politikorange Erfahrung

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ERFAHRUNG NOVEMBER 2017

UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZU DEN JUGENDMEDIENTAGEN 2017 IN MÜNCHEN | AUSGABE 2 VON 3 | #JMT17


Foto, Titelfoto: Yevheniia Berezyna

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BRAUCHEN WIR DEN RUNDFUNKBEITRAG NOCH?

EDI TOR I A L Liebe Leserinnen und Leser,

ES HEISST, DAS FERNSEHEN SPIELE BEI DEN DIGITAL NATIVES KEINE ROLLE MEHR – IM GEGENSATZ ZU DEN ÄLTEREN GENERATIONEN, DER ZIELGRUPPE DER ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN SENDER. RUNDFUNKGEBÜHREN ABER ZAHLEN ALLE, DIE EINEN EIGENEN HAUSHALT HABEN. FELIX BOSDORF HAT DIESE PROBLEMATIK BELEUCHTET.

DAS PROJEKTTEAM DER JUGENDMEDIENTAGE: ALEXANDER ACHT, ALINA ULLMANN, ISABEL BÜRGER (V.L.)

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enau 17,50 € zahlt jeder Bundesbürger und jede Bundesbürgerin an Rundfunkbeitrag für die Sicherstellung der Grundversorgung durch ARD, ZDF und Deutschlandradio, wenn er oder sie nicht aufgrund von sozialen Aspekten befreit ist. Ist dies in der Zeit von mobilem Internet mit dem ständigen Zugang zu sozialen Netzwerken noch sinnvoll? Ich, selbst ein Digital Native, habe mich auf den Jugendmedientagen 2017 mit dieser Frage beschäftigt. Es wird für alle Bürger und Bürgerinnen eine Grundversorgung sichergestellt. Diese ist zusammengestellt aus regionalen, überregionalen und weltweiten Nachrichten. Dazu leisten sich ARD und ZDF in den Bundesländern Regionalbüros und im Ausland Auslandsstudios. Dies hat natürlich den großen Vorteil, dass die Reporter und Reporterinnen für eine lange Zeit im Ausland sind und somit die dortige Kultur intensiv erleben und einen besseren Zugang zu den Einheimischen gewinnen können.

GEHÖRT UNTERHALTUNG ZUR GRUNDVERSORGUNG? Die beiden Sender produzieren teure Unterhaltungssendungen, welche nichts mit der Grundversorgung zu tun haben – könnte man argumentieren. Aber man kann natürlich auch der Ansicht sein, dass auch Unterhaltung zur Grundversorgung dazu gehört. Die meisten Menschen schauen ja nicht nur Nachrichten, sondern wollen auch mal bei einem Fußballspiel mitfiebern, sich von einem Krimi mitreißen lassen oder einfach bei einer Tier-Doku entspannen. Der Anspruch der Öffentlich-Rechtlichen sollte deswegen sein, dass sich ein möglichst breiter Teil der Bevölkerung in ihrem Programm wiederfinden kann. Die privaten Sender müssen hingegen darauf achten, dass sie mit Werbung Geld einnehmen. Kritiker und Kritikerinnen befürchten, dass sich das auch auf die Unabhängigkeit bei der Berichterstattung auswirke.

