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Glücks-Reenactment
In „Akropolis Bonjour“ wird ein Familienurlaub nachgestellt –um so was wie ein Glücksempfinden zu reaktivieren.
Seit Thierry (Jacques Gamblin, Der Name der Leute) nicht mehr arbeitet, hält ihn die Vergangenheit beschäftigt: Er digitalisiert die Familienfotos und hat dabei eine richtiggehende Obsession entwickelt. Die Erinnerungen von früher sind viel wichtiger als die neuen, die man machen könnte. Als seine Frau Claire (Pascale Arbillot, Madame Aurora und der Duft von Frühling) etwa einen spontanen Ausgehabend vorschlägt, ruft das in Thierry höchstens Verwirrung hervor: Wozu denn das, für so was gibt es doch gar keinen Grund?
Claire, die schon lange mit ihrem Miteinander hadert, reicht es: Sie will ihn verlassen. Thierrys Reaktion fällt eigenwillig aus: Er entdeckt auf alten Urlaubserinnerungen eine Notiz von Claire („Wann machen wir diesen Urlaub noch einmal?“) und überrascht die Familie mit dem Plan, den Griechenlandurlaub aus dem Jahr 1998 nachzustellen – inkl. der längst erwachsenen Kinder (die teils bestochen werden müssen).
RECYCELTER FAMILIENSINN
Thierry plant nostalgisch. Bei der Autovermietung hat er den roten Minibus von damals aufgetan, auch das Hotel ist dasselbe, und das will was heißen: Es war schon damals nicht gut in Schuss. Die Ausflüge, die Abendgestaltung – alles soll so sein wie früher. Als sie glücklich waren. Natürlich ist die Katastrophe vorprogrammiert. Man könnte Jacques Gamblin ewig dabei zuschauen, wie er als ungeschickter Thierry beharrlich um die Liebe kämpft.
Dass Regisseurdebütant François Uzan (Drehbuchautor der NetflixSerie Lupin) in seinen Dreißigern mit seinen Eltern verreiste (und erkannte, dass die familiäre Dynamik immer gleich bleibt und man zum Zehnjährigen regrediert), war der Ausgangspunkt dieser zartmelancholischen Komödie, die mit ganz viel Empathie für die Figuren daherkommt und von der Arbeit der Zeit erzählt. Nicht nur die Familienmitglieder haben sich verändert, sondern auch ihr Urlaubsort – Griechenland: „Ich fand es spannend, auch davon zu erzählen, wie sehr sich dieses Land in den vergangenen Jahren gewandelt hat, und so die Verschiebung zu dem, was man als Tourist erwartet, und der heutigen Realität zu zeigen.“
#akropolisbonjour
AKROPOLIS BONJOUR – MONSIEUR
THIERRY MACHT URLAUB – ON SOURIT
SUR LA PHOTO KINOSTART 10.03., F 2022, REGIE François Uzan, MIT Jacques Gamblin, Pascale Arbillot, Pablo Pauly, Agnès Hurstel, FILMLÄNGE 95 Min., © Polyfilm