Dadaffa

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ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur

Deutschland Mai 2020 / 8 Euro

Für Italien

Mai 2020 Deutschland 8 € Deutschland, Österreich/ 13 SFr Schweiz

In unserem Sehnsuchtsland gibt es unendlich viel Schönes zu entdecken – eine hoffnungsvolle Hommage in widrigen Zeiten

„Ich bin nie jemandem gefolgt“ Isabella Ducrot und ihr eigensinniger Weg zur Malerei

Das Auge auf Reisen Design-Inspirationen von Florenz bis Capri

Tapisserie aus Thymian Gartenstar Luciano Giubbilei kehrt zurück zu seinen Wurzeln






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Inhalt Mai

34

„Birds of Paradise“

58 Uhren 60 Thema Vatikan 62 Talent Sara Ricciardi 64 Küche

66

Adresse Vincent Van Duysen entwickelt sein Schranksystem für Molteni & C weiter. Ein Mechanismus, der neue Räume erobert.

62

Sara Ricciardi

68

Studio Türkisfarbene Quadrate im Rasenrahmen sind passé. Swimmingpools zeigen sich heute dezenter, natürlicher, vielschichtiger. 76 Praxis Bad

42

Fendis Dreh

68

19 Editorial 20 Impressum 25 Private View 26 Agenda 31 AD stellt vor

Fotos: Marco Dabbicco; Courtesy of Luxury Living Group; Taggart Sorensen; Porträt: Lorenzo Pennati

33

Stil 34

Neuheiten Italiens Städte und Landschaften besitzen eine unvergleichlich reiche optische Tradition. Unsere Style-News huldigen diesen Territorien der Exzellenz. 34 Venezia 36 Capri 38 Napoli 40 Poliform 42 Roma 44 Chiarastella Cattana 46 Flexform 48 Palermo 50 Firenze 55 Minotti 56 Milano

Neue Pools



Inhalt Mai

ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur

Deutschland Mai 2020 / 8 Euro

Für Italien In unserem Sehnsuchtsland gibt es unendlich viel Schönes zu entdecken – eine hoffnungsvolle Hommage in widrigen Zeiten

„Ich bin nie jemandem gefolgt“ Isabella Ducrot und ihr eigensinniger Weg zur Malerei

Das Auge auf Reisen Design Inspirationen von Florenz bis Capri

Tapisserie aus Thymian Gartenstar Luciano Giubbilei kehrt zurück zu seinen Wurzeln

Auf dem Cover: In großer Ferne ganz nah liegt Italien unter der Villa Peduzzi (1909). Mehr über das Anwesen am Comer See auf ad-magazin.de

81

Cover: Frederik Vercruysse; Porträt: Valeria Scrilatti; Foto: Andrew Montgomery

Architektur 82

Projekt Altes Landhaus, neu gedacht: Die Casa di Confine von Simone Subissati befreit den Geist und überlässt der Landschaft der Marken die große Bühne. 86 Radar

88

Garten Luciano Giubbilei, Londoner Star der Gartenkunst, kehrte in seine toskanische Heimat zurück und fand bei Pienza zu seinen Wurzeln – und zu sich selbst.

94

Isabella Ducrot 93

Panorama 94

Kunst Bevor sie Künstlerin wurde, war Isabella Ducrot Sammlerin und Reisende. Ihr Werk vereint künstlerische Autonomie mit der Weisheit von Kulturen und Epochen. 100 Ausstellungen 102 Bücher

104

Reise In Südtirol tritt eine junge Generation Hoteliers an – und eröffnet kleine, fabelhaft gestaltete Häuser.

88

Giubbileis Eden

109 Reise Neuheiten


www.baxter.it


Inhalt Mai 111

Leben

112

Am Ponte Vecchio

112

Im Fluss der Zeit In einem Penthouse am Ponte Vecchio schlägt Massimo Adario eine Brücke zwischen Midcentury und Moderne.

120

Samt & Sichtbeton Wie ein nüchterner Bau in Venetien zur fulminanten Hommage an Designhelden wie Carlo Scarpa und Gio Ponti wurde.

60

Pretty Pontifex

126

Amore! Interiorstar Jacques Garcia ließ ein verfallenes Kloster auf Sizilien als irdisches Paradies wiederauferstehen.

134

Raum im Raum 120

La famiglia Brazzarola

Kunst aus Afrika in der Pariser Wohnung eines Londoner Galeristenpaares? Ganz klar ein Fall für Marcante-Testa!

142

Von der Sonne geküsst Die belgische Keramikerin Delphine Bekaert hat sich in Apuliens wilder Natur ein Haus voll Luft und Licht eingerichtet.

150

Fotos: Stefan Giftthaler; Elie Top; Porträt: Helenio Barbetta/Living Inside

Ultra-Pop Architekt Gabriele Falconi ergänzte eine Schweizer Sammlung expressiver Kunstwerke um charakterstarke Möbel.

158

An der smaragdgrünen Küste In Sardiniens Norden, ohnehin reich an exzentrischen Bauten, schuf Stefania Stera eine organische Felsenburg am Meer. 168 Summaries 169 Adressen 170 Prämien 172 Apropos 174 Genie & Spleen


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AD Editorial

„Wir widmen dieses Heft all unseren italienischen Freunden – eine Hommage und viel mehr noch eine hoffnungsvolle Umarmung.“

U

Zeichnung: © Gaetano Pesce for Cassina

nsere eigenen vier Wände, unsere Wohnung, unser Zuhause. Das ist seit je das Thema von AD. Wie wir leben, womit wir uns umgeben, wie wir es gestalten, dieses Zuhause, überall auf der Welt – damit beschäftigen wir uns voller Leidenschaft und Entdeckerfreude. Das mag man in diesen Tagen eines weltweiten und alle Lebensbereiche erfassenden Ausnahmezustands, der uns fast über Nacht für ungewisse Zeit in ebendiese vier Wände zwingt, für etwas leichtfertig halten. Wir finden es wichtiger denn je. Gerade in diesem Moment, in dem wir alle gemeinsam auf eine tief greifende und vieles infrage stellende Weise allein sind, ist es uns von AD ein besonderes Bedürfnis, erst recht unseren Blick auf diesen Ort zu werfen, der nun Kokon und Käfig zugleich sein mag. Unsere aktuelle Ausgabe, unser jährliches Italien-Heft, haben wir bereits zum größeren Teil im Homeoffice fertiggestellt. Gerade in diesen Wochen waren wir im nahezu täglichen Austausch mit all unseren italienischen Freunden und Partnern, mit denen wir schon seit so vielen Jahren zusammenarbeiten und die vielen aus unserem Team längst zu Vertrauten geworden sind. Bei aller

Sorge und aller Ungewissheit, von denen wir alle umfangen sind, schauen wir mit besonders bangem Herzen auf die italienische Halbinsel, die spätestens seit Goethes Tagen das vielleicht größte Sehnsuchtsland der Deutschen ist und die Gaetano Pesce 2011 aus Anlass des 150. Geburtstags der italienischen Vereinigung mit seiner Kollektion „Sessantuna“ (oben) – 61 Tische, die den Stiefel formen – so voller Freude gewürdigt hat. Wir wissen alle, wie unendlich viel Schönes, Kluges, Köstliches und Lebensverrücktes in diesem Land zu entdecken ist – umso mehr, als wir alle dort gerade nicht hinfahren können. Die Grenzen zwischen vielen europäischen Ländern sind heute, während ich diese Vorrede schreibe, geschlossen – umso mehr möchte unser Italien-Heft, prall gefüllt mit all den Orten, Menschen und Dingen, nach denen wir uns sehnen, eine Handreichung sein, zumindest in Gedanken dorthin zu reisen und sich ein klein wenig aufzuladen mit jener Lebenslust, die gerade so gebrochen ist und doch wieder erstarken wird. Sie machen alle weiter, so gut es irgend geht, und gerade deswegen widmen wir unseren italienischen Freunden in einem ausgesprochen europäischen Gefühl dieses Heft – eine Hommage in widrigsten Zeiten und viel mehr noch eine trotz allem hoffnungsvolle Umarmung. Für Italien.

O liver Jahn

19


ARCHITECTURAL DIGEST. STIL, DESIGN, KUNST & ARCHITEKTUR erscheint in der Condé Nast Germany GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de

Fast zu schön fürs Büro.

Chefredakteur Oliver Jahn

Stv. Chefredakteur & Style Director Art Director Textchef & Kunst Managing Editor Interior / Küche / Bad Textredaktion Stil Bildredaktion Art Department Assistenz der Chefredaktion Mitarbeiter dieser Ausgabe Autoren dieser Ausgabe

Fotografen dieser Ausgabe

Illustrator dieser Ausgabe Stylisten dieser Ausgabe Büro Mailand Büro New York Schlussredaktion / Dokumentation Syndication Redaktion admagazin.de

Redaktion Dr. Simone Herrmann Inka Baron Barbara Gärtner Eike Schrimm Karin Jaeger Andreas Kühnlein, Dr. Uta Seeburg Sally Fuls (Ltg.), Mona Bergers, Lilian Ingenkamp, Nina Luisa Vesic, Friederike Weißbach Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Viviana Tapia (Stv. Art Director), Selina Lang, Anastasia Novikova (Trainee) Johanna Hänsch Andrea Brandis, Reinhard Krause, Sophia Lierl, Iain Reynolds, Christof Rostert Larissa Beham, Gesine Borcherdt, Ana Cardinale, Ulrich Clewing, Oliver Koerner von Gustorf, Nicolas Milon, Mitchell Owens, Florian Siebeck Helenio Barbetta, Benjamin Brinckmann, Stefan Giftthaler, Oberto Gili, Andrea Martiradonna, Andrew Montgomery, Carola Ripamonti, Matthieu Salvaing, Valeria Scrilatti Emiliano Ponzi Inka Baron & Viviana Tapia Anna Riva, Paola Dörpinghaus Tel. +39 02 29000718, p.dorpinghaus@condenast.it Christina Schuhbeck Tel. +1 212 2866856, christina_schuhbeck@condenast.com Lektornet syndication@condenast.de Andreas Kühnlein (Ltg.), Valerie Präkelt (Feature & Social Media Ltg.), Clara Westhoff (Trainee)

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Oliver Jahn

Abonnement-Betreuung

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Vertrieb Deutschland und Österreich: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice Postfach 290, 77649 Offenburg Tel. 0781 6394509 E-Mail: abo@admagazin.de, www.ad-magazin.de/abo Jahresabonnement: 68 € ; Studenten (gegen Nachweis): 34 € Schweiz: AD ARCHITECTURAL DIGEST Leserservice Postfach, 6002 Luzern, Tel. +41 41 3292244 E-Mail: ad@leserservice.ch, Jahresabonnement: 115 sfr Andere Länder: Adresse siehe Deutschland, Preise auf Anfrage AD ARCHITECTURAL DIGEST (German) (USPS no 24066) is published monthly by Condé Nast Germany. Known Office of Publication: Data Media (A division of Cover-All Computer Services Corp.), 660 Howard Street, Buffalo, NY 14206. Periodicals postage is paid at Buffalo, NY 14205. Postmaster: Send address changes to AD ARCHITECTURAL DIGEST, Data Media, P.O. Box 155, Buffalo, NY 14205-0155. E-Mail: service@roltek.com, toll free: 1-877-776-5835 Preise, Verfügbarkeit und Bestellung unter abo.ad-magazin.de/einzelhefte Für weitere Fragen: Tel. 01806 012906


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Foto: Alexis Armanet; Porträt: Courtesy of Giorgio Armani

„Wenn du meinst, es sei schon wenig, dann nimm noch zwei Dinge weg!“ Die Formel, die Giorgio Armani seit mehr als 40 Jahren seiner Mode einhaucht, lebt er auch zu Hause. In seinem Palazzo in der Mailänder Via Borgonuovo ist weniger: mehr Eleganz!

Giorgio Armani Armani a casa! Als Giorgio Armani sein Kreativatelier von der Mailänder Via Durini in den Stadtteil Brera verlegte, entdeckte er ein paar Schritte entfernt ein Stadthaus mit Garten. „Eine Insel der Ruhe“ war das Briefing, das er Peter Marino gab. Und der lieferte: Im Kaminzimmer treffen Exoten wie der Thirties-Sessel und ein antiker japanischer Teppich auf hohe Birkenholzwände und schwarze Akzente. Das sanfte Licht spendet „Eveline 2“ von Armani/Casa. LI

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AD Agenda

Wer, wie, was? Drei Fragen an Julia Voss Sie haben eine Biografie über Hilma af Klint geschrieben. Was fasziniert Sie an der schwedischen Malerin? Ihre Kunst! Mit 44 fing sie an, Bilder zu malen, die aussehen, als wären sie mit einem Raumschiff direkt aus der Zukunft zu uns gebracht worden. War sie die erste abstrakte Künstlerin – und eben nicht Kandinsky & Co.? Seit der Rekordausstellung im Guggenheim Museum lässt sich die Geschichte der Abstraktion nicht mehr ohne sie erzählen. Die Erste mit ihren abstrakten Bildern aber war Hilma af Klint auch 1906 nicht: Denken Sie nur an die TantraMalerei aus Indien! Drei Jahre recherchierte die Kunstkritikerin Julia Voss für ihre Biografie „Hilma af Klint – ,Die Menschheit in Erstaunen versetzen‘“. S. Fischer Verlag, 600 S., 25 Euro.

High on Heels Schuhmagier Christian Louboutin wuchs in Paris neben dem Palais de la Porte Dorée auf. Nun entfaltet er dort seinen kreativen Kosmos, in elf Kapiteln. „Fetish“ (re.) etwa entstand mit David Lynch. Bis 26.7. lexp osition.chris tian loub outin.com

Was können wir heute von ihr lernen? In Anfängen zu denken und polarem Denken zu misstrauen. Nichts leuchtete ihr weniger ein, als die Welt in Gegensätze zu ordnen.

Dancing King Auch mit 50 ist „Boby“ noch immer der Star des Stangentanzes. Zum Jubiläum bekommt Joe Colombos Allzwecktrolley für B-Line eine neue Haut im Farbton „Cumin“, besser bekannt als Kreuzkümmel. b -line.it

Voll agri! Homeoffice? Na und, wir gehen jetzt zum Ernten in die Küche. Im „Plantcube“ von Agrilution gedeihen Kräuter, Salate und microgreens knackfrisch – und brauchen im Jahr so viel Wasser wie eine einzige Endivie auf dem Feld. 2979 Euro. agrilution.com

Fotos: B-Line; Stefan Randlkofer; Marc Domage; Porträt: Philipp Deines; Coverabbildung: © S. Fischer Verlag

Redak tion Johanna Hänsch, Karin Jäger und Reinhard Krause


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… im Mai Schlanke Fesseln … hat „Casewalk“, ein Design des norwegischen Architekturbüros Snøhe a für Erik Jørgensen. Kompakt und stabil, balanciert das ganz nach Kundenwunsch konfektionierte Eichensofa (Bezug: Wolle oder Leder) auf Stellschrauben. Preis auf Anfrage. snohet ta.com, erik-joergensen.com

Endlich Zeit für … „Abstrakt. Design als Kunst“ Die zweite Staffel der 2017 gestarteten Netflix-Serie.

Schwarz wie Tinte Nach Leonard Cohen nimmt sich Kopenhagen nun Nick Cave zur Brust: „Stranger an Kindness“ in der Königlich Dänischen Bibliothek präsentiert Installationen, Klanglandscha en und Artefakte aus 50 Jahren. Bis 3.10. kb.dk, nickc ave.com

Dokumentation von 2019, auf Abruf in der Arte-Mediathek.

„Die neue Zeit“ Walter Gropius trifft Dörte Helm – im Sechsteiler von ZDF und Arte (2019). Auf DVD.

„It’s Dutch Design“

Wohnen wie in „Le Mépris“ Seine Felsenvilla auf Capri rechts oben sta ete Curzio Malaparte mit passendem Mobiliar aus. Gagosian in London zeigt eine Edition der Meisterwerke (rechts unten Tisch aus Nussbaum und Pinie), ausgeführt von seinem Nachfahren Tommaso Rositani Suckert. Bis 16.5. gagosian.com

28

Dokumentation, 2020, als Videoon-Demand bei Vimeo, 5 Euro.

„Rams“ Dokumentation von 2018 über Dieter Rams (Musik: Brian Eno), als DVD oder Video-on-Demand, 4,54 Euro bei Vimeo.

„Once Upon a Try“ Google und 120 Museen laden ein zur Online-Ausstellung auf ar tsandculture.go ogle.com

Fotos: Ben Smith; Erik Jørgensen; Hästens; Dariusz Jasak, © Malaparte; Sebastiano Pellion di Persano; Porträt: Cody Bokshowan

„Claude Monet. Im Licht des Augenblicks“


Das Bett als luxuriöser Lebensraum! Designer Ferris Rafauli und Hästens machen’s möglich: Eigens für „Grand Vividus“ (unten, 390 000 Dollar) erlernten die Hästens-Handwerker alte Fertigungstechniken von einem Sattlermeister. Das ganze Interview mit Ferris Rafauli lesen Sie auf ad-magazin.de

Ferris macht nicht blau … sondern schwarz! Für Hästens entwarf der kanadische Decorator Ferris Rafauli eine dunkel lockende Schlafstätte. Sein „Grand Vividus“ aus edlem Leder und Metall sei bei einer Größe von 210 x 210 Zentimetern und stolzen 530 Kilogramm das „aufwändigste, aber auch komfortabelste Doppelbett in Hästens Geschichte“. Mit dem ins klassische Karomuster eingearbeiteten Pferdelogo greift es die Sattlertradition der Schweden auf. In diesen Zeiten, meint Rafauli, „ist es zum Schlafen, aber auch zum Leben da. Ein Retreat, in dem man die Hektik des Alltags komplett hinter sich lassen kann. Auch bei extralangen NetflixSerien gibt es keinen Grund mehr, aufzustehen!“ MB has tens.com

Terminangaben können in diesen Tagen nicht anders als vage sein. Glücklicherweise sind viele Ausstellungshäuser derzeit auch virtuell zu besuchen. Aktualisierte Ausstellungsdaten finden Sie auf ad-magazin.de

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AD stellt vor

Valeria Scrilatti reiste in die Kindheit. „Nicht in meine eigene, sondern in eine universelle.“ Als sie die Künstlerin Isabella Ducrot besuchte, war es, „als wäre ich in einem Kollektivgedächtnis gelandet“. Einen Monat später nun sitzt die Fotografin in ihrem römischen Homeoffice und träumt von der Zukunft: „Ein Gutes mag das alles womöglich eines Tages haben: Vielleicht fangen wir an, nachhaltiger zu leben.“ S. 94

Inka Baron & Viviana Tapia

Fotos: Valeria Scrilatti; Andreas Kühnlein; Friederike Weißbach; Barbara Gärtner; Valerie Präkelt; Benjamin Brinckmann

haben oft gut lachen miteinander. Seit mehr als acht Jahren arbeiten unsere Art Direktorin (li.) und ihre Stellvertreterin Seite an Seite – und haben trotzdem noch firsts: Für diese Ausgabe bauten die beiden (noch vor Homeoffice-Zeiten) einen Indoor-Spielplatz im Miniaturformat, „eine Mischung aus Konzeptkunst und Kita“. Relationen zu setzen hilft den beiden momentan. Groß und klein, nah und fern, alt und neu, leicht und hart. „Es macht Hoffnung“, meint Inka, „dass es im Leben immer mehr gibt als nur eine Perspektive.“ S. 33

Zu Hause mit AD Vom Großraum- ins Single-Büro: Mitten im Produktionsbetrieb dieser AD packten wir, wie so viele, unsere Siebensachen und stellten das Heft in Heimarbeit fertig. Ein Novum für uns, weswegen die Leitungen konstant glüh(t)en: SlackRomane, Zoom-Meetingmarathons – sogar den Feierabenddrink nehmen wir nun virtuell miteinander ein. Und Sie, liebe Leser, möchten wir auch einladen: nämlich via Instagram einen Blick in unser Zuhause zu werfen. Und uns zu zeigen, wie Sie nun weitermachen, unter #fromwhereiwork

31


armanicasa.com

Milan, Paris, London, New York, Los Angeles, Miami, Shanghai, Beijing, Tokyo


Stil

Foto: Benjamin Brinckmann/Studio Condé Nast, Styling: Inka Baron und Viviana Tapia

Neuheiten, Thema, Talent, Adresse, Studio und Praxis

Türöffner Auch wenn Grenzen und Türen allerorts geschlossen sind: Wir gehen auf Gedankenreise nach Italien, besuchen die kleinen und großen Manufakturen, sprechen mit Künstlern und Gestaltern, von denen wir hoffen, sie bald wieder umarmen zu dürfen. Diese Fantasietüren zu besseren Zeiten öffnen wir mit den Keramik-Griffen, die das italienische Klinkenunternehmen Olivari zusammen mit den Porzellanprofis von Kober gestaltet hat – es sind Handschmeichler in grafischem Schwarz-Weiß. Und hinter diesen Toren zeigen wir Ihnen Italiens schönste Seiten, wenn auch vorerst nur zum Blättern: Buon viaggio! SF olivari.it

Redak tion Simone Herrmann und Sally Fuls

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Stil Neuheiten

Venezia Zwischen Guggenheims Exzentrik und Palazzo-Grandezza: Beim Gondeln durch die Lagunenstadt werden die Geheimnisse alter Zeiten lebendig – und die Moderne gewinnt an Kontur.

Schon im 19. Jahrhundert umhüllten kostbare Rubelli-Stoffe die Polster der Palazzi. Mit dem blumigen Seidenjacquard „My Fair Lady“ in Shocking Pink webt das venezianische Familienunternehmen sich subito ins Hier und Jetzt. rub elli.com

„Birds of Paradise“ Laboratorio Paravicini von Hand bemalte Teller aus Keramik je 150 Euro paravicini.it

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Perspektive im Piano nobile Um Glas dreht sich in Venedig (fast) alles. Mit handgeformten Ornamenten und der nach alter Methode versilberten Oberfläche reflektiert Spiegel „Doge“ Muranos traditionelle Kunst – und die Postmoderne gleich mit dazu! zanellatobor tot to.com

Mysteriöses Mosaik Karneval in der Serenissima? Keineswegs! Hinter dem blütenmaskierten Damengesicht verbirgt sich Fornasettis Entwurf „Ortensia“ für MosaikMaestro Bisazza. Glasfliesen in 24 Farben, Preis auf Anfrage. NLV bisazza.it

Fotos: Rubelli; Ongaro & Fuga, Zanellato / Bortotto Studio; Bisazza; Marco Dabbicco (2)

Seidiger Blütenzauber



Stil Neuheiten

Capri

Flirrende Früchtchen Alte Öllampen inspirierten die Mailänderin Astrid Luglio zu den Kupfergriffen ihres Centerpiece aus Steingut, 900 Euro. Sie ziehen sich durch die luftige „You Are Welcome“-Kollektion für die Pariser Galerie Amelie, Maison d’Art. as tridluglio.com

Auf Streifzug

Wie einst Jackie O.

Schöner als die Blaue Grotte? Antonio Citterios „Hybrid“-Sitzlandschaft mit Alurahmen (ab 7786 Euro) für B&B Italia. Sie ist drinnen und draußen einsetzbar und kann modular ergänzt werden. Davor lockt Pouf „Tramae“, 1272 Euro.

