The Red Bulletin_0111_GER

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www.redbulletin.com

Ein fast unabh채ngiges Monatsmagazin / Januar 2011

Bei den Sternen

Die Weltraumforscher der ESA-Station am dunkelsten Ort der Erde

Durch New York

Der schnellste Fahrradkurier der Welt

In die Formel 1

Hinter den Kulissen der Red BullTalenteschmiede

Die schr채ge Welt des

Johnny Depp Erleben Sie

Print 2.0


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Bullhorn

Willkommen!

Lob in London: Thomas Butler, Red Bulletin-Fotograf des Porträts von Boxerin Katie Taylor.

Cover-Illustration: Hello von; bild: Sandra Mu

Auszeichnung in Auckland: Robert Tighe, Red BulletinRedakteur. Der Neuseeländer porträtierte Freediver William Trubridge und Skydiver Chuck Berry.

Es kommt recht schnell dieser eine Moment, in dem die ganze weltraumhaft glamouröse Großartigkeit von Hollywood in sich zusammenfällt. Es ist der Moment, in dem Johnny Depp zum Gespräch Platz genommen und sich – was er zu Beginn jedes Gesprächs tut – für die Verspätung entschuldigt hat. Dann wird aus dem Superstar ein ­charmanter, aufmerksamer, origineller, für Hollywood-Verhältnisse unglaublich offener Gesprächspartner, sehr präzise aufgemacht in der Überschneidungsmenge zwischen Privatperson und Superstar, wir sagen nur: Ring mit Totenkopf und Knochen. Und dann lächelt der „vielleicht erfolgreichste und sicherlich spannendste Filmstar dieses Planeten“ gar so schüchtern, dass er in Red Bulletin-Autor Rüdiger Sturm ein wenig Beschützerinstinkte weckt. „Von der Mühe, normal zu sein“, ab Seite 48. Stattliche 2600 Meter über dem Meer, dabei nur rund 12.000 Meter von Chiles Pazifikküste entfernt, liegt mitten in der Abgeschiedenheit der Atacama-Wüste der dunkelste Ort der Welt, Paranal. Keine Zivilisation weit und breit, die für – das Wort gibt es tatsächlich – „Lichtverschmutzung“ sorgen würde und die nächtliche Arbeit der Wissenschafter im Observatorium der ESO stören könnte. Hier werden Nacht für Nacht abenteuerliche Unternehmungsreisen ins Weltall unternommen, werden Planeten entdeckt, die es längst nicht mehr gibt, werden Lösungen der größeren Rätsel des Universums gejagt. „Das Auge der Welt“, ab Seite 32. Vier Minuten Blitzschach, drei Minuten Boxen. Beides im Ring. Elf Runden lang. Bis zum K. o. oder zum Schachmatt. Schachboxen ist eine Art Extrembiathlon, bei dem es darum geht, zu lernen, seine Aggres­sionen zu kontrollieren. Sagt zumindest der Gründer des Weltschachboxverbands, Iepe Rubingh. Der kriegt in Andreas Rottenschlagers Reportage zwar fest eine auf die Mütze, trägt aber dann doch den Sieg davon. „Rechter Haken auf die Dame“, ab Seite 60. Das Red Bulletin ist nicht nur in seiner Idee, sondern mittlerweile auch in der Verbreitung ein wahrhaft globales Magazin. 3,8 Millionen Hefte erscheinen monatlich von Neuseeland bis Polen, von Südafrika bis Irland. Unsere Arbeit wurde zuletzt an unterschiedlichen Enden der Welt besonders freundlich beurteilt: Der neuseeländische Red Bulletin-Redakteur Robert Tighe erhielt den renommierten Sir Terry McLean National Sports Journalism Award, der englische Red Bulletin-Fotograf Thomas Butler wurde in das „Photography Annual“ des Londoner „Creative Review“-Magazins aufgenommen. Viel Spaß mit diesem Heft und ein gutes Jahr 2011, Die Redaktion

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i n h a lt

Die Welt von Red Bull im Januar Wir radeln durch New Yorks Asphalt-Dschungel, treffen Johnny Depp in einem Pariser Hotel und blicken von der chilenischen Wüste ins Weltall.

Bullevard

14 bunt gemischt Hip-Hop-Urväter mit Attitude, EnduroKönig mit Nerven aus Stahl und ein Mann, der im Glaskubus Geld verdient. 18 Benjamin Karls körper Rodelunfälle und Kohlenhydrate: der Snowboard-Weltmeister im Body-Check.

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20 Jessica schwarz Eine Schauspielerin klettert kanadische Eiswände hoch. 26 marc marquez … … ist Jahrgang 1993 und fuhr als Kind ein Motorrad mit Stützrädern. Heute ist der Spanier Weltmeister. Ein Porträt.

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28 Formelsammlung Von der Physik des Eiskunstlaufens: Wir erklären, wie eine Pirouette funktioniert. 30 Die zahlen des Monats … … verraten uns dieses Mal, was 2011 wirklich wichtig sein wird.

Action

32 Das Auge der Welt Europas größtes Observatorium steht in Chiles Atacama-Wüste. Die Reportage aus dem Inneren eines Very Large Telescope. 48 Die Mühe, Normal zu sein Wie aus einem überzeugten Außenseiter der spannendste Big Player Hollywoods wurde. Eine Begegnung mit Johnny Depp. 54 Der Samurai von New York Unterwegs mit Austin Horse, dem schnellsten Fahrradkurier der Welt. 60 Rechter Haken auf die Dame Der Kampfsport für Gentlemen, kombiniert mit dem Denksport der Könige. Im Ring mit dem Erfinder des Schachboxens. 66 Das Versprechen Rennfahrer-Rohdiamant Jean-Eric Vergne und der steinige Weg in die Königsklasse des Motorsports. 70 WM des Wahnsinns Das eingängigste Radrennen der Welt: Beim Single Speed World Cup wird den Siegern ihr Preis eintätowiert. 4

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i n h a lt

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More Body & Mind

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bilder: Andrew Hone/Getty Images, Getty Images, lukas maximilian hueller, norman konrad, picturedesk.com, Ray Demski/Red Bull Photofiles, Thomas Hoffgen/Red Bull Photofiles

80 Jedem seine Streif Einmal selbst die Hahnenkamm-Abfahrt runterbrettern? Wir verraten, wie’s geht. 82 Tanzen in Tokio Eine nützliche Orientierungshilfe für die pulsierende Metropole der B-Boys, Freaks und Straßenartisten. 84 MY Gear: Austin Horse Der schnellste aller Fahrradboten zeigt seine Ausrüstung für die höllischen Ritte durch New Yorks Straßen. 86 Hot Spots Die wichtigsten Events – weltweit. 88 night spots Feiern, Ausgehen und Abtanzen mit Stil. 90 Green Room: The drums Ein Trio aus Brooklyn singt übers Surfen und beschert dem winterlichen Kopen­ hagen eine Prise Sommer. 94 Kickflips in Kabul Afghanistans erster Skatepark im Film. 96 besser Fernsehen Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV. 98 Kolumne Lebenshilfe von Christian Ankowitsch.

Standards 6 Kainraths Kalenderblatt 08 fotos des monats 98 impressum

the red Bulletin Print 2.0 Movies, Sounds, Animationen in Ihrem Red Bulletin. Überall, wo Sie dieses Zeichen sehen. 1

de.redbulletin.com/ print2.0 Im Browserfenster sehen Sie das MagazinCover. Klicken Sie auf „Starten Sie Bull’s Eye!“.

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Webcam zulassen Sie benötigen eine Webcam. Sollte sich ein Auswahlfenster öffnen, klicken Sie auf „Zulassen“.

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Red Bulletin vor die Webcam halten Es erwarten Sie Multimedia-Inhalte wie Movies, Soundfiles oder Animationen.

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K a i n r at h s K a l e n d e r b l at t

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bild: Mark Watson/Red Bull Photofiles


FOTO des Monats

P i c to n, Au st r a l i e n

Superfly Guy Was bringt 15.000 Zuschauer auf eine grüne Wiese in New South Wales? Richtig, Red Bull XRay, diese geil-kranke Mischung aus Motocross und FMX, veranstaltet von Local Boy Robbie Maddison. Obwohl an einer Handgelenksverletzung laborierend, schaffte es der Gesamtzweite der Red Bull X-Fighters 2009 bis ins Finale, wo er dem furchtlosen Japaner Taka Higashino nur knapp unterlag. Macht nix, findet Robbie: „Ich habe im letzten Jahr viel mit Taka traniert, er ist ein toller Typ. Ich freue mich für ihn. Wer weiß, wie die Sache ohne meine Blessur ausgegangen wäre, aber es war auch so ein ­gigantischer Battle.“ Der Preis für das beste Foto des Events ­gebührt auf jeden Fall „Maddo“. Wie es entstanden ist? Darauf, ­lieber Leser, musst du schon selber kommen. Ach so – nein, eine ­unbemannte Foto-Drohne war nicht im Spiel. www.redbullxfighters.com


Print 2.0

bild: flo hagena/Red Bull Photofiles

de.redbulletin.com/print2.0 Eiskalte Downhill-Action.

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FOTO des Monats

M ü n c h e n, D e u t s c h l a n d

Endlich Eiszeit Ice-Cross-Downhill ist nicht nur eine furchtbar spektakuläre Sportart, sie ist auch furchtbar einfach zu erklären: Jeweils vier Draufgänger in Schlittschuhen jagen einen abschüssigen Eisparcours hinunter, die beiden Schnellsten steigen in die nächste Runde auf. Netter Nebeneffekt: Bei Red Bull Crashed Ice (der offiziellen IceCross-Downhill-WM) kommen nicht nur die Wagemutigen, sondern auch die Schaulustigen auf ihre Kosten (weil der Eisparcours nicht nur steil, sondern auch mit Rampen und Haarnadelkurven bestückt ist). Die Crashed Ice-WM 2011 startet am 15. Januar im Münchner Olympiapark. Wer die ganze Tour miterleben will, darf jetzt schon Reisen nach Valkenburg (NED, 5. 2.), Moskau (26. 2.) und Quebec (19. 3.) einplanen. Red Bull Crashed Ice-WM-Auftakt: 15. Januar 2011, München Tickets und Infos: www.redbullcrashedice.com


K ap stadt, S ü da f r i ka

Felsvorsprung Morgens um sechs am Tafelberg: Wir beobachten den belgischen Trial-Weltmeister Kenny Belaey bei einem unvernünftigen Urlaubs­ ausflug. Katzengleich springt er mit seinem Bike von Felskante zu Felskante, nur wenige Meter vom Abgrund entfernt, der Ozean 1078 Meter unter ihm. Immerhin: Die Aussicht ist atemberaubend. Wozu aber das Ganze? Belaey ist nach Südafrika gereist, um Filmmaterial für seine TV-Show zu sammeln: „Belaey’s Bigtime Trial­ adventure“. Und weil er in Sun City und den Straßen von Durban noch nicht genug Abenteuer erlebte, ist ihm irgendwann der Tafelberg eingefallen. Und dessen Felsen. Und das Panorama dort. Wir finden: Das Unvernünftige sieht manchmal wunderschön aus. Kenny findet: Es sind solche Erinnerungen, die Reisen unvergesslich machen.

bild: nick muzik credit

Kennys gesammelte Abenteuer im Netz: www.kennybelaeysbigtime.com

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FOTO des Monats


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Bullevard Beflügelndes in kleinen Dosen

Back to the Roots Public Enemy waren in Südafrika – und regten beim Besuch des ­dortigen Red Bull Studios eine „nächste Evolution“ des Hip-Hop an.

Luxor-iöse Ballspiele Ein Blick auf die Weltrangliste verrät die Bedeutung von Squash in Ägypten (fünf unter den Top 12). In einem eigens errichteten Glascourt vor der imposanten Tempelanlage von Luxor fand das höchstdotierte Turnier der Geschichte statt. An den ersten beiden Tagen spielten die acht eingeladenen Athleten im Round-RobinSystem jeweils bis elf Punkte um den Halbfinaleinzug. Dort ging es dann Schlag auf Schlag. Im Finale setzte sich Karim Darwish gegen seinen ägyptischen Landsmann und Nr. 1 der Weltrangliste, Ramy Ashour, mit 5:4 durch und kassierte den 40.000-Dollar-Siegerscheck. Weitere Bilder und Informationen auf www.squashsite.co.uk

Public Enemy zählt seit Jahrzehnten zu den wenigen Konstanten im Hip-Hop. Unvergessen ihre frühen Tracks von 1987, mit denen sie die Popmusik in ihren Grundfesten erschütterten: Hip-Hop mit politischem Bewusstsein, radikaler Rap mit Rückgrat. Ende 2010 reisten Chuck D und seine Mitstreiter für vier Gigs nach Südafrika. Bei dieser Gelegenheit schauten sie auch für eine Interview-Session im Red Bull Studio Kapstadt vorbei. „In den USA hat Hip-Hop seine Bedeutung verloren, seine Seele verkauft. Die nächste Evolution muss hier im Land unserer Vorfahren passieren“, sagte Chuck D. Er prangerte Kollegen an, die sich mehr für ihre Klunker als für soziale ­Gerechtigkeit interessieren. Bei ihrem dreistündigen Konzert in „The Assembly“ zeigten Public Enemy, dass sie auch nach 30 Jahren Auflehnung noch kein bisschen müde sind.

Public-Enemy-Rapper Chuck D (oben) spart auch abseits der Bühne nicht mit kritischen Worten.

www.publicenemy.com

Bilder des Monats

Moment mal!

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach hochladen auf: www.redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkflasche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost. Gewinner aus Heft 12/2010: Fabio Piva

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Lima In den für Peru typischen dreirädrigen Motortaxis steckt mehr Rennwagen-Potential, als man vermuten würde. Alfredo Escobar, Red Bull Lleva Lleva


b u l l e va r d

Hero-Blogs Die besten Sprüche aus dem Netz

bilder: Jörg Mitter/Global Newsroom/Red Bull Photofiles (1), Malcolm Skene (3), Hubert Stanka (1), Garth Milan/Red Bull Photofiles (1), Samo Vidic/Red Bull Photofiles (1), Agustin Munoz/Red Bull Photofiles (1), Getty Images (1)

Das Dach Afrikas So hart die Rallye Dakar sein mag, ist ihre Ausfallquote vernachlässigbar im Vergleich zu jener beim Enduro-Rennen Roof of Africa in Lesotho. Dieses Jahr sahen am Ende des dreitägigen Rennens auf der brutalen Strecke rund um die Maluti Mountains nur 22 von 300 Startern das Ziel. Und es triumphierte zum dritten Mal in Folge der Neuseeländer Chris Birch – der relativ cool blieb. „Ich glaube nicht, dass das diesjährige Roof of Africa härter war als das von letztem Jahr. Wir mussten weniger Berge überqueren.“ Birch wurde das gesamte Rennen vom Südafrikaner Jade Gutzeit gejagt. Vor dem Schlusstag trennten die beiden nur drei Sekunden. Birch verlor infolge einer Fehleinschätzung bei der Durchquerung eines Gewässers, in dem er seine Maschine kurz versenkte, acht Minuten und damit die Führung an Gutzeit. Bei einem der letzten Gebirgspässe mit dem Namen „Please Push Me“ erkämpfte sich Birch die Führung zurück und erreichte am Ende mit 18 Minuten Vorsprung (Gesamtzeit: 18 Std., 25 Min., 24 Sek.) auf den Südafrikaner das Ziel. „Dieses Jahr änderte ich mein Training“, gab Birch an, „und es hat sich wirklich bezahlt gemacht. Ein wichtiges Plus ist meine Entschlossenheit. Ich kann einen Hügel hinauffahren, bis ich Sterne vor den Augen sehe, dann warte ich 20 Sekunden, und es geht wieder weiter.“ Tiefere Einblicke vom Roof of Africa gibt Chris Birch auf www.birchy.co.nz

Durban

Hot Couture by Seb und Mark Modedesigner, aufgepasst, es gibt weltmeisterliche Herausforderer: ­Sebastian Vettel und Mark Webber entwarfen ihre ganz persönlichen T‑Shirts. Die schmucken Leibchen sind ab sofort im Red Bull Shop erhältlich, der Reinerlös kommt zur Gänze der Stiftung Wings for Life zugute. Vettels Shirt ziert dessen Startnummer fünf. „Diese Nummer hat mir Glück gebracht! Ich hoffe, sie bringt auch Wings for Life Glück und den Medizinern gelingt der Durchbruch in der Rückenmarksforschung.“ Mark Webbers Design (siehe Bild) versinnbildlicht die Bewegung im Forschungsfortschritt.

Ashley Fiolek (Motocross) „Es gibt eigentlich nichts Besseres, als Chips mit Guacamole zu essen und nebenbei zu twittern.“

Werfen Sie einen Blick auf: www.redbullshop.com

Be „The One“ Lindsey Vonn (Ski alpin) „Wow! Ich bin auf dem Cover des ESPN-Magazins, in Sharon Stones berühmter Pose aus ‚Basic Instinct‘. Ob ich auch ihr Stuntdouble sein könnte?“

Der Brasilianer „Tsunami“ fegte beim Red Bull BC One-Weltfinale in Tokio zum Sieg. Mit dem neuen BC One Game für iPad, iPhone und iPod haben nun auch Sie die Gelegenheit, Ihre Breakdance-Fähigkeiten zu zeigen. Sieben der besten B-Boys mit rund 650 originalen Moves stehen zur Auswahl. Erarbeiten Sie sich in 14 internationalen Locations und auf 28 Levels den Sprung in die B‑Boy Hall of Fame. Der Link zum Download: http://win.gs/bconegame

Maya Gabeira (Surfing) „Wieso brauchen Mädchen immer so lange, um sich fertig zu machen? Ich sitze schon längst im Auto und warte auf die anderen!“

7 B-Boys, 14 Locations und 29 Musiktracks beim neuen BC One Game.

Vor 2400 Zuschauern setzte sich Amsterdam Balkontür öffnen, ein kurzer Anlauf unten Gazelle im Band-Duell gegen Die Heuwels Fantasties auf der Straße, und schon landet der Ball im Wohnzimmer. durch. Tyrone Bradley, Red Bull Soundclash Jarno Schurgers, Red Bull Balcony Shot

Campinas Auch beim Taco, einer Art brasilianischem Cricket, sollten die Augen stets auf den Ball gerichtet sein. Marcelo Maragni, Red Bull Super Taco 15


b u l l e va r d

Jedem Star sein Stern Nach einjähriger Pause hebt Red Bull Playstreets wieder ab: Am 19. Februar bahnen sich die Freeski-Stars ihren Weg durch die Straßen und über die Dächer Bad Gasteins. Die drei bisherigen Sieger – Charles Gagnier (CAN), Oscar Scherlin (SWE) und Russ Henshaw (AUS) sind schon jetzt auf dem neuen Walk of Fame verewigt. Scherlin war sichtlich angetan. „So eine Auszeichnung habe ich noch nie bekommen. Eine große Ehre!“ Der Sieger vom 19. Februar sichert sich den vierten Stern – und er sollte im Besitz eines Motorrad-Führerscheins sein. Denn dem Gewinner winkt ein Motocross-Bike: eine Suzuki RMZ-450.

Freeriding meets Freeskiing: Red Bull Linecatcher in Frankreichs Alpen.

Die perfekte Linie Der junge Bayer Bene Mayr ist einer der Anwärter auf einen Spitzenplatz bei Red Bull Linecatcher.

