Mit dem grün-schwarzen Gift auf der Ideallinie –
Kawasaki ZX 10 R im Racetrimm Text: Martin Spiecker Foto: photo-bk.com, Claudia Bloch, Circuit Pics
eigentlich unnötig, zumindest was das Motorrad an sich angeht.
Ja, ich gebe es zu! In meinen Adern fließt eine Portion grünes Blut und dass nicht erst, seitdem ich in meinem Fundus eine ZX-6 RR (ehemalige IDM-Maschine von Sebastien Diss) habe.
Treten wir also mit diesem Bericht aus dem Schatten heraus ans Licht. Diese ZX10 R von Frank Spall wurde seinerzeit, zu Beginn des Projektes, schon kurz in der Circuit skizziert. In dieser Saison war das Bike nun endlich fertig, alle Komponenten angebaut, getestet und abschließend auf dem Prüfstand bei Micron Systems in Fürth das Leistungszeugnis ausgedruckt. Meine neuerliche Begegnung mit der Spall-Kawa war im Fahrerlager von Zolder. Fotoshooting! Pures, grün-schwarzes Gift steht da grimmig und doch irgendwie mit einer filigran eleganten Erscheinung auf
Eine kompromisslose Rennmaschine im Stile einer Kawasaki ZX-10 R, veredelt und optimiert für den Racetrack, ist nicht nur für den Hobbyracer eine Augenweide. Die ZX-10 R steht bei den Verkaufszahlen und Zulassungsstatistiken im Schatten eines bekannten, bayerischen Produktes. Aus meiner Sicht zwar eine Realität, aber 50
dem Montageständer. Mann, was für ein Motorrad! Ich bin nicht der Einzige, der an diesem Tag um das Bike herum schleicht. Das schlanke, selbsttragende Carbonheck von Carbomoto Racing krönt den fetten Pirelli-Slick. Schweift der Blick nach vorne, ahnt man welches Kraftpaket hier auf zwei Rädern steht. Ein angsteinflößendes Monster? Schwer fahrbar? Das werden wir später checken. Zumindest löst die Betrachtung des Bikes Respekt aus. Respekt vor dem Motorrad und demjenigen, der es mit Herzblut und Sachverstand veredelt hat. Viele kleine und größere Details nehmen das Auge gefangen. Frank Spall stellt die Kawa auf ein komplettes WP-Fahrwerk. Damit
» Special kennt er sich aus und nutzt die Erfahrung beim Einstellen des Geläufs. Apropos Geläuf: Die originalen Felgen ersetzte er durch OZ-Schmiederäder „Piega R“ aus Racing Aluminium. Folgen wir nur in einigen Punkten der Stichwortliste zu den Umbaukomponenten (die komplette Aufstellung findet sich am Ende des Berichtes und würde hier den Rahmen sprengen): komplette Titan Evo Competition Auspufanlage von Arrow, Motorelektronik optimiert von Micron (Powercommander PC5, SFM-Verbindungsmodul, Quickshifter, Autotune, Lambda-Optimizer), CRC-Racing Verkleidung, alle anderen Carbonteile von Fischer, Lightech Fußrasten usw., usw. Im Ergebnis zeigt die Waage 171 kg fahrfertig (ohne Sprit). Das kann sich sehen lassen. Was sich ebenfalls sehen lassen kann, sind 192 PS – am Hinterrrad wohlbemerkt. Dies ist nicht zuletzt ein Verdienst von Armand Motier (Micron Systems), der das Bike unter Einsatz der genannten Komponenten optimal abgestimmt hat (siehe Diagramm am Ende).
Zurück zum Shooting. Nachdem wir so gut wie jede Perspektive des Bikes und mancherlei Details „im Kasten haben“, schieben wir es noch auf Start/Ziel in Zolder. Spätestens jetzt wird klar, wo dieses Motorrad hingehört. Für einen kurzen Moment habe ich das Gefühl, es springt von alleine an und lässt den Motor schon mal warm laufen. Die Kawa ist hier in ihrem Wohnzimmer und fühlt sich auf dem warmen Rennasphalt sichtlich wohl und das nur alleine schon im Stand. Frank wird an diesem Tag das Motorrad in einigen Turns alleine bewegen, da er noch etwas testen möchte und die Strecke in Zolder für ihn Neuland ist. Daher vertagen wir richtigerweise meinen Fahrcheck auf das nächste Training in Mettet. Dieser Termin ließ nicht lange auf sich warten und der Fahrerkurs in Mettet empfing uns mit den besten Wetterbedingungen. Nun gut, Kurse wie Hockenheim oder Spa wären für ein Bike mit Fortsetzung ➼