Capri und Sonne gehören nicht nur bei der kultigen Trinktüte zusammen. Für schönen Schatten sorgt daher Montegallos „Big Fringe“-Strohhut, der in den Marken von Hand gewebt wird. Gibt’s auch mit Initialen, ab 270 Euro. MB

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Teppiche „Lines“ Philippe Malouin für CC-Tapis Himalayawolle ab 1889 Euro cc-t ap i s.com

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Fotos: Francesca Tanzini; Tommaso Sartori; Montegallo; CC-Tapis

Seit den Fünfzigern ist sie die Sehnsuchtsinsel am Golf von Neapel: Verschwenderisches Leuchten, unwirkliche Blautöne und laue Sommernächte verzaubern Schönheitstrunkene bis heute!


Bodenbelag: Vero Wandbelag: Magnifica, Crogiolo Lume Badmöbel: Grande Marble Look Calacatta Vena Vecchia, Grande Stone Look Granito Black

85 Years of Human Design Seit fünfundachtzig Jahren gestalten wir keramische Produkte, deren Technologien und Innovationen für Menschen gedacht sind. Denn es ist die innige Beziehung zwischen Mensch und Objekt, die wahres Design ausmacht marazzi.it


Stil Neuheiten

Napoli

Marmorissimo

Stilausbruch

La Famiglia

Aus der „Sodalite“-Vase mit brutalistischem Marmorsockel und beweglichem Stahlrohr schießen, nein, sprießen die Blumen! Bloc Studios aus Carrara entwarfen sie in Kollaboration mit dem dänischen Label Tableau, 1012 Euro.

Wie die Ruinen von Pompeji ragt der knubbelige Giebel des „Rocca Mirror“ von Francesco Decio in die Höhe. Der Künstler aus Padua formt den aschweißen Spiegel mit Strängen aus PVC und Fiberglas von Hand, Preis auf Anfrage.

Dichter besiedelt als Neapel: Emanuela Garbins anpassbares (Eck-)Sofa „Myplace“ für Flou bietet Platz für die komplette Großfamilie. Und den aperitivo, der dank integriertem Ledertablett darauf kredenzt wird, Preis auf Anfrage. MB

blo c -s tudios.com, tableau- cph.com

de cios tudio.com

flou.it

Kommode „Frame“ Carlo Colombo für Giorgetti Ahorn und Sattelleder ab 14 156 Euro giorgetti.eu

Fliese „Grey Beauty“ Fiandre Architectural Surfaces Porzellan Preis auf Anfrage w w w.g r a n i t i f i a n d r e.d e

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Fotos: Michael Rygaard; Ties Bemelmans for Everyday Gallery; Flou; Sergio Chimenti / © Giorgetti; Fiandre Architectural Surfaces

Anarchia e nobiltà: Die Millionenstadt am Vesuv wagt den Tanz auf dem Vulkan. Von barocken Einflüssen über pittoreske Ausblicke bis zu mythischen Ruinen – hier brodelt das Leben!


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Stil Neuheiten

In der Ruhe liegt die Kraft! Möglich, dass die alte japanische Kaiserstadt Jean-Marie Massaud zum Sidetable „Nara“ inspirierte. Sicher dagegen ist, dass der geschwungene dreibeinige Sockel dem Tisch aus schwarzer Ulme oder (wie hier) goldbraunem Nussbaum festen Stand verleiht, ab 1392 Euro. FW p oliform.it

Als wären sie schon immer da gewesen. Zeitlos, pur, harmonisch – nicht umsonst gelten die Möbel von Poliform als Klassiker des italienischen Designs. Formvollendet veredeln sie jedes Interior. Che bello! 40

Foto: Poliform

Die Essenz der Form: kein Strich zu wenig, kein Schwung zu viel



Stil Neuheiten

Roma Ewig lockt die heilige Stadt mit dem Glanz vergangener Tage. Aber auch den Dolce Vita-Glamour der Sixties gibt es noch: melancholisch, neobarock und very now!

… schmecken in Rom gleich doppelt so gut. Erst recht, wenn sie auf den Tellern „Barocco Holiday“ von Rosenthal meets Versace serviert werden. Das Dessin mit der Krone auf rotem Grund gibt es nur im Jahr 2020, ab 49 Euro. rosenthal.de

Drehsessel „Kelly Bracelet“ Fendi Casa Bezug aus Veloursleder, optionale Metallarmlehne ab 5200 Euro luxur ylivinggroup.com

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Wandschatulle Kleine bis mittelgroße Schätze lassen sich (stil-)sicher in den Schubladen und Fächern des kubischen Wandobjekts „NYNY“ lagern, das Storagemilano für Gebrüder Thonet Vienna aus Holz, Metall und, klar: Wiener Geflecht schufen. gebrueder thonet vienna.com

Zur Inspiration? Nach Rom! Hier studierte Filippo Brunelleschi die Baumeister der Antike. Illulian widmet dem Erfinder der geometrisch konstruierbaren Perspektive einen säulengerahmten Himmel auf dem Woll-SeidenTeppich „Sottosopra I“, 11 590 Euro. FW ar teme s t .com

Fotos: Rosenthal; Gebrüder Thonet Vienna; Illulian; Bottega Veneta; Melazstudio; Armani / Casa; Baxter; Courtesy of Luxury Living Group (2)

Pizza oder Pasta?


Bottega Veneta besticktes Kleid 3900 Euro Clutch aus Stein 3200 Euro bottegaveneta.com

Wasserarchitektur Miniatur-Aquädukt: Margherita Fantis „Architetture Domestiche #2“ aus grünem irischen Marmor und poliertem Messing ist den römischen Arkaden in den surrealen Bildern des Malers Giorgio de Chirico nachempfunden, 2680 Euro. margheritafanti.com via ar teme s t .com

Chaiselongue „Pretty“ Giorgio Armani für Armani / Casa Holz, Rubelli-Bezugsstoff Preis auf Anfrage armani.com/casa

Circus Maximalismus Große Kreise: Das Lichtobjekt „Say Yes“ aus Neonstäben in U-Form und dekorativen Marmorringen soll seine Dimensionen in der neusten Version verdoppeln. Die Leuchte ist Teil der Kollektion des Mailänder Designduos Studiopepe für Baxter, zu der auch Tisch „Jupiter“ und die lederbezogenen Stühle „Lazybones“ gehören, Preise auf Anfrage. ba x ter.it


Stil Neuheiten

Das Auge isst mit: Cocktailserviette „Pericle“ (oben links) aus Leinen, 14 Euro. Jacquarddecke „Aurea“ (oben) ist ein echter Mix à la Cattana: Kaschmir und Baumwolle, 750 Euro. Die floral bestickten Leinenhandtücher „Soffione“ (li., je 15 Euro) machen das Händewaschen zum ästhetischen Erlebnis.

Blütenzarte Wäsche – davon träumte Chiarastella Cattana schon als Kind. Und bis heute beflügeln Stoffe ihre Fantasie. So bestickt die Venezianerin duftig weißes Leinen mit zarten Mo­ tiven oder ersinnt Muster mit Sogwir­ kung für ihre Jacquards – die sie auch in Plaids, Decken, Geschirrtücher, selbst in Teppiche verwandelt. Jedes Stück wird in Italien nach traditioneller Hand­ werkskunst gefertigt, die Jacquards in Südtirol, Leinen in einer lombardi­ schen Weberei aus dem 19. Jahrhundert. Dabei überrascht sie mit ungewöhnli­ chen Kombinationen: Baumwolle mit Kaschmir oder Seide. Das verleiht Glanz, Weichheit und eine Lebendigkeit, die zu ihrer Handschrift geworden ist. Zum Benutzen viel zu schade? Am Lido gelten Chiarastellas tessuti bereits als die schönsten Strandbegleiter. NLV chiaras tellac at tana.com

Luftiges Leinen, schimmernde Seide, Kaschmir und zarte Stickereien sind nur einige der Ingredienzien, die Designerin Chiarastella Cattana zu ihren Wäsche-Kunststücken verwebt. 44

Fotos: Enrico Fiorese

Textile Träumereien


Photo: Gregor Titze

THE NEW MERWYN & MILES COLLECTION BY SEBASTIAN HERKNER FOR WITTMANN

www.wittmann.at


Stil Neuheiten

Sonnenanbeter: Die Wohnzimmerversion von Carlo Colombos „Alison“ stand für Flexforms Outdoor-Sessel (4421 Euro) Modell. Beschichtetes Alu ersetzt das Holz, und anstelle von Leder umhüllt wasserabweisendes Textil die Polster. Damit ist Colombos Allure die Pool-Position sicher! FW flex form.it

Wo lässt es sich im Sommer besser entspannen als im Grünen? Damit dort weder Stil noch Komfort zu kurz kommen, macht Flexform seine schönsten Designs wind- und wetterfest. 46

Foto: Flexform

Cool am Pool – oder wenn das Wohnzimmer ins Freie zieht


MÜNCHEN BOGENHAUSEN

The Grand Residence 13 Zimmer, 7 Schlafzimmer, 7 Bäder

MÜNCHEN HARLACHING

The Garden Estate 11 Zimmer, 6 Schlafzimmer, 4 Bäder

MÜNCHEN SOLLN

The Masterpiece 15 Zimmer, 6 Schlafzimmer, 3 Bäder

KITZBÜHEL

The Mountain Mansion 19 Zimmer, 10 Schlafzimmer, 8 Bäder Haupt- und Gästehaus

Christian Ehbauer Geschäftsinhaber

The definition of luxury real estate.

upmarket properties München · Maximilianstraße 2 · D-80539 München · Ansprechpartner: Christian Ehbauer · Telefon: +49 (0)89 205008600 · www.upmarketproperties.de


Stil Neuheiten

Palermo

Pfirsichorange und Tiefseeblau

Pause an der Piazza

Orange Is the New Black

Die Sonne auf dem Tisch, das Meer am Finger: Pomellato ergänzt seine Kollektion „Nudo Deep Blue“ um Diamanten und einen weiteren Farbton. Dabei werden Chrysopras und Topas übereinandergelegt, für noch mehr Schillern!

Rodas Outdoor-Sessel „Thea“ sind von den dekorativ gestreiften Blättern der Calathea inspiriert: Auf den Polstern, eingebettet in eine Aluminiumstruktur, können Sie – anders als das Schattengewächs – herrlich sonnenbaden.

Stefania Boemi töpfert die Testa di Moro von morgen: Die handgefertigte Vase „Donna Assunta“ (840 Euro) zitiert Siziliens traditionelle MaurenKeramik und verleiht ihr mit Kreuzen aus Blattgold neue Power. LI

p om e llato.c om

ro daonline.com

w w w.s te faniab o emi.com

„Noa“ Meridiani Aluminium, Batyline ab 3365 Euro meridiani.it

„Tesaurus“ Maxalto Aluminium, Eichen- oder Tineo-Furnier und Marmor ab 9773 Euro maxalto.it

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Fotos: Pomellato; Roda; Stefania Boemi; B & B Italia (2); Meridiani

Brodelnd, laut, das pralle Leben: Die sizilianische Metropole in der Conca d’Oro lässt die Sinne tanzen, bietet aber auch lauschige Ecken, um bei Arancini und Limoncello die Füße hochzulegen.


Frankfurt am Main . Baden Baden . 00 49 69 28 41 41 . friedrich.eu

#friedrichhautejoaillerie


Stil Neuheiten

Firenze

Chiaroscuro? Luminoso!

Neue Flamme

Pop-Art!

Chandelier „Cirque Weave“ stammt zwar nicht aus dem Rinascimento, ein artistisches Meisterwerk ist er mit seinen filigranen Strukturen aus gebürstetem Messing und fein geriffelten Glasstäben aber allemal! Drei Größen.

In Dedars Textilkünste ist man jede Saison frisch verliebt! Ihr neuster Herzensbrecher: Jacquard „Fandango“ mit Flammenmuster, inspiriert von den berühmten Florentiner Fiammato-Stoffen. Fünf Farbstellungen, 257 Euro / m.

Hinter der Kreuzstruktur des Waschbassins „Frieze One Low Checkered“ von Marcante-Testa stecken MemphisAnklänge. Und Kunst. Roy Lichtensteins „Entablatures“ nämlich. In diversen Ausführungen, 1762 Euro. NLV

giopatocoomb es.com

de dar.com

ex-t .com

„Stria“ Pietro Russo Tanganjika-Holz und gebürstetes Messing Preis auf Anfrage pietrorusso.com

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„Bernardo“ Elena Salmistraro für Bosa Keramik 1726 Euro bosatrade.com

Fotos: Nathalie Krag; Andrea Ferrari / Dedar Milano; Ex.t; Alberto Parise; © Adriano Russo

Von Giottos Fresken bis zu Botticellis Venus – die Stadt am Arno ist ein Paradies der Renaissance! Überstrahlt nur vom capolavoro Brunelleschis: Santa Maria del Fiores imposanter Domkuppel.


Stil Neuheiten

Aufgesattelt! Und zwar mit dem Sessel „Shelley Dining Little“ aus mokkafarbenem Kernleder von GamFratesi für Minotti. Bei dem kubischen Entwurf des Designerduos trifft italienische Eleganz auf skandinavischen Minimalismus. Mit Stoff „Hunt“ im Ton „Wengé“, 3540 Euro. MB minot ti.com

Foto: Minotti

Auf der Höhe der Zeit! Freie Sicht – wie vom obersten Rang beim Palio di Siena – bietet GamFratesis jüngster Sessel-Entwurf für Minotti. Er ist dem Vorgänger um Pferdelängen (na gut, sechs Zentimeter in der Höhe!) voraus. 55


Stil Neuheiten

Milano Zwischen hektischem Hupen, einem schnellen Caffè und quirliger Geschäftigkeit führt die Mode- und Design-Metropole ihren Sinn für ruhige Eleganz und grande bellezza vor.

Chic wie Chirico Das Mailänder Designduo Dainellistudio öffnet der Pittura metafisica neue Türen: Mit seiner Tapete „Microcosmo“ für Londonart lässt sich das grafische Spiel mit der Perspektive in Grau, Blau und Orange übergroß inszenieren. londonar t .it

„Glenn“ Roberto Lazzeroni Poltrona Frau Leder, Nussbaum 3094 Euro p ol tr o na fr au .i t

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Auf einer Wellenlänge … ist Mailand mit Midcentury-Ikonen wie Warren Platner: Sein „Side Chair“ (3796 Euro) und der „Side Table“ (1107 Euro) mit Rundstahlstreben in „Metallic Bronze“ lassen den Schwung der Sixties ins Hier und Jetzt fließen. knoll-int.com

Für immer und jetzt Farne zählen zu den ältesten Pflanzen der Erde. Vielleicht rankt das Urgewächs deshalb als Perlenstickerei auf einem knallorangen Wollmantel (4700 Euro) von Prada – die Frühjahrskollektion ist ein Plädoyer für Beständigkeit. LI prada.com


Schmuckkästchen Dimore Milano lackiertes Holz, Messing, Pietra Paesina, Spiegelglas Preis auf Anfrage dimoremilano.com

Freigeist Auf dem Flur werden bekanntlich die heißesten Neuigkeiten ausgetauscht: Emus Sitzmöbelserie „Rio R50“ aus Stahlrohr (ab 138 Euro) ist dank Doppelbeschichtung besonders robust. Denn eigentlich will diese OutdoorSchönheit nur eins: schleunigst raus! emu.it

Expat-Exponat Manchmal lohnt der Blick über den Vasenrand: Das Pariser Auktionshaus Piasa versteigert regelmäßig italienische Vintage-Raritäten wie dieses atemberaubende Glasgefäß aus der venezianischen Manufaktur Barovier & Toso.

Fotos: Londonart; Federico Cedrone; Prada; Ettore Panichi; Simone Fiorini; Xavier Defaix; Rimadesio; Poltrona Frau

piasa.fr

„Francis“ Giuseppe Bavuso Rimadesio Aluminium, Glas Preis auf Anfrage r i m a d e s i o.co m


Stil Neuheiten

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Zack, zack! Es ist höchste Zeit für neue Uhren. Wir geben einen Ausblick auf die tickenden 2020er. Schmuck: „Maillon de Cartier“ in Gelbgold, 25 000 Euro car tier.com 2 No time to die! James Bonds „Seamaster Diver“ aus Titan in der „007 Edition“, 7600 Euro omegawatche s.com 3 „J12 Paradoxe Diamonds“ mit Keramik-Weißgold-Gehäuse und Baguette-Diamanten, 200 000 Euro chanel.com 4 Hermès’ „Nantucket“ in Stahl mit Miniatur-Diamantbesatz, 5500 Euro herm es.c om 5 Titan! FlybackChronograph „Big Bang Integral“ mit Metallband, 20 700 Euro hublot .com 6 Hightech: Richard Milles „RM 61-01 Ultimate Edition Yohan Blake“ im Quarz-Karbon-Gehäuse mit 55 Stunden Gangreserve, 153 000 Euro richardmille.c om 7 Roségoldener Chronometer „L. U. C Perpetual Twin“ mit ewigem Kalender, Preis auf Anfrage chopard.de 8 Stahl-Schlange: diamantbesetzte „Serpenti Seduttori“, 6900 Euro bulgari.com 9 Stählerne „Tambour Moon Dual Time“ mit Quarzwerk und GMT-Funktion, 4100 Euro louisvuit ton.com FW 1

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Fotos: Cartier; Omega; Chanel; Hermès; Hublot; Richard Mille; Chopard; Bulgari; Louis Vuitton

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Stil Neuheiten N Thema

Habemus gloriam!

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Elegant mit Gold und Damast wie im Apostolischen Palast! Ein Hauch Herrlichkeit ist schon eine Sünde wert.

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Handwerk – Raffhalter „Antica“, 307 Euro houles. com 2 Für verbotene Früchte? Porzellanablage „Serpente“, 350 Euro fornaset ti.com 3 Verborgenes Geheimnis: Silberring „Sceau Feu“ mit Gold, Karneol und Diamanten kann man wenden, 8200 Euro elie top.com 4 Auferstehung einer alten Tradition: handgeschnitzte Kerze, 39 Euro fermliving.de 5 Trägt der Papst Prada? Samtslipper „Burgundy“, 650 Dollar s tubb sandwoot ton.com 6 Höhere Sphäre! Box „Particules Élémentaires“, Glas und Messing, ab 320 Euro dr ag onfly.fr 7 Kristallkelch „Trianon“, 460 Euro saint- louis.com 8 Heiliger Stuhl? Nein, Beistelltisch „Dani“ aus Kupfer p ouenat .fr 9 Dreiflügeliger Paravent aus Lamé-Jacquard, 19 000 Euro gucci.com

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Redak tion Nina Luisa Vesic

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Fotos: Picture Alliance / AP Images; Houlès; Courtesy Fornasetti; Elie Top; Ferm Living; Stubbs & Wootton; Jean-François Jaussaud; Saint-Louis; Pouenat; Courtesy of Gucci

1 Himmlisches


VIA PROJEKT N° 20

Die Bühne des Lebens – VIA Platten für gutes Bauen.

viaplatten.de

ZEMENTMOSAIKPLATTEN | TERRAZZOPLATTEN | TROTTOIRPLATTEN | TERRAZZO FUGENLOS | KREIDEFARBE


Stil Neuheiten

Talent

Design-Poetin: Bei „Clumpy Glass“ (g. oben und rechts) experimentierte Sara Ricciardi (o.) mit geschmolzenen geometrischen Formen. Unten: Vorhang auf! In eine Welt zwischen Vergangenheit und Zukunft lockte „Arcadia“.

Sara Ricciardi Redak tion Mona B erger s

in bisschen klang es wie eine Prophezeiung. Denn an der Nuova Accademia di Belle Arti in Mailand bewarb sich Sara Ricciardi nur wegen des Rats ihres Klassenlehrers: „Du denkst viel, aber zu theoretisch. Design könnte ein Weg sein, deine Art zu denken in die Wirklichkeit zu transformieren.“ Seit ihrem Studium in Produktdesign (mit Auslandsaufenthalten in Istanbul, wo sie ihr Auge für Details schulte, und New York, hier lernte sie Fehler schätzen) verleiht die 31-Jährige ihren Gedanken nun mit flamboyanten Entwürfen Ausdruck. „Die Form folgt der Poesie. Es dreht sich alles um die Geschichte und das Gefühl, die jedem Design zugrunde liegen. ‚Clumpy Glass‘ (o.) etwa ist meine Vision eines Sommernachmittags.“ Vom Kleinen fand sie zum Großen. So folgten nach zart taktilen Designs mit Federn oder Ikebana-Halterungen bald Rauminstallationen: „Ich behandle sie wie überdimensionale Produkte.“ Ihr Debüt gab die Italienerin aus Benevento 2018 mit „Arcadia“ (li.), bei der sie mit Kuratorin Alice Stori Liechtenstein den Begriff des Erbes visualisierte. „Den schwebenden Ball umhüllt ein altes Tapetenmuster aus dem Schloss der Liechtensteins. Herkunft ist nicht statisch, es soll damit gespielt werden!“ sararicciardi.org

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Fotos: Laura Baiardini (2); Delfino Sisto Legnani; Porträt: Lorenzo Pennati

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Wo die Kochzonen sind? Das bestimmen Sie. Auf dem FullFlex Kochfeld platzieren Sie Ihre Pfannen, wo Sie wollen. Denn seine Induktoren erkennen automatisch Position und Größe des Geschirrs. Das ist Schweizer Perfektion für zuhause. vzug.com

Schweizer Perfektion für zuhause


Stil Neuheiten

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Vitamin Chic Die cucina italiana ist ein Fest für die Sinne – mit diesem eleganten Equipment beginnt die Party schon in der Küche! Redak tion Karin Jaeger

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Effizient, leise – und flexibel: Die Wand­ haube „Haiku“ (1820 Euro) gibt es 32 bis 180 cm breit elic a.de 2 Der Koch macht blau: Superherd „Portofino“ mit zwei Back­ öfen, Gas­ und Induktionsfeld und Teppan­ yaki­Platte, 6999 Euro smeg.de 3 Vincent Van Duysens „Ratio“ spielt mit Volumina und edlen Materialien, hier Travertin und Black Palmira da da - k itch e n s .c o m 4 Fili­ grane Flächen überspannen bei „Shape“ ei­ nen Block mit markanter Griffleiste p oli form.it 5 Edelstahl 2020! Die „Contempo­ ranea Collection“ „stählt“ das Traditionspro­ gramm mit zeitgemäß­unaufgeregtem De­ sign o f f icin e g ull o.c o m 6 Mischer „Gessi 316“ aus strukturiertem Edelstahl in dunk­ len Finishes. Preis auf Anfrage ge s si.com 1

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Fotos: Elica; Smeg; Dada; Poliform; Officine Gullo; Gessi

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Stil Adresse

Sesam, öffne dich!

Vincent Van Duysen entwickelt sein Schranksystem für Molteni & C weiter: ein Mechanismus, der neue Räume erobert!

