BaselLive Magazin 2020 | #01

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# 01 | 2020

MAGAZIN

GEORG HEITZ LEBEN IN CHICAGO BUVETTEN UND BARS ENDLICH DRAUSSEN

DIE ZUKUNFT DER

FREIEN

STRASSE



Gruss aus Basel

Impressum

Eine redaktionelle Verlagsbeilage der Riehener Zeitung, des Allschwiler Wochenblatts, des Birsfelder Anzeigers, des Muttenzer & Prattler Anzeigers, des Birsigtal-Boten, des Neubad Magazins und des Quartierkuriers. Erscheinungstermin: 11./12. Juni 2020 Herausgebende Verlage: LV Lokalzeitungen Verlags AG, Greifengasse 11, 4058 Basel, Riehener Zeitung AG, Schopfgässchen 8, 4125 Riehen, Cratander AG, Rheinsprung 1, 4051 Basel, Friedrich Reinhardt AG, Rheinsprung 1, 4051 Basel, Tel. 061 264 64 50, media@reinhardt.ch Redaktion: Michael Martin Gestaltung: Franziska Scheibler Inserate: Stefanie Ahrens, Tel. 061 270 30 60, stefanie.ahrens@kmconsulting.ch Coverfoto: zVg Offizieller Partner: Pro Innerstadt Basel, Verein Basler Weihnacht Der Nachdruck sämtlicher Artikel und Illustrationen und die Verwendung des Inhalts in elektronischen Medien bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung des Verlags. www.reinhardt.ch

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angsam, aber sicher erwacht die Stadt wieder aus ihrer Schockstarre, die uns alle so unvermittelt aus der Bahn geworfen hatte. Im Kollektiv mussten wir erleben, wie es ist, sich auf das «Überlebensnotwendige» zu beschränken – und nun gilt es, gemeinsam wieder den Weg zurück in die Normalität anzutreten. Dass dies schwieriger ist, als den Schlüssel nach rechts zu drehen, ist keine Überraschung. Aber ganz sicher ist, dass dieser Gang nach der diszipliniert bestandenen Corona-Prüfung nur gelingen wird, wenn wir uns weiterhin solidarisch verhalten. Nicht nur, was Bevölkerungsschichten betrifft, son-

dern auch das lokale Gewerbe. «Support your locals» – so lautet die auch auf Englisch leicht verständliche Botschaft, die Pro Innerstadt Basel mit roten Herzen unterlegt. Sei da für die Stadt, die auch für Dich da ist. Das ist der tiefere Sinn der simplen Botschaft, denn mit jedem Einkauf in der Stadt wird das Fundament der Ladenlandschaft wieder ein bisschen fester, das in den Wochen des Lockdowns tiefe Risse erhalten hat. Ganz bewusst legen wir in dieser Ausgabe von BaselLive daher den Fokus auf die Zukunft der zentralen Einkaufsmeile – der Freien Strasse. Die Achse vom Bankverein zum Marktplatz erhält ihr überfälliges Facelifting, und auch am Marktplatz werden das neue Hotel im Märthof sowie das (zumindest verbal angekündigte) Globus-Bauvorhaben für eine Aufwertung sorgen. Der Rahmen wird schöner – nun gilt es dafür zu sorgen, dass auch das Erscheinungsbild attraktiv bleibt.


Schoggi ? LUST AUF

?

Feinste Pralinés und Truffes, edle Tafelschokoladen, Kugeln mit zartschmelzender oder alkoholhaltiger Füllung, Bruchschokolade, Branchlis und saisonale Produkte. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

chocolatshalba

Öffnungszeiten: Mo – Fr: 09.00 – 19.00 Uhr Sa: 09.00 – 16.00 Uhr

Salinenstrasse 72 4133 Pratteln www.schoggihüsli.ch

SO LEBST DU BASEL.


Inhalt

Unter freiem

Himmel

6–9 Live in Basel

Triathlon Basel 30–31

16–18 Georg Heitz

Gesundes Essen unter dem Kegelhut

22–23

32–33

Basler

10–15

Basel

Zämmesetzispiil

34

24–26

in deinem

Herzen

16–17

Dino und Donny

28

36–37

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Live in Basel: EVENTS


Live in Basel WERKE VON

CHRISTOPH FISCHER Als einziges Schweizer Museum und Kompetenzzentrum widmet sich das Cartoon­m useum Basel an der St. Alban-Vorstadt 28 ausschliesslich der Kunst der narrativen Zeichnung. Die aktuelle Ausstellung zeigt Werke des Luzerner Künstlers Christoph Fischer, der sich als Illustrator (unter anderem für die NZZ, WOZ und Reportagen) einen Namen gemacht hat als einer, der seinen Blick auch auf Menschen am Rand der Gesellschaft lenkt.

Die erste Bar in Basel

RELAX!

Gaja Yoga & Akupressur Im Elefant liegt die Ruhe und die Kraft. Giorgia Thomann bietet Erfahrungen aus einer mehr­ jährigen Ausbildung in traditioneller chinesischer Medizin, als Akupresseurin und auch YogaSpezialistin und bietet ihr Wissen in ihrer GajaPraxis an der Gempenstrasse 10 ihren Kunden an. Gaja steht für Elefant und damit für Ruhe, Kraft und Standhaftigkeit – für Giorgia Thomann eine Inspiration, die sie gerne teilen will.

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250 Franken betrug der Beitrag, um dabei zu sein, wenn in Basel die erste Crowdfunding-Bar eröffnen sollte. Die Gegenleistung: lebenslang ein Glas Wein zum Apéro für zwei Personen. Und siehe da: Das Projekt Ta Cave kam tatsächlich zustande, und nun wird im Klingental 8 guter Wein auch aus der Region ausgeschenkt; serviert mit feinen Apéro-Plättli und weiteren kulinarischen Kreationen.

NE W O PE N !


Modellautos

wie fruher Der Baur Store an der Steinenvorstadt ist der Ort, an dem jeder das passende Geschenk findet. In den Angeboten finden sich auch hochwertige Ideen der Schweizer Qualitätsmarke Victorinox. Und natürlich spielen auch die guten alten Modellautos noch immer eine wichtige Rolle. Nicht umsonst wirbt der Baur Store damit, der «Largest Showroom of ModelCars in Basel» zu sein – auch in atemberaubender Grösse.

SINNVOLL UND STILVOLL

S T Y LE

Das Werkatelier im Stadthaus und an der Hegenheimerstrasse 4 in Basel bietet psychisch beeinträchtigten Menschen seit über 30 Jahren eine regelmässige Arbeit mit individueller Zeiteinteilung an. In wechselnden Stilrichtungen entstehen attraktive Kleider, Schmuck, Hüte, Karten und Dekoartikel. Jedes Produkt ist eine Einzelanfertigung und wird im Laden im Stadthaus an der Stadthausgasse 13 verkauft.

Matt & Elly ist eine Liebesgeschichte, die von zwei Globetrottern und ihrer Leidenschaft fürs Essen und Trinken handelt. Dabei geht es um die Stimmung, die beim gemütlichen Beisammensein aufkommt, das Kennenlernen neuer Kulturen, das Trinken kreativer Biere und das Geniessen von leckerem Essen. Am besten, man mischt sich selber unter die Craft-Bier- und Food-Liebhaber in der «Matt & Elly Brewery & Kitchen» an der Erlenmattstrasse 93.

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Live in Basel

stylish Damit das

Leben bunter wird Der Alltag in den vergangenen Monaten war doch eher trist und grau – Zeit also, wieder ein bisschen Farbe ins Leben zu mischen. Spezialist auf diesem Gebiet ist Lachenmeier Farben an der Clarastrasse 46 und am Leonhardsgraben 10. Von Künstlerfarben bis zum Autolack – es fehlt an nichts, um die Momente wieder bunter werden zu lassen.

«Von Bauch zu Bauch» wurde 2011 von der Hebamme und Stilberaterin Susan Christine Rodriguez als Secondhand-Laden für schwangere und stillende Frauen ins Leben gerufen. Aus dem kleinen Geschäft im Gundeli ist ein Shop in der Markthalle geworden, in dem Frauen für die Zeit vor, während und nach der Schwangerschaft passende Mode und Accessoires finden. Das Sortiment wird laufend aktualisiert. Und die Ware stammt fast ausschliesslich von Produzenten in der EU oder der Schweiz.

VOM KINO

zum

Früher gab es im Plaza die Kinohelden auf der grossen Leinwand zu bestaunen – heute gibt es im neuen Lilly Jo Plaza frisches, nachhaltiges Essen mit warmen Tagesmenüs und am Abend feine Cocktails und leckere Sandwiches. Und sobald Events auch wieder möglich sind, wird auch das kulturelle Angebot wieder ins Programm genommen.

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>> TORE WIEDER GEÖFFNET ‹‹ Seit dem 27. Mai hat das Haus der elektronischen Künste auf dem Dreispitz-Areal wieder geöffnet – und so dürfen die Besucher sich auf die Ausstellung «Schweizer Medienkunst: knowbotiq, Alan Bogana, Félicien Goguey - Pax Art Awards 2019» freuen. Die visuell eindrucksvollen Installationen von knowbotiq (Yvonne Wilhelm, Christian Hübler) verflechten Geschichten, die sich auf postkoloniale Gewalt, algorithmische Gouvernementalität und techno-ökologische Themen beziehen. Das «bistro genusswerk&co» ist ebenfalls wieder geöffnet.

Rot-Blau am Rhein Der Ball ruht im Schweizer Fussball, aber der FC Basel ist gleichwohl präsent – in den Herzen seiner Fans und physisch auch mit seinem Stadtlaade am Rheinsprung 1. Hier finden die Fans alles, was das Herz begehrt: Shirts, Fanartikel und hoffentlich bald auch wieder Eintritts­ karten für Heimspiele des FCB.

!Neu!

Deine persönliche Erlebniswelt mitten in der Basler City Neues zu erleben und zu verweilen macht glücklich. Diese individuellen Glücksmomente erlebt der flanierende Stadtnutzer seit Juni 2020 an der Streitgasse 4. Im Concept Store ThisIsYours wartet eine persönliche Erlebniswelt darauf, von jedem Stadtnutzer entdeckt zu werden – vom einladenden Café-Bistro über urbane Ateliers und tolle Lifestyle-Angebote bis hin zu Co-Working-Spaces. BaselLive 9


Die

Freie Strasse gewinnt ihre

Freiheit zurück

Im August beginnt die erste Etappe der Umgestaltung der Freien Strasse und ihrer Anschlussgassen. Ein spannendes Projekt, das zu einer sicht- und spürbaren Aufwertung und Modernisierung der in die Jahre gekommenen Zentrumsstrasse führen wird.  Daniel Schaub

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ie Freie Strasse. Für viele ein Inbegriff für Basel wie das Münster, die Fasnacht, der FCB oder die Museen. Doch die Strasse ist arg in die Jahre gekommen, wahlweise wird von Flickwerk, Verelendung, Stolperfalle und Schandfleck gesprochen. Dabei bietet die Freie Strasse mit ihrer historischen Kulisse, ihrer zentralen Lage und ihren noch immer vorhandenen traditionellen Geschäften viel Voraussetzungen für eine wahre Flanier- und Einkaufsmeile.

