politikorange Alter!

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ALTER! MAI 2013

UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZUM 10. JUGENDMEDIENWORKSHOP IM DEUTSCHEN BUNDESTAG


[M] Foto: Simon Ruf


EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE

EDI TOR I A L Liebe Leserinnen und Leser,

SOLLTEN DIE DEUTSCHEN MEDIEN RECHT HABEN, IST UNSER LAND DEM ENDE NAH. KINDERMANGEL, ÜBERALTERUNG, BEVÖLKERUNGSRÜCKGANG - EINE HORRORMELDUNG JAGT DIE NÄCHSTE. DOCH BEI NÄHERER BETRACHTUNG ERWEIST SICH DIE BERICHTERSTATTUNG OFT ALS UNANGEMESSEN NEGATIV. VON ANDREAS SCHOPF

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in Land stirbt aus.“ Diese düstere Zukunftsprognose zeichnete die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Juli 2012. Damit liegt die Tageszeitung im medialen Trend. Im Januar 2004 druckte auch Der Spiegel auf sein Cover ein Baby in schwarz-rot-goldener Windel, das die Last von über einem Dutzend Senioren tragen muss, dazugehöriger Titel: „Der letzte Deutsche – Auf dem Weg zur Greisenrepublik.“ Die unmissverständliche Botschaft: Die Überalterung wird kommen und langfristig zum Untergang unserer Gesellschaft führen.

Dieses Heft ist der Versuch sich diesen düsteren Zukunftsszenarien zu entziehen. Ganz im Sinne Gibsons suchen die Autoren des Hefts nach Ideen und Lebensformen in der Gegenwart, die für das Zusammenleben der Generationen von Bedeutung werden könnten. Es ist ein Experiment aus der Perspektive jugendlicher Autoren, deren Stimmen in einer alternden Medienlandschaft häufig nicht gehört werden.

EINSEITIGE INFORMATIONEN „Die Berichterstattung ist negativ und alarmistisch“, urteilt Björn Schwentker, Demografie- und Datenjournalist aus Hamburg. In den Medien werde weitgehend ein hoffnungsloses Bild gezeichnet. „Es scheint, als ob wir vor dem demografischen Wandel hergetrieben würden.“ Schwentker beschäftigt sich schon seit Langem mit demografischen Entwicklungen, unter anderem als freiberuflicher Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock. In der Veränderung der Gesellschaft sieht er kein Problem. Für die einseitige Berichterstattung zählt er zwei Gründe auf: „Demografie ist ein schwieriges und zahlenlastiges Thema. Viele Journalisten sind damit überfordert und publizieren die Daten ohne sie zu hinterfragen. Außerdem ist der finanzielle und zeitliche Druck in den Redaktionen zu groß, um genauer gegenrecherchieren zu können.“ Der gesellschaftliche Wandel stellt die Medien vor neue Herausforderungen. Schwentker hat einen Vorschlag, wie diese gemeistert werden könnten. „Jede Redaktion braucht einen Datenjournalisten.“ Analysematerial gäbe es genug. Geburtenraten, Altersstrukturen - alles wird statistisch erfasst. Ein Beispiel: Nach dem vom Statistischen Bundesamt 2011 erstellten Datenreport wird bis Ende der 2030er Jahre die Zahl der 65-Jährigen und Älteren in Deutschland um über 40 Prozent steigen. Doch eine fundierte und ausgewogene Berichterstattung über diese Altersgruppe scheint vielen noch schwer zu fallen.

DEFIZITÄRES ALTERSBILD „Es gibt ein defizitäres Altersbild in den Medien“, sagt die Medienwissenschaftlerin Caja Thimm Professorin an der Universität Bonn. „Bei Journalistinnen und Journalisten herrscht eine

„Die Zukunft ist schon da, sie ist nur ungleich verteilt.” Lässt man sich auf dieses Gedankenspiel des Science-Fiction-Autors William Gibson ein, so ist Zukunft nichts Abstraktes vor dem man sich fürchten muss oder in das man seine Sehnsüchte projiziert. Im Gegenteil: Zukunft findet schon heute statt und kann als etwas Konkretes gestaltet werden. Ein radikal anderes Zukunftsbild wird in den Debatten über demographische Entwicklungen in Deutschland beschworen: Vom „Aussterben der Deutschen” ist die Rede, von „Überalterung” und vom „Kampf der Generationen”. All diesen Metaphern gemein ist eine Unausweichlichkeit, die an apokalyptische Phantasien erinnert.

Eine Woche lang haben sich 30 Nachwuchsjournalisten aus ganz Deutschland in Berlin an diesem Experiment versucht. Dabei standen ihnen Politiker aller Parteien, Wissenschaftler und Journalisten beim Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag 2013 Frage und Antwort. Unter den drei großen Themenfeldern demographischer Entwicklung: Geburt (Junge!), Wanderung (Was geht?) und Altern (#Yolo) wurde geträumt, hinterfragt und kritisiert. Eure Chefredaktion Rafael Dernbach und Andreas Hermwille

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»Junge!« Neue Familien, Kinderbetreuung, Wohnmodelle. ­­ Ab Seite 5 ALT ODER JUNG? („MY WIFE AND MY MOTHER IN LAW“ VON WILLIAM ELY HILL, 1915)

»Was geht?« große Unsicherheit, wie sie richtig über das Alter berichten sollen. Es gilt beides in den Blick zu nehmen: Zum einen Themen wie Verlust oder Gebrechlichkeit, zum anderen die neuen Potentiale, die sich durch das längere und gesündere Leben ergeben. Gerade Letzteres ist nicht ausreichend vertreten.“ Andreas Thewalt, Chefreporter bei bild.de, stimmt den Vorwürfen der Wissenschaftlerin zu. „Die Berichterstattung über den demografischen Wandel ist zu negativ. Man muss das Thema aus der Verengung herausholen.“ Der Hauptstadtjournalist sieht seine Zunft jedoch auf einem richtigen Weg. „Die Darstellung von Demografie ist in letzter Zeit sachlicher und differenzierter geworden.“ Trotz seiner Kritik schaut auch Björn

Schwentker optimistisch in die Zukunft. Er prognostiziert eine positivere Berichterstattung und damit ein ausgeglicheneres Bild von demografischen Entwicklungen. Statt „Ein Land stirbt aus“ wird vielleicht bald zu lesen sein: „Hundert Jahre Glück.“

Arbeitsmigration, Landflucht, Integrationspolitik. Ab Seite 11

»#Yolo« Altersbilder, Barrierefreie Städte, Technik fürs Alter. Ab Seite 19

Andreas Schopf 19 Jahre, Ansbach will in einen sicheren Job in der ­Printbranche.


Foto: Simon Ruf

„WIR WERDEN JEDES ALTER BRAUCHEN“ EDUARD OSWALD IM GESPRÄCH MIT JASMIN TWARDAWA

BUNDESTAGSVIZEPRÄSIDENT EDUARD OSWALD (CSU) FORDERT EIN STÄRKERES MITEINANDER DER GENERATIONEN. DENNOCH IST ER DER MEINUNG, DIE FAMILIENPLANUNG SEI JEDEM SELBST ZU ÜBERLASSEN. VON JASMIN TWARDAWA

HERR OSWALD, ALS SIE SO ALT WAREN WIE ICH, HATTEN SIE DA SCHON EIN GENAUES ZUKUNFTSBILD VON SICH SELBST? SIE HATTEN JA EIGENTLICH EINEN ANDEREN BERUFSWEG EINGESCHLAGEN. Mit 19 war ich schon Mitglied der Jungen Union und der CSU. Ich war politisch interessiert, auch engagiert, aber dass dies in einen Beruf des politisch Handelnden münden würde, konnte ich mir damals ganz sicher noch nicht vorstellen. Ich habe immer die Grundeinstellung gehabt, dass jedes Mandat auf Zeit ist. Das heißt, ich war mir immer im Klaren, dass man zunächst einen bestimmten Beruf als festes Fundament braucht. Denn das politische Engagement kann sofort durch den Willen des Bürgers oder der Partei unterbrochen werden.

GAB ES BESTIMMTE SITUATIONEN, DIE SIE ZUM POLITISCHEN MENSCHEN GEMACHT HABEN? Ich glaube, das ist ein Prozess, den man durchläuft. Mich hat natürlich die Geschichte Deutschlands sehr geprägt. In der gesamten Zeit meiner Kindheit ist Deutschland erst wieder aufgebaut worden. Vieles musste neu gestaltet werden, das war meine Motivation. Ich wollte mitwirken, damit sich etwas bewegt, denn Politik ist Gestalten.

WENN SIE HEUTE ÜBER DEN DEMOGRAFISCHEN WANDEL NACHDENKEN, WAS WÄRE IHRE VISION FÜR DEUTSCHLAND IN 20 JAHREN? Ich glaube, dass das Thema eine Gesamtdimension hat. Es betrifft alle Teile der Gesellschaft und ich habe oft festgestellt, dass man schon vor zehn Jahren mit diesem Thema in öffentlichen Diskussionen hätte beginnen müssen. Wir erkennen jetzt, dass sich unsere Gesellschaft in

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jeder Hinsicht verändern wird. Dennoch wird es regionale Unterschiede geben. Es wird Bereiche und Gebiete geben, in denen es immer weniger Menschen gibt, und es wird Regionen in Deutschland geben, die in nächster Zeit kaum etwas von dieser Entwicklung merken werden. In manchen Kommunen wird jetzt schon diskutiert, ob die Dimensionierung unserer Infrastruktur zu groß ist oder wie sie sich verändern wird. Dem Zusammenleben mehrerer Generationen muss eine neue Chance gegeben werden. Ältere Menschen sollten mit in die Lebensplanung einbezogen werden. Aber auch in den Bereichen der Ehrenämter und Vereine könnten sich viele Ältere mehr engagieren. Denn da fehlt der Nachwuchs.

IHRE MOTIVATION WAR DIE NACHKRIEGSZEIT, WORAUS SOLLTEN DIE NÄCHSTEN GENERATIONEN IHRE VISIONEN ZIEHEN? Viele Visionen kann man aus dem gemeinschaftlichen Leben ziehen. Sich zu engagieren, in einer Freundesgruppe, in einer Sportgruppe oder im Verein. Es ist wichtig, Verantwortung für Andere zu übernehmen und nicht nur für sich selbst. Sich immer wieder klar zu machen, dass man Teil einer Gesellschaft ist. Man sollte bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Mitspielen wollen wenige, Schiedsrichter sein wollen viele, zuschauen wollen noch mehr. Aber die Gesellschaft lebt davon, dass es genügend Mitspieler gibt.

DIE OPPOSITION ÄUSSERT SICH SKEPTISCH DARÜBER, DASS FRAUEN, TROTZ KINDERN, ERWERBSTÄTIG SEIN SOLLEN UND GLEICHZEITIG WIEDER IN FORM DES BETREUUNGSGELDES AN IHR ZUHAUSE GEBUNDEN SIND. Ich glaube, die Familienpolitik ist umfassender zu sehen.

Ich spreche mich für das Recht der Eltern aus, selber zu entscheiden, wie und in welcher Form sie ihre Kinder erziehen wollen. Der Staat muss hierfür die Rahmenbedingungen schaffen. In meinem Weltbild entscheiden Vater und Mutter gemeinsam, wie der weitere Verlauf ist. Der Staat darf niemandem vorgeben, welche Familienform einzuschlagen ist.

WIESO WOLLEN SIE IM HERBST NICHT MEHR FÜR DEN BUNDESTAG KANDIDIEREN? Im Herbst bin ich 66 Jahre alt, davon war ich insgesamt 35 Jahre in Parlamenten tätig. Da sage ich mir selbst, dass es auch immer wieder den Wechsel der Generationen geben muss. Ich habe das bei mir auch langfristig geplant und auch in meinem Heimatbereich dafür gesorgt, dass immer wieder junge Kräfte an die Politik herangeführt werden. Außerdem bin ich jetzt 41 Jahre verheiratet, das ist eine Zeit, in der man auch denkt, dass man der Ehefrau etwas zurück geben muss.

Jasmin Twardawa 18 Jahre, Wittingen will dahin, wo endlich Sommer ist!


JUNGE! [M] Foto: Simon Ruf

JUNGE! //

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LASST UNS ALLE ZUSAMMEN ZIEHEN!

MIT OMA UND OPA ZUSAMMEN ZU WOHNEN, LIEGT IM TREND. SIND MEHRGENERATIONENWOHNHÄUSER EIN SINNVOLLES KONZEPT? UND WIE WEIT VERBREITET SIND SIE EIGENTLICH? KAJA KLAPSA & HARRIET HANEKAMP HABEN SICH FÜR UNS UMGESCHAUT.

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eder hat schon einmal von Mehrgenerationenhäusern gehört. Gemeinschaftlich leben und sich gegenseitig helfen – Oma, Opa, Mama, Papa und die Kinder – drei Generationen unter einem Dach. In den Medien wird diese Wohnform häufig als Wundermittel für die Probleme unserer Gesellschaft dargestellt. Die Vorstellung: In einem Mehrgenerationenwohnhaus würden demographische Probleme gelöst. Eine heile Welt weit entfernt von einsamen Senioren, respektlosen Kindern oder überforderten alleinerziehenden Müttern. Aber wo und wie findet dieses scheinbar perfekte Wohnen statt? Wir begeben uns auf die Suche und stoßen auf das „KreativHaus“ in BerlinMitte.

