JUGEND UND PARLAMENT JUNI 2013
UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZU »JUGEND UND PARLAMENT 2013« HERAUSGEGEBEN VON DER JUGENDPRESSE DEUTSCHLAND
Foto: Anton Knoblach
JUGEND MACHT POLITIK
SCHON ZUM NEUNTEN MAL ÖFFNETE DER BUNDESTAG SEINE TORE FÜR JUGEND UND PARLAMENT. MEHR ALS 300 NACHWUCHSPOLITIKER HABEN FÜR FRISCHEN WIND UNTER DER KUPPEL GESORGT. VON FABIAN NITSCHMANN
A
m 1. Juni begann im Bundestag eine neue Legislaturperiode. Fünf Parteien und 312 Parlamentarier schafften den Sprung ins Hohe Haus und sicherten sich ein viertägiges Mandat. Bereits am zweiten Tag wurden vor Ort im Reichstag die Fraktionsvorstände gewählt und der Presse vorgestellt. Thematisch wagten sich die Abgeordneten mit großer Eile an gleich vier große Themen der aktuellen Politik. Dazu gehörte unter anderem die Einführung von anonymisierten Bewerbungen sowie die Diskussion über eine Wahlpflicht. Nach kurzen, aber intensiven Debatten in Fraktionen und Plenum konnte über die vier Gesetze bereits vier Tage nach Amtsantritt abgestimmt und entschieden werden.
FÜNF FRAKTIONEN, VIER GESETZE Was sich anhört wie der turbulente Start in eine neue Legislaturperiode, beschreibt tatsächlich die diesjährige Ausgabe des Planspiels Jugend und Parlament (JuP), bei dem 16- bis 20-Jährige in die Haut von Abgeordneten schlüpften. Ausgestattet mit fiktiven Biographien und zugeordnet zu den fünf Fraktionen der Christlichen Volkspartei (CVP), der Arbeitnehmerpartei Deutschlands (APD), der Liberalen Reformpartei (LRP), der Ökologisch-Sozialen Partei (ÖSP) sowie der Partei der sozialen Gerechtigkeit (PSG) wurden die Jugendlichen zu Fraktionsvorsitzenden, Pressesprechern oder Arbeitsgruppen-Leitern, die um Mehrheiten kämpften.
SPITZENPOLITIKER AUF ZEIT Dabei legten die Veranstalter viel Wert auf die Details, um den politisch interessierten Nachwuchsparlamentariern den Gesetzgebungsprozess realitätsnah vorzuführen. Schon die Begrüßung durch Petra Ernstberger (SPD), Berichterstatterin für JuP in der Inneren Kommission des Ältestenrates, zeigte, dass die Teilnehmer in den Räumlichkeiten als Politiker behandelt und angesprochen wurden. Die vielfältigen Aufgaben der Abgeordneten hatten sie dafür inklusive. Zusätzlich zu aller Fiktion kam auch die Auseinandersetzung mit der realen Politik nicht zu kurz. So war eine Podiumsdiskussion mit den stellvertretenden Vorsitzenden
DIE JUGENDLICHE STIMME ZÄHLT
der Bundestagsfraktionen zur Wahlpflicht, der Politikverdrossenheit und der doppelten Staatsbürgerschaft ein wichtiger Teil der Veranstaltung. Anschließend verabschiedete Bundestagspräsident Norbert Lammert die Kurzzeitpolitiker mit einem Abschlussimpuls.
KEINE CHANCE ZUR WIEDERWAHL So wurde das parlamentarische Planspiel für alle Teilnehmer zu einer einmaligen Chance, die Atmosphäre des Bundestages als Arbeitsplatz aufzusaugen. Wer dabei professionell und souverän auftrat, die Spielpresse und deren spitze Formulierungen im Griff hatte und auch am Rednerpult überzeugte, konnte sich abschließend wie die wahren Politiker über erfolgreich beschlossene Gesetze freuen. Bei allen Details im Kampf um den Fraktionsfrieden, um Gesetzesänderungen und Mehrheiten wurde den Parlamentariern nur eine Vereinfachung des politischen Alltags eingeräumt: An eine JuP-Wiederwahl mussten die Jugendlichen bei ihrer Arbeit nicht denken. Diese gibt es im Planspiel nicht.
Fabian Nitschmann Bremen, 23 Jahre @FNitschmann hat bei #JuP13 seinen Twitter-Account entdeckt. Ob er weiter zwitschern wird? #politikorange
EDIT O RIAL Liebe Leserinnen und Leser, es ist vollbracht. Nach vier Tagen langer Diskussionen gibt es viel zu berichten. Die politikorange-Redaktion gehörte als Dokumentationspresse nicht zum Planspiel und hat deswegen auch die Menschen hinter den Rollen betrachtet. Ihr hattet den Bundestag im Blick und wir haben Euch über die Schultern geschaut. Mit uns habt Ihr offen geredet. Danke dafür! Wir haben beobachtet und das Wichtigste auf 16 Seiten komprimiert. Das Ergebnis haltet Ihr in Euren Händen. Vier Tage lang habt Ihr den politischen Raum erobert – in unglaublich schicken Outfits. Die Debatten wirkten echt, auch die Emotion und Leidenschaft dahinter. Nutzt dieses Magazin, um Euch daran zu erinnern. Die Vorbereitungen für Jugend und Parlament 2014 laufen schon wieder an. Vielleicht sind einige von Euch ja dann im Presse- oder Orgateam dabei. Und wenn nicht, dann sieht man sich in einigen Jahren bestimmt trotzdem wieder. Ihr dann Hände schüttelnd, Diskussionen führend. Und wir sind sicher mit Notizblöcken, Diktiergeräten und kniffligen Fragen vor Ort. Viel Spaß mit der Lektüre wünschen Anne Juliane Wirth & Valerie Schönian Chefredaktion
IN HALT
»Führung« Es gab sieben Vorsitzende für fünf Fraktionen. Die Spitzen im assoziativen Portrait. Seite 5
»Ohne Worte« Bei JuP wird eigentlich viel geredet. Auf dieser Seite sagen die Befragten mal nichts. Seite 7
»Lampen« Sie spenden uns täglich unbeachtet Licht. Eine Reportage durch den Bundestag. Seite 11
DAS ZWEITE ICH
VIER TAGE ÜBERNAHMEN DIE JUNGPOLITIKER DIE AUFGABEN EINES ABGEORDNETEN. KEINE LEICHTE AUFGABE – VOR ALLEM, WENN MAN DABEI NICHT EINMAL SEINE EIGENE POSITION VERTRETEN DARF. VON JUSSRA ZAMANI
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burger, der vor dem Planspiel natürlich nicht wusste, welche Überzeugungen er in seiner fiktiven Rolle vertreten wird. Die eigene Meinung zurückhalten, sich den neuen Kollegen der Arbeitnehmerpartei Deutschlands anpassen und dann noch überzeugende Argumente liefern: Jakob stellt sich dieser überraschenden Herausforderung gern: „Viel weniger könnte ich mich mit den politischen Idealen der Lin-
Foto: Anton Knoblach
Jahre liegen zwischen ihnen. Der erst 16-Jährige Jakob Schlegelmilch engagiert sich in der Jungen Union (JU), der gemeinsamen Jugendorganisation der beiden deutschen Parteien CDU und CSU. Hingegen ist Julius Seynstahl mit seinen 61 Jahren ein langjähriges Mitglied der Arbeitnehmerpartei Deutschlands (APD). Einen größeren Gegensatz zwischen beiden Personen kann es kaum geben.
immer mehr mit seiner neuen Rolle identifizieren – nur eben nicht zu einhundert Prozent.
