Tipi – Magazin für die Familie Sommer/2015

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Familienmagazin

rohkost

Sommer 201

Magazin für die Familie

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Babysitter Die guten Geister

Daheim in der Fremde

Alles fließt

Otto Schenk

Muh & Mäh

Jin Shin Jyutsu

Geschichte einer Kindheit

Urlaub am Bauernhof

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Traumhaft günstig in reisen! Büllig auntaunzen Graz. Im Familienabteil Günstig von Wien nach der Graz,ÖBB 16 MalNachtreisezüge. täglich.

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Editorial

© 2015 http://stephanmussil.at

Liebe Leserin, lieber Leser, auch wenn es mein Nachname nicht unbedingt vermuten lässt: Geboren bin ich in Wien, genauso wie meine Eltern, mein Partner und meine beiden Söhne. Wie es ist, in einem Land zu leben, in dem man nicht geboren wurde, kann ich mir mangels Erfahrung nur schwer vorstellen. Anders unsere Coverfamilie, die Kasachstan vor fünf Jahren den Rücken kehrte, um nach Wien zu ziehen. Ab Seite 14 erzählen sie ihre Geschichte. Viele Geschichten erzählte mir Otto Schenk kurz vor seinem 85. Geburtstag – und ich hätte ewig weiter zuhören können – über seine Kindheit als Halbjude in der NS-Zeit oder seine geliebte Großmutter, die Nonna, die ihn zum Vorlesen ermunterte (Seite 22). Vorlesen – das machen auch die drei Babysitter gerne, die ihre Erfahrungen ab Seite 26 mit uns teilen. Bei ihnen dürfen Kinder schon mal Dinge tun, die sonst nicht erlaubt sind. Und wie ist das eigentlich, wenn wirklich alles erlaubt ist? Alina Rheindorf war mutig und hat einen Tag nur „Ja“ gesagt – zu Schokofondue, Handabdrücken an den Wänden und kreativer Kleidungswahl. Ihr Fazit: Nie wieder! (S. 30) Im Namen der Redaktion wünsche ich einen herrlichen Sommer mit tollen Erlebnissen, erholsame Ferien und viel Freude mit der neuen Tipi-Ausgabe. Familie ist ein Gefühl. Und Tipi ist es auch.

Kim Sztrakati, Chefredakteurin chefredaktion@tipimagazin.at Tipi kommt viermal jährlich gratis zu allen McDonald’s Family Club-Mitgliedern direkt nach Hause, zur freien Entnahme findet man Tipi in allen teilnehmenden McDonald’s Restaurants, zudem in 800 Trafiken in ganz Österreich. Anmeldung zum McDonald’s Family Club mit Anmeldekarte in jedem McDonald’s Restaurant oder ganz einfach online hier: www.mcdonalds.at

Die Tipi-Coverfamilie Wer wir sind: Marina (33), Rinat (38), Gloriya (8), Ilyas (6) Woher wir kommen: Kasachstan Was wir mögen: Neues entdecken, spontan reisen, Gäste empfangen und kulinarisch verwöhnen, Menschen kennenlernen, Kinderfeste besuchen Foto: Alek Kawka, www.alek.at

Lust auf

ein Cover-

Fotoshooting mit der

ganzen Familie?

Tipi und der McDonald’s Family Club suchen die nächste Coverfamilie. Wenn ihr das sein wollt, schickt einfach ein Mail mit Kurzbeschreibung und Familienfoto an: cover@tipimagazin.at

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Inhalt

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Von Kasachstan nach Österreich: Wie es sich in der Fremde lebt

chste Das nä Tipi:

A ug

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© Simone Porteder (Illustration), Alek Kawka, Heidrun Henke, Promotur Turismo Canarias, Skateistan, No Sweer, Moritz Schell, Jan von Holleben, Keen

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Herausgeber & Geschäftsführer: Lorin Polak Chefredaktion: Kim Sztrakati Konzept: Ursula Ressl Art-Direktion: Simone Porteder Text-Redaktion: Theres Arnold, Fiona-Livia Bachmann, Heidrun Henke, Markus Höller, Alexander Kords, Sarah Latussek, Toni Oberndorfer, Trude Peters, P. A. Reichmann, Alina Rheindorf, Luisa Siller, Lisa Strebinger, Eva Maria Wagner, Peter Zirbs Assistentin der Redaktion: Natascha Holba Grafik: Osutoria Holding GmbH Fotos: Alek Kawka, Fotolia, Verlage, Hersteller, Verleiher Illustrationen: Artur Bodenstein, Simone Porteder Lektorat: Gudrun Likar Marketing und Mediaberatung: Michael Martinek Redaktion- und Mediaberatung: Simone Schnak, Daniela Horvath, Georg Peter Vertrieb: Georg Peter Medieninhaber, Eigentümer und Verleger: PPH Media Verlag GmbH, Otto-Bauer-Gasse 6, 1060 Wien Tel.: +43/(0)1/235 13 66-800, Fax: +43/(0)1/235 13 66999, E-Mail: office@pph-media.at Offenlegung nach § 24 bzw. § 25 MedienG sowie Angaben gem. § 5 ECG: Medieninhaber: PPH Media Verlag GmbH, Sitz in Wien. Unternehmensgegenstand: Redaktion, Herstellung und Distribution von Magazinen, Zeitschriften, Kalendern und anderen Drucksorten, insbesondere des Familienmagazins „TIPI“ und des Film- und Musik-Magazins „DOT.magazine“. Geschäftsführung: Lorin Polak. PPH Media Verlag GmbH steht im Eigentum von Lorin Polak (100 %) mit Sitz in Wien. Tätigkeitsbereich PPH Media Verlag GmbH: Gegenstand des Unternehmens ist jedwede geschäftliche Tätigkeit im Zusammenhang mit Print- und digitalen Medien im Bereich zielgruppenorientiertem Jugend- und Familienformat, der Geschäftsbereich Business to Business, jedwede Tätigkeit einschließlich Marketing und Consulting im Bereich Medien und Werbewirtschaft. Die Gesellschaft ist zu allen Geschäften und Maßnahmen berechtigt, die zur Erreichung des Gesellschaftszwecks notwendig oder nützlich erscheinen. Blattlinie: Familienmagazin, Berichterstattung über familienorientierte Themen wie Gesellschaft, Psychologie, Mode, Wohnen, Essen, Gesundheit, Freizeit und Reisen.

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Editorial Mein Lieblings... Where Children Sleep Familienplauderei Kochschule Basteltipp Abenteuerland Pro und Kontra

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Leben und wir

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In der Fremde daheim Die Geschichte von drei eingewanderten Familien, die in Österreich ein neues Zuhause gefunden haben Skater ohne Grenzen In Skateistan in Afghanistan lernen Mädchen Skateboarden – und mehr Geschichte einer Kindheit Otto Schenk über seine Kindheit in der NS-Zeit, seine Großmutter und die Anfänge beim Theater

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Die guten Geister Babysitter und ihre Erfahrungen Mama sagt „Ja“ Was passiert, wenn wir den Kindern einen Tag lang alles erlauben Wie sag ich’s meinem Kind Wie man mit Kindern über Flugzeugabstürze spricht Gut gerüstet für das Berufsleben Lehrlinge bei McDonald’s Österreich

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Mode und so

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Haarige Angelegenheiten Wenn die ersten Härchen sprießen Melone – nicht ohne! Modische Stücke mit Wassermelonen

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Essen und Gesundheit

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Die (F)rohkost Vor- und Nachteile einer Rohkost-Ernährung

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Inhalt

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Publikumsliebling Otto Schenk schwelgt in Erinnerungen

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Heilsame Berührungen Wie Kinder mit Jin Shin Jyutsu ihre eigenen Kräfte aktivieren können Mach’s vegetarisch! Die neue „Make it Veggie“-Option bei McDonald’s Österreich

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Wir sind weg

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Freie Zeit

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Zurück in die Wildnis! Warum Kinder die Natur brauchen

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Das erste Mal Über den ersten Familienurlaub zu viert Viel Muh und wenig Müh! Urlaub am Bauernhof Insel des ewigen Frühlings Reise auf die Kanarische Insel Fuerteventura

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Film-Highlights Was uns im Sommer in die Kinosäle lockt Schauen, Spielen, Lesen, Hören Neue DVDs, Bücher, CDs & Co.

Jetzt Mitglied im McDonald’s Family Club werden und jede Tipi-Ausgabe direkt nach Hause geschickt bekommen. Alle Infos unter www.mcdonalds.at/ familyclub

& schick

mach mit

ein!

mini Tipi Die Kinder-Besonder-Seite zum Heraustrennen

Überall, wo du diesen Button siehst, kannst du Tipi aktiv mitgestalten. Als Dankeschön für jede Veröffentlichung gibt es Goodies von McDonald’s und kunterbunte Geschenke.

Noch mehr Tipi gibt es auf www.facebook.com/TIPI.Familienmagazin

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Mein Lieblings... KINDER STELLEN VOR

Elliot

3 /2 Jahre *W * ien 1

& schick

mach mit

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© Privat

-sport, sspiel, iebling fo bitte an: L r e u In te Was is oto mit gazin.at etc.? F a -essen lings @ tipim eb meinli

Mein Lieblings... Eis » ... ist Vanille-Schokolade. Nur Schokolade mag ich auch sehr gerne, aber Vanille-Schokolade ist noch besser! Und wenn ich ganz gut aufpasse beim Essen, dann sieht der Papa nicht, dass die Oma mir zwei Eis gekauft hat! « 6 | som m er 2015

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Tipi-Premiere ,

und

präsentieren den Familienfilm in 3D

MINIONS Kino

Ihr wollt dabei sein, mit eurer ganzen Familie? Dann sendet uns ein E-Mail mit der benötigten Ticketanzahl an kino@tipimagazin.at und erlebt die Premiere des Familienhits MINIONS. Die Ticketvergabe erfolgt nach Verfügbarkeit. Wer exklusiv dabei ist, bekommt bis spätestens Donnerstag, 25.6.2015 ein Bestätigungs-E-Mail.

Wann: Mittwoch, 1. Jul i 2015 Kartenausgabe: 15 Uh r Filmbeginn: 16 Uhr Wo: Cineplexx Wienerb erg Wienerbergstraße 11, 1100 Wien

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Where Children Sleep

Anonym, 4 Jahre, Italien Aus dem Fotoprojekt „Where Children Sleep“ von James Mollison

Dieser 4-jährige Bub und seine Familie leben auf einer Matratze am Rande von Rom in Italien. Die Familie kam mit dem Bus aus Rumänien, nachdem sie sich auf der Straße genug Geld für die Fahrt erbettelt hatte: 100 Euro pro Erwachsener, 80 Euro pro Kind. In Rom angekommen, übernachteten sie zunächst in einem Zelt. Da sie aber die nötigen Dokumente nicht hatten,

wurden sie des Platzes verwiesen und schlafen seitdem auf der Matratze im Freien. Sie haben Rumänien ohne Ausweise und Papiere verlassen und können deshalb keiner legalen Arbeit nachgehen. Während der Bub am Gehsteigrand sitzt, putzen seine Eltern, die weder lesen noch schreiben können, Windschutzscheiben und verdienen so 30 bis 50 Cent pro Scheibe.

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Š James Mollison

Where Children Sleep

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Familien

Familienplauderei

Andrea (42) Börge (47) Tom (13) Nik (11) Ben (9) Elli (4) aus der Steiermark

PLAUDE R 1. 2.

Martina (31) Stefan (41) Mia (4) aus Niederösterreich

Das Highlight des bisherigen Jahres

Familie Kummert

Neujahrstag bei strahlend schönem Wetter in Novigrad/ Istrien – Steine und Muscheln suchen

ka Familie Ruzic

Mias erste Geburtstagsfeier im Kindergarten: Sie war fürchterlich aufgeregt und hat sich gefreut, mit all ihren

Marlene (29) Samuel (30) Lena (3) Daniel (1) aus Tirol

Freunden zu feiern.

Familie Geisler

Sabrina (23) Andreas (25) Viola (14 Monate) aus Niederösterreich

en ner Familie Huschka−M

Sandra (28) Peter (32) Anna (3) Michael (1) aus der Steiermark

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Jede Woche ein anderes

Violas erster Geburtstag und dass sie laufen gelernt hat

Michaels erster Geburtstag und für Anna das Faschingsfest

Das machen wir im Sommer

Sizilien-Rundreise mit dem Wohnmobil und Besuch des Ätnas

Wir fahren mit Oma und Opa auf eine Hütte in den Bergen. Ansonsten wird das Freibad unsicher gemacht.

Urlaub im Forsthofgut in Leogang, Papas neues Büro einweihen und viel schwimmen gehen

Ganz viel in n unserem neue n he Garten plansc e und die Sonn genießen

Die meiste Zeit werden wir am Bauplatz oder im Schwimmbad verbringen!

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& schic

mach mit

5.

ein!

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udern? Wollt ihr mit uns pla : an o Fot t mi E-Mail .at plauderei@tipimagazin

6.

Darüber wird gerade diskutiert

Das ist schiefgegangen

Handy-Spielen und Internet-/ Computerverbot am Sonntag

Das Trampolin zeitund kindgerecht aus dem Winterschlaf zu holen

die und Nik erAls Tom t a r P beim a h c s k Ri haben steuert e g k r a p ama a und M und Pap ln strampe hinten . durften

Was „schlimme Wörter“ sind

Die private Kindergeburtstagsfeier fiel leider aufgrund von Terminkollisionen aus. Wir holen das aber mit einem Sommerfest nach.

Mia spielt täglich die Eiskönigin nach – inklusive Kostümen und singen! Manchmal dichtet sie etwas um, dann müssen wir alle wirklich viel lachen :)))

Köchin. Sie übt auch

Lenas erster Radlausflug endete im Krankenhaus.

Wenn uns die Kinder imitieren

Lena will Ärztin oder Kellnerin werden, Daniel lernt erst mal sprechen ;)

Mama war das erste Mal allein übers Wochenende weg, und Viola wollte nicht schlafen und hat viel geweint.

Wenn Viola tanzt

Wann das Wetter schön genug ist, um ins Schwimmbad zu fahren

Ob die Haube bzw. der Hut am Kopf bleibt oder nicht

Wie viele Tage es noch bis September sind – Anna freut sich schon auf den Kindergarten!

Michael hat eine n schwarzen Ölkrei destift gegessen – dementsprechend hat auch sein Gesich t ausgesehen :)))

Da haben wir herzlich gelacht

Eigentlich mussten wir über die Sache mit der Ölkreide auch lachen – vor Michael ist nämlich nichts sicher, er kostet alles!

Das wollen die Kinder einmal werden

Tom: ein berühmter YouTuber Nik: Lehrer Ben: Koch Elli: Prinzessin

Mias momentaner Berufswunsch ist schon fleißig in der Küche!

Das kann s ie uns leider noch nicht sage n ;)

Anna hat gerade ein neues Lieblings-Minibücherl und möchte daher Lehrerin © Privat (5)

E REI 3. 4.

Reden, erzählen, sich besser verstehen und gemeinsam lachen.

werden.

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Leben und wir In der Fremde daheim • Skater ohne Grenzen • Geschichte einer Kindheit: Otto Schenk • Die guten Geister • Mama sagt „Ja“ • Wie sag ich’s meinem Kind • Gut gerüstet für das Berufsleben

Unverstanden

eigentlich, Was wollen Babys er od wenn sie schreien der die Stu e brabbeln? Ein d un te Gu : igt ze g Uni Pra sind noch hle fü Ge e ht lec sch terrecht einfach zu un r ist ge eri wi scheiden, sch chen sa Ur n ue na es, die ge ssant: ere Int . en ut de zu r dafü besser ht nic Frauen sind darin er die ab ht eic ell Vi als Männer. ...? r ste Geschwi

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Kleidung von Oeuf, www.oeufnyc.com

Schöne Bilderwelt

Gut unterstützt

Weil herkömmliche Fotobücher kleinen Kinderpatschhänden nicht lange standhalten, wurde die Idee von Kleine Prints geboren. Die 14 x 14 cm großen Alben haben 13 robuste, dicke Seiten und können mit ganz persönlichen Fotos gefüllt werden. Um € 25,–. www.kleineprints.de

Was an ein riesiges Nackenhörnchen erinnert, ist das neue Stillkissen von Ergobaby. Durch seine c-förmige Silhouette sorgt es für eine optimale Stillposition und Entlastung für Mamas Rücken, Schultern und Arme. Natural Curve aus formstabilem Schaumstoff um € 69,–. www.ergobaby.de

Mit bestem Gewissen Schwups, schon liegt der Schnuller wieder am Boden. Was jetzt? Schwedische Forscher meinen: Ablutschen! Die komplexe Mikroflora im Mund der Eltern soll die gesunde Entwicklung des Immunsystems fördern – und es widerstandsfähiger gegen Allergien machen. Schnuller von Philips Avent um € 4,99. www.philips.at

© Oeuf (1), Hersteller (7)

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Leben und wir

Ehrlich&komisch

Die erste Schwangerschaft ist ein Riesenabenteuer – auch für die Autoren von Bauchpanik & Männerwehen. Birgit und Helmut Moser-Kadlac erzählen in zwanzig heiteren Kapiteln ihre persönlichen Erlebnisse während der Zeit des Ausnahmezustandes. Erschienen im Verlag Berger um € 17,90.

Kleine Sonne 1,6 Milliarden Menschen müssen bei Dunkelheit ohne Licht auskommen – Little Sun will das ändern. Die Solarleuchte wurde vom Künstler Olafur Eliasson und dem Ingenieur Frederik Ottesen entworfen – über den Kauf wird ein günstigerer Einkaufspreis in afrikanischen Ländern querfinanziert. Um € 22,–. www.littlesun.com

Großer Wurf Als Geschenk zur Geburt sind sie prädestiniert, die Würfel aus unbehandeltem Buchenholz machen sich aber auch als Babyzimmerdeko gut – oder später als Bausteine. Motiv- und Buchstabenwürfel um je € 4,99, Würfel mit Wunschtext ab je € 7,99. www.avie-art.de

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Wien Energie, ein Partner der EnergieAllianz Austria. som m er 2014 | 13

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Leben und wir

In der Fremde daheim © Alek Kawka

Österreich ist seit jeher ein Land, in dem die Kulturen Europas und der Welt zusammentreffen. Tipi erzählt die Geschichte von drei eingewanderten Familien. von alexander kords

Die Liebesgeschichte von Rinat, 38, und Marina, 33, den Eltern unserer Coverfamilie, begann – wie so oft heutzutage – im Internet. Marina schaltete von ihrer Heimatstadt Moskau aus eine OnlineAnzeige, mit der sie einen Partner suchte. Es meldeten sich fünf Männer, unter ihnen auch der Kasache Rinat. Das Problem war nur: Er studierte zu dieser Zeit gerade in Hamburg, und die Eltern der damals 18-jährigen Marina hatten kein Geld, um ihrer Tochter eine Reise nach Deutschland zu finanzieren. Sie ließ sich aber nicht von dem Wunsch abbringen, Rinat kennenzulernen. Sie begann, Deutsch zu

Mutter Marina stammt aus Russland, Vater Rinat aus Kasachstan. Getroffen haben sie sich zum ersten Mal in Deutschland.

lernen und arbeitete das Konzept für ein wissenschaftliches Projekt aus, mit dem sie sich bei verschiedenen Stiftungen für ein Stipendium bewarb. Sie bekam eines bewilligt und begann ein Studium in Berlin. Und dann, nach zwei Jahren, in denen sich die beiden lediglich E-Mails schreiben konnten, standen sich Rinat und Marina auf dem Alexanderplatz gegenüber. „Ich habe sie gleich erkannt“, erinnert sich Rinat heute, „obwohl wir uns noch nie

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Leben und wir Gloriya geht in die dritte Klasse Volksschule, Ilyas besucht noch den Kindergarten und wird im Herbst eingeschult.

gesehen haben – noch nicht einmal auf Fotos.“ Für beide war es Liebe auf den ersten Blick, weshalb Rinat Marina bereits einen Monat später einen Heiratsantrag machte. Marinas Eltern war es allerdings nicht recht, dass ihre Tochter heiratete, bevor sie ihr Studium beendet hatte. Nach fünf Monaten in Berlin ging sie wieder zurück nach Moskau, und wieder waren EMails der einzige Kontakt des Paares, das gerade erst zusammengefunden hatte. „Mein Vater ist sehr konservativ, er wollte, dass ich einen Mann in Moskau suche“, erzählt Marina. „ Das war aber unmöglich, weil ich schon total in Rinat verliebt war.“ Nach fünf schier endlosen Jahren zog das Paar schließlich in Kasachstan zusammen und konnte sich dort nach langem Warten das Jawort geben. Zeit für die Kinder Vor acht Jahren kam Rinats und Marinas Tochter Gloriya zur Welt, drei Jahre später der kleine Ilyas. Kurz danach, im Jahr 2010, bewarb sich Rinat, der inzwischen als Integrationsforscher arbeitete, für ein kasachisches Kooperationsprojekt mit Österreich. Marina wollte zunächst mit den Kindern zu Hause bleiben, ihre Familie überredete sie dann aber doch, mit nach Wien zu gehen. „Sie haben gesagt: ‚Dort, wo der Mann ist, muss auch die Frau sein’“, so Marina. Also zogen alle vier nach Österreich – zunächst nur für sechs Monate, weil Rinats Vertrag befristet war. Marina durfte nicht arbeiten, hatte so aber genügend Zeit, ihr Deutsch zu verbessern und die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten zu entdecken, die Wien

» Immer wenn wir Zeit haben, nutzen wir das tolle Freizeitangebot in Wien und drumherum. « vor allem für ihre Kinder zu bieten hat. Als Rinats Vertrag ausgelaufen war, wurde er verlängert – immer wieder, sodass die Familie seit mittlerweile fünf Jahren in Österreich lebt. „Inzwischen haben wir uns eine Niederösterreich-Card gekauft, und immer, wenn wir Zeit haben, nutzen wir das tolle kulturelle Angebot in der Stadt und drumherum“, berichtet Marina. Seltsam kommt es ihr allerdings vor, dass so wenige andere Familien mit Migrationshintergrund zu Veranstaltungen kommen, die von Bezirken und öffentlichen Einrichtungen auf die Beine gestellt werden und oftmals nicht einmal Eintritt kosten. „Bei uns in Kasachstan gibt es solche Angebote nicht. Hier gibt es sie – und die Leute nehmen sie nicht wahr“, beschwert sich Marina. Selbst wenn sie die Familien von Gloriyas Klassenkameraden zu sich nach Hause einlädt, kriegt sie fast immer nur Absagen, weil sich die Eltern

selten Zeit für soziale Kontakte nehmen. „Das ist so schade, weil Kinder doch so viel wie möglich erleben sollten“, meint Marina. Wann die Familie wieder zurück nach Kasachstan geht, weiß sie selbst noch nicht, weil das von Rinats Projekt und den damit verbundenen Vertragsverlängerungen abhängt. Wenn sie aber Österreich einmal verlässt, will sie so viel wie möglich mitnehmen – Bücher für ihre Kinder zum Beispiel, vor allem aber viele schöne Erinnerungen. Dalassen wollen sie ihre Dankbarkeit: für die Hilfsbereitschaft, Offenheit und Freundlichkeit, der som m er 2015 |

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Leben und wir

Durch die Welt nach Österreich Wahre Globetrotter sind auch Damján und Melinda, beide 35. Sie stammen aus Ungarn, wohnen mittlerweile in Wiener Neustadt, haben aber schon in der Türkei, Tunesien und Irland gelebt. Zwischen ihren Auslandsaufenthalten sind sie immer wieder zurück nach Ungarn gezogen, und auch Österreich soll nicht zwangsläufig ihre letzte Station bleiben. „Nur nach Ungarn wollen wir nicht mehr zurück“, sagen sie. Aufgewachsen sind die beiden in der gleichen Stadt in der Nähe des Balaton, haben dort schon als Kinder in der gleichen Straße gewohnt, sich aber erst an der Uni kennen- und lieben gelernt. Als 2009 die Wirtschaftskrise auch Ungarn erfasste, schlug Damjáns Mutter, eine Deutsch-Ungarin, die bereits in Österreich lebte, ihrem Sohn vor, sich

bei einem Lehrinstitut in Wien als Englischtrainer zu bewerben. Weil er einen Studienabschluss als Englischlehrer vorweisen konnte, wurde er angenommen und ging ins Nachbarland – zunächst allein, weil Melinda mit ihrem Job als Reisebüro-Mitarbeiterin in Ungarn zufrieden war. Sie hatte aber auf Dauer keine Lust auf eine Fernbeziehung, bewarb sich beim gleichen Institut, in dem ihr Mann arbeitete, als Deutschlehrerin und bekam die Stelle. Deutsch hat sie schon in der Volksschule gelernt, zudem kam sie vor allem in der Türkei regelmäßig mit deutschen Touristen in Kontakt, was ihre Sprachkenntnisse enorm voranbrachte.

könnte, und lösen so sehr viel effizienter die Probleme“, so Damján. Da er viel mit dem Auto fährt, weiß er auch zu schätzen, dass Österreicher am Steuer viel gemütlicher agieren als Ungarn. Außerdem sagt ihm die Mentalität der Bewohner seines neuen Heimatlandes viel mehr zu. „In Ungarn sind die Leute sehr freundlich und schnell beim ‚Du‘, trotzdem bleibt der Kontakt meist eher oberflächlich“, vergleicht Damján. „In Österreich dagegen sind die Menschen anfangs sehr distanziert, wenn du aber deine Fähigkeiten und deinen guten Charakter beweist, kann daraus eine lang andauernde Freundschaft entstehen.“

Ein Kind in Wien, eins in Wiener Neustadt Vor vier Jahren kam in Wien ihre Tochter Kiara zur Welt, und kurz nachdem die kleine Familie im vergangenen Herbst nach Wiener Neustadt übersiedelt war, wurde ihr Sohn Colin geboren. Obwohl Damján jeden Tag zur Arbeit nach Wien fahren muss, sind die beiden sehr glücklich darüber, dass ihre Kinder in einer ruhigen und grünen Umgebung am Rand der Stadt aufwachsen. In Österreich mögen sie vor allem das Sozial- und Gesundheitssystem, Institutionen wie die Arbeiterkammer, aber auch die Tatsache, dass die Bürger in jeder Hinsicht viel Unterstützung bekommen. Das sei nicht mit Ungarn zu vergleichen, so Damján. Die österreichischen Beamten sind oftmals kompetenter als ihre ungarischen Amtskollegen. „Wenn man hier in eine Behörde geht, sind die Mitarbeiter auf alle Fragen vorbereitet, die man haben

Ein tschechisch-portugiesisches Paar Irena, 31, kam dank Erasmus vor zehn Jahren für ein Auslandssemester nach Graz. Dort lernte sie Carlos, einen Doktoranden aus Portugal, kennen, und aus den beiden wurde schnell ein Paar. Allerdings musste Irena bald wieder zurück in

Rinat und Marina ist es wichtig, dass Gloriya und Ilyas so viele Eindrücke wie möglich nach Kasachstan mitnehmen.

