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Vier Pustertaler Bibliotheken punkten Freiwillige Feuerwehr Mühlwald:
Im Rahmen des Bibliotheksforums 2022 auf Schloss Maretsch wurde am 30. September 2022 auch der Südtiroler Ideenwettbewerb zur Leseförderung mit der Vorstellung und Prämierung der Projekte abgeschlossen. Vier Bibliotheken aus dem Pustertal erhielten eine bzw. zwei Auszeichnungen für gelungene Initiativen in diesem Bereich.
Amtsdirektorin Marion Gamper und Kulturlandesrat Philipp Achammer eröffneten die Veranstaltung mit Gedanken über das Lesen generell. Markus Fritz und Sigrid Klotz vom Amt für Bibliotheken und Lesen präsentierten anschließend die verschiedenen lesefördernden Ideen.
ÜBER 70 IDEEN ZUR LESEFÖRDERUNG
Insgesamt 72 Projekte wurden bis zum Jahresende 2021 eingereicht, 39 davon von Öffentlichen Bibliotheken, 33 von Schulbibliotheken. Eine Jury ermittelte die Siegerprojekte in den drei Kategorien „Unsere Idee rund ums Lesen ist originell, innovativ, kreativ, verrückt oder unglaublich", „Unsere Idee hat sich bewährt und ist vielfach erprobt" beziehungsweise „Unsere Idee wurde im Lockdown entwickelt und sie funktioniert auch danach". Der Jury gehörten Ruth Oberrauch (Pädagogische Abteilung), Brigitte Kustatscher (Südtiroler Kulturinstitut), Markus Fritz und Sigrid Klotz (Amt für Bibliotheken und Lesen) an.
Große Freude herrschte bei den verschiedenen Preisträgerinnen und Preisträgern (im Bild).
„BÜCHER IN FREIER WILDBAHN“ UND „EVERGREEN“
Bei den Schulbibliotheken hatte die Bibliothek des Sprachen- und Realgymnasiums
Nikolaus Cusanus Bruneck die Nase ganz vorne. Gleich zwei Aktionen wurden ausgezeichnet. Die erste nennt sich „Bücher in freier Wildbahn“ und zielt darauf ab, aussortierten Werken mit Hilfe einer Werbebotschaft zu neuem Leben zu verhelfen. Das aussortierte Buch wird gemeinsam mit der Werbebotschaft an einem öffentlichen Ort gut sichtbar hinterlegt, damit es gefunden und bestenfalls gelesen wird. Wer mag, kann auf die Werbebotschaft auch antworten. „Evergreen – große Klassiker stets modern“ nennt sich die zweite prämierte Aktion. Schulbibliothekar Thomas Mittermair präsentiert das ganze folgendermaßen: „Viele klassische Werke, die heutzutage im Unterricht gelesen werden, sind schon etwas älteren Semesters und gerne mal 50, 100 oder 200 Jahre alt. Vermutlich würden viele Schülerinnen und Schüler sie keines zweiten Blickes würdigen, wenn, ja wenn man sie Hurra, es hat geklappt! Die Freude ist natürlich groß! nicht für die Schule lesen müsste. Allerdings sind diese Werke nicht ohne Grund „Weltliteratur". Es sind Bücher, die über Landesgrenzen hinweg große Verbreitung gefunden haben und die gleichzeitig für die Weltbevölkerung als bedeutsam erachtet werden. Damit das Lesevergnügen größer wird bzw. überhaupt erst erwacht, sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, den Büchern neue Titel zu vermachen und die Wahl schriftlich zu begründen.“ „Da wird aus „Faust I“ „Highway to Hell“, weil die Story direkt in die Hölle führt“, lacht Bibliotheksleiterin Maria Fenti.