ANNÄHERUNG TROTZ DISTANZ Gerade bei gemeinsamen Debatten mit den anderen Fraktionen sei ihm bewusst geworden, wie anstrengend Politik mitunter ist. Politische Diskussionen hat Jakob bei der Jungen Union schon geführt, aber das hier sei definitiv etwas anderes. „Die verschiedenen Argumentationsstrategien von Menschen mit völlig konträren Positionen machen es umso schwieriger, auf einen Nenner zu kommen“, berichtet der Schüler. Nach dem Planspiel ist Jakob sich selbst und der Jungen Union treu geblieben. Dennoch will er seine Ansichten – nicht nur die politischen – künftig hinterfragen und offen für andere Meinungen sein. Jakob bilanziert: „Keine leichte, aber eine tolle Erfahrung!“
VIER TAGE JEMAND ANDERES SEIN – JUP MACHT ES MÖGLICH
EINE GROSSE AUFGABE Jakob Schlegelmilch ist Teilnehmer von Jugend und Parlament, Julius Seynstahl der fiktive Charakter, der ihm zugeteilt wurde. „Kein leichter Rollenwechsel“, bestätigt der Würz-
Jussra Zamani Bayreuth, 20 Jahre
ken oder der Piratenpartei identifizieren.“ Dies würde dann doch zu sehr seinen Vorstellungen widersprechen, so der gläubige Christ. Seine Kollegen aus der Arbeitnehmerpartei hätten ihn gut aufgenommen. Auch deshalb kann sich Jakob im Laufe des Planspiels
…war ganz von der Rolle, als sie erfuhr, dass sie für die politikorange schreiben darf.
FRUCHTFLEISCH WAS HAST DU FÜR JUP 2013 AUF DICH GENOMMEN? „STRESS“
„STAU“ Fotos: Anton Knoblach, Julia Klaus (2)
„SUCHE“
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SHUAITONG ZONG
VINCENT SCHMOECKEL
FRANZISKA LINDER
17 JAHRE, NÜRTINGEN
18 JAHRE, AUGSBURG
17 JAHRE, ARNSTORF
„ICH HABE LANGE NACH EINEM BLAZER
„HIER ZU SEIN. AM TAG NACH JUP HABE
„EINE ZIEMLICH LANGE AUTOFAHRT.
GESUCHT. LETZTLICH HABE ICH DEN
ICH MEINE MÜNDLICHE PRÜFUNG, DREI
ICH MUSSTE ETWA 800 KILOMETER
VON MEINER MUTTER ANGEZOGEN.“
TAGE SPÄTER EINE SCHRIFTLICHE.“
HINTER MICH BRINGEN.“
LIBERALE REFORMPARTEI
ARBEITNEHMERPARTEI DEUTSCHLANDS
CHRISTLICHE VOLKSPARTEI
FREDERIK MICHALKE, 16 JAHRE, FRANKFURT AM
DIETRICH WENZEL, 19 JAHRE, STRALSUND
THEODOR HEINRICH CORREA VICTOR, 18 JAHRE,
MAIN
Junge Union. Politische Prozesse verstehen. Kommunikator. Meinungsstark. // Wilhelm Friedländer (APD) / Traditionsreich. Sozialpolitisch kompetent. Lehrer.
Juso. Diskussionsfreudig. Gegen Politikverdrossenheit. Bildung. // Michael Fry (LRP) / Frei denken. Frei handeln. Individuum vorne. Privatsphäre wahren.
ÖKOLOGISCH-SOZIALE PARTEI KATJA BRÖGELER, 18 JAHRE, UNTERHAUSEN
Diskutierfreudig. Für Politik begeistern. Aufbrausend. Frei bleiben im Kopf. // Alice Rose (ÖSP) / Klare Kante zeigen. Parteitreue. Nachhaltig denkend. Hauptschullehrerin. DEJAN VUJINOVIC, 19 JAHRE, RADEVORMWALD
Fotos: Anton Knoblach
Junge Union. Vereinen statt spalten. Wassereisverteiler. Vor Ort aktiv. // Rüdiger Schäfer (ÖSP) / Ö wie ökologisch. Jugend in die Politik. Zukunft gestalten. Energiewende.
WALSRODE
SPD-Mitglied. Politik beeinflusst jeden Menschen. Souverän. // Hans-Heinrich Scharringhausen (CVP) / Mitte der Bevölkerung sein. Zentrum. Denkt an Arbeitgeber und -nehmer.
GEWÄHLT. GEFRAGT.
IMMER IM FOKUS UND VORNE MIT DABEI: WIE JEDES JAHR KAM DEN FRAKTIONSVORSITZENDEN BEI JUGEND UND PARLAMENT EINE BESONDERE ROLLE ZU. IN DIESEM JAHR GAB ES SIEBEN VON IHNEN, DENN ZWEI PARTEIEN WÄHLTEN EINE DOPPELSPITZE. WER SIND DIE KÖPFE DAHINTER? OKAN BELLIKLI HAT SICH UMGEHÖRT. Okan Bellikli Freiburg, 21 Jahre …gute Presse. Politikerfreund. Duzbar. Hört den MdBs überall gern zu. Egal ob Speisesaal oder Fraktionsebene. Ich dokumentier‘ ja nur!
PARTEI DER SOZIALEN GERECHTIGKEIT LARA ALBERT, 17 JAHRE, WALDBERG
Juso-Landesvorstand in Bayern. Offen. Will in den Gemeinderat. Studienwunsch: Medizin oder Jura. // Helena von Rosenburg (PSG)/ Soziale Gerechtigkeit schaffen. Arbeitnehmer unterstützen. VINCENT SCHMOECKEL, 18 JAHRE, AUGSBURG
Grüne Jugend. Stadtvorstand. Parteipolitische Grenzen überwinden. Ehrgeizig. // Martin Lindt (PSG) / Politik sozial machen. Arbeiterinteressen. Produktive Atmosphäre.
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NACHWUCHS AM PULT
BEI JUP GEHT ES ALLES ANDERE ALS ZIMPERLICH ZU. LAUTSTARKE DISKUSSIONEN, SCHALLENDER BEIFALL UND SOGAR EINE PROTESTAKTION. WIE VIEL PARLAMENTARISCHE PRAXIS STECKT IM PLANSPIEL? VON LARA MÜLLER
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te war das Pressegespräch „Berliner Runde“ am Sonntag. Hier flogen die Fetzen. Schon bevor die Konferenz losging, verließ die PSG geschlossen den Saal, da sie für ihre Doppelspitze nicht zwei gleichwertige Sitze erhielt. Auch nach dem dramatischen Abgang ging es aufregend weiter: Stark gestikulierend wurden Positionen vorgetragen, immer von kräftigem Beifall seitens der jeweiligen Fraktion unterstützt, selten ließ man sich ausreden. Ähnlich wie in der gleichnamigen Fernsehdebatte wurde inhaltlich nicht viel vermittelt. In realen Pressekonferenzen läuft es anders: Dort geht es um Inhalte, es wird meist sachlich argumentiert. Außerdem wird Rednern dort viel mehr Zeit zum Antworten gegeben.