BÜCHERTIPPS Irena Kobald & Freya Blackwood: Zuhause kann überall sein; Knesebeck, € 13,40 Fünf- bis siebenjährige Kinder erfahren von diesem hübsch gezeichneten Buch, wie es ist, sich fremd zu fühlen. Ein Mädchen, das Wildfang genannt wird, muss in ein ihr unbekanntes Land fliehen. Erst als sie dort ein anderes Mädchen trifft und die fremde Sprache lernt, kommt sie allmählich in seiner neuen Heimat an. Anja Tuckermann & Tine Schulz: Alle da! – Unser kunterbuntes Leben; Klett Kinderbuch, € 14,40 In detailverliebten Zeichnungen und Geschichten, die in aller Welt ihren Anfang nehmen, erzählen Autorin und Grafikerin, was so schön am multikulturellen Leben ist. Dabei lassen sie auch schwierige Themen wie Kriegsflüchtlinge und schlechte Sprachkenntnisse nicht aus. William Sutcliffe: Auf der richtigen Seite; Rowohlt, € 17,50 Eine hohe Mauer erstreckt sich um die Siedlung Amarias, in der Joshua mit seiner Familie lebt. Eines Tages hat der Junge die Möglichkeit, hinter die schwer bewachte Grenze zu schauen – und das verändert sein Leben. Die Parabel auf das Erwachsenwerden und den Nahostkonflikt ist für den Jugendliteraturpreis 2015 nominiert.

© Alek Kawka (2), Verlage (3), Adrian Batty (1), Privat (1)

sie hier begegnet sind. Trotzdem freuen sich Rinat und Marina schon darauf, irgendwann wieder in Kasachstan zu sein, wo ihre Verwandten und Freunde leben. „Heimat ist und bleibt eben Heimat“, wie Marina sagt.

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Leben und wir

Mein Leben ohne Vater von peter zirbs

Melinda und Damján haben schon in einigen Ländern gelebt und sich vor sechs Jahren in Österreich niedergelassen.

ihre Heimat Tschechien, um ihr Bachelorstudium zu beenden. Währenddessen pendelte Carlos nicht nur zwischen Graz und Tschechien hin und her, sondern fuhr auch regelmäßig nach Wien, um dort Irenas Muttersprache zu lernen. Als sie dann ihren Abschluss in der Tasche hatte, zog das süd-/osteuropäische Paar in eine gemeinsame Wohnung in Wien. Ihre Tochter Dora kam Anfang 2012 zur Welt. Neben den drei Sprachen, mit denen sie aufwächst, hat sie das Glück, regelmäßig ihre Großeltern im sonnigen Portugal und im beschaulichen Tschechien besuchen zu können. Leichter Start „Mir hat es sehr geholfen, dass ich durch Erasmus viele Informationen über Graz und Österreich bekommen habe“, blickt

Irena auf ihre erste Zeit im Land zurück. Deutsch hat sie im Gymnasium und an der Uni gelernt, allerdings fiel ihr zu Beginn die Kommunikation mit den Einheimischen schwer – Dialekt und Vokabular sei Dank. Dass sie sich entschieden hat, nach Österreich zurückzukehren und sich hier niederzulassen, hatte nicht nur mit Carlos zu tun, sondern auch damit, dass an der Wiener Uni ein ausgezeichneter Professor lehrt, bei dem Irena sogar noch ein Lehramtsstudium drangehängt hat. So sehr sie auch die Kinokultur in Tschechien und den einzigartigen Humor ihrer Landsleute vermisst, so sehr weiß sie die Ordnung in Österreich zu schätzen. „Hier sind die Straßen sauber, die Häuser renoviert, und Radfahrer haben ihre eigenen Wege“, meint Irena. Auch dass es für ihre Tochter Dora viele schöne Spielplätze in der Stadt gibt, freut und nutzt sie ausgiebig. Es sind eben nicht nur die großen, sondern auch die kleineren Dinge, die Österreich so lebenswert machen.

FAKTEN UND ZAHLEN Anteil der Einzelkinder bei Familien mit Kindern im Haushalt im Jahr 1961. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49,6 % Bevölkerung mit Migrationshintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1,714 Millionen - davon Zuwanderer der ersten Generation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1,254 Millionen - davon Zuwanderer der zweiten Generation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .460.000 Anteil an der Gesamtbevölkerung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20,4 % Bevölkerung ohne österreichische Staatsbürgerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1,066 Millionen Anteil an der Gesamtbevölkerung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12,5 % Größte Einwanderergruppe aus der EU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Deutsche (ca. 165.000) Größte Einwanderergruppe von außerhalb der EU . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Türken (ca. 115.000) Quelle: Statistik Austria

Als unsere Chefredakteurin an mich herantrat, um mir den thematischen Rahmen der aktuellen Coverstory mitzuteilen, musste ich kurz in mich gehen und überlegen. Ja, natürlich fällt mir zum Thema „Kind mit Migrationshintergrund“ etwas ein; schließlich wurde ich in meinen jungen Jahren oft selbst für ein solches gehalten. Aber wie kriege ich den Bogen zu meinem nicht vorhandenen Vater? Die Antwort liegt natürlich nahe: Von irgendjemandem muss ich ja meine Gene haben, die mich so südländisch aussehen lassen. Was immer das auch sein soll, dieses „südländisch“. Fakt ist jedenfalls, dass ich in meinem Leben hunderte Male auf meine Herkunft angesprochen wurde: Von Bekannten, von Fremden – sogar die Wiener Polizei beharrte im Zuge einer Routineuntersuchung darauf, dass ich ihnen jetzt bitte endlich sage, woher ich tatsächlich bin. Beziehungsweise meine Eltern. Also wo wir wirklich herkämen, und nicht das, was in den Dokumenten stünde. Das hat mich Zeit meines Lebens belustigt und mir glücklicherweise nur sehr selten zum Nachteil gereicht. Und es hat auch einen wunderbaren Nebeneffekt: In den südlichen Regionen Europas werde ich in der jeweiligen Landessprache angesprochen und für einen „Hiesigen“ gehalten. Ich sähe gar nicht so aus wie die gewohnten Touristen, bekam – und bekomme – ich stets zu hören. Da ich gerne in den Süden reise, kann ich mit diesem positiven Vorurteil also tadellos leben. Ich fühlte mich ja – vor allem in meiner Kindheit und Jugend – absolut urösterreichisch: Meine Mutter ist in Reichenau/Rax in NÖ geboren, meine Oma stammte aus der Steiermark und meine Urgroßmutter aus Böhmen. Österreichischer geht eigentlich gar nicht. Aber woher, zum Kuckuck, kommt dann dieses südländische Aussehen? Ich werde die Auflösung kurz halten: Etwa als ich meinen 30. Geburtstag feierte, klärte mich meine Mutter auf – sie dachte, ich wüsste es ohnehin längst. Dass nämlich mein Opa Rom gewesen und ich demnach zu einem Viertel Rom sei. Bumm, damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet. Aber es erklärt so manches. Und es hat mir die schöne Aufgabe gestellt, mich vielleicht irgendwann mit der Kultur und den Spuren meiner Herkunft auseinanderzusetzen. Einstweilen genieße ich es, mich auch in südlichen Ländern heimisch zu fühlen.

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Leben und wir

Skater

ohne Grenzen

Wir alle haben schon für einen guten Zweck gespendet: Ärzte, Katastrophenhilfe, Tierschutz. Vielleicht sogar Sporthilfe. Aber für eine Skateboardausbildung wahrscheinlich noch nie. Warum das aber eine durchaus sinnvolle Option sein kann, zeigt das Beispiel von Skateistan in Afghanistan. von markus höller 15 Millionen schulpflichtige Kinder und Jugendliche leben in Afghanistan. Das ist, gemessen an der Gesamtbevölkerung, der höchste prozentuelle Anteil weltweit. Und obwohl diese jungen Menschen wissbegierig daran arbeiten, mittels Bildung und Einsatz ihrem über viele Jahrzehnte von Kriegen und grausamen Regimes gezeichneten Land und sich selbst eine Perspektive zu geben, mangelt es ihnen zum Ausgleich vor allem an einem: Sportund Freizeitanlagen. Bekanntermaßen können sich junge Menschen nur dann optimal entwickeln, wenn sie zusätzlich zu Erziehung, Wertevermittlung und Ausbildung auch die Möglichkeit haben, sich in ihrer Freizeit sportlich zu betätigen. Nicht nur, um sich körperlich zu ertüchtigen und Koordinationsfähigkeiten zu erwerben, sondern vor allem zum Abbau von überschüssiger Energie und zur sozialen Interaktion mit Gleichaltrigen. Brückenbau auf Rollen Mit der Gründung der Non-Profit-Organisation Skateistan in Kabul wurde mit dem Skateboarden ein auf den ersten Blick ungewöhnlicher Ansatz gewählt, um diese Thematik aktiv anzugehen. Auch wenn zuvor nur wenige Menschen in Afghanistan jemals ein Skateboard gesehen haben, wurde dieses einfache Sportgerät schnell beliebt. Kein Wunder, ist Skaten doch eine Angelegenheit, die nicht nur konsequentes Üben und einen gewissen Ehrgeiz erfordert; es ist auch ein Lebensgefühl, eine Sache der Einstellung. Unabhängig von Geschlecht, sozialem Background oder Herkunft ergibt sich beim Skaten einzig und allein nur auf Basis des individuellen Könnens der Status in der Gemeinschaft.

Ideale Voraussetzungen also, um in einem Land, in dem es ausgeprägte soziale Unterschiede und bis vor nicht allzu langer Zeit noch massive Benachteiligung von Frauen und Mädchen gab, eine homogene Gesellschaft zu schaffen. Man muss sich nur mal vor Augen halten, dass Mädchen in Afghanistan bis vor wenigen Jahren die offizielle Ausübung von Sport generell untersagt war! (Übrigens dürfen aufgrund der komplizierten Vermischung von religiösen und weltlichen Gesetzen Frauen auch heute noch nicht Radfahren. Skateboarden aber schon.) Cool in Kabul Seit 2007 die Initiative Skateistan vom Australier Oliver Percovich in Kabul gestartet wurde, erfreut sich das Projekt großer Beliebtheit. Bis zu 400 Kindern und Jugendlichen wöchentlich gibt Skateistan die Möglichkeit, Ollies, Kickflips, Railgrinds und noch viel mehr Tricks aus dem schier unendlichen Skaterepertoire zu erlernen. Alles natürlich mit entsprechendem Schutz und geeignetem Material, um Verletzungen weitestgehend zu vermeiden. Und die Kids – 40 Prozent davon Mädchen – saugen dieses Wissen gierig auf. Drei Tage die Woche ist Skateboarden quasi die Belohnung für harte Arbeit in der Schule, ein idealer Ansporn und Ausgleich für Schüler/-innen, auf die daheim nach der Schule oft nur einfachste bis trostlose Verhältnisse warten. Der gravierende Unterschied zur Skatekultur in Europa oder den USA: Nicht Designerkleidung im Schlabberlook, Dreadlocks und Markensneakers dominieren hier das Bild, sondern traditionelle Kleidung. Besonders die Mädchen stechen mit ihrem Mix aus bunter und landestypisch langer Kleidung in Kombination mit Helmen und Protektoren erfrischend hervor. Bei den Boards freilich lässt sich kein Unterschied zu westlichen Trends erkennen, bestückt mit Stickern und in knalligen Designs, geben die zerschundenen Decks Auskunft über die Leidenschaft, mit der hier quer durch alle Altersklassen geübt wird. Ein visuell beeindruckendes Schauspiel. Das ungewöhnliche Bild Internationale Bekanntheit verdankt dieses außergewöhnliche Projekt vor allem den starken Bildern der britischen Fotografin Jessica Fulford-Dobson, die eher durch Zufall auf Skateistan stieß und 2013 sowie – unterbrochen durch Kampfhandlungen in Kabul – 2014 nach Afghanistan reiste, um speziell die skatenden Mädchen zu fotografieren. Nach anfänglichen Widerständen

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Leben und wir

© Jessica Fulford-Dobson (2)

Skateistan – Fakten Der Australier Oliver Percovich nahm neben seiner Tätigkeit für verschiedene öffentliche Stellen in Australien auch schon an internationalen Skate-Events teil. Als seine Freundin 2007 eine Stelle in Kabul annahm, folgte er ihr. Das große Interesse der Jugendlichen vor Ort an seinen Skate-Tricks führte schließlich zu der Idee von Skateistan. Es gibt viele Wege, Skateistan zu unterstützen. Entweder über eine Mitgliedschaft im Verein mit einer Jahresgebühr von nur 12 Euro, eine freie Spende an das Vereinskonto, per SMS, über die Spendenplattform betterplace oder durch Erwerb eines stylischen SkateistanT-Shirts. Alle Infos dazu unter www.skateistan.de

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© Jessica Fulford-Dobson (2), Skateistan (1)

Leben und wir

Wenn Radfahren und ähnliche Sportarten für Mädchen nicht gestattet sind, müssen es eben Skateboards sein.

der misstrauischen Afghanen konnte sie schließlich alle von ihrer künstlerischen Absicht überzeugen, was sich mehrfach auszahlte: Nicht nur konnte sie die einprägsamen Bilder in der renommierten Londoner Saatchi Gallery gemeinsam mit Soundinstallationen ausstellen, sondern sich auch den zweiten Preis beim prestigeträchtigen Taylor Wessing Award

Wie waren die Reaktionen der Mädchen beim Fotografieren? Die Mädchen konnten selbst entscheiden, ob sie fotografiert werden wollen. Manche waren am Anfang zögerlich, andere wollten mir unbedingt gleich ihre Skateboard-Tricks zeigen. Am Ende haben auch die Schüchternen ihre Zurückhaltung abgelegt und sich dazugestellt, als sie sahen, wie ich die anderen mit ihren Boards porträtiert habe. Gab es Mädchen oder Situationen, die besonders hervorgestochen sind? Jede hatte ihren eigenen Charme. Ich hatte großes Glück, die Mädchen ein paar Mal mit einem der Lehrer mit dem kleinen weißen Skateistan-Schulbus begleiten zu dürfen. ihr Geschnatter, wie sie lächelnd die Schultaschen festhielten, in ihren fantastischen bunten Kleidern ... – es waren tolle Fahrten mit dem Bus, mit der puren Aufregung dieser Mädchen auf dem Weg zur Schule und zum Skateboarden. Manchmal begannen sie sogar zu singen

mitsamt Ausstellung in der britischen National Portrait Gallery sichern. Ein Erfolg nicht nur für die Fotografin; die plötzliche Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit veranlasste viele Menschen zu spenden und garantiert den Fortbestand dieser wundervollen Initiative. „Was ich hier versuche, ist die Wiederherstellung eines Bildes von Afghanistan in der Öffentlichkeit, das den Blick wieder auf die Menschen im Land lenkt. Es ist beeindruckend, afghanische Mädchen frei und zwanglos zu sehen, wenn auch nur in diesem geschlossenen Umfeld“, ist Jessica Fulford-Dobson von ihrer Arbeit überzeugt.

Witzige Idee, seriöser Auftritt Auch wenn im Vergleich zu vielen „konservativen“ Spenden- und Entwicklungseinrichtungen die Bereitstellung von Skateboards und Kursen in Afghanistan immer noch sehr schräg wirken mag, steht dahinter eine professionelle Organisation. In Deutschland wird das Projekt durch Skateistan e.V. repräsentiert, der einerseits die Bedürfnisse und Wünsche der Kinder in Afghanistan vermittelt und andererseits durch Präsenz auf Sportveranstaltungen oder Messen in Deutschland versucht, Unterstützer zu gewinnen. Vollständige Transparenz ist durch strenge Kontrollen des deutschen Finanzamts gewährt – dadurch können Spenden an Skateistan e.V. auch steuerlich abgesetzt werden.

Jessica Fulford-Dobson

Interview

Die Britin ist als eine der gefragtesten Porträtfotografinnen Englands bei Größen aus Wirtschaft und Politik bis hin zu den Royals beliebt. Die Fotostrecke „The Skate Girls Of Kabul“ wurde weit über die Landesgrenzen hinaus viel beachtet und ausgezeichnet.

und klatschen, trotz dieser staubigen, trockenen Hitze. Haben die Mädchen abseits der Schule auch Zugang zu Quellen rund um Skateboard-Trends? Weil Skateboarding in Afghanistan so neu und Internet nur limitiert zugänglich ist, sind die Schülerinnen nicht wirklich am Laufenden hinsichtlich weltweiter Skatingtrends. Das ist etwas ganz Besonderes, denn die Jugend in Afghanistan ist in der Lage, ihre eigene, einzigartige Kultur rund um das Skateboarden zu entwickeln.

Sind sich die Mädchen ihrer weltweiten Einzigartigkeit bewusst? Die Mädchen sind sich ihrer Einzigartigkeit in Afghanistan bewusst, weil die Möglichkeit, eine neue Sportart in einer sicheren Umgebung auszuüben, dort extrem selten ist. Die weltweite Aufmerksamkeit der Medien hat in den letzten Jahren stark zugenommen, sodass die älteren Schüler nun besser über ihre globale Einzigartigkeit informiert sind und ein zunehmendes Bewusstsein für die Notwendigkeit von Frauenrechten und Chancengleichheit in Sport und Bildung entwickeln.

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Die fliegenden Klassenzimmer

Fliegende Klassenzimmer machen Wiens Schulen größer. Denn aus innovativen Modulen in Holzbauweise entstehen rasch moderne Klassenzimmer. Bis zum nächsten Schuljahr werden so acht weitere Schulen wachsen und eine neu gebaut. Näher ­zusammen wachsen auch Kindergarten und Schule mit dem Wiener „Campus plus“. Damit wird der Übergang vom Kindergarten zur Schule für Kinder und Eltern noch leichter. Haben Sie Fragen zu diesem Thema? www.wienwillswissen.at Nähere Infos zu Schulbau und -sanierung auf www.schulbau.wien.at

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Otto Schenk

Die Geschichte einer Kindheit

Wenige Tage vor seinem 85. Geburtstag erinnerte er sich: an seine geliebte Großmutter, Bridge-Spiele mit dem „Scheiß-Nazi“, seine Anfänge als Schauspieler und nicht gelöste Mathematikaufgaben. von kim sztrakati Ihr Geburtstag jährt sich dieses Jahr bereits zum 85. Mal. Was ist das Erste, woran Sie sich aus Ihrer Kindheit erinnern können? Otto Schenk: Meine Kindheit hat viel Prägendes auf mich losgelassen. Ich weiß noch aus Erzählungen, dass ich ein Spätling war. Ich war das zweite Kind, meine Schwester war schon 12. Mein Vater war für die damalige Zeit schon ziemlich alt, ich bin meinen Eltern also passiert. Beim Geständnis meiner Mutter, dass sie schwanger ist, hat sich mein Vater aber riesig gefreut. Endlich die Chance auf einen Buben ... Ja, meine Großmutter väterlicherseits hat gesagt: „Es muss ein Bub werden!“ Und dann hat meine Mutter, die, weil sie Triestinerin war, von der Familie halb liebevoll Katzelmacherin genannt wurde, tatsächlich einen Buben zustande gebracht. Das war natürlich ein großes Fest in der Familie – endlich ein Stammhalter! Und ich war dann tatsächlich die Rettung der Familie, weil die Ehe meiner Eltern durch mich als privilegierte Mischehe galt und

mein Vater keinen Stern tragen musste. Das war natürlich ein Riesenvorteil! Die Schwester ist nämlich in der Zwischenzeit emigriert ... Ihr Vater hatte jüdische Großeltern und galt für die Nazis als Volljude. War Ihnen Ihre jüdische Herkunft bewusst? Während der Geburt noch nicht ... Aber sowie ich denken konnte – das war mit 6, 7, 8 –, da war mir das alles bewusst. Ich war, wenn man das so nennen kann, ein früh politisch Aufgeklärter. Mir wurde schnell beigebracht, einen Nazi spielen zu können, denn das war damals lebenswichtig in unseren Kreisen. Nur die leiseste Verfolgung meines Vaters hätte in ein KZ geführt. Und ich wusste sehr früh, dass man aus Auschwitz kaum wieder herauskommt. Ich war acht Jahre alt, als der Hitler kam. Und er war sofort das große Gespenst in meinem Leben. Erste Schritte zu Wasser, zu Land und auf dem Eis. Fotos aus dem Buch „Es war nicht immer komisch – Notizen aus meinen ersten 80 Jahren“, erschienen im Amalthea Verlag.

Und trotzdem wurden Sie zum Deutschen Jungvolk eingezogen ... Ja, wir Halbjuden oder Mischlinge mussten die ersten Jahre zum DJ. Zwei Jahre war ich dort, bevor es uns verboten wurde. Das muss wohl irgendeine Schlamperei im Hitlergesetz gewesen sein. Aber für unsere Familie war es sicher günstig, dass ich in der Uniform für alle sichtbar über die Stiegen gegangen bin, weil die illegalen Nazis uns so nicht für Juden halten konnten. Es war ja nicht möglich, offiziell dagegen zu sein. Hatten Sie in der Zeit Freunde, denen Sie sich anvertrauten? Ja, das war wie eine Blutsbrüderschaft, nachdem wir uns in der Schule gestanden hatten, dass wir keine Nazis sind. Damals gab’s den Hitler als Elastolin-Figur. Wir haben uns fünf Hitler gekauft und dann mit unserem Stoppelrevolver auf sie geschossen – das war unsere Art des Widerstands. Und dann hatte ich einen Freund, der der Sohn eines Mitläufers war, eines frömmelnden Nazis – der nichts angestellt

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Leben und wir

© Moritz Schell (1), Archiv Otto Schenk (5)

Interview

» Wir haben mit dem Stoppelrevolver auf den Hitler geschossen! «

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Leben und wir Glauben Sie heute auch noch an ein Wiedersehen? Nein. Sie ist aber in mir. Ich bin ein Teil von ihr – ganz genau könnt ich ihn beschreiben. Den Hang zu fabulieren, wie Goethe sagt, den hab ich von ihr. Vor allem das Vorlesen. Ich hab eine Sucht: Wenn ich was Schönes lese, muss ich es mitteilen. „What you love you have to share“, hat der Bernstein mir gesagt. Meine Großmutter hat mich zum Vorlesen ermuntert.

© Moritz Schell

» Ich konnte mit jedem Schmäh und jedem Verbrechen zu ihr kommen. «

und niemanden angezeigt hat und halt an den heiligen Hitler geglaubt hat. Aber wir haben uns sehr gern gehabt. Er hat zu mir immer gesagt: „Saujud!“ Und ich zu ihm: „Scheiß-Nazi!“ Als Kosewort, als Blödelei. Beim Bridge-Spielen hab ich gesagt: „Geh, du Scheiß-Nazi, du g’winnst ja eh wieder – typisch für euch!“ So in etwa war der Dialog – ein lebensgefährlicher Dialog. Wenn das die Eltern gehört hätten, wäre das nicht angenehm gewesen ... Neben Ihren Eltern gab es aber vor allem eine Bezugsperson: Ihre Großmutter. Absolut. Meine Kindheit war eigentlich mit ihrem Tod zu Ende. Das war im 45erJahr. Die Naziverbrecher hatten Wien vollkommen im Stich gelassen, hatten die Feuerwehr abgezogen, die Rettung abgezogen, es gab kaum mehr Ärzte – es hat alles nicht nur nicht mehr funktioniert, es war aufgegeben. Natürlich gab’s auch keine Leichenbestattung, wir haben sie selbst im Stadtpark begraben. Dabei war sie meine erste Tote, die ich erlebt hab. Darauf bin ich komplett zusammengebrochen, ich hab 14 Tage lang fast nur geschrien, ununterbrochen geweint. Meine Eltern wollten mich schon zu einem Psychiater schicken, doch plötzlich war der große Schmerz vorbei, und die große Erinnerungsliebe war da. Wer hat Ihnen damals Trost gespendet? Meine Mutter natürlich, und auch mein Vater. Ich war damals noch religiös, und sie haben mir das Wiedersehen versprochen.

Normalerweise liest die Großmutter dem Enkerl vor, bei Ihnen war das umgekehrt? Meine Großmutter konnte ja nicht lesen, sie war Analphabetin. Sie ist in Slowenien in einer sehr kinderreichen Familie aufgewachsen. Man hat sie nicht mehr in die Schule geschickt, sie ist Hirtin geworden und ist aufgewachsen unter Lämmern – allerdings mit Riesenbegeisterung. Wo immer wir an Lämmern vorbeikamen, mussten wir unbedingt stehen bleiben. Dann ist sie ausgestiegen und hat die Lämmer umarmt.