„WIR BRINGEN ALT UND JUNG ZUSAMMEN“

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EINE STAATLICHE FÖRDERUNG IST NICHT SICHER „Die Familienstrukturen haben sich gewandelt“ sagt Baur. „In unserer Zeit geht der wichtige Kontakt zwischen Kindern und älteren Menschen oftmals verloren. Genauso wie zwischen Eltern und Kind.“ Deswegen ist das KreativHaus seit 2007 auch offiziell Familienzentrum. Dieser Titel bringe finanzielle Vorteile. Und natürlich spiele Geld eine Rolle im KreativHaus. Die Leitung ist auf Mitgliederbeiträge, Spenden oder staatliche Förderung angewiesen. Gerade letztere sei nicht sicher: „Sogar wenn ein Projekt mal ein, zwei Jahre gefördert wird, herrscht immer Unsicherheit.“ Die Leitung bekomme zwar Zuschüsse, aber immer nur für einen gewissen Zeitraum. Dessen Verlängerung sei unklar. „Mit 44 000 Euro hat die Regierung einen ersten Anreiz für die Förderung von Mehrgenerationenhäusern getan“, erzählt SPD-Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis. Ende 2014 wird die staatliche Förderung für diese Begegnungszentren jedoch eingestellt, „weil die CDU andere Schwerpunkte setzt“, so Mattheis weiter. „Das Projekt an sich sollte man unbedingt fortsetzen, da es eine große Chance ist, den sozialen und familiären Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken. Auch von Seite des Bundes sollte es Unterstützung für Mehrgenerationenhäuser und Mehrgenerationenwohnhäuser geben.“

Figuren: www.clker.com

Das KreativHaus ist riesig. Früher war hier eine Kita. Die langen Flure mit den bunt bemalten Wänden geben dem Gebäude die Atmosphäre einer Jugendherberge. Als wir das Haus betreten, ist es still, ungewöhnlich still dafür, dass hier Jung und Alt zusammenleben sollen. Aber halt, Zusammenleben? Alexandra Baur schüttelt lachend den Kopf. In dem riesigen Gebäude habe noch nie jemand gewohnt – es diene lediglich als Treffpunkt für verschiedene Kurse und Gruppen. „Es ist ein Missverständnis, dass angenommen wird, man lebe in Mehrgenerationenhäusern zusammen. In den Medien und im Volksmund wird oft ein falsches Bild verbreitet.“, erzählt die Mitarbeiterin. So sei es auch bei den anderen sechs Mehrgenerationenhäusern in Berlin. Fakt ist: Man muss differenzieren zwischen MehrgenerationenWOHNhäusern, wo gemeinschaftlich gelebt wird, und Mehrgenerationenhäusern, wie dem KreativHaus. Doch was ist das Besondere an dieser Begegnungsstätte? Von Computerkursen über Theater- und Kabarettprojekte bis hin zu Krabbelgruppen für Kleinkinder bietet das KreativHaus Angebote für ein unterschiedliches Publikum. Aber wo bleibt der Traum der Generationengemeinschaft? „Wir bringen Alt und Jung zusammen“, erzählt Alexandra. Generationsmix ist das Stichwort: Viele Angebote sind darauf ausgerichtet, Besucher jeden Alters

gleichermaßen anzusprechen und durch gemeinsames Schaffen, Lernen und Spielen zu verbinden. Auch „Leih-Omas“ gibt es, die regelmäßig als Paten für Kinder fungieren.

FAZIT Man muss zwischen Mehrgenerationenhäusern und Mehrgenerationenwohnhäusern unterscheiden. Die einen sind ein Treffpunkt für Menschen jeden Alters und bringen die Generationen stundenweise zusammen. Die anderen verbinden Jung und Alt dauerhaft durch das gemeinsame Wohnen und Leben. Die finanzielle Förderung von Mehrgenerationenhäusern ist allerdings nicht gesichert. Weil ein bestehendes Förderprogramm Ende 2014 ausläuft, wurde von Bürgerinnen und

Bürgern eine Petition für den Erhalt der finanziellen Förderung durch den Staat eingereicht – es bleibt abzuwarten, wie sich die Mehrgenerationenhäuser unter der jetztigen und zukünftigen Regierung weiter entwickeln.

Harriet Hanekamp 16 Jahre, Unterkirchberg Kaja Klapsa 18 Jahre, Münsterhausen wollen hin, wo die Wolken wieder lila sind.


STREITFALL BETREUUNGSGELD

WAS DIE EINEN ALS „KATASTROPHE“ DER FAMILIENPOLITIK BEZEICHNEN, IST FÜR DIE BUNDESREGIERUNG DIE UMSETZUNG ELTERLICHER SELBSTBESTIMMUNG. DAS BETREUUNGSGELD POLARISIERT.  VON CAROLIN SIEGEROTH

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n Deutschland werden immer weniger Kinder geboren. Die Politik versucht nun schon seit etlichen Jahren mit immer neuen Fördermodellen die sinkende Geburtenrate zu bekämpfen, zuletzt mit dem Betreuungsgeld. Auf Vorschlag der CSU wurde von der Bundesregierung eine Leistung für Eltern eingeführt, die ihre ein- bis dreijährigen Kinder zu Hause betreuen und nicht in eine öffentliche Kita schicken. Ab dem 1. August 2013 erhalten Eltern 100 € Betreuungsgeld, ab dem 1. August 2014 150 €. Zusätzliche 15 € können bezogen werden, wenn das Geld für die Kindesausbildung gespart wird.

ELTERLICHE SELBSTBESTIMMUNG ODER ISOLIERUNG? Die CDU-Sprecherin im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

im Deutschen Bundestag Dorothee Bär „FALSCHE ANREIZE befürwortet das Betreuungsgeld, weil ­GESCHAFFEN“ Familien dadurch nicht verpflichtet seien sich einem Leitbild anzupassen. Das sei Auch die Grünen lehnen das Betreuder Fall, wenn sie ihre Kinder ab dem ungsgeld ab. Tabea Rößner, die medienvollendeten ersten Lebensjahr in die Krip- politische Sprecherin der Bundestagspenbetreuung geben. Sie betont, dass fraktion Bündnis 90/Die Grünen, spricht sich Eltern entscheiden könnten, ob sie von einem Teufelskreis für Frauen. Sie einen subventionierten Kitaplatz oder das verdienten tendenziell weniger als ihre Betreuungsgeld in Anspruch nehmen. Partner und übernähmen so im Zweifel Doch das Betreuungsgeld war ein eher die Betreuung. Nach einem WiederProjekt der Regierungskoalition. Die einstieg in den Beruf hat die Frau so noch SPD möchte statt dem Betreuungsgeld geringere Karrierechancen und entscheiden Kitaausbau weiter vorantreiben. Ab det sich beim zweiten Kind deswegen August hat jedes Kind unter drei Jah- wahrscheinlich wieder für die Berufspauren einen Betreuungsanspruch. Christel se. „Es werden falsche Anreize geschafHumme von der SPD ist im Ausschuss fen“, beschreibt es auch Jörn Wunderlich, für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Bundestagsabgeordneter von den Linken. Sie spricht von der Kita als „SozialisatiEtwa für Arbeitslose sei das Betreuonsinstanz“ und hält das Betreuungsgeld ungsgeld keine empfehlenswerte Option. für „eine Katastrophe“. Im demografischen Wandel lastet eine

große Verantwortung auf Familien. Dass sie unterstützt werden müssen, ist allen Parteien klar. Welches Konzept eine Zukunft hat, hängt wohl vor allem von den kommenden Bundestagswahlen ab.

Carolin Siegeroth 20 Jahre, Münster will für ein Semester ins Ausland.

VOLLZEITSANDKASTEN

DEUTSCHLANDS GROSSE UNTERNEHMEN WOLLEN DURCH BETRIEBSEIGENE KITAS FAMILIENFREUNDLICHER WERDEN. IST DAS IM INTERESSE DER KINDER? VON MORITZ FLOCKE

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e familienfreundlicher die Kitaland- Stones“ in Berlin gehört zu einer Gruppe Uhr und schließt um 20 Uhr. Inwieweit ist schaft wird, desto eher entscheiden von 125 Kitas in Mittel- und Norddeutsch- das noch kinderfreundlich? sich Familien Kinder zu bekommen“, so land, welche speziell für Unternehmen die Leiterin der Kita „Stepping Stones“, betriebsnahe Kitas anbieten. Unterneh- VOLLZEIT FÜR KINDER IST Gundula Zschaler, in Berlin. Deutsch- men können Betreuungsplätze für Mitar- „ÜBERDIMENSIONIERT“ land steht vor der Herausforderung des beiter auslagern und haben damit nicht Die Kinder-und Jugendtherapeutin demographischen Wandels und muss die Verpflichtung eine betriebsnahe oder die Initiative ergreifen, um Familien eine betriebseigene Kinderbetreuung zu er- Angela Hörl beurteilt die an den Vollgute Grundlage für Beruf und Privatleben richten. Die Kita hat Kooperationen mit zeitjob angepassten Betreuungszeiten zu schaffen. Bis 2015 wird jeder neu ge- zehn großen Firmen, die alle am Potsda- kritisch: „Kinder benötigen besonders schaffene Ganztagsplatz vom Staat mit mer Platz ansässig sind, darunter auch in jungen Jahren eine feste Bindung zu 400€ pro Monat subventioniert. Doch wie „Mercedes Benz“. Gundula Zschaler ist den Eltern.“ Letztendlich könnten Erziewird familienfreundliche Betreuung ge- von den Vorteilen ihrer Einrichtung über- her nicht das leisten, was eigentlich die nau umgesetzt und was bedeutet sie für zeugt. So müssen die Unternehmen nicht Aufgabe von Papa und Mama ist. Weil die Kinder? selbst Erzieher ausbilden. „Wir sind die Erzieher Kinder „nur“ pädagogisch beProfis“, sagt Zschaler. treuen, sei das Verhältnis zwischen ihnen Bereits ab einem Alter von acht Wo- und dem Kind völlig anders als die ElternDIE GROSSEN KONZERNE chen können Eltern ihre Kinder in die Kita Kind-Bindung. Als Erwachsener verken­GEHEN VORAN ne man oft auch, wie anstrengend der bringen. Der Hort wirbt zudem mit festen Ein Konzept dieses Problem zu Bezugspersonen für Kleinkinder und ma- Tag eines Kindes in der Kita ist: „Neun bewältigen, sind betriebseigene oder ximalen Betreuungszeiten von über neun Stunden sind eine überdimensionierte betriebsnahe Kitas. Die Kita „Stepping Stunden. Sie öffnet morgens um sechs Zeitspanne für ein Kind“, so Hörl. Sie

ist jedoch auch der Meinung, dass es für Kinder wichtig sei, dass sie mit zwei oder drei Jahren die Kita besuchen. In diesem Alter sei die Sozialisierung, die man in der Kita unter anderen Kindern erfährt, von großer Wichtigkeit.

Moritz Flocke 16 Jahre, Hünstetten will immer zu neuen Herausforderungen.

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DIE VERWANDELTE FAMILIE – SO FUNKTIONIERT ES HEUTE

PAPA VERLÄSST UM ACHT DAS HAUS, KOMMT ABENDS ERSCHÖPFT WIEDER. INZWISCHEN KÜMMERT SICH MAMA UM DIE KINDER. DAS IST SCHNEE VON GESTERN.  VON JESSICA ELLER & NELE WOLFRAM

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amilie und Beruf, zwei Komponenten, die man vor allem als Frau nicht vereinbaren kann? Denkt man zumindest. Die früher fixen Geschlechterrollen in der Familie sind im Wandel. Erziehung ist längst nicht mehr nur die Sache der Frau. Das weiß auch Dr. Thomas Gesterkamp, Autor des Buches „Die neuen Väter zwischen Kind und Karriere“: „Es rollt eine ,Papawelle‘ auf unsere Gesellschaft zu, die eine Rollenveränderung in der Familie mit sich bringt.“ Immer mehr Väter beziehen laut dem Statistischen Bundesamt Elterngeld; so waren 27,8 % der Männer im Jahr 2012 in Elternzeit. „Wenn sich die Väter eine Zeit lang alleine um ihre Kinder kümmern, sind sie keine zweite Wahl und verpassen nichts.“, so Gesterkamp. Dass neue Familienstrukturen effektiv sind, beweist auch Ursula von der Leyen. Unter der Woche ist der Mann der Bundesministerin für die familiäre Kinderbetreuung zuständig, die Wochenenden räumt sich die erfolgreiche Mutter komplett frei. Als siebenfache Mutter, ehemalige Familien- und heute Arbeitsministerin weiß sie, wo man ansetzen muss: „Ich errichtete sofort eigene Kitas in den Ministerien“, erzählt die Politikerin. Familie und Karriere? Es geht, wenn man will und an der richtigen Stelle sitzt.

Jessica Eller 20 Jahre, Lauf
 Nele Wolfram 17 Jahre, Plauen wollen zu einem Harlem Shake auf der Abgeordnetenbrücke.

DER AMERIKANER MICHAEL MARIANEK IST 2006 AUS LIEBE ZU THERESIA NACH DEUTSCHLAND GEZOGEN UND IST NUN ZWEIFACHER VATER.

„Die gemeinsame Zeit mit meinen Kindern erfüllt mich sehr. Durch Kinder handelt man; vorher hat man sich tausend unnötige Gedanken gemacht. Meine Frau Theresia und ich haben beide noch studiert, als unser erster Sohn Milan unterwegs war. In meiner neuen Heimat Plauen war ich dann ein Semester lang von Montag bis Freitag alleine mit Milan. So hatte Theresia Zeit, ihr Diplom zu beenden. Mit unserem zweiten Sohn Mika hatte Theresia unterm Strich mehr Zeit, deswegen ist er auch ein Mamakind. Wenn sich Mika weh tut, ruft er gleich nach meiner Frau. Ich verdanke Deutschland viel. Nach Milans Geburt hatten wir durch die finanziellen Zuschüsse seitens des Staates mehr Geld als vorher. Aber das Elterngeld macht niemandem zu einem guten Vater – diese Macht hat nur die eigene Motivation. Wir haben als Eltern unglaublich viel Verantwortung. Ich denke, es ist unsere Pflicht, den Kindern Vertrauen und Liebe zu geben. Dafür investieren wir beide viel. Theresia hat eine Stelle bei BMW in München angeboten bekommen, ich bin als selbstständiger Filmemacher ortsungebunden. Wir sind in Plauen geblieben, weil wir in München keinen Kitaplatz bekommen hätten. Eltern haben die Zeit, um das überzogene Karrieredenken aufzugeben. Wir erziehen unsere Kinder gemeinsam und versuchen, nicht egoistisch zu sein. Ich glaube, es ist die Verantwortung des Mannes das veraltete Rollendenken der Sechziger aufzugeben. Ich will, dass Theresia frei ist und wir unserem Familienleben gemeinsam Tiefe verleihen können.“

AUF HÄNDEN GETRAGEN: IN NEUEN FAMILIENMODELLEN TEILEN SICH ELTERN DIE VERANTWORTUNG IN DER ERZIEHUNG.

