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Lauter Opfer

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DAS 94. DOT.

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David Wnendt trifft bei der Verfilmung von „Sonne und Beton“ den richtigen Ton.

Bedr Ckend Authentisch

Berlin-Gropiusstadt, 2003. Die Aufteilung ist klar und überschaubar: Wer hier lebt, ist entweder Gangster oder Opfer, und das Sprichwort lautet leicht verändert „Der Klügere tritt nach“. – Die Freunde, von denen Felix Lobrecht in seinem Bestseller und nun David Wnendt in der kompromisslosen Ver lmung des Sto es erzählt, sind de nitiv Opfer. Erst recht, als Lukas (Levy Rico Arcos), Gino (Rafael Luis Klein-Heßling) und Julius (Vincent Wiemer) im Park Gras kaufen wollen, zwischen rivalisierende Dealer geraten, Lukas verprügelt und eine Schutzgeldforderung in der Höhe von 500 Euro ausgesprochen wird. Wie bitte soll Lukas das Geld au reiben, wenn er sich nicht mal den Eintritt fürs Schwimmbad leisten kann? Der neue Schulkollege Sanchez (Aaron Maldonado-Morales) hat eine leichte Lösung: in die Schule einbrechen, die neuen Computer mitgehen lassen und verhökern. Der Plan geht natürlich nach hinten los.

Stress zu Hause bei ihren zerrütteten Familien, wenig Erfolg bei den Mädchen, wenig Perspektiven – für später und schon allein für den Nachmittag nach der Schule. Wnendt (Kriegerin, Er ist wieder da) fängt die roughe Welt der Jungs ungeschönt ein; diesen bedrückenden Ort sozialer Ungerechtigkeit, in dem ziellose Figuren durch Hochhausschluchten straucheln und sich ihre Ambitionen schnell abgewöhnt haben. „Das Leben ist hart. Besonders mit 15. Und wenn man mit 15 in Berlin-Neukölln wohnt, dann ist das Leben die Hölle“, so David Wnendt. „Als ich den Roman zum ersten Mal las, fühlte ich eine tiefe Verbindung zum Sto und große Empathie für die Haupt gur Lukas. 15 ist ein Alter, in dem die eigenen Probleme übergroß und existenziell erscheinen. Ein Alter, in dem Erwachsene kaum helfen können und einem mit Unverständnis oder nutzlosen Ratschlägen begegnen. Die große Stärke des Romans ist, wie authentisch, glaubwürdig und sensibel er dieses Lebensalter rüberbringt. Die Figuren sind di erenziert und realistisch dargestellt. Lukas und seine Freunde sind keine Engel, sie können rau, grob und frech sein, sie bauen viel Mist, und doch sind sie verletzlich und fähig, Zärtlichkeit zu zeigen.“ Wnendt hat junge Menschen gefunden, die in ihrer Darstellung genau das zu transportieren wagen. Zart und unschuldig und gleichzeitig streetwise.

#SonneUndBeton

SONNE UND BETON KINOSTART 03.03., D 2023, REGIE David Wnendt, MIT Levy Rico Arcos, Vincent Wiemer, Rafael Luis Klein-Heßling, Aaron MaldonadoMorales, Jörg Hartmann, FILMLÄNGE 119 Min., © Constantin Film

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