Tex t Friederike Weißbach


Fotos: Molteni & C

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genen Scharnieren oder einem innovativen Gleitsystem mit magnetischem Auffang besteht, konstant weiterentwickelt. Sein neuster Streich: „Sistema 7“. Ein hochkomplexer Öffnungsmechaer Kleiderschrank ist wohl das privateste aller Möbelstücke. Als nismus, der es erlaubt, raumhohe Türen schwerelos einzufalten – Hüter modischer Lieblinge, Versteck verdrängter Fehlkäufe und und flach zur Seite wegzuklappen. Ideal, um zum Beispiel EckGeheimnisträger privater Schätze ist er meist vor allem eines: zu schränke leichter zugänglich zu machen. „Das System erlaubt es klein. Kein Wunder, dass Giulia Molteni, Kommunikations- und außerdem, Mini-Architekturen im Raum zu schaffen, da es auch Marketingdirektorin des italienischen Möbelherstellers als Tür zu begehbaren KleiderMolteni & C, seit Jahren einen globalen Trend zu Walk- Schon 2015 stellte Molteni & C das variaschränken oder als Zugang zu in- und eingebauten Schranksystemen wahrnimmt. „In ble Schranksystem „Gliss Master“ vor. einem verborgenen Zimmer einMit dem neuen Mechanismus „Sistema 7“ einer komplexen Welt, in der nichts bleibt, wie es ist, gesetzt werden kann.“ lassen sich Türen nun vollständig zur Seiverändert sich der Ort, an dem wir leben, mit uns. Ein te falten – ideal für knappe Durchgänge Der Teufel steckt, wie immer Schrank wie unser ‚Gliss Master‘ lässt sich jedem Raum (li. S.) und Ecken (o.). Ordnungshüter: Fäbei Molteni & C, im Detail: So anpassen. Die unterschiedlichen Materialien, die tech- cher und Schubladen (u.) geben Struktur. verbergen sich die Griffe in den nischen Möglichkeiten und Accessoires machen das makellosen Fronten – dezent System flexibel und damit so erfolgreich.“ eingefräst im Holz oder bei der Mastermind hinter dem „Gliss Master“ ist der belgiGlasvariante als Teil des Metallsche Designer und Architekt Vincent Van Duysen, der profils. „Die Herausforderung das System schon 2015 entwickelte – noch bevor er seiwar es, die architektonischen ne feste Zusammenarbeit mit Molteni & C als KreativDetails, die Materialien und die direktor begann. Für ihn ist ein Kleiderschrank gewisErgonomie in eine Linie mit den sermaßen ein Raum im Raum und damit ein klassisches Anforderungen eines häuslichen architektonisches Motiv: „In meinen eigenen Projekten Stauraumsystems zu bringen“, konzipiere ich Schränke als Einbauten, so werden sie sagt Van Duysen und fügt hinTeil der Interiorstrategie. Diskret eingesetzt, kann ein zu: „Aber auch mit meinen eiSchrank einen ganzen Raum definieren und ihm Chagenen Designprinzipien.“ Eine rakter geben“, erklärt er. Über die Jahre hat Van Duysen Komplexität, die der Schrank das System, dessen Konzept in der Individualisierbaräußerlich so wenig verrät wie keit, aber vor allem in technischen Details wie verbordas, was er in sich verbirgt.

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Wasser, Pflanze, Stein Türkisfarbene Quadrate im Rasenrahmen sind passé. Swimmingpools zeigen sich heute dezenter, natürlicher – und vielschichtiger. Genau das Richtige für die Erfrischung, die wir nun brauchen.

Dschungel in der Stadt: Den schmalen Lap Pool eines Hauses in Chelsea fasste Pierre Yovanovitch elegant in Stein. Dass Farn, Geißblatt, Salbei und Lavendel (gepflanzt von The Natural Gardening Co.) trotzdem keck über den Beckenrand klettern dürfen, erhöht den Charme nur noch.

Fotos: Jean-François Jaussaud; Allan Pollok-Morris; Taggart Sorensen

Tex t Karin Jaeger


Stil Studio

H opper, Hockney, Hollywood – sie alle haben ihn gefeiert und verklärt. Der Swimmingpool war lange Sehnsuchtsort und Statussymbol, Synonym für süßes Nichtstun und saubere Erfrischung. Doch die Zeiten ändern sich, und der glamourösen Oase in cool-cleanem Türkis und Weiß scheint zunehmend die Cocktailkirsche abhandenzukommen: Das Sonnenbad gilt nicht mehr als unbeschwertes Vergnügen. Chlor riecht für viele nicht mehr hygienisch rein, sondern aggressiv chemisch. Und formale Gärten mit Rasen, Buchs und Schotterflächen erscheinen angesichts von Bienensterben und Flächenversiegelung anachronistisch. Ganz abgesehen davon, dass sie dem designgeschulten Auge wenig zu bieten haben. „Nichts ist langweiliger, als wenn Sie an der Terrassentür stehen und den Garten mit einem Blick überschauen können“, sagt Peter Berg aus dem rheinischen Sinzig, einer der wenigen auch international erfolgreichen deutschen Gartengestalter. Ein türkisfarbenes Rechteck, wie es zu Tausenden

Oben: In Wiltshire bettet Tom Stuart-Smith einen 21-Meter-Pool zwischen Phlox und Wolfsmilch. Das silbrige Holzdeck baut eine Brücke zur Natur – beim Schwimmen blickt man auf Kuhwiesen. Rechts eine Gästevilla von Specht Architects in Tulum. Sonnenenergie wärmt das Wasser. Eine Mauer verbindet innen und außen und öffnet sich zugleich zur grünen „Wand“ dahinter; die spendet Schatten und hält den Wind ab.

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Pe ter B erg

„Wenn kein Gärtner dabei ist, fehlt oft die Privatsphäre.“

Nicht direkt naturnah, aber konsequent retro wohnen und planschen oben Jonathan Adler und Simon Doonan auf Shelter Island. Links: Regisseur Michael Bay inszeniert seinen In­ finity Pool über zwei Ebenen. Vom forma­ len oberen Teil fließt Wasser über Stufen in den unteren, der eher einem See gleicht (abgesehen von der eingefügten Hot Tub).

aus Satellitenfotos von Speckgürteln westlicher Großstädte hervorleuchtet, macht uniformes Grün auch nicht spannender. Doch wie lassen sich Pools natürlicher, nachhaltiger und ästhetisch zeitgemäßer gestalten? Peter Berg rät, sie immer im Rahmen eines Gesamtkonzepts für den Gartenraum zu planen. Jenseits aller PoolMythen verkörpern sie dort erst einmal schlicht das Element Wasser. „Ob Sie in die Natur schauen oder zu den japanischen Gartenmeistern oder den alten englischen Landschaftsparks“, sagt Berg, „Sie finden immer drei Bausteine: Wasser, Pflanze, Stein.“ Um den geplanten Garten mit Wasser noch aufzuwerten, arbeiten im Idealfall Architekt und Gartenplaner von Anfang an intensiv zusammen und holen dann für die Umsetzung noch einen Poolbauer mit ins Boot. So können zunächst Größe und Lage des Beckens optimal auf die Gegebenheiten des Grundstücks abgestimmt werden. An Hängen lässt sich etwa ein Infinity Pool so platzieren, dass er zugleich das Gelände staffelt. Wählt man dann noch robusten Naturstein für die Einfassung (die bayrische Firma Kusser bietet sogar komplette

Fotos: Joshua McHugh; Philippe Perdereau; Kettal; Åke E:son Lindman; Roger Davies/Otto

Stil Studio


Apropos

Poolhaus de luxe

Michael Pauser

„Jedes Gramm Chemie, das man einspart, macht einen Unterschied.“

Claesson Koivisto Rune ergänzten ein 200 Jahre altes Anwesen um einen Poolkomplex. Er kontrastiert bewusst mit der Landschaft, greift aber mit Fischgrat-Fliesen ein Architekturdetail des 19. Jahrhunderts auf. O.: Der Infinity Pool terrassiert zugleich einen Hanggarten an der Mosel, den Peter Berg gestaltete.

Als Richard Neutras privates Wohnhaus VDL in Los Angeles 1963 abbrannte, bauten er und sein Sohn Dion es neu auf – mit einem Glaspavillon auf dem Dach, der nun von Kettal als luxuriöser Pool-Kubus produziert wird. Beim „VDL Penthouse“ (o.) ist alles wie beim Original: die Metallstruktur, die Dimensionen (12 auf 4 Meter), das überkragende Dach und der kreisrunde „Schornstein“, in dem schon damals viel Technik untergebracht war. Erhältlich in den Neutra-Tönen und 30 Alufarben.

Becken aus Granit an), fügt sich der Pool dezent in die Umgebung. Verstärkt wird die Harmonie, wenn man den gleichen Stein noch an anderen Stellen einsetzt: für Trittplatten, Blockstufen oder in Form von Felsen, die die Terrassierung stützen oder auf planen Grundstücken Höhenunterschie­ de schaffen und sie so größer und interes­ santer wirken lassen. Außerdem habe man mit Felsen nie wieder Arbeit: „Anders als Schotter kriegen sie Patina, werden schön und wertvoll.“ Falls möglich, empfiehlt Berg, Gestein aus der Gegend einzusetzen – auf jeden Fall sollte es aber frostfest sein. Noch aus einem weiteren Grund ist es sinnvoll, Pools ganzheitlich zu planen: „Wenn kein Gärtner dabei ist, kommt oft die Privatsphäre zu kurz“, warnt Berg. Mit Bäumen und Sträuchern lasse sich Sicht­ schutz schaffen. Eine schlichte Eibenhecke

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Stil Studio Wie angegossen: Nach dem Umbau eines Hauses in Toulouse (li.) durch das Interiorstudio RMGB verbindet ein wetterbeständiges Holzdeck den asymmetrischen Pool mit dem Anbau und macht so die Terrasse zum Außensalon – inklusive Kunststoff-Lounger von Marc Newson für Cappellini.

Pool-Lektüre

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Auf einen Sprung

1 Von Wasserakrobatik bis Poolparty: Martin Parr und Nick Knight sind nur zwei der Fotografen, die für diesen Bildband das Leben am und im Schwimmbecken in Szene setzten. 240 Seiten, 65 Dollar, Rizzoli. 2 Von Vancouver bis Zeche Zollverein: Der Architekturhistoriker Christopher Beanland taucht tief ein in die Freibadkultur. 208 Seiten, 20 Pfund, Pavilion. 3 Von Luis Barragán bis Cher: Auf 224 Seiten

präsentieren der Fotograf Tim Street-Porter und die Autorin Annie Kelly die mondänsten Swimmingpool-Architekturen. 55 Dollar, Rizzoli.

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Fotos: Matthieu Salvaing; Peter Berg; Rizzoli (2); Batsford

könne die Basis bilden, aber nicht mehr: „Man möchte ja nicht auf eine grüne Wand gucken!“ Also wird davor noch Leichteres, Lichteres gepflanzt: individuell gewachsene oder geschnittene Gehölze, darunter vielleicht noch Gräser. So entsteht ein vielschichtiger grüner Paravent, der sich mit den Jahreszeiten verändert – und nebenbei die eventuell weniger anspruchsvolle Architektur des Nachbarhauses ausblendet. Eins gibt Berg dabei zu bedenken: „Je näher ich am Haus bin, desto formaler muss ich arbeiten.“ Gerade wenn sie an strenge moderne Bauten grenzt, brauche die Pool-Umgebung ein wenig Disziplin. Schließlich soll sie nicht nur mit der Natur, sondern auch mit der Architektur kommunizieren. Und nicht nur das Design ist naturnäher geworden, sondern auch der Inhalt des Beckens: „Jedes Gramm Chemie, das eingespart werden kann, macht schon einen Unterschied“, sagt Michael Pauser, Geschäftsführer von Ospa Schwimmbadtechnik. Entscheidend sei die Filtration: Je mehr Verunreinigungen mechanisch herausgefiltert werden, desto weniger chemische Desinfektion ist nötig. So empfinde


Night swimming: An einem Pool aus Basaltlava sorgt Peter Berg mit Chinaschilf für Privatsphäre und optische Leichtigkeit. „Lang gezogene Wasserflächen wirken immer großzügiger als kurze, breite“, findet der Gartengestalter. „Und außerdem kann man dann besser schwimmen.“

Pe ter B erg

„Es ist zu wenig, nur einen Pool zu bauen – und dann keinen Garten mehr zu haben.“

man das Wasser als natürlicher – und vermeide zudem den typischen „Schwimmbadgeruch“. Das Wasser kann zudem oft mit Solarenergie gewärmt werden, und eine gute Isolation und Abdeckung des Beckens erhöht die Energieeffizienz. Bleibt noch die Frage: Was tun mit älteren Pools? Kann man sie ohne allzu großen Aufwand updaten? Technisch lassen sie sich durchaus ins Heute holen und auch mit modernen Features wie einer Gegenstromanlage oder smarten Steuerung über Haustechnik oder Smartphone ausstatten. Allerdings sollte man dann gleich eine „Gesamtlösung“ anstreben, empfiehlt Pauser – das optimiert in der Regel Bedienkomfort und Energieverbrauch. Und gestalterisch? „Wenn der Pool solide gebaut ist und das Haus eine gute Architektur hat“, sagt Peter Berg, „dann ist es ein Traum, das mit Pflanzen zu integrieren und aufzuwerten.“ Und, anders als bei Neubauten, bei denen die Landschaftsplanung oft am Ende dem knappen Budget zum Opfer fällt: „Man kommt nicht an den Punkt, wo das Geld schon vom Bau verschlungen wurde.“

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Der SonnenLicht Manager


Stil Studio

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Bald dürfen wir wieder raus!

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Fotos: Tectona; Sunday Supply; Roda; Telami; The Future Perfect; Tribù; Dedon; Cassina; Petite Friture

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1 Frischmacher: Außendusche „Delta“ aus Teak und Stahl (2060 Euro) von Inga Sempé te c tona.fr 2 Retro-Charme: Sonnenschirm „Bayleaf“ mit Palmwedel-Print, 249 Dollar sundaysupply.c o 3 Kabellos: Laterne „Pillow“ mit LED-Beleuchtung, ab 1297 Euro ro daonline.c om 4 Pool-Nomade: Faltsessel „Tripolina“ aus Esche und wasserfestem Textil, 299 Euro telami.it 5 Schwimmt! Aus Silikonband geflochtener „Soft Chair“ mit Schaumstofffutter th e f utur e p e r f e c t .c o m 6 Beistelltisch „Tairu“ aus Teak mit glasierter Lavasteinplatte, 870 Euro tribu.com 7 Arik Levys (Iced-)Coffeetable „Izon“ (1020 Euro) de don.de 8 Outdoor-Debüt: modulares Sofa „Sail Out“ mit Teak-Details (ab 3124 Euro) von Rodolfo Dordoni c a s sina.c om 9 Gartenparty! Barwagen „Week-End“ aus lackiertem Aluminium p e tite friture.com

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Fenster und Türen.


Bad des Monats Redak tion Karin Jaeger

Das macht e s b e sonder s:

Gespiegelte Spiegel und steinerne Schubladen. Dunkler Glanz und warmer Schimmer. Russo spielt mit Licht und Schatten, nimmt mit Art déco-Anleihen dem Stein die Schwere und macht als Ex-Szenograf die Black Box zur intimen Bühne.

D e signer: Pietro Russo O r t: Île de la Cité, Paris Aus s tat tung:

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· Becken, Duschfläche, Wandverkleidung und Boden in Pietra Grey

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Stil Praxis

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#picobello

Fotos: Filippo Bamberghi (2); Ring my Bell; Llot Llov; Serax; Areaware; Woud; Iittala (2); Bujnie; Artek; Miele

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as Kinderzimmer aufräumen? Keine schöne Vorstellung für Jane und Michael Banks. Doch Mary Poppins weiß Rat! Ein Löffelchen voll Zucker, das wird’s richten. Nein, keine Glukose, sondern: ein Lied auf den Lippen. Musik versüßt die Hausarbeit. Sollte es Ihnen gehen wie Jane und Michael, haben wir zwar keine Fee, aber eine Idee parat: Wer putzend von Raum zu Raum zieht, trägt am besten eine Handykette (o. über ringmyb ell.shop ) um den Hals – so hat man die Musikquelle stets dabei, und die Hände bleiben trotzdem frei. Und wenn der Sauger dann so leise ist wie Mieles „Triflex“ (unten), kann der Soundtrack auch problemlos aus der Bluetoothbox kommen. Spotify bietet übrigens eine „Ultimate Cleaning Playlist“ für diesen Zweck, besser aber ist es, sich in der App ein Lieblingslied auszusuchen und das Songradio zu aktivieren. Ob das „Bing! Bang! Bong!“ von Sophia Loren oder „Firestarter“ von The Prodigy ist, bleibt Ihnen überlassen. Besonders beschwingend wirken Lieder um die 130 bpm, weswegen wir „Romeo“ von Basement Jaxx empfehlen, das ähnlich putztaugliche Tempi (etwa von Cassius oder Jamiroquai) hervoralgorithmisiert. Und sollten sich doch mal die Sugababes dazwischen verirren … Sie haben ja Ihr Telefon. SF

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Pflanzenmöbel

Fesch verwurzelt Makramee-Ampeln „Lucille“ aus Hanffasern, ab 595 Euro llotllov.com 2 Platz an der Sonne: „Bretelle“ schafft eine zweite Ebene über dem Fensterbrett, 1,15 m breit, 285 Euro sera x.com 3 Den keramischen „Stacking Planter“ (der unterste Ring speichert Wasser) gibt’s jetzt auch in „Terracotta“. Ab 75 Euro areaware.com 4 Die Étagère „Ginko“ trägt Farn & Family auf blattförmigen Balkonen, Preis auf Anfrage pie trorus so.com 5 Der 55 cm hohe „Pidestall“ aus lackiertem Metall (hier im neuen Ton Taupe) fasst mehrere Blumentöpfe, 229 Euro woud.dk 6 Keramikkelch „Nappula“, in zwei Größen, ab 59 Euro iit tala.com 7 Die obere Etage der Konsole „Doppi“ lässt sich abnehmen, 331 Euro bujnie.pl 8 Aino Aalto entwarf das Pflanzgefäß „Riihitie“ 1937, in Produktion ging es erst Jahrzehnte später. Ab 49 Euro ar tek.f i 1

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Helle Freude Falls es so etwas wie strahlende Grisaille gibt, dann bei Meridiani. Jüngster Beweis? Der Berliner Store mit einer Interiorsinfonie aus lichten Tönen.

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ls Renato Crosti 1996 nach 30 Jahren erfolgreicher Produktion von Möbelpolstern und Polsterbetten Meridiani aus der Taufe hob, hatte seine Frau Laura bereits eine klare Vision. So legte sie gemeinsam mit Art Director und Designer Andrea Parisio gleich mit der ersten Kollektion den Grundstein zu jener Welt des puren, zeitlosen Luxus, die bis heute Synonym für die Marke ist. Einer Welt zum Wohnen, Essen und Schlafen, bestehend aus gepolsterten Sofas, Sesseln, Betten sowie einer sagenhaft breiten Palette von Bezügen, aber auch aus Tischen und eleganten Staumöbeln. Bezwingend schlicht sind die Konturen, vollendet die Proportionen und die Farben vornehm gedämpft,


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sodass sich selbst die vereinzelten Blau- und Rosétöne irgendwie aufzulösen scheinen in der ätherischen Gesamtkomposition aus Grau- und Cremenuancen, Licht und Schatten. Die Bühne gehört den präzisen geometrischen Formen und exklusiven Materialien. Marmor, Bronze und kostbare Hölzer verströmen Grandezza; feines Leder und Leinen, Chenille, Samt und Tweed bringen genau jenen Hauch Wärme, der die lichte Aura nicht stört. Wer selbst eintauchen will in dieses sublime Reich der Zwischentöne, kann das jetzt im ersten deutschen Monobrand-Store von Meridiani nicht weit vom Berliner Ku’damm tun. Hier, am Olivaerplatz 7, hat Andrea Parisio mit Inhaberin und Architektin Sibel Huhn einen eigenen Kosmos geschaffen, der die Philosophie der Marke sicht- und fühlbar macht. Greige, Steingrau und Weiß in allen Facetten vermählen sich zu einem luftigen Chiaroscuro, das distinguiert wirkt und doch wunderbar wohnlich. Ein halbrundes Sofa „Harold“ mit hell meliertem Leinenbezug steht im Dialog mit der geraden Modellversion in taupefarbenem Leder. Ein paar Schritte weiter der Esstisch „Plinto“ mit Platte aus exotisch gemasertem Marmor. Dann das grazile ovale Sideboard „Elliot“. Der sechseckige Regalturm „Sebastian“. Und, eine Ikone, das Bett „Lauren“, das die Schlafenden mit sanft geschwungenem kapitoniertem Haupt umfängt. Alles Inbild jener kultivierten Lebensart, für die Meridiani steht. Pur, aber unverwechselbar, zeitlos und doch up to date. Gefertigt wird in Italien, die Verarbeitung ist makellos, das Verständnis für Materialien so profund wie die technische Expertise. meridiani.it

Schnörkellos, aber beseelt: die Interiors von Meridiani. Re. halbrunde und gerade Module des Sofas „Harold“, handgeknüpfter Teppich „Lalit“. O. Esstisch „Plinto“ mit Marmorplatte, Stühle „Odette“ und „Kita“. Alles im Berliner Store. Li. Seite o.: Monochromstudie in Weiß im Mailänder Showroom mit „Hector“-Sofas und „Keeton Fit“-Sesseln. U. Pouf „Charlot“.


S E I T 17 0 7

A. R. Penck, Kreislauf der Spiele, 2005, 140 x 180 cm, € 100.000 – 150.000, Auktion 27. Mai

Auktionswoche 26. – 29. Mai

Zeitgenössische Kunst Klassische Moderne, Juwelen, Uhren www.dorotheum.com


Architektur Projekt, Radar und Garten

Foto: Ezio Manciucca

Antike Wurzeln Drinnen Brutalismus, draußen Farmhaus: Im italienischen Urbino entwarfen GGA Architects mit dem AP House einen modernen Weiler zum Wohnen und Gucken – in die sanften Wellen der Marken, die sich ringsum bis zum Horizont erstrecken. Zum Anwesen gehören drei Gebäude inklusive Photovoltaikanlagen, im Keller verbergen sich Reste einer mittelalterlichen Grabanlage, draußen wartet einladend der Infinity Pool. AK gardini- gib er tini.it

Redak tion Andreas Kühnlein

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Architektur Projekt

Ein franziskanisches Leben Altes Landhaus, neu gedacht: Die Casa di Confine von Simone Subissati befreit den Geist und überlässt der Landschaft der Marken die große Bühne.

Tex t Florian Sieb e ck

W enn Carlo Zingaro und seine Partnerin Eugenia für ein paar Tage in den Urlaub fahren, ja selbst wenn sie nur für ein paar Stunden bei der Arbeit sind, bekommen sie Heimweh nach ihrem Haus. „Ich liebe meinen Job, aber seit wir hier wohnen, kann ich es kaum erwarten, wieder heimzukommen“, sagt der Hausherr, der in Ancona als Chirurg arbeitet (seine Frau assistiert ihm dabei). „Hier muss ich nichts tun, kann

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stundenlang das Land um mich herum beobachten, das Meer und die Berge, von jedem Punkt im Haus.“ Das Anwesen der Zingaros, die hier mit ihren zwei kleinen Söhnen leben, liegt auf einem Bergrücken der Marken – einer Landschaft im Osten Italiens, die mit ihren schneebedeckten Gipfeln, verträumten Buchten und malerischen Dörfern so reich an arkadischen Postkartenmotiven ist, dass das Auge gar nicht weiß, wohin zuerst. „Deshalb haben wir es auf diese Anhöhe gesetzt“, sagt der Architekt Simone Subis-

sati. „Auf der einen Seite öffnet sich die Landschaft zur Adria hin, auf der anderen leuchten der Monte San Vicino und die Apenninen am Horizont.“ Als das Paar sich entschied, hier Fuß zu fassen, war Simone Subissati erste Wahl: ein Freund der Familie, der sich nicht nur als Kenner der Region hervortat, sondern in seiner Arbeit auch die Architektursprache der radikalen Siebziger aufgreift, als Gruppierungen wie Superstudio und Archizoom neue Raumkonzepte wider das Dogma des Funktionalismus erprobten.