Otto Sc henk • Geboren am 12. Juni 1930 in Wien • Studium am Max-Reinhardt-Seminar in Wien • 1953 Erste Inszenierungen an Kellertheatern • Seit 1955 Regisseur und Schauspieler am Theater in derJosefstadt • 1956 Hochzeit mit Schauspielkollegin Renée Michaelis, 1957 Geburt von Sohn Konstantin • 1957 Debüt als Opernregisseur am Salzburger Landestheater mit Mozarts „Zauberflöte“ • 1966–1990 rund 120 Inszenierungen als ständiger Regisseur und zeitweise Oberspielleiter an der Wiener Staatsoper • 1970 Debüt an der New Yorker Metropolitan Opera mit „Fidelio“ • 1988–1997 Intendant des Wiener Theaters in der Josefstadt • Über 100 Rollen auf den verschiedensten Bühnen, Filmschauspieler und -regisseur Auszeichnungen (u.a.): Johann-Nestroy-Ring (1991), Bayerischer Filmpreis (1993), Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik (1994), Karl-Valentin-Orden (1995), Ehrenring der Stadt Wien (1997), Amadeus für das Lebenswerk (2000) Aktuelle Termine: 12.6.2015 – Das Allerbeste zum 85. Geburtstag, Stadthalle, Halle F/Wien 28.6.2015 – Die Sternstunde des Josef Bieder, Rathausplatz/Stockerau 23.7.2015 – So ein Theater!, Rosengarten/Linz 22.8.2015 – Humor nach Noten, Donaubühne/Tulln Offizielle Website: www.ottoschenk.at

Was haben Sie Ihrer Nonna vorgelesen? Zuerst Bücher von Josephine Siebe, das waren Bestseller unter Kindern: die „Kasperlebücher“, die „Sechs Bärenbrüder“, wo die Teddybären alle lebendig geworden sind, oder „Lump und Schlingel“. Und die „Dolittle“-Geschichten von Hugh Lofting. Später kam auch Karl May dazu. Mit 11 oder 12 hab ich ihr den Faust vorgelesen. Dadurch, dass sie nicht schreiben konnte, hörte sie mit hingerissener Seele zu. Sie konnte weinen, wenn ich ihr die Gretchentragödie – wahrscheinlich ganz stümperhaft mit imitiertem Burgtheaterdeutsch – vorgelesen habe. Die Nonna hat mich überhaupt so verstanden. Ich konnte mit jedem Schmäh und mit jedem Verbrechen, das ich begangen hatte, zu ihr kommen. Sie war so wie die Großmutter in dem Anzengruber-Stück: so unbeschreiblich verständnisvoll. Haben Sie Ihrem Sohn später auch gerne vorgelesen? Ja, mein Sohn hatte es gerne „brechtisch“. Wenn ich angefangen habe, den Wolf zu spielen, hat er den Daumen aus dem Mund genommen, den er stets wie eine Zigarre gelutscht hat, und im Halbschlaf gesagt: „Keine Witze, Papa!“ Apropos Witze. Waren Sie schon als Kind lustig? Ja, ich war immer sehr extrovertiert komisch und hatte ein Imitationstalent, das

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www.constantinfilm.at

Leben und wir

mir danach sogar als ich Schauspieler wurde im Weg war. Ich hab dann länger gebraucht, zu mir selber zu finden, weil ich sofort jemanden nachmachen konnte, der mir imponiert hat. Ich hab auch meine Stimme spät entdeckt, von der man jetzt, wo sie schon fast wie eine Ruine ist, sagt, dass sie was sehr Persönliches hat. Und in der Kindheit war ich der Vorspieler, der Komiker. In meinem ersten Aufsatz schrieb ich auch, dass ich Komiker werden wollte. Und dann hat eine Wahrsagerin bei einem Foto von mir, das allerdings wirklich sehr komödiantisch ausgesehen hat, prophezeiht: „Das wird ein Schauspieler, gar keine Frage! Der wird eine große Karriere machen!“ Dieses Foto hab ich dann am Herzen herumgetragen. Das war mein Ausweis, dass ich da hineindarf, in dieses Ungetüm Theater. Wann haben Sie das Theater für sich entdeckt? Als Kind eigentlich nicht. Da war das Theater für mich noch ein Horror, eine angsterweckende Institution. Ich wurde von meinen theaterbegeisterten Eltern in eine Loge hineingezerrt, und ich habe dort geheult und mich so gefürchtet. Doch dann hat mich ein Lehrer, Professor Neumayer hat er geheißen, zur Musik, zur bildenden Kunst und zum Theater geradezu verführt. Wie der Kinderverzahrer hat er die ganze Klasse in einen Art Theaterrausch versetzt. Mich hat er bevorzugt, weil er an irgendein blödes Talent in mir geglaubt hat. Beim Theater der Jugend bin ich in der Urania zum ersten Mal auf der Bühne gestanden, hab in „Karrnerleut“ den Gendarm gespielt. Mein Vater hatte 50 Onkeln und Tanten zusammengetrommelt. Doch dann hat mein Auftritt meinem Vater so missfallen, dass er gesagt hat: „Jetzt muss ich mich bei 50 Leuten entschuldigen, dass du so schlecht warst!“ Waren Sie denn wirklich so schlecht? Ich war wirklich nicht gut. Ich war sehr steif und hab nicht mich gespielt, sondern geglaubt, irgendeine Figur spielen zu müssen. Der nächste Auftritt war dann als Eridon in „Laune des Verliebten“. Und diese Rolle ist mir besser gelungen. Da war mein Vater zurückgewonnen, denn ich hab ja eigentlich nur für ihn gespielt. Das war mein erster Durchbruch! Wie waren Sie sonst in der Schule? Ich war gerade nie gefährdet, durchzufallen, aber ich war kein guter Schüler. Biologie mochte ich, später waren Deutsch und Philosophie meine Lieblingsfächer. Mathematik hab ich sehr verehrt, aber nie können. Ich hab das Einmaleins einfach nicht zustande gebracht: 7 x 6 – da muss ich heute noch nachdenken, bis mir 42 einfällt. Ich hab zwar oft die Beispiele verstanden, mich dann aber verrechnet, und das Ergebnis war falsch. Da ist dann durch Verschiebung des Dezimalpunkts herausgekommen, dass in ein Häferl 2.000 Liter hineingehen. Da wusste ich schon, dass etwas nicht stimmen kann. Die Sommerferien stehen vor der Tür. Wie haben Sie die Sommer Ihrer Kindheit verbracht? Wir waren immer in Töschling am Wörthersee, gleich neben Pörtschach. Das war eine Zauberwelt. Ich war wasserscheu und hab nur sandgespielt – allerdings leidenschaftlich. Mit entzückenden Freunden. Das war ein Paradies für mich! Aber selbst im schönsten, paradiesischsten Urlaub schwebte stets eine Todesangst über uns. Und gegen Ende der Sommerfrische haben wir Gott gedankt, dass die Kinderlähmung an uns vorbeigegangen ist. Dass dann ein Jude, Salk hieß er, ein Serum erfunden hat, das diese Krankheit aus der Welt gefegt hat, war wie ein Triumphsieg für uns.

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Leben und wir

Die guten Geister

Philipp S. ist das, was man einen Gelegenheitssitter nennen könnte. Schon als Zehnjähriger hat er auf die jüngeren Nachbarskinder aufgepasst; der Spaß daran ist ihm bis heute geblieben. Da er sich ausschließlich im Freundeskreis für diese Aufgabe zur Verfügung stellt, kennt er die jeweiligen Eltern ziemlich gut – und ist für die Kids mehr als nur der fremde Onkel. Dennoch sind die Herausforderungen wie auch die schönen Seiten dieser Tätigkeit ähnlich wie bei Babysitting-Profis: Ein Kind zu Bett zu bringen, das aufgeregt ist, weil die Eltern nicht da sind, ist immer wieder ein anspruchsvoller Moment – ebenso, wie die Schützlinge im Falle eines Falles zu trösten und ihre Tränen zum Versiegen zu bringen. Was Philipp hingegen fasziniert, ist das gemeinsame Abtauchen in kindliche Fantasiewelten. Windeln wechseln gehört wiederum für ihn zu den eher weniger erbaulichen Pflichten. Besondere Momente Für knifflige Situationen entschädigt wird man allerdings durch die ehrliche und bedingungslose Zuneigung der Kleinen. Das gilt für Profisitter genauso wie für freundschaftliche Helfer: Wenn sich Kinder freuen, dass man bei der Tür hereinkommt, dann haben wohl alle Beteiligten etwas richtig gemacht. Für Sophie R. sind es beispielsweise kleine Gesten wie Händchenhalten und am Schoß sitzen, die zu den schönsten Momenten ihrer Tätigkeit gehören. Sophie ist gerne Babysitterin; die Flexibilität dieses Jobs und ihre Liebe zu Kindern gaben den Ausschlag, sich näher mit der Materie zu beschäftigen. Sie ging vor rund 15 Monaten als Au-Pair nach Amerika und wohnte

Philipp S. dort bei einer Familie mit drei Kindern. Und sie empfand sich weniger als Angestellte denn als Familienmitglied. Sophie hat bemerkt, dass man von den Kleinen eine Menge lernen kann – wie sie ticken zum Beispiel. Sanny W. wiederum findet, dass es nichts Schöneres gibt als ein glückliches Kind: Das Lachen und die Ehrlichkeit bedeuten ihr auch psychisch sehr viel. Sie hat bereits als Jugendliche auf Kinder aufgepasst – für sie ist es ein optimaler Nebenverdienst zum Studium. Ihre Aufträge findet sie übers Internet; vor einigen Wochen hat sie das Babysitterdiplom vom Hilfswerk erhalten und macht den Job nun quasi professionell.

© Alek Kawka (3), Privat (2)

Sie sind zur Stelle, wenn sich Eltern eine kleine Auszeit nehmen wollen, sie tragen Verantwortung, und sie haben Einblick in das Familienleben anderer: Babysitter und ihre Erfahrungen. von peter zirbs

Unser Gelegenheitssitter hilft gerne im Freundeskreis aus und findet, dass man im Umgang mit Kindern sein Verhandlungsgeschick trainieren kann. Er liest immer wieder aus verschiedenen Büchern vor und schupft haarige Situationen mit viel Schmäh oder mit viel Kuscheln. Der lustigste Satz, den er von einem Schützling gehört hat: „Der Mensch ist die Erde.“ Philipp ist 33 und Musikproduzent.

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Leben und wir

papa-kolumne

Der lange Weg von toni oberndorfer

Da wären dann noch die Eltern Natürlich dreht sich alles um die Kids – aber deren Eltern sind nicht weniger präsent. Letztendlich geben vor, wie die Babysitter ihre Aufgabe erledigen sollen. Philipp kennt seine „Auftraggeberin“ besser – sie ist schließlich eine gute Freundin und seit einiger Zeit alleinerziehende Mutter. Generell sieht er Gegensätze wie „übervorsichtig“ und „sehr streng“ zumeist im Elternpaar

vereint; die Mutter seiner Schützlinge lässt ihren beiden Töchtern allerdings sehr viel Geborgenheit, Aufmerksamkeit und Sicherheit zukommen – etwas, das er anderen Kindern in vermeintlich intakteren Familien nur wünschen könne. Sanny kann konkret aufzählen, was sie an Eltern beobachtet hat und was sie definitiv als ein No-Go bezeichnen würde: Dazu zählen Anschreien, Drohungen und Erpressungen wie „Wenn du das nicht aufisst, gibt’s für dich heute gar nichts mehr“. Diesen Satz hörte sie übrigens beim gemeinsamen Kennenlern-Essen. Ihre Methode, mit schwierigen Aufgaben umzugehen: Anstatt dem Kind vorzuwerfen, wie unaufgeräumt sein Zimmer ist, macht sie ein Spiel daraus, wer schneller wegräumt. Und ja, das funktioniert – auch wenn sie die Kleinen bewusst gewinnen lässt. Sophie wiederum hat beobachtet, dass viele Kinder schlicht maßlos verwöhnt sind und grundsätzliche Manieren vermissen lassen. „Bitte“ und „Danke“ ist ihrer Meinung nach etwas, das Kinder durchaus beherrschen sollten. Sie weiß

Sanny W. ist 23 und beginnt nächstes Jahr das Kolleg für Kindergartenpädagogik. Wenn die Kinder schlafen, liest sie oder sieht sich in der Wohnung um. Wenn es ans Vorlesen geht, sind Lindgrens Klassiker „Michel aus Lönneberga“ und „Die kleine Hexe“ von Preußler die erste Wahl. Lustigster Satz eines Kindes: „Du musst nicht nach Hause fahren, du kannst doch in meinem Puppenhaus schlafen!“

Es war hart. Und es hat lange gebraucht, bis wir uns dazu durchringen konnten. Dazu, unseren Noah einem Babysitter anzuvertrauen. Diese Überwindung verlangte nach Personen unseres engsten Vertrauenskreises. Die haben wir freilich im familiären Radius gefunden. Und dennoch war es hart – vor allem für uns Eltern. Denn: Noah hat das alles viel lockerer gesehen als wir. Wir bereiteten ihn vor, stimmten ihn ein, sagten ihm, dass wir eh bald wiederkommen und nur mal kurz mit dem „BrummBrumm“ wegfahren. Von wegen Geschrei und Geheul: Ein schnelles Bussi hier, ein Schmatzer dort – und schon war er ganz auf seine „Brumm-Brumms“ fokussiert. Für uns war er dann Mittelpunkt des ersten gemeinsamen Kinoabends nach seiner Geburt. Fast pausenlos war er Gesprächsthema, oft im Mittelpunkt unserer Gedanken und – vor und nach dem Film – ständig im Bild: am Handy, wenn wir uns gegenseitig stolz unsere Schnappschüsse mit und von ihm zeigten. Trotz unserer Anhänglichkeit sind andere Babysitter-Abende dazugekommen. Die penibel erstellten, umfangreichen, mündlich wie auch schriftlich überlieferten To-do-Listen von meiner Frau sind von rund 100 Punkten auf die wichtigsten zusammengeschmolzen. Bis der nächste große Schritt (für uns) bevorstand: die erste Nacht ohne Noah. Aber da er völlig gelassen seinen Eltern ihren Freiraum gönnt, war auch die erste Übernachtung auswärts kein Problem. Da war Noah über ein Jahr alt – davor konnten WIR es einfach nicht. Abgesehen von gelegentlichen Lauser-Attitüden ist Noah ein (bis dato) beeindruckend unkompliziertes Kind und damit auch für Babysitter ein guter Teamplayer, also wagten wir, kurz nach seinem zweiten Geburtstag, unser erstes langes Wochenende ohne unser Herzstück. Fast erwartungsgemäß hat er auch dieses für uns so große Elternabenteuer eher gelassen gesehen. Wir hingegen haben an unserem dreitägigen Berlin-Trip an jeder Ecke ein potenzielles Spielzeug für ihn entdeckt. Meine Frau musste sich sehr zurückhalten, um nicht 25-, sondern nur drei- bis viermal am Tag zu Hause anzurufen. Als wir zurückkamen, ist es nur so aus ihm herausgesprudelt, wollte er uns genau erzählen, was ER in dieser Zeit mit seinen Großeltern erlebt hat. Und: Der mitgebrachte Miniatur-„Trabi“ aus Berlin hat noch immer einen Ehrenplatz in seinem Brumm-Brumm-Fuhrpark.

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Leben und wir

Möchte einmal in der Managementbranche arbeiten – und selbst Mutter werden, doch mit Letzterem lässt sich die 22-Jährige noch Zeit. Sie hilft im Haushalt mit, wenn sie die Kids erfolgreich ins Bett gebracht hat. Ihr Standardwerk beim Vorlesen ist „Das kleine Ich-bin-ich“ von Mira Lobe und Susi Weigel. Originellster Dialog: „Chloe, bist du brav oder schlimm?“ Chloe: „Mittel!“

aber auch, dass sich Babysitter den Erziehungsmethoden der Eltern anpassen müssen – durchaus ein Qualitätsmerkmal für diejenigen, die diesen Job ausüben. Andererseits sind es sehr wohl diese kleinen Extras, die sich die Kinder erlauben dürfen, wenn sie unter seiner Obhut stehen, meint Philipp, die ihm einen zusätzlichen Bonus verschaffen. Wenn die Kids partout nicht ins Bett wollen, dann gibt es von ihm eben ausnahmsweise – aber wirklich nur ausnahmsweise! – die speziell für diesen Notfall mitgebrachten Süßigkeiten als Belohnung. Im täglichen Umgang wäre diese Maßnahme wenig zielführend, aber als Babysitter darf man sich solcher Tricks gelegentlich durchaus bedienen. Der Griff in die Trickkiste Denn ein paar Tricks darf – oder sollte – man schon auf Lager haben, wenn man mit Kindern zu tun hat. Bei Philipp sind es sogar tatsächlich Tricks, nämlich kleine improvisierte Zauberkunststücke, mit denen er im Notfall die gewünschte Ablenkung erzielt. Denn es gibt sie natürlich, die schier unlösbaren Situationen

– wenn ein Kind nämlich einen echten Heulkrampf hat. Die Gründe dafür sind vielfältig: Das kann die Abwesenheit der Eltern oder schlicht ein Trotzanfall sein. Da ist dann eine Menge Fingerspitzengefühl und Gewitztheit erforderlich, um die Situation zu deeskalieren. Sanny löst das auf folgende Art: Sie nimmt das Kind in die Arme und tröstet es innig. Anschließend schlägt sie eine Aktivität vor, die es gerne macht. Wenn sich die Lage beruhigt hat, gibt’s abschließend noch eine extra Kuscheleinheit. Trotzanfälle, bei denen sich das Kind beispielsweise im Klo einsperrt, erfordern eher eine Taktik, die das Respektieren der Privatsphäre beinhaltet. Zwar fragt sie immer wieder nach, ob alles in Ordnung ist, jedoch versucht sie nicht, es durch Überreden oder gar Schimpfen aus der selbst gewählten Isolation zu holen. Wichtig ist es, ruhig zu bleiben und die Situation nicht entgleisen zu lassen, findet auch Sophie. Denn bei einem schreienden Kind stößt man schnell an seine eigenen Grenzen. Was es braucht Befragt man jemanden, der öfter auf Kids aufpasst, so wird eine essenzielle Eigenschaft immer erwähnt: Geduld, und davon reichlich. Generell ist Belastbarkeit ebenfalls keine schlechte Grundvoraussetzung für das Babysitten; gefolgt von Kreativität bei Spiel- und Bastelideen sowie gewisse pädagogische Vorkenntnisse. Was ebenfalls sehr wichtig ist: Verlässlichkeit. Wer seinen Auftraggebern ein paar Mal in letzter Sekunde absagt oder zu spät erscheint, wird mit Sicherheit nicht mehr gebucht. Doch an allererster Stelle steht bei Sanny, Sophie und Philipp etwas ganz anderes – nämlich die Liebe zu Kindern im Allgemeinen. Ohne Liebe geht nämlich bei diesem Job gar nichts. Und wer ihn gut macht, wird dafür mit ganz viel ehrlicher Gegenliebe belohnt.

Die Agentur für Babysitter Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, dass Katrin und Roland fragfrida.at gegründet haben, eine Agentur, die ausgewählte Babysitter in Wien vermittelt. Am Anfang war für Katrin das Betreuen von Kindern eine mit viel Liebe und Sorgfalt ausgeübte Einnahmequelle neben dem Studium. Roland war es, der diese Leidenschaft auf ein professionelles Niveau hob. Sie bekommen von Eltern, Kindern und Babysittern viel Lob – ein Beweis, dass ihre Kriterien und ihr Gespür bei der Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber gut funktionieren und zugleich auch das Schönste an ihrer Tätigkeit. Eigentlich mögen sie das Wort „Babysitting“ gar nicht so gern und arbeiten an einer neuen Definition, die aber vorerst noch ihr Geheimnis bleiben wird. Nach einer Formel im Umgang mit Kindern befragt, erachtet sie das gegenseitige Vertrauen als wichtig – nicht nur Vorbild und guter Freund zu sein, sondern eben auch selbst dem Kind zu vertrauen. Was Katrin noch bemerkt hat: Fast jeder gute Babysitter hat eine besondere Eigenschaft, mit der sie oder er Kinderherzen leichter gewinnen kann. Das können gute Fußballkenntnisse sein, Zeichentalent oder einfach eine Extraportion Humor, mit der die Kleinen zum Lachen gebracht werden. Katrins schrägstes Erlebnis mit fragfrida.at war eine Dame, die einen Sitter angefragt hatte, um mehr Zeit für sich zu haben – um sich Tags darauf selbst zu bewerben.

Katrin ist für die Auswahl der Bewerber/-innen zuständig. Im Moment schreibt sie an ihrer Diplomarbeit zum Thema Säuglingsforschung. Roland ist für den Internetauftritt sowie die Medienarbeit von fragfrida.at verantwortlich. Er ist nebenbei Produktmanager bei einer Onlinemedia-Agentur.

© Wilke (1), Alek Kawka (1), Privat (1)

Sophie R.

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Leben und wir

Mama sagt „Ja“ Was passiert, wenn wir unseren Kindern alles erlauben? Ein Selbstexperiment von alina rheindorf um Schnitzel, kommt dann aber zum Glück ganz von selbst zur Vernunft und ordert Müsli mit Erdbeeren. Im selben Atemzug gibt er die Bestellung für das Mittagessen auf: „Schokofondue. Das hatten wir noch nie!“, kräht er fröhlich. Ich schlucke. Kurze Zeit später gibt er feierlich bekannt, heute nicht in den Kindergarten gehen zu wollen. Ich schlucke noch einmal. Er hat wohl überrissen, dass der Ja-Tag nur mit der Mama funktioniert. Im Kindergarten gelten eben (andere) Regeln. 7:35 Uhr: Beim Essen will Riesenzwerg Geschichten erzählen. Ja, du darfst, sage ich gnädig. Läuft ja ganz gut bisher, denke ich viel zu früh, ich Närrin.

© Indikidual

7:50 Uhr: „Wir wollen die Wand anmalen“, ruft der Riesenzwerg und hüpft im Kreis. „Ich will Drachen haben.“ Ich habe ohnehin mit dem Schlimmsten gerechnet. Auch in dem Artikel, den ich gelesen hatte, wollten die Mädchen die Wand anmalen. Mit Zeichentalent sind wir leider alle nicht gesegnet, und deshalb einigen wir uns darauf, Handabdrücke als Drachenzacken auf die Wand zu klecksen. 35 Sekunden später sind wir alle angemalt, nicht nur die Wand. Kürzlich las ich einen Artikel, in dem eine Mutter erzählt, was geschah, als sie ihren Töchtern alles erlaubte. Ihre Kinder wünschten sich kaum Spielzeug, sondern hauptsächlich gemeinsame Zeit. Es war der schönste Tag, den sie seit Langem gemeinsam verbracht hatten. Ich begann zu grübeln. Wie oft verbiete ich etwas, verhindere, zügle, wie es so schirch heißt? Ich weiß, dass ich ein großes Risiko eingehe, aber ich will das mit meinem Riesenzwerg (gerade vier Jahre) und dem Zwerglzwerg (1,5 Jahre) auch versuchen. Herausfinden, was passiert, wenn ich ihnen alles erlaube. Der Zwerglzwerg wird zwar Steine lutschen und in der Toilette planschen wollen, aber dann müssen wir eben den Steinen und Toiletten aus dem Weg gehen. Den Riesenzwerg kann ich schwer einschätzen. Manchmal ist er sehr vernünftig, manchmal jedoch unberechenbar und aktiv lebensmüde. Als ich in der Früh aufwache, habe ich Angst. Letzte und sehr große Zweifel überkommen mich.

6:30 Uhr: Wir gehen noch einmal die Regeln durch. Erstens: Niemand soll leichte bis schwere Verletzungen davontragen. Zweitens: Wir wollen bis zum Abend nicht den Privatkonkurs anmelden müssen. Er unterbricht mich und sagt „Danke“. Ich befürchte, die Regeln werde ich ihm doch noch öfter in Erinnerung rufen müssen. Es geht los. 6:35 Uhr: Riesenzwerg spricht seinen ersten Wusch aus: Schauen wir uns das Dinosaurierbuch an. Ich nicke zuversichtlich. Also nicht der übliche Morgenstress mit Milch, Frühstück, Zähneputzen, Waschen, Anziehen inklusive Trotzanfall. Wir bleiben im Bett und lesen. Ich bin plötzlich sehr optimistisch, dass wir den Tag überleben werden. 7:11 Uhr: Entspannt starten wir den Tag Richtung Frühstück. Der Zwerglzwerg verlangt lautstark „Berbi“ und bekommt seine Erdbeeren. Der Riesenzwerg bittet zuerst

9 Uhr: Der Riesenzwerg darf sich selbst anziehen. Das darf er sonst auch, aber meist muss ich doch eingreifen, weil Badehose und Ruderleiberl nur im Hochsommer durchgehen. Er wählt ein T-Shirt aus dem Kasten. Meinem Kasten. 9:16 Uhr: Ich muss einkaufen gehen. Riesenzwerg in seinem viel zu großen T-Shirt will nicht mit und schlägt stattdessen vor, die Nachbarn zu besuchen. Allein? Ja, allein! Wir läuten an, und der Riesenzwerg darf tatsächlich bleiben. Als wir uns verabschieden, gibt er noch bekannt, dass ich ihm eine Überraschung mitbringen dürfe. Wortwörtlich: „Du darfst ein Spielzeug aussuchen und es mir herbringen.“ Normalerweise würde ich lachen und sagen „Sicherlich nicht.“ Heute lache ich und sage: „Ja.“ Meine Zweifel fühlen sich bestätigt. Ich glaube, es gibt Kinder, die können mit zu vielen „Jas“ nicht umgehen. Werden auf einen Schlag größenwahnsinnig und nutzen eiskalt jede Gelegenheit aus. Riesenzwerg

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Leben und wir ist so ein Exemplar, befürchte ich. Aus dem Ja-sage-Tag ist ganz schnell ein Wünschdir-alles-was-du-willst-Tag geworden. 10 Uhr: Wir essen Jause. Beide Kinder gatschen, machen Bananenmalerei auf dem Holztisch und freuen sich des Gatschens. Ich überlege langsam, ob das überhaupt gilt, denn sie haben ja gar nicht gefragt, ob sie herumgatschen dürfen, und ich habe somit gar nicht „Ja“ sagen können. Mist! Eine verfluchte Grauzone. Ich bin verunsichert, und weil Kinder so etwas sofort spüren, entscheide ich zögerlich, ihre Kunstwerke zu bewundern. Wohlwissend, gerade den Fehler meines Lebens zu machen. 10:16 Uhr: Wir spielen Massenkarambolage mit den Autos, bauen Drachenhöhlen, verstecken uns im Kasten, hüpfen wild auf dem Bett, räumen alles aus den Kästen aus. Dazwischen wische ich Bananengatsch weg und die Farbe vom Boden auf. 11:20 Uhr: Zwerglzwerg kippt vor Müdigkeit um. Riesenzwerg will jetzt fernsehen. Ich sage „Ja. Ja. Ja. Jaaaaaaaaa“, freue mich und fühle mich irgendwie schlecht

dabei. Wir hatten großen Spaß bis jetzt. Keinen einzigen Wutanfall. Von Trotz keine Spur. Niemand hat geweint. Aber ich bin fix und fertig und überlege, ob ich noch genug Kraft habe, um den Tag zu überstehen. 13 Uhr: Schokofondue. Der allerletzte Osterhase im Nest muss daran glauben. Wie sich aber bald herausstellt, stirbt er den qualvollen Schmelztod völlig umsonst, denn der Riesenzwerg nimmt gerade einmal zwei Bissen, und der Zwerglzwerg will nur das Obst, ganz ohne Fondue. 14 Uhr: Wir spielen im Garten. Fast glaube ich, der Riesenzwerg hat vergessen, dass ich zu allem „Ja“ sagen muss. Doch dann zieht er sich die Schuhe aus und hüpft in den Gatsch. Er weiß, dass ich ihm das bei diesem Wetter verbieten würde. Wir sehen uns an und nicken uns verschwörerisch zu. Zwerglzwerg macht es ihm nach. Denn er macht alles nach. 15:25 Uhr: Dreckig, aber glücklich gehen wir wieder rein, und ich weiß jetzt: Die Ruhe im Garten war vorher, der Sturm tobt herinnen. Die Kinder fangen an, die Essensladen aufzumachen. Alle Verpa-

ckungen aufzureißen. Kuchen zu kosten. In die Salami zu beißen. Sie futtern sich quer durch die Küche. Der Zwerglzwerg, scheinbar noch mit einem Fünkchen Gewissen ausgestattet, holt ca. 200 Feuchttücher aus der Verpackung und wischt das Lebensmittelmassaker auf oder, na ja, besser herum. Dabei sagt er kopfschüttelnd: „Nein, nein, nein.“ Vielleicht erklärt er mir gerade, dass es jetzt bald wieder Zeit wäre für einen Nein-Tag. 16:30 Uhr: Wir gehen ins Kinderturnen. Riesenzwerg sagt, ich dürfe ausnahmsweise die Garderobe verlassen, aber ich müsse ihm dafür beim Abholen ein neues Auto mitbringen. Aye, aye, Sir. Schließlich ist Ja-sage-Tag. Und diesen werde ich in exakt drei Stunden für beendet erklären. Das Ziel ist erreicht. Wir haben ihn überlebt, und pleite machen uns die 6,99 Euro für das Auto auch nicht. Nachtrag: Am nächsten Morgen weckt mich der Riesenzwerg mit den Worten: „Na gut. Heute darfst du bestimmen. Und morgen dann wieder ich.“ Da lache ich laut und sage nicht „Ja!“, sondern: „Nein. Ganz sicher nicht.“

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Leben und wir

Wie sag ich’s meinem Kind:

Interview

Flugzeugabstürze Schwierige Themen – kinderleicht gemacht. Oder so leicht wie möglich. Erstes Thema in der neuen Tipi-Serie: Wie spricht man mit Kindern eigentlich über Flugzeugabstürze? von luisa siller

© Julia Marschat – vielen herzlichen Dank!

Recht auf entsprechende Information. Es gilt wieder: wertfrei bleiben, keine Spekulationen anstellen. Beim GermanwingsUnglück wäre es beispielsweise völlig ausreichend gewesen, zu sagen, dass der Pilot krank war, ohne zu erläutern, welche Möglichkeiten da medial gerade diskutiert werden. Es ist völlig legitim, zu sagen, dass man auf manche Dinge keine Antwort weiß.