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ANNA KYRIELEIS, 35, LEITET DAS ACHTKÖPFIGE TEAM DER ABENDSCHAU DES RBB. IHRE KINDER HABEN OBERSTE ­PRIORITÄT.

„Mein Mann und ich teilen uns die Erziehung unserer vierjährigen Tochter und unseres zweijährigen Sohnes ausgewogen. Wir waren beide sechs Monate in Elternzeit und somit „nur“ Eltern. Und nur weil wir es beide wollten, hat das funktioniert. Als ich dann wieder Vollzeit in meinen Beruf eingestiegen bin, wurde ich von meinen Kollegen auch sofort wieder aufgenommen. Aber das ist alles abhängig vom Beruf und dem Unternehmen, in dem man arbeitet. Wenn ich jetzt auf der Arbeit bin, stehe ich ständig in Kontakt mit meinen Mann. Wenn er mir schreibt, dass unsere Tochter krank ist und er gerade nicht von der Arbeit weg kann, dann fahre ich in die Kita. Wenn wir gemeinsam mit unseren Kindern Zuhause sind, ist das dann auch nur Kinderzeit. Auch die Wochenenden halten wir uns komplett frei für sie. Organisation innerhalb einer Familie ist einfach alles. Wir machen da auch keine rollenspezifischen Unterschiede in unserer Erziehung und investieren genau gleich viel Zeit in das Familienleben. Dadurch habe ich auch kein stärkeres Bindungsgefühl zu unseren Kindern als mein Mann. Trotzdem ist die typische Rollenverteilung von Mann und Frau innerhalb einer Familie noch in den Köpfen der Gesellschaft verankert. Mein Mann wird komisch angeschaut, wenn er unsere Kinder vom Kindergarten abholt – ich nicht. Andersherum werde ich oft gefragt, wie ich Familie und Beruf unter einen Hut bringe, bei meinem Mann ist das kein Thema. Für uns ist diese Familienform ideal, aber jeder muss das für sich selbst entscheiden. Wir möchten kein Modell für andere sein.“

Foto: Simon Ruf


DIE MYTHEN DER SCHWARZSEHER

IN DER DEBATTE UM DEN DEMOGRAFISCHEN WANDEL WERDEN OFT DUNKLE SZENARIEN DER ZUKÜNFTIGEN GESELLSCHAFT ENTWORFEN. VIELE DAVON SIND ABER NICHT MEHR ALS HALTLOSE BEHAUPTUNGEN. FÜNF MYTHEN AUS DEM DEMOGRAFIEDISKURS – UND WARUM SIE VÖLLIG GEGENSTANDSLOS SIND. VON TOBIAS KOCH ILLUSTRATIONEN: PAUL RAMISCH MYTHOS 1:

„DER RUHESTAND IST EIN AUSLAUFMODELL“ Im Durchschnitt wird die Zeit in Rente nicht kürzer. Sie kommt nur später. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit entspricht dabei in etwa der gestiegenen Lebenserwartung. Aus heutiger Sicht ist es schwer vorstellbar, dass die Hälfte der heute Neugeborenen älter als 100 Jahre wird. Die Tatsache, dass noch nie zuvor Menschen so gesund so alt geworden sind, führt zu Unsicherheiten gegenüber dem späten Lebensabschnitt. Wie Peter Gross, emeritierter Professor für Soziologie der Universität Bamberg, erklärt, werden bis heute kaum positive Erfahrungen mit diesem „neuen“ Lebensabschnitt des hohen Alters verbunden. Weiter sagt er: „Dieser Lebensabschnitt bietet noch Raum für Angst.“ Umso mehr Hochbetagte es geben wird, desto positiver wird das Alter betrachtet werden.

MYTHOS 4:

„DIE DEUTSCHEN WOLLEN KEINE KINDER MEHR“ So titelte die FAZ im Dezember 2012. Tatsache ist zwar: Die Geburtenraten stagnieren. Aber die Gründe dafür liegen nicht unbedingt darin, dass Kinderwünsche nicht vorhanden sind. Im Februar 2013 veröffentlichte Im Februar 2013 veröffentlichte Der Spiegel eine von der Bundesregierung beauftragte - bis jetzt unter Verschluss gehaltene - Studie der Basler Prognos AG , die die Familienpolitik der Regierung als ineffizient und zu teuer beschreibt. Überdies zeigen Umfragen im Rahmen der Initiative „Die demographische Chance“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, dass für die meisten Deutschen der ideale Familienentwurf die Zwei-Kind-Familie ist.

MYTHOS 2:

„DIE GESUNDHEITSKOSTEN ­ WERDEN GIGANTISCHE ­ AUSMASSE ANNEHMEN“ In den letzten 30 Jahren ist die deutsche Bevölkerung immer weiter gealtert. Doch die Gesundheitsausgaben der Krankenkassen sind konstant bei sechs Prozent des Bruttoinlandprodukts geblieben. Der Volkswirtschaftler Bert Rürup hat im Auftrag der AOK herausgefunden, dass für hohe Kosten die Nähe zum Tod und nicht das Alter entscheidend ist. Auch Professor Elisabeth Steinhagen-Thiessen von der Charité Berlin bestätigt, dass altersspezifische Krankheiten im Lebensverlauf weiter nach hinten rücken. Allein seit den 1990er Jahren habe der Durchschnittsdeutsche zwei gesunde Lebensjahre hinzugewonnen. Länger leben heißt also nicht länger, sondern höchstens später krank zu sein.

MYTHOS 5:

41,2°C

„ALTER MACHT KRANK UND ­UNPRODUKTIV“ Die mit dem Alter sinkende Belastbarkeit hat keine direkte Auswirkung auf die Produktivität. 2012 hat eine Studie des MaxPlanck-Instituts belegt, dass ältere Fließbandarbeiter weniger Fehler als ihre jüngeren Kollegen machen. Ferner nivellieren Erfahrung und Gewissenhaftigkeit die mit dem Alter nachlassende kognitive und physische Arbeitsleistung. Der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften hat den Zusammenhang von Alter und Arbeitsunfällen untersucht. Während knapp 20 Prozent der Unfälle in der Altersgruppe 20-25 passieren, sind es bei den 50- bis 59-Jährigen nur noch etwa zehn Prozent und bei den Arbeitnehmern 60+ nur noch drei Prozent.

MYTHOS 3:

„DAS SCHRUMPFEN DER BEVÖLKERUNG FÜHRT ZU WIRTSCHAFTSKRISEN“ Eine kleinere Bevölkerung führt nicht zwingend zu leeren Büros und Fabrikhallen. Die frei werdenden Arbeitsplätze können mittelfristig alle kompensiert werden. „Wir haben sozusagen stille demografische Reserven, die auf dem Arbeitsmarkt fehlen“, so die Demografie-Expertin und stellvertretende Bundestagsfraktionsvorsitzende der Grünen, Ekin Deligöz. Diese könnten durch die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt und die Immigration von Fachkräften aktiviert werden. Die Qualifizierung benachteiligter Jugendlicher folgt als nächste Möglichkeit. Der Bundesagentur für Arbeit zufolge gibt es daneben derzeit 3,06 Millionen Arbeitssuchende auf dem deutschen Markt. Bei entsprechender Ausbildung und Integration könnten diese die entstehenden Lücken wieder schließen.

Tobias Koch 18 Jahre, Münsterhausen möchte ganz nach oben und noch weiter!

JUNGE! //

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JUGEND&PARTIZIPATION

IN ZUKUNFT GEBEN IMMER WENIGER JUNGE UND IMMER MEHR ALTE POLITIKERN IHRE STIMMEN. GIBT ES IN ZUKUNFT NUR NOCH POLITIK FÜR RENTNER? LEONARD KEHNSCHERPER & RICHARD BRANDT HABEN ES HERAUSGEFUNDEN.

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er sich als junger Mensch in Deutschland politisch engagiert, gehört einer Minderheit an. Die großen Parteien klagen über sinkende Mitgliederzahlen und schlecht besuchte Veranstaltungen. Gleichzeitig haben sich Jugendliche laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) noch nie so stark für Politik interessiert. Eine wichtige Grundlage, um sie in politische Prozesse einzubeziehen. Gab es 2009 noch rund 3,5 Millionen Erstwähler, werden 2013 eine halbe Million weniger an den Urnen stehen. Eine Gruppe, die selbst wenn sie eine Partei geschlossen wählte, an der fünf-ProzentHürde scheitern würde. Allerdings stellt die Gruppe mit knapp über 60% auch die mit Abstand niedrigste Wahlbeteiligung. Was also hält Jugendliche von ihren eigenen Organisationen und den Wahllokalen fern?

WO BLEIBEN DIE ­JUGENDLICHEN? Am meisten beschäftigt diese Frage wohl junge Menschen, die selbst aktiv sind. Sina Doughan, Bundesvorsitzende

der Grünen Jugend, und Erik Bertram, Bundesvorsitzender des Rings ChristlichDemokratischer Studenten, haben ihre eigene Sichtweise auf junge Menschen und ihre Teilhabe am demokratischen Prozess.

ab null Jahren, denn auch Kinder können für sich selbst wichtige Entscheidungen treffen. So beziehen fortschrittliche Kitas zum Beispiel schon jetzt Kinder bei der Essensplanung mit ein.

Erik stimmt dem allgemeinen Trend „VERTEILUNGSKÄMPFE der sinkenden Mitgliederzahlen zu, ­ZWISCHEN JUNG UND ALT“ macht dafür aber weder Verdrossenheit noch Desinteresse der Jugendlichen verJugendliche wählen anders. Schaut antwortlich. Er sieht durchaus „den Wil- man sich beispielsweise das Wahlverlen zur Mitbestimmung etwas zu gestal- halten der letzten Bundestagswahlen ten“. Das Problem sei eher der zeitliche an, profitierten vor allem die Grünen Aspekt. „Viele Studiengänge sind mit von Jungwählern. „Weil zukünftig imlangen Praktika und Hausarbeiten in den mer weniger Jungwähler den Interessen Semesterferien sehr stramm organisiert.“ einer wachsenden älteren Bevölkerung Dem gehen jetzt auch bundesweit ver- gegenüberstehen, wird es verstärkt zu kürzte G8-Schullaufbahnen voraus, die Verteilungskämpfen zwischen Jung und zusätzlich ein karriereorientiertes Den- Alt kommen.“, prognostiziert Antje Sirken junger Menschen stärker förderten leschtov, Leiterin des Politikressorts beim als soziales oder politisches Engagement. Tagesspiegel. Sie könnte sich die großen Sina sieht einen Auslöser darin, dass „Ju- Volksparteien als Gewinner des demogendliche nicht gefragt werden, wenn grafischen Wandels vorstellen. Sicher sei, es um sie geht.“ Dabei gibt es einfache dass sich „grüne Themen“ durchsetzten, Lösungen, Jugendliche entscheiden zu fraglich sei bloß, ob dies mit den Grünen lassen, zum Beispiel, wenn es um Ju- geschieht. Vor dem Hintergrund der ausgendräume oder Sportplätze im eigenen gebrochenen Weltwirtschaftskrise würOrt geht. Sina fordert gar ein Wahlrecht den laut Sirleschtov Jüngere künftig auch

verstärkt konservative Parteien wählen. Wobei die Grünen ebenso eine „sehr konservative Partei“ seien, weil sie Altes, die Schöpfung im Sinne der Unionsparteien, ebenfalls bewahren wollen. Wem die Jugend bei der nächsten Bundestagswahl ihre Stimme gibt, wird sich schon in diesem Jahr zeigen. Wenn sie hingeht.

Richard Brandt 16 Jahre, Attendorn Leonard Kehnscherper 19 Jahre, Berlin wollen nicht zum Bundestag, aber zum nächsten Pressefrühstück.

FRUCHTFLEISCH Wie willst du alt werden? „IM RUHESTAND“

„SICHER“

Fotos: Tobias Koch

„BERUFSTÄTIG“

JANINA E. ,15 JAHRE SCHÜLERIN ICH WILL SO LANGE WIE MÖGLICH BERUFSTÄTIG BLEIBEN, DAMIT ICH MEINEN KINDERN ALLES BIETEN KANN. MEINE ZUKUNFT SEHE ICH IN DEUTSCHLAND.“

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WOLFGANG E. , 61 JAHRE BEAMTER „ICH FREU MICH AUF DEN RUHESTAND, UND HOFFE DANN IMMER NOCH GESUND ZU SEIN. FINANZIELL HAB ICH SOWEIT AUSGESORGT.“

JANA T., 33 JAHRE FREIBERUFLICHE JOURNALISTIN „DA BIN ICH MIR NOCH UNSCHLÜSSIG, DA DIE WIRTSCHAFTLICHE LAGE UNSICHER IST. RENTE WERDE ICH SOWIESO NICHT BEKOMMEN.“


WAS GEHT? [M] Foto: Simon Ruf

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BERUFSVERKEHR

DEUTSCHLANDS EINWANDERER SIND JUNG. VIELE KOMMEN AUF DER SUCHE NACH ARBEIT. WER SIND SIE UND WAS TREIBT SIE AN? VON KATHARINA PENITS

„I

n Deutschland sind die Aussichten einfach besser.“ Erik ist 27 Jahre alt und vor 18 Monaten aus Spanien nach Berlin gekommen. Nach seinem Geschichtsstudium arbeitet er heute bei einem großen deutschen Verlag. Seine Mutter ist Spanierin, sein Vater Deutscher, daher hat er als Kind neun Jahre in Deutschland gelebt und war mit der Sprache und Kultur vorher schon vertraut. Zuhause fühlt er sich allerdings in Madrid. Dort ist er aufgewachsen, dort ist seine Familie. Doch die aktuelle Situation in seinem Heimatland schätzt er als „sehr schlecht“ ein. „Über 25% der Leute sind arbeitslos trotz Praktika, guter Ausbildung und vieler Fremdsprachenkenntnisse“. Laut einer Studie des statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2010 sind drei Viertel aller Migranten beim Zuzug nach Deutschland jünger als 40 Jahre. Eriks Geschichte steht also stellvertretend für eine ganze Generation junger Europäer. Sie hat die internationale Finanzkrise von 2008 besonders hart getroffen.

