2 minute read
Teambuilding in Schottland
Tom Schilling, Jürgen Vogel und David Kross auf Wochenendseminar: in der Verfilmung von Isabel Bogdans „Der Pfau“.
Dem Teambuildingseminar in Schottland sieht keiner der Investmentbanker freudig entgegen. Hüttenbauen im Wald? Ernsthaft? Sind wir denn Biber? Dass jeder jeden und vor allem die Chefin (Lavinia Wilson als Linda) argwöhnisch beobachtet, liegt an Gerüchten: Bald werde ein Compliance-Mitarbeiter das Team neu strukturieren: Es läuft hier nicht alles sauber, korrekt und woke – es gibt Handlungsbedarf. Nun sitzen sie also in der aktuellen Besetzung auf dem abgelegenen und schon etwas runtergerockten Landsitz von Lord und Lady McIntosh und verbringen ein unentspanntes Wochenende zwischen Etagenbetten und Gemeinschaftsbad, zugigen Räumen und marodem Heizsystem und fern einer Mobilfunkabdeckung. Andreas (Tom Schilling, Oh Boy) mutmaßt, dass das Wochenende nur stattfindet, damit Linda weiß, wen sie am Ende feuern soll: Paranoia galore! Von der Anbiederung bis zum Aussetzer wird im zwischenmenschlichen Bereich nun alles geboten.
Als der Lieblingspfau des Lords und die Lieblingsgans der Lady verschwinden, ist weiterer Streit vorprogrammiert. Wer hat den Pfau auf dem Gewissen? Es wird ein Whodunit der außergewöhnlichen Sorte. Entkommen gibt es keins: Dafür sorgt der entschlossen vom Himmel rieselnde Schnee – beziehungsweise Regisseur Lutz Heineking Jr. (Andere Eltern, Drinnen), der den 2016 erschienenen Bestseller von Isabel Bogdan verfilmt hat, in dem ein Pfau, der auf die Farbe Blau reagiert, begeisterte.
Knapp Vor Der Eskalation
„Das Faszinierende und das, was mich neben der vielen liebevollen Details besonders begeisterte, war die immer im Raum schwebende Eskalation. Ständig denkt man, ‚gleich gehen sie sich an die Gurgel, aber …‘“, so Heineking. „Der Motor des Buches sind die Gedanken der liebevoll und einzigartig gezeichneten Charaktere. Alle Banker*innen denken und analysieren für sich, wie die Ereignisse um den ominösen Pfau zusammenhängen könnten. Es wird sehr viel überlegt und nicht sehr viel agiert, und das wiederum ist nicht ganz so easy für eine Filmübersetzung.“ So wurde für den Film eine Kapitelstruktur überlegt, die die Sicht der einzelnen Figuren in den Fokus rückt und die Geschehnisse aus der jeweiligen Perspektive erzählt. „Mein Ziel war es, einen besonderen Cast zusammenzustellen – nicht die üblichen ComedyVerdächtigen, aber eben sehr gute Schauspieler, mit denen man in der Besetzung einer Komödie überraschen kann.“ Jürgen Vogel, Tom Schilling und David Kross gehören dem Team an Bankern mit blank liegenden Nerven an, die die Seminarmaßnahmen mehr oder weniger würdevoll und engagiert über sich ergehen lassen.
Durch Zufall griff Heineking im Urlaub zu Isabel Bogdans Roman. Dass er – wie im Buch – eingeschneit wurde (allerdings im Allgäu, nicht in Schottland), sorgte wohl für eine noch intensivere Leseerfahrung. Als er die letzte Seite beendet hatte, machte er die Autorin auf Facebook ausfindig und kontaktierte sie gleich.
Auf dem Weg vom Buch zum Film kam etwa das Compliance-Verfahren hinzu. Womit Bogdan gut leben kann: „Es fügt den Verwicklungen noch eine Umdrehung hinzu und sorgt dafür, dass die Banker einander noch etwas kritischer beäugen und insgesamt ein bisschen böser sind als im Roman. Und das tut ihnen sehr gut, bei mir sind immer alle ein bisschen zu nett.“ www.derpfaufilm.de