Dies könne den Öffentlichen nicht passieren, da dort für unabhängige Berichterstattung Rundfunkbeiträge zur Verfügung stehen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, also die Generation der Digital Natives, konsumieren kaum noch Inhalte, welche von den öffentlich-rechtlichen Medienhäusern erstellt werden. Nach einer Studie der AGF in Zusammenarbeit mit GfK, TV-Scope 6.1 2016, hatten ARD und ZDF bei den 12- bis 19-Jährigen generell nur einen Marktanteil im einstelligen Prozentsatz. Bei ProSieben, RTL und SAT.1 waren es hingegen zwischen 10 und 14 Prozent. Diese Problematik haben die Öffentlich-Rechtlichen auch erkannt und wollen mit der Onlineplattform „FUNK“, die sich nach eigenen Angaben an die Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen richtet, auch Jüngere erreichen. Die Inhalte sind ausschließlich online zu finden. Es gibt einige Argumente dafür, Öffentlich-Rechtliche Sender zu erhalten. Wenn man diese abschaffen würde, könnte es für die Politik wesentlich leichter werden, Einfluss auf diesen Sender auszuüben und somit die im Grundgesetz festeschriebene Pressefreiheit gefährden – so die Befürchtung. Bei den Jugendmedientagen 2017 wird viel über Social Media diskutiert und vieles online publiziert. In einer Umfrage erklären Jugendliche politikorange, ob sie öffentlichrechtliche Sender konsumieren und ob Rundfunkbeiträge abgeschafft werden sollten. Mareike Rode aus Oldenburg möchte den Beitrag nicht mehr zahlen, da bis auf die Generation ihrer Großeltern keiner mehr die Öffentlichen schaue, argumentiert sie. Tobias Müller aus Frankfurt sagt: „Ich finde, dass der öffentlich-rechtliche Beitrag nicht abgeschafft werden sollte, weil unser duales Mediensystem (Öffentlich-Rechtliche versus Private) zur Medienvielfallt in unserem Land beiträgt. Man könnte aber darüber nachdenken, das System zielgruppengerechter zu gestalten.“ Ethik Koszuta aus Berlin erklärt: „Bis auf Neo Magazin Royal konsumiere ich

Foto: Felix Bosdorf

kein klassisches Fernsehen. Aber dafür das Jugendangebot ,FUNK‘. Ich finde, es hat ein sehr fortschrittliches Konzept und damit haben die Öffentlich-Rechtlichen verstanden, dass die Jugendlichen fast ausschließlich Inhalte im Netz konsumieren.“

SPEKTAKULÄRE AUFTRITTE BRINGEN QUOTE Christoph Röckerath, ein erfahrener Journalist vom ZDF, sagt, dass Donald Trump in den USA nicht so aufgestiegen wäre, wenn es dort ein funktionierendes öffentlichrechtliches System gäbe. „Trump sorgt mit seinen spektakulären Auftritten und Aussagen für Quote und das ist einzige was zählt, wenn auch mit Nachrichten in erster Linie Geld verdient werden muss. Medienuntersuchungen in den USA zeigen, dass Trump mehr Sendezeit bekommen hat, als Hillary Clinton und alle seine innerparteilichen Herausforderer zusammen“, argumentiert der ehemalige USA-Korrespondent des ZDF. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Tema bin ich der Meinung, dass wir die Grundsätze des dualen Mediensystems beibehalten sollten, da diese zur Demokratie und Unabhängigkeit der Medien in Deutschland beitragen. Allerdings würde ich mir wünschen, dass man bei der Gestaltung der Inhalte für junge Menschen beispielsweise Jugendorganisationen wie beispielsweise die Jugendpresse Deutschland integriert.

wie funktioniert der Tagesblauf in einer Printredaktion? Wie entsteht eine Nachrichtensendung? Wie werden Filme gedreht? Was macht das Radio aus? Was macht die DPA und wie gestaltet Pressearbeit bei der Polizei? Und wie funktioniert überhaupt eine journalistische Ausbildung? All diese spannenden Fragen konntet ihr euch zu Beginn des zweiten Tages der #JMT17 bei zahlreichen Medientouren beantworten und dabei eventuell einige Fragen zu Ihrer Zukunftsplanung beantworten. Selbige Chance nahmen auch zwei unserer Redakteure wahr und fanden heraus, welche Hürden und Möglichkeiten es für junge Migrierte gibt, die in Deutschland Journalisten bzw. Journalistinnen werden wollen. In einem Interview bekamen zwei andere Redakteure Antworten darauf, welche Möglichkeiten es gibt, unterschiedliche Sprachen und Kulturen im Radio miteinander zu vereinen. Nicht vergessen sollte man bei all dem reichhaltigen Medienangebot, das während der #JMT17 präsentiert wird, die Finanzierung. Gerade die Onlinemedien und viele kleinere Formate haben es dabei nicht immer leicht. Anders sieht das bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten aus, die sich mithilfe des Rundfunkbeitrags finanzieren. Doch wie sinnvoll oder rechtmäßig ist so eine Pflichtabgabe? Auch dieser Frage ging einer unserer Autoren nach, indem er im ZDF Studio München mit Verantwortlichen sprach und verschiedene Positionen rund um die Thematik erörtert. In der heutigen Ausgabe erfahrt ihr vieles rund um die Hintergründe im Journalismus und die Wege, die dort hinein führen. Insbesondere gehen wir dabei auf den interkulturellen Bezug ein. Viel Spaß beim Lesen und erneut viel Spaß während der Veranstaltung und den anstehenden Intensiv-Worshops, bei denen ihr selbst endlich aktiv werden könnt und den Prozess von der Idee zum fertigen Beitrag durchlaufen. Denn, so sagte es unser Interviewpartner in der ersten Ausgabe: Journalismus ist ein Handwerk. Jonas Gebauer (Chefredaktion)