SCHNELL FUSS FASSEN Ähnlich geht es dem 26-jährigen

Kroaten Matija, der nach seinem Informatikstudium nach Deutschland kam, um internationale Erfahrungen zu sammeln. Er blieb, denn auch in Kroatien ist die wirtschaftliche Lage schlecht. „Man verdient immer weniger, es gibt weniger Arbeit und dabei steigen die Preise und Ausgaben“. Auch seine Kommilitonen sind nach der Uni ausgewandert - nach Australien, Österreich, in die Schweiz oder wie sein Bruder nach Heidelberg. Doch der Umzug nach Deutschland ist für die jungen Arbeitsmigranten keineswegs einfach gewesen. Für Eriks Familie war der Abschied schwer, doch sie wollten seiner Entscheidung nicht im Weg stehen. „Sie haben die Chance gesehen und mich unterstützt. Der Kontakt ist bis heute gut.“ In der Regel sei es kompliziert ohne deutschen Abschluss in Deutschland schnell Fuß zu fassen, aber Erik sagt: „Dank der doppelten Staatsangehörigkeit hatte ich keine Probleme bei den Behördengängen in Deutschland. Nur bei der Wohnungssuche war es ein bisschen schwierig, weil ich keine Schufa-Auskunft aus Spanien hatte. Sonst konnte ich mich aber problemlos im Bürgeramt einschreiben.“ Sein Einkommen

und sozialer Stand hätten sich allerdings verschlechtert, da er nun alleine wohne und Miete zahlen müsse.

VERTRAUTES UMFELD WICHTIG Auch Matija klagt über mehr Ausgaben durch Miete. Die Wohnungssuche in Berlin sei schwierig gewesen. Für ihn ist klar, dass er nicht für immer in Deutschland bleiben will. „Deutschland ist nicht das beste Land, die Welt ist groß und andere Länder sind auch schön.“ Daher möchte er auch keinen deutschen Pass, denn er glaubt: „Ich habe die gleichen Rechte wie deutsche Staatsbürger, aber ich kann die Sprache noch nicht und fühle mich hier nicht zuhause. Warum sollte ich also einen deutschen Pass haben?“ Damit ist Matija kein Einzelfall. Denn 2010 gab es über 15 Millionen Menschen in Deutschland mit einem Migrationshintergrund, davon allerdings hatten nur 8 Millionen einen deutschen Pass. Obwohl Erik in Berlin eine Arbeitsstelle gefunden hat, würde er gerne wieder nach Spanien zurückgehen, um in seinem vertrauten Umfeld zu leben. Der anderen Möglichkeit, nämlich ein neues

MITFAHRGELEGENHEIT GESUCHT – IMMER MEHR GUT AUSGEBILDETE JUGENDLICHE AUS DEM AUSLAND VERSUCHEN IHR GLÜCK IN DEUTSCHLAND.

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aufzubauen, will die Politik die Hürden nehmen. „Wir müssen Arbeitsmigranten ein angenehmes Umfeld schaffen, damit sie nicht, sobald sie in ihrem Heimatland eine gute Arbeit gefunden haben, wieder abwandern“, sagt auch Gernot Erler, stellvertretender Vorsitzender der SPDFraktion im Deutschen Bundestag. Er fordert, dass sich die Willkommenskultur in Deutschland verändern müsse. Das Ziel sei ausländische Fachkräfte auch dauerhaft in Deutschland halten zu können. Auch seine Kollegin Tabea Rößner (Grüne) stimmt ihm zu: „Wir werden nicht nur älter, sondern auch bunter.“

Katharina Penits 20 Jahre, Freiburg will nach ihrer Weltreise das Theologiestudium abschließen und glücklich sein.

Foto: Simon Ruf


MIGRATION, DER RETTER IN DER NOT?

IM JAHR 2011 SIND 958 000 MENSCHEN NACH DEUTSCHLAND GEZOGEN. DEUTSCHLAND IST EIN EINWANDERUNGSLAND UND MIGRATION UNVERZICHTBAR FÜR UNSERE GESELLSCHAFT. AUCH WENN DIES LANGE NICHT AKZEPTIERT WURDE. VON SARAH ASHRAFIAN & LUISA MEYER

D

er deutsche Staat wird laut Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) im Jahr 2050 3,6 Millionen Migranten pro Jahr brauchen, um sein Wirtschaftswachstum und den damit verbundenen Wohlstand aufrechtzuerhalten. Es werden immer weniger Kinder geboren, die Bevölkerung nimmt stetig ab. So also auch die Zahl der Arbeitskräfte. Der Fachkräftemangel kann und muss durch Migranten ausgeglichen werden. „Ohne Zuwanderung werden wir gar nicht mehr auskommen“, bestätigt Martin Burkert, Bahnbeauftragter der SPDBundestagsfraktion. „Die Deutsche Bahn hat in München zum Beispiel große Probleme, Arbeitskräfte zu finden. Sie kann weder Ingenieurs- noch Schienenlegerstellen besetzen.“ Dies ist ein Trend, der nicht nur in München, sondern in ganz Deutschland zu erkennen ist. Deswegen sieht der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und FDP vor, dass die Zahl der Zuwanderer, die länger im Land bleiben, zunehmen soll. Denn ohne gezielte Zuwanderung könne den wirtschaftlichen Folgen des demografischen Wandels nicht entgegengewirkt werden, meint Bundestagsabgeordneter und Obmann der FDP im Ausschuss für Arbeit und Soziales, Pascal Kober. „Das Potential der Migranten, die schon in

Deutschland leben, sollte nicht unterschätzt und ungenutzt bleiben“. Deswegen startete die Bundesregierung in den vergangenen Jahren Initiativen, die die Einwanderung nach Deutschland vereinfachen. Beispielsweise das Berufsanerkennungsgesetz, das vorsieht, dass die Berufsausbildung im Heimatland der Migranten geprüft und anerkannt wird oder das Aprobationsgesetz, in dem unter anderem steht, dass Ärzte keine deutsche Staatsbürgerschaft mehr brauchen, um zu praktizieren. Auch die Integration und Bildung der Kinder von Migranten wird durch Beratungsprogramme für die Eltern oder speziell eingerichtete SchwerpunktKitas gefördert. Für die Politik steht das wirtschaftliche Interesse Deutschlands im Vordergrund. „Wir brauchen qualifizierte Arbeitskräfte auf allen Ebenen“, meint Pascal Kober. „Trotzdem können wir nicht jeden aufnehmen. Das würde die Gesellschafts- und Infrastruktur Deutschlands vollkommen überfordern“, so Kober weiter. Deswegen wird die Einwanderung von qualifizierten Arbeitskräften erleichtert im Gegensatz zu unausgebildeten. „Die demografische Entwicklung wird durch Einwanderung nicht zu stoppen sein“, meint Andreas Block, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Bundesamt

für Migration und Flüchtlinge mit Blick auf die Zukunft Deutschlands. Migration kann also nicht alle Probleme lösen.

Sarah Ashrafian 17 Jahre, Essen Luisa Meyer 17 Jahre, Hannover wollen in die weite Welt und viel Staub aufwirbeln.

K O M M EN TAR

NÜTZLICHE MENSCHEN

DIE SELEKTION BEI EINWANDERERN MUSS AUFHÖREN VON LUISA MEYER Deutschland sucht sich aus, wer zuwandern darf und wer nicht. Nach Bildungsgrad und unkonkreten Kriterien wie „Integrationsfähigkeit“ und „Bedarf“ beurteilen Behörden die potentiellen Zuwanderer. Viele Politiker glauben, dass das reiche Deutschland das Privileg hat, sich aus den „Bewerbern“ diejenigen herauszusuchen, die am besten passen. Überschriften der BILD wie „Roma kosten uns 15 Millionen im Jahr“, „Balkan-Banden überrollen Stuttgart“ oder

„Multi-Kulti ist gescheitert“ beweisen diese diskriminierende Denkweise. Aber das Land muss sich nicht vor Abermillionen Zuwanderern retten. Im Gegenteil: Wir sind dringend auf qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen. Wer kommen möchte, sollte das auch können. Eine Klassifizierung von erwünschten und unerwünschten Menschen lässt Erinnerungen wach werden, in denen in Deutschland die Selektion von „guten“ und „minderwertigen“ Menschen propagiert wurden. Der taz-Redakteur Christian Jakob spricht dabei treffend von „Nützlichkeitsrassismus“. Nützlichkeit gilt mehr als Menschlichkeit. Die Bundesregierung verpasst eine große Chance, wenn sie Zuwanderer ablehnt. Denn Einwanderungswellen können auch den Bevölkerungsrückgang entschärfen. Außerdem beherrschen viele Einwanderer mehrere Sprachen und bringen neue Sichtweisen und Kulturen mit. Politiker klagen derweil über den „Fachkräftemangel“: Zu wenige Arbeiten-

de in naturwissenschaftlichen Fächern, leere Stellen in Branchen wie Erziehung und Pflege. Allerdings heißt das auch: Der Arzt, der aus Bulgarien nach Deutschland kommt, füttert unser Gesundheitssystem, fehlt dann aber in Bulgarien. Rosinenpicker Deutschland wird so Nutznießer der qualifizierten Facharbeiter, in die Bulgarien investiert hat. Max Frischs Zitat aus den Sechzigern „Wir riefen Arbeiter, es kamen Menschen“ ist immer noch hochaktuell. Um diese auch als solche zu behandeln, ist neben einer liberalen Einwanderungspolitik auch ein effizienteres Integrationsprogramm absolut notwendig.

WAS GEHT? // 13 //


Deutschlands Kommunen haben insgesamt eine Verschuldung von ca. 130 Mio. €! Wie soll da die ausgetretene Laterne bezahlt werden?!

Denkst du wirklich, dass das eine sinnvolle Beschäftigung ist?

NEIN

START! Bist du in der Stadt aufgewachsen?

26% der Deutschen wissen wie du, aus eigener Erfahrung, dass Kühe nicht lila sind.

JA

Kannst du eine Straßenlaterne austreten?

NEIN Warum nicht?

JA

Über 30% wachsen in infrastrukturell benachteiligten Gebieten auf.

JA

Ich habe lieber mit der Playstation gespielt. Super Mario: Du besiegst Tetris: den Sensenmann! Der perfekte Planer für Infrastruktur.

Damit gehörst du zu 74% der in Deutschland lebenden Bevölkerung.

FLASHBACK: Du bist 7 Jahre alt… Darfst du auf der Straße spielen?

In meiner Straße gab es keine Straßenlaterne.

Hast du vor aus deinem Heimatort weg zu ziehen?

NEIN

Später!

Über 25!

Wann?

JA

Jetzt!

Wie alt bist du?

JA

Dann hast du ja viel „frische“ Luft! Seit drei Jahren nimmt die Luftverschmutzung in den Städten wieder zu.

Wo wir gerade bei deiner Kindheit sind… Willst du eigentlich später auch mal Kinder haben?

NEIN

Mahnungen deiner Rentenversicherung verlangen die Einhaltung deiner Pflichten gegenüber dem Generationenvertrag. Dir bleibt keine Wahl.

Unter 25!

Hui! Du bist aber schnell!

Vielleicht

Die durchschnittliche Deutsche bekommt ihr erstes Kind mit ca. 29 Jahren.

Geld Was könnte zum „Ja“ helfen?

Sicherheit

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Weiß nicht...


SPIEL DEIN LEBEN!

VOR DIR BREITET SICH DEIN LEBEN AUS. AN SEINEN ANFÄNGEN HAST DU NICHT VIEL ZU RÜTTELN. ABER DANN SIND ES ALLEIN DEINE ENTSCHEIDUNGEN, DIE ZÄHLEN. JEDE ENTSCHEIDUNG BEEINFLUSST DIE FOLGENDEN. EIN ÜBERBLICK ÜBER DIE KONSEQUENZEN DEINER ENTSCHEIDUNGEN UND IHREM NUTZEN FÜR DIE GESELLSCHAFT. VON MAX SPRENGART & CHRISTOPH SAUPP | ILLUSTRATION MAX GÖRGENS, UMSETZUNG PAUL RAMISCH

Die alternativen Kneipen halten sich nie lange, aber der Heimatverein nimmt dich gerne auf. Mach das Beste draus und unterstütze Dein Dorf z.B. beim Erhalt der Infrastruktur.

NEIN

Du erhälst die volle Rente, aber vielleicht musst du etwas länger als bis 67 arbeiten. Wenn du Kinder bekommen hast, steuerst du deinen Teil zum Generationenvertrag bei!

u

Ein/e 25-Jährige(r) braucht ca. 1500€ im Monat. Hast du soviel?

NEIN

Ein Leben in der Stadt kannst du dir leider nicht leisten. Daheim ist es doch auch schön.

JA JA Für mehr Geld erkaufst du dir mehr Möglichkeiten und machst dich auf in die Stadt.

Die volle Rente wirst du erst mit 67 Jahren erhalten. Willst du so lange arbeiten?

Stell dir nun vor, du bist 60 Jahre alt!

Du hast mehr Zeit als Geld… Kannst du dir als alternativen Zeitvertreib vorstellen, dich mit jungen Leuten in einem Mehrgenartionenhaus zu treffen?

Damit liegst du im bundesweiten Durchschnitt. Die meisten Frauen bekommen im Schnitt ihr erstes Kind mit ca. 29 Jahren, ihr zweites mit ca. 31-32 Jahren.

NEIN

JA

NEIN Dein Kopf ist noch völlig klar. Du brauchst niemanden, der dir sagt, was gut für dich ist.

Du hast endlich andere Gesprächspartner als deinen Teekessel. In Deutschland gibt es über 450 Mehrgenerationenhäuser. Details dazu, wie sie funktionieren erfährst du in diesem Heft auf Seite 8.

