Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder

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AbScHlUSSARbeiT inTeRfAcedeSiGn bAcHeloR of ARTS fAcHHocHScHUle PoTSdAm von lars hammerschmiDt matrikelnummer 4829 oktober 2008 gutachter: Prof. reto Wettach Prof. hermann Weizenegger



STRUKTUR: 06. ......... DIE ZUKUNFT IST DAS NEUE DING 08 12 15

Vorwärts immer, rückwärts nimmer Der Prozess des technischen Wandels Weniger ist mehr Überangebot & bewusste Einschränkung Minimize to the Max Der Trend der Miniaturisierung

18. ......... WAS ICH NICHT WEISS, MACHT MICH NICHT HEISS ? 20 22 24 27 36

Unsichtbar Strahlung im Alltag Unerforscht Ursachen und Unterscheidungen von Strahlenfeldern Unbekannt Gesundheitliche Auswirkungen und Grenzwerte Unsachlich Die Disskusion zum Thema Elektrosmog Unglaublich Produkte zum Schutz vor oder Heilung durch Strahlung

42. ......... TRÄUMEN TOASTER VON ELEKTROSMOG 44 46 46 47 47 48 48

Stilvorlage: Design Noir Design Noir Objekte Electricity drain Electro-Draught Excluder Compass Table Parasite Light GPS Table

52. ......... ICH SEHE WAS, WAS DU NICHT SIEHST 54

Sichtbarkeit & Visualisierung

58. ......... FORM FOLGT FUNKTION & FEHLVERHALTEN 60 62 63 63 63 64 66 72 76 80 82

Zusammenfassung Drei Glaubensrichtungen Drei Objekte Konzept Skizzen Technik-Modul Carma Cube Kinderguard Speech Bubble Bauteile Arduino

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Vorwärts immer, rückwärts nimmer. Der Prozess des technischen Wandels “Unzufriedenheit ist der erste Schritt zum Fortschritt.“ (Quelle: Oscar Wilde, Eine Frau ohne Bedeutung, 2. Akt / Lord Illingworth)

Moderne Technologien, so wie sie heute unser alltägliches Leben bestimmen, sind das Zwischenergebnis eines langen und andauernden Prozesses der die Menschheit seit Anbeginn in ihrer Entwicklung begleitet. Wir verdanken diesem Prozess unzählige liebgewonnene Vorzüge unseres heutigen modernen Lebens. Er beschreibt Veränderungen in der Technik, die sich in der Anwendung neuen technischen Wissens, in verbesserten Arbeitsabläufen und neuen Produkten niederschlagen. Technischer Fortschritt hat seit der industriellen Revolution in den Industriestaaten eine erhebliche Steigerung des Inlandsprodukts, Arbeitserleichterungen, Arbeitszeitverkürzungen, höhere Lebenserwartung und Wachstum des materiellen Wohlstandes bewirkt und damit zu einer deutlichen Verbesserung unserer Lebensumstände geführt. Und dieser Prozess beschleunigt sich zusehends. Wir nennen diesen Prozess technischen Fortschritt. Während die ersten Schritte, von der Entwicklung von Werkzeugen aus Stein über die Nutzbarmachung des Feuers bis zur Erfindung des Rades mehrere zehntausend Jahre benötigten, vollzog sich vor allem seit dem 19. Jahrhundert mit der industriellen Revolution ein technischer Wandel bisher unbekannten Ausmaßes. Bedenkt man das “Mooresche Gesetz“, welches besagt, dass sich die Anzahl der Transistoren auf einem integrierten Schaltkreis (Computerchip) und damit die Rechenleistung von Computern etwa alle zwei Jahre verdoppelt, so könnte man annehmen, dass sich der Prozess des technischen Wandels weiter explosionsartig beschleunigt. Aufgrund dieser Beschleunigung war lange Zeit die technische Entwicklung innerhalb eines Menschenlebens kaum spürbar, während 8 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


wir uns heute ein Leben ohne Internet, dessen Geburtsstunde gerade einmal 10 Jahre zurückliegt, schon nicht mehr vorstellen können. Eine Umfrage der London School of Economics aus dem Jahr 2006 hat demnach ergeben, dass sich 92 Prozent der Befragten bereits kein normales Leben mehr ohne ihr Handy vorstellen können. (Quelle: http://www.mobilelife2007.co.uk/Mobile_Life_2008.pdf)

Wenn sich das Tempo der technischen Entwicklung immer weiter beschleunigt und wir demzufolge immer weniger Zeit haben werden, diesen Fortschritt planen und verstehen zu können, ist es durchaus sinnvoll, das Bewusstsein für aktuelle Technologien zu schärfen um zu sehen, wohin uns die Entwicklung bisher gebracht hat und welche negativen Auswirkungen sie womöglich begleiten. In einem Artikel der Zeitschrift MIT Technology Review geht James Surowiecki der Frage nach, ob die unglaubliche Fülle an Technologie, geformt und verfeinert durch Design, unser Leben besser bzw. die Menschen glücklicher gemacht hat. Surowieckis wenig überraschende Antwort darauf lautet: Nein. Viele Menschen klagen zunehmend über psychische Erkrankungen wie Depressionen und chronische Nervosität. Das Vertrauen in Regierung und Wirtschaft hat nachgelassen. Die Angst vor einem Arbeitsplatzverlust und vor allem die Scheidungsraten sind gestiegen. Laut Berichten der Krankenkassen sind Depressionen, Angstneurosen und sogenannte Anpassungsstörungen mittlerweile die zweit- bzw. dritthäufigsten Leidensformen, nach Bandscheibenproblemen und Herz-Kreislauferkrankungen. Die einzige Ausnahme bilden hierbei die Amischen, eine christliche Religionsgemeinschaft, die dafür bekannt ist, dass sie technischen Fortschritt ablehnt und Neuerungen erst nach sorgfältiger Überlegung akzeptiert. Eine Ursache, warum uns unsere technischen Errungenschaften nicht nachhaltig glücklich machen, liegt für Surowiecki in der Gewöhnung. “… People adapt so quickly to the technologies that are available to them. If you had asked someone in 1870 whether she would be happier if she had a personal vehicle that would give her the freedom to travel hundreds of miles a day, in whatever direction she chose, at relatively little cost; the opportunity to fly across the ocean in a few hours; and Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder - 9


the ability to speak to people who were thousands of miles away in real time for a few cents a minute, chances are very good that she would have said, yes, it would make her a lot happier. But today, it`s the rare person who gets excited about cars, planes, and telephones. We recognize their utility, but they“re also sources of frustration and stress. … This seems to be close to a universal phenomenon. In fact, one of happiness scholars“ most important insights is that people adapt very quickly to good news. Take lottery winners. One famous study showed that although winners were very, very happy when they won, their euphoria quickly evaporated, and after a while their moods and sense of well-being were indistinguishable from what they had been before the victory. Psychologists even have a word for the phenomenon: hedonic adaptation.“ (Quelle: http://www.technologyreview.com/Biotech/14091/?a=f)

Wir gewöhnen uns offenbar zu schnell an die positiven Effekte des technologischen Fortschritts und halten sie nach kurzer Zeit bereits für selbstverständlich bzw. für veraltet, wohingegen negative Effekte erst später sichtbar werden und unser Gefühl von Unzufriedenheit sogar noch verstärken. Denn immer, wenn wir uns einen neuen und leistungsfähigeren Computer zugelegt haben, müssen wir kurze Zeit später enttäuscht feststellen, dass bereits das noch bessere Nachfolgermodell auf dem Markt ist. Surowiecki beschreibt dies so: “The dominant critiques of technology have, then, something exaggerated about them. But one way in which technology, as a rule, does make people less happy is in its relentless generation of newness. One of the key insights of happiness studies is that people have a very hard time being content with what they have, at least when they know that others have more. Today, technological change is so rapid that when you buy something, you do so knowing that in a few months there“s going to be a better, faster version of the product, and that youre going to be stuck with the old one. Someone else, in other words, has it better. It“s as if disappointment were built into acquisition from the very beginning (unless you“re buying a 70-inch plasma screen, in which case you should be fine for at least a couple of years). There“s no way to circumvent this drooping of the spirit, which creates dissatisfaction in the heart of the modern consumer.“ (Quelle: http://www.technologyreview.com/Biotech/14091/?a=f)

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Wir gewöhnen uns aber auch noch in anderer Weise an Technologie, nämlich in dem wir uns ihr anpassen. “Unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken“, schrieb Nietzsche. Und wenn man Marshall McLuhans Theorie “The Medium is the Message“ zu Rate zieht, kommt man zu der Einsicht, dass jede technische Verbesserung auch unsere Massstäbe verändert. Die Erfindung des Buchdrucks und die daraus resultierende massenhafte Produktion von Büchern führte einerseits zu einem enormen Bildungsschub in allen gesellschaftlichen Schichten. Andererseits war die stereotype Aneinanderreihung von gedruckten Buchstaben auch eine frühe Form der Massenproduktion. Der Buchdruck implizierte ein streng lineares Denken: Buchstabe an Buchstabe, Zeile für Zeile. Für McLuhan ist die Botschaft des Buches also nicht, was es dem Leser inhaltlich vermittelt, sondern welche Auswirkungen es auf Individuum und Gesellschaft hat. Insofern verwendet er den Begriff “Botschaft“ gleichbedeutend mit “Wirkung“. “…die Botschaft jedes Mediums oder jeder Technik ist die Veränderung des Massstabs, Tempos oder Schemas, die es der Situation des Menschen bringt. Die Eisenbahn  hat der menschlichen Gesellschaft nicht Bewegung, Transport oder das Rad oder die Strasse gebracht, sondern das Ausmass früherer menschlicher Funktionen vergrössert und beschleunigt und damit vollkommen neue Arten von Städten und neue Arten der Arbeit und Freizeit geschaffen.“ (Quelle: Marshall McLuhan, Die magischen Kanäle. Understanding Media, Dresden, Verlag der Kunst 1995, 22f)

Die durch technischen Fortschritt geschaffenen Arbeitserleichterungen bringen uns demzufolge nicht unbedingt nur mehr Freizeit, sondern auch eine höhere Erwartung an unsere Produktivität. Im Endeffekt arbeiten wir nicht weniger und produzieren dabei die gleiche Menge, sondern wir arbeiten eher genauso viel wie vorher und produzieren dabei mehr.

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WENIGER IST MEHR. multifunktionsgeräte, Überangebot & bewusste Einschränkung Da wir Menschen diese Techniken selbst entwickeln, herstellen und schliesslich auch kaufen, könnte man meinen, dass die Technik durchaus auch unseren Bedürfnissen entspricht. Das iPhone 3G wurde am ersten Wochenende seiner Markteinführung immerhin eine Million Mal verkauft und Handys mit eingebauten Digitalkameras, iPods, Laptops, Playstations und Unmengen von Gadgets sind heutzutage begehrte Konsumgüter. Trotzdem ist die Freude an der Technik zunehmend getrübt. Verheissungen und Realität klaffen weit auseinander und nichts ist älter als die Technik von gestern. Das moderne Technologien nicht unbedingt den wahren Wünschen und Bedürfnissen ihrer Nutzer entsprechen, wird deutlich, wenn man sich z.B. überlegt, wieviel Personen aus dem persönlichen Umfeld gern ein Handy hätten, mit dem sie nur telefonieren, SMS schreiben und Kontakte speichern können. Der Branchenverband Bitkom hat in einer Umfrage ermittelt, dass die Mehrzahl der Handybesitzer viele Extrafunktionen überhaupt nicht verwendet. Die Studie zeigt, dass das Schreiben und Empfangen von SMS mit 54,6 % die am häufigsten genutzte Zusatzfunktion ist und die mobile E-Mail-Nutzung mit 13 Prozent dagegen ein Nischendasein fristet. Die eingebaute Kamera wird immerhin von ca. 40 Prozent der Befragten genutzt. Allerdings bedeutet dies auch, dass ungefähr 60 Prozent aller Handynutzer und -käufer die Kameras in ihren Handys eigentlich nicht brauchen. (Link: http://www.bitkom.org)

Themen dieser Art werden längst auch kritisch in den Medien behandelt. So fragt sich z.B. Michael Spehr in einem Artikel für die F.A.Z.:

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“Warum soll ein portables Navigationssystem fürs Auto zusätzlich MP3-Lieder wiedergeben? Welchen Sinn hat es, dass der Apparat vor der Windschutzscheibe auch Fotos auf einem 7-Zentimeter-Display anzeigt? Geradezu abstrus: Moderne Kamerahandys haben alle möglichen Funktionen zur Bildbearbeitung eingebaut, die man besser, schneller und einfacher am Desktop-PC erledigen könnte.“ Spehr kommt dabei schliesslich zu der Feststellung: “Nicht mehr der Konsument bestimmt, wie man mit Technik umgeht, sondern Marketingstrategen und Juristen. … Alle Tendenzen zusammengenommen, schaufelt sich eine ganze Industrie ihr eigenes Grab. Die Freude an der Technik vor allem elektronischer und digitaler Provenienz schwindet. Der Kunde ist verunsichert. Die Kosten des Wechsels oder des Umstiegs auf neue Technik werden immer höher, und die Nachteile wiegen immer schwerer. Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel. Noch ist es nicht zu spät. “ (Quelle: F.A.Z., 12.09.2006, Nr.212, Seite T1)

Interessenverbände, Entwicklungsabteilungen, Etatleiter, Marketingagenturen und natürlich auch Designer, also diejenigen die heutzutage über die Entwicklung, Gestaltung und Produktion neuer Technologien entscheiden oder dabei mitwirken, scheinen sich in zwei Bereichen zu irren. Einerseits glauben sie menschliche Bedürfnisse und damit die Wünsche ihrer potentiellen Zielgruppen richtig einschätzen zu können und müssen dabei immer wieder feststellen, dass dies nicht der Fall ist. So war z.B. die Mercedes A-Klasse bei Senioren weit erfolgreicher als bei ihrer eigentlichen “Zielgruppe“ den jungen Familien, denen die Marke ein preiswertes Einstiegsmodell offerieren sollte. Viele Kunden im fortgeschrittenen Alter besassen nur noch wenig Motivation, sich in flache Coupés zu zwängen und empfanden das Modell als willkommene Gelegenheit, weiterhin Mercedes zu fahren. Andererseits gilt immer noch das alte Prinzip der Ökonomen, dass wir umso glücklicher sind, je grösser unsere Optionsvielfalt ist, sei es bei der Auswahl aus einer Produktpalette oder bei der Auswahl an Funktionen eines technischen Geräts. Dieses Prinzip war in Zeiten der Mangelwirtschaft sicherlich sinnvoll und zutreffend. Aber in Zeiten des Wohlstands und des Internets sowie der damit verbundenen dauernden Verfügbarkeit von soften und harten Waren verliert es zum Teil seine Gültigkeit. Vergleicht man z.B. die Geschäftsmodelle der beiden Onlinewarenhäuser Ebay und Brand4Friends so fallen einem zwei Dinge auf. Beide setzen sozusagen auf das Schnäppchenprinzip. Bei Ebay hat man die Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder - 13


Möglichkeit über Auktionen nur das für ein Angebot zu bezahlen, was es einem auch wert ist. Der Selbstversuch zeigt allerdings, dass man meistens doch mehr ausgibt als man ursprünglich vor hatte. Brand4Friends hat dagegen feste Preise, die aber von vornherein stark reduziert sind, da es sich bei den angebotenen Artikeln immer um Auslaufmodelle bekannter Marken handelt. Der entscheidende Unterschied liegt aber in der Verfügbarkeit. Während Ebay damit wirbt, immer alles für jeden und rund um die Uhr im Angebot zu haben, macht Brand4Friends erstmal offiziell überhaupt keine Werbung, sondern man bekommt nur über eine Einladung Zutritt zum Shop. Das Angebot ist eigentlich sehr begrenzt, da immer nur wenige Artikel in kurzen Aktionsintervallen angeboten werden. Aber das Prinzip geht auf, da die Reduzierung des Angebots in diesem Fall den Reiz ausmacht. Für sein erfolgreiches Geschäftsmodell wurde das junge Unternehmen mittlerweile mehrfach ausgezeichnet. Auch James Surowiecki glaubt in bewusster Einschränkung einen möglichen Ausweg aus dem Dilemma des Überangebots gefunden zu haben und berichtet von einem Experiment, das die Professoren Mark Lepper (Stanford University) und Sheena Iyengar (University of Columbia) durchführten. Dabei wurden zwei Probandengruppen in einem Supermarkt jeweils mit einem grossem und einem kleinen Produktangebot konfrontiert. Aus der Gruppe mit der grösseren Auswahl kauften lediglich 3% etwas, wohingegen sich aus der Gruppe mit dem kleineren Angebot 30% für einen Kauf endschieden. Dazu meint Surowiecki: “More choices often make people frustrated because they have no reasonable way to navigate through them. What the Internet offers, at least in a nascent form, is a host of mechanisms collaborative filtering, shopbots, consumer-rating sites that give people the tools to make informed choices relatively quickly and easily, reducing paralysis and making them happier. The important point here is that among the infinite choices that the Internet offers, one is the option of less choice.“ (Quelle: http://www.technologyreview.com/Biotech/14091/?a=f)

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MINIMIZE TO THE MAX Der Trend der Miniaturisierung Neben dem Trend elektronische Geräte mit immer mehr Funktionen zu versehen, gibt es noch eine weitere wichtige Tendenz des technischen Wandels und zwar die Verkleinerung, wie sie z.B. bei Handys zu beobachten ist. Die erste Generation sogenannter C-Netz Telefone, die in den 80`er und 90`er Jahren in Deutschland verbreitet waren, verdienten sich den Zusatz Mobil nur aufgrund eines Tragegriffes und weil sie kabellos funktionierten. Sie hatten aber noch die Grösse einer Aktentasche und mussten auch so transportiert werden. Dank des “Mooreschen Gesetzes“ halbiert sich aber die Grösse von Microchips alle zwei Jahre und normale Handys passen heute in jede Hosentasche. Man geht davon aus, dass diese Gesetzmässigkeit noch mindestens 20 Jahre Bestand hat und sich dieser Trend daher noch dementsprechend lange fortsetzen wird. Meldungen wie diese von der Microsoft Homepage werden uns demnach noch eine Weile erreichen. “Miniaturisierung allerorten. Viele interessante Geräte präsentierten Unternehmen aus Taiwan, China und Korea. So zeigte beispielsweise die taiwanesische Firma Lead Data den wahrscheinlich winzigsten Fernseher der Welt. Mit weniger als zehn mal fünf Zentimetern ist der DT25v1 genauso klein wie eine Visitenkarte. Der gestresste Unternehmer kann damit schnell die neuesten Wirtschaftsnachrichten oder auch einfach Fussball ansehen, wenn er unterwegs mal warten muss. … Miniaturisierung war überhaupt einer der wichtigsten Trends auf der IFA. Die niederländische Firma Freecom präsentierte ihre superkleinen Datenspeicher ToughDrive XXS. Das Gehäuse ist so gross wie eine Packung Zahnseide und besteht aus gehärtetem Kunststoff. Auf so einer Mini-Festplatte lassen sich natürlich viele geschäftliche Präsentationen abspeichern, die man dann mit einem Beamer, zum Beispiel dem Acer PD726W, an die Wand projiziert.“ (Quelle: http://www.microsoft.com/germany/kleinunternehmen/aufgaben/technik-clever-einsetzen/trends/ mehr-funktionen-immer-kleiner-topthemen-von-der-ifa-2006.mspx)

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Der Trend der Miniaturisierung führt zu immer kleineren Endgeräten, deren Bedeutung für unser alltägliches Leben stetig wächst, da sie uns ständig und überall Zugriff auf Information, Kommunikation und Unterhaltung ermöglichen. Bei diesen Geräten steht unsere Wahrnehmung von Technologie und deren Bedeutung für unser Leben im krassen Gegensatz. Wir haben uns zwar längst daran gewöhnt, dass wir die Technologien, die im “Inneren“ unserer Maschinen und Computer ablaufen, grösstenteils nicht mehr wahrnehmen oder verstehen können. Dies ist womöglich die zwangsläufige Konsequenz eines Prozesses, in dem Technologien sich unserer immer komplexer werdenden Gesellschaft anpassen bzw. in dem sich unsere Gesellschaft immer neuen Technologien anpasst. Aber dieser Prozess birgt auch Gefahren. Denn Technologie entwickelt sich heute so schnell, dass ein bewusster Umgang mit diesem Wandel immer schwerer möglich wird. Wenn die Entwicklung des Buchdrucks oder die Erfindung der Eisenbahn unsere Massstäbe schon derart verändert haben, scheint es durchaus bedenklich bzw. bedenkenswert, welche Auswirkungen miniaturisierte oder gar unsichtbare Technologien auf uns haben werden. Die Visionen gehen längst in Richtung Nanotechnologie und der Verschmelzung von Mensch und Maschine. “Es wird keine Unterschiede zwischen Mensch und Maschine oder zwischen physischer und virtueller Realität mehr geben. … Dies wird viel schneller passieren als viele heute glauben“ sagt Dr. Ray Kurzweil, Erfinder der optischen Texterkennung (OCR) und Visionär. Kurzweil berechnet technische Entwicklungen der Zukunft, auf Basis der “Mooreschen Gesetze“, und hatte damit bisher erstaunlich oft recht. Doch dieser Trend soll hier nicht weiter ausgeführt werden, sondern nur eine weitere Tendenz des technischen Wandels zeigen. In meiner Arbeit wird es schliesslich darum gehen diese Trends zu hinterfragen. Brauchen wir wirklich nur immer kleinere und smartere Tools und hier und da ein Softwareupdate? Oder haben die Nutzer und Käufer dieser Tools vielleicht noch andere verborgene Bedürfnisse die bisher in der Produktwelt elektronischer Objekte zu wenig Beachtung fanden? Da uns die Produkte des technischen Wandels bisher nicht nachhaltig glücklich gemacht zu haben scheinen, will ich versuchen, mögliche Alternativen in der Konzeption und Gestaltung elektronischer Objekte zu finden.

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(Bild: A photo documenting the evolution of the mobile phone, by Andynormancx, http://www.norman.cx)

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Unsichtbar Strahlung im Alltag “Unsichtbarkeit ist jener Zustand, in dem ein Gegenstand, eine Substanz oder eine Strahlung für das menschliche Auge nicht wahrnehmbar ist. Unsichtbar im transzendenten Sinn sind auch übernatürliche Dinge und die meisten geistigen Vorgänge; sie können jedoch einer Erkenntnis zugänglich sein. Bei der Unsichtbarkeit im engeren Sinne handelt es sich um physikalische Umgebungsbedingungen, unter denen ein normalerweise sichtbarer Gegenstand für Menschen nicht mehr erkennbar ist.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Unsichtbarkeit)

Während ich hier im 4.Stock eines Neuköllner Hinterhofs vor meinem 1.33 GHz, 512 KB, 768 MB, 167 MHz, G4 PowerBook sitze und versuche, über technologischen Fortschritt, dessen Wahrnehmung und einen möglichen gestalterischen Umgang damit zu reflektieren, werde ich unnachgiebig von abwechselnd 7 bis 10 Netzwerken mit so klangvollen Namen wie Home, Netgear, WLAN-751187 aber auch Wurstsuppe und IMPERIUM durchströmt. Wie gerne wüsste ich, welcher meiner Nachbarn sein W-Lan Netzwerk Wurstsuppe nennt. Natürlich habe ich da so meine Vermutung, aber ich kann mich auch irren. Noch viel lieber wüsste ich aber, welche Art von Daten mich den ganzen Tag durchwandern. Die Vorstellung dass der etwas unscheinbare Mann aus dem zweiten Stock 24 Stunden am Tag schmutzige Filmchen durch meine Synapsen jagt, macht mich nicht krank, aber sie beunruhigt mich doch ein wenig. Doch was beunruhigt mich daran eigentlich, ausser der Sorge um den geistigen und moralischen Zustand meines Nachbarn? Ist es die Vorstellung, welche Spuren oder sogar Schäden die Strahlung der Netzwerke in meinem Körper hinterlassen könnten? Schaut man sich nämlich das kürzlich von Microsoft registrierte Patent (US-Patent Nr. 6,754,472) zur Übertragung von Strom und Daten über den menschlichen Körper an, könnte man fast auf die Idee kommen, dass die per W-Lan übertragenen Daten doch nicht einfach so durch unseren Körper wandern, ohne dabei Spuren zu hinterlassen. Es könnte ja auch sein, dass unterschiedliche Datenarten auch verschiedene Wirkungen 20 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


