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Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft
PUSTERTAL IST „MITMACH-REGIONE“ Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft
Menschen dafür zu begeistern, sich für eine ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Region und Welt einzusetzen, Verantwortung für die Zukunftsfähigkeit der eigenen Region übernehmen zu wollen, an lokalen Ideen und Projekten zu arbeiten beziehungsweise diesen mehr Sichtbarkeit zu verleihen und damit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen Schritt für Schritt näher zu kommen, das ist das erklärte gemeinsame Ziel der sogenannten 100 MitmachRegionen, ein im ganzen deutschsprachigen Raum gefördertes Projekt, bei dem nachhaltige Lösungen vor Ort erarbeitet und umgesetzt werden sollen. Mit im Boot ist auch das Pustertal, das unter dem Namen „Mitmach-Regione Pustertal“ mit 99 anderen Teams in Deutschland, Österreich und der Schweiz künftig auf mehr Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung setzt, um „den Wohlstand neu zu denken“…
Seit 2017 gibt es das Projekt mittlerweile. Nach den ersten sogenannten Mitmach-Konferenzen in Lindau, Ravensburg, Leipzig und im Chiemgau haben vier Organisationen und Stiftungen - die Schweisfurth Stiftung, der gemeinnützige Verein wirundjetzt e.V., die Be the Change-Stiftung und der gemeinnützige Verein Pioneers of Change - an der Verbreitung des Formates gearbeitet, mit dem Ergebnis, dass die entsprechende Plattform www.mitmach-region.org aktuell über 100 Mitmach-Regionen im deutschsprachigen Raum durch einen Begleitprozess bei der Umsetzung ihrer Vorhaben unterstützt. Die Organisator*innen der Mitmach-Regione für den Bezirk Pustertal haben sich dieser Bewegung angeschlossen und bringen das Format nun erstmals nach Südtirol.
DER STARTSCHUSS: DIE MITMACH-CONFERENZ(A)
Als wichtiger Eckpfeiler und erster großer Schritt des Projektes findet dementsprechend auch hierzulande eine Mitmach-Conferenza statt, und zwar am 18. Juni von 14:30 bis 18:30 Uhr im Kulturbahnhof EST in Bruneck. Zur Teilnahme aufgerufen sind alle Menschen, die sich für einen ökologischen und sozialen Wandel im Bezirk Pustertal interessieren und gewillt sind, miteinander an konkreten Lösungen für eine nachhaltige Zukunft vor Ort zu arbeiten. Ziel der Konferenz ist es, das Netzwerk der regional Aktiven zu stärken und sich gemeinsam auf den Weg zu machen, damit vielfältige neue Initiativen entstehen und bestehende Bestrebungen sichtbarer und wirksamer werden. Den Rahmen bilden dabei die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, wobei das Projekt „100 Mitmach-Regionen“ den Fokus auf die vier folgenden Handlungsfelder legt: Landwirtschaft und Ernährung, Energie und Verkehr, sozialer Zusammenhalt sowie Wirtschaft und Finanzen. Erwartet werden an die 50 bis 60 Teilnehmer*innen, so die Schätzung der Organisator*innen, die nach der Methodik des World Cafè mit Vertreter*innen der Initiativen und Moderator*innen an Thementischen arbeiten und gemeinsam Ideen und Projekten zur nachhaltigen Entwicklung im Pustertal voranbringen sollen. Und die Themen der sieben bisher eingereichten Thementische sind durchaus spannend und buntgefächert, von Treffpunkt Naturraum, Feminismus für alle / Femminismo per tutt* über Ernährung 2.0 und zukunftsfähige Landwirtschaft bis hin zu Bürgergenossenschaften und Energiegemeinschaften, ökologisches nachhaltiges Bauen und Pustertaler Kulturartenvielfalt.
REGELMÄSSIGE MITMACH-STAMMTISCHE
Die Ergebnisse der Mitmach-Conferenza werden am Ende gesammelt und veröffentlicht. In regelmäßigen zeitlichen Abständen soll dann im Rahmen von Mitmach-Stammtischen der Erfolg der Initiativen gemessen beziehungsweise darüber berichtet werden. Entstehen soll nämlich ein kontinuierlicher Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligungsprozess, so der einhellige Wunsch des Teams der Mitmach-Regione Pustertal.
