
Hatje Cantz, 272 Seiten/pages, 29,95 Euro Seit 2006 kreist ein Erkundungssatellit der Nasa um den Mars, ausgestattet mit der größten und leistungsstärksten Kamera, die je zu einem anderen Planeten geschickt wurde. Ziel der Mission ist es, die Oberfläche des Mars systematisch abzufotografieren und zukünftige Landeplätze für Roboter wie den Mars-Rover Curiosity ausfindig zu machen. Xavier Barral hat aus 28.000 Fotos die 150 besten Aufnahmen für dieses Buch zusammengestellt. Entstanden ist ein Coffee-Table-Book im besten Sinne!
Since 2006, an exploratory satellite from NASA has been orbiting Mars, equipped with the biggest and most powerful camera that has ever been sent to another planet. The aim of the mission is to systematically take photographs of the surface of Mars and identify future landing spaces for robots such as the Mars rover Curiosity. Out of 28,000 photos, Xavier Barral has picked the 150 best shots for this book. The outcome is a coffee-table book for the perfect break!
Holger Sierks, Carsten Güttler, Cecilia Tubiana Osiris – The Eyes of Rosetta Steidl, 328 Seiten/pages, 45 Euro
Die Esa-Weltraumsonde Rosetta kreiste mehr als zwei Jahre lang im Orbit des Kometen 67P/ Tschurjumow-Gerassimenko und setzte im November 2014 mit Philae den ersten Lander auf einer Kometenoberfläche überhaupt aus. Das Kamerasystem Osiris fotografierte dabei die ganze Zeit den Kometen aus nächster Nähe. In dem Buch werden die beeindruckendsten Fotos dieser mehr als zehnjährigen Reise, ausgesucht von den beteiligten Wissenschaftlern, vorgestellt.
The ESA outer space probe Rosetta orbited the 67P/ Churyumov–Gerasimenko comet for more than two years, setting down the first-ever lander on a comet’s surface in November 2014. In the process, the camera system Osiris photographed the comet from extreme close-up the whole time. The most impressive photos from the probe’s journey of more than ten years, selected by the participating scientists, are presented in the book.
Cristina de Middel Afronauts
This Book is True, 88 Seiten/pages, 40 Euro Eigentlich muss man zu „Afronauts“ nicht mehr viel sagen: Cristina de Middels ursprünglich im Selbstverlag veröffentlichtes Fotobuch zählt zu den bekanntesten der vergangenen zehn Jahre und erzählt die fiktive Geschichte des wahren Weltraumprogramms Sambias aus den 1960er-Jahren. Das Buch ist längst vergriffen und vom Antiquariat werden gerne – im wahrsten Sinne des Wortes –astronomische Summen dafür verlangt. Doch glücklicherweise ist jüngst eine dritte Auflage zu einem erschwinglichen Preis erschienen.
Actually, “Afronauts” requires very little introduction: Cristina de Middel’s originally self-published photobook is among the best-known of the past ten years and tells the fictional story of Zambia’s real-life outer space programme in the 1960s. The book is long out of print, and antiquarian booksellers routinely demand astronomical prices (in the truest sense) for them. Fortunately, however, a third edition was recently published at an affordable price.
Barral Mars – Eine fotografische EntdeckungUfo Presences
Editorial RM, 120 Seiten/ pages, 32 Euro
In „Ufo Presences“ wechseln sich eigene Fotografien von Orten (vermeintlicher) Ufo-Sichtungen im Südwesten der USA mit Ephemera aus Tageszeitungen, Briefwechsel mit Behörden und Annoncen zum Eigenbau von Laserpistolen ab. Ein wunderbares Fotobuch in Form eines roten Ring-Notizbuches und mit dem reißerischen Cover einer Tageszeitung aus den 1950er-Jahren.
In “Ufo Presences”, the photographer’s own images of locations of (alleged) UFO sightings in the South-Western USA alternate with ephemera from daily newspapers, correspondence with public authorities, and small ads for building one’s own laser guns. A wonderful photobook, presented in the form of a red spiral notebook and styled as a sensational 1950s front page.