Sommerzeit ist Reisezeit. Und so manche Familie erreicht das Urlaubsziel per Flugzeug. Der Schreck über den Crash der Germanwings-Maschine vor einigen Wochen sitzt noch tief in den kollektiven Knochen. Wie lässt sich so etwas Kindern überhaupt erklären? Isabella Baumgartner: Zuallererst ist es wichtig, dass es kein Patentrezept gibt. Als Faustregel kann man sich aber merken: Man sollte dem Kind nicht zu viel Information zumuten. Meistens beginnen solche Gespräche mit einer Frage, die vom Kind kommt. Als Erwachsener sollte man sich bemühen, eine möglichst neutrale und vor allem kurze Antwort zu geben, beispielsweise: „Es ist ein Flugzeug abgestürzt. Da gab es einen Unfall.“ Details sind hier fehl am Platz und erzeugen oft erst Ängste. Will das Kind mehr wissen, wird es fragen. Aber oft

dauert es Tage oder auch Wochen, bis Kinder die erste Information verarbeitet haben und sich bereit für den nächsten Schritt fühlen. Das ist eine kindliche Schutzfunktion und muss auf jeden Fall respektiert werden. Was gilt es bezüglich der verschiedenen Altersgruppen bzw. Entwicklungsstände zu beachten? Meine Empfehlung ist, mit den Kindern entsprechend ihres Entwicklungsstandes zu philosophieren. Während die Jüngeren bis etwa acht noch sehr stark im magischen Denken und damit ihrer eigenen Welt verwurzelt sind, können etwa Zehnjährige schon ganz andere, sehr viel realere Assoziationen herstellen. Kommen da Detailfragen wie etwa „Was genau ist passiert?“ oder „Welchen Fehler hat der Pilot gemacht?“, haben sie

Kinder mit Flugangst – gibt es die? Was mache ich, wenn mein Kind nicht fliegen will? Generell ist das eher selten und tritt eher bei Kindern ab zehn Jahren aufwärts auf. Meist ist die Flugangst aber ein Symptom für etwas, das ohnehin in dem Kind arbeitet. Hilfreich ist auf jeden Fall, zu betonen, dass es zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen gibt und wir darauf vertrauen können, dass unsere Reise gut gehen wird. Falsch wäre es, die Angst mit einer Floskel wie „Geh, da wird schon nichts passieren“ abzutun. Das Kind hat ein Recht darauf, ernst genommen zu werden. Genauso falsch wäre es aber auch, einen Flug gar nicht erst anzutreten. So vermitteln wir, dass die Angst real ist und schüren sie weiter. Auch mit eigenen Ängsten kann man ruhig offen umgehen. Für ein Kind ist es leichter, zu verstehen, dass Mama und Papa gerade ein mulmiges Gefühl haben, als unbewusst zu spüren, dass etwas nicht in Ordnung ist, weil Eltern ihre Emotionen nicht zum Ausdruck bringen.

Mag. Isabella Baumgartner ist Kinder-, Jugendund Familienpsychologin in Linz. www.isabellabaumgartner.at

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Leben und wir

Gut gerüstet

für das Berufsleben

Am 30. Mai war es für sieben Jugendliche so weit: Nach dreijähriger Ausbildung erhielten sie an diesem Tag ihr Abschlusszeugnis von der Akademie für Systemgastronomie im niederösterreichischen Waldegg. Bei dem Institut handelt es sich um die Berufsschule von McDonald’s Österreich, die in ihrer Form einzigartig im ganzen Land ist. Die Lehrlinge verbringen den größten Teil ihrer Ausbildung in einem der über 190 österreichischen Restaurants, um ihren künftigen Beruf in der Praxis zu erlernen. Die theoretische Ausbildung erfolgt verteilt auf 25 Wochen während der drei Lehrjahre zentral in Waldegg. Hier werden den angehenden Absolventinnen und Absolventen theoretische Inhalte der Systemgastronomie vermittelt. Auf dem Lehrplan stehen etwa Kalkulation, Marketing und Management sowie die professionelle Präsentation neu eingeführter Produkte und Dienstleistungen. Bis zum Schuljahr 2013/14 wurden

Gut gewappnet fürs Berufsleben: Natalie Ableidinger und Alexander Hatz erhielten nach dreijähriger Ausbildung ihr Abschlusszeugnis von der Akademie für Systemgastronomie.

die Lehrlinge von McDonald’s Österreich an Berufsschulen in ihren jeweiligen Bundesländern ausgebildet, nun erfolgt die theoretische Ausbildung zentral. Als Unterkunft während ihrer Zeit in Waldegg steht den Auszubildenden direkt neben der Schule ein Internat zur Verfügung, wofür McDonald’s die Kosten zur Gänze übernimmt. Vorbereitung aufs Management Eine der frischgebackenen Absolventinnen ist Natalie Ableidinger, die ihre Ausbildung im Restaurant in der Wagramerstraße in Wien absolvierte. Sie hat sich vor drei Jahren für die Ausbildung bei McDonald’s Österreich entschieden, weil sie „einen sehr gästeorientierten Beruf ergreifen wollte“, wie sie sagt. An ihrer

Lehre weiß sie besonders zu schätzen, dass sie sehr präzise auf das vorbereitet wurde, was sie auch im Berufsleben erwartet. Mit ihrem Zeugnis in der Tasche will sie nun die Aufstiegschancen bei McDonald’s nutzen und sich längerfristig in Richtung Management orientieren. Damit verfolgt sie ein klares Ziel, wie viele ihrer auszubildenden Kolleginnen und Kollegen. Die Lehre ist darauf ausgelegt, die McDonald’s-Manager von morgen auszubilden. Viele Absolventen nutzen die Möglichkeiten und setzen ihre Laufbahn im Unternehmen fort, weiß Alexander Riedl: „So einmalig die Lehrausbildung, so einmalig sind auch die Karrierechancen für Lehrlinge bei McDonald’s!“ Der Senior Manager Training ist für die Lehrlingsausbildung bei McDonald’s Österreich verantwortlich und kennt zumeist jeden Einzelnen seiner Schützlinge persönlich. Riedl, der seine Karriere bei McDonald’s einst selbst als Restau-

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Leben und wir

McDonald’s Österreich ist nicht nur ein verlässlicher Arbeitgeber, sondern auch in Sachen Lehrlingsausbildung ein vorbildliches Unternehmen. Seit dem Schuljahr 2013/14 wird der Nachwuchs zudem zentral in einer unternehmenseigenen Akademie geschult. von alexander kords

rantmitarbeiter startete, führt mit so gut wie jedem Jugendlichen, der sich für eine Lehrstelle bei McDonald’s interessiert, ein persönliches Gespräch. Für die Aufnahme ins Ausbildungsprogramm, die übrigens zu jeder beliebigen Zeit im Jahr erfolgen kann, spielen die Schulnoten des Kandidaten oder der Kandidatin nur eine untergeordnete Rolle. „Viel wichtiger sind gute Deutschkenntnisse und eine Persönlichkeit, die zu McDonald’s passt“, so Alexander Riedl.

Abwechslungsreiche Tätigkeiten Die Auszubildenden bei McDonald’s Österreich erwartet ein sehr abwechslungsreiches Betätigungsfeld und die Chance, die Karriereleiter im Unternehmen Schritt für Schritt nach oben zu klettern. Das ist auch das Ziel von Alexander Hatz, der seine Ausbildung im Restaurant in der Grazer Conrad-von-Hötzendorf-Straße absolvierte. Dort war er sowohl im Servicebereich als auch in der Küche tätig und half zudem bei Inventuren und der

© Alexandra Kromus

FAKTEN & Z AHLEN – Mc Do nald’ s Öste r re ic h als Arb ei tg eb e r Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ................................................................................................................... 9.500 Lehrlinge zu Fachfrau/-mann für Systemgastronomie ......................................................................... ca. 150 Frauenanteil Restaurant-Crew und Management ............................................................................... ca. 50 % Bewerberinnen und Bewerber 2012 ............................................................................................... über 24.000 Durchschnittsalter der Lehrlinge ................................................................................................................ 17 Jahre

täglichen Kontrolle aller Geräte. „Ich finde es toll, dass ich an mehreren Stationen arbeiten konnte“, so Hatz. „Außerdem gefällt es mir, dass man im Restaurant Teil eines großen Teams ist.“ Verkürzte Lehre Im Sommer startet McDonald’s Österreich eine Management-Lehre, bei der sich die Absolventinnen und Absolventen ihre Matura oder eine vergleichbare Abschlussprüfung auf die Dauer ihrer Lehre anrechnen lassen können. So dauert die Lehre statt drei nur zwei Jahre. Andererseits besteht auch die Möglichkeit, parallel zur Ausbildung die Matura abzulegen. Bewerbungen für die Lehrausbildung zum/zur Systemgastronomiefachmann/ -frau werden unter folgender Adresse entgegengenommen: www.mcdonalds. at/karriere/lehrausbildung-zum-r-systemgastronomiefachmann-frau som m er 2015 |

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Mode und so Haarige Angelegenheiten • Melone – nicht ohne!

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© Hersteller

Zauberwald

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„Aarre“ ist Finnisch und heißt übersetzt „Schatz“ – und genau das sind die modischen Kreationen des finnischen Labels Aarrekid: kleine Schätze, auf denen es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Kleid „Enchanted Forest“ aus GOTS-zertifizierter Biobaumwolle um € 39,–, Shirt um € 30,– bei www.dotkind.at

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Passt gut auf Schutzfeen, Schutzpiraten und Schutzdinos gehören zur eher seltenen Talisman-Spezies. Aber warum eigentlich? Stark, zuverlässig und zauberhaft sind sie allemal! Um je € 14,90. www.luxusweiberl.de

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Mode und so

Haarige Angelegenheiten

© Jan von Holleben

Der Trend in Sachen Körperbehaarung folgt heutzutage dem Motto „Weniger ist mehr“. Doch wie lässt sich dem Nachwuchs erklären, dass das Wachstum der ersten Haare nichts Schlimmes bedeutet? von sarah latussek

„Bikini brazilian“, „Men Zone intim“ oder „Arme complete“ – die bunte Vielfalt der Haarentfernung lässt sowohl Frauen als auch Männern keine Wünsche offen. Nicht nur aus Hygienegründen ist das Rasieren der Haare im Gesicht, an den Beinen und im Intimbereich beim weiblichen und männlichen Geschlecht sehr beliebt, längst gehört eine glatte Haut in der Gesellschaft zum gängigen Schönheitsideal. Doch nicht erst heute entfernen sich die Menschen ihre Haare mithilfe von Waxing, Sugaring & Co. Die Geschichte der Haarentfernung Im 6. Jahrhundert v. Chr. dienten Meeresmuscheln, geschliffene Feuersteine oder Haifischzähne als Pinzetten-Ersatz. Überlieferte Rezepturen aus Zucker, Wasser und Zitronensaft sollten das

Entfernen der Haare an jeglichen Stellen des Körpers angenehm erleichtern. Indem diese erwärmt auf die Haut gestrichen und schließlich mit einem Baumwollstreifen wieder abgezogen wurden, waren die unerwünschten Haare nicht nur oberflächlich, sondern gleich mitsamt ihrer Wurzel sorgfältig beseitigt. Auch die Damen im alten Ägypten des 4. Jahrhunderts wussten sich zu helfen. Mithilfe von Kupfer- oder Goldmessern bereiteten sie ihrer Körperbehaarung in der Bikinizone ein Ende, da diese als erotischer Reiz auf die Männerwelt angesehen wurde. Auch das „starke Geschlecht“ hatte mit Vorurteilen zu kämpfen: Ein Mann, der einen Bart trug und sich nicht stets gründlich rasierte, wurde in den Augen der alten Griechen schnell als Barbar beschimpft.

Den schmerzvollsten Torturen in Sachen Haarentfernung unterzogen sich zu ihrer Zeit wohl die Griechinnen und die Bewohnerinnen Südamerikas: Sie brannten sich die Haare an den Beinen mit einer speziellen Lampe ab und zupften sie teilweise sogar mit den bloßen Händen aus. Während die Menschen mittleren und niederen Standes selbst für eine glatte Bikinizone sorgen mussten, genossen die höheren Stände, unter ihnen zum Beispiel muslimische Herrscher, den Vorzug, täglich von ausgebildeten Gehilfen rasiert und gepflegt zu werden. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass sich ein perfekter Körper schon früh durch seine „haarfreie“ Makellosigkeit definierte. Als wahre Meilensteine in der Geschichte der Haarentfernung gelten jedoch die Jahre zwischen 1915 und 1945:

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Mode und so

Die Intimrasur wurde hier als ein Zeichen der „Femininität“ angesehen und sollte sich von nun an in ganz Europa einen Namen machen. Körperbehaarung heute Aus dem Alltag ist die Rasur heute nicht mehr wegzudenken und gehört zur tagtäglichen Pflege einer Frau und eines Mannes stets dazu. „Kinder holen sich ihre Inspiration von den Erwachsenen, um über sich selbst, ihr Verhalten und ihre Meinungen reflektieren zu können.“, so die Psychologin Maria Beham über die Entwicklung vom eigenen Verständnis eines Schönheitsideals. Von der Mutter und dem Vater vorgelebt, empfindet somit auch ein Kind das Wachstum der ersten Haare zunächst womöglich als befremdlich und weiß mit der Veränderung seines Körpers nicht richtig umzugehen. Nicht ungewöhnlich ist daher der frühe Wunsch vieler Kinder, sich den ersten Flaum im Gesicht oder an den Beinen so bald wie möglich zu entfernen. Doch wo die Eltern sich die Haare in erster Linie für sich selbst, das persönliche Wohlbefinden und auch zur Erhöhung der Attraktivität entfernen, da sollte ein Kind zu Beginn doch eigentlich stolz auf deren Wachstum sein. Auch wenn der anfangs etwas spärliche Bart oder die Achselhaare vielleicht zunächst etwas ungewohnt für den Nachwuchs sind – er hat schließlich nicht damit gerechnet –, sind die ersten Haare eines jeden Buben oder Mädchens in seiner Entwicklung von sehr großer Bedeutung. Ob im Gesicht oder im Intimbereich werden sie nun zu heranreifenden Männern und Frauen, die mit der Pubertät den ersten Schritt in Richtung Erwachsenenleben machen. Dass Kinder dennoch häufig unter dem Kichern oder den Hänseleien der Spielkameraden leiden müssen, liegt

Bartstile für kleine und groSSe Männer 1. B ei einem klassischen Vollbart werden die Haare 4–5 Wochen lang wachsen gelassen und nur der Hals- und Wangenbereich nachrasiert. 2. Den Kinnbart gibt es in verschiedenen Ausführungen, für die die Barthaare unterund oberhalb des Mundes stehen gelassen werden. 3. Wer einen Schnurrbart, auch Oberlippenbart genannt, trägt, rasiert sich alle Barthaare mit Ausnahme der über der Oberlippe. 4. Für einen Dreitagebart werden die Bartstoppeln kurz gehalten, sodass die Haut unter ihnen noch leicht zu sehen ist.

Intimfrisuren für kleine und groSSe Damen 1. Beim Landing Strip, Brazilian oder Irokesen wird ein schmaler Streifen in der Mitte der Schamregion stehen gelassen und anschließend akkurat gestutzt. 2. Der Hollywood Cut oder Bikini Complete meint die komplette Entfernung jeglicher Haare im Schambereich. 3. Für ein Dreieck oder Triangle werden die Schamhaare oben breit und unten schmal fein säuberlich gestutzt. 4. Wer es natürlich mag, lässt die Haare in der Bikinizone als Busch einfach stehen.

an den gegenwärtigen Vorstellungen der Gesellschaft. Wann die Behaarung des Körpers noch als schön und wann als abnorm angesehen wird, entscheiden neben den historischen Voraussetzungen vor allem auch kulturelle Aspekte. Da die Bewohner der westlichen Länder aus ästhetischen Gründen zunehmend „haarfrei“

BUCHTIPP Jan von Holleben/Antje Helms: Kriegen das eigentlich alle?; Gabriel Verlag, € 17,50. Ab 9. Kindgerechte Antworten auf die brennendsten Fragen zum Thema Pubertät – unterhaltsam, informativ und immer auf Augenhöhe. Mit großartig inszenierten, fantasievollen Fotos.

leben und das Aussehen von Intimbereich & Co. so zu einem modischen Gegenstand geworden ist, empfinden auch die Kleinsten „zu viel Haar“ bereits als störend und schämen sich, statt stolz darauf zu sein. Zwar gilt der Körper nach wie vor als ein Geschenk der Natur, er kann jedoch in eigener Verantwortung und ganz nach dem persönlichen Geschmack verändert werden. Wer nicht mit dem Trend geht und das Wachsen der Körperhaare nicht mit einer Rasur beendet, wird schnell für sein Abweichen von der Norm verurteilt. Elterlicher Rat Da ein Kind zunächst nicht weiß, wie es mit der neuen Situation umgehen soll, ist die Unterstützung von Mama und Papa gefragt. Womöglich bittet es sie direkt um Hilfe und möchte wissen, was es mit der „ekligen“ Behaarung an seinem Körper eigentlich auf sich hat. Wichtig ist nun eine Erklärung der Eltern, dass der Wandel nichts Schlimmes zu bedeuten hat. Das Kind sollte seinen Körper als schön wahrnehmen wie er ist, bevor es schließlich die Entscheidung über eine mögliche Veränderung treffen kann. Maria Beham erklärt: „Die Suche der Kinder und Jugendlichen nach Individualität ist wichtig. Suchen heißt immer auch Ausprobieren. Eltern sollten ihrem Nachwuchs also genügend Raum geben, sie begleiten und som m er 2015 |

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Mode und so Hilfe geben, wenn sie gebraucht wird.“ Wenn das Kind letztendlich jedoch weiterhin auf dem Wunsch beharrt, die ersten Stoppeln wieder loszuwerden, können sowohl Mutter als auch Vater ihnen dabei zur Seite stehen. Die Psychologin rät: „Eltern klären am besten ganz direkt mit dem Kind, was es möchte und wie sie es unterstützen können, ob es sich lieber mit Gleichaltrigen austauschen möchte oder doch den Rat der Eltern wünscht. So hilft der gemeinsame Einkauf des ersten Rasierers dem Kind nicht nur, sich zurechtzufinden, er kann durchaus auch ein beziehungsstärkendes Erlebnis für Eltern und Kind sein.“ Sollten Eltern einmal bemerken, dass ihr Schützling unter seiner Behaarung leidet oder gar von seinen Schulkameraden dafür gehänselt wird, kann ein Gespräch unter vier Augen helfen. Als Richtlinie empfiehlt Maria Beham: „Kinder brauchen weniger Vorgaben oder Verbote als vielmehr Eltern, die fragen und sie in ihrer Entwicklung und Individualität unterstützen. Viele Kinder und Jugendliche probieren Rasieren erstmals aus und entscheiden erst dann, ob es für sie das Richtige ist bzw. wie häufig sie sich

rasieren wollen. Dabei haben Freunde und Freundinnen selbstverständlich ebenfalls eine wichtige Modellfunktion.“ Solange das Kind jedoch nicht nur einem „Gruppenzwang“ nachgibt, sondern aus eigenem Willen und eigener Überzeugung handelt, steht der Rasur im Gesicht, an den Beinen oder auch im Intimbereich nichts mehr im Weg. Denn schließlich gehört auch das Suchen und Finden persönlicher Vorlieben und mit ihm das Treffen von Entscheidungen zur gesunden Entwicklung eines Kindes dazu.

Pubertät leitet sich von den lateinischen Begriffen „pubertas“ und „pubes“ ab, was übersetzt „Geschlechtsreife“, „erstes Barthaar“ und auch „Schamhaar“ bedeutet. Ob der Haarwuchs eines Kindes stärker oder schwächer ausfällt, entscheidet die Menge des Hormons Testosteron. Die zunehmende Behaarung verstärkt auch den Geruch des Körpers, der ihn für andere Menschen sexuell anziehend macht. Darum ist auch von „jemanden nicht riechen können“ die Rede, sobald man einen Mitmenschen unsympathisch findet. Ob ein Bub viel oder wenig Bart bekommt, hängt von den Erbanlagen ab. Häufigeres Rasieren kann den Bartwuchs nicht vermindern. Frauen finden Männer mit Bart häufig sympathischer und attraktiver als rasierte Männer.

Mag.a Jasmin Mandler ist Klinische und Gesundheitspsychologin & Kinder- und Jugendpsychologin Mag.a Maria Beham ist Klinische und Gesundheitspsychologin & Coach

Wann beginnt bei einem Kind das erste Wachstum der Körperhaare? In der Regel zeigen sich während der Volksschule, im Alter zwischen acht und zehn Jahren, die ersten körperlichen Anzeichen der beginnenden Pubertät. Die Schamhaare beginnen zu sprießen, mal weniger und mal mehr, hell oder dunkel. Außerdem entwickeln sich die Achselhaare, speziell bei den Buben schließlich auch Barthaare. Wie und wann sollten Eltern das Thema zum ersten Mal ansprechen? Es hilft den Kindern, wenn die Eltern mit der Aufklärung über den Körper möglichst früh beginnen: Welche äußeren und inneren Geschlechtsmerkmale und -organe gibt es bei Frauen und Männern? Welche Funktionen haben sie und wie werden sie bezeichnet? Es

die Entwicklungshelferinnen | Psychologische Praxis Sonnbergplatz 7/19, 1190 Wien www.die-entwicklungshelferinnen.at

ist gut, wenn sie sich bei diesem Thema nicht auf die Schule verlassen, denn das Eintreten der Geschlechtsreife richtet sich ja nicht nach dem Lehrplan. Es gibt den Kindern einfach Sicherheit, wenn sie nicht überrascht werden. Wie können Eltern ihrem Kind ein gesundes Schönheitsverständnis gegenüber dem eigenen Körper vermitteln? Am besten gehen sie einfach mit gutem Beispiel voran – denn Kinder brauchen Vorbilder. Wenn Eltern auf authentische Weise zeigen können, wie der Umgang mit dem eigenen Körper und mit Sexualität gelingen kann, ist eine gesunde Basis geschaffen. Das Meiste bekommen die Kleinsten ja auch ohne Worte mit. Wie Eltern mit ihrem Körper umgehen, wie sie ihn pflegen, wie sie über ihn sprechen und ob sie zufrieden

damit sind, hat somit einen großen Einfluss auf die Einstellung der Kinder. Ab wann sollte bzw. darf ein Kind sich eigentlich zum ersten Mal rasieren? Dafür gibt es kein genaues Alter. Theoretisch geht es ab dem Zeitpunkt, ab dem die Härchen wachsen – und natürlich nur, wenn das Kind es will. Um mit den Worten des erfahrenen Pädagogen Jesper Juul zu sprechen: „Wenn Kinder in die Pubertät kommen, sollten Eltern zu ‚Sparringpartnern’ werden. Das bedeutet, sie sollten maximalen Widerstand leisten und möglichst wenig Schaden anrichten.“

© Jan von Holleben (1), Privat (1)

Interview

Schon gewusst?

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Wann: Sonntag, 16. Au gust 2015 Kartenausgabe: 10 Uh r Filmbeginn: 11 Uhr Wo: Village Cinema Wi en Mitte Landstraßer Hauptst raße 2A 1030 Wien

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Mode und so

Melone – nicht ohne! Saftig, süß und sooo gut: Wassermelonen sind unser erklärtes Lieblingsobst im Sommer. Obwohl sie – rein biologisch gesehen – eigentlich zum Gemüse gehören ... von kim sztrakati

Doch süß! Wassermelonen kommen ursprünglich aus Afrika, dieses Tank Top aus Polen vom Label No Sweet. Aus GOTS-zertifizierter Biobaumwolle! Um € 26,– (2–6 Jahre) bei www.onefineday.at

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Mode und so

Style Durchblick

Wasser Wassermelonen bestehen zu 95 Prozent aus Wasser – ideale Durststiller bei Sommerhitze. Auch für heiße Tage geeignet: Badeanzug von Molo um € 39,95 (92–164). www.molo.com

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Grinsekerlchen Melonenessen macht gute Laune – solange keine Flecken auf dem Leiberl landen. Weißes T-Shirt mit Wassermelonengesicht von Zara um € 10,95 (Größe 68–98). www.zara.com

Wassermelonen können bis zu 100 kg schwer werden, wiegen meist aber ca . 4 bis 25 kg. Bestimmt leichter: So nnenbrille mit fruchtigem Melon enmuster von Monsoon um € 7,9 0. www. monsoon.co.uk

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Essen und Gesundheit Die (F)rohkost • Kochschule: Gefüllte Champignons vom Grill • Heilsame Berührungen • Mach’s vegetarisch!

kochgenuss

Kleine Helfer

© Hersteller (7), Soft Gallery (1)

Wenn Kinder in der Küche mithelfen, macht ihnen auch das Essen mehr Spaß. Selbst (oder gerade) dann, wenn einen Großteil der Arbeit die neue Küchenmaschine erledigt ... Chef Sense von Kenwood mit 1.100 Watt, 4,6 Liter Edelstahlschüssel, GlasMixeraufsatz und drei Rührelementen. Um € 579,99. www.kenwoodaustria.at

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Mal was Neues Jasmin Hekmati zeigt, wie vegane Küche für die ganze Familie funktionieren kann – mit kreativen Rezepten und Ernährungstipps. Das vegane Familienkochbuch, ars vivendi, um € 25,60.

