her MiT deM Schönen leBen
Zäune, Tore, Sprüche gefunden in Mecklenburg-Vorpommern von Brigitte Arend und Franz riegel
iMpreSSuM her MiT deM Schönen leBen Zäune, Tore, Sprüche gefunden in Mecklenburg-Vorpommern von Brigitte Arend und Franz riegel © 2015 Text: dr. Brigitte Arend Fotografie: Franz riegel layout: power-riegel.de, Klein Markow www.power-riegel.de | franz@power-riegel.de
Wir danken allen, die mit uns gesucht oder uns bereitwillig ihre Geschichte und ihre Z채une gezeigt haben.
her mit dem schรถnen leben.
hommage an den Gartenzaun Anmut des unvollkommenen Sie sind leicht zu übersehen. der allererste Zaun, den wir auf unseren regelmäßigen erkundungstouren durch MecklenburgVorpommern bemerken, umfriedet einen schmalen Vorgarten vor einem haus mit mehreren verschachtelten Anbauten und nebengelassen. Vor diesem Gewirr von grob verputzten grau-beigen Mauern und Vorsprüngen wirkt er zart, anmutig und heiter, fast tänzelnd. er ist niedrig, vielleicht 40 Zentimeter hoch, aus Metall, hat ein grafisches Muster, ist mit resten von zwei Farbtönen behaftet. Seine leichtigkeit steht in eigentümlichem Kontrast zu seiner Funktion als Grenzmarkierung. er schützt nicht, er ist ohne Anstrengung durch einen Schritt zu überwinden oder lädt zu einem Schwatz über den Zaun ein. dieser Zaun ist ästhetisch, gestalterisch durchkomponiert. und er ist offensichtlich handgemacht, weist kleine unregelmäßigkeiten auf. nachdem wir diesen einen entdeckt hatten, fielen uns weitere auf und wir begannen mit dem Sammeln von Zäunen und Toren. Sie sind blau und gelb, diese besonderen mecklenburgischen und auch vorpommerschen Metallzäune, manchmal schwarz – rot oder grün gestrichen mit weißen ornamenten. der rahmen und die Verstrebungen sind meist einheitlich in einer Farbe gestaltet, ornamente und Applikationen dann im komplementären Farbton strahlend hervorgehoben. Aber es gibt auch welche, die offenkundig mit den unterschiedlichsten Farbresten, die eben zur Verfügung standen, dekoriert sind. nicht wenige wirken, als seien sie noch im originalzustand, den lediglich Wind, Sonne und regen, rost und Flechten nach und nach verändert haben. diese Zäune sind ein erbe der ddr-Zeit. Sie sind ein bemerkenswertes Kulturgut, das Geschichte erzählt. ihre entstehung ist eng mit der realität der sozialistischen Wirtschaft und den daraus resultierenden informellen und individuellen überlebensstrategien verbunden. Maßnahmen zur Bildung von Genossenschaften wurden auf einer parteikonferenz in ostberlin im Juli 1952 beschlossen. Seither wurden auf dem lande in unterschiedlichen phasen die Zwangskollektivierung und industrialisierung der landwirtschaft
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vorangetrieben. ebenso entstanden in anderen Wirtschaftsbereichen Kombinate oder sogenannte Volkseigene Betriebe. diese sollten sich in den Folgejahren zu sozialen und kulturellen Zentren des lebens auf dem lande entwickelten. in der Mangelwirtschaft der ddr waren für den einzelnen viele dinge nur auf dem Tauschwege oder gar nicht zu beschaffen. So bürgerten sich nach und nach informelle Strategien ein, um die lebensqualität des einzelnen dennoch zu verbessern. Teilweise wurde kollektive unterstützung durch Arbeitseinsätze, Material oder Maschinen seitens der Genossenschaften beim eigenheimbau geleistet. oder es wurden im rahmen von manchmal abenteuerlichen Tauschgeschäften oft jahrelang Baumaterialien gesammelt. Vielfach war es so, dass Arbeiterinnen und Arbeiter in den produktionsgenossenschaften und Betrieben der ddr an den Wochenenden individuell, oft mit hilfe der dort vorhandenen Maschinen und Gerätschaften und Materialien, Alltagsgegenstände wie Kehrbleche, Feuerhaken, Antennen, unter anderen