Ralf Jaumann, Ulrich Köhler: Der Mond – Entstehung, Erforschung, Raumfahrt Fackelträger-Verlag, 320 Seiten/pages, 29,90 Euro
Bereits zum 40. Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung veröffentlichten zwei Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Ralf Jaumann und Ulrich Köhler, diesen Bildband, zu dem nicht nur spektakuläre Fotografien, sondern auch spannende Interviews mit Edwin Aldrin und Thomas Reiter sowie wissenschaftliche Beiträge gehören.
This picture book, which comprises not only spectacular photographs but also fascinating interviews with Edwin Aldrin and Thomas Reiter, along with scientific articles, was published back on the 40th anniversary of the first manned moon landing by two employees at the German Aerospace Center (DLR), Ralf Jaumann and Ulrich Köhler.
Thomas Ruff Stellar Landscapes
Kehrer, 144 Seiten/pages, 36 Euro
In „Stellar Landscapes“ fasst Thomas Ruff gleich vier seiner Serien zusammen, für die er vorhandenes Sternen-Bildmaterial verwendet und dieses teilweise bearbeitet hat: Veränderte Ruff für „Sterne“ lediglich den Bildausschnitt, fügte der ehemalige Becher-Schüler für „cassini“ und „ma.r.s.“ den ursprünglichen SchwarzweißBildern Farben hinzu und veränderte die Kontraste.
In “Stellar Landscapes”, Thomas Ruff compiles no fewer than four of his series, for which he used and partly edited existing astronomical material: while Ruff, a former student of Bernd and Hilla Becher, changed merely the image detail for “Sterne”, for “cassini” and “ma.r.s.” he added colours to the original black-andwhite images and altered the contrasts.
Penelope Umbrico
Everyone’s Photos Any License (1,190,505 Full Moons on Flickr, 2004-2019) RVB Books, 1.032 Seiten/ pages, 180 Euro
Der Mond ist wahrscheinlich das mit Abstand meistfotografierte Objekt überhaupt. Das macht auch Penelope Umbricos Projekt deutlich, für das sie die Foto-Plattform Flickr nach Vollmonden durchsucht hat –und mehr als eine Million von ihnen gefunden hat. Die zeigt sie uns nun – als einen durchgehenden Screenshot des Suchergebnisses und gedruckt als fast zehn Meter langes Leporello.
The Moon is probably the most frequently photographed object ever. This is also made clear by Penelope Umbrico’s project, for which she scoured the photo platform Flickr for full moons –finding more than one million of them. She now shows them to us – as a continuous screenshot of the search result and printed as an almost ten-metre-long fanfold.
from OUTER
Piers Bizony
Das Nasa-Archiv Taschen, 468 Seiten/pages, 100 Euro
„Vom Mercury-Programm zu den Mars-Rovern. 60 Jahre im All“ lautet der Untertitel dieses Bildbandes der Superlative. Mehr als 500 Fotos und Konzeptdarstellungen aus dem NasaArchiv sind hier versammelt: Sie reichen von Testflügen und Laboraufbauten über spektakuläre Raketenstarts bis zu atemberaubenden Aufnahmen aus dem Weltall und natürlich den großen Ikonen der Mondlandungen.
“From Project Mercury to the Mars Rovers. 60 Years In Space” runs the secondary title of this superlative picture book. More than 500 photos and schematic representations from the NASA archive are collated here: they range from test flights and laboratory constructions, through spectacular rocket launches to breathtaking shots from outer space and, of course, the great icons of the moon landings.
The Drake Equation
Fountain Books, 120 Seiten/ pages, 45 Euro
In der National Radio Quiet Zone im US-Bundesstaat West Virginia sind alle Geräte, die elektromagnetische Strahlen abgeben, verboten, damit die Radioteleskope des Green-Bank-Observatoriums nicht gestört werden, die unter anderem auf der Suche nach Signalen außerirdischer Zivilisationen sind. Diese Schutzzone ist so groß wie Nordrhein-Westfalen und besteht großteils aus Wäldern und Bergen. Dort begegnen sich Wissenschaftler, Ufo-Suchende, Siedler, Bärenjäger und Menschen, die vor den elektromagnetischen Feldern der Städte geflüchtet sind.
