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Oswald Auer: Der Wegbereiter

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Der Weg ist sein Ziel – im wahrsten Sinne: Seit zwei Jahren ist Oswald Auer in seiner Freizeit unterwegs, um Wanderwege wie jene nach Amaten, Tesselberg, Mühlbach oder Kofl an Kofl im Auftrag der AVSOrtsstelle Bruneck in Schuss zu halten. Die Arbeit mit schwerem Gerät ist sein persönliches Fitnessstudio. Im Interview erzählt er, warum er unbedingt einen ehrenamtlichen Beitrag leisten will, worauf es bei einem Wegewart ankommt und was die schwersten Brocken sind, die er beseitigen muss.

PZ: Über 16.000 Kilometer Wanderwege wollen in ganz Südtirol gepflegt werden. Sie sind im Raum Bruneck für einen großen Bereich zuständig. Wie sind Sie zum Wegewart geworden?

Oswald Auer: Als meine Pensionierung langsam anstand, habe ich mir Gedanken gemacht, was ich danach Sinnvolles tun könnte. Ich habe als Projektleiter im Bauwesen gearbeitet. Ein intensiver, stressiger Job, in dem es nur ganz oder gar nicht gibt, man kann hier nicht einfach ein paar Stunden in der Woche „weiterarbeiten”. Auch wenn der Bedarf in dem Bereich groß wäre... Deshalb war immer klar, dass ich danach etwas ehrenamtlich machen möchte. Die Natur ist ein fixer Anker in meinem Leben und da dachte ich: Für den Alpenverein Wege instandhalten, das wäre doch was für mich! Also habe ich kurzerhand beim AVS angefragt, ob ich den entsprechenden Ausbildungskurs machen kann. Dieser besteht aus einem Theorie- und einem Praxisteil. Nachdem ich den Kurs besucht hatte, ging alles ganz schnell. Mein Vorgänger hat seinen Abschnitt freigegeben und ich rückte nach.

Wo trifft man Sie bei der Arbeit an? Ich bin vorwiegend in Oberwielenbach, Tesselberg, Mühlbach, Kofl an Kofl, Platten, Amaten und bis zur Grenze von Uttenheim Richtung Mühlen in Taufers zuständig. Wer wo arbeitet, ist je nach Gegend unterschiedlich organisiert. Zum einen sind die Leute vom AVS verantwortlich oder die Tourismusvereine. In höheren Lagen obliegt es vielfach den Mitarbeitern des Naturparks. Wenn es um die Instandhaltung der Wege geht, muss man unterscheiden. Da sind zum einen die Wegepaten, die für einzelne Wege eingeteilt sind und dort die Markierarbeit erledigen. Das heißt, sie frischen alte Markierungen auf und erledigen kleinere Instandhaltungsarbeiten, für die es kein schweres Gerät braucht. Sind maschinelle Eingriffe nötig, dann leiten sie das an Wegewarte wie mich weiter. Die AVS Ortsstelle Bruneck, zu der ich gehöre, hat im Moment über 20 Wegepaten. Ich habe ein Fahrzeug, mit dem ich weit hinauffahren kann. Motorsäge, Pickel, Schaufel und andere Geräte, mit denen ich die schwereren Arbeiten dann verrichte.

Sie sind also der für den Knochenjob?

Genau (lacht). Ich habe auch den Kurs für Waldarbeiter gemacht. Da lernt man, mit Oswald Auer, Jahrgang 1962, wächst in St. Georgen auf. Über 31 Jahre ist er im Bauwesen als Projektleiter tätig. Ein stressiger Job, den er nach seiner Pensionierung vor zwei Jahren nicht mehr in reduzierter Stundenanzahl weitermachen wollte. Die Natur ist ihm immer schon wichtig, deshalb beschließt er, seine Zeit ehrenamtlich als Wegewart der AVS Ortsstelle Bruneck einzusetzen. Oberwielenbach, Tesselberg, Mühlbach, Kofl an Kofl, Platten, Amaten: Seit nunmehr zwei Jahren ist er für die wohl beliebtesten Wanderwege des Talkessels zuständig. Etwa 300 Stunden ehrenamtliche Arbeit kommen dabei Jahr für Jahr zusammen. Unterstützt wird Auer von den Wegepaten und -referenten. //

der Motorsäge umzugehen. Als ich angefangen habe, war noch viel von den Vaia-Sturmschäden aufzuarbeiten. Überall waren Steige deshalb gesperrt. Nun ist das meiste zwar getan, aber es ist noch lange nicht fertig. Denn jetzt kommen die stehen gebliebenen Bäume dran, die abgestorben sind und auch entfernt werden müssen. Und dann sind da die Schäden durch den Borkenkäfer. Auch hier muss viel geschlägert werden. Es gibt also genug zu tun.

Arbeiten Sie Ihr Gebiet nach einer bestimmten Strategie ab?

