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BUSINESS-HOTELS Neue Anforderungen, neue Bedürfnisse

BUSINESS-HOTELS

Neue Anforderungen wegen Digitalisierung und Corona

Ansprüche von Geschäftsreisenden an ihr Hotel ändern sich. Das hat mit der fortschreitenden Digitalisierung zu tun, aber auch mit der Corona-Pandemie.

Autor: Artur K. Vogel

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Natürlich mag niemand unsaubere Hotelzimmer. Mit der Corona-Pandemie hat die Hygiene aber einen ganz neuen Stellenwert erhalten. Das sagt Daniel Twerenbold, der als regionaler Direktor der Radisson Hotel Group für die Schweiz, Italien, Österreich und Südosteuropa eine ganze Reihe von Hotels führt, welche vor allem von Geschäftsreisenden genutzt wird.

Eine Studie, die der französische Hotelkonzern Accor in Auftrag gegeben hat, bestärkt diese Aussage: 6 000 Personen aus europäischen Ländern wurden befragt. 85 Prozent von ihnen geben an, dass die Corona-Pandemie die Prioritäten stark verändert hat: Hohe Hygiene-, Gesundheits- und Sicherheitsstandards treten in den Mittelpunkt. Die Flexibilität bei der Buchung wird wichtiger. Technologien wie kontaktlose Buchungs- und Zahlungsmöglichkeiten spielen gemäss der Studie eine immer grössere Rolle.

Seit der Pandemie lassen viele Hotels ihre Hygienemassnahmen zertifizieren. «Schon im Mai 2020 haben wir das Radisson Hotels

Safety Protocol eingeführt», sagt Twerenbold dazu. «Es umfasst fünf Präventionsmassnahmen: Luftqualität, verstärkte Reinigung und Desinfektion, Bereitstellung von Händedesinfektionsmitteln, kontaktlose Zahlungsoptionen sowie Training und Gesundheitsmonitoring für unser Team.» Um sicherzustellen, dass die Hygienestandards eingehalten werden, arbeitet Radisson mit dem weltweit tätigen Genfer Warenprüfkonzern SGS zusammen.

GÄSTE WOLLEN WÄHLEN

Viele Business-Gäste verlangen aus hygienischen wie auch aus zeitlichen Gründen die Möglichkeit, online ein- und auszuchecken, das heisst kontaktlos und ohne an der Rezeption Schlange stehen zu müssen. Das Hotel darf aber laut Daniel Twerenbold nicht auf Online-Services als alleinige Option setzen: «Geschäftsreisende wollen zwischen personalisiertem und automatisiertem Service wählen können.»

Matthias Ramer bestätigt das. Er ist als Cluster General Manager innerhalb der Schweizer Sorell-Hotelgruppe für die Zürcher Hotels Seidenhof und St. Peter verantwortlich. Der soeben vollständig sanierte Seidenhof, bei der Bahnhofstrasse gleich um die Ecke, spricht Business- und Feriengäste gleichermassen an; Banken und andere Firmen aus dem Quartier bringen ihre Besucher hier unter. Wer will, kann digital einchecken und erhält den elektronischen Zimmerschlüssel auf sein mobiles Endgerät geladen. Trotzdem ist die Rezeption rund um die Uhr besetzt, denn «viele Gäste erwarten nach wie vor eine persönliche Betreuung», weiss Ramer.

MIT HIGHSPEED INS INTERNET

Durch die fortschreitende Digitalisierung verändern sich auch die Ansprüche an das Hotelzimmer selbst: Ein schnelles und stabiles Netzwerk für den Internet-Zugang (WLAN) ist unabdingbar. Gerade für Zoom-Meetings, die mit der Pandemie einen ungeahnten Aufschwung genommen haben, sind die Privatsphäre des Hotelzimmers sowie das Highspeed-WLAN entscheidend. Das scheinen einige Hotels noch nicht begriffen zu haben.

Sehr geschätzt wird in diesem Zusammenhang auch ein FlatScreen-TV im Zimmer, der mit dem Handy, dem Tablet und dem Laptop gekoppelt werden kann. So lässt sich im Hotelzimmer ein eigener Meeting Room einrichten.

DAS HOTELZIMMER ALS ARBEITSPLATZ

Zum Arbeiten benötigt man zudem einen Tisch und einen bequemen Stuhl. Und wenn wir schon dabei sind: Für all die mitgeführten elektronischen Geräte braucht es auch frei zugängliche Steckdosen beim Arbeitsplatz und beim Bett.

Im digitalen Zeitalter werden auch weitere Einrichtungen sehr geschätzt, zum Beispiel Tablets im Zimmer, über die der Gast Kontakt zum Personal aufnehmen oder Dienstleistungen buchen kann. Eine gut platzierte und einfach zu bedienende Steuerung

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Matthias Ramer

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Daniel Twerenbold

der Klimaanlage ist ebenso willkommen wie Programme, mit denen der Gast die richtige Beleuchtung zum Arbeiten, Lesen, Fernsehschauen, Entspannen und Aufwachen wählen kann – ohne für deren Bedienung ein ETH-Studium als Elektroingenieur absolvieren zu müssen.

Viele Geschäftsreisende nutzen zudem hoteleigene Business-Center und neuerdings auch Co-Working-Spaces, in denen Drucker, Scanner und Büromaterial bereitstehen. Beliebt sind Sekretariatsservices für Schreibarbeiten und Reisebuchungen, die allerdings nur in wenigen hochklassigen Häusern angeboten werden.

PREIS BLEIBT EIN FAKTOR

Bei allen Ansprüchen der Businessgäste darf der Preis nicht vergessen werden. Er ist sicher ein Entscheidungskriterium, und viele Unternehmen holen sich mehrere Angebote ein, bevor sie für die Mitarbeitenden Zimmer buchen. Wichtig ist, welche Leistungen im Preis inbegriffen sind. Zwei Drittel der Befragten stören sich laut der Accor-Studie an überteuerten Extras. Demgegenüber hat Daniel Twerenbold festgestellt, «dass Geschäftsreisende wie auch Freizeitreisende durchaus bereit sind, höhere Preise zu zahlen, wenn die Qualität stimmt.»

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