WAS GEHT? // 15 //


LAND UNTER

STÄDTE WACHSEN, LÄNDLICHE REGIONEN SCHRUMPFEN. WAS EINFACH KLINGT, SORGT FÜR EIN GROSSES PROBLEM: WENIGER MENSCHEN BEI GLEICHEN KOSTEN. KÖNNEN WIR UNS IN ZUKUNFT NOCH DÖRFER MIT STROM UND FLIESSEND WASSER LEISTEN?   VON HANNES HARTHUN

S

eehausen in Sachsen-Anhalt. 5200 zunehmen sowie Kultur und Nachtleben Einwohner leben in der Hansestadt zu genießen. mit Dorfcharakter. Mehr als 13 Prozent Angesichts stetig schrumpfender der Einwohner hat Seehausen in den Dörfer stellen sich viele Gemeinderäte vergangenen sieben Jahren verloren. Das die Frage, wie die örtliche Infrastruktur Gymnasium wurde geschlossen, Gebäu- erhalten werden kann. Lange Wege in de innerhalb des Stadtkerns verfallen und Krankenhäuser und Schulen, Wasserleidie Arbeitslosenquote im Landkreis liegt tungen, die auch in einem 50-Einwohnerbei 16 Prozent. Junge Leute ziehen in die Dorf erhalten werden müssen und die Ballungsräume, zurück bleiben die Alten. Sanierung von Landstraßen stellen viele Der Anteil der über 65-jährigen liegt bei klamme Kommunen vor schier unlösbare 22,4 Prozent und wird bis 2025 auf ge- Aufgaben. Die Nachhaltigkeitsbeauftragte schätzt 32,4 Prozent anwachsen. der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Was in Seehausen passiert, steht Grünen Dr. Valerie Wilms, Stellvertrebeispielhaft für die Probleme des demo- tendes Mitglied im Ausschuss für Verkehr, grafischen Wandels, der besonders die Bau und Stadtentwicklung, stellt fest: ländlichen Gebiete trifft. Während seit „Wir müssen uns fragen, was wir uns 2005 Metropolregionen wie Leipzig um als Gesamtgesellschaft leisten können.“ etwa 8 oder München um etwa 11 Pro- Spritpreise steigen, Leitungsnetze werden zent gewachsen sind, stehen viele Land- marode und in vielen Regionen existieren gemeinden rat- und hilfslos vor den Aus- keine DSL-Leitungen. Wilms Schlussfolwirkungen des Bevölkerungsrückgangs. gerung: Politik muss sich auf große Städte In Politikerkreisen spricht man so- konzentrieren. gar von einer „Landflucht“. WirtschaftFlorian Bernschneider ist jüngster liche Gründe spielen eine entscheidende Abgeordnete im Bundestag und jugendpoRolle: Viele Jugendliche verlassen das litischer Sprecher der FDP. Er verweist auf Land, um zu studieren, eine Arbeit auf- den deutschen Föderalismus: „Wir haben

eine Verantwortung gegenüber ländlichen Regionen.“ Sollte sich ein Gebiet jedoch entvölkern, müsse man Kompromisse eingehen. So gibt es beispielsweise Veränderungen im Gesundheitssystem: Seit die FDP die Residenzpflicht für Ärzte abgeschafft hat, können diese auch außerhalb ihres Wohnorts eine Praxis eröffnen. Das soll dafür sorgen, dass auch Regionen außerhalb der Städte versorgt sind. „Dennoch müssten die Leute damit leben, dass sie ihren Hausarzt nicht mehr vor Ort haben, weil es einfach nicht finanzierbei sei“, erklärt Bernschneider. Muss man also bestimmte Ortschaften aufgeben? „Es ist ein schmerzlicher Prozess.“, findet Britta Haßelmann. DIe Parlamentarische Geschäftsführerin und kommunalpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen Grünen der Grünen meint, dass solche Entscheidungen nur mit den Einwohnern zusammen getroffen werden dürfen. Verstaubte  Weltanschauungen  und gesellschaftliche Probleme, wie der Rechtsextremismus, sind oft Phänomene

ländlicher Räume. Florian Bernschneider übt Kritik: „Es gibt manchmal strukturelle Verkrustungen, bei denen ich sage: Man muss sich nicht wundern, wenn die jungen Leute gehen.“ Wenn ländliche Regionen in Zukunft überleben wollen, brauchen die Jugendlichen die Möglichkeit, ihren Lebensraum so zu gestalten, dass sie bleiben und Familien gründen wollen. Ob die Politiker in den Kommunen und in Berlin diese Voraussetzungen schaffen können, wird eine zentrale Fragestellung der nächsten Jahrzehnte.

Hannes Harthun 20 Jahre, Potsdam will dorthin, wo er noch nie war.

„IMMER MEHR JUNGE FAMILIEN ZIEHEN AUFS LAND“

ÜBERALL IST DIE REDE VON DER „LANDFLUCHT“. DER KREIS STEINFURT IN NRW KANN ENTGEGEN DIESEM TREND STEIGENDE EINWOHNERZAHLEN VERZEICHNEN. VON MARIE-THERES BÖHMANN HERR JASPER, SIE SIND WAHLKREISABGEORDNETER IM KREIS STEINFURT. WAS MACHT DIE LÄNDLICHE REGION UND GERADE DEN KREIS STEINFURT SO ATTRAKTIV? Dieter Jasper: Der wohl wichtigste Grund für einen Umzug der Menschen auf das Land sind die in dieser Region oft noch existenten funktionierenden familiären Strukturen. Für die älteren Menschen in der Bevölkerung wirkt die Stadt manchmal bedrohlich, die ländliche Region hingegen steht meistens in Verbindung mit Vertrautheit und Geborgenheit. Grundvoraussetzung für das Leben auf dem Lande ist die Existenz einer leistungsfähigen Infrastruktur, seien es gut sortierte Lebensmittelmärkte, Apotheken, ärztliche und pflegerische Versorgungsleistungen oder auch ganz einfach Cafés, Tanzveranstaltungen oder Wanderwege.

ANGEBLICH STERBEN LAND-

\\ 16 \\ WAS GEHT?

STRICHE BALD AUS. IN IHRER REGION SIND DIE EINWOHNERZAHLEN DAGEGEN KONSTANT, TENDENZ STEIGEND. WORAN LIEGT DAS? Dieter Jasper: Eine gute Wirtschaftslage und ein hoher Bedarf an Fach- und Nachwuchskräften lockten vor allem junge Familien, aber auch ältere Personen in den Kreis Steinfurt. Der Kreis hat mit 4,7% eine der geringsten Arbeitslosenraten in NRW und somit eine hohe Sogwirkung für Arbeitskräfte. Außerdem locken die ländlichen Regionen mit preiswerten Miet- und Grundstückspreisen. Die Menschen im Kreis Steinfurt können preisgünstige Flächen kaufen und diese bebauen.

WER ENTSCHEIDET SICH FÜR DAS LEBEN AUF DEM LAND? Dieter Jasper: Auffällig ist, dass immer mehr junge Familien wieder den Weg in die ländlichen Regionen finden. Gerade zur Familienplanung und zur Kinderer-

ziehung bevorzugen Familien das Land mit seinen vielen Grünflächen und Parkanlagen. Auch für Ältere ist das Leben auf dem Land zunehmend attraktiv, da hier viele gesellschaftliche und soziale Strukturen vorhanden sind, die dem Alleinsein und der Anonymität eines Stadtlebens entgegenwirken.

DI ETER JA SPER (C DU/C SU) Ist seit der letzten Bundestagswahl im Jahr 2009 Mitglied im Deutschen Bundestag. Der Wahlkreisabgeordnete aus dem Kreis Steinfurt ist Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Technologie sowie stellv. Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales.

Marie-Theres Böhmann 18 Jahre, Mettingen will nicht weg. Sie findet es eigentlich ganz schön hier. Foto: Privat


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GESUND UND EFFIZIENT – UNTERNEHMEN DER ZUKUNFT

DIE ARBEITSPSYCHOLOGIN IRENE PREUSSNER-MORITZ MACHT UNTERNEHMEN FIT FÜR DIE ZUKUNFT: SIE SETZT AUF GESUNDHEIT UND ZUFRIEDENHEIT DER MITARBEITER VON ANTONIA WEGENER, LAURA VOGT & VIOLA NELLESSEN

„D

ie Arbeitsverhältnisse müssen von Grund auf verändert werden,“ fordert Irene Preußner-Moritz. Die Arbeitspsychologin beschäftigt sich seit langem mit den neuen gesellschaftlichen Herausforderungen für die Wirtschaft einer alternden Gesellschaft. „Eine gute Gesundheitsprävention kann dem Fachkräftemangel vorbeugen. Nur wenn die Belegschaften in allen Wirtschaftssektoren lange, gesund und effizient arbeiten, wird es möglich sein, unseren heutigen Lebensstandard aufrecht zu erhalten.“ Für Preußner-Moritz bedeutet Gesundheitsprävention in Unternehmen allerdings mehr, als nur Burn-Out-Seminare und Reha-Wochen. Vor 15 Jahren hat sie sich mit „Strategien für Menschen und Organisationen“ (SMEO) selbstständig gemacht. Ihr Büro in Berlin-Charlottenburg bietet Unternehmen Beratung zu neuen Personalmanagementmodellen. „Beide Seiten des Betriebs sind mir hierbei wichtig.“ Auf der einen Seite müsse man die Sensibilisierung der Führung im Auge haben, auf der anderen die Wünsche und Vorschläge der Beschäftigten berücksichtigen.

MEHR RÜCKSICHTNAHME ZWISCHEN FÜHRUNGSKRÄFTEN UND MITARBEITERN In den Einrichtungen der Behindertenpflege im Evangelischen Johannnesstift Berlin hat sie in einem Zeitraum von vier Jahren einen Strukturwandel im Betrieb bewirkt. Dieser kommt besonders der Gesundheit des Pflegepersonals zu Gute. Niemand dürfe unter seiner Tätigkeit leiden. Seit der Zusammenarbeit mit der Arbeitspsychologin hat sich dieser Gedanke im Stift verstärkt. „Mit der Geschäftsführerin Sylke Hölscher konnte ich ein Gesundheitsmanagement wie es im Buche steht umsetzen.“ Dabei spielt die Einbindung von Unternehmensführung und MitarbeiterInnen eine große Rolle. „Zuerst müssen die Probleme erkannt werden. Die Führung muss verstehen, dass Belastung kein individuelles, sondern ein arbeitsplatzbedingtes Problem ist.“ Neben Seminaren und Arbeitszirkeln setzt Preußner-Moritz auf Befragungen der Mitarbeiter, um ein Bild der gesundheitlichen Verfassung des Personals zu bekommen. Es werden zudem Wünsche der Belegschaft zusammengetragen. So stellt sich die Führungsetage den inneren Problemen des Unternehmens. In einem langen Prozess, der im Jahr 2008 begann, wurden die Arbeitsverhältnisse analysiert und verändert. „Oft lösen Doppelbelastungen oder autoritäre Führungsstile psychische Belastungen in der Belegschaft aus“, so

Preußner-Moritz. Diese tiefgreifenden Probleme könne man nicht durch Präventivmaßnahmen lösen, sondern durch veränderte Arbeitsverhältnisse.

DAS PROBLEM BESCHÄFTIGT AUCH DIE POLITIK Eine Verbesserung der Arbeitsatmosphäre und Erhöhung der Zukunftsfähigkeit fördert auch die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ der Bundesagentur für Arbeit & Soziales. Sie vernetzt kleine und mittelständige Unternehmen mit Projektmanagern und bietet ihnen eine Austauschplattform. „Personalpolitik ist die Königsklasse eines nachhaltigen Managements“, unterstreicht Peer Oliver Villwock, der im Bundesministerium für Arbeit und Soziales zuständig für die Initiative ist. Unterstützt werden Projekte mit Fördergeldern des Bundesministeriums. Man hat also auch in der Politik die Notwendigkeit eines Wandels in der Personalführung erkannt. „Mein Unternehmen der Zukunft ist ein entschleunigtes Unternehmen. Das heißt für mich, dass die Mitarbeiter nicht so stark unter Druck stehen und ein gesundes Verhältnis von Arbeit und Freizeit leben können.“ So beschreibt die Bundestagsabgeordnete Anette Hübinger (CDU) ihre Vorstellung. Bundestagsabgeordnete der Grünen Maria Klein-Schmeink, vertreten in den Ausschüssen für Gesundheit sowie Arbeit und Soziales, betont auch: „Altersgerechte Arbeitsbedingungen sind eine große Herausforderung.“ Jede Lebensphase benötige eine adäquate Arbeitsorganisation. „Die Belastung muss den individuellen Grenzen entsprechen.“ Regierung und Opposition sind sich einig: Ein Wandel ist unabdingbar.

DER KERN DES PROBLEMS WIRD NOCH NICHT BEKÄMPFT Trotzdem fordert Irene PreußnerMoritz ein größeres Engagement von der Politik. „Die Probleme sind tiefgreifender. Maßnahmen müssen langfristig und nachhaltig gestaltet werden.“ So will sie neben anderen Angeboten weiterhin durch eine zufriedene Belegschaft Unternehmen der Zukunft gestalten.

Antonia Wegener 17 Jahre, Löhne Laura Felicia Vogt 17 Jahre, Stuttgart Viola Nellessen 17 Jahre, Saarbrücken wollen in die weite Welt. „DIE UNTERNEHMEN DER ZUKUNFT SIND ENTSCHLEUNIGT.“

\\ 18 \\ WAS GEHT?

Foto: Privat


#YOLO # YOU ONLY LIVE ONCE

[M] Foto: Simon Ruf

#YOLO // 19 //


FOREVER YOUNG,

NIEMAND WILL ALT SEIN, ABER ALLE WOLLEN ALT WERDEN. WARUM EIGENTLICH? VON KATHARINA GREWE, MORITZ LEINER & FRANZISKA RÖPKE

IM ALTER WIRD MAN SCHWACH UND LANGSAM? SECHS „ALTERSBILDER“ ZUM GEGENTEIL.

B

enno Kuhn kommt mit einem Eimer Äpfel, die er gerade gepflückt hat, in die Küche hinein. Der pensionierte Lehrer liebt den Eigenanbau. „Seit ich die Zeit habe, bin ich sehr oft im Garten. Es gibt immer etwas zu tun.“ Mit seinen 73 Jahre macht er einen aufgeweckten Eindruck. Lächelnd sagt er: „Alt fühle ich mich nicht, aber ich merke, dass ich der älteren Generation angehöre.“ Mit seinem Selbstbild steht er in seiner Altersgruppe nicht alleine da.