Donuts vom Weltmeister Wenn prominente Gäste im goldenen Buch einer Stadt unterschreiben, geschieht das meist im Rahmen eines feierlichen Empfangs im Rathaus. Sebastian Vettel hat bei seinem Berlin-Besuch eine ganz spezielle Art von Unterschrift getätigt. 85.000 Fans jubelten, als der Heppenheimer mit seinem Formel-1-Boliden über die Straße des 17. Juni jagte und anschließend vor dem Brandenburger Tor mit dem Abrieb der durchdrehenden Reifen seine berühmten „Donuts“ auf die Straße malte. So verewigte sich der 23-Jährige auf unnachahmliche Art an diesem geschichtsträchtigen Ort und bedankte sich derart bei seinen Fans für deren Unterstützung während der abgelaufenen Saison. www.redbullracing.com

Dubai Desert Motocrosser Mohammed Balooshi bei der abendlichen Nachbesprechung in der Wüste. Timor Gafurov, Red Bull Under My Wing 16

Zum dritten Mal treffen sich die besten Freeskier der Welt zum aufregendsten Big-Mountain-Wett­ bewerb des Jahres – dem Red Bull Line­catcher. Wie im letzten Jahr ist die Nordwand der 3000 Meter hohen Eyssina-Bergkette bei Vars im Skigebiet La Forêt Blanche in den französischen Alpen der Schauplatz für den Showdown der 13 FreeskiStars und jener zwei Amateure, die sich für den Event qualifizieren konnten. Von 15. bis 22. Januar haben Rider wie der US-Superstar Tanner Hall, der letztjährige Gewin­ ner, der Franzose Candide Thovex, oder der Deutsche Bene Mayr Gelegenheit, in drei Läufen eine möglichst flüssige und gleichzeitig technisch perfekte Linie in den jungfräulichen Pulverschnee zu setzen. Dabei steht ihnen eine Mischung aus

George Town Der 19-jährige Stuntbiker Aaron Colton demonstriert, wie man richtig lässig auf einem Bike sitzt. Fevi Yu, Pirates Week auf Grand Cayman

natürlichen Couloirs und künstlich angelegten Kickern für extreme Freestyle-Einlagen zur Verfügung. 2009 gewann der heute 21-jährige Bene Mayr den „Best Trick“Award mit einem „Misty 720“, dabei drehte sich der Freerider quer in der Luft stehend zweimal um seine eigene Achse. 2010 wurde der junge Bayer hervorragender Fünfter. Man darf gespannt sein, ob Mayr in diesem Jahr seine Fans mit einem noch größeren Erfolg bei diesem Weltklasse-Event überraschen wird. Mit Nico Zacek ist Deutschland auch in der dreiköpfigen Jury vertreten, die über den Sieger entscheidet. Ihr gehören außerdem Camille Jaccoux (FRA) und Woodie Bouma (AUS) an. Die Highlights aus dem Vorjahr auf: de.redbulletin.com/line2010

Lima Der kolumbianische BMX-Star Daniel Dhers gab Tricks und Techniken an peruanische Talente weiter. Renzo Giraldo, Red Bull Under My Wing

bilder: DomDaher/Red Bull Photofiles, Erwin Polanc/Red Bull Photofiles, Stev Bonhage/Red Bull Photofiles

Mehr Infos auf: de.redbulletin.com/playstreets


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Mein Körper und ich

de.redbulletin.com/print2.0 Benjamin Karl on the rocks.

Benjamin Karl

Der amtierende Weltmeister im Parallelslalom und sein besonderes Körpergefühl: Man kann auch mit gebrochenem Knöchel Weltmeister werden. Und Finger sind ohnehin überschätzt.

Rau f auf den Berg

ich auf Den Großteil meines Trainings absolviere die tirol, /Ost Lienz in lebe Ich ike: dem Mountainb tür. Im WinDolomiten sind direkt vor meiner Haus Freeriden. ter gibt es exzellente Bedingungen zum oning – Ich klettere gerne und mache auch Cany it warArbe harte ich wirkl Die . Spaß aber eher zum viel an unsetet in den Sommermonaten, wenn wir ieren wir rer Fitness arbeiten. Üblicherweise train -Blöcken. Das dann vier Tage die Woche, in 3-Wochen st auf dem Snowboardtraining beginnt Ende Augu g haben wir Gletscher, meist in der Schweiz. Bis Mitta oft Fußball wir en spiel ch dana d, Boar dem Training auf line Slack eine auch oder gehen laufen. Ich verwende – icht hgew Gleic und ion dinat Koor von zum Training t Mach en. board Snow unerlässliche Fähigkeiten beim über Band das wir nen span hmal Manc echt Spaß. etwas prickeln­einen kalten Teich, um die Sache noch en. der zu mach

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Schultersc hluss

Letztes Rennen der österreichischen Meisterschaften 2004. Ich fuhr einen Backside Turn, griff in den Schnee, traf dabei das Tor und kegelte mir die Schulter aus – meine erste Snowboardverletzung, und gleich eine ziemlich schwere. Zwei Wochen später wurde ich operiert. Zum Glück war es das letzte Saisonrennen: In den folgenden vier Wochen Verletzungspause habe ich sportlich nicht viel verpasst.

Fin gerfertig

Ich habe mir beim Snowboarden bereits mehrere Finger gebrochen. Das ist nichts Außergewöhnliches. Wir fahren ganz knapp an die Tore heran, und meine Finger schlagen fast immer an den Stangen an. Allein mein linker kleiner Finger war bereits dreimal gebrochen und ist nicht mehr gerade. Da alle Gelenke kaputt waren, ist er nun doppelt so dick wie der rechte.

Las Vegas? No thanks Ich liebe den Sport. Wenn wir vor Weihnachten einige Tage rennfrei haben, fahren meine Teamkollegen jedes Jahr nach Las Vegas. Für mich ist das nichts, ich bin viel lieber draußen in der Natur und fahre Ski. Einen besonderen Ernährungsplan habe ich nicht. Mein Trainer sagt mir immer, ich soll viele Kohlenhydrate essen, aber ich liebe vor allem Fleisch. Ich mache mir kaum Gedanken, was ich esse: Durch das stän­ dige Training verliert man kontinuierlich Gewicht, aber um schnell zu sein, muss ich etwas mehr wiegen. Zumindest rede ich mir das immer ein! Benjamins Bewegungstalent im Test: de. redbulletin.com/karl

text: ruth Morgan; bild: fritz schuster

Härtefall

Im Dezember 2008 krachte ich mit einem Schlitten in ein parkendes Auto. Bei dem Aufprall mit rund 20 km/h brach ich mir das Kahnbein und den rechten Knöchel. Die Weltmeisterschaft fand Ende Januar statt. Diagnose der Ärzte: „Kein Sport für drei Monate und einen Gipsverband für vier Wochen.“ Nach einer ­Woche montierte ich den Gips aber ab, um wieder aufs Snowboard zu steigen. Einmal pro Woche absolvierte ich einen Trainingslauf. Es schmerzte jedoch so arg, dass ich die folgenden Tage pausieren musste. Drei Tage vor dem Abflug zur WM in Korea stand ich das erste Mal schmerzfrei auf dem Brett – es war großartig. Mein Trainer gab grünes Licht. In Korea fühlte ich mich technisch top, körperlich jedoch miserabel. In meinem ersten Rennen wurde ich Vierter. Meine Muskeln waren völlig leer, ein ganz neues Gefühl für mich. Es war ein rein mentaler Kampf, und irgendwie war ich stark genug, um mein nächstes WM-Rennen zu gewinnen, unglaublich. Ich kam besser zurück als zuvor. Und das ohne Training!


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Celeb goes Extreme

Jessica Schwarz

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de.redbulletin.com/print2.0 Jessicas eisiges Abenteuer.

Eine Schauspielerin mit bergseeblauen Augen hängt in einer vereisten kanadischen Steilwand. „Man muss solche Momente bewusst genießen“, sagt sie. Wir ahnen: Diese Frau weiß, wie man’s nach oben schafft. Noch bevor Jessica Schwarz den Eispickel zum ersten Mal in die Wand schlägt, muss sie innere Widerstände überwinden. „Ich bin jemand, der sehr, sehr ungern in der Kälte ist“, sagt sie. Dumm nur, dass es Geburtsdatum/-ort 5. Mai 1977 in Micheldie Schauspielerin für ihre frostige Klettertour nach stadt (Hessen), Canmore in Alberta, Kanada, verschlagen hat. Die Deutschland Außentemperatur dort: minus 17 Grad. Ihre Aufgabe: Beruf eine vereiste Wand raufklettern. Und Aufgeben? Fällt Schauspielerin als Variante aus, denn Frau Schwarz wird in Kanada Erfolge von Kameras verfolgt. gewann 2009 den Die Serie „Celebs go Extreme“ im Red Bull TVBambi in der Kategorie Fenster bei ServusTV folgt einem einfachen – für den „Beste SchauspieleZuseher sehr unterhaltsamen – Muster. Unterstützt rin“ für ihre Rolle als von Extremsport-Profis, müssen sich Prominente in Romy Schneider in der gleichnamigen ARDSituationen begeben, die normalerweise in ihrer JobProduktion Description nicht vorgesehen sind. Schauspielerin Hotel Cosma Shiva Hagen etwa kletterte mit Boulder-Profi bei Frau Schwarz kann Kilian Fischhuber (und zwar ohne Sicherung) einen man auch übernachten: Felsen an der Küste Mallorcas hoch – über dem Meer, die-traeumerei.com das quasi als Auffangbecken diente. Ihr SchauspielKollege Wilson Gonzales Ochsenknecht zitterte als Rallye-Copilot am Beifahrersitz von Burcu Çetinkaya, der schnellsten Frau der Türkei. Für Jessica Schwarz haben sich die Produzenten eine anspruchsvolle Klettertour in Canmore ausgesucht, westlich von Calgary. Ihre Aufgabe: eine vereiste, senkrechte, 40 Meter hohe Wand hochzuklettern, mit Werkzeugen, die sie noch nie zuvor in Händen gehalten hat. Zu viel? Nein. „Ich dachte sofort: Machen! Da bin ich dabei! Das ist eine tolle Herausforderung.“ Erst später sickern dann doch erste Zweifel in Jessica Schwarz’ Bewusstsein: „Das Einzige, wovor ich tatsächlich ein bisschen Angst habe, ist die Kälte. Dass irgendwie die Blutzirkulation in den Fingern frühzeitig aufhört, dass die Finger und Füße nicht mehr warm werden. Dann der Schmerz durch die Kälte. Und dass man trotzdem irgendwie noch seinen Eispickel halten muss.“ Sie werden es unschwer erraten haben: Eispickel, Steigeisen, Sicherungs­ Jessica Schwarz begann ihre Karriere als seile – der Aufstieg der Jessica Schwarz Model. Heute steht die 33-Jährige lieber war davor ohne solche Hilfsmittel vor der Kamera oder sucht sich neue Kicks in der Eiswand. gelungen. Name Jessica Schwarz

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Schauspielerin Jessica Schwarz beim Eisklettern in Kanada: bange Blicke (Bild oben) und letzte Ratschläge von Profi Will Gadd.

Ausrüstung für Aufsteiger: Schwarz und Gadd mit den Werkzeugen für vertikale Grenzgänge.


Vom beschaulichen Michelstadt im Odenwald aus beginnt sie mit sechzehn eine Karriere, die sie rund um die Welt führt. Als Model. Weil sie den Contest eines Teenager-Magazins gewinnt. (Ihre blitzblauen Augen faszinieren bis heute.) „Ich glaube, dass ich eine sehr dickköpfige Person bin“, sagt Jessica Schwarz. Und sie ist außerdem eine Person, die nicht gern stillsteht. Das Model aus Michelstadt lässt das Modeln Modeln sein, wird erst Moderatorin fürs Musikfernsehen, dann Schauspie­ lerin mit breitem Portfolio. Und landet beeindruckende Erfolge, zum Beispiel 2003 im Szene-Porträt „Verschwende deine Jugend“ von Regisseur Benjamin Quabeck. Sie spielt in klei­ nen Produktionen (2006 die Hauptrolle in Uwe Jansons Wedekind-Adaption „Lulu“) und internationalen Blockbustern (ebenfalls 2006 in Tom Tykwers Verfilmung des Bestsellers „Das Parfum“ von Patrick Süskind). Dann, 2009, wagt sie sich an den Mythos Romy Schneider. An die große Romy, die vom mädchenhaften Publikumsliebling zur ernsthaften Charakterdarstellerin wurde und mit nur 43 Jahren viel zu früh verstarb. Für die Hauptrolle in der ARD-Riesenproduktion wird Schwarz mit dem „Bambi“ ausgezeichnet. Aber die Schwarz mag es auch bodenständig: 2004 war sie „Botschafterin des Bieres“ in Deutschland. Jetzt steht sie in Kanada Jessicas vor einer gefrorenen Wand, den Eispickel in der Hand. Philosophie: Weil sie wieder etwas Neues „In der kurzen ausprobieren möchte: „Mir ist Zeit, die wir es sehr wichtig, das Leben behier haben, wusst zu leben und Momente muss man so zu genießen. So viel wie möglich von diesem wahnsinnigen viel wie mögPlaneten mitnehmen zu könlich von dienen, in dieser kurzen Zeit, die sem wahnsinwir haben.“ nigen Planeten Apropos „leben“, „kurze Zeit“ und „wahnsinnig“: Zu mitnehmen.“ den Aufgaben, die „Celebs go Extreme“ für seine prominenten Teilnehmer vorsieht, gehört auch Verantwortung. In diesem Fall heißt das, dass Schwarz ihren Extremsport-Partner Will Gadd in der Eiswand sichern muss. Der ist Kana­ dier und erfahrener Eiskletterprofi. Er ist einer der Besten. Und nun in den Händen einer deutschen Schauspielerin. „Vertrauen ist auf jeden Fall da“, sagt zumindest Schwarz. „Will ist ein unglaublich großer Motivator. Er hat selbst so großen Spaß dabei, und das kann er auch wunderbar vermitteln.“ Jessica Schwarz wird versuchen, brav das zu tun, was Will Gadd sagt, langsam zu klettern, seinen Anweisungen zu folgen. Schritt für Schritt, Pickelschlag für Pickelschlag. Sie muss noch Filme abdrehen und sich um ihr kleines Hotel in Michelstadt kümmern, in dem es nur vier Zimmer gibt. „Ich habe meiner Familie versprochen, sicher nach Hause zu kommen“, sagt sie. Dann klettert sie los. „Celebs go Extreme“ mit Jessica Schwarz, am 10. Januar 2011, um 20.15 Uhr im Red Bull TV-Fenster bei ServusTV

Philip Köster filmreif Das deutsch-spanische Wunderkind ist die WindsurfEntdeckung von 2010. In diesem Jahr will Philip Köster die Weltelite auch im Slalom aufmischen.

bilder: Andrew Querner/Servus TV (3), Miniatur Wunderland Hamburg GmbH, Sebastian Schöffel/Red Bull Photofiles (2)

bilder: Andrew Querner/Servus TV (3), Erwin Polanc/Red Bull Photofiles (1), Florian Seefried/Getty Images (1), rutger pauw/Red Bull Photofiles (1)

b u l l e va r d

Seine Eltern betrieben in Vargas auf Gran Cana­ ria eine Surfschule, dort wuchs Philip Köster auch auf. Und wächst, soweit man den Experten glauben darf, zum besten Windsurfer der Welt heran. Der erst Sechzehnjährige hat in seiner Premierensaison

einen sensationellen dritten Platz in der Gesamtwertung der Disziplin „Wave“ bei der PWA Worldtour erreicht. Für die kommende Saison hat sich der junge Sportler mit der Zottelmähne noch mehr vorgenommen, außerdem wird er in der Disziplin „Slalom“ starten. Zuallererst steht jedoch ein Filmprojekt an, das von seinem Idol, dem Australier Jason Polakow, produziert wird. Mehr Infos, Bilder und Videos auf: www.philip-koester.de

Red Bull DC-6 startet auch am Airport Knuffingen Das Miniatur Wunderland in Hamburgs Speicherstadt ist die größte Modelleisenbahnanlage der Welt. Auf den 1150 Quadratmetern sind insgesamt zwölf Kilometer Gleise (im Maßstab 1:87) verlegt, und es gibt Nachbauten ganzer Regionen, Länder und Städte. Aktuell können die Besucher den Harz, die österreichischen Alpen, die Stadt Hamburg, die Regionen USA, Skandinavien, die Schweiz und die eigens für das Wunderland erdachte Stadt Knuffingen bewundern. Zusätzlich zur Stadt entsteht der Airport Knuffingen. Seit Mai 2004 wird hier auf 150 Quadratmetern an einem detaillierten Nachbau eines Verkehrsflughafens gebaut. Auf dem Flugfeld ist Platz für maximal 50 Flugzeuge. Eines von ihnen: ein Originalnachbau der Red Bull DC-6. Noch sind nicht alle Arbeiten abgeschlossen, aber nach gut 120.000 Arbeitsstunden stehen Chefentwickler Gerrit Braun und sein Team kurz vor der Fertigstellung dieses Mammutprojekts en miniature. tagebuch.miniatur-wunderland.de

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b u l l e va r d

Briefe an die Redaktion. Voller Freude habe ich die November-Ausgabe Ihres tollen Magazins gelesen, welches ich im Flugzeug nach Peru auf meinem Sitz „gefunden“ hatte. Da ich keine der Tageszeitungen lese, welchen das Red Bulletin beiliegt, wollte ich wissen: Kann man ältere Ausgaben nachbestellen? Wie kann ich sichergehen, jede Ausgabe lesen zu können? Martin Rusam, per E-Mail

kurz & dennoch einzigartig Diese jungen Herren haben die Fähigkeit, aus Schnee und Dirt Gold zu machen. Nachdem sich Se bastien Toutan t (CAN) im Vorjahr beim Air & St yle in Deutschla nd den Knöchel gebrochen hatte , kehrte er beim Air & Style in Peking eindrucks voll zurück und sprang zum Sie g.

Herzliche Gratulation an Red Bull Racing zur Weltmeister­ schaft! Für mich ist der Titel von Sebastian Vettel umso wertvoller, als er ohne Stallorder errungen wurde. Der Sport hat in der Formel 1 endlich über die taktischen Klüngeleien gesiegt! Gerda Pichler, per E-Mail

Ultramaratho nläufer Ryan Sandes (RSA) gewann das Last Desert in der Antarktis. Als erster Mensch siegte er bei ­allen „4 Deserts “ (davor Atacama, Gobi , Sahara).

BMX-Biker Steven Wong (HKG) dominierte bei den Asian Games in Guangzhou (CHN) jeden seiner Läufe und sicherte sich ganz überlegen die Goldmedaille.

Ein perfektes Wochenende: Skispringer Thomas Morgenstern (AUT) war in beiden Weltcupbewerben im norwegischen Lillehammer nicht zu schlagen.

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Der Beitrag „Trockentraining“ in Ihrer letzten Ausgabe ist eine atemberaubend spannende Story hinter den Kulissen der für mich spannendsten Motorsport-Veranstaltung der Welt. Bin gespannt, ob VW wieder alle in Grund und ­Boden fährt! Gerald Palmaninger, per E-Mail

Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder per Post an Heinrich-CollinStraße 1, 1140 Wien. Leserreaktionen werden nur veröffentlicht, wenn sie Name, Adresse und Telefonnummer bzw. E‑Mail-Adresse enthalten. Die Redak­tion behält sich Kürzungen vor, wenn es Länge und Klarheit erfordern.

bilder: Action Images (2), RacingThePlanet Ltd/Zandy Mangold, Russ Hennings/Oakley (1). Illustration: Dietmar Kainrath

Abgesehen von den Kooperatio­ nen mit unseren Partnermedien kann man das Red Bulletin ­online ansehen oder zusammen mit einer exklusiven Sammel­ box auch im Abo bestellen. Infos unter: de.redbulletin.com/ sammelbox, Bestellungen am einfachsten unter: sammelbox@redbulletin.at. Die Redaktion.


Die HFH bietet Ihnen an über 40 Studienzentren in Deutschland und Österreich die Möglichkeit eines wohnortnahen und berufsbegleitenden Studiums. 9.500 Studierende und mehr als 3.000 Absolventen sind Ausdruck des Vertrauens in unser bewährtes Fernstudienkonzept. Fordern Sie jetzt kostenlos Ihre Studienführer an.

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Bu l l e v a r d

Einst und jetzt

Skibrillen

Aus einem filigranen Gebilde, von einem geschickten Handwerker liebevoll gefertigt, wurde ein High-TechProdukt, geformt mittels Computer und Windkanal.