auf uns haben. Wie wäre es z.B. mit krebserregenden Raubkopien? So unwahrscheinlich es klingen mag, aber der angeschlagenen Musikindustrie wäre damit natürlich auf einen Schlag geholfen. Oder ist es das Unsichtbare und damit Unverständliche an sich, was verunsichert? Denn das Bewusstsein bzw. Wissen über Technologien zur drahtlosen Übertragung von Informationen ist, im Gegensatz zu ihrem Gebrauch, bei den meisten Menschen relativ gering. Obwohl diese Technologien mittlerweile ein nicht wegzudenkender Bestandteil unseres alltäglichen Lebens sind, wissen nur die Wenigsten wie sie wirklich funktionieren. Zur Erklärung: Wie ein Brief vom Absender zum Adressaten gelangt, können sich die meisten Menschen wahrscheinlich noch relativ gut vorstellen. Nach dem Verfassen des Briefes wird dieser in den Briefkasten geworfen und gelangt von dort zur Post. Auf der Post werden die Briefe dann nach Grösse und Bestimmungsort sortiert und an andere Postzentren weitergeleitet. Dieser Vorgang wiederholt sich einige Male, je nachdem, wie weit Absender und Adressat auseinander liegen, bis der Brief ein paar Tage später im Briefkasten des Empfängers landet. Manchmal sieht er dann auch etwas mitgenommen aus und Briefmarken und Stempel berichten von einer langen Reise. Eine E-Mail hingegen erreicht ihren Empfänger meistens völlig unversehrt innerhalb von Sekunden, egal welche Distanz sie dafür zurücklegen muss. Das ist natürlich ein grosser technologischer Fortschritt, da wir dadurch viel schneller und einfacher kommunizieren können und z.B. mit Menschen vom anderen Ende der Welt zusammenarbeiten können, ohne dass uns die Zeitverschiebung dabei in die Quere kommt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch weniger positive Begleiterscheinungen, auf die ich an anderer Stelle noch genauer eingehen werde. Eine davon ist aber, dass wir die Technologie und deren Prozesse nicht mehr verstehen, weil sie sich mehr und mehr unserer Wahrnehmung entziehen. Auch ich als langjähriger Nutzer des Internets habe bei einer legendären Sendung mit der Maus zum Thema Internet so einiges lernen können bzw. überhaupt erst verstanden. Anschaulich und unterhaltsam wurde dort erklärt, wie der Datenverkehr im Internet funktioniert. Statt die Datenströme anhand von Computergrafiken zu erläutern, trugen verkleidete Schauspieler die Bits und Bytes als Briefe durch das WDR-Gebäude. Den DNS-Server, der für eine URL die entsprechenden IP ermittelt, stellte ein alter Mann Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder - 21


dar, der die Adressen in einem grossen Kartei-Archiv nachschlagen musste. Dass die Internet-Sachgeschichte schon vor Jahren gedreht wurde, merkte man spätestens, als das Modem wie wild piepste. Da sich an der grundlegenden Funktionsweise des World Wide Web aber nichts geändert hat, ist der Film auch heute noch interessant - für Kinder wie auch für Erwachsene mit Internet-Bildungslücken. (Link: Die Sendung mit der Maus mit Thema Internet im Internet, http://www.wdrmaus.de/sachgeschichten/ internet/index.phtml?Seite=alle & http://www.youtube.com/watch?v=QZMGGbfY7FQ)

Unerforscht Ursachen und Unterscheidungen Es ist also das Unsichtbare worum es hier gehen soll. Genauer gesagt Strahlungsfelder, die heute durch die alltägliche Verwendung von elektrischen Geräten und drahtlosen Informationsübertragungstechnologien hervorgerufen werden. Mein Hauptaugenmerk gilt dabei elektromagnetischen Feldern, Mobilfunk und W-Lan, das in einigen Ländern auch als WIFI bekannt ist. Diese Strahlungsfelder versinnbildlichen meiner Meinung nach am stärksten den modernen Konflikt zwischen der Nutzung und der Wahrnehmung einer Technologie. Sie sind einerseits das allgegenwärtige Produkt von Technologien, die kaum noch aus unserem Leben wegzudenken sind und entziehen sich andererseits komplett unserer sinnlichen Wahrnehmung. Landläufig werden diese Strahlungsfelder unter dem Begriff “Elektrosmog“ zusammengefasst. Diese eingebürgerte Kombination der Wörter Elektro und Smog soll im Prinzip eine Ursache und deren Wirkung bezeichnen. Das Problem ist nur, dass weder Ursache noch Wirkung ausreichend bekannt bzw. erforscht sind. Elektrische Geräte wie Handys, Computer, Fernseher und Radios strahlen für das menschliche Auge unsichtbare elektrische Felder aus und “verschmutzen“, so wird vermutet, bei übermässigem Gebrauch unseren Lebensraum. Obwohl sich beim Thema Elektrosmog für gewöhnlich die Geister scheiden, ist man sich bei der Definition von Art und Herkunft der Strahlenfelder noch grösstenteils einig. Die Definition liest sich laut Bundesamt für Strahlenschutz folgendermassen: 22 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Zur Unterscheidung der verschiedenen Strahlungsarten dient ihre Wellenlänge bzw. ihre Frequenz, d.h. die Anzahl der Schwingungen in einer Sekunde (Masseinheit: Hertz [Hz]; 1 Schwingung in einer Sekunde entspricht 1 Hz). Frequenz und Wellenlänge sind fest miteinander verbunden. Sie sind ein Mass für den Energietransport der Strahlung. Strahlungsarten mit hohen Frequenzen und kurzen Wellenlängen sind energiereich. Im elektromagnetischen Spektrum werden statische Felder, niederfrequente Felder, hochfrequente Felder, Mikrowellen, optische und ionisierende Strahlung geordnet nach Frequenz bzw. Wellenlänge dargestellt. Diese Bereiche des Spektrum weisen fliessende Übergänge auf. Statische elektrische und magnetische Felder (0 Hz) treten natürlich in der Umwelt auf. Sie treten aber auch bei manchen Verkehrssystemen (z.B. Strassenbahnen) und bei industriellen Prozessen auf und werden zunehmend auch in der Medizin (Magnetresonanz) eingesetzt. Niederfrequente elektrische und magnetische Felder (grösser 0 Hertz bis 100 Kilohertz) treten überall dort auf, wo elektrische Energie erzeugt, transportiert oder angewendet wird. Im Alltag sind dies hauptsächlich die elektrischen und magnetischen Felder, die durch die Stromversorgung (50 Hz) und elektrifizierte Verkehrssysteme wie Eisenbahnen (16 2/3 Hz) entstehen. Aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften liegen im niederfrequenten Bereich elektrische und magnetische Felder entkoppelt vor. Hochfrequente elektromagnetische Felder (>100 kHz - 300 GHz) kommen in unserem Alltag hauptsächlich bei Anwendungen vor, die zur drahtlosen Informationsübertragung bei Rundfunk, Fernsehen oder Mobilfunk verwendet werden. Die biologischen Wirkungen der elektromagnetischen Felder hängen von deren Frequenz ab. Daher muss zwischen den Wirkungen hoch- und niederfrequenter Felder deutlich unterschieden werden. (Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz, http://www.bfs.de/de/elektro/faq/faq_emf.html)

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Unbekannt Auswirkungen und Grenzwerte Obwohl Magnetismus und Elektrizität den Menschen seit ihrer Entdeckung faszinierten, sind die Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf unsere Gesundheit bis heute äusserst umstritten und zu grossen Teilen unerforscht. Magneten wurden bereits sehr früh zur Orientierung in der Seefahrt verwendet, und auch die Medizin interessiert sich schon seit dem Mittelalter für Magnetismus. Damals wie heute lässt diese unsichtbare Kraft viel Raum für die unglaublichsten Spekulationen. Schaden Computer, Heizkissen oder Handys dem Menschen? Kann man Zivilisationskrankheiten auf elektromagnetische Felder zurückführen? Haben Magnetenfelder heilende Wirkungen? Wie in kaum einem anderen Bereich treffen hier die Fronten von Forschung und Fiktion aufeinander und beschäftigen zunehmend sogar Politiker und Juristen. Sowohl unerklärliche übernatürliche Heilkräfte als auch anerkannte medizinische Methoden basieren auf Magnetfeldern. Wunderheiler und Firmen propagieren Geräte und Vorrichtungen zur Therapie unterschiedlichster Erkrankungen, Bürgerinitiativen streiten mit Behörden und Industrie um die Installation neuer Fernleitungen und Sendemasten. Elektrosmog erregt und polarisiert die Gemüter. Der Diskurs bewegt sich dabei leider häufig zwischen Hysterie und Verharmlosung. Wie gefährlich die von Handys, Mobilfunksendern und W-Lan-Routern ausgehenden Strahlungen wirklich sind, bleibt dabei vorerst unbekannt? Denn deren Auswirkungen sind bisher noch lange nicht ausreichend erforscht. Und das auch, weil viele der für die Strahlungen verantwortlichen Technologien noch nicht lange genug auf dem Markt sind. Es gibt natürlich in Deutschland und anderen Ländern Richtlinien und Grenzwerte die Verbraucher vor möglichen Gefahren schützen sollen. Wie in den meisten Länder folgt man dabei in Deutschland den Empfehlungen der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP). Diese wird auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sowie der EU als normgebende Institution anerkannt. 24 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


Diese Grenzwerte sind Maximalwerte, das heisst sie sind so gewählt, dass sie sogar bis zu einem gewissen Punkt überschritten werden können, ohne direkt gesundheitliche Schäden zu verursachen. Sie basieren grösstenteils auf thermischer Wirkung, also der Erwärmung einzelner Körperregionen durch das Absorbieren elektromagnetischer Felder. Abhängig von der Frequenz führt ein äusseres Feld einer bestimmten Stärke zu unterschiedlich starken Effekten im Körper. Deshalb sind auch die abgeleiteten Grenzwerte frequenzabhängig. Die offizielle Festlegung lautet momentan, dass bei Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte keine gesundheitlichen Gefahren zu befürchten sind. Auf der anderen Seite gibt es aber auch wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass auch bei Feldstärken unterhalb der gültigen Grenzwerte biologische Effekte auftreten können. So hat z.B. ein finnisches Forschungsinstitut in einer 2006 veröffentlichten Studie auf einen Zusammenhang zwischen der genetischen Disposition und einer möglichen Schädigungen der menschlichen Erbsubstanz durch Handystrahlung hingewiesen. “Mobile phone radiation causes changes in gene and protein expression in human endothelial cell lines and the response seems to be genomeand proteome-dependent“ (Quelle: http://www.biomedcentral.com/1471-2164/9/77)

Hinzu kommen Berichte über Krebserkrankungen, Impotenz, Epilepsie und eine grosse Anzahl subjektiver Äusserungen über Befindlichkeitsstörungen wie Schlafstörungen, Herzrhythmusstörungen, Infektanfälligkeit, BurnOut-Syndrom, Depressionen, Gedächtnisstörungen, Lernprobleme und Hyperaktivität bei Kindern, chronische Kopfschmerzen, Blutdruckveränderungen, Veränderungen im Hormonhaushalt. (Quelle: http://www.elektrosmog.com, http://www.buergerwelle.de, http://www.izgmf.de)

Man stösst auf individuelle Leidensgeschichten wie die des 27 jährigen Ulrich Weiner aus Erlebach in Bayern. Der Unternehmensberater für Telekommunikation (!) war schon als Kind von Elektronik und kabelloser Datenübertragung fasziniert und betrieb bereits im Alter von 15 Jahren mit einem Freund eine Vertriebsfirma für Mobiltelefone. Mit zunehmender Geschäftstätigkeit wuchs auch die Dauer der Gespräche am Handy. Bis er erste gesundheitliche Probleme spürte und Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder - 25


schliesslich während einer Tagung einen schweren körperlichen Zusammenbruch erlitt. Anfälle dieser Art wiederholten sich und die Symptome füllen eine lange Liste von Kreislaufbeschwerden über Kopfschmerzen, Hörsturz, Erbrechen und Durchfall. Weiner vermutet die Ursache dafür in der Handy-Strahlung und entschloss sich deshalb, einen Wohnwagen zu kaufen, mit dem er sich flexibel von Funkloch zu Funkloch bewegen kann. Ein dauerhaftes Leben in der Stadt ist für ihn nicht denkbar und wenn er sich doch in “verstrahltes Gebiet“ begeben muss, trägt er dabei einen weissen Strahlenschutzanzug. Der Fall wurde zum Politikum als Weiner auf die Idee kam in einem alten leerstehenden Hotel, das in einem kleinen Tal ohne Handyempfang steht, ein Erholungszentrum für “Elektrosensible“ Menschen wie ihn zu bauen. Die Mobilfunkbetreiber konnten oder wollten ihm aber nicht garantieren, in diesem Gebiet in Zukunft keine neuen Funkmasten zu bauen, denn das widerspräche ihrem Versorgungsauftrag. Rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland behaupten von sich “elektrosensibel“ zu sein. Trotzdem ist Elektrosensibilität in Deutschland bislang keine anerkannte Krankheit. Obwohl Ulrich Weiners Ärzte dessen Symptome sehr ernst nehmen und ihn auch nicht für einen Simulanten halten, ist noch längst nicht bewiesen, ob es wirklich einen Zusammenhang zwischen seinen gesundheitlichen Problemen und elektromagnetischer Strahlung gibt. Eine 2006 veröffentlichte Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) konnte jedenfalls “keine Hinweis auf eine erhöhte Sensitivität der Wahrnehmungsfähigkeit bei den “elektrosensiblen“ Personen“ finden und führte das Phänomen daher eher auf die “psychische Struktur oder die individuelle Stressverarbeitung“ der betreffenden Personen zurück. Wie emotional der zu dieser Thematik geführte Diskurs ist, zeigen Kommentare die zur Veröffentlichung dieser Studie im Internet abgegeben wurden. Ein paar von ihnen möchte ich an dieser Stelle in chronologischer Reihenfolge zitieren. Da sie meiner Meinung nach sehr gut das gesamte Spektrum an Wissen, Halbwissen, Unwissen, Emotionen und Ideologie beschreiben, das auf diesem Feld anzutreffen ist.