Foto: Anton Knoblach
duard Oswald (CSU) rückt seinen Stuhl an das Rednerpult. „Wir führen das hier nach den Regeln des Bundestages durch“, sagt der Vizepräsident des Deutschen Bundestages und eröffnet damit am Montag, 3. Juni, die erste Plenardebatte. In den Gesichtern der Teilnehmer macht sich Unsicherheit breit, wirklich vertraut im Umgang mit diesen Regeln ist hier keiner. Die ungewohnte Situation und die morgendliche Müdigkeit verbessern die Lage nicht, ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Sitzung schon nach 15 Minuten beendet ist – zumal Oswald durchblicken lässt: „Normalerweise geht das hier nicht so schnell.“ Ein klarer Kontrast zur ersten Plenardebat-
BEI JUGEND UND PALAMENT FLOGEN DIE FÄUSTE – VERBAL, VERSTEHT SICH.
Am Montag waren die Nachwuchsparlamentarier fest mit ihrer Rolle verwachsen. In den meisten Ausschüssen ging es sehr sachlich und professionell zu. Mimik und Gestik kam der von Merkel & Co. schon sehr nahe: Die Teilnehmer sprachen langsam, deutlich, hörten sich meist gegenseitig zu und gingen Kompromisse ein. Viele unterstützten ihre Sprache bewusst durch Gestiken.
DER PARLAMENTARISCHE NACHWUCHS LERNT SCHNELL Was sie noch von den realen Parlamentariern unterschied: Hitzköpfigkeit, Unerfahrenheit und eine große Portion Idealismus. Rhetorisch waren viele ihren Vorbildern dicht auf den Fersen. Beispiele: „Ich verstehe Ihren Ansatz sehr gut, und gewissermaßen haben Sie auch Recht“, schmeichelte Lars Johannson, LRP, in der zweiten Plenardebatte geschickt der Opposition. Und Katharina Schellenberger, APD-Mitglied, argumentierte kurz darauf für bessere Pflegemöglichkeiten von Angehörigen mit den Worten „Ich bin selbst 61 Jahre alt“. Egal welche Spiel-Partei: Alle JuP-Teilnehmer haben ein leidenschaftliches Interesse an politischer Diskussion, das bestimmt große Zukunft hat.
K O M M EN TAR
ACH, MANN!
DIE GLEICHBERECHTIGUNG DER GESCHLECHTER IST GRUNDRECHT, TROTZDEM SIND FRAUEN NOCH BENACHTEILIGT. DA MUSS ENDLICH WAS PASSIEREN. VON LARA MÜLLER
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nzufriedenheit in der Frauenwelt: Die Ablehnung einer gesetzlich verpflichtenden Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten Ende April war für viele enttäuschend. Nicht, weil deren Einführung die ultimative Lösung gewesen wäre: Potenzielle Führungskräfte sind nur eine kleine Gruppe. Trotzdem wäre es ein psychologisch wertvolles Zeichen gewesen. Ein Zeichen, dass auch Frauen in niedrigeren Positionen Mut gemacht hätte. Eine öffentliche Debatte um die Gleichberechtigung der Geschlechter bringt Leute dazu, ihre Meinung zu überdenken. Nach der Abstimmung im Bundestag bahnte sich das an, wurde jedoch schnell von einer Debatte um interne Intrigen in der Regierungskoalition gegen Quoten-Befürworterin Ursula von der
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Leyen überschattet. Verantwortlich dafür sind Politiker, aber auch Medien. Was soll das? Wir brauchen keine Verschwörungen, sondern Veränderungen. Dass die Diskussion um geschlechterspezifische Ungerechtigkeiten aktueller ist denn je, zeigen auch die JuP-Debatten. „Ich war lange gegen die Frauenquote, aber durch das Planspiel änderte ich meine Meinung. Ich glaube, dass eine Quote der Anstoß zum gesellschaftlichen Umdenken ist, den wir leider nötig haben.“, sagt Teilnehmerin Jennifer Werthwein. Sie ist geschockt, wie stark die Wahl der Fraktionsvorsitzenden gängige Rollenbilder bestätigt. Während nur Männer in die Vorstände von LRP, CVP und APD gewählt wurden, seien die Frauen auf „Schmuckpositionen“ wie den
Schriftführerinnenposten gewählt worden. Auch die Redeanteile der männlichen Teilnehmer sind erheblich größer als die der weiblichen. Das ist erschreckend. Dass sogar in einem Planspiel mit jugendlichen Teilnehmern solche Resultate zustande kommen, zeigt: Es herrscht Handlungsbedarf.
Lara Müller Gießen, 19 Jahre …setzt sich für eine möglichst hohe Süßigkeitenquote im Redaktionsraum ein.
SPRACHLOS
DIE REGIERUNG VERKÜNDET, DIE OPPOSITION PROTESTIERT. EIN ENORMER WORTSCHWALL HALLT DURCH DIE RÄUME DES BUNDESTAGES. GRUND GENUG, DEN ZUNGEN UND KEHLEN EINE PAUSE ZU GÖNNEN. VON DUNCAN OPITZ
Fotos: Anton Knoblach
WOFÜR STEHT DIE PARTEI DEINER JUP-IDENTITÄT?
Duncan Opitz Hamburg, 19 Jahre …ist der Mann, der die Politiker zum Schweigen brachte.
WIE ZUFRIEDEN BIST DU MIT DEM ESSEN IM PAUL-LÖBE-HAUS? ANNA SOPHIA KOLLOTSCHEK (links) strebt
nach Gerechtigkeit. Die frischgebackene Abi turientin möchte in Berlin Jura studieren. In ihrer Rolle als APD-Abgeordnete Marie Prager fühlt sie sich pudelwohl. Im echten Leben ist sie als Mitglied der Junge Union jedoch eher konservativer einzuordnen. KILIAN BERGER (rechts) aus Ebersberg wurde durch einen Lehrer auf das Planspiel aufmerksam gemacht. Jetzt genießt er den Berlin-Aufenthalt in vollen Zügen. Zwischen den Mahlzeiten setzt sich der 17-Jährige als ÖSP-Mitglied Albert Gassert für die Umwelt ein.
LINUS OFFERMANN (links) gibt sich als Mann mit Weitsicht. Parallel zum Abitur engagiert sich der 17-Jährige bei den Aachener Jusos. Im Planspiel findet er sich in der linken PSG als Abgeordneter Moritz Laymann wieder. Ein Umstand, der ihm nicht missfällt: Die APD hätte er langweilig gefunden. ELENA BERGER (rechts) machte ihre ersten Gehversuche bei einem Praktikum im bayrischen Landtag. In Berlin möchte sich die 17-Jährige jetzt als Elenora von Wrede einen Namen machen. „Ich träume schon lange davon, einen adligen Titel zu tragen“, erklärt die CVP-Abgeordnete ihr Pseudonym.
MELANIE LAL (links) predigt den liberalen Stil: In Erfurt als Abiturientin, in Berlin als LRP-Abgeordnete Charlotte Rudolph. Zur Expertin wird sie bei dem Streitthema anonymisierte Bewerbungen: „Wenn wir noch mehr Aspekte einer Bewerbung zensieren, verlieren wir unseren kompletten Lebenslauf“. PHILIPP SCHULZ (rechts) wird seinem Beruf auch bei persönlichen Fragen gerecht: Mit kritischem Blick bewertet der Mann vom Adlerkurier die Bewirtung im Bundestag. Überrascht war sein Gaumen jedoch nicht. „Ich bin schon das dritte Jahr in Folge hier“, sagt der 19-jährige Student aus Aachen.
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Foto: Anton Knoblach
ZU R PE R S O N Petra Ernstberger ist Berichterstatterin für Jugend und Parlament in der Inneren Kommission des Ältestenrates. Seit 1994 ist sie Mitglied des Bundestages; seit November 2004 Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion. Ihre Freizeit verbringt sie gern mit Büchern und ihren Hunden.
