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Ungers Krebs Teil 11
Aus dem Roman “Wie viel ist ein Leben wert?”
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von Ralph D. Wienrich
Der Sicherheitschef des Hauses, Paul Oster, der Chef der Hausverwaltung, Fritz Fechter sowie der Chef seiner Bodyguards, Paul Stroh waren das Trio für die ganz besonderen Aufgaben. Mühles guter Geist, Karin Otto, ließ augenblicklich in der üppigen Sitzgruppe des 300 Quadratmeter-Büros Kaffee, Cognac, Wasser und Gebäck bereitstellen. Zigaretten durften in diesem Büro nicht geraucht werden. Diese dünnen Glimmstängel seien etwas für die unteren Gehaltsklassen, sagte Mühle stets und nahm gelassen zur Kenntnis, mit dieser Meinung konzernweit allein zu stehen. So lagen also nur ausgesuchte Havannas sowie handgemachte lange, schmale Elbe 1 Brasil von einer Hamburger Zigarrenmanufaktur in dem edlen Mahagoni Humidor bereit.
Das Trio für besondere Aufgaben „Setzt euch.” Mühle wählte diesen Ton, um die besondere Vertrautheit zwischen ihm und den drei Männern fürs Grobe zu unterstreichen. Er pflegte mit ihnen einen kumpelhaften Umgang. Sie waren seine Leute für die ganz speziellen Angelegenheiten. Alle verband schließlich ein Wissen, das zusammen schmiedete und in diesem Kreis schon mal die Tonart des Milieus erlaubte. Der Konzernchef schenkte von seinem edlen spanischen Brandy ein, der seiner Überzeugung nach mit den edelsten Franzosen klaglos konkurrieren konnte, wenn sie nicht sogar noch übertraf. „Erst mal”, sagte Mühle und erhob sein Glas, um in die Runde zu prosten. „Leute, es gibt zu tun”, sagte er forsch, nippte an seinem Glas und setzte sich.
Strenge Sicherungsmaßnahmen Der Chef, wie sie ihn nennen durften, erklärte seinen Männern, die das Privileg, dieser exklusiven Besprechung mit dem obersten Boss sichtlich genossen, in knappen Worten, was mit der anzuschaffenden Villa zu geschehen habe, wie sie ausgestattet werden müsse, dass sie hermetisch abzuriegeln und abzuschirmen und gegen fremde Blicke total geschützt werden müsse. „Dies alles läuft an, wenn Beetz fündig geworden ist”, erklärte der Boss und es überraschte ihn wenig, als daraufhin allgemeine Heiterkeit aufkam. „Ja, ja, ich weiß, aber diese eine Chance hat er noch, also Ruhe an dieser Front.” Zu seinem Bodyguard Stroh gewandt bemerkte Mühle: „Sorgen Sie für die nötige Verstärkung Ihrer Truppe, denke da so an drei bis vier Mann. Es wird nur einen Bewohner geben nebst Hauspersonal, so etwa drei bis vier Personen also. Fremde, und darauf habt ihr alle zu achten, haben zu der Villa keinen Zutritt. Jeder von euch sorgt mir dafür, dass kein Unbefugter an oder in die Villa kommt. Arbeiten, gleich welcher Art, werden von unseren eigenen Leuten erledigt. Und noch eins”, er schaute jeden Einzelnen an „ich wünsche keine persönlichen Gespräche oder irgendwelche Kontakte mit dem Gast. Ist das klar? Guten Tag und guten Weg, basta. Und jetzt raus hier. Jeder von euch hält mich persönlich auf dem Laufenden.” Er schenkte noch einmal die Gläser voll, die Runde erhob sich und Ex.
Totale Überwachung An seiner schweren, schallsicheren Bürotür hielt er den Chef der Hausverwaltung und seinen Sicherheitschef zurück. „Noch eins, was von besonderer Wichtigkeit ist: Alle Fernmeldeanschlüsse müssen verwanzt werden. Es darf kein Telefon in der Villa geben, über das wir nicht jedes geführte Gespräch mit hören können.” „Und das Handy des Gastes, Chef?” „Das erledigen Sie genauso. Außerdem will ich alles, was bei ihm in dessen vier oder wie viel Wänden auch immer passiert, sehen, und zwar alles, so, wie das jetzt auch im Frabana-Institut geschehen wird”, sagte er bestimmt und schob ihn durch die Tür. Und zu Paul Oster gewandt gab er noch die Anweisung, für die Sicherheit des Gastes Sorge zu tragen. Oster vergewisserte sich: „Chef, über- und bewachen?” „Genau. Aber das bitte unauffällig. Wichtig ist nur: Ihm darf nicht das Geringste zustoßen. Und was noch wichtiger ist: Er darf uns nicht abhanden kommen. Ist das alles bei Ihnen angekommen?” „Natürlich Chef”, bestätigte er und nahm so etwas Ähnliches wie Haltung an. Beim Hinausgehen setzte Mühle noch einmal nach: „Oster, Sie haften mir bis nach Berlin persönlich für die Sicherheit dieses Mannes”, befahl er und schloss hinter sich die schwere Tür.
Wo ist Unger? Doktor med. Alfons Schneider griff zum Telefon und wählte die Büro-Nummer von Sven Unger. Schon über mehrere Wochen hinweg war er ohne jegliche Information. Nicht das er in Sorge gewesen wäre, aber als der Diagnose-stellende Arzt war er interessiert, zu erfahren, was an Behandlungen bereits in die Wege geleitet worden war. Die Bank ließ ihm aber nur die spärliche Information zu kommen, dass sich „Herr Unger demnächst in ein Berliner Forschungsinstitut” begeben werde und das für mehrere Wochen. Weder die Telefonnummer noch Name und Adresse waren der Bank bekannt. Schneider wollte gerade auflegen, als ihm der Gedanke nach der Handy-Nummer seines Patienten kam, die ihm auch bereitwilligst von der Bank mitgeteilt wurde.
Fortsetzung folgt …