EDITION FRÜHLING | 2021
MAGAZIN
PUBLIKUMSNAH & INSPIRIEREND HAUS DER ELEKTRONISCHEN KÜNSTE JUNG & SELBSTSTÄNDIG SCHNEIDERIN TANJA OEHL HARMONISCH & STILSICHER VOLKSHAUS BASEL HOTEL
SPAZIEREN, LESEN & GLÜCKLICH SEIN
DER GARTEN – IHR WOHNRAUM MÖBEL RÖSCH AG GÜTERSTRASSE 210 4053 BASEL T 061 366 33 33 www.roesch-basel.ch
FREUEN WIR UNS! Was haben wir in den letzten Monaten geputzt, poliert und auf geräumt! Wenn man den ganzen Tag zu Hause sitzt und sich bemüht, gesund zu bleiben, kommt man auf die wahnwitzigsten Ideen. So ist mein Bücherregal nun nach Farben sortiert und die Kinderspielzeuge liegen thematisch geordnet in Kisten. Sieht alles ganz hübsch aus. Ist aber leider total unpraktisch. Auch mein Mann findet in der Küche weder das Salatbesteck noch die Brotbox, seit ich mich für eine neue Ordnung entschieden habe. Uns allen ist klar: So kann es nicht weitergehen. Wir hocken zu oft daheim. Auch dieses Magazin ist über weite Strecken zu Hause entstanden. In stundenlangen Zoom-Interviews, durch Internetrecherchen, über Telefonate und Mails – aufgelockert von gelegentlichen Spaziergängen,
GROSSES KINO IM GERBER- GÄSSLEIN FILMEMACHER RESIDENZ
weil frische Luft ist gut für Hintern, Herz und Hirn. Im virtuellen Kontakt mit den Menschen ist mir eines immer wieder bewusst geworden: Wir würden uns alle so wahnsinnig gerne wieder einmal auf etwas freuen. Die Jugendlichen vom jungen theater basel wären überglücklich, dürften sie ihre in wochenlanger Arbeit entstandenen Produktionen vor Publikum zeigen. Die Architekten Yasmin Kherad und Ascan Mergenthaler von Herzog & de Meuron würden zu gerne einmal in dem kürzlich von ihnen fertiggestellten BoutiqueHotel im Volkshaus übernachten. Kulturfrau Steffi Klär wäre selig, wenn sie im Goldenen Fass bald wieder einmal eine Soirée Lundi veranstalten könnte. Das Filmhaus Basel möchte Filmschaffende aus dem Iran, aus Kasachstan, Bulgarien und England empfangen.
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Schneiderin Tanja Oehl würde anstelle von Stoffmasken gerne mal wieder ein hübsches Abendkleid nähen ... ... Möchte, könnte, würde – der Konjunktiv ist neben der Maske nach wie vor unser treuer Begleiter und daran wird sich so schnell wohl nichts ändern. Was sicher ist: Der Frühling ist da. Freuen wir uns also über das Vogelgezwitscher am frühen Morgen, über die warmen Sonnenstrahlen und über die Glückshormone, die uns das viele Licht ins Leben zaubert. Herzlich Janine Wagner
GETEILTES BÜRO – DOPPELTE MOTIVATION COWORKING SPACES IN BASEL
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WEIL TECHNOLOGIE UNS ALLE BETRIFFT HAUS DER ELEKTRONISCHEN KÜNSTE
ERNSTHAFT 44–48 UND WITZIG, TALENTIERT UND PROFESSIONELL JUNGES THEATER BASEL
M ag azinsen on line le
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ICH KANN IMMER BESSER FÜR ANDERE INTERVIEW STEFFI KLÄR
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HYGIENEMASKEN, HOCHZEITSKLEIDER & HUNDEBETTCHEN SCHNEIDERIN TANJA OEHL
DIE KOMBINATION MACHT’S! BOUTIQUE HOTEL VOLKSHAUS
DREI LÄNDER IN ZWEI STUNDEN FRÜHLINGSSPAZIERGANG
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SALI, ICH BI NEU
KLETTERN, KOBRA, KÄFFELE
Ungesichert an Felsblöcken, Felswänden oder Kletterwänden hochklettern und danach ebenso ungesichert wieder auf den Boden springen, das nennt man Bouldern. In Basel können das Menschen mit starkem Bizeps seit Kurzem auf 1500 Quadratmetern tun. Und nicht nur die – der Bewegungsraum zwischen Voltaplatz und St. Louis Grenze ist nämlich auch ein Begegnungsraum. Hier finden sogar Anfänger machbare Routen und zudem eine Yoga-Ecke, einen Kinderbereich und ein Bistro. Von Klettern über Kobra bis hin zum Käffele ist also alles drin. Stark! ELYS BOULDERLOFT Elsässerstrasse 215 – boulderloft.ch
FÜR EIN GRÜNES ZUHAUSE Nur nicht aufgeben – auch dein Garten, deine Terrasse oder dein Balkon kann in eine grüne Oase verwandelt werden. Tipps und Tricks holst du dir am besten bei Gartenarchitektin Dagmar Rieger. In ihrem schmucken Geschäft «Green Time» gibt sie ihre Leidenschaft und ihr Wissen in Beratung und Kursen weiter und zeigt dir, wie du mit einheimischen Blumen und Gehölzen aus deinem Zuhause eine naturnahe Erholungszone machen kannst. Anfangs April hat Dagmar Rieger mit «Green Time» ihre neuen wunderschönen Räumlichkeiten am Nadelberg 30 bezogen – nicht weit weg von ihrem ehemaligen Standort am Nadelberg 21. Das Prunkstück der neuen Adresse: der Show-Garten im lauschigen Innenhof! GREEN TIME Nadelberg 30 – green-time.ch
SALI, ICH BI NEU
Schweres Eingangstor, schwarz-weisse Fliesen, alte Weinkisten und Fässer – so muss ein Weinkeller aussehen! Chez Grisoni am Klosterberg bietet den perfekten Look und ist zudem eine charmante Weinbar, in der du bei einem schönen Apéro-Plättli auf den Feierabend anstossen kannst. Der Erfolg des Familienbetriebs liegt in der Verbundenheit zur Natur und in der Liebe zum traditionellen Handwerk. Bei Chez Grisoni kommst du in den Genuss hochwertiger biodynamischer Weine, welche ohne Pestizide und sonstige chemische Zusatzstoffe hergestellt werden. Prösterchen! CHEZ GRISONI Klosterberg 15 – chezgrisoni.ch
SCHENK DIR WAS! Wann hast du dir zum letzten Mal richtig schöne Ohrringe gegönnt? Oder einen tollen Ring? An der Feldbergstrasse gibt es im neu eröffneten Baiushki den zauberhaften Schmuck der Zürcher Designerin Lea Good. Ihre Stücke sind minimalistisch, zeitlos und einfach très chic! Daneben bietet der Flagship Store eine kleine, aber feine Selektion von Slow Goods; Produkte, die aus kleinen schweizerischen und europäischen Handwerks betrieben stammen. Höchste Zeit, dich mal wieder selbst zu beschenken! Falls der schöne Laden geschlossen hat, geht das übrigens auch online. BAIUSHKI Feldbergstrasse 37 – baiushki.com
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GENUSS ZUM FEIERABEND
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HOLY MOLY! Früher gingen wir in die Steine zum Cindy’s, heute geht’s zur Holy Cow. Gleicher Ort, neue Burgerkette. Stilvoll und fancy kannst du dir im «Holy Cow!» zum Beispiel einen Yo Ginza Beef mit Teriyaki-Sauce und Wasabi-Mayo reinpfeifen. Oder einen Aztec Veggie mit Cheddar, pikanter Mexicana-Sauce und Avocado. Wer kein Brot (vom Sutter Begg, Regionalität ist hier wichtig!) ums Fleisch will, wählt die kohlenhydratfreie Variante mit Salat. Das alles wird – zackizacki – frisch serviert. HOLY COW! Steinenvorstadt 30 – holycow.ch
SALI, ICH BI NEU
GENUSS ZWISCHEN HIMALAYA & SÜDITALIEN «Kaphï» ist nepalesisch und bedeutet «Kaffee». Passt prima, denn im Kaphï bekommst du neben Frühstück und sündhaften Leckereien aus Süditalien auch göttlichen Kaffee aus dem Himalaya. Über 20 Kaffeesorten wurden ausprobiert, bevor man sich für den Blue Mountain aus Nepal entschied – insbesondere auch, weil mit ihm eine nachhaltige Produktion gewährleistet ist. Die ganzen Köstlichkeiten geniessen digitale Nomadinnen, Künstler, Nachbarinnen, Hipster und Papis in lichtdurchflutetem Shabby Chic-Ambiente. Auf die Kleinsten wartet ein eigenes, wunderhübsches Spielzimmer. KAPHÏ Schlettstadterstrasse 9 – kaphibasel.ch
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ADIEU ZWISCHEN HANDEL
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Warum in die Ferne schweifen? 39 Kilometer beträgt der Radius, innerhalb dessen die hier verkauften Produkte hergestellt werden – die Transportwege sind kurz, der Zwischenhandel entfällt. Egal ob Teigwaren, Fruchtsäfte und Limonaden, Fleischwaren, Wein, Brot, Senf, Gemüse, Früchte oder Schoggi; alles kommt von regionalen Produzenten und lokalen Bauern betrieben. Obendrauf gibt’s eine Spiele-Ecke für die Kleinen und eine Café-Bar mit hausgemachten Speisen, die selbst Allergikerinnen, Intolerante, Diätiker und Vegane entzücken dürfte. RADIUS 39 Wielandplatz 8 – radius39.com
GINGGERNILLIS UND TEE IM TÄSSCHEN Mit dem «Pudel» hat an der Bruderholzstrasse ein kleines Brockenstuben-Bijou eröffnet. Hier triffst du auf ein sorgfältig ausgewähltes Sortiment an Preziosen, findest ausgefallene Sammlerstücke und allerlei Ginggernillis für mehr Freude im Alltag. Ab einem Einkauf von zehn Franken gibt’s einen Gratis-Kaffee serviert oder einen frischen Tee im antiken Tässchen. Wenn du magst, kannst du deinen Lieblingstee auch gleich im Offenverkauf erwerben. Abgemessen wird auf einer uralten Waage. Oh là là! PUDEL Bruderholzstrasse 70 – irmaundfred.ch
SALI, ICH BI NEU
LIEBE IN STÜCKEN Hurra, die Pizza-Grundversorgung am Bahnhof SBB ist gesichert! Per sofort kannst du dir deine Lieblingspizza nach neapolitanischem Grundrezept auch mit in den Zug nehmen – die Vito Bros. sind mit einem Take-away eingezogen, direkt neben der Rolltreppe zum Gleis 8. Neben den drei Restaurants im Klybeck, im Gundeli und am Aeschengraben versprüht Vito nun also auch am hektischen Bahnhof gute Laune, Gastfreundschaft und den Duft von allumfassender Pizza-Liebe. Sind wir nicht alle ein bisschen Pizza? VITO Güterstrasse 115 (Bahnhof-Passerelle) – vito.ch
s M ehr Nckeeune entde
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FREUDE FÜR GROSS UND KLEIN Schöne Orte, an denen man sich was Leckeres gönnen und ein wenig entspannen kann, während nebenan die Kinder spielen, sind leider selten. Der Kleine Wassermann im St. Johanns-Park ist so ein Ort. Hier kriegst du sogar mitten am Nachmittag noch eine warme Piadina gebacken – eine aus Urdinkel-Teig, der von der Bäckerei Kult geknetet wurde. Von da kommen übrigens auch die kultig-leckeren Bienenstiche und der legendäre Schokokuchen «Don Chocolatto». An heissen Tagen kommt neben der hausgemachten Limo oder dem Rosmarin-Spritz auch die erfrischende Gazpacho wie gerufen. KLEINER WASSERMANN
St. Johanns-Park 1 – kleinerwassermann.ch
Hast du gewusst, dass am Totentanz ein kleines Stück Paris liegt? Du findest es bei Antoinette, dem Concept Store der Designerin Stéphanie Boehm. Freundinnen des französischen Modestils finden hier zauberhaften Schmuck, hübsche Ledertaschen, Mäntel, Schuhe, coole Hüte und natürlich auch Foulards und Berets. Alles Stücke, die man sonst in der Stadt nirgendwo findet, weil aus kleinen Produktionen und zum Teil sogar von der Designerin selbst produziert. Das Interieur ist ein Mix aus vintage und selbstgebaut, leicht chaotisch, aber très, très charmant! ANTOINETTE CONCEPT STORE
Totentanz 10 – facebook.com/steffiessworld
UNE TOUCHE DE PARIS
BA t S SEL y p p a H ay ocals
p p u S
L r u o y t or
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HERZERWÄRMEND LOCKER UND ERFRISCHEND NORMAL
Bist du schon einmal in der legendären «Schlugg stube» versumpft? Kennst du das Vintage-Paradiesli «Fresh Up» oder wusstest du, dass im «L’Unique» eine Lederjacke von Elvis Presley hängt und der Songtext vom Nirvana-Hit «Smells Like Teen Spirit» – im Original? Das Gerbergässlein ist eine wahre Fundgrube! Ein weiteres Einod ist das Filmhaus; ein schmaler, fünfstöckiger Altbau mit Virtual RealityKino, Bar, Schnittplatz, diversen Büros und einer Residenz für junge Filmschaffende. Wer sich unter «Residenz» eine prunkvolle Woh nung vorstellt, irrt. Es handelt sich hier um eine spär lich möblierte, aber gemütliche und helle Mansarde unter dem Dach. Seit 2019 kommen in regelmässi gen Abständen junge Filmerinnen und Filmer aus aller Welt hierhin, um an ihren Drehbüchern zu schreiben, Storyboards zu zeichnen oder einen Film zu schneiden. Die Residenz wird betrieben vom Verein mit dem etwas sperrigen Namen «Verein für die Förderung der Begeisterung am bewegten Bild (VFBbB)». Er ist verantwortlich für das charmante
Gässli Film Festival und betreibt mit dem Filmhaus eine Zentrale regionalen Filmschaffens. Kopf hinter dem Ganzen ist der umtriebige Filmemacher Giacun Caduff. Der in Gempen aufge wachsene Regisseur und Produzent war mit dem Kurzfilm «La femme et le TGV» mit Jane Birkin bereits für einen Oscar nominiert. Einst studierte er in Los Angeles und arbeitete als Praktikant für John Malko vich. Heute ist er Mitglied der Oscar Academy und des Schweizer Filmpreises. Er macht Filme, organi siert das Autokino in Pratteln, plant, rechnet und vermarktet quasi rund um die Uhr und hat immer wieder neue Ideen. Zum Beispiel funktionierte er mit Freunden einen alten London-Bus zum Restaurant um. Neben all dem unterstützt er mit einem enga gierten Team die jungen Filmschaffenden in der Residenz. Warum? «Weil ich eben nicht nur ein leidenschaftlicher Filmer, sondern ein ebenso leidenschaftlicher Unternehmer bin», erklärt Giacun. «Ich strebe immer ein Produkt an, das Menschen unterhält, ihnen Freude macht und etwas bringt.»