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Mode und so

Zauberei! Einen Hasen hervozuzaubern gilt längst als alter Hut. Wie wäre es mit einem Eis? Mit den Bunny Pops von Ototo ein Kinderspiel: die Formen befüllen, ab ins Gefrierfach und dann kräftig an den Löffeln packen. Im Doppelpack um ca. € 10,–. www.ototodesign.com

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Wenn Kinder essen, geht auch mal was daneben. Dem niedlichen Bären macht das aber nichts aus – das Tischset von Oyoy ist leicht abwaschbar und kann nach dem Essen als Deko aufgehängt werden. Um € 13,90 bei www.kindofmine.com

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Essen und Gesundheit

Die (F)rohkost Manch einem mag beim Wort Rohkost bloß Hasenfutter in den Sinn kommen. Doch Raw Food, wie der Ernährungsstil in der Szene genannt wird, hat so gar nichts Klischeehaftes an sich – und hat mehr zu bieten als Gurkenscheiben und Karottensticks. von lisa strebinger

Farbenfrohe Rote-Rüben-Ravioli mit herzhafter Cashewkern-Füllung, knackige Maiscracker mit pikanter Sauce oder saftige Schokoladen-Kokos-Brownies – all diese Leckereien und noch viele andere kann man rohköstlich herstellen. Das heißt: ganz, ohne sie zu kochen. Wer sich von Rohkost ernährt, der verzichtet darauf, seine Lebensmittel zu erhitzen; sie werden maximal erwärmt, und das auf höchstens 42 Grad Celsius. Nährstoffe NICHT abtöten In den letzten Jahren springen immer mehr Österreicher auf den Trend der – zum Großteil veganen – Rohkost auf. Der Gedanke dahinter: Lebensmittel, die nicht übermäßig erhitzt werden, behalten – im Gegensatz zu gekochten – eher ihre Vitamine, Spurenelemente, Enzyme und sonstigen ernährungstechnisch relevanten Eigenschaften bei. In der Rohkosternährung bevorzugte Lebensmittel sind

Obst, Gemüse, Nüsse und Samen. Der überwiegende Anteil der Rohköstler lehnt den Verzehr von Getreide- und Milchprodukten, Fleisch und Fisch sowie stark verarbeiteten Lebensmitteln ab, wobei rein theoretisch auch getrocknete oder geräucherte Fisch- und Fleischprodukte sowie Rohmilcherzeugnisse Teil der Rohkosternährung sein könnten. Der Hintergedanke: Bereits die Urahnen des heutigen Menschen – als man noch nicht wusste, wie man Feuer macht – haben sich auf genau diese Weise ernährt. Laut Rohkost-Praktikern liegt dem Mensch die Rohkosternährung also im Blut. Wider alle Klischees „Leben und leben lassen“ – das ist die Devise von Michaela Russmann, in deren Elternhaus in der Steiermark bereits vor über 30 Jahren Bio-Vollwertkost im Mittelpunkt stand. Als ihre Eltern später zwei

der ersten Bioläden in Wien eröffneten, fand Russmann ihren eigenen Weg. Mit 18 Jahren beschloss sie, sich von Rohkost zu ernähren. „Ich zwinge niemandem meinen Ernährungsstil auf oder belehre ihn. Aber ich selbst möchte mich mit veganer Rohkost ernähren, weil es mir damit besser geht und weil ich mich damit gesund fühle. Das mache ich aber nicht zu 100 Prozent. Im Winter lebe ich zu 70 Prozent von Rohkost, im Sommer sind es etwa 90 Prozent“, erzählt die 36-Jährige, die rein optisch so gar keine Klischees einer Rohkost-Veganerin verkörpert. Russmann ist gelernte Kleinkindpädagogin, studierte dann Soziologie und verfasste ihre Abschlussarbeit zum Thema Ernährung. An ihrem Traum, einmal auch in diesem Bereich zu arbeiten, hat sie stets festgehalten. Im ersten Wiener Gemeindebezirk führt sie heute einen Bioladen mit Gastrobetrieb namens „BioWerkstatt & BioBistro“, hat außerdem fünf

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Essen und Gesundheit

Süßer Blumentopf (Schokomousse) Für zwei verspielte Naschkatzen: * 4 Avocados * 4 EL Wasser * 5 EL Kakaopulver * 5 EL Agavendicksaft * 1 Msp. Vanillepulver * essbare Wiesenblumen Zubereitung: Für das Schokomousse alle Zutaten pürieren und eventuell mit etwas Agavendicksaft nachsüßen. Die Wiesenblumen vorsichtig einstecken. Tipp: Anstelle der Avocados können auch Bananen verwendet werden.

Melonenpizza Für 2 Kids: * 1 ca. 2 cm dicke Scheibe Wassermelone * 8 EL pürierte Beeren nach Wahl * Obst nach Wahl * Kokosflocken Zubereitung: Melone in 8 Stücke teilen und je 1 EL Beerenpüree darauf verteilen. Mit Obst belegen und mit Kokosflocken bestreuen.

Vorleben statt vorbeten Kindern eine spezielle Ernährungsform, die sich von jener der Klassenkollegen oder Kindergartenfreunde abhebt, näherzubringen, ist eine Herausforderung und bedarf viel Geduld. „Man sollte den Kindern von Beginn an eine gesunde Ernährung vorleben. Ich habe mich auch während der Schwangerschaft und Stillzeit großteils von Rohkost ernährt. Meinen Sohn Moritz habe ich dann bis zum 18. Monat gestillt. Er hat nie ein Flascherl kennengelernt. Und dann habe ich mit Mischnahrung, das heißt 50 Prozent Rohkost und 50 Prozent Gekochtem, begonnen. Da gab’s zum Beispiel eine rohe, geraspelte Karotten mit gekochten Kartoffeln“, so Russmann. Den Anteil an Rohkost hat sie bei ihrem Sohn mit zunehmendem Alter langsam gesteigert. Nur bedingt für Kinder Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rät von einer hundertprozentigen Rohkosternährung während der Schwangerschaft und Stillperiode ab, und auch Kinder sollten nicht ausschließlich auf diese Art leben. Zu groß sei das Risiko, dass Kinder an massiven Mangelerscheinungen leiden und eine ernst zu nehmende Unterentwicklung des Körpers begünstigt wird. Laut AGES sind viele Rohkost-Praktiker mit Eiweiß und Calcium unterversorgt, haben mit einem Vitamin-B12-Manko zu kämpfen und zu wenig gutes HDLCholesterin. Sollte eine Mutter bei sich und ihrem Nachwuchs trotzdem nicht auf ihren Rohkost-Lebensstil verzichten wollen, muss sie auf alle Fälle mit einem Arzt Rücksprache halten. Gegebenenfalls stehen dann Nahrungsergänzungsmittel auf dem Plan. Außerdem ist es wichtig, dass sich Eltern mit der Form der Rohkosternährung intensiv auseinandersetzen – so wie das auch Michaela Russwurm getan hat. Sie hat ihrem Sohn zwar großteils rohe Speisen angeboten, für die Zuberei-

© Rohgenuss / Jochen Russmann

Kochbücher rund um originell-deliziöse Rohkostrezepte sowie drei DVDs herausgebracht und gibt Rohkost-ZubereitungsWorkshops. Weiters ist sie Mutter eines Siebzehnjährigen und lebt mit ihm, ihrem Ehemann (38) und ihrem jüngeren Bruder (21) zusammen in Wien. Die drei Männer ernähren sich ebenfalls hauptsächlich von (vegetarischer) Rohkost, und wenn nicht, wird das von Russmann auch respektiert. „Ich habe das Thema Ernährung bei uns in der Familie aber immer total entspannt behandelt. Wenn ich zu Hause vegane Rohkostspeisen koche, dann werden die von allen gerne gegessen. Manchmal schaffe ich das zeitlich aber nicht, und dann wird eben etwas Gekochtes gegessen. Das ist ja okay. Ab und zu habe auch ich Lust auf eine Scheibe Brot oder ein Stück gebackenen Kuchen. Oder wenn wir bei Freunden eingeladen sind, dann esse ich auch mal eine warme Gemüsesuppe. Man darf sich nicht zu viele Verbote auferlegen und sollte am sozialen Leben stressfrei teilhaben“, erklärt Russmann.

Gurkenvinaigrette Für ein Glas grüne Cremigkeit: * 1 kleine Salatgurke * 3 EL Essig * 1 TL Agavendicksaft * 1 EL Öl * 1 Knoblauchzehe * ½ Bund Kräuter nach Wahl * Kräutersalz und Pfeffer Zubereitung: Alle Zutaten zu einem cremigen Salatsößchen pürieren. Tipp: Passt ganz toll zu Römersalat oder Paradeisern.

tung aber stets frische und biologische Zutaten verwendet und auf eine extrem abwechslungsreiche Ernährung geachtet. Streng sein bringt nichts Wenn Klein-Moritz etwas zu essen bekam, sorgte Russmann für verschiedene, spannende Geschmäcker und einen sehr bunten Teller, denn das Auge isst bekanntlich mit, und vor allem Kinder bevorzugen Speisen, die möglichst farbenfroh sind. Das war vor allem während der Kindergarten- und Schulzeit wichtig. Das sind genau jene Zeiten, in denen Eltern, die auf eine gesunde Ernährungsweise achten, vor Herausforderungen gestellt werden. „Ich habe das dann so gehandhabt, dass sich Moritz einmal pro Woche som m er 2015 |

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Essen und Gesundheit

Eine kulinarische Spielwiese Kulinarisch betrachtet erweist sich die Rohkost als ein unendliches Feld an Möglichkeiten, man muss sich lediglich Zeit für die Zubereitung nehmen und seinem kreativen Verstand etwas Raum lassen. Oder noch einfacher: sich ein paar Rohkost-Kochbücher zulegen. In diesen finden sich die ausgefallensten Rezeptideen, von denen man kaum genug bekommen kann. Michaela Russmann betont: „Rohkost geht über die banale Salatschüssel und den unkreativen Obstsalat hinaus. Das muss sie auch, sonst wird sie schnell fad, und man riskiert noch dazu eine mangelhafte Ernährung. Ein Beispielmenü in meiner Küche wäre etwa: Tomaten-Paprika-Kokos-Süppchen, Rohkost-Lasagne mit Pesto-Rosso und Schoko-Nuss-Torte.“ Sommer ist Rohkostzeit Das Fazit: Die Form der Rohkosternährung, vor allem bei Kindern, ist laut AGES mit Vorsicht zu genießen. Wer es nicht richtig macht, riskiert bei sich und seinem Nachwuchs ernst zu nehmende gesundheitliche Probleme. Michaela Russmann zeigt aber, dass man es schaffen kann, sofern man viel Zeit und Hingabe investiert. Fakt ist aber auf jeden Fall: Auf dem durchschnittlichen Speiseplan der Österreicher stehen zu wenig Rohkost, dafür zu viel weißes Mehl, raffinierter Zucker und stark industriell verarbeitete Lebensmittel. Etwas mehr Rohkost in sein Leben zu bringen, schadet also gewiss niemandem und bietet sich gerade jetzt in den heißen Sommermonaten an.

BUCHTIPP Michaela Russmann: Rohgenuss – Die vier Jahreszeiten; Verlag Russmann & Sohn, € 24,95 Über 100 rohvegane Rezepte, geordnet nach Jahreszeiten und mit überwiegend saisonalen, heimischen Zutaten. Die besonders kindertauglichen Gerichte sind markiert und schmecken selbst den größten kleinen Grünzeugskeptikern.

Dr. Birgit Dieminger

Interview

© Verlag Russmann & Sohn (1), Privat (1)

im Supermarkt eine Milchschnitte holen durfte. Auch bei Geburtstagsfesten durfte er Torte und anderes naschen. Und sonst war seine Jausenbox so quietschbunt mit Rohkost-Leckereien gefüllt, dass er diese ohnehin gerne verputzte“, ergänzt Russmann.

Ernährungswissenschaftlerin und Projektleiterin von „Richtig essen von Anfang an!“, einem Projekt der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) Kontakt: richtigessenvonanfangan@ages.at

Was sind die positiven Aspekte einer Rohkosternährung? Rohes Gemüse und Obst enthalten oft mehr Vitamine als gegartes. Beim Kochen ist der Vitaminabbau abhängig von der Garmethode, der Temperaturhöhe und der Gardauer. Vitamin C, Thiamin und Pantothensäure sind besonders hitzeempfindlich. Außerdem steigert eine vegetarische bzw. vegane Rohkost die Zufuhr an sekundären Pflanzenstoffen, denen entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften zugeschrieben werden. Eine vegetarische oder vegane Rohkost ist oft mit einer großen Ballaststoffzufuhr verbunden. Die erhöht das Sättigungsgefühl und verringert das Dickdarmkrebs-Risiko. Außerdem haben Rohkost-Veganer einen niederen LDL-Cholesterinwert. Was sind die Gefahren bei einer veganen Rohkosternährung? Die meisten Rohkost-Praktiker verzichten auf tierische Produkte, Hülsenfrüchte und Getreide. Daher kann es zu einem Proteinmangel kommen. Eine Studie zeigte, dass strenge VeganRohköstler ein zu geringes Körpergewicht haben, der Stoffwechsel langsam läuft und Konsequenzen wie Amenorrhö (das Ausbleiben der Periode) und Blutarmut auftreten. Außerdem ist das positive HDL-Cholesterin gesenkt, es wird zu wenig Vitamin B12 aufgenommen, und Calcium gilt bei der Rohkosternährung als Risikonährstoff. Der Mangel äußert sich in Muskelkrämpfen, Blutgerinnungsstörungen sowie Osteoporose. Es kann auch zu einem Jodmangel kommen, daher sollte man jodiertes Speisesalz oder Meeresalgen essen. Außerdem sind manche sekundären Pflanzenstoffe in rohen Lebensmitteln weniger gut verfügbar. Das betrifft beispielsweise Carotinoide, die etwa in Karotten oder in Tomaten stecken. Die werden nach dem Garen besser aufgenommen.

Gibt es Lebensmittel, die man keinesfalls roh essen sollte? Rohe Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Sojabohnen und Kichererbsen enthalten unverträgliche Inhaltsstoffe, die zu Durchfall und Übelkeit führen können. Durch den Kochvorgang werden sie zerstört. Die Kartoffel ist im rohen Zustand nahezu unverdaulich und enthält das toxische Alkaloid Solanin, das vorwiegend in der Schale zu finden ist. Durch das Kochen geht der Großteil davon ins Kochwasser über. Viele Rohkost-Fans ernähren sich in der Schwangerschaft und Stillzeit (fast) ausschließlich von Rohkost. Gut oder schlecht? Das ist nicht empfehlenswert. Das vorhin genannte Nährstoffmangel-Risiko wirkt sich beim Ungeborenen oder beim Säugling noch viel stärker aus. Man läuft Gefahr, dass das Kind krank oder behindert wird. Sollte sich eine Schwangere oder Stillende dennoch rohköstlich ernähren, ist es wichtig, eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen sowie die Situation mit einem Arzt abzuklären. Und wie sieht es mit einer (veganen) Rohkosternährung bei Babys aus? Laut den österreichischen Beikostempfehlungen kann eine rein vegane (Roh-) Kost bei Kindern aufgrund gravierender Nährstoffdefizite zu Wachstumsverzögerungen führen und ist daher für die Baby- und Kleinkind-Ernährung ungeeignet. Rohkost darf aber ab Beikostbeginn, also erstmals zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat, zusätzlich gegeben werden. Vorausgesetzt, es wird auf die passende Konsistenz geachtet – reifes Obst wie Bananen oder Nektarinen kann man zerdrücken, Äpfel kann man reiben. Für die Verdauung stellt der rohe Zustand kein spezielles Problem dar. Man sollte aber darauf achten, dass zumindest die Hälfte des Gemüses gegart gegeben wird.

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© Privat

Kochschule

Zutaten

gnons * ca. 500 g Champi * 150 ml Olivenöl * Saft von 1 Zitrone * ½ Bund Petersilie * 5 Stiele Basilikum * 1 Paradeiser * 1 kleiner Zwiebel * 1 Morzarella nes Weißbrot * 50 g frisch geriebe * Salz und Pfeffer Rezept von Andrea Ammann, Vorarlbe

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Kochschule

cht? Lieblingsgeri Habt ihr ein tte an: bi pt ze Re it E-Mail m .at tipimagazin kochschule @

Gefüllte Champignons vom Grill Zubereitung 1 Die Pilze putzen und die Stiele entfernen. 100 ml Olivenöl mit Zitronensaft verrühren, die Champignons in einer Schüssel gut mit dem Gemisch einreiben und ca. 2 Stunden abgedeckt im Kühlschrank ziehen lassen. 2 Petersilie und Basilikum waschen und klein hacken. 3 Die Zwiebel schälen, den Paradeiser entkernen und beides ebenso wie den Mozzarella in kleine Würfel schneiden. 4 Das Weißbrot grob würfeln und mit einem Mixer zerkleinern. 5 Ca. 50 ml Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebelwürfel glasig andünsten und auskühlen lassen. Nun die Zwiebel mit den Kräutern, dem

Paradeiser, dem geriebenen Weißbrot und dem Mozzarella gut durchmischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. 6 Die marinierten Champignons mit der Mischung füllen und jeweils 2 bis

4 Champignons (je nach Größe) auf ein großes Blatt Alufolie setzen und verschließen. Die Päckchen eher am Rand des Grills platzieren und die Champignons ca. 10 bis 20 Minuten grillen.

FAKT E N U ND Z AHL E N Anzahl der verschiedenen Champignonarten: – weltweit ............................................................................................................................................................ ca. 200 – europaweit ......................................................................................................................................................... ca. 60 Wassergehalt von Champignons ...................................................................................................................... 91 % Fettgehalt von Champignons ............................................................................................................................. < 1% Eiweißgehalt von Champignons ........................................................................................................................ 4 % Kalorien pro 100 g Champignons ........................................................................................................................ 24

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Essen und Gesundheit

Heilsame Berührungen Durch das Auflegen der Hände auf bestimmte Punkte oder das Halten der Finger können die eigenen Kräfte aktiviert und gestärkt werden – die Energie „strömt“ besser. Jin Shin Jyutsu ist eine einfache Methode, die bereits Kinder gut für sich nutzen können. von eva maria wagner

Hannah hat Bauchweh und ist müde. Sie soll sich ein bisschen auf dem Sofa ausruhen. Während sie so daliegt, schließt sie die Augen und legt beide Hände auf ihren Bauch. „Schon viel besser“, lautet die Antwort, als ich mich nach einiger Zeit nach ihrem Befinden erkundige. Auch ihre kleine Schwester Carla ist müde. Sie bekommt den Schnuller und legt wie automatisch ihre kleinen Patschhändchen an ihre Wangen. Kurze Zeit später schläft sie wohlig ein. Was machen meine Mädchen da? Kann es sein, dass sie sich ganz intuitiv selbst helfen, sich zu entspannen? Ich forsche

nach und stelle fest, dass es wohl tatsächlich ein intuitives, weltumspannendes Wissen in uns Menschen gibt, das uns hilft, uns zu harmonisieren und zu beruhigen. Durch einfaches Auflegen der Hände und wohltuende Berührungen, wenn es uns gerade zwickt oder schmerzt, helfen wir uns selbst und „strömen“ uns sozusagen wieder ins Gleichgewicht. Japanische Heilkunst Dieses „Strömen“ ist auch als „Jin Shin Jyutsu“ bekannt und eine jahrtausendealte Heilkunst. Es beschreibt die Empfindung, während sich Energieblockaden

im Körper auflösen. Überliefert wurde Jin Shin Jyutsu aus Japan. Dort wurde es Anfang des letzten Jahrhunderts von Jiro Murai wiederentdeckt, erforscht und gelehrt. Seine Schülerin Mary Burmeister, eine Amerikanerin japanischer Herkunft, kehrte nach dem gemeinsamen Studium der Heilkunst 1954 nach Amerika zurück und übersetzte das Wissen für die westliche Kultur. Jin Shin Jyutsu arbeitet mit 26 energetischen Zentren, den sogenannten „Sicherheits-Energieschlössern“. Durch sanftes Berühren über der Kleidung und das Halten bestimmter Kombinationen dieser Energieschlösser wird blockier-

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te Lebensenergie wieder zum Fließen gebracht, und die Selbstheilungskräfte werden aktiviert. „Ich vergleiche das Prinzip von Jin Shin Jyutsu gerne mit einem Bach“, erklärt Autorin Ilse Fraisl. „Auch hier gibt es oft kleinere oder größere Stauungen, die das Wasser daran hindern, ungestört zu fließen. So ähnlich verhält es sich auch in unserem Körper. Wenn wir traurig sind, uns krank fühlen, verletzt oder einfach erschöpft sind, dann ist auch unsere Energie gestaut. Durch das Strömen können wir diese Energie in uns wieder zum Fließen bringen.“ Die Stärke der Methode liegt in ihrer Einfachheit und Sanftheit. Bereits mit wenigen Handgriffen kann, laut der Autorin, eine tiefe Entspannung und eine stille Erneuerung auf physischer, psychischer und mentaler Ebene erreicht werden. Strömen ist kinderleicht Die ehemalige Religionslehrerein und begeisterte neunfache Großmutter Ilse Fraisl hat Jin Shin Jyutsu in einem Selbsthilfeseminar kennengelernt und war sofort angetan von der Wirksamkeit und dem großen Potenzial, das besonders auch für Kinder in dieser Kunst steckt. Aus dem Wunsch, eben für diese eine fröhliche und kindgerechte Form zu erarbeiten,

© Illustrationen: Erich Bieri / Freya Verlag, Verlage (2)

BÜCHERTIPPS Ilse Fraisl: Luca – Jin Shin Jyutsu für und mit Kindern; inkl. CD, Freya Verlag, € 19,90 Mit lustigen Reimen und liebevollen Illustrationen werden den Kindern die heilsamen Handgriffe des Jin Shin Jyutsu nähergebracht. Auf der beiliegenden CD sind die Texte in Form von Kinderliedern vertont. www.stroemen-fuer-kinder.at Waltraud Riegger-Krause: Jin Shin Jyutsu. Die Kunst der Selbstheilung durch Auflegen der Hände; Irisiana, € 17,50 Das Buch erklärt die vielschichtigen Zusammenhänge in Bezug auf die japanische Heilkunst und zeigt gleichzeitig einfache Möglichkeiten zu Selbsthilfe.

» Der Ringfinger ist ein Trösterlein, solltest du oft traurig sein. Spürst im Herzen du ein Sehnen, wischt er ab dir deine Tränen. « entstand das Kinderbuch „Luca – Jin Shin Jyutsu für und mit Kindern“. Weil es ihm selbst so guttut, möchte das Kind Luca auch andere Kinder dazu motivieren, Jin Shin Jyutsu auszuprobieren. Mit lustigen Reimen und liebevollen Illustrationen, die eine genaue Anleitung darstellen, zeigt Luca, wie es geht. Auf der beiliegenden CD sind die Reime nochmals in Form von Kinderliedern vertont und haben großes Ohrwurmpotenzial. „Das Strömen ist eine einfache Methode, die Kinder sehr gut für sich nutzen können“, sagt Fraisl. „Je früher sie die Griffe erlernen, desto besser werden sie verinnerlicht und können ein ganz normales Werkzeug für den Alltag sein.“ Dass dieser auch für Kinder oft schon ganz schön hektisch sein kann, wissen viele Eltern. Stress in Kindergarten oder Schule, Verletzungen oder Kränkungen, kleine Wehwechen oder innere Unruhe und Erschöpfung machen auch vor Kindern nicht halt. Jin Shin Jyutsu kann hier guttun, indem es das Wohlbefin-

den und die Vitalität fördert. Es ermöglicht das Erleben tiefer Entspannung und ein zur Ruhe Kommen, fern von Alltagslärm und Anforderungen. Es hilft bei Ängsten, Konzentrationsstörungen und fördert gleichzeitig Mut, Kraft und Lebensfreude. „Die Kinder spüren, dass sie sich durch diese eigene Zuwendung selbst in bestimmten Situationen helfen können“, meint Ilse Fraisl. „Das tut ihnen gut und stärkt ihr Selbstvertrauen.“ Handfeste Hilfe Eine zentrale Rolle kommt bei Jin Shin Jyutsu den Fingern zu, die den Ausgangsund Endpunkt vieler Energieströme durch den ganzen Körper bilden. Durch das Halten einzelner Finger mit der jeweils anderen Hand können die sogenannten fünf „Haupteinstellungen“ des Menschen harmonisiert und alte Denkmuster durchbrochen werden. So harmonisiert der Daumen die Sorgen, der Zeigefinger die Angst, der Mittelfinger die Wut, der Ringfinger die Trauer und der kleine Finger das verbissene Bemühen, immer alles richtig zu machen. Im Kinderbuch „Luca“ können anhand der genauen Illustrationen bereits kleine Kinder diesen einfachen Fingerstrom erlernen und in bestimmten Lebenssituationen anwenden. Beim Zentralstrom kommen dann beide Hände zum Einsatz. Er ist laut Jin Shin Jyutsu der wichtigste Energiestrom durch unseren Körper und wird auch der „große Lebensatem“ genannt. Er fließt in einem unendlichen Rhythmus in der Mitte der Körpervorderseite hinunter und in der Mitte der Rückseite wieder hinauf. Mit einer Abfolge von acht Berührungssequenzen kann der Körper wieder in seine Mitte gebracht und die Lebensbatterie wieder aufgeladen werden. Auch diesen Strom beschreibt Ilse Fraisl kindgerecht in Form von heiteren Gedichten. Während Lucas rechte Hand auf seinem Kopf liegen bleibt, wandert seine linke Hand in acht

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Interview

© Illustration: Erich Bieri / Freya Verlag, Privat (1)

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Ilse Fraisl

geboren 1946, lebt in Satteins, Vorarlberg. Sie ist Mutter von vier erwachsenen Kindern und Großmutter von neun Enkelkindern. Sie arbeitete 15 Jahre als Religionslehrerin an einer Volksschule und lernte Jin Shin Jyutsu in einem Selbsthilfeseminar kennen.

Schritten von der Stirn über die Nasenspitze, die Halskuhle, das mittlere und untere Brustbein und die Nabelgegend bis zum Schambein. Wenn er am Schluss die rechte Hand auf das Steißbein legt, schließt sich der Kreis. „Der Zentralstrom kann von den Kindern als tägliches Ritual gemacht und in den Alltag integriert werden. Das macht Spaß, auch gemeinsam mit den Eltern oder mit anderen Kindern in der Kindergartengruppe oder Klasse“, meint Ilse Fraisl. „Es können aber nach Lust und Laune auch einzelne Sequenzen durchgeführt werden“, ergänzt die sympathische Vorarlbergerin. Wenn aus Problemen Projekte werden Man arbeitet bei Jin Shin Jyutsu nicht gegen Beschwerden im klassischen Sinne, sondern konzentriert sich vielmehr auf die Warnsignale, die Körper und Geist aussenden und somit auf jene Bereiche, in denen die Energie gerade gestaut ist. „In der Philosophie des Jin Shin Jyutsu gibt es keine Probleme, sondern Projekte“, erklärt Ilse Fraisl. So ist man selbst der Experte für seine Person und aktiviert mit Jin Shin Jyutsu die ureigenen Selbstheilungskräfte. Eine schulmedizinische Behandlung ersetzt Jin Shin Jyutsu bei ernsthaften Erkrankungen allerdings nicht. Es kann den Heilungsprozess aber fördern und beschleunigen. Es ist natürlich auch möglich, sich von einer zweiten Person strömen zu lassen. Ausgebildete Jin Shin Jyutsu-Praktiker/innen bieten entspannende Sitzungen und Beratungen an. „Das ist das Schöne an der Kunst“, meint Ilse Fraisl, „dass man sie so wunderbar weitergeben kann. Wenn man Kinder oder andere Erwachsene strömt, unterstützt man deren Energie und dient sozusagen als Starthilfekabel für deren Lebensbatterien.“

„ Jin Shin Jyutsu stärkt das Selbstbewusstsein.“ Warum ist Jin Shin Jyutsu für Kinder so gut geeignet? Man braucht für Jin Shin Jyutsu kein großes Hintergrundwissen. Die in meinem Buch beschriebenen Griffe sind einfach zu erlernen und auch für Kinder leicht in ihren Alltag zu integrieren. Die Kinder bekommen sozusagen ein Werkzeug in die Hand, sich selbst zu helfen und sich zu beruhigen. Wie bringen Sie den Kindern Jin Shin Jyutsu näher? Weil die meisten Kinder Wasser lieben und sich ein fließendes Gewässer gut vorstellen können, vergleiche ich die Energie in unserem Körper gerne mit einem Bach. Auch dieser wird ab und zu durch Steine, Hölzer oder andere Hindernisse gestaut und kann nicht mehr richtig fließen. Genauso verhält es sich auch mit der Energie in unserem Körper. Wenn wir krank sind, uns schlecht, müde oder traurig fühlen oder wenn wir ganz viel Mut und Kraft brauchen, dann helfen die Berührungen dabei, unsere Energie wieder zum Fließen zu bringen.

