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PRRIME DESTINATION
PRIME DESTINATION OBERTAUERN | 360°-TIEFSCHNEEVERGNÜGEN IM SALZBURGER LAND
TEXT: ROMAN LACHNER / FOTOS: OBERTAUERN/ MARKUS ROHRBACHER
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Der vergangene Winter brachte Rekordschneefälle mit sich, die wiederum zu apokalyptischen Medienberichten führten, da vieler Orts Natur und Mensch mit den Schneemaßen überfordert waren. Ein Ort, für den große Schneemengen im Winter Standard sind, ist Obertauern. Das Hochtal südöstlich von Salzburg wird seit jeher von Frau Holle bevorzugt und Schneemassen-Management gehört hier zum Daily Business. Alleine die Tatsache, dass in Obertauern im Winter 17/18 mehr Schnee fiel als im letztjährigen “Katastrophenwinter”, unterstreicht diese niederschlagsreiche Qualität von Obertauern mehr als eindrücklich. Aus diesem Grund steht der Ort auch völlig verdient mit 264 Zentimetern als mittlere maximale Schneehöhe auf Platz Eins der schneereichsten Wintersportorte Österreichs. Grund für die Schneesicherheit ist die besondere Lage am Tauernhauptkamm: Das Gebiet wird sowohl bei anrückenden Tiefdruckgebieten aus Süden, wie auch bei klassischem Nordstau beschneit. Doppelter Niederschlag hält einfach besser!
Ok, meteorologisch sitzt Obertauern also in der ersten Reihe und greift sich jedes Mal eine gehörige Portion Neuschnee ab, wenn ein Tiefdruckgebiet über das Salzburger Land pfeifft. Für ausreichend weiches Weiß unter dem Kiel ist somit also gesorgt. Dem nicht genug, denn die Destination hat neben ihrer Schneesicherheit einen weiteren Trumpf im Ärmel, mit dem das Powder Game in die Freeride Champions League katapultiert wird. Wirft man einen Blick auf die Panoramakarte, so stellt man entzückt fest, dass das Skigebiet einer einzigen Bowl gleicht, die lediglich von der Passstrasse an zwei Stellen durchbrochen wird. Wer Eins und Eins zusammenzählen kann, dem wird schnell bewusst, dass er keine Autostunde von Salzburg entfernt den heiligen Gral der Freeride-Sage gefunden hat.
Von der Passhöhe der Bundesstrasse, die gleichzeitig das Dorfzentrum von Obertauern markiert und zudem als Mittelpunkt des Skigebiets fungiert, bringen euch 26 moderne Liftanlagen auf die bis zu 2.313 Meter hohen Gipfel, die wie Satelliten kreisrund um den Ortskern angeordnet sind. Ihr sitzt als Tiefschneefahrer in Obertauern also wie die Made im Speck und dürft euch an dem opulenten Offpiste-Mahl satt essen. Dieser besondere topographische Charakter hat zudem den Vorteil, dass ihr die komplette Saison hindurch mit Sicherheit in einem Sektor der „Schneeschüssel des Salzburger Landes“, wie Obertauern auch gerne bezeichnet wird, perfekte Bedingungen findet. Gerade im Frühjahr, wenn sich die Lawinengefahr mit der Tageszeit kontinuierlich verändert, könnt ihr in Obertauern zudem auf sichere und dennoch lohnende Varianten ausweichen.
Generell steht die Sicherheit beim Fahren abseits der gesicherten Pisten und ausgezeichneten Varianten an oberster Stelle. Hier hat Obertauern investiert und für alle, die sich bei der Beurteilung der aktuellen Situation nicht sicher sind, einen Freeride Checkpoint errichtet. An diesem werden alle relevanten Informationen, wie die aktuelle Lawinenwarnstufe, Temperatur, Schneehöhen und gefährliche Hangexpositionen aufgezeigt. Zudem könnt ihr dort auch eure LVS-Geräte auf ihre Funktionstauglichkeit testen. Ihr findet den Checkpoint strategisch günstig gelegen zwischen den Bergstationen der Hochalmbahn und der Kringsalmbahn.