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Und diese soll es nun – nach Jahrzehnten der Ausbesserungsarbeiten – in einem kompakten Projekt des Tiefbauamts geben. Seit 2015 gibt es das «Gestaltungskonzept Innenstadt» des Kantons Basel-Stadt, Teile davon sind bereits umgesetzt. Am 3. August nun starten die Arbeiten des wohl wichtigsten Kernstückes, der Umgestaltung der Freien Strasse und ihrer anschliessenden Gassen. Mit 15,6 Millionen Franken wird die Geschäftsstrasse von ihren lästigen Trottoirs und von vielen Schildern und weiteren Hindernissen befreit und zu einem optisch anspre-

chenden, zeitgemässen und nutzungsgerechten Gesamtobjekt aufgewertet. FÜNF ETAPPEN IN DREI JAHREN Fünf Bauetappen sind bis Ende 2023 vorgesehen (vgl. Box), begonnen wird mit dem Abschnitt zwischen dem Bankenplatz und der Barfüssergasse, danach geht es in vier Abschnitten weiter bis hinunter zum Marktplatz. Die IWB nutzen die Bauphase zur kompletten Erneuerung der Energie-, Telekommunikations- und Wasserversorgungsleitungen und schliessen die


Blick vom Aussenbereich der Schlüsselzunft nach oben in die Freie Strasse. Rechts geht es in die Rüdengasse.

Gebäude gleichzeitig an das Fernwärmenetz an. Seit diesem Frühjahr laufen bereits die ersten Sanierungen der Kanalisations-Hausanschlüsse. Diese technischen Arbeiten sind ein ebenso wichtiger Bestandteil des Gesamtprojekts und machen rund die Hälfte des Volumens aus. Im Zentrum der Umgestaltung stehen indes die folgenden Belagsarbeiten, die in jeder Etappe abschliessend erfolgen werden und die ganze Breite von Hauszeile zu Hauszeile umfassen – ohne die heute lästigen Trottoirs. Verarbeitet werden in der Freien Strasse Platten aus Alpnacher Quarzsandstein, die schon an anderen Orten der Basler Innenstadt, zum Beispiel an der Greifengasse oder an der unteren Gerbergasse, verlegt worden waren.

PLATZÄHNLICHE VERHÄLTNISSE Der Dreizackbrunnen am Fuss des Münsterbergs wird um einige Meter Richtung Freie Strasse eingerückt und rückt künftig seiner historischen Position wieder ein Stück näher. Auch der Strassenbaum an der Bäumleingasse wird etwas in Richtung Freie Strasse verschoben und neu mit einer Rundbank versehen. Ein schattiger Verweilplatz, ganz nach dem Konzept, das die Aufenthaltsqualität an der Freien Strasse künftig markant erhöhen soll. Genauso wie ein neuer Trinkbrunnen an der Rüdengasse. Die Freie Strasse. Endlich befreit sie sich von ihren Altlasten. Und endlich wird sie wieder ein Vorzeigestück von Basel sein. Weitere Informationen: www.tiefbauamt.bs.ch/freie-strasse

Der gleiche Blickwinkel auf einem Bild von 1961: Als das Auto die Stadt eroberte ...

Die fünf Bauetappen Etappe 1: August 2020 bis Anfang 2021 Bankenplatz bis Barfüssergasse Etappe 2: Jahr 2021 Barfüssergasse bis Streitgasse Etappe 3: Ende 2021 bis Mitte 2022 Streitgasse bis Pfluggässlein Etappe 4: Mitte 2022 bis Anfang 2023 Pfluggässlein bis Rüdengasse Etappe 5: Jahr 2023 Rüdengasse bis Marktplatz

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Mathias F. Böhm,

Geschäftsführer Pro Innerstadt Basel

Warum braucht es eine neue Freie Strasse? Für eine moderne, zeitgemässe Stadt ist es extrem entscheidend, dass sich die Leute in jeder Beziehung wohl fühlen. Dies ist in der Freien Strasse aus den bekannten Gründen heute nicht mehr der Fall. Mit der Umgestaltung können wir mit einer viel besseren Raumnutzung die Aufenthaltsqualität erheblich steigern, wir können die Flächen vielseitiger bespielen. Eine Innenstadt muss eine gewisse Wertigkeit haben, gerade in der Schweiz, wo man einen hohen Standard erwartet. Was sind die Hauptvorteile der Neugestaltung? Sehr wichtig ist die Nivellierung ohne bisherige Hindernisse wie die Trottoirs und den ganzen Schilderwald. Das bringt nicht nur optisch enorme Vorteile, sondern auch logistisch für die Zulieferer. Durch die Verwendung von hochwertigem Material für die Beläge ergibt sich auch ein einheitliches Bild in grossen Teilen der Innenstadt. Dann soll die Freie Strasse also wieder die Vorzeigestrasse Basels werden? Wir sind in den vergangenen Jahren bewusst von diesem Bild abgerückt. Gewiss hat die Freie Strasse aufgrund ihrer zentralen Lage eine gewisse Magnetwirkung, aber ich finde es im gesamten Umgestaltungsprojekt enorm wichtig, dass auch die Rundund Seitengassen zur Freien Strasse mit einbezogen werden und so die Durchgängigkeit dieses Areals auch

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Auch die Streitgasse wird mit dem neuen Belag aufgewertet.

baulich betont werden kann. Und ich hoffe, dass sich dieses Gesamtbild später auch bis zum Aeschenplatz hin erweitern lässt. Bevor die Vorzüge genossen werden können, wird nun erst in fünf Etappen gebaut. Wie soll diese Phase gestaltet werden? Niemand hat primär Freude an Baustellen. Aber auch während der Bauphase sind viele Leute in der Stadt, die neugierig sein sollen, was hier entsteht. Mit verschiedenen Aktionen wollen wir das Gefühl der späteren Nutzung schon vermitteln. Das beginnt bei optischen Kaschierungen der Baustellenbereiche, führt aber auch zu Zonen, in denen wir die spätere Verweilqualität schon

zeigen und leben wollen. Eine Agentur befasst sich derzeit mit entsprechenden Ideen. Bei allem soll in der Bauphase die grosse Vorfreude auf die hohe Attraktivität der Innerstadt in Zukunft im Fokus stehen. Und was passiert mit den Geschäften während der Bauzeit? Natürlich werden wir allfällige Nachteile abzufedern versuchen. Wir nutzen die Zeit aber auch für innovative Modelle. Seit dem 3. Juni läuft unser neuer Concept Store an der Streitgasse, der auch Vorbild sein soll für künftige Nutzungen in der Freien Strasse. Der Angebotsmix soll, insbesondere auch durch die verstärkte Rückkehr von Gastronomie, künftig sehr breit sein.


Matthias Fluri Gesamtprojekt­leiter Tiefbauamt BS

Welche besonderen baulichen Herausforderungen stellen sich bei diesem Projekt? Es sind weniger bautechnische Problemstellungen als die Rahmenbedingungen. Wir bewegen uns im Zentrum von Basel an einem Ort mit vielen Geschäften, Anwohnenden und Passanten. Wir operieren also quasi «am offenen Herzen». Es handelt sich um eine Grossbaustelle in engen Platzverhältnissen. Es braucht Konzepte für die Anlieferung und auch den Handwerker­ verkehr, die logistisch sehr gut durchdacht sind. Ich bin sehr froh, dass wir hier auf sehr erfahrene Planungs- und Baufirmen zählen können. Hat diese Ausgangslage auch zur Etappierung in fünf Bauphasen geführt? Ja, es ist nicht möglich, die gesamte Freie Strasse in einem Zug zu erneuern. Der Vorteil ist, dass die einzelnen Abschnitte nur relativ kurz und intensiv von den Bauarbeiten betroffen sind und dann den fertigen Zustand inklusive Oberflächen zeigen. Danach sind wir wieder weg und man kann sich schon über die neue Situation freuen. Warum «müssen» der Dreizack­ brunnen und der Baum an der Bäumleingasse «gezügelt» werden? Wir haben an der Freien Strasse genau dort zwei erweiterte Strassensituationen, die sich anbieten, platzähnliche Verhältnisse zu schaffen, die dann weit vielseitiger genutzt werden können und den

Flanier- und Verweilcharakter der Strasse zusätzlich betonen sollen. Durch die Versetzung betonen wir einerseits diese beiden Elemente, andererseits heben wir den Platzcharakter stärker hervor. Der Brunnen kommt gleichzeitig an seine historische Position, bevor er im Zuge der Strassennutzung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach hinten geschoben worden war. Wie bewährt sich die Material­ isierung, die ja schon an anderen Standorten genutzt wurde? Mit den Rheinwacken in der Barfüsser- und Kaufhausgasse stellen wir die optische Verbindung zur Barfüsserkirche her. Die Steine stammen aus dem Rhein und Flüssen der Region. Die Platten aus Alpnacher Quarzsandstein sind sehr widerstandsfähig, hochwertig und von langer Lebensdauer. Wir haben diese schon andernorts in Basel verbaut und die Erfahrungen sind gut. Durch diese Platten erhält das Innerstadtbild einen roten Faden, der für die Wiedererkennung sehr wichtig ist. Auf was darf sich Basel vor allem freuen nach Abschluss der Bauar­ beiten Ende 2023? Die einheitliche Oberfläche auf die ganze Breite wird hochwertig und zeitgemäss und stellt einen grossen Mehrwert zur heutigen Situation dar. Bei meinen Gesprächen mit Geschäfts­betreibern und Anwohnern habe ich vermehrt die Bemerkung aufgeschnappt: «Alles, was ihr an der Strassenoberfläche machen werdet, ist besser als der jetzige Zustand.» Die neue Freie Strasse bietet neue Möglichkeiten für das Flanieren, die Gastronomie, aber auch für bewährte Anlässe wie die Fasnacht oder den Weihnachtsmarkt. Während diesen beiden Events finden übrigens keine Bau­arbeiten statt.

Urs Preisig, Präsident Quartierverein Innerstadt

Sie wohnen seit 44 Jahren an der Freien Strasse 44 – was löst die nun beginnende Umgestaltung des Strassenzugs in Ihnen aus? Mein Credo in dieser Sache heisst: «Dass ich das noch erleben darf!» Schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert, damals noch unter Regierungsrat Christoph Stutz, wurde eine Sanierung initiiert. Die Hauptabwasserleitung sollte erneuert werden und danach kam die Idee auf, die ganze Strasse zu planieren, schon damals war ein Plattenbelag angedacht. Es war eine Preisfrage. Bei den Haus- und Ladenbesitzern wurde eine Million Franken an Beiträgen zur Deckung der Mehrkosten gesammelt, doch am Ende kon­ nte man sich nicht auf einen vernünftigen Belag einigen. Und die Sache verlief im Sand … Auch unter Stutz’ Nachfolgerin Barbara Schneider wurde etwas gemacht, vor dem Haus Nummer 44 wurde eine Teststrecke eingerichtet. Am Ende hatten wir hälftig eine Pflästerung, einen Schwarzbelag auf der Strasse und Platten auf den Trottoirs, über die die Leute heute stolpern. Das Ganze hielt gerade eine Woche; als vis-à-vis ein Sportgeschäft einzog, rissen sie die Platten auf dem Trottoir wieder raus und ersetzten den Eingangsbereich mit einem Schwarzbelag. In den letzten 20 Jahren ist nichts mehr gegangen, heute ist alles nur noch grauenhaft und gefährlich. Das heisst, die Umgestaltung ist überfällig?

