MENSCHEN IM PORTRÄT
OSWALD AUER
Der Wegbereiter Der Weg ist sein Ziel – im wahrsten Sinne: Seit zwei Jahren ist Oswald Auer in seiner Freizeit unterwegs, um Wanderwege wie jene nach Amaten, Tesselberg, Mühlbach oder Kofl an Kofl im Auftrag der AVSOrtsstelle Bruneck in Schuss zu halten. Die Arbeit mit schwerem Gerät ist sein persönliches Fitnessstudio. Im Interview erzählt er, warum er unbedingt einen ehrenamtlichen Beitrag leisten will, worauf es bei einem Wegewart ankommt und was die schwersten Brocken sind, die er beseitigen muss. PZ: Über 16.000 Kilometer Wanderwege wollen in ganz Südtirol gepflegt werden. Sie sind im Raum Bruneck für einen großen Bereich zuständig. Wie sind Sie zum Wegewart geworden? Oswald Auer: Als meine Pensionierung langsam anstand, habe ich mir Gedanken gemacht, was ich danach Sinnvolles tun könnte. Ich habe als Projektleiter im Bauwesen gearbeitet. Ein intensiver, stressiger Job, in dem es nur ganz oder gar nicht gibt, man kann hier nicht einfach ein paar Stunden in der Woche „weiterarbeiten”. Auch wenn der Bedarf in dem Bereich groß wäre... Deshalb war immer klar, dass ich danach etwas ehrenamtlich machen möchte. Die Natur ist ein fixer Anker in meinem Leben und da dachte ich: Für den Alpenverein Wege instandhalten, das wäre doch was für mich! Also habe ich kurzerhand beim AVS angefragt, ob ich den entsprechenden Ausbildungskurs machen kann. Dieser besteht aus einem Theorie- und einem Praxisteil. Nachdem ich den Kurs besucht hatte, ging alles ganz schnell. Mein Vorgänger hat seinen Abschnitt freigegeben und ich rückte nach.
Der Gipfel der Gefühle: Für die ehrenamtlichen Helfer bedeutet ihr Dienst nicht nur Arbeit, sondern auch viel Bestätigung und Freude. 26
PZ 10 | 19. M A I 2022
Oswald Auer, Jahrgang 1962, wächst in St. Georgen auf. Über 31 Jahre ist er im Bauwesen als Projektleiter tätig. Ein stressiger Job, den er nach seiner Pensionierung vor zwei Jahren nicht mehr in reduzierter Stundenanzahl weitermachen wollte. Die Natur ist ihm immer schon wichtig, deshalb beschließt er, seine Zeit ehrenamtlich als Wegewart der AVS Ortsstelle Bruneck einzusetzen. Oberwielenbach, Tesselberg, Mühlbach, Kofl an Kofl, Platten, Amaten: Seit nunmehr zwei Jahren ist er für die wohl beliebtesten Wanderwege des Talkessels zuständig. Etwa 300 Stunden ehrenamtliche Arbeit kommen dabei Jahr für Jahr zusammen. Unterstützt wird Auer von // den Wegepaten und -referenten.
Wo trifft man Sie bei der Arbeit an? Ich bin vorwiegend in Oberwielenbach, Tesselberg, Mühlbach, Kofl an Kofl, Platten, Amaten und bis zur Grenze von Uttenheim Richtung Mühlen in Taufers zuständig. Wer wo arbeitet, ist je nach Gegend unterschiedlich organisiert. Zum einen sind die Leute vom AVS verantwortlich oder die Tourismusvereine. In höheren Lagen obliegt es vielfach den Mitarbeitern des Naturparks. Wenn es um die Instandhaltung der Wege geht, muss man unterscheiden. Da sind zum einen die Wegepaten, die für einzelne Wege eingeteilt sind und dort die Markierarbeit erledigen. Das heißt, sie frischen alte Markierungen auf und erledigen kleinere Instandhaltungsarbeiten, für die es kein schweres Gerät braucht. Sind maschinelle Eingriffe nötig, dann leiten sie das an Wegewarte wie mich weiter. Die AVS Ortsstelle Bruneck, zu der ich gehöre, hat im Moment über 20 Wegepaten. Ich habe ein Fahrzeug, mit dem ich weit hinauffahren kann. Motorsäge, Pickel, Schaufel und andere Geräte, mit denen ich die schwereren Arbeiten dann verrichte. Sie sind also der für den Knochenjob? Genau (lacht). Ich habe auch den Kurs für Waldarbeiter gemacht. Da lernt man, mit
der Motorsäge umzugehen. Als ich angefangen habe, war noch viel von den Vaia-Sturmschäden aufzuarbeiten. Überall waren Steige deshalb gesperrt. Nun ist das meiste zwar getan, aber es ist noch lange nicht fertig. Denn jetzt kommen die stehen gebliebenen Bäume dran, die abgestorben sind und auch entfernt werden müssen. Und dann sind da die Schäden durch den Borkenkäfer. Auch hier muss viel geschlägert werden. Es gibt also genug zu tun. Arbeiten Sie Ihr Gebiet nach einer bestimmten Strategie ab? Die Gegend habe ich bildlich im Kopf und gehe da schon mit einem Plan heran. Im Winter habe ich mehr Zeit und bin schon einige Wege abgegangen, um zu kontrollieren. Dabei sehe ich dann, ob Bäume umgefallen sind. Die Motorsäge hatte ich da meistens dabei und konnte so kleinere Arbeiten sofort erledigen. Was im Winter nicht geht: Steige aushacken, weil der Boden gefroren ist. Im Frühjahr und Sommer stehen andere Arbeiten an. Dann sind die Steige oft von Gras und Gestrüpp verwachsen, und ich rücke mit dem Fadenmäher aus, um das Gras zu entfernen. Bei meiner Arbeit bin ich auf die Wegepaten angewiesen. Sie informieren