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Hotelfachschule Bruneck: Die Herausforderung haben sie gut gemeistert Ursulinen-Mittelschule in Bruneck:

HOTELFACHSCHULE BRUNECK Die Herausforderung haben sie gut gemeistert

Sie waren sichtlich nervös, aber meisterten die Challenge bravourös: Die 21 angehenden Köchinnen sowie Köche und Servierkräfte der Klasse 2C der Landeshotelfachschule Bruneck machten am 14. Februar 2022 bei ihrem Auftakt bei der Veranstaltung „Das fairste Dinner“ eine gute Figur. Die Initiative wurde von der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt ins Leben gerufen. „Mit regionalen Lebensmitteln für ein besseres Klima: Dafür stehen wir“, hatte die Klasse 2C im Vorab angekündigt. Die Jury bestehend aus dem Gourmetkoch des Rittner Haubenrestaurants 1908 Stephan Zippl, dem Barbianer Vielfaltsbauern Harald Gasser, der Koordinatorin der Südtiroler Weltläden Brigitte Gritsch, der Zero-Waste-Expertin Maria Lobis und der Ernährungswissenschaftlerin Ivonne Dauru war positiv überrascht von der Motivation der jungen Menschen, mit der sie sich an den Einkauf der Produkte gemacht hatten. Sie war beeindruckt von der bunten Vielfalt auf den Tellern und vom Geschmack der Speise. Verbesserungen seien immer möglich, sagten die Jurymitglieder, aber ein erster Schritt sei getan, betonten sie.

DIE ERSTE VERANSTALTUNG

Es war der erste öffentliche Auftritt der Klasse 2C der Landeshotelfachschule Bruneck. Ihr Können war bisher pandemiebedingt hinter den Schulmauern verborgen geblieben. Umso größer war gestern Abend die Freude, als die jungen Köchinnen, Köche und Servierkräfte ihren Eltern, den Lehrpersonen ihrer und anderer Schulen, den Medienvertretern und Lebensmittelproduzenten zeigen konnten, wie wichtig ihnen lokale und faire Produkte, Saisonalität und Geschmack sind. Sie verarbeiteten Graukäse von der Hofkäserei Veider Vierschach, Dolomiti Lachs vom Mittersteinerhof in Niederdorf, Ziegenkäse vom Kleinstahlhof in St. Johann, Rind von Meatary aus Olang, Schokolade von Karuna Belice aus Klausen zu einem genussvollen Viergänge-Menü und kredenzten Weine vom Santerhof in Mühlbach.

EIN FACHKUNDIGES URTEIL

Die Jury bewertete die Menüabfolge wohlwollend kritisch. So bedankte sich die Zero-Waste-Expertin Maria Lobis für das Bemühen der jungen Menschen und für ihre Motivation, mit der sie sich an das Menü gemacht hatten. Die Koordinatorin der Südtiroler Brigitte Gritsch betonte, dass hinter jedem Gericht die Geschichte von Menschen stünde und lobte die Koch- und Servierkräfte, dass sie das mit ihrem Einsatz sichtbar gemacht hatten. Dass sie sich mit der Herkunft der Produkte aus dem Globalen Süden noch ausdrücklicher beschäftigen könnten, gibt sie den jungen Menschen mit auf den Weg. Ernährungsexpertin Ivonne Dauru war fasziniert von der schönen Präsentation der Speisen. „Gesunde Ernährung bedeutet eine farbenfrohe, bunte Ernährung“, sagte sie. Der Sternekoch Stephan Zippl lobte den kulinarischen Genuss und kürte die „Cappelletti“ zu seinem persönlichen Highlight. Der Vielfaltsbauer Harald Gasser lobte die Schüler*innen für ihren Lokalbezug: „Ich habe bei jedem Teller gemerkt, dass ich in Südtirol, ja im Pustertal bin.“ Das sei eine große Leistung. Die Direktorin der Landeshotelfachschule Maria Magdalena Kranebitter zeigte sich stolz auf ihre Schüler*innen. Einen Tag vor dem Lockdown im Jahr 2020

Die kreativ aufbereitete Menü-Karte des fairsten Dinners in Bruneck.

habe das erste Gespräch zum fairsten Dinner mit der OEW stattgefunden, erzählte sie. Die lange Zeit habe die Schüler*innen reifen und sich intensiv mit der Thematik auseinandersetzen lassen.