WELSBERG-TAISTEN WIMMELT
An die Zielgruppe Kinder und hier an die Allerkleinsten richtet sich die Aktion der Öffentlichen Bibliothek Welsberg-Taisten. Gemeinsam mit dem Bildungsausschuss hat sie das allererste Wimmelbuch in Südtirol herausgebracht und auf diese Weise ein gesamtes Dorf in ein Buch gepackt. Auf elf lustigen, herzlichen und informativen Hintergrundseiten finden sich über 650 echte Personen des Dorfes wieder. Alle Seiten und Personen sind von einem vierköpfigen Team (Veronika Ausserhofer, Lu-
cia Nania, Roland Regele, Roswitha Strobl) handgezeichnet und in Feinarbeit zusammengestellt worden, somit erzählen diese Bilder viele kleine und große Geschichten für Menschen ab zwei Jahren. „In diesem Buch trifft Kultur, Geschichte und Dorfgeschehen aufeinander“, bringt Bibliotheksleiterin Roswitha Strobl den Inhalt auf den Punkt.
Zwei Prämierungen gab es für die Bibliothek Toblach. Das Projekt „Book-Appeal“ erweist lesenden Menschen eine Hommage. Auch diese Aktion ist lokal beschränkt – diesmal auf Toblach – und bringt in einer Agenda lesende Menschen aus dem Dorf, die bei einem professionellen Fotoshooting mitgemacht haben, zusammen. Alle, die die Agenda benutzen, haben Tag für Tag Impulse für mehr Lesegenuss. „Die Idee zur Initiative fußt auf einer Umfrage einer renommierten deutschen Zeitschrift, laut der Menschen beim Lesen als attraktiver eingeschätzt werden, als wenn sie nicht lesen“, erklären Edith Strobl und Manuela Gualtieri von der Bibliothek Toblach. Ihr zweites Projekt „Mein Papa ist ein Held! Mein Papa liest…“ entstand während des Lockdowns. Väter wurden in Einzelterminen mit ihren Kindern in die Bibliothek eingeladen und bastelten aus vorgefertigten Textbausteinen eine Geschichte zusammen. Auf der roten Couch gab es nicht nur eine wunderbare Kuschelatmosphäre, sondern auch Essen und Trinken, was das Kreativ-Sein unheimlich erleichterte. Wer wollte, konnte seine Geschichte aufnehmen und somit für die Nachwelt erhalten lassen.
LITERATURNÄCHTE UND JUGENDBUCHPRÄSENTATION
Und weil im Pustertal aller guten Dinge zwei sind, hat auch die Stadtbibliothek Bruneck zwei Leseförderungs-Auszeichnungen ergattert. In der Kategorie „Unsere Idee hat sich bewährt und ist vielfach erprobt“, wurden die „Literaturnächte“, die die Stadtbibliothek zusammen mit dem Jugend- und Kulturzentrum UFO seit 2000 jährlich – mit einer corona-bedingten Ausnahme 2022 – im Februar/März durchführt, ausgezeichnet. „Die vier aufeinander folgenden LiteraturDienstage sind aus dem Brunecker Kulturleben nicht mehr wegzudenken“, äußert sich Stadträtin Ursula Steinkasserer sichtlich erfreut über den großen Erfolg. Viel Lob und noch mehr Lacher gab es für die „Jugendbuchpräsentationen“, die seit mehr als 15 Jahren alljährlich von Michaela Grüner und Sonja Brunner vorbereitet und durchgeführt werden. Die beiden präsentierten für alle Anwesenden in einem Ausschnitt aus ihrem aktuellen Programm das Buch „Sommernachtserwachen“ von Meg Rossoff. „Es gibt viele unterschiedliche Arten, ein gutes Buch zu lesen, und es gibt noch mehr Möglichkeiten der Interpretation“, amüsierte sich Sonja Hartner, Amtsdirektorin der Stadtbibliothek Bruneck. Im Anschluss an die Prämierung gaben die drei Künstlerinnen Eva Kuen, Margot Mayrhofer und Teresa Staffler Auszüge aus ihrem Bühnenprogramm „Bis in die Puppen!" zum Besten, das eigens für das Bibliotheksforum adaptiert wurde. Als Preis erhielten die Bibliotheken je 10 coole Hocker in unterschiedlichem Design, die neue sympathische Sitzgelegenheiten in den einzelnen Bibliotheken schaffen. // mig