Simone Subissati Architekt, Ancona

Simone Subissati, der sein Büro 2001 in Ancona gründete, greift in seiner Arbeit die Ideen der radikalen italienischen Siebziger auf. „Wir müssen zu einer Architektur zurückkehren, die spielerischer ist und die Linearität der modernistischen Logik aufgibt, um das Interesse am Gebäude an sich zu fördern.“ sim on e subis s ati.it

Fotos: Alessandro Magi Galluzzi; Porträt: Greta Bonato

Die Leichtigkeit des Seins: Die Casa di Confine steht an der Grenze zwischen städtischem und ländlichem Raum. Im lichten Obergeschoss (re.) lässt Architekt Simone Subissati den Besucher beinahe schweben, statt eines Geländers ist die Brüstung mit einfachem Hühnerdraht verkleidet.

„Natürlich hätten wir auch ein altes Landhaus kaufen und renovieren können“, sagt Zingaro, „aber wir zogen es vor, einen schönen Ort zu wählen, auf dem wir ein energiesparendes Haus ganz nach unserem Gusto bauen konnten, hell und mit einem schönen Pool, ohne bauliche Zwänge.“ So entstand die Casa di Confine, das „Grenzgängerhaus“, das zwar hie und da die traditionelle Architektur der Marken aufgreift, aber weit leichtfüßiger als eine alte Farm daherkommt; ein lang gezogenes Gebäude, das von Ost nach West verläuft. Das


Architektur Projekt

Außer den Möbeln von Piet Hein Eek in der Küche oben herrscht „franziskanische Leere“ auf den weiß lackierten Eschendielen im Innenraum – „Ziel war es“, sagt Simone Subissati, „einen hellen, flexiblen Raum ohne Schnickschnack und Luxus zu schaffen, der – wäre er schon da – nun wieder zurückerobert werden könnte.“


Fotos: Alessandro Magi Galluzzi

Pool mit Panorama­ blick (re.): Das quer zum Haus stehende Bassin erinnert an alte Auffangbecken, durch eine Öffnung im Haus kann die Fa­ milie beim Schwim­ men in alle Himmels­ richtungen blicken. Weil das Oberge­ schoss li. nur durch eine mikroperforier­ te Membran ver­ kleidet ist, bleibt auch in der Dunkelheit ausreichend Licht.

für die Häuser der Region typische Sattel­ dach fällt durch seine Asymmetrie in ein wohltariertes Ungleichgewicht, der Wohn­ raum – traditionell über die gesamte Länge des Gebäudes – ist nach außen ungewohnt offen. Zum Teil ist er mit rostrot lackierten Eisenpaneelen verkleidet, an anderer Stel­ le lösen Fenster die Grenze zwischen in­ nen und außen auf. In der Mitte des Hauses öffnet sich die Fassade zu einem großen Atrium, der Innen­ wird zum überdachten Außenraum; eine Art Pavillon im Haus, nicht nur für die Sommersaison. „Wir ha­ ben das Gebäude als Partitur konzipiert, deren Rhythmus durch das Zusammenspiel von Fülle und Leere entsteht“, sagt Subissa­ ti. Das Erdgeschoss ist für den Tag gedacht, das Obergeschoss für die Nacht. „Die Auf­ teilung folgt dem Wunsch, das Haus in ver­ schiedene Beziehungen zur Außenwelt zu setzen.“ Eine Holztreppe führt zum Schlaf­ zimmer im Obergeschoss, einem intimen Zufluchtsort mit Blendfenstern, quadrati­ schen Öffnungen mit kaleidoskopartigen Spiegeln, die den Blick in die Landschaft vervielfachen. Aufs Schlafzimmer folgt gen Westen ein großer, offener Raum, der einen Wintergar­ ten und ein zweites Wohnzimmer beher­ bergt. Die Fassade besteht hier aus einer mikroperforierten Membran, die tagsüber

natürliches Licht hereinlässt und das Haus Luxus sein, sondern urtümlich und aufge­ nachts wie eine Taschenlampe zum Leuch­ räumt. Als sei dieses Haus ein temporärer ten bringt. „Das ist unser Lieblingsort im Ort für Nomaden und die Zingaros Gäste ganzen Haus“, sagt Zingaro. „Ein meditati­ auf Zeit. Damit folgt Subissati, ein Schüler ver Raum, der nach außen hin völlig offen von Gianni Pettena, einem Anspruch der scheint, aber gleichzeitig vor Wind und radikalen Siebziger: Architektur als wirk­ Wetter geschützt ist.“ Architektur, insbeson­ mächtiges Mittel, um die Welt zu verstehen. dere die eines Wohnhauses, müsse offen Die zuweilen asketische – Subissati sagt: sein, ergänzt Subissati, um die Elemente – „franziskanische“ – Besinnung aufs Wesent­ Licht, Luft, Landschaft, Gäste – hereinzu­ liche war für die Bauherren anfangs etwas lassen. Sie müsse aber auch geschlossen ungewohnt. „Aber wir sind mit Simone sein, um vor den Elementen – Licht, Luft, auch architektonisch gewachsen: haben die böse Geister – zu schützen und den Be­ Materialität der Dinge schätzen gelernt, die wohnern Ruhe zu schenken. „Dazwischen Freiheit durch Einfachheit.“ Hier fällt es muss ein Gleichgewicht bestehen.“ Das Ge­ wirklich leicht, sich diesem „einfachen Le­ fühl der Durchlässigkeit unterstützt auch ben“ hinzugeben, „und dabei waren wir das auf ein Minimum reduzierte Interieur. nun wirklich keine Apologeten der neuen Der Architekt entwarf die wenigen Möbel Landlust, als wir herkamen.“ Obwohl die aus weiß gebeiztem Eschenholz selbst, sie Weizenfelder ringsherum nicht zum Haus treten aus den puristischen Räumen kaum gehören, verzichteten die Zingaros auf ei­ hervor. „Luxus ist nicht die Zurschaustel­ nen Zaun, damit ihr Zuhause eins werden lung kostbarer Dinge, sondern die Art und kann mit der Landschaft. Es ist eben ein Weise, wie wir Räume erleben“, sagt er. Ort, an den man gern zurückkehrt: ein Und die sollten hier frei jedes ostentativen Haus, das Heimweh macht. Si mone Subis s at i

„Luxus liegt nicht im Zurschaustellen teurer Dinge. Sondern in der Art, wie wir mit Raum umgehen, welches Leben wir darin finden.“ 85


Architektur Radar

Poolhaus in Hanglage Die Villa Molli schmiegt sich eng an die Hänge über dem Lago di Como: Lorenzo Guzzini passte seinen Entwurf sensibel der Topografie an und teilte das Haus in zwei doppelstöckige Elemente, verbunden durch einen treppenartig gestuften Wohnbereich mit nach vorne offener Terrasse – und atemberaubendem Infinity Pool direkt über dem See. lorenzoguz ziniarchite c ture.com

Licht & leicht Dynamisches Office für aufstrebendes Logistik-Start-up: Die rund 80 Mitarbeiter von Milkman in Verona arbeiten ab sofort in leichtgängig-flexiblen Räumen, die ihnen das Team von Studio Wok entwarf – new work zwischen „Acapulco Chair“ (links) und hellen Schichtholzeinbauten (unten). s tudiowok.com

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Redak tion Andreas Kühnlein


Dem Himmel entgegen Gewidmet ist die Chiesa del Buon Ladrone (ganz unten) in Bologna dem bußfertigen Dieb an der Seite Jesu, gebaut wurde der schlichte Sakralraum unter anderem von Insassen eines nahe gelegenen Gefängnisses. Ein schmaler Spalt (unten) durchzieht den Entwurf eines jungen Architektenteams und verbindet Himmel und Erde – mit einem hellen Streifen Licht. inoutarchite t tura.com, ladoarchite t ti.it , lamb er.ne t

Minimalinvasiv In einer gelungenen Operation retteten die Architekten von Clinicaurbana einen Hof im Val di Zoldo – und rekonstruierten auf historischem Fundament den Anbau o.

Fotos: Giorgio Marafioti; Valentino Nicola; Simone Bossi (2); Tonatiuh Ambrosetti, Daniela Droz; Federico Villa (2)

clinic aurbana.it

Geschichtet Stapelbau in der italienischen Schweiz: Die tragende Betonstruktur verlegten Matteo Inches und Nastasja Inches-Geleta beim sechs Stockwerke hohen Palazzo Pioda o. in Locarno sichtbar nach außen und stellten das Wohnhaus auf Stelzen, frei nach Le Corbusier. Die Verkleidung aus perforiertem Metall lässt sich öffnen – zu immer neuen Fassadenkonfigurationen. inche sgele ta.ch


Architektur Garten

Von einem, der auszog … Luciano Giubbilei ging der Liebe wegen nach England und wurde dort einer der größten Gartendesigner der Zeit. Nun ist er in die Toskana zurückgekehrt und fand in einem Garten bei Pienza zu seinen Wurzeln – und zu sich selbst.

Rosemary and thyme … Auf Kieseln und windgeschützt, hat Luciano Giubbilei (re. Seite: in den Hügeln des Val d’Orcia) Sukkulenten, Rosmarin, Thymian, Ver­ bene und silbrige Stachys gepflanzt. Eine Tapisserie aus Grünblau­, Weiß­ und Ro­ satönen, die zur Patina des alten Mauer­ werks gestimmt ist. „Die Villa war einst ein Kloster, das bis zur Gründung Pien­ zas, ins frühe Mittelalter zurückreicht.“


Tex t Simone Herrmann Fotos Andrew Montgomer y

H inter ihm breitet sich die Landschaft des Val d'Orcia: Olivenhaine, Eichenwälder, Kornfelder, Weinberge und Pinien bedecken die Hügel mit einem Muster aus Silber, Dunkelgrün, Bastgelb und dem Blauschwarz der Zypressen. Musikalische Linien, die Sonne spielt im Grün. Oben prangt Pienza, ein steinernes Diadem mit Türmen, Mauern und Zinnen, wie eine Vision aus dem Mittelalter. Königreich der Himmel. „Im Abendlicht leuchten die Mauern ganz golden“, Luciano Giubbilei lächelt, und sein helles Gesicht vor dem Laub der Olivenbäume wirkt wie eines dieser stillen Jünglingsporträts von Botticelli oder Domenico Ghirlandaio. Junger Mann vor toskanischer Landschaft. Es ist seine Landschaft. Hier ist Giubbilei aufgewachsen, der heute einer der bekanntesten Gartendesigner der Zeit ist. Mit Goldmedaillen bei der Chelsea Flower Show, Studio in London, Aufträgen in der ganzen Welt. Und jetzt ist er wieder zurück. In einem Garten, den er für einen bekannten Architekten und seine Familie gestaltet hat. „Wir sind Freunde geworden“, erzählt er, „aber ich komme auch deshalb hierher, um meine Pflanzen aufwachsen zu sehen.“ Dann sitzt er auf den Stufen der alten Villa, streift mit einem Blick die Aussicht auf Pienza und die lange Reihe der Terrakottatöpfe auf der Terrasse – „alles ist Reihung hier“ – und blättert in den Bildern des Gartens, in den Linien, Farben und Formen, in der Anmut einer Blüte seine eigene Geschichte auf. „Pienza und den Monte Amiata kenne ich von klein auf, vom Skifahren. Und später von meinem Aushilfsjob als Lastwagenfahrer. Damals hatte ich immer eine Kamera dabei.“ Er fotografiert die Zypressen, die wie feierliche Prozessionen durch die Landschaft ziehen, nimmt die Formationen der Weinreben, die Schattenteiche unter den Pinien und das zitternde Licht auf den alten Mauersteinen auf. „Ich bin in Siena, mitten in

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Architektur Garten

Olivenbäume auf Lavendelinseln: Luciano Giubbilei lädt im Hain hinter der Villa die toskanische Kulturlandschaft mit englischer Romantik auf. „Ich wollte die Linien der Umgebung, die von der Landwirtschaft geprägte Licht- und Schattenwirkung in den Garten holen.“

der Stadt, bei meiner Großmutter aufgewachsen. Ein paar Toma- hen miterleben. Vier Jahre lang fährt er, wann immer er kann, im tenstöcke auf dem Balkon waren das Einzige, was ich an Pflanzen ersten Morgengrauen nach Hastings. Aus dieser Zeit bringt er ein kannte. Die Schule hat mich nicht sonderlich interessiert.“ In sei- ganz neues Gespür, eine Liebe zu Blumen und ihrer Schönheit mit, nem Kopf sind die Schwarz-Weiß-Fotografien Balthazar Korabs, die seine gesamte Arbeit verwandelt. Der Garten bei Pienza, ohnediese grandios einfachen, mit so viel Gefühl aufgeladenen Land- dies ein Herzensprojekt, zeigt diese Verwandlung. Natürlich, erschaftsbilder. Mit 18 lernt er eine englische Kunststudentin ken- klärt Giubbilei, habe der Ort eine große Rolle gespielt. Die Villa nen. Sie verlieben sich, ziehen zusammen aufs Land. „Durch sie sei einst ein Kloster gewesen und reiche „bis ins Mittelalter zurück, habe ich erst begriffen, wie kunstvoll diese Landschaft über die vielleicht bis zur Gründung der Stadt Pienza“. Davon inspiriert, Jahrhunderte hinweg gestaltet wurde. Selbst die Zypressen sind habe er eine Abfolge umfriedeter Gartenräume geplant. Pinien beeigens zum Schmuck aus dem Libanon imschirmen die Auffahrt, hohe geschnittene Eichenhecken bilden eine Art Entree, eine portiert worden.“ Noch heute gleiche sie Luciano G iubbilei Vorhalle mit einem rechteckigen Bassin, in den Gemälden des Quattrocento, die seine Freundin so liebte. Für ihn ist es ein Paradem sich der Himmel spiegelt, blau und diesgarten. Zwei Jahre Glück. Dann geht sie heiter oder gewitterschwer. Dann tut sich ein mäandernder Pflanzenteppich auf: Sukzurück nach London – und er geht mit ihr, kulenten mit zarten rosa Blütenrispen, lila studiert an der Inchbald School of Design, Eisenkraut, Thymian, Rosmarin und Artewird Student of the Year. Auch als die Liebe misia (den Namen spricht er so zärtlich aus zerbricht, bleibt er auf der Insel. „Nirgendwo sonst ist die Gartenkultur lebendiger wie den eines Mädchens, obwohl es sich als dort.“ Er wird bekannt. Seine Perrier„nur“ um Beifußstauden handelt). Gärten bei der Chelsea Flower Show mit All das ist auf Kies gepflanzt. Ein TroPavillons, Wasserläufen, Orchideen- und ckengarten, Wolken aus Lindgrün und Lupinenwiesen zählen zu den schönsten Rosenholztönen, Weiß, Lichtblau, Violett und Silber, darüber schwebt Rosmarinduft. Anlagen, die dort jemals zu sehen waren. Architektonische Gartenräume, Bassins, Eibenkuben und Buchs- Stundenlang könne er hier sitzen und zuschauen, wie die Sonnenarkaden werden zu seiner Signatur. Perspektive, Reihung, Mono- stäubchen ins Weite ziehen, wie alle Linien auf einen Ausblick, chromie. Harmonien aus tausendundeinem Grün. Das Erbe der eine bella vista zuströmen. So wie in La Foce, dem Park der Schriftitalienischen Renaissancegärten klingt darin. Und doch fehlt ihm stellerin Iris Origo, den Giubbilei oft besuchte. „Ein Gartenjuwel etwas in diesen virtuos abgezirkelten Geometrien – Lebendigkeit. des Art déco!“ Diese feine Linearität, wie dort die Zypressen geEr geht nach Great Dixter, jenem legendären Park bei Hastings, setzt sind, um mit ein, zwei Strichen Tiefe, Perspektive zu schaffen, den Edwin Lutyens anlegte. Dort gibt ihm Chefgärtner Fergus wie hingetupft die Farben von Bäumen und Blumen sind! „InhaGarrett ein kleines Fleckchen Land. Giubbilei will Blumen und lieren, wie das Einfache funktioniert“, sagt er, das habe ihn La Foce Stauden pflanzen. Zusehen, wie sie wachsen, ihr Wesen erfühlen, gelehrt. Den Garten am Haus hat er „als klösterlichen hortus conden Wechsel der Jahreszeiten in ihnen, ihr Aufblühen und Verge- clusus“ konzipiert, „die Mauern schützen ihn vor dem Ostwind“.

„Wir haben diesen Impuls, etwas großzuziehen. Kind oder Blume. Wir wollen uns um etwas kümmern. Deshalb bin ich Gärtner.“

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Wenn im April die purpurnen Schwertlilien blühen, „kann man zuschauen, wie ihre Farbe das Licht aufsaugt, wie sie immer leuchtender wird“. Ein Raum, ge­ füllt mit Sonnenschein. Der Gemüsegarten sei eine Mischung aus den Bauern­ gärten der Gegend und dem klassischen potager, mit blauen Kohlköpfen, Spa­ lierobst, Buchs­ und Eibenformationen; nebenan führt ein Bogengang aus Wisteria und Kletterrosen zu einem Wasserbassin. Die steinerne Bank davor lädt zur Kontemplation. Was sieht er, wenn er in den Wasserspiegel schaut? „Einen, der weggegangen, zurückgekehrt und in beiden Welten angekommen ist“, sagt Luciano Giubbilei. „England, aber auch das Toskanische, blüht wieder in mir. Ich sehe mich selbst, mitten im Himmel.“ Und dann lächelt er.

Silberblättrige Stachys, Sukkulenten und Thymian mäandern im hortus conclusus (ganz oben) durch die Jahreszeiten. Im Herbst blüht die Spornblume purpurn und weiß, und die Wogen der MittelmeerWolfsmilch „Black Pearl“ tragen schwarze Nektardrüsen. Quitten (o.) reifen am Spalier des Gemüsegartens, wo eine mit Kletterrosen und Wisteria überwucherte Pergola (rechts) zur Bank am Bassin führt: „ein Ort der Selbstbespiegelung“, sagt der Designer.



Panorama Kunst, Bücher und Reise

Foto: © The National Gallery, London

Der Meister der Madonnen Ausgerechnet am 37. Geburtstag, an einem Karfreitag, soll Raffael gestorben sein. Das ist nun 500 Jahre her und gibt uns nach dem Leonardo-Jahr (gerade wurden die Feierlichkeiten im Louvre beendet) die Gelegenheiten, das andere Renaissance-Genie zu feiern. Zwei Retrospektiven sind für 2020 geplant – und werden hoffentlich bald (wieder) eröffnen: Vom Moment des Todes ausgehend, erzählt die Schau in den Scuderie del Quirinale in Rom das Leben und Schaffen des Großkünstlers, Architekten, Poeten, Madonnenmalers. Danach, vielleicht im Herbst, folgt die Londoner National Gallery mit einer Ausstellungshuldigung. Dort zeigt auch „Die Heilige Katharina von Alexandrien“ (um 1507) ihr schönes Antlitz. BG scuderie quirinale.it , nationalgaller y.org.uk

Redak tion Barbara G är tner und Uta Seeburg

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Gewebe aus Geschichte

Panorama Kunst

Isabella Ducrot war Reisende und Sammlerin, bevor sie selbst zur KĂźnstlerin wurde. Ihr Werk bringt vieles zusammen: die Weisheit von Kulturen und Epochen, Meisterschaft durch Autonomie und das Dekorative als Gebet. Tex t Oliver Koerner von Gus tor f

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Fotos Valeria Scrilat ti


„Ich bin niemandem gefolgt“, sagt Isabella Ducrot, unten vor „Red Repetition“, einer gerade fertiggestellten Arbeit aus einem afghanischen Stoff. Ihr Apartment (o.) befindet sich im Palazzo Doria Pamphilj, dessen Parterre zugänglich ist und als eines der schönsten Privatmuseen Roms gilt. Der Kunstsinn liegt in der Familie: Mit ihrem Mann sammelte sie Barockgemälde, die Terrakotta-Skulptur schuf ihr Sohn Giuseppe Ducrot, den Vorhang mit roten Punkten zeigte sie schon in den 1990ern bei einer Schau. Li. S.: „Abito“ von 2016.

Abbildung von Kunstwerk: Mareike Tocha

E s wird jeden Tag erfüllender“, sagt Isabella Ducrot. „Ich bin wirklich dankbar, älter zu werden. Auch das will ich mit meiner Kunst vermit­ teln.“ Das weiße Haar, das Strahlen, die gerade Haltung – fast wirkt sie wie eine Figur auf einem Renaissancegemälde. Dieses Jahr wird sie 89. Ihre Laufbahn als Malerin begann sie mit 60, fast drei Jahrzehnte ar­ beitete sie mehr oder weniger im Stillen – davon lange Zeit hier, im Palazzo Doria Pamphilj. Von ihrem Studio blickt man direkt in den Barockgarten im Innenhof des Palastes, eine verborgene Oase mitten in Rom, in der die Zeit stehen geblieben scheint. Nebenan, in den Prunksälen des Privatmuseums der Adelsfamilie Doria Pamphilj, hängen das Porträt des Papstes Innozenz X von Veláz­ quez, Gemälde von Tintoretto, Caravaggio. Doch in Ducrots Studio wie auch in der Privatwohnung mit den Werken barocker Meister und in­ discher Miniaturmalerei, die ihr Mann Vicky gesammelt hat, verbindet sich eklektischer, surreal anmutender Stil mit einem minimalistischen


„Landschaften und Lustbar­ keiten interessieren uns nicht“, sagt Isabella Ducrot. Mit ih­ rem Mann Vicky sammelte sie nur religiöse Motive des Barock. Im Esszimmer (links) hängen von links Luca Gior­ dano, Giovanni Francesco Romanelli und Giacinto Gimig­ nani. In der Bibliothek (u. li.) zeigt sie ihre andere Leiden­ schaft: indische Miniaturen und einen Khorasan­Teppich aus dem 17. Jahrhundert. U. das zarte „Katha I“ von 2013. Ducrot wird vertreten von der Galerie Gisela Capitain. w w w.galerie c apitain.de

I sab ella D ucrot

„Manchmal genieße ich die Freiheit, die darin liegt, Kunst nicht studiert zu haben, diese Freiheit, ignorant zu sein.“

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Abbildung von Kunstwerk: Mareike Tocha

Panorama Kunst


Einmaliges nautisches Erlebnis an der wilden und wunderschönen Küste Montenegros.