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Urs Mezger,

Inhaber Mezger Uhren und Juwelen

Von der Bäumleingasse Richtung Barfüsserkirche – der «neue Look» im oberen Bereich der Freien Strasse.

Ja, sie ist dringend nötig, die Stras­ se befindet sich schon in einem zu langen Schlaf. Ausserdem gibt es in einer Fussgängerzone de jure weder ein Trottoir noch eine Fahrbahn. Beides aber haben wir in der aktuellen Freien Strasse noch. Auch deshalb braucht es dieses Projekt. Die Freie Strasse ist DIE Strasse in Basel, wenn ich einem Auswärtigen sage, dass ich dort wohne, weiss er sofort, wo das ist. Die Freie Strasse wird von Haus zu Haus mit Platten belegt sein. Was bedeutet das? Diese komplette Einebnung ist wichtig, vor allem für den Verkehr. Es gibt keine eigentliche «Fahrbahn» mehr, auch wenn durch die Abwasserrinnen auf beiden Seiten eine Art Mittelstreifen angedeutet wird. Durch die Neugestaltung wird der Verkehr, und dazu zähle ich auch die Velos, mit Ausnahme der Lieferanten, in einer Fussgänger­ zone nichts mehr verloren haben. Neben den geplanten Polleranlagen an der Rittergasse und bei der

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Einfahrt am Bankenplatz setzt sich der Quartierverein Innerstadt noch für eine vergessene Polleranlage an der Streitgasse ein. Auf was freuen Sie sich am meisten? Auf die optische Beruhigung und die inhaltliche Belebung. Oder wie der Basler sagt: dass alles wieder «e Gattig macht». Dass man sich auf Stühle (Dank an Pro Innerstadt) oder Rundbänke setzen kann, draussen einen Kaffee geniessen kann. Es gibt doch nichts Schöneres. Insgeheim wünschen sich alle eine moderate Zunahme der Gastronomie in der «Freiie». Inbesondere wünschen wir uns Tagesrestaurationen mit Boulevardbereich. Angst, dass es später aussehen wird wie in der Steinenvorstadt, müssen wir sicher nicht haben. Kurz nach diesem Interview erfuhr Urs Preisig von der Kündigung seiner Woh­ nung an der Freien Strasse 44. Er wird voraussichtlich Präsident des Quartier­ vereins Innerstadt bleiben und seine Grundhaltung zur Freien Strasse wird sich auch von seinem neuen Wohnsitz (extra muros) aus nicht verändern.

Was erwarten Sie von der Umgestaltung der Freien Strasse? Natürlich hat die Freie Strasse in den letzten Jahren eine Form von optischer Verelendung erfahren. Ich möchte aber nicht in das Lied einstimmen, das fast schon zum guten Ton gehört, nämlich, dass in Basel vieles schlecht ist. Im Gegenteil, ich bin der Meinung, dass Basel ein hervorragendes Pflaster ist für den Detailhandel, mit einem kauffreudigen Publikum und einigen wohlhabenden Leuten auch in der Agglomeration. Das moderne Konzept einer boulevardartigen neuen Freien Strasse finde ich sehr toll, aber man muss auch wissen, dass es damit allein nicht getan ist. Es wird auch an den Ladenbesitzern liegen, davon profitieren zu können. Wie meinen Sie das konkret? Man kann nicht ein Erstklasse-Ticket anbieten und dafür nur Holzklasse-Service anbieten. Das betrifft das Personal, die Präsentation und das Angebot. Der Detailhandel muss hier in die Vorleistung gehen, gerade bei höherpreisigen Angeboten ist Basel nicht zwingend der Nabel der Welt. Ich nenne nur ein kleines Beispiel: Wir sind eines der letzten Geschäfte, die an Weihnachten mit einer aufwendigen Dekoration aufwarten.


Ihr Geschäft an der Ecke zur Bäumleingasse wird in der ersten Etappe der Umgestaltungarbeiten betroffen sein. Wie schätzen Sie das ein? Wir haben eine achtwöchige Ladenschliessung aufgrund der Corona-Krise hinter uns, es kommen die Sommerferien und danach die Baustelle. Da kann man schon auf die Idee kommen, dass es nicht so gut kommt. Wir werden weiter kreativ sein müssen und die Situation laufend intensiv beobachten. Wir dienen ja auch als «Teststrecke», auf der die Bauleitung Erfahrungen sammeln kann, wie alles funktioniert. Aber wir haben immerhin den Vorteil, dass wir die Baustelle Anfang 2021 als Erste hinter uns haben. Gibt es etwas, das Ihnen am Umgestaltungsprojekt besonders gefällt oder Ihnen Sorgen macht? Ich bin beeindruckt, wie gut bisher die Zusammenarbeit funktioniert. Pro Innerstadt ist gut involviert, es finden regelmässige Anwohnerinformationen statt, an denen uns versprochen wird, dass es keine Probleme, sondern nur Lösungen gibt. Sehr positiv ist auch, dass wir die Köpfe und Kontakte in der Projektleitung kennen. Auf was freuen Sie sich, wenn das Projekt dereinst abgeschlossen sein wird im Jahr 2023? Ich bin jetzt 62, also freue mich dann auf meine Pensionierung. Nein, Spass beiseite. Ich freue mich auf diese Aufwertung der Innerstadt und auf die Belebung unserer Geschäfte. Basel und gerade unsere Branche, der nun auch noch die Basel World wegfällt, kann es gut gebrauchen.

Eine neue «Ecke» am Marktplatz mm. Auf den Fotos sieht die Zukunft attraktiv aus – nicht nur, was das schöne Wetter betrifft. Der Märthof erstrahlt in neuem Glanz als Hotel (erstellt von Coop), und auch der Globus soll ein Facelifting erhalten, das den prächtigen Bau an der Ecke des Marktplatzes zur Eisengasse in einen Shopping-Tempel mit Lichthöfen verwandeln soll. Nun denn; noch ist diese Zukunft erst in einer Fotomontage zu sehen. Namentlich um die Bauabsichten des Globus ist es stiller geworden, nachdem im Juli 2019 eine erste Medienmitteilung erfolgt war und in diesem Frühjahr (noch vor Corona) die bekannten weissen Schilder aus dem BVD erste Absichten der Bauherrschaft (Liegenschaften-Betrieb AG, Eigentümerin der von Globus gemieteten Liegenschaften am Marktplatz 1 in Basel), öffentlich gemacht hatten. Eine Anfrage, wie es denn heute um das Bauvorhaben steht, das vom Basler Architekturbüro Miller Maranta durchgeführt werden soll, erbringt jedoch keine konkreten Neuigkeiten: «Leider können wir keine weiteren Angaben machen. Die Abklärungen sind am Laufen, aber Konkretes können wir nichts sagen.» Mehr ist seitens der Direktion nicht zu erfahren. Deutlich sicht- und für die Nachbarn auch hörbarer sind die Arbeiten am Märthof. Unschwer zu erkennen ist, dass der Umbau zu einer grossen Aufwertung am nördlichen Marktplatz-Ende führen wird. Und kaum einer wird sich nach der Eröffnung (geplant im ersten Halbjahr 2021) mehr daran erinnern, dass 1973 noch das Basler Stimmvolk mit einer deutlichen Mehrheit einen Grossratsbeschluss korrigierte, der einen Abbruch des Märthofs zugunsten einer neuen Grossüberbauung mit Parkhaus vorgesehen hatte. Diese Rettungsmassnahme des Souveräns bildete letztlich den Grundstein des Basler Denkmalschutzgesetzes. Das Boutique-Viersternehotel mit der unveränderten neubarocken Fassade wird 68 Zimmer umfassen (inklusive acht Suiten und acht Junior-Suiten). Auch für die lokale Bevölkerung wird das Hotel ein breiteres kulinarisches Angebot offerieren – mit einer Dachterrasse auf den Marktplatz und mit einem Restaurant (mit Bar) an der Ecke zur Eisengasse. Interessant wird auch der offene Innenbereich, weil der Nutzungsbereich im Erdgeschoss offen gestaltet werden soll (der Märthof besteht aus fünf früheren, zusammengefügten Hausparzellen). Schade ist aus heutiger Sicht eigentlich nur, dass die beiden Bauvorhaben Märthof und Globus nicht gleichzeitig erfolgen – so werden die Gäste des neuen Hotels wo­möglich für geraume Zeit auf die Baustelle vis-à-vis schauen müssen.

Ein Fotomontage-Blick in die Zukunft am Marktplatz: der Märthof als Hotel und der Globus nach dem angekündigten Umbau (ohne Lauben).

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Basel in deinem

Herzen

Das Herz – unser Symbol für Liebe, Wärme und Verbundenheit. Sei es die Liebe zu einem Menschen, die Wärme eines besonderen Moments oder eben die Verbundenheit zu unserer Herzensstadt. Die schönen, roten Herzen schmücken aktuell zahlreiche Unternehmen in der ganzen Stadt und bringen die Verbundenheit mit Basel zum Ausdruck. Folge den Herzen, entdecke und stärke deine Stadt.

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ie Locals zeigen Herz und geben mit den «Support Your Locals»Herzen ein Statement zu unserer Stadt ab. Sie alle tragen Basel im Herzen, präsentieren ihre Produkte mit Liebe, begrüssen ihre Gäste in den lokalen Unternehmen mit grosser Herzlichkeit und versprühen gerade jetzt – alle gemeinsam – ein positives Gefühl in der Basler City. Nichts wie los, gib dich dem Erlebnis hin, entdecke die tollen Angebote in deiner Stadt – und folge den leuchtenden roten Herzen durch die aufregenden Flaniermeilen in der Innenstadt, die schönen Quartierstrassen und Altstadtgässlein. Du wirst sehen: Die roten Herzen strahlen dir aus allen

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Ecken der Stadt entgegen. Sie schmücken zahlreiche Geschäfte und Unternehmen und werden ganz unterschiedlich und individuell in Szene gesetzt. Die Botschaft ist dabei immer dieselbe: Deine Stadt ist da für dich – sei du da für deine Stadt. Wenn es dich zu Beginn deiner Stadttour in Richtung Flaniermeile in der Freien Strasse zieht, fällt dir sicher schon in der Aeschenvorstadt das erste Herz im Schaufenster des Basler Kulturhauses Bider & Tanner auf. Wie wär’s

«Deine Stadt ist da für dich – sei du da für deine Stadt»

mit spannendem Lesestoff, mit dem du dir dann später am Rhein sitzend eine schöne Erlebnisauszeit gönnen kannst? Wenn du danach durch die Freie Strasse flanierst, wird dich bestimmt das toll in Szene gerückte Herz inmitten der hübsch verpackten Geschenke im Vom Fass anlachen. Die hochwertigen Öle und Spirituosen werden dir und deinen Gästen beim nächsten gemütlichen Abend in der heimischen Küche sicher viel Freude bereiten. Wenn du schon an der Schifflände ein wohliges Kribbeln spürst, wenn du dich dem Rhein näherst, dann lass dich unbedingt weitertreiben – auch im Kleinbasel senden zahlreiche Herzen Liebessignale aus. Zuvor wartet aber schon die nächste süsse Überraschung auf dich. Auch bei Xocolatl leuchtet etwas im Schaufenster. So ein Schoggi-Getränk zum Mitnehmen wird dir dein Leseerlebnis am Rheinufer bestimmt noch versüssen!