TEXT & BILDER NICOLA MATHIS
Seit zwei Jahren kommen immer wieder junge Filmschaffende aus aller Welt nach Basel, um hier an ihren Projekten zu arbeiten. Begleitet vom umtriebigen Regisseur und Produzenten Giacun Caduff schreiben, zeichnen und schneiden sie an ihren Filmen und entdecken nebenbei die für sie fremde Stadt.
Die polnische Filmemacherin Katarzyna Iskra in ihrem Lieblings-Café «Frühling» im Matthäus-Quartier.
Was tut man in einer fremden Stadt während eines Lockdowns? Man sucht sich ein Bänkli an der Sonne und lässt der Kreativität freien Lauf. So hat es zumindest Lukas Nathrath getan.
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AM FLUSS FLIESST AUCH DIE KREATIVITÄT
Die Berliner Regisseurin Maria Neheimer war von der Lebensqualität in Basel begeistert.
Eine der ersten Bewohnerinnen der Residenz war die norwegische Filmemacherin Marianne Lauritsen. Anfang 2020 kam sie von den Lofoten nach Basel, um für einige Wochen in Ruhe an eigenen Projekten zu arbeiten und neue Ideen zu entwickeln. «No pressure» lautet denn auch die Devise im Filmhaus. Passte so für Marianne. Ihr diente die Zeit in Basel als Kreativpause und Energiequelle. Auf die Frage, warum sie sich als junge Filmschaffende ausgerech net für Basel entschieden hatte, wo die Chance, auf Steven Spielberg, Martin Scorsese oder Spike Lee zu treffen, gleich Null ist, antwortete sie lapidar: «Die Stadt hat einfach zu mir gepasst.» Die Architektur, das kulturelle Angebot, die Sprache – da hatte sie Lust drauf. Auch der deutsche Regisseur Lukas Nathrath nutzte seine Zeit in Basel zur Inspiration. Er, der bislang vor allem als fieser Typ oder Mörder in Serien wie «Der Alte» oder «SOKO München» zu sehen war, sieht seine zukünftige Karriere nun vermehrt hinter der Kamera. Nach Abschluss seines Studiums an der Hamburger Media School besuchte er Basel im Frühling 2020 zum ersten Mal. Sein Fazit: «Ich war überrascht von der Weltoffenheit und der Vielfalt der Stadt. Basel ist weder engstirnig noch einseitig, wie es sonst über manche Teile der Schweiz gesagt wird.» Besonders viel Zeit verbrachte er während des ersten Lockdowns auf einem Bänkli am Rhein – Stadtidylle pur. Sobald er es sich dort bequem gemacht hatte, schaltete er sein Handy aus und entschwand in den magischen Zustand der Kreativi tät. Giacun hatte ihm den Input gegeben, sich
vermehrt aus der Welt auszuloggen und das Handy wegzulegen. Stundenlang tüftelte Lukas fortan ungestört an seinem Drehbuch. «Und wenn ich nicht mehr weiterkam, schaute ich auf den Rhein und der kreative Flow kam ganz von alleine», erzählte er im Gespräch.
LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK Im vergangenen Sommer kam schliesslich die polnische Filmemacherin Katarzyna Iskra (kurz Kasia) in die Residenz am Gerbergässlein. Mit einem von Giacun geliehenen Velo erkundete sie ihre neue Heimat auf Zeit, in welche sie sich sofort verliebte: «Ich war überrascht, wie gut das Leben hier ist. Die Leute schwimmen im Fluss, sitzen und plantschen im Brunnen oder sind zu jeder Tageszeit mit dem Fahrrad unterwegs. Zudem schätze ich die moderne, offene und entspannte Einstellung der Menschen», erzählte sie verzückt. Während ihres Aufenthaltes erkundete sie das Gundeli, das St. Johann oder das Matthäus-Quartier im Kleinbasel, wo sie das Café «Frühling» zu ihrem Lieblings-Café auserkor. Sie war von der Stadt dermassen begeistert, dass sie sich sogar vorstellen könnte, hier zu leben. «In Basel kannst du urbanes Stadtfeeling erleben und gleichzeitig in der Natur sein. Normalerweise muss man zwischen diesen verschiedenen Arten zu leben wählen. Hier ist alles auf kleinstem Raum möglich.» Falls es mit der Filmkarriere nicht klappen sollte, wäre Kasia in jedem Fall eine wunderbare Werbebotschafterin für Basel. Die deutsche Regisseurin Maria Neheimer, die im vergangenen Herbst die Filmemacher-Residenz bewohnte, arbeitete in Basel an ihrem Spielfilmde büt. Ein Grossprojekt, bei dem sie im Filmhaus professionelle Unterstützung erhielt. Sie erlebte Basel in ganz unterschiedlichen (Pandemie-)Phasen. Als sie im September ins Filmhaus einzog, hatte der Rhein noch Bade-Temperatur und die Bars boten kühle Drinks an. «Ich war abends viel unterwegs, bei spielsweise im Renée oder im Rouine. Aber auch öfters in der Schluggstube – ein sehr kurioser Ort», grinste Maria. Als die Gastronomiebetriebe schlies sen mussten, zog es sie vermehrt in die Natur. Spazierend traf man sie zwischen Wiesendamm und deutscher Grenze an («das ist voll das Hobbit-Land, total märchenhaft!») oder am Rhein («um die Gedan ken und Ideen zu sortieren»). Ganz allgemein fand Maria die Lebensqualität in Basel «einfach krass hoch».
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Auch im aktuellen Jahr ist die Residenz bereits ausgebucht. Es kommen Filmemacher aus dem Iran, aus Kasachstan, aus Bulgarien und England – sofern die Einreise denn erlaubt ist. Ihnen allen stehen Giacun und das ganze professionelle Team bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite. «Ich hatte schon Residenten, die arbeiteten bei mir zu Hause, beglei teten mich an jede Party und lernten sogar meine Eltern kennen», erzählt er. «Andere haben sich ihr Netzwerk ganz alleine aufgebaut und die Stadt auf eigene Faust erkundet.» Willst auch du das Filmhaus einmal von innen sehen? Dann besuchst du am besten einen der öffentlichen Events. In den vergangenen Jahren gab es bereits hin und wieder Test-Screenings, Lesun gen von Drehbüchern oder Jam-Sessions. Per sofort sollen die Events wenn möglich regelmässig statt finden. «Wir wollen die Bevölkerung zu uns holen. Die Leute sollen sehen, dass wir Filmfreaks ganz normale, lockere Leute sind, die halt einfach diese eine Passion haben.» Ob Tom Cruise und Angelina Jolie normale Leute sind, wissen wir nicht. Bei Giacun Caduff sind wir uns aber sicher: Der ist zwar schon irgendwie exzentrisch, aber auch herzerwär mend locker und erfrischend normal.
ICH BIN NICHT NUR EIN PASSIONIERTER FILMER, SONDERN EIN EBENSO PASSIONIERTER UNTERNEHMER. GIACUN CADUFF
VFBBB FILMEMACHER RESIDENZ GERBERGÄSSLEIN 29 VFBBB.CH
«No pressure» lautet das Motto im Filmhaus Basel. Giacun Caduff steht den jungen Filmemacher*innen mit Rat und Tat zur Seite.
In der Allgemeinen Lesegesellschaft am Münsterplatz fand die norwegische Filmemacherin Marianne Lauritsen die nötige Ruhe, um an ihren Projekten zu arbeiten.
AUSGEBUCHT UND VIELVERSPRECHEND
PubliSite
Arena für einen Baum, Visualisierung Münsterplatz, Basel
Begehbare Kunstintervention ARENA FÜR EINEN BAUM 27. April bis 24. Mai 2021 Was vor rund 30 Jahren als künstlerisches Gedankenspiel von Kulturstiftung Basel H. Geiger I KBH.G, Spitalstrasse 18, Basel
Klaus Littmann begann und 2019 im Klagenfurter Wörthersee Stadion zur Umsetzung kam, wird in Basel mit einem neuen Ansatz weitergeführt. Waren es in Klagenfurt 299 Bäume, die Littmann in ein Fussballstadion pflanzte, so konzentriert sich in Basel alles auf einen einzigen Baum. Die nach innen und aussen, optisch wie physisch durchlässige und öffentlich zugängliche ‚Arena für einen Baum‘ auf dem Münsterplatz bietet einen konzentrierten Blick auf den Hauptakteur im Zentrum: den Baum als greifbaren Platzhalter und eindringlichen Botschafter für die Natur und die Unabdingbarkeit ihres Erhalts. Münsterplatz, Basel 27. April - 24. Mai 2021 täglich 11 - 20 Uhr Eintritt frei
Ausstellung TREE CONNECTIONS 11. Mai bis 11. Juli 2021 Die von Klaus Littmann kuratierte Schau Tree Connections im Ausstellungsraum der Kulturstiftung Basel H. Geiger zeigt die Vielfalt der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem verbindenden Thema Baum, Wald und Natur. Zu sehen sind rund 75 Werke von 45 internationalen Künstler*innen, darunter Calame, Gille, Scherer, Arp, Oppenheim, Tinguely, Beuys, Christo, Rollins and K.O.S., Uecker, Kounellis, Balkenhol, Cragg, Nash, Kintera, Kawamata, Sailstorfer und Schlesinger. Die meisten der gezeigten Arbeiten wurden noch nie ausgestellt und stammen fast ausschliesslich aus regionalen Privatsammlungen. Ein aktueller Beweis dafür, dass Ausstellungen mit internationaler Kunst keine langen Transporte erfordern. Kulturstiftung Basel H. Geiger I KBH.G 11. Mai - 11. Juli 2021 täglich 11 - 18 Uhr, ausser Dienstag Eintritt frei
Kunst- und Ausstellungsprojekt von Klaus Littmann
Krištof Kintera, Nervous Trees 2013, Electromechanical sculpture, Dimensions variable, © Krištof Kintera, Photo: Stefan Holenstein
Kulturstiftung Basel H. Geiger
K B H.G
Spitalstrasse 18, Basel
kbhg.ch
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FRISCHLUFT, FREIHEIT, FREUDENSPRÜNGE Spürst du ihn auch, den Frühling? Nachdem wir uns die vergangenen Monate in unseren Wohnungen verbarrikadiert haben, schreien die aktuellen Temperaturen, die spriessenden Blätter und Blüten nach Frischluft, Freiheit und Freudensprüngen. Nix wie raus zum Leben und Geniessen! Wir geben dir ein paar Ideen, wo du deine Schmetterlinge im Bauch fliegen lassen und gleichzeitig deinen Kultur-Hunger stillen kannst.
« BUILDING CASTLES IN THE SKY » – AUSSTELLUNG BANKSY
1. MÄRZ BIS 30. MAI Messe Basel
HD-SOLDAT LÄPPLI
24 Franken – banksybasel.ch
Banksy ist ein Mysterium. Jeder kennt seine Stencils (Schablonengraffiti), aber keiner weiss, wer dieser Banksy ist. Man vermutet, er sei ein Engländer, könnte aber auch ein Schweizer sein – oder eine Schweizerin? Jedenfalls sind Banksys Werke international bekannt. Die Ausstellung in Basel zeigt über 100 Originalwerke und Objekte der vergangenen 20 Jahre. Auch T-Shirts und VinylCover-Designs sind zu sehen. Nur Banksy selber wirst du an der Ausstellung vermutlich nicht antreffen. Das Material für die Ausstellung stammt nämlich aussschliesslich aus Privat- sammlungen, er selbst hat damit nix zu tun.