Resorteröffnung Sommer 2020. Riviera Lifestyle auf neu definiertem Niveau. oneandonlyportonovi.com


Sinn für Farbe, Material, Geometrie. Im Flur ergießt sich eine von Serie „Bende Sacre“ (2018), auf Papier montierte spinnwebfeine Ducrot mit blutroten Kreisen bemalte Schleppe von der Decke und Schals aus tibetischen Klöstern, die als Gaben Skulpturen und fällt wie hingegossen über die Stufen einer Treppe – ein alter, Kultgegenständen umgelegt werden. Ducrot hat sie mit schlichten schwerer schneeweißer Stoff, der aber an einigen Stellen so fra­ Rahmen ummalt, in denen sie wie gittergleiche Häute schweben. gil ist, dass das Tageslicht durchscheint. Als sie vor Jahren in Istan­ Das wirkt zenartig, wie eine Komposition von Philip Glass. Die Fragen, ob sie vom Buddhismus, von Minimal oder Con­ bul in einem Museum das Fragment eines antiken Teppichs mit roten Kreisen gesehen habe, sei das ein künstlerisches Erweckungs­ cept­Art beeinflusst sei, verneint sie: „Ich bin niemandem gefolgt. erlebnis für sie gewesen, erzählt Ducrot: „Das Design war wie ein Ich hatte keine Meister, ich habe nicht an der Akademie studiert. musikalisches Motiv, ein Lied, ein Gebet. Ich verstand, dass sich Ich bin eine Selfmadefrau.“ Sie erzählt, dass Tatiana Twombly, die wiederholende Formen im Westen lediglich Dekoration sind, im selbst Künstlerin und eine legendäre Inneneinrichterin war, sie Osten das eigentliche Thema.“ ermutigte und ihr erste Werke abkaufte, wie Achille Bonito Oliva, Mit ihrem Mann hat sie immer wieder Afghanistan, China, In­ einer der bedeutendsten italienischen Kuratoren, ihr 2005 den dien, Tibet bereist, seit den 1960er­Jahren häufig auch mit dem Auftrag für ein Mosaik in der U­Bahn von Neapel gab, wo Ducrot Maler Cy Twombly, mit dessen Frau Tatiana Ducrot eng befreun­ als Tochter einer adeligen Familie aufwuchs. Man spürt, dass sie det war. Auf diesen Reisen hat sie über Jahrzehnte hinweg Stoffe ein privilegiertes Leben mit Kunst und Künstlern verbracht hat. gesammelt – prunkvolle, sakrale, volkstümliche. Und sie hat phi­ Doch ihre Bilder von bauchigen Teekannen, ihre von Miniaturma­ losophische, poetische, kunsthistorische Texte darüber geschrie­ lerei inspirierten Landschaften sprechen von einer mystischen ben. So lag es auch nahe, dass Stoff der Gegenstand ihrer Malerei Einfachheit, einer spirituellen Erfahrung, die sich im Dekorativen ist, die jetzt vom internationalen Kunstbetrieb entdeckt wird. „Big wie auch in der Natur des Stoffes vermittelt. Aura“ nannte sie programmatisch ihre jüngste Ausstellung am Jah­ „Textilien haben mit etwas Unsichtbarem zu tun, wie dem resanfang in der Berliner Galerie Capitain Petzel. Auch hier, in Atem“, sagt Ducrot, „man sieht es nicht, aber man fühlt es – in der dem modernistischen Bau an der Karl­Marx­Allee, das Spiel mit Leere zwischen den Fäden.“ Das Raster von Kette und Schuss, von Proportionen und Wiederholung. Das Gemälde eines riesigen, mit sich kreuzenden Fäden, das bei den tibetischen Schals wie ein flirrenden Strichen überzogenen rituellen Gewandes, daneben die Skelett frei liegt, bildet für Ducrot eine archetypische Matrix. In ihrem Buch „The Checkered Cloth“ beschreibt sie die Stoffe als „textile Gebete“, „eine unzerstörbare Verbin­ dung zwischen Geist und Materie“, in die Gedanken und Worte quasi eingewebt sind. Stoff, das ist in Isabel­ la Ducrots Werk ein semiotisches, poetisches, soziales Geflecht aus Geschichte, Geschichten und Mythen. In ihrem Buch beschreibt sie, wie sie in den Uffi­ zien auf Simone Martinis „Verkündigung mit St. Mar­ garet und St. Ansanus“ (1333) in dem Faltenwurf des Gewandes des Engels ein Karomuster entdeckt, was wie eine Offenbarung für sie ist, da das Karomuster in der Malereigeschichte bis ins 20. Jahrhundert kaum auftaucht. Das Karo, das Webmuster werden verbor­ gen, weil sie aus der Welt des Armen, Volkstümlichen, des Häuslichen und Femininen stammen. Sie werden als minderwertig erachtet, genauso wie das Dekorati­ ve in der Männermalerei der Moderne, das lediglich von Henri Matisse rehabilitiert wird. Wenn Ducrot immer wieder betont: „Ich will dekorativ sein“, kann man das durchaus als feministische Moderne­Kritik verstehen, ebenso wie ihre formal reduzierte Malerei, die sich aus einem tiefen Glauben speist. „Ich könnte mich als spirituelle Künstlerin bezeichnen“, lacht sie, „weil ich glaube, dass ein Taschentuch ein contenitore di spirito, ein Behälter für den Geist, ist, und ich auch er­ klären kann, warum.“ Re. S.: Gerade war in der Berliner Galerie Capitain Petzel eine Schau mit „Pushing Pots“ (o.) und „Bella Terra XXVII“ (darunter), beide 2019, zu sehen. Der erotische Akt im Atelier links ist schon 30 Jahre alt, die große Arbeit daneben so neu, dass sie noch keinen Titel trägt. Ducrot hat dafür eingeweichte chinesische Baumrinde mit japanischem Papier kombiniert.

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Abbildungen von Kunstwerken: Mareike Tocha

Panorama Kunst

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Die Königin des Barock Goldglitzern fällt herab. Die Zofe auf dem von Artemisia Gentileschi gemalten SagenStill li. sammelt keine Goldtaler, sondern Göttergott Zeus. Der hatte sich in Goldregen verwandelt, um die gefangene „Danaë“ (um 1612) zu treffen. Das Kind hieß dann Perseus. Dicht, dramatisch, viele Diven – es passt gut in diese Zeit, dass die Museen der Barockmalerin mit hollywoodesker Lebensgeschichte huldigen, wie nun die Londoner National Gallery. nationalgaller y.org.uk

Visionäre Privatsammlungen in Italien

Mille grazie!

Collezione Maramotti

Fondazione Prada

Fondazione Sandretto Re Rebaudengo

Seit den 70ern sammelte Max MaraGründer Achille Maramotti Kunstwerke. Sammlung samt Wechselausstellungen (aktuell: Svenja Deininger, o. „Untitled“, 2019) hängt im alten Headquarter in Reggio Emilia. Alle zwei Jahre verleiht man den Max Mara-Preis als Italienstipendium: 2020 gewann ihn Emma Talbot.

Miuccia Prada ist beispiellos – auch mit der Kunst. Derzeit bespielt ihre Fondazione drei Orte: die Ca’ Corner della Regina in Venedig, in Mailand das Osservatorio und den imposanten, vielfunktionalen OMA-Koloss in der Porta Romana, wo sie gerade Liu Ye (oben „Prelude“, 2018) präsentiert.

Sie wird mit Peggy Guggenheim verglichen: Patrizia Sandretto Re Rebaudengo, Supersammlerin, Grande Dame, Künstlerförderin. Neben dem Turiner Museum zeigt sie Kunst im öffentlichen Raum (oben in Guarene: Paul Kneales „Flat Earth Visa“, 2019). Pläne? Eine Dependance in Madrid.

collezionemaramot ti.org

fondazioneprada.org

f srr.org

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Redak tion Barbara G är tner

Fotos: © Saint Louis Art Museum; © Ministero per i beni e le attività culturali e per il turismo (MiBACT) – Pinacoteca di Brera – Archivio Fotografico; © Olafur Eliasson, Courtesy of the artist, neugerriemschneider, Berlin, Tanya Bonakdar Gallery, New York/Los Angeles; Giorgio Perottino, Courtesy Fondazione Sandretto Re Rebaudengo; Roberto Marossi, Private Collection, Beijing; Markus Wörgötter, © the artist, Courtesy Marianne Boesky Gallery, New York/Aspen

Panorama Kunst


Urh.: Walter Wittek

Metaphysisch leer Kreidig bleiche Gefäßgrüppchen – fast könnte man das „Stillleben“ oben von 1920 für einen Morandi halten. Es war aber der andere famose Giorgio des 20. Jahrhunderts: de Chirico. Von ihm kennt man gespenstisch leere Plätze, Nietz­ sche soll ihn draufgebracht haben, er nannte es Pittura metafi­ sica. Dass diese metaphysischen Bilder, die das Musée d'Orsay nun zeigt, auf unseren irrealen Alltag treffen, ist surreal. muse e - or say.fr

Fondazione Nicola Trussardi Erst war die Fondazione Nicola Trussardi nur ein Museum. Dann übernahm Beatrice Trussardi und machte Kuratoren-Darling Massimiliano Gioni, heute auch Chef des New Museum in New York, zum Artistic Director. Seither finanziert die Stiftung Kunst-Events. Immer kostenlos. Immer spektakulär. Wie oben Olafur Eliassons Legobastelei „Collectivity Project“ (2005) in Mailand. fondazionenicolatrus sardi.com

Terminangaben können in diesen Tagen nicht anders als vage sein. Glücklicherweise sind viele Ausstellungshäuser derzeit auch virtuell zu besuchen. Aktualisierte Ausstellungsdaten finden Sie auf ad-magazin.de

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Panorama Bücher

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3 F g 86 Gio Ponti Dinner Plates 1967 Porcelain Manu actured by Ceram ca Franco Pozzi Gallarate taly Denver Art Museum Funds from 1999 Des gn Council Benefit 2000 94 98 Gift of Barbara Sud er Hornby 1991.1124.1–4.

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Leseprobe Redak tion Oliver Jahn und Uta Seeburg

1 Flaniermeilen Virtuelle Spaziergänge durch Museen sind derzeit gefragt wie nie, dieser hier findet auf Papier statt. Mittels dieses Prachtbandes kann man in al­ ler Ruhe durch die Sammlung der Vatikanischen Museen fla­ nieren, blättern und staunen, die so gigantisch ist, dass man sie unmöglich während eines Städtetrips erledigen kann.

2 Das Haus am See Jacques Garcia, Pariser Meister der Opulenz, der schon histo­ rische Räume im Louvre und im Schloss Versailles gestaltete, widmet sich hier einem Pro­ jekt am Lago di Como. Ein Pa­ lazzo aus dem 16. Jahrhundert, dessen glorreiche Vergangen­ heit Garcia wieder aufleben lässt, ohne je museal zu sein, wie dieser Band illustriert.

3 Hoch aufragend Das einzige Gebäude, das der ikonische Architekt und Desi­ gner Gio Ponti jemals in den USA, in Denver, erbaute, steht hier im Fokus. Spektakulär: die mit über einer Million Glas­ fliesen bedeckte Fassade. Skiz­ zen, historische Fotografien und weitere Arbeiten Pontis (oben Teller, 1967) schillern nicht weniger facettenreich.

4 Zauber der Welt Unwirkliche Idealstädte, pup­ penartige Gestalten: Das war die Welt Giorgio de Chiricos (oben li. „Der Prophet“, 1914/15), der mit seinen Bildern die Pittura metafisica begründete und damit als einer der ersten den Kosmos des Surrealismus betrat. Der Band nimmt uns dorthin mit, versammelt zudem von ihm beeinflusste Werke.

Vatikanische Museen. Schnell & Steiner, 488 S., 96 Euro.

Villa Balbiano. Flammarion, 280 S., 75 Dollar.

Gio Ponti in the American West. Rizzoli Electa, 160 S., 55 Dollar.

Giorgio de Chirico: Magische Wirk­ lichkeit. Hirmer, 224 S., 29,90 Euro.

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Fotos: Schnell & Steiner; © Bruno Ehrs; Flammarion; Courtesy of Denver Art Museum; Rizzoli; Hirmer; © The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florence

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Auch wenn der Weg in diesen Tagen verwehrt ist: Wir sehnen uns nach besseren Zeiten und planen schon die nächste Reise nach Südtirol. Denn dort tritt eine junge Generation Hoteliers an – und eröffnete gerade kleine, fabelhaft gestaltete Häuser. Tex t Uta Seeburg

E s ist nicht ganz greifbar, dieses Gefühl, das einen packt, sobald man den Brenner verlassen hat und den ersten Espresso auf einer sonnenbeschienenen Piazza in einem kleinen Südtiroler Städtchen nimmt. Palmen werfen ihr Schattenspiel auf die Pflastersteine. Es ist genau das Italien, wonach man sich anderswo so sehr sehnt. Doch dann hebt man den Blick zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen. Liest auf den Tafeln vor den Restaurants von Knödeln und Schlutzkrapfen: Uneindeu-

Villa Arnica, Lana villaarnic a.it

In den Zwanzigerjahren erbaut, war die „Villa Arnica“ (oben und links) eine Pension, in der bis in die Achtziger viele Künstler abstiegen. Dann stand der imposante Bau lange leer. Nun wurde er wiederbelebt als Hotel mit zehn Zimmern im Sixties-Flair, Pool und Gemüsegarten, DZ ab 310 Euro.

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Fotos: Patrick Schwienbacher (3); My Arbor/Moving Pictures; Benno Prenn

Wir träumen schon vom Alto Adige


Panorama Reise

My Arbor, St. Andrä my-arb or.com

Einmal im Baumhaus übernachten? Die kubische Version dieses Kindheitstraums ist ein komfortables Hotel (re.) auf Stelzen, dessen 104 Suiten „Nest“ oder „Treetop“ heißen. Beim Aufwachen ist man nicht nur auf Wipfelhöhe, sondern blickt auch von der Terrasse unten tief ins Eisacktal, „Nest“-Suite ab 348 Euro.

tigkeit, das ist der Reiz dieser Region, wo es schon mal vorkommt, dass ein Bozner an einen Tresen gelehnt im zackigen Ita­ lienisch seinen aperitivo ordert, um im nächsten Atemzug auf Deutsch fröhlich weiterzuparlieren. Vor dieser Kulisse der Polaritäten findet derzeit ein spannender Generationenwech­ sel statt. Eine Riege junger Hoteliers tritt auf den Plan, deren Eltern den Tourismus­

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Panorama Reise

Miramonti, Hafling hotel-miramonti.c om

boom der Siebzigerjahre erlebten und oft mitprägten, jener Zeit, in der in beschaulichen Dörfchen Bettenburgen entstanden und Besucher in Massen zum alljährlichen Törggelen pilgerten. Die nächste Generation setzt auf kleine Boutiquehotels und ein Design, das jenseits alpiner Klischees liegt. Klaus Dissertori etwa wuchs im Hotel auf, im „Schwarzschmied“, das seine Mutter 1981 eröffnete. Er studierte im Ausland, kehrte dann zurück ins Familienunternehmen, das er gründlich umkrempelte. Das „Schwarzschmied“ ist heute ein Yoga-Hotel im preisgekrönten Design. In seinem Heimatdorf Lana, ein Örtchen inmitten von Weinbergen und Obstbaumplantagen, finden sich auch seine zwei neusten Hotelprojekte, das „1477 Reichhalter“ und die „Villa Arnica“, eine Ode ans mondäne Design der Sechziger, mit einem hauseigenen, üppig bewachsenen Gemüsegarten. Das „Reichhalter“ ist ein über 500 Jahre altes Haus, in dessen historische Gemäuer sich Klaus Dissertori verliebte. Tatsächlich sind einige der neuen Hotels in dieser Region ein Rückgriff auf deren Vergangenheit, die allerdings mit einem frischen Blick in Besitz genommen wird. Die Schichten der Geschichte entblättern sich im „Reichhalter“ in jeder Ecke, an den unverputzten Wänden, den originalen schweren Holztüren, schreiben sich in die Bezeichnungen der acht Zimmer ein, die „Schönmüller“, „Mihl“ oder „Stadele“ heißen, nach den Rollen, die der Bau im Wandel der Jahrhunderte spielte. Architekt Zeno Bampi legte die denkmalgeschützte Fassade frei

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Judith Kiniger

„Man kann die Stadt erleben oder auf den Berg flüchten – man hat hier sozusagen alles griffbereit.“

und baute das Dach aus. Innenarchitektin Christina von Berg, die auch für die Gestaltung der anderen Hotels der Familie verantwortlich zeichnet, nahm sich feinfühlig des Interiors an. Das Ergebnis ist asketisch und elegant: ruhige Farben und VintageMöbel, unbehandelte Holzböden, viele nackte Wände, keine Fernseher, dafür Licht und das Gefühl, frei durchzuatmen. „Uns interessieren die internationalen Standards mit Fernseher, Minibar und großer Lobby nicht“, sagt Dissertori. „Wir suchen nach dem Persönlichen, wo sich jemand Gedanken gemacht hat und nur etwas ins Zimmer stellt, das für ihn wirklich Sinn ergibt.“ Gedanken gemacht, „manchmal schon fast zu viele“, haben sich auch die Betreiberinnen der neuen „Villa Verde“, ebenfalls nahe Meran gelegen. Das erste eigene Hotel für Judith Kiniger, ihre Schwester Paula und deren Mutter Heidi Oberhofer – auch wenn man natürlich immer schon im Bereich Gastronomie und Hotellerie gearbeitet habe, „das ergibt sich in Südtirol ganz automatisch“, lacht Judith Kiniger. Auch die „Villa Verde“ spielt mit dem Gegensatz aus Alt und Neu, im Zentrum steht eine

Fotos: Tiberio Sorvillo (2); © 2017 Matthias Ausserer; Giovanni De Sandre (2)

Ein Spektakel, dieser Blick über Tal und Berge, sobald man über eine kleine Treppe in das verglaste Restaurant und die Lobby gerät. Das „Miramonti“ mit seinen 43 Zimmern hängt im Berg oberhalb Merans – wie eine Enklave, in der über die letzten Jahre mit nordischem Design, lokalem Fine Dining und kleinen baulichen Perlen experimentiert wurde, wie zuletzt dem Onsen Pool (re.) und dem Sky House (unten rechts), einer schicken Kemenate in schwindeliger Höhe, DZ ab 264 Euro.


Castel Hörtenberg, Bozen c as tel-ho er tenb erg.c om

Das Renaissanceschloss unten in Bozens Altstadt wurde jüngst als behutsam res­ tauriertes Hotel mit 24 Zimmern eröffnet: ein Mix aus Modernität, originalen Fres­ ken und gediegener Stimmung wie in der Suite „Stube“ (u. rechts), DZ ab 200 Euro.

Jugendstilvilla an einem großen Naturbadeteich, daran schließt sich ein zurückhaltender Neubau an. Das Projekt der drei Frauen ist dabei kein klassisches Hotel; statt Zimmern bieten sie Apartments mit eigener Küchenzeile, als gastronomisches Angebot lediglich ein liebevoll zusammengestelltes Frühstück und einen kleinen Laden, in dem man ein Abendbrot erwerben kann. Oder man folgt den zahlreichen Empfehlungen des hauseigenen Foodguides. „Wir möchten unsere Gäste nicht von morgens bis abends an uns binden, dafür gibt

Muchele, Burgstall muchele.c om

Ein bunter, lichter Ort im Stile Patricia Urquiolas, deren Möbel der italienischen Marke Moroso die Zimmer füllen. Be­ trieben von drei Schwestern, deren Herz­ lichkeit das Boutiquehotel mit seinen 40 Zimmern erst richtig ausmacht. Brand­ neu: sechs weitere farbenfrohe Suiten (oben das „Studio“). Bereits ein kleiner Klassiker – am „Kuchltisch“ sitzt man in der Küche, trinkt, isst und schaut den Köchen beim Brutzeln zu, DZ ab 312 Euro.

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Panorama Reise

1477 Reichhalter, Lana „Mihl“, „Brodtbank“ – die Namen der acht Hotelzimmer erzählen von der Geschichte des 1477 erstmals erwähnten Hauses. Architektin Christina von Berg gelingt eine einfühlsame Zwiesprache mit den historischen Räumen, dazu gibt’s ein ausgezeichnetes Restaurant, DZ ab 198 Euro.

es hier zu viel zu erleben“, sagt Kiniger. „Unsere Gäste wollen nicht abends nur noch die Treppe runter ans Hotelbuffet fal­ len, die setzen sich gern noch mal ins Auto und fahren 20 Minuten zu so tollen Adres­ sen wie dem ‚Reichhalter‘ oder dem ‚Meteo‘ in Meran.“ Dabei kann man in der Villa selbst so manches entdecken. Auch hier

war Christina von Berg für die Innenein­ richtung zuständig, ein Mix aus zeitgenös­ sischem Design und ausgewählten Vin­ tage­Stücken, die meisten stammen von italienischen Flohmärkten. „Man soll nicht reinkommen und schon auf einen Blick wissen, wie es in der nächsten Ecke aus­ sieht“, fasst Kiniger das Konzept zusammen. Wie die „Villa Verde“ haben sich alle diese Adressen von Bozen bis Burgstall dem Geist der Erneuerung verschrieben. Doch immer stößt man auf ein nach Zirbe duftendes Zeitmaschinchen: die „Stube“, in der man wie eh und je sein Knödeltris es­ sen und alpinen Träumereien nachhängen kann. Denn schließlich bleibt man in Süd­ tirol seinen Wurzeln doch treu.

Villa Verde, Algund villaverde -meran.com

Ein weitläufiger Park bei Meran, eine helle Jugendstilvilla, dazu ein schlichter Anbau (o.). Darin: 35 Apartments in warmen Farben und mit eigener Küchenzeile, Vintages zu kontemporären Möbeln, eigens entworfene Tapeten. Und viele frische Ideen, Apartment ab 259 Euro.

Das lohnt sich auch noch Klaus Dissertori „Zum Wandern ist das Vigiljoch wunderschön, dort oben ist man in einer anderen Welt. In Meran geht’s in den Monocle Shop (Dantestraße 23), dann zum hervorragenden, kreativen Essen ins ‚Meteo Restaurant‘ (Winterpromenade 51).“

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Judith Kiniger (Mi.) „Spannend: Im neuen ‚Wirtshaus zur Blauen Traube‘ (Alte Landstr. 44, Algund) hat sich ein junges Team der lokalen Küche verschrieben. Feste kulinarische Größen: ‚Miil‘ (Gampenstraße 1, Tscherms) und ‚Trauti‘ (St. Valentinstr. 17, Meran).“

Fotos: Patrick Schwienbacher; Lilli Persson (2); Tiberio Sorvillo; © Villa Verde, Stefano Scatà (2)

147 7reichhalter.com


Panorama Reise Engel über Florenz Hoch hinaus: Über drei Ebenen erstreckt sich das neue „Angel Roofbar & Dining“, das dem kürzlich eröffneten „Hotel Calimala“ sozusagen die Krone aufsetzt – und weite Blicke über die florentinische Altstadt erlaubt. Ein luftiger Wechsel aus Innen- und Außenraum, eingerichtet vom Londoner Interiordesigner Alex Meitlis, der auch den Rest des Boutiquehotels gestaltete. Meitlis setzt im geschlossenen Teil des Restaurants auf Holz und Marmor vor rauen Backsteinwänden. Und draußen? Verlässt er sich ganz auf das Spektakel von Florenz' altehrwürdigen Steinen. hotelc alimala.com

Ettore lässt grüßen Einmal durch die Welt essen, vom Dim-Sum bis zur Guacamole, das ist das Konzept der Chefköchinnen Viviana Varese und Ritu Dalmia. Das Auge bleibt im milanesischen „Spica“ dafür ganz in Italien: Die grafischen Muster der Tapeten sind von Ettore Sottsass inspiriert, die Möbel sprechen Franco Albinis Formensprache. Inszeniert wird diese Hommage vom Architekturstudio Vudafieri-Saverino Partners. spic are s taurant .com

Fotos: Shai Epstein; Nathalie Krag; The Thinking Traveller

Burg Frieden Warum einen Palazzo mieten, wenn man ein ganzes Fort haben kann? Auf den Klippen der kleinen Tyrrhenischen Insel Capraia thront das „Forte San Giorgio“ – übrigens nicht weit von Elba, wo Napoleon einst in recht finsterer Stimmung über die Gischt geblickt haben dürfte. Ungleich heiterer geht es in dem jahrhundertealten Gemäuer zu, das aufwändig restauriert und in ein Feriendomizil mit elf Schlafzimmern unter hohen Gewölbedecken verwandelt wurde. Dazu: eine Küche auf Sterneniveau, Terrassen, Pools, Gärten und ein Kinosaal, ab 24 560 Euro/Woche. the thinkingtraveller.com

Redak tion Uta Seeburg

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SHOP.VOGUE.DE


Leben

Foto: Helenio Barbetta/Living Inside

in Florenz, Thiene, Noto, Paris, Serranova, der Schweiz und Porto Cervo

Wo alles passt Nach außen zeigt sich die venezianische Villa der Familie Brazzarola als weiße Box, innen harmoniert Sichtbeton mit viel Samt und einem Who's who des italienischen Designs. Den Esstisch von Carlo Scarpa unter dem Sarfatti-Lüster steuerte Decorator Giacomo Totti aus seinem Privatbesitz bei. Wenn die Dinge es so wollen, muss man sich fügen. RK

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Im Flur sorgt ein Mix aus Marmor, Linoleum und Nussbaum für Fifties-Flair. Hellblauer Sidetable von Nanna Ditzel für Odense Maskinsnedkeri. Drei Tischchen von Gianfranco Frattini für Cassina.