DEIN ERLEBNIS IN DEINER STADT – UNGLAUBLICH VIELFÄLTIG Eigentlich schon unglaublich, welche Vielfalt uns unsere Stadt bietet – an jeder Ecke wartet ein Erlebnis, das unser Herz mit Freude erfüllt. Und das Schönste ist, dass wir freudig entdecken, erleben und geniessen dürfen – und bei all diesen Erlebnissen gerade jetzt für unsere Stadt da sein können. Nach der Erholung am Rhein zeigen dir die Herzen im Kleinbasel den Weg. Sehnt sich dein Herz vielleicht nach ein paar Farbtupfern im Alltag oder nach einem coolen Stadtvelo? Dann schau, was sich hinter den Türen von Lachenmeier Farben oder Voyage Velo verbirgt, denn auch dort wird dich bestimmt nicht nur das strahlende Herz zum Lächeln bringen, sondern auch die Unternehmer selbst mit ihren tollen Produkten. Weiter geht’s in Richtung Johanniterbrücke. In der Feldbergstrasse wartet eine aufregende Modeboutique auf dich. Das riesige Herz im liebevoll hergerichteten Schaufenster verrät dir schon, dass hinter der Tür eine herzensgute Person wartet, die sich mit ihrem ganzen Herzen für deine Stadt einsetzt. Andrea Otto präsentiert eine attraktive Auswahl an innovativen und etablierten Brands, Nachwuchslabels und Neuentdeckungen. Fashion, Accessoires, Schuhe und Schmuck werden hier liebevoll und sorgfältig ausgewählt – so ein cooles Sommerkleid wäre doch jetzt genau das Richtige!

Zurück geht’s über die Johanniterbrücke – lass deinen Blick schweifen und deine Stadt lässt dich ihre spannenden Kontraste fühlen. Du siehst die mächtigen Bauten der Pharmaindustrie, die schmucken Altstadtgebäude, die idyllische Rheinszenerie und erahnst die verborgenen Gässlein, wie schön! Da darf auf deinem Rückweg ein Spaziergang zum Spalenberg auf keinen Fall fehlen. Dort erwarten dich viele besondere Konzepte und viel Stadtliebe. Flaniere offenen Herzens weiter und entdecke die Herzen am Spalenberg. Von der YellowKorner Galerie mit berührenden Fotografien, dem Feinfracht Store mit herzlichem Handwerk und Liebe zum Detail, den coolen Bekleidungskonzepten von TARZAN, dem authentischen HejkøhStore bis zu den herzerwärmenden Blumen bei Blumen Dufour – überall ist Lebensfreude spürbar. Folge deinem Herzen, gönn dir was Gutes. Entdecke die Herzen, entdecke deine Stadt. Die engagierten Menschen und Macher dahinter freuen sich, wieder für dich da zu sein und dich mit dem vielfältigen Genuss- und Erlebnisangebot zu verwöhnen, welches deine Stadt zu bieten hat. Sei neugierig und entdecke deine Stadt immer wieder von Neuem. Die roten Herzen zeigen dir den Weg – die ganze Stadt ist für dich da. Stärke und unterstütze auch du deine Stadt.


Unter freiem Himmel Ein Streifzug durch die schönsten Gartenbeizen und Outdoor-Gastro­ betriebe von Basel. Philipp Schrämmli

E

s ist eine Tendenz, die sich seit Jahren beobachten lässt; in Basel wie auch in vielen anderen Städten Europas: Die Menschen wollen ihre Freizeit zunehmend draussen verbringen. Und wenn sie in einem Restaurant einen Tisch reservieren, dann bitte im Garten. Man spricht bei dieser Entwicklung auch von einer «Mediterranisierung», einer mit dem Wandel des Klimas einhergehenden Veränderung der Lebensgewohnheiten, respektive des Lebensgefühls. Die Leute bleiben nicht mehr in ihren Stuben hocken, sondern wollen ins Freie an die Wärme und die Sonne geniessen; das Leben verlagert sich zusehends in den öffentlichen Raum. Früher habe in der Gastronomie die Faustregel gegolten, dass es rund 100 «Terrassentage» gebe, sagt Maurus Ebneter, der Präsident des Basler Wirteverbands. Also Tage, an denen vor allem die Aussenbestuhlung gefragt sei. «Heute sind es mindestens 200 Tage, an denen die Leute lieber im Freien essen und trinken wollen, sogar eher noch mehr.» Im letzten Winter habe man beispielsweise beobachten können, dass an milden Tagen im Januar, an denen

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die Temperaturen vielleicht auf zehn Grad gestiegen seien, der Aussenbereich des Café Huguenin am Barfüsserplatz bis auf den letzten Platz gefüllt gewesen sei. «Für die Gastronomen bedeutet dies, dass sie sich anpassen müssen», sagt Ebneter. «Man muss sich gut überlegen, ob man eine Beiz führen will, die nicht über genügend Aussenplätze verfügt.» Dass sich die Gastronomie mit dieser Entwicklung mitbewegt, ist in Basel indes augenscheinlich. Man erinnere sich etwa nur einmal daran, wie es rund um das Rheinufer vor zwanzig, dreissig Jahren ausgesehen hat. Während sich in den 1990er-Jahren kaum jemand ans Kleinbasler Rheinbord verlor, ist die Promenade am Fluss heute die Lebensader von Basel. Nicht zuletzt, weil sie in den letzten Jahren auch baulich stark aufgewertet wurde.

Direkt am Kleinbasler Kopf der Mittleren Brücke beginnt auch unser Spaziergang durch Basels schönste Gartenbeizen und Outdoor-Gastrobetriebe. Im Zentrum des Kleinbasels begrüssen gleich mehrere Restaurants Einheimische und Touristen. Im «Zum Schmalen Wurf», «Ufer 7» und «Rhywyera» geniesst man nebst kulinarischen Highlights auch einen wunderbaren Blick auf die Grossbasler Stadtkulisse. Spazieren wir von der Mittleren Brücke flussabwärts weiter, vorbei an der altehrwürdigen Kaserne, kommen wir zu den vier Buvetten, die wesentlich zur Belebung des beliebten Rheinbords beigetragen haben. Durch ihre Einfachheit und temporäre Bauweise vermitteln sie dieses leichte Lebensgefühl, das viele Menschen suchen. An warmen Sommertagen sind sie ein

Gemütliches Chillen an der «Landestelle» am Hafen …


… Basel, das Buvetten-Paradies: entspannte Stimmung im «Saint-Louis» …

regelrechter Besuchermagnet und das bunte Treiben rund um diese Buvetten wird wohl von jeder Touristin mit einem Schnappschuss festgehalten. Weiter geht es dem Rheinufer entlang, wo wir nun unterhalb der Dreirosenbrücke den Klybeckquai betreten, welcher sich bis zum Dreiländereck erstreckt. In den letzten Jahren hat sich im Hafen, inmitten eines ehemaligen Industrieareales, eine blühende Alternativ-Szene entwickelt, mit vielen kleinen Bars und Beizen wie «Landestelle» oder «Marina Bar», um nur zwei herauszupicken. Noch weiter rheinabwärts, einen Steinwurf von der Grenze zu Deutschland entfernt, findet man eine weitere Trouvaille. Mitten im Kleinhüninger Hafenareal ist der «Rostige Anker», ein herrliches Restaurant, das einem einen Blick auf Container-Schiffe und eindrückliche Sonnenuntergänge gewährt. Aber auch auf der anderen Seite des Rheins im Grossbasel hat es Beizen und Restaurants, die zum Verweilen einladen. Unsere erste Station im Grossbasel führt uns zum Bahnhof St. Johann. Im «Perron» und im «Giardino Urbano»,

welche versteckt im Stellwerk des Bahnhofs sind, erwartet die Gäste eine idyllische Ambiance, eine Mischung aus Schrebergarten- und Grossstadtflair, mit uneingeschränktem Blick auf Bahnhof und Zuggleise. Wieder zurück am Fluss, besuchen wir nun das Restaurant «Roots» im Rhypark, dessen Küchenchef Pascal Steffen im letzten Jahr mit 16 Gault Millau-Punkten ausgezeichnet wurde. Mit urbanem Flair begeistert auch die «Cargo Bar» direkt unterhalb der Johanniterbrücke, wo die Sonne zwar schon etwas früher

Fotos basellive.ch/ganzbasel.ch

untergeht als im Kleinbasel, dafür die halbe Nacht das Leben pulsiert und vorzügliche Drinks serviert werden. Einige Hundert Meter rheinaufwärts liegt auf Gross­basler Seite im Breitequartier das «Le Rhin Bleu». Während sich tagsüber im Rheinbad die Sonnenanbeter ausbreiten, können abends Gäste hoch oben auf den Stelzen des Rheinbads in einmaliger Atmosphäre dinieren und einen wunderschönen Ausblick auf das Münster und den Sonnenuntergang über der Grossbasler Altstadt geniessen.

… und Feriengefühle im Rhin Bleu vis-à-vis des Roche-Turms.

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Während an warmen Sommertagen gerade der Rhein sehr viele Menschen anzieht, sollten aber auch die Quartiere bei unserem Spaziergang nicht vergessen gehen. Wunderbar zum Verweilen lädt etwa der «Platanenhof» ein. Ein Restaurant, etwas abgelegen im unteren Kleinbasel, in das man nicht zufällig hineinstolpert, man aber, wenn man es einmal entdeckt hat, garantiert ein zweites Mal wiederkommt. Auch bei einem Streifzug durch das Gundeldinger-Quartier, vom Bahnhof SBB entlang der Güterstrasse mit ihren neuen, hippen Lokalen, bis zum Tellplatz, der sich in den vergangenen Jahren zum echten Zentrum des Quartiers gemausert hat, lassen sich viele kleinere und grössere Bars und Restaurants entdecken. Stellvertretend sei «L’esquina» erwähnt, eine gemütliche Tapas-Bar, in der man gute Weine und Cocktails geniessen und das bunte Treiben am Tellplatz beobachten kann. Selbstredend gibt es auch friedlichere Plätze in der Stadt, wo man zur Ruhe kommen kann. Wer in der Grossbasler Altstadt unterwegs ist, sollte unbedingt am Münsterplatz vorbeige-

Endlich wieder gut schlafen?