„DEFIZITORIENTIERTE ­ALTERSBILDER“ „Alter wird undifferenziert meist noch mit körperlichem und geistigem Abbau und erhöhten Belastungen gleichgesetzt. Den meisten Menschen ist es unbekannt, dass die heute 70-jährigen biologisch-medizinisch aber so fit sind wie 60-jährige vor einer Generation.“, sagt Katja Patzwaldt von der Uni Bremen. Die Generali Altersstudie 2013 des Allensbach Instituts für Demoskopie kommt zu dem Schluss, dass das vorherrschende Altersbild ein „defizitorientiertes“ ist. Besonders die Themen ‚Pflege‘ und ‚eingeschränkte Mobilität‘ würden mit Alter verbunden werden. Im Gegensatz dazu steht das Selbstbild der älteren Generation. Sie fühlen sich, wie Benno Kuhn, meist noch aktiv, fit und offen für

\\ 20 \\ #YOLO

Neues im Alter. sitive Darstellungen, die natürliche EinDieser Kontrast zwischen gesell- schränkungen im Alter leugnen. Zum schaftlichem und individuellem Alters- Beispiel Berichte über einen hundertjähbild führt zu Verständigungsproblemen rigen Marathonläufer würden ein ebenso zwischen den und auch innerhalb der einseitiges Bild auf die Thematik werfen. Generationen. „Oft habe ich den Eindruck, dass alte Die Generali Altersstudie belegt: „Im Menschen als Anhängsel der Gesellschaft Durchschnitt liegt das gefühlte Alter rund dargestellt werden“, beklagt Benno Kuhn. zehn Jahre unterhalb des biologischen Al- „Wir Alten werden immer unterschätzt.“ ters.“ Dadurch kommt es zu Fehleinschät- Auch die Altersstudie sieht das „Potenzial“ zungen. Die Einzelperson nimmt sich älterer Frauen und Männer in der Geselljünger wahr, während die Gesellschaft sie schaft nicht ausreichend wahrgenommen. immer noch älter sieht. Im sechsten Al- So können ältere Menschen durch ein fletersbericht der Bundesregierung kommen xibles Renteneintrittsalter länger im Beruf Fachexperten zu dem Schluss, dass ins- tätig sein. Eine Chance, die noch nicht besondere das Kommunikationsverhalten überall gesehen wird. Auf institutioneller zwischen jüngeren und älteren Menschen Ebene werden alten Menschen noch viel von diesen weltfremden Bildern geprägt zu viele Steine in den Weg gelegt - etwa ist. Ein Ausbrechen aus diesen Verhal- durch Altersgrenzen bei Personaleinsteltensmustern scheint aktuell nicht zu ge- lungen oder Umschulungen. lingen. „Ich finde meine Generation ist in BIOLOGISCHE ENTWICKLUNG den Medien nur selten gut dargestellt“, VOR GESELLSCHAFTLICHER bemängelt Benno Kuhn. In den letzten ENTWICKLUNG Jahrzehnten sei das öffentliche Altersbild vor allem durch negative BerichterstatNoch nicht zeitgemäße Altersbilder tung in den Medien beeinflusst worden, machen sich besonders in festgelegten bestätigt auch die Medienwissenschaftle- Verhaltensstrukturen bemerkbar, welche rin Caja Thimm von der Universität Bonn. nicht an die steigenden LebenserwarDie Medien thematisierten das Thema tungen angepasst sind. „Immerhin gibt es Alter sehr einseitig. Thimm wünscht sich etwas Bewegung nach oben“, freut sich eine bessere mediale Aufarbeitung von Patzwaldt. In Niedersachsen beispielsTabu-Themen wie Tod und Sex. Auf der weise stehe ein flexibleres Rentenalter zur anderen Seite gibt es auch überspitzt po- Diskussion. Dadurch könnten Ältere bis

Fotos: Privat, Simon Ruf

zu ihrem 70. Lebensjahr im Beruf bleiben. Altersbilder befinden sich im Umbruch – allerdings nicht schnell genug. Gesellschaftliche Bilder hinken den biologischen Entwicklungen hinterher. Statt starrem Denken in den Kategorien Alt und Jung muss das Lebensgefühl jedes Einzelnen in den Vordergrund rücken. Obwohl Benno Kuhn merkt, dass ihn die Gartenarbeit mittlerweile stärker anstrengt, empfindet er wenn er zurückblickt, die dritte Lebensphase, wie er sie nennt, als die schönste. „Ich genieße es morgens bis um 10 Uhr Zeitung zu lesen“, erzählt er mit einem Lachen und macht sich auf den Weg zurück in den Garten.

Katharina Grewe 20 Jahre, Passau Moritz Leiner 17 Jahre, Fuchstal Franziska Röpke 17 Jahre, Waldshut wollen in die Kiste.


„MIR GEHT’S GOLD!“

IN DEUTSCHLAND LEBEN IMMER MEHR ALTE MENSCHEN IN ARMUT. GLEICHZEITIG HAT DAS FERNSEHEN DIE KONSUMFREUDIGE GENERATION 50 + FÜR SICH ENTDECKT. SAT.1 GOLD HEISST DER NEUE SENDER FÜR DAS GOLDENE LEBENSGEFÜHL IM ALTER. WIE PASST DAS ZUSAMMEN? VON JIL-MADELEINE BLUME

M

aßgeschneiderte Programme für warr, leichte Nachrichtenformate und nis, das es zu überwinden gilt - fraglich die Jüngsten gibt es schon seit den vor allem das, was sie schon kennen. ist nur, ob Sat.1 Gold die richtige Me90ern. Wer heute Anfang 20 ist, ist mit thode ist. Die Journalistin Annette Zoch Kika, MTV und Co. aufgewachsen. Doch „WIEDERSEHEN MIT ALTEN hat zu „Mediennutzung bei Senioren“ die junge Zielgruppe wird immer kleiner FREUNDEN“ promoviert und meint, dass „Medien eiund das merkt gerade auch die Fernsehnen funktionalen Ersatz für die Erwerbsbranche. Einen eigenen Sender für Alte Während Produktionen wie die arbeit bieten und die psychische Bewälgab es nicht - bis jetzt. Als erstes hat in Gerichtssendung „Richter Alexander tigung des Alterns erleichtern können“. Deutschland die ProSiebenSat.1 Grup- Hold“ oder die Paartherapie „Zwei bei Denn wenn die Rente kommt, geht viel pe reagiert. Seit dem 17. Januar gibt es Kallwass“ bei Sat.1 spätestens in diesem verloren. Und der Fernseher wird treuden Privatsender für Frauen von 49 bis Jahr abgeschafft werden, dient Sat.1 Gold er Begleiter: 83 Prozent der Menschen 64 Jahren: Sat.1 Gold. Mit dem Zusatz zur Zweitverwertung, „Wiedersehen mit über 50 sehen täglich fern und zwar im „Gold“ referiert der Sender der Pro Sie- alten Freunden“ nennt Rasmus dieses Durchschnitt 200 bis 250 Minuten. Das ben Sat.1 Mediengruppe auf das goldene kostengünstige Konzept. Nur fünf Sen- sind ungefähr vier Stunden. Am Tag. Lebensgefühl der weiblichen Zielgruppe dungen werden exklusiv produziert, da- Keine wirklich goldenen Aussichten. Aber jenseits der Vierziger. Das Selbstbild der runter Servicesendungen wie „Gesund wie golden kann sich die Generation 50 Sat.1 Gold Frau ist entspannt, kreativ und und lecker“. Und der Titel verrät: Hier + heute überhaupt fühlen? Angela Merkel selbstbestimmt. „Mit einem Piccolo macht ist drin, was draufsteht. Einfach und vor will noch vor den Wahlen eine Regelung sie es sich gerne daheim bequem, liest allem deutsch will das Fernsehen für Alte gegen Altersarmut auf den Weg bringen. „Shades of Grey“ und träumt dabei von sein: Laut Selbsteinschätzungen spre- Und ihr Vorstoß ist berechtigt: Experten Henning Baum,“ heißt es über den Pro- chen 69% der 50- bis 69-jährigen Frauen schätzen, dass in Deutschland bis 2030 totyp der Sat.1 Gold Zuschauerin „Stella“. wenig oder gar kein Englisch, gerade in jeder zehnte Rentner unterhalb der ArIm bisherigen Dualismus von privatem den neuen Bundesländern haben viele mutsgrenze leben wird. Das ist schon Jugendfernsehen und öffentlich-recht- von ihnen Russisch in der Schule gelernt. jetzt zu spüren, meint Meike Chors von lichen Altenprogramm haben diese der Diakonie in Köln. Sie betreut Schuld„goldenen“ Frauen keinen Platz, meint WER SIND DIE GOLDENEN ner, immer häufiger sind auch Senioren Senderchef Marc Rasmus: „Das Durch- WIRKLICH? dabei: „Wir merken schon, dass es mehr schnittsalter bei ARD und ZDF liegt bei wird. Bei alten Menschen geht es um über 60. Unserer Zielgruppe ist das zu Rentner sind heutzutage nicht ein- die Grundsicherung, da wird Miete nicht verstaubt.“ Was ältere Frauen sehen wol- fach im Ruhestand. In einer Zeit, in der gezahlt oder Strom. Wenn wir gerufen len, liegt für ihn auf der Hand: Deutsche die Medien sie gerne als „Best Ager“ be- werden, leben die schon in Armut.“ Wer Sendungen ohne englischen Sprachwirr- zeichnen, erscheint das Alter als Hinder- kann noch vom goldenen Alter sprechen,

wenn 10 Prozent der Rentner verarmen? Fakt ist: Es gibt sie, die Älteren, die so vermögend und fit sind wie keine Generation vor ihnen im Alter. Für diese Menschen wird das Fernsehen der Zukunft Programme entwickeln, seine Zielgruppe erforschen und ihren Ansprüchen genügen. Um die Jungen werden sich vermehrt die Online Kanäle kümmern, das ÖffentlichRechtliche hat mit ZDFneo, ZDFkultur und ZDFinfo das Jugendprogramm schon ausgelagert. Das Fernsehen der Zukunft wird alt sein. Und auch dann, wenn „alt“ nicht tot ist, sondern reif und auch wenn Service-Sendungen das Leben im Alter wirklich erleichtern können: Ein Fernseher kann nur reden, nicht zuhören - er bleibt ein Fernseher. Auch mit goldener Mattscheibe.

Jil Blume 23 Jahre, Köln will mit der gesamten politikorange-Redaktion ins Bällchenbad. #YOLO!

FRUCHTFLEISCH Wie wollen Sie alt werden? „WIE BISHER“

„LANGSAM“

„KLAR“

HEINZ RIESENHUBER, 77 JAHRE ALTERSPRÄSIDENT DES 17. DEUTSCHEN BUNDESTAGES, CDU

„LANGSAM“

Foto: Simon Ruf

„WIE BISHER, MIT AUFGABEN UND DEM BEWUSSTSEIN, AM ENDE DES LEBENS ANGEKOMMEN ZU SEIN.“

Foto: Privat

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DR. LUKREZIA JOCHIMSEN, 77 JAHRE BUNDESTAGSABGEORDNETE, DIE LINKE

FRANZ MÜNTEFERING, 71 JAHRE BUNDESTAGSABGEORDNETER, SPD „MIT HOFFENTLICH KLAREM KOPF, AKTIV UND DEM WISSEN, DASS MAN NUR EINMAL LEBT UND JEDEN TAG NUTZEN MUSS.“

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DEMAGOGIE TRIFFT DEMOGRAFIE

– DIE DISKUSSION UM DIE AUSWIRKUNGEN DES DEMOGRAFISCHEN WANDELS IN DEUTSCHLAND IST GUT 100 JAHRE ALT. WIE HABEN SICH DIE ARGUMENTE GEWANDELT? EINE HISTORISCHE PERSPEKTIVE VON MAX GÖRGENS

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eutschland in Gefahr. Wir sterben aus“. Solche apokalyptisch anmutenden Äußerungen wiederholen sich in heutigen Debatten zum demografischen Wandel. Dr. Thomas Bryant, Historiker und Demografie-Experte aus Berlin kennt das Problem: Panikmache. Für die Parole selbst hat er nur ein Lachen übrig: „Wer ist eigentlich wir?“, fragt er. Eine Frage der Definition und Dimension. Entweder man beschränkt sich auf die „EthnischDeutschen“, die sogenannten Ursprungsbzw. Biodeutschen, oder man schließt alle mit ein, die im politischen Sinn deutsche Staatsbürger sind. Das „Wir“ ist uneindeutig. Warum es jedoch wichtig ist, sich über die Bedeutung dieses „Wir“ klar zu werden, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. 1911 begann der Demografie-Diskurs in Deutschland, als zum ersten Mal ein Geburtenrückgang verzeichnet wurde. Als schließlich die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, war „Wir sterben aus“ schon zu einem Schreckensszenario geworden. Mit dem Aufkommen der NSIdeologie wurde der Begriff „Wir“ ausschließlich und restriktiv im Sinne einer sich selbst erhaltenden Gesellschaft der „Ethnisch Deutschen“ interpretiert. Diese demografische Entwicklung sollte deshalb mit allen Mitteln bekämpft werden.

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EMOTIONALISIERTE DEBATTE IM NATIONALSOZIALISMUS

nasie (Vernichtung „lebensunwerten Lebens“) und Sterilisation bei gleichzeitiger Förderung arischer Familien sollte die Bevölkerungs-, Sozial- und Altersstruktur der Gesellschaft manipuliert werden. Die moderne Politikwissenschaft zählt auch diese radikalen Maßnahmen zum sogenannten „Social Engineering“.