„DEMOKRATIE SAUGT MAN NICHT MIT DER MILCHFLASCHE AUF. DEMOKRATIE IST HART ERARBEITET.“
WEIL JUGEND WICHTIG IST
PETRA ERNSTBERGER (SPD), BERICHTERSTATTERIN FÜR JUGEND UND PARLAMENT IN DER INNEREN KOMMISSION, BEGRÜSSTE DIE TEILNEHMER DES PLANSPIELS. IM GESPRÄCH ERKLÄRT DIE POLITIKERIN, WARUM IHR DIESES ENGAGEMENT SO WICHTIG IST.
DIE JUP-TEILNEHMER SIND ZWISCHEN 16 UND 20 JAHREN JUNG. HAT ES SIE IN DIESEM ALTER SCHON IN DIE POLITIK GEZOGEN? Überhaupt nicht. Ich war mit Familie beschäftigt, habe geheiratet und Kinder bekommen. Unpolitisch war ich noch nie, doch das parteipolitische Engagement kam erst viel später – da waren die Kinder auch aus dem Gröbsten heraus. Ich bin dann der SPD beigetreten, zwei Jahre später war ich im Bundestag.
SIE SIND DIE BERICHTERSTATTERIN FÜR JUGEND UND PARLAMENT IN DER INNEREN KOMMISSION DES ÄLTESTENRATES. WAS SIND IHRE GENAUEN AUFGABEN? In meiner Funktion als Berichterstatterin spreche ich mit der Verwaltung: Ich koordiniere, dass die Termine stimmen, denke über die vier zu debattierenden Gesetzesentwürfe nach und so weiter.
IN IHRER BEGRÜSSUNGSREDE SAGTEN SIE, JUGEND UND PARLAMENT MACHE IHNEN AM MEISTEN SPASS. WARUM IST DAS SO? Das ist einfach meines. Früher war ich Lehrerin, habe an der Universität gearbeitet. Von daher liegt mir der Umgang mit jungen Menschen. Ich wünsche mir, dass sie Politik direkt erfahren: Demokratie saugt man nicht mit der Milchflasche auf. Demokratie ist hart erarbeitet, oft bedeutet sie Kompromiss.
IST JUP AUCH EINE WERBUNG FÜR DEN POLITIKER-BERUF?
Job ist, dann denken sie hoffentlich anders.
HINTER DER VERSORGUNG VON MEHR ALS 300 TEILNEHMERN STECKT EIN GROSSER LOGISTISCHER AUFWAND. WANN WIRD MIT DER PLANUNG VON JUP BEGONNEN? Nach der Abreise der Jugendlichen wird sofort für die kommende Saison geplant. Diesen Part übernimmt die Bundestagsverwaltung, wir Abgeordneten haben damit nichts zu tun. Ohne den Besucherdienst wäre das Planspiel nicht denkbar. Nach der nunmehr neunten Auflage wissen sie natürlich genau Bescheid, wie organisatorisch am besten vorgegangen wird. Oberstes Ziel ist, dass sich die Jugendlichen wohlfühlen.
SIE SAGTEN IN IHRER BE GRÜSSUNGSREDE AUCH: „MUNDFUNK IST DER BESTE RUNDFUNK“. WAS MACHT DAS WECHSELSPIEL VON POLITIK UND MEDIEN AUS? Es ist ein Geben und Nehmen. Die Medien wären ohne die Politik auch nicht glücklich – sie könnten dann nur über die neuen Strümpfe von Sophia Loren berichten. Umgekehrt ist es ein Teil der Demokratie, Politik zu kommunizieren. Aber uns Politikern muss bewusst sein, dass mit unseren Äußerungen auch kritisch umgegangen wird. Es kommt schon vor, dass ein Satz aus dem Zusammenhang gerissen wird. Aber das gehört dazu. Deshalb ist auch eine Spielpresse im Planspiel integriert.
EIN GROSSES THEMA BEI JUP IN DIESEM JAHR WAR DIE FRAUENQUOTE: ES GAB SIEBEN FRAKWir Politiker haben ein ganz schlechtes Image TIONSVORSITZENDE, ABER NUR – in Umfragen werden wir kurz vor Prostitu- ZWEI FRAUEN. BRAUCHT DAS ierten genannt. Es gibt viele Vorurteile. Wenn PLANSPIEL EINE QUOTE? junge Menschen sehen, was das für ein harter
Soweit ich weiß, hat es auch ohne Quote meistens gut funktioniert. Manchmal werden eben mehr Männer gewählt. Aber sollte sich herausstellen, dass Männer systematisch bevorteilt werden, könnte ich mir auch die Einführung der Quote vorstellen.
KANN DIE STIMMUNG UNTER DEN JUNGEN EINFLUSS AUF DIE BERUFSPOLITIKER HABEN? Auf jeden Fall. Die 16 bis 20-jährigen bei JuP sind das zukünftige Wählerklientel der Politiker. Wenn man da eine andere Grundstimmung kennenlernt, könnte das dazu führen, dass eine Partei ihre Entscheidung reflektiert und langfristig vielleicht ändert.
BEI JUP SITZEN 16-JÄHRIGE, UM DIE REALITÄT DER POLITIKER KENNENZULERNEN – MIT DER KRITIK VON ALLEN SEITEN, DER UNNACHGIEBIGEN PRESSE UND DEN HINTERTÜRGESPRÄCHEN. RAUBT DAS DEN JUGENDLICHEN NICHT IHREN IDEALISMUS? Man muss als Politiker zusehen, wie man an sein Ziel kommt. Das lernen die Jugendlichen bei JuP direkt. Ich glaube nicht, dass damit ihr Idealismus geklaut wird. Ich bin ja auch Politikerin und trotzdem noch Idealistin.
Anne Juliane Wirth Berlin, 21 Jahre Valerie Schönian Berlin, 22 Jahre …hatten keine Zeit für einen Kuppelbesuch und freuen sich daher über Fotos.
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Klassenfahrt nach Berlin? Wir kennen uns aus!
VIER THEMEN UNTER BESCHLUSS BEI JUP SETZEN SICH 16-JÄHRIGE MIT DER PFLEGE VON ANGEHÖRIGEN AUSEINANDER. WIE ERLANGT MAN EINE MEINUNG ZU EINEM THEMA, VON DEM MAN KEINE AHNUNG HAT? FELIX GROELL GIBT EINEN EINBLICK.
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ier Themen standen bei JuP 2013 zur Diskussion: die Einführung der PKW-Maut, die Wahlpflicht im Grundgesetz, die verpflichtende Einführung anonymisierter Bewerbungsverfahren und die Reform des Pflegezeitgesetzes. Sicher kannten sich nicht alle Teilnehmer mit allen Gesetzesentwürfen aus. Trotzdem mussten sie gemeinsam mit ihrer Partei eine Entscheidung treffen – die Ziele ihrer fiktiven Identität immer im Blick.
GESETZGEBUNG IM ZEITRAFFER
Gut beraten von Experten. Auf Expedition im Großstadtdschungel oder unterwegs in Sachen Hochkultur auf der Museumsinsel – Berlin ist die deutsche Metropole von Kunst und Kultur, das Angebot ist entsprechend groß. Gut, wenn man da schon bei der Planung einen Experten zur Seite hat, der sich auskennt: die Kundenberater der Deutschen Bahn, die Spezialisten für Gruppen- und Freizeitreisen – nicht nur nach Berlin. Wir sind für Sie da, persönlich, professionell und gern auch bei Ihnen vor Ort in Ihrer Schule. Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Termin per E-Mail: kundenberater@deutschebahn.com Wir freuen uns auf Sie!
Die Bahn macht mobil.