Florenz

In einem Penthouse am Ponte Vecchio schlägt Architekt Massimo Adario eine Brücke zwischen Midcentury und Moderne.

Im Fluss der Zeit

Tex t Nicolas Milon Fotos Stefan Gif t thaler

Die Sonne im Rücken: Goldgelbes Linoleum kleidet Wände und Schranktüren aus Massivholz im Schlafzimmer. Die Türgriffe aus Keramik in Form von Blüten und Insekten sind von Francesco Ardini. Vintage-Flechtstuhl von Marcel Breuer.

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Ma s si mo Ad a r io

„Ich schätze das traditionelle italienische Keramikhandwerk.“

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Re. S. oben: Auf marokkanischen Vintage-Teppichen im Wohnzimmer ist Massimo Adarios Sofa ein Ruhepol. Besten Flussblick bietet der Ledersessel, den Ingmar Relling designte. Dazu gesellt sich die Seventies-Stehleuchte von Ennio Chiggio. Re. S. unten: Den Otto SchulzSekretär krönt eine Glasvase von Valner Studio.


Hinter dem Keramik­ wandbild von Fran­ cesco Ardini verste­ cken sich Schränke. Die Kücheninsel mit Stahltüren und bel­ gischem Marmor ent­ warf Massimo Ada­ rio. Keramikkugel: Carlo Zauli über Flair.

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Sonnenbad im Schlafzimmer: Die gelbe Wandverkleidung aus Linoleum glimmt hinter dem Bett und Nachttisch von Massimo Adario. Beides wirkt wie Midcentury-Design und ist doch neu entworfen. So passt es gut zur italienischen Vintage-Leuchte, Karaffe: Ferm Living.


Ma s si mo Ad a r io

„Ich wollte diesen klaren Stil der Moderne bewahren.“

Firenze alla milanese! Vor den kannelierten Nussbaum-Paneelen im Flur steht ein 20er JahreSchränkchen von Otto Schulz. Darauf steht die Bronzeskulptur „Motherhood“ von François Tamba Ndembe und schaut auf den gläsernen Pietro Chiesa-Tisch (für FontanaArte). Rundherum warten Marcel Breuers Stühle auf Gäste.

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D er Ponte Vecchio ist nicht irgendeine Brücke in Florenz – es ist die bekannteste, ja die bedeutendste dieser Stadt. Und dort, an einem Ende, steht ein Gebäude aus dem Jahr 1950, das einer italienischen Versicherungsgesellschaft gehörte. Im obersten Stockwerk erstreckt sich ein über 200 Quadratmeter großes Penthouse mit Panoramablick auf den Fluss. Als der Architekt Massimo Adario damit beauftragt wurde, es von Grund auf zu sanieren, ließ er sich von dessen Midcentury-Geist inspirieren. Ganz behutsam veränderte er die Struktur, nur ein Zimmer fügte er hinzu. „Ich wollte den sehr klaren Stil der Nachkriegsmoderne bewahren und habe daher den für die Zeit typischen Nussbaum verwendet.“ Vorhandene Durchgänge wurden vergrößert und mit Marmor verkleidet. „Letztlich habe ich aber sehr viele Dinge erhalten, denn die Basis war ja gut.“ Der Architekt hat sich bei den Durchbrüchen an den bodentiefen Fenstern orientiert, hob so deren beeindruckende Höhe hervor – und schuf offene, lichtdurchflutete Räume, die sowohl das Grün des Flusses als auch das Blau des Himmels reflektieren. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den Materialien und Farben. Neben goldenem Nussbaumholz und Marmor hat Adario viel farbiges Linoleum verarbeitet, das Wände und Böden kontrastreich

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in Szene setzt. Die Linoleumplatten ließ er mit natürlichen Materialien wie Rohrgeflecht oder Holz einfassen. Gepaart mit Messing, glattem Marmor und geriffeltem Holz, lassen sie den Geist der Fünfziger – das Jahrzehnt, in dem das Gebäude entstanden ist – wieder aufleben. Seinem Sinn fürs Detail ist es zu verdanken, dass die Messinggriffe an den Fenstern erhalten blieben; Steckdosen und Schalter wurden nach ausgiebiger Recherche eigens aus Bakelit (dem Kunststoff jener Zeit) nachempfunden. Die Wahl der Materialien war eng mit der Farbgestaltung verbunden. Im Wohnzimmer herrschen tiefe Blau- und Grüntöne vor, die einen fröhlichen Kontrast zu Marmor und Nussbaum markieren. Das Gästezimmer leuchtet satt in einer Kombination aus blauem und rotem Linoleum, im Badezimmer und im großen Schlafzimmer macht ein ausgesprochen kräftiges Gelb der Sonne über Florenz Konkurrenz. Für das Schlafzimmer, das Wohnzimmer und die Küche hat Massimo Adario den Keramikkünstler Francesco Ardini beauftragt. „Ceramica Gatti ist eine traditionsreiche Keramikmanufaktur in Faenza, die 1928 vom Maler und Bildhauer Riccardo Gatti

Die Brücke im Blick: In einem al­ ten Versicherungs­ gebäude aus den Fünfzigern, direkt am Ponte Vecchio gelegen (o.), hat Ar­ chitekt Massimo Adario (re. S. o. li.) ein über 200 Qua­ dratmeter großes Penthouse mit viel Liebe zum Midcen­ tury neu gestaltet.


gegründet wurde. Das Haus ist bekannt für seine Zusammenarbeit mit großen italienischen Designern wie Gio Ponti, Carlo Corvi, Giovanni Guerrini und anderen.“ Francesco Ardini hat Keramikreste, die beim Brennen übrig blieben, zu neuer Blüte gebracht – er schuf daraus Türklinken für die Schränke im Salon und im Schlafzimmer, sie sehen aus wie Pflanzen und Insekten. Auch die großen Schranktüren in der Küche sind mit einem von Francesco Ardini gestalteten Wandbild verkleidet. Es wurde aus mit Porzellanstaub bedeckten Keramikfliesen gefertigt. Auf diese hat der Künstler vor dem Brennen figurative Muster mit den Fingern gezeichnet. Eine maßgefertigte Kücheninsel aus Metall und Messing ergänzt das Interior um radikale Schlichtheit. Im Bad dagegen unterstützte Massimo Adario den gelben Glow der wandhoch verlegten Fliesen mit einem selbst entworfenen Nussbaumschrank. Als Hommage an die Nachkriegsmoderne hat Adario Mobiliar aus fast allen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts versammelt: vom Bauhaus bis in die 1980er-Jahre. Thonet, Cassina, aber auch maßgeschneiderte Kreationen wie den samtigen Zweisitzer im Wohnzimmer, den der Architekt für das Apartment designte. Die von einem tschechischen Designer gestalteten Liegestühle fand er in der Schweiz. Gerade in diesem Spiel mit den Epochen, die Adario aber mit einem sehr heutigen Blick kombiniert, liegt der Charme dieser „Florentiner Renaissance“ – alles wirkt sehr gegenwärtig, aber auch so, als sei es irgendwie immer schon da gewesen.

An den neu eingesetzten, großen Holzfenstern o. gruppieren sich allerlei Vintage-Schätze: Jan Bočans Flechtstühle für Thonet, ein Ledersessel von Ingmar Relling und zwei Tischchen von Gianfranco Frattini für Cassina. Links geht es auf den Balkon mit Blick auf den Ponte Vecchio. Im Gästezimmer (ganz oben) setzen schwarze Lichtschalter von THPG Akzente auf buntem Linoleum.

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Und zwischen Betonwän­ den und Zementboden wachsen Blumen – auf einem chinesischen Vin­ tage­Teppich aus den 1920ern. Zur kantigen Ar­ chitektur ergänzte Interi­ ordesigner Giacomo Totti runde Formen und liebli­ che Farben: Den von ihm designten Couchtisch aus Marmor, Travertin und Messing umgarnen zwei lippenstiftrote Gio Ponti­ Sessel, eine Stehleuchte von Angelo Brotto und ein Cassina­Tischchen. Re. Seite: Am Fuß der Treppe wartet ein Sesselpaar von Paolo Buffa, diskret ge­ krönt von Le Corbusiers „Lampe de Marseille“.

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Samt & Sichtbeton

Wie ein nüchterner Bau zur fulminanten Hommage an italienische Helden wurde – und zum neuen Heim einer fünfköpfigen Familie. Mit Carlo Scarpa und Gio Ponti, Alpenblick und Teppichwiese. Tex t G esine B orcherdt

Fotos Helenio Barbet ta

Fotos: Helenio Barbetta/Living Inside

Thiene


Elen a Br a zz a rol a

„So viel Licht und diese unglaubliche Aussicht versetzen uns schon am Morgen in gute Laune.“

Party of five: Glücklich im neuen Zuhause sind (li.) nicht nur Elena und Giovanni Brazzarola, son­ dern auch ihre drei Kin­ der: Giulia (12), Matteo (15) und Lorenzo (6). Wie ein weiteres Familien­ mitglied wirkt der gefal­ tete Kamin. Er hat sogar einen Namen: Schmetter­ ling – so nennt ihn sein Schöpfer Giacomo Totti.

Re. S.: In jedem Raum fächern Palmen ihre gra­ zilen Finger auf. O. li. winken sie dem Esstisch von Carlo Scarpa zu. Ebenso feingliedrig sind die Giuseppe Gibelli­ Stühle und der Leuchter, den Gino Sarfatti für Flos schuf. Bank und Terras­ sentisch (oben re.) wurden aus Baustellenresten ge­ fertigt. Dazu gesellt sich Designgeschichte aus Rattan (links Sessel von Franco Albini, re. Gio Ponti). Das Schlafzimmer unten wirkt mit Cole & Son­Tapete zu Samt und Anastassiades­Leuch­ ten wie ein Nightclub.

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D ie Welt ist grün. Wenn Familie Brazzarola morgens aufwacht und noch schlaftrunken durchs Haus streift, taucht sie durch alle Fa­ cetten: Mint, Gras, Tanne, Apfel, Smaragd, Jade und Türkis leuch­ ten in Wellen von Tageslicht, das von allen Seiten durch die raum­ hohen Fenster flutet. Von außen ist das kaum zu erahnen: Da steht ein weißer Würfel dezent in der Landschaft des Veneto, am Rande des historischen Zentrums von Thiene, einer Stadt unweit von Ve­ nedig und Vicenza. Der Blick vom Garten geht auf die Alpen. „Ich würde nie wieder in den dunklen Altbau ziehen, in dem wir vor­ her gelebt haben!“, sagt Elena Brazzarola und atmet tief durch. „So viel Licht und diese unglaubliche Aussicht versetzen uns schon am Morgen in gute Laune!“ Das Grün, die Berge, die Natur – bevor sie und ihr Mann Gio­ vanni den Interiordesigner Giacomo Totti kennenlernten, hatten sie keine Ahnung davon, wie sehr das Innenleben eines Zuhauses die Stimmung beeinflussen kann. Dank Totti wurden sie neugierig, ließen sich inspirieren, diskutierten und beauftragten ihn schließ­ lich für ihren Neubau – und gewährten ihm, nach einigen Wider­ sprüchen, freie Hand. „Elena und Giovanni wollten eigentlich eine

Alles im grünen Bereich! Der Marmor in der Küche ist grün, so wie das Licht, das die Leinenvorhänge sieben. Die Kabelschwünge der Flos-Leuchte (entworfen von den Bouroullec-Brüdern) kontern die Cassina-Barhocker (Kazuhide Takahama) mit kühler Geradlinigkeit.

nüchterne Einrichtung, konträr zu meiner Philosophie“, sagt Totti vorsichtig. „Schrittweise haben wir uns dann einander angenähert, um die formale, maskuline Struktur des Gebäudes aufzuweichen. Ich bin den beiden sehr dankbar, dass sie mir so vertraut haben!“ Doch Totti brachte nicht allein sich selbst ins Spiel. In gewis­ sem Sinne versteht er das Projekt – auch weil er selbst aus dem Veneto stammt – als Hommage an Carlo Scarpa: Der venezianische Architekt baute meist mit Beton, Holz, Stein und Metall und ließ sich von Gartenbau ebenso beeinflussen wie von den traditionel­ len Gebäuden Japans. Und gerade diese lichte, klare Ästhetik war es, die Totti bei den Brazzarolas einbringen wollte. An der Wohnzimmerwand zieht eine seltsame Eisenform alle Blicke auf sich – es ist ein Entwurf von Totti, spielerisch gefaltet wie ein Origami. Der Designer selbst spricht von Schmetterling und meint doch nur: den Kamin. „Seine Form bildet einen Kon­ trast zu dem geradlinigen Gebäude mit Sichtbetonwänden. Eben­ so wie der chinesische Teppich aus den Zwanzigerjahren.“ Mit dem füllt ein heiteres, trotz seines Alters erstaunlich frisch ausse­ hendes Blumenmeer in Pink und Grün den Wohnzimmerboden aus. Von der anfangs gewünschten Nüchternheit der Brazzarolas ist also nicht mehr viel übrig. Und von der Maskulinität des Baus auch nicht. Alles ist hier im Fluss, feminine Formen und Farben


Zwei Seiten eines Salons: Selbst das Sofa links, das Giuseppe Viganò für Arketipo Firenze gestaltet hat, ist eine waldgrüne Oase. Auf dem Couchtisch zwirbeln sich Bienenwachsplastiken von David Aaron Angeli in die Höhe. Gegenüber lehnen Arbeiten von Jarmila Mitríková und Dávid Demjanovič, ins rechte Licht gesetzt von Michael Anastassiades’ Flos-Tischleuchten.

umschmeicheln die harten Kanten. Wie Tottis kreisrunder Couch- Entworfen hat die Sitzmöbel der Japaner Kazuhide Takahama, der tisch aus drei verschiedenen Marmortypen („Rosa, gelb und weiß, viele Jahre in Thiene gearbeitet hat. Eine weitere Widmung an den wie ein Sonnenuntergang“) und Gio Pontis knuffig-knallrote Vier- Ort, den man aber dauernd vergisst, einfach weil man sich gerade zigerjahre-Sessel mit weißen Borten („Sie brechen die klaren Li- auf einer Kreuzfahrt durch Zeit und Raum befindet. nien des Gebäudes“): Der Raum feiert ein eklektisches Get-toWenn man so will, dann ist Davonträumen das Motto von diegether, in dem sich Dandys und Designliebhaber genauso sem Haus. Vor allem wenn durch die Vorhänge aus hellgrünem wohlfühlen dürften wie die drei Kinder der Familie. Leinen Frühlingssonnenstrahlen dringen, die Gedanken an WasDas Wohnzimmer geht praktisch nahtlos in die sala da pranzo ser und Wiesen hineinholen. Man nimmt sie mit ins Schlafzimmer über. Carlo Scarpas eleganter Esstisch auf Messingbeinen wird im Obergeschoss. Blauer Samt am Kopfende des Bettes und die hier mit einem Cocktail-Set aus Wurzelholz und Messing deko- dicht bedruckte Palmentapete darüber verwandeln den Raum in riert. „Sie stammen aus meiner Privatsammlung“, räumt Giacomo eine Welt aus Jugendstil und Tropenfantasie. Zur Abkühlung holt Totti etwas wehmütig ein, „aber sie waren einfach so perfekt für einen der Außenpool wieder auf den Boden der Tatsachen zurück: das Projekt!“ Umkränzt von Giuseppe Gibellis Sechzigerjahre- Auf der Terrasse stehen Tisch und Bänke aus Beton, der von den Stühlen, schwebt darüber Gino Sarfattis moderner Messingkron- Bauarbeiten übrig geblieben ist. Aber so ganz ohne Vintage geht leuchter wie eine Schüssel Spaghetti. Totti lässt hier seiner Nos- es auch hier nicht: Die Rattansessel stammen aus den Fünftalgie für die wohl schönste Ära des italienischen Designs freien zigerjahren, ihre Schöpfer heißen Lio Carminati, Gio Ponti und Lauf. „Die meisten wissen nicht, dass auch im Veneto viele groß- Franco Albini. Man lässt sich fallen und treibt, mit Blick auf die artige Architekten und Designer gearbeitet haben. Mailand und Berge, wieder davon. Umgebung sind dafür berühmt, aber unsere Gegend hat es nie Doch das Faszinierende an diesem Haus ist nicht nur seine Gains Rampenlicht geschafft.“ be, die Fantasie zu triggern. Es ist auch Tottis Hingabe an die GeWenn Totti erzählt, schwingt der Singsang des venezianischen schichte italienischen Designs, die es so besonders macht. Dass er Dialektes mit. Es ist dieselbe Leichtigkeit, mit der er auch die Kü- seine eigenen Entwürfe an der Vergangenheit orientiert und klare che in eine Art Hafenbecken verwandelt hat. Vom Tresen aus grü- Referenzen zulässt, hat dabei so gar nichts Gestriges. Im Gegennem Marmor (wie er sich auch unterm Kamin an der Wand ent- teil: Mit den Klassikern im Hinterkopf – vor allen mit denen, die langzieht) kragt ein hoher, schmaler Esstisch heraus, um den sich kaum einer kennt – hat er hier einen ganz eigenen kleinen Planedie Familie auf Hockern versammelt wie die Crew auf einem Boot. ten geschaffen. Leicht, grün und voller Leben.

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Schon die alten Griechen hatten die Hügel um Noto als Bauplatz entdeckt. Im 17. Jahrhundert entstand hier dann ein Jesuitenkloster, die beiden Statuen zu Seiten des Eingangs stammen aus dieser Zeit.

Tex t Mitchell O wens Fotos Ober to Gili

Amore!

Für Interiorstar Jacques Garcia sind Häuser Herzensangelegenheiten. Ein verfallenes Kloster auf Sizilien ließ er als irdisches Paradies wiederauferstehen. Für sich und seine Freunde.


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ber Jahrzehnte hinweg widmete Jacques Garcia all sein Talent und seine Energie einem einzigen privaten Projekt: dem Château du Champ de Bataille. Solange er diesem normannischen Juwel aus dem 17. Jahrhundert nicht den letzten Schliff verpasst hatte, konnte kein anderes altes Anwesen sein Interesse wecken, wie reizvoll es auch immer sein mochte. Fragt man ihn, wie er diesen Verführungen widerstehen konnte, kommt die Antwort von Herzen: „Ich bin ein Mann, der immer nur eines liebt – ich kann nicht fremdgehen“, erklärt der Pariser, der für seine glamourösen Hotelinterieurs berühmt ist, von „Hôtel Costes“ und „La Réserve“ in Paris bis zum „La Mamounia“ in Marrakesch oder „NoMad“ in Manhattan. „Ehe ich fremdgehe, gehe ich lieber gleich ganz.“ Erst als Champ de Bataille vor einigen Jahren eine gewisse Reife erlangt hatte – alles darüber erfährt man im Buch „Twenty Years of Passion“, einer 400-seitigen Liebeserklärung an das Baudenkmal, das ihm seit 1992 gehört –, gestattete sich Garcia wieder Seitenblicke. Seine Suche nach einem weiteren historischen Anwesen, dem er die Gunst seiner Betreuung zuteilwerden lassen könnte (und wohin er seine Freunde einladen würde), fand schließlich auf Sizilien ihr Ende: In den felsigen Hügeln in Sichtweite von Noto, einem vormals verschlafenen, aber zunehmend

Ein Pool aus dem Altertum? Fast. Das Becken o. wurde neu angelegt, doch der griechische Tempel, der es beschirmt, ist antik. Garcia kaufte die Fragmente und ließ sie hier wieder zusammensetzen. Das Innere (linke Seite) schmückt eine Replik des Gartenfreskos der römischen Villa di Livia. Hinten eine Empire-Liege des Ebenisten Jacob-Desmalter.

Jacque s G a rc i a

„Ich sehe mich als romantischen Futuristen, nicht als Nostalgiker!“ aufblühenden Barockstädtchen in der eher abgelegenen südöstlichen Ecke der Insel, stieß er auf ein verfallenes ehemaliges Kloster. Sizilien wurde im Lauf der Jahrtausende vom Geschmack und baulichen Vokabular diverser Eroberer geprägt – von den Ostgoten über die Araber bis zu den Normannen. Und so hatte auch dieser Ort, zuletzt ein ehemaliger Jesuitenkonvent, schon andere Bewohner beherbergt. Garcia listet auf: „Dieses Kloster aus dem 17. Jahrhundert wurde über einer normannischen Villa aus dem 12. Jahrhundert errichtet, die an die Stelle eines maurischen Palasts aus dem 10. Jahrhundert getreten war, der ein römisches Haus aus dem 5. Jahrhundert ersetzt hatte, das einer griechischen Villa aus dem 3. Jahrhundert vor Christus gefolgt war.“ Kurzum, Champ de Ba-

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„Il Gattopardo“ 2020: Wenn Garcia Freunde am langen Tisch unter dem Murano-Lüster o. re. versammelt, wird antikes Chantilly-Porzellan eingedeckt. Den vergoldeten Boiserien aus einem Palazzo in Catania gab er hier eine neue Heimat. Im Schlafzimmer o. li. bauscht sich ein Taft-Himmel über dem Bett, die Wände kleidet Damast. U.: In der großen Galerie steht eine Statue der Athene, im Hintergrund Szenen aus dem Leben der heiligen Helena aus der Werkstatt von Rubens. Re. S.: ein elegantes Spiel mit echtem und falschem Marmor.