Jetzt haben wir aber genug Background-Infos abgedrückt, ihr wollt ja schließlich vor allem wissen, wo ihr dem weichen Lack der „Schneeschüssel“ mit euren Powder-Schwerten ein paar Kratzer verpassen könnt. Anfangen wollen wir an der Schnaidbergbahn. Das Terrain ist kupiert, verspielt und bewaldet – ideal also, wenn es in Obertauern wieder einmal heftigst schneit und ihr oberhalb der Baumgrenze im White Out verlorengehen würdet. Das Areal ist größer als man denkt und ihr könnt hier eure Schenkel auf Betriebstemperatur halten, bis euch der nächste Blue Bird Day das komplette Potential Obertauerns vor die Nase setzt. Und dieses kann man jeden Mittwoch schon ab 8:30 Uhr morgens auskosten,
denn an der Gamsleiten I Sechser-Sesselbahn, der Achenrainbahn und der Zehnerkarbahn dürfen Frühaufsteher ihre Turns auf leeren und frisch präparierten Pisten hinterlassen. Der Renaissance der Carving Turns geschuldet, bleiben womöglich viele sogar noch etwas auf den 100 Pistenkilometern und spulen eine der beiden legendären Tauernrunden ab. Die Liftanlagen ermöglichen nämlich einen kompletten Rundkurs, sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn, egal an welchem Punkt des Skigebietes gestartet wird. Es müssen nicht einmal die Bretter beim Überqueren der Straße abgeschnallt werden, da euch großzügige Brücken über den Asphalt führen.
Jetzt wollen wir euch aber ein paar absolute Offpiste-Highlights an die Hand geben, die ihr abhaken solltet, wenn ihr zum Freeriden nach Obertauern kommt. Früher oder später schlagt ihr am Zehnerkar auf, denn die Runs unter dem Gipfel sind genau das, was Freerider suchen -steil, offenes Gelände und ausreichend Möglichkeiten um massig Auftrieb unter den Belag zu bekommen. Alle Lines sind zudem vom Lift aus einsehbar, was es euch leicht macht, während der Auffahrt eine neue Route zu entdecken. Einen Steinwurf vom Zehnerkar entfernt, findet ihr den Klassiker von Obertauern – der Run von der Kleinen Kesselspitze! Startpunkt dieser Variante ist die Gamsleiten-II-Bergstation.
Von dort geht es die ersten Meter noch auf der Piste nach unten, bevor ihr im Sattel angekommen euer Board auf den Rücken schnallt. Der Aufstieg ist zwar nicht lange und nach 20 Minuten solltet ihr auf dem Gipfel sein, doch ihr solltet beim Hiken beide Hände frei haben, denn es warten steile Stufen auf euch, an denen ihr etwas emporklettern müsst. Aber keine Angst, es tun sich keine ausgesetzten Felsabbrüche unter euch auf. Am Gipfelkreuz dürft ihr wieder in den Ride Mode wechseln und in den großen Kessel droppen, der sich in Richtung Süden öffnet. Im oberen Sektor zieht ihr noch lässige Turns in das offene Gelände, während ihr im unteren Sektor jedes Cliff mitnehmt. Viele der Runs führen am Ende auf die Galerie über der Bundesstraße. Bei entsprechender Schneelage, stehen hier kollektive Bomb Drops auf der Agenda.
Auf zur nächsten Variante – und zwar vom Seekareck über die Bärwurzkaralm bis zur Gnadenalm. Vom Seekareck geht es nicht zurück in Richtung Zentrum, sondern in den Kessel, der sich nordwestlichen unter dem Gipfel öffnet. Ihr kehrt also dem Skigebiet den Rücken und werdet mit einem genialen Run belohnt, der auf Grund seiner Exposition den Schnee lange frisch konserviert. Unten angekommen führt euch ein Forstweg bis zur Gnadenalm an der Passstraße. Von dort geht es mit dem kostenlosen Bus zurück nach Obertauern. Wer noch genug Saft in den Schenkeln hat und sich einen Hang komplett selber erarbeiten will, der könnte von der Gnadenalm aus noch ca. 500 Höhenmeter bis hinauf zur Südwiener Hütte touren. Ok, das ist komplette Fleißarbeit, denn die Meisten von euch haben jetzt nur noch Augen für das wohl verdiente Feierabendbier nach getaner Arbeit. Doch Vorsicht! In Obertauern kann das Nachtleben ohne Probleme mit dem Offpiste-Angebot mithalten. Es wäre nicht das erste Mal, dass selbst der ambitionierteste Freerider in einer der vielen Bars verschüttet wurde und den nächsten Tag im Schnee etwas lädiert beginnen musste.
„The Spot“ heißt der Snowpark an der Kehrkopfbahn, wo sich die Freestyler treffen
Abschließend wollen wir noch die Park-Fraktion bedienen. Auch diese findet in Obertauern Möglichkeiten, um sich in Szene zu setzen, wenngleich Freestyle beim überirdischen Freeride-Angebot nur eine Nebenrolle spielen kann. Mit „The Spot“ ein feiner Snowpark an der Kehrkopfbahn auf euch, der sich an Einsteiger und Jib-Fanatiker richtet. Über insgesamt drei Kilometer Länge und drei Lines, findet sich neben klassischen Park-Elementen auch eine eigene Freestyle-Freeride-Route. Grundsätzlich verändern sich die Features während der Saison immer wieder, da der Park komplett ohne Kunstschnee auskommt. Und jetzt geht eure Bretter präparieren und checkt euren Kalender, wann sich ein Slot für den Trip nach Obertauern auftut.
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