» Schau, wie ich nun weiterflitz, gerade bis zur Nasenspitz! Wie ist so schön die Aussicht hier, komm und setz dich her zu mir. «

Was hat sie zum Kinderbuch „Luca“ inspiriert? Das Schöne an Jin Shin Jyutsu ist, dass es harmonisierend wirkt. Das heißt, egal, ob ich von etwas zu viel oder zu wenig habe, es bringt mich wieder in mein inneres Gleichgewicht und stärkt mein Selbstbewusstsein. Es war für mich wie ein Aha-Erlebnis, als ich in einem Selbsthilfeseminar die Einfachheit und Wirksamkeit der Kunst erfahren durfte, und dann kam bald die Idee, diese mithilfe von Gedichten und Zeichnungen auch für Kinder zugänglich zu machen. Wie kann man Jin Shin Jyutsu in Kindergarten und Schule einsetzen? Jin Shin Jyutsu lässt sich sehr fein in den Schul- und Kindergartenalltag integrieren und kann auch gut in der Gruppe angewendet werden. Sei es im Morgen- oder Abschlusskreis, bei „Durchhängern“, wenn die Konzentration nachlässt oder einfach nur zur Entspannung. Ein paar Handberührungen reichen oft schon, um den Körper wieder in Balance zu bringen.

Jin Shin Jyutsu Österreich Umfangreiche Webseite mit Seminarterminen, Ausbildungsmöglichkeiten, Literaturtipps und Adressen von Jin Shin Jyutsu-Praktikerinnen und -Praktiker in ganz Österreich. www.jsj.at

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MACH’S VEGETARISCH! Neun Prozent der österreichischen Bevölkerung ernähren sich vegetarisch – Tendenz steigend. Mit der Option „Make it Veggie“ gibt es nun die Möglichkeit, bei McDonald’s ausgesuchte Klassiker auch vegetarisch zu ordern. von markus höller Schon jetzt verfügt McDonald’s Österreich über eine breite Palette an Mahlzeiten für alle, die gänzlich ohne Fleisch auskommen wollen: die Pommes natürlich, den Veggie Wrap oder für diejenigen, die Fisch dennoch auf ihrem Speiseplan haben, den Klassiker Filet-OFish. Darüber hinaus gibt es aber auch Salate, saisonal erhältlich Käse-Nuggets, Mozzarella Sticks und das McMorning Frühstück, das sich mit dem Hauptbestandteil Ei in allen Varianten auch ohne Fleisch ordern lässt. Und nicht zuletzt die vielen leckeren Süßspeisen! Dennoch fordert der immer größer werdende Anteil an Vegetariern mehr Auswahl, und McDonald’s Österreich trägt diesem Wunsch gerne Rechnung: Mit der „Make it Veggie“-Option ist es ab sofort möglich, alle Wraps und Salate sowie die bekannten und beliebten McChicken-

Burger fleischfrei zu genießen! Als Alternative gibt es in diesem Fall ein leckeres vegetarisches Patty. So gut wie eh und je Viele Vegetarier sind ehemalige Fleischtiger und haben demnach meist starke Genusserinnerungen an Fleischgerichte, die ihnen früher geschmeckt haben und auf die sie nun aus unterschiedlichen Gründen verzichten. Im Zuge der Umfragen, die McDonald’s Österreich mit der „Unser Essen. Eure Fragen.“Kampagne ausgewertet hat, war vor allem der Wunsch von Vegetariern nach dem klassischen McDonald’s-Geschmack und dem Erlebnis eines herzhaften Burgers oder Wraps besonders deutlich. Ebenfalls ein wichtiges Kriterium: der „Biss“, also das typische Erleben beim Kauen. Die Anforderungen an

die Produktentwickler waren hoch: Ein klassisch gebratenes Rindfleischpatty ist ohne Kuh leider (noch) nicht realisierbar, aber Geflügelgeschmack lässt sich durch moderne Verarbeitungsmethoden und ausgewählte Rohstoffe hervorragend ohne tatsächliches Fleisch herstellen. Führende Partnerschaft Nur die besten Zulieferer sind gut genug für McDonald’s Österreich, daher werden die vegetarischen Produkte für die „Make it Veggie“-Option vom in Deutschland und den Benelux-Ländern führenden Anbieter Friesland Campina hergestellt. Mit der Marke Valess ist dort schon lange ein hervorragendes vegetarisches Schnitzel etabliert, das sowohl geschmacklich als auch qualitativ höchste Ansprüche erfüllt. Zum Großteil hergestellt aus Milcheiweiß und Pflanzenfasern, enthält

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MAKE IT

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das vegetarische Schnitzel viel Calcium, Proteine und Ballaststoffe und steht auch hinsichtlich der so begehrten festen Konsistenz einem echten Hühnerschnitzel in nichts nach. So wird ein McChicken oder ein saftiger Wrap zum originalen McDonald’s-Genuss, ohne einem Huhn auch nur eine Feder zu krümmen. Gleichzeitig kann das vegetarische Filet punkto Nährwert und Bekömmlichkeit absolut mit Fleisch mithalten. Vegetarier willkommen McDonald’s freut sich, dem steigenden Anteil an Vegetariern so eine echte fleischfreie Alternative bei gleichbleibendem typischen McDonald’s-Taste anbieten zu können. Und das ist voraussichtlich nicht die letzte Ergänzung bzw. Umstellung im Sortiment, denn die

Zahlen bei Ernährungstrends sprechen Bände: So gaben vor 10 Jahren gerade mal knapp 3 Prozent der Bevölkerung an, sich rein vegetarisch zu ernähren – mittlerweile sind es fast 10 Prozent, bei den Unter-40-Jährigen sogar 17 Prozent. Oder anders ausgedrückt: In fast jedem sechsten Haushalt in Österreich lebt mindestens eine Person, die sich rein vegetarisch ernährt. Dabei muss man nach wie vor deutlich zwischen Vegetariern und Veganern unterscheiden; nur der geringste Teil der Vegetarier ernährt sich streng vegan, d.h. ausschließlich pflanzlich. Der überwiegende Teil der Konsumenten, die auf Fleisch verzichten, hat weiterhin Eier, Milchprodukte und meist auch Fisch und Meeresfrüchte auf dem Speiseplan. So wie es auch von fast allen Ernährungsexperten und Ärzten

empfohlen wird, speziell bei Babys und Kindern. Freilich, von Essgewohnheiten wie in Indien (40 Prozent Vegetarier!) sind wir in Europa weit entfernt, aber die Richtung steht fest. Das zeigt sich nicht zuletzt am stetig ansteigenden Anteil an Flexitariern, also Menschen, die zwar nicht komplett auf Fleisch oder Fisch verzichten wollen, den übermäßigen Konsum aber durch bewusste Abstimmung ihrer Ernährung mit großteils pflanzlicher oder zumindest fleischfreier Ernährung einschränken. McDonald’s Österreich begrüßt diese Trends und versucht durch stetige Verbesserung und Innovation bei den Produkten, wie eben aktuell der „Make it Veggie“-Option, einen Beitrag zu gesunder Ernährung einerseits und dem vernünftigen Umgang mit Ressourcen andererseits zu leisten.

© McDonald’s Österreich

FAKTEN UND ZAHLEN Anzahl der Vegetarier/Veganer in Österreich im Jahr 2013 .................................................................................................................................................. 765.000 (9 %) Anzahl der Vegetarier/Veganer in Österreich im Jahr 2005 ............................................................................................................................................. 238.500 (2,9 %) Anteil der Vegetarier/Veganer bei den Unter-40-Jährigen im Jahr 2013 ........................................................................................................................................... 17 % Anteil der österreichischen Haushalte, in dem sich zumindest eine Person vegetarisch bzw. vegan ernährt ..................................................................... 15 % Land mit dem höchsten Anteil an Vegetariern/Veganern ................................................................................................................................................. Indien (ca. 40 %) Quellen: IFES 2013, EU-Eurobarometer 2005, Hindu-CNN-IBN State of the Nation Survey

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Freie Zeit Zurück in die Wildnis! • Film-Highlights • Basteltipp • Schauen, Spielen, Lesen, Hören

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© Hersteller

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Freie Zeit

Zurück in die Wildnis!

© Keen (1), Schöffel (1)

Die Natur ist für Kinder der beste Spielplatz. Doch leider wird er immer seltener genutzt. Ein Plädoyer für die Natur von fiona-livia bachmann

Es plätschert das Wasser im Bach, Vögel zwitschern, Bienen summen, und Nico spielt in seiner selbst gebauten Hütte aus Ästen und Blättern. Er kriecht auf allen Vieren aus seinem Naturhaus, sieht vergnügt zum Apfelbaum hinauf und überlegt, wie er sich mutig dieser Herausforderung stellen kann: nach oben zu gelangen. Voller Urvertrauen und mit etwas Anstrengung zieht er sich Ast für Ast hoch – bis er sein Ziel erreicht hat und schließlich stolz von oben herabblicken kann. Wie viele Kinder können heute noch von solchen Erlebnissen berichten? In den letzten Jahrzehnten hat sich die Wahrnehmung und Beziehung der Kinder zur Natur grundsätzlich gewandelt. Die Emnid-Umfrage der deutschen Wildtierstif-

tung belegt, dass 49 Prozent der deutschen Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren noch nie selbstständig auf einen Baum geklettert sind. Vielen dieser Kinder ist nicht nur die Erfahrung des Baumkraxelns fremd, sondern auch das Beobachten von Wildtieren, das Bauen von Höhlen und kleinen Booten, die sich in Bächen ihren Weg ans Ufer bahnen, das Drachensteigen und Heuschrecken Jagen oder einfach nur das Herumstreifen in Wald und über Wiesen unter freiem Himmel. Die Polarität des Naturbezugs hat sich verschoben. Heute sind Kinder sich zwar globaler Umweltprobleme bewusst oder kennen viele Tiere aus Büchern, die angeborene Naturverbundenheit allerdings schwindet zunehmend.

Sind im Freien spielende Kinder vom Aussterben bedroht? Früher war die Natur keine Kulisse, die man als ferner Zuschauer beobachtet hat, sondern Aktionsfeld. Wenn man die Kinder von heute mehr der freien Wildbahn aussetzen würde, wäre ihre intuitive Handlungsweise sicherlich gleich. Wie simpel es auch erscheinen mag: Der Mensch benötigt die Natur nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als Gegenüber! Umso nachdenklicher sollte es uns machen, dass sich der industrialisierte Mensch stetig von seinen natürlichen Wurzeln entfremdet. Während die Generation heutiger Eltern und Großeltern Naturerlebnisse noch mit allen Sinnen erfahren durfte 660_LAD_0415

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Freie Zeit und diese zu ihren schönsten Kindheitserinnerungen zählen, ist der Spielradius der heutigen Kinder und Jugendlichen paradoxerweise vermehrt auf das Innere von Gebäuden geschrumpft. Die Freizeit wird mit Aktivitäten wie Flötenunterricht, Volleyballtraining, Nachhilfeförderung oder Computerspielen gefüllt. Ein künstlicher Rhythmus hat innerhalb der letzten Jahrzehnte den natürlichen, auf den wir Menschen über Jahrtausende unserer Entwicklung biologisch konditioniert worden sind, ersetzt. Wie konnte es nur so weit kommen? Die Beweggründe vieler Eltern und Pädagog(inn)en, die ihre Kinder nicht mehr frei spielen lassen, sind zahlreich und ohne böse Absicht. Ganz im Gegenteil: Meist meinen sie es nur gut und fürsorglich. Die Heranwachsenden sollen vor möglichen Gefahren im Straßenverkehr, Verletzungen oder Ähnlichem beschützt werden. Viele Eltern müssen auch ihre Ängste vor Schmutz und ruinierter Kleidung überwinden. So gesehen stellt Natur etwas Mächtiges dar, etwas, mit dem man lieber nicht interagiert, um die Eltern nicht aufzuregen. Viele Erziehungsberechtigte wollen ihre

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Kinder auch nicht ohne Aufsicht draußen spielen lassen. Job und Haushalt fordern ohnedies schon genug; somit bevorzugen sie die Wohnräume als Entdeckungswiese, das Risiko, Stubenhocker aufzuziehen, nehmen sie dafür in Kauf. Hinzu kommt chronischer Zeitmangel innerhalb des Familiensystems, da beide Eltern meist berufstätig sind bzw. als Eventmanager ihrer Sprösslinge fungie-

ren. Kreatives Spielen im Freien hat dabei keinen hohen Stellenwert. Neben dem „konkurrierenden“ Freizeitprogramm sind das prüfungszentrierte Bildungssystem, bei dem die Kinder einem immensen Leistungsdruck (und Gruppendruck) ausgesetzt sind, zahlreiche lokale Reglementierungen, Medienbeeinflussung sowie pädagogische Trends Schuld an der Misere. Was hilft es kleinen Kindern,

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über Umweltkatastrophen Bescheid zu wissen, wenn sie die Umwelt vor ihrer eigenen Haustür nicht kennen? Durch die Eingrenzung in eine von Menschen konstruierte Welt nimmt man den Kindern die Erfahrung des Essenziellen, was eine Kindheit sein und bereichern sollte: Lebendigkeit. Wir kommen alle mit einem gesunden Bezug zur Natur und zu allen Lebewesen auf die Welt. Indem wir Kindern die Freiheit rauben, ein natürliches Umfeld zu erfahren, kann diese bewegungsarme, eindimensionale Lebensweise neurologische Auswirkungen haben. Wildes Toben im Grünen ist die beste Prävention gegen jegliche Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität, Bewegungsunsicherheit, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Unausgeglichenheit, psychische Probleme wie Depression und Essstörungen sowie Fettleibigkeit im jungen Alter. Mangelnder Naturbezug verringert auch die Fähigkeit, Kreativität zu leben, Empathie für andere zu empfinden und Lebensfreude zuzulassen. Gerade die Natur wirkt als therapeutisches Heilmittel besonders gut. Gärtnern und Haustiere fördern die motorische und kognitive Entwicklung und führen zu emotionaler und physischer Gesundheit. Je bunter, wilder und ursprünglicher der Rahmen für Kinder gesetzt wird, desto besser funktioniert der Stressabbau. Unsere Beziehung zur Natur stellt die Basis dar; dieser Bezug ist wichtig, um Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln,

Interview

© Zara (1), Privat (1), Keen (1), Verlage (3)

Freie Zeit

Yasmin Taghian ist Biologin und qualifizierte Waldpädagogin, www.naturfuehlungen.com

Welche Mangelerscheinungen haben Kinder, die zu wenig Naturerfahrungen machen? Eine Mangelerscheinung, die für mich als Waldpädagogin bei meinen Führungen in der Natur am schnellsten wahrzunehmen ist, ist die stark eingeschränkte Motorik von Kindern, die nur selten auf unebenem, nicht asphaltiertem Boden gehen. Oft fällt es ihnen schwer, einfache Hügel hinauf- oder hinunterzuklettern, und sie stolpern andauernd über Wurzeln von Bäumen. Ein noch viel größeres Thema ist für mich jedoch die starke Entfremdung bzw. Trennung von der Natur, die Kinder und ebenso Erwachsene zeigen. Hierfür hat bereits die Forschung das Wort Naturdefizitsyndrom eingeführt. So kommt es zum Beispiel vor, dass Kinder auf die Frage „Wer lebt in unserem Wald?“ mit „Tiger, Esel, Ziegen ...“ antworten. Wenn wir über Nutztiere sprechen, trägt eine Kuh sehr oft die Farbe Lila. So nehmen wir uns nicht mehr als Teil der Natur, sondern vielmehr als Besucher oder Tourist wahr. Wie kann man Kindern die Natur wieder näherbringen? Ich glaube, es ist vor allem wichtig, Zeiträume zu schaffen, wo Kinder wirklich Natur ERLEBEN können, und das am besten noch mit einer Gruppe von anderen Kindern, mit denen sie auf Entdeckungsreise gehen dürfen. Dabei ist es wichtig, dass sie sich draußen wohlfühlen und den Wald nicht mit einem langweiligen Spaziergang assoziieren, sondern mit einem Ort, wo viele

Situationen richtig einzuschätzen und Ängste zu überwinden. Hirnforscher und Autor Dr. Gerald Hüther plädiert für weniger Förderprogramme und mehr freies Spielen, um gesund und selbstbewusst durchs Leben zu gehen. „Kinder müssen Erfahrungen machen, die nicht schon von Erwachsenen vorgedacht und vorgeplant sind. Sie wollen selbst gestalten und nicht ein Programm erfül-

Abenteuer, Spiel und Spaß passieren können. Förderlich ist auch, dass sie Kontakt zu den Elementen haben können und z.B. im Bach Wassertiere erforschen, einmal ein Lagerfeuer erleben oder sogar selbst eines machen! Kinder lieben es, in der Natur zu bauen und zum Architekten zu werden. Mir ist als Wald- und Wildnispädagogin neben den tiefen Naturerlebnissen auch wichtig, das soziale Miteinander zu fördern und einen Raum ohne starken Leistungsdruck zu schaffen. Ich liebe es, mit Gruppen draußen unterwegs zu sein und gemeinsam die vielen Wunder, die uns umgeben, zu erleben. Wie gehen Kinder mit Naturerfahrungen um? Sehr oft ist dies abhängig davon, ob die Kinder in der Stadt leben oder auf dem Land. Im ersten Fall kann Natur mitunter sogar befremdlich wirken oder Langeweile auslösen. Diese anfängliche Grundhaltung verwandelt sich jedoch meist sehr schnell in Begeisterung und Neugier. Sehr häufig merke ich, dass Kinder, die in der Klasse oft als „die Schlimmen“ bezeichnet werden, draußen im Wald viel ausgeglichener sind und oft nicht mehr „negativ“ auffallen. Kinder werden häufig achtsamer und entspannter und schulen ihre Sinneswahrnehmungen. Nicht zu vergessen ist auch der steigende Respekt, den Kinder ihrer Umwelt und ihrem Lebensraum gegenüber bekommen und das damit einhergehende Bedürfnis, sie zu schützen.

len. Die Natur ist kein Programm. Nur in der Natur erfahren die Kinder, dass nicht alles machbar und planbar ist.“ Hüther sieht auch nicht das typische Stadtkind als Problem. Zentral dabei ist die Begegnung mit dem Lebendigen, und die lässt sich überall organisieren. „Kinder brauchen Unstrukturiertheit, um selbst Struktur zu entwickeln.“ Bei einer naturbezogenen Erziehung

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BÜCHERTIPPS Richard Louv: Das letzte Kind im Wald. Geben wir unseren Kindern die Natur zurück!; Verlag Herder, € 13,40 Der bekannte Umweltaktivist aus den USA betont, wie wichtig die Natur für die Entwicklung unserer Kinder ist und schlägt 80 Umweltaktionen für Kinder vor, die Naturdefizitstörungen entgegenwirken. Andreas Weber: Mehr Matsch! Kinder brauchen Natur; Ullstein Buchverlage, € 10,30 Ein eindringliches, tiefgehendes Plädoyer dafür, Kindern wieder mehr Naturerfahrungen zu ermöglichen. Mit 30 konkreten Vorschlägen für Eltern. Andreas Weber mit Emma und Max: Das Quatsch-MatschBuch. Das Aktionsbuch: großstadttauglich und baumhausgeprüft; Kösel, € 16,50 Der preisgekrönte Journalist, Biologe und Philosoph zeigt zusammen mit seinen Kindern Max (13) und Emma (10), wie Kinder wieder wild und ungebunden draußen spielen können.

soll man dem Nachwuchs möglichst viele natürliche Lebensräume wie Wald, Flüsse und Wildnis näherbringen, ihnen zeigen, woher unsere Nahrung kommt und welche Lebewesen in ihrer Umgebung hausen. Dafür können wir mit ihnen Bauernhöfe besuchen, gemeinsam zelten gehen, zusammen im Garten arbeiten, wo

& inn!

wir Nahrungsmittel vom Aussäen bis zum Ernten verfolgen können sowie das Sammeln von Kräutern, Pilzen und Beeren. Wir müssen wohl selbst erst wieder die wilde Seite in uns hervorholen, um freie und gesunde Kinder zu bekommen. Nicht Ängste sollen wir an unsere Sprösslinge weitergeben – sondern Vertrauen. Geben wir unseren Kindern die fehlende Wildnis zurück!

mach mit

Rein in die Natur!

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Den Wald erkunden, Gemüse ernten, Tiere füttern oder Feuer machen: Im Südtiroler Hotel Stafler können Kinder die Natur in all ihren Facetten entdecken. Kinder inmitten der Natur – unter dieses Motto stellt das Hotel Stafler sein neues Kinderangebot im Sommer, bei dem den kleinen Gästen spielerisch ein Bezug zur Natur vermittelt werden soll. Am landwirtschaftlichen Gutshof können sie Hühner, Hasen und Schweine füttern, auf dem Esel reiten oder Traktor fahren. Der Park bietet genügend Platz zum Herumtoben oder fürs gemeinsame Würstelgrillen an der Feuerstelle. Am besten schmeckt’s eben selbst gegrillt! Oder selbst gezüchtet – im Naschgarten können Nachwuchsgärtner ihr eigenes Gemüse- und Blumenbeet anlegen und pflegen. Glücksmomente und Abenteuerlust Mit der pädagogisch ausgebildeten Kinderbetreuerin geht’s auf Walderkun-

dungen. Mit den dabei gesammelten Blättern und Blüten werden schließlich Fenster- und Wanddekorationen gebastelt oder ein Fotoalbum für die Urlaubsfotos. Und wenn die Neugier dann immer noch nicht gestillt ist, steht eine Vielzahl an Ausflügen auf dem Programm: zum Freienfelder Honigweg etwa, dem Naturspielplatz in Wiesen, der Gilfenklamm, dem Hochseilgarten „Skytrek“ oder dem Bergbaumuseum Rindnaun. Und die Eltern? Die lassen es sich einstweilen mit ausgezeichneter Spitzenküche, harmonischem Wohlfühl-Ambiente und ausgiebigem Wellnessprogramm so richtig gut gehen – drei Gault Millau-Hauben für die Gourmetstube, zwei Hauben

für die Gasthofstube Stafler, ein MichelinStern sowie das Zertifikat für Exzellenz von TripAdvisor sprechen für sich. Das Hotel Stafler verlost einen 5-tägigen Aufenthalt für zwei Erwachsene und zwei Kinder bis 14 Jahre* mit dem Angebot „Kinder inmitten der Natur“. Schickt ein E-Mail an gewinn@tipimagazin.at und verratet uns, warum gerade ihr den Urlaub gewinnen wollt. *Reisezeitraum: 1.7.–6.8.2015; 23.8.–1.9.2015. Einsendeschluss ist der 30.6.2015. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Barauszahlung nicht möglich. Der Gewinner wird schriftlich benachrichtigt.

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Freie Zeit

Film-Highlights Vorauss. Starttermin: 21. August 2015

© Universum Film, Centfox, Universal Pictures

Manchmal haben wir einfach genug von der brütenden Sommerhitze – dann geht’s ab in einen gut klimatisierten Kinosaal und rein ins Filmabenteuer.

Der kleine Rabe Socke 2 – Das große Rennen Durch ein Missgeschick purzelt dem frechen kleinen Raben Socke die gesamte Ernte der Waldtiere in den Fluss. Jetzt muss ganz dringend Nachschub her, bevor Frau Dachs etwas merkt! Das Geld

für die neuen Wintervorräte will Socke beim großen Rennen durch den Wald gewinnen. Doch die Konkurrenz ist groß: Der rasende Rinaldo, ein Papagei aus Südamerika, macht Socke und sei-

nen Freunden Eddi-Bär und Bibermädchen Fritzi das Leben ganz schön schwer ... Lustige Adaption der Kinderbuchreihe mit der Stimme von Jan Delay.

Rico, Oskar und das Herzgebreche

bereits gestartet

Seit der tiefbegabte Rico und das kleine Genie Oskar den gefährlichen Kindesentführer „Mister 2000“ geschnappt haben, sind sie die dicksten Freunde. Ihr Abenteuer hat ihnen sogar zu etwas Berühmtheit verholfen, sodass Oskar nun seinen Helm nicht mehr tragen kann, da er auf den Straßen von Berlin ständig erkannt wurde. Ihre kriminalistischen Sinne werden wieder alarmiert, als Ricos Mutter (Karoline Herfurth) beim wöchentlichen Bingo gewinnt, ohne eine einzige Zahl richtig zu haben. Zweite Leinwandadaption der preisgekrönten Kinderbücher von Andreas Steinhöfel um die Abenteuer und die Freundschaft der Berliner Jungs.

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Freie Zeit

Minions Im Verlauf der Erdgeschichte haben die Minions stets den schlimmsten Bösewichten gedient – von T. Rex bis Napoleon überlebte jedoch keiner die gelben Handlanger. Jahre schon darben die Minions, weil sie keinen neuen Meister finden. Also

Vorauss. Starttermin: 2. Juli 2015

treten Kevin, Stuart und Bob im Jahr 1968 eine Reise um den halben Weltball an, um sich in Orlando auf der größten Messe für Schurken dem ersten weiblichen Superbösewicht anzuschließen: Scarlet Overkill. Doch zuvor gilt es, zahlreiche Abenteuer

– etwa in der frostigen Antarktis oder im quirligen New York – zu bestehen. Das erste Spin-Off von „Ich – Einfach unverbesserlich“ mit den brüllkomischen Publikumslieblingen, die schon bisher stets die Lacher auf ihrer Seite hatten. Auch in 3D!

NEU

jetzt ob pr ieren!

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som mStudios. er 2014 | Minions is a trademark and copyright of Universal Licensed by Universal Studios Licensing LLC. All rights reserved.

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Freie Zeit

Ooops! Die Arche ist weg Vorauss. Starttermin: 31. Juli 2015

© Senator, Einhorn Film, Sony Pictures

Was ist eigentlich mit all den Lebewesen passiert, die damals Noahs Arche verpasst haben? Der junge Nestrier Finny und das Grymp-Mädchen Leah versäumen durch ein dummes Missgeschick den Stapellauf des gigantischen Schiffes und bleiben ganz allein zurück. Arche weg – Eltern weg – Sintflut da! Notgedrungen begeben sich die beiden Kids nun als Weggefährten wider Willen auf eine verrückte Heldenreise – immer der Arche hinterher. Währenddessen setzen die besorgten Eltern, Nestrier-Papa Dave (gesprochen von Christian Ulmen) und Grymp-Mama Kate (gesprochen von Katja Riemann), auf der Arche alles daran, ein Wendemanöver zu starten, um ihren Nachwuchs zu retten … Rasantes Animationsspektakel um Freundschaft und Abenteuer – auch in 3D.

Als intergalaktische Außerirdische die Videoübertragung klassischer, alter Arcade-Spiele als Kriegserklärung gegen sie missverstehen, greifen sie die Erde an. Dabei benutzen sie die Spiele als Vorlage für ihre Attacken. US-Präsident Will Cooper (Kevin James) erinnert sich an den einzigen, der vielleicht helfen könnte: sein Jugendfreund Sam Brenner (Adam Sandler). Der war in den Achtzigern VideospielChampion und weiß also, wie man gegen Pac-Man, Donkey Kong und Co. besteht. Turbulente Actionkomödie, die die alten Videospielhelden auferstehen lässt – auch in 3D!

Ella & der Superstar

Pixels

Vorauss. Starttermin: 18. Juni 2015

Pekka hat keine Lust, das Einmaleins zu lernen und riskiert darum, sitzen zu bleiben. Er träumt lieber davon, Rockstar zu werden, denn dann hat er einen Manager, der alle Probleme für ihn löst. Ella und ihre Freunde versuchen alles, um Pekkas Traum zu erfüllen. Durch einige Zufälle scheint das auch zu gelingen: Beim anstehenden Konzert von Sängerin Elviira soll sie ein Duett mit Pekka singen – blöd nur, dass der eigentlich nicht besonders talentiert ist ... Zweite Verfilmung von Timo Parvelas KinderbuchBestsellern – ein klamaukiger, wilder Spaß für Kinder!