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Unsachlich Die Disskusion zum Thema Elektrosmog Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 11:23 Autor: Replay Schon mal was von Langzeitreaktion gehört? Wenn ich neben einem Radiowecker schlafe, bekomme ich auch keine Krankheiten. Wenn ich aber jahrelang neben einem solchen Gerät schlafe, weiss ich nicht, welche Auswirkungen das hat. Wenn man sich mal in der Nähe eines Mobilfunkmasten aufhält, werden einem nicht gleich die Haare ausfallen. Lebt man aber in der Nähe eines solchen Mastes, ist man also 24 x 365 x X der Mikrowellenstrahlung ausgesetzt, kann niemand eine Garantie geben, dass es gesundheitlich unbedenklich ist. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 11:53 Autor: Kidiot Da sind wir uns also schon mal alle einig. Der Versuch war Schwachsinn. Ich zähle mich nicht gerade zu den “Elektrosensiblen“ (sonst hätte ich mir wohl den falschen Beruf ausgesucht), aber ich finde es auch immer wieder interessant dass ich wenn ich mein Handy über längere Zeit in der gleichen Tasche trage dann irgendwann genau an dieser Stelle ein Kribbeln und Muskelzucken entwickelt. Fühlt sich dann so ähnlich an als wäre es der Vibrationsalarm, passiert aber komischerweise auch oft wenn das Handy dann gerade mal _nicht_ in der Tasche ist. Dieser Test ist ähnlich zu Bewerten wie die lustigen Studien von Microsoft in denen sie immer wieder feststellen dass Windows zuverlässiger, sicherer usw. als andere Betriebssysteme ist...

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 24.11.06 - 11:48 Autor: Chillie Handys funken in der Tasche nicht! Wenn Du die Zelle wechselst melden sie sich kurz in der Zelle an! ansonsten ganz selten mal ein “Ich bin noch da“. Nimm´ mal den Akku raus und guck ob´s immer noch kribbelt ;-) Vielleicht eine allergische Reaktion auf das Gehäusematerial? Oder das Waschmittel das Du verwendest da die Hose durch das Handy besonders starken Kontakt zur Haut hat? DAS ist ja gerade der Versuch... wenn man Dir in jede Tasche ein Telefon stecken würde und du könntest sagen welche Seite funkt und welche nicht dann hättest DU den Beweis gebracht für die Existenz!! Ich bin gespannt! Nur Mut! (Vielleicht ist “Wetten Dass..!“ das richtige Forum um nicht in die Mühlen der Mobilfunkerverschwörung zu kommen ;-) Chillie ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 12:29 Autor: alles mit mass Schon was von Grenzwerten gehört. Radioaktivität kommt auch in der Natur vor und das nicht zuwenig.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 12:49 Autor: Udo Stenzel ...wobei es hier nur auf den letzten Satz ankommt, den der sagt, dass du keine Ahnung hast. Radiowecker geben überhaupt keine elektromagnetischen Wellen ab, ausser sie haben eine beleuchtete Anzeige. Alberne Versuche wie dieser sind absolut notwendig, um zu demonstrieren, das wissenschaftlich ungebildete Schreihälse wie du besser ignoriert werden ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 12:54 Autor: Replay Genau der letzte Satz ist eben die Essenz. Niemand weiss genau, welche Langzeitauswirkungen elektromagnetische Felder oder Mikrowellenstrahlung auf den Organismus haben. Wenn Du schon so ein Klugscheisser bist, wäre es mit Sicherheit von wissenschaftlicher Interesse, wenn Du meinen letzten Satz beantworten kannst. Kannst Du nicht? Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die... Ach ja, zum Thema “wissenschaftlich ungebildet“. Wenn Du wüsstest, was ich beruflich mache :P ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 13:10 Autor: Taiteilija Lass es uns bitte wissen. Dafür erkläre ich dir auch, wieso du vor deinem gefürchteten Radiowecker keine Angst haben musst. Dieser ist lediglich ein Empfänger; gesendet wird von Zeitzeichensender wie zum Beispiel dem DCF77. Folglich sind die elektromagnetischen Wellen ständig um uns - völlig egal, ob nun ein Funkwecker neben unserem Bett steht oder nicht.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 13:20 Autor: MM Was du meinst ist ein Funkwecker. Ein Radiowecker ist ein Wecker mit eingebautem Radio, hat aber nicht notwendigerweise ein Modul zum Empfangen der Zeitzeichen. Deshalb muss man bei diesen Modellen dann auch die Zeit selbst einstellen. Radiowecker haben üblicherweise einen Stromanschluss, einen Trafo der die Netzspannung herunterregelt und erzeugen somit “Strahlung“, eigentlich magnetische Felder. Ob das gefährlich ist, weiss man nicht so genau. Wenn das Radio läuft könnts noch ein Problem geben, da muss man das Empfangssignal runtermischen, wozu man eine hochfrequente Quelle braucht. Jedenfalls bei Frequenzmodulation, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wer einen Mittelwellensender einstellt um davon geweckt zu werden. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 14:06 Autor: mm2 Super, MM. Ich habe schon gedacht, dass in diesem Thread keiner weiss, um was es eigentlich geht. Wenigstens einer blickt´s noch. DANKE! DANKE! DANKE! PS: Das Höchstalter für Forenschreiber scheint wohl auf 16 gefallen zu sein...... ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 20:08 Autor: Udo Stenzel Der Wecker strahlt nicht, du dumme Nuss. Psychologe?

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 21:38 Autor: Arne Babenhauserheide Wie wär“s mit Höflichkeit? ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 22:34 Autor: Udo Stenzel Warum? Leute wie der gefährden den Bildungsstandort Deutschland. Wenn diese “ich habe keine Ahnung und deshalb müsst ihr mich ernst nehmen“-Einstellung um sich greift, gibt es hier bald niemanden mehr, der rational denken kann. Dieses Kroppzeuch zu vermehren bringt uns direkt zurück ins Mittelalter. (Aber vermutlich ist eh nichts mehr zu retten.) ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 23.11.06 - 12:36 Autor: ThadMiller Man man man, wie ich diese Klugscheisser hasse. Wenn du was nicht weisst, zumindest nicht genau (In diesem Fall:Der Wecker strahlt nicht). Dann schreib doch einfach “Entgegen deiner Meinung glaube ich, das der Wecker nicht strahlt“ Dann könnte man dich höflich darauf hinweisen das er selbstverständlich “strahlt“. Jedes Elektrogerät, sogar jedes Kabel erzeugt elektrom. Felder. Warum meinst du das man im Schlafbereich weitestgehend auf solche Geräte, Verkabelungen isw. verzichten soll? Nicht dein Unwissen stört mich. Auch nicht dein überhebliches Gerede als wärst du der letzte vernünftige Vertreter des “Bildungsstandortes Deutschland“ Es ist einfach deine unfreundliche Art. Oder um mich selbst zu Zitieren: “Unfreundlichkeit ist ein Privileg der Überlegenen“ mit freundlichem Gruss Thad

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 23.11.06 - 23:15 Autor: Udo Stenzel Jaja. Besonders ein abgeschaltetes, batteriebetriebenes Gerät. Und ein Radio, welches dem elektrischen Feld Energie entnimmt, erzeugt eher einen Schatten. Und du führst mir vor, wie eine Uhr ein nachweisbares Strahlungsfeld erzeugt. Messen, nicht theoretisieren. Ausschliesslich weil Armageddonisten, die Unsinn wie “Oh mein Gott! Ein Promille mehr elktromagnetische Energie! Wir müssen alle sterben!“ plärren, ernst genommen werden. Kauf dir eine Kupfergeflechtmatratze, wenn du Angst vor Strom hast, aber spar dir die dummen Emfehlungen an Menschen mit Hirn. Ja verdammte Axt, und genau das ist das Problem! Am Unwissen von Leuten, die das Maul aufreissen, sollte sich sehr wohl jeder stören! Mir ist es scheissegal ob beispielweise Replay freundlich ist, mich stört ausschliesslich, dass er dumm ist und trotzdem Wissenschaftlern in ihre Versuche reinreden will. Höflichkeit skaliert nicht. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 23.11.06 - 17:39 Autor: Udo Stenzel Wozu? Du bist anonym (hatte sich darüber nicht gerade /jemand/ beschwert?), und du bist dumm. Wecker strahlen nicht, keine Strahlung hat auch keine Wirkung. Wenn“s bei dir nicht für elementare logische Folgerungen reicht, sehe ich nicht, welches Niveau es überhaupt zu halten gäbe. Zurück zum Thema: Radiowecker strahlen nicht. Du hast trotzdem Angst. Du bist dumm.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch? NEIN Datum: 22.11.06 - 13:45 Autor: Ralf Kellerbauer Whm 1. Das eigene Handy ‚strahlt“ viel stärker als jeder Mast, da die Sendeleistung quadratisch bis kubisch mit der Entfernung abnimmt. Da machen dann vielleicht 500-20.000 gleichzeitige Telefonate / Kontakte zu Handys am Mast auch nicht s aus. 2. Schon seit A.Einstein bzw. dem letzen Sonnenbrand sollte man wissen, dass Strahlung nur über ihre Frequenz wirkt. Wenig UV-Licht schadet, die geballte IR-Strahlung eines Lagerfeuers aber nicht. Handystrahlung ist noch energieärmer als ein Lagerfeuer ... 3. Jene Personen klagten nicht über Langzeitfolgen, sondern reagierten (zuhause) auf die präsenten Strahlung. Und natürlich beim Blick auf den Sendemast. Das ist jetzt wissenschaftlich widerlegt, der Mensch hat keine Rezeptoren für solche Wellen. Im übrigen könnten nur Gebilde mit dem Aussmass einer Handyantenne als Empfänger dienen und jene haben wir nur in Form von Blutgefässen oder einzelnen Nervenzellen im Körper. 4. Ohne Antenne auch keine Wirkung möglich, selbst im Langzeitbereich. Nur bestimmte Mikrowellen bestimmter ihre Frequenz können Wärme durch Rotation von Wassermolekülen umwandeln. In Summe ist der Versuch ein (weiterer) Beweis für die Richtigkeit der Modellvorstellung über die Natur seit A.Einstein bzw. den Funktechnikern. Meines Wissens nach gibt es weltweit über 5.000 Studien bzgl. Handy - alle entweder sofort oder im Nachgang mit unkritischem Ergebnis.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– genau Datum: 22.11.06 - 13:49 Autor: @ genau: ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Genau lesen Datum: 22.11.06 - 14:06 Autor: der tux Mal das PDF lesen [www.baua.de] dort steht folgendes drinn: Zitat: Sowohl Personen, die eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch eine “Elektrosensibilität“ angaben, als auch unbelastete Personen (Kontrollgruppe) wurden in einem Zeitraum von einer Stunde 3 x 10 Minuten lang einer definierten Feldexposition ausgesetzt, wobei sie nicht wussten, wann dieses Feld und für wie lange eingeschaltet war. In der übrigen Zeit blieb im Labor die Umgebung feldneutral. Für eine Gruppe “elektrosensibler“ Personen war die Feldexposition durch ein magnetisches 50-Hertz-Feld mit der Stärke von 10 Mikro-Tesla (1/10 des Grenzwertes für die Allgemeinbevölkerung) gegeben, für die andere Gruppe “elektrosensibler“ Personen wurde ein gepulstes GSM-Funksignal eingesetzt, das von einem Mobiltelefon mit maximaler Sendeleistung (2 Watt) abgegeben wurde, das neben dem Kopf des Probanden in 30 cm Entfernung positioniert war. Zitat Ende. Da wird mit zweierlei Mass gemessen. auf der einen Seite 50 Hz magnetisch und auf der Anderen Seite ein gepulstes GSM Signal im GHz bereich. Die Feldstärkewerte müsste man mal ausrechnen. Für mich ist dieser Test absolut untauglich. Das wäre wie bei einem Crashtest. der kleinwagen wird mit 10 Kmh an die wand gedonnert und die Grosslimusine mit 80 kmh. Ich selbst glaube allerdings nicht an diese Elektrosensibilität. Durch solche “Untersuchungen“ wird aber m.E. nichts bewiesen.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 14:05 Autor: Martin2 Mal andersrum: Brieftauben finden über grosse entfernungen wieder nach hause. Man hat schon viele experimente gemacht, aber man weiss es immer noch nicht sicher, wie sie das machen. Offensichtlich kann das gehirn kleinste magnet+ und el. felder wahrnehmen. Aber unsere wissenschaft ist zu dumm. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 14:07 Autor: Martin2 Herr Röntgen hat auch jahrelang mit seinen strahlen rumgespielt. Immer schön nach dem motto: also ich merk nix. Dann war er auf einmal tot. ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– Re: Bescheuerter Versuch Datum: 22.11.06 - 14:14 Autor: nil Also das ist echt übertrieben formuliert, Röntgen ist immerhin 78 Jahre alt geworden, und das ist SEHR nahe an der heutigen Lebenserwartung von Männern (oder gar darüber). So gesagt könnte ich aus dem Beispiel ableiten dass Röntgenstrahlung lebensverlängernd wirkt, genauso ein Blödsinn wie deine Aussage. (Quelle: http://forum.golem.de/list.php?14549)