BEWUSSTER KONSUM

Verena Gschnell ist bei der OEW für bewussten Konsum zuständig. Sie freute sich über den gelungenen Start der dreiteiligen Dinnerreihe. Veränderungen würden nicht von heute auf morgen eingeleitet, sagte sie. Die ständige Auseinandersetzung mit der Herkunft der Lebensmittel und mit der fai-

Die Jury bewertete den Auftritt der Akteure wohlwollend-kritisch. Gut so!

ren Bezahlung kleinstrukturierter Produzent*innen gepaart mit der zunehmenden Erfahrung und dem steigenden Wissen der Schüler*innen mache aus den jungen Leuten bewusste Menschen, die in der Küche und auf dem Teller dazu beitragen, dass das Klima geschont und lokale Produkte wertgeschätzt werden, sagte sie. Die freiwilligen Spenden des Bruneckner Dinners gingen zur Hälfte an das OEWSchulprojekt „Seite an Seite“ in Sambia (www.oew.org/sambia) und zur Hälfte an die Familie des verstorbenen Biolandwirts und Pioniers Michael Oberhollenzer aus dem Ahrntal. Als Preis und Dank für ihren Einsatz warten auf die Schülerinnen und Schüler nun verschiedene Workshops. Mit Mattia Baroni und Gregor Wenter von „La Fuga“ geht es um nachhaltige und gesunde Ernährung durch Fermentation, mit Maria Lobis geht es um Zero Waste und beim Workshop mit Harald Gasser um Gemüsevielfalt und naturnahen Anbau. // anna

BILDUNG IM DORF DER BILDUNGSAUSSCHUSS

HAUPTSACHE KEINE KONSEQUENZEN

„Wir sind mit allen Fällen vertraut und – Gott sei Dank – sie sind alle schon verjährt.“

Philippe Barbarin, früherer Erzbischof von Lyon, hat den Ausdruck „Grâce à Dieu“ („Gott sei Dank“) zu einem geflügelten Wort im Französischen gemacht. Mit seiner ungeschickten Formulierung während einer Pressekonferenz bringt er die ganze Problematik der sexuellen Gewalt im Kontext der Kirche auf den Punkt. Frei übersetzen könnte man Barbarin mit den folgenden Worten: „Wir obersten Würdenträger der Kirche sind uns bewusst, dass Kinder und Jugendliche durch unsere Mitarbeiter sexueller Gewalt ausgesetzt waren und sind. Die Hauptsache aber ist, es gibt keine Konsequenzen.“ Ungeachtet ihres Wissens über Verbrechen und Täter, die vor ein Gericht gehören, lehnt die Kirche es ab, Verantwortung gegenüber den Opfern zu übernehmen und ihnen zu Gerechtigkeit zu verhelfen. Sie sieht sich – im Gegenteil – außerhalb der weltlichen Gerichtsbarkeit und trifft lieber interne Entscheidungen. Täter werden in eine andere Pfarrei versetzt, ihre Schuld wird relativiert, die Tat wird vertuscht. Zurück bleiben die Opfer und ihr Leid. Das Image der Kirche ist mittlerweile schwer beschädigt. In den Diözesen werden Ombudsstellen eingerichtet, die – unabhängig und vertraulich – Opfer von sexueller Gewalt beraten. Es werden Tagungen einberufen, die sich damit beschäftigen, wie in Zukunft Täter und Gewalttaten innerhalb der Kirche verhindert werden können. Man spricht sich offen gegen Missbrauch aus. Entschuldigungen fallen. Aber genügt das? All die anständigen Menschen im Dienst der Kirche ahnen es, und manche von ihnen fordern es laut: Um den vielen Opfern gerecht zu werden, bedarf es einer gründlichen Aufarbeitung des bereits Geschehenen durch Klerus und Justiz. Gerichtsprozesse müssen erwirkt und Täter und Mitwisser verurteilt werden.

Die einzige mögliche Haltung der Kirche zur sexuellen Gewalt in den eigenen Reihen kann nur sein, dass es endlich Konsequenzen gibt.

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