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Anz. Klassenfahrt_70x271mm_apu.indd 1
Doch von vorne. Vor der Entscheidung stand ein langes Verfahren. Das orientiert sich bei JuP an dem der Berufspolitiker – nur, dass es hier in nur vier Tagen passiert: Am Sonntag, 2.6., diskutierten die JuP-Abgeordneten innerhalb der Fraktionen die Gesetzentwürfe. Themenbezogene Arbeitsgruppen wurden gebildet. Diese bearbeiteten die Gesetzesvorlagen inhaltlich im Sinne der Partei und legten sie dann der Fraktion zur Abstimmung vor. Am Montag ging es zum ersten Mal auf die große Bühne der Politik: In der ersten Plenarsitzung einigten sich die JuP-Abgeordneten schnell, weitere Beratungen den Ausschüssen zu überlassen. Dort arbeiteten die Teilnehmer in intensiven Diskussionen daran, Inhalte, die ihrer Partei als besonders wichtig erschienen, durchzusetzen. Beim Kaffee in der Zwischenpause wurde die weitere Taktik abgestimmt oder der Kurs geändert. Die mit Mehrheit der Ausschussmitglieder beschlossenen Vorlagen wurden dann zurück an das Plenum gereicht. Am Dienstag ging es schon an die Entscheidungen. Die Wahlpflicht wurde von einer Mehrheit der Abgeordneten abgelehnt. LRP und CVP stimmten geschlossen dagegen. Die Redner der beiden Parteien betonten die Freiheit als Grundpfeiler der Demokratie, die auch die Freiheit nicht zu wählen einschlie-
15.05.2013 9:50:40 Uhr
ße. Die Oppositionsparteien waren sich bei diesem Thema nicht einig. Die PSG sprach im Gegenteil vom Untergang der Demokratie, wenn dem Wählerschwund nicht Einhalt geboten werde. Aber die ÖSP stufte die Pflicht als verfassungswidrig ein, sodass sie mit den Konservativen und Liberalen gegen die Wahlpflicht stimmte. PSG und APD stimmten zwar mehrheitlich dafür, jedoch gab es auch dort viele Enthaltungen.
KOMPROMISS UND UNEINIGKEIT Hoch her ging es auch in der Diskussion um die Pflege von Angehörigen. Der Gesetzentwurf sah vor, den Arbeitgeber zu einer fünftägigen Lohnfortzahlung an den Arbeitnehmer zu verpflichten, wenn dieser Angehörige pflegen möchte. Die Reden der einzelnen JuP-Abgeordneten wurden immer wieder von Zwischenrufen und –fragen unterbrochen. Dabei ging es vor allem um die Formulierung des Gesetzes. Die Opposition wollte die Qualität der Pflege in den Mittelpunkt rücken und warf der Regierung vor, vor allem wirtschaftliche Interessen zu berücksichtigen. Am Ende nahmen die beiden Regierungsparteien den Gesetzentwurf gegen die Stimmen der Opposition an. Die Debatten um die zwei anderen Gesetze waren schon vor den finalen Lesungen entschieden. Schon früh einigten sich die Koalitionsparteien auf die Zustimmung zur PKW-Maut und zu den anonymisierten Bewerbungsverfahren auf freiwilliger Basis.
Felix Groell Duisburg, 21 Jahre …beteiligt sich nicht nur in 140 Zeichen gerne an intensiven Debatten von der Frauenquote bis zum Rederecht.
Fotos: Anton Knoblach
BERLINS GRÖSSTER LAMPENLADEN
IM BUNDESTAG BLEIBT ES IMMER HELL – SELBST NACHTS. JULIA MARIE PRÄTORIUS SUCHT DIE LICHTER DES PARLAMENTS.
FARBENMEER: IM RESTAURANT DES PAUL-LÖBE-HAUSE LEUCHTET ES BUNT VON DER DECKE
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unde Umrisse spiegeln sich auf der Oberfläche des hellbraunen Schokopuddings. Sie kommen von den Lampen an der Decke, die in unterschiedlichen Höhen an schwarzen Kabeln baumeln. In Rot, Gelb, Grün und Blau schweben die Schirme über den JuP-Teilnehmern beim Essen. Sie sind das Einzige, was hell leuchtet in dem sonst grauen und eintönigen Restaurant im Paul-Löbe-Haus.
POLITIK WIRD AUSGELEUCHTET „Auf den ersten Blick wirken die 190 Lampen wie eine Dissonanz, doch beim zweiten Hinsehen ist es stimmig“, sagt Mario Schuster, einer der essenden JuP-Teilnehmer, der als LRP-Abgeordneter Max Kluge heißt. Der junge Parlamentarier sitzt wie alle anderen Teilnehmer an den hölzernen Tischen, die wie ein Pendant zum Himmel im Flair des Indian Summer wirken. Am Nebentisch gestikuliert ein junger Mann mit Brille und Anzug. Er und seine zwei Tischgenossen sind noch bei der vorangegangenen Pleanardebatte. „Eine Autobahnmaut für Deutschland ist sinnvoll“, ruft er seinem Gegenüber aufgeregt zu. Draußen fahren währenddessen langsam die Spree-Dampfer vorbei, ab und zu schaut ein Tourist rein und beobachtet das junge Treiben.
Eine Gruppe von fünf jungen Abgeordneten verlässt den Raum. Melanie Wittlake alias Mirabelle Gubor von der APD und ihre Kollegen müssen weiter, zum Plenarsaal. In der Unterführung in Richtung Reichstagsgebäude hallen ihre Schritte und Stimmen. Das Licht der weißen LEDs, die in den Boden eingelassen sind, brennt in den Augen. Die Straße aus runden Lichtern führt an großen Säulen, zwischen weißen Wänden vorbei. Vor dem bedruckten Milchglas der Ausstellung mit Höheund Tiefpunkten der deutschen Geschichte streiten zwei Mädchen. Gesprächsfetzen hallen den langen Gang entlang – es geht um die Revolution 1848/49. Die Gruppe um Melanie erreicht einen Fahrstuhl, der bis zur Plenarsaal-Ebene fährt, einer von 14 im ganzen Haus. Noch ein letztes Mal geht es um eine Entscheidung, die gleich getroffen werden muss. Die Platzbeschränkung und Enge des Aufzuges bietet Gelegenheit, die letzten Uneinigkeiten zu diskutieren. Der Weg zum Plenarsaal ist lang. Immer wieder weicht die Gruppe entgegenkommenden Touristen aus. Doch bald sehen sie die blauen Sitze, von denen aus Politik gemacht wird. Es sind 620 an der Zahl, aber in unterschiedlichen Zuständen: „Ich sitze auf dem Platz des Vorsitzenden der Linken und die Armlehne ist ganz zerkratzt, anscheinend
muss sich da jemand öfters beherrschen und drückt deswegen seine Fingernägel in den Sitz“, erzählt Henry Mustermann alias Max Zombek und lacht. Er arbeitet während des Planspiels für die PSG.
DEMOKRATIE UNTER 264 LAMPEN Die politische Bühne Deutschlands ist hell: 264 Lampen leuchten auf 1.200 Quadratmetern die Demokratie aus. Sie strahlen auf die Abgeordneten und entdecken jedes noch so kleine Geheimnis. Selbst in der Nacht bleiben sie angeschaltet. Bei der Diskussion, die gerade unter ihnen läuft, will keine Fraktion von ihrem Standpunkt abweichen. „Die APD ist ganz klar für die Pflegefreistellung“, plädiert eine Rednerin am Pult. Von den vielen Lampen und der Aufregung rollt ihr langsam der Schweiß von der Stirn. Die Stunden im Parlament verstreichen, draußen wird es dunkel, drinnen bleibt es einheitlich hell. Irgendwann wird die Debatte für beendet erklärt. Die Abgeordneten schieben ihre Blätter zusammen, klappen ihre Füller zu und packen ihre Tablets in die Tasche, um sich zum Abendessen aufzumachen. Einige reiben sich die Augen, sie wirken müde. Da kommt das warme und unaufdringliche Licht im Restaurant des Paul-Löbe-Hauses gerade recht. Der bunte Lichterhimmel erwartet sie schon.
