6 minute read
LUANA BÜHLER, FUSSBALLSPIELERIN Der Traum einer Fussballkarriere
DER TRAUM EINER FUSSBALLKARRIERE
Nur Männer können kicken? Von wegen!
Die Schweizer Fussballspielerin Luana Bühler wuchs in einer sportaffinen Familie mit fünf Geschwistern im Luzerner Hinterland auf. Zahlreiche Verletzungen und Operationen schienen ihren Traum von einer Profikarriere im Spitzenfussball zunichtezumachen. Doch aufgeben war für die 26-Jährige nie ein Thema. Die Defensivspezialisten gehört mittlerweile zu den Top-Spielerinnen und ist ab kommendem Jahr die erste Schweizer Fussballspielerin, die für Volkswagen Schweiz eine Botschafterrolle übernimmt.
Interviewpartnerin: Luana Bühler Autorin: Isabelle Riederer
PRESTIGE BUSINESS: Frau
Bühler, der Frauenfussball hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Luana Bühler: Die Richtung stimmt. Die Strukturen wurden eindeutig verbessert, auch in finanzieller Hinsicht tut sich was. Mittlerweile wird auch dem Frauenfussball mediale Präsenz eingeräumt. Es gibt aber nach wie vor viel zu tun, so zeigen sich vor allem Unterschiede zwischen den grossen und kleinen Ligen.
Profitieren Sie als Spielerin davon, dass der Frauenfussball in der Gesellschaft und auch kommerziell relevanter wird?
Mit zunehmender Professionalität werden die finanziellen Mittel der Ligen und Vereine verbessert. Was mich besonders freut, ist, dass der Frauenfussball mittlerweile auch eine grössere Akzeptanz und sogar Beliebtheit in unserer Gesellschaft erhält. Zu verdanken haben wir diese Entwicklung vor allem einer erhöhten medialen Präsenz.
War es schwer für Sie als Mädchen oder junge Frau, von einer Fussballkarriere zu träumen?
Ja, als kleines Mädchen war es für mich schwer vorstellbar. Es gab keine weiblichen Idole im Fussball, die diesen Sport professionell betrieben haben. Die damaligen guten Spielerinnen konnten sich nicht vermarkten wie heute, weshalb man sie auch nicht kannte. Damals stand für mich eine solide Ausbildung im Vordergrund.
Sie spielten diesen Sommer mit der Nationalmannschaft bei der EM 2022. Was war das für ein Gefühl? Wie haben Sie das Turnier wahrgenommen?
Einer meiner grössten Träume war schon immer, an einem internationalen Turnier wie der EM teilzunehmen. Die Stimmung in den Stadien ist einfach einzigartig, man ist wie in Ekstase. Dem Frauenfussball tun das grosse Interesse und die begeisterten Zuschauer gut. Das hilft dem Frauenfussball, sich weiter professionalisieren zu können.
Man hat das Gefühl, die EM 2022 in England habe den Ball im Frauenfussball endlich ins Rollen gebracht. Wie beurteilen Sie das?
Der Ball rollt schon eine ganze Weile. Fussballerinnen vor uns haben bereits gute Vorarbeit geleistet und einiges ins Rollen gebracht. Ich habe das Gefühl, die EM in England hat den Ball deutlich beschleunigt, noch grössere Entwicklungen angestossen und für breite Aufmerksamkeit gesorgt. Die Chancen zur weiteren Professionalisierung sind gestiegen. Das ist eine sehr positiv zu bewertende Entwicklung.
Auch in der Schweiz tut sich was. So hat die Women’s Super League mit der AXA zum ersten Mal einen richtigen Sponsor. Wie sehen Sie das?
Das ist eine grossartige Unterstützung von der AXA, die schon seit Längerem sehr präsent als Fussballsponsor ist. Dank der Unterstützung kann sich der Frauenfussball in der Schweiz weiterentwickeln. Professionelle Strukturen in Ligen und Vereinen werden geschaffen, und es werden mittlerweile viel mehr Spiele live im TV oder online ausgestrahlt. Meine Hoffnung ist gestiegen, dass der Frauenfussball in der Schweiz in naher Zukunft an Professionalität zulegen kann.
Sie spielen in Deutschland bei der TSG 1899 Hoffenheim. Ist der Frauenfussball in Deutschland professioneller als in der Schweiz?