Ende 1945 feierte Alfred Rasser mit seiner Figur Theophil Läppli, in Basel Premiere. Läppli «geboren am 23. Oktober 1894 in Buckten, Kanton Baselland», wurde zum nationalen Antihelden. Seine liebenswerte Art, gesellschaftliche Absurditäten und Missstände humorvoll zu entblössen, ist einzigartig und zeitlos. Auch dank dem Film «Demokrat Läppli» ist die Figur heute nationales Kulturgut. Derzeit verkörpert Gilles Tschudi das Unikum im Fauteuil. Für alle, die mal wieder von Herzen lachen wollen. APRIL BIS JUNI Fauteuil – ab 49 Franken
fauteuil.ch
BUKAHARA
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DANNY & THE TWO TOMS – VINTAGE ROCK’N’ROLL Denkst du dir manchmal auch, früher war alles besser? Wie auch immer – die Musik war jedenfalls gut! Wer puren, handgemachten Rock’n’Roll schätzt, pilgert daher an diesem Freitagabend ins -Tis. Basels Vintage-Rock’n’Roll-Band «Danny & The Two Toms» bringt mit straightem Sound die Tollen ins Wanken und die Röcke zum Swingen. Eine neue EP gibt’s obendrauf. Stilgerecht mono und ohne jegliche Overdubs aufgenommen in den hiesigen One Drop Studios. Das muss gefeiert werden! FREITAG, 7. MAI, 20 UHR Atlantis
25 Franken – atlantis-basel.ch
ALOIS / DJ FRANCESO PANETTONE Blaues Meer, wolkenloser Himmer, heisser Sand – leidest du auch unter Fernweh? Dann ist das Konzert der Luzerner Indie-Band Alois an diesem Samstag dein Place to be. Alois haben nämlich einen eigenen Kosmos für den Dancefloor erschaffen: Tanzbare Beats, tropische Gitarren und wilde Percussion sorgen für eine unvergessliche Fahrt ins Blaue. Fernweh garantiert. Ekstase auch. Im Anschluss sorgt Francesco Panettone für Feuer unter deinem Hintern mit seinem Disco / Tropical / House Set. Put on your dancing shoes, baby! SAMSTAG, 8. MAI, 21.30 UHR UHR Humbug
Wildpflanzen, wohin das Auge reicht – am «Wildpflanzemärt» bekommst du Wildstauden, Sträucher, Gemüse- und Blumensamensorten, Küchenkräuter und zahlreiche Kletterpflanzen; vieles aus biologischem Anbau. Weil es früher in den Läden kaum gut wachsende Wildpflanzen gab, wurde der Markt vor über 30 Jahren mitten in der Stadt ins Leben gerufen. Bis heute wirst du hinsichtlich deines Pflanzenwunsches von den Expertinnen beraten und auch Literatur zum Thema findest du vor Ort. Einem wilden Balkon-Sommer steht also nichts mehr im Weg!
WILD PFLANZE MÄRT
humbug.club
SAMSTAG, 24. APRIL BIS SAMSTAG, 8. MAI, VON 10 BIS 18 UHR Andreasplatz – andreasplatz.ch
Weitere n gen V eranstaeltckuen entd
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32 Franken – kaserne-basel.ch
Konzerte im kleinen Rahmen versprühen einen ganz besonderen Zauber. Man ist den Musikerinnen und Musikern auf der Bühne sehr nah, es gibt Spielraum für Interaktionen, für Ungeplantes. Ein Lied, das eigentlich nicht auf der Setlist steht, eine Geschichte, die spontan erzählt wird. Das Parterre ist ein wunderbarer Ort für solche einzigartigen Konzerte. Und nun, da mit Sina auch noch eine herrlich sympathische und spontane Sängerin auf der Parterre-Bühne steht, die lediglich mit zwei Musikern (aber mit zahlreichen Instrumenten) anreist, kannst du sicher sein: Das wird ein unvergesslicher Abend!
AUF ALLEN BÜHNEN – 20 JAHRE RICHARD WHERLOCK
Wir brauchen Lebensfreude, dringend! Also nichts wie los zum Konzert von Bukahara, denn ihre Musik ist genau das: Eine grosse, positive Feier. Das kommt bestimmt auch daher, dass die vier Künstler nicht nur musikalisch, sondern auch freundschaftlich eng verbunden sind. Sie studierten gemeinsam Jazz in Köln, fuhren mit ihrem Van durch den Balkan und musizierten auf der Strasse. Heute spielen sie als Headliner an grossen Festivals. Sie beherrschen alle mehrere Instrumente, auf elektronische Klänge verzichten sie gänzlich – eine wahre Entdeckung!
Zu Ehren von Richard Wherlocks 20-jährigem Jubiläum am Theater Basel kannst du an diesem Abend sieben herausragende Tanzstücke nacheinander auf allen drei Bühnen sehen. Der Abend beginnt mit «Bliss», einer halben Stunde Glückseligkeit zur unvergessenen Musik aus Keith Jarrets «Köln Concert». Danach gibt es «5 Duos» auf der Kleinen Bühne (eines davon stammt von Richard Wherlock himself) und das «Grand Finale» auf der Grossen Bühne, in welchem der israelische Choreograf Hofesh Shechter die Welt im freien Fall präsentiert. Ein Fest aus zeitgenössischer Tanzkunst und ein Hoch auf Meister Wherlock. DIVERSE SPIELDATEN BIS 23. JUNI Theater Basel
theater-basel.ch
SINA IM KLEINFORMAT «MONDNACHT » DONNERSTAG, 27. MAI, 20.30 UHR Parterre One
45 Franken – parterre-one.ch
ICH BIN DER WEG – KONZERT KAMMERORCHESTER BASEL Jesu Geburt, sein Tod und seine Auferstehung wurden in der Musik gerne und oft thematisiert. Oratorien, Choräle und Messen berühren uns bis heute – auch wenn wir keine gläubigen Christen sind. Vor allem die italienischen Meister des Barock und natürlich Georg Friedrich Händel, der in Italien musikalisch ausgebildet wurde, schaffen es immer wieder, uns mit ihren Kompositionen zu beglücken. So wird sich auch dieses Konzert vom Kammerorchester Basel wie eine Umarmung wohlig um dich legen. Freu dich! SONNTAG, 14. JUNI, 19.30 UHR Martinskirche
25 Franken – kammerorchesterbasel.ch
Zehn Jahre alt wäre das Bildrausch Filmfest letztes Jahr geworden – das soll heuer endlich gefeiert werden. Nicht nur mit magischen Kinomomenten, spannenden Diskussionen und schönen Begegnungen, nein. In diesem Jahr wird die ganze Stadt zum Kino! Mit dem Rundgang «A City is a Cinema» werden vertraute Fassaden, versteckte Mauern und namenlose Flächen zu öffentlichen Festival-Leinwänden, die du während eines Spaziergangs auf eigene Faust entdecken kannst. Ob du an den geplanten Veranstaltungen live dabei sein oder sie lieber online verfolgen möchtest, entscheidest du. Hauptsache, du fühlst dich wohl und die Party kann steigen. 16. BIS 20. JUNI Theaterplatz – bildrausch-basel.ch
QUARTIERFLOHMÄRKTE
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BILDRAUSCH FILMFEST BASEL
Hurra, es ist Flohmi-Zeit – dieses Jahr freuen wir uns ganz besonders aufs Stöbern und Feilschen an den Quartierflohmärkten der Stadt! Im Gegensatz zu anderen Flohmis verkaufen hier keine Händler, sondern Private bei sich zu Hause oder vor der Haustür ihre ausrangierte Ware. So bekommst du – neben tollen Schnäppchen – einen ganz besonderen Blick auf die Hinterhöfe und Gärten der Stadt geboten. Gleich vier solcher Märkte gibt es in den kommenden Wochen: In der Breite, im Gundeli, im Matthäusquartier und in Riehen. Die einzelnen Standorte sind jeweils mit Ballons gekennzeichnet. Viel Spass!
30. MAI / 5 . JUNI / 1 3. JUNI / 2 0. JUNI
mbgrafik.ch
quartierflohmibasel.ch
Erlesen Sie Basel! Wir Basel. Bücher | Musik | Tickets Am Bankenplatz | Aeschenvorstadt 2 | 4010 Basel www.biderundtanner.ch
Sonderausstellung «Bewegte Welt – Steiff überrascht und fasziniert»
PubliSite
ab 27. April 2021 | Dienstag bis Sonntag | 10 bis 18 Uhr
Das Spielzeug Welten Museum Basel eröffnet dir eine fabelhafte Erlebniswelt! Die bewegte Welt der Steiff-Figuren überrascht mit ihren farbenfrohen und fantasievollen Schaustücken, die Gross und Klein faszinieren. Für viele sind die Schaustücke des berühmten deutschen Familienunternehmens Steiff eine lebendige Erinnerung an den Weihnachtsbummel in Kindertagen. Das Spielzeug Welten Museum Basel erweckt die mechanischen Steiff-Schaustücke in der Sonderausstellung «Bewegte Welt – Steiff überrascht und fasziniert» zu neuem Leben – schau vorbei und du wirst merken, wie dich die humorvolle und künstlerisch herausragende Puppen- und Tierwelt in ihren Bann zieht!
Solche mechanischen Schaustücke, welche für Werbezwecke hergestellt worden sind, können neu in Bewegung bestaunt werden. Eine der Attraktionen der Schau ist sicherlich das Wochen-Ende im Tier-Reich. Es wurde 1928 original mit 47 Steiff-Tieren bestückt hergestellt. Einige dieser Tiere verfügen über spezielle mechanische Vorrichtungen, damit sie sich bewegen können. Das Thema dieses Schaustücks könnte auch aus heutiger Zeit stammen.
Eine der bewegten und bewegenden Szenen, die du bestaunen kannst, ist Die Mühle im Grund: Auf 15 Quadratmetern erlebst du ein einmaliges und authentisches Stück europäische Puppengeschichte aus dem Jahr 1926 – lass dich von den 70 Original Steiff-Filzpuppen in idyllischer Umgebung verzaubern!
swmb.museum
Mechanisches Schaustück Wochen-Ende im Tier-Reich
Ob an der Feldbergstrasse, in der Steinen, beim Badischen Bahnhof, am Dreispitz oder in der alten Brauerei Warteck – sie schiessen wie Pilze aus dem Boden, die flexiblen Büros. Rund 20 solcher öffentlicher Arbeitsorte gibt es in Basel bereits, Tendenz steigend. Was unsere «Coworking Spaces» zu bieten haben und weshalb sie vielleicht auch für dich eine Alternative sein können, erfährst du hier.
COWORKING SPACES BASEL UND REGION BASELLIVE.CH
TEXT PRO INNERSTADT BASEL
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ALLES FLEXIBEL!
23 Impact Hub Basel an der Münchensteinerstrasse 274a.
Wer seit Monaten im Homeoffice sitzt, kennt die Vor- und Nachteile dieser Arbeitsform unterdessen bestens. Es kann ganz praktisch sein, im Pischi ein paar Mails zu beantworten und ganz gemütlich auf dem Sofa mit dem Chef zu telefonieren. Schön auch, dass ich mich nicht mehr jeden Morgen durch den Pendlerverkehr pflügen muss. Aber es tut eben auch gut, die Wohnung ab und an zu verlassen und sich zwecks Inspiration mit Menschen auszutau schen. Ideal wäre, wenn uns verschiedene Möglich keiten der Arbeit offen stünden. Das bestätigt auch Garry Gürtler, CEO der International Workplace Group (IWG). Die IWG ist der weltweit grösste
Anbieter flexibler Arbeitsplätze und in der Schweiz an knapp 50 Standorten vertreten. «Die Mitarbeiten den wollen selber entscheiden, wann und wo sie arbeiten», weiss Garry Gürtler aus Erfahrung. Und: «Eigenbestimmung und Work-Life-Balance sind heute wichtige Faktoren bei der Job-Wahl.» Viele Arbeitgeber haben das unterdessen ver standen. Bereits rund 80 Prozent aller Schweizer Unternehmen bieten flexibles Arbeiten an. Dennoch liegt der Anteil an flexiblen Arbeitsplatzlösungen in Bezug zur gesamten Bürofläche in der Schweiz noch unter 1 Prozent – in Städten wie Amsterdam, Paris oder New York sind es bereits über 20 Prozent –, doch die Entwicklung geht voran. «Corona hat diesen Trend beschleunigt», so Garry Gürtler. «Sogar Branchen wie die Finanzindustrie, die vorher an flexiblen Arbeitsplatzlösungen nicht interessiert waren, sahen durch Corona, dass man von einem externen Arbeitsplatz aus genau so sicher arbeiten kann wie im eigenen Büro.» Es braucht also je länger je mehr gut ausgerüstete Arbeitsplätze mit kurzen Kündigungsfristen, die auf Abruf bereitstehen. Das sieht auch Claus Bornholt, Mitgründer von Westhive, so. «Durch die Pandemie wird Arbeit künftig ver mehrt dezentral, mobil erledigt werden. Das spricht für eine hohe Flexibilität bei der Arbeitsplatzmiete – und wird flexiblen Büroflächen und Coworking-Ar beitsplätzen einen neuen Boom bescheren.»
ATTRAKTIVE ARBEITSMODELLE UND REDUZIERTE MIETKOSTEN Dass ich als Freelancer oder Selbstständige nicht immer von daheim aus arbeiten will oder kann, ist klar. Doch weshalb sollte zum Beispiel ein KMU den Coworking-Space einem herkömmlichen Büro vorziehen? Claus Bornholt sieht drei klare Vorteile: «Erstens kann man den Platzbedarf immer flexibel an das Wachstum des Unternehmens anpassen. Zweitens profitieren gerade kleinere Unternehmen von einer Infrastruktur, wie sie sonst nur in Gross unternehmen zu finden ist. Von grossen Sitzungs zimmern, Workshop-Räumen, Mitarbeiterrestau rants oder Podcast-Studios zum Beispiel.» Und dann ist da noch die Community. «Im eigenen Büro dreht sich alles immer um die gleichen, die eigenen Probleme. In einem Shared Office habe ich auch die Möglichkeit, mich mit Menschen aus anderen Unternehmen auszutauschen – und das kann unheimlich bereichernd und inspirierend sein», so Claus Bornholt. «Zudem», ergänzt Garry Gürtler, «kommen die Arbeitgeber durch die Einbindung
Regus im Clarahuus am Teichgässlein 9.
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flexibler Arbeitsplätze zu attraktiven Kostenreduktio nen. Die Unternehmen können fixe Mietkosten reduzieren und ihren Mitarbeitenden gleichzeitig attraktive Arbeitsmodelle anbieten.» Was sich bereits seit vielen Jahren anbahnt, hat Corona in den letzten Monaten verdeutlicht: Wir stecken mitten drin in einer neuen, flexiblen Arbeits welt. In dieser stellen wir uns zwar kein Foto der süssen Kinder mehr auf den Bürotisch, dafür müssen wir nicht mehr täglich zur Arbeit pendeln. Wir lassen das persönliche Kaffitassli zu Hause, können dafür unseren Arbeitsplatz wahlweise für einen Monat, ein Jahr oder auch spontan für nur einen Tag buchen. Die Kosten dafür beginnen ab rund 20 Franken pro Tag. Dafür bekommen wir eine erfrischend hippe, inspirierende Arbeitsumgebung, eine wahnwitzig zackige Internetverbindung und spannende Pausengespräche mit anderen Cowor kenden. Denn auch wenn alle an individuellen Projekten arbeiten; Austausch und gegenseitige Hilfe sind zentraler Bestandteil der neuen Arbeits form. Hier werden Werte wie Gemeinschaft, Zusam menarbeit, Offenheit und Nachhaltigkeit gelebt.