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»Grenzenlos« Der Aktivist Herbert Karl Mathé spricht über sein Credo und seine Berufung. Seite 5

»Einstieg« Felix Bosdorf 24, Magdeburg

Zwei Journalisten erklären, warum Migrantinnen und Migranten in den Medien wichtig sind. Seite 6

... macht seit Jahren irgendwas mit Medien und kann sich als Fotograf sowie Autor dieser Ausgabe beinahe als Doppelagent bezeichnen.

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ZUR PER SON HER BERT KA R L MATHÉ macht in Frankfurt (am Main) das Good Morning Radio mit Flüchtlingen und ist in gewisser Weise Aktivist. Er selbst ist ursprünglich Diplom-Volkswirt und engagierte sich zuletzt im Offenen Haus der Kulturen e.V.

Foto: Yevheniia Berezyna

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»MACHT, WAS IHR WOLLT. GANZ EINFACH.« EIGENE IDEEN VERWIRKLICHEN

HERBERT KARL MATHÉ HAT EINE KLARE UND EINDEUTIGE LEBENSEINSTELLUNG. GRENZEN WILL ER KEINE UND RESPEKT SEI AUCH NICHT IMMER VON VORTEIL. IN EINEM INTERKULTURELLEN RADIO UNTERSTÜTZT ER JUNGE MENSCHEN MIT MIGRATIONSHINTERGUND BEI IHREN SENDUNGEN. VON NASEH QUTAISCH UND AHMAD ALMOHAMAD

HALLO HERR MATHÉ ERZÄHLEN SIE ETWAS ÜBER SICH! Ich hatte bis vor einem Jahr ganz wenig Bezug zu Syrien, finde es aber toll. Und je mehr Leute ich kenne aus solchen Ländern und je näher ich sie kenne, desto toller finde ich es, dass solche Menschen zu uns kommen und frischen Wind rein bringen, frische Ideen, neue Denkweisen und neue Sichtweisen. Dadurch können wir uns hinterfragen, was wir sonst so vielleicht nicht gemacht hätten. Ich finde es einfach sehr spannend.

WIE SIND SIE ZU DER IDEE DES „PROJEKTS“ GEKOMMEN? Es war nicht meine Idee in dem Sinne. Es wurde gegründet im Mai 2016 im Radio von einem Künstler in Frankfurt (a.M. Anm. d. Red.), der das als Kunstprojekt verstanden hat. Ziemlich genau vor einem Jahr wollte der Künstler das Projekt abgeben. Dann kam er zu dem Verein „Offenes Haus der Kulturen“ in Frankfurt und ich war der einzige, der sich der ganzen Sache angenommen hat. So kam ich zu der ganzen Geschichte, wie man so schön in Deutschland sagt. Das klingt spannend, chaotisch und da war Musik drinnen und Fantasie – dachte ich. Ganz einfach: Und seitdem bin ich dabei und das macht total Spaß. Es ist alles völlig anders gelaufen als geplant oder als vorhergesehen. Es war eigentlich gar nicht geplant. Wir entwickeln uns, wir verändern uns seitdem. Jeder Einzelne aber auch als Team. Es wird so weitergehen. Die Veränderung meine ich, die Veränderung als Konstante.

