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Stachelschwein-Nachwuchs im Züri-Zoo

Stachelschwein-Nachwuchs

Die Lewa Savanne ist um einen kleinen Bewohner reicher: Am 3. Mai ist in den Kopjefelsen ein Stachelschwein auf die Welt gekommen. Es handelt sich um ein Männchen und es trägt den Namen Wakili. Wenn Wakili sich nicht im unterirdischen Bau versteckt, erkundet er zusammen mit den anderen Gruppenmitgliedern neugierig die Anlage. Die für das Nagetier typischen Stacheln sind bei der Geburt noch weich und kurz.

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Geboren ist das kleine Stachelschwein in den Höhlen und Gängen der Anlage, die von den ausgewachsenen Stachelschweinen selbst gebaut und laufend erweitert werden. Genau wie in ihrer afrikanischen oder südeuropäischen Heimat verbringen die nachtaktiven Stachelschweine einen Grossteil ihrer Zeit «unter Tage». Im Zoo Zürich verlassen sie für passendes Futter auch tagsüber gerne ihren Bau und erscheinen an der Oberfläche. Gewöhnliche Stachelschweine (Hystrix cristata) heissen zwar Schweine, gehören aber zu den Nagetieren. In Afrika sind Stachelschweine die grössten Nagetiere, in Europa werden sie nur vom Europäischen Biber in der Grösse übertroffen.

STACHELIGE FEINDABWEHR Mit ihren kurzen Beinen sind Stachelschweine keine guten Sprinter. Ihre Stacheln sind daher ihre primäre Verteidigungswaffe gegen Raubfeinde. Sie bestehen wie Nägel und Haare mehrheitlich aus Keratin. Tatsächlich sind die Stacheln umgewandelte, und in ihrer Funktion veränderte, Haare. Die grossen und dicken Stacheln dienen vor allem der Abwehr von Raubfeinden, kleinere und dünnere benutzen sie wahrscheinlich auch als Tasthilfen. Nähert sich ein Raubtier, stellt das Stachelschwein die Stacheln mithilfe von Muskeln unter der Haut auf und nimmt seine Drohhaltung ein. Reagiert der Angreifer nicht, fängt das Stachelschwein an, mit den Stacheln zu rasseln und stampft mit den Hinterbeinen. Im Extremfall greift das Stachelschwein den Feind an, indem es rückwärts oder seitwärts auf ihn zu rennt. Die Stacheln können dabei leicht abbrechen und beim Angreifer zu schmerzhaften Verletzungen und Infektionen führen. Dass die Stachelschweine ihre Stacheln jedoch wie Wurfspeere abschiessen, ist ein sich hartnäckig haltender Irrglaube. Trotz ihres guten Abwehrverhaltens werden Stachelschweine regelmässig von Raubtieren gefressen, in Afrika vor allem von Löwen und Leoparden.

GEFÄHRLICHER GESCHLECHTSAKT Als Abwehrwaffe gegen Angreifer sehr effizient stellen die Stacheln bei der Fortpflanzung eher ein Hindernis dar. Dies vor allem dann, wenn das Weibchen sich gegen das Männchen wehrt. Ist eine Paarung erfolgreich, bringt das Weibchen nach einer Tragzeit von ungefähr sieben bis acht Wochen ein bis vier Junge zur Welt. Die Stacheln der Jungtiere sind bei der Geburt noch kurz und weich. Erst nach etwa einer Woche härten sie aus.

GEMEINSAME ERZIEHUNG IM ZOO ZÜRICH Gewöhnliche Stachelschweine sind gesellige Tiere und verbringen ihr Leben in Familienbanden. Die Gruppen bestehen aus einem Elternpaar, das sich reproduziert und den Jungtieren aus den Vorjahren. Im Zoo Zürich leben drei ausgewachsene Tiere in den Kopjefelsen der neuen Lewa Savanne: Die Mutter von Wakili, Otavi, ist fünfjährig und stammt aus dem Zoo Basel. Ihre Schwester Quarta, ebenfalls aus dem Zoo Basel, ist zwei Jahre alt. Der Vater von Wakili ist der noch nicht ganz vierjährige Kymani. Er ist aus einem Zoo in Polen in den Zoo Zürich gekommen. Wie bei Stachelschweinen üblich kümmert sich nicht nur Mutter Otavi um Wakili, sondern ebenso Vater Kymani. Zurzeit verbringt Wakili noch viel Zeit in den geschützten unterirdischen Gängen, kann aber zunehmend auch mit den anderen Tieren an der Oberfläche beobachtet werden.

EINZIGE STACHELSCHWEINART IN EUROPA Stachelschweine gibt es in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre. In Europa ist nur das Gewöhnliche Stachelschein heimisch und dies auch nur in Italien. Man geht davon aus, dass die Stachelschweine in Italien nicht einheimisch sind, sondern von den Römern in der Antike nach Italien gebracht worden sind.

VIER PFOTEN rettet ehemaligen «Restaurant-Bären» in der Ukraine

Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN rettete am 23. März erfolgreich einen 20-jährigen «Restaurant-Bären» und brachte ihn in ihren BÄRENWALD Domazhyr in der Nähe von Lviv in der Westukraine. VIER PFOTEN hatte sich bereits seit November 2021 bemüht, den männlichen Braunbären Vova zu retten. Vor Kriegsausbruch wurde sein Schicksal jedoch noch vor Gericht verhandelt. Vermutlich verbrachte Vova sein ganzes Leben in einem winzigen Betonkäfig in der Nähe eines kürzlich niedergebrannten Restaurants in der Region Chmelnyzkyj, ebenfalls in der Westukraine. Der Bär wurde bei dem Brand nicht verletzt, aber seine Haltungsbedingungen und Sicherheitslage wurden noch besorgniserregender als zuvor. Der frühere Besitzer übergab Vova freiwillig an die Behörden und ermöglichte so die Rettung.

Obwohl nun auch im Westen der Ukraine Angriffe gemeldet wurden, versorgt das Team des BÄRENWALDES alle Bären weiterhin bestmöglich. Das Bärenschutzzentrum bietet weiterhin einen sicheren Ort für Bären in Not. Der Transfer von Vova in den BÄRENWALD Domazhyr wurde von einem externen Transportpartner durchgeführt. Ein örtlicher Tierarzt überwachte während des Transports Vovas Wohlergehen.

«Vova ist sicher in unserem BÄRENWALD angekommen. Wir sind dankbar, dass die Behörden seine Rettung endlich ermöglicht haben. Bären müssen umherstreifen, graben und schwimmen und nicht ihr ganzes Leben lang auf ein paar Quadratmetern hin und her laufen. Vovas stereotypes Verhalten zeigt, dass er sich gelangweilt hat und nicht in der Lage war, sein natürliches Verhalten auszuleben. Unser Team im BÄRENWALD Domazhyr wird sich nun um Vova kümmern, damit er sich erholen und ein artgemässes, bärengerechtes Leben führen kann.» Magdalena Scherk-Trettin, verantwortlich für Bärenprojekte bei VIER PFOTEN.

Die Privathaltung von Bären ist in der Ukraine nach wie vor legal, doch gesetzliche Änderungen im November 2021 machten die Haltung von Bären und Grosskatzen zu Freizeit- und Unterhaltungszwecken illegal. Aus diesem Grund galt auch die Haltung von Vova ab diesem Zeitpunkt als illegal, doch das Gericht, das über sein Schicksal entscheiden sollte, wies den Fall zweimal ab. Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine kontaktierten die zuständigen Behörden VIER PFOTEN mit der Bitte, Vova so schnell wie möglich in ihre Obhut zu nehmen.

NOTUMSIEDLUNG VON SIEBEN BÄREN

Anfang März nahm der BÄRENWALD Domazhyr bereits sieben Bären aus dem White Rock Bear Shelter in der Nähe von Kiew, das von der VIER PFOTEN Partnerorganisation Save Wild Fund betrieben wird, auf. Da Kiew stark vom Krieg betroffen ist, brachte ein lokales Transportunternehmen die Bären in das Bärenschutzzentrum im sichereren Westen des Landes. Vier der Bären finden im BÄRENWALD ein vorübergehendes Zuhause. Die drei weiteren Bären wurden inzwischen in Bärenschutzzentren in Deutschland gebracht.

EIN ARTGEMÄSSES ZUHAUSE FÜR GERETTETE BÄREN

Im Oktober 2017 eröffnete VIER PFOTEN den BÄRENWALD Domazhyr offiziell für Besucher und hat damit ein artgemässes Zuhause für Bären geschaffen, die aus grausamen und katastrophalen Haltungsbedingungen gerettet wurden. 34 Bären, darunter Neuzugang Vova und die vier kürzlich aus dem White Rock Bear Shelter überstellten Bären, leben nun auf dem 20 Hektar grossen Gelände.

VIER PFOTEN ist zutiefst besorgt über den Krieg in der Ukraine und verfolgt die Entwicklungen genau, zumal auch aus dem Westen des Landes Angriffe gemeldet wurden. Die Mitarbeiter des BÄRENWALD Domazhyr und die Bären sind derzeit in Sicherheit und es geht ihnen den Umständen entsprechend gut.

HELFEN SIE TIEREN IN NOT Spenden für VIER PFOTEN bedeutet, Tierleid aufzudecken, Tiere zu retten und sie zu beschützen.

VIER PFOTEN Schweiz, Enzianweg 4, 8048 Zürich Tel: +41 43 311 80 90 | www.vier-pfoten.ch Postkonto: 87-237898-1 | IBAN: CH58 0900 0000 8723 7898 1 Steuerbefreiungsnummer CHE-109.685.255

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