DESIGNERSTÜHLE, CHATBOXEN UND GÄRTEN ZUR ERHOLUNG Tönt sympathisch? Ist es auch! Es gibt Gemein schaftsbüros, die bieten neben coolen Designer stühlen und hipper Atelier-Atmosphäre auch frisches Obst, Kaffee à discrétion, Duschen, Mittag essen oder – leider bisher nicht in Basel – Kinderbe treuung an. Auch Meeting- und Schulungsräume,
SICH MIT MENSCHEN AUS ANDEREN UNTERNEHMEN AUSZUTAUSCHEN, KANN UNHEIMLICH BEREICHERND UND INSPIRIEREND SEIN.
Tische für Gruppenarbeit, Team-Offices, Chatboxen zum Telefonieren, Drucker oder Beamer stehen zur Verfügung. Für die Pause gibt es gut eingerichtete Küchen, stylische Aufenthaltsräume, Terrassen oder gar Gärten. Das Angebot wird laufend erweitert. «In Genf gibt es in einem flexiblen Bürogebäude sogar ein Restaurant mit Zweisterne-Michelin-Koch und ein kleines Kino», erzählt Garry Gürtler. Auch West hive bemüht sich um eine optimale und vor allem angenehme Arbeitsumgebung. «Unsere Kunden sollen bei uns konzentriert arbeiten können – aber eben auch mehr: Sie können Meetings und Work shops abhalten, bereichernden Austausch mit anderen pflegen, an interessanten Events teilneh men, oder sich auch mal in die Abgeschiedenheit der Berge für ein Strategiemeeting zurückziehen. Und ganz wichtig: Wir werden immer einen hohen Service-Level bieten. Gute Infrastruktur, feines Essen, hilfsbereites Personal», so Claus Bornholt. WAS IST EIGENTLICH COWORKING? Frei übersetzt bedeutet Coworking nichts weiter als «zusammen arbeiten». Den englischen Begriff (oder auch den Begriff «Shared Office» – geteiltes Büro) verwendet man, weil die Arbeitsform Anfang der 2000er-Jahre im Silicon Valley in den USA entstanden ist. Ein Coworking-Space ist ein zeitlich flexibler Arbeitsplatz, den sich mehrere Leute teilen. Es sind Menschen aus verschiedenen Berufsfeldern, Startups, KMUs, Selbstständige, digitale Nomaden, Freelancer und etablierte Grossunternehmen, die ein dynamisches Arbeitsumfeld schätzen, jedoch weder Geld in Infrastruktur investieren noch an Mietverträge gebunden sein wollen. Tiefe Fixkosten, hohe Beweglichkeit – das kommt dem flexiblen, mobilen, internationalen und digitalen Trend der Zeit entgegen.
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Wer es schon einmal ausprobiert hat, weiss: Man ist tatsächlich enorm produktiv, wenn Umfeld und Atmosphäre stimmen. Man muss sich nicht um leere Druckerpatronen oder schlechtes WLAN kümmern, weder den Geschirrspüler ausräumen noch die Kaffeemaschine entkalken. Alles ist ruhig, aufgeräumt und sauber. Es erstaunt daher nicht, dass diversen Studien zufolge Coworking glücklich macht – und zudem erfolgreich. Für alle, die sich also noch mit langen Arbeitswegen, Kindergeschrei während Zoom-Meetings oder mit der Einsamkeit in der stillen Wohnung herumquälen, empfiehlt sich ein Probetag in einem der zahlreichen flexiblen Büros der Stadt. Ob hoch oben im Grosspeter-Turm, im Klybeck oder mit Blick auf den Barfi – es gibt garantiert einen Coworking-Platz in deiner Nähe!
BLUESPACE Greifengasse 38 – bluespace-basel.ch COWORKING BASEL Picassoplatz 4 – startup-academy.ch COWORKING NIKE BASEL Steinenvorstadt 24 – nikestorebasel.ch DREISPITZ COWORKING Bordeaux-Strasse 5 – dreispitz-coworking.ch FLEXOFFICE Barfüsserplatz 3 – flexoffice.swiss HYVE Gempenstrasse 64 – hyve.ch IMPACT HUB Münchensteinerstrasse 274a – basel.impacthub.net KLEINHAFEN COWORKING STORE Feldbergstrasse 39 – kleinhafen.ch OUTER COWORKING Im Surinam 1 – outer.id REGUS Clarahuus – Innere Margarethenstrasse 5 – Grosspeter Turm – Stücki Park – regus.ch RHIZOM Steinentorstrasse 19 – rhizom.ch SPACES Grosspeter Turm, 21. Stock – spacesworks.com THE 5TH FLOOR Hofackerstrasse 40, Muttenz – the5thfloor.ch UNTERNEHMEN MITTE Gerbergasse 30 – mitte.ch WERKRAUM WARTECK Burgweg 7 – werkraumwarteckpp.ch WESTHIVE Rosentalstrasse 33 – westhive.com WÖRKING Elsässerstrasse 2 – woerking.ch
Westhive Basel Rosental an der Rosentalstrasse 33.
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Mit keinem anderen Möbelstück gehst Du so eine enge Verbindung ein, wie mit Deinem Bett. Deshalb ist es gut zu wissen, dass Du in einem Bett von Hästens oder Vispring ausschliesslich von Naturmaterialien umarmt wirst. Ebenso gut zu wissen ist, dass unsere Betten nicht aus dem Regal
kommen, sondern ganz persönlich für Dich handgefertigt werden. So individuell, dass auf Wunsch zwei verschiedene Härtegrade in einer Matratze realisierbar sind. Wir Menschen sind schliesslich auch nicht alle gleich „gebaut“. Unsere Betten sind nichts ohne das Handwerk und das Handwerk
ist nur so gut wie diejenigen, die es praktizieren. Bei der Wahl des richtigen Modells fi ndest Du bei passion for beds. das Bett, welches genau zu Dir, Deinen Schlafgewohnheiten, Deinen Raum und in Dein Budget passt. Gerne beraten wir Dich in unserem Showroom an der Freie Strasse 88.
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DAS LÄCKERLI.
TEXT NICOLA MATHIS BILDER FRANZ WAMHOF
DIE WELT DURCH’S HEK BETRACHTET
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29 !Mediengruppe Bitnik, Ashley Madison Angels At Work in Basel, « Future Love», 2018, HeK
Das Haus der elektronischen Künste (HeK) befasst sich seit nunmehr zehn Jahren mit technologischen Entwicklungen, die unser Leben verändern. Direktorin Sabine Himmelsbach schafft es, mit ihren Ausstellungen gleichermassen wachzurütteln wie zu faszinieren.
SABINE HIMMELSBACH
Gib’s zu, du kennst es auch, dieses Gefühl, durch eine Ausstellung zu laufen und dich dabei immer wieder leise zu fragen: «Was verdelli-nomol soll das eigentlich alles bedeuten?!» Auch das Haus der elektronischen Künste – kurz HeK – auf dem Drei spitz-Areal fordert seine Besuchenden gerne heraus. Ausstellungstitel wie We=Link: Ten Easy Pieces, Et cetera oder unREAL. Die algorithmische Gegenwart machen einem den Zugang zum Thema auch nicht gerade leichter. Doch lass dich davon nicht abschre cken. Lässt du dich erst einmal auf eine Ausstellung ein, wirst du gleich merken, dass dir die im HeK inszenierten Themen viel näher gehen, als es die seltsamen Titel vermuten lassen. Der Anspruch von Direktorin Sabine Himmels bach, die sich seit Gründung des HeK im Jahr 2011 für die Etablierung, den Erfolg und die nationale sowie internationale Strahlkraft des Hauses haupt verantwortlich zeichnet, ist dabei ganz klar: «Mir ist total wichtig, dass man versteht, was wir hier tun. Wir betreiben ja nicht Selbstbespassung. Alles, was wir machen, machen wir fürs Publikum.» Wie der Name Haus der elektronischen Künste impliziert, liegt der Fokus dabei auf zeitgenössischer Kunst, die sich mit den technologischen Entwicklungen unserer Zeit auseinandersetzt und deren Einfluss auf die Gesellschaft. «Ausstellungen wie Future Love oder Real Feelings gingen beispielsweise der Frage nach, wie Beziehungen in Zukunft aussehen werden und was es für unser Zusammenleben bedeutet, wenn Gefühle von künstlicher Intelligenz gelesen werden können», erzählt Sabine Himmelsbach und schwärmt sogleich von zwei der bisher erfolgreichs ten Ausstellungen des HeK. «Die Ausstellung Making Fashion Sense widmete sich den technologischen Auswirkungen auf die Modebranche und stellte interaktive Kleidungsstücke und nachhaltige Innova
Karen Lancel und Hermen Maat, E.E.G. Kiss, «Future Love», 2018, HeK
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WIR BETREIBEN JA NICHT SELBSTBESPASSUNG. ALLES, WAS WIR MACHEN, MACHEN WIR FÜRS PUBLIKUM.
tionen vor, welche die Besucherinnen und Besucher in Staunen versetzten.» Liebe, Beziehungen, Mode – es sind im Grunde genommen Allerwelts-Themen, die das HeK bedient und aus einem ganz spezifi schen Blickwinkel anpackt.
WO SICH AUCH DAS GROSI DIE VIRTUAL REALITY-BRILLE AUFSETZT Einen der schönsten Momente als Direktorin vom HeK erlebte Sabine Himmelsbach während der Ausstellung Die ungerahmte Welt, welche sich mit Virtual Reality als künstlerischem Medium im 21. Jahrhundert auseinandersetzte. Das war 2017 und Virtual Reality als Technologie der Zukunft in aller Munde. Das HeK gehörte damals zu den ersten Institutionen weltweit, die Virtual Reality in der Kunst in einer Ausstellung erlebbar machten. «Ich erinnere mich an Grosseltern, die gemeinsam mit ihren Enkelkindern unsere Ausstellung besuchten und sich zum ersten Mal eine Virtual Reality-Brille aufsetzten. Ich bin überzeugt, sie hätten nie einen Spielsalon betreten – dem Thema Virtual Reality aus einer künstlerischen Perspektive zu begegnen, kam für sie hingegen infrage. Es war sehr schön, zu
31 Hek Direktorin Sabine Himmelsbach Bild BaselLive
sehen, wie wir mit einer Ausstellung ein solch generationenübergreifendes Publikum erreichen konnten.»
HAUS DER ELEKTRONISCHEN KÜNSTE BASEL FREILAGER-PLATZ 9, 4142 MÜNCHENSTEIN HEK.CH
TECHNOLOGIE SOLLTE NICHT NUR TECHNIKERN ÜBERLASSEN WERDEN Neugierde und Lust, etwas Neues kennenzulernen, sind eben an keine Altersgrenze gebunden. Genau darin liegt die Stärke des HeK: neue technologische Innovationen den Menschen zugänglich zu machen, mit ihnen zu spielen, als interaktives Erlebnis mit Emotionen zu versehen und deren gesellschaftliche Relevanz aufzuzeigen. «Mir ist wichtig, dass man durch einen Besuch bei uns emotional bewegt wird, etwas mitnimmt und inspiriert wieder nach Hause geht», sagt Sabine Himmelsbach und betont so gleich: «Ich würde nie eine Ausstellung machen, die den moralischen Zeigefinger hebt. Aber Themen aufzugreifen, über die man sich Gedanken machen sollte – Stichwort Umgang mit Datenschutz oder Künstlicher Intelligenz – finde ich eine wichtige Aufgabe.» Die Vermittlung von Medienkompetenz gehört schliesslich zum Kernauftrag des HeK. Die BitFabrik, welche sich an Kinder und Jugendliche
richtet und den jüngsten Mediennutzern einen selbstbestimmten und kritischen Umgang mit Medien und Medientechnologie beibringt, erfreut sich beispielsweise seit Jahren grosser Beliebtheit. Technologie sollte eben nicht nur Technikern überlassen werden – auch Kunst und Kultur sollten ein Wörtchen mitreden und deren Möglichkeiten wie Risiken aufzeigen. Das HeK befasst sich seit nunmehr zehn Jahren mit technologischen Entwick lungen, die uns früher oder später alle etwas angehen. Genau dies zeigen die Ausstellungen auf, welche Kunstschaffenden aus Basel, der Schweiz und der gesamten Welt eine Plattform bieten und ihnen ermöglichen, sich verwirklichen zu können und sich darüber hinaus einen Namen zu machen. Nach mehrmonatiger Corona-Pause darf das HeK nun endlich wieder Besuch empfangen. Die aktuelle Ausstellung Shaping the Invisible World widmet sich digitaler Kartografie und der Macht internationaler IT-Konzerne – Google Maps lässt grüssen – und im Herbst lockt die Ausstellung Radical Gaming mit fantastischen Game-Welten. Da schaut dann viel leicht auch wieder das neugierige Grosi mit ihren Enkelkindern auf dem Dreispitz-Areal vorbei.
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DIE BASLER GASTRONOMIE TROTZT DER PANDEMIE
TEXT STEPHAN RÜDISÜHLI BILD ROLAND JUKER
WIE BIST DU ZUM GASTRO-SEELSORGER GEWORDEN?
Seit Ausbruch der Pandemie sind Gastronominnen und Gastronomen stark eingeschränkt und müssen ihre Betriebe für Monate geschlossen halten. Als Gastroseelsorger hat Bernhard Jungen seit Jahren ein offenes Ohr für Menschen in der Gastronomie. Er hat 25 intensive Gespräche mit Betroffenen geführt, deren Erlebnisse und Schicksale er in seinem neuen Buch schildert. «Unfassbar – Wie die Basler Gastronomie der Pandemie trotzt» wird im Mai 2021 erscheinen.