Julia Marie Prätorius Wismar, 18 Jahre …kommt von der Ostsee, mag Regentage und gute Bücher. Liebt leise Stunden mit Musik und laute Stunden mit Politik.
DIE UNTERFÜHRUNG FÜHRT VOM PAUL-LÖBE-HAUS ZUM REICHSTAGSGEBÄUDE
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M ÄRCHEN S T UN DE
TWITTERFEEN AUF BURG ANGELA EIN ETWAS ANDERER BLICK AUF VIER TAGE #JUP13
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s piept und zwitschert aus Burg Angela. Felix Groell und Markus Kowalski dokumentieren die wundersamen Gedanken und Erlebnisse einer Märchenkanzlerin. Tiefe Einblicke in die Gemächer unserer Hoheit. Eines Morgens erwache ich im Bundeskanzlerinnenamt. Welch‘ prachtvoller Blick auf mein Parlament! Doch was sehe ich dort? Ein Gedanke schwebt empor und steht über den Köpfen der Menschen:
Ich begebe mich zum Frühstück mit meinen Untertanen, dem sogenannten Kabinett. Wir bewundern die prachtvoll angerichteten Speisen das Gourmet-Caterers, die uns von den makellos sauberen Tischen entgegenlächeln. Nach dem Kaffee fahren wir mit dem Fahrstuhl in mein Residenzzimmer. Doch was ist das? Es knarzt und quietscht, es rappelt und zischt, ganz plötzlich hat es uns hinterrücks erwischt: Oh, Schreck:
Wir bedanken uns bei @JWerthwein @Thomy_Freaky @oliveroswald95.
Anschließend steht die Beratung mit meinem Koalitionspartner an. Es ist wie jedes Mal. Immerzu sprechen sie von:
AUSGEDRUCKT
Foto: Anton Knoblach
DIGITAL ODER PRINT? DIE SCHWERE WAHL DER RICHTIGEN INFORMATIONSQUELLE BESCHÄFTIGTE AUCH DIE JUNG-POLITIKER. VON TOM-FREDERIC SCHLIEMANN
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ine Szene, wie sie sich in jedem Kiosk abspielen könnte: Zwischen einem Haufen Schokoriegel, dutzenden Zeitungen und noch mehr Magazinen stehen zwei Männer. Es ist laut und stickig. „Die Nachrichten sind doch schon uralt“, sagt einer und deutet auf das Gedruckte. „Besser ich hab‘ alte und wahre Nachrichten in der Hand, als aktuelle aber falsche auf dem Bildschirm“, entgegnet der Ältere. Online oder Print? Auch den JuP-Politikern fällt die Wahl der richtigen Informationsquelle nicht leicht. ANSTURM: AUCH DIE JUP’LER ENTKAMEN DER PRESSE NICHT
EINES DER VORNEHMSTEN MENSCHENRECHTE ÜBERHAUPT Die Entscheidung ist wichtig, denn das Medium prägt die Meinung mit. „Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ist eines der vornehmsten Menschenrechte überhaupt“ – so beschrieb das Bundesverfassungsgericht schon 1958 in einem Urteil dieses Menschenrecht. Die Presse besitzt dabei die Aufgabe, die Geschehnisse so wiederzugeben, wie sie passiert sind. Wichtig ist die Objektivität: Medien dienen als Sprachrohr des Volkes und der Regierung. Sie entscheiden, was die Menschen wissen. Damit kommt ihnen eine große Verantwortung zu. Der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau nannte sie nicht um-
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sonst „die vierte Säule des Staates“. Die Säule kann auf Papier bauen oder eben den PC-Bildschirm. Wohin der Trend geht, ist klar: Immer mehr Jugendliche informieren sich im World Wide Web so auch die JuP-Teilnehmer: „Online-Medien sind aktuell, schnell und fast immer abrufbar. Allerdings sind nicht alle Quellen verlässlich“, erläutert Carsten Grün, einer der JuP-Politiker.
GUTES ALTES FERNSEHEN Gedruckte Presse wird ebenfalls als wichtig erachtet. „Printmedien sind nicht so schnell. Jedoch meist informativer, besser geschrieben und bieten mehr Hintergründe“, meint JuP-Teilnehmerin Anna-Lena Oltersdorf.
Auch wenn sich die JuP-Politiker uneins über das beste Medium sind, so informieren sie sich doch alle. Sollte einem die Entscheidung zu schwer fallen, macht man es einfach wie der Nachwuchsparlamentarier David von Nobbe: Er erkundigt sich crossmedial: sowohl digital, als auch via Fernsehen und Print.
Tom-Frederic Schliemann Eckernförde, 16 Jahre …informiert sich im Internet über Neuigkeiten, weil er sich keine Zeitungen leisten kann.
K O M M EN TAR
MEHR DYNAMIK BRAUCHT DAS LAND
WIE DIE BUNDESTAGSWAHL, DIE PIRATENPARTEI UND DIE ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHLAND DAS PLANSPIEL 2014 VERÄNDERN KÖNNTEN. VON MARKUS KOWALSKI
A
m 22. September wird der Bundestag neu gewählt. Damit könnte sich auch JuP 2014 verändern. Es gibt neue Parteien, die durch die Medien geistern und die Meinungen spalten: Die Piratenpartei ist bereits in vier deutschen Landtagen vertreten und hofft, nun auch den Sprung in den Bundestag zu schaffen. Und die neu gegründete Alternative für Deutschland (AfD) nimmt sich der Eurokrise an und will einen geordneten Ausstieg aus dem Euro erreichen. Natürlich sind die rechts-nationalen Ziele der AfD mit großer Vorsicht zu genießen.
NEUE PARTEIEN, NEUES DENKEN Doch: Beide Parteien heizen die politische Debatte an, weil sie unbequeme Lösungsansätze anbieten. Sie brechen aus den bekannten politischen Denkstrukturen aus. Die Piraten bringen das klassische Links-Rechts-Spektrum durcheinander. Und die AfD sieht es als einzige Lösung der Eurokrise, wenn Deutschland die gemeinsame Währung verlässt. Neues Denken, aus dem Alten ausbrechen: Das klingt doch nach der politischen Jugend! Die JuP-Teilnehmer sind sich da nicht
so einig. So sagt Florian Steidle, CSU-Wähler, dass mehr Parteien den Entscheidungsprozess im Parlament behindern würden. Ganz anders denkt Grünen-Wählerin Hanna Urban: „Die Piraten wären eine große Bereicherung, weil sie frischen Wind in das Parlament bringen würden.“
EINE JUGENDLICHE DYNAMIK Die AfD ist als Fraktion im Bundestag von den JuP-Parlamentariern eher nicht erwünscht. Ihre Ziele seien unklar und unrealistisch. Das führt zu Verunsicherung und Ablehnung. „Ich habe Angst vor dieser salonfähigen rechten Politik“, sagt Christina März als SPD-Mitglied. Ob Piraten oder AfD: Neue Parteien werden misstrauisch beäugt. Das ist verständlich. Denn einen Kompromiss mit den etablierten Parteien zu finden, ist schon jetzt ein Kunststück. Die Jugendlichen müssen eine Mehrheit in der eigenen Partei finden und sich mit der Opposition einigen. Vor allem muss man sich vorher eine eigene Meinung bilden – auch, wenn einem Partei und Identität vorgeschrieben werden. Das ist diesmal nicht passiert. Die
JuP-Parlamentarier haben ihre Rolle so gut gespielt, dass sie die alteingesessenen Politiker einfach kopierten. Die jugendliche Innovation haben sie dabei vergessen. Wenn der politische Nachwuchs nur die alten Phrasen nachkaut, dann fördert JuP nicht das politische Interesse, sondern schreckt eher ab. Deswegen braucht Jugend und Parlament definitiv mehr jugendlichen Schwung. Es braucht mutige Vorschläge, kreative Ideen und ein offenes Ohr. Die neuen Parteien könnten die Grundlage für eine neue Dynamik bei JuP bilden. Vielleicht eine Möglichkeit, Politik wieder nah und echt werden zu lassen und etwas gegen die Politikverdrossenheit zu tun.
