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Schwimmbad Eglisee: Quart heizte tüchtig ein

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Grussworte

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MARKUS SUTTER

Das Gartenbad Eglisee gehört zum Hirzbrunnenquartier wie der Papst zum Vatikan. Im Jahr 1978 mischte sich die Quart-Redaktion einmal ausnahmsweise direkt in die Politik ein mit einer Petition.

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In der Quart-Ausgabe Nummer 4/2011 sind auf der ersten Seite ein paar lächelnde Badenixen aus dem Jahr 1926 abgebildet – natürlich nicht in Bikinis, sondern, wie es sich damals gehörte, noch ganz gesittet. Grund für die Berichterstattung war das 100-jährige Jubiläum von «Badeanstalt Egliseeholz» und «Gartenbad Eglisee». Nachdem der Basler Grosse Rat eine Viertelmillion Franken gesprochen hatte, wurde am heutigen Standort des «Fraueli» eine Badeanstalt mit einem Schwimmbecken von «achtzig mal zehn Metern Seitenlänge» erbaut, wie der Chronist damals schrieb.

«Fraueli» einst auch für Männer

Die Frauen hatten das «Fraueli» in den Anfangsjahren übrigens noch nicht alleine in ihren Besitz genommen. Die Zutrittszeiten ins Bad waren stundenweise getrennt nach Geschlechtern aufgeteilt. Das passte allerdings weder den Damen noch den Herren der Schöpfung. Beide bombardierten das Sanitätsdepartement mit Protestbriefen, weil sie mit den verordneten Zeitfenstern nicht einverstanden waren.

Hygiene scheint schon damals ein grosses Thema gewesen zu sein, wenn auch in einem anderen Sinn. So wurde etwa in einer Regelung festgehalten, dass das «Einseifen im Badewasser verboten ist».

Die Jahre zogen ins Land, das Bad wurde lang sam zu klein, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Die 1931 eingeweihte neue und grössere Anlage war für damalige Verhältnisse eine europaweite echte Sensation. Die mit über viertausend Umkleidestellen ausgestattete Badi verfügte über Einrichtungen, die man heute vergebens sucht: Einen 10-Meter-Sprungturm zum Beispiel. Und um so etwas wie Südseeromantik aufkommen zu lassen, verfügte das Eglisee im Weiteren über eine Strandanlage. Zwei der heutigen Liegewiesen waren mit 720 Kubikmeter feinstem Kristallquarzsand gefüllt. Und wer sich die Haare schneiden wollte, fand im heutigen Betriebsleiterbüro einen Coiffeursalon vor. Tempi passati.

Petition für geheiztes Schwimmbad

Wir überspringen ein paar Jahrzehnte und möchten noch auf ein Ereignis in eigener Sache zu sprechen kommen. «Petition für ein geheiztes Eglisee» stand in dicken Lettern auf der ersten Seite der Quart-Ausgabe vom Juni 1978. Redaktionsmit

glied Peter Meier listete die tristen Eglisee-Besucherzahlen in der ersten Badewoche im Mai 1978 im Vergleich zum Joggeli auf: Eglisee 4, Joggeli 1357. Ein Jahr zuvor sah es noch deprimierender aus: Eglisee 5, Joggeli 2005 Besucherinnen und Besucher. Der Grund für das schlechte Abschneiden des Schwimmbads im Hirzbrunnenquartier lag auf der Hand: das Joggeli war geheizt, das Eglisee nicht. Bei kaltem Wetter war das ein bedeutender Standortnachteil für das Eglisee.

Die Quart-Redaktion wollte der Politik deshalb Dampf machen, legte der Zeitung ein separates Blatt bei und lancierte eine Unterschriftensammlung für «erwärmtes Wasser in den wichtigsten Bassins des Eglisee» in Form einer (unverbindlichen) Petition. Im Gespräch war das Thema Heizen zwar schon lange, genau genommen, seit die drei in unmittelbarer Nähe des Bads gebauten Hochhäuser ihre Schatten zu werfen begannen. Aber die politischen Mühlen mahlten schon damals langsam. «Viel besprochen, immer wieder versprochen, nie gehalten», machte unser Berichterstatter Peter Meier seinem Ärger Luft. Ein Kritikpunkt der Behörden war «der enorme Heizungsaufwand». Auch der Bakterien- und Algenzuwachs wurde als Problem bezeichnet. Wie würden die Grünen auf diese Herausforderung (grosser Energieverbrauch) wohl heute reagieren …?

5776 Unterschriften

In der darauffolgenden Ausgabe vom August 1978 wurde der Erfolg der Unterschriftenaktion auf der ersten Seite in einem blickverdächtigen Titel schlagzeilenträchtig gemeldet: «5776 Unterschriften.» Das waren mehr als die damalige Quart-Auflage von 5500 Exemplaren! Die Unterschriftenbögen wurden dem zuständigen Baudirekter Eugen Keller überreicht, der öffentlich versprach: «Das Baudepartement und der Gesamtregierungsrat sind fest entschlossen, das berechtigte Begehren raschestmöglich zu realisieren.» Als begeisterter Schwimmer bis ins hohe Alter dürfte Eugen Keller für diesen Wunsch der Bevölkerung grosses Ver ständnis gehabt haben.

Das geheizte Schwimmbad Eglisee ist in der Zwischenzeit schon lange Realität geworden. Q

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