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In der Küche o. li. hängen Kupferkasserollen vor sizilianischen Fliesen. Vorn zwei antike Terrinen. O. re.: Unter hohen Palmen bieten Liegen Schattenplätze. Li. Seite: Ein Salon trägt All-over-Look aus handbemalter und bestickter Seide, die Braquenié eigens anfertigte.

taille ist kaum mehr als eine Novelle, verglichen mit dem Epos der die Garcia und seine Gäste unerschrocken benutzen. In den hohen Villa Elena – so hat Garcia das einen Quadratkilometer große An­ Schlafzimmern ergießen sich geraffte Baldachine aus Seidentaft wesen genannt, zu Ehren der byzantinischen Kaiserin, die zu einer wie Wasserfälle von der Decke. Garcias sizilianische Interieurs der bedeutendsten Konvertitinnen des Christentums wurde. zeugen zudem von den Erkundungen des Architekten auf der gan­ „Die heilige Helena, für die ich eine Leidenschaft hege, brachte zen Insel: Den Speisesaal etwa säumen vergoldete Täfelungen aus das Kreuz Christi aus Jerusalem nach Konstantinopel und dann einem Palazzo in Catania, eine Autostunde nördlich von Noto. Am von Konstantinopel nach Rom“, erklärt Jacques Garcia und Kopf des glamourösen Swimmingpools erhebt sich gar ein Tem­ schmückt die Reise noch ein wenig aus: „Es würde mich wundern, pel – hier fanden Elemente eines griechischen Tempels einen neu­ wenn sie dabei nicht auch nach Sizilien gekommen wäre!“ Der en Platz, die Garcia bereits besaß. Seine Innenwände wurden in Name, den er seinem mediterranen Refugium gegeben hat, scheint Anlehnung an den Gartensaal der römischen Villa di Livia bemalt. aber ebenso sehr der Vorsehung wie seinen persönlichen Vorlie­ „Ich sehe mich als romantischen Futuristen, nicht als Nostalgiker“, ben geschuldet zu sein. Denn etwa zu der Zeit, als er den Kauf­ sagt Garcia; für ihn ist die Vergangenheit nicht nur inspirierend, vertrag unterzeichnete, stieß er auf drei riesige Gemälde, die der sondern für immer lebendig. Werkstatt von Peter Paul Rubens zugeschrieben werden und vor Um all diese museumstauglichen Schätze so scheinbar selbst­ ungefähr 400 Jahren von einem anderen sizilianischen Kloster – verständlich in Szene setzen zu können, musste die Villa zunächst diesmal in der Nähe von Palermo – in Auftrag gegeben wurden. langwierig umgebaut werden. „Während der Arbeiten war ich je­ Rein zufällig war ihr Thema das Leben der heiligen Helena, also den Monat mindestens drei Tage dort“, erzählt Garcia. Als er das musste Garcia sie natürlich haben. Was die Sache für ihn noch weitläufige Gebäude zum ersten Mal gesehen hatte, sei es in einem spannender machte: Die Gemälde galten als historisch so bedeu­ erschreckenden Zustand gewesen. Ein Erdbeben im Jahr 1693 hat­ tend, dass sie das Land nicht verlassen durften. Nun überblicken te es schwer beschädigt, und nach einem aufwändigen Wiederauf­ sie hoch aufragend die tanzsaalgroße geflieste Galerie der Villa bau war es erneut verfallen. Es gab kein Wasser, keinen Strom, nur Elena – ihnen zur Seite antike perlenbestickte Portieren, Barock­ ein paar Wände und einige Gewölbe – streng genommen: unbe­ büsten römischer Kaiser und Hocker aus vergoldetem Holz mit wohnbar. „Wenn Sie so wollen“, meint Garcia, „war es in einem Bocksfüßen von so ausgeprägtem Schwung, dass sie sich geradezu ähnlichen Zustand wie Notre­Dame heute.“ Und was auch nicht vor dem Betrachter zu winden scheinen. gerade ermutigend war: Die Familie, die das Kloster seit dem Mag das Wort „Kloster“ auch nach Entbehrung und Zurückhal­ 18. Jahrhundert besaß und vernachlässigte, hatte das ursprüngliche tung klingen – die Eingangstüren der Villa Elena geben den Blick Anwesen zerstückelt und häppchenweise verkauft. Garcia machte frei auf eine Opulenz, die des Vatikans würdig wäre. Das passt sich daran, den Flickenteppich wieder zusammenzufügen, was nach Sizilien, wo Übertreibung und Aufwand eher die Regel als sieben geduldige, doch letztendlich erfolgreiche Jahre in Anspruch die Ausnahme sind. Die Räume sind glasiert mit Stuccolustro und nahm. „Mir geht es nicht in erster Linie darum, das Land zu besit­ üppig ausgestattet mit Stühlen, Tischen und Porzellan, die für die zen – ich möchte es verwalten und sicherstellen, dass ihm nichts Herrscher des 19. Jahrhunderts gefertigt wurden – darunter Napo­ Schlimmes geschieht“, stellt der Interiordesigner klar. Und solange leons Schwager Joachim Murat, zeitweise König von Neapel – und er darüber wacht, ist das auch nicht zu befürchten.

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Raum im

Tex t Reinhard Krause

Fotos Carola Ripamonti

Kabinettstückchen: Ein Londoner Kunsthändlerpaar zeigt Kunst aus Afrika – in seiner vom italienischen Interior-Duo Marcante-Testa gestalteten Pariser Galeriewohnung. 134


Raum

Paris

Meister der Restrukturierung: MarcanteTesta verstehen sich auf spannungsvolle Interventionen. Esszimmer und Salon verbindet ein skulpturaler Durchgang. Die Tische entwarfen die Architekten; Armlehner von Azucena, Fotografie von Joana Choumali. Im Schlafzimmer (li. S.) formen Möbel und Wände ein komplexes Gefüge.


Die Pariser Außenstelle der Londoner Galerie 50 Golborne befindet sich an der Place Saint-Sulpice. Li. der Masterbedroom mit einer Fotografie von Leah Gordon. Bett: Tobia Scarpa für Cassina. Die Küche (unten li.) fällt klein, aber stringent aus. 5 0 golb orne -ar tde sign.com; marc ante -te s ta.it

U

nilateralismus in einer globalisierten Welt ist eine verkehrsberu­ higte, schmale Einbahnstraße, die – logisch – immer nur gerade­ aus führt: ein bisschen öde und nur gefühlt gefahrlos. Wo genau sie hinführt? Man wird sehen. Großbritannien hat es schließlich dankenswerterweise auf sich genommen, das heikle Experiment zu wagen, das überall auf der Welt in der Luft liegt. Ciao, ciao und gute Fahrt! Doch stopp. Ganz Großbritannien? Keineswegs. Das Beispiel der Londoner Galeristen Pascale Revert und Peter Whee­ ler, um die es hier geht, zeugt von geradezu störrischem Wider­ spruchsgeist. Nicht genug, dass das Paar bevorzugt mit zeitgenös­ sischer Kunst aus Afrika handelt, es verfiel auch auf die Idee, ein Standbein in Paris aufzubauen und die Ausstattung seiner Ga­ leriewohnung an der schicken Place Saint­Sulpice in die Hände des italienischen Architektenduos Andrea Marcante und Adelaide Testa zu legen. Der Geist grenzüberschreitender Kooperation, auch er also ist noch immer quicklebendig. „Uns reizte die Idee, in Paris ein Pied­à­terre zu haben“, sagt Pascale Revert, die hier vor 17 Jahren mit der Galerie Perimeter ihre Laufbahn startete. „Zugleich schwebte uns ein Ort vor, an dem wir Kunden und Künstler zum Gespräch einladen können und wo wir Werke der von uns vertretenen Künstler präsentieren, ohne dass es sich um eine regelrechte Galerie handelt.“ Die distinguier­ te Lage und der Blick auf die zweitgrößte Kirche von Paris erfüll­ ten die Vorstellungen der Kunsthändler in idealer Weise: „Mein Mann und ich sind der festen Überzeugung, dass für die tägliche Dosis Freude und Inspiration der Blick aus den Fenstern ebenso wichtig ist wie ein gelungenes Interieur. Die Gegend um Saint­Sul­ pice lebt von ihrer Mischung aus Seventies­Glamour und gut kon­ servierter Volkstümlichkeit. Sonntags kann man von hier oben die Kirchgänger aus dem Viertel beobachten, aber es gibt auch groß­ bürgerliche Hochzeiten und pompöse Trauergottesdienste.“ Für eine ausgeglichene Bilanz von In­ und Exterior brachte die US­Immobilienentwicklerin Ashley Maddox das Turiner Architek­ tenduo Adelaide Testa und Andrea Marcante ins Spiel. Gleich beim ersten Treffen sprang der Funke über, wie sich Pascale Revert er­ innert: „Um ihre Ideen zu veranschaulichen, sprachen die beiden über Roger Angers Seventies­Bauten im indischen Auroville, über Buñuel und Deneuve, über Sinn und Unsinn von Bidets und da­ rüber, dass die relevanteste Kunst zurzeit aus Afrika kommt. Voll­ ends überzeugt hat uns, mit welchen intelligenten Eingriffen sie die etwas schwierige Ausgangslage der Wohnung zu verbessern

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Eine Wand in T-Form bildet im Wohnzimmer eine Sofanische und schirmt den dahinterliegenden Essbereich vom Entree ab. „Élysée“-Sessel von Pierre Paulin; die Tische von Janette Laverrière stammen aus einer Edition der Hausherrin. „Magico“Teppich von Marcante-Testa für SEM.


Pa sc ale Rever t

„Pariser Interieurs sind schnell eine Spur pompös – oder zu neutral und risikoscheu.“

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Die Stuckblende im Salon verbirgt geschickt die Galerieschienen zum Aufhängen von Kunstwerken wie Marie-Claire Messouma Manlanbiens Tapisserie aus Raffia, Haar und Kupferdraht. Sofa „Sesann“ von Tacchini, Fifties-Sessel von Digamma. Limoges-Karaffen von Victoria Wilmotte.


Licht ins Masterbad bringt ein schmales Innenfenster mit gerundeten Enden. Die „Dekorami“-Kacheln entwickelten Andrea Marcante und Adelaide Testa für Ceramica Vogue, die Bodenfliesen sind von Domenico Mori. Wanne: Gentry Home.


vorschlugen.“ Die Place Saint-Sulpice nämlich wurde um 1800 angelegt, und das Haus zeigt die typische Zweiteilung in eine repräsentative Straßen- und eine dunkle Rückseite mit Innenhof. Tatsächlich sind Marcante-Testa wahre Meister ausgeklügelter Restrukturierung, ob es sich um Showrooms handelt oder Privatwohnungen. Mit subtilen, zugleich hocheffektiven Interventionen (hier ein transparenter Raumteiler, dort ein akzentuierender Wechsel im Bodenbelag) gliedern sie Räume von Grund auf neu und bringen selbst ungestalte Flächen in einen angenehmen, alltagstauglichen Flow. „In dieser Wohnung ging es zunächst einmal darum, die störenden Flure zu eliminieren und eine architektonische Lösung zu schaffen, die aus den Räumen, dem vorhandenen Tageslicht und den Wegen das Optimum herausholt“, erläutert Andrea Marcante den Ansatz. Neben dem Wohn- und dem Esszimmer, die auf den Kirchplatz hinausgehen, sollten nach hinten zwei separate Schlafzimmer mit jeweils angrenzendem Bad entstehen. Die Flure aufzulösen war kein Problem, dazu mussten nur ein paar Wände weichen. Die Herausforderung bestand vielmehr darin, dass die nun geräumigeren vorderen Zimmer keinen Durchgangscharakter entwickeln durften. Wer nämlich das Appartement betritt, steht nun sofort im Esszimmer. Die Lösung fand sich in einer raffinierten Neugestaltung der Wand zwischen Salon und Esszimmer. Marcante-Testa lassen sie auf eine kleine Quermauer stoßen, die im Salon eine Sofanische umfängt und im Essbereich eine Sichtblende zum Eingang bildet. Einschnitte und gerundete Kanten geben dem Einbau fast skulpturale Qualitäten und lassen zugleich Tageslicht ins Mini-Entree gelangen. Zwischen Wohnund Esszimmer gibt es nun gleich zwei Verbindungen, aber keine Tür. Indem die Architekten die Passage an der Fensterseite mit einer tiefen Laibung versahen, entstand eine Art Schleuse, die Durchblicke gestattet, zugleich aber auch den Eindruck klar separierter Bereiche entstehen lässt – als bewege man sich durch die Kabinette einer Galerie. Statt auf Funktionsinseln in einem Open Space setzt das Duo auf klar getrennte Wohnbereiche. Jedem Raum seine ureigene Funktion, welch ungeahnte Wohltat! Die Möblierung geriet zum französisch-italienischen Gipfeltreffen. Eigenentwürfe von Marcante-Testa und Stühle von Azucena ergänzen sich vorzüglich mit Möbeln von Pierre Paulin oder der schweizerisch-französischen Designerin Janette Laverrière, einem erklärten Vorbild von Pascale Revert. „Uns ging es nicht um eine spezielle italienische Note“, sagt die Galeristin, „mehr um eine gewisse Lässigkeit. Pariser Interieurs sind schnell eine Spur pompös – oder zu neutral und risikoscheu.“ Bei ihren Recherchen stießen die Turiner Architekten rasch darauf, dass schon bei der Gestaltung der Umgebung Franzosen und Italiener eng zusammengearbeitet haben. „Die Kirchenfassade etwa“, sagt Adelaide Testa, „stammt von Giovanni Niccolò Servandoni, und die Brunnenanlage auf dem Platz geht auf den Franko-Italiener Louis Visconti zurück.“ In diese Tradition schrieben sich auch Marcante-Testa ein, etwa mit der Stuckdecke im Salon, die das Emblem der Kongregation der Sulpizianer zitiert. „Nach dem Jungianer James Hillman“, erklärt Adelaide Testa, „ist die Zimmerdecke der am meisten vernachlässigte Bereich des zeitgenössischen Interieurs – sowohl im architektonischen als auch im psychologischen Sinn.“ Und Afrika? Bekommt in der Galeriewohnung einen starken Auftritt nicht nur durch die ausgestellte Kunst, sondern auch durch die eleganten Einbauten aus Lehm und Kalk.

Molto italiano sind Farbklänge mit Verve wie hier im Gästezimmer. Das zwischen Salon und Masterbedroom liegende kleine Büro o. feiert europäisches Design: Den Klappschreibtisch entwarf Janette Laverrière, den Stuhl Pierre Paulin, Tischleuchte: Artemide, Applike von Atelier Areti.

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Von der Sonne gekĂźsst Tex t L arissa B eham

Fotos Helenio Barbet ta


Serranova

Fotos: Helenio Barbetta/Living Inside

Apuliens Farben inspirie足 ren die organisch geform足 te Keramik der Belgierin Delphine Bekaert, die sie ohne Drehscheibe von Hand fertigt (delf incera mic s.com ). Mit ihrer Toch足 ter Lucy (li. S.) bewohnt sie das rustikale Haus, des足 sen rostrote, raue Fassade sie sofort bezauberte.

Irgendwo in Apuliens wilder Natur hat sich die belgische Keramikerin Delphine Bekaert ein Haus voll Luft und Licht eingerichtet.


Im Garten (oben), den Be­ kaert nach dem Prinzip des „organisierten Chaos“ an­ legte, wirkt ihr Haus, des­ sen Alter niemand kennt, wie rauer Stein. Von einem Flohmarkt in Gent stammt die blaue Chaiselongue links. Darüber strahlt als i­Tüpfel­ chen selbiger Buchstabe aus einem Leuchtalphabet.

Lauter Originale: Den langen Tisch im Essbereich (re. Seite) baute Delphine Bekaerts Ex­ Ehemann selbst. Dazu passen die rostige Vase, ebenfalls ein Fund vom Flohmarkt, und die Vintage­Stühle, die Bekaert – einmal mehr – bei Depot 09 im belgischen Gent entdeckte.

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Delph i ne B ek aer t

„Ich bin süchtig nach Licht. Deshalb sind alle Wände weiß.“


Brutalismus en miniature: Der Betonkubus im Schlafzimmer rahmt Licht und Grün. Mit heruntergelassener Jalousie fungiert er zudem als Heimkino. Zu ihrer Hochzeit bekam Delphine Bekaert von jedem Gast ein Kissen geschenkt – „kussen“ bedeutet im Flämischen sowohl „Kissen“ als auch „küssen“.

Delph i ne B ek aer t

„Ich habe keine italienischen Wurzeln, aber ich fühle mich hier zu Hause.“


Nomade durch die Zeiten: Beim Hausum­ bau ging es vor allem darum, mit neuen Ele­ menten historische Details zu betonen, et­ wa beim Spiel zwi­ schen geometrischer Strenge der Küchen­ insel (rechts) und der Weite der Gewölbe­ decke. Der Camping­ kocher wirkt impro­ visiert wie auf Reisen.

Ausblicke: Lucys Baumhaus (re.) war eine Überraschung italienischer Freunde. In Bekaerts Schlaf­ zimmer (ganz rechts) wurde, wie überall im Gebäude, das origina­ le Fenster vergrößert, damit mehr Licht he­ reinflutet – obwohl es so auch die Hitze süd­ italienischer Sommer einlässt. Leuchte von Muller Van Severen.


D elphine Bekaert stört sich nicht an der Abgeschiedenheit hier „mitten im Nirgendwo“ Apuliens. Denn die Blüten der Mittagsblumen, die Kakteen und Olivenbäume, die Schlangen, Vögel und der salzige Atem der Adria, der zu jeder Jahreszeit nach anderen Pflanzen schmeckt, lassen einen sofort Teil eines größeren Ganzen werden. „Ich bin Belgierin, ganz ohne italienische Wurzeln, doch sobald ich auf den Stiefel zurückkehre, fühlt es sich an, als würde ich nach Hause kommen“, sagt Bekaert. „Und das Licht in Apulien ist für mich als Keramikerin das schönste, das ich mir denken kann. Würde meine Tableware im Norden entstehen, wäre sie wohl größtenteils dunkelgrün.“ Hier aber fertigt sie sonnengebleichte Schalen, Teller und Becher. Das Raue des Küstenlandstrichs entspricht zudem ihrem gestalterischen Ideal vom „perfekt Unperfekten“: „An einem Keramikstück, ganz gleich wie unregelmäßig es am Ende ausfällt, arbeite ich so lange, bis es genau so ist, wie ich es haben will.“ Auch die Fassade von Bekaerts Domizil in seinen rostigen Rottönen und sandigem Beige ist rau – es sieht aus, als hätte jemand Staub und Patina daraufgepustet. Und diese Fassade war auch der Auslöser dafür, dass Bekaert das Gebäude 2014 unbedingt kaufen wollte. „Wofür es gebaut wurde oder wie alt es ist, all das wissen wir leider nicht genau. Doch eine fast hundertjährige Frau aus der Nachbarschaft hat uns erzählt, dass sie hier als Kind mit ihrer Großfamilie wohnte und auch das Vieh damals noch unter diesem Dach untergebracht war.“ Der Umbau nach Bekaerts Wünschen dauerte dann fast ein Jahr. Ein Architekt war nicht nötig, „denn mein damaliger Mann Jan Hoet Junior kann hervorragend dreidimensional zeichnen. Wir wollten alte Details erhalten und durch moderne Materialien noch zusätzlich zur Geltung bringen. Und ich wollte unbedingt große Fenster, die die Süditaliener eigentlich schon der Hitze wegen vermeiden. Ich bin einfach süchtig nach Licht. Deshalb wurden auch alle Wände weiß gestrichen.“ Im Parterre hängt die Gewölbedecke bis zu vier Meter hoch. Insgesamt erstreckt

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Wie eine kühle blaue Schnur zieht sich der Pool (rechts) bis in den Olivenhain: Die Hausherrin schwimmt gern Langstrecke. In ihrer Variante des Eklektizismus passen die zitronengelbe Tischleuchte von Ikea (re. Seite), der Murano-Lüster und ein Kunstobjekt von Angela de la Cruz „perfekt unperfekt“ zusammen.

sich der Open Space im Haus jetzt auf etwa 200 Quadratmeter. Es gibt noch ein kleines Mezzanin, das Bekaerts neunjährige Tochter Lucy bewohnt, und einen Keller, der seit der Renovierung hell und licht ist – in einen Winkel ließ sich Bekaert eine Badewanne aus Beton gießen. „Hier haben wir noch einen weiteren Meter Erde ausgehoben, damit die Räume höher sind“, berichtet die Hausherrin. „Mein Studio da unten“ – und sie lacht – „ist jetzt aber gerade hoch genug, dass ich mich dort mit meinen 1,70 Metern normal bewegen kann. Hier fühlte sich mein 1,90 großer Ex-Mann nicht so richtig wohl, und mein jetziger, ebenfalls hoch aufgeschossener Partner auch nicht. Und das ist gut so!“ Dort hat sie einen Raum nur für sich, in dem ihre Stücke ungestört gedeihen können: „Ich folge dabei nur meiner Intuition, suche also nicht vorher stundenlang auf Pinterest nach Ideen, arbeite noch nicht einmal mit einer Töpferscheibe. So gesehen, sind meine Keramiken echt handgemacht.“ Ihre urwüchsigen Arbeiten türmen sich in den Regalen in dem großen Raum im Erdgeschoss, in dem Küche, Ess- und Wohnzimmer ineinander übergehen. Auf der betongrauen Kochinsel steht überraschenderweise ein Campingherd, der wie ein Schlüssel zum Einrichtungskonzept ist: Die Ferien hier, sie dauern für immer. Alle Möbel sind aus Belgien angereist, und dieser Mix aus Vintage, zeitgenössischem Design und Ikea-Pragmatik wirkt simpel und luftig wie in einem Nomadenzelt, in dem sich alles schnell wieder einpacken und

woandershin tragen lässt. Zwischendrin finden sich ein paar Tricks: Das Hochseeblau einer grazilen Chaiselongue wird von der Deckenlampe darüber aufgenommen – eigentlich ist die aber der Buchstabe „I“ aus einem elektrischen Leuchtalphabet, der hier zweckentfremdet wurde. Oder der schmale Fensterstreifen in einer Ecke: Die spiegelnde Seitenleiste daneben verdoppelt scheinbar den sichtbaren Gartenausschnitt. Nur wenige voluminöse Elemente fixieren diese Inszenierung von Leichtigkeit wie locker verteilte Briefbeschwerer: Der lange Esstisch, den Bekaerts Ex-Mann selbst schreinerte, die Bettkonstruktion im Schlafzimmer – oder ein Betonwürfel mit Fenster, der in demselben kleinen Raum in die Außenwand eingefügt wurde, um Platz zu gewinnen. Bei geschlossener Jalousie kann man dort Filme sehen wie in einem Heimkino. Vor allem tagsüber funktioniert das aber auch ohne Leinwand, denn hinter der Glasscheibe nach Westen führt das Wetter sein wechselhaftes Spiel auf. Bevor Bekaert den Garten anlegte, erkundete sie die apulische Wildnis, um herauszufinden, welche Gewächse hier heimisch sind; nur diese kamen für sie infrage. Besonders vor dem Haus war da nichts als pure Ödnis, es erinnerte „an einen Parkplatz. Heute glauben dafür alle, es habe dort schon immer so ausgesehen.“ „Organisiertes Chaos“, so bezeichnet sie selbst ihr Bepflanzungsverfahren. Nein, abgeschieden fühlt Bekaert sich nicht. Sie sitzt vielmehr an einer geheimen Quelle. Und das weiß sie genau.



More is always more! Die Trennung zwischen Kunstanspruch und Designdienstbarkeiten – dieses Anwesen hebt alle Zuordnungen auf. Hier werden Künstler zu Möbelschöpfern und andersherum: So wärmen sich zwei „Sponge“Sessel von Peter Traag (Edra) den Rücken am Kamin. Zwischen ihnen steht ein „Traccia“-Tischchen der Surrealistin Meret Oppenheim (Cassina) auf den Krallenfüßchen. Den Coffeetable „Monogold“ (re.) entwarf Yves Klein, den daneben Arman. Re. Seite: Gorilla von Richard Orlinski.