aber auch Gartenzäune für den eigenen oder den gemeinschaftlichen Bedarf fertigten, die anders in der ddr nicht zu beschaffen gewesen wären. dabei nutzten sie teilweise überreste und Ausgemustertes wie rundstahlabschnitte, Stanzabfälle und feuerverzinkte Blechreste, ausrangierte Zahnräder, Sägeblätter oder Metallstäbe aus Förderbändern, um daraus Zaunelemente zu schweißen. der Spruch „Freitags ab eins macht jeder seins“ war in der ddr gang und gäbe und reflektiert diese praxis sehr anschaulich. die organisation des persönlichen lebens verlagerte sich im laufe der Zeit immer mehr auf das Wochenende, den Freitag. oft konnte bis donnerstags die sogenannte normerfüllung durch Mehrarbeit erreicht werden, damit freitags Zeit für private projekte im Betrieb blieb. dort wurden dann nicht selten komplexe dinge, wie Kreissägen oder andere Werkzeuge, oft mit Wissen der Vorgesetzten und Kollegen und teilweise in monatelanger Arbeit angefertigt. Gerade in den Gartenzäunen, die sich im Gegensatz zu anderen Konsumgütern und Alltagsgegenständen vielfältig bis heute erhalten haben, vergegenständlichen sich diese herstellungsbedingungen. Man spürt den Fleiß, die Ausdauer, die Kreativität und den Wunsch nach leichtigkeit, Farbe und Schmuck sowie individuellem Ausdruck, aber auch den Stolz auf das Selbstgemachte und einzigartige, was nicht selten auch als Kontrapunkt zum sozialistischen einheitsideal und kollektivem Besitz verstanden wurde.
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Auf den ersten Blick könnten viele dieser Zäune auch aus der seriellen industriellen produktion, aus dem Katalog, stammen, weil sie immer wieder ähnliche Maße, Formen und Muster aufweisen. Auf den zweiten Blick finden sich aber eben auch vielfältige Varianten und Zusammenstellungen von ornamenten und Statiken dieser Zäune, so dass deren ähnlichkeit eher auf die Verwendung normierter Metallteile aus anderen produktionsbereichen zurückzuführen ist. Zudem sind rundstäbe relativ leicht in einfache geometrische Formen, wie Quadrate, rechtecke, Kreise und Kreissegmente zu verformen, die sich deshalb als design am häufigsten durchgesetzt haben. dabei wurden viele der bewährten Muster immer wieder repliziert. Viele Siedlungen präsentieren sich heute noch wie ein Stillexikon der 50er, 60er und 70er Jahre. einige der Gartenzaundesigns erweitern das repertoire ins Kunsthandwerkliche durch die Ausarbeitung von Blüten, Sonnen oder Tieren, insbesondere bei der Gestaltung der Tore. hier wurden beispielsweise tradierte ornamente und Symbole, wie sie sich an alten traditionellen holztüren, zum Beispiel auf dem darß, fanden, in metallgearbeitete designs übersetzt. ähnliches findet sich bei Toren zu lpGs, Kombinaten oder Kleingartenanlagen, die nicht selten figürliche darstellungen beinhalten, die auf die Funktion hinweisen. da finden sich dekore aus stilisierten Fischen bei Fischereikombinaten, aus Tieren und Spielzeug auf Zäunen, die Kindergärten begrenzen, oder Traktoren und andere erntemaschinen sowie stilisierte Werkzeuge auf lpG-Toren. ebenso finden sich auf manchen Toren die initialen der Menschen, die sich die Tore für ihr privates Grundstück zusammengeschweißt haben. All diese Zäune, die wir im laufe der Jahre auf unseren Streifzügen durch Mecklenburg-Vorpommern entdeckt haben, sind mehr oder weniger professionell von hand gearbeitet. Sie sind jeweils einzigartige Zeugnisse der ddr-Alltagskultur. Sie geben Beispiel von der Meisterschaft im organisieren, Tauschen und Selbermachen, von der Kunst des Wiederverwertens und umwidmens, von schöpferischem Gestaltungswillen, von der lust am Verschönern und vom Stolz auf das erschaffene. Sie sind jeweils kleine Kunstwerke und denkmäler des Trotzdems.