Markus Kowalski Halle (Saale), 19 Jahre …wird am 22. September Grün wählen, weil Energie- und Umweltpolitik eine stärkere Stimme im Parlament verdient.
FRUCHTFLEISCH WAS WÜRDEST DU AM BUNDESTAG VERÄNDERN? „LAMPEN“
„LUFT“ Fotos: Anton Knoblach, Julia Klaus (2)
„LIVESTREAM“
JULIAN BOOK
EDWINA IYEN
CHRISTOPH LINN
17 JAHRE, ESTERWEGEN
16 JAHRE, HOCKENHEIM
17 JAHRE, WIESBADEN
„NOCH MEHR TRANSPARENZ SCHAF-
„DIE BUNTEN LAMPEN DES RESTAU-
„ICH WÜRDE ETWAS AN DER BELÜF-
FEN: AUCH PARTEIINTERNE SITZUNGEN
RANTS IM PAUL-LÖBE-HAUS SOLLTEN
TUNG ÄNDERN: IM PLENARSAAL IST ES
KÖNNTEN GESTREAMT WERDEN.“
ÜBERALL HÄNGEN.“
VIEL ZU STICKIG.“
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DAS LETZTE WORT
Foto: Anton Knoblach
DIE PODIUMSDISKUSSION ÜBERRASCHTE. WARUM DAS PROGRAMM DURCH GELEBTE DEMOKRATIE MAL EBEN GEÄNDERT WURDE UND BUNDESTAGSPRÄSIDENT NORBERT LAMMERT (CDU) „EIN BISSCHEN STOLZ“ IST, WEISS JULIA KLAUS
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ier Tage lang war es bewölkt. Aber pünktlich zur Podiumsdiskussion am Dienstag, 4. Juni, schien die Sonne durch die gläserne Kuppel des Reichstags auf die Spielpolitiker. Ein Raunen ging durch deren Reihen, als die Berufsparlamentarier den Plenarsaal betraten und auf den blauen Stühlen vor ihnen Platz nahmen. Michael Kretschmer (CDU/CSU), Christine Lambrecht (SPD), Florian Toncar (FDP), Josef Philip Winkler (Bündnis 90 / Die Grünen) sowie Sahra Wagenknecht (Die Linke), fünf der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, stellten sich den Fragen der jungen Abgeordneten. Für viele Teilnehmer war dieser Programmpunkt der Höhepunkt Jugend und Parlament 2013.
WAHLPFLICHT NUR RANDTHEMA Laut Programm sollte über die Wahlpflicht diskutiert werden. Doch nicht nur Moderatorin Bettina Schausten, Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios, war überrascht, als von einem Teilnehmer der Vorschlag kam: „Wir sollten erst einmal demokratisch abstimmen, ob wir überhaupt über dieses Thema diskutieren wollen.“ Tosender Beifall, viel Zustimmung. Schließlich wurde die Wahlpflicht lediglich angerissen, um noch in anderen Punkten die Meinung der Politiker zu hören. In der Abstimmung hatten die fiktiven Parteien mehrheitlich die Wahlpflicht abgelehnt. Auch die „echten“ Stellvertreter sprachen sich allesamt dagegen aus, „aus einem Grundrecht eine Pflicht zu konstruieren“, wie es Grünen-Vertreter Winkler formulierte. Po-
DIE HÄUFIGSTEN WÖRTER DER PODIUMSDISKUSSION
Ähm
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Opposition
Regierung
PODIUMSDISKUSSION: FRAGEN GAB ES VIELE, ANTWORTEN AUCH
litik- oder auch Parteienverdossenheit müsse anders bekämpft werden.
SELBST DENKEN ODER FRAKTIONSZWANG?
den können, nur weil sie aus anderen Lagern stammen“, so ein Kommentar dazu aus dem Plenum.
„EIN BISSCHEN STOLZ“
Von der Politikverdrossenheit leitete Schausten Nach eineinhalb Stunden verabschiedeten sich auf die Debatte um die doppelte Staatsbürger- die Politiker, die selbst noch Fraktionssitzungen schaft. Eine Teilnehmerin meinte dazu: „Ich vorbereiten mussten. Norbert Lammert beendefinde es nicht richtig, dass türkische Staats- te das Planspiel mit einer Abschlussrede. „Ich bürger, die schon lange Zeit hier leben, nicht bin auf dieses Format ein bisschen stolz“, gab wählen gehen dürfen.“ Ihr Redebeitrag bekam der Bundestagspräsident zu. Danach ging er besonders starken Applaus. Außer Kretschmer nochmals auf die Parteienverdrossenheit ein: (CDU/CSU) sprachen sich alle auf dem Podium „Ich würde mich freuen, wenn Sie durch die für die doppelte Staatsbürgerschaft aus. Das letzten Tage motiviert wären, sich in einer Parüberraschte, denn FDP-Mann Toncar stellte tei zu engagieren.“ Zum Schluss versammelten sich damit gegen die offizielle Stellungnahme sich die Teilnehmer zum Gruppenfoto – das mit seiner Partei. „Jeder Abgeordnete soll auch dem Sonnenschein durch die Kuppel besonders selbst denken“, verteidigte er sich und brach- gut gelang. te damit das Thema Fraktionszwang in die Debatte. Denn obwohl die Abgeordneten laut Grundgesetz nur ihrem Gewissen unterworfen sind, stimmen Parlamentarier einer Fraktion Julia Klaus Kestrich, 20 Jahre in einer öffentlichen Sitzung meist einheitlich ab. Dies wurde auch im Planspiel deutlich: Bei …ist auf dem Mitschnitt der Podiumsdiskussion als Dauerden vorangegangenen Gesetzesabstimmungen husten zu hören. Die Erkältung hatte es kaum Abweichler oder Enthaltungen überfiel sie hinterrücks. gegeben. „Mich nervt es, dass sich viele Parteien mit anderen Meinungen nicht anfreun-
F R IS C H, J UN G, S E L B S T G EM ACHT
IM PRESSUM Diese Ausgabe von politikorange entstand während der Veranstaltung „Jugend und Parlament“, die vom 01. bis 04. Juni 2013 in Berlin stattfand.
Als Veranstaltungszeitung, Magazin, Online- oder Radioprogramm erreicht politikorange seine jungen Hörer und Leser. Krieg, Fortschritt, Kongresse, Partei- und Jugendmedientage – politikorange berichtet jung und frech zu Schwerpunkten und Veranstaltungen. Junge Autoren zeigen die große und die kleine Politik aus einer frischen, fruchtigen, anderen Perspektive.