Schweiz


Ultra-Pop

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Wie lebt man mit einer Kunstsammlung aus expressiven Solisten? Indem man ihnen ebenso charakterstarke Mรถbel zur Seite stellt. So wurde der Architekt Gabriele Falconi zum Kurator. Tex t Ulrich Clewing Fotos Andrea Mar tiradonna


Die Kunst schaut zurück! Rund um den Esstisch „Sting“ von Stefano Bombardieri, der auch den hungrigen Sumoringer schuf, senden Jacopo Fogginis Stühle „Gilda B.“ magisches Licht aus. Ihre schlanken Beine scheinen Strümpfe zu tragen – und von den Sitzschalen ist keine exakt wie die andere. Leuchte: „Minigiogali Custom“, Vistosi.


Stein der Sorte Ceppo di Gré ist gerade sehr en vogue. Falconi kombiniert ihn mit Palisander und Ebenholz – eine Reverenz an Architekten wie Alvar Aalto, die in den 50ern den Materialmix zur Meisterschaft trieben. Puschlig: Campana-Sessel „Cipria“. Fotoarbeit „Max Spray“ von Mr. Brainwash.

G abriele Falconi

„Es ist ein Haus für die Kunst, in dem auch ein bisschen gewohnt wird.“ 153


Francesco Binfaré gehört zu denen, die in den Achtzigerjahren unsere Vorstellung von einem Sofa revolutionierten: Das solide Sitzmöbel wurde zur Landschaft oder Plastik. So entpuppt sich die amorphe Silhouette von „Pack“ als liegender Polarbär, erinnert der Bezug an Schichten aus ewigem Eis. Darüber die Leuchte „Ecos“ von Vistosi.

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Porträt: Riccardo Ambrosio

Sein Vater schätze Luis Barragán, Mies und den japanischen kritischen Regionalismus, sagt Gabriele Falconi (li.). Er selbst sammelte genug Erfahrungen in den USA und in Südamerika, um zu wissen, dass Design den richtigen Ton treffen muss, um neben Kunst zu bestehen. In der Eingangshalle (oben) das Sideboard „Scrigno“ der Brüder Campana, die auch das Bett „Corallo“ und den Stuhl „Jenette“ im Masterbedroom ganz oben gestalteten.


E

in alter Gutshof in der Nähe von Brescia. Das hier ist FranciacortaLand, Heimat edler Gewächse, aus denen exquisite Schaumweine gekeltert werden. Doch auf diesem Hof entstehen exquisite Gebäude, es ist der Sitz des Architekturbüros Falconi. Spezialität: private Residenzen und Kunstgalerien. Beste Voraussetzung für das jüngste Projekt, das soeben in der Schweiz fertiggestellt wurde. Vater Roberto ist gerade unterwegs, aber Gabriele, der Sohn und Miteigentümer des Büros, nimmt sich die Zeit und beantwortet alle Fragen in geschliffenem Englisch. Herr Falconi, Sie und dieses Haus in der Schweiz, das ist eine besondere Geschichte. Sie sind Architekt, haben es aber nicht gebaut, stimmt das? Das ist richtig, wir haben an der Fassade nur ein paar Korrekturen vorgenommen und uns hauptsächlich um das Interior gekümmert.

Kannten Sie die Besitzer bereits? Das nicht, aber sie sind leidenschaftliche Kunstsammler und hatten gerade ein Werk von dem Bildhauer Stefano Bombardieri gekauft, einem guten Freund von mir. Als der sie besuchte, um die Arbeit zu installieren, meinten sie, sie empfänden ihr neues Haus als etwas unterkühlt und ohne Ausstrahlung. Stefano empfahl ihnen, sich deshalb doch an uns zu wenden. Es war also Zufall. Wie ging es dann weiter, was haben Sie als Erstes gemacht? Wir haben die Betonfassade mit einem Stein verkleiden lassen, der eine schöne lebendige Binnenzeichnung aufweist. Er heißt Ceppo di Gré und wurde in den letzten Jahren bei einigen aufsehenerregenden Gebäuden verwendet, etwa bei dem neuen Hauptgebäude der Universität Luigi Bocconi von Grafton Architects in Mailand. Man kann den Ceppo di Gré in den verschiedensten Finishes bekommen, von sehr rau bis supersmooth, das war für dieses Projekt eine ideale Lösung. Und was haben Sie am Interior alles verändert? Zunächst einmal haben wir auch da viel mit Natursteinen gearbeitet. Am Eingang verwendeten wir Carrara-Marmor der Sorte

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Calacatta, die besitzt einen schönen warmen, leicht ins Pinke spielenden Farbton. Für die beiden Bäder der Eigentümer nahmen wir einen gelben Marmor – und einen grünen, der aus Irland stammt. Und in den Schlafzimmern haben wir viel Holz verbaut – vor allem Palisander und Ebenholz –, um einen Kontrast zu all dem Stein, Beton, Glas und Stahl herzustellen. Sie haben auch die Ausstattung ausgesucht. Dabei ist mir aufgefallen, dass Sie sich vor allem an zwei spezielle Hersteller gehalten haben, Flos und Edra – wie kam es dazu? Sie haben recht, die beiden Firmen sind hier stark präsent, wobei wir uns bei den Leuchten nicht nur bei Flos bedienten. Aber sie haben dort eine eigene Abteilung, die sich Light Contract nennt. Da kann man sich mit Experten zusammensetzen und an einem Lichtkonzept für das gesamte Haus arbeiten, das kam uns in dem Fall sehr entgegen. Und was die Möbel von Edra betrifft: Um hier in die Details zu gehen, müssten wir erst über die Kunst reden, die die Eigentümer sammeln. Welchen Zusammenhang sehen Sie da? Nun, sie hatte die absolute Priorität. Hier wird nicht wie üblich gewohnt, und es gibt zusätzlich noch ein paar Bilder und Skulpturen, sondern es ist genau umgekehrt. Es ist ein Haus für die Kunst, in dem auch ein bisschen gewohnt wird. Es gibt zum Beispiel oben nur drei Schlafzimmer, aber dafür im Erdgeschoss eine richtige Galerie, einen hufeisenförmigen Anbau mit eigenem Innenhof. Wie darf man sich das praktisch vorstellen? Und was bedeutete das für Ihre Arbeit? Zum einen besitzen die Auftraggeber in der Nähe noch ein zweites Haus. Zum anderen ist die Kunst nicht nur zahlenmäßig sehr präsent. Sie ist auch in ihrem ganzen Gestus sehr extravagant, mit Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern wie der Japanerin Yayoi Kusama, dem Belgier Jan Fabre oder eben meinem Freund Stefano Bombardieri. Ich finde den Begriff Ultra-Pop dafür sehr passend, und das hatte natürlich Auswirkungen auf die Auswahl der Möbel von Edra. Und inwiefern? Das müssten Sie bitte noch etwas genauer erläutern … Wir haben uns vorgestellt, dass jeder Bereich im Haus eine Episode erzählen sollte. Als Kapitel in einer abstrakten Narration, in der eine Art Kontinuität von Kunst und Design existiert. Deshalb brauchten wir starke Designerpersönlichkeiten wie die Edra-Designer Francesco Binfaré, Jacopo Foggini oder die Campana-Brüder: weil wir Charakter ins Spiel bringen wollten. Mit so ausdrucksstarkem Design zu arbeiten birgt aber auch die Gefahr, dass sich die Charaktere in die Quere kommen. Wie haben Sie das verhindert? Das war nicht so kompliziert, wie man meinen könnte. Wir haben einfach getan, als würden wir eine Kunstausstellung arrangieren. Wir haben als Erstes die Orte im Haus festgelegt, die für die Stücke infrage kamen, und uns erst danach um die Funktion gekümmert. Das heißt, das Sofa da drüben steht nicht an dieser Stelle, weil Sie dort ein Sofa haben wollten … Sondern weil wir fanden, dass an diesem Platz ein skulpturales Element gut passen würde. Und das war dann das Go für Binfaré. So kommt es, dass hier manchmal ein Stuhl steht, wo es eigentlich nicht nötig wäre. Aber das macht für mich gerade den Reiz aus.


Big sumo is watching you! „Barriera Invisibile“ lautet der Titel der markigen Plastik von Stefano Bombardieri – eben darum ging es bei der Gestaltung dieses Anwesens: die Grenzen zwischen Kunst und Design aufzuheben. Li. S.: eine Lilie im Salon. Der blütengleiche Sessel „Getsuen“ wendet sich Edras SignatureSofa „Standard“ zu wie sonst nur Pflanzen dem Licht.


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An der Costa Smeralda haben exzentrische Bauten Tradition. Dort schuf Stefania Stera nun eine organische Burg inmitten von Felsen und Meer.

Porto Cervo


An der smaragdgrünen Küste New cave: Durch den höhlengleichen Tunnel gelangt man ins Innere des Hauses; die Architektin ließ dort ihre selbst designten Fliesen von Artigianato Pasella verlegen. Den Eichentisch samt Bänken im Esszimmer (linke Seite) entwarfen Les Ateliers Lebon, den Wacholderholzlüster Davide Groppi.

Tex t und Produk tion Ana Cardinale Fotos Mat thieu Salvaing



Ste fania Stera

Wie ein Klostergang wirken die spartanischen Korridore (linke Seite), mit denen Stera durchs Haus führt, die Steine dafür fand sie im umliegenden Gelände. Das Korallenrot betont das Material und ist eine Hommage an die Architekturpioniere der Costa Smeralda, Jacques und Savin Couëlle.

Harte Schale, weicher Kern: Während der matte anthrazitfarbene Putz sich nach außen (oben li.) schlicht gibt, wurden im Patio (oben rechts) azurblaue Pigmente auf den Zement aufgetragen. Er führt zu einem asketisch dekorierten Gästeschlafzimmer im Erdgeschoss. Darüber liegen Wohnzimmer und Masterbedroom.

„Die Felsen hier sind mythisch, sie haben meine Fantasie schon als Kind angeregt.“

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„La Grintosa“, die Kämpferische, wird der Bau von Ar­ chitektin Stefania Stera (unten links) genannt. Warum – zeigen die festungsgleichen Fensteröffnungen (links), der kompakte Rundbogen darunter oder (siehe rechte S.) die Metallstrukturen, die aus der strengen Fassade wachsen. Nicht so in der Küche (unten), in der aufge­ räumte Möbel von Les Ateliers Lebon eine sommerliche Bühne für regionale Keramik­ und Webarbeiten bieten.

Ste fania Stera

„Mir ging es um Architektur aus einem Guss. Sie soll die Schönheit der Landschaft nicht verändern, sondern betonen.“

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Der Blick aufs Meer fällt über den Naturpool (re.), den Savin Couëlle in die vorhandenen Felsen in­ tegrierte. Das Wasser sieht man sogar beim Blick in den Innenhof (rechte Seite) durchs Wohnzim­ mer im Obergeschoss. Das Schlafzimmer ist am ge­ fliesten Ausguck zu erkennen, der die strenge Monochromie bricht. Genauso wie die rustikalen sardischen Keramiken (o.), die im Haus verteilt sind.

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A ls Stefania Stera den Auftrag für dieses Anwesen in Porto Cervo erhielt, stand schnell für sie fest: Hier wird mit der Natur gebaut. „Als ich jung war, habe ich miterlebt, wie Prinz Karim Aga Khan diesen Ort Anfang der 1960er-Jahre geprägt hat. Ich habe die Baustellen der Luxushotels ‚Romazzino‘ und ‚Cala di Volpe‘ kennengelernt und gesehen, wie damals die berühmte Casa Bunker entstanden ist.“ Cini Boeri hatte den schwarzen Bau am La Maddalena-Archipel gestaltet. „Er ist skulptural und innovativ, wurde aber damals sehr kontrovers diskutiert. Aber Aga Khans Idee für die Costa Smeralda gefällt mir noch immer: eine touristische Infrastruktur aus einem Guss, die zugleich die Schönheit der Landschaft erhält – und die mit teilweise interessanten Architekturen

in dieser Region korrespondiert“, erklärt die Architektin aus Paris, die schon als Kind auf den Felsen hier herumgeklettert ist. „Ich kenne jeden Stein. Ihre Formen sind irgendwie mythisch, sie haben schon immer meine Fantasie angeregt.“ Sie lacht. Gerade weil sie die Gegend so gut kennt, wollte sie ein Haus gestalten, dessen Größe die herrliche Landschaft nicht verändert, sondern – im Gegenteil – ihre Schönheit noch unterstreicht. Die Auftraggeber kannte Stera bereits, ihr Büro hatte für das Paar ein großes Haus in Paris entworfen. Dieses Mal ging es um ein Domizil auf Sardinien, auf einem knapp 10 000 Quadratmeter großen Gelände. Das alte Haus sollte abgerissen werden, es hatte nur eine Südseite, und die besonderen Vorzüge des Terrains – dieses Licht, all die Pflanzen, der Zugang zum Meer – kamen dadurch kaum zur Geltung. Und so musste alles von Grund auf erneuert werden. Nicht so leicht bei der dichten Vegetation, dem zerklüfte-

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Auch das Sonnendeck wurde mit den selbst entworfenen Fliesen bedeckt. Die Wendel­ treppe – ein überra­ schender Dreh in der strengen Geometrie – schuf Pierre Supeljak. Ein Esszimmer unter freiem Himmel samt Außenküche gestalte­ ten Les Ateliers Lebon aus Iroko­Holz.


ten Boden und den Höhenunterschieden auf dem Grundstück. „Die Eigentümer wollten ein einladendes, unkonventionelles Haus mit vielen offenen Räumen. Beim Planen haben sie mir freie Hand gelassen.“ Und unkonventionell wurde es auch: „La Grintosa“, die Kämpferische, wächst nun nämlich wie eine postmoderne Festung zwischen den Bäumen und Felsen hervor. Viel Licht und Bewegung kennzeichnen die Architektur, eine Mischung aus harten und sanften Formen. Das Haus gleicht einem geometrischen Fallbeispiel, in dem sich jeder Raum nach außen öffnet, um möglichst viel Natur ins Innere zu holen. Verschachtelte Räume, organisch geschwungene Trennwände, dazu der Blick auf Meer und Felsen und die knorrigen Bäume, die seit Jahrhunderten zum Bestand des Grundstücks gehören. Um ins Herz der Anlage zu kommen, spaziert man durch den Garten in den Innenhof dieser Naturfestung. Von dort führt eine Tür zu einer Halle, die sich auf der einen Seite zu den Schlafzimmern im Erdgeschoss öffnet, auf der anderen Seite zur Küche. Die dekorative Klammer bietet der einheitlich geflieste Boden, der sogar die Wände der Dachterrasse emporsteigt. Stefania Stera hat das Muster aus kühlen, wie hingetupften Blau- und Grüntönen selbst entworfen. Die Räume im Obergeschoss, dazu gehören Salon, Esszimmer, Studio und der Masterbedroom samt Garderobe und Bad, öffnen sich allesamt zum Meer. Auch die Materialien, die Stera für die Ausstattung auswählte, lassen die Grenzen zwischen außen und innen verschwimmen: anthrazitfarbener Putz, der an die Felsen der Umgebung erinnert, grauer ägäischer und weißer CarraraMarmor, Stein und Keramik. Rundherum wechseln sich Höfe, Patios, Terrassen, Schlaf- und Umkleideräume über mehrere Ebenen ab. Dazwischen gibt es auch

Ste fania Stera

„Gewünscht war ein offenes, aber unkonventionelles Haus.“ mehrere Meditationsbereiche und einen natürlichen Pool, der von dem Architekten Savin Couëlle entworfen wurde – dem Sohn von Jacques Couëlle, einem der Architekturpioniere für die „architecture-sculpture“, das organische Bauen an der Costa Smeralda. Und so fließt und schwappt das Wasser den kleinen Berg herab, an dessen Fuß dann ein Ponton auf seetüchtige Gäste wartet. Eine Baustelle dieser Größe kann nur im Zusammenspiel ganz unterschiedlicher kreativer Kräfte entstehen: Französische Handwerker wie Les Ateliers Lebon haben Möbel gestaltet, die eine Art strenge Eleganz in sich tragen. Die piemontesische Firma Ellebi führte Metallarbeiten nach Entwürfen von Stefania Stera aus, und Artigianato Pasella in Oristano fertigte typisch sardische Keramiken an. Besonders hellsichtig war das Lichtkonzept des italienischen Designers Davide Groppi: „Wenn Sie genau hinsehen, werden Sie feststellen, dass es im ganzen Haus keine Leuchten gibt“, erklärt die Architektin. „Abgesehen von dem hölzernen Lüster im Esszimmer. Davide hat ein Beleuchtungskonzept entworfen, das außergewöhnlich, weil unsichtbar ist! In den Nischen des Mauerwerks hat er überall kleine LEDs versteckt.“ Was natürlich keine Überraschung ist: Die schönste Lampe ist hier schließlich die sardische Sonne. Die, wenn sie untergeht, La Grintosa rot umarmt und sie geradezu romantisch wirken lässt.

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AD Summaries

Florence (p. 112) Massimo Adario creates a penthouse that offers a modern take on mid-century chic.

Overlooking Ponte Vecchio, Florence's most famous bridge, this top-floor home forms part of a fifties building that was previously owned by an Italian insurance company. Tasked with overhauling the 200 sq m property, Massimo Adario took his cue first and foremost from its postwar modernist architecture, sensitively tweaking the original layout and selecting period-appropriate materials such as fluted walnut wood paneling, Bakelite for sockets and switches, and linoleum in bold hues (golden yellow for the main bedroom, deep blue and green for the guest room). The furnishings, too, pay homage to the heyday of European modernism, bringing together everything from Marcel Breuer chairs and Gianfranco Frattini side tables to mid-century-style pieces by the architect himself.

from a palazzo in Catania (there's also a Greek-style temple whose interior echoes the garden room at Rome’s Villa di Livia). Most impressive of all is the ballroom-size grand gallery, in which pearl-embroidered portières, busts of Roman emperors, and gilt-wood stools gather beneath a trio of historic paintings. Around 400 years old, these vast works are attributed to the studio of Peter Paul Rubens and deemed so important they can't be taken out of the country. Their subject, fittingly enough, is Saint Helena, the early Christian convert for whom this idyllic retreat is named.

Paris (p. 134) African art and Italian flair combine winningly at this French pied-à-terre.

Britain may have decided to go it alone, but for Peter Wheeler and Pascale Revert, transnationalism is alive and well. Having purchased an apartment on Place Saint-Sulpice to use as a second home and showroom, the Thiene (p. 120) London-based couple, whose gallery deals chiefly in African art, looked to Italy for its Giacomo Totti transforms an angular overhaul, namely to Andrea Marcante and newbuild via voluptuous Italian designs. At first, they’d wanted clean-lined interiors Adelaide Testa. To make the most of the for their concrete-walled home on the edge available light and space, the architects not of Thiene, a historic town in the vicinity of only knocked out internal walls, especially Vicenza. But after getting to know interior around the hallway, they also turned the designer Giacomo Totti, Elena and Giovanni wall between the living and dining areas Brazzarola gradually embraced a very dif- into a sculptural partition with doorless ferent approach, allowing Totti to temper openings at each end. The effect was to crethe architecture’s hard-edged muscularity ate airy yet clearly structured spaces; these with feminine hues and flowing forms. A the duo filled with a Franco-Italian furnivintage pink-and-green rug from China and ture mix in which Marcante-Testa tables lipstick-red 1940s armchairs by Gio Ponti and Azucena chairs star alongside pieces by thus add bold accents to the living room, Pierre Paulin. where an origami-esque chimney of folded metal provides a further eye-catching touch. Serranova (p. 142) Mid-century flair enlivens the dining room A Belgian ceramicist falls for rural Apulia too, courtesy of Giuseppe Gibelli chairs and and embraces the southern sun. a brass-legged Carlo Scarpa table, and even No one knew when it was built or what the outdoor furniture, hewn from leftover for, but Delphine Bekaert was instantly concrete, was paired with rattan loungers drawn to this rustic single-story building, from the 1950s. particularly to its rough, rust- and beigehued façade. Together with her then husband, she spent almost a year renovating Noto (p. 126) the place, combining historic and modern Jacques Garcia turns a ruined Sicilian monastery into a paradise on Earth. elements, enlarging windows, and paintOnce a place of privation and restraint, dec- ing all the walls white (“I'm addicted to orator Jacques Garcia’s Villa Elena now cel- light,” the ceramicist admits). In the high, ebrates an altogether more opulent kind of vaulted main living space, she installed a life. Converted from a 17th-century monas- small mezzanine for her young daughter, tery, it brims with lavish decoration, featur- while the cellar, deepened by a full meter, ing faux marbled walls, furnishings made is now bright enough to serve as a studio. for 19th-century royals, and gilded boiseries Mixing vintage and contemporary designs

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B y Iain Reynolds

with no-nonsense Ikea pieces, Bekaert's interiors make clever use of accent color and are skillfully anchored by larger-scale structures – among them a cement gray kitchen island and a concrete window nook inserted into the bedroom wall for extra space.

Switzerland (p. 150) Falconi Architettura adds Edra style to a home full of statement art.

More live-in art space than art-filled living space, this modern property in Switzerland gives the work pride of place – and not just in its on-site gallery, situated in a horseshoeshaped extension, but throughout the private quarters too. The latter lacked warmth and character, however, so the art-collecting owners turned to architects Roberto and Gabriele Falconi, whose practice is based just outside Brescia. The father-and-son team responded by contrasting gray stone with rosewood and ebony – and marrying the eye-catching art with equally expressive designs, including an Yves Klein “Mon0gold” table and Edra pieces such as a Francesco Binfaré sofa and golden armchairs by Peter Traag. A particular highlight is the dining area: here, Jacopo Foggini chairs flank a table by Stefano Bombardieri, whose sumo sculpture looks hungrily on from behind glass.

Porto Cervo (p. 158) Stefania Stera builds a Sardinian retreat that’s perfectly in tune with the terrain.

It’s a place she’s loved since childhood, so when architect Stefania Stera was asked to plan a house on the Costa Smeralda, she knew it needed to emphasize rather than alter the natural landscape. Her unusual newbuild thus works with the rugged, uneven site, emerging from it like an organic fortress and echoing its rocks via a dark gray render façade. The interior is entered via a cave-like hall, beyond which are living spaces that look out over terraces, patios, and tree-filled grounds, welcoming the outside in. Decor-wise, they juxtapose spartan backdrops with elegant bespoke designs, such as blue- and green-flecked floor tiles, made for Stera by an Oristanobased manufacturer, and wooden dining furniture by French artisans Les Ateliers Lebon. The subtle lighting, meanwhile, is by Davide Groppi, who eschewed conventional pendants in favor of tiny LEDs concealed within the walls.


Adressen

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Fast wirkt es so, als könnte man vom Pool aus immer weiter schwimmen, hinein in die harmonische Landschaft am Comer See. Mit dieser eleganten Gelassenheit, um die die Welt Italien beneidet, hat Albano Daminato die im Jahr 1909 erbaute Villa Peduzzi, den Cover-Star unserer Ausgabe, ins Heute geholt. Wie er Fresken, skandinavisches Midcentury und Gegenwartsdesign zusammenbrachte, zeigen wir auf ad-magazin.de

Urheber- und Reproduktionsrechte © VG Bild-Kunst, Bonn 2020 S. 84: Piet Hein Eek, Stühle S. 101: Giorgio de Chirico, Gemälde

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