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ES LEBE DER FUSSBALL Von Spielmacher*innen und Legenden
ES LEBE DER FUSSBALL!
Leidenschaft, Sportsgeist und grosse Namen
Die Schweiz ist eine Fussballnation! Der Mannschaftsport ist beliebt – bei Jung und Alt, bei Spielerinnen und Spielern und beim Publikum. Mit rund 300’000 Mitgliedern ist der Schweizerische Fussballverband der mitgliederstärkste Sportverband der Schweiz. Die wichtigsten internationalen Verbände FIFA und UEFA haben sich in der Schweiz niedergelassen. Es gibt über 1400Clubs und 268’000 lizenzierte Spieler, knapp 10Prozent davon sind Frauen. Seit 1994 qualifiziert sich die Nationalmannschaft regelmässig für die Europa- und Weltmeisterschaften. Zahlreiche Spieler, die hier ausgebildet wurden, sind in Europäischen Top-Teams wie Barcelona, Arsenal oder Liverpool unter Vertrag.
Der Fussball ist nur noch ein Sport. Er ist Leidenschaft und Wirtschaftszweig, Identifikation und Berufung und für manch einen, ist Fussball eine Religion. Internationale und nationale Top-Spieler:innen sind rund um den Globus bekannt, sie sind Vorbilder und Meinungsmacher. Und dann gibt es die Menschen am Spielfeldrand, die dafür sorgen, dass der Ball weiter rollt.
ANA-MARIA CRNOGORCEVIC
Schweizer Fussballerin, FC Barcelona
Ana-Maria Crnogorčević zählt aktuell zu den erfolgreichsten Schweizer Fussballspielerinnen. Bereits mit elf Jahren begann Ana-Maria beim FC Steffisburg zu spielen, drei Jahre später wurde der FC Rot-Schwarz Thun auf sie aufmerksam und holte sie in seine erste Mannschaft. Mit 16 Jahren wurde sie Stammkraft beim National-Liga-A-Team und verhalf der Mannschaft zu ersten grossen Erfolgen. Einer dieser Erfolge war der CupTitel 2009, ihr einziger Titel in der Schweiz. In derselben Saison wurde sie zum ersten Mal Torschützenkönigin der NLA mit 24Toren in nur 16Spielen. Ihre Tore riefen zahlreiche Talentscouts aus der Bundesliga auf den Plan, die sich das Talent der Thunerin sichern wollten. Zuschlag erhielt der Hamburger SV. Ihr Debüt in der Bundesliga feierte Crnogorčević auch gleich mit einem ersten Tor. 32 weitere Tore und 15 Vorlagen kamen hinzu. Nach zwei Jahren bei den Nordlichtern wechselte sie zum FC Frankfurt, mit welchem sie ihren Palmarès weiter ausbaute, unter anderem mit dem DFB-Pokal-Sieg 2004 und dem sensationellen Triumpf in der UEFA Women’s Champions League 2015. Im Frühjahr 2018 setzte sie zum grossen Sprung über den Teich an und spielte in den USA bei Portland Thorns nicht nur auf höchstem Niveau, sondern auch in der besten und reichsten Liga der Welt. Aktuell steht die Verteidigerin und Stürmerin beim FC Barcelona unter Vertrag und spielt für die Schweizer Nationalmannschaft, deren Rekordschützin sie seit Juni 2016 ist.
LARA DICKENMANN
Schweizer Fussballspielerin
Lara Dickenmann gilt als eine der besten und erfolgreichsten Schweizer Fussballerinnen. Die vielseitig einsetzbare Mittelfeldspielerin gewann mit Olympique Lyon in Serie die französische Meisterschaft, triumphierte 2011 und 2012 in der Women’s Champions League und erfüllte sich schliesslich ihren grossen Traum: die Teilnahme an der WM-Endrunde 2015 in Kanada. Insgesamt hat Dickenmann 135 Länderspiele für die Schweiz bestritten und dabei 53 Tore erzielt. Im Sommer 2015 wechselte Dickenmann zum deutschen Spitzenclub VfL Wolfsburg, mit dem sie 2016 und 2018 erneut das Champions-League-Finale erreichte, jeweils aber gegen ihren Ex-Club Lyon verlor. Dickenmann trat 2019 als Rekordspielerin und Rekordtorschützin aus der Schweizer Nationalmannschaft zurück, in der sie ihre Mitspielerinnen scherzhaft schon «Grosi» genannt hatten. Ihren Vertrag beim VfL Wolfsburg, mit dem sie 2017, 2018 und 2019 deutscher Meister wurde, verlängerte Dickenmann hingegen bis 2021. Nachdem sie ihre Karriere als aktive Spielerin mit einem letzten Spiel für die Wölfinnen mit einem 8:0-Sieg gegen Werder Bremen beendete, übernahm sie bei den GC-Frauen die Stelle als General Manager. Dickenmann wurde acht Mal zur besten Schweizer Fussballspielerin gewählt.