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das phänomen des selbst zusammengeschweißten Gartenzauns ist heute vom Aussterben bedroht. Mancherorts wird der Zaun Marke eigenbau nur noch vom produzenten selbst wertgeschätzt, von anderen übersehen, entsorgt, oft durch industrieware aus den gängigen Zaunserien der heimwerkermärkte ersetzt. dieses Büchlein will keine enzyklopädie dieser Gartenzaunkultur sein. dennoch ist uns der „selbstgemachte ddr- Gartenzaun“ so ans herz gewachsen, dass wir verschiedene designs, aber auch ensembles präsentieren möchten, in denen sich dieser bis heute erhalten hat. Franz riegel hat alle von uns aufgespürten Zäune fotografiert. der vorliegende Fotoband enthält zum einen zahlreiche Tafeln mit Beispielen von Zaundesigns. Auf diesen sind die Zäune detailgetreu zu sehen. um die Zeichen des Alters, ihre individualität und ihren charakter sichtbar zu machen, wurden die Zäune sorgfältigst aus ihrer umgebung gelöst, aus der Fotografie herausgeschnitten und auf einem neutralen untergrund präsentiert. dabei wurde jede lackträne und jeder rostfleck akribisch herausgearbeitet. Schiefe Stäbe, krumme ornamente, reparaturspuren oder Fehlstücke wurden bei diesem Arbeitsschritt sorgfältig bewahrt. So auf ihre Formen- und Materialsprache reduziert beginnen die Zäune auf eine Weise zu leuchten, die über die bloße darstellung der realität durch die fotografische dokumentation an ort und Stelle hinausgeht. denn in diesen Bildern vergegenständlicht sich nicht nur der mühevolle herstellungsprozess dieser Zäune, sondern ebenso die Zeit, die Franz riegel aufgewendet hat, um diese Zäune zu würdigen und von den ablenkenden umgebungsdetails zu befreien. Andererseits enthält dieses Buch auch Fotografien, die Zäune in den vorgefundenen Kontexten zeigen. Beide Ansichten ergänzen einander jeweils zu Kapiteln über private Gartenzäune, umfriedungen öffentlicher einrichtungen sowie über Zäune von produktionsanlagen im ländlichen und städtischen raum. durch die Arbeit am Zaunbuch kamen wir vor ort mit vielen Menschen über den Gartenzaun ins Gespräch. Auch Freunde und Bekannte in unserer Wahlheimat Mecklenburg-Vorpommern, in der wir seit 2005 leben, haben wir nicht nur über die Zaunkultur sondern
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über das leben in der ddr ausgehorcht. Viele dieser Bemerkungen, Sprüche und erzählungen, die erfahrungen aus dem Alltagsleben zu Zeiten der ddr betreffen, haben wir ebenfalls gesammelt und einige den Fotografien der Zäune zugefügt. Auch hier ist die Auswahl der in dieses Buch übernommenen Zitate subjektiv. Sie spiegeln teilweise ganz persönliche erfahrungen wider, aber auch wahrgenommene Stimmungen, die uns im land immer wieder begegneten. diese auditiven Fundstücke stammen sowohl aus langen Gesprächen mit Menschen, die ihr leben hier in Mecklenburg-Vorpommern verbracht haben, und uns ihre Geschichte, ihre Sicht auf historische ereignisse oder persönliche erlebnisse dargelegt haben, als auch aus kurzen plaudereien über den Zaun, die sich bei der Motivsuche oder beim Fotografieren entwickelten. unsere Gesprächspartner leben auf dem land und in Städten. Sie betreiben ein handwerk, sind Wissenschaftler oder Traktoristen in einer lpG gewesen. die eine oder der andere sind Zugereiste wie wir. in unserem Buch ergänzen sich die Anmut des unvollkommenen in diesen Zaunelementen mit der teils ironisch-witzigen, teils sarkastischen oder bitteren erinnerung der erlebten gesellschaftlichen realität in Mecklenburg-Vorpommern. das heute weit verbreitete Grafitto „her mit dem schönen leben“ entdeckten wir erstmals 2007 an einer Mauer in prora. Wir haben es als Titel für unser Buch adoptiert. dr. Brigitte Arend
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heute gibt es kein Mittag, heute mache ich mir Gedanken.