Die nationalsozialistische Propaganda setzte dabei gezielt auf Emotionen. Statt „Demografischer Wandel“ nutzte der Nationalsozialismus Begriffe wie „Vergreisung des Volkskörpers“, „Schrumpfvergreisung“, oder bezeichnete die Überalterung als „die Volkskrankheit“. VERSACHLICHUNG IN DER Bevölkerungswissenschaftler der dama- MODERNE ligen Zeit wie Friedrich Burgdörfer schürten mit einprägsamen Formeln die Angst Nach 1945 hat sich die Demografiein der Bevölkerung. „Volk ohne Jugend“ Debatte stark geändert. Die Emotionalisiewar eine davon. Der Historiker Bryant rung wurde zugunsten eines sachlichen erwähnt in diesem Zusammenhang auch Diskurses zurückgefahren. Die Begriffe den von Burgdörfer geprägten Begriff der NS-Zeit sind nahezu verschwunden, „Urne“, mit dem neben „Pyramide“ und wohl finden sie jedoch in der Bilderspra„Glocke“ auch heute noch die grafische che oft noch Verwendung – etwa wenn Darstellungen der demografischen Ent- ein junger Mensch als Versorger für viele wicklung bezeichnet wird. Die Assoziati- Alte dargestellt wird. on des Begriffs „Urne“ mit dem Tod ist Auch „Social Engineering“ kommt geblieben. in dieser Art und Weise natürlich nicht Der prominenteste Begriff des da- mehr vor. Einige Überbleibsel gibt es almaligen Diskurses sei jedoch nach 1945 lerdings noch in der heutigen Politik. Beizurückgedrängt worden, so Bryant: der spielsweise das Kindergeld ist ursprüng„Rassenbegriff“, eine Art NS-Allzweck- lich eine Idee aus dem Dritten Reich, waffe, die je nach Bedarf entsprechend wobei es da nur zur Unterstützung der genutzt wurde. „Volksdeutschen“ genutzt wurde. Eine „Das ist das eine“, gibt der Demo- weitere geburtenfördernde Maßnahme, grafie-Experte zu bedenken: „die ideolo- die Verleihung des Mutterkreuzes an begische Ebene oder die Ebene des diskursi- sonders fruchtbare Frauen, wurde hingeven Überbaus. Und das andere sind dann gen nach 1945 wieder abgeschafft. Die doch die konkreten politischen Praktiken“. modernen politischen Maßnahmen, etwa Durch staatliche Maßnahmen wie Eutha- für mehr Kinder, sind dagegen weniger

mit emotionalen als sachlichen Anreizen ausgestattet. Bryant nennt den Ausbau von Kita- und Krippenplätzen. Dieser sei noch nicht so gediehen, wie man sich das wünschen würde. Panikmache sei jedoch eine falsche Reaktion, die habe nicht mehr Hintergrund als das, was Burgdörfer schon in den 20er und 30er Jahren gesagt habe, so der Experte. Dabei gibt es in der Moderne eine völlig neue und positive Entwicklung: Deutschland versteht sich mehr und mehr als Einwanderungsland. Im Gegensatz zum Dritten Reich ist die Frage, ob man deutsch ist oder nicht, nicht mehr allein von der Herkunft der Eltern abhängig. Das „Wir“ ist also geöffnet worden, und die Geburt als alleinige Eintrittsmöglichkeit wurde abgeschafft. Man kann per Antrag beitreten. Damit stellt der „Volkstod“ keine Gefahr mehr dar.

Max Görgens 19 Jahre, Niederbreitbach geht immer der Nase nach.


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Wie wollen wir leben? Zunkunftsentwürfe für eine älter werdende Gesellschaft

Wir werden alle alt und älter. Deutschland wird älter. Aber das ist kein Problem, sondern birgt Potenziale. Für jeden Einzelnen, die Gesellschaft und die Demokratie. Der Kongress „Wie wollen wir leben?“ stellt die Potenziale einer älter werdenden Gesellschaft ins Zentrum und fragt nach Entwürfen für ein Deutschland von morgen. Er ist ein experimentelles Labor für den Austausch der Generationen über neue Bilder vom Alter(n), zukünftige Lebenskonzepte und sich daran dynamisch anpassende Systeme in Politik, Wirtschaft oder auch (politischer) Bildung.

Inputs von Experten aus Wissenschaft, Politik und verschiedenen Praxisfeldern (Bildung, Wirtschaft, Gesundheit, IT, Medien, Kunst) sind im Programm genauso zu finden wie Methoden und Formate der kulturellen Bildung, die eine kreative und aktionsbetonte Auseinandersetzung mit dem Thema anbieten. Vom Theaterworkshop bis zum Science Slam ist für junge wie ältere Menschen etwas dabei.

03. – 04. Juli 2013, Frankfurt am Main Mehr Informationen unter: www.bpb.de/demografie

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DIE STADT DER ZUKUNFT IST BARRIEREFREI

EINE ALTE DAME STEHT MIT IHREM ROLLSTUHL IM BAHNHOFSGEBÄUDE. RATLOS UND VERLOREN SCHAUT SIE SICH UM. KEINER BEACHTET SIE. ES GIBT KEINEN AUFZUG. „WIE SOLL ICH DENN JETZT IN DEN ZUG KOMMEN?“ VON LEANDRA MÜLLER

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ieses Szenario kann man an vielen deutschen Bahnhöfen erleben, denn viele Stationen sind noch nicht auf dem neuesten baulichen Stand. Der demografische Wandel lässt Deutschlands Bevölkerung altern. Doch wie muss eine Stadt für die „Generation 65plus“, die demnächst einen Großteil der Bevölkerung ausmachen wird, aussehen? In Berlin leben aktuell mehr als 3,5 Millionen Menschen. Dadurch kann man hier auf kleinem Raum die Folgen des demografischen Wandels gut beobachten. Nach dem Statistischen Bundesamt Berlin-Brandenburg beträgt das Durchschnittsalter in der Hauptstadt momentan 42,9 Jahre. Die Tendenz ist steigend. Menschen über dem 65. Lebensjahr machen mit 20 Prozent schon jetzt den größten Teil der Berliner EinwohnerInnen aus.

DENKMALSCHUTZ GEGEN ­BARRIEREFREIHEIT Obwohl es bereits so viele Senioren in der Stadt gibt, sind nur die Hälfte der Gebäude barrierefrei angelegt. Laut der Berliner Bauaufsicht sind besonders Wohnhäuser noch nicht für ältere Bewohner ausgelegt: „Bei neu gebauten Eigenheimen müssen mittlerweile Gesetze eingehalten werden, die festlegen, dass eine Wohnung pro Etage barrierefrei gebaut sein muss. Dies scheint zunächst für

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die zumeist jungen Eigentümer irrelevant, doch diese Vorschrift dient zur Zukunftsabsicherung“, erklärt Bettina Prill von der Bauaufsicht in Berlin. Mehr sichtbare Erfolge in der Umsetzung von Barrierefreiheit sieht man im öffentlichen Bereich. In Altbauten werden behindertengerechte Toiletten eingebaut und Treppen durch Aufzüge ersetzt. Dabei geht es nicht nur um die alten Menschen. „Klar möchte man Berlin insgesamt barrierefreier gestalten, aber nicht nur für Senioren. Kinderwagen haben Probleme im öffentlichen Nahverkehr oder in Gebäuden“, beschreibt Prill die Situation näher. Ein Hindernis für viele Projekte der Barrierefreiheit ist der Gebäude-Denkmalschutz. Denkmalgeschützte Gebäude dürfen architektonisch nicht verändert werden, neue Aufzüge oder breitere Flure sind dementsprechend unmöglich.

GUTER NAHVERKEHR Wo die Rechtslage es zulässt, wird jedoch an der Umsetzung gearbeitet. Ein Positiv-Beispiel ist der öffentliche Nahverkehr Berlins. Fast 90 Prozent der Bahnhöfe sind stufenfrei erreichbar, 115 der Berliner Stationen sind mit einem Blindenleitsystem ausgestattet. Wo es nötig ist, helfen speziell geschulte Mitarbeiter den Reisenden

ihr Ziel zu erreichen. „In einer Großstadt wie Berlin sind die Rahmenbedingungen für den öffentlichen Verkehr wesentlich besser als in der ländlichen Region, und es gibt neben Bus und Bahn auch Sonderfahrdienste, die älteren Leuten helfen aus dem Haus zu kommen“, sagt Ulrich Wiebusch, Fachreferent der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales. Dass alle Menschen problemlos im öffentlichen Verkehr ihren Weg finden, kann aber weiter nur als Wunsch gelten. Die meisten Berliner Bahnhöfe sind zwar wie beschrieben barrierefrei, aber nicht die Züge selbst. Schmale Gänge und nur über Stufen erreichbare Abteiltüren stellen für Mütter mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer oder Senioren ein bleibendes Hindernis dar.

bei denen sie beispielsweise lernen, Fahrpläne richtig zu lesen, um einfacher durch den Verkehr zu kommen. Die Nachfrage nach den Seminaren ist laut der Koordinatorin Andrea Neuhaus von der Volkshochschule Berlin Schöneberg aber gering. Das Problem aufgrund der nicht genutzten Nachfrage für nicht vorhanden zu erklären, stellt keine Option dar. Es bedeutet nur, dass andere Wege zu besserer Fahrplanübersicht führen müssen. Und langfristig gilt dies nicht nur für Fahrpläne. Die Stadtplanung im Allgemeinen wird sich in Berlin, und in anderen Großstädten damit beschäftigen müssen, Barrierefreiheit zum Normalstatus zu heben.

ANGEBOTE OHNE N ­ ACHFRAGE Wer also beschränkt mobil ist, und einen Zug nehmen will, muss sich auf Unannehmlichkeiten einstellen – wenn er den Zug überhaupt erreicht. Denn ein weiteres Problem stellen die Fahrpläne der Verkehrsbetriebe dar. Sie gelten als unübersichtlich und schwer verständlich. Die Berliner Verkehrsverbunde versuchen mit dem Programm „Berlin barrierefrei 2013“ Abhilfe zu schaffen. So bietet der Verkehrsverbund Kurse für Senioren an,

Leandra Müller 17 Jahre, Möhnsee möchte als Journalistin in einer Großstadt leben.


DER PFLEGE-FALL

BIS 2020 WERDEN 2,9 MILLIONEN MENSCHEN PFLEGEBEDÜRFTIG SEIN. DAS AKTUELLE PFLEGESYSTEM MUSS MIT DER ZEIT GEHEN. WIE SOLL DAS ALTENHEIM DER ZUKUNFT ­AUSSEHEN? VON LISA MEYER & MARTIN THOMA

Foto: Martin Thoma

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ilf mir!“, sagt Rosi mit forschem Ton. Sie sitzt in einem hellen Esszimmer und isst geschmierte Marmeladenbrote. „Ich kann das nicht alleine essen!“ Doch die Pflegerin, die ein gelbes T-Shirt mit der Aufschrift „Senioren-Domizil Invalidenstraße“ trägt, bleibt standhaft: „Das kannst du selbst machen, Rosi!“ Der demografische Wandel macht sich in vielen Berufsfeldern bemerkbar, doch in keinem so direkt wie in der Altenpflege. Wir werden immer älter und bleiben länger fit. Aber trotzdem brauchen wir Pflege. Und das in immer größerem Ausmaß. Dieser Meinung ist auch die ausgebildete Krankenschwester Annegret Witt, die die Pflegestation des SeniorenDomizils Invalidenstraße leitet. Die Arbeit als Pflegerin versteht sie als ihre Berufung – mit 30 Jahren Berufserfahrung in der Altenpflege wird sie aber immer mehr zum Einzelfall. Sie selbst sieht für die Branche eine dunkle Zukunft voraus, denn der Fachkräftemangel falle besonders stark aus.

„WAS MACHST DU DENN DEN GANZEN TAG? – ALTE LEUTE WASCHEN?“ Laut Elisabeth Scharfenberg, Bundestagsabgeordnete und Sprecherin für Alten- und Pflegepolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen hat das drei wichtige Ursachen: familienunfreundliche Arbeitszeiten, niedrige Bezahlung und das negative Bild von der Altenpflege in den Medien. Altenpflegerin Witt bemängelt, dass der Beruf des Altenpflegers innerhalb der Gesellschaft HERAUSFORDERUNG FÜR DIE PFLEGER: GLEICHZEITIG HELFEN UND SELBSTSTÄNDIGKEIT ERHALTEN. schlichtweg zu wenig Anerkennung bekommt. „Da begegnen mir oft komische Blicke oder Sprüche wie: Was machst „Fehler im System“, denn es fehle dadurch zu stellen, dass Pfleger sich auf ihre je- nicht unterfordern. Der plant gerade eidu denn den gesamten Tag? Alte Leute häufig der Anreiz, Patienten so gesund zu weilige Zielgruppe spezialisieren können. nen Besuch des Rock-Musicals „Hinterm waschen?“ Die meisten Menschen unter- pflegen, dass die Pflegestufe sinkt. Die Witt macht deutlich: „Die Altenpflege Horizont“, um sich ein Stück Zeitgeschätzen dabei, dass es sich um schwere personellen Lücken werden zunehmend ist ein sehr spezieller Beruf, der sich schichte in Erinnerung zu rufen – aber körperliche und psychische Arbeit han- mit Leiharbeitskräften gefüllt. Der Be- von der Krankenpflege in vielen Dingen auch um weiterhin Teil des kulturellen delt, die ein hohes Maß an Fachwissen, wohner Krammer fühlt sich von denen unterscheidet“. So lernen Altenpfleger und gesellschaftlichen Lebens zu sein. aber auch menschlicher Kompetenz vo- jedoch schlechter betreut als von Fachan- zum Beispiel, jemanden sehr lange zu raussetzt. gestellten. „Man braucht mehr ausge- pflegen und rückläufige und schlimmer Der zwölffache Deutsche Meister bildete Kräfte, die wissen, wie man sich werdende Symptome zu unterscheiden. im Ringen Manfred Krammer ist einer kümmert.“ Auch Scharfenberg äußert die Sorge, dass der Bewohner und HeimratsvorsitzenPflegerinnen und Pfleger nach einer geneder des Senioren-Domizils. Dort setzt er ALLES IN EINEN TOPF ralisierten Ausbildung die erforderlichen sich für die Wünsche der anderen SeniSpezialkompetenzen auf private Kosten oren ein. Die Auswirkungen des demoUm Pflegeberufe attraktiver zu ma- nachlernen müssen. grafischen Wandels spürt der Senior vor chen, wird über die Reform der AusbilDurch den demografischen WanLisa Meyer allem daran, dass die Pflegerinnen und dung von Alten-, Kranken- und Kinder- del entsteht eine neue Form des Alterns. 18 Jahre, Remscheid Pfleger zu wenig Zeit haben. Obwohl pflegern überlegt. Ein Entwurf fordert, Das Altenheim sollte also einen Lebensstaatliche Finanzierungen dieses Problem die verschiedenen Felder zu einer ein- raum darstellen, in dem eine individuelle Martin Thoma abfangen sollen, kommt das Geld nicht heitlichen Gesamtausbildung zusammen Betreuung für verschiedene Charaktere 16 Jahre, Selb bei den richtigen Einrichtungen an. Geld zu fassen. Diese Idee stößt allerdings in möglich ist. PflegerInnen müssen Senigehen ab! bekommt, wer möglichst viele Bewohner der Praxis auf wenig Zuspruch. Kran- orinnen wie Rosi dazu auffordern, ihre in hohen Pflegestufen hat. Altenpolitike- kenschwester Witt betont, dass sie die Eigenständigkeit nicht zu verlieren und rin Scharfenberg spricht dabei von einem Aufteilung für notwendig halte, um sicher selbstständige Bewohner wie Krammer

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NEUES SPIELZEUG FÜR DIE KINDER VON GESTERN

VON JAN-HENDRIK

WALTER & ROBERT HERRMANN

W

enn auf Technikmessen die Innovationen der Zeit vorgestellt werden, ist die Zielgruppe meistens jung, mit der Technik bereits vertraut, und selbstverständlich im Umgang schon geübt. Doch da, wo Technik helfen kann, ist sie ebenso interessant für die ältere Generation. Er ist 94 Jahre alt, im Immobiliengeschäft tätig und hat gerade verstanden, was eine „App“ ist. Hans-Jürgen Müller* ist einer von vielen vom oberen Ende des demografischen Dönerspießes. Im iPadKurs von Hanna Jansen lernen er und seine Altersgenossen den Umgang mit digitalen Medien. Im Schnitt sind die Kurs-

besucher 72 Jahre alt. „Man unterstellt der kompletten älteren Generation eine Art Technikrückständigkeit oder Verdrossenheit“, erklärt Jansen. „Das ist aber völlig unbegründet. Die Teilnehmer sind nur noch nicht bewandert im Umgang mit der Materie“.

