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Wo Beziehung über allem steht
OFFENE JUGENDARBEIT Wo Beziehung über allem steht
Vertrauensvolle und stabile Beziehungen stehen im Mittelpunkt der Offenen Jugendarbeit (OJA) - so steht es im neuen Handbuch. Beziehung aber erfordert Zeit, Raum und Kontinuität. Das wollen die rund 150 beruflich Tätigen und die mehr als 500 Ehrenamtlichen in den 53 Südtiroler Jugendtreffs, Jugendzentren und Jugendkulturvereinen den jungen Menschen ermöglichen. Vor kurzem hat der landesweite Dachverband Offene Jugendarbeit netz das neue OJA-Handbuch vorgestellt, an dem Jugendarbeiterinnen sowie Jugendarbeiter und Geschäftsführende von Südtiroler Jugendeinrichtungen in den vergangenen 18 Monaten intensiv gearbeitet hatten.
Nach fast zehn Jahren war es einfach an der Zeit, das bestehende Handbuch zu überarbeiten, denn Offene Jugendarbeit ist ständig gefordert, sich den Bedürfnissen junger Menschen anzupassen und auch dann Ansprechpartnerin zu bleiben, wenn es schwierig wird, so die netz-Geschäftsführerin Karin Husnelder. Bei den Treffen der achtköpfigen Redaktionsgruppe wurde verschriftlicht, was Offene Jugendarbeit bedeutet, wie sie gewachsen ist, wo sie stattfindet, an wen sie sich richtet, nach welchen Prinzipien sie handelt, welche Ziele sie verfolgt und wie sich ihre Praxis gestaltet. Offen sein bedeute, Menschen unterschiedlichster Gruppierungen, Szenen und Kulturen unvoreingenommen, verständnisvoll und reflektiert zu begegnen, so netz-Mitarbeiterin Maria Karnutsch, die gemeinsam mit der Journalistin Maria Lobis die Redaktionsgruppe durch die insgesamt 70 Treffen begleitet hat.
INTENSIVE ARBEIT
Mitglied des Redaktionsteam war auch der Leiter des Brunecker Jugend- und Kulturzentrums UFO, Gunther Niedermair. Bei der Pressekonferenz stellte er die Tätigkeitsfelder der OJA vor, zu denen unter anderem die Kultur- und Sozialarbeit, Jugendpolitik, Prävention und Jugendinformation gehören. Das Herzstück der Offenen Jugendarbeit sei aber nach wie vor die Treffarbeit, so Niedermair. Im Treff ist nur wenig vorstrukturiert, und das scheinbare Nichtstun ist ausdrücklich erlaubt. Es sei ein Platz zum Sein, an dem sich junge Menschen leistungsfrei und ergebnisoffen begegnen, an dem aktive Beteiligung und Selbstorganisation der Heranwachsenden erwünscht sind. Der Mitarbeiter im Jugenddienst Lana-Tisens und ebenfalls Mitglied der Redaktionsgruppe Johannes Fink betonte, dass Offene Jugendarbeit ein Ort der Sozialisierung außerhalb von Familie und Schule ist und sie die Verantwortung junger Menschen für sich und die Gesellschaft fördere. Tobias Stecher vom Jugenddienst Obervinschgau wies bei der Pressekonferenz aber auch ausdrücklich darauf hin, dass qualitätsvolle Offene Jugendarbeit gut abgesicherte finanzielle, personelle, infrastrukturelle und rechtliche Grundlagen braucht. Lebendig bleibe Offene Jugendarbeit, wenn sie diskutiert und kritisch hinterfragt, wenn sie gesellschaftliche Herausforderungen mutig annimmt und mit Rückgrat und Selbstverständnis auftritt, so
das Fazit vom netz. Sie stellt eine Alternative zu herkömmlichen Angeboten dar, setzt sich für ein offenes Weltbild ein und will Trennendes überwinden. Aber immer noch bewegt sich die Offene Jugendarbeit im Spannungsbogen zwischen gesellschaftlicher Kritik und Anerkennung.
DAS NEUE HANDBUCH
Landesrat Philipp Achammer unterstrich, dass mit dem Handbuch ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft gesetzt worden sei. Junge Menschen bräuchten außerhalb von Schule und Elternhaus dringend Räume und Menschen, wo sie ganz sie selbst sein dürfen, wo sie sich offen, niederschwellig, freiwillig und partizipativ einbringen können. Auch Helga Baumgartner, die geschäftsführende Direktorin im Amt für Jugendarbeit, zeigte sich sichtlich erfreut über das umfangreiche Werk, das sowohl den Mitarbeiter*innen in den Jugendeinrichtungen als auch der Gesellschaft Überblick und Halt gebe. Das Handbuch der Offenen Jugendarbeit
UFO-Direktor Gunther Niedermair bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Handbuches.
steht online unter www.netz.bz.it zur Verfügung und ist in gedruckter Form beim Dachverband netz und in allen 53 Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit im ganzen Land erhältlich. In den nächsten Monaten wird das OJA-Handbuch in die italienische Sprache übersetzt. // jst
START.KLAR ÜBER DIE VERFASSUNG UND SÜDTIROL-AUTONOMIE EIN WERTEGERÜST FÜR HEUTE UND MORGEN?
Am Mittwoch, den 4. November 2020 steht in Bruneck wieder eine Ausgabe von start. klar. auf dem Programm, die spannende Dialogreihe mit der das Jugend- und Kulturzentrum UFO sein gesellschaftspolitisches Engagement zum Ausdruck bringt und Platz für Begegnung, Information und Debatte bietet. Dieses Mal das Thema des Abends: Werte im Wandel der Zeit, speziell im Hinblick auf die Verfassung und ganz konkret auch auf die Südtirol-Autonomie. Die Verfassung zählt zu den zentralen Säulen eines Staates und der Gesellschaften, die sich in diesem Staat organisieren. Im Gespräch mit der Verfassungsrechtlerin Esther Happacher und dem Historiker Hans Heiss wird der Frage nachgegangen, welche Werte unsere Verfassung prägen und wie wandelnde Werteordnungen in Verfassungen einfließen. Dieselben Fragen werden auch in Zusammenhang mit der Südtirol-Autonomie aufgeworfen, die den Kern der Verfassung Südtirols darstellt. // jst
Der Historiker Hans Heiss ist einer der Gesprächspartner.
DIE GESPRÄCHSPARTNER
Prof. Esther Happacher kommt nach Bruneck. Uni Innsbruck
Prof. Esther Happacher ist Professorin für Verfassungsrecht am Institut für Italienisches Recht der Universität Innsbruck und seit 2020 Mitglied der Sechser- und Zwölferkommission. Dr. Hans Heiss ist Dozent für Zeitgeschichte u.a. an der Universität Innsbruck und war von 2003 bis 2018 Mitglied des Südtiroler Landtags und Regionalrats Trentino-Südtirol. Die Gestaltung und Moderation liegt wie immer in den bewährten Händen von Markus Lobis.
Info & Reservierung:
Das Angebot wird im Rahmen der gesetzlichen Covid-19 Bestimmungen durchgeführt. Die Veranstaltung finden im UFO-Saal bei freiem Eintritt statt, eine Reservierung ist aber notwendig:
www.ufobruneck.it
info@ufobruneck.it Tel. 0474 555770 Veranstaltungsbeginn ist 20 Uhr. //