Mein Vater hat ein Leben lang bedauert, dass er aus gesundheitlichen Gründen die Gastronomie aufgeben musste. Vielleicht wollte ich unbewusst seinem verlorenen Traum nachleben, als ich 2017 mit Tobias Rentsch die Unfassbar gründete, eine mobile Velobar auf drei Rädern. Dann bot mir unterwartet die Stadtmission Basel diese Stelle als Gastroseelsorger an. In beiden Berufen, die ich jetzt ausübe, geht es zuerst ums offene Ohr – einfach jeweils auf der anderen Seite der Bar. Mitarbeitende im Gastgewerbe leisten unglaublich viel Seelsorge. Ich habe mal ein Gespräch einer ServiceAngestellten mit einer Prostituierten in einer einschlägigen Bar miterlebt. Kein ausgebildeter Berater-Profi hätte das so gut machen können. Ich habe das Vorrecht, Seelsorger der Seelsorgenden zu sein und diesen Menschen den Rücken stärken zu dürfen. MIT WELCHEN PROBLEMEN SIND GASTRONOM* INNEN IN DER PANDEMIE-KRISE KONFRONTIERT? Es ist wichtig, dass wir auch die Angestellten im Blick haben. Viele von ihnen haben die Stelle verloren, andere haben mit Kurzarbeit nur 80 Prozent des Lohnes – ihnen fehlt aber auch das Trinkgeld, was bei den allgemein tiefen Löhnen in der Branche verheerend ist. Tagesstruktur, Ausbildung und Integration sind verloren gegangen. Die meisten leiden, weil sie ihre Gäste nicht bedienen dürfen. Die finanziellen Einbussen treffen schwer. Die Härtefall-, Erwerbsersatz- und Kurzarbeitsgelder lassen oft Monate auf sich warten, das macht
33 Angst. Die Ungewissheit, ob und wie viel Geld fliesst, lähmt bei jeglicher Planung. Weil Schliessung die erste Massnahme zur Bekämpfung der Pandemie ist, wird die Gastronomie zum «Sündenbock». Das schmerzt umso mehr, weil Gastronomen willig ein aufwendiges Schutzkonzept nach dem anderen umgesetzt haben. WIE BIST DU DARAUF GEKOMMEN, DAS BUCH ZU SCHREIBEN? Ich spürte die Verzweiflung und Ohnmacht, als am 23. November 2020 erneut alle Gastbetriebe in BaselStadt geschlossen wurden. Ich war selbst in einer Schockstarre, weil ich keinen Weg sah, zu helfen. Drei Tage vor Weihnachten war mir klar: Ich muss diesen Menschen eine Stimme geben in der Öffentlichkeit. Innerhalb von Stunden sicherten die Stadtmission, der Wirteverband, der Friedrich Reinhardt Verlag und mein Unfassbar-Partner mir ihre Unterstützung zu. Fast alle, die wir für Interviews anfragten, wollten spontan mitmachen. Wir wollten 25 sehr unterschiedliche Gastronom*innen zeigen: Pascal Steffen vom «roots», Aisha Schreiner vom «Zem alte Schluuch», oder Karim und Anwar Frick vom «Löwenzorn» beispielsweise bringen sehr unterschiedliche Perspektiven ein. Ich bin persönlich überwältigt von der Kreativität und Zähigkeit der sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten. WAS HAT DICH IN DEN ERZÄHLUNGEN DER WIRTINNEN UND WIRTE SONST BERÜHRT?
Quartier-Restaurants, das regelmässig mit Gästen telefoniert, weil es ihre Einsamkeit spürt. Stammgäste, die ihrem Restaurant mit originellen Unterstützungsaktionen unter die Arme greifen. Die Wirtin als Mutter Teresa im Kleinbasel. Die Ideen, die es brauchte, um riesige Mengen eingekaufter Ware bei plötzlicher Schliessung loszuwerden. Der rasante Anstieg von Armutsbetroffenen bei den Angeboten für Randständige. Der Schalk im Umgang mit der sogenannten Nichtfasnacht. Umgehauen hat mich immer wieder der Satz: «Wir haben doch nichts falsch gemacht, wir sind doch nicht schuld an der Krise!» Hier haben wir als Gesellschaft die Gastronomie im Stich gelassen.
BERNHARD JUNGEN Bernhard Jungen ist Barkeeper-Pfarrer der Unfassbar, einem Bier-Mobil auf drei Rädern, das aktuell auch im Lockdown steht. Im Auftrag der Evangelischen Stadtmission Basel hat er als Gastroseelsorger seit Jahren ein offenes Ohr für Menschen, die im Gastgewerbe arbeiten. Unfassbar – Wie die Basler Gastronomie der Pandemie trotzt 25 Gespräche über Lockdown und Leidenschaft Bernhard Jungen CHF 34.80 ISBN 978-3-7245-2489-2 Erscheinung im Mai 2021 reinhardt.ch
Die Hingabe: Die Gastronomin, die einen grossen Privatkredit aufnimmt, um ihren Mitarbeitenden weiterhin den Lohn zahlen zu können. Das Team eines
«LEINEN LOS» MIT VIEL GENUSS UND ERLEBNIS
WILLKOMMEN RESTAURANT · PANORAMADECK · RHEINERLEBNIS
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VON ROCK, JAZZ UND EINER GROSSEN PORTION SOUL
35 TEXT JANINE WAGNER BILDER BASELLIVE
Sie ist bescheiden, selbstkritisch, feinfühlig und überaus vielseitig: Mit Steffi Klär kannst du hitzige Diskussionen führen und jazzige Duette singen, zu den Teskey Brothers schwelgen und zu den Queens of the Stone Age pogen. Sie kann sich selber Möbel bauen und dir einen anständigen Drink mixen. Grosses Herz und viel Talent – das ist Steffi. Ein Gespräch. Erinnerst du dich an die Kuppel? Wenn ja, dann erinnerst du dich auch an Steffi Klär. 16 Jahre kümmerte sie sich um den Zauber dieser Kulturstät te, um Gäste, Bands und das Team. Sie war immer unter Strom und ich fragte mich oft: Wann genau schläft sie eigentlich? Steffi holte nicht nur die wunderbarsten Acts ins Nachtigallenwäldli, sie schrieb auch hingebungsvolle Pressetexte, gestalte te Flyer und umsorgte die Artists dermassen liebe voll, dass die sich auch Jahre später noch an die Kuppel in Basel erinnerten. Heute ist es etwas ruhiger geworden um die mittlerweile 46-Jährige – sie braucht nun auch etwas mehr Schlaf. Aber mit der Kultur- und Gastronomie szene verbunden ist sie nach wie vor: im Sääli organisiert sie die Jazzreihe «Soirée Lundi» und mit ihrer Kuppel-Mitstreiterin Jenny Jans den Musi ker*innen-Treff «Mitten in der Woche» in der Kaser ne. Sie singt bei Nicole Bernegger und kümmert sich um deren Management, engagiert sich im Verein Kultur & Gastronomie und arbeitet fürs Kulturbüro Riehen und das Theater Augusta Raurica. Ich treffe Steffi über Zoom. Saftige drei Stunden reden wir über das Leben, die Liebe und natürlich über Musik. Vieles aus dem Gespräch bleibt – ätsch! – unter uns. Einiges kannst du hier nachlesen.
ICH MACHE MIR NICHT VIEL AUS BESITZ – ERLEBNISSE, GEMEINSAME MOMENTE SIND MIR VIEL WICHTIGER.
LIEBE STEFFI, LEIDEST DU AN DER CHAOTISCHEN WELTLAGE? Och, ich kann gut leiden und hatte im vergangenen Jahr auch privat viele schlaflose Nächte. Wenn ich sehe, wie unbarmherzig die Pandemie die Kultur- und Gastroszene trifft, wie dunkel der Horizont immer noch ist, möchte ich manchmal einfach den Kopf in den Sand stecken. Aber Musik holt mich immer und immer wieder aus der Krise. Mit Nina Simone, Ella Fitzgerald oder Billie Holiday kann ich ganze Nächte verbringen. Aber auch die Teskey Brothers, Kruangbin oder Joan As Police Woman haben mich über das letzte Jahr gebracht. WIE SEID IHR DENN FREUNDE GEWORDEN, DIE MUSIK UND DU? Ich hab schon als Teenie zu Cindy Lauper und Michael Jackson getanzt und stundenlang «Sweetest Taboo» von Sade mitgesungen. Aber eigentlich hab ich Klavierspielen gelernt. Das Singen kam später. WANN? Weil ich mich nicht für ein Studium entscheiden konnte, besuchte ich nach dem Gym parallel den Vorkurs an der Kunstgewerbe- und an der Jazzschule. Gleichzeitig begann ich im Atlantis zu jobben und sang in meiner ersten Band. NACH DEM –TIS KAM DIE KUPPEL. WELCHE GEFÜHLE LÖST DIESE ZEIT HEUTE IN DIR AUS? Dankbarkeit. Das war eine so intensive Zeit. Ich werde bis heute richtig emotional, wenn ich darüber spreche. Die Kuppel war ein ganz besonderer Ort, sie hatte etwas magisch Verbindendes, das bis heute nachwirkt – da sind Freundschaften, Seilschaften, Projekte und ein Spirit, der bleibt. WAS MACHTE DIE KUPPEL ALS CLUB FÜR DICH SO SPEZIELL? Sie hatte die Fähigkeit, einem zauberhaft ruhige und absolut verrückte Momente zu bescheren. Da stand RZA, Kopf des Wu-Tang Clan, ein Weltstar, geduckt in unserem Mini-Backstage, bevor er auf die Bühne ging und in der kochenden Kuppel so nah am Publikum war, dass er es anfassen konnte. Da sprangen die Fans bei Fettes Brot so herum, dass ein Teil des Fussbodens einkrachte. Und am nächsten Abend konntest du eine Haarnadel fallen hören, wie zum Beispiel bei Tina Dico oder Naked Raven. Ja, in der Kuppel konnte man wild Party machen und dann wieder ganz magische stille und intime Momente erleben – sie bot einem für alles immer den richtigen Raum.
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DIE KUPPEL WAR EIN GANZ BESONDERER ORT, SIE HATTE ETWAS MAGISCH VERBINDENDES, DAS BIS HEUTE NACHWIRKT.
Ja. Kochen ist neben der Musik eine grosse Leidenschaft von mir. Seit ein paar Jahren lebe ich vegan und habe dadurch viel Neues entdeckt. Mit gutem Essen und guter Musik kann ich mich glücklich machen. Ich esse aber auch sehr gerne auswärts. WO DENN? Zum Beispiel im Goldenen Fass. Ich liebe es, mich blind in die Hände dieser Crew zu begeben. Das Fass ist einer meiner Lieblingsorte. Auch weil es Gastronomie, Barkultur und Musik verbindet. Es ist leidenschaftlich und etwas wild, das mag ich. Ich hoffe so, dass sie und all die anderen «goldenen» Gastro- und Kulturbetriebe, die diese Stadt so schön und reich machen, durchhalten und diese Pandemie überleben. UNBEDINGT! ICH VERMISSE AUCH DIE LIVE-MUSIK SO SEHR ... WAS WAR EIGENTLICH DEIN GRÖSSTER ROCK’N’ROLL-MOMENT?
SPIELST DU EIGENTLICH SELBER NOCH KLAVIER? Also. Ich besitze eines. Und wenn es mich hin und wieder stumm anschaut, sage ich ihm: Warte noch ein bisschen, ich komme. Lange wird es nicht mehr dauern. WAS BESITZT DU SONST NOCH SPEKTAKULÄRES? Ich besitze überhaupt nicht viel! Aber... (Steffi kommt mit Plektrons, einem abgebrochenen Schlagzeug schläger und einem VIP-Ticket der Queens Of The Stone Age zurück vor den Bildschirm) hier, meine KonzertSchätze! Ich mache mir nicht viel aus Besitz – Erlebnisse, gemeinsame Momente sind mir viel wichtiger. WEISST DU NOCH, WAS DU ALS KLEINES MÄDCHEN WERDEN WOLLTEST? Ich hatte keine Vorstellungen über meine Zukunft, es hat mich einfach zu viel interessiert. Ich wollte mal Schriftstellerin werden. Und Tänzerin, weil ich damals Ballett tanzte. Ich hab oft das Gefühl, ich müsste eigentlich tanzen. Es ist in mir drin, aber ich mache es viel zu selten.
Bei den Queens Of The Stone Age direkt vor der Bühne , laut mitsingend und Pogo tanzend. Danach war ich tropfnass und unfassbar glücklich.
DAS SIND JETZT SCHON ZWEI DINGE, GELL! KLAVIER UND TANZEN ...
WELCHE KONZERTE SIND DIR SONST NOCH IN BESONDERER ERINNERUNG?
WENN DU DIR NOTEN VON 1 BIS 6 GEBEN MUSST, WIE GUT BIST DU ALS SMALL-TALKERIN?
Extrem viele und extrem unterschiedliche! PJ Harvey, Bon Iver, Iggy Pop, unzählige Basler und Schweizer Bands – wir haben so viele grossartige Musik hier – und Joan As Police Woman. Wenn sie singt, ist es, als ob ich jede Soundwelle spüre – und das ganz ohne Drogen! Und natürlich die Konzerte mit Nicole – mit ihr und der Band erlebe ich auch auf der Bühne oft Gänsehautmomente.
Jaja, ich weiss!
5. Ich kann’s schon, aber es ist eigentlich nichts, was mich interessiert. Ich habe lieber richtige Gespräche. ALS HANDWERKERIN? 5. Mein Bett hab ich selber gebaut. Allerdings krieg ich manchmal die einfachsten Dinge nicht auf die Reihe. Aber ich glaub, so grundsätzlich kann man mich brauchen.