Der Schritt von der Schweiz nach Deutschland war für mich sehr gross. In Deutschland sind die Strukturen besser. Die Spiele haben eine höhere Qualität und auch Intensität. Ich werde täglich gefordert und kann mich stetig weiterentwickeln. Die Trainings finden morgens und nachmittags statt und nicht erst spät abends. Dank der organisierten Essen wie auch des Wäscheservices kann ich mich vollkommen auf den Fussball konzentrieren.
Was ist Ihr bisher schönster Fussballmoment?
Mein erster Einsatz bei der EM. Das Stadion war gefüllt mit 20’000 begeisterten und jubelnden Fans. Meine grössten Fans – die eigene Familie mit allen fünf Geschwistern – noch obendrauf auf der Tribüne sitzend und mitfiebernd dabeizuhaben, gab mir eine unglaubliche Energie und war bisher das absolute Highlight in meiner Karriere.
Und was war Ihre bisher schlimmste Fussballerfahrung?
Die Zeit meiner Verletzungen – vor allem die zwei Kreuzbandrisse – war sehr herausfordernd. Ich war gezwungen, eine
längere Trainingspause einzulegen. Es war aber keine Zeit des Stillstands. Ich konnte die Zeit nutzen, um mich körperlich und mental zu stärken. Ich glaube, dass es auch diese Zeit für meine Weiterentwicklung gebraucht hat.
Sie werden ab 2023 neue Volkswagen-Ambassadorin und sind damit die erste Fussballspielerin, die bei Volkswagen Schweiz eine Botschafterrolle übernimmt. Was bedeutet das für Sie?
Ich freue mich wirklich sehr über diese Zusammenarbeit. Für mich ist es ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für den Frauenfussball in der Schweiz. Es zeigt mir, dass Sponsoren wie Volkswagen Schweiz den Frauenfussball unterstützen.
Wissen Sie schon, welches Auto Sie künftig fahren werden – und warum genau dieses?
Ich darf mich über einen ID.4 freuen, ein sehr komfortables und schönes Elektroauto. Damit bin ich dazu noch nachhaltig unterwegs. Ich sitze sehr viel im Auto, fahre zu Trainings, Spielen und nach Hause in die Schweiz. Mit seiner Reichweite von 496 Kilometern schaffe ich die 300 Kilometer Distanz von Hoffenheim nach Hause bequem mit einer Ladung.
Sie werden also künftig rein elektrisch fahren. Ist das Neuland für Sie oder sind Sie schon mal rein elektrisch gefahren?
Leider hatte ich bis anhin noch keine Gelegenheit, es auszuprobieren. Als Volkswagen Schweiz auf mich zukam, war ich von Anfang an von der Idee begeistert. Ich freue mich schon riesig auf die erste Fahrt mit meinem ID.4.
Was muss ein Auto mitbringen, damit es Ihren Alltag erleichtert?
Mir ist vor allem der Komfort wichtig. Wie erwähnt bin ich oft mit dem Auto unterwegs und spule einige Kilometer ab. Der ID.4 bietet mir grossen Komfort und genügend Reichweite, zudem sieht er auch noch cool aus.
Stichwort Equal Pay: Zwar tut sich hier schon einiges, aber im Vergleich zum Männerfussball sind gerade die Prämiendifferenzen in der UEFA und der FIFA enorm. Was denken Sie darüber?
Die Unterschiede der Prämien lassen sich wirtschaftlich grösstenteils nachvollziehbar erklären. So betrachtet sind deshalb aktuell auf professionellem Niveau gleiche Löhne wenig realistisch. Es sollte aber definitiv darüber diskutiert werden, wie gross die Spanne bei den Prämien sein darf. Für mich noch essenzieller ist, dass die gleichen Voraussetzungen bei den Juniorinnen und Junioren und später bei den Frauen und Männern geschaffen werden.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Frauenfussballs?
Ich wünsche mir, dass sich die Strukturen und Entwicklungsmöglichkeiten für Mädchen und Jungs und später Frauen und Männer weiter angleichen. Mädchen sollen ihre weiblichen Idole im Frauenfussball verfolgen, im Fussball gefördert werden und ihren Traumberuf als professionelle Fussballspielerin verwirklichen können.