Ruhe mitten in der Stadt: die gemütliche Ecke mit dem Bistro «Ängel oder Aff» auf dem Andreasplatz.

hen. Ein weitläufiger Platz, eingerahmt von historischen Altbauten, ein Platz, an dem die Zeit langsamer zu gehen scheint als an anderen Orten in der Stadt. Im «Rollerhof» oder im «Isaak» kann man sich verwöhnen lassen und anschliessend von der Pfalz den Blick über das Rheinknie bis nach Frank-

Wir machen es möglich! Denn 90 % Ihrer Gesundheit hängt vom Schlaf ab. Jetzt persönlichen Termin vereinbaren zur Schlaf-Gesund-Beratung! SAMINA Basel | Falknerstrasse 5 | 4001 Basel +41 (0) 61 272 11 80 | www.samina.com/basel samina.basel@samina.com Hans-Georg Reichert

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reich und Deutschland schweifen lassen. Vorbei an der Martinskirche und am Marktplatz treffen wir inmitten der wuseligen Innenstadt eine andere Oase an, den Andreasplatz, wo wir mit einem heissen Kaffee im «Ängel oder Aff» auch unseren Spaziergang beenden.

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Lebenslust statt Diät-Frust… Wie Sie gesund, konsequent und nachhaltig abnehmen Unternehmer, Mediziner, Pflegefachleute, Lehrer, Kaufleute, Junge und Alte – haben beim Abnehmen dasselbe Problem. Nicht das Wissen über Ernährung fehlt – sondern viel mehr die Kraft und Selbstdisziplin zur konsequenten Umsetzung im Alltag. Engmaschiges und systematisches Coaching setzt genau hier an. Wenn Sie Ihrer Diätkarriere ein Ende setzen wollen, bietet sich die Möglichkeit, das sehr persönliche Coaching von Yolanda Unger in Anspruch zu nehmen, um Ihre Essgewohnheiten und somit Ihre Figur voraussagbar, konsequent und nachhaltig zu verbessern. Verunsicherung Zahlreiche, teils widersprüchliche oder sogar ungesunde Ernährungstheorien verunsichern die Menschen. Deshalb wechseln sie von einer Diät zur nächsten, geben schnell wieder auf oder verschieben das Abnehmen frustriert auf später. Fehlende Alltagstauglichkeit Viele Diäten sind radikal, zu einschränkend (unnötige Verbote) oder zu kompliziert und auf Dauer nicht praktikabel. Selbst medizinisch verordnete Ersatzmahlzeiten, Appetitzügler und Diätprodukte lösen das Problem nicht. Hat man sie satt, fällt man in die Essgewohnheiten zurück – und nimmt wieder zu. Mangelnde Selbstdisziplin Vielen Menschen mit Gewichtsproblemen fehlt schlicht die Kraft und der Durchhaltewille auf eigene Faust abzunehmen oder sich langfristig bessere Essgewohnheiten anzueignen. Wissen ist häufig nicht das Problem! Der sicherste und effizienteste Weg um verbindlich und konsequent Gewichtsprobleme dauerhaft zu lösen ist ein alltagstaugliches Ernährungskonzept mit einer grossen Nahrungsmittelauswahl. Ein auf die Bedürfnisse abgestimmter Ernährungsplan mit klaren individuellen Mengenangabe, ermöglicht es meinen Kunden durchschnittlich 0.8 Kg pro Woche abzunehmen.

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Wichtig ist es den Kunden zuzuhören, sie ernst zu nehmen, zu verstehen und konsequent zu führen. Meine Erfahrung: Menschen mit Gewichtsproblemen halten sich konsequent an die Ernährungsempfehlungen und kommen gerne in die Beratung, wenn man Ihnen den nötigen Respekt entgegenbringt. Es braucht Wertschätzung und Motivation – keine Vorwürfe oder Mahnfinger. Die gelernte Ernährung resultiert nach einer mehrmonatigen Gewichtshaltephase letztlich in Essgewohnheiten fürs Leben. Das persönliche Coaching endet erst, wenn der Kunde sich selbst bewiesen hat, dass er sein Gewicht künftig halten zu kann.

Yolanda Unger, dipl. Ernährungscoach Selbständige Lizenzpartnerin von Vitalance Vitalyse Basel Innere Margarethenstrasse 10, 4051 Basel Tel. 061 272 22 24, www.vitalyse-basel.ch E-Mail: info@vitalyse-basel.ch Weitere Praxis-Standorte: www.vitalyse.ch


In zwei neuen

Welten

Georg Heitz war zwischen 2009 und 2017 in der wohl erfolgreichsten Periode des FC Basel 1893 in der sportlichen Verantwortung. Seit diesem Jahr arbeitet er als Sportdirektor für Chicago Fire, einen ambitionierten Club in der Major League Soccer in den USA.  Daniel Schaub Die ersten Wochen im neuen Umfeld waren intensiv. Am 20. Dezember 2019 wurde das neue Engagement von Georg Heitz als Sportdirektor von Chicago Fire bekannt, eine Woche später hatte er mit dem ehemaligen Trainer des

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FC Basel 1893, Raphael Wicky, bereits die erste Personalie fixiert. Die folgenden Wochen standen im Zeichen der Zusammenstellung eines Trainerstaffs und einer kompetitiven Mannschaft für die Anfang März beginnende Saison

in der Major League Soccer. «Ich hatte relativ freie Hand», sagt Heitz, der sich von Besitzer Joe Mansueto und Präsident Nelson Rodriguez rasch von der Zukunftsträchtigkeit des Projektes hatte überzeugen lassen und nun in seinem Wirken die volle Rückendeckung geniessen darf. GEBREMSTE ENTWICKLUNG 15 neue Spieler hat Heitz für das Team von Chicago Fire verpflichten können, darunter einige spannende Fussballer aus Südamerika und Europa, zu denen der argentinische Nationalspieler Gaston Gimenez, dessen 19-jähriger Landsmann Ignacio Aliseda, das venezolanische Talent Miguel Navarra oder die in Europa erprobten Profis Luka Stojanovic, Robert Beric oder Boris Sekulic zählen. Nicht alle standen zu Beginn der Saison am 1. März schon zur Verfügung, weil die entsprechenden Visa noch nicht bereitstanden – doch Heitz und Wicky waren sehr schnell sehr zuversichtlich, dass sie hier ein Team mit Potenzial zusammengestellt hatten. «Die Entwicklung war sehr positiv», resümiert Heitz die erste sportliche Phase, auch wenn das Saisoneröffnungsspiel gegen den Meister Seattle Sounders in der Nachspielzeit mit 1:2 verloren ging und in der zweiten Partie gegen New England Revolution ein Unentschieden genügen musste. Doch dann kam die Corona-Krise, ab dem 12. März ruhte der Spielbetrieb in der MLS. Chicago gehörte in der Anfangsphase zu den am stärksten betroffenen Gebieten in den USA. Im Bundesstaat Illinois, zu dem Chicago am Lake Michigan gehört, gab es über 100 000 Fälle und um die 5000 Todesfälle. Dazu musste der Staat fast eine Million Menschen neu in die Arbeitslosigkeit gleiten lassen. Eine komplette Ausgangssperre gab es in Chicago nicht, man durfte sich draussen bewegen, wenn es nötig war, allerdings


wurden grössere Parks in der Stadt geschlossen. Immerhin blieb die direkte Betroffenheit beim Chicago Fire FC aus: «Wir hatten im Club weder im Staff noch unter den Spielern positive Fälle», sagt Heitz. MEIST REICHE BESITZER Wie überall auf der Welt wirkte sich die Corona-Krise auf die Wirtschaft generell, aber natürlich auch auf den professionellen Sport aus. Die Gehälter der Spieler, die allesamt zentral bei der Major League Soccer angestellt sind, wurden bisher ausbezahlt, auch wenn über Kürzungen zumindest diskutiert wird. Es ist in diesen Zeiten von Vorteil im nordamerikanischen Sport­ system, dass die Clubs meist reichen Besitzern gehören, die in einer solchen Krisenzeit über finanziellen Spielraum verfügen. Sportdirektor Heitz nutzte die spielfreie Zeit für vielfältige Arbeiten. Es gab tägliche Videokonferenzen mit dem Staff und den Spielern, der Baselbieter ist auch in verschiedenen Arbeitsgruppen der Liga integriert, die sich ebenfalls online austauschten. Das Hauptaugenmerk galt indes internen Arbeiten wie etwa der Verfeinerung eines Scouting-Konzeptes und den Vorbereitungsarbeiten für ein geplantes Trainingszentrum, das zeitnah entstehen soll. Es wäre ein weiterer

«Von sehr aufregend bis sehr frustrierend war alles dabei in den ersten Wochen.»

spielen, verzögerte sich in den USA allerdings auch deswegen, weil das Land in der Betroffenheit der Pandemie zwei bis vier Wochen hinter Europa zurückliegt.

Die spektakuläre Heimat der Chicago Fire: das Soldier Field-Stadium.

Schritt im ambitionierten Wirken des Vereins, der am 21. März auch in sein neues Heimstadion «Soldier Field» (die Heimstätte des lokalen Football-Teams) hätte einziehen können. Auch dieser Meilenstein in der Vereinsgeschichte musste indes der Corona-Krise weichen. Mitte Mai konnten die Spieler von Chicago Fire wieder ihr individuelles Training aufnehmen. Der Verein produzierte dafür eigens ein Video, das über die wichtigsten Verhaltensregeln Aufschluss gab. «Wir mussten ein sehr detailliertes Konzept einreichen, das dann von den Medizinern der Liga geprüft und freigegeben werden musste», erzählt Heitz. Danach sollte es ins Kleingruppentraining gehen, später in die Mannschaftsübungen und schliesslich soll die früh unterbrochene Saison wieder aufgenommen werden können. «Es ist ein Vorteil, dass wir unsere Meisterschaft im Kalenderjahr spielen, so sind wir etwas flexibler.» Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs, mutmasslich auch im Modus von Geister-

ZIEL: TOPCLUB IN DER MLS In der Perspektive möchte Heitz mit dem Team, zu dem auch der Deutsche Sebastian Pelzer als Technischer Direktor zählt, Chicago Fire als Topclub innerhalb der Major League Soccer etablieren. «Wichtig ist mir, dass wir auch das regionale Potenzial noch besser nutzen. In Illinois leben elf Millionen Menschen, da sollte es trotz Konkurrenz anderer Sportarten ein paar gute Fussballer geben.» Die Academy, die vom Franzosen Cédric Cattenoy geleitet wird, der auch schon für Paris St-Germain Nachwuchsarbeit geleistet hatte, bringt bereits gute Spieler hervor. «Wir haben für dieses Jahr fünf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs mit Profiverträgen ausgestattet, und das war nicht einfach ein Marketing-Gag, sondern die Jungs sind wirklich gut.» Und so gleicht die Arbeit von Heitz in den USA jener in der Schweiz. Ein Auge für Talente in den eigenen Reihen, ein gut vernetztes ScoutingSystem, ein Händchen für Spieler mit besonderen Fähigkeiten, die im Weltfussball gefragt sind – all das lebt er nun in einer neuen Sportwelt, die sich durch das Coronavirus in eine zweite neue Welt verwandelt hat. Und so verwundert es nicht, wenn Heitz für seine Gefühlswelt im ersten halben Jahr in Chicago die ganze Bandbreite nutzt: «Von sehr aufregend bis sehr frustrierend.» Es gibt noch eine weitere Parallele im Wirken von Heitz zwischen Basel und Chicago: Die Chemie zwischen Clubbesitzer, Präsidium, sportlichen Verantwortlichen und Spielern stimmte von Beginn an. Und das ist letztlich die Basis, um erfolgreiches Arbeiten zu ermöglichen.