WIE KOMM’ ICH DA RAN?
WER MACHT MIT?
Gedruckte Ausgaben werden direkt auf Veranstaltungen, über die Landesverbände der Jugendpresse Deutschland e.V. und als Beilagen in Tageszeitungen verteilt. In unserem Online-Archiv stehen bereits über 50 politikorange-Ausgaben und unsere Radiosendungen sowie Videobeiträge zum Download bereit. Dort können Ausgaben auch nachbestellt werden.
Junge Journalisten – sie recherchieren, berichten und kommentieren. Wer neugierig und engagiert in Richtung Journalismus gehen will, dem stehen hier alle Türen offen. Genauso willkommen sind begeisterte Knipser und kreative Köpfe fürs Layout. Den Rahmen für Organisation und Vertrieb stellt die Jugendpresse Deutschland. Ständig wechselnde Redaktionsteams sorgen dafür, dass politikorange immer frisch und fruchtig bleibt. Viele erfahrene Jungjournalisten der Jugendpresse stehen mit Rat und Tat zur Seite. Wer heiß aufs Schreiben, Fotografieren, Mitschneiden ist, findet Infos zum Mitmachen und zu aktuellen Veranstaltungen im Internet oder schreibt einfach eine eMail. Die frischesten Mitmachmöglichkeiten landen dann direkt in Deinem Postfach.
DAS MULTIMEDIUM WARUM EIGENTLICH POLITIKORANGE? In einer Gesellschaft, in der oft über das fehlende Engagement von Jugendlichen diskutiert wird, begeistern wir für eigenständiges Denken und Handeln. politikorange informiert über das Engagement anderer und motiviert zur Eigeninitiative. Und politikorange selbst ist Beteiligung – denn politikorange ist frisch, jung und selbstgemacht.
Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Anne Juliane Wirth (annejuliane.wirth@gmx.de) Valerie Schönian (valerieschoenian@gmx.net) Redaktion: Okan Bellikli, Felix Groell, Markus Kowalski, Lara Müller, Fabian Nitschmann, Duncan Opitz, Julia Marie Prätorius, Tom-Frederic Schliemann, Julia Klaus, Jussra Zamani Bildredaktion: Anton Knoblach (mail@photony.de) Layout: Fabian Müller (f.mueller@jp-rheinland.de) Projektleitung: Tina Leskien (t.leskien@jugendpresse.de) Projektreferentin: Juliane Jesse (j.jesse@jugendpresse.de) Druck: LASERLINE – Digitales Druckzentrum Bucec & Co. Berlin KG Auflage: 1.100 Exemplare
www.politikorange.de mitmachen@politikorange.de
Foto: Tina Leskien, Arrangement: Anton Knoblach
politikorange wurde 2002 als Veranstaltungszeitung ins Leben gerufen. Seit damals gehören Kongresse, Festivals und Jugendmedienevents zum Programm. 2004 erschienen die ersten Themenmagazine: staeffi* und fortschritt*. Während der Jugendmedientage 2005 in Hamburg wurden erstmals Infos rund um die Veranstaltung live im Radio ausgestrahlt und eine 60-minütige Sendung produziert.
Herausgeber und Redaktion: politikorange c/o Jugendpresse Deutschland e.V. Alt-Moabit 89, 10559 Berlin www.politikorange.de
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Wahlzettel: Bitte lesbar ausfüllen
Sehr geehrte Damen und Herren, für den Zensus erhebt das Ministerium Orange (MO) Zahlen zu den Politiker-Typen unter JuP’lern. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung.
Sie haben 5 Stimmen hier 3 Stimmen
Sie dürfen pro Wahlkasten nur
eine Stimme abgeben
Kompromissbereitschaft
Ein Gesetz steht vor der Abstimmung. Sie benötigen noch die Stimmen der Opposition. Gehen Sie Kompromisse ein?
hier 2 Stimmen Auch hier gilt:
Nur eine Stimme pro Kasten.
Führungsrolle
Sie werden gefragt, ob Sie für den Parteivorsitz kandidieren wollen. Sagen Sie zu?
A
Darüber müssen wir verhandeln. Schauen wir, was sich noch drehen lässt.
Nein. Es ist für die Partei besser, wenn ich im Hintergrund arbeite.
A
B
Kompromiss? Kein Problem. Es ist am Wichtigsten, das Gesetz durchzubringen.
Ja. Wenn die anderen mich vorschlagen, dann wird es wohl richtig sein.
B
C
Ich richte mich nach der Mehrheitsmeinung der Partei.
Natürlich!
C
D
Auf keinen Fall! Ich bleibe meinen Prinzipien treu.
Ja, denn ich kann die Partei neu ausrichten.
D
Öffentlichkeitsarbeit
Ein Auftritt bei einer TV-Talkshow und eine Gesprächsrunde mit Ihrer Ortsgruppe fallen auf einen Abend. Wie entscheiden Sie sich?
Kritikfähigkeit
Die Mehrheit der Partei ist davon überzeugt, dass Sie nicht mehr tragbar sind. Was machen Sie?
A
Ich gehe in die Ortsgruppe und halte Kontakt zu meinen Wählern.
Ich gehe. Hier kann ich nichts mehr bewegen.
A
B
Ich erreiche mehr Wähler in der Talkshow. Die Ortsgruppe wird das verstehen.
Wenn ich ein gutes Angebot bekomme, gehe ich in die Wirtschaft.
B
C
TV! Ich nutze jede Gelegenheit, um in der Öffentlichkeit Präsenz zu zeigen.
Ich bleibe und mache medienwirksam auf die inneren Konflikte der Partei aufmerksam.
C
D
Einmal zugesagt, gehe ich selbstverständlich zur Ortsgruppe.
Ich bin für diese Partei geboren. Ich bleibe.
D
Selbstlosigkeit
Ihr Terminplan ist seit Wochen randvoll. Jetzt fragt ein Jugendlicher an, ob er ein Praktikum bei Ihnen machen kann. Sagen Sie zu?
A
Nein, weil es uneffektiv ist und ich eigentlich keine Zeit habe.
B
Nein. Die Sitzungswoche ist wesentlich wichtiger.
C
Ist mir egal. Das machen sowieso meine Mitarbeiter.
D
Gern, denn die politische Jugend muss gefördert werden.
A: STRIPPENZIEHER Sie stehen nicht gerne im Vordergrund, sondern lenken lieber von hinten. Wie? Sie sind klug, besonnen und beliebt. Die Kollegen schätzen Ihr Wort.
B: PRAGMATIKER Für Sie zählt der Nutzen, nicht das Prinzip. Statt auf Idealen zu beharren, gehen Sie lieber Kompromisse ein.
C: SHOWMASTER Das Pult ist Ihre Bühne. Sie sind Mittelpunkt, an Sie kommt keiner ran. Ihr Ziel: Ganz nach vorne. Die Nase tragen Sie dabei etwas zu hoch.
Auswertung Das MO bedankt sich für Ihre Teilnahme. Bitte zählen Sie nun, welchen Buchstaben Sie am Häufigsten angekreuzt haben. Was das zu bedeuten hat, finden Sie in der rechten Spalte. Teilen Sie uns Ihre Angabe bitte mündlich bei Jugend und Parlament 2014 mit. Wir bedanken uns im Voraus und übermitteln Ihnen einen freundlichen Gruß. Ihr politikorange-Team
D: IDEALIST Sie haben Werte und Ziele – dafür kämpfen Sie kompromisslos. Doch Achtung: Was für Sie konsequent ist, interpretieren andere schnell als dickköpfig.