NEUER ABSATZMARKT: DIE ALTEN Längst haben digitale Technologien auch den Einzug in die Lebenswelt der Alten geschafft. Der sogenannte „Silbermarkt“ wächst zu einem immer wichFoto: Simon Ruf

LICHT AN: PER TOUCHPAD DIE ELEKTRIK DER KOMPLETTEN WOHNUNG ÜBERWACHEN.

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tigeren Wirtschaftszweig heran. Es wird ferngesteuert werden und gibt Dinge von viel experimentiert: Von utopischen Zu- sich wie: „Du hast Emma schon länger kunftsfantasien bis alltagstauglichen Pro- nicht mehr angerufen.“ dukten kann man dort alles finden. Das Doch all diese Hilfeleistungen hakreative „ChatBrett“ ermöglicht beispiels- ben ihren Preis. „Moderne Pflegetechnik weise, über weite Entfernungen mit sei- ist zur Zeit leider nur für die wenigsten nen Angehörigen in Verbindung zu treten. Senioren finanzierbar“, meint Ulrike Was man auf das Brett malt oder schreibt Gottschalk, Mitglied des Bundestags-Auserscheint wie von magischer Hand auch schusses für Bau- und Stadtentwicklung auf dem Schwesterstück, welches bei den für die SPD. Geliebten an der Wand hängt. Natürlich hat auch die Vernetzung „Ältere werden es nicht ablehnen, der eigenen vier Wände ihre Schwachsich helfende Technik anzuschaffen“, sagt punkte. Da am Ende jede Technologie Petra Crone, SPD, Sozialwissenschaftlerin „hackbar“ ist, birgt eine zentrierte Konund Mitglied des Ausschusses für Familie, trolle der Wohnung die Gefahr des EinSenioren, Frauen und Jugend des Deut- griffs Fremder. Kriminelle Machenschafschen Bundestages. „Sie werden diese ten sind nicht auszuschließen. Zentrales wohl auch sinnvoll zu nutzen wissen.“ Element ist in vielen Systemen das WGerade in den ländlicheren Ge- Lan, welches am Ende geknackt werden genden, die von Ärztemangel betroffen könnte. sind, ist es praktisch, wenn sich Rentner Jene unterstützenden Geräte aber, via Skype beim Arzt Rat holen können. die eingebaut werden, können individuWeitere nützliche Erfindungen sind Sen- ell an die persönlichen Verhältnisse angesoren, die im Gürtel oder im Boden an- passt, per Baukastensystem zusammengebracht werden, Stürze registrieren und gesetzt, und so jedem Krankheitsbild bzw. dann Kontaktpersonen benachrichtigen. jeder Lebenslage gerecht werden. Besonders beliebt ist auch die Möglichkeit, die komplette individuelle Wohnung „ROBOTER SIND UNTERSTÜTüber ein Tablet zu kontrollieren. So wer- ZUNG, KEIN ERSATZ.“ den Tür, Temperatur, Licht und Fensterläden von einer zentralen Einheit aus „Trotzdem können Roboter zwar gesteuert. Während der moderne Abort unterstützen und erleichtern, aber die aus dem Hause „Daiwa“ direkt Urin- und Pflege nicht ersetzen“, betont Kathrin Blutwerte ermittelt und an die Verant- Vogler, stellvertretende Vorsitzende des wortlichen weiterleitet. Ausschusses für Gesundheit im Deutschen Bundestag. „Alte Menschen brauchen Nähe und Kontakt zu Pflegern RUNDUM-SERVICE ODER und Angehörigen.“ Die positiven AusRUNDUM-ÜBERWACHUNG? wirkungen des menschlichen Umgangs Dem Senior der Zukunft, dem sol- auf die Fähigkeiten der Senioren seien ch‘ totale Überwachung aber zuviel wird, unbestritten. Trotz des großen Potentials kann seine Pflegeeinrichtung eigenstän- der neuen Technologien für Pflege und dig per Knopfdruck auf „AUS“ stellen Begleitung des Alterungsprozesses kann und sich so seine Privatsphäre und Mün- diese höchstens als Assistenz dienen. digkeit nach Belieben wiederherstellen. So machen es zumindest einige Modelle, wie das der Firma pme-familienservice vor, welche sich auf die Betreuung Angehöriger von Berufstätigen spezialisiert hat. Nicht so einfach mit dem Abschalten ist es jedoch mit „ALIAS“, einem Roboter-Projekt der TU München. Dies liegt hauptsächlich an dem verträumten Hundeblick, mit dem der sprachgesteuJan-Hendrik Walter erte Roboter durch die Wohnung rollt. Mit 22 Jahre, Köln dem Körperbau einer riesigen Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Figur, einem Sprachchip Robert Herrmann und einem Rucksack voll mit kognitiven 17 Jahre, Rehau Spielen wie Online-Schach ausgestattet, wollen einfach nur weg! die den Kopf fit halten, hilft er, soziale Kontakte zu erhalten. So überträgt er Videokonferenzen, kann per Wii-Controller


F RISC H , F R U CH T I G, S E L BS TGE P R E S S T – M IT M ACHEN @PO LIT IK O RAN G E.DE

I MPR ESSUM Diese Ausgabe von politikorange entstand beim Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag 2013, der vom 17. bis 23. März in Berlin statt fand. Herausgeber und Redaktion: politikorange – c/o Jugendpresse Deutschland e.V., Alt-Moabit 89, 10559 Berlin www.politikorange.de

A

ls Veranstaltungszeitung, Magazin, Onlinedienst und Radioprogramm erreicht das Mediennetzwerk politikorange seine jungen Hörer und Leser. Krieg, Fortschritt, Kongresse, Partei- und Jugendmedientage – politikorange berichtet jung und frech zu Schwerpunkten und Veranstaltungen. Junge Autoren zeigen die große und die kleine Politik aus einer frischen, fruchtigen, anderen Perspektive.

POLITIKORANGE – DAS MULTIMEDIUM

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Gedruckte Ausgaben werden direkt auf Veranstaltungen, über die Landesverbände der Jugendpresse Deutschland e.V. und als Beilagen in Tageszeitungen verteilt. In unserem Online-Archiv stehen bereits über 50 politikorange-Ausgaben und unsere Radiosendungen sowie Videobeiträge zum Download bereit. Dort können Ausgaben auch nachbestellt werden.

Junge Journalisten – sie recherchieren, berichten und kommentieren. Wer neugierig und engagiert in Richtung Journalismus gehen will, dem stehen hier alle Türen offen. Genauso willkommen sind begeisterte Knipser und kreative Köpfe fürs Layout. Den Rahmen für Organisation und Vertrieb stellt die Jugendpresse Deutschland. Ständig wechselnde Redaktionsteams sorgen dafür, dass politikorange immer frisch und fruchtig bleibt. Viele erfahrene Jungjournalisten der Jugendpresse stehen mit Rat und Tat zur Seite. Wer heiß aufs schreiben, fotografieren, mitschneiden ist, findet Infos zum Mitmachen und zu aktuellen Veranstaltungen im Internet oder schreibt einfach eine eMail.. Die frischesten Mitmachmöglichkeiten landen dann direkt in Deinem Postfach

WARUM EIGENTLICH politikorange wurde 2002 als Veranstal- POLITIKORANGE? tungszeitung ins Leben gerufen. Seit damals gehören Kongresse, Festivals und Jugendmedienevents zum Programm. 2004 erschienen die ersten Themenmagazine: staeffi* und ortschritt*. Während der Jugendmedientage 2005 in Hamburg wurden erstmals Infos rund um die Veranstaltung live im Radio ausgestrahlt und eine 60-minütige Sendung produziert.

In einer Gesellschaft, in der oft über das fehlende Engagement von Jugendlichen diskutiert wird, begeistern wir für eigenständiges Denken und Handeln. politikorange informiert über das Engagement anderer und motiviert zur Eigeninitiative. Und politikorange selbst ist Beteiligung – denn politikorange ist frisch, jung und selbstgemacht.

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Der Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag ist ein Projekt der Jugendpresse Deutschland in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Deutschen Bundestag. Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Rafael Dernbach (rafael.dernbach@gmail. com), Andreas Hermwille (andreas.hermwille@gmail.com) Redaktionsleitung: Jil Madeleine Blume, Maria Hörl Redaktion: Sarah Ashrafian, Richard Brandt, MarieTheres Böhmann, Jessica Eller, Moritz Flocke, Katharina Grewe, Maximilian Görgens, Harriet Hanekamp, Hannes Harthun, Robert Herrmann, Leonard Kehnscherper, Kaja Klapsa, Tobias Koch, Moritz Leiner, Lisa Meyer, Luisa Meyer, Leandra Müller, Viola Nellessen, Katharina Penits, Franziska Röpke, Christoph Saupp, Andreas Schopf, Carolin Siegeroth, Max Sprengart, Martin Thoma, Jasmin Twardawa, Laura Felicia Vogt, Jan-Henrik Walter, Antonia Wegener, Nele Wolfram Bildredaktion: Simon Ruf (fotos@s5r3.com) Layout: Paul Ramisch (paul.ramisch@gmail.com) Projektleitung: Juliane Jesse (j.jesse@jugendpresse.de), Tina Leskien (t.leskien@jugendpresse.de) Betreuung: Britt Schlünz, Nadine Penner, Pia Bayer Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH Auflage: 15.000 Ein besonderer Dank gilt den Partnern: dem Deutschen Bundestag, insbesondere Andrea Arolt und Reinhild Schornack, der Bundeszentrale für politische Bildung, insbesondere Benedikt Meurer und Milena Mushak, sowie dem Team der Jugendpresse Deutschland. Zuletzt danken wir den zahlreichen engagierten Abgeordneten.

Foto: Simon Ruf

DER JUGENDMEDIENWORKSHOP IM DEUTSCHEN BUNDESTAG U nser Foto zeigt das Team und die Teilnehmer des Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag 2013. Beim Jugendmedienworkshop im Deutschen Bundestag setzen sich jedes Jahr 30

junge Journalisten kritisch mit dem aktuellen politisch-parlamentarischen und gesellschaftlichen Geschehen auseinander. Vorab und während des Workshops werden journalistische Grundlagen vermittelt und die kritische Auseinandersetzung mit den Medien geschult. 2013 trafen die jungen Medienmacher während der Workshopwoche auf

Parlamentarier des Deutschen Bundestages, erfahrene Hauptstadtkorrespondenten und Experten zum Workshopthema „Wohin wollen wir gehen? Irrgarten Demografie – Lebenswege 3.0“. Diese Treffen bildeten die Recherche-Grundlage für die Ausgestaltung dieses Themenmagazins.

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ALTER? „DAS ALTER IST EIN KALTES FIEBER IM FROST VON GRILLENHAFTER NOT HAT EINER DREISSIG JAHR VORÜBER SO IST ER SCHON SO GUT WIE TOT AM BESTEN WÄR‘S, EUCH ZEITIG TOTZUSCHLAGEN.“

„ICH WOLLTE, ES GÄBE GAR KEIN ALTER ZWISCHEN 10 UND 23, ODER DIE JUNGEN LEUTE VERSCHLIEFEN DIE GANZE ZEIT; DENN DAZWISCHEN IST NICHTS, ALS DEN DIRNEN KINDER SCHAFFEN, DIE ALTEN ÄRGERN, STEHLEN UND BALGEN.“

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE FAUST II

WILLIAM SHAKESPEARE, EIN WINTERMÄRCHEN

DU BIST NICHT IN DER LAGE DEINE HEMDEN ZU BÜGELN ODER BUTTERBROTE ZU SCHMIEREN.

3 UND DEIN LIEBLINGSTIER IST EIN DINO.

MITTE 40, UND WOHNST NOCH BEI MUTTI.

ALT DU WEISST JETZT NICHT MEHR WAS DU IN DEN LETZTEN TAGEN GEMACHT HAST.

„ALTER IST IRRELEVANT, ES SEI DENN, DU BIST EINE FLASCHE WEIN.“ JOAN COLLINS

ANFANG 20 UND ZU COOL FÜR DIESE WELT.

DU TRÄGST PULLUNDER UND HORNBRILLE.


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