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Freitag, der

13.

Wie die Basler Comedians Joël von Mutzenbecher, David Bröckelmann und Almi die Zeit ohne öffentliche Aufritte erlebten und was sie für ihre künftigen Projekte mitnehmen.  Daniel Schaub

Freitag, der 13. März 2020. Es ist ein Datum, das sich bei vielen Menschen in der Schweiz eingeprägt hat. Zwei Wochen nach dem Verbot von Gross­ veranstaltungen wurde die maximale Besucherzahl für Anlässe auf 100 Personen beschränkt, die Schulen wurden geschlossen. Drei Tage später herrschte der nationale Notstand. Für den Basler Schauspieler, Imitator und Kabarettisten David Bröckelmann war der 13. März 2020 noch aus ganz anderer Sicht ein spezielles Datum. An jenem Abend hätte im Basler Theater Fauteuil die Premiere des gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Salomé Jantz erarbeiteten Theater- und Comedyprogramms «19.57. Gleis 12» steigen sollen. «Was kann schon passieren an einem Freitag, den 13.?», hatten sich Bröckelmann & Bröckelfrau vor dem Debüt gefragt. Eben. Wegen Corona wurde nichts aus dem mit Spannung erwarteten Abend. Dernière noch vor der Premiere. «ICH SPÜRTE ES SCHON IN ZUG» Auch Joël von Mutzenbecher, der Basler Stand-Up-Comedian, hat an

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das terminliche Umfeld des 13. März eine besondere Erinnerung. Am Abend zuvor trat er in Zug auf – und unterbot aufgrund von kurzfristigen Absagen und No-Shows von bereits verunsicherten Besucherinnen und Besuchern seinen Soloprogramm-Minusrekord aus dem Jahr 2015. Die 13 anwesenden Menschen und von Mutzenbecher auf der Bühne hatten trotzdem ihren Spass – und teilten das Privileg, den letzten Liveauftritt des Programms «Feel Good Comedian» überhaupt und

vor einer langen, showfreien Zeit miterlebt zu haben. «Ich spürte schon in Zug, dass es der letzte Abend sein wird», sagt von Mutzenbecher heute. Die beiden weiteren noch geplanten Abende, darunter die Dernière in Basel, konnten dann tatsächlich nicht mehr stattfinden. Und werden auch nicht mehr nachgeholt. Die Fans müssen sich damit begnügen, das Programm online auf von Mutzenbechers Website anzuschauen. DIE DOPPELTE AUSBREMSUNG Patrick Allmandinger, besser bekannt unter seinem Kürzel «Almi», hat verschiedene Zugänge zur CoronaPandemie. Die Vorfasnachtsveranstaltung «Läggerli» konnte im Januar und Februar noch ohne jegliche Ein-

Patrick Allmandinger alias Almi konnte an seinem «Läggerli» noch auftreten, nach der Fasnacht aber war Schluss.


«Gerade jetzt ist es umso nötiger, wieder aufzu­ stehen.»

schränkungen stattfinden. «Darüber bin ich glücklich, denn es ist eines meiner Hauptstandbeine.» Zwei andere Füsse wurden ihm schon ab Ende Februar unter dem Boden weggezogen, «ich wurde ausgebremst», wie er es formuliert. Sein im November 2019 gemeinsam mit Rolf Tschan und Heinz Zimmermann lanciertes Gastronomieprojekt, die «Fasnachtsstuube» an der Schützenmattstrasse, war – nachdem trotz abgesagter Basler Fasnacht noch Betrieb geherrscht hatte – von der Schliessung aller Restaurants mit dem Lockdown vom 16. März direkt und indirekt betroffen. Keine Gäste, kein Umsatz, aber auch keine Einlagen von «Almi», der seit der Trennung von seinem Bühnenpartner Renato Salvi im Frühjahr 2018 kein abendfüllendes Komikprogramm mehr bestreitet, aber für Auftritte an Firmen- und Privatanlässen immer noch auf sein grosses Repertoire zurückgreift. Unter anderem auch bei gebuchten Feiern in der «Fasnachtsstuube». Seit dem 13. Mai hat das Lokal wieder offen, aber wie viele andere Beizer musste auch Allmandinger feststellen, dass «es Zeit und Geduld braucht, bis die Leute wieder Vertrauen haben und wir wieder so aufgestellt sind wie vorher». Bereits haben für ihn die Vorbereitungen für das «Läggerli 2021» begonnen, er wünscht sich, dass dieses ohne jegliche Einschränkungen durchgeführt werden kann. «Wenn man in einem Theater zwei Meter Abstand einhalten muss, kann keine Stimmung aufkommen», sagt er. Und wenn statt der 389 Plätze im Scala nur noch ein Viertel verkauft werden könnte, wäre es mit der Anzahl Vorstellungen nicht zu kompensieren.

Joël von Mutzenbecher

Foto Oliver Baer

«STAND UF!» KOMMT IM HERBST Joël von Mutzenbecher hatte noch im Februar sein neues Programm «STAND UF!» angekündigt, dessen Start aller-

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«Ich kam mir vor wie ein Farmer, der sich auf den Winter vorbereitet.» David Bröckelmann

dings erst für seine übliche Auftrittssaison von Herbst bis Frühling terminiert worden war. Nach drei Try-Outs im September und Oktober wäre die Premiere für den 13. Oktober im Basler Häbse-Theater vorgesehen. Der Programmtitel hat durch die Corona-Krise eine Doppeldeutigkeit erhalten. Schon der erste Teil seiner Trilogie «Feel Good Comedian» hatte der Schwarz-WeissMentalität der Gesellschaft entgegenwirken und für mehr Positivität sorgen sollen. Mit «STAND UF!» wäre diese Botschaft weiter vertieft worden. «Gerade jetzt ist es umso nötiger, wieder aufzustehen», sagt von Mutzenbecher. Er hat sich während der Corona-Zeit eine zweimonatige aktive und passive Social-Media-Pause gegönnt, sich in die Berge zurückgezogen und an seinem Programm gefeilt. Dass Corona darin eine spezielle Rolle spielen wird, denkt er nicht, auch wenn es spürbar sein wird. «Die Leute hören seit langer Zeit jeden Tag Informationen darüber, da wollen sie vielleicht in den zwei Stunden am Abend einmal nichts davon wissen. So ein Abend sollte auch eine Befreiung sein.» «DAS GEHT NUR LIVE» Joël von Mutzenbecher hat während der Pandemie bewusst auf Wohn­ zimmer­auftritte oder Livestreams verzichtet. «Das Spiel mit dem Publikum, das Improvisieren und das, was daraus alles zusätzlich entstehen kann, das geht nur live vor Leuten.

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Alles andere ist wie ein Soundcheck.» Nur die Radiosendung «WochenRundShow» am Samstagnachmittag auf SRF3 hat er in diesem Frühling regelmässig moderiert, ansonsten «bin ich eigentlich auf Null zurückgefahren». Grosse Sorgen macht er sich trotz erheblicher Einnahmeausfälle nicht. «Die Leute wollen wieder Live-Erlebnisse und vielleicht werden ja neue Möglichkeiten freigesetzt, etwa, dass ich an einem Abend und an einem Ort zweimal hintereinander spiele.» DIE SEELE EINES FARMERS Auch David Bröckelmann hat die aufgezwungene Pause für sein persönliches Seelenwohl genutzt. «Ich gönnte mir viel Ruhe, war oft im Wald, habe Sport getrieben, so viel Holz gespalten wie noch nie – ich kam mir vor wie ein Farmer, der sich für den Winter bereit macht.» Seine Agenda jedenfalls hätte er fast vergessen, symbolisch hat sie in diesen Wochen Staub angesetzt. Und zum Einkaufen nach Oberwil ging es

zu Fuss mit dem Wägelchen – «fast wie zu Gotthelfs Zeiten». Grosse Unterstützung erhielt er wie die anderen Künstler während dieser Phase nicht. Das Engagement in der Produktion von HD Läppli bringt ein wenig Kurzarbeitsentschädigung, der Gang zum RAV nach Oberwil hingegen erwies sich als wenig zielführend: «Freischaffende Künstler passen nicht so sehr in dieses System», musste er feststellen. Mittlerweile sieht er einen Lichtstreifen am Horizont und er vertraut auf seine Erkenntnis: «Humor kann den Menschen retten.» Ein paar Auftritte ausserhalb der Theaterbühnen hat er auch während der Krise leisten dürfen, auf Telebasel, beim Promi-Grill von SAT1 Schweiz oder in einem Comedyformat von Radio SRF. Online hingegen trat er nicht gross in Erscheinung. «Das war nicht so mein Ding und ist es auch jetzt nicht geworden. Ich bin ein physischer Schauspieler, der den direkten Publikumskontakt schätzt.»

Salomé Jantz und David Bröckelmann hätten am 13. März Premiere ihres neuen Bühnenstücks «19:57. Gleis 12» gefeiert.


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Dino und Donny Sicher kennst du auch den berühmten Dinosaurier im Park im Grünen, der mit seinem langen Hals alle umliegenden Bäume überragt. Doch warst du schon mal in der Nacht vor Ort und hast beobachtet, was mit dem Dinosaurier passiert? Du wärst überrascht, wenn du erfährst, dass der Dino lebendig ist. Corinne Sachser

D

as neue Kinderbuch aus dem Friedrich Reinhardt Verlag erzählt die Geschichte vom kleinen Hund Donny, der im Park im Grünen verloren geht und verzweifelt nach seinem Herrchen Moritz sucht. Als es langsam anfängt einzudunkeln, traut er seinen Augen nicht, denn was er für einen künstlichen Dinosaurier hielt, wird plötzlich lebendig und schaut ihn mit seinen grossen Augen besorgt an. DER LEBENDIGE DINO Der berühmte Seismosaurus aus der «Grün 80» trägt den schlichten Namen Dino und schläft tagsüber im Stehen. Sobald die Sonne untergegangen ist

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und keine Besucher mehr in der Nähe sind, öffnet er seine Augen und bewegt sich munter durch den Park im Grünen. Doch in dieser Nacht ist alles anders. Es sind zwar keine menschlichen Besucher mehr zu sehen, doch ein kleiner Hund namens Donny bittet ihn winselnd um seine Hilfe. Donny hat sein Herrchen verloren und weiss leider nicht, wie er ihn wiederfinden kann. Da Dino ein grosszügiger und gutmütiger Geselle ist, bietet er ihm umgehend seine Unterstützung an und begleitet Donny auf der Suche nach seinem Zuhause. EINE ABENTEUERLICHE NACHT Gemeinsam machen sie sich auf den Weg von Münchenstein nach Basel. Auf ihrer Route marschieren sie an Sehenswürdigkeiten Basels vorbei und erleben sogar ein Abenteuer, in welchem ein Juwelendieb involviert ist. Ein Ereignis, bei dem Dino fast entdeckt wird. Doch mehr sei nicht verraten. Wird Donny sein Herrchen wiederfinden?