STEFFI KLÄR KULTUR MIT KÖPFCHEN, HERZ & SEELE STEFFIKLAER.CH
DU HAST DIE BANDS ZU KUPPELZEITEN JA AUCH IMMER SO UNFASSBAR LIEBEVOLL BEKOCHT – KOCHST DU FÜR DICH AUCH SO AUFWENDIG?
37 ALS AUTOFAHRERIN? 6! Ich war der Driver bei der letzten Tour der Band We Invented Paris. Und die Barchefin. Während jedem Song hab ich auf der Bühne einen Drink gemixt. Aber lustigerweise keinen Ton gesungen.
WIE GUT BIST DU ALS MASSEURIN? 6! Ich habe starke Hände. Und ich kenne den Körper gut, weil ich selbst oft mit Verspannungen, diesen modernen Stress-Krankheiten, umgehen muss. GIBT ES EIGENTLICH ETWAS, DAS DU NICHT SO GUT KANNST? Ich kann immer besser für andere. Deshalb sitze ich nicht am Klavier und besuche keine Tanzstunden. Ich weiss zwar, dass ich Inseln für mich schaffen sollte, aber ich habe einfach mehr Freude am Leben, wenn andere Teil davon sind. WAS WÜNSCHT DU DIR MUSIKALISCH FÜR DIESES JAHR? Dass ein gewisses Mass an Sicherheit zurückkehrt und damit ein Freiraum für Kultur und Kreativität. Damit man sich wieder mit gutem Gefühl auf etwas freuen kann als Publikum, als Band, als Veranstalterin oder Veranstalter. Wenn du ständig im Konjunktiv planen, alles mit Handschuhen anfassen und kontrollieren musst, wenn nichts einfach mal geschehen kann, dann ist es schwierig, dass der Funke überspringt. Die Kultur- und Musik- szene braucht dringend Hoffnung, Lichtblicke, und ich glaube, wir alle brauchen diesen Funken, dieses Feuer, um nicht abzulöschen.
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Steffi in ihrer «ehemalige Heimat» im Nachtigallenwäldeli bei der Osteria Acqua und dem Baracca Zermatt.
DANN HAST DU ALS BARKEEPERIN AUCH EINE 6? Nein, weil ich weiss, was gute Barkeeper leisten. Das ist echtes Kunsthandwerk. Aber ich kann dir ein perfektes Bier rauslassen, einen gängigen Drink mixen und einen Wein schön präsentieren.
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Sie ist 26 Jahre jung, seit bald acht Jahren selbstständig und hat die Corona-Krise bisher mit Bravour gemeistert. Obwohl sie das viel Geduld und Durchhaltevermögen gekostet hat: Die Basler Schneiderin Tanja Oehl musste sich, wie viele andere Kreative, neu kennenlernen und erfinden.
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EIN RÜCKWÄRTSSTICH KOMMT NICHT INFRAGE Ja, was macht man denn, wenn die Leute plötzlich nur noch zu Hause hocken und der schicke Restau rantbesuch zum Wunschdenken wird? Von einer noblen Veranstaltung ganz zu schweigen. «Niemand braucht schöne Kleidung, wenn er im Homeoffice sitzt», musste auch Tanja erfahren. Und dann war da auch noch die abgesagte Fasnacht. Normalerweise produzieren die vier Schneiderin nen vom Atelier Couture Stilvoll an der Elisabethen strasse 15 jährlich rund 400 Kostüme für insgesamt fünf Cliquen. «Durch den Ausfall verloren wir 50 Prozent unseres Umsatzes.» Doch anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, wurde Tanja Oehl erfinderisch. 2020 war sie eine der Ersten, die mit dem Nähen von Stoffmasken begann. Eine Aktion, die nicht nur auf positiv ge stimmte Gemüter stiess: «Vor allem auf Social Media regnete es immer wieder Kommentare, die mir vorwarfen, ich würde die Situation ausnutzen und mich gar daran bereichern. Doch ohne Masken hätte ich gar kein Einkommen gehabt. Für mich war das Maskennähen definitiv die Rettung in der Not!»
TEXT VALÉRIE ZIEGLER BILDER BASELLIVE
VON FLICKARBEITEN BIS HIN ZUM MASSGEFERTIGTEN HOCHZEITSKLEID Dass sie einmal Schneiderin werden möchte, war Tanja Oehl bereits im Alter von zehn Jahren klar. Damals nähte sie auf ihrer ersten eigenen Nähma schine hauptsächlich Zubehör für ihren geliebten Vierbeiner: «Als eine Bekannte von mir meine selbstgenähten Hundebettchen dann zu verkaufen begann, wusste ich: Das ist mein Beruf!» Nach der Lehre hat sie sich direkt selbstständig gemacht, nebenbei 100 Prozent im Stoffladen gearbeitet, um sich alles aufzubauen. Nach diversen Zwischensta tionen ist sie heute stolze Chefin eines eigenen Ateliers an der Elisabethenstrasse. Neben Fasnachtskostümen und Hygienemasken zählen unter anderem Flickarbeiten und Neuanferti
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NICHT OHNE MEIN ATELIER! Die junge Businessfrau ist stolz, die Corona-Krise bisher überstanden zu haben. Sie erlebt nämlich immer wieder, wie die Selbstständigkeit unterschätzt wird: «Oft kommen Leute zu mir und meinen: Oh cool, du bist dein eigener Chef und hast viele
Freiheiten!» Der ganze Aufwand und das Herzblut, das dahintersteckt, sei für die meisten jedoch nicht ersichtlich. «Ich habe mir im letzten Jahr persönlich sehr viele Gedanken gemacht und realisiert, dass ich – egal, wie schlimm die Umstände auch sein mögen – gar nicht mehr ohne mein Atelier leben könnte!» Klar ist für sie ebenfalls, wie das Sujet der nächs ten Fasnacht aussehen soll: «Fröhlich, farbig – eins, das nichts mit Corona am Hut hat», lacht sie, bevor sie sich wieder an ihre Nähmaschine setzt. Und tut, was sie besonders gut kann: Arbeiten – und zwar im Vorwärtsstich.
ES ERFÜLLT MICH SEHR, WENN ICH SEHE, DASS MEINE KUNDEN FREUDE HABEN UND DEN LADEN GLÜCKLICH VERLASSEN!
COUTURE STILVOLL ELISABETHENSTRASSE 15 COUTURESTILVOLL.CH
gungen zu den heutigen Kernkompetenzen des Ateliers Couture Stilvoll. «Die eigenen Kreationen bereiten natürlich am meisten Freude. Letztes Jahr durfte ich beispielsweise ein Hochzeitskleid kom plett aus Spitze nähen. Das war definitiv ein High light!» Auch die Hunde gehören seit 2020 zur Stammkundschaft von Tanja Oehl: «Herzenshund» ist ein Resultat der Corona-Krise. «Wieso nicht darauf aufbauen, womit ich ursprünglich angefan gen habe?», hat sie sich gedacht. Und näht heute neben Hundebettchen unter anderem auch kleine Mäntel für die Haustiere. Von Hand, selbstverständ lich – wie alles bei Couture Stilvoll, denn Tanja legt Wert auf Qualität und Tradition. Sämtliche Stoffe stammen aus Europa, hauptsächlich aus der Schweiz, Italien und Deutschland. Das Atelier-Mobi liar stand vorher in Brockenstuben. «Besonders vernarrt bin ich ausserdem in meine über 100-jähri ge Strickmaschine», erzählt Tanja mit leuchtenden Augen.
43 Vom Hundebettchen bis zum Hochzeitskleid aus Spitze – Tanja Oehl ist eine überaus vielseitige Schneiderin.
WIE TANJA OEHL PERSÖNLICH MIT DER CORONA-KRISE UMGEHT UND WO SIE INSPIRATION FINDET? WIR HABEN NACHGEFRAGT. NOCH NIE HABEN WIR SO VIEL ZEIT ZU HAUSE VERBRACHT WIE JETZT. WAS BEDEUTET HEIMAT FÜR DICH? Meine Familie, mein Partner und meine engsten Freunde. Und unser kleiner Vierbeiner natürlich. Ich bin niemand, der zu Hause rumsitzt und es geniesst, jetzt mal weniger machen zu müssen. Drum bin ich sehr dankbar, dass ich arbeiten darf. Es erfüllt mich, wenn viel Arbeit da ist und ich nähen kann. NÄHST DU DIR AUCH EIGENE ACCESSOIRES WIE KISSEN, DAMIT DU DICH ZU HAUSE WOHL FÜHLST? Nein, Wohnaccessoires kaufe ich alle ein. Nicht weil ich keine Lust hätte, zu Hause noch zu nähen, sondern weil ich mich verzetteln würde – die Optionen sind einfach zu zahlreich! Ich habe Mühe, Entscheidungen zu fällen und bin entsprechend froh, mich nicht selbst als Kundin zu haben. Das würde ziemlich kompliziert. WAS SCHÄTZT DU AN BASEL BESONDERS? Die Altstadt. Überhaupt das Traditionelle! In Basel gibt es noch immer viel Raum für Bräuche. Ich selbst bin beispielsweise im Vorstand der Schneiderzunft. Und nähe Kleider für den Riehener Trachtenverein.
WO IN BASEL GEHST DU AM LIEBSTEN SPAZIEREN? Beim Münster und den Rheinsprung hinunter – so ein gemütlicher und entspannter Ort! AUF WELCHE BEIZ FREUST DU DICH GANZ BESONDERS? Im Sommer bin ich gerne auf der Dachterasse vom Viertel. Und natürlich freue ich mich auf den neuen Hinterhof unseres Zunftlokals, den Löwenzorn. WO FINDEST DU INSPIRATION? Bei mir passiert alles immer sehr spontan. Beim Kleiderbügeln kommen mir allerdings immer viele Ideen. Oder beim Rennradfahren, da habe ich meinen Kopf schön frei und kann viel überlegen. WORAUF ACHTEST DU BEIM PERSÖNLICHEN KLEIDERKAUF BESONDERS? Auf die Verarbeitung und die Stoffqualität. Wenn ich etwas anfasse, das klebrig-synthetisch ist, hat es schon verloren. Ich nähe übrigens, abgesehen von einzelnen Sommerröcken, kaum eigene Kleider. Es sei denn, es steht beispielsweise eine Hochzeit an. Da wird es fast schon erwartet, dass ich in einer Eigenkreation aufkreuze.
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TER T E L N S NEW ONNIERE AB H T Z T V E.C I JE L L BASE
TEXT JANINE WAGNER BILDER UWE HEINRICH / JTB
MAN KANN SICH EINREDEN, DIE WELT WIRD ANDERS
Sie sind ernsthaft und witzig, talentiert und professionell. Sie stehen mit einer Lässigkeit und einer Energie auf der Bühne, die einen umhaut. Die Jugendlichen vom jungen theater basel sind aktuell gleich mit zwei neuen Produktionen am Start. BaselLive hat sich mit Theaterleiter Uwe Heinrich und zwei jungen Schauspielenden unterhalten.
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PLÖTZLICH WAR ZU HAUSE SITZEN UND MEDIEN KONSUMIEREN DER SOLIDARISCHSTE AKT, DEN MAN LEISTEN KONNTE. UWE HEINRICH
Nein, kein Schreibfehler: Das junge theater basel (jtb) will kleingeschrieben werden. Vielleicht, weil es dynamischer wirkt. Substantiven haftet oft etwas Sperriges, Schweres an. Nicht so dem jungen theater. Hier geht es nicht um Hamlet oder Ödipus. Hier geht es um Binge Watching, Social Bashing oder Bodyshaming. Um Themen, die Jugendliche bewe gen. Und die sind laut dem Theaterpädagogen Uwe Heinrich breiter gefächert als noch vor 20 Jahren: «Die Freiheit ist grösser, die Rollenbilder sind offener, die Jugendlichen fragen sich zu Recht: Wo latsch ich jetzt eigentlich hin? Es geht nicht mehr nur um ‹was will ich mal werden?›. Da sind nun auch Umweltfra gen, Fragen nach der politischen Ausrichtung oder der Geschlechtsidentität.»
SELBSTBEWUSSTSEIN STATT MATHE Seit 20 Jahren leitet der Theaterpädagoge aus Dresden das 1977 gegründete jtb bereits. Doch was macht dieses Theater eigentlich so besonders? Weshalb wird es immer wieder an renommierte Festivals eingeladen? Es liegt am Konzept. «Es ist im deutschsprachigen Raum einzigartig, dass Fachleute mit jungen Menschen professionelle Inszenierungen auf die Beine stellen», erklärt Uwe Heinrich. Die Jugendlichen arbeiten hart, wie die Profis. Für eine Inszenierung wird jeweils acht Wochen lang acht Stunden täglich geprobt. Dafür bekommen die Schauspielenden einen Lohn ausbezahlt – fehlen dann aber in der Schule.
Wer mitmachen will, wird nicht etwa gecastet, sondern aus einem der laufenden Theaterkurse heraus akquiriert. «Dabei bekommen wir bei Weitem nicht alle Talente, die wir gerne hätten», erzählt Uwe Heinrich. «Wenn ich jemanden interessant finde, versuche ich erst einmal möglichst unauffällig rauszukriegen, wie die Person in der Schule ist.» Dennoch bekomme er heute viel öfter eine Absage als früher, berichtet er weiter. «Vor allem bei den Jungs. Die fürchten sich davor, den Anschluss zu verpassen.» Dabei beobachtet der Pädagoge immer wieder, dass die zwei intensiven Probe-Monate im Theater in den seltensten Fällen Auswirkungen auf die Schullaufbahn haben. Er erklärt sich das so: «Die haben in der Zeit zwar nix zu Mathe gelernt, aber sehr viel Selbstbewusstein und Selbstvertrauen entwickelt. Die wissen, dass sie was können und das hilft ihnen. Auch in Mathe. Das junge theater ist
An der internen Première von born to shine – ganz links im Bild: Lou Haltinner
Wochen ohne Kultur freuen sich die Jugendlichen sehr, dass sie dann endlich zeigen können, woran sie gemeinsam mit Regisseuren, Autoren und Choreografen so intensiv gearbeitet haben. Und wir freuen uns auf umwerfende, vor Energie sprühende Inszenierungen, die Mut machen. Denn, wie Uwe Heinrich im Gespräch so schön sagt: «Bei jungen Leuten auf der Bühne ist das ja etwas mehr als Unterhaltung. Da liegt eine grössere Hoffnung drin. Man kann sich einreden, die Welt wird anders.»