Die PZ hat bei Christian Trebo, dem Initiator der Mitmach-Regione Pustertal, nachgefragt:
PZ: Mitmach-Regione Pustertal – kurz erklärt, was können wir uns darunter vorstellen?
Christian Trebo: Wir haben uns a priori schon für einen zweisprachigen Namen entschieden, im Unterschied also zur Mitmach-Region oder zur Mitmach-Konferenz,
Christian Trebo leitet das vielsagende Projekt.
um auch die sprachliche Besonderheit unseres Bezirks zum Ausdruck zu bringen. Die Mitmach-Regione bietet mit ihren Aktivitäten und Veranstaltungen ein mittlerweile erprobtes, kreatives Format, dem die Frage zugrunde liegt, wie lokale Netzwerke entwickelt, gestärkt und sichtbar gemacht werden und dadurch Impulse für gelebte Nachhaltigkeit, in unserem Fall für den Bezirk Pustertal, gesetzt werden können.
Wie ist die Initiative zu diesem Projekt entstanden?
Die Initiativgruppe, also das Kernteam, besteht aus Vertreter*innen des Vereins Certl Grup Atif aus St. Vigil in Enneberg, dem Regional Management LAG Pustertal und der ARCI Diverkstatt. Ich selbst bin bereits im „100 Mitmach-Regionen“-Team und sitze bei der Be the Change Stiftung im Kuratorium. Insofern war die Idee, das Projekt auch in meiner Heimat umzusetzen, irgendwie naheliegend und verlockend. Im Grunde feile ich zusammen mit meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern nun schon seit zwei Jahren am Projekt. Seit vergangenen November haben diesbezüglich bisher vier Mitmach- Stammtische stattgefunden mit unterschiedlichen Organisationen und Institutionen sowie Privatpersonen aus den Bereichen Umwelt, Natur und Landwirtschaft, Bildung und Soziales, Tourismus und Wirtschaft und Regionalentwicklung.
Die Mitmach-Conferenza soll jetzt der konkrete Startschuss sein – wer ist das
Zielpublikum der Veranstaltung?
Grundsätzlich sind alle Interessierten herzlich dazu eingeladen, wir verstehen uns ja als offenes Forum, also sind neue Inputs im Bereich der vier Handlungsfelder mehr als willkommen, gleichfalls wie die Lust, einfach mitzuarbeiten und mitzugestalten. Einige der Teilnehmer*innen sind ja schon auf dem Weg und haben konkrete Ideen, Projekte, Vorschläge, wer neu dazukommt kann aber ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten, an den Thementischen die nächsten Schritte erarbeiten etwa. Wer also Interesse bekundet, kann sich gerne über unsere Newsletter anmelden!
Nun geht es zunächst also nicht um alle 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, sondern um vier Handlungsfelder?
Wir haben im Zuge der Vorarbeit gemerkt, dass es ganz allgemein schwierig ist, 17 Ziele zu vermitteln. Diese bilden selbstverständlich den Werte- und Wirkungsrahmen, aber wir haben uns vier, für uns als Mitmach-Regionen vordergründige Themenschwerpunkte rausgepickt. Ernährung und Landwirtschaft spielen dabei eine gewichtige Rolle, aber auch Mobilität und Energie unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit, des Weiteren regionale Finanzen und Wirtschaft, nicht zuletzt im Zusammenhang und im Umgang mit unseren lokalen Ressourcen im Unterschied zum globalen Denken und der soziale Zusammenhalt, was Themen wie Gleichberechtigung, Gerechtigkeit, Integration und ähnliches beinhaltet. Dabei geht es immer um die Frage, was in diesen Bereichen regional umsetzbar ist. Wenn wir beispielsweise das Thema Landwirtschaft nehmen, dann geht es zum einen darum, bereits bestehende Projekte in diesem Bereich sichtbar zu machen, und deren gibt es ja einige, kleine und feine, im Raum Pustertal. Aber es wäre durchaus interessant, auch neue anzustoßen, wie etwa zum Thema „solidarische Landwirtschaft“, also das Modell, gemeinsam Landwirtschaft zu betreiben. Und so gehen wir bei allen Themen vor: Was gibt es bereits? Und was könnte neu/darüber hinaus entstehen?
Wie sieht Eure Unterstützung/Aufgabe von Seiten der Mitmach-Regione denn nun konkret aus?