In den 1930er Jahren begann der Deutsche Philipp M. Winter, inspiriert durch Olympische Winterspiele im eigenen Land, mit der Fertigung von Skischutzbrillen. Die Kunststoffscheiben wurden händisch zusammengenäht, die Kanten mit plüschbesetztem ­Materialband abgenäht. Schon damals wurde die Brille belüftet, durch seitliche Lochaus24

stanzungen. Das Kopfband war ein Gummiwebband mit Metallverschluss. 1936 feierten Wintersportler wie Christl Cranz und Gustav Lantschner mit diesen Brillen Erfolge. In den 1950er Jahren entstanden Modelle wie die „Champion“, eine der ersten Marken-Skibrillen überhaupt. Anfang der 1960er Jahre legte Philipp Winters Sohn Rainer mit Einführung

des Markennamens uvex (für „ultraviolet ­excluded“) den Grundstein für die heute weltweit bekannte Marke. Aus dem EinMann-Betrieb im bayerischen Fürth wurde ein innovatives, erfolgreiches Familienunternehmen, dem aktuell Athleten wie Jean-Baptiste Grange, Viktoria Rebensburg und Marlies Schild vertrauen. www.uvex-sports.de

Bilder: www.tmstudios.de

EINST Skibrille Uvex, 1930


Jetzt Oakley Simon Dumont Signature Series, 2010/11 Dieses Modell ist die aktuelle Signature-Version für Freeskier Simon Dumont, der 2008 mit 22,2 Metern einen Weltrekord für den Sprung in der Quarterpipe aufgestellt hat. Beim Design hat der Amerikaner gekonnt seine indianischen Wurzeln thematisiert. Die Technologie hinter der Brille ist höchst komplex: Das Rahmenmaterial O-Matter ist

ein von Oakley patentierter Kunststoff – sehr leicht, sehr flexibel und sehr robust. Die Scheiben bestehen aus Plutonite®, der reinsten Form von Polycarbonat. Dieses filtert 100 Prozent der gefährlichen UV-Strahlung, und seine ­Anti-Fog-Beschichtung verhindert das störende Beschlagen der Scheibe. Eine spezielle Technologie ermöglicht zudem eine bis

in den Randbereich verzerrfreie Sicht. Den Tragekomfort erhöhen sogenannte Strap­ ausleger: Sie verteilen den Druck gleichmäßig, ideal beim Benutzen eines Helms. Auch das Skelett-System ist insgesamt so angelegt, dass speziell der Nasenbereich kaum störenden Druck abgekommt. www.oakley.com

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125-ccm-Weltmeister

Marc Márquez

Hat noch keinen Führerschein, aber einen Weltmeistertitel: Porträt eines leisen Supertalents.

Geburtstag/-ort 17. Februar 1993, Cervera, Spanien Schneller Lerner Seine erste Mini-Cross bändigte Marc im Alter von drei Jahren – anfangs mit Stützrädern. Verpasster Rekord Márquez gilt als größtes fahrerisches Talent seit Valentino Rossi. Einen Rekord des neunfachen Weltmeisters kann der Spanier allerdings nicht mehr brechen: In seinem WM-Jahr 1997 gewann „Vale“ 11 von 15 Rennen; Márquez „nur“ 10 von 17. Web www.marcmarquez93.es

Ein letztes Bild auf der Achtelliter-Derbi: 2011 fährt Marc Moto2 für das spanische Team Monlau Competición.

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Hätte es eines weiteren Beweises für die fahrerische Brillanz Marc Márquez’ bedurft, hat ihn das Rennen in Portugal erbracht. Dort stürzte er in der Besichtigungsrunde auf feuchter Piste. Die Mechaniker in der Box waren schockiert, einer von ihnen fing gar an zu weinen. Doch während der sich noch die Tränen abwischte, griff Márquez schon wieder an. Nach hastiger Reparatur als Allerletzter losgefahren, setzte er sich vor der ersten Kurve an die fünfte Stelle. Nach einer Runde war er Dritter. Im Finale ignorierte er die Anweisung seines Managers Emilio Alzamora, der ihn mit einem „P2 OK“-Boxensignal drosseln wollte, und holte sich einen souveränen Sieg, den zehnten der Saison. Mit drei verlor Klein Marc das Interesse an seinem batteriebetriebenen KinderQuad: „Papa, bitte schreib den Königen (in Spanien ist am 6. Januar Bescherung; Anm.), dass wir ein richtiges Motorrad brauchen. Eines, das mit Benzin fährt und mit dem man Sprünge machen kann!“ Die Könige waren gnädig. Schon als Vierjähriger fuhr er mit gefälschter Tageslizenz bei Enduro-Wettbewerben gegen Fünfjährige. Weil man damals für ein Taschengeld von umgerechnet 4000 Euro eine Saison mit 50-ccm-Straßenrennmaschinen bestreiten konnte, schrieb ihn der Papa etwas später im „Promo Velocidad“-Pokal ein. Damals war Marc acht Jahre alt und so klein, dass man die Lenkerstummel versetzen musste, damit er, lang auf dem Tank ausgestreckt, Gas und Bremse überhaupt erreichen konnte. Im dritten Rennen hol-

te er seine erste Pole-Position. In dieser Tonart ging es weiter, bis er mit 15 Jahren seinen ersten Profivertrag bei KTM unterschrieb, ein Lehrjahr auf unterlegenem Material: „Ich habe aber trotzdem überall versucht, vorn mitzufahren.“ Lieber Sturz als Platz 2, eine Frage der Ehre. 2010, mit Top-Team und Top-Motorrad, war Marc Márquez nicht zu schlagen. Was seine direkten Konkurrenten und Landsleute, der fröhliche Pol Espargaró ebenso wie der höfliche Nico Terol, auch versuchten: An Márquez führte kein Weg vorbei, was auch an der perfekten Abstimmung seiner Derbi lag. „Für uns ist die Arbeit mit Marc ein Gedicht. Er fährt präzise wie ein Uhrwerk und erinnert sich bei der Analyse an jede Kleinigkeit“, lobt sein finnischer Teamchef Aki Ajo und entdeckt Parallelen im Wesen: Statt zu feiern, hat Marc lieber seine Ruhe. Als ihn sein Lehrer nach einem der frühen Siege im Klassenzimmer hochleben ließ, vergrub er das hochrote Gesicht in den Armen und sprach den Rest des Tages kein Wort mehr. Und als er in der WM zu fahren begann, versorgte er zwar Nachbarn und Freunde gerne mit Autogrammen – allerdings nur jenen anderer Stars. 2011 wird sich einiges verändern im Marcs Leben. Er macht den Führerschein, wird mit Champagner spritzen dürfen, und last, but not least wird er in die Moto2 aufsteigen, die letzte Hürde vor der Königs­ klasse MotoGP. Nur eines wird so sein wie bisher: dass Marc Márquez immer und überall um Siege kämpft.

Action beschränkt sich bei ihm auf Strecke und Podium. Privat ist Marc ein ganz Ruhiger.

Best of Marquez: de.redbulletin.com/ marquez

Text: Friedemann Kirn; Bilder: Gold & Goose/Red Bull Photofiles

Name Marc Márquez


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Die Pirouette: für Zuschauer ein Genuss, für Goldmedaillengewinnerin Yu-na Kim (KOR) eine leichte Übung und für den Physiker eine Illustration der Erhaltung des Drehimpulses.


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Formelsammlung

Heavy Rotation

Bild: Chung Sung-Jun/Getty Images; Illustration: mandy fischer

Bei einer Pirouette werden Eisläuferinnen scheinbar wie durch Zauberei nach Belieben schneller und langsamer. Ein Mirakel ist das aber keineswegs. Sie nutzen einfach die Drehimpulserhaltung, wie die Physik* weiß. Der Drehimpuls (L) ist das Produkt aus Drehmasse (J) und Winkelgeschwindigkeit (ω): L = Jω. Die Winkelgeschwindigkeit gibt an, um wie viel Grad pro Sekunde sich ein Körper dreht. Die Drehmasse (auch Trägheitsmoment genannt) gibt an, wie schwer es ist, einen Gegenstand in Drehung zu versetzen oder abzubremsen. Befindet sich ein Körper in der Luft oder praktisch ohne ­Reibung auf dem Eis, dann verändert sich der Drehimpuls nicht (L = konstant). Das nennt man die Erhaltung des Drehimpulses. Während die Masse eines Objekts immer konstant ist, ist die Drehmasse veränderlich. Diese hängt nämlich nicht nur von der Masse, sondern auch vom Abstand der Massenpunkte zur Drehn achse ab: J = ∑ mi ri ². i=1 Im Prinzip müsste man zur genauen Ermittlung der Drehmasse die Eisläuferin in sehr viele kleine Teile zerlegen (also in n Teile) und von jedem Masse (mi) sowie Quadrat des Abstands zur Drehachse (ri ²) bestimmen und zum Schluss alles addieren. Man kann jedoch für biomechanische Untersuchungen gute ­Abschätzungen vornehmen, wenn man sich den menschlichen Körper aus geometrischen Figuren (Kugeln, Zylindern, Kegelstümpfen etc.) zusammengesetzt denkt. Dazu müssen die Körperteile der Person vorher exakt vermessen werden. Später kann man die Dreh­masse bei jeder beliebigen Position und um jede beliebige Achse ausrechnen. Oft sind aber gar nicht die absoluten Werte interessant, sondern die relativen. Messungen zeigen etwa, dass die Drehmasse bei einer Pirouette mit ausgestreckten Armen doppelt so groß ist wie mit angezogenen Armen. Und ebendiesen Umstand nützt man bei einer Pirouette aus. Man leitet diese mit gestreckten Armen ein. Da der Drehimpuls konstant bleibt, muss sich die Winkel­ geschwindigkeit verdoppeln, wenn man die Arme anzieht. Ganz allgemein kann man das so formulieren: J |ω = |J | ω. Steigt die Drehmasse, sinkt L = konstant = Jω = | ˇ und ˇ umgekehrt. die Rotationsgeschwindigkeit Wenn die abgebildete Eisläuferin bei der Himmelspirouette den Oberkörper andächtig nach hinten lehnt und dabei noch ein Bein wegstreckt, erhöht sich die Drehmasse, und die Rotationsgeschwindigkeit sinkt wieder ab. Die Erhaltung des Drehimpulses erzwingt quasi diesen Effekt. Aber nicht nur beim Eislaufen oder auch beim Backflip (siehe vorletzte Ausgabe des Red Bulletin) spielt diese Erhaltung eine Rolle. Es handelt sich dabei um ein fundamentales Prinzip des Universums, das zum Beispiel auch in der Quantenmechanik von immenser Bedeutung ist. Denn auch der Quanten-Spin unterliegt der Erhaltung des Drehimpulses. * Mag. DDr. Martin Apolin, 45, promovierter Physiker und Sportwissenschafter, ­arbeitet als AHS-Lehrer (Physik, Sportkunde) und Lektor an der Fakultät für Physik   in Wien und ist mehrfacher Buchautor.

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Lucky Numbers

Das Jahr 2011

Es ist das Jahr, in dem Plácido Domingo siebzig wird, Cajus Julius Caesar (der deutsche CDU‑Politiker) sechzig, George Clooney fünfzig, DJ Ötzi vierzig, Roger Federer dreißig und Aserbaidschan zwanzig. Was wird 2011 sonst noch bringen?

193

Sollte das Unabhängigkeitsreferendum des Süd­ sudan im Januar zu einer Abspaltung vom Sudan führen, müssten die Vereinten Nationen eventuell Platz für ein neues, 193. Mitglied schaffen. In dem Land, das bis 2005 von Bürgerkriegen zerrüttet war und von jeher mit humanitären Problemen zu kämpfen hatte, ist allerdings vieles kompliziert, so wie auch die Organisation einer Wahl für neun Millionen Menschen. Das 193. Land der Erde würde der Südsudan ohnehin nicht sein, weist doch beispielsweise die FIFA 208 Mitgliederverbände aus.

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Good News für das britische PolocrosseTeam (Kreuzung aus Polo und Lacrosse). Bei den Polo­ crosse World Cups haben Gast­ geber bislang eine Erfolgsquote von 100 Prozent: Australien siegte ebendort 2003 und 2007. Im Juli 2011 wird das Turnier in East Yorkshire ausgetragen. Weitere Weltmeisterschaf­ ten gibt es 2011 im Rugby (NZL, Sept./Okt.), Touch Rugby (SCO, Juli) und Cricket (IND, SRI und BAN, Feb.–Apr.). Auch finden die FIFA Fußballweltmeis­ terschaften der Frauen (GER, Juni/Juli) und die U20-WM (COL, Juli/Aug.) statt.

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45.000.000 Wohl jeder Technologie-Experte sagt Apples TabletComputer iPad enorme Verkaufszahlen voraus. Unter all den Schätzungen ist die von Brian White von Ticon­ deroga Securities am optimistischsten. In seinem Be­ richt rechnet er anhand der Bestellungen für iPad-Teile mit bis zu 45 Millionen verkauften iPads. Interessant: 2011 wird Australien wie Japan, Schweden, Kanada und Hongkong zu jenen Ländern zählen, in denen es mehr PCs, Apples oder ähnliche Geräte gibt als Menschen.

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Musikfans dürfen sich auf 2011 freuen. Über das Jahr verteilt, werden Alben er­ scheinen von den B ­ eastie Boys, Dr Dre, Lady Gaga, den Foo Fighters, R.E.M., Radiohead, Santigold, Paul Simon, The Strokes und den 1980er-Jahre-New-Wave-Rockern The Cars – die ihr erstes Album seit 24 Jahren (1987) veröffentlichen werden. 1987 wurde auch U2s „The Joshua Tree“, das fünfte und meist­verkaufte Album (25 Millionen Exem­ plare) der irischen Band, präsentiert. Bono Vox und seine drei Kollegen werden in den nächsten Monaten ihr 13. Album, „Songs of Ascent“, veröffentlichen.

3,6

Laut den Prognosen der Econo­ mist Intelligence Unit wird die Weltwirtschaft 2011 um 3,6 Prozent wachsen (2010 waren es 4,4 Prozent). Die größten Profiteure werden Schwellenländer sein, nicht die entwickelten Staaten; kluge Investo­ ren sollten auf Luxusgüter und asiatische Exporte setzen. Der Kunstmarkt wird sich ent­ wickeln, während Kaffee- und Zu­ ckerpreise fallen werden. Also: kein Grund für Pessimismus, vor allem nicht bei chinesischen Her­ stellern diamantbesetzter Espressomaschinen. Finden Sie heraus, was Ihnen 2011 bringt: auf www.magic8ball.com

Bilder: PA, Getty Images, picturedesk

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Exakt einen Monat nach dem 235. Geburtstag sei­ nes Landes feiert der 44. Präsident der Vereinig­ ten Staaten von Amerika seinen 50. Geburtstag: Am 4. August 1961 wurde Barack Hussein Oba­ ma jr. in Honolulu geboren. Gerüchte, wonach der mächtigste Mann der Welt möglicherweise nicht in den USA geboren und daher als Präsi­ dent unzulässig wäre, sind haltlos. Ein anderes Ereignis des Jahres 1961 jährt sich ebenfalls zum 50. Mal: der erste Weltallflug von Juri Gagarin. Hier meinen Verschwörungstheoretiker zu wissen, dass der Russe nur der Erste war, der im All überlebte.


IHR EXPRESSLIFT – VON DER ERSTEN ABFAHRT BIS ZUM EINKEHRSCHWUNG. PA SST I N

SKIJA DIE CKE

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KONZENTRIERTE ENERGIE VON RED BULL. DER SHOT, DER FLÜGEL VERLEIHT.


Action

Print 2.0

de.redbulletin.com/print2.0 Die Riesen von Paranal. WEISST DU, WIE VIEL STERNLEIN … Nein, nicht genau. Aber Sterne bloß zu zählen ist auch nicht das vor­ rangige Ziel von Europas astronomi­ schem Außenposten in der Wüste Chiles. Hier werden ganz andere Ge­ heimnisse gelüftet: Kommen Sie mit!

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Das Auge der Welt action

In der Einsamkeit der chilenischen Atacama-W端ste lebt eine kleine Gruppe fanatischer Wissenschafter und Astronomen. Sie schaut tiefer ins All als jemals Menschen zuvor. Wir durften einen Blick riskieren. Text: Norman Howell, Fotos: Lukas Maximilian H端ller


Action

d

as Weiß und Silber der Gebäude reflektiert das harte Sonnenlicht der Wüste zu Mittag, die Luft flimmert. Sonst tut sich nichts in der völligen Abgeschiedenheit dieses Fleckens Erde. Erst in der Nacht wird Leben in die Gebäude kommen, Wände werden sich wie riesenhafte Lider öffnen und lautlos zur Seite gleiten, um dem gigantischen Auge in seinem Inneren den ungestörten Blick auf die südliche Hälfte der Hemisphäre frei zu geben. Das Auge wird die ganze Nacht lang ins Weltall starren, zu den Sternen und noch tiefer ins unendliche Schwarz. Es wird versuchen, dem großen Nichts wieder ein paar Geheimnisse des Lebens zu entreißen. Wir befinden uns in Paranal in der Atacama-Wüste, 2600 Meter über dem Meer, nur zwölf Kilometer Luftlinie von der Küste des Pazifiks entfernt. Hier in der chilenischen Einsamkeit steht Europas größtes Observatorium. Das Herzstück nennt man ebenso ­zutreffend wie schlicht VLT, Very Large Telescope. Hier ist die ESO daheim (European Organisation for Astronomical Research in the Southern Hemisphere), ein gemeinsames Projekt von 14 europäischen Staaten, das zum Ziel hat, die bestmöglichen Werkzeuge für einen scharfen Blick ins All zu entwickeln. Von diesem Blick sollen Europas Wissenschaft, Industrie und Kultur profitieren. Das Abenteuer beginnt schon bei der Anreise. Man geht in der nordchilenischen Hafenstadt Antofagasta von Bord, lässt den Pazifik hinter sich, wendet sich Richtung Süden, um auf der legendären Panameri­ cana, jener Straße, die den kompletten amerikanischen Kontinent auf 25.000 Kilometern durchmisst, zwei Stunden Einsamkeit zu durchleben. Die Wüste ist trocken, ockerfarben und staubig, hie und da künden schlichte Kreuze und Gedenksteine am Wegesrand von jenen, deren Trip unerwartet früh an ein Ende gekommen ist. Als wir die Panamericana verlassen, beginnt die Straße zu steigen. Hügel werden zu Bergen, von steilen Tälern scharf durchschnitten. Außer Steinen gibt es hier nichts mehr. Schwer vorzustellen, dass sich 34


WILLKOMMEN DAHEIM Das ist der Eingang zu La Residencia, wo die Forscher schlafen, leben und spielen. Die Natur der Sache bedingt, dass die 108 Zimmer tagsüber gut voll sind, in der Nacht hingegen fast leer. Dreht man alle Lampen an, gibt der ganze Kompex so viel Licht nach außen ab wie eine einzige 40-Watt-Birne.