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Unglaublich Produkte zum Schutz vor oder Heilung durch Strahlung Also gibt es ihn nun, den gefürchteten Elektrosmog? Und wenn ja, wie sehr schadet er uns? Verschiedene Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, und auch die Forschung kann vielen Irrtümern unterliegen. Denn nicht immer passen Ursache und Wirkung in den Experimenten zusammen. Auf beiden Seiten gibt es Interessengruppen, die den Ausgang dieser Diskussion jeweils für sich entscheiden wollen. Technologiekonzerne und Oköindustrie werfen sich gegenseitig vor, Studien im eigenen Sinne zu manipulieren oder absichtlich falsche Schlüsse zu ziehen. Aber wo wissenschaftlich keine biologische, physikalische oder chemische Veränderung nachweisbar ist, kann man Auswirkungen auf das gesundheitliche Befinden wohl eher auf einen Placeboeffekt zurückführen. Allerdings wird von Physikerseite eingeräumt, dass die Wissenschaft möglicherweise mit neuen und besseren Messmethoden doch noch Nachweise erbringen könnte. Daher sollten natürlich auch irrationale Ängste, Bedenken und Hoffnungen ernst genommen werden. Letztendlich steht man als Nutzer elektrischer Geräte dieser Situation relativ ohnmächtig gegenüber. Es scheint so als würden viele Menschen deshalb dazu neigen das Phänomen Elektrosmog zu mystifizieren, wodurch eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema noch zusätzlich erschwert wird. Diese Mystifizierung elektromagnetischer Strahlung liegt wohl zu einem grossen Teil an ihrer Unsichtbarkeit. Das Unsichtbare war für die Menschen seit jeher eine Quelle von Furcht und Phantasie. Auch neue Technologien haben schon immer die Vorstellungskraft der Menschen angeregt, sie verunsichert und ihnen gleichzeitig neue Hoffnungen gegeben. Als z.B. die Ausbreitung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert eine Revolution auslöste und man mit sensationellen 40 Stundenkilometern ins kurz bevorstehende Industriezeitalter raste, fürchteten sich die Menschen zunächst auch vor den metallenen Ungetümen und glaubten, ihre Gesundheit könnte durch die hohen Geschwindigkeiten Schaden nehmen. Im Gegensatz dazu blieben die oft tödlichen Nebenwirkungen des Röntgens noch 36 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


lange Zeit unbekannt und kosteten vielen Röntgenpionieren das Leben. Stellt technischer Fortschritt für einige Menschen die Lösung aller Probleme dar, ist es für andere das Problem selbst. Ebenso werden auch drahtlose Informationstechnologien entweder als Wohl oder als Übel für die Menschheit betrachtet. Das Geschäft mit Produkten, die in irgendeiner Form mit unsichtbaren Energien und Strahlungen arbeiten, boomt. Sie versprechen Schutz vor Strahlung, aber auch Heilung durch okkulte Energien. Ebenso ungeklärt wie die gesundheitlichen Folgen der Strahlung sind dabei oft auch die Wirkungsweisen der angeboten Produkte. In den Beschreibungen ist zuweilen von traditionellen, jahrtausende alten Praktiken die Rede. Oder es wird von neuesten Forschungsergebnissen gesprochen, die sich in der Wissenschaft noch nicht durchgesetzt hätten, aber statistisch längst bewiesen wären. Einige dieser Produkte sind nachweislich unwirksam oder wirken sich sogar negativ aus. So zum Beispiel sogenannte Elektrosmogfilter. Insbesondere bei Mobiltelefonen ist vom Anbringen solcher Filter dringend abzuraten, da diese die Empfangs- und Sendeleistung des Geräts eher stören und es dadurch sogar mit höherer Leistung sendet, als in der jeweiligen Situation eigentlich erforderlich wäre. Die Palette solcher und ähnlicher Produkte mit mehr oder weniger nachweisbarer Wirksamkeit ist unüberschaubar gross.

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orgon strahler

Orgon Transmitter

energiebrett

Handy shield

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Q-link PersonAl energy system

bioProtect hAndy

elektrosmog detektor

bioelectric shield

hAndy shield

g-oyster™

circuit emf blocker

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BioProtect Handy “Diese etwa 1,5 cm grosse selbstklebende Folie eignet sich ideal zur Entstörung von Mobiltelefonen oder Schnurlostelefonen. Sie wird einfach am Gehäuse aussen aufgeklebt oder unauffällig ins Batteriefach eingelegt. Bei Schnurlostelefonen muss auch die Basisstation durch einen Aufkleber in der Nähe der Antenne entstört werden.“ (Quelle: http://www.gleichstromlicht.de/shop/G0BPHand1.htm)

Orgon-Strahler “Der Orgon-Strahler ist für die feinstoffliche Energiearbeit konzipiert worden. …Der Orgon-Strahler arbeitet durch die besondere geometrische Konstruktion (Formstrahlung) der Spitze in Verbindung mit hochwertigen verschiedenen organischen und anorganischen Materialien unter Berücksichtigung von Naturgesetzen.… Dies ist überprüfbar durch Kinesiologie, Kirlian- und Aurafotografie, Pendel, Rute, Bio- Feld- Test oder Bio-Resonanz-Messung, Dunkelfeld-Mikroskopie und Diagnose - Computer-System Prognos..“ (Quelle: http://www.weber-bio-energie-systeme.de)

Energiebrett “Das Energiebrett wird aus Erlenholz hergestellt. Die Erle gilt als Verbindungsglied zwischen der grobstofflichen und der feinstofflichen Welt, als Mittler zwischen Energie und Materie und kann deshalb besonders gut zur energetischen Aufwertung von Lebensmitteln eingesetzt werden. Der Durchmesser des Energiebretts beträgt 39,76 cm, was dem 5 1/2- fachen Wert des kosmischen Schlüssels, der Wellenlänge 7,23 cm entspricht. Das Brett ist ca. 3 cm stark. In dem Aussenrand sind 6 Mini-Orgonstrahler (mit Quarzsand, Baumwolle, Wachs, geometrischer Formstrahlung) in einem Winkel von 30° in hexagonaler Geometrie eingelassen worden. In der Mitte der Unterseite des Energiebretts sitzt ebenfalls ein Mini-Orgonstrahler. Diese Mini-Orgonstrahler können eine sechsseitige OrgonenenergiePyramide erzeugen. Stellt man Lebensmittel und Getränke für ca. 15-30 Minuten auf das Energiebrett, kann eine Harmonisierung der negativen Umweltschwingungen erfolgen.“ (Quelle: http://www.weber-bio-energie-systeme.de)

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BioElectric Shield “The BioElectric Shield works in two ways: first, by deflecting and redirecting energies that impinge on you from your environment (just as a mirror deflects light), and secondly, by reinforcing your own natural energies so they are much less susceptible to outside disturbances. This helps you to cope with the energy overload of modern day living and stress of daily life.“ (Quelle: http://sortlifeout.co.uk)

Computer Dome “The Compu Dome is one of a new breed of technological devices which, by incorporating microcrystals, converts negative electrical and magnetic emissions from VDU screens. Its energy cell creates active wave filters that produce a positive alteration on the EMF“s that are associated with computers. It is making these negative waves biocompatible to our own energy field so that it is no longer having a detrimental effect on our health and energy levels.“ (Quelle: http://sortlifeout.co.uk)

Electropaper “The most effective protection yet, made in the UK. This lining paper is ideal for both the general public living in high electromagnetic field areas, and for those who already know they are ES (Electrosensitive). It comprises aluminium foil sandwiched between strong lining paper, hangs like a normal lining paper, and can be painted.“ (Quelle: http://sortlifeout.co.uk)

Elektrosmog Detektor “Entlarven Sie die schlimmsten Strahlungsquellen in Ihrer Umgebung mit dem Elektrosmog Detektor. Der EMW Detektor erkennt elektromagnetische Felder, die von PC-Monitoren, Steckdosen, Handys und vielen anderen Elektrogeräten ausgehen. Eine dreistufige LEDSkala zeigt Ihnen zuverlässig die EMF-Belastung in den Bereichen von 0 bis 3,3, von 3,4 bis 20 sowie von über 20 Milligauss an.“ (Quelle: http://www.purenature.de/shop/a2377/elektrosmog_detektor_messgeraet.html)

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Stilvorlage DESIGN NOIR THE SECRET LIFE OF ELECTRONIC OBJECTS “Electronic objects are not only “smart“, they “dream“ - in the sense that they leak radiation into space and objects surrounding them, including our bodies. / Thinking of them in terms of dreaminess rather than smartness opens them up to more interesting interpretations. / We believe there is room for a new categoy of objects that provide complex aesthetic and psychological experiences within everyday life.“ (Quelle: Design Noir: The Secret Life of Electronic Objects, Anthony Dunne & Fiona Raby, Birkhäuser 2001)

Dieses Zitat fasst noch einmal zusammen, was heute eine der grössten Herausforderungen bei der Gestaltung elektronischer Objekte ist. Wenn wir sie weiterhin “nur“ als “smarte“, immer verfügbare und möglichst unsichtbare “Lifestyle- und Workflowtools“ betrachten, lenken wir diesen Prozess damit nicht nur unhinterfragt in vorgefertigte Bahnen, deren Wirkung wir heute noch lange nicht absehen können, sondern wir berauben uns auch potentieller Gestaltungs- und Interpretationsgrundlagen. Interaction- und Interfacedesigner spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des technischen Wandels. Dieser Wandel wird durch die Arbeit von Designern zum Teil beschleunigt und den Nutzern zugänglicher gemacht. Daher müssen sich auch Designer fragen, welche Rolle sie in diesem Prozess spielen wollen. Denn technischer Wandel bedeutet nicht zwangsläufig Fortschritt und Verbesserung, sondern zuerst einmal nur Veränderung. Mit dem Buch “Design Noir: The Secret Life of Electronic Objects“ begründeten die beiden Autoren eine neue Designströmung, in der sie gestalterische Elemente des Critical Designs mit narrativen Elementen des Film Noirs verbanden. Entsprechend der charakteristischen Merkmale des Film Noirs bei dem oft, im Gegensatz zum Hollywood-Kino, entfremdete und verbitterte Charaktere die Hauptrolle spielen, werden auch im Design Noir die Produkte nicht unbedingt auf ihre Markttauglichkeit hin gestaltet. Der Sinn und Zweck dieser Produkte erschliesst sich nicht immer auf den ersten Blick und die äussere Form lässt nicht unbedingt auf Inhalt und Funktionen schliessen. Daher scheinen diese 44 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