In the National Radio Quiet Zone in West Virginia, USA, all devices that emit electromagnetic rays are banned, so as not to disrupt the radio telescopes of the Green Bank Observatory, which, among other quests, are in search of signals from extraterrestrial civilizations. This quiet zone is the size of North Rhine-Westphalia and, for the most part, consists of forests and mountains. It is the meeting point of scientists, UFO seekers, settlers, bear hunters, and people who have taken refuge from the cities’ electromagnetic fields.
Lonely Planet
Das Universum
Mairdumont, 604 Seiten/ pages, 25 Euro
„Ein Reiseführer“ steht auf dem Cover und das ist dieses Buch auch. Nur geht es hier nicht um eine Individualreise nach Island, Thailand oder Georgien, sondern schlichtweg durch das gesamte Universum. Humorvoll, aber nicht minder informativ bekommt man das Wichtigste zu unseren Planeten und deren Monden, Asteroiden und Kometen, Galaxien und kosmischen Objekten mit auf den Weg – und das alles im praktischen Reiseformat. Es fehlen lediglich die typischen Hotel- und Restaurant-Empfehlungen – aber die werden in späteren Auflagen sicher nachgereicht.
“A Travel Guide” are the words on the cover, and that is what this book is, too. Only, the subject here is not an individual journey to Iceland, Thailand or Georgia, but a voyage straight through the whole universe. Humorously, but none the less informatively, this equips us with the important facts about our planets and moons, asteroids and comets, galaxies and cosmic objects – and all that in a handy travel size. The characteristic hotel and restaurant recommendations are the only things missing – but those are sure to be added in future editions.
Michael Light
Full Moon
Knopf, 236 Seiten/pages, ca. 30 Euro (gebraucht/used)
Schon 20 Jahre alt, kann man „Full Moon“ wohl als Klassiker bezeichnen: Michael Light hat sich tief durch das Nasa-Fotoarchiv gegraben und die Reise zum Mond in spektakulären und teilweise sehr persönlichen und fast klaustrophobischen Aufnahmen der Astronauten nacherzählt. Wie auch Xavier Barrals Mars-Buch gibt es „Full Moon“ in zwei unterschiedlichen Größen, wobei ich dringend zur großen Original-Ausgabe rate!
Already 20 years old, “Full Moon” can be rightly described as a classic: Michael Light has delved deep into the NASA photo archive and retold the journey to the Moon in spectacular and sometimes highly personal and almost claustrophobic portrayals of the astronauts. Like Xavier Barral’s Mars book, “Full Moon” is available in two different sizes – but I urgently recommend the big original edition!
Kein anderer Name ist in Köln so eng mit der Fotografie verbunden wie der von Leo Fritz Gruber. Geboren wurde er am 7. Juni 1908 in der Domstadt. Er studierte Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft, Zeitungswissenschaft, Völkerkunde und Sprachen. 1933 emigrierte Gruber nach London und arbeitete dort als Werbe- und Fotokopie-Fachmann sowie für die Jahrbücher „Modern Photography“ und die Zeitschrift „Gebrauchsgraphik“. Zurück in Köln, baute L. Fritz Gruber die von Bruno Uhl neu gegründete Fachmesse Photokina mit auf und erfand die bis heute legendären „Bilderschauen“, in denen bereits 1950 nationale wie internationale Fotografen (teilweise zum ersten Mal in Deutschland) gezeigt wurden – unter anderem hatte 1951 hier August Sander seine erste große Schau, durch die er weltweit bekannt wurde. Im selben Jahr initiierte Gruber die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh), 1977 legte die Sammlung Gruber mit über 1.000 Arbeiten den Grundstock für die Fotografische Sammlung des neu gegründeten Museum Ludwig. L. Fritz Gruber starb am 30. März 2005 im Alter von 96 Jahren. 2012 wurde ein Platz in der Kölner Innenstadt nach ihm benannt. Mit unserem Magazin „L. Fritz“ wollen wir die Verdienste und die jahrzehntelange Leidenschaft L. Fritz Grubers in Erinnerung halten.