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irgendjemand freiwillig diese Gegend aussucht. Die Gemeinschaft europäischer Wissenschafter hingegen hat sich sehr bewusst für Paranal entschieden: Nichts stört den ungetrübten Blick in den Himmel, keine Lichter, kein Smog, keine hochgelegenen Wolken, kein atmosphärischer Staub, nichts, was Zivilisation zwangsläufig mit sich bringt und sich als Schleier zwischen Teleskop und Weltall legen würde. Wir lernen das Wort „Lichtverschmutzung“. Das Haupthaus von Paranal, das immerhin 108 Menschen Quartier gibt, strahlt so viel Licht nach außen wie eine 40-Watt-Birne – wenn alle Lichter im gesamten Gebäude aufgedreht werden. Nur im Nichts kann man das Unsichtbare sehen. Die Wissenschafter der ESO haben den richtigen Ort für VLT neun Jahre lang gesucht, 1999 fanden sie ihn. Zuvor hatte man sich auch in Afrika umgesehen, doch nur die Atacama-Wüste hatte alles, was man brauchte: Hafen und Flughafen in der Nähe, einigermaßen brauchbare Straßen, ausgebildete Fachkräfte vor Ort, politische Stabilität. Derzeit sind zwei Observatorien in Betrieb, zwei weitere sind noch in Bau. Der erste Besuch von Paranal ist ein Schock. Mitten in der lebensfeindlichsten Umgebung prunkt hier High Tech wie aus einem James-Bond-Film. Vier Tele­ 36

skope, die gemeinsam das VLT bilden, dominieren die Szene, sie stehen auf einer Plattform, wo früher einmal der Berggipfel war. Den Gipfel hat man richtiggehend abgeschnitten. Die ESO ist stolz darauf, das modernste optische Instrument der Menschheitsgeschichte gebaut zu ­haben: Die Hauptspiegel der vier großen Teleskope haben jeweils unfassbare 8,2 Meter Durchmesser, jene der vier zusätzlichen Hilfsteleskope immerhin noch 1,8 Meter. Jedes von ihnen kann allein ins All starren; man kann ihre Kapazität aber auch bündeln, dann funktionieren sie wie ein einziges gigantisches Auge. Dabei können sie Objekte erkennen, die vier Millionen Mal weniger Licht aussenden, als das menschliche Auge wahrnimmt. Arbeit und Leben spielen sich ein Stück unterhalb des Gipfels ab, verbunden durch eine steile Straße. Vor allem abends lohnt es sich, diesen beschwerlichen Weg nach oben noch einmal zu gehen. Die Aussicht am Plateau ist dermaßen klar, die Sicht so weit, dass es selbst die härtestgesottenen Wissenschafter immer wieder hierher treibt, einfach um die Sonne hinter dem Horizont verschwinden zu sehen. Der Ort, die Szenerie hat etwas Heiliges, gleichzeitig Bedrohliches: Hier kann man die Zeit spüren. Auf der


STERNE UND STEINE Die gute Nachricht: Es gibt keine Nachbarn. Das ist zugleich auch die schlechte Nach­ richt. Wenn die Sonne versinkt, wecken Ingenieure die riesigen Teleskope auf und machen sie bereit für die Nachtschicht.

Mein Teleskop „Ich heiße Claudia Cid und bin als Telescope Instrument Ope­ rator für alle Systeme des Tele­ skops verantwortlich. Ich stelle den Spiegel scharf und bin der Troubleshooter für mein Tele­ skop. Ich unterstütze die Beob­ achtungen der Astronomen. Ich muss sehr schnell auf Proble­ me reagieren können, sei es punkto Software, Mechanik, Elektronik oder Hydraulik. Man kann meinen Job nirgends ler­ nen. Weil die Teleskope Proto­ typen sind, ist jedes Problem anders und neu. Man findet die Lösung in keinem Handbuch. Ich habe eine Ausbildung zur Elektroingenieurin. Als ich das Job-Inserat gesehen habe, habe ich sofort geantwortet. Obwohl ich Chilenin bin, war es ein riesiger Kulturschock, als ich hier gelandet bin. Ich stam­ me aus dem Süden, und der ist grün und ganz anders als die Wüste hier. Ich muss zugeben,

dass ich anfangs arges Heim­ weh hatte. Inzwischen hat sich das gelegt, im Gegenteil: Ich liebe die Ruhe hier. Manchmal gehe ich stundenlang einfach spazieren. Das Gute an diesem Job ist, dass du nach sieben Nächten Dienst sechs Tage frei hast. Da fliege ich heim, schla­ fe mich aus und treffe meine Freunde. Die Schichtarbeit fühlt sich wie permanenter ­Jetlag an, das ist nicht leicht. Doch ich schaffe das, und mei­ ne Eltern sind stolz auf mich. Wir haben lauter nette Leute bei ESO, aber ich versuche kei­ ne Freundschaften zu schlie­ ßen: Wenn einer geht, würde mir das Herz brechen. Wenn du Nacht für Nacht zusammen­ steckst, gemeinsam Probleme löst, schweißt das zusammen. Du musst hier in der Einschicht ein sozialer Mensch sein. Ein­ sam und allein in der Kantine zu sitzen geht gar nicht.“

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einen Seite starren diese unglaublichen Instrumente mit ihrer „Star Wars“-Anmutung nach Licht, dessen Quelle schon längst verloschen ist, weil es so lang zu uns unterwegs war, auf der anderen Seite ist da dieses archaische Element der Stonehenge-Artigkeit des gesamten Orts. Die Namen der Teleskope unterstreichen diesen Eindruck: Sie sind in Mapuche benannt, einer indigenen Sprache, heißen Antu (Sonne), Kue­ yen (Mond), Melipal (Südkreuz) und Yepun (Venus oder Abendstern). Am Abend macht je ein Ingenieur sein Teleskop bereit für die nächtliche Spähschicht. Wenn es völlig dunkel ist, werden die Wissenschaftsteams, die pro Teleskop aus einem Astronomen, einem Ingenieur und einem Gast-Astronomen bestehen, übernehmen, sie werden ihr Teleskop (oder auch mehrere Tele­ skope) von der Kommandoeinheit etwas unterhalb der Plattform bedienen, und die Giganten werden sich drehen, werden fokussieren und mitfahren, stets begierig, dem All Geheimnisse zu entreißen. Abend für Abend weckt der Ingenieur sein Teleskop auf, macht es bereit und arbeitet eine festgesetzte Checkliste ab. Wir stehen innerhalb von Antu, als die Umgebungsmauern rund um uns nach außen schwenken, dann macht die Fensterkuppel lautlos 38

Platz für die Haupteinheit, die sich dreht, streckt und verschwenkt wie ein riesiges Tier, das aus dem Schlaf erwacht. Die Spiegel gleiten in Position. Die gesamte Einheit, 450 Tonnen schwer, dreht sich um die eigene Achse, lautlos, geschmeidig, fast wie von selbst, gedämpft nur von Hydrauliköl. Jedes Very Large Telescope hat drei Spiegel, die ineinander reflektieren und die Bilder über ein System von weiteren Spiegeln unterirdisch in den Kontrollraum weiterleiten. Der Hauptspiegel wiegt 22 Tonnen, ist 8,2 Meter groß und 17 Zentimeter dick. Alle 18 Monate wird diese insgesamt 45 Tonnen schwere Einheit demontiert, mit fünf Stundenkilometern den Berg hinuntergefahren wie ein rohes Ei und frisch mit Aluminium beschichtet, dünner als Schokoladenpapier. Das ist nötig, weil auch dieser Spiegel durch Schmutz schleichend erblindet, was selbstverständlich nicht im Sinn eines gestochen scharfen Bildes ist. Die ESO-Länder lassen sich ihr Unternehmen jährlich 160 Millionen Euro kosten; 20 Prozent davon fließen nach Paranal. Was kriegt der Steuerzahler ­dafür? Im Schatten des VLT ist diese Frage schwierig zu beantworten. Auch die Wissenschafter hier tun sich hart mit der Frage: Sie sind Spezialisten in ihren


ALLTAG ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN Wasser aus dem Kanister, ohne Mountainbike wenig Mobilität. Polierter Marmor und Rampen dominieren im Inneren der erdbebensicheren Residencia. Was wir außerdem immer schon geahnt haben: Ein ordentli­ cher Arbeitsplatz braucht Pool und Tischfußballtisch.

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IM INNEREN DES AUGES Die Haupteinheit ist 450 Tonnen schwer, allein der Hauptspiegel mit seinen 8,2 Metern wiegt 22 Tonnen, obwohl er nur 17 Zentimeter dick ist. Die Außenwände lassen sich öffnen und geben so den Blick ins All für dieses unglaublich scharfe Riesenauge frei, das sich lautlos um alle Achsen dreht.


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bild: Christoph Angerer

DIE ERDE DREHT SICH UM DIE SONNE Wie man die Erdrotation fotografiert? Man nehme eine sternenklare Nacht, mache 28 Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von je 4 Minuten und montiere sie zusammen: Das ergibt 112 Minuten Erdrotation, Blick足 richtung S端dpol. (Foto in Zusammenarbeit mit Astro-Fotograf Christoph Angerer.)

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INTELLIGENTES DESIGN Von intelligenten Menschen für intelligente Menschen: Die Klimaanlage der Residencia ist ein tropischer Urwald im Inneren. Die insgesamt 108 bescheidenen Zimmer sind so angelegt, dass kein direktes Sonnenlicht eindringt.

An der Seite des Spiegels „Ich heiße Gerhard Hüdepohl, komme aus Deutschland und bin seit 1997 hier. An den Weg des Spiegels erinnere ich mich genau, ich bin die ganze Stre­ cke nebenhergegangen. Aus Angst, dass er kaputtgeht, hat­ te ich die ganze Zeit eine Hand drauf. Wir hatten Vibrations­ sensoren und wussten, dass ­jeder Ausschlag eine Katas­ trophe für das ganze Projekt sein würde. Die Straße war so schlecht, dass wir zwei Grader vor dem LKW fahren ließen, um den Weg so eben wie nur irgend möglich zu machen. Wir waren drei Tage unterwegs. Ich war auch bei jeder einzel­ nen Neubeschichtung der Spiegel dabei. Man hat jedes Mal Angst. Uns war bewusst, wie schwer solche Spiegel her­ zustellen sind und dass wir sie unter keinen Umständen be­ schädigen durften. Wozu der Aufwand mit der Neubeschich­

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tung? Weil sich feiner Schmutz darauf ablagert und ins Mate­ rial eindringt. Wir tragen also die hauchdünne Alu-Schicht ab und bringen Nanopartikel von neuem Aluminium auf der Oberfläche an. Das dauert pro Spiegel eine Woche. Was ich in der Freizeit mache? Ich habe eine Pilotenlizenz und fotografiere gerne. Diese bei­ den Hobbys kombiniere ich bei meinen Flügen über die Anden. Am liebsten mache ich Bilder von aktiven Vulkanen. Ich wan­ dere gern, liebe Gletscher und bin jüngst in die Antarktis ge­ segelt. Es war so kalt, dass ­jeder Brecher, der übers Boot krachte, alles sofort vereiste. Dann gibt es noch die Tradition von ‚Sessel-Fotos‘, die ich einst in Namibia eröffnet habe: ich auf einem Sessel in der Wüste. Seither mache ich das überall, wo ich hinreise, und stelle die Bilder dann online.“


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jeweiligen Gebieten, keine Philosophen oder Politiker. Hier herrscht der Sachverstand. Natürlich, früher oder später landen sie alle bei „Wir wollen herausfinden, woher wir kommen, wohin wir gehen, ob wir allein im Universum sind“. ESO muss kein Geld verdienen, was den Eindruck, da seien weltfremden Genies zugange, die am anderen Ende der Welt vor sich hin spinnen und Außer­ irdische suchen, noch verstärkt. Dringt man jedoch tiefer, eröffnet sich eine wunderschöne, ganz einfache Wahrheit: Die Welt ist im Großen und Ganzen erforscht, sehr vieles außerhalb unseres Planeten ist jedoch noch Terra incognita. Jenseits unserer Welt warten mehr Geheimnisse, als wir es uns überhaupt vorstellen können, und diese Damen und Herren tun genau das, was die Menschheit immer getan hat, was den Menschen erst zu dem gemacht hat, was er ist: Sie erweitern unseren Horizont, sie sammeln Wissen. Sie sind neugierig. Eine der großen Entdeckungen von Paranal war die eines großen erdähnlichen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Er ist riesig, etwa fünfmal so groß wie Jupiter, und derzeit arbeitet man daran, diesen mächtigen Burschen zu verstehen: Woraus besteht er physikalisch und chemisch, lässt sich dieses

Wissen auf andere erdähnliche Planeten übertragen? Die Frage nach dem Alter des Universums beschäftigt VLT ebenfalls; dieses Thema ist nachgerade ein Dauerbrenner. Der älteste Stern, den VLT aufgespürt hat, ist 13,2 Milliarden Jahre alt, was bedeutet, dass das Universum noch älter sein muss. Und dann ist da noch der schaurige Blick in Schwarze Löcher jenseits unserer Galaxie, wo allerlei gewaltsame Action passiert – und zwar in einem Ausmaß, wie man es sich kaum vorstellen kann, Gesetzen gehorchend, die wir noch nicht entschlüsselt haben. „Wir benötigten noch schärfere Bilder, um den Wissenschaftsstreit, ob gewisse Vorgänge auch außer­ halb Schwarzer Löcher möglich seien, beenden zu können. Diese Bilder konnte uns erst das VLT der ESO liefern“, sagt Reinhard Genzel vom Max-PlanckInstitut für extraterrestrische Physik. „Damit hat die Ära von beobachtender Physik in Schwarzen Löchern begonnen.“ Die Wissenschafter in Paranal leben in der Residencia. Die Residencia ist ein ebenso mutiges wie außergewöhnliches Projekt, ein Geisteskind von ­Massimo Tarenghi, der von den ersten Tagen an für Paranal zuständig war, von der Suche nach dem richtigen Berg bis zur Farbe der Sessel in der Kantine. 45


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Teleskope

Plattform

La Residencia

In der Nähe von Nirgendwo Aus welcher Perspektive auch immer man es betrachten mag: Paranal steht so oder so ziemlich allein da. PAZIFISCHER OZEAN BOLIVIEN Tocopilla Calama ARGENTINIEN

Sierra Gorda San Pedro de Atacama

Mejillones

Antofagasta

ESO CHILE Taital

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Das nächstgelegene Stück Zivilisation mit Hafen, Flughafen und Kino ist zwei Autostunden entfernt: Von Antofagasta im Norden Chiles gewinnt man die Panamericana, jene legendäre Straße, die den amerikanischen Kontinent von Alaska bis Feuerland auf einer Länge von 25.000 Kilometern durchmisst und ­allein in Chile 3400 Kilometer lang ist. Hier heraußen gibt es nur eine Farbe, die allerdings in allen Facetten und Schattierungen: Ocker. In unregelmäßigen Abständen künden Mahnmale am Wegesrand von jenen, deren Reise ein zu frühes Ende gefunden hat. Gern werden diese Steinhaufen mit Autoreifen, ­Nationalflaggen, Teddybären oder auch Weinflaschen dekoriert. Auf dem Weg nach Paranal steigt die Straße beständig leicht an, ein scheinbar unendlich langes Asphaltband, das die Menschheit dieser grausamen Wüste entrissen hat. Links und

rechts der Straße kann man bisweilen den originalen Verlauf dieser Nord-Süd-Verbindung ­erahnen: „Weg“ oder auch nur „Pfad“ wäre ein zu nobler Ausdruck für eine Spur von kleineren Steinen inmitten der unendlichen Wüste größerer Steine. Wie man hier jemals das filigrane High-Tech-Equipment für das VLT rausschaffen konnte, fragt sich der Besucher unweigerlich am Weg weiter hinein in die Berge, als die Straße schon längst mehr als nur sanft ansteigt. Oder: Wie kann man in dieser unwirtlichen Gegend überleben, gar permanent leben, eine Familie gründen, Kinder großziehen? Die Atacama ist die trockenste Wüste der Welt, Wasser ist ein alles bestimmendes Thema. Der Tagesbedarf in Paranal beläuft sich auf 80.000 Liter. Ein 27.000 Liter fassende Tank­ wagen befüllt die hauseigene 400.000 Liter fassender Zisterne zwei- bis dreimal täglich.


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Der Vater von Paranal Massimo Tarenghi hat Para­ nal geboren, gebaut, jetzt lebt er es. Als früherer As­ tronom („Ich habe meine Nächte in der Wüste Arizo­ nas verbracht und in die Sterne geschaut“) bekam er den Auftrag, den geeigneten Ort zu finden und dort das modernste und leistungs­ stärkste Observatorium auf Erden zu bauen. Paranal ist wahrhaftig sein Baby, er kennt jede Schraube, jeden Winkel und jede Geschichte dieses Observatoriums. Manche seiner Erzählungen haben das Zeug zum Thriller: „Die Versicherung wollte das Transportrisiko nur überneh­ men, wenn wir nachweisen könnten, dass die Spiegel mit einigermaßen berechen­ barer Sicherheit von Paris nach Paranal zu verschiffen seien. Also haben wir zuerst einen Dummy auf die Reise geschickt: Dimensionen, Ge­ wicht etc. entsprachen ge­ nau dem Original, allerdings war dieser Dummy aus Be­ ton gegossen. Wir haben ihn komplett verkabelt und al­ lerlei Sensoren angebracht, daran ein einfaches Überwa­ chungssystem mit grünen, gelben und roten Dioden montiert. Das Schiff legte in Antofagasta um 4 Uhr mor­ gens an, ich bin gleich an Bord gestürmt, halb krank vor Nervosität und Auf­ regung: Die echten Spiegel

warteten in Paris auf ihren Transport, und jedes Pro­ blem hier würde uns richtig viel Zeit und Geld kosten. Prompt leuchtete tatsäch­ lich eine rote Diode. Ich er­ zählte keinem davon und ließ den Spiegel auf den LKW schaffen und schickte ihn auf die Reise nach Para­ nal: 200 Kilometer mit 5 km/h über Steinpisten. Alle Nerven waren gespannt. In Paranal begannen wir zu analysieren, warum die eine Diode rot war. Es stellte sich heraus, dass die erlaubte Verzögerung für eine Millise­ kunde überschritten worden war. Die Versicherung würde also aussteigen. Wir verfolg­ ten den kompletten Weg zu­ rück und fragten den Kapi­ tän, ob er vor Kuba etwas Außergewöhnliches bemerkt habe. Seine Antwort über­ raschte uns: Die See war ru­ hig gewesen, aber es hatte tatsächlich starke Inter­ ferenzen gegeben, die sogar den Funkverkehr gestört hatten. Das war des Rätsels Lösung! Wir schrieben einen 25-seitigen Bericht an die Versicherung und ließen die echten Spiegel verschiffen. Auch ein ziemlicher Schla­ ger war die Geschichte mit M2, dem zweiten Spiegel in jedem der großen Teleskope. Obwohl mit 1,2 Metern rela­ tiv klein, hatte auch der es in sich. Eigentlich hätte eine Firma aus Massachusetts

diese M2 bauen sollen, doch die ersten drei Prototypen explodierten im Ofen. Also entschlossen wir uns, das Material zu ändern und ­Beryllium zu verwenden, ein seltenes Material, das hauptsächlich in der Welt­ raumforschung und in der Astronomie verwendet wird. (Eine Zeitlang war es auch in Formel-1-Motoren recht be­ liebt, bevor es aus Kosten­ gründen verboten wurde.) Es gab zwei Firmen, die all das konnten, was wir brauchten. Der Job ging schließlich an die Firma in Florida. Einen Monat vor dem Liefertermin bekam ich einen Anruf aus London, es war ein Freitag­ abend, ich erinnere mich so lebhaft, als ob es gestern ­gewesen wäre: Die Firma aus Florida stand an der Schwel­ le zum Bankrott; es würde unseren Spiegel nie geben. Paranal stand auf dem Spiel – wieder einmal. Die Lösung, die wir schließlich fanden, war etwas außergewöhnlich, aber es war uns egal. Haupt­ sache, es funktionierte: Wir überzeugten die andere Firma, den ehemaligen Kon­ kurrenten, die in Florida, zu übernehmen. Auf diese Art würden sie den lukrativen Vertrag für unsere Spiegel mit übernehmen können. Bedingung: Sie müssten die Spezialisten in Florida wei­ ter beschäftigen. Und so ­geschah es.“

