REAL DRIVING LIFESTYLE MOTORMAGAZIN 01-4/2014 ISBN 978-3-942853-63-7
Eine
Seefahrt, die ist lustig.
Eine
Rallye auch.
BODENSEE KLASSIK 2014
E
rwachsene Menschen setzen sich in ihre ebenso erwachsenen Automobile und fahren um die Wette. Zum Glück nicht auf Zeit, denn sonst würde der Ehrgeiz viele Teilnehmer in den Graben treiben. Vielmehr geht es um Gleichmäßigkeit. Gleichzeitig aber auch um Gelassenheit, Präzision und Teamgeist. Klingt ein wenig nach Fähnlein Fieselschweif, ist auch ein bisschen so. Im Auto sitzen aber nicht Tick, Trick und Track, sondern nur zwei Helden: der Fahrer und der Beifahrer. Einer fährt so gut und schnell wie der andere navigiert.
„Der blaue BMW 328 wurde im Jahr 1935 entwickelt und kann mit seinem ZweiliterReihensechszylinder und 80PS auf knapp 160 km/h stürmen.“
„Insgesamt wurden zwischen 1936 und 1940 nur 464 BMW 328 gebaut. Die Preise beginnen demenstprechend bei rund 800.000.-€.“
A
propos Navigation: dazu nimmt der Beifahrer das Roadbook in die Hand. Ein Druckerzeugnis in dem die Wegstrecke bis zu einer Stempelprüfung oder Wertungsprüfung in lustigen Pfeilen und Kilometerangaben festgehalten ist. Das passt wieder zu Fähnlein Fieselschweif, denn im „Blauen Buch“ ist ja das gesamte Wissen der Menschheit aufgezeichnet. Wer besser navigiert, ist schneller am Ziel und kann sich dann für die Vorbereitung auf die Prüfungen etwas mehr Zeit lassen. Könnte man denken. Bei manchen Oldtimer-Veranstaltungen ist das so bei anderen nicht. Grundsätzlich ist das Motto jedoch „Reisen statt rasen“.
Auf
RAUNO ALTONENs Spuren
D
as ist auch besser so, denn die etwas betagten Fahrgeräte haben andere Bremsen, andere Reifen, andere Fahrwerke und eine ganz anders ansprechende Lenkung als moderne Fahrzeuge. Umso unverständlicher, dass es immer wieder Menschen mit sportlichen Ambitionen in neuen Autos gibt, die versuchen, die Oldtimer „auf Teufel komm raus“ zu überholen. Die teilnehmende Redaktion konnte die Bodensee-Klassik in einer Rallye MINIReplica, einem Austin Cooper S, erleben. Im Original saß RallyeLegende Rauno Altonen am Steuer und gewann die Rallye Monte Carlo im Jahr 1967.
W
eitere berĂźhmte Menschen in einem MINI waren Twiggy, Peter Sellers, die Beatles oder die Queen. Der MINI mit 1.085 Kubikzentimeter Hubraum und 90PS sieht zwar im Vergleich mit den anderen Boliden im Starterfeld mickrig aus, kann durch sein geringes Gewicht von 635kg und atemberaubenden 160km/h Spitzengeschwindigkeit durchaus mit voluminĂśseren Teilnehmern mithalten. Das Motto bei der Entwicklung lautete eben: Klein. Leicht. Schnell. MINI.
SONNE SATT AM START.
In den klassischen Mobilen geht es nicht immer gemütlich zu. Schließlich kann es, ganz selten, winzige Meinungsverschiedenheiten über die richtige Abzweigung, die passende Geschwindigkeit oder die korrekte Auslegung der Wertungsprüfung geben. Daher der Tipp der Redaktion: Bei Oldtimer-Rallies sollten ausschließlich gute Freunde und nur in Ausnahmefällen Ehepaare starten. Es sei denn, einer von beiden will sich ohnehin trennen. Bei der Bodensee-Klassik fahren alle Teilnehmer, vielleicht wenig überraschend, rund um den Bodensee. Das klingt weniger spannend als es ist, denn die Organisatoren haben es geschafft, wirklich anspruchsvolle und gleichzeitig landschaftlich reizvolle Strecken auszusuchen. Peter Göbel gilt dafür besonderes Lob.
PETRUS WOHNT NICHT AM BODENSEE.
RAIN IN MAY.
Das Wetter war zu Beginn der Rallye auf der Seite der Teilnehmer. Sonne pur in Bregenz am Bodensee zum Start ist großartig. So schön der erste Tag verläuft, so sehr verschlechtert sich das Wetter am zweiten und dritten Tag der Ausfahrt.
PRÜFUNGEN SIND DER WEG INS ZIEL.