Die Gegend habe ich bildlich im Kopf und gehe da schon mit einem Plan heran. Im Winter habe ich mehr Zeit und bin schon einige Wege abgegangen, um zu kontrollieren. Dabei sehe ich dann, ob Bäume umgefallen sind. Die Motorsäge hatte ich da meistens dabei und konnte so kleinere Arbeiten sofort erledigen. Was im Winter nicht geht: Steige aushacken, weil der Boden gefroren ist. Im Frühjahr und Sommer stehen andere Arbeiten an. Dann sind die Steige oft von Gras und Gestrüpp verwachsen, und ich rücke mit dem Fadenmäher aus, um das Gras zu entfernen. Bei meiner Arbeit bin ich auf die Wegepaten angewiesen. Sie informieren

Gut markiert ist halb gewandert: Wenn die Farbe langsam verblasst, wird sie von den Wegepaten und -warten wieder aufgefrischt. Evi Gartner ist Wegereferentin der AVS Ortsstelle Bruneck. Sie kümmert sich unter anderem um Markierarbeiten und die Organisation.

mich, ob irgendwo etwas zu machen ist, ob Steine in den Weg gebrochen sind oder Äste herumliegen und helfen mir auch. Denn ich kann ja nicht ständig alle Wege abgehen.

Wie viele Stunden Arbeit stecken Sie pro Jahr in diese Tätigkeit?

Im Frühjahr ist Hochsaison. Viele Steige rutschen im Winter durch den Schneedruck ab. Im Sommer ist es hingegen am ruhigsten. In der Summe sind es etwa 300 Stunden im Jahr. Manchmal bin ich in der Woche öfter unterwegs, manchmal nur einmal.

Was gibt Ihnen diese Arbeit?

Manche sind imstande, in Pension zu gehen und nichts zu tun. In die Stadt gehen, einen Ratscher machen, ein Karterle. Ich bin das nicht und glaube, dass jeder Mensch eine Aufgabe braucht. Ich muss mich bewegen, will mich fit halten. Die Arbeit als Wegewart ist mein Fitnessstudio. Was mich anspornt, ist die Anerkennung der Leute. Viele bedanken sich im Vorbeigehen. Es ist eine strenge Arbeit, aber wenn man es gerne tut, spürt man das gar nicht.

Was sind die schwersten Brocken, die Sie aus dem Weg räumen müssen?

Oft sind riesige Musseln über den Weg gespannt. Oder Bäume, die nach einem Sturm kreuz und quer über den Steigen liegen. Die haben eine Spannung drin, das ist zum Teil unberechenbar, wie sich das auswirkt, wenn man diesen Baum fällt. Das kann brenzlig werden, und ich muss sehr vorsichtig sein. Da wende ich mich oft an einen alten Hasen, der mir zur Hand geht. Denn das lernt man nur, wenn man die Tätigkeit ausübt, nicht wirklich bei den Kursen.

Sie sind seit jeher gerne in der Natur unterwegs. Gehen Sie Wege heute mit anderen Augen?

Ich sehe automatisch, wenn Äste im Weg liegen und räume sie impulsiv weg. Hindernisse gehören eben beseitigt, damit Kinder und ältere Leute ohne Weiteres da durchgehen können. Oft fahre ich die Wege mit dem Mountainbike ab, um zu kontrollieren. Dadurch bin ich bei der Arbeit auch schneller.

Mountainbiken auf Wanderwegen ist ein umstrittenes Thema.

Ich finde, es sollte nicht alles gleich verboten werden. Erste und wichtigste Aufgabe sollte es sein, sich dafür einzusetzen, bestimmte Wege ordentlich auszuweisen. Das kann entweder nur für Mountainbikes sein oder in einer Doppelfunktion. Dazu braucht es natürlich entsprechende Schilder.

Apropos Schilder. Ist Vandalismus ein

Thema?

Kaum. Schäden entstehen durch Unwetter und Rutschungen und weil die Schilder verwittern. Die Bevölkerung ist diszipliniert und hilft mit. Manche melden die Schäden bei uns oder versuchen sogar selbst, umgerissene Pfosten behelfsmäßig wieder aufzustellen.

Was würde Ihre Arbeit als Wegepate erleichtern?

Viele Waldbesitzer sind nicht erfreut, dass Wege durch ihre Wälder führen. Manche sperren sie sogar ab. Sie fühlen sich verantwortlich. Denn wenn etwas passiert, wird immer gleich ein Schuldiger gesucht. Eigenverantwortung wird leider nicht mehr großgeschrieben. Hier sollten die öffentlichen Organe dafür sorgen, dass Grundbesitzer schadlos gehalten werden. Das würde die Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzern und Ehrenamtlichen wesentlich verbessern.

// Interview: Verena Duregger

AVS-JAHRESVERSAMMLUNG IN BRUNECK

Am 22.04.2022 wurde in der Alten Turnhalle in Bruneck die Jahreshauptversammlung der AVS-Sektion Bruneck abgehalten. Der erste Vorsitzende Christian Gasser ging in einer zügig durchgeführten Sitzungsführung auf die wichtigsten thematischen Schwerpunkte ein. Vor allem freute er sich, dass die schwierige Corona-Zeit der Vergangenheit angehört. Anschließend gaben die einzelnen Sektionen jeweils einen kurzen Rückblick zum Besten. Einen weiteren Höhepunkt boten die Neuwahlen. Alle amtierenden Vorstandsmitglieder wurden dabei einstimmig bestätigt (siehe Foto). In der Zwischenzeit wurden die Funktionen innerhalb des Gremiums zugeteilt, wobei Christian Gasser wiederum zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Nun soll mit dem bewährten Elan die Arbeit fortgeführt werden. // rewe

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