7 minute read
Palma Aquarium: Von Haien, Ro chen und anderen Meeresbewohnern
Zauber der Meere
Palma Aquarium: Zu Gast bei Coco, Xisca und Skybee
Advertisement
“Coco ist die Chefin. Sie ist schon 18 Jahre alt und von Anfang dabei. Bei den Haien sind die weiblichen Tiere größer und wenn sie auf gleichaltrige oder jüngere Männchen treffen, werden sie als Chefin akzeptiert.” Diese für mich neue Information – also die HaiHerrschaft der weisen alten “Frauen” im Gegensatz zu den weißen alten Männern bei den Menschen – erfahre ich von Fany López. Vor 15 Jahren im Sommer war die Eröffnung des Palma Aquariums und die 37-Jährige hat schon drei Monate später dort ihren Job begonnen. Seitdem arbeitet sie als sogenannte “Ocean Expert”, wie die Führer genannt werden. Ihre Präsentation am Big Blue oder Gran Azul, wie das mit 9 Metern Tiefe, 33 Meter Länge, 25 Meter Breite und 3,5 Millionen Liter Salzwasser fassende und somit europaweit größte und tiefste Becken heißt, das man durch verschiedene großflächige Panoramascheiben auf diversen Ebenen betrachten kann, bietet noch viele weitere spannende Informationen – wohlgemerkt dreisprachig in Spanisch, Englisch und Deutsch.
Haie halten Diät Ich bin überrascht, als ich erfahre, dass Haie eigentlich nur zwei bis dreimal pro Woche etwas fressen. “Im Meer sind sie ständig beschäftigt, legen lange Strecken zurück und jagen nach ihrem Futter. Diesen ganzen körperlichen Stress haben sie bei uns nicht. Hier verbrauchen sie nur wenig Energie und benötigen deshalb auch nicht soviel Futter”, erklärt Fany. So schwimmen die meisten der aktuell insgesamt zehn Haie denn auch ruhig und desinteressiert am Taucher vorbei, der jeden Tag um 13 Uhr die Fische füttert. Auch die großen und kleinen anderen Zuschauer bemerken das und klatschen denn auch aufgeregt, als endlich ein Hai das Futter, das ihm mit Hilfe eines Stabs präsentiert wird, schnappt und frisst. Zuvor wurden die anderen Fische gefüttert und nach den Haien folgen dann die Rochen. “Die Fische wissen ganz genau, wann und in welcher Reihenfolge die Fütterung vorgenommen wird, die sind schlau”, erklärt Fany. Neu war mir auch die Tatsache, dass die Haie durch das Zerbeißen ihres Fangs jedes Mal einige Zähne verlieren. Wenn dies passiert rücken die Reservezähne aus den hinteren Zahnreihen – das können bis zu sieben Reihen sein – vor. Statistisch gesehen “wechselt” ein Hai sozusagen in rund 20 Jahren etwa 30.000 Zähne aus. Deshalb nennt man sein Gebiss auch “Revolvergebiss”, einfach weil es sich immer nachlädt.
Friedliches Zusammenleben Erstaunlich auch folgende Info: Bei den rund 1.000 Fischen, die im Big Blue existieren, hat man es geschafft, keine gegenseitigen Fressfeinde zu kombinieren. Keiner frisst den anderen, alle leben friedvoll zusammen. Aber auch etwas anderes erregt Interesse: Männliche Haie haben gleich zwei Penisse, die man am Ende der Unterseite des Hais gut erkennen kann. Auch über den Paarungsvorgang erzählt Fany so einiges... Sie ist überaus engagiert, erklärt unterhaltsam und hat auch schon vor ihrem Job im Palma Aquarium mit Tieren gearbeitet. Bildung und Kenntnis sind wichtig, deshalb bildet sie sich, wie sie sagt, regelmäßig weiter. “Es gibt so viel Interessantes und ständig entdeckt man mehr und mehr. Aber wir alle sind leidenschaftlich dabei.” Auf die Frage nach ihrem Lieblingstier erzählt sie vom Pez Globo alias Kugelfisch mit Namen Skybee. “Der schaut so toll und niedlich aus – zum Verlieben.” Info für spezielle Fans: Wer über einen Tauchschein verfügt, kann auch im Big Blue mit den Haien tauchen. Wer es trockener will, kann über dem Becken mit einem motorlosen – es wird via Seilen gezogen – Glasbodenboot (Shark Vision Boat) die Tiere noch näher und intensiver beobachten. Und wer seinen Kindern zwischen 5 und 12 Jahren etwas einzigartiges schenken will, lässt sie im Palma Aquarium übernachten, direkt vor dem Big Blue-Becken. Das Ganze funktioniert als Gruppenevent mit Betreuung, inklusive Abendessen, Bespaßung und Frühstück. Ach, man müsste nochmal Kind sein...