Objekte oft auch keinen konkreten praktischen Nutzen zu haben, zumindest keinen, wie wir ihn von konventionellen Geräten und Möbeln im Haushalt kennen. Design Noir Objekte sind meist rätselhafte Wesen mit einem eigenen komplizierten Charakter, durch den die Nutzer gezwungen werden, sich mit deren Eigenheiten ausseinander zu setzen. Aber gerade das Eigenleben und die empfundene Widerspenstigkeit wird von den Nutzern häufig als attraktiv empfunden, ebenso wie die Möglichkeit des subversiven Gebrauchs. Dunne und Raby bezeichnen dieses Phänomen als “(Ab)user-friendliness“ und vergleichen es mit den Herausforderungen beim Schreiben eines Liebesbriefs per SMS. Dabei wird die Begrenzung vom Nutzer eher als Reiz verstanden und die Kreativität zu deren Überwindung als ultimativer Liebesbeweis. Das klassische Ziel des Designs war es immer, vorhandene Probleme gestalterisch zu lösen. Wenn es regnet baut man einen Regenschirm und will ein Netzbetreiber mehr Gebühren einnehmen, baut man Handytastaturen so, dass sich Handys dauernd versehentlich ins Netz einwählen. Design Noir Objekte dagegen sollen mehr ein Anstoss sein, einer Sache gegenüber eine bestimmte Haltung einzunehmen. Im Design Noir geht es nicht darum, ein Problem zu lösen und ein den Kundenwünschen möglichst angepasstes Produkt zu gestalten, sondern es geht darum, über die subversive Exploration neuer kultureller Räume eine Diskussionsgrundlage zu schaffen. Dadurch werden die Nutzer, in dem sie z.B. die Objekte zweckentfremden, in den Gestaltungsprozess einbezogen anstatt sie nur an das Ende der Produktionskette zu stellen. Anthony Dunne meinte dazu: “Wir werden in zwei Rollen gedrängt: In die des Stylisten, der Dinge sexy macht, oder in die des Problemlösers. Aber gerade in Europa müssen wir über diesen Tellerrand hinausblicken. Vieles an grundlegender Problemlösung wird früher oder später von Computerprogrammen übernommen werden. Gleichzeitig werden mehr und mehr von den Tausenden Interaktionsdesignern in China auch dazu fähig sein, Produkte sexy zu machen. Wenn wir also in der Zukunft noch eine Rolle spielen wollen, müssen wir den Menschen zeigen, wie unser Leben sich durch Technik verändern wird und was für Konsequenzen diese neuen Möglichkeiten haben.“ (Quelle: http://www.sueddeutsche.de/computer/artikel/142/137861/)

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Das Buch “Design Noir: The Secret Life of Electronic Objects“ ist bereits 2001 erschienen und einige der darin vorgestellten Projekte sind daher mittlerweile fast 10 Jahre alt. Ein kurzer Blick in die Regale von Mediamarkt, Saturn und vieler deutscher Wohnzimmer zeigt aber, dass es deshalb noch lange nicht an aktuellem Bezug verloren hat. Daher möchte ich an dieser Stelle einige der im Buch präsentierten Projekte vorstellen. Es handelt sich bei allen Arbeiten um sogenannte “Placebo Produkte“, d.h. sie geben durch ihr Verhalten vor, eine bestimmte Funktion zu haben, die aber grösstenteils nicht real ist, sondern erst in der Vorstellungswelt des jeweiligen Nutzers entsteht. Alle Projekte haben das Thema “elektromagnetische Strahlung“ als Gestaltungsgrundlage, ohne dabei eine Wertung oder Umgangsempfehlung abzugeben. Man könnte sagen “sie spielen bloss“ und zwar mit unseren vorhandenen Erwartungen und Meinungen zu diesem Thema. Dunne und Raby ließen ihre Objekte dazu von verschieden Testpersonen über einen Zeitraum von mehreren Wochen “adoptieren“ und werteten danach mit ihnen ihre Erlebnisse mit den Objekten in einem Interview aus.

design noir objekte Electricity drain (deutsch: Elektrizitäts Ableiter) Der Electricity Drain ist ein Stuhl, der vorgibt, eine Person elektromagnetisch zu entladen, wenn sie sich nackt auf ihn setzt. Dazu wurde in der Mitte der Sitzfläche ein Stück poliertes Metall eingelassen, welches die Ladung der betreffenden Personen ableitet. Das Prinzip dazu stammt aus dem alltäglichen Umgang von sogenannten “Elektrosensiblen“ Menschen mit elektromagnetischer Strahlung. Viele dieser Personen basteln sich selbst kleine geerdete “Strahlungsableiter“ aus Draht und legen sich diese um die Finger oder ihre Hände, um so die Strahlung aus ihrem Körper zu leiten. Der Umgang mit diesem Stuhl führte bei seinen Nutzern aber zu einem ganz anderen Effekt. Denn durch die Frage in welchem Zimmer man den Stuhl am besten platzieren sollte, wurde ihnen schliesslich erst bewusst, wieviele elektrische Geräte sich überhaupt in den verschieden Räumen ihres Haushalts befanden.

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ElectrO-draUGHT EXCLUDER (deutsch: ElektrOSMOG SCHUTZSCHILD) Der Electro-Draught Excluder ist eigentlich nur eine Holzwand, auf der ein Raster aus Schaumstoffkörpern befestigt ist. Er gibt aber vor, eine Art Schutzschild zu sein, der Personen, die sich hinter ihm platzieren vor schädlichen Strahlungen schützt. Das Prinzip basiert auf der Annahme, das elektromagnetische Strahlung von bestimmten Materialien reflektiert wird. Da das Objekt keine Erdung hat, kann es aber in Wahrheit nicht vor elektromagentischen Strahlen schützen und ist daher auch ein klassisches Placebo Produkt. Dunne ging es bei diesem Objekt darum zu erfahren, ob sich dessen Nutzer trotz der offensichtlichen Placebohaftigkeit sicherer fühlten oder nicht. Dabei stellte sich heraus, dass dieser Effekt zwar von einem bereits vorhandenen Schutzbedürfniss abhängig war, dann aber um so stärker eintrat. In diesem Fall hatte das Objekt sogar eine verstärkende oder katalysierende Wirkung auf die verborgenen Wünsche seiner Nutzer. Eine Person beschrieb sogar im Interview, dass ihr sehr wohl bewusst war, dass dieses Objekt im wissenschaftlichen Sinne keinen Schutz vor elektromagnetischen Strahlungsfeldern bieten würde, sie es aber trotzdem beruhigend fand, wenn es zwischen ihr und einem elektrischen Gerät stand. COMPASS TABLE (deutsch: KOMPASS TISCH) Der Compass Table ist ein Tisch mit rund zwei Dutzend eingebauten Kompassen, die nach allen Richtungen ausschlagen, sobald elektronische Geräte wie etwa Mobiltelefone in ihre Nähe gehalten werden. Das Verhalten der Kompassnadeln kann dabei vom Nutzer als Zuneigung oder Abneigung gewertet werden und bringt somit auf interessante Weise seine eigene Vorstellung von elektromagnetischer Strahlung ins Spiel. Der Tisch hat keine weiteren Funktionen ausser denen eines gewöhnlichen Tisches. Da man sich dem Verhalten der Kompassnadeln aber nur schwer entziehen kann, wird einem das Vorhandensein von elektromagnetischen Feldern ständig in das Bewusstsein gerückt. Die Nutzer des Tisches berichteten im Nachhinein von Versuchen, die sie mit verschiedenen elektrischen Geräten anstellten und die sie schliesslich sogar in tagebuchartigen Skizzen festhielten.

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PARASITE LIGHT (deutsch: LICHT PARASIT) Das Parasite Light ist eine Leuchte, die wie ein Schmarotzer von den elektromagnetischen Feldern, die sie umgeben, lebt und damit ihre Helligkeit steuert. Sie leuchtet aber nur, wenn sie von elektronischen Objekten umgeben ist. Da die elektromagnetische Strahlung in der Umgebung aber niemals ausreichen würde, um eine Lampe zum Leuchten zu bringen, wird sie in Wahrheit von Batterien mit Strom versorgt. Die verwendete Technologie rückt dadurch in den Hintergrund. Wichtiger ist hier eher die Geschichte, die das Objekt erzählt und die beim Nutzer eine bestimmte Vorstellung erzeugt. Es wird deutlich, dass es beim Design Noir weniger darum geht, sich an die Wahrheit zu halten als eine möglichst gute Geschichte zu erzählen. GPS TABLE (deutsch: GPS TISCH) Der GPS Table ist ein Tisch mit eingebautem GPS-Empfänger, der dem Benutzer auf einem Display seine aktuelle GPS Position angibt oder, wenn er kein Positions-Signal empfangen kann, den Kommentar “Lost“ anzeigt. Das interessante an dieser Arbeit ist, wie es gelungen ist, durch das Hinzufügen einer einfachen Statusanzeige, Menschen dazu zu bewegen, Mitleid mit einem Möbelstück zu entwickeln. Die Benutzer diese Tisches beschrieben, wie sie fast jeden Abend vor dem Schlafengehen noch einmal nach dem Tisch sahen, um zu überprüfen, ob er auch sein Positions-Signal empfängt. Die Anzeige “Lost“ führte dabei jedes mal zu ernsten Gewissensbissen. Sie beschrieben sogar wie sie den Tisch mehrmals umstellten, um ihm möglichst guten Empfang zu ermöglichen. Aus den vorgestellten Projekten kann man ein paar charakteristische Hauptmerkmale entnehmen. Auf den ersten Blick scheinen alle relativ harmlose Alltagsgegenstände zu sein. Dies lässt Raum für unterschiedliche Interpretationen und Verwendungen. Bei näherer Betrachtung aber scheinen die Objekte eine Art Eigenleben zu entwickeln, das die Nutzer zu einer Auseinandersetzung mit dem Objekt und seinem Verhalten zwingt. In diesem Fall basiert ihr Verhalten auf Elektrosmog. Es könnte aber genauso gut um Umweltverschmutzung oder Liebeskummer gehen. Denn: “Was wie eine kuriose Form von Ausbeutung der diffusen Ängste vor Elektrosmog aussieht, geht in Wahrheit konzeptionell weit über solche 48 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


Fragen hinaus und zielt auf das Kernproblem von Gestaltung, nämlich auf Wahrnehmung. Dunne und Raby formulieren es in einem Interview wie folgt: “Wenn wir ein elektronisches Produkt ansehen, sehen wir nur einen kleinen Teil von dessen Strahlung, nämlich die, die in Frequenzbereichen auftritt, welche für das blosse Auge sichtbar sind. Wenn wir niederfrequente Strahlung sehen oder wahrnehmen könnten, würden für uns elektronische Objekte sehr viel anders aussehen. Ihre Grenzen würden sehr viel weiter in den Raum ausgreifen und sie und andere Objekte würden sich gegenseitig durchdringen, während sie bei den Frequenzen sichtbaren Lichts völlig voneinander separiert sind.“ Die Ansätze von Dunne und Raby bedeuten vor diesem Hintergrund, so resümiert Rahm (2001), eine Ausweitung der Design-Zone in de facto unsichtbare Bereiche hinein.“ (Quelle: Franz Liebl, Do Placabo Products dream of Electric Sheep?)

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GPS Table Nipple Chair Loft Electro-Draught Excluder Electricity Drain Compass Table Phone Table

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(Bild: http://flickr.com/photos/nearnearfuture/)

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Sichtbarkeit & Visualisierung In unserer Gesellschaft wird die Realität vor allem durch Sichtbarkeit bestimmt. Unsere Wahrnehmung orientiert sich zuerst am Visuellen. Das der Sehsinn für unsere Wahrnehmung eine so hohe Bedeutung hat, liegt daran dass wir über ihn die meisten Sinneseindrücke aufnehmen. “So werden über den Gesichtssinn pro Sekunde etwa 10 Millionen Sh aufgenommen, über den Tastsinn etwa 1 Million Sh, über den Gehörsinn etwa 100 000 Sh, über den Geruchssinn etwa 100 000 Sh und über den Geschmackssinn etwa 1000 Sh. … Shannon (Sh) ist die nach dem amerikanischen Mathematiker und Begründer der Informationstheorie Claude Elwood Shannon benannte Hinweis-Einheit für den Informationsgehalt einer Nachricht.“ (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sinn_(Wahrnehmung))

Lange Zeit definierte sich technisch-wissenschaftlicher Fortschritt vor allem in der Sichtbarmachung bislang unsichtbarer Bereiche für die menschliche Wahrnehmung z.B. mittels Teleskop, Mikroskop, Fotoapparat usw. Auch heutzutage scheint ein Ereignis erst durch die mediale Übertragung in Fernsehen oder Internet zum realen Ereignis zu werden. Persönliche Erfahrungen finden nicht mehr nur im realem Raum statt, sondern auch in der abstrakten Welt der elektronischen Netzwerke. Kurioserweise gibt es im gleichen Masse Bestrebungen, diese Netzwerke zu visualisieren, wie es Bestrebungen gibt, deren technologische Basis unsichtbar zu machen und sie damit unserer Wahrnehmung zu entziehen. Wer will schon Mobilfunkantennen in der Nachbarschaft haben? Schon aus ästhetischen Gründen. Dies dokumentiert auf sehr schöne Weise die Fotoserie “New Trees“ von Robert Voit, die unter Baumattrappen versteckte Mobilfunkmasten in den USA Grossbritannien, Südafrika, Korea, Italien und Portugal zeigt. (Link: http://www.robert-voit.com/bilder/serie1_new_trees/index.php)