Bleibt Dino in dieser Nacht weiterhin unentdeckt? Finde es selber heraus mit dem neuen, bezaubernden Kinderbuch «Dino und Donny» aus dem Friedrich Reinhardt Verlag.

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«Bei meinem ersten Versuch lag ich nach fünf Metern auf dem Boden» In Basel haben im Jahr 2020 drei Sportarten Hochkonjunktur: Joggen, Radfahren und Schwimmen. BaselLive hat mit Thomas Rickenbacher, Leiter der TriathlonAbteilung des SV Basel, gesprochen. Interview Philipp Schrämmli «Bleiben Sie zu Hause», hatte der Bundesrat im März gesagt. Um das Coronavirus einzudämmen, wurde im Frühjahr das öffentliche Leben lahmgelegt, auch Sport auszuüben war kaum noch möglich. Ausser: Joggen, Velofahren und für Hartgesottene vielleicht noch Schwimmen im Fluss. Also genau die Disziplinen eines Triathlons. Wir haben mit Thomas Rickenbacher, dem Leiter der «Wildcats» – so nennt sich die TriathlonAbteilung des Schwimmvereins beider Basel – darüber gesprochen, ob sein Sport wegen Corona nun einen Aufschwung erlebt. Thomas Rickenbacher, sind Sie während des Corona-Lockdowns mehr Joggern und mehr Velofahrern auf der Strasse begegnet, als sonst? Ich hatte schon den Eindruck, dass mehr Joggerinnen und Jogger unterwegs waren, ja. Es fiel mir auch auf, dass viele Anfänger darunter

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waren, also Leute, die vorher noch nie oder sehr selten gelaufen sind. An was erkannten Sie das? Einerseits am Tempo, Anfänger sind natürlich nicht so schnell unterwegs– und dann teilweise auch am Laufstil. Rennen respektive Joggen, das sollte ja grundsätzlich jede und jeder können? Gibt es trotzdem Dinge, die man beachten muss? Ich würde Einsteigern auf jeden Fall empfehlen, es am Anfang nicht zu übertreiben. Sie sollten kurze Touren machen, eine halbe Stunde, vielleicht 45 Minuten. Und sie sollten sich genügend Erholungszeit gewähren, also immer mindestens einen oder zwei Tage Pause einlegen.

Warum? Sonst laufen sie Gefahr, sich zu verletzen, sie bekommen muskuläre Probleme oder eine Sehne entzündet sich. Wichtig ist auch die Wahl der Schuhe. Ich rate wirklich jedem Einsteiger, in einem Sportgeschäft eine Laufanalyse zu machen, damit er einen Schuh kauft, der seine Fussstellung unterstützt respektive korrigiert. Es waren aber nicht nur mehr Jogger unterwegs, sondern auch viele Velofahrer, die mit ihren Citybikes zum Teil längere Ausflüge gemacht haben. Wenn nun jemand Lust hat, Velofahren als Sport auszuüben, welchen Tipp geben Sie? Investitionen ins Equipment lohnen sich garantiert. Man sollte auf jeden Fall ein vernünftiges Rennvelo kaufen, es kann auch ein Occasion-Velo sein, mit einer guten Gangschaltung und einer Sitzposition, mit der man sich wohl fühlt. Und auch hier sollte man am Anfang nicht übertreiben, eine Dreiviertelstunde auf dem Fahrrad ist für Anfänger ausreichend. Also direkt ein Rennvelo mit Klick-Pedalen kaufen?

«Erfreuliche Entwicklung im Triathlon»: Thomas Rickenbacher, Leiter der «Wildcats».


Es muss schon nicht ein Profi-Rennvelo für Triathleten sein, diese Dinger sind nämlich so ausgereift, dass es fast schon Flugzeuge sind. Aber mit einem anständigen Velo macht der Sport sicher mehr Spass. Ich rate gleichwohl, sich an die Herausforderungen heranzutasten. Als ich zum ersten Mal mit KlickPedalen unterwegs war, lag ich schon nach fünf Metern auf dem Boden. Das klingt gefährlich, dann doch lieber Schwimmen. Wobei man wissen muss, dass wenn man wettkampfmässig Triathlon betreibt, dann ist das schon mehr als etwas Planschen im Schwimmbecken. Die Wettkämpfe finden in der Regel ja in einem See oder im Meer statt, um einen herum sind alles Konkurrenten. Viele Triathleten kommen aus dem

Schwimmsport – und wenn man erfolgreich sein will, dann muss man sicher drei Mal wöchentlich ins Becken und trainieren. Denken Sie, dass Ihr Verein einen Zulauf erfahren wird, weil während des Corona-Lockdowns mehr Menschen Ihre Disziplinen ausprobiert haben? Die Entwicklung im Triathlon war in der letzten Zeit erfreulich. Unsere Mitgliederzahl ist gestiegen und auch bei den Events und Wettkämpfen hat es mehr Teilnehmer. Allerdings muss man auch sehen, dass es ein sehr trainingsintensiver Sport ist, der viel Selbstdisziplin verlangt. Das ist nicht jedermanns Sache. Wie sind Sie selber eigentlich zum Triathlon gekommen? Wie viele Jungs habe ich in meiner Kindheit Fussball gespielt und habe

später auch noch einige Jahre in verschiedenen Amateur-Ligen gekickt. Mit 35 habe ich dann vermehrt zu joggen begonnen und durch meine Frau, die selber Marathons läuft, hat sich das intensiviert. Zusammen sind wir dann aufs Velo, die gemeinsamen Ausflüge sind etwas, das besonders viel Spass macht. Das Wasser liegt mir dagegen nicht so, ich bin daher eigentlich eher ein Duathlet. Ist das normal, dass man mit Ausdauersportarten wie Triathlon eher später beginnt wie Sie? Nein. Wir haben bei uns bei den Wildcats auch viele Kinder zwischen 9 und 11 Jahren, wir nennen sie Rookies. Die meisten unsere Athletinnen und Athleten sind zwischen 16 und 25 Jahre alt. Triathlon ist ein Sport, den man in jedem Alter ausüben kann.

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Gesundes Essen unter dem

Kegelhut Nach dem Lockdown wagt das erst im Februar dieses Jahres eröffnete vietnamesische Restaurant Nón Lá einen Neustart. Mit guten Perspektiven.  Daniel Schaub

N

ón Lá – dieser für Vietnam typische Kegelhut aus Bambus und Palmblättern schützt normalerweise die Menschen, die auf den Feldern arbeiten, vor Sonne und Regen. Und diesen Schutz konnte auch das erst im Februar in der Schützenmattstrasse mit Blick auf das Spalentor eröffnete, gleichnamige Restaurant gut gebrauchen. «Wir haben erst sechs Wochen vor dem Lockdown begonnen, so langsam optimierten sich die Prozesse, es lief gut, an den Wochenenden musste man schon reservieren, um einen Platz zu bekommen», erzählt Geschäftsführerin Sabrina Saner. Und

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dann musste sich der noch so junge Gastronomiebetrieb nach der Schliessung gleich nochmals erfinden. Take-away und Lieferdienst hiessen die Alternativen, auch das musste teilweise neu aufgebaut werden. Die Geschichte des Nón Lá beginnt mit Dong Pham. Seit 2014 ist er in der

«Die vietnamesische Küche ist frisch und setzt auf viel Gemüse. Das mögen die Leute.»

Schweiz, im Frühling 2017 begann er, in der Markthalle vietnamesische Spezialitäten anzubieten. Den guten Geschmackssinn hatte er von seinen Eltern geerbt, seine Tante führte in Vietnam ein Restaurant, in dem er ab und an aushalf. Die Voraussetzungen also waren gegeben – und das Essen von Dong Pham kam gut an, schnell hatte er einige Stammkunden. Immer wieder wurde er angesprochen, ob er nicht bald irgendwo sein eigenes Restaurant eröffnen wolle. Seine Gäste schätzten das Essen, doch in der Markthalle ist es in den Stosszeiten hektisch und laut, man will sich schnell verpflegen. Der Traum war geboren – und Ende letzten Jahres ergab sich eine Gelegenheit.


STILVOLLE EINRICHTUNG Sie hat mit einer Freundin zusammen das Lokal vor der Eröffnung im Februar konzipiert. Erhalten wurde der kunstvolle Mosaikboden der ehemaligen Metzgerei. Auch die tannengrüne Fliesenwand kam hinter einem Holzvorschlag hervor. Sie musste intensiv geputzt, an einigen Stellen ausgebessert werden und bildet nun den Blickfang hinter dem Buffet. Mit Holztäfer an den Seitenwänden, einer speziellen Deckengestaltung mit Reiskörben und der offenen Glasfront Richtung Strasse wird der Bogen zwischen alten und neuen, zwischen kühleren und wärmeren Elementen geschaffen. Im Nón Lá gibt es die Klassiker der vietnamesischen Küche wie Reisnudeln (Bun), Curry-Reisgerichte (Cari), Suppen (Pho), Salate (Goi) und verschiedene Vorspeisen (Khai vi). Alles wird frisch gekocht und immer wieder gibt es – auch am Mittagsbuffet – spezielle Kreationen, wie etwa ein Passions-

Foto zVg/©Antonio Mollo

EINE FRÜHERE METZGEREI Im Erdgeschoss an der Schützenmattstrasse 1 war früher eine Metzgerei, später 20 Jahre lang ein chinesisches Restaurant. Zuletzt wurde thailändisches Essen angeboten. Einige Male besuchte Dong Pham die Besitzerin, er spürte sofort, dass hier seine Zukunft liegen könnte. «Die Umgebung ist sehr schön, man sieht auf das Spalentor, den grossen Brunnen und die historische Häuserzeile» – all das faszinierte Dong Pham. Die Aussicht aus dem Restaurant ist in der Tat lohnenswert. Genauso aber das Essen. «Die vietnamesische Küche ist frisch und setzt auf viel Gemüse. Das mögen die Leute», findet Dong Pham. Und die Gäste können sein Essen nun in schöner Atmosphäre, drinnen oder draussen, und in aller Ruhe geniessen. «Es ist uns wichtig, dass wir ein schönes Erlebnis bieten können, dass die Leute Freude haben an diesem Essen», sagt Sabrina Saner.

Das Nón Lá setzt auf Frische, wie hier bei diesem Reisnudelgericht mit Crevetten.

fruchtcurry. Früchte und Gemüse spielen eine wichtige Rolle in der vietnamesischen Küche, die weniger scharf ist als die thailändische und weniger üppig als andere Küchen. «Man kann viel essen und fühlt sich dennoch nicht übersättigt», so Sabrina Saner. Immer wieder gibt es kreative Neuentwicklungen, wie Lá lot chay (Tofuspiess im Pfefferblatt) oder Bún lá lot chay (Reisnudeln mit Zitronengras, frischen Kräutern, Röstzwiebeln, Erdnüssen und Tofuspiess im Pfefferblatt). Alle Gerichte sind wahlweise mit verschiedenen Fleischsorten zu kombinieren. Seit der Wiedereröffnung im Mai hat das Restaurant reduzierte Öffnungszeiten. Es ist jeden Mittag geöffnet (Montag bis Freitag jeweils mit Buffet). Und abends vorerst von Donnerstag bis Samstag. Sonntag sowie vorübergehend Montag- bis Mittwochabend ist geschlossen. «Wir mussten uns etwas neu organisieren und haben zuletzt viel gearbeitet. Aber wir sind zuversichtlich, dass es gut kommen wird», sagt Sabrina Saner.