„Ich habe meinem Boss gesagt, er soll mitten in der Wüste einen Pool mit Hotel ringsum bauen. Natürlich hat er mich für verrückt gehalten. Aber jetzt …“ Wir sitzen an besagtem Pool, ein Hotel umgibt uns. Und wir haben nicht nur den Pool und das Hotel hier in der trockensten Wüste der Welt, wir haben auch einen tropischen Wald mit Bananenstauden, Palmen und exotischen Blumen. Dieser Wald regelt die Temperatur des 108-Betten-Hotels aus Beton, Holz und Glas, es braucht keine zusätzliche Klimaanlage oder Heizung. Die Kantine ist rund um die Uhr geöffnet, es gibt Yoga- und Salsa-Kurse, Tischfußball und Tischtennis. Und es gibt jede Menge ruhiger Winkel, um sich zurückziehen zu können. Ein Teil des James-Bond-Films „Ein Quantum Trost“ wurde hier gedreht, und Bond-Darsteller Daniel Craig soll ausgesucht freundlich gewesen sein: Sogar um eine Kappe als Souvenir habe er gebeten. Wie es sich für eine gestandene Bond-Location ­gehört, kann die Residencia Erdbeben bis Faktor 10 auf der Richter-Skala unbeschadet überstehen. Bewohner werden außerdem angewiesen, ihre Autos immer mit der Front talwärts zu parken, „für den Fall, dass etwas passiert“. Es ist eine kleine, autarke Einheit mitten in der Einschicht, durchdacht, praktisch, eine Oase in der Wüste, Fitnesscenter, Kletterwand, Werkstatt und Krankenhaus inklusive. Außerhalb von Paranal ist das Nichts, das vergisst man leicht. Wissenschafter arbeiten in Schichten zu acht Nächten, dann haben sie sechs Tage frei. Keiner darf länger als zwei Wochen hier heraußen sein, komme, was wolle. Nicht einmal Forschung gilt als Ausrede: Man weiß, dass diese Gegend Menschen zum Durchdrehen bringt. Je länger man mit den Menschen hier spricht, umso mehr stecken sie einen an mit ihrer Leidenschaft, mittels Astronomie die Grenzen der Menschheit neu zu definieren und Rätsel des Universums zu lösen. Der Beispiele gibt es viele: Adaptive Optik (AO) und die Laser Guide Star Facility haben Para­ nal ihren Durchbruch zu verdanken. Adaptive Optik erlaubt es dem Teleskop, den Trübungseffekt, der durch die Atmosphäre entsteht, zu eliminieren. Die Bilder sind jetzt so klar, als ob sie vom All aus aufgenommen worden wären. Ein VLT kann jetzt die Headlines eines Red Bulletin in zehn Kilometer Entfernung lesen. Damit das funktioniert, braucht AO einen Referenzpunkt, am besten möglichst weit weg. Derzeit arbeitet man mit einem Laser, der neunzig Kilometer ins All zeigt und dort einen künstlichen Referenzstern simuliert. Das ist nicht Science-Fiction, das ist die Arbeit von Menschen aus Fleisch und Blut hier in der AtacamaWüste, die gemeinsam mit den anderen Jungs und Mädels der ESO in Chile und Europa nicht nur die europäische Weltraumforschung, sondern die europäische Wissenschaft generell vorantreiben, von der die Industrie ebenso profitiert wie unsere Universitäten, Schulen und Museen. Das Wissen aus Chile fließt direkt ins Klassenzimmer in Turin, Mailand oder München. Die Astronomen in Paranal sind die Entdecker unserer Zeit. Indem sie den Kosmos eröffnen, erweitern sie unseren Horizont. „Hubble-Mission Universum“: 29. 1. um 19.35 Uhr auf ServusTV Die 100 schönsten Weltraumbilder des VLT auf www.eso.org

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Von der . Muhe, normal zu sein Mit Johnny Depp wurde aus einem 체berzeugten Grenzg채nger der spannendste Hollywoodstar. Eine Begegnung in Paris liefert Indizien, warum das so ist. Text: R체diger Sturm

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bild: getty images

de.redbulletin.com/print2.0 Der Trailer von „The Tourist“.


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”  Nach diesen Rollen war es eine groSSe Heraus­forderung, Mr. Normal zu erkunden “

” Ich wurde wie ein Produkt verkauft. Das machte mich total wahnsinnig  “

Johnny Depp als Captain Jack Sparrow in „Pirates of the Caribbean“.

E

s gibt viele Reaktionen, die man bei einem Aufeinandertreffen mit Johnny Depp erwartet – ehr­ fürchtigen Respekt, Nervosität. Aber als der Interviewer dem Siebenundvierzigjährigen endlich kon­ kret gegenübersitzt – im Pariser Luxus­ hotel Le Meurice –, stellt sich eine ganz andere Regung ein: Der Superstar weckt Beschützerinstinkte. Sein Blick, halb versteckt hinter einer blau getönten Hornbrille, wirkt scheu, die Stimme klingt gedämpft, bis hin zur Schüchternheit. Der Körperbau – Depp misst gerade 1,75 Meter – eher mädchen­ haft, die Aufmachung kunstvoll designt. Der zweifarbige Schal ist exakt auf die graue Hemdbluse mit offenen Manschet­ 50

ten und die stylish zerrissenen Jeans abgestimmt. Lederriemen samt buddhis­ tischem Gebetsbändchen bedecken die Handgelenke. Ohren und Finger sind mit Ringen besetzt, darunter ein Film-Souve­ nir samt Totenkopf und Knochen und ein dickes Platinexemplar samt Diamanten und ein goldener Siegelring. Angesichts dieser fragil-kunstvollen Erscheinung legt sich auch der leichte Groll über seine dreißigminütige Verspä­ tung. Zumal sich der Darsteller gleich ver­ zagt entschuldigt: „Dieses Verhalten ist leider wie einprogrammiert. Ich komme immer zu spät.“ Streng genommen müsste er gar nicht mehr weitersprechen. Denn schon diese ersten Eindrücke geben Antworten auf

eine Frage: Warum ist Johnny Depp derzeit der vielleicht erfolgreichste und ­sicherlich spannendste Filmstar dieses Planeten? Sie verraten Coolness und Stil­ bewusstsein, sie zeigen ein Individuum, das in seiner eigenen Sphäre lebt, eine ebenso exotische wie sensible Kreatur, die in Begegnung mit der Außenwelt fremdelt. So gesehen sind diese Impressionen fast aufschlussreicher als sein aktueller Film, der Thriller „The Tourist“. Denn dessen Handlungsmuster sind vergleichs­ weise konventionell. Depp ist hier als amerikanischer Mathematiklehrer zu sehen, der mit einem Trip nach Venedig über eine schmerzhafte Trennung hin­ wegkommen will. Im Zug becirct ihn die


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„The Tourist“: Angelina Jolie becirct Johnny Depp.

Angelina über Johnny: „Unbeschwert, leichtfüßig“

bilder: action press, Peter Mountain/Kinowelt GmbH/2010 GK Films, LLC.

Es gibt nur wenige Filme, bei denen alles wunderbar läuft und du gleichzeitig erwartest, dass etwas Gutes dabei her­ auskommt. „The Tourist“ ist so ein Ausnahmefall. Das lag nicht zuletzt an Johnny Depp. Wir hatten uns nie zuvor ge­ troffen, was daran liegt, dass wir uns beide gerne in unseren Familienkreis zurückziehen, anstatt auf Partys abzuhän­

gen. Und wir nehmen uns beide nicht so ernst. Beim Dreh habe ich Johnny als absolut liebens­ werten Menschen kennen­ gelernt. Dass er ein hochinter­ essanter Künstler ist, das wusste ich, wie alle. Aber er ist als Schauspieler auch sehr natürlich und ungekünstelt. Hinzu kommt, dass er ein enormes Talent für Komödie hat. Dadurch spielt er unbe­

atemberaubende Freundin (Angelina ­Jolie) eines gesuchten Gangsters, um damit ein Ablenkungsmanöver zu starten. Da das Aussehen des Täters nach plasti­ schen Operationen allen unbekannt ist, halten die Jäger den arglosen Touristen für ihr Zielobjekt, was für Verfolgungs­ jagden und Intrigen rund um den Canal Grande sorgt. Depp weiß, dass er damit die Exzen­ trizitäten seines „Fluch der Karibik“Kapitäns oder eines Sweeney Todd weit hinter sich lässt: „Nach diesen Rollen war es eine große Herausforderung, Mr. Normal zu erkunden.“ Nur dass es für ihn keine banale Normalität gibt: „Die Leute, die von der Gesellschaft für durchschnitt­ lich gehalten werden, sind meistens die

schwert und leichtfüßig. Das ist gerade bei einem Film wie „The Tourist“ ungeheuer wich­ tig. Denn du darfst dich hier nicht zu ernst nehmen, son­ dern musst selbst deinen Spaß haben. Nur so kannst du auch dem Publikum diese gute Lau­ ne vermitteln. Und wir zumin­ dest hatten sie. Letztlich haben wir den ganzen Dreh hindurch einfach nur gelacht.

seltsamsten Typen, die du dir vorstellen kannst.“ Als Beispiel zitiert er einen bra­ ven Buchhalter, der auf der ganzen Welt Schilder mit seinem Nachnamen suchte und fotografierte. Und so entfaltete Depp seine Einfälle in diesem eng gesteckten Rahmen. Er konzipierte das Aussehen seiner Film­ figur, aß sich ein paar Pfunde an und ließ sich einige Schrullen einfallen – etwa die­ jenige, dass der unbedarfte Amerikaner mit Italienern spanisch zu sprechen ver­ sucht. Seine Idee war es auch, in einer Szene im Pyjama über die Dächer Vene­ digs zu fliehen. Selbst in scheinbar so braven Rollen wird er zum Grenzgänger. Undenkbar wäre es für ihn, mit blonder Mähne und

gebräunten Sixpacks anzutreten wie Brad Pitt. Nie könnte er sich als graumelierter Frauenheld zelebrieren lassen wie George Clooney. Er sucht sich seine Figuren vom Rand der Gesellschaft, unabhängig von Aussehen oder Geisteszustand, und ­interpretiert sie ohne Spur von Eitelkeit. Stattdessen gräbt er tief in seiner eigenen Phantasie. „In ihm wimmelt es nur so vor Ideen – fast zu viele für einen einzigen Menschen“, meint seine Lebenspartnerin Vanessa Paradis. „Wenn ich aufs Improvi­ sieren verzichten muss, fühle ich mich ein­ gesperrt“, meint er selbst. Bei Regisseuren, die ihn mit festen Vorgaben einzusperren versuchen, will er „nur noch flüchten“. Deshalb zoffte er sich beispielsweise mit Michael Mann beim Gangsterepos 51


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”Wenn ich aufs Improvisieren verzichten muss, fühle ich mich eingesperrt “

Die fünf Filme, die man gesehen haben muss.

„Public Enemies“. Weil er sich mit Star­ regisseur Peter Weir („Master and Com­ mander“) nicht verstand, scheiterte eine Verfilmung des Autobiografie-Bestsellers „Shantaram“. Denn so reich und schillernd Johnny Depps Imagination auch ist, sie muss eben auch beschützt werden. Womöglich wäre „The Tourist“ nicht einmal zustande ge­ kommen, gäbe es nicht Produzent Graham King, der mit Depp schon seit längerer Zeit zusammenarbeitet und daher das Vertrau­ en des Stars genießt. Nicht zufällig bringt dieser ihn zum Interview mit, wenngleich der bullige Engländer seinem Haupt­ darsteller die Plattform überlässt.

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is Johnny Depp solche Schirm­ herren gefunden hatte, sollte es ­jedoch dauern. Lebhaft erin­nert er sich an eine Lehrerin, die ihn in der Schule schikanierte. Mit seinen Klassenkameraden, die sich einen Titel als Schönheits-Queen- oder -King erträumten, konnte er nichts anfangen: „Ich wollte nie ein Insider sein.“ Selbst in Hollywood fremdelte er, obwohl er als junger Undercover-­Polizist in der TV‑Serie „21 Jump Street“ zu einem der größten Teenie-Idole der 1980er avancierte. „Ich wurde wie ein Produkt verkauft. Das machte mich total wahnsinnig.“ Doch Depp war nie einfach ein ver­ zärteltes Genie, sondern zugleich auch Rebell. Der verhassten Paukerin zeigte er den nackten Hintern. In seinen Krisen­ 52

jahren in Hollywood zertrümmerte er vor lauter Frust schon mal das Mobiliar seines Hotel­zimmers. Dazu passt seine Kokette­ rie mit der Kriminalität: „Mein Großvater verkaufte während der Prohibitionszeit schwarz gebrannten Schnaps – ein echter Dienst an der Gemeinschaft. Mein Stief­ vater studierte das Leben ein paar Jahre lang in der Jugendstrafanstalt“, sagt er mit unverkennbarem Stolz. So war es nur konsequent, dass er aus den Schubladen ausbrach, in die ihn die Branche stecken wollte. Dank einer Fü­ gung des Schicksals fand er einen Flucht­ helfer, der ihm seither treu zur Seite steht: Regisseur Tim Burton besetzte ihn als ausgestoßenen, monströs geschminkten Titelhelden in „Edward mit den Scheren­ händen“. Seither sollte der exzentrische Filmemacher das Bild des Schauspielers Johnny Depp prägen wie kein anderer. Ob in „Ed Wood“, „Charlie und die Schokola­ denfabrik“ oder „Alice im Wunderland“, stets präsentierte Burton seinen Star als ebenso sensiblen wie originellen Sonder­ ling mit Hang zum Genie. Trotzdem – selbst mit dieser Unterstüt­ zung hätte sich Johnny Depp womöglich in den Sackgassen der Filmindustrie ver­ loren: „Überall in Hollywood redeten die Leute vom Geldmachen. Das war so frus­ trierend.“ Seine Stimmungstiefs betäubte er mit Alkohol und Tabletten: „Ich stand kurz davor, völlig auszuflippen.“ Das verhinderte eine Begegnung vor zwölf Jahren in der Lobby eines Pariser

Fear and Loathing in Las Vegas (1998) Bei Kritik und Publikum floppte die Adaption des Stoffs von Hunter S. Thompson, heute genießt sie Kultstatus. Zu exzentrisch wirkt der Trip des Reporters Raoul Duke. Für Depp hatte der Film auch persönliche Folgen: die Freundschaft mit Autor Thompson, dessen Roman „Rum Diary“ er posthum verfilmte, und Regisseur Terry Gilliam, dem er nach dem Tod von Heath Ledger mit ei­ nem Gastauftritt in „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ aushalf.

Hotels: „Ich drehte mich um, und da sah ich diesen großartigen Rücken.“ Der gehörte Pop-Sängerin Vanessa Paradis: „Ich ging auf sie zu, sie drehte sich um, und als ich sie begrüßte, wusste ich: Mich hat’s erwischt.“ Das war nicht untertrie­ ben. Schon drei Monate später war die damals 26-jährige Französin schwanger. Der Suiten-Zertrümmerer bekam die seelische Stabilität, die ihm bis dahin ­gefehlt hatte: „Alles, was davor geschehen war, wurde zu einer Illusion. Erst durch meine Tochter begann ich wirklich zu leben.“ 2002 wurde auch Söhnchen Jack geboren, und für Depp waren die Prioritä­ ten für immer neu gesteckt: „Meine größte Hoffnung ist es, den Menschen gerecht zu werden, die ich liebe.“ Wer geglaubt hatte, so viel gutbürger­ liches Idyll habe den Grenzgänger ge­ lähmt, sah sich getäuscht. Stattdessen begann die wohl befriedigendste Phase seiner Karriere: vom Teenie-Idol über den Kultschauspieler zum Superstar. Ein Jahr nach der Geburt seines Sohns gelang ihm mit „Fluch der Karibik“ sein erster Block­ buster, der ihm auch seine erste OscarNomnierung bescherte. Aber dafür musste er seine eigenen Visionen durchboxen. Depp wollte seinem Piratenkapitän die Exzentrizitäten eines Keith Richards ver­ passen – was das Disney-Studio erst mal gar nicht begeisterte: „Die glaubten, ich sei wahnsinnig.“ Aber das Risiko machte sich bezahlt. Das Publikum war froh, endlich keine genormten Helden mehr zu

bilder: Cinetext Bildarchiv, IMPRESS

BEST OF DEPP

Edward mit den Scherenhänden (1990) Depp soll beim Lesen des Drehbuchs „wie ein Neu­ geborenes“ geweint haben. Kein Wunder – der ­Titelcharakter, Geschöpf eines genialen Erfinders, das vergeblich im Kleinstadtidyll sein Glück sucht, war nicht nur anrührend, sondern auch Gegenbild zu seinen konventionellen Teenie-Rollen. Depp fei­ erte seinen schauspielerischen Durchbruch und knüpfte zarte Bande zu Partnerin Winona Ryder. Die rissen wieder – anders als die Verbindung mit Tim Burton, die hier begann.


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bilder: Disney/Cinetext, Buena Vista/Cinetext, WALT DISNEY PICTURES/Kobal Collection

Fluch der Karibik (2003) Über 650 Millionen Dollar spielte Teil eins der Piraten-Saga ein, die beiden Fortsetzungen noch mal knapp zwei Milliarden. Doch ver­ mutlich wäre es anders gekommen, hätte Depp dem Fantasyabenteuer nicht seinen persönlichen Stempel aufgedrückt: Als Rock’n’-Roll-Pirat Jack Sparrow wurde er zum emotionalen Fixpunkt für das Publikum. Des­ halb schippert er ab Mai 2011 in einem vier­ ten Teil erneut über die Weltmeere.

Wenn Träume fliegen lernen (2004) Selten fand Depp für eine konventionelle Rolle so viel Anerkennung wie in dieser Biografieverfil­ mung. Doch seiner Präferenz für Phantasten und Außenseiter blieb der Schauspieler auch hier treu, wenn er als Autor J. M. Barrie aus der Freundschaft zu einer Witwe und ihren vier jungen Söhnen das Stück „Peter Pan“ entwickelt. Damit bewies sich Depp in einem klassischen Melodram und erntete prompt seine zweite Oscar-Nominierung als bester Hauptdarsteller.

sehen. Die Ära der faden Strahlemänner war vorbei, ein neues Zeitalter der trau­ matisierten Superhelden, der Mutanten und Freaks hatte begonnen. Und Johnny wurde zu einer seiner Ikonen. Mit der „Fluch“-Trilogie wurde seine persönliche Exzentrizität endgültig salonfähig. Der Outsider war der Insider. Dabei hat sich das Gefühl der Ausge­ grenztheit nicht verflüchtigt: „Manchmal möchte ich schreiend davonlaufen“, ge­ steht er, ohne mit der Wimper zu zucken. Und wovor? „Vor unserer technologie­ versessenen Welt, den voyeuristischen Medien, dem Wahnsinn des Reality-TV. Wir haben die Einfachheit des Lebens verloren. Unsere Individualität geht ver­ loren.“ Auch wenn das ein wenig atemlos und verschwurbelt klingt, so lässt sich doch eines erkennen: Johnny Depp fühlt sich in der Moderne nicht zu Hause. Wenn er nicht gerade auf einem Gedanken­ gang abdriftet, dann nimmt sein Gesicht einen verwunderten Ausdruck an – eine Mischung aus Zweifel und Staunen. Wie bei einem Besucher von einem fremden Planeten, der sich nicht sicher ist, ob er nicht lieber wieder weggebeamt werden möchte. Zum Glück verfügt er über die Mög­ lichkeiten, sich eine private Schutzzone aufzubauen: Die Familie lebt unter an­ derem im südfranzösischen Dorfidyll. Nicht zu vergessen eine eigens gekaufte Insel auf den Bahamas. „Für Sie hört sich das vielleicht extravagant an. Aber

ich brauche einen Ort, wo ich in Ruhe einen Atemzug machen oder einfach nur herumsitzen kann, ohne dass man mich fotografiert.“ Noch lieber scheint er in der Vergangenheit leben zu wollen – etwa in den 1930ern, als „alle Männer noch ele­ gant gekleidet waren und wie eigenstän­ dige Individuen aussahen“. Dazu passen auch seine filmischen Favoriten: „Wir sehen uns gerne die alten Hollywood-Klassiker an“, gesteht Vanessa Paradis. Die Komödie „Es geschah in einer Nacht“, in der Clark Gable als Jour­ nalist eine Millionärserbin auf der Flucht kennenlernt, ist einer der Favoriten des Paars. In dieses Bild fügen sich sogar Depps gastronomische Empfehlungen. In Paris etwa schätzt er das Bistro „Chez l’Ami Louis“ aus den 1920er Jahren, das bei den Kritikern längst in Ungnade gefallen ist. Aber das ficht ihn nicht an. Denn: „Hier fühlst du dich wie in einer Zeitmaschine.“ Und wenn er durch fremde Städte unterwegs ist, dann wandelt er auf den historischen Spuren der großen Autoren. Befragt nach seinen Erinnerungen an den „Tourist“-Drehort Venedig, nennt er nicht etwa Standards wie Markusplatz oder Rialtobrücke, sondern erwähnt voll Begeisterung, dass er an der Unterkunft des englischen Dichter-Genies Byron vor­ beispaziert sei. Nie steigt ihm seine Sonderstellung zu Kopf. Die Schwerblütigkeit des Ego­ manen, die Arroganz des Siegers gehen

Alice im Wunderland (2010) Was wäre Johnny Depp ohne Tim Burton? Und um­ gekehrt. Der bislang letzte Teil der gemeinsamen Kreativpartnerschaft – darunter auch „Ed Wood“, „Sleepy Hollow“ und „Sweeney Todd“ (samt dritter Oscar-Nominierung für Depp) – war mit einer Milli­ arde ein­gespielten Dollar auch der bislang erfolg­ reichste. Selten war Depp – als verrückter Hut­ macher – so zur Unkenntlichkeit geschminkt. Und selten war sein Spiel so plastisch: Der Film mar­ kierte seine Premiere in 3-D.

ihm ab. Gerade weil er sich nicht zu ernst nimmt, vermag er die absurdesten Rollen zu verkörpern. Selbst bei einem vergleichsweise stromlinienförmigen Projekt wie „The Tourist“ lieferte er sich mit Partnerin Angelina Jolie „Kicherwett­ bewerbe“. Berüchtigt sind seine Scherze mit Furzkissen, das er gerne mal Kollegen auf den Sitz legt. Und er ist auch gut im Nehmen. Bei Pressekonferenzen weicht er nicht mal den intimsten Fragen aus, weder zu seinem Schönheitsideal noch zu den Längendimensionen seiner Mannes­ pracht, und ulkt schon mal über seine „Geschlechtsumwandlung“.