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Freitag ab eins macht jeder seins.
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du mit deinem dicken Mercedes und deiner sauberen ddr-Vergangenheit hast da nicht mitzureden.
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damals gab es nichts und heute hat man kein Geld.
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Wenn ich vor der Frisierkommode sitze und mich wundere, wie d端nn mein Zopf geworden ist, dann habe ich manchmal lust auszuprobieren, ob ich schon wieder in mein hochzeitskleid passe.
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Auch wenn nicht alle Blütenträume reiften, haben wir zu einer interkommunalen Kooperation gefunden, die eine Basis für eine künftige Förderperiode bildet. dies geht eben doch deutlich über eine nicht näher definierte Beutegemeinschaft hinaus.
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Zum achtzigsten Geburtstag bekam ich premierenkarten geschenkt, aber ehrlich gesagt lohnte es nicht. dieselbe muschi-puh-puh-Beleuchtung wie hier, der drache aus pappmachee, dazu das alberne hohoho der Walk端ren, und bis der drache endlich tot war, dauerte es ewig.
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Seither hat meine Seele ein tiefes loch. ich kann gar nicht so viel hinein saufen, wie auf der anderen Seite hinausl채uft.
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den Zaun baute ein gewisser Kr체ger. ein halber russe, die Frucht einer Vergewaltigung, aber ansonsten ein anst채ndiger Mensch.
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Was z채hlte damals schon die lust. lenin hat es so gesagt! Wer nicht mitmachen wollte, kriegte eben keinen d체nger mehr zu kaufen, oder niemand nahm ihm mehr seine Schweine ab. es gab genug solche 체berzeugungsmethoden.
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Auch wenn der Tutower Senf kĂźnftig in Stavenhagen hergestellt wird, wird der Markenname erhalten bleiben und dann Tutower Senf aus der reuterstadt heiĂ&#x;en.
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Sie verletzen unseren Glauben an die demokratie, an das Staatswesen, an die rechtsstaatlichkeit. Sie nehmen uns die Gewissheit, dass, was unrecht ist, nicht gedeiht.
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ich stehe persÜnlich voll und ganz hinter der Sache. Allerdings befindet sich die Angelegenheit nicht mehr in meinen händen. Sie ist nun so hoch oben angebunden, dass meine Arme da nicht mehr hinreichen.
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Was uns hier hielt: die hoffnung auf den n채chsten Tag, die n채chsten Jahre, die Zukunft.
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nicht, dass ich zitternd durchs leben gelaufen wäre, aber allein dieses düstere Wort „Kommunismus“. dabei war ich für die landreform. ich wollte den Aufbau.
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Auferstanden aus ruinen. So ein unsinn. Wer wollte denn freiwillig den ruinenwalzer tanzen? Statt die Auferstehung zu preisen h채tten sie uns lieber Bananen geben sollen.
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Man m端sste die Verantwortlichen fragen, wer genau die leute sind, die ihre klebrigen Finger im portemonnaie der Verbraucher haben.
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Wir bauen auf und reiĂ&#x;en nieder, und haben Arbeit immer wieder.
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Vor drei Wochen erst hat sich der Verstorbene eine einraumwohnung in Gnoien genommen, und nun hat ihn der regionalzug erlegt.
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Bevor Sie 端berkochen, gute Frau, darf ich die Tatsachen auf den Tisch legen, gestempelt und mit datum versehen.
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nicht nur zum Beginn der ddr, als man sich mit Goethe den hintern abwischte und mit heine heizte, als wären es Briketts – auch nach der Wende wurden Bücher verbrannt. ich habe Marx und engels die Vogelscheiße abgebürstet und sie dort hin geschafft, wo sie hingehören.
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Wenn den jemand angerempelt hat, dann hat der gleich eine rakete losgelassen. FĂźr den musste man jede TĂźre noch ein wenig grĂśĂ&#x;er bauen, damit er samt seinem ego hindurch gepasst hat. na ja, jetzt ist er ruhiger geworden.
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Man gewĂśhnte sich an, nicht mal im Schlaf ein Wort zu sagen, das AnstoĂ&#x; erregen konnte. Ja, ich gebe zu, man dienerte schon am Telefon.
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dass dann die Sache auf eine formale Schiene kam, war den regularien des amtlichen Verfahrensweges geschuldet.
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Fr체her w채re der Abschnittsbevollm채chtigte mit seiner Schwalbe vorgefahren, und dann w채re Schluss gewesen.
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die Zeit ist reif, den Tatsachen in die Augen zu sehen, selbst wenn sich unsere Gemeinder채te auf den Kopf stellen und Fliegen mit dem Arsch fangen.
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S채ckeweise entt채uschungen, aber trotz ulbricht war ich in der ddr geblieben. Trotz des vorausschauenden Gehorsams, der damals verbreitet war wie die Wasserpest.
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Wir fühlten uns wie regenwürmer unter dem pflug. du siehst nichts und du hörst nichts, aber du weißt ganz genau, über dir verändert sich die Welt.
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Wir wollen jetzt mal richtig durchgreifen. Wir werden im Verein Kleing채rtner organisieren, die ihm die hecke zur체ckschneiden, und das muss der dann bezahlen, pro laufendem Meter zehn euro.
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ich habe mir ein neues Knie aus Titan geleistet. ich bin ein wertvoller Mensch.
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Zu ddr-Zeiten war alles gleicher. da kam eine lieferung Anbau, und jeder in der platte hatte die selbe Flachstrecke.
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damals gab es dieses lied von udo Jürgens, „Mit 66 Jahren“, da zog der Kowalski seinen Bauch ein, besorgte sich eine Jacke aus lederol und ein Motorrad, und machte einen auf heißen Typ. Später ist er in den Westen abgehauen. Was aus dem Motorrad wurde, weiß man nicht.
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Wenn ich morgens um sechs zur Arbeit fahre, sind zwei, drei Fenster im Wohnblock hell, die anderen schlafen. das halbe dorf ist auf hartz iV, meine Tante zum Beispiel. Zu ddr–Zeiten gerade noch die lehre fertig gemacht und seitdem nie mehr gearbeitet. Aber immer topmodern angezogen, haarverlängerung, alles. Sonderangebote vom KiK, sagt sie.
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ohne Gott und Sonnenschein, fahren wir die ernte ein.
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und über nacht waren wir lpG Typ 3, da wurde nicht gefragt. Bei der lpG Typ 3 gehörte alles allen: äcker, Grünland, Vieh, und alle waren wir nun Millionäre. Als die mit dem Viehhänger vorgefahren kamen, bin ich weggegangen. ich konnte das nicht sehen.
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Wenn du f체r den Frieden bist, sagten sie, dann st채rkst du die leistungsf채higkeit der ddr, und wirst Mitglied in der lpG.
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her MiT deM Schönen leBen dieses Foto- und Textbuch vereint Fotografien von Metallzäunen und Toren mit Sprüchen und Geschichten, die Brigitte Arend und Franz riegel auf ihren expeditionen durch Mecklenburg und Vorpommern von 2005 bis 2015 zu einem portrait ihrer Wahlheimat zusammengetragen haben. die handgemachten Zäune und Tore sind jeweils einzigartige Zeugnisse der ddr-Alltagskultur, die Geschichte erzählen. in ihnen vergegenständlicht sich schöpferischer Gestaltungswillen, der Wunsch nach Farbe, leichtigkeit und individuellem Ausdruck, was auch als Kontrapunkt zum sozialistischen einheitsideal und kollektivem Besitz verstanden wurde. Sie sind jeweils kleine Kunstwerke und denkmäler des Trotzdems. die beiden Autoren haben über den Gartenzaun hinweg und am Küchentisch dem lebensgefühl der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern nachgespürt. eine Auswahl der gesammelten Sprüche und erzählungen wurde den Fotografien der Zäune zugefügt. So ergänzen sich die Anmut des unvollkommenen dieser Zaunelemente mit der teils ironisch-witzigen, teils sarkastischen oder bitteren erinnerung der erlebten gesellschaftlichen realität in Mecklenburg-Vorpommern. Brigitte Arend, Soziologin und psychotherapeutin, und Franz riegel, Fotograf, Grafiker, und Autor, arbeiten seit 2005 gemeinsam an künstlerischen projekten in der Mecklenburgischen Schweiz. www.power-riegel.de