Aufzucht und Erhaltung Ein interessanter Part ist auch die Zucht von Tieren. So gibt es mittlerweile über 100 im Palma Aquarium geborene kleine Haie, die in speziellen Becken gehalten werden und noch nicht ins Big Blue dürfen. Bei den Seepferdchen gibt es ebenfalls viel geplanten Nachwuchs. “In freier Natur haben die frisch Geschlüpften viele Fressfeinde, da überleben nur wenige von den 150 bis zu 2.000 Babys pro Wurf je nach Art. Bei uns gibt es keine Feinde in dem Sinne, aber die eigenen Eltern verwechseln ihre Brut durchaus mit Plankton und verspeisen sie höchstselbst. Das kann man kaum verhindern, aber man kann etliche sozusagen ´retten`.” Auch die Rochen, mit denen Kids im Sommer im Außenbecken schnorcheln dürfen, paaren sich gerne. Wichtig ist allerdings auch das Engagement in Bezug auf bestmögliche Pflege und den perfekten Lebensraum. So sind Korallen in “Gefangenschaft” sehr sensibel
und reagieren auf die kleinsten Veränderungen oder Verschmutzungen. “Wir sind sehr stolz darauf, dass bei uns in den Aquarien überall lebendige Korallen zu sehen sind. Und zwar knapp 300 verschiedene Arten. Das ist nicht selbstverständlich, in den meisten Aquarien weltweit sind die Becken mindestens zur Hälfte mit künstlichen Exemplaren bestückt”, erklärt Marga Melis, die sich um das Marketing des Palma Aquariums kümmert. Stolz ist sie auch auf das generelle Engagement des Aquariums beispielsweise bei der Aufklärung zu bedrohten Tierarten oder auch konkret bei der Aufzucht und Hilfe in Bezug auf Schildkröten wie Xisca, ebenfalls ein Liebling von Fany. Regelmäßiger Gast ist die frühere Königin Sophia, die somit durch das gesteigerte Medieninteresse aufgrund ihrer Anwesenheit dazu beiträgt auf die Themen Strandsäuberung oder Schildkröten-Rettung aufmerksam zu machen. Folgerichtig ist denn auch ein Leitspruch von Coral World: „Man muss etwas kennen, um es zu schätzen und etwas schätzen, um es zu schützen.”
Aufklärung und Forschergeist Ein weiterer Aspekt ist die Zukunft des Meeres, die man – so die Philosophie des Hauses – nur dann garantieren kann, wenn die zukünftigen Generationen mit Meer und Natur sorgsamer umgehen. Somit sind die Vermittlung von Hintergrundwissen und Aufklärung wichtige Themen des Palma Aquariums. Das Ganze natürlich auf unterhaltende und teils interaktive Art und Weise, wobei Erwachsene ebenso Spaß daran haben. Da gibt es Mikroskope und Lupen, mit denen man auch die winzigsten Lebewesen des Meeres sehen kann. Schautafeln, auch mit Interaktion, erklären die Historie und das Was, Wie und Warum, und es werden kleine Filmchen gezeigt, etwa solche die das Engagement für Schildkröten dokumentieren. Besonders nett auch die Fütterung der Kraken. Diese hochintelligenten Meeresbewohner müssen beschäftigt werden, also gibt man ihr Futter in “Spielboxen” oder verschließbare Flaschen und die Tiere drehen dann beispielsweise mit ihren acht Tentakeln die Verschlüsse ab, um das Lekkerli zu bekommen. Clevere eindrucksvolle Tiere!
Wale ganz ganz nah Apropos Film: Den 12 Minuten langen 3D-Film darf man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Mit 3D-Brillen und eigenem Kopfhörer mit wählbarer Sprache sitzt man in einem runden Kino (Tipp: man sitzt ideal in Reihe 3, Mitte). Der Film “Wale – die Giganten des Ozeans” begleitet Buckelwale im hawaiianischen Meer. Man schwimmt mit ihnen, begleitet eine Walmutter mit ihrem Kind und ihrem “Beschützer, schaut ihnen in die Augen, hört ihre Gesänge und hört – manchmal auch nichts, wenn sie einfach nur im Wasser schweben. Stille. Das Ganze durch den 3D-Effekt teils so “nah”, dass man denkt, man könne das Tier berühren. Phantastisch!
Fakten Hinter dem Aquarium steht die Firma Coral World, die auch Standorte in Israel, Hawaii und Australien betreibt und für ihre nachhaltige Arbeitsweise und ihr Umwelt-Engagement schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Das Areal ist aufgeteilt in verschiedene Wasserwelten. Hier leben in 55 Becken mehr als 8.000 Tiere von über 700 Arten und Pflanzen, allesamt typische Vertreter des Mittelmeers, des Indischen Ozeans, des Atlantiks und des Pazifiks. Zudem gibt es Spielbereiche sowie die edukativen Zonen mit dem Experience Lab, dem ArtAquarium (eine Malstube) oder dem Blick zurück auf Urtiere. Es gibt weiterhin ein Dschungel-Areal mit Wasserfall und tropischen Pflanzen sowie einen Außenbereich mit Rochen-, Koi- und Schildkrötenbecken, Spielarealen, Piratenboot und Gastronomie. Thema Gastronomie: Insgesamt bietet das Palma Aquarium vier Gastrobereiche: das durchgehend geöffnete Buffet-Restaurant mit Terrasse, ein für Events und Feste buchbares schickeres Restaurant, das Sommerbistro im Außenareal und die SommerSnackbar am Piratenboot. Auch der hauseigene, 500 Quadratmeter große Laden ist kurz vor dem Verlassen des Gebäudes zu finden – voll mit Meeressouvenirs für Groß und Klein.
Öffnungszeiten & Preise Die Öffnungszeiten des ganzjährig und täglich geöffneten Aquariums sind bis etwa 31. März von Mo-Fr von 10-15.30 Uhr (letzter Einlass um 14 Uhr) und Sa, So und Feiertage von 10-17.30 Uhr (letzter Einlass um 16 Uhr). Anschließend verlängern sich die Öffnungszeiten. Der Eintritt beträgt 27 Euro inklusive 3D-Kino (Residenten 19 Euro), Kinder von 3-12 Jahren zahlen 17 Euro (Residenten 12 Euro). Aber es gibt öfter auch spezielle “Ticket-Pakete” und Reduktionen.
Infos: www.palmaaquarium.com
Martina Zender