Für Teilnehmer und Fahrzeuge sind die Prüfungen besonderer Streß. Das kann heißen: 90 Meter in 13 Sekunden und dann die nächsten 200 Meter in 32 Sekunden und dann noch 60 Meter in 7 Sekunden. Oder so ähnlich. Der Fahrer muss also sein Gefährt so in Laune halten, dass es auch niedriges Tempo verkraftet und zentimeterweise rollen kann. Der Beifahrer sollte ein Auge für die Stoppuhr haben und auch noch einen Blick auf die Prüfstrecke richten. Das ist eben die Herausforderung bei Oldtimer-Rennen. Es geht nicht nur um die Navigation, sondern auch um die Beherrschung des Fahrzeugs, um die Kommunikation im Fahrzeug und um das Verständnis der Prüfung.
SCHRANKEN UND DRUCKSCHLÄUCHE Bei kleineren Veranstaltungen müssen die Teilnehmer in Bestzeit auf den Millimeter genau einparken oder anhalten oder beides. Bei längeren Rallies kommt es auch auf die Zeiten in verschachtelten und geheimen, kilometerlangen Prüfungen an. Da treffen fahrerisches Können auf Gefühl für die Prüfung und Teamarbeit im Auto. Damit es nicht zu einfach wird, gibt es Prüfungen mit Laserschranken und sogenannten Druckschläuchen. Bei den Lasermessungen startet die Zeitnahme, wenn sich das erste Karosserieteil durch den Lichtstrahl bewegt. Bis zum Ende der Strecke kommt es auf jeden Millimeter an. Dafür gibt es unterschiedliche Strategien.
SCHRÄG ODER GERADE?
Manche Teilnehmer fahren die Lichtschranke möglichst gerade an, da sie die Front des Automobils besonders gut kennen. Andere nehmen einen schrägen Weg, weil sie wissen, dass ein Teil der Karosserie besondes früh den Lichtstrahl unterbricht. Das klingt kompliziert und ist es auch. Deshalb trainieren viele Teams jahrelang mit ihren Fahrzeugen und erreichen dadurch hervorragende Ergebnisse. Schranken mit Druckschläuchen erfordern eine andere Taktik. Da ist es egal, wie weit die Karosserie schon über den Schlauch ragt, wichtig ist der Reifen, der auf den Schlauch drückt. Um diesen Moment zu spüren, braucht man ein sensibles Popöchen.
DIE ZEIT LÄUFT.
Ein weiterer Weg zum Erfolg in der Wertung ist die korrekte Zeitmessung im Fahrzeug. In manchen Autos sind digitale Zeitmesser und Kilometerzähler installiert. Besonders moderne Teams nutzen auch Apps, die eine vorgegebene Zeit herunter zählen. In anderen Fahrzeugen kommen nur mechanische Hilfsmittel zum Einsatz. Diese „Sanduhr-Klasse“ trennt die Jungs von den Männern. Oder auch die vorderen von den hinteren Plätzen. Natürlich gibt es auch bei den mechanischen Instrumenten Qualitätsunterschiede bei der Genauigkeit.
ANZEIGE UND REALITÄT.
Der Tacho im Rallye-MINI zeigte gerne 10-12 mp/h mehr an als in Wirklichkeit und der Kilometerzähler addierte auf 60 zurück gelegte Meilen manchmal 10 und dann wieder 15 Meilen zur tatsächlichen Laufleistung. Das bringt Freude beim Vergleich der eigenen Werte mit den real gemessenen Zeiten in den Prüfungen. Humor hilft auch bei solchen Umständen.
AM ZIEL.
Das Team im nur 3,90 Meter kurzen BMW 328 schafft durch souveräne Fahrleistungen und überlegene Performance in den Wertungsprüfungen prompt den Klassensieg bei den Vorkriegsfahrzeugen. Diese Leistung ist umso respektabler, da der kompakte Sportwagen keine Seitenscheiben hat und die Besatzung bei dem naßkalten Wetter bitterlich frieren musste. Zwischen 1936 und 1940 wurden insgesamt nur 464 BMW 328 gebaut. Die Preise beginnen demenstprechend bei rund 800.000.-€.
SIEGER DER HERZEN.
Der Rallye-MINI wird der Sieger der Herzen und kommt mit gut gelauntem Fahrer-Duo unter die erste H채lfte der Teilnehmer. Die Bodensee-Klassik ist eine Oldtimer-Rallye mit perfekter Organisation und mitunter hohen Anforderungen an die teilnehmenden Menschen und Maschinen.
REAL DRIVING Impressum: Verlag: Proremo GmbH Gernotstr. 8 80804 MÜNCHEN ISBN 978-3-942853-63-7 Herausgeber: Reinhold Deisenhofer
Redaktion: Reinhold Deisenhofer Mathew Wales Jörg Droll Simon Fühler Sven Pauly Entwicklung: Harald Öhl, www.sib.io
Grafik und Layout: Niklas Herrmann Programmierung: Josef Rossmann Mark Deskowski Unipushmedia GmbH www.unipushmedia.net
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