Impressum / Imprint
Titel / Cover:
Robert Pufleb und Nadine Schlieper: „PC-011-170215“, aus der Arbeit „Alternative Moons“, 2017
Photoszene-Magazin
L. Fritz
Chefredaktion / editor-in-chief
Damian Zimmermann
Mitarbeiter dieser Ausgabe / contributors of this issue
Carmen Pérez González, Heide Häusler, Rebecca
Maria Jäger, Wolfgang
Lorentz, Anja Martin, Helena Weber
Lektorat / copy-editing
Stefan Ripplinger
Übersetzung dt-engl / translation Ger-Engl
Alexandra Cox
Übersetzung engl-dt / translation Engl-Ger
Stefan Ripplinger
Grafische Gestaltung / graphic design
Studio
Carmen Strzelecki
Illustrationen / illustrations
Nane Weber
Lithografie / lithography
Heinrich Miess
© 2020
Wir danken unseren Förderern und Partnern ganz herzlich für die großzügige Unterstützung und ihr Engagement für die Fotografie! We would like to thank our sponsors and partners for their generous support and commitment to photography!
Förderer
In Cologne, no other name is so closely associated with photography as that of Leo Fritz Gruber. He was born on 7 June 1908 in Cologne. He studied philosophy, German language and literature, art history, drama, journalism, geography and languages. In 1933 Gruber emigrated to London and was employed there as an advertising and photocopy specialist, as well as at the annuals “Modern Photography” and the magazine “Gebrauchsgraphik”. Back in Cologne, L. Fritz Gruber helped to build up the photokina trade show, newly founded by Bruno Uhl, and invented the still-legendary “Bilderschauen”, in which, as early as in 1950, both national and international photographers (sometimes for the first time in Germany) were exhibited – among others, August Sander had his fi rst big show here, which made him world-famous. In the same year Gruber initiated the founding of the German Photographic Association (DGPh); in 1977 the Gruber Collection, comprising more than 1,000 works, laid the foundation for the Photographic Collection at the newly established Museum Ludwig. L. Fritz Gruber died on 30 March 2005 at the age of 96. A square in Cologne’s inner city was named after him in 2012. We wish to sustain the memory of L. Fritz Gruber’s contributions and decades-long passion with our magazine “L. Fritz”.
Wir danken unseren Förderern und Partnern ganz herzlich für die großzügige Unterstützung und ihr Engagement für die Fotografie! We would like to thank our sponsors and partners for their generous support and commitment to photography!
Papier / paper
Maxioffset 110 g/m2
Druck / print
Druck und Verlag
Förderer
Kettler GmbH
Robert-Bosch-Straße 14 59199 Bönen/Westfalen
Vertrieb
stella distribution GmbH
Überseering 10A 22297 Hamburg
Herausgeber / publisher
Internationale
Photoszene Köln gUG
Im Mediapark 7
50670 Köln
+49-(0)221-966 72 377 info@photoszene.de www.photoszene.de
Artistic Board
Heide Häusler,
Inga Schneider, Damian Zimmermann
Geschäftsführung / managing director
Heide Häusler
Assistenz / assistance
Martina Schmitz, Anna Döbbelin
Internationale Photoszene Köln gemeinnützige Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt), die Fotografen und Autoren.
Wir danken unseren Förderern und Partnern ganz herzlich für die großzügige Unterstützung und ihr Engagement für die Fotografie! We would like to thank our sponsors and partners for their generous support and commitment to photography!
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Gendering Aus Gründen der Lesbarkeit und Verständlichkeit haben wir möglichst die geschlechterneutrale und ansonsten die in der Umgangssprache übliche männliche oder weibliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter.
Alte L. Fritz Ausgaben
„L. Fritz“ erscheint in der Regel jährlich zum Photoszene-Festival. Gegen einen Unkostenbeitrag von 4 Euro pro Heft zuzüglich Versandkosten schicken wir Ihnen ältere Ausgaben auch gerne innerhalb Deutschlands zu.
Schreiben Sie uns dafür einfach eine Mail an info@photoszene.de
Zudem können Sie alle Ausgaben von „L. Fritz“ auch online unter www.issuu.com/ photoszene finden.