GRANIT XHAKA
Schweizer Fussballspieler
Der 30-Jährige gehört zu den einflussreichsten Schweizer Fussballspielern unserer Zeit. Nicht nur weil sein Marktwert bei rund 50Millionen Franken liegt, auch weil er 2018 bei den Schweizer Fussballfunktionären Schnappatmung auslöste. Granit stand im WM-Gruppenspiel mit der Schweizer Nationalmannschaft gegen Serbien auf dem Platz, nach seinem Ausgleichstreffer war der Mittelfeldspieler vor Freude nicht zu bremsen. Er feierte und machte mit den Händen den Doppeladler. Das Entsetzen war gross, die Debatte nicht mehr zu bremsen. Die Fussball-Bosse irrlichterten orientierungslos umher, versuchten zu retten, was zu retten war. Für Xhaka selbst waren es «Steinzeitkommentare». Und während beim Verband die ersten Köpfe rollten, Trainer Petkovic im Abseits stand, schwörte Xhaka seine Nati-Kollegen ein, beflügelte den Teamspirit und machte das, was er am besten kann: Fussball spielen. So wurde klar: Granit Xhaka gibt nicht nur auf dem Feld den Ton an, sondern auch daneben. Dass er irgendwann Schweizer Rekordinternationaler wird, scheint ziemlich wahrscheinlich. Vorerst hat er sich zum designierten Captain der Schweizer Nationalmannschaft emporgearbeitet und ist prädestiniert für die höchste Führungsrolle. Dass er es immer wieder schafft, das Ruder rumzureissen, zeigt auch sein Siegeszug beim FC Arsenal. Vor drei Jahren war er noch der Sündenbock, jetzt ist er Leitwolf und Fanliebling.
GILBERT GRESS
Fussballer, Nationaltrainer, TV-Experte
Gilbert Gress gilt als eine der schillerndsten Figuren des Schweizer Fussballs. Seine Frisur, seine Brille und sein französischer Akzent sind Kult. In seinem Geburtsort Strasbourg spricht man über ihn demütig vom «Trainer des Jahrtausends», in der Schweiz geniesst Gilbert Gress insbesondere durch seine Erfolge als Coach mit Neuchâtel Xamax und seiner späteren Karriere als Fussball-TV-Experte landesweit ein hohes Ansehen. Seine Profi-Karriere als Spieler begann Gress im Jahr 1960 bei Racing Strasbourg, wo er schliesslich sechs Jahre später französischer Pokalsieger wurde. Mit seinem Wechsel zum VFB Stuttgart avancierte der durch seine langen Haare und seine markante Brille auch optisch auffällige Gress zum ersten französischen ProfiSpieler in der deutschen Bundesliga. Nach seinem Transfer zu Olympique Marseille gewann er ein Double und eine Meisterschaft, bevor er sich anschliessend auf seine zweite Karriere als Trainer stürzte. Mit Neuchâtel Xamax gewann Gress Mitte der Achtzigerjahre die einzigen zwei Meistertitel in der ClubGeschichte. Später trainierte er unter anderem die Schweizer Fussballnationalmannschaft und Traditionsclubs wie den FC Zürich oder den FC Sion. Seit einem Jahrzehnt arbeitet Gress als Fussballexperte beim Schweizer Fernsehen. Mit viel Witz, Schlagfertigkeit und Kompetenz begeistert er seitdem Jung und Alt an den Fernsehschirmen. Bis heute umgibt den mittlerweile 80-Jährigen eine unvergleichliche Aura, seine Biographie trägt den Titel «Mein Leben für den Fussball» – was anderes wäre Unsinn. Er hat den Fussball als Spieler, als Trainer und als Kommentator geprägt.
DOMINIQUE BLANC
Zentralpräsident des Schweizer Fussballverbands
Der amtierende Präsident des Schweizer Fussballverbands (SFV) kennt den Schweizer Fussball sowohl als Spieler als auch als Schiedsrichter und Funktionär im Breitenfussball. Er war rund 30 Jahre lang aktiver Schiedsrichter bis in die 1. Liga und drei Jahre lang Schiedsrichter-Assistent in der NLA. Von 2007 bis 2015 war er Zentralpräsident des Waadtländischen Fussballverbands (ACVF), anschliessend hatte er das Präsidentenamt der Amateur-Liga des SFV inne und war Vizepräsident des SFV. 2019 wurde er zum Zentralpräsidenten des Schweizer Fussballverbands gewählt. Der Lausanner ist selbstständiger Unternehmer und besitzt mehrere Firmen im Bereich Baumaterial, Lacke und Farben. Er verschrieb sich nach eigenen Worten dem Fussball, weil dieses Spiel unpolitisch sei und es im Fussball keinen Platz für Diskriminierung gebe. Dies seien zugleich die Gründe, wieso er nie in die Politik gegangen ist.
CLAUDIUS SCHÄFER
CEO der Swiss Football League
Der CEO der Swiss Football League entscheidet massgeblich, in welche Richtung sich der Schweizer Fussball bewegt – nicht nur, wenn es um Modusfragen geht. Seit 2012 führt er als Geschäftsführer der Swiss Football League die 20 Proficlubs der Super League und der Challenge League. Zuvor arbeitete Schäfer als Rechtsanwalt mit dem Fachgebiet internationales öffentliches Recht. Im Mai dieses Jahres gab Schäfer eine Fussballrevolution bekannt und sorgte damit nicht überall für Begeisterung. So wird die Schweizer Fussballmeisterschaft einmal komplett umgekrempelt und startet ab Sommer 2023 in einem neuen Modus. Statt wie bisher zehn Teams spielen nun zwölf Mannschaften in der Super League. Diese tragen 32 Runden aus, ehe verschiedene Entscheidungsspiele anstehen: Play-off um den Meistertitel, um die europäischen Startplätze und gegen den Abstieg. Die Änderungen sind vor allem bei den Fans höchst umstritten. Die Reaktionen auf den Beschluss fielen in den sozialen Medien entsprechend negativ aus. Schäfer selbst empfindet den Entscheid als «mutig und zukunftsorientiert und wichtig für den Schweizer Fussball». Künftig sollen die Spiele spannender und attraktiver werden: ein Fussballfest für alle – vor allem für künftige Sponsoren und neue Verträge.