Visualisierungen von Netzwerken sind oft dynamisch generierte Grafiken oder Anwendungen, bei denen organisch anmutende Strukturen für gesteigerten Erkenntnisgewinn sorgen sollen. Die zugrunde54 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


liegende Annahme ist dabei häufig, dass die Menge und Komplexität der heutzutage verfügbaren Informationen nach neuen Darstellungsformen verlangt, die deren Lesbarkeit verbessern oder überhaupt erst ermöglichen. Das Projekt “Overnewsed but uninformed“, das dieses Phänomen bereits im Namen trägt, versucht z.B. den Mehrwert einer Nachricht zu erhöhen, in dem es die Verknüpfungen zwischen Abläufen, Besitzverhältnissen und Hintergrundinformationen aufzeigt. (Link: http://www.overnewsed-but-uninformed.de/aktuell.html)

Dateien, die wir durch Netzwerke transferieren, werden für unsere Wahrnehmung real, indem sie bei den meisten Betriebssystemen durch ein Icon, also eine Grafik, visualisiert werden. Komplizierter wird es beim Versuch, die Netzwerktechnologie selbst sichtbar zu machen. Funknetze und Elektrosmog aufzuspüren ist natürlich nicht schwer dafür benötigt man nur den richtigen Detektor, wahlweise auch eingebaut in T-Shirts, Turnschuhen oder Uhren - aber sie in angemessener Form zu visualisieren, um ein Bewusstsein und eine Reflexion ihrer Existenz und ihrer Wirkung herzustellen, erscheint ungleich komplizierter. Viele Versuche in diese Richtung bleiben im Bereich des Fiktiven und der Phantasie. So wird zum Beispiel auch bei dem Projekt “the bubbles of radio“ von Ingeborg Thomas versucht, elektromagnetische Strahlung als imaginäre Wolkenformen darzustellen. Ein anderes Beispiel ist der Film “Magnetic Movie“ von Semiconductor. Auch hier werden elektromagentische Strahlungen als frei erfundene Wolken, Blasen und Schleier dargestellt, allerdings auf der Basis von wissenschaftlichen Berichten. (Link: http://www.nearfield.org/2007/12/fictional-radio-spaces) (Link: http://www.animateprojects.org/films/by_date/2007/mag_mov)

Für noch interessanter halte ich aber Projekte, bei denen Technologie auf eine andere Weise genutzt wird als ursprünglich vorgesehen und die so unsere Wahrnehmung dieser Technologie verändern. Zum Beispiel, wenn Handystrahlung räumlich sichtbar wird, wie bei dem Projekt “CellPhoneDisco“, das einfach die Induktionsspannung des Handys beim Telefonieren nutzt, um im Raster angeordnete Leuchtdioden mit Strom zu versorgen. Die beiden Urheberinnen der “CellPhoneDisco“ Ursula Lavrencic und Auke Touwslager nennen die Induktionsspannung übrigens “Mobile Aura“, was man ebenfalls als Hinweis auf eine Mystifizierung unsichtbarer Strahlungen deuten könnte. (Link: http://www.cellphonedisco.org)

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New Trees

CellPhoneDisco

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overnewsed but uninformed

the bubbles of rAdio

teXtile w-lAn detektoren

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Zusammenfassung Bevor ich dazu komme, die von mir gestalteten Objekte genauer zu beschreiben, möchte ich noch einmal kurz das bisher gesagte zusammenfassen und erklären, warum ich mich für das Phänomen Elektrosmog als thematische und sinnliche Grundlage meiner Gestaltung endschieden habe. Technik bereichert, vereinfacht und bestimmt unser Leben wie nie zuvor. Wir entwickeln die Technik immer weiter und passen sie dabei den Ansprüchen unserer immer komplexer werdenden Gesellschaft an. Der Prozess des technischen Wandels beschleunigt sich zusehends und es wird daher immer schwerer ihn zu verstehen bzw. ihn in sinnvolle Bahnen zu lenken. Daran, dass wir die Technologien die im “Inneren“ unser Maschinen und Computer ablaufen grösstenteils nicht mehr wahrnehmen oder verstehen können, haben wir uns längst gewöhnt. Es gibt aber weitreichendere und schwerwiegendere Folgen des technischen Wandels an die wir uns womöglich nicht gewöhnen können und wollen. Zum Beispiel sogenannte Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Herz-Kreislaufprobleme, Rückenbeschwerden oder psychologische Probleme wie Depressionen, Versagens- und Zukunftsängste, welche durch Bewegungsmangel, Stress, Arbeitslosigkeit und Vereinsamung verursacht werden. Die negativen Auswirkungen machen deutlich, dass es notwendig und sinnvoll ist, die Trends des technischen Wandels von Zeit zu Zeit zu hinterfragen, um sich über die möglichen Folgen bewusst zu werden und um gegebenenfalls Alternativen zu entwickeln. In meiner Abschlussarbeit möchte ich mich deshalb mit zwei Tendenzen des technischen Wandels auseinandersetzen. Der Multifunktionalisierung, die dazu führt das technische Geräte immer mehr Funktionen beinhalten und der Miniaturisierung, die diese Geräte gleichzeitig ständig kleiner werden lässt. Beide Tendenzen sind Teil einer Gesamtentwicklung, die Technologie zu einem immer wichtigeren Bestandteil unseres alltäglichen Lebens macht und sie gleichzeitig mehr und mehr unserer sinnlichen Wahrnehmung entzieht. Den Höhepunkt 60 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


dieser Entwicklung bilden, meiner Meinung nach, unsichtbare Technologien wie W-Lan, Bluetooth, Handynetze etc., welche im Allgemeinen auch als Elektrosmog zusammengefasst werden. Die gesundheitlichen, sozialen und kulturellen Spätfolgen dieser Technologien sind zum Teil unerforscht bzw. noch nicht absehbar. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich aber mit Sicherheit sagen, dass diese Technologien äusserst unterschiedlich wahrgenommen werden und eine rege und zum Teil extrem unsachliche Diskussion entfachen. Die Verschiedenartigkeit, mit der Nutzer diese Technologien wahrnehmen und mit ihnen umgehen, resultiert zu einem grossen Teil aus deren Unkenntnis und Halbwissen bzw. aus Technikoptimismus und Technikpessimismus. Dabei ist die Unsichtbarkeit dieser Technologien ein wichtiger Faktor, denn Unsichtbares hat die Menschen seit jeher fasziniert und ihnen gleichzeitig Angst und Hoffnung bereitet. Anhand dieser gegensätzlichen Umgangsformen mit dem Phänomen Elektrosmog, werden die unterschiedlichsten Bedürfnisse, Ängste und Hoffnungen, die Menschen in Bezug auf Technologie haben, deutlich. Unter Einbeziehung dieser Bedürfnisse erweitert sich das Spektrum der Gestaltungsmöglichkeiten neuer Technologien und neuer technischer Geräte um ein Vielfaches. Wenn wir technische Geräte weiterhin nur als smarte Lifestyle- und Workflowtools betrachten, berauben wir uns einerseits potentieller Gestaltungsmöglichkeiten und folgen andererseits unhinterfragt und kritiklos den vorgefertigten Bahnen eines immer schneller werdenden technologischen Entwicklungsprozesses. Beides erscheint mir fahrlässig in Bezug auf die wichtige Rolle die Interaction- und Interfacedesigner in diesem Entwicklungsrozess spielen. Daher möchte ich versuchen, in meiner Abschlussarbeit Alternativen in der Gestaltung elektronischer Objekte aufzuzeigen. Die Grundlage meiner Gestaltung soll dabei das gesamte Spektrum der Umgangsformen mit Elektrosmog sein. Die Objekte sollen alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder wahrnehmbar machen, ohne dabei selbst zur Strahlenkanone zu werden. Sie sollen ästhetisch und emotional ansprechend sein. Form, Funktion und Verhalten sollen mit den Erwartungen des Benutzers spielen und dessen Wahrnehmung von und UmAwarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder - 61


gang mit technischen Produkten verändern. Der Mehrwert der Objekte soll über eine reine Funktionalität hinausgehen. Letztendlich soll eine emotionale Bindung zwischen Nutzer und Objekt geschaffen werden, die den Nutzer zu einer Reflexion seiner eigenen Vorstellungen von Elektrosmog führt.

die drei Glaubensrichtungen Nach ausführlichen Recherchen hab ich das Spektrum der Umgangsformen mit Elektrosmog in drei Gruppen unterteilt. Dazu habe ich Interviews mit einem Geistheiler, einem Baubiologen und einem Physiker geführt. Diese Interviews halfen mir herauszufinden, was Menschen zu ihren unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Umgangsformen mit Elektrosmog führt und welcher Glauben, welche Ängste und welche Hoffnungen sich dahinter verbergen. Die erste Gruppe bilden Menschen die an einen schädlichen Einfluss von Technologie im Allgemeinen und speziell an die gesundheitliche Gefährdung durch Elektrosmog glauben. Diese Gruppe hat Interessen und Bedürfnisse, die durch die üblichen technischen Geräte nur wenig befriedigt werden und sucht daher nach anderen Lösungen, die oft im Bereich des Okkulten liegen. Die zweite Gruppe glaubt weniger an einen allgemeinen schädlichen Einfluss von Technologie ist sich aber bei der gesundheitlichen Gefährdung durch Elektrosmog unsicher und will daher in bestimmten Situationen auf Nummer sicher gehen. Diese Gruppe nutzt häufig moderne Technik, weiss aber relativ wenig über deren Funktionsweise und ist daher an Angeboten zum Schutz vor möglichen negativen Auswirkungen interessiert. Die dritte und letzte Gruppe bilden Menschen, die tagtäglich z.B. beruflich mit moderner Technologie zu tun haben und denen daher die meisten technischen Prozesse bekannt sind. Sie glauben nur an wissenschaftlich belegte und messbare Wirkungsweisen elektromagnetischer Strahlung. Moderne Technologien stellen für sie kein Mysterium dar und sie beunruhigt, wenn überhaupt, nur die thermische Wirkung der Strahlung. 62 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


drei Objekte Aufgrund der vielfältigen Umgangsformen mit Elektrosmog und unsichtbaren Technologien, habe ich mich entschieden, drei unterschiedlich gestaltete Objekte zu entwickeln, welche formal und funktional auf den vorher definierten “Glaubensrichtungen“ basieren. Konzept Die Objekte sollen vordergründig vor den Auswirkungen von Elektrosmog und unsichtbaren Strahlungen schützen und somit für jeweils eine der drei Gruppen ein nützliches Werkzeug im Umgang mit Elektrosmog darstellen. Die Gestaltung der Objekte ist dabei so konzipiert, dass diese die Hauptfunktion nicht unbedingt wiederspiegelt sondern eher Raum für alternative Interpretationen und Nutzungsweisen offen lässt. Die Objekte zeigen die Intensität der sie umgebenden Strahlungsfelder nicht über ein Display oder ähnliches an, sondern reagieren darauf mit einem bestimmten Verhalten. Dieses Verhalten muss vom Nutzer zuerst interpretiert werden und führt dadurch zu einer Reflexion der eigenen Vorstellung über die Schädlichkeit von Elektrosmog. Um den Effekt der Reflexion weiter zu verstärken, soll das Verhalten der Objekte möglichst emphatisch nachempfindbar sein. Deshalb habe ich mich für “lebensnahe“ Verhaltensweisen oder auch “living Interfaces“ entschieden. Das Verhalten der Objekte basiert auf natürlicher Atmungsaktivität und Ernährung. Die Objekte nehmen über “die Atmung“ den Elektrosmog auf und ernähren sich dadurch sozusagen von diesem. Je mehr Strahlung sie aufgenommen haben, umso “fetter“ werden sie. Unterernährte Objekte atmen langsam und Objekte die viel Strahlung aufgenommen haben, atmen kurz und schnell. Skizzen Im folgenden werde ich Skizzen und Funktionsmodelle der drei verschiedenen Objekte vorstellen. Es handelt sich dabei um “Elektrosmogabsorber“ in Form eines Raumobjektes für elektrosensible Personen, eines Kuscheltieres für Kinder und eines Handy Add-Ons für Technikbegeisterte. Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder - 63


technik-modul (schemAtische dArstellung)

Loch zum Einsaugen der Luft

Verschlusskappe (Seitenansicht) Verschlusskappe (Draufsicht)

Loch zum Ablassen der Luft

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Füllkörper (leer)


Fixierung des Füllkörpers

Füllkörper (voll)