Ganz einfach ausgedrückt würde ich sagen, wir helfen am Ball zu bleiben. Unser Ziel ist es sichtbar zu machen, dass es viele Menschen, Vereine, Organisationen und Unternehmen gibt, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, und wir möchten ganz allgemein die Thematik betreffend sensibilisieren und die Themen immer wieder in den Vordergrund stellen. Im Projekt der 100 Mitmach-Regio-
Im Laufe der letzten Monate gab es bereits unterschiedliche Treffen. Das nächste steht kurz bevor.
nen sind wir gerade dabei, einen Maßnahmen-Katalog zu erstellen, dem man konkrete Handlungsanleitungen unterschiedlichen Aufwandes und unterschiedlicher Wirkung entnehmen und umsetzen kann. Das ist bis dato noch ein Manko, und das wollen wir allen 100 Mitmach-Regionen, auch dem Pustertal, zur Verfügung stellen. Darüber hinaus soll das Ziel auch sein, die Projekte in den vier Handlungsfeldern überregional zu vernetzen, um somit ein Lernen über die Grenzen hinaus zu ermöglichen, beispielsweise um zu erfahren, wie denn solidarische Landwirtschaften, Bürgergenossenschaften für nachhaltige Energie oder Reparatur-Cafés in anderen Regionen funktionieren und was deren Erfolg ausmacht. Das möchten wir in den nächsten eineinhalb Jahren auf die Beine stellen. page verwendet haben: „Wenn wir auf die Regierung warten, ist es zu spät. Wenn wir alleine handeln, ist es zu wenig. Aber wenn wir alle gemeinsam ins Tun kommen, ist es genau das Richtige zur rechten Zeit.” Die Herausforderungen sind, wie gesagt, sehr komplex und sehr vielfältig, deshalb brauchen wir jetzt auch viele, die mithelfen. Wir haben das Thema Nachhaltigkeit zum Wohle unserer Zukunft leider lange vernachlässigt, wobei es für einzelne Politiker*innen sicherlich auch nicht leicht war und ist, solch weitreichende und zukunftsverändernde Entscheidungen zu treffen… Jetzt Fehler in der Vergangenheit zu suchen, macht eh keinen Sinn, aber es ist einfach höchste Zeit, den Wohlstand neu zu denken und neue Ansätze und Lösungen auf unserer Prioritätenliste ganz nach oben zu setzen!
Und was ist Eure Vision schlussendlich?
Es soll ein breitgefächerter Dialog entstehen mit einem klar definierten Fokus auf die Umsetzung der verschiedensten Initiativen. Die Herausforderungen und Themen im Bereich Nachhaltigkeit sind mannigfaltig und komplex, das wissen wir, aber jede Bürgerin und jeder Bürger hat eine Stimme, und alle können sich einbringen. Mit der Mitmach-Regione wollen wir dazu anregen, diese enorm wichtigen und zukunftsträchtigen Themen in das gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken, verstärkt in die Öffentlichkeit zu bringen und ein Forum zu bieten, das schlussendlich auch positive Signale an die politisch Verantwortlichen senden kann.
Also ist es gerade beim Thema Nachhaltigkeit unumgänglich, dass Entscheidungen auf Partizipation fußen und nicht nur auf aufdoktrinierten Entscheidungen basieren?
Ich darf diesbezüglich auf ein Zitat von Rob Hopkins, Gründer der Transition Town Bewegung zurückgreifen, das wir auch als einen unserer Leitsätze auf unserer Home-
Im Rahmen der Mitmach-Regione Pustertal agiert Ihr dem Namen nach derzeit aber nur auf Bezirksebene, oder geht es um ganz Südtirol?
Das stimmt, wir konzentrieren uns zunächst einmal auf das Pustertal, aus dem einfachen Grund, das Ganze überschaubar zu halten. Aber das schließt ja nicht aus, dass die anderen Bezirke dann unserem Beispiel folgen… Im Sinne einer nachhaltigen Zukunft wäre es ja durchaus wünschenswert, wenn unser Signal Wellen schlägt…
// Interview: Judith Steinmair
DER NÄCHSTE TERMIN
Der nächste Termin für die MitmachConferenza findet am 18. Juni 2022 von 14:30 bis 18:30 Uhr im Kulturbahnhof EST in Bruneck statt. Weitere Informationen, Anmeldungsmöglichkeiten u.ä. finden Interessierte unter der Homepage: www.mitmach-regione.org //