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o ist Johnny Depp mit seiner ge­ nialischen Exzentrizität, seiner schüchternen Bescheidenheit und seiner rebellischen Ironie ein einzigartiges Gewächs der Branche. Eines, das man sofort unter ­Artenschutz stellen sollte. Die beste Beschreibung Johnny Depps stammt übrigens von ihm selbst. Zwar meint er damit Keith Richards, aber streng genommen passt sie genauso auf ihn: „Er ist tiefsinnig und lustig und ab­ solut brillant. Zwar hat man ihn schon früh mit Ruhm begossen, aber er ist dabei immer cool und normal geblieben. Und er behandelt jeden Menschen gleich. Und das in dieser Branche zu schaffen, das ist eine gewaltige Leistung.“ Print 2.0: Mit Johnny Depp und Angelina Jolie nach Venedig

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der samurai von new york Das Leben der New Yorker Fahrradboten verläuft im Zeitraffer. Der schnellste von ihnen ist Austin Horse. Text: Anthony Rowlinson, Fotos: Thomas Hoeffgen

„Wenn ich einen Erwachsenen auf einem Fahrrad sehe, ist mir um die Zukunft der Menschheit nicht bange.“ H. G. Wells

Austin Horse, der schnellste Fahrradbote der Welt.

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Er schlägt ein wie ein Blitz, Bam!, gleich neben mir. (Heimlich notiere ich in meinem Notizblock: in Zukunft mit den Begriffen sofort, in einer Minute und recht schnell vorsichtiger umgehen.) Austin Horse, der schnellste Fahrradbote der Welt, hat zum Begriff Zeit einen anderen Zugang als Sie und ich. Sein Gefühl dafür, wie lang etwas dauert, ist komprimierter, intensiver, überhöhter. Er scheint, wie alte Kassettenrecorder, eine FastForward-Taste zu besitzen. Erst zwei, drei Minuten ist es her, da hat er „Ich bin gleich bei dir!“ ins Telefon gesagt, offenbar hatte er in der Nähe einen Auftrag beendet. Noch genügend Zeit für mich, einen Kaffee zu kaufen und zu trinken. Kaufen ja, trinken nein. Gerade als ich mit dem Kaffee in der Hand aus der New Yorker Grand Central Station marschiere, in Richtung Park-Avenue-Überführung, taucht Austin auf, schleift sich mit seinem Fahrrad ein, geradewegs zu meinen Füßen. Er schwingt sich elegant vom Rad, öffnet die Schnallen seiner Radschuhe und kommt die letzten paar Stufen herauf auf mich zu, in einer einzigen fließenden Bewegung. Austin besetzt seine Rolle so ideal, man kann sich kaum das Schmunzeln verkneifen. Sein Rad ein Arbeitspferd, mit nur einem Gang und deutlichen Gebrauchsspuren. Die üblichen Kurierhosen, die wie normale Jeans aussehen, aber veredelt sind mit Stretch und einem reflektierenden Streifen. Diskrete schwarze Kappe. Und klar: die fette Umhängetasche mit wer weiß was drin. Trotzdem ist Austin kein Lycra-Rowdy, sondern ein smarter Pedalritter, der auf alles eine Antwort weiß, was ihm diese verrückte Stadt an Aufgaben vor die Füße schmeißt. Seine schwarzen Ray-Bans mit dem viereckigen Rahmen verleihen ihm einen Hauch von Clark Kent, und da ist auch die ungebremste Energie, ein schnelles Lächeln, Händeschütteln und ein rastloses Glitzern in den Augen, das sagt: „Auf geht’s!“


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de.redbulletin.com/print2.0 Der schnellste Fahrradbote der Welt.

„Ein Leben auf der Überholspur“, sagt man gern in solchen Fällen, und wohl selten passt die Phrase so buchstäblich.


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Unsere Treffen war flott zustande gekommen, so wie die meisten Dinge rund um Austin schnell passieren. Der Weg dahin war jedoch schwierig. Austin ist viel ­beschäftigt, und unsere Art von Story mit seinem vom Terminstress getriebenen Leben zu synchronisieren war schwierig. Das Treffen mit dem Red ­Bulletin ist eine von zwanzig, dreißig Anfragen, die er an diesem heißen Freitag in New York zu erledigen hat, in seinem Revier aus Beton und Stahl. Sein Verstand dreht sich deshalb so flink wie die Kurbel an seinem Fahrrad, um Ort, Zeit und Logistik u ­ nter einen Hut zu bekommen. Uns bei der Grand Central ­Station zu treffen ist dann eine gute Idee, wenn Austin, sagen wir, den Times Square runterradelt und etwas im Hotel Waldorf-Astoria abzugeben hat, auf der Park Avenue. Blödsinn wäre die Mitte von Manhattan, wenn Austin grade im East Village unterwegs ist und nach SoHo muss. Tags zuvor hat Austin ein Ersatzrad vorbeigebracht, damit wir mit ihm die Stadt bereisen können. Austins erste Idee vom Biken mit dem Bulletin war noch gewesen, den Autor dieser Zeilen in der Wanne seines Last-Rads zu parken. (Diese drei Meter langen Low-Loader schauen schwerfällig aus, sind aber, wie Austin versichert, gutmütig zu fahren.) Diese Vorstellung war, speziell für einen New-York-Neuling, furchteinflößend: In keiner Stadt zuvor, und schon gar nicht in dieser mit Autos verstopften Metro­ pole, war ich je in Augenhöhe von Taxistoß­stangen unterwegs gewesen. Während dieser Gedanke auf mich eher verstörend wirkte, war er für Austin nicht mehr als die in höchstem Maß ­logische Lösung eines kleinen logistischen Problems: Von A nach B in NYC? Stopf den Typen in den Laderaum, und los geht’s. Zeit ist Geld für Austin, so wie für jeden Fahrradboten. Er

„ Du willst kein Hindernis sein, sondern den Fluss der Stadt lesen, ihn fühlen, ihn ausnutzen.“ 56

­ rbeitet für die Sechs-Mann-Firma Samurai Messengers – „Defi­ a nitiv der beste Botendienst in New York!“ –, die Gewinne teilt man untereinander auf, was die Moral des Teams hochhält. „Wir sind eine Genossenschaft“, sagt Austin. „Deswegen ist es in unser aller Interesse, möglichst effizient zusammenzuarbeiten. Üblicherweise sind fünf von uns auf der Straße, der Sechste kümmert sich um die Organisation.“ Der Alltag eines Fahrradboten ist ständig in Bewegung, für Energieverschwendung ist da kein Platz. Die Anforderungen und die Disziplin dieses Lebens – jederzeit unter­wegs bei jedem Wetter, 80 bis 160 Kilometer pro Tag, kein Job zu groß und erst recht keiner zu klein, im Normalfall bis zu 25 Kilo auf dem Buckel – haben Austin in den letzten fünf Jahren zu einer ­schlanken, kompakten Figur verdichtet, einem kräftigen, aber keineswegs muskelbepackten Siebenundzwanzigjährigen. Austin ist ein als Fahrradbote wiedergeborenes Duracell-Häschen: Er trommelt noch, wenn der Rest schon erschöpft schweigt. Wer in einer Großstadt aufgewachsen ist, weiß, wie Fahr­rad­ boten funktionieren: Es sind lässig dreinschauende Burschen, die rote Ampeln ignorieren, Gehsteige rauf und runter turnen und Einbahnschilder als bloße Dekoration behandeln. Stimmt … aber nie und nimmer in diesem Fall. Unser Mann, der früher einmal Mountainbikerennen bestritt, scheint es zu schaffen, sich die unendliche Straßenland­schaft New Yorks nach seinem Willen zurechtzubiegen. Wer ihm folgt, erhält eine meisterliche Lektion in Sachen Logik und Radbeherrschung. Routiniert – weil es der schnellste Weg ist – geht’s mitten durch den Verkehr. Nur wenn es absolut notwendig ist, wirft Austin sein Rad hart hin und her, durch Passagen und Seiten­ straßen. Lücken durch­schießt er mit unvermindertem Tempo, häufig bleibt ihm links und rechts kaum eine Handbreit Platz. Wenn es die Balance verlangt oder die Ideallinie, streift Austin behutsam einen Bus oder Lieferwagen, um die Richtung zu wechseln, wie ein Ball, der in flachem Winkel von einer Hauswand abprallt. Dann wieder entdeckt er ein Auto mit der genau richtigen Geschwindigkeit, bei dem er sich in den Windschatten begibt, um sich kurz „ziehen“ zu lassen. Ein dösender Autofahrer, der die Schnauze zu weit in den fließenden Verkehr gesteckt hat, kriegt


Kreuz und quer Den „typischen“ Tag eines New Yorker Fahrradboten gibt es nicht. Aber die ersten Stunden einer Schicht von Austin Horse könnten in etwa so ausschauen: 1. 8 Uhr: Start in Brooklyn 2. Es geht über die Manhattan Bridge nach SoHo. Hier wird häufig „Triple Rush“ gebucht – in dieser Gegend arbeiten unsere ungeduldigsten Kunden. Manchmal schieben wir hier Bereitschaftsdienst. 3. Madison Square Park. Unser größter Kunde, eine Werbeagentur. Hierher kommen wir bis zu viermal täglich mit Anzeigen, Texten, Nachbearbeitungen, Abzügen und Stichproben. 4. Upper Midtown, beim Central Park. Eine Menge Mediaagenturen haben hier ihre Büros.

86. Straße

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Union City

5. 86. Straße: Hier sitzt unser am weitesten entfernter Kunde. 6. West Side: 601 West Houston (habe ich mich jetzt verhört?). 7. Die West Side runter: eine Werkstätte in Chinatown. 8. Retour nach SoHo, oft für ein weiteres „Triple“. 9. Ein Radgeschäft im East Village („Wenn ich Zeit habe!“). 10. Avenue B zwischen 12. und 13. 11. Kaffee in meinem LieblingsCoffeeshop auf der 29. Straße. 12. Ins Büro von Red Bull NY – zur Belohnung gibt’s Red Bull Cola! 13. Ins Büro von Time’s Up, an der Adresse 9 South/6. Straße.

Hells kitchen

4

Upper Midtown

11

3

West Side 6

SoHo 2

8

9

10

East Village

12 Little Italy

Chinatown

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Tribecca

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Brooklyn Brooklyn Naval Yard

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Austin Horse’ Arbeitspferd kommt im städtischen Infight mit einem Gang aus.

einen warnenden Klaps auf die Motorhaube, wenn Austin vorbeiflutscht, aber die Botschaft ist nie streitlustig oder aggres­siv: nur eine kleine Erinnerung, dass hier auch Schwächere unterwegs sind, die ihren Platz brauchen, so beweglich sie sein mögen. Die Polizei drückt häufig ein Auge zu, wenn Biker auf mit­ unter un­verfrorene Art die Straßenverkehrsordnung missachten. Austin: „Im Allgemeinen ignorieren uns die Cops – ich denke, es ist ihnen klar, dass wir eine spezielle Rolle erfüllen und das die meiste Zeit mit Bedacht und Vorsicht tun. Aber wenn wir es mit der Polizei zu tun bekommen, behandeln sie uns nicht gerade sehr wohlwollend.“ Zischt ein Fahrradbote virtous durchs Verkehrsgewühl, kann das elegant aussehen, obwohl der Szene die Dimension jenes eindrucksvollen Radrennsports fehlt, wie ihn ein Coppi, ein Merckx, ein Induráin oder ein Armstrong verkörperten. Das eine klassisch, das andere Punk: laut, schnell, dreckig, verschwitzt, mitten ins Gesicht, rücksichtslos direkt und manchmal schon wieder zu Ende, ehe es begonnen hat. Die schnellsten Touren dauern eineinhalb bis zwei Minuten (selbst aufwendigere Fahrtziele liegen selten mehr als 15 Minuten auseinander), doch werden diese aufregenden Sekunden nahezu immer im Sprinttempo heruntergekurbelt, und das durch grimmigstes Verkehrs­gewühl. Was sagt Austin über seine Gefühle auf dem Rad und den Fluss, den die Stadt entwickelt? „Du musst diesen Flow lesen, ihn fühlen, ihn ausnützen – du darfst dich nicht gegen ihn ­wehren.“ Botenkollege Josh Godar, Spitzname Sweets, pflichtet ihm bei: „An einem erfolgreichen Tag fühlst du dich auf der ­Straße wie ein Fisch im Wasser. Da ist dieses Gefühl, dass alles um dich fließt, in einem natürlichen Tempo. Du brauchst dich nur von deinem Ego verabschieden, um es nutzen zu können.“ Falls das jetzt klingt wie esoterisches Geschwätz: Schau dir die Jungs aus der Nähe an, und du erkennst die Wahrheit hinter dem, was sie erzählen. Austin ist ein schwindelerregend 58

s­ chneller Biker, und schieres Tempo kombiniert er mit einer Handvoll entscheidender Fertigkeiten. Das erlaubt ihm etwa, auf Gehsteige zu hüpfen, als wären sie nicht existent, oder – ohne aus den ­Pedalen zu steigen – einfach stillzustehen oder seinen Drahtesel einzig durch die Kraft seiner Oberschenkel in einem kontrollierten Drift abzubremsen. Austins Selbstvertrauen dabei ist turmhoch: Ein Moment mit etwas weniger Verkehr genügt ihm, um nach seinem BlackBerry zu greifen, sich während der Fahrt umzudrehen, mich, den chancenlosen Verfolger, zu fotografieren und das Ganze unter dem Titel „Ich verbringe gerade einen Tag mit dem Red Bulletin“ zu tweeten. „Wenn ich so richtig schnell durch den Stoßverkehr sause, sehe ich, wie die Menschen im Stau in ihren Autos leiden, weil sie nur im Schritttempo vorwärts kommen und keine Ahnung haben, ob es besser wird oder noch schlechter“, erzählt Austin. „Sie können sich nicht bewegen und nichts machen, was ihre Lage verbessert … Das alles habe ich nicht. Es ist meine ­Entscheidung, schneller zu werden und durch eine Lücke zu ­schlüpfen. Ein gutes Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.“ Diese schwärmerischen Gefühle zeigen die unbeschwert romantische, fast schon spirituelle Dimension, mit der Fahrrad­ boten ihre Reisen aufladen. Offensichtlich pflegt auch Austin mit seiner Stadt eine intensive Beziehung: „Klar: New York ist ein ­erstaunlicher Ort mit unglaublichen Möglichkeiten. Auf eine spezielle Weise ist es der Mittelpunkt der Welt. Dinge beginnen und enden hier. Und wenn sie schon nicht von hier sind, werden sie hier möglich, und ich kann mitmachen, weil ich einen Job habe und mich auf eine Art bewege, die mir viele sonst verschlossene Türen öffnet. Du kannst so viel tun – etwa von der Überführung der Park Avenue diesen erstaunlichen Ausblick auf die Grand Central genießen: Fußgänger haben hier keinen Zugang, und vom Auto aus ist es nicht halb so toll.“ Es macht Austin Spaß, seine Aussichten mit uns zu teilen. Wir brettern den Broadway hinunter Richtung Union Square


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und Flatiron District, jetzt heißt es dranbleiben. Wir wedeln durch den Verkehr, weichen Ritzen, Rillen und Schlaglöchern aus, so nebenbei zeigt uns Austin ein kulturelles Gustostückerl. Der Künstler Antony Gormley hat einige Hochhäuser mit ­lebensgroßen Figuren geschmückt, die gefährlich nahe an den Dachrändern balancieren. In einer Stadt, die wohl für immer von 9/11 gezeichnet sein wird, ist die Resonanz auf diese „Springer“ so verstörend, dass man das nicht weiter erklären muss. Doch Augenblicke wie diese machen aus Austins Arbeit mehr als einen Job. „Ein guter Tag bringt mich an viele ungewöhnliche Orte und fordert mich durch viele unter­schiedliche Aufgaben“, sagt er. „Das hält mich in Bewegung – körperlich und geistig.“ Es gibt allerdings auch dunkle Momente, und sie lauern hinter jeder Ecke. Vor ein paar Wochen wurde Austin vom Rad gestoßen, und das Auto überrollte gar noch einen Knöchel – ­erstaunlicherweise war nichts gebrochen. Erst kürzlich wurde ein Samurai-Messengers-Kollege Opfer eines feindseligen Taxi­ fahrers. Die Samurais machten daraus einen unterhalt­samen Blog (http://samuraimessenger.blogspot.com/): „Der frühe Frühling, dieser Fiesling, foppt uns Fahrradboten mit dem Versprechen von sommerlicher Wärme, aber nur, um uns dann Regen ins Gesicht zu klatschen, uns mit eisigen Nächten zu ärgern und – in diesem Jahr – mit einem Überangebot von Gewalt gegen Radfahrer. Einer unserer Gründer, Dan G, wurde in der Bleeker Street von einem Taxi gestreift, er kam gerade vom Abendessen. Der Taxifahrer wollte Fahrerflucht begehen, doch unser Freund Bill hat es geschafft, ihn einzuholen und zum Anhalten zu bewegen, und die Polizei gerufen. Dans Handgelenk ist leider gebrochen, so richtig in der Art von ‚Es bedarf einer Operation‘-gebrochen.“ Gefahr ist allgegenwärtig, und sie hat es in vielerlei Gestalt auf die Spediteure auf den zwei schmalen Reifen abgesehen.