In Basel gibt es neben dem Nón Lá noch weitere vietnamesische Restaurants, etwa das Restaurant Saigon Moon von Trân Ngoc Thanh an der Friedrichstrasse, das Pho Asia am Spalenring, das Pho House an der Kappelenstrasse, Mum’s Kitchen im Gundeldingerquartier oder das V’oodles in der Freien Strasse (Nähe Münsterberg). www.nonla.ch

Chefkoch Dong Pham und Geschäftsführerin Sabrina Saner sind die Köpfe im Nón Lá.

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OSW

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Mut zur

Lücke Der waghalsigste Schritt des zweifachen Parkour-Weltmeisters Chris Harmat war der zur Profikarriere. Bei kühnen Saltos verlässt er sich lieber auf kühles Kalkül.

E

in Lichterschweif wirbelt über das Käppelijoch, als würde ein Lausbub in dieser bitter kalten Januarnacht mit einer der Adventsbeleuchtungen Fahnen schwingen. Als die Lichterpunkte Luft holen und der Kondensnebel den Blick freigibt, erkennt man: Hier wirbelt Chris Harmat in einem mit LED-Lichtern besetzten Outfit. «Der Overall beengt mich», mault er Richtung Fotograf. Doch den Parkour-Profi stoppen weder Kälte noch Anzüge – und schon gar keine gemauerten Hindernisse der Basler Altstadt. Ja, mit jedem Flip, jedem Spin von diesen Startrampen bessert sich Harmats Laune. «Solche Sprünge auf Beton sind erst seit Kurzem wieder möglich», erklärt er beim Interview in der Wärme, «2017 musste ich wieder

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fast bei null beginnen.» Zehn Jahre Parkour-Sport forderten ihren Tribut. Knöchel und Bänder seiner Fussgelenke mussten arthroskopisch rekonstruiert werden. Harmat kommentiert selbstkritisch: «Früher habe ich nicht immer genug auf­ gepasst und unnötig die Gelenke strapaziert.» Dann streift er die Socken runter auf die Sneakers, streichelt sanft über die Narben und diagnostiziert ganz zufrieden: «Das Gewebe braucht noch etwas, aber die Gelenke fühlen sich wie neu an!» Der Neustart hat Harmat im Vergleich zu früheren Treffen spürbar reifen lassen. Er hat eine Ausbildung zum Fitness- und Bewegungstrainer gemacht, trainiert gezielter, auch mental, lebt gesünder und spricht viel von nachhaltigem Umgang mit dem Körper. Mit 27 Jahren gehört er in der Szene zu den älteren Athleten, ist aber noch lange

«Mut baue ich über Geduld auf – mit Training, Erfahrung und dem richtigen mentalen Setting.»


kein Alteisen. Zehn Jahre nach seinem ersten Titel wurde er 2019 in Hiroshima erneut Parkour-Weltmeister in der Kategorie Speed – und am Saisonende sogar Gesamtweltcupsieger. «Meine Routine hat sicher geholfen», begründet Harmat sein konstant hohes Niveau bei Wettkämpfen. «Ich gehe die Runs heute ruhig an und versuche das Risiko möglichst klein zu halten.» Bei jungen Athleten beobachtet er jedoch eine zunehmende Risikobereitschaft, wenn die besten Tricks gewertet werden: «Ich glaube nicht, dass sie immer die volle Kontrolle behalten. Nur um zu gewinnen, riskieren sie bei ihren Runs Verletzungen.» Harmat hat schon üble Unfälle mitbekommen, darunter einen Genickbruch. Der Athlet habe sich glücklicherweise bestens erholt und sogar den Sprung zurück an die Spitze geschafft. «Sein Comeback hat mir bei der eigenen Regeneration Mut gemacht», so Harmat, «trotzdem hoffe ich nicht, dass unsere Sportart endet wie das Kunstturnen, wo der statistische Peak der Athleten bei 22 Jahren liegt.» Wie schwer die Jungen zu mässigen sind, erlebt er als Trainer einer 12-Jährigen: «Sie springt sichere

Flips vom Bett und drängelt, endlich auf Beton zu springen. Geduld? Das Wort kennt sie nicht!» Frauen sind im Parkour noch immer eine Minderheit. Umso mehr freut sich Harmat über dieses Talent und erkennt sich in diesem sturen, ehrgeizigen Kopf manchmal selbst wieder. Auch, weil sie nicht viel von der Schule hält. Wobei Harmat hier korrigiert: «Diese Lebenslektion habe ich begriffen: Egal, ob man Gehirn oder Körper trainiert, man spürt gegenseitig positive Auswirkungen.» Solche Grundsätze will er als Trainer vermitteln. Genauso, dass hinter Mut oft Kontrolle steckt, die man durch Geduld und viel Erfahrung aufbaut. Sein Erfolgsrezept scheint nicht nur im Sport aufzugehen. Läuft alles wie geplant, kann der Parkour-Athlet bald in einer Halle trainieren. «Der Traum wird doch noch wahr», freut sich Harmat, «wir bauen ein professionelles Trainingscenter für Parkour- und Ninja-Sport.» Die Halle soll in den nächsten 1–2 Jahren entstehen. Viele weitere spannende Stories aus dem schwarz.wyss-Magazin der Basler Kantonalbank entdeckst du auch auf bkb.ch/schwarzwyss.

«Gehirn oder Körper trainiert, man spürt gegenseitig positive Auswirkungen.»


EVENTS

DER SPAZIERSTOCK MIT GEHEIMNIS DIE UNGLAUBLICHE WELT DER SYSTEMSTÖCKE 18.04.–04.10.2020

EDWARD HOPPER BIS 26. JULI 2020 VERLÄNGERT Den Schwerpunkt der Ausstellung in der Fondation Beyeler bilden Hoppers ikonische Darstellungen der unendlichen Weite amerikanischer Landschaft und Stadtlandschaft. Die Ausstellung umfasst Aquarelle und Ölgemälde der 1910er- bis 1960er-Jahre und gewährt damit einen umfänglichen und spannenden Einblick in den Facetten­ reichtum der Hopper’schen Malerei. FONDATION BEYELER

Die Sonderausstellung zeigt über 250 System- oder Funktionsstöcke, die offensichtlich oder unauffällig einen Zusatznutzen verbergen. Mit Leihgaben von Privatsammlungen aus der Region – zum Beispiel des bekannten Basler Malers und Grafikers Niklaus Stoecklin – ist diese einzigartige Ausstellung zustande gekommen. In dieser Form wird sie exklusiv nur in Basel zu sehen sein. Das Ausstellungskonzept ist ebenfalls einzigartig. Die Systemstöcke werden mithilfe modernster Technik offen wie geschlossen zu sehen sein. Öffnungszeiten Di–So 10 bis 18 Uhr. www.swmb.museum

AMUSE-BOUCHE. DER GESCHMACK DER KUNST 19.02.–26.07. 2020 Schmeckt Kunst süss, sauer, bitter, salzig oder gar umami? Welche Rolle spielt unser Geschmackssinn im sozialen Miteinander und als künstlerisches Material? Das Museum Tinguely setzt die Reihe zu den menschlichen Sinnen in den Künsten fort und zeigt in einer Gruppenausstellung Arbeiten von internationalen Künstler*innen, die unseren Geschmackssinn als eine Möglichkeit unserer ästhetischen Wahrnehmung aufgreifen. MUSEUM TINGUELY

CIRCULAR FLOW ZUR ÖKONOMIE DER UNGLEICHHEIT 07.12.2019–19.07.2020 Die Ausstellung Circular Flow. Zur Ökonomie der Ungleichheit versammelt im Kunstmuseum Basel, Gegenwart 15 künstlerische Positionen, die entlang gesellschaftlicher Konfliktfelder die Prinzipien des Ökonomischen reflektieren. Historische Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums stiften zusätzlich Zusammenhänge zwischen den kolonialen und postkolonialen Phasen der Globalisierung. KUNSTMUSEUM BASEL, GEGENWART

GOYA VORAUSSICHTLICH SOMMER 2020 Die Fondation Beyeler widmet Francisco de Goya (1746–1828) eine der bisher bedeutendsten Ausstellungen ausserhalb Spaniens. Goya ist einer der letzten grossen Hofkünstler und der erste Wegbereiter der modernen Kunst. Er ist sowohl Maler eindrücklicher Porträts als auch Erfinder rätselhafter persönlicher Bildwelten. Gerade aus dieser unauflösbaren Widersprüchlichkeit bezieht Goyas Kunst ihre magische Faszination. FONDATION BEYELER

THE INCREDIBLE WORLD OF PHOTOGRAPHY – SAMMLUNG RUTH UND PETER HERZOG 18.07.–04.10.2020 Ein Flohmarktfund in den 1970erJahren hat zur Entstehung einer Sammlung mit 500 000 Fotografien geführt. Heute gehören Ruth und Peter Herzog zu den wichtigsten Fotosammlern weltweit. Erstmals wird ein umfassendes Portrait der Fotosammlung nun in der Schweiz gezeigt.

ISA GENZKEN WERKE 1973–1983 05.09.2020–24.01.2021 Isa Genzken gehört zu den bedeutendsten lebenden Künstlerinnen. Mit ihrem Schaffen, das auch jüngere Generationen inspiriert und heraus­ fordert, bewegt sie sich innerhalb unterschiedlicher Disziplinen wie Skulptur, Installation, Architektur, Fotografie, Film und Malerei. Mit der häuserübergreifenden Ausstellung im Kunstmuseum Basel, Gegenwart und im Neubau lenkt das Kunstmuseum Basel den Blick auf das herausragende künstlerische Werk, das Isa Genzken im ersten Jahrzehnt ihres Schaffens formuliert hat.

TARO IZUMI. EX 10.06.–27.09.2020 Der japanische Künstler Taro Izumi (*1976, Nara) blickt mit Schalk auf die Welt. Er entwickelt multimediale und unklassifizierbare Werke, die die Betrachtenden mit auf eine Reise an die Grenzen der Realität nehmen. Für seine erste grosse Einzelausstellung in der Schweiz gestaltet Izumi einen Parcours voller ungewöhnlicher Bilder, getragen von seinem frechen und absurden Geist. Dort begegnet man einer riesigen Katze, einer Waschmaschine auf einer Pyramide, verschmutzten Roboterstaubsaugern oder Menschen, die den Boden ablecken.

KUNSTMUSEUM BASEL, NEUBAU

KUNSTMUSEUM BASEL, GEGENWART

MUSEUM TINGUELY

SPIELZEUG WELTEN MUSEUM BASEL STEINENVORSTADT 1, 4051 BASEL

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Karin Breyer Wandern in der Nordwestschweiz

160 Seiten, kartoniert, 978-3-7245-2424-3 CHF 19.80

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