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dieser Leistung auch wie geschaffen. Hier in Mettet sollte sich aber feststellen lassen, welche Handlichkeit diese 10er an den Tag legt. Ich bin dran. Die Kawa brabbelt schon vor sich hin, während sie mit Reifenwärmern auf den Einsatz wartet. Frank wärmt ihr Herz mit leichten Gasstößen weiter an. Danach darf ich Platz nehmen. Ich bin angenehm überrascht, wie die Ergonomie passt. Nun, das hängt vermutlich damit zusammen, dass Frank ähnliche Körpermaße wie ich habe. Fast identisch ist auch die Leichtgewichtsklasse. Die Lenkerstummel sind nicht zu tief montiert. Die Rasten erwirken einen Beinwinkel, der zwar „racig“ ist, aber der Körperkreislauf erreicht noch ausreichend die Unterschenkel. Die Sitzposition ist der Vorderpartie zugeneigt. So soll es sein. Ich lege den ersten Gang ein und gehe mit der Einstellung „Sportmodus“ auf die Strecke. Dumpf und Kawatypisch etwas rauh schnurrt das Triebwerk unter mir. Herrlich! Ruhig, satt und wie aus einem Guss wirkt das Fahrverhalten. Kein Nervosität oder Instabilität. Das Fahrwerk einschließlich der Bremsen mit klarem Druckpunkt erzeugt Vertrauen in mir. Ohne Frage merkst Du, dass dies keine 6er ist. Trotzdem ist die Agilität des Fahrwerks frappierend direkt und damit handlich. Ab Runde zwei lege ich dann schon mehr Spannung an das Kabel. Ich fühle mich einfach spontan wohl auf diesem Bike. Dieser Wohlfühlfaktor
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stellt sich bei mir auf verschiedenen Motorrädern häufig zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein. Hier war dies in kürzester Zeit der Fall. Das bewerte ich insgesamt als sehr positiv, bedeutet es doch, dass das Paket aus Technik und Mensch sehr gut harmoniert und funktioniert. Es vermittelt Sicherheit und damit letztlich Fahrspaß. Satt und richtig fett kommt die Kraft ans Hinterrad. Dabei nicht böse und unberechenbar, sondern fast linear gemäß der Gasgriffstellung. Hier spielt die Musik und zwar so, dass man sie genießen kann! Dass die Kawa-Ingenieure dem Bike ab Werk eine sehr gut funktionierende Traktionskontrolle implementiert haben, freut den User und Piloten. Die Schaltung, auch in Verbindung mit dem Quickshifter funktioniert knackig und präzise. Frank fährt mit dem normalen Schaltschema. Ich zirkele Runde um Runde. Meine Zeiten werden schneller und dabei empfinde ich keine echte Ermüdung. Ohne Frage ein Ergebnis der prima Sitzposition. Zum Ende des Turns taucht in meinen Gehirnwindungen ein „Must have“ auf, welches mich bis heute verfolgt. Zurück im Fahrerlager rolle ich auf Frank zu, der mich in Empfang nimmt. Ich habe den Helm noch auf. Da platzt es schon aus mir heraus: „Wieviel?“ Die Antwort von Frank ist nur ein Grinsen. Nun gut, über die Konditionen müssen wir unbedingt bald reden. Das grün-schwarze Gift war irgendwie gut für mich. www.frankspall.de www.kawasaki.de
• WP Fahrwerk: WP Gabelumbau (Modifikation Druck-Zugstufen Dämpfung, Tauchrohre Titan Nitrid beschichtet). WP Federbein 4618 Competition Federbein mit hydraulischem Federvorspannungs-Adjuster (PA ), Höhenverstellung. WP Lenkungsdämpfer mit Klemmbock und Anbau Kit. •O Z – Racing Aluminium – Schmiederäder Piega R mit Wheelskinzz (Felgenrandaufkleber) •5 20er Kettensatz DID ERV3 Wirres Alukettenblatt •K ettenführung an Motor-Eigenkonstruktion • ARROW komplette Auspuffanlage EVO COMPETITION FULL TITANIUM SYSTEM mit X-KONE Titan Endschalldämpfer (mit Carbon Endkappe und dB – Killer) • BMC Racing-Luftfilter • Motorelektronik: Powercommander PC5, SFM-Verbindungsmodul für zweite Einspritzleiste an PC5, Quickshifter für Schaltgestänge, Autotune-Module, Lamda-Optimizer • Lightech Fußrastenanlage, Lightech Racing-Tankverschluss • LSL- Sport-Match Lenkerstummel • CRC-Racing-Verkleidung, 4-teilig mit Schnellverschlüssen und Puig RacingVerkleidungsscheibe • Carbon-Teile von Carbomoto racing: Ramair Kanal XXL in Sichtcarbon, Selbsttragendes Carbon-Heck • Carbon Teile von Fischer: Rahmenschoner, Schwingenschoner, Radabdeckung hinten, Kotflügel vorne. • Kettenabweiser an der Schwinge (Eigenkonstruktion) • Bremsenumbau: BremboBremsscheiben vorne mit Brembo-Z 04 Racing-Bremsbelägen, BrakingBremsscheibe hinten • SAMCO SPORT Siliconschlauchkit in grün für Kühlwasserkreislauf incl. Schlauchschellen-Kit • Kühler-Schutzgitter (Eigenkonstruktion) - Pazzo-Klapphebelsatz für Bremspumpe und Kupplung • GB-Racing-Motordeckelkit, Lima-Kupplung, Pick-up • gsg-Sturzpad-Set für Rahmen, Vorderachse- und Hinterachse Gewicht fahrfertig: 171 kg, mit allen Betriebstoffen, ohne Sprit.
Âť Special
Frank und sein Baby.
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