Lou Haltinner bei den Proben.
JUNGES THEATER BASEL KASERNENSTRASSE 23 JUNGESTHEATERBASEL.CH
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eigentlich ein super Beispiel, was musische Erzie hung für die gesamte Entwicklung bedeutet.» Aktuell ist das jtb mit zwei Produktionen am Start. Das Zweipersonen-Stück Big Sister hatte bereits Ende 2020 Premiere. Im zweiten Stück suchen 14 Jugendliche gemeinsam mit Regisseur Sebastian Nübling und Choreograf Ives Thuwis nach ihren ganz persönlichen Leidenschaften. Die letzten Proben zu dem Stück mit dem Titel Born to shine laufen. «Allerdings», schmunzelt Uwe Heinrich, «hiess das Stück bis vor zwei Tagen noch Netflix & Chill.» So ist das eben, wenn man mit jungen Men schen arbeitet. Da ist Flexibilität gefragt. Und dann hat auch noch Corona reingefunkt. «Eigentlich wollten wir mit dem Stück unter anderem das Thema Binge-Watching thematisieren», erzählt er. «Wir hatten bis zur Pandemie ja alle einen kritischen Blick auf diesen massiven Medienkonsum. Und dann war das plötzlich der solidarischste Akt, den man leisten konnte. Wer zu Hause blieb, gehörte zu den Guten. Wer draussen rumrannte, war gefährlich. Deshalb ist diese Produktion nun sehr viel offener als eigentlich geplant.» Die beiden Stücke born to shine und Big Sister sind hoffentlich bald im jungen theater basel auf dem Kasernenareal zu sehen. Das Zwei-Personen-Stück Big Sister wird zudem in echten Klassenzimmern an Schulen gespielt. Nach den endlos scheinenden
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ICH GLAUBE, DIESE FREIE, OFFENE ARBEITSWEISE MACHT DAS JUNGE THEATER SO EINZIGARTIG. LOU HALTINNER
LOU HALTINNER SPIELT IN BORN TO SHINE Gemeinsam mit 13 anderen Jugendlichen ist die 21-jährige Lou Haltinner aktuell im Stück born to shine zu sehen. Sie wohnt in einer WG in Basel und hat eben mit dem Schauspielstudium in Bern begonnen. WIE UND WANN KAMST DU ZUM JUNGEN THEATER BASEL? Vor etwa fünf Jahren nahm mich eine Freundin mit zu einem Kurs. Ich wollte damals gerne Theater machen, wusste aber nicht genau wo und wie. Ich erinnere mich, dass ich sehr neugierig war und mich riesig freute, das junge theater gefunden zu haben. BORN TO SHINE IST BEREITS DIE FÜNFTE PRODUKTION, IN DER DU ZU SEHEN BIST – WURDE DIR DAS GANZE NIE ZUVIEL? Nein, es ist immer wieder spannend, ein neues Projekt zu beginnen, weil man nicht weiss, wohin es sich entwickeln wird. Mit jedem Stück habe ich neue Dinge über Arbeitsweisen, Themen, Menschen und vor allem auch über mich selbst gelernt. Was ist mir wichtig? Was könnte ein Weg sein, den ich ausprobieren möchte? Diese Fragen werden vielleicht nicht direkt beantwortet, aber das jtb gibt den vielen Gedanken, die einem im Kopf rumschwirren, einen Raum. Und ja, natürlich sind die Proben, gerade beim Tanztheater, oft anstrengend. Aber ich mag das: Nach Hause zu kommen und zu spüren, dass mein Körper den ganzen Tag gearbeitet hat. WIE IST FÜR DICH DIE ZUSAMMENARBEIT MIT REGISSEUR, CHOREOGRAF UND DEN ANDEREN SCHAUSPIELERINNEN UND SCHAUSPIELERN? Gerade die Zusammenarbeit mit den vielen verschiedenen Menschen finde ich unglaublich spannend und schön! Ich glaube, diese freie, offene Arbeitsweise macht das junge theater so einzigartig. WAS GIBT DIR DAS THEATERSPIELEN GANZ ALLGEMEIN? Einen Raum, mich offen und unzensiert auszudrücken, mich zu hinterfragen, wichtigen und aktuellen Meinungen einen Raum und eine Stimme zu geben und diese Stimme den Menschen und mir selbst näher zu bringen. Und vieles, vieles mehr ... DESHALB HAST DU DICH VERMUTLICH AUCH ENTSCHIEDEN, DIE AUSBILDUNG ZUR SCHAUSPIELERIN ZU MACHEN? Das war, ehrlich gesagt, keine bewusste Entscheidung. Irgendwie hat es sich für mich richtig angefühlt, es zu versuchen – obwohl der ganze Bewerbungsprozess und die Vorsprechen sehr hart und nicht nur spassig waren. Dass ich nun in Bern Schauspiel studiere, heisst für mich aber nicht, dass mein Weg in Stein gemeisselt ist und ich nicht doch irgendwann was ganz anderes ausprobieren möchte. WIRST DU DEM JUNGEN THEATER WEITERHIN TREU BLEIBEN? Es wird ganz bestimmt immer ein grosser Teil von mir sein und sich ein bisschen wie ein zweites Zuhause anfühlen. Ich kann kaum in Worte fassen, wie dankbar ich für all die Erlebnisse und Erfahrungen am jungen theater bin.
Zwei Personen, ein Schulzimmer: In Big Sister spielt Liam Veith zusammen mit Emma Mösch in einem 45-minütigen Zwei-Personen-Stück. Liam ist 17 Jahre alt, Schüler am Gymnasium Muttenz und wohnt in Pratteln. LIAM, WIE BIST DU AUF DIE IDEE GEKOMMEN, THEATER ZU SPIELEN? Mein Götti ist der Schauspieler Mathis Künzler. Durch ihn kam ich früh mit Theaterspiel in Kontakt und es hat mich von Anfang an geflasht. Ich wollte das auch können, die Leute so reinziehen, mit ihnen Geschichten erleben. Also hab ich mich schlau gemacht, bin auf das Basler Kindertheater gestossen und hab da mit 11 Jahren begonnen. Zu sehen, wie das Publikum reagiert, hat mich immer fasziniert. Und auch, dass ich mal den bösen Siech spielen kann. Seit 2020 bin ich nun im jungen theater basel. WIE WAR DAS FÜR DICH, ALS DU FÜR BIG SISTER ANGEFRAGT WURDEST? Ich hab mich mega gefreut! Mir war bewusst, dass das eine ziemliche Ehre ist. Also habe ich sofort zugesagt. Im Nachhinein habe ich dann aber schon gemerkt, dass es mich schulisch etwas zurückg eworfen hat ... Ich würde es trotzdem sofort wieder machen. KANNST DU DICH AN DIE ERSTE PROBE ERINNERN? Ja! Ich war sehr aufgeregt, weil das nun ja eine professionelle, bezahlte Produktion ist und ich keine Ahnung hatte, was man von mir erwartet. Als ich aber merkte, dass es zum Ausprobieren, Fehler machen und Lernen Platz hat, ging viel Druck weg.
GAB ES MOMENTE, IN DENEN DU GEDACHT HAST, DAS SCHAFFE ICH NICHT? Gegen Ende der Probezeit hatten wir von morgens bis abends Proben. Das war intensiv. Gewisse Sachen haben einfach nicht funktioniert. Und ich habe angefangen, an mir selbst und meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Ich kam manchmal frustriert nach Hause, alle waren schon im Bett. Das war stressig. Aber ich hatte nie das Gefühl, es geht nicht. Vor allem, da die gute Laune und das Gefühl von Teamwork in den Proben nie abhanden kamen. WIE GING’S DIR VOR DER PREMIERE? Sobald du hörst, wie die Leute in den Saal kommen, weisst du; jetzt gibt’s kein Zurück mehr. Da ist dann diese Mischung aus Angst, Aufregung und Freude. Ich habe kurz das Gefühl, dass ich es nicht aushalte, doch dann schalte ich den Kopf aus und mach einfach. Es sind genau diese Momente, die ich am Theaterspielen so cool finde. Dann fühle ich mich lebendig. UND WIE LIEF ES? Es war wie ein Fiebertraum. Plötzlich war es vorbei und ich war mega happy. Mir fiel auch gar nicht auf, dass nur wenige Leute da waren. Als ich zuvor hörte, dass wir laut den neusten Bestimmungen nur noch vor 15 Leuten spielen durften, war ich ziemlich enttäuscht. Doch jetzt ich bin einfach dankbar, dass wir überhaupt auftreten konnten. Allerdings wäre es beim Schlussapplaus schön gewesen, die Reaktionen in den Gesichtern zu sehen. Ohne Maske. WIE STEHST DU ZU MATI, DER VON DIR GESPIELTEN FIGUR? Ich habe ihn echt gerne. Zwar kann ich ihn in gewissen Punkten nicht verstehen, würde persönlich anders handeln, aber seine Emotionen kenne ich. Die Themen psychi-
45 Minuten performen Liam Veith (rechts) und Emma Mösch (links) alleine auf der Bühne oder im Schulzimmer.
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LIAM VEITH SPIELT MATI IN BIG SISTER
sche Gesundheit, Pubertät, Gruppenzwang oder Drogen beschäftigen auch mich. Allerdings bin ich auch froh, wenn ich nach dem Stück gewisse Dinge und Probleme von Mati auf der Bühne lassen kann. WIRST DU DEM JUNGEN THEATER TREU BLEIBEN? Auf jeden Fall, ich liebe es! Der Austausch mit anderen Jugendlichen, die intensiven Gespräche mit Uwe – das ist für mich fast wie Therapie. Nach dem Kurs war ich immer ganz ruhig und glücklich. Ich habe mich in vielerlei Hinsicht selbst besser kennengelernt. Man weiss nie, was einen erwartet und man verlässt auf jeden Fall immer wieder seine Komfort-Zone. Das jtb rockt!
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KLASSISCH, EINFACH & SCHÖN
51 TEXT JANINE WAGNER BILDER ROBERT RIEGER
Neu kannst du im Volkshaus Basel nicht nur essen, feiern und Kultur geniessen, sondern auch wunderbar schlafen. Seit 2011 arbeiteten die Architekten Ascan Mergenthaler und Yasmin Kherad von Herzog & de Meuron daran, aus dem einst eher tristen Gebäudekomplex einen stimmungsvollen Ort zu machen. Um es gleich vorwegzunehmen: Mission geglückt!
Es gibt Räume, die empfangen dich mit weit geöffne ten Armen und dem Duft von Grosis Apfelstrudel in der Luft. In denen fühlst du dich vom ersten Mo ment an so wohl, dass sich Körper und Geist sofort in einem maximal entspannten Zustand befinden. Exakt 45 solcher Räume findest du im neuen Boutique-Hotel im Volkshaus Basel. Zwar riecht es dort momentan noch nigelnagelneu, aber schon beim Eintreten fühlt es sich an, als würde dir jemand liebevoll den Rücken kraulen. Genau diesen Kokon aus Harmonie und Gemüt lichkeit wollten die Architekten Ascan Mergenthaler und Yasmin Kherad erreichen. Gemeinsam mit ihrem Team von Herzog & de Meuron betreuten sie im vergangenen Jahr den Umbau der heutigen Hotel-Räumlichkeiten. 2012 unterzogen sie bereits Restaurant, Bar, Innenhof und Veranstaltungssäle einer Transformation. An diese Arbeiten konnten sie konzeptionell anknüpfen. Dennoch: Ein Hotel zu gestalten ist für Architekten eine spezielle Heraus forderung. «Hotelzimmer sind sehr intime Räume, ihre Ausstrahlung und Atmosphäre sind entschei dend für das Wohlbefinden der Gäste. Das erfordert eine besondere Tiefe in den Details und einen gut aufeinander abgestimmten Gleichklang», meint Ascan Mergenthaler und ergänzt: «Architekten neigen ja teilweise dazu, ein bisschen trocken zu sein, etwas zu sperrig und zu wenig atmosphärisch.» Davon ist im Volkshaus tatsächlich nichts zu erken nen.
GROUNDING MIT ÜBERRASCHUNGEN Mergenthaler, Senior Partner bei Herzog & de Meuron, und Kherad, Associate, sind ein eingespiel tes Team. Sie realisierten bereits einige gemeinsame Projekte – unter anderem ein Hotel in New York mit dem Studio-54-Gründer und Boutique-Hotel-Erfin der Ian Schrager. Da ist also viel Erfahrung. Zudem kam dem Volkshaus Yasmin Kherads Liebe zu Innen
architektur zugute. Die in Hamburg aufgewachsene Halb-Iranerin kann ihr Gespür für Farben, Formen und Materialien bei Herzog & de Meuron immer wieder unter Beweis stellen. Für Ascan Mergenthaler war das Volkshaus Basel das erste Schweizer Projekt seiner Karriere. Zwar kam er bereits 1993 als junger Student aus Stuttgart zu Herzog & de Meuron – und schon damals fiel ihm bei seinen Streifzügen durch die Stadt der fürchterliche Zustand des Volkshauses auf. Er betreute seither aber ausschliesslich interna tionale Projekte. «In den letzten 20 Jahren war ich beruflich auf der ganzen Welt unterwegs», erzählt er. «Durch die Pandemie bin ich jetzt seit einem Jahr nicht mehr geflogen.» Er fügt allerdings an, dass er das «ehrlich gesagt ganz gut» fände. So jedenfalls hatten er und Yasmin Kherad 2020 viel Zeit, um den Hotelumbau eng zu betreuen. Und das war auch nötig, denn das alte Gebäude barg einige Überraschungen. «Da gab es zum Beispiel Pläne vom Bauarchiv, die nicht identisch waren mit dem, was wir vor Ort vorgefunden haben», berichtet Yasmin Kherad. «So waren dann plötzlich Wände tragend, die wir eigentlich rausnehmen wollten. Zudem wiesen die Decken nicht die Statik auf, die sie gebraucht hätten, und mit dem Abriss
HOTELZIMMER SIND INTIME RÄUME, IHRE AUSSTRAHLUNG UND ATMOSPHÄRE SIND ENTSCHEIDEND FÜR DAS WOHLBEFINDEN DER GÄSTE. ASCAN MERGENTHALER
52 Sehr zu empfehlen vor dem Zubettgehen: Ein Absacker an der coolen Bar.
der Trennwände kamen Teile vom Boden mit. Anders als in der Bar, der Brasserie und den Veran staltungsräumen, in denen wir immer wieder zauberhafte Details freilegen konnten, waren die Überraschungen im Hotelbereich eher enttäu schend. Immerhin konnten wir die Fenster erhalten.»