„ Die richtige Reaktion ist alles. Manchmal entkommt man dem Tod nur um Zentimeter.“ Ölspuren, Kanaldeckel, ein ständiges Gewimmel von Autos/ Bussen/Straßenbahnen/Fußgängern. Doch Fahrradboten sind furchtlose Ritter. „Ob ich Angst habe?“ Austin denkt einen ­Moment nach: „Nein, nicht einmal damals, als ich mit diesem Job angefangen habe. Ich fühle mich richtig wohl im Verkehr. Ich hatte aber bisher auch Glück: Es hat noch nie jemand Jagd auf mich gemacht und versucht, mich vom Rad zu stoßen – und so was kommt vor. Ich vertraue eben darauf, dass die Menschen keine Psychopathen sind …“ Unfälle sind dennoch kaum vermeidbar. Wie Athleten, die eine gefährliche Disziplin betreiben, hoffen Fahrradboten, dass das Los nie auf sie fällt. „Man muss eben ein hohes Niveau an Aufmerksamkeit entwickeln“, sagt Austin. „Es gibt Situationen, da dreht ein Autofahrer unvermittelt vor dir um, obwohl du mit vollem Tempo daherkommst. Die richtige Reaktion ist alles. Manchmal entkommt man einer ernsthaften Verletzung oder gar dem Tod nur um Zentimeter.“ Klammert man die geistige und körperliche Komponente aus, ließe sich der Job auf einen langweiligen Kern reduzieren: den Transport von Paketen von einem Büro zum anderen. Heute sind es zum Beispiel Federn, die Horse einem Modeschöpfer bringt, dazu D ­ esignskizzen und vertrauliche Dokumente.

„Eigentlich ist die Arbeit einfach“, sagt Horse, „aber es gibt viele Möglichkeiten, Zeit und Energie zu sparen, damit dein Tag besser abläuft. Eine bequemere Art, die Tasche umzuhängen, eine pfiffigere Weise, sie zu packen. Oder einen Weg durch einen Hintereingang, statt sich vorne mühsam anzustellen.“ Tatsächlich: Für einen Fahrradboten mit Witz und dem Ziel, die Grenzen seiner Existenz zu erforschen, bietet der Alltag tiefe Befriedigung. Während wir plaudern, deutet Austin auf einen Kollegen, der gerade vorbeirollt, im scharlachroten Arbeitsoverall samt passendem Schutzhelm. „Das ist Sarge“, erklärt Austin. „Ein cooler Bursche. Er trägt verschiedenfarbige Helme, je nachdem, welcher Tag es ist. Keine Ahnung, ob dahinter ein System steckt.“ Dann ist da noch der Ansatz vom einzigartig erfrischenden urban-outdoor lifestyle. Noch einmal Josh Godar: „Ich mache diesen Job nicht, weil ich verrückt bin oder gern Rad fahre. Ich fühle mich einfach frei dabei. Viele von meinen Kollegen haben das College abgeschlossen und könnten normale Jobs kriegen, aber nein: Wir machen lieber das. Auch die Touristen lieben uns. Ob in London, Berlin, Tokio – wir sind ein Teil der Szene.“ 2000 Fahrradboten durchschneiden New York täglich, rund um die Uhr, jahraus, jahrein. Zwischen ihnen herrscht eine Art loser Kameradschaft, nicht mehr, so Austin: „Wir sind kein exklusiver Club, weil diese Arbeit eine Menge Menschen machen. Aber für eine kleine Gruppe – und dazu zähle ich mich – bedeutet es viel, Fahrradbote zu sein. Manchen Kollegen bedeutet Musik viel mehr, und Fahrradbote sein ist für sie bloß ein Job. Cool: Wenn sie es nur machen, um leben zu können, ist das auch recht.“ Geld verdienen: Das ist nur eine der Herausforderungen im Alltag. Eine andere ist, auf Routinetouren Bestzeiten aufzustellen. Oder ein sich zufällig ergebendes Match gegen einen Kollegen zu gewinnen. „Macht echt Spaß“, grinst Austin. „Manchmal trifft man sich mitten im Verkehr, der Funke springt über – wer mal Rennen gefahren ist, kennt das –, und schon rast man durch die Kolonnen.“ Um die Wette gefahren wird aber auch organisiert: Zweimal hat Austin die North American Cycle Courier Championship gewonnen. Bei der WM 2007 in Irland wurde er nach seinem Sieg wegen eines Formfehlers disqualifiziert. So befriedigend diese Erfolge sind: Sie sind bloß Neben­ produkt seiner Tätigkeit als Fahrradbote. Zum Teil Arbeit, zum Teil Adrenalin, zum Teil selbstgewählter Lebensstil, hat Austins Radbotendasein auch eine sozialpolitische Funktion: Auf seinem Fahrrad prangt ein „Ein Prius weniger“-Pickerl, und an den Wochenenden organisiert Austin Radausflüge. Einer führte über 50 Kilometer von Manhattan zum neuen Fußballstadion der New Yorker Red Bulls nach Harrison, New Jersey, und zurück. Diese Dinge, glaubt Horse, sind mehr als eine nette Freizeit­ beschäftigung. Sie leiten die USA langsam in Richtung einer ­Gesellschaft, die unabhängiger wird vom Automobil: „Ich bin Mitglied einer New Yorker Grünen-Organisation – www.timesup.org –, und wir wollen die Zahl der Radfahrer vergrößern, etwa durch Radwege. Wir stehen kurz vor dem Umbruch im städtischen Nahverkehr. Die USA haben das letzte Jahrhundert auf den motorisierten Verkehr gesetzt, das ist nicht länger leistbar. Endlich setzt auch die Politik vermehrt auf Fahrräder.“ Während einer Pause, beim Kaffeetrinken und Sinnieren, verrät Austin das Geheimnis der Fahrradboten, den Trick, wie man auf den gemeinsten Straßen der Welt überlebt. „Man muss nicht alles so schnell machen, wie es nur geht. Warum einen Job, für den man zwei Stunden Zeit hat, in 20 Minuten erledigen, wie zum Expresstarif, der gar nicht verlangt und auch nicht bezahlt wird? Das Beste, was du in diesem Job erlernen kannst, ist Geduld.“ Wie sagte ein berühmter Radrennfahrer einmal so schön: Es geht gar nicht ums Fahrrad.  Print 2.0: Mit Austin Horse auf dem Fahrrad durch New York City

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Rechter Haken auf die Dame Dein Herz rast, deine Nase blutet, deine Figuren sind in Gefahr. Jetzt brauchst du einen guten Plan. Willkommen in der Welt der Schachboxer. Text: Andreas Rottenschlager, Bilder: Norman Konrad

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ürde man die Verrückt­heit einer Sportart an der Verrücktheit ihres Erfinders messen, Schachboxen wäre im Ranking ganz vorne dabei. Als die Polizei Iepe Rubingh vor zehn Jahren in Tokio festnahm, gab es für die Beamten kaum Gründe, diesen Mann für zurechnungsfähig zu halten. Mit einem simplen Plastik-Absperrband hatte es der Brillenträger geschafft, binnen Sekunden eine stark frequentierte Kreuzung lahmzulegen. Während der Rushhour hatte er die rot-weißen Bänder kreuz und quer über die Fahrbahnen gespannt und so den Verkehr zum Erliegen gebracht. Die Staukolonnen wuchsen von Minute zu Minute. Auf der Suche nach dem Verursacher des massiven Durcheinanders stieß die Polizei auf einen Mann, der nicht in das Bild einer japanischen Metropole passte: Im Epizentrum der Blechlawine stand ein hagerer Europäer in einem schwarz-gelben Harlekin-Kostüm, der in eine Trillerpfeife blies und sich an der allgemeinen Konfusion ergötzte. Dieser Mann, der die folgenden zehn Tage im Gefängnis verbrachte, war Iepe Rubingh, genannt „The Joker“, Künstler aus den Niederlanden und generell ein sehr kreativer Mensch. Drei Jahre nach der Verkehrs-Posse hatte Iepe wieder eine Idee.

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Schachboxen ist ein einfacher Sport: Wer strategisches DenkvermÜgen, ausgezeichnete Kondition, gute Nerven und flinke Fäuste besitzt, hat das Zeug zum Champion.


Schachboxkampf in Berlin-Kreuzberg: Wer beim Infight einstecken muss (wie hier der Niederl채nder Iepe Rubingh), kann sp채ter am Brett zur체ckschlagen.

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„Es klingt paradox, aber beim Schach­ boxen geht es um Aggressionskontrolle“, sagt Rubingh über seinen Sport. Der mittlerweile 36-Jährige ist sowohl Gründer als auch Präsident der World Chess Boxing Organisation. Schachboxen ist quasi sein Gegenentwurf zum Chaos. Die wichtigsten Eigenschaften dafür sind: Strategie, Konzentration und Selbstbeherrschung. Ein Kampf läuft so ab: Blitz­schach ( je vier Minuten) und Boxen ( je drei Minuten) wechseln einander über elf Runden ab, den Sieg erringt man durch Knockout, Schachmatt, Aufgabe oder ­Zeitüberschreitung – je nachdem, was zuerst passiert. Die Kernfrage lautet: Schaffst du es, am Schachbrett souverän zu bleiben, wenn dir dein Gegner zuvor eine rechte Gerade verpasst hat? „Schachboxen heißt, in Stresssituationen einen klaren Kopf zu behalten“, sagt Rubingh. Wer sich die außergewöhnliche Kombination wettkampfmäßig antun will, muss zwei Vorgaben erfüllen: nachgewie­ sene Box-Erfahrung (auf Amateur-Ebene) und eine Elo-Zahl von mindestens 1600. (Die Elo-Zahl bestimmt die Stärke eines Schachspielers.) Zum Vergleich: Garri Kasparows Elo-Zahl betrug 2851 – und wenn Sie sich jetzt fragen, wer Garri Kasparow ist, ist Ihre Elo-Zahl vermutlich sehr, sehr niedrig. Schachboxen wird mittlerweile in Vereinen von Los Angeles über London bis nach Sibirien betrieben. Anfang November stieg auch Iepe selbst wieder in den Ring – nach sechs Jahren Kampfpause und gegen einen um fünf Jahre jüngeren Gegner. Sein Antreten sollte eindrucksvoll demonstrieren, wie ein falscher Zug alles zerstören kann.

Iepe Rubingh, Präsident der World Chess Boxing Organisation: „Es geht um Aggressionskontrolle.“

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Sequatin ut lut lobore dolobortis acilisi blaore min velenissi.

Iepe Rubingh (re.) und Tim Yilmaz (li.) bei der Siegerverkündung. Rubinghs Resümee: „Es war ein Sieg des Charakters.“

Festsaal Kreuzberg, Berlin: Bierbäu­ chige Kiez-Bewohner drängen ebenso Richtung Boxring wie junge Damen mit schwarzen Hornbrillen. Der kleine Saal ist zum Brechen voll, die Luft dick, Bier gibt’s nur in kleinen Flaschen. Soeben hat ein 26-jähriger Firmengründer den Vorkampf verloren, obwohl der bewegliche Kerl eine ansprechende Box-Leistung gezeigt hat. Sein Pech: Der Gegner war vierfacher deutscher Jugendmeister im Schach gewesen, Elo-Zahl 2120. Am Brett war das dann doch eine 64

Nummer zu groß. Die Menge wartet nun auf Iepe. Im Saal gehen die Lichter aus, Einmarsch­musik donnert aus den Boxen – so laut, dass die Bässe im Brustkorb hämmern. Der „Joker“ betritt den Ring, zieht seine Kapuze vom Kopf: blonder Dreitage­ bart, schmale Brille. Kampfgewicht 78 Kilo, Elo-Zahl 1850. Sein Gegner steht schon bereit: Tim Yilmaz, 79 Kilo, Elo-Zahl 1650, schwarzer Bart, wilde Haarlocken. Kampfname: „The Bavarian Beast“. Der erste Unterschied zum herkömmlichen Boxkampf: Gleich nach dem Gong

wird’s still im Saal. Der Wettbewerb startet mit Schach. Es ist ein seltsamer Anblick: Zwei Männer in Shorts sitzen im Boxring vor einem Spielbrett. Im Publikum kein Mucks. Die Partie wird an die Wand projiziert, ein Kommentator erklärt die Züge mit sonorer Stimme. Resümee der ersten vier Minuten: ausgeglichen. In der ersten Boxrunde wird’s für Iepe heiß. Yilmaz beginnt furios und treibt seinen Gegner in den ersten 30 Sekunden quer durch den Ring. Jeder seiner Schläge wird von einem kurzen Pfauchen beglei­


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„ Wer am Brett schnell zieht, verschafft sich Zeit. Und der Gegner verliert die Nerven.“

tet: „Pfuh!“, „Pfuh!“, „Pfuh!“ – schon hängt Iepe in den Seilen. Spätestens jetzt ist klar: Der „Joker“ muss sich wohl auf sein Schachspiel konzentrieren, will er eine Chance auf den Sieg haben. Gong! Zweite Schachrunde. Der Tisch wird wieder in dem Ring getragen, die Kämpfer streifen die Boxhandschuhe ab und stülpen sich dicke Kopfhörer über die Ohren. Konzentration, viel Schweiß, angespannte Blicke. Iepe, bereits gezeichnet von den Treffern, schafft das Umschalten von Defensive auf Angriff: Er

schnappt sich Yilmaz’ Springer und startet einen Angriff auf den König. Gong! Tisch raus – Boxhandschuhe an. Yilmaz legt wieder los, teilt einen bösen Uppercut aus, gefolgt von einem rechten Haken. Iepe taumelt. Diesmal zeigen die Treffer Wirkung, denn in der folgenden Schachrunde macht der „Joker“ einen unüberlegten Zug und verliert seine Dame. Riesenvorteil Yilmaz. Gong! Wieder heißt es Tisch raus und in die Boxhandschuhe. Jetzt passiert das Bemerkenswerte: Iepe hält beim Boxen dagegen und landet einen sauberen Kinnhaken. Yilmaz wirkt angeschlagen. In der folgenden Schachrunde verliert auch er seine Dame. Der Kampfverlauf hat sich wieder um 180 Grad gedreht. Nun kommt ein entscheidender Vorteil guter Schachspieler zum Tragen: Auf der Uhr hat Iepe deutlich mehr Restzeit als sein Gegner. (Merke: Wer beim Blitzschach schneller zieht, verschafft sich einen Zeitpolster.) Yilmaz laufen die Sekunden davon, die Uhr tickt gnadenlos gegen ihn. Er beginnt die Nerven wegzuschmeißen und verliert Figur um Figur. Iepe hingegen zieht souverän und setzt seinen Springer geschickt ein. Seinem Gegner bleiben nur noch 20 Sekunden. Yilmaz’ einzige Chance wäre, Iepe schachmatt zu setzen – was ohne Dame schwierig ist. Ein Blick auf die digitale Anzeige der Schachuhr, dann wischt er seine restlichen Figuren vom Brett – Aufgabe, der Kampf ist vorbei. Sieger Iepe schmettert seinen Kopfhörer auf den Ringbogen, springt vom Sessel, reißt die Arme hoch: Sieg! Tosender Applaus, Sprechchöre. „Beim Boxen hat das nicht gut ausgesehen“, wird er später sagen. „Es war ein Sieg des Charakters.“ Will man mit einem Schachboxer über Charakter sprechen, ist auch Frank Stoldt eine gute Wahl. Iepe Rubingh nennt ihn „den ersten Menschen, der Schachboxen hundertprozentig verinnerlicht hat“. Stoldt, im Hauptberuf Polizist, wird im Januar nach Afghanistan fliegen – um dort einheimische Einsatzkräfte auszu­ bilden. Bis dahin gibt der 41-jährige ehemalige Kickboxer (Elo-Zahl 1900) im Berliner Chess Boxing Club Unterricht. Dort schwitzen Werber, Anwälte und Studenten zwischen verbeulten Sandsäcken

Frank „Anti-Terror“ Stoldt, Schachboxtrainer und Elite-Polizist: „Dieser Sport ist Philosophie.“

und abgegriffenen Schachbrettern. „Wir sind natürlich für den Breitensport offen“, sagt Stoldt, „denn Boxen fördert das Selbstvertrauen und Schach die Fähigkeit, strategisch zu denken.“ 2007 war der großgewachsene Stoldt aus Berlin erster Schachbox-Weltmeister im Halbschwer­ gewicht. Sein Kampfname: „Anti-Terror“. „Anti-Terror“ Stoldts Trainingsprogramm für die Schachbox-Amateure sieht so aus: Liegestütze, Seilspringen, Liegestütze, Sparring, Sprint zum Schachbrett. Dort ist eine knifflige Stellung aufgebaut. Lautstarke Ansage: „Ihr habt zwei Züge, um den Gegner matt zu setzen, die Zeit läuft! Pro Fehler zehn Liegestütze extra!“ Frank Stoldt kann man sich schwer im Harlekin-Kostüm vorstellen. Wenn Iepe Rubingh die kreative Kraft des Schachboxens ist, ist Stoldt dessen athletischer Ausdruck. Sein Tipp: „Du musst Aggression aufbauen können – auch beim Schachspiel – und danach trotzdem einen kühlen Kopf bewahren.“ Dann öffnet Stoldt einen Spind. „Schachboxen ist auch Philosophie“, sagt er und kramt einen Aufkleber mit dem Logo der World Chess Boxing Organisation hervor. Auf dem Sticker steht: „Chess Boxing. Beherrsche dich, bevor es dein Gegner tut.“ Schachbox-Weltmeisterschaft: 2. April 2011, Berlin; Infos: www.wcbo.org

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Versprechen Jean-Eric Vergne klopft an die Tür zur Formel 1. Er weiß nicht, ob sie sich jemals öffnen wird. Aber er wird jede Chance nutzen, um diese Möglichkeit zu bekommen. Text: Brendan Thomas, Fotos: Richie Hopson

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iorgio Ascanelli ist erstens Italiener und zweitens eine Formel-1-Legende. Schwer zu sagen, in welcher der beiden Rollen er besser ist. Als genialer Techniker hat er unter anderem den dreifachen Weltmeister Ayrton Senna oder den aktuellen König der Formel 1, Sebastian Vettel, zu Siegen geführt. Jetzt springt der Technik-Guru von Toro Rosso vom Kommandostand an der Boxenmauer des Yas Marina Circuit in Abu Dhabi und stiefelt rüber zur Box. Auf halbem Weg bleibt er stehen, beginnt mit Equipment zu spielen, das da steht, und blödelt mit einem Mechaniker: Schubst ihn freundschaftlich, ein kurzes WortPingpong, dann versucht er dem armen Schrauber den Gehörschutz vom Kopf zu pflücken. Ascanellis gute Laune kommt aus allen Poren. Ganz offensichtlich ist er sehr zufrieden mit dem heutigen Tag. Überhaupt ist die Atmosphäre in der Boxengasse an diesem Tag ausgesprochen gelöst, ganz anders noch als zwei Tage zuvor, als genau hier die Formel-1Weltmeisterschaft entschieden worden war und sich Sebastian Vettel in einem wahren Krimi zum jüngsten Weltmeister der Geschichte gemacht hatte. Die halbe Welt war vor zwei Tagen vor dem Fernseher gesessen und 55.000 waren live dabei, als hier Sportgeschichte geschrieben wurde. Schauspieler, Starlets, Unternehmer, Könige, Prinzen – sogar Prince persönlich – gaben sich ein Stelldichein und verliehen dem Showdown jenen Glamour, den er verdiente. Man hätte am Sonntag schon sehr genau hinschauen müssen, um in dieser Glitzerwelt auf jenen bescheidenen jungen Mann aus Frankreich aufmerksam zu werden, der hinten in der Toro Rosso-Box das Rennen ganz ruhig und sehr aufmerksam verfolgte. Er heißt Jean-Eric Vergne, ist 20 Jahre alt, kommt aus Paris, und wenn sich die Dinge so entwickeln, wie er es sich vorstellt, wird ihn in ein paar Jahren die ganze Welt kennen. An besagtem Wochenende hat er Vettels Großtat förmlich in sich aufgesogen. Er wird sich gesagt haben: Das bin in ein paar Jahren ich. Und ist darangegangen, den nächsten Schritt zu planen, der ihn dort hinbringt, wo Sebastian Vettel gerade ist. Der Weg der beiden

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ist derselbe: Er heißt Red Bull Junior Team. Sebastian Vettel ist ganz oben angekommen. Jean-Eric ist auch nicht mehr ganz unten, er ist jetzt ungefähr im Basislager. Aber er weiß auch, dass das noch längst keine Garantie ist, den Gipfel jemals zu sehen. Es ist die Ruhe nach dem Sturm an diesem Dienstag am Yas Marina Circuit. Eine lange Saison mit 19 Rennen auf der ganzen Welt verhallt leise. Der Druck ist entwichen, viele Fahrer entspannen sich, manche sind überhaupt schon im Urlaub. Es ist der harte Kern der Formel 1, für den das Leben noch immer jene hohe Drehzahl hat wie schon während der gesamten Saison. Die Adabeis, die Sternchen und Berühmtheiten haben sich längst verabschiedet. Wer heute hier noch was zu tun hat, gehört zum Innersten der Formel 1, zum Skelett dieses wundersamen, schillernden, oft grausamen Tiers. Stars gibt es hier bloß noch solche mit dem Attribut „zukünftig“. Teams nutzen diese seltene Gelegenheit, um Gold zu sieben, und die Nuggets, also die Formel-1-Piloten in spe, tun alles, um nur ja im Sieb hängen zu bleiben. Tage wie heute gibt es nicht oft im Leben eines jungen Rennfahrers: Für manche von ihnen wird heute der erste und letzte Tag in einem Formel-1-Boliden sein. Die Luft riecht noch immer nach Vettel, als Vergne an diesem Tag zur Prüfung gerufen wird. Es ist sein erstes Mal in einem F1-Auto, ein Tag, den er sein ganzes Leben nicht mehr vergessen wird. Die Verwirklichung eines Traums mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass dir alle ganz genau beim Träumen zuschauen. Toro Rossos Chefmechaniker Gabriele Vergnana, der Vergne ins Cockpit geschnallt hat, erzählt, wie erstaunlich ruhig der Franzose an die Sache herangeht. Der Junge mag zwar von schlanker Statur sein, doch seine Arme sind imposant, die Nackenmuskeln detto. Das sind gute Voraussetzungen, um mit den enormen Fliehkräften umgehen zu können, die bei Kurven­ geschwindigkeiten von 250 km/h entstehen. Die meisten Newcomer haben genau damit Probleme. Vergnana hebt den Daumen, und unser junger Mann verlässt die Box für seine allererste Runde in einem F1-Auto. Als ihm die Boxencrew später zum ersten Mal die Anzeigetafel raushält, steht eine ansprechende


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de.redbulletin.com/print2.0 Jean-Eric Vergne gibt Gas.