WIE GESTALTET SICH DAS INTERKULTURELLE RADIO? WIE IST DA DER ABLAUF UND WIE MACHEN SIE SENDUNG, INSBESONDERE MIT DEN VERSCHIEDENEN SPRACHEN AUF DENEN SIE BERICHTEN? Kurz zusammengefasst: Wir sind sieben Leute – mit mir. Ich halte mich da aber völlig raus, logischerweise auch aus dem ganzen Redaktionsgeschäft. Ich bin auch nicht Redakteur oder Moderator. Wir haben normalerweise zweier Teams und sind idealerweise dadurch dreisprachig. Deutsch, Englisch, Arabisch oder Farsi – je nachdem wer gerade entsprechend die Sendung moderiert. Im Normalfall entscheiden die Zweier-Teams auch was gemacht wird. Wir machen keine Redaktionskonferenz. Wir machen Teammeetings, aber nur um den Konsens festzustellen oder herzustellen, falls es den nicht gibt, jedoch nicht inhaltlich. Inhaltlich bestim-

men nur die Teams jeweils die Sendung. Es gibt einen Sendegrundplan, wo das Motto des jeweiligen Sendeformats bestimmt ist, mehr nicht.

IN DER BESCHREIBUNG DES RADIOS HEISST ES, SIE BERICHTEN NICHT ÜBER MENSCHEN, SONDERN SIE SPRECHEN MIT IHNEN. WAS BEDEUTET DAS? Wir wollen wissen wie die Menschen die Welt sehen, wir wollen die verstehen und zu Wort kommen lassen – ganz einfach. Wir wollen ihnen eine Stimme geben, das klingt platt und abgedroschen, aber das ist so. Und wenn die Meinung oder Ansicht neu für uns ist, umso besser. Wir wollen wissen, was wir nicht wissen. Wir wollen das erfahren, was nicht so bekannt ist. Mainstream, nein danke!

REDEN WIR ÜBER DIE INTEGRATION, DIE AUCH IN IHREM ERZÄHLCAFÉ THEMA WAR. GIBT ES NACH IHRER SICHT EINE GRENZE, OBEN ODER UNTEN, DIE ES EINZUHALTEN GILT? Ich hasse das Wort Obergrenze sowieso! In einem Kontext wie es manchmal in der Politik genannt wird finde ich es fürchterlich und auch verfassungswidrig im Übrigen. Grenzen weder oben noch unten kenne ich nicht. Das sag ich immer ganz bewusst und ich mag auch eigentlich Nationen der Grenzen nicht. Das ist künstlich gemacht, um sich irgendwie abzugrenzen. Das finde ich per se schlecht. Also was soll das mit den Grenzen? Jeder kann sich integrieren wie er will und kann oder auch nicht. Es gibt keine Anforderungen oder Wünsche, Vorstellungen oder Hinweise. Ich habe sie nicht und ich wünsche mir, dass es allgemein so ein wenig aus dem Gedankengut verschwindet. So Standardvorstellungen und Messlatten – was soll das?

WAS GLAUBEN SIE, IST IHRE BERUFUNG IM LEBEN? Wenn ich das wüsste! Danach werde ich solange suchen bis ich umfalle (lacht). Ja wirklich, keine Ahnung. Ich weiß es nicht und es ändert sich wohl auch laufend. Wenn ich die Frage wohl auch jemals nur beantworten könnte, was ich nicht glaube, dann wäre die Antwort sicher falsch. Denn darauf gibt es keine Antwort: Ganz einfach! Fragen sind wichtiger als Antworten, finde ich.

VIELLEICHT DIESELBE FRAGE NÄHER AUF DAS „PROJEKT“ BEZOGEN. Ich unterscheide erstmal nicht zwischen Projekt beruflich und nicht-beruflich. Für mich ist das eins. Wir haben kein Ziel und das meine ich wirklich ernst! Wir machen, was wir wollen. Das sage ich den Leuten auch immer: Macht, was ihr wollt – was ihr für richtig haltet. Wird schon richtig sein. Das muss jeder selbst für sich austesten.

IM ERZÄHLCAFÉ GING ES UM TABU-THEMEN. WIE VERHÄLT ES SICH MIT SOLCHEN THEMEN IN DEM INTERKULTURELLEN RADIO? Es gibt viele solcher Themen. Da sind wir schon wieder beim Thema Grenzen und Grenzen sind da, um überschritten zu werden! Das finde ich auch wichtig, dass es nicht nur in eine, sondern in beide Richtungen geht. Auch die Deutschen, die hier schon länger sind und anders sozialisiert sind, haben ganz andere Grenzen, die man normalerweise gar nicht so gern anspricht. Wir merken das schon gar nicht mehr teilweise und deshalb ist es wichtig, unsere eigenen Grenzen aufzuzeigen und zu überschreiten. Das ist ganz wichtig. Grenzen niederreißen, das ist vielleicht die passende Bildsprache dafür. Grenzen abbauen.

WELCHEN BOTSCHAFT HABEN SIE IN IHREM ERZÄHLCAFÉ VERMITTELT? Macht, was ihr wollt! Ganz einfach. Klingt ein bisschen seltsam, aber das meine ich tot ernst. Nichts ist mehr wichtiger.

HABEN SIE IHRE ZIELE ERREICHT? ODER HABEN SIE NOCH WEITERE IDEEN FÜR DIE ZUKUNFT? INSBESONDERE FÜR DAS RADIO. Wenn ich meine Ziele erreicht hätte, wäre ich tot (lacht). Ja wirklich, Ziel erreichen geht nicht. Für mich jedenfalls nicht. Denn ein Ziel muss ein Ziel sein, denn wenn es erreicht ist, ist es kein Ziel mehr. Das liegt aber vielleicht auch an mir. Es ergibt sich, die Ziele definieren sich jeden Tag neu. Wirklich, das ist so.

HABEN SIE NOCH IDEEN, DIE SIE BISHER ABER NICHT VERWIRKLICHEN KONNTEN FÜR DAS INTERKULTURELLE RADIO?

Ideen ergeben sich automatisch und im Team. Von daher ergeben sich neue Ideen automatisch, wenn jemand wieder so etwas sagt wie Leitkultur. Da sagen wir: Moment mal! Wir hinterfragen, denn das ist unser Hauptmotto. Wir hinterfragen uns selbst, andere und Gott und die Welt.

BEKOMMEN SIE UNTERSTÜTZUNG FÜR DAS RADIO UND WENN JA, VON WEM? Finanziell von der Stadt Frankfurt zum Beispiel oder dem BAMF. Was heißt BAMF ausgeschrieben, ich weiß es nicht (denkt nach und lacht; Anm. d. Red.: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Keine Ahnung. Es ist sehr tröpchenweise. Wir sind dran, stärker Gelder zu beanspruchen. Vor kurzem wurden wir von der Bundesregierung, in Form des Bundespresseamtes, besucht und das wird sicherlich hilfreich für uns sein.

HABEN SIE FÜR UNS, ALS JUNGE SYRISCHE INTERESSIERTE MENSCHEN, DIE GERNE JOURNALISMUS BETREIBEN WOLLEN, EINEN TIPP, WIE DAS AM BESTEN GEHT? Macht, was ihr wollt, das meine ich ganz im Ernst und das ist wichtig. Ohne Respekt, Respekt ist schlecht (lacht). Einfach machen! Provozieren notfalls, im Ernst. Fragen und machen. Nie den Mut verlieren oder aufgeben. Sprache halte ich dabei nicht als den wahren Hintergrund. Auch wenn jemand nicht perfekt deutsch spricht, ist doch egal. Das Problem ist eher unbewusstes Misstrauen, weil viele die Sprache nicht verstehen und dabei Berührungsängste haben. Wenn ihr in den Strukturen hier nicht zurechtkommt, macht euer eigenes Ding! Sucht euch eigene Geldgeber, auch wenn es schwer ist. Wartet nicht vergebens zehn Jahre darauf.

Naseh Qutaisch und Ahmed Almohamad beide 25, Berlin … haben in Syrien Jura und Zahnmedizin studiert. Hier müssen sie nun neu studieren und engagieren sich für politikorange.

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»EINFACH LEIDENSCHAFT FÜR DEN JOB HABEN«

WIE KÖNNEN SICH MIGRANTINNEN UND MIGRANTEN IN DIE DEUTSCHE MEDIENLANSCHAFT EINBRINGEN? ZAKARYA IBRAHEM UND SAAD YAGHI HABEN SICH MIT ZWEI EXPERTEN UNTERHALTEN.

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bwohl viele Migranten in Deutschland und Österreich leben , gibt es wenig Menschen mit Migrationhintergrund, die im Medienbereich arbeiten. „Während wir in Deutschland etwa einen Migrationsanteil von 25 Prozent haben, sind es in der Branche nur zwei bis drei Prozent – in allen Medien“, sagt Rudolf Porsch, stellvertretender Leiter der Axel-Springer-Journalistenakademie.

SPANNENDE GESCHICHTEN MIT NEUEN BLICKWINKELN

Er glaube, dass Migrantinnen und Migranten gute Chancen hätten, wenn sie die Sprache gut beherrschen. Sonst gäbe es keine speziellen Anforderungen. „Du musst einfach Leidenschaft für diesen Job haben, neugierig sein, du musst dich selbst einbringen.“ Rudolf Porsch betont, dass es eine besondere Aufgabe sei, mehr Menschen mit Migrationshintergrund in das Berufsfeld zu integrieren. „Deshalb werden Migrantinnen und Migranten bei uns auch bevorzugt betrachtet“, erzählt Porsch, „doch müssen sie sich anschließend genauso durchsetzen wie alle anderen auch.“

Auch Klaus Ott, Redaktur der Süddeutschen Zeitung im Investigativ-Ressort sagt, dass es bei seinem Medium wenige Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten. „Wir GROSSER KONKURRENZKAMPF haben zum Beispiel den Hakan Tanriverdi, er ist spezialisiert auf Internet-Themen, er Der Konkurrenzkampf sei dabei der gleiche: hat zum Beispiel eine tolle Gechichte ge- „Es gibt keinen Bonus!“ Porsch betont wie macht über Sicherheitslücken bei Firmen Klaus Ott, dass die Sprache essentiell sei – im Internet.“ Klaus Ott kann nicht sagen, zumindest früher. Heute habe man sich bei wie viel Prozent der Redakteurinnen und der Akademie jedoch von dem Anspruch Redakteure einen Migrationshintergrund verabschiedet, dass Migrantinnen und Mihaben, aber er betont, dass die Süddeut- granten die deutsche Sprache perfekt besche Zeitung sehr offen sei. Auch von der herrschen müssen. Pro Jahr stelle die Akademie 40 JourDeutschen Journalistenschule kämen Leute nalistenschülerinnen und -Schüler oder Vomit Migrationshintergrund, die spannende lontäre im Alter von 19 bis 34 Jahren ein, Geschichten machen wollen.

SAAD YAGHI UND ZAKARYA IBRAHEM IM GESPRÄCH MIT KLAUS OTT

die dort eine zweijährige Ausbildung absolvieren. Seit diesem Jahr habe die Akademie sogar einen syrischen Flüchtling in ihr Ausbildungsprogramm aufgenommen. Vor einem Jahr konnte er noch nicht Deutsch sprechen. Heute allerdings sei er schon auf dem Level B1. Das sei sehr toll, sagt Porsch. Er unterstreicht, dass Menschen mit Migrationshintergrund die deutsche Medienlandschaft bereichern. „Das ist der richtige Weg, denn so bekommen wir mehr Perspektiven!“

Foto: Lando Hass

Zakarya Ibrahem 27, Wien Saad Yaghi 18, Leipzig … haben sich bei den Jugendmedientagen 2016 kennengelernt und nun wiedergetroffen.

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F R IS C H, F R UC HTIG, S E L B S T G EPRES S T – M IT M ACHEN @PO LIT IK O RAN G E.DE

I MPR ESSUM Diese Ausgabe von politikorange entstand am 3. November 2017, dem zweiten Tag der Jugendmedientage in München. Herausgeber und Redaktion: politikorange c/o Jugendpresse Deutschland e.V., Alt-Moabit 89 10559 Berlin, www.politikorange.de Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Jonas Gebauer (joge95@gmx.de) Bildredaktion: Yevheniia Berezyna (eugenia.beresina@gmail.com) Felix Bosdorf (f.bosdorf@gmx.de) Layout: Felix Bosdorf

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rintmagazine, Blog und Videos: politikorange erreicht sein Publikum über viele Kanäle und steht neuen Wegen offen gegenüber. Junge, kreative Köpfe berichten in wechselnden Redaktionsteams aus einer frischen Perspektive. Ob aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft oder die kritische Begleitung von Veranstaltungen – politikorange ist mittendrin.

POLITIKORANGE – DAS MULTIMEDIUM politikorange wurde 2002 als Veranstaltungszeitung ins Leben gerufen. Rund 130 Ausgaben wurden seither produziert. Seit Anfang an gehören Kongresse, Festivals, Parteitage und Events zum Programm. 2004 kamen Themenhefte hinzu, die aktuelle Fragen aus einer jugendlichen Sichtweise betrachten. 2009 nahm politikorange Video und Blog ins Portfolio auf und präsentiert spannende Beiträge unter den Labels politikorange TV und blog.politikorange.de.

WO KANN ICH POLITIKORANGE LESEN?

jugendlicher Perspektive. Frei nach dem Motto: frisch, fruchtig, selbstgepresst.

Gedruckte Ausgaben werden direkt auf WER MACHT POLITIKORANGE? Veranstaltungen und über die Landesverbände der Jugendpresse Deutschland Junge Journalistinnen und Journalisten e.V. verteilt. Im Online-Archiv auf politi- – sie recherchieren, berichten und komkorange.de können digitalisierte Magazine mentieren. Wer neugierig und engagiert durchgeblättert und Videos aufgerufen in Richtung Journalismus gehen will, ist werden. Printausgaben können kostenlos bei politikorange an der richtigen Adresnachbestellt werden – natürlich nur, so- se. Genauso willkommen sind begeisterte lange der Vorrat reicht. Für das Stöbern Fotografinnen und Fotografen, Videoreauf dem Blog genügt der Aufruf von blog. dakteurinnen und Videoredakteure sowie kreative Köpfe fürs Layout. politikorange politikorange.de. funktioniert als Lehrredaktion: Die Teilnahme ist kostenlos und wird für jede Ausgabe WARUM EIGENTLICH neu ausgeschrieben – der Einstieg ist damit POLITIKORANGE? ganz einfach. Den Rahmen für OrganisaWelchen Blick haben Jugendliche auf Po- tion und Vertrieb stellt die Jugendpresse litik und gesellschaftliche Veränderungen? Deutschland. politikorange bietet jungen Menschen Du willst dabei sein? Infos zum Mitzwischen 16 und 26 Jahren eine Plattform machen gibt es unter politikorange.de­, in für Meinungsaustausch und den Ausbau unserem Newsletter und via Facebook und eigener Fähigkeiten. Engagement und Be- Twitter. geisterung sind die Grundpfeiler für journalistisch anspruchsvolle Ergebnisse aus mitmachen@politikorange.de

Redaktion: Zakarya Ibrahem, Ahmad Almohamed, Naseh Qutaisch, Saad Yaghi Projektleitung: Inga Dreyer (i.dreyer@jugendpresse.de) projektbetreuender Bundesvorstand: Julian Kugoth (j.kugoth@jugwnspresse.de) Maximilian Gens (m.gens@jugendpresse.de) Druck: Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH Auflage: 500 Exemplare Ein besonderer Dank gilt allen unseren Interviewpartnerinnen und Interviewpartnern sowie dem Team der Jugendpresse Deutschland.

FRUCHTFLEISCH WIE DIVERS FINDET IHR DIE DEUTSCHE MEDIENLANDSCHAFT?

Fotos: Yevheniia Berezyna

»HYPE«

»ENTWICKLUNG«

ANNKATRIN, 21 JAHRE, ROSENHEIM ICH BIN DER MEINUNG, DASS SICH OFT AUF BESTIMMTE THEMEN GESTÜRZT WIRD, UM DIE DANN EIN HYPE ENTSTEHT. ANSCHLIESSEND HÖRT MAN ABER GAR NICHTS MEHR DAVON.. DIE MEDIEN SIND MEINUNGSBILDENDEN, ABER IN DIE FALSCHE RICHTUNG.

KATHARINA, 18 JAHRE, ECKERNFÖRDE IN DEUTSCHLAND SIND WIR DA, DURCH VIELE PRINTMEDIEN MIT UNTERSCHIEDLICHEN STANDPUNKTEN GUT AUFGESTELLT. KRITISIEREN KANN MAN, DASS POPULISTISCHE POSITIONEN ZULETZT ZU WENIG THEMATISCH DISKUTIERT, SONDERN EHER VERTEUFELT WURDEN.

»DRAMATURGIE«

MAX, 18, KOBLENZ ES KOMMT IMMER AUF DAS THEMA AN BEISPIEL: DER IS IN SYRIEN. DARÜBER WURDE FRÜHER ÜBERALL VIEL BERICHTET UND NUN STEHT DARÜBER NUR NOCH WAS IN DER BREAKING-NEWS-ZEILE BEI NTV. DAS VERÄNDERT SICH STARK. DAS HÄNGT VON DER DRAMATURGIE DES THEMAS AB.

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