Im Inneren der Objekte befindet sich ein Modul in dem alle elektronischen Bauteile untergebracht sind. Es ermöglicht eine flexiblere Gestaltung der äusseren Form und schützt gleichzeitig die Technik und den Füllkörper vor Beschädigungen. Das Modul enthält eine Minipumpe, ein Ventil, zwei Sensoren, eine Platine (inkl. Standalone Arduino) und einen Akku. Die schematische Darstellung zeigt den Aufbau des Moduls und die Anbringung des Füllkörpers. Der Füllkörper könnte z.b. ein einfacher Luftballon sein. AwArenesstools für Alltägliche, unsichtbAre strAhlungsfelder - 65


carma cube: Raumobjekt für elektrosensible Personen (seitenansicht)

Der “Carma Cube“, ein Raumobjekt für elektrosensible Personen, absorbiert die Strahlung des Elektrosmogs aus seiner näheren Umgebung. Es besteht aus einem harten, eckigen Aussenkörper und einem Füllkörper im Inneren. Umso länger das Objekt Elektrosmog ausgesetzt ist desto voller wird der Füllkörper. Dadurch tritt dieser durch Löcher in der äusseren Hülle hervor und die Gestalt des Objektes ändert sich. Das Objekt wird rund und weich. 66 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


(perspektive)

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carma cube (schemAtische dArstellung)

Fixierung des Füllkörpers Füllkörper Technik-Modul

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(drAufsicht)

äussere Hülle

Die schematische Darstellung zeigt die Zusammensetzung des Objektes. Das Technik-Modul befindet sich zur Hälfte ausserhalb des Körpers und kann von dort mit Hilfe der Sensoren Elektrosmog messen und Luft in das Innere pumpen. Der nach innen gewandte Teil des Technik-Moduls ist mit dem Füllkörper ummantelt, der sich nach und nach mit Luft füllt und durch Löcher in der Hülle nach aussen tritt. AwArenesstools für Alltägliche, unsichtbAre strAhlungsfelder - 69


carma cube (perspektiven)

Der “Carma Cube“ leuchtet abhängig von der Intensität der elektromagnetischen Felder in dessen Umgebung. Dadurch ist es mit Hilfe mehrerer Objekte möglich, Strahlungsfelder auch räumlich sichtbar zu machen. 70 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


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carma cube (prototyp aus holz)

In diesem Bild ist der fertige “Carma Cube“ im Rohzustand zu sehen. D.h. er hat noch keinen Elektrosmog absorbiert und ist daher unaufgepumpt. 72 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


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carma cube (prototyp aus holz)

Mit zunehmender Belastung durch Elektrosmog pumpt sich das Innere des “Carma Cubes“ mehr und mehr auf. 74 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


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carma cube (prototyp aus holz)

Im Dunkeln leuchtet der “Carma Cube“ je nach Belastung durch Elektrosmog unterschiedlich hell. 76 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


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kinderguard: kuscheltier (schemAtische dArstellung / innen)

Technik-Modul Füllkörper

Der “Kinderguard“ absorbiert die Strahlung des Elektrosmogs und schützt somit vor deren negativen Auswirkungen. Es ist umgeben von einer Hülle die der Form eines Kuscheltieres gleicht. Im Inneren befindet sich aber ein Auffangbehälter, der wie ein Müll- oder Staubsaugerbeutel ausgewechselt werden muss, wenn er voll ist. 78 – AwArenesstools für Alltägliche, unsichtbAre strAhlungsfelder


(Aussen)

채ussere H체lle

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kinderguard (schemAtische dArstellung)

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kinderguard (prototyp)

Der “Kinderguard“ nimmt über den Kopf die schädlichen Strahlungen auf und leitet sie sicher nach innen, in den dafür vorgesehenen Auffangbeutel. 82 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


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kinderguard (prototyp)

Der Auffangbeutel muss, ähnlich wie bei einem Staubsauger, ausgewechselt bzw. geleert werden. 84 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


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normAles hAndy ohne speech bubble

Technik-Modul

Eine Ausnahme im technischem Aufbau bildet die “Speech Bubble“. Bei diesem Objekt ist die Technik direkt in ein Handygehäuse integriert und der Füllkörper ummantelt das gesamte Handy ausser Display und Tastatur. Wenn man mit diesem Handy zu lange telefoniert wird die 86 – AwArenesstools für Alltägliche, unsichtbAre strAhlungsfelder


speech bubble: hAndy Add-on

Füllkörper

“Speech Bubble“ immer grösser und drückt dadurch das Handy vom Kopf der telefonierenden Person weg. Somit schütz es nicht vor Elektrosmog sondern nur vor dem wissenschaftlich nachgewiesenen Effekt der thermischen Wirkung. AwArenesstools für Alltägliche, unsichtbAre strAhlungsfelder - 87


speech bubble (drAufsicht / voll AufgelAden)

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speech bubble (prototyp)

Das “Speech Bubble“ Handy wird um so grösser je länger man telefoniert. Dadurch soll möglichst die Gesprächszeit und gleichzeitig die Belastung durch Elektrosmog verringert werden. 90 – Awarenesstools für alltägliche, unsichtbare Strahlungsfelder


Awarenesstools f체r allt채gliche, unsichtbare Strahlungsfelder - 91


Technik Vom technischen Aufbau her, sind alle Objekte ungefähr gleich. Sie messen über Sensoren die Intensität der Strahlungsfelder in ihrer Umgebung und steuern mittels einer Platine mit eingebautem Arduinoboard damit eine Pumpe und ein Ventil an, die jeweils Luft in einen Füllkörper pumpen oder sie wieder heraus lassen. Bauteile Im Inneren der Objekte befinden sich auch Bauteile die aus anderen technischen Geräten ausgebaut wurden. Die Pumpe und das Ventil stammen z.B. aus einem handelsüblichen automatischen Blutdruckmessgerät und wären einzeln nur sehr schwer erhältlich und vor allem um einiges teurer. Folgende Teile wurden verbaut: - eine Minipumpe, Typ Mini Pump KPM14A (DC 3V) - ein Ventil, Typ KSV05A-3A1 (DC 3V) - ein Akkupack, Typ Akku NiMH (6xAAA 7,2V/650mAh 2pol. BEC) - ein W-Lan-Sensor - ein Elektrosmog-Sensor - eine Platine (inkl. Standalone Arduino) Ausserdem: 6 Widerstände 10kOhm, 3 Widerstände 1kOhm, 3 Widerstände 220 Ohm, 3 Dioden BA159, 3 LED 3mm grün, 1 Keramikkondensator 100nF (2,54 Raster), 2 Keramikkondensatoren 22pF (2,54 Raster), 1 Keramikkondensator 10uF (2,54 Raster), 4 Elektrolytkondensatoren 100uF (4mm stehend), 1 Elektrolytkondensator 10uF (4mm stehend), 1 Elektrolytkondensator 1uF (4mm stehend), 1 Quarz 16 MHz (kleine Bauform), 2 MOSSt.FET (IRF640N TO220), 1 Transistor (NPN BC182), 1 Spannungsregler (LD1117 V33 TO220), 1 Spannungsregler (L7805 TO220), 1 ATMega (168St.20PU DIP28), 2 Printklemmen (2pol RM3,5), 1 Stiftleiste (36pol SL1x36St.180G), 1 Federleiste (20pol FLLAB 1x20St.180G), 1 Kurzhubtaster (6x6mm 1,6N), 1 Anschlussbuchse, 1 Fotopositiv Platine (FR4 100x160x1,5mm eins. 35uCu), 1 IC Sockel DIL 28 für ATMege168St.20PU

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W-Lan-Sensor Elektrosmog-Sensor Minipumpe Ventil Platine ohne Bauteile Platine mit Bauteilen Akkupack

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Arduino Das Programm zur Steuerung der einzelnen Komponenten. int int int int int

ESmogDetektorPin WLanDetektor01Pin WLanDetektor02Pin WLanDetektor03Pin WLanDetektor04Pin

= = = = =

0; 2; 3; 4; 5;

// // // // //

analog analog analog analog analog

in in in in in

0 2 3 4 5

auf auf auf auf auf

ESmogDetektor WLanDetektor 01 WLanDetektor 02 WLanDetektor 03 WLanDetektor 04

int LEDPin = 06; // digi 06 auf LED int VentilPin = 11; // digi 11 auf Ventil int PumpePin = 7; // digi 12 auf Pumpe int fade int cnt int on

= 0; = 0; = 0;

int int int int int

= = = = =

ESmogDetektorValue WLanDetektor01Value WLanDetektor02Value WLanDetektor03Value WLanDetektor04Value

0; 0; 0; 0; 0;

// // // // //

wert wert wert wert wert

vom vom vom vom vom

ESmogDetektor WLanDetektor 01 WLanDetektor 02 WLanDetektor 03 WLanDetektor 04

void setup() { Serial.begin(28800); for (int i=0; i<14; i++){ pinMode(i, OUTPUT); } } void loop() { ESmogDetektorValue WLanDetektor01Value WLanDetektor02Value WLanDetektor03Value WLanDetektor04Value

= = = = =

analogRead(ESmogDetektorPin); // ESmog in analogRead(WLanDetektor01Pin); // WLan01 in analogRead(WLanDetektor02Pin); // WLan02 in analogRead(WLanDetektor03Pin); // WLan03 in analogRead(WLanDetektor04Pin); // WLan04 in

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/*NO SMOG!*/ if (ESmogDetektorValue > 450){ digitalWrite(6, LOW); analogWrite (12, 0); analogWrite(11, 255); delay(333); } if(WLanDetektor01Value < 2){ digitalWrite(6, LOW); analogWrite (12, 0); analogWrite(11, 255); delay(333); }

// LED auf 06 aus // Pumpe aus // Ventil zu

// LED auf 06 aus // Pumpe aus // Ventil zu

/*SMOG!*/ if (ESmogDetektorValue < 450){ cnt +=1; for(fade = 0; fade <= cnt; fade++){ analogWrite (6, fade); digitalWrite (12, HIGH); digitalWrite (11, HIGH); delay(120); } } if (WLanDetektor01Value > 2){ cnt +=1; for(fade = 0; fade <= cnt; fade++){ analogWrite (6, fade); digitalWrite (12, HIGH); digitalWrite (11, HIGH); delay(120); } digitalWrite (11, LOW); delay(120); for(fade = cnt; fade >= 0; fade--){ analogWrite (6, fade); digitalWrite (12, LOW); digitalWrite (11, HIGH); delay(60); } delay(999); } }

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nachWort Die Arbeit basiert auf den Ergebnissen eines Gemeinschaftsprojektes namens “R.eddy Teddy“ welches 2006 im Kurs “Lost“ unter Mitwirkung von Jonas Loh, Mathias Stanitzek und Daniel Freund und unter Anleitung der Professoren Boris Müller und Frank Heidmann entstanden ist. Dabei ist ein Prototyp in Form eines klassischen Teddybären entstanden, dessen Herzschlag auf die Intensität der ihn umgebenden Funknetzwerke reagiert. Ein Teddybär gilt allgemein als Metapher für Schutz, Geborgenheit und Unschuld und wird als Lieblingskuscheltier von vielen Kindern ständig und überall herumgetragen. Häufig betrachten Kinder ihren Teddy sogar als ein gleichberechtigtes Lebewesen und behandeln ihn demendsprechend. Er muss essen, trinken und schlafen und kann krank werden, wie sie. Diesen Zustand haben wir ausgenutzt in dem der Teddy mit verschiedenen Verhaltensmustern auf vorhandene bzw. nicht vorhandene Strahlungsfelder reagiert. Das Ziel war dabei den Teddy als Spielzeug “umzunutzen“ um über sein Verhalten und die Reaktion der Kinder darauf, deren Eltern auf vorhandene Strahlungsfelder aufmerksam zu machen. Das Ziel meiner Abschlussarbeit ist es, ein auf diesem “Teddy“ basierendes Objekt analytisch, technisch und ästhetisch weiter zu entwickeln.

Dank an: Gil Ja & Yong Tak Kalle Geiss, Stefan Herrman, Jonas Loh, Steve Bendig, Bernd Lützelberger, Andreas Gehrke, Robert Hanulak, Christoph Rosol, Ralf Wittke, Axel Gries, Andreas Sachwitz, Andreas & Anton Schwarzburger, Hannah Trenkner, Jan Rikus Hillmann, Martin Bramer, Ursula & Werner Hammerschmidt, Karin & Lutz Hammerschmidt.

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AwArenesstools f체r Allt채gliche, unsichtbAre strAhlungsfelder - 97


Eidesstattliche Erkl채rung Hiermit best채tige ich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbst채ndig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen oder Hilfsmittel verwendet sowie Zitate kenntlich gemacht habe. Lars Hammerschmidt Berlin, den 16.10.2007




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