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Serviam – Ich diene

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MEIN KÖRPER

SERVIAM – ICH WILL DIENEN KINOSTART 02.12., A 2022, REGIE Ruth Mader, MIT Maria Dragus, Kristina Bangert, Alexander Dworsky, FILMLÄNGE 106 Min., © Panda

„Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen.“

Regisseurin und Drehbuchautorin Ruth Mader (Struggle) blickt in ein katholisches Mädcheninternat in den 1980er-Jahren am Rande von Wien. Hier parken wohlhabende Eltern ihre Kinder, auch wenn es mit dem Glauben nicht mehr so weit her ist: Hierhin schickt man seine Kinder aus Prestige-, nicht aus Glaubensgründen. Die katholische Privatschule dient noch als Zeugnis der Zugehörigkeit einer Elite, vereinzelte Kinder aus der Unterschicht werden geduldet. Die Schule floriert zwar noch, der Glaube aber lässt nach, und der oberste Stock des Internats steht bereits leer. Eine junge Nonne (Maria Dragus, Tiger Girl) möchte ihre Institution vor dem Niedergang retten und arbeitet mit Feuereifer am Glauben der Kinder. Gerade bei der zwölfjährigen Martha, einer ihrer Lieblingsschülerinnen, stößt sie auf offene Ohren: Das Mädchen driftet

Ruth Mader inszeniert Maria Dragus als fanatische Internatsnonne: „Serviam – Ich diene“.

in religiösen Fanatismus ab. Sie möchte die Sünden der Welt sühnen und schnallt sich auch den Bußgürtel der Schwester um. Nur verletzt sie sich damit schwer und wird von der Nonne im verlassenen oberen Stockwerk des Internats versteckt. Gott, so vertraut das Mädchen, wird sie nicht im Stich lassen.

INSZENIERTE ANGST Bleiern wird in diesem entschlossenen Film, der seine Premiere im Wettbewerb des Locarno Film Festival feierte, geschwiegen: Das Schweigen ist voller Angst. Die Nonne hat eine Mission, die Kinder sind in einem beeinflussbaren Alter. Mader besuchte selbst ein Internat – St. Ursula in Wien (hier wurde u.a. auch gedreht) –, die von ihr inszenierte Geschichte ist frei erfunden.

Dass Ruth Mader ein Faible für Hitchcock’schen Suspense hat, ist spürbar. „Ich finde, die Geschichte bietet das an, beispielsweise durch das Verstecken des Mädchens“, so die Regisseurin in einem Interview. „Die Angst ist hier ein übergeordnetes Thema und allgegenwärtig. Stanley Kubricks The Shining war eine große Inspiration für den Film, aber auch John Carpenters Halloween – beide Einflüsse spiegeln sich in den langen Einstellungen der Gänge wider.“

Mader exerziert die Frage durch, was passiert, „wenn da plötzlich jemand die Lehre vom Sinn des Leidens radikal lebt. Und was, wenn ein Kind aus Liebe zu Christus in den Tod zu gehen bereit ist?“ Plötzlich ist das Katholische nicht mehr nur Dekor … www.serviam.at

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