« DIE KOMBINATION MACHT’S! » Grundsätzlich arbeiten Herzog & de Meuron immer wieder und gerne mit alter Bausubstanz. «Wir lieben es, uns auf Spurensuche zu begeben und genau hinzusehen. Es geht uns darum, das Potenzial eines Ortes zu erkennen und voll auszuschöpfen, sich dabei auch an dem Gefundenen zu reiben oder davon inspirieren zu lassen», erzählt Ascan Mergent haler. Beim Hotel im Volkshaus war es zudem von Vorteil, dass die Architekten in Basel zu Hause sind. So hatten sie zum Beispiel die Zeit, ein ganzes Hotelzimmer als Muster in die alte Bausubstanz einzubauen. «Dadurch konnten wir im Vorfeld bereits sehen, ob unsere Ideen funktionieren», so der Architekt. Der Praxistest zeigt: Sie tun es. Die Zimmer legen sich um dich wie eine warme Decke. Es sind zudem Räume, in denen man in Bezug auf harmonische Raumgestaltung, Materialien und
Budgetplanung einiges lernen kann. «Tatsächlich sind wir sehr kreativ mit dem vorgegebenen Budget umgegangen», verrät Ascan Mergenthaler. «Manch mal haben wir uns für wertvolle Materialien ent schieden und gesagt: Das leisten wir uns jetzt. Dann wiederum gibt es Bereiche, wo wir mit einfachen Standards arbeiteten. Ein gutes Beispiel ist die Waschtisch-Armatur. Das ist eine Standard-GastroArmatur. Aber durch die sehr schöne, von hinten lackierte Glasfläche dahinter wirkt das Ganze wertig. Die Kombination macht’s! Die Holzverkleidung der Nasszellen ist wiederum sehr aufwendig.» Grund sätzlich war es Architekten und Bauherren wichtig, mit dem Hotel etwas zu schaffen, das die nächsten paar Jahrzehnte Bestand hat. Das geht nur mit wertigen Materialien, die gut altern. Daher auch das Credo der Architekten: Ihre Gebäude und Innenräu me sollen mit den Jahren schöner werden, allenfalls eine Patina erhalten.
MULTIFUNKTIONAL, PRAKTISCH UND ÜBERAUS HÜBSCH Ein besonderes Detail ist auch die Tapete. Man muss schon genau hinsehen, um zu erkennen, was da eigentlich an der Wand passiert. Die Darstellung
ASCAN MERGENTHALER
Detailverliebter Waschbereich: Das Lavabo hat eine Insel, in die Toilette und die Dusche blickt man durch ein rundes Fenster.
ES GEHT UNS DARUM, DAS POTENZIAL EINES ORTES ZU ERKENNEN UND VOLL AUSZUSCHÖPFEN.
Der Beistelltisch ist gleichzeitig Hocker und die Tapete lässt Verunreinigungen und Beschädigungen verschwinden.
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Grundsätzlich spürt man bei den beiden Architekten ganz deutlich die Freude an dem vollendeten Volkshaus-Projekt. Yasmin Kherad schwärmt von der ruhigen Atmosphäre, der Stimmung. Sie weiss genau, in welchem der verschiedenen Zimmer sie in
jedem Fall auch einmal übernachten möchte. «In einem Eckzimmer zum Garten hin. Wegen der Platanen im Hof, die im Frühling und Sommer so schön mit dem typischen Volkshaus-Grün harmonie ren.» Ascan Mergenthaler hingegen ist ein Fan des Modell-Zimmers – dieses Zimmer, das man durch die Schrankwand betritt. «Der Typus war eine echte Erfindung», meint er, «er ist grosszügig, aber nicht zu gross, hat Klasse, knüpft an den Ort an, der es mal war, ist sehr einfach, nicht übertrieben und trotz dem hat er eine unglaubliche selbstverständliche Schönheit.» Bisher konnten die beiden noch nicht im Volks haus übernachten. Die grosse Party, die sie zusam men mit den Bauherren im Hotel feiern wollten, ist aufgrund der Pandemie geplatzt. «Aber angestossen haben wir natürlich schon darauf!», lachen sie. Das Hotel konnte unterdessen zwar bereits einige Gäste empfangen, die grosse Eröffnung steht aber noch aus. Und darauf freuen sich nicht nur Architekten und Bauherren, sondern auch das Personal, das die Hotelgäste mindestens ebenso herzlich in Empfang nimmt, wie die Zimmer es tun. Mit weit geöffneten Armen und diesem Duft nach Heimat.
AUF DIE ERÖFFNUNG ANGESTOSSEN HABEN WIR SCHON! YASMIN KHERAD
VOLKSHAUS BASEL BOUTIQUE HOTEL REBGASSE 12–14 VOLKSHAUS-BASEL.CH
VON RUHE, HARMONIE UND HEIMAT
Yasmin Kherad und Ascan Mergenthaler in der Hotellobby, die auch ein kleiner Laden und Ausstellungsraum für Kunst ist. Bild Herzog & de Meuron
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promenierender Menschen im Park ist im Original ein alter Stich mit einer Szene vom Petersplatz. «Die Tapete sollte das Zimmer komplettieren, nicht überfrachten. Sie sollte zeitlos sein, nicht dekorativ oder modisch», erzählt Yasmin Kherad. Mit verschie denen Techniken wurde das Motiv daher so lange überarbeitet, bis Bauherren und Architekten zufrie den waren. Überhaupt sind die Bauherren für Yasmin Kherad und Ascan Mergenthaler ein wesent licher Bestandteil des Teams; sie kommen in ihren Erzählungen immer wieder vor. Die Immobilienent wickler und Gastronomieunternehmer Adrian Hagenbach und Leopold Weinberg übernahmen das Volkshaus 2011 und waren massgeblich daran beteiligt, dass das fertige Ganze nun aussieht, wie es aussieht. Auch der Einsatz von eigens von Herzog & de Meuron entworfenen Möbelstücken in den Zimmern geht mit auf sie zurück. «Die beiden wünschten sich in jedem Zimmer einen gemütlichen Lounge Chair», erzählt Ascan Mergenthaler. «Nun hätten wir, da wir uns bei der Raumgestaltung an klassischen Hotelzimmern orientierten, einfach schauen können, was im frühen 20. Jahrhundert so an Möbeln en vogue war. Aber das wäre uns dann doch etwas zu platt gewe sen. Wenn man hingegen etwas Zeitgenössisches nimmt, dann kommt das mit einer gewissen Konno tation daher, die man vielleicht gar nicht will.» Da lag es nahe, mit selbst entworfenen Möbeln zu arbeiten. Um den gewünschten Lounge Chair herum entwi ckelte sich so eine ganze Möbelfamilie. «Da ist zum Beispiel diese Kofferablage, die in Hotelzimmern immer irgendwie störend ist. Also haben wir den Ottoman zum Lounge Chair entwickelt. Der macht den Stuhl noch etwas gemütlicher, kann aber auch als Kofferablage genutzt werden», erklärt Mergen thaler. «Das Tischchen neben dem Bett ist gleichzei tig ein Hocker. Oft sind in Hotels die Möbel unver rückbar eingebaut. Wir wollten für das Volkshaus aber etwas Lockeres, Offenes und Flexibles haben. Auch den Rahmen um das Bett haben wir übrigens selber gemacht. So wurde sogar das Bett Teil unserer Möbelfamilie – obwohl’s ein Standard-Hotel bett aus dem Katalog ist», schmunzelt er.
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TEXT & BILDER JANINE WAGNER
SONNE IM HERZEN, FERNWEH IM BAUCH
Drei Länder in entspannten zwei Stunden begehen – das kannst du auf dem Spaziergang von St. Johann nach Huningue über die Brücke nach Weil am Rhein und auf der Kleinbasler Rheinseite zurück. Freu dich auf Schiffe, Industrieromantik und Weitblick. Auf Urlaubsstimmung und alternative Luft.
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zu ergattern und träumen ein wenig von exorbitan ten Wohnräumen und coolem Industrie-Chic. Einmal um die Ecke sehen wir auch schon wieder den 8er auf seiner Fahrt ins Klybeck und spazieren über die Brücke zurück in die Schweiz. Nach der Brücke bitte rechts abbiegen, das Hafenareal lassen wir uns nicht entgehen! Hier beginnt eine Welt aus Beton, Backstein und Stahl, die herrliche Foto-Sujets bietet und uns mit ihrem Brooklyn-Charme ein kurzes Urlaubsgefühl beschert. Noch mehr Fernweh gibt’s auf dem «Nordstern», wo uns in normalen Zeiten ein
FRÜHLINGSSPAZIERGANG IM DREILAND VOM ST. JOHANN VIA DREILÄNDERBRÜCKE INS KLEINBASEL BASELLIVE.CH
Endlich! 20 Grad und mehr, die Sonne scheint, der Gürtel kneift – lasst uns an die frische Luft gehen und uns ein wenig bewegen. Wir starten sanft mit einer kleinen Stärkung an der Saint Louis-Buvette – hier gibt’s neben Fisch- neu auch Gemüseknusperli – und freuen uns ob der vermeintlichen Leichtigkeit des Seins. Jetzt aber los! Vorbei am Restaurant «roots» folgen wir dem Rhein in Richtung Frankreich und befinden uns nun bereits auf dem vor einigen Jahren sanierten Rhein uferweg. Etwas steril ist es hier und von Videokame ras streng bewacht, aber wir freuen uns über die baseldeutschen, elsässischen und badischen Gedichte, die uns am Wegesrand begleiten. Ein Schild weist uns irgendwann darauf hin, dass wir nun die Grenze zu Frankreich passieren. Kein Covid-Alarm, keine Spezialtruppen, die uns zu Boden reissen, daher spazieren wir tiefenentspannt weiter. An den fest montierten Tischen am Rheinufer von Huningue wird fröhlich Bier getrunken, Karten gespielt und französisch parliert, hie und da schmust ein frisch verliebtes Paar an der Sonne – hach, Frühling, du glückselige Hormonschleuder! Nach ein paar architektonisch fragwürdigen Bauten passieren wir auch schon die Dreiländerbrücke – übrigens die längste als Bogenbrücke ausgeführte Radfahrer- und Fussgängerbrücke der Welt – nach Weil am Rhein. Hier biegen wir gleich scharf rechts ein, um uns über den schmalen, unbefestigten Weg am Fluss einen Blick in das zu Loftwohnungen umfunktionier te Fabrikgebäude direkt an der Grenze zur Schweiz
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IMPRESSUM Eine redaktionelle Verlagsbeilage der Riehener Zeitung, des Allschwiler Wochenblatts, des Birsfelder Anzeigers, des Muttenzer & Prattler Anzeigers, des Birsigtal-Boten, des Neubadmagazins und des Quartierkuriers. Auflage 210 000 Exemplare Erscheinungstermin 28./29. April 2021 Herausgeber Pro Innerstadt Basel, Grenzacherstrasse 79, 4058 Basel – Friedrich Reinhardt Verlag, Rheinsprung 1, 4051 Basel Redaktion Pro Innerstadt Basel – Janine Wagner Gestaltung Friedrich Reinhardt Verlag – Franziska Scheibler Vermarktung Pro Innerstadt Basel, info@basellive.ch Titelbild Pro Innerstadt Basel Offizielle Partner Verein Basler Weihnacht – Genusswoche Basel Copyright Der Nachdruck sämtlicher Artikel und Illustrationen und die Verwendung des Inhalts in elektronischen Medien bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung des Herausgebers. basellive.ch
erstklassiger Apéro auf Deck ausgeschenkt wird; erste Reihe Rheinsicht und Sonnenuntergang inklusive. Vergessen ist der kneifende Gürtel. Nach beendeter Pause schlendern wir entweder direkt zum nächsten Apéro in die «Sandoase», gucken uns das Dreiländereck an, setzen uns zum Znacht in den «Rostigen Anker» oder marschieren weiter in Richtung Klybeckquai. Dort wuchert seit 2014 eine kunterbunte urbane Wildnis mit anar chisch-kreativ pochendem Kultur-Herzen. Wer herumspinnern, traumschlossern und Purzelbäume schlagen mag, ist hier genau richtig. Ein Bierchen gibt’s an jeder Ecke, zudem die «Hafe Brocki», ein irisches Leuchtturmschiff, Werkstätten, alternative Luft und viel Kunst und Kultur. Nun sind wir bereits auf der Zielgeraden unseres Frühlings-Spaziergangs angelangt. Von den hüb schen Buvetten und den lauschigen Plätzchen auf der Sonnenseite des Rheins lassen wir uns gerne noch ein wenig ablenken, üben uns im Sehen und Gesehenwerden und kehren schliesslich über die Johanniterbrücke zurück zum Ausgangspunkt. Mit Sonne im Herzen und Fernweh im Bauch und mit dem guten Gefühl, in Basel immer wieder die grosse Welt im Kleinen zu finden.
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