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Filmkost
FILM KOST
Burn After Reading Bullet Train Once Upon A Time in Hollywood
Kalifornia Ocean’s Eleven Rendezvous mit Joe Black
Dass die Mineralwasserflasche plötzlich mit voller Wucht an seinen Kopf geschleudert werden würde – damit konnte Tangerine (Aaron Taylor-Johnson) in Bullet Train nun wirklich nicht rechnen – nicht einmal, wo er sich mit dem Agenten mit dem Codenamen Ladybug eben noch in einem Kampf befunden hatte – in einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug. Dann aber rollte das Boardrestaurant herbei, der Kampf musste unterbrochen werden, Ladybug ließ sich ein Mineralwasser geben, und die Regeln des Films – nicht dieses Films, wie wir nun wissen – sollten besagen, dass Ladybug die Flasche konsumiert. Dass er sie wirft? Wirklich: Wer konnte damit schon rechnen. Denn: Ladybug wird dargestellt von Brad Pitt, und wen auch immer Brad Pitt darstellt, hat ständig alle Hände voll damit zu tun, zu essen und zu trinken.
In Kalifornia (1993) tauscht man sich bei chinesischem Fast Food über einen Body Count aus, in Legenden der Leidenschaft (1994) steht Pitt als letzter Gentleman auf, wenn eine Frau den Raum betritt, ist er doch eigentlich mit Essen beschäftigt; in Once Upon A Time in Hollywood (2019) schaufelt er Mac and Cheese aus dem Topf. Ob Brad Pitt nun mit Nick Cave (Johnny Suede, 1992) oder Robert Redford (Spy Game, 2001) spricht: Er stopft sich zwischendurch Essen in den Mund. In Ocean’s Eleven (2001), Ocean’s Twelve (2004) und Ocean’s Thirteen (2007) plant er die Heists kauend. In Interview mit einem Vampir (1994) ernährt er sich aus moralischen Gründen lieber von Ratten- als von Menschenblut. In der Agentenkomödie Mr. & Mrs. Smith (2005) wird Essen zu einer Vertrauensfrage. In Der seltsame Fall des Benjamin Button (2008), dessen Leben rückwärtsläuft, muss Pitt als alter Mann essen lernen. Dazu eignet sich Kaviar. In The Mexican (2001) teilt er sein Essen ungern mit einem Hund. In Joel und Ethan Coens Burn After Reading (2008) hat er meistens einen Strohhalm im Mund, in Moneyball (2011) gleicht die Aufzählung – von Popcorn bis Sonnenblumenkerne – einer Einkaufsliste. Selbst als WW2Lieutenant in Inglourious Basterds (2009) hat er Zeit, in ein herzhaftes Baguette zu beißen. Man könnte ewig so weitermachen.
Warum ist Pitt in seinen Drehbüchern so hungrig? Warum stopfen seine Figuren ständig Snacks in sich hinein? (Selbst in Troy oder als der Tod in Rendezvous mit Joe Black!) Ist es die Behauptung von Authentizität, wo Menschen nun mal … essen? Möglichkeit von Identifikation (selbst der schöne Brad isst Pommes)? Ist es einfach sein Markenzeichen? So wie John Cusack im Regen steht und Tom Cruise gern ein Stuntman wäre?
Will man Brad Pitt Glauben schenken, sei er ein „grazer by nature“ – die, die ihr Essen stehend konsumieren, ständig snacken. „I like to busy myself.“ Schauspieltrainerin Ivana Chubbuck glaubt, dass es ihre Schuld sei, dass er es auch auf der Leinwand tut: „Das ist eine meiner Techniken: Tue immer etwas. Es geht meistens nicht darum, was man sagt, sondern darum, wie man Dinge auffängt und was sie einem im Leben bedeuten. Essen ist eben Brads Ding.“ Weil die Szenen so besonders natürlich wirken? „Ja. Wenn ich Sex mit jemandem haben will, trinke ich meinen Kaffee anders als wenn ich will, dass er geht. Wie ich den Kaffee umrühre, hängt von meiner Einstellung und den Umständen ab. Dann muss man nicht mehr sagen: ‚Geh weg.‘“ Wir sagen trotzdem noch: Guten Appetit.
7SEITEN
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