Vorauss. Starttermin: 31. Juli 2015

Die konkreten Altersfreigaben werden kurz vor Filmstart bekannt gegeben.

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Freie Zeit

Ice Ice Baby Der Eissommer wird pink, black, farbenfroh und fruchtig – ein Vergnügen für die ganze Familie. Österreichische Eisfans lieben fruchtiges Eis. ESKIMO wird dieser Liebe im Eissommer 2015 besonders gerecht: Kids dürfen sich auf das Comeback des Jahres freuen: Der legendäre Eisklassiker Plattfuß ist zurück. So schwelgen Eltern in Erinnerungen an die Kindheitstage und geben den Eisgenuss nun auch an ihre Kinder weiter. Für kleine Abenteurer ist der MAX Music Tornado mit unverkennbarem Zuckerwattegeschmack. Die Pfeife als Stiel, die es in vier verschiedenen Farben zum Sammeln gibt, sorgt für lang anhaltenden Spaß.

Zudem dürfen sich die MAGNUM-Fans mit Yoghurt Fresh auf Eis mit Joghurt und fruchtiger Himbeersauce freuen, umhüllt von knackiger MAGNUM-Schokolade.

Den fruchtigen Eissalon für die ganze Familie bietet Cremissimo an: Frisch gestrudelt, verführen die neuen Sorten Erdbeer-Baiser-Kuss, Heidelbeer Traum und Zarte Pistazien Verführung. Wer es lieber sortenrein mag, sollte unbedingt das neue Cremissimo Zitrone in der 1-Liter-Wanne probieren. In diesem Sinne: Ciao, Alltag – der Sommer kann kommen. www.eskimo.at

© Eskimo/Unilever

Cornetto bietet mit Cookies & Dream (inspiriert von Bahlsen) ein wunderbar keksiges Eis in einer dunklen Kakaowaffel an. Der Cornetto Taco ist ein idealer Snack für Zwischendurch: Eis mit Karamellsauce, umhüllt von Schokolade mit Erdnussstückchen in einer knusprigen Taco-Waffel.

Promotion

Bei Mama und Papa sorgen MAGNUM Pink & Black für vielfältige Genussmomente im Leben. Mit MAGNUM Pink (Himbeere) genießt man das facettenreiche und unbeschwerte Leben, MAGNUM Black (Espresso) steht für den geheimnisvollen, intensiven Genuss voll eleganter Schönheit.

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Basteltipp

Material

Gelber Moosgummi 4 Bögen Seidenpapier in

unterschiedlichen Farben bunte Serviette Tortenspitzen

Basteltipp:

Konfetti Eisbecher, Eislöffel, Eisstäbchen Schirmchen

Eisverkäufer

kariertes Band große Büroklammern ockerfarbene Acrylfarbe Schwämmchen Pappteller

1 Für die Eistüte: Schneide den Moosgummi in zwei gleich große Teile. 2 Ritze für das Waffelmuster mit dem Eisstäbchen tiefe Linien in den Moosgummi. 3 Drücke den Schwamm in das Farbglas und tupfe die Farbe auf dem Pappteller ab, damit nur mehr wenig Farbe am Schwamm bleibt. Jetzt betupfe vorsichtig den eingeritzten Moosgummi. Achte darauf, dass die Ritzen nicht gefärbt werden. Trocknen lassen. 4 Den Moosgummi zu Tüten zusammendrehen und am Ende mit Klebstoff einstreichen. Damit der Kleber besser hält, stecke eine Büroklammer auf die Klebestellen und lasse es so trocknen. 5 Für Eiskugeln mit bunten Streuseln: Schneide einen Bogen Seidenpapier in 4 gleich große Teile. Für eine Kugel benötigst du ein Stück, das du vom Rand zur Mitte hin zusammenknüllst. Drehe dann den mittleren Teil zu einer Spitze zusammen. 6 Verteile etwas Klebstoff auf der Eiskugel und drücke sie ins aufgelegte Konfetti. 7 Klebe die Eiskugel in die fertige Tüte. 8 Für den Bauchladen: Schneide für die Eistütenhalterung die Lasche vom Deckel des Kinderkistls ab. 9 Jetzt wird das Band eingefädelt: Öffne die Seitenwände der Kiste und fädle das Band durch die vorderen Seitenschlitze. Dann führst du beide Enden weiter durch die Schlitze im Deckel und bindest sie zusammen. 10 Bohre für die Eistütenhalterung mit der

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© Kinderkistl

Schere 3 Löcher in gleichem Abstand in die abgeschnittene Kartonlasche und schneide daraus die Löcher für die Eistüten. Schneide die Tortenspitzen in der Mitte ein und klebe sie über die Löcher. 11 Klebe nun die Serviette in die Kiste. 12 Schneide die vorderen Seitenlaschen der Kiste ein und stecke die Laschen-Eistütenhalterung hinein. 13 Jetzt kannst du nach Lust und Laune deinen Bauchladen mit Eis und Zutaten befüllen!

Klebstoff, Schere

Dieses und weitere Bastelkistln findest du auf www.kinderkistl.com 66 | som m er 2015

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Lim Edi ited tio n Die lustigen Minions

jetzt auch als Keks! „...mjam, mjam!“

Alles knackfrisch.


Freie Zeit

Schauen, Spielen, Lesen, Hören Auch im Sommer spielt das Wetter leider nicht immer mit. Deswegen hier und jetzt: die Tipi-Empfehlungen für das Unterhaltungsprogramm in den heimeligen vier Wänden.

0 – 3 Jahre Wortlos witzig. Das Faultier ist so faul, dass es das Abenteuer seines Lebens einfach verschläft. Lustiges Bilderbuch, ganz ohne Worte. Der faule Freund von Ronan Badel, Peter Hammer. Ab 3. Um € 10,20. Kuh macht Muh. Bunte, plakative und minimalistische Bilder für die Allerkleinsten. Mit Stanzungen zum Tasten und Begreifen. Mein Bauernhof von Xavier Deneux, Coppenrath. Ab 1. Um € 9,20.

Anschaulich. Die kleine Eule ist eine Fingerpuppe, die wunderbare Geschichten aus dem Wald erzählen kann. Wunderwald Stoff bilderbuch von Käthe Kruse. Ab 3 Monaten. Um € 29,99.

Find mich doch! Der kleine Hase Miff y zeigt, dass etwas zwar nicht mehr zu sehen ist, aber gleichzeitig noch da sein kann. Mit Spielvarianten für ältere Kinder bis 4. Miff y – hide & seek von Piatnik. Ab 6 Monaten. Um € 15,–.

4 – 6 Jahre

Für Campingfans. Eine vergnügliche Hommage an das Campen: von Klebespaghetti, neuen und alten Freunden, Lagerfeuersingen und Sternschnuppenzählen. Endlich wieder zelten! von Philip Waechter, Beltz. Ab 4. Um € 13,40.

Fantasie gefragt. Zu den aufgedeckten Tier- und Motivkarten werden lustige Geschichten erfunden. Später heißt es: Erinnern und nacherzählen! Regt zum Zuhören und Sprechen an. Der verdrehte Sprachzoo von Ravensburger. Ab 4. Um ca. € 14,–. Deine Welt sind die Berge. Alter Stoff, neues Gewand. Drei Folgen Hörspiel zur neuen TV-Serie – samt Titelsong von Andreas Gabalier. Heidi: Die Reise zum Großvater u.a. Ab 3. CD um ca. € 7,99.

Klein, ganz groß! Das wertvolle Feuergras wurde gestohlen! Endlich die große Chance für den kleinen Drachen, seiner Familie zu beweisen, dass man sich auf ihn verlassen kann. Der kleine Drache Kokosnuss. Blu-ray um ca. € 14,99.

Vertauschte Rollen. Indianer spielen, Lagerfeuer machen, Baden gehen – alles viel zu gefährlich, findet Juri und erklärt seinem Babysitter Herrn Schnippel, was er ihm erlauben darf und was nicht. Bis sie gemeinsam Schubkarre fahren ... Pass auf mich auf! von L. Pauli, Atlantis. Ab 4. Um € 15,40.

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Freie Zeit

© Hersteller, Verlage, Verleiher, Simone Porteder (Illustration)

7 – 9 Jahre

Bezaubernd. Die 10-jährige Julie liebt Ferien auf der Apfelplantage ihrer Tanten. Bis auch die anderen Apfelpflückerkinder ihren Lieblingsbaum entdecken. Apfelsommer von Kirsten John, cbj. Ab 8. Um € 13,40.

Die Dinos sind los! Hier kann man alle vier Jurassic-Filme neu erleben und nachspielen, in virtuelle Legosteinchenform gegossen. Mit 20 spielbaren Dinosauriern und dem lego-typischen Humor! LEGO® Jurassic World™ für PS 4. Ab 7. Um ca. € 56,99.

Wer gewinnt, verliert. In fünf Runden können die Spieler mit ihren Karten die eigene oder die Figur eines Mitspielers bewegen. Nur wer geschickt taktiert, landet am Ende auf dem 2. Platz – und gewinnt. Why First? von Pegasus. Ab 7. Um € 9,95.

Wunderbar poetisch. Jeder trägt einen Vogel am Kopf – bis die Menschen fürchten, sie könnten ihnen davonfliegen und deshalb Käfige bauen ... Vögel auf dem Kopf von Sandra Gobet, DIX LitLe. Ab 7. Um € 11,40.

Oscar-prämiert. Der tollpatschige Roboter Baymax ist Hiro Hamadas bester Freund. Gemeinsam müssen sie die Stadt vor einer dunklen Bedrohung retten. Abenteuer mit Herz und Humor. Baymax – Riesiges Robowabohu. Blu-ray um ca. € 19,99.

Ab 10 Jahren Fesselnde Zeitreise. Anna begibt sich auf eine gefährliche Reise und findet ihren Freund Sebastiano im Paris des 17. Jahrhunderts wieder. Doch der hält sich für einen Musketier und hat keine Ahnung, wer Anna ist. Zeitenzauber – Die goldene Brücke von Eva Völler, Baumhaus. Ab 14. Um € 8,30.

Magische Spannung. Auftakt zu einer neuen Buchreihe: Archie kann mit Büchern reden und wird plötzlich zur Zielscheibe uralter böser Kräfte. Archie Greene und die Bibliothek der Magie von D.D. Everest, Loewe. Ab 11. Um € 15,40.

Einfach zeitlos. Acht wunderbare Geschichten über Freundschaft, Geschwister, erste Liebe und die Sehnsucht danach, einen Platz in der Welt zu finden. Froschmaul-Geschichten von A. Steinhöfel, Silberfisch. Ab 10. Um € 16,90.

Sp mit de iel Zwei D m Feuer. Teams uellanten o de versuc leuchte hen, e r inen nen“ a nden Pfad aus „F uf euers Der ein dem Spielb teire e von links n tt zu schaffe ander e von ach re n. ob ch naturg emäß en nach unte ts, der zu n flikt fü hrt. Fü m Interesse , was r Freu n s konnd Taktik spiele e abstrakte r . L umis Kosmo s. Ab 1 von ca. € 3 0. Um 4,99.

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Wir sind weg Reise mit Kind: Das erste Mal • Viel Muh und wenig Müh! • Reise ohne Kind: Fuerteventura • Abenteuerland

Mitmachbuch nachwuchsastronaut

Endstation Mond Welches Kind träumt nicht davon, den Weltraum zu erkunden? Mit der Rakete aus recyceltem Karton von Studio Roof machen Traumreisen zum Mond gleich noch mehr Spaß. Um € 42,– bei www. tausendkind.at

Egal, ob Südsee, Türkei oder Salzburger Land: Dieses Buch ist der perfekte Urlaubsbegleiter für kleine Weltenbummler ab 6 Jahren. Reiselust und Bastelspaß von Jessica Stuckstätte, Edition M Fischer. Um € 17,50.

Kleidung von bobo li ww w.boboli.es

Kärnten is lei ans

Es lebe der Sport! Normal spielt hier die Vienna, der älteste Fußballverein Österreichs, doch für die Sommerpause wird das Feld den Jungen überlassen. Auf dem Areal des Hohe-WarteStadions können Mädchen und Burschen von 6 bis 16 Jahren sportliche Sommerwochen verbringen: Fußball oder Tennis mit professionellen Trainern stehen ebenso am Programm wie Spaß und Action mit Profis und Stars. Die First Vienna Summer Camps 2015 finden in den folgenden Wochen statt: 6.–10. Juli / 13.–17. Juli / 10.–14. August / 17.–21. August 2015, Kosten pro Woche: € 275,–.

www.viennasummercamps.at

© Boboli (1), Hersteller (4), Vienna Summer Camps (1), Legoland (2), WEINFRANZ (1)

Mit 1,8 Millionen Campingnächtigungen liegt Kärnten vor Tirol und Salzburg in der Gunst der Camper ganz vorne. Der beliebteste Campingplatz Kärntens und mit 14 Hektar auch der größte liegt in Döbriach am Millstätter See. www.camping.info

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Wir sind weg

Sind wir schon da? Wie funktioniert das Auto, mit dem man auf Urlaub fährt? Wie hören sich Möwen am Strand an? Welche Tiere leben auf dem Bauernhof? Vier Hörspiele und ein Geräuschequiz lassen die Reise in den Urlaub wie im Flug vergehen. Was hör ich da? Unterwegs und in den Ferien, der Hörverlag. Um € 19,99.

Ferien zum Staunen

Jeder Tag bringt neue Abenteuer: Fische fangen und grillen, im Stall die Kälber füttern, Obst ernten, Schwammerln suchen oder beim Geocaching auf Schatzsuche gehen – beim kindgerechten Erlebnisprogramm in 28 ausgewählten Betrieben in Niederösterreich ist für jeden was dabei. www.niederoesterreich.at/abenteuerferien

Löwenanteil Dass Rucksäcke auf dem Rücken getragen werden, liegt in der Natur der Sache. Schade eigentlich, denn so können die kleinen Träger den süßen Löwen gar nicht ständig bewundern. Rucksack Lex von Esthex um € 39,50. www.esthex.com

Abenteuer, Action und Akrobatik – das Sommerprogramm im LEGOLAND® Deutschland

Promotion

Im LEGOLAND ® Deutschland Resort in Günzburg, Bayern, wartet großartiger Sommerspaß auf Familien. Nach einer aufregenden Safari Tour zu LEGO ® Elefanten & Co., einer wilden Ganovenjagd in der verrückten LEGO City Polizeistation und einem Erinnerungsfoto mit den lebensgroßen Modellen der LEGO Friends begeistern erstklassige Events das

Publikum. Von 27. Juni bis 13. September ist der Chinesische Nationalcircus täglich im Park zu sehen, am 18. und 25. Juli sowie am 1. und 8. August treten bei den vier „Langen Nächten“ die Stars der „musicalpeople“, darunter Tarzan-Darsteller Alexander Klaws, auf – großes Feuerwerk inklusive. Ein besonderes Erlebnis ist das Übernachten direkt neben dem Park in den zwei prächtigen Burgen und den

bunten LEGO Themenhäusern. Drei Restaurants, See-Anlage mit Hochseilklettergarten und Piraten-Minigolf zählen ebenfalls zum FeriendorfAreal. TIPP: LEGOLAND Holidays gibt bei jeder Übernachtungspaketbuchung den zweiten Tag Parkeintritt gratis dazu. Info & Buchung unter www.LEGOLANDHolidays.de

www.LEGOLAND.de som m er 2015 |

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Wir sind weg

Reise mit

Das erste Mal Ich bin Neo-Cluburlauberin. Meinen Kindern zuliebe. Eine Tragikomödie in drei Akten.

© Promotur Turismo Canarias

von alina rheindorf

» Can we fix it? Yes, we can! « ... dröhnt es laut aus den Boxen der Minidisco, und dreißig kleine Pöpsche wackeln ausgelassen zur Bob der Baumeister-Titelmusik. Um uns herum sitzen gelangweilte Erwachsene und schlürfen ihre Cocktails. Sie kennen das alles schon. Schauplatz: Ein All-inclusive-Club am Meer Handelnde Akteure: Urlauber und ihre Mini-Me’s Alle tragen Armbänder aus Plastik. Auch ich. An der Stelle, wo vor zehn Jahren

dreckige Festivalbänder gehangen sind. Ich wollte immer eine coole Mama sein, die mit ihren Kindern, kleinen Backpackern, die Welt bereist. Also wie um alles in der Welt bin ich hierher gekommen? Kurz gesagt: Nach einer total in die Hosen gegangenen Individual-Urlaubsreise mit Baby beziehungsweise Kleinkind hat sie gesiegt: die Vernunft gegen die Abenteuerlust. Denn Reisen mit Kindern ist ohnehin Abenteuer pur. Ob gewollt oder nicht. 1. Akt Szene 1: Ich packe (in) unsere Koffer: Einfach alles. Ich mache keine Liste. Ganz bewusst. Waghalsig, ich weiß. Aber hinter dem Hotel gibt es eine Klinik, daneben eine Apotheke, dahinter einen Supermarkt. Wenn ich etwas vergesse: Egal. Szene 2: Die Anreise ist immer der blinde Fleck, meinetwegen die Pralinenschachtel eines Urlaubs. Man weiß nie, was passiert. Kluge Eltern rüsten sich für jeden erdenklichen Notfall. Noch klügere Eltern wissen, dass das gar nicht geht. Es gibt einfach zu viele denkbare Notfälle. Ich spreche hier von ganz plötzlich

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Wir sind weg

aufkommender Übelkeit, von verloren gegangenen Gepäckstücken, von im Klappmistkübel eingeklemmten Kinderhandgelenken, von never ending Staus auf der Autobahn, von überquellenden Windeln etc. Deshalb Augen zu und durch. Wir wählen dieses Mal das Flugzeug. Das hat einen Vorteil gegenüber dem Auto: Pro Kopf und Kind gibt es eine erwachsene Betreuungsperson. Allerdings hätte mir bei einem fünfstündigen Flug klar sein müssen: Es bräuchte ein ganzes Flugzeug plus Besatzung, um zwei Kinder zu erziehen, äh, beschäftigen meinte ich. Aber nach dem 845-sten „Wann sind wir endlich da?“ ist es irgendwann dann doch passiert: Wir sind tatsächlich da. 2. Akt Szene 1: Die Ankunft. Die Urlauberfamilie findet sich zunächst in ungewohnter Umgebung wieder. Nach dem ersten Lokalaugenschein ergibt sich, egal wo, folgendes Bild: Die Betten passen nicht. Zu wenige, zu hoch, zu klein. Ein Spalt zu viel, ein Rausfallschutz zu wenig. Das Babybett zu wacklig, dreckig, oder es lässt sich nicht aufklappen. Die Schlafplätze müssen zuerst adaptiert werden, bevor an geruhsames Schlummern überhaupt zu denken ist. Szene 2: Das Programm. Na dann erkundigen wir uns einmal, was es alles gibt in so einem Club. Morgens eine Zumba-Einheit am Meer, mittags Shuffle-Board neben dem Pool und nachmittags Bingo unter Palmen. Ahhh! So ein Cluburlaub bietet alles, was ich mir für meinen Urlaub nie erträumt habe. Aber es gibt auch ein riesiges Bällebad, Spielplätze, Wasserrutschen, Trampolins, Eis und Obst zu jeder Tageszeit und in rauen Mengen, einen kilometerlangen Sandstrand statt einer öden Sandkiste. Eben alles, was sich Kinder für ihren Traumurlaub wünschen. Und sind die Kinder glücklich, sind es die Erwachsenen auch. Das ist nun mal das Dogma der 21st century parents. Szene 3: Die Verpflegung. Ich gebe es zu, warum ich einen Cluburlaub überhaupt in Erwägung gezogen habe: Ich will im Urlaub nicht fünfmal am Tag Essen richten. Von Jagen und Sammeln einmal ganz abgesehen. Bei unserer ersten „Abenteuerreise“ mit Baby war es in der Off-Season unmöglich, auf einer kroatischen Insel an frisches Gemüse für den Brei zu kommen. Und auf der griechischen Insel brauchten wir eine ganze Stunde bis zum nächsten Supermarkt, um Windeln, Feuchttücher und Nahrung zu besorgen. Hier, in diesem Urlaub, verlassen wir einfach unser Apartment, und – voilà – das Buffet ist eröffnet. Neun Stunden am Tag steht hier alles bereit. Noch mehr als uns freut das die Kinder. Denn plötzlich gibt es Schokocrêpes zum Frühstück, Sandwich zur Jause, Pommes zu Mittag, Chips und Eis als Snack und zum Abendessen noch Chicken Wings mit Wedges. Der Einjährige lernt hier das wandelbare Phänomen Kartoffel kennen und lieben: von Puffer bis Krokette. Na ja. Es ist Urlaub, und die entstandenen Mängel werden wir wieder ausgleichen. Irgendwie. Bis zum nächsten Urlaub werden die Blutwerte hoffentlich wieder normal sein. Szene 4: Kinderbetreuung. Herrlich. Babyclub. Miniclub. Juniorclub. Doch wer geht da hin? Ich vermute, es sind die Produkte heißer, längst vergangener Animateurliebschaften, die da von ihren eigenen Erzeugern betreut werden. Oder es sind Attrappen, kleine rotbackige Pappfiguren. Wir haben es probiert. Ist doch wie Kindergarten, haben wir uns gesagt. Zu Hause auch überhaupt kein Problem. Haben uns auf eine freie Stunde –

oder zwei – gefreut, in der der Kleine schläft und der Große internationale Beziehungen mit Kindern aus der ganzen Welt pflegt. Doch ganze 3 Minuten 29 Sekunden nach der Verabschiedung kam unser Kind mit schreckverzerrtem Gesicht aus der Hütte gerannt, als würde selbige gerade explosionsartig hinter ihm in die Luft fliegen. Szene 5: Vorbei ist’s, wenn’s am schönsten ist. Nach der Eingewöhnungszeit, also am Ende des Urlaubs, haben die Kinder im Idealfall Freundschaften geschlossen, wissen, wo sich Essen und Toiletten befinden, und die Eltern können sich ein wenig zurücklehnen. Und dann ist der Urlaub auch schon wieder vorbei. Schade. Das Abenteuer hat mir jedenfalls nicht gefehlt, denn turbulent war es hin und wieder trotzdem. Wie das mit Kindern eben so ist. Klar, wird sich auch wieder ändern. Und dann wird es wieder die Selbstversorgerhütte an einem abgeschiedenen Strand voller exotischer Pflanzen. Aber im Moment ist es gut so wie es ist, denke ich, als ich meine Hüften zur Bob der BaumeisterTitelmusik schwinge. Wohl wissend, dass ich das sogar vermissen werde. Nicht das Shuffle-Board oder Bingo, aber das ausgelassene Lachen des Kleineren im Bällebad und den vollkommen zufriedenen Gesichtsausdruck des Größeren beim Tanzen in der Minidisco. 3. Akt: 1. Szene: Und dann geht’s auch schon wieder ans Packen. Diesmal ist die Vorgehensweise einfacher und das Risiko, etwas zu vergessen, deutlich geringer. Man nehme alles, was nicht niet- und nagelfest ist, exklusive Hoteleigentum natürlich (Serviceinfo: Fällt unter Diebstahl und kann geahndet werden), und räume das Feld. Kinder nicht vergessen! Letzte Szene: Hat man die Anreise müde, dreckig, aber letztendlich unbeschadet überstanden, stehen die Chancen einigermaßen gut, auch wieder unversehrt zu Hause einzutreffen. Und dort wartet nach jedem Urlaub ein Happy End: weiche, große, bequeme Betten, wo sich die ganze Familie gemütlich zusammenkuscheln und träumen kann. Von dem ersten Urlaub zu viert. Ja, gut, es war ein Cluburlaub, nix mit Individual, nix Spezielles oder so. Unseren Kindern zuliebe. Und wie sich herausgestellt hat: auch uns zuliebe. som m er 2015 |

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Wir sind weg

Viel Muh und wenig Müh!

© Heidrun Henke

Urlaub am Bauernhof heißt Freiheit für die Kinder – und Frieden für die Eltern. Trotz viel Arbeit sind hier alle entspannt. Oder gerade deshalb. von heidrun henke

Kinderarbeit erlaubt, nein, sogar erwünscht! Hier darf man mit der Mistgabel stochern, Tiere füttern und beim Ernten helfen, aber auch im Stall Blindekuh spielen, Früchte naschen, auf dem Traktor sitzen, den Hasen die Löffel kraulen und dabei dreckig werden. Urlaub am Bauernhof ist immer wieder erholsam, lehrreich und gesund. Die Kinder bekommen die Möglichkeit, das Leben am Hof hautnah mitzuerleben – mit all seinen Abläufen und Tätigkeiten. Die tägliche Routine der Bauern wird zu einem unvergesslichen Erlebnis für die

Trotz engagierter Urlaubsbauern: Die bockige Hausziege Erwin hat heute gar keinen Bock auf Gassigehen.

