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Nowhere Special . Annette
Familie gesucht
Uberto Pasolini bereitet einen Abschied vor: „Nowhere Special“.
Ein Leben beginnt, ein anderes endet. Bald. Uberto Pasolini etabliert ein tragisches Setting: John (einnehmend: James Norton, Little Women), Fensterputzer in einer nordirischen Kleinstadt, kümmert sich allein um seinen vierjährigen Sohn Michael. Die Mutter ist kurz nach der Geburt weggegangen; Vater und Sohn verbindet eine innige Liebe. Umso schwerer wiegt die Tatsache, dass John unheilbar krank ist, und die Aussicht, dass ihm vielleicht noch eine Handvoll Monate bleiben. Die will er nun nutzen, um für seinen kleinen Sohn eine neue Familie zu finden.
Wie bereitet man einen Vierjährigen auf das Unausweichliche vor? Wie erklärt man all die Besuche bei fremden Menschen? Und wie weiß man, welche Entscheidung die richtige ist? Pasolini (Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit) legt einen ruhigen, herzzerreißenden Film vor, dem die Kür gelingt, nicht nur vom Abschied zu erzählen, sondern vor allem von Freude und Glück. Für die bewegende Arbeit gab’s in Venedig in der Sektion Orrizonti den Jurypreis des Premio Bisata d‘Oro. www.facebook.com/ NowhereSpecialFilm
NOWHERE SPECIAL GEPLANTER KINOSTART 21.01., UK/IT/RO 2020, REGIE Uberto Pasolini, MIT James Norton, Daniel Lamont, FILMLÄNGE 96 Min., © Filmladen
Verhängnisvolle Töne
Leos Carax setzt mit Adam Driver und Marion Cotillard ein Musical um: „Annette“.
Man solle noch einmal tief Luft holen: Das Atmen sei während der Show nicht gestattet, führt uns eine OffStimme ein. Und dann geht es los. „So may we start?“, fragt der an den Reglern im Tonstudio sitzende Regisseur Leos Carax. „So may we start?“, beginnen dann auch gleich die ArtPop-Pioniere Sparks, die Leos Carax’ Musicalprojekt mit Tönen ausstatten, mitsamt Backgroundsängerinnen, einem Kinderchor sowie Adam Driver und Marion Cotillard zu singen: „It’s time to start!“ Entschlossen verlassen sie das Studio, gehen durch die Straßen L.A.s und liefern einen Auftakt für Leos Carax‘ spannendes Filmprojekt, ehe alle in ihre Positionen auseinanderstieben. „There’s fear in them all but they can’t let it show / They’re underprepared but that may be enough / The budget is large but still it’s not enough.“ Die einnehmende Metaebene sorgt dafür, sich gleich auf die gewagte Unternehmung einzulassen: Adam Driver und Marion Cotillard sind also die Hauptdarsteller eines abseitigen Musicals, in dem schweißüberströmte Sexszenen mit Gesang, toxische Männlichkeit, Selbsthass und Ausbeutung zu sehen sind.
Dabei beginnt alles so idyllisch: Ein Stand-up-Comedian (Adam Driver) und eine Opernsängerin (Marion Cotillard) „love each other so much“. Ihre für alle anderen unerwartete Verbindung ist von medialem Interesse, auf seinem Motorrad brettern sie in ihr gemeinsames Leben. Schließlich wird die Liebe von einem Kind gekrönt. Doch die Ankunft der außergewöhnlichen Titelheldin Annette bringt alles durcheinander. SPARKS‘ FANTASIEN Das mutige und absurde Drama eröffnete die Filmfestspiele von Cannes und holte dort auch den Regiepreis. Die Idee zum Projekt hatten die Sparks, die nach Holy Motors mit Carax Kontakt aufnahmen: In seinem Film kam ein Sparks-Song vor, „sie wussten also, dass ich ihre Arbeit schätze“. Erst pitchten sie eine historische „Ingmar-Bergman-Fantasy“ (was er ablehnte), ein paar Monate später kontaktierten sie ihn mit der Idee zu Annette – und lieferten gleich 20 Demos. Carax, der seinen Film Die Liebenden von Pont-Neuf schon gern als Musical umgesetzt hätte, erhielt nun eine fantastische Gelegenheit für einen Ausflug ins musikalisch geprägte Filmgenre … #annette
ANNETTE GEPLANTER KINOSTART 16.12., BE/D/F 2021, REGIE Leos Carax, MIT Adam Driver, Marion Cotillard, FILMLÄNGE 140 Min., © Stadtkino Wien