Jean-Eric Vergne könnte den Hunger Frankreichs auf Formel-1-Piloten stillen: Seit Abu Dhabi 2009 (letztes Rennen von Romain Grosjean) ist die Grande Nation in der Königsklasse des Motorsports nicht mehr vertreten.


Action

Zeit drauf, die vorläufig Platz 7 bedeutet. Vergne röhrt die Zielgerade hinunter, der 2,4-Liter-V8-Motor kreischt auf 18.000 Umdrehungen, dann geht er vom Gas, drei-, viermal wird zurückgeschaltet, Zwischengas, alles sehr sauber, ein dumpfes Rattern, als der Toro Rosso die Curbs cuttet: Das wirkt alles nicht so, als ob ein Mensch es zum ersten Mal tun würde. Wie zur Bestätigung ist die nächste Runde nochmals schneller. Chefmechaniker und Team sind happy mit ihrem frischen Fang und denken bereits laut darüber nach, wie es wohl wäre, ihn als Stammfahrer zu haben. Am Sonntag hat Vergnana in einer Aufwallung von Sentimentalität über die Zeiten sinniert, als er noch Sebastian Vettel in den Toro Rosso geschnallt hat. Jetzt geht es bereits um die zweite Generation nach Vettel in Red Bulls einzigartigem Junior-Programm. Das Red Bull Junior Team, das den aktuellen Weltmeister hervorgebracht hat, ist kein Selbsterfahrungs­ kurs in Nächstenliebe: Nicht gut genug? Danke, du kannst gehen. So hart. So einfach. So effektiv. Nehmen wir Sebastian Vettel: Die Belohnung für seinen Sieg mit Toro Rosso in Monza war ein Cockpit im großen Team von Red Bull. Mehr Siege, mehr Pole-Positions, heuer der Titel: ein stetiger Aufstieg. Durch Vettels Vorrücken wurde bei Toro Rosso Platz für neue Jungs, und sowohl Sébastien Buemi als auch Jaime Alguersuari stammen aus dem eigenen Nachwuchsprogramm. Heute beobachten die beiden den Young Driver Test mit Argusaugen, wissen sie doch genau, dass hier jene jungen Männer unterwegs sind, die es

Da, wo vorn ist

Im Kart vielversprechend, in der Formel 3 dominant, in der Formula Renault 3.5 von Anfang an bei der Musik dabei. Die Stationen von Jean-Eric, dem Hochkaräter.

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Nicht gut genug? Du bist Geschichte. So einfach, so hart. auf ihre Cockpits abgesehen haben. In der Formel 1 ist niemandes Sitz sicher. Und obwohl Jean-Eric Vergne heute erst seine „Entjungferung“ erlebt und Daniel Ricciardo im Moment nur als dritter Pilot bei Toro Rosso vorgesehen ist, kann man darauf wetten, dass beide in der Sekunde bereit wären, sobald sich die Möglichkeit eines Renneinsatzes ergäbe. Das erklärt die spürbare Spannung in der Box: Stimmt deine Performance, kannst du deine Jury beeindrucken (im konkreten Fall Dr. Helmut Marko), rückst du ein Feld vor. Baust du Mist, bist du zu langsam oder zeigst auch bloß nicht jene Leistungssteigerung, die er von dir erwartet, bist du Geschichte. Das sind die Regeln des Spiels. Übertriebene Sympathie für andere Piloten darf man da nicht erwarten. Auf einen ehemaligen Kollegen im Red Bull Junior Team angesprochen, der dieser harten Selektion zum Opfer gefallen ist und dadurch erst den Platz für Vergne frei gemacht hat, zeigt der junge Franzose wenig Mitleid: „Nur Leistung zählt. Wenn du in diesem Sport erfolgreich sein willst, musst du jeden Tag am Drücker sein. Dr. Marko sagt, wir müssen Leistung bringen und gewinnen, fertig. Streng? Natürlich ist er das, aber er hat ein Weltmeister-Team und einen 68

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Stationen einer Karriere bis jetzt: (1) CIK-FIA-Kart-Weltmeisterschaft in Angerville, Frankreich, für das Team Sodikart (Platz 7). (2) Einstand nach Maß: viermal am Podium bei sechs Rennen in der Formula Renault 3.5, erster Sieg in Silverstone. (3) Hausaufgaben bravourös erfüllt: Mit 13 Siegen, 20 Podiumsplatzierungen und 14 schnellsten Rennrunden gewinnt Vergne als erster Franzose die Britische F3 (hier bei einem seiner Siege auf der Traditionsstrecke von Oulton Park). 3


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Jungfernfahrt im Toro Rosso.

Name Jean-Eric Vergne Geburtstag/-ort Paris, 25. April 1990 Wohnort Milton Keynes, England

Bilder: Richie hopson (1), GEPA pictures/Red Bull Photofiles (2), GEPA (1), Sutton Images (1), Getty Images (1)

Anfang Sein Vater hatte eine Kartbahn am Stadtrand von Paris. Jean-Eric begann zu fahren, „sobald ich die Pedale erreichte“. Talent Neben Radfahren und Golf ist Musik ein bestimmendes Thema in seiner Freizeit. Passiv von klassisch bis Pop, aktiv am Klavier: Genau wie Elio de Angelis und Adrian Sutil ist er ein talentierter Pianist. Respekt Jean-Eric hat kein dezidiertes Vorbild, allerdings respektiert er Michael Schumacher: „Sieben WM-Titel sind beeindruckend, weil sie zeigen, dass er nie aufgehört hat zu pushen und mit dem bisschen Erfolg von ein paar Titeln nicht genug hatte.“

Weltmeister-Fahrer gemacht. Welche Erwartungen sollte er sonst an uns haben?“ Letztes Jahr war Jean-Eric Helmut Markos Muster­ schüler, und der F1-Test ist die Belohnung dafür. Er ist der erste Franzose überhaupt, der die umkämpfte Britische Formel-3-Meisterschaft gewinnen konnte. 13 Saisonsiege sprechen eine deutliche Sprache. Es ist nicht nur sein schierer Speed, der ihn so besonders macht, es sind auch seine Fähigkeiten im Rad-an-RadDuell. Und er ist verdammt reif für sein Alter. Für den Großteil aller Jungs in seinem Alter wäre ein F1-Test ein Grund für geschwollenes Beinkleid. Aber so einfach lässt sich ein Vergne nicht beeindrucken. „Ich sehe das nicht als Karrierehöhepunkt“, sagt er. „Der Test ist ein guter, wichtiger Schritt in die richtige Richtung, aber die Zukunft hält noch viel mehr für mich bereit.“ Jean-Eric Vergne ist ein fokussierter junger Mann, resolut, einer, der genau weiß, was er will. Ist er echt so cool? Toro Rossos Chefingenieur Laurent Mekies, der den Test beaufsichtigt, konnte schon eine leichte Verkrampfung beim Zwanzigjährigen bemerken: „Aber die war nach dem ersten Turn wie weggeblasen. Er kam in die Box zurück, und seine Augen hatten diesen eigentümlichen Glanz. Ich glaube, da hat er verstanden, welch wunderbares Gefühl es ist, ein so schnelles Auto fahren zu dürfen. Dieser Moment hat den Stress von ihm genommen, und von da an hat er den Test wirklich genossen.“ Man könnte auch sagen: Die Droge Formel 1 hat sich ihr nächstes Opfer geholt. Am Ende des zweiten Tages hat Jean-Eric 154 fehlerfreie Runden abgespult und das Team mit Speed und Arbeitseinsatz beeindruckt. Er hätte leicht noch länger im Auto bleiben können, allerdings spielte da der Motor nicht mit. Immerhin: Er konnte das Auto mit vollen und mit leeren Tanks fahren, mit harten und mit weichen Reifen, außerdem ein paar Teile für 2011 testen. Lassen wir das ganze Pflicht-Lob beiseite und stellen die Frage aller Fragen: Ist er schnell genug, um gegen die besten Fahrer der Welt zu bestehen? „Die Strecke hat sich seit letztem Wochenende stark verändert. Man kann die Rundenzeiten einfach nicht vergleichen. Keiner kann sagen, in welchem Ausmaß der Fahrer, wie sehr die Strecke für die schnelleren Zeiten verantwortlich ist“, erklärt Chefingenieur Mekies. „Eins kann der Test hier aber schon: Er zeigt dir, ob dein junger Rennfahrer, von dem alle hoffen, dass er der nächste Ayrton Senna ist, bereit ist für die F1. Die Fahrer müssen heute im Cockpit auf so viele Dinge achten, Motor, Getriebe, Reifen, Flügel, sie müssen das Auto am Lenkrad permanent neu kalibrieren. Das schafft nicht jeder. Was wir heute von Jean-Eric ge­ sehen haben, ist vielversprechend. Er ist schlau, offen, lernbegierig und sicher ein potenzieller F1-Pilot.“ Der Angesprochene beendet gerade seinen letzten Run. Als er die Box verlässt, taucht Giorgio Ascanelli im hinteren Bereich der Box wieder auf und macht sich auf den Weg zurück an den Kommandostand. Die gute Laune des Meisters ist nicht verflogen, allerdings äußert sie sich jetzt anders: Die graue Eminenz von Toro Rosso lächelt nun still in sich hinein. Wohl weil er schon jetzt etwas weiß, was dem Rest der Welt erst in den nächsten Jahren auffallen wird. Print 2.0: Der schnelle Franzose im Porträt

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WM des

Wahnsinns


Bloß weil sie lustig aussehen, sind das keine Weicheier. Damen-Siegerin Heather Logie (unten), schnell und spektakulär.

Der Dude aus „The Big Lebowski“ würde hier am Start stehen: Die Singlespeed-WM ist eine Mischung aus sportlichem Wettkampf, Maskenball und Hooligan-Party, bei der dem Sieger die Medaille eintätowiert wird und Spaßbremsen die einzigen Verlierer sind. Text: Robert Tighe, Fotos: Graeme Murray 71


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„Das Rennen als solches ist einerseits natürlich ein kompletter Witz, andererseits gewinnen dann doch immer die Besten“, erklärt „Rad“ Ross Schnell, Zweitplazierter bei der diesjährigen Singlespeed-WM in Rotorua, Neuseeland, den speziellen Reiz der Veranstaltung. „Das hier ist die Seele des Mountainbikens. Klar: Der Sieger war der Schnellste an diesem Tag, aber alle hatten ihren Spaß.“ Vielleicht hilft dieses Bild: Hätte der Dude aus dem Film „The Big Lebowski“ das Mountainbike statt der Bowlingkugel zum Lebensinhalt erwählt, er wäre bei der SSWC (Single Speed World Championship) 2010 am Start gestanden. Und hätte womöglich eine Seelenverwandte in der Titelverteidigerin Heather Irmiger gefunden, die ihren schlechten Start folgendermaßen kommentierte: „Das Universum hat entschieden.“ Auch wenn ihre Aussagen uns auf diese grundfalsche Fährte locken könnten: Irmiger und Schnell sind keine verschwurbelten Blumenkinder, sondern Bike-Pros aus den USA, jenem Land, in dem Singlespeed erfunden wurde. Wie der Name schon sagt, haben Singlespeeds nur einen Gang und kommen überhaupt sehr spartanisch daher: Federung oder ähnlicher Schnickschnack ist nicht vorgesehen. Es ist die Essenz des Radfahrens, Treten statt Schalten. Die erste Singlespeed-WM wurde bereits 1995 in Kalifornien gefahren: Über 250 Biker stellten sich den W.H.I.R.L.E.D. Cham­pionships, wobei das Kürzel unübersetzbar für Wasted Hairy Insanely Retro League of Enlightened Degenerates steht. Seither ist die Singlespeed-Bewegung ­jedes Jahr gewachsen, allerdings darf bei der WM noch immer jeder mitmachen, der Humor und ein Bike ohne Schaltwerk mitbringt. Das ist nämlich das Besondere: Die entspannte Atmosphäre des Events lockt fröhliche Hobbykrieger gleichermaßen an wie Profis, die nach einer harten Saison voller Laktatwerte und Trainingspläne Motivation und Lebensfreude suchen. „Wir alle haben den Sport doch des­ wegen begonnen: wegen der Kameradschaft, der Freundschaft, der Freude am Radfahren“, sagt Irmiger, die Profi-Racerin. Dem Anlass entsprechend, trägt sie eine Matrosenuniform mit goldenen Nadelstreifen, die sie auf einer Stripper-Homepage gefunden hat. „Während der Saison reicht dein Horizont nur bis zum nächsten Rennen, wohingegen hier lauter Hooligans frei rumlaufen. Es tut gut, zu sehen, dass man selber noch einer von ihnen ist.“ Am Abend vor dem Rennen rotten sich die Hooligans im Festzelt zusammen, um die Vertreter von Irland, Südafrika, Italien und Kanada bei einer besonderen Art des 72

„Ernst ist unter Singlespeedern allen­ falls ein Vorname.“ Selbstverständlich ist man ein Freund artgerechter Maskottchen-Haltung.


Das Rennen fand im (Südhalbkugel-)Hochsommer statt. So viel zur Leidens­ fähigkeit der Teilnehmer.

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Gesellschaftsspiels zu unterstützen – Details wollen wir uns sparen (stellt euch einfach Wäscheklammern in Gesichtern vor und Finger in Mausefallen). Der Hauptpreis: ein Platz im Finale, das über den Austragungsort der nächsten SinglespeedWM entscheidet. Irland und Südafrika überstehen den Wahnsinn einigermaßen unbeschadet. Dann übernimmt Renndirektor Dean Watson das Kommando, wobei ein Papa-Schlumpf-Kostüm seine natürliche Autorität elegant unterstreicht (de jure wird keiner zur Kostümierung gezwungen, de facto traut sich allerdings kaum einer, in schnöder Funktionswäsche aufzutauchen: Das Risiko, verspottet zu werden, wäre viel zu hoch). „Leute“, sagt Watson, „wir müssen ein paar Sachen klären. Immerhin haben wir es hier mit der Kombination aus Mountainbiken und Alkohol zu tun. Also: Auf diesen 40 Kilometern gibt es zwei Abkürzungen, die nur befahren werden dürfen, wenn ihr vorher ein Bier trinkt. Wir kontrollieren das. Und dann soll ich euch sagen, dass ihr mit dem Alkohol vernünftig umgehen sollt. Jetzt habe ich es euch gesagt. Was ihr mit dieser ­Information macht, ist mir egal. Zweiter Punkt: Solltet ihr vorhaben, schnell zu fahren, aber kein Tattoo wollen – untersteht euch, das Rennen zu gewinnen. Wie jedes Jahr kriegt der Sieger die Medaille noch auf der Ziellinie eintätowiert. Wer dazu nicht bereit ist, weiß, was er zu tun hat.“ Und so geschah es. Nicht, dass es besonders wichtig wäre, aber die Sieger nach zwei Runden auf der 20 Kilometer langen, technisch schwierigen Strecke durch die Hügel des Whakarewarewa Forest in Rotorua waren der Local Boy Garth Weinberg bzw. die Australierin Heather Logie. Dazu kann man ihnen sportlich gratulieren, sind die Trails doch schon in nüchternem Zustand eine Herausforderung. Aber darum geht es eigentlich nur am Rande. Viel wichtiger ist die Party danach. Nehmen wir zum Beispiel Damian „Disco“ Auton, einen zwei Meter großen Bikecafé-Besitzer aus Melbourne, der am Sonntag mit einem Discokugel-Helm und einem silbernen Overall am Start stand: „Ich habe beschlossen, dass ich dieses Kostüm brauche, als ich mich eines Nachts mit Achtziger-Hymnen zugedröhnt habe“, erklärt er, um ansatzlos zu einer spontanen Improvisation des „Piña Colada Song“ anzusetzen (wer zu jung dafür ist: einfach auf YouTube suchen. Klassiker!). „Disco Damo“ schafft es sogar in diesem Feld mit hoher Wahnsinnigendichte – 900 Teilnehmer aus 30 Ländern –, blitz­ artig bekannt zu werden. Man soll diese Leistung nicht geringschätzen, besteht seine Gegnerschaft doch aus Männern in 74

So schöne Leute! Es gibt keine Kostümierungspflicht, all das basiert auf Freiwilligkeit. Wir treffen in diesem Panoptikum des Irrwitzes ein paar Freunde aus dem Text: DJ Auton (mit dem Discokugel-Helm ganz links oben); Billy „Spaceman“ Bleichner (ganz unten); Heather Irmiger (Streifen mit Sonnenbrille); DJ Birtch (unübersehbar mit G-String und Rassel); „Rad“ Ross Schnell (rechts unten mit Gesichtsbewuchs). Außerdem: Gallier, Superhelden und der ganz normale Wahnsinnige von nebenan.


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„Das Rennen beginnt, sobald alle bereit sind.“ So leiden Sieger

Gratulation zum Tattoo: Die zweitplatzierte Nic Leary gratuliert Heather Logie im Ziel.

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„Garth Weinberg, du LEGENDE!“, brüllte ein Zuschauer im Ziel, als der Neuseeländer nach seinem Sieg im Ziel mit blockierendem Hinterrad abschwang. Nur ein paar Meter dahinter wartete in einem Verschlag schon jener Mann, der den Legendenstatus in nämliche einbrennen würde: der Tätowierer. Nachdem sich sein Puls einigermaßen beruhigt und er Ehefrau Rachel sowie seine Töchter Melissa und Hannah geknuddelt hatte, riss sich Weinberg (rechts) das Trikot vom Leib, zeigte auf eine Stelle über seinem Herzen und sagte: „Hierhin. Es war vielleicht das letzte Mal, dass ich etwas gewinne in meinem Leben. “ Damen-Siegerin Heather Logie (links) war von der Aussicht auf weitere Schmerzen im Ziel nicht so begeistert. Es bedurfte einiger Über­ redungskunst, bevor die Australierin brav eine Stelle an ihrem Körper frei machte und der Tattoo-Meister an die Arbeit gehen konnte.


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Windeln oder Frauen mit Koteletten groß wie ­Koteletts. Oder Marