tierisch
Stachelschwein-Nachwuchs Die Lewa Savanne ist um einen kleinen Bewohner reicher: Am 3. Mai ist in den Kopjefelsen ein Stachelschwein auf die Welt gekommen. Es handelt sich um ein Männchen und es trägt den Namen Wakili. Wenn Wakili sich nicht im unterirdischen Bau versteckt, erkundet er zusammen mit den anderen Gruppenmitgliedern neugierig die Anlage. Die für das Nagetier typischen Stacheln sind bei der Geburt noch weich und kurz.
unter der Haut auf und nimmt seine Drohhaltung ein. Reagiert der Angreifer nicht, fängt das Stachelschwein an, mit den Stacheln zu rasseln und stampft mit den Hinterbeinen. Im Extremfall greift das Stachelschwein den Feind an, indem es rückwärts oder seitwärts auf ihn zu rennt. Die Stacheln können dabei leicht abbrechen und beim Angreifer zu schmerzhaften Verletzungen und Infektionen führen. Dass die Stachelschweine ihre Stacheln jedoch wie Wurfspeere abschiessen, ist ein sich hartnäckig haltender Irrglaube. Trotz ihres guten Abwehrverhaltens werden Stachelschweine regelmässig von Raubtieren gefressen, in Afrika vor allem von Löwen und Leoparden. GEFÄHRLICHER GESCHLECHTSAKT Als Abwehrwaffe gegen Angreifer sehr effizient stellen die Stacheln bei der Fortpflanzung eher ein Hindernis dar. Dies vor allem dann, wenn das Weibchen sich gegen das Männchen wehrt. Ist eine Paarung erfolgreich, bringt das Weibchen nach einer Tragzeit von ungefähr sieben bis acht Wochen ein bis vier Junge zur Welt. Die Stacheln der Jungtiere sind bei der Geburt noch kurz und weich. Erst nach etwa einer Woche härten sie aus. GEMEINSAME ERZIEHUNG IM ZOO ZÜRICH Gewöhnliche Stachelschweine sind gesellige Tiere und verbringen Geboren ist das kleine Stachelschwein in den Höhlen und Gängen
ihr Leben in Familienbanden. Die Gruppen bestehen aus einem
der Anlage, die von den ausgewachsenen Stachelschweinen selbst
Elternpaar, das sich reproduziert und den Jungtieren aus den Vor-
gebaut und laufend erweitert werden. Genau wie in ihrer afrika-
jahren. Im Zoo Zürich leben drei ausgewachsene Tiere in den Kopje-
nischen oder südeuropäischen Heimat verbringen die nachtaktiven
felsen der neuen Lewa Savanne: Die Mutter von Wakili, Otavi, ist
Stachelschweine einen Grossteil ihrer Zeit «unter Tage». Im Zoo
fünfjährig und stammt aus dem Zoo Basel. Ihre Schwester Quarta,
Zürich verlassen sie für passendes Futter auch tagsüber gerne ihren
ebenfalls aus dem Zoo Basel, ist zwei Jahre alt. Der Vater von Wakili
Bau und erscheinen an der Oberfläche. Gewöhnliche Stachelschwei-
ist der noch nicht ganz vierjährige Kymani. Er ist aus einem Zoo
ne (Hystrix cristata) heissen zwar Schweine, gehören aber zu den
in Polen in den Zoo Zürich gekommen. Wie bei Stachelschweinen
Nagetieren. In Afrika sind Stachelschweine die grössten Nagetiere,
üblich kümmert sich nicht nur Mutter Otavi um Wakili, sondern
in Europa werden sie nur vom Europäischen Biber in der Grösse
ebenso Vater Kymani. Zurzeit verbringt Wakili noch viel Zeit in den
übertroffen.
geschützten unterirdischen Gängen, kann aber zunehmend auch mit den anderen Tieren an der Oberfläche beobachtet werden.
STACHELIGE FEINDABWEHR Mit ihren kurzen Beinen sind Stachelschweine keine guten Sprinter.
EINZIGE STACHELSCHWEINART IN EUROPA
Ihre Stacheln sind daher ihre primäre Verteidigungswaffe gegen
Stachelschweine gibt es in weiten Teilen der nördlichen Hemisphäre.
Raubfeinde. Sie bestehen wie Nägel und Haare mehrheitlich aus
In Europa ist nur das Gewöhnliche Stachelschein heimisch und dies
Keratin. Tatsächlich sind die Stacheln umgewandelte, und in ihrer
auch nur in Italien. Man geht davon aus, dass die Stachelschweine
Funktion veränderte, Haare. Die grossen und dicken Stacheln die-
in Italien nicht einheimisch sind, sondern von den Römern in der
nen vor allem der Abwehr von Raubfeinden, kleinere und dünnere
Antike nach Italien gebracht worden sind.
benutzen sie wahrscheinlich auch als Tasthilfen. Nähert sich ein Raubtier, stellt das Stachelschwein die Stacheln mithilfe von Muskeln 26
•• text & fotos: zoo zürich/enzo franchini