Kleinen, denn hier darf und soll mitangepackt werden. Egal, ob beim Heuen, Füttern oder Ausmisten – Arbeit wird zur Gaudi, das Stadtpflänzchen zum tüchtigen Stallburschen. Kinder bekommen eine Aufgabe zu erledigen und übernehmen dabei nur allzu gerne Verantwortung. Und ganz nebenbei wird spielerisch so manche Frage beantwortet: Warum legen manche Hühner weiße Eier und andere

braune? Welche Gräser frisst die Ziege am liebsten? Wie wird Topfen gemacht? Wie viel Milch gibt eine Kuh? Wissen, mit dem man zu Hause schon mal die ganze Klasse samt Lehrerin beeindrucken kann. Kinder, deren Bewegungsdrang für gewöhnlich ungebremst ist, können hier frei und sicher toben: auf grünen Wiesen, im warmen Heu oder im knorrigen Wald. Und die große Freiheit, die sie hier ausleben, geht einher mit einer enormen Stärkung ihres Selbstbewusstseins. Wenn sie zum Beispiel beim Melken helfen, Jungtiere auf die Alm treiben, zur

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Wir sind weg

Reise mit

Katzenmama werden oder sich selbst einen Fisch angeln (statt Goldfischli zu naschen). Die Vorteile, die ein Urlaub auf einem heimischen Bauernhof bietet, sind so zahlreich wie die Kühe im Stall. Da verzichtet man auch gerne mal auf mediterrane Küche, mallorquinische Sonne oder die französische Riviera. Eine Ziege namens Erwin Unser erstes persönliches Bauernhoferlebnis hatten wir im Salzkammergut am Kinder- und Babybauernhof Serner, ein echter Biobauer seit 1998 mitten

Neben all den Tieren gibt’s am Hof immer eine Schar anderer Kinder, die bald zu dicken Freunden werden.

im Naturschutzgebiet des Irrsees. Hier gibt es alles, was ein Kinderherz zum Hüpfen bringt: ein großes Trampolin, ein Spielplatz mit Nestschaukel, ein Fuhrpark an Laufrädern, Dreirädern, Gokarts, Trettraktoren und ein eigener Badesteg mit Ruderbooten. Das Leitungswasser ist von der eigenen Quelle im Wald, hinter dem Haus wachsen Kirsch-, Apfel-, Birnen- und Zwetschkenbäume, und die Milch wird zu Biokäse weiterverarbeitet. Und dann sind da noch die gastfreundlichen Bauersleute Christine und Fritz, die heimelige Wohlfühlatmosphäre ausstrahlen – ein Bauernhof, ganz wie aus dem Bilderbuch. Als meine Tochter und ich zum ersten Mal Stallluft schnupperten, war mir sofort klar, was den Reiz dieser Urlaubsform ausmacht. Nein, es war nicht allein der herb-würzige Geruch, der uns heute noch um die Nase weht. Es war der Moment, wo uns die Bäuerin in den Stall führte und mit Stolz alle Tiere zeigte: 16 Kühe, zwei Mohairziegen, drei Hasen, etliche Hennen, die einen Gockel umschwärmten und eine Katze mit einer Schar Junge, kaum größer als der Handteller der Bäuerin. Von Frühaufstehern, Langschläfern und Weitblickern In aller Herrgottsfrüh, als der Hahn gerade erst gekräht hatte, schlich sich meine

Tochter hinaus, um als Erste im Stall zu sein – bei „ihren“ süßen Katzenkindern. Die frühe Morgenstund am Bauernhof kommt der kindlichen Bettflucht sehr entgegen – Mama hingegen mümmelt sich noch ein bisschen im Bett ein. Und dann war da noch der lustige, aber widerspenstige Erwin – das schwarze Schaf unter den Ziegen, das die Kinder ob seiner Bockigkeit manchmal an der Leine durch den Hof führte. Zwischen all den Viechern streunen stets jede Menge fröhliche Kinder herum – wie eine eingeschworene Bande. Am Abend werden Stöcke im Wald gesucht, um Würstel oder Brotfladen aufzuspießen und über dem som m er 2015 |

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© Heidrun Henke

Wir sind weg

Feuer zu grillen. Und zum Schlafengehen hört man noch ein Muh aus dem Stall, dann is’ Ruh – so viel Action draußen macht schließlich müde. Schön ist auch die Fernsehentwöhnung am Bauernhof. Obwohl jedes Zimmer obligatorisch mit einem Fernseher ausgestattet ist, wurde er keines Blickes gewürdigt. Die Eltern schätzen den schönen Fernblick, die Kinder den in den Stall. Wer trotz all der Zerstreuung mal was anderes sehen will, ist hier im Salzkammergut bestens aufgehoben. Im Umkreis von ein paar Kilometern haben wir die schönsten Ausflugsziele für Groß und Klein entdeckt. Zum Beispiel die Eisriesenwelt oder die Erlebnisburg in Werfen, verschiedene Themenwanderungen samt Mitmach-Stationen, Sommerrodelbahn, Almen zum Wandern und herrliche Seen mit Bootsfahrten. Jeder Hof hat seine Geschichte Aber nicht nur im Salzkammergut kann man gut lustig sein, in jedem Bundesland warten Bauernhöfe darauf, entdeckt zu werden. Die Auswahl ist groß, 220 Urlaubsbauernhöfe sind es inzwischen, die sich ganz unterschiedlich präsentieren: Biobauernhöfe, Baby- und Kinderbauernhöfe, Winzerhöfe, Reiterbauernhöfe, barrierefreie Bauernhöfe, Vitalbauernhöfe – die Ausstattung und die Aktivitäten sind von Hof zu Hof verschieden. So bieten manche sogar ein eigenes Kinderprogramm mit Laternenwanderung,

URLAUB AM BAUERNHOF www.urlaubambauernhof.at Alle wichtigen Infos, geordnet nach Regionen und Themen.

Kutschenfahrten, Nachtwanderungen, Bauernhofdiplom, hofeigenem Märchenwald oder Murmeltierweg an. Die Eltern genießen hingegen die Dampfduschmassage, das Wellnessbad oder die Sauna. Auch Omas und Opas kommen immer gerne mit, um Ruhe und Natur zu genießen, z.B. beim Angeln oder Nordic Walking. Und weil die frische Landluft so hungrig macht, warten manche Bauernhöfe nicht nur mit hauseigenen Bioprodukten, sondern auch mit traditionellen Schmankerln auf wie z.B. Arnikabutter, Beerenstrudel, Speckknödel oder Schlutzkrapfen – selbstverständlich darf auch in der Küche bzw. beim Ernten, Naschen und Einkochen geholfen werden. Unser Frühstück wurde mit selbst gebackenem Germzopf, handgerührtem Topfen und frisch gepflückten Wiesenkräutern veredelt. Herrlich! Genauso wie die selbst gemachte Himbeermarmelade, die jeden Morgen dem Nutellaglas ordentlich Konkurrenz machte. Welcher Tiegel zuerst leer war? – Diese Frage wird bei einem Urlaub am Bauernhof ganz nebenbei und spielerisch geklärt ...

Serner beim See Biobauernhof im Salzkammergut in herrlicher Lage direkt am unter Naturschutz stehenden Irrsee – baby- bis omatauglich, extrem gastfreundlich und unkompliziert. www.urlaubambauernhof.at/ serner Ferienhof Holzleb’n Das Highlight für die Kinder: übernachten im Heu. Die Eltern schlafen währenddessen in exklusiven Chalets oder genießen den Wellnessbereich. www.holzlebn.at Zwergerlhof im Mostviertel Ganz auf Kinder und ihre Zauberwelten eingestellt: Märchenwald, Laternenwanderung, Zwergenschatzkiste und viele Ponys. www.zwergerlhof.at Prentnergut in Hinterstoder Vitalbauernhof nach dem Motto „Genuss am Ursprung“ mit vielen kulinarischen Köstlichkeiten, durch und durch bio. www.prentnergut.at

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OOOPS! DIE ARCHE IST WEG

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Ihr wollt dabei sein, mit eurer ganzen Familie? Dann sendet uns ein E-Mail mit der benötigten Ticketanzahl an kino@tipimagazin.at und erlebt die Premiere des Familienfilms Ooops! Die Arche ist weg. Die Ticketvergabe erfolgt nach Verfügbarkeit. Wer exklusiv dabei ist, bekommt bis spätestens Mittwoch, 22.7.2015, ein Bestätigungs-E-Mail.

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Wir sind weg

Insel des ewigen Frühlings Wenn man nicht gerade zwei Wochen in einem Urlaubsressort mit Vollverpflegung und Kinderbetreuung verbringen will, ist Fuerteventura nur bedingt für die Kleinen geeignet. Die Großen aber können sich auf der Kanarischen Insel an Wanderungen durch die raue Natur und Ausflügen ins Gebirge erfreuen. von alexander kords

Auf den ersten Blick ist Fuerteventura alles andere als schön. Hat man nämlich im Bus, Taxi oder Mietwagen den Flughafen in der Nähe von Puerto del Rosario hinter sich gelassen, ist man sogleich mit der kargen und unwirtlichen Natur der Insel konfrontiert. Trostlose Felsen, keine Bäume, die Schatten spenden, und auch sonst nur wenige anspruchslose Pflanzen wie Kakteen und andere Sukkulenten – nach einem attraktiven Urlaubsort sieht die zweitgrößte der Kanarischen Inseln nicht gerade aus. Aber eine reichhaltigere Fauna kann man von einem Eiland, das vor Millionen von Jahren aus Vulkangestein entstanden ist, auch nicht erwarten. Doch ungeachtet der fehlenden Blumenpracht entfaltet Fuerteventura einen unwiderstehlichen Charme, der sich vor allem hinter der touristischen Fassade zeigt. Sehenswertes im gebirgigen Landesinneren Mit Blick auf die Landkarte fällt auf, dass sich die größten Städte und Ansiedlungen auf der Ostseite der Insel befinden. Das liegt zum einen daran, dass an den Küsten im Westen die sogenannte Rippströmung herrscht. Diese gefährliche Art der Strömung, die durch vor der Küste liegende Felsen entsteht, sorgt dafür, dass das Wasser mit hoher Geschwindigkeit zurück ins Meer fließt. Selbst geübten Schwimmern fällt es angesichts dessen schwer, wieder zurück an Land zu kommen. Zum anderen befinden sich im Osten viele lang gezogene Sandstrände, während die andere Seite des Eilands durch eine nur schwer zugängliche Felslandschaft geprägt ist. Und weil Fuerteventuras Wirtschaft vor allem vom Tourismus

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befeuert wird – kein Wunder bei einem ganzjährig milden Klima und über acht Sonnenstunden am Tag –, liegen Urlaubshochburgen wie Corralejo, Costa Calma und Morro Jable mit ihren zahlreichen Hotels und Ferienanlagen eben an der Ostküste der Insel. Das bedeutet aber nicht, dass nicht auch das Gebirge die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu bieten hat. Das Ecomuseo La Alcogida etwa, rund 20 Autominuten landeinwärts von der Inselhauptstadt Puerto del Rosario entfernt, ist ein ehemals bewohntes Dorf, das inzwischen zu einem Freilichtmuseum umgebaut wurde. Sieben historische Bauernhöfe veranschaulichen, wie die Menschen unterschiedlicher Gesellschaftsschichten auf Fuerteventura lebten. Von der fensterlosen Hütte mit Schilfdach und Lehmboden bis hin zum zweistöckigen Gebäude mit Ställen für die Tiere und einem Backofen im Außenbereich reicht der (fehlende) Luxus der gezeigten Behausungen. Dazu führen Mitarbeiter des Museums typische Tätigkeiten der Inselbewohner vor, indem sie beispielsweise Brot backen, töpfern oder sticken. Weitere 20 Minuten nach Süden befindet sich Betancuria, die ehemalige Hauptstadt sowie eine der ältesten Ansiedlungen der Insel. Umringt von beinahe 700 Meter hohen Bergen, hat sich das Städtchen seine Ursprünglichkeit bewahrt. Die imposante Kirche Santa María de Betancuria im Zentrum beherbergt zudem eines der ältesten Kunstwerke Fuerteventuras, eine hölzerne Skulptur der heiligen Katharina.

© Promotur Turismo Canarias

Die lang gezogenen Sandstrände von Fuerteventura befinden sich fast ausnahmslos auf der Ostseite – bis auf den Geheimtipp nahe Cofete im Südwesten.

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Reise ohne

Die Halbinsel im Süden Sämtliche Orte der Insel sind durch ein verhältnismäßig dichtes Straßennetz miteinander verbunden, die großen Städte im Osten werden zudem von Bussen angefahren. So kommt man Richtung Norden, auf dem Weg nach Corralejo, an einer elf Kilometer langen Dünenlandschaft vorbei, von der permanent feiner Sand auf die Straße geweht wird. Zeitweise fährt man direkt am Strand vorbei und kann die Tricks der zahlreichen Windsurfer bewundern. Es gibt allerdings einen Teil von Fuerteventura, der nur schwer zugänglich ist: der äußerste Zipfel der den gesamten Süden einnehmenden Halbinsel Jandía. Ist man mit einem üblichen Mietwagen unterwegs, so ist in Morro Jable Endstation, da sonst hohe Strafen seitens der Verleihfirma drohen – zusammen mit den Reparaturkosten, die auf der mehr als holprigen Strecke garantiert anfallen werden. Einige Möglichkeiten gibt es dennoch, das südliche Ende der Insel zu entdecken: Entweder sucht man sich

EMPFIEHLT FUERTEVENTURA Übernachtung • Vor allem junge Inselbewohner haben in den letzten Jahren alte Fincas im Hinterland gekauft, renovieren und zu Ferienhäusern ausbauen lassen. Greift man mit rund 100 Euro pro Nacht etwas tiefer in die Tasche, so kann man hier traditionell und individuell übernachten. Essen • An Fischgerichten mangelt es auf Fuerteventura nicht. Zu empfehlen ist zudem der Ziegenkäse (queso de cabras), der durch die karge Ernährung der Tiere ganz anders schmeckt, als wir es gewohnt sind – kombiniert mit der ebenfalls außergewöhnlichen Marmelade aus Kaktusfeigen eine sehr schmackhafte Vorspeise. Ausflüge • Wenn man nicht auf Shopping-Tour gehen will, kann man die Hauptstadt Puerto del Rosario getrost meiden. Stattdessen lohnen sich eine rund zweistündige Wanderung von Corralejo zum Vulkan Calderón Hondo und eine Fährenfahrt nach Lanzarote, der rund zehn Kilometer entfernten Nachbarinsel.

einen Verleiher, der auch Jeeps im Fuhrpark hat, oder man nutzt den erst Mitte des letzten Jahres in Betrieb genommenen und besonders stabil gebauten Minibus, der zwischen Morro Jable und Cofete verkehrt. Das tut er allerdings nur zweimal am Tag und transportiert dabei jeweils lediglich 21 Passagiere. Jedoch passiert er den Punta de Jandía und damit den mit 16 Metern Höhe kleinsten Leuchtturm Europas. Man kann sich auch auf eine etwa sechsstündige Wanderung durch das Gran Valle begeben. Die Wege sind markiert, man sollte sich aber auf teilweise extreme Steigungen sowie darauf gefasst machen, dass man auf seinem Fußmarsch keiner Menschenseele begegnet. Belohnt wird man dafür mit unberührter Natur und einem der schönsten Ausblicke, den die Insel zu bieten hat. Auf dem Landrücken, der die Halbinsel in der Mitte zerschneidet, schaut man hinab auf einen malerischen Sandstrand und weit über den Atlantischen Ozean. Unten erwartet einen dann das bizarr anmutende Dorf Cofete, in dem es außer ein paar steinernen Häusern nur noch eine Bar, einen Friedhof am Strand sowie ein Denkmal gibt. Letzteres ist dem deutschen Ingenieur Gustav Winter gewidmet, der nicht weit von Cofete entfernt, mitten im Gebirge, die Villa Winter errichten hat lassen. Das kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gebaute Herrenhaus nährt allerhand Spekulationen über seinen Nutzen, befindet es sich doch mitten im Nirgendwo. Aber dieses Mysterium passt irgendwie zur Insel Fuerteventura, die so anders sein kann als klassische Urlaubsziele.

Wir sind weg

Ein Blick auf die rauen Felsen und die wilde See an der Ostküste der Insel. Hierher verirren sich nur Abenteurer, die keine Lust auf All-inclusiveUrlaub haben.

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Wir sind weg

Abenteuerland

Tipps

Raus in den Sommer, rein ins Vergnügen. Lasst euch vom Himmelblau und Sonnengelb verwöhnen – die passenden Ausflugstipps gibt’s hier. von theres arnold VORARLBERG 1) Wildpark Feldkirch. Der seit 1963 bestehende Wildpark bietet neben der heimischen Tierwelt Waldlehrpfad, Waldteich, Spielplatz und Einkehrmöglichkeit. Wo: Ardetzenweg 20, 6800 Feldkirch Wann: frei zugänglich, Jausenstation: täglich 10–18 Uhr Wie viel: gratis www.wildparkfeldkirch.at 2) Themenweg Klangraum Stein Die künstlerischen Klanginstallationen am Wanderweg zur Echowand laden nicht nur zum Lauschen ein, sondern auch dazu, die Klangkulisse selbst mitzugestalten. Dauer: ca. 1 Stunde Wo: Bergstation Seilbahnen SonntagStein, 6731 Sonntag-Stein Wann: frei zugänglich Wie viel: gratis, Bergbahn: Berg- und Talfahrt Erw. € 11,30, Kinder unter 6 gratis, Kinder ab 6 € 7,20 www.klangraum-stein.at TIROL 3) Senni‘s Wunderwanderweg Auf zahlreichen Erlebnisstationen gibt es vieles zu entdecken: Alpenblumen- und Kräuterweg, Wasserweg, Naturspielplatz, Baumhaus, WunderWasser, Kuh’ler Weg und WunderWald. Wo: Sennhütte Markus Senn e.U., Dengert 503, 6580 St. Anton am Arlberg Wann: Ab 26.6., 10–18 Uhr Wie viel: gratis www.wunderwanderweg.at 4) Werken wie früher In den historischen Räumen von 1795 erzählen über 1.200 Exponate die Geschichte und Geschichten des kargen Lebens der Tiroler Bergbauern. Jeden Do gibt es von 12–17 Uhr einen traditionellen Handwerksmarkt im Museum. Wo: Bergbauernmuseum z’Bach, 6311 Oberau/Wildschönau Wann: bis 10.7.: Mi und Fr 11–17 Uhr, ab 12.7.: Mo, Mi, Fr und So 11–17 Uhr. Wie viel: Museum Erw. € 3,70, Kinder € 1,50; Museum mit Handwerksmarkt Erw. € 5,50, Kinder € 2,40 www.bergbauernmuseum.at

SALZBURG 5) Rauriser Urwald. 80 Tümpel, Seen und Moore prägen die Landschaft des jahrhundertealten, urtypischen Bergsturzwaldes im sogenannten „Rauriser Urwald“. Auf dem Lehrweg wird das Naturerlebnis mit Infotafeln und einem kleinen Waldmuseum abgerundet. Dauer: ca. 2 Stunden Wo: Gasthof Ammererhof, Kolmstraße 21, 5661 Rauris Wann: frei zugänglich Wie viel: gratis www.nationalpark.at OBERÖSTERREICH 6) Wald der Kinder Mit Wasserwelt, Klangspielen, Dschungelpfaden, dem Innenleben eines Fuchsbaus und mehr vergeht die Zeit im „Wald der Kinder“ wie im Flug. Dauer: ca. 1,5 h Wo: Volksschule, Zell am Pettenfirst 32, 4842 Zell am Pettenfirst Wann: frei zugänglich Wie viel: gratis www.zell-pettenfirst.ooe.gv.at 7) 5fingers und Welterbespirale Die beiden spektakulären Aussichtsplattformen am Krippenstein bieten einen unvergesslichen Ausblick auf die umliegenden Berge, das geschichtsträchtige

Hallstatt und den Hallstätter See. Wo: Dachstein Krippenstein – Seilbahn, Winkl 34, 4831 Obertraun Wann: frei zugänglich, Bergbahnen-Fahrplan beachten! Wie viel: Aussichtsplattformen gratis. Bergbahn: Bergund Talfahrt Erw. € 28,60, Kinder unter 6 gratis, Kinder ab 6 € 15,80 www.dachstein-salzkammergut.com STEIERMARK 8) Der Wilde Berg Kleine und große Entdecker können am Wilden Berg eine richtige Alpensafari mit heimischen Tieren erleben. Am Kinderbauernhof warten Tiere zum Streicheln und Spielen – und wer rasant ins Tal kommen möchte, kann mit dem MountainKart, dem Wiesengleiter oder dem Roller hinunterflitzen. Wo: Wildpark Mautern GmbH, Alpsteig 1, 8774 Mautern Wann: bis 28.6. Di–So, ab 29.6. täglich 9–18 Uhr Wie viel: Erw. € 15,–, Kinder bis 4 gratis, Kinder ab 4 € 10,–, Einzelfahrt Rodelbahn € 6,–, Einzelfahrt Gokart/Roller € 11,– www.derwildeberg.at

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© Artur Bodenstein

9) Hoch hinaus Die Obersteiermark vom steirischen Semmering über das Hochschwabgebiet bis zu den Eisenerzer Alpen ist geprägt von türkisblauem Wasser und tiefgrünen Wäldern. Den besten Ausblick hat man dabei natürlich von oben bei einem Flug. Wo: Flugplatz Kapfenberg, Pötschachg. 18, 8605 Kapfenberg Wann: nach tel. Vereinbarung 1–2 Tage vorher: 03862/311 37 Wie viel: max. 3 Pers. 30 Min. € 155,– www2.flugplatz-kapfenberg.at KÄRNTEN 10) Fledermaushaus. Diese 140 m² gehören den faszinierenden Fledertieren. Mindestens drei Arten mit unterschiedlicher Quartiernutzung bietet das Haus Asyl, die mit etwas Glück im Schauraum live bestaunt werden können. Wo: Vorderberger Landesstr., 9613 Feistritz Wann: bis 28.8. jeden Fr sowie am 5.7. und 2.8., 13–19 Uhr, Wie viel: gratis www.arge-naturschutz.at

11) Abenteuer Wasserweg Auf alten Pfaden das Vergangene aufspüren, die heimlichen Bewohner der Schlucht entdecken. Oder einfach über die Schönheit und die Kraft des fallenden Wassers staunen. Dauer: ca. 4 Stunden Wo: 9132 Glantschach, 9556 Hart (diverse Zwischeneinstiege möglich) Wann: frei zugänglich Wie viel: gratis www.liebenfels.at BURGENLAND 12) Die Ruine Landsee. Wild und romantisch gelegen ist diese mittelalterliche Burgruine, eine der größten Mitteleuropas – inkl. malerischer Aussichtsplattform, von der aus man einen herrlichen Rundblick in das Mittelburgenland und zum Neusiedler See genießen kann. Wo: 7341 Landsee Wann: täglich 9–18 Uhr; Führungen auf Anfrage: 0664/798 13 16 Wie viel: Erw. € 3,50, Kinder unter 6 gratis, Kinder ab 6 € 2,– www.landseeaktiv.at

NIEDERÖSTERREICH 13) Fossilienwelt Weinviertel. Schürffelder mit Sandstrand und Liegestühlen, ein 17 Meter hoher Aussichtsturm, Abenteuerspielplatz mit Seilbahn und Hangrutsche sowie eine umfangreiche Ausstellung mit über 650 fossilen Arten und einzigartigen Fundstücken, z.B. der größten fossilen Perle der Welt. Wo: Austernplatz 1, 2100 Stetten Wann: Di–So 10–17 Uhr. Ausstellung inkl. Führung: Di–Fr 10:30, 14:30, Sa, So, Ftg 10:30, 12, 15 Uhr Wie viel: ½ h Schürfen: Erw. € 6,–, Kinder € 4,– (inkl. Verleihgebühren der Schürfgeräte & Fundgarantie) Ausstellung inkl. Führung: Erw. € 9,–, Kinder (0–6) gratis, Kinder (7–15) € 5,– www.fossilienwelt.at WIEN 14) Hochseilklettergarten. 79 Plattformen in Höhen bis zu 8 m, 10 Parcours auf einer Länge von über 1.500 Metern, 25 Flying-Fox-Anlagen und vieles mehr. Für Kinder ab 110 cm. Kinder bis 10 nur mit Erwachsenenbegleitung, Kinder unter 14 nur mit unterschriebener Elterninformation. Wo: Haupteingang Strandbad Gänsehäufel, Moissig. 21, 1220 Wien Wann: 11, 13, 15 und 17 Uhr. Sa und So zusätzlich um 10 und 17 Uhr Wie viel: Erw. € 24,–, Kinder (bis 10) € 12,–, Kinder (10–16) € 18,– www.hochseilklettergarten.at som m er 2015 |

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Pro und Kontra

Familienurlaub – Alles fürs Kind?

Von Trude Peters

Alles fürs Kind? Aber natürlich! Jedenfalls sagen das alle, aber die wenigsten meinen es auch wirklich so! Ich schließe mich da auch nicht aus – zumindest kann ich das nach ein paar Jahren der Selbstfindung sagen. Habe ich jemals einen Urlaub ausschließlich nach dem Wunsch meiner Tochter gebucht? Nein, denn immer schwang eine ordentliche Portion Egoismus mit. Cluburlaub? Dort gibt es tolles und abwechslungsreiches Programm, aber auch den Mini Club, in dem man die Kleinen „abgeben“ kann, wenn man mal seine Ruhe haben möchte. Disneyworld hat natürlich ausschließlich Attraktionen für die Altersgruppe bis vier. Sonstiger Urlaub? Bitte mit der besten Freundin der Tochter, dann ist es auch gleich entspannter. Irgendwie kann ich mich auch nicht mit diesem oft bemühten Argument begnügen: Sind die Elternwünsche befriedigt, ist auch das Kind glücklich. Sind wir mal ehrlich: Während wir uns über den gehobenen Standard eines Hotels freuen, unser Gaumen bei Kulinarischem entzückt ist oder das Herz in der Stille des Wellnessbereichs höherschlägt, wird unser Nachwuchs eingeschränkt, Kind zu sein. Sie sollen sich in der Erwachsenenwelt angemessen benehmen, damit WIR stolz sind – besonders im Urlaub. Ja, ich würde jetzt wirklich gerne einen Urlaub nach den Wünschen meiner Tochter buchen, aber plötzlich war sie da, die Zeit der Selbstständigkeit, und der Urlaub mit den Eltern galt plötzlich als uncool und fad. Ich würde im Familienhotel einen total entspannenden Urlaub verbringen, die lautstarken Kiddies in der Kindertherme als klingende Musik empfinden und beim Karussell meiner Tochter winken, bis der Muskelkater da ist. Ich würde alles genießen, jede einzelne Minute. Wahrscheinlich würde ich es so weit perfektionieren, bis ich meinem Kind peinlich werde. Ja, ich bin für den Familienurlaub, in dem das Kind die erste Geige spielt, denn den Rest des Jahres steht es meistens eh wieder schlecht um seine Bedürfnisse, und die gemeinsame Qualitätszeit ist rar.

KONTRA

© Archiv

PRO

Von Alexander Reichmann

Irgendwann ist dann auch mal gut. Ein Jahr in einem Kinderhotel, ein weiteres Jahr in einer Clubanlage, noch ein Jahr in einem Family Resort – irgendwann ist dann auch mal Schluss. Es kann doch nicht sein, dass ein Familienurlaub ausschließlich auf die vielfältigen Entertainmentbedürfnisse von minderjährigen Lärmbolzen ausgerichtet sein muss. Die Eltern wollen Ruhe und Erholung, die Zwerge wollen Action, Unterhaltung, Programm, Spielkameraden, und das am besten rund um die Uhr. Solange der Zwerg noch klein ist, probiert man das ein-, zwei-, dreimal aus, stellt dann fest, dass man selber nach dem Urlaub eigentlich krankenhausreif ist, kaputt entertained, kaputt beschallt, dauernd mit lärmender Action und schreienden Zwergen konfrontiert, und vor lauter Spiel und Spaß einfach gerne schnell auf Reha gehen möchte. Was aber nicht geht. Also: Schluss mit Kinderurlaub. Die Kinder haben sich gefälligst an die Bedürfnisse der ERWACHSENEN anzupassen. Eine Bergwanderung wird einem natürlich im Vorfeld zweihundertmal als „saufad“ madig geredet, aber da muss man durch. Und wenn der Nachwuchs dann das erste Murmeltier/Hasi/Rehlein ortet, ist das Dauergesuder ohnehin vergessen. Oder wenn man ganz schlicht mit einem Boot aufs Meer rausfährt, ohne Beschallung und Sackhüpfen an Board: Nach der Sichtung der ersten Delfingruppe ist die Welt für das zu Tode gelangweilte Kind wieder in Ordnung. Man muss sich nur trauen, man muss die elendiglich zermürbende Phase des Dauergenörgels im Vorfeld vollständig ignorieren, um dann am Ende des Tagesausflugs oder Urlaubs festzustellen, dass Kindi begeistert war. Weil Schwäne, Enten, Fische, Rehe, Natur, Berge, Meer, Sand, Strand, Krebse, Muscheln … auch ohne Soundmachine, Smartphone, Beachvolleyballturnieren, Eierwerfen, Sackhüpfen und sonstigem schauerhaftem Spiel und Spaß sehr wohl spannend sein können. Und auch ein Besuch in einer museenhaften Umgebung in einer 3000 Jahre alten Stadt auf einer griechischen Insel nicht „voll öde“ ist, sondern sehr wohl viel Entdeckenswertes bereithält. Liebe Eltern, traut euch einfach, hört vorher weg – und nachher genau zu. Sobald ihr zwei bis drei „Best Practice“-Beispiele geschaffen habt, verebbt auch das Suderantentum im Vorfeld.

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