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Portrait Kulturlady Ingrid Flohr
Ingrid Flohr Durch viele Welten auf dem Weg der organisierten Führungen
„In einem lauen Winter kam mir die Idee, auf die Schaufenster der Geschäfte in Santanyí Zitate von Philosophen, Poesien oder Lebensweisheiten zu schreiben. An die 50 Geschäftsinhaber, fast jedes Geschäft, beteiligten sich. Jeder konnte selber entscheiden, was geschrieben stehen sollte, ich schrieb dann die Zitate mit weißem Edding auf die Fenster.“ Das ist Ingrid Flohr. Fröhlich, mit strahlend blauen Augen, besonnen und interessiert. Eine Frau, die ihre Projekte mit voller Überzeugung, Begeisterung und guten Inhalten, kreativ und organisiert durchführt. Ihre Kunst- und Kultur-Führungen in deutscher Sprache sind begehrt, erfährt man doch einiges, was nirgends geschrieben steht.
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Mallorca macht aus Ingrid eine Galeristin In der ersten Nacht eines Kurzurlaubes wusste sie, dass sie auf Mallorca leben will. Sie pendelt hin und her zwischen München und ihrem gemieteten Haus in Cas Concos, bis sie sich entscheidet zu bleiben. Ihr Haus wird zur Finca-Galerie „Casa de Arte“, ein o enes Künstlerhaus und ein Tre punkt. „Eine intensive Zeit war das in diesen fünf Jahren. Von Einzelausstellungen bis Kollektivausstellungen und auch hiesigen Künstlern stellten bei mir viele aus.“ Nach einer Mieterhöhung verlässt sie schweren Herzens das Haus und es dauerte über eineinhalb Jahre bis sie 2007 in Santanyi auf zwei Etagen ihre neue Galerie erö nete.
Galeria Flohr Zeitgenössische Kunst in traditionellem Ambiente, Malerei junger Künstler, Skulpturen, Fotografi en, Designobjekt – alles fand einen Platz in ihrer neuen Galerie am Plaça Major. Der Ex-Dire-Straits-Bassist John Illsley stellte 2008 seine Werke, zusammen mit zwei Freunden Raphael Pollack und Karl Renz, in ihrer Galerie aus. Und im selben Jahr hatte sie das Glück, dass der ö entlichkeitsscheue Rolf Scha ner (1927-2008), der als Bildhauer zu einer Persönlichkeit in der mallorquinischen Kunstszene zählt und fast 50 Jahre bei Santanyí lebte, kurz vor seinem Tod einen Besuch in ihrer Galerie machte. Diese Begegnung sollte später ihr Leben verändern.
Geheimtipp „Garden of Tolerance“ Im Rückblick gab es viele spannende Begegnungen. So war es ihr eine Ehre die politische Künstlerin Dörte Wehmeyer kennengelernt zu haben, die in der Cala Llombards auf der Finca Can Blau (an der Steilküste mit Blick auf Cabrera) ihre kritische Installation „Garden of Tolerance“ installiert hat. Bis heute veranstaltet sie ab und an Touren zur Finca. Nach über drei Jahren löste Ingrid ihre Galerie auf, gefolgt 2010 von einem „Art-Showroom“ in Santanyi. Internationale Künstler in privater Atmosphäre stellten hier aus. „Im Nachhinein war der „Showroom“ die Anlaufstelle für vieles, was ich mir später erarbeitete. Bei Ka ee und Wein lässt es sich gut zusammen sein“ lacht sie und fügt noch ein, „ich managte parallel auch ein deutsches Finca-Hotel in Soller, bis ich einen Anruf bekam.“
Rolf Scha ner und neue Wege Der Anruf kam aus Köln von Nora Braun, der Begleiterin und Mentorin des verstorbenen Bildhauers Rolf Scha ner – mit der Frage, ob sie nicht seinen Nachlass verwalten wollte. Seitdem setzt sie alle Hebel in Bewegung, um ihn bekannt zu machen. Bis heute macht sie Führungen zu seinen Monumentalskulpturen rund um Santanyí. Die Kulturstadträtin der Gemeinde, Ricarda Vicens Schluhe, richtete im Jahr 2016 einen bis heute bestehenden Scha ner-Ausstellungsraum in der Casa de Cultura Ses Cases Noves ein. Scha ners Führungen liegen Ingrid sehr am Herzen. Sie beschreibt ihn als einen sehr besonderen Menschen, dem es um die Liebe zum Weltfrieden ging und der sich einen verantwortungsvolleren Umgang mit der Natur wünschte. Organisatorin Ingrid Flohr Immer mehr Menschen wurden auf sie aufmerksam. Auf der „Künstlerfi nca Can Brut“ in Cas Concos von Rudi Neuland und Anna Will organisiert sie Kunstausstellungen, Lesungen und Klassikkonzerte. Unweit davon entfernt liegt die „Finca Pescador“ bei S'Alqueria Blanca. Dort lädt sie zur Besichtigung einer umfangreichen erstaunlichen Sammlung mechanischer Musik-Instrumente von Klaus Fischer ein. Die Palma-Touren „Kunst & Kultur“ sind Touren durch das „Centro Histórico“ (historische Zentrum) von Palma, die sie gemeinsam mit der o ziellen Fremdenführerin Maria Magdalena Sureda durchführt – ein gutes Team.
Possessiós Mallorcas Sehr lobenswert empfi ndet Ingrid die Arbeit des Diego Zaforteza Torruella, der aus einer alten mallorquinischen Adelsfamilie stammt. Ihm liegt es am Herzen die privaten Landbesitztümer dem sanften Tourismus zu erö nen. Die „Possessiós” gehören zu dem außergewöhnlichen Kulturerbe der Insel, die fast in Vergessenheit geraten wären. Denn diese noblen Häuser haben viel zu erzählen und tragen eine große Tradition. Er rief 2015 die KulturerbeVereinigung „Asociación Cultural Patrimonio Histórico del Mediterráneo” ins Leben (www.fundacion-itinerem.org). Bei der Besichtigung des Landguts Comassema erö nete Ingrid Flohr den Besuchern eine unvergessliche Reise in eine andere Welt.
Flexibel und neugierig Die vielseitige Ingrid Flohr hat die Gabe durch ihre Ruhe und ihr Zuhören Menschen anzuziehen. Dem tibetanischen Buddhismus ist sie zugeneigt, besitzt Empathie und ihr Interesse am Gegenüber ist ehrlich. Wichtig ist ihr die Pfl ege und der Aufbau ihrer Netzwerke. „Doch am allerwichtigsten“, sagt sie, „sind die persönlichen Kontakte“. Direkt gegenüber vom „East26“ liegt ihr neues Büro. Großartige Führungen stehen an. Sie organisiert seit neuestem die Besichtigungen der „Talaiots“ rund um Santanyí (Ausgrabungsstätten, Fundorte aus der Talaiot-Kultur, ca. 1300 v.Chr. und 123 v. Chr.), die vermittelt werden von dem Philologen Cosme Aguiló Adrover. In dem Patio vom StilArt Concept Store in der Carrer de s'Aljub 29 in Santanyi fi nden Autoren-Lesungen statt. So stellen sich am 11.06. um 19 Uhr die Krimi Autorinnen Elke Becker, Alex Conrad, und Lilly Hess vor. Alle organisierten Führungen und Veranstaltungen kann man auf Ingrids Webseite fi nden und buchen, oder Sie rufen einfach an.
Info: www.kunst-touren-mallorca.com ifl ohr.santanyi@gmail.com FB: Ingrid Flohr - FB: Ingrid Flohr arte & cultura
Büro: Ingrid Flohr Arte & Cultura C/. Bisbe Verger 27, Santanyí Tel.: 690 218 709
Nermin Goenenc, Roman Hillmann Fotos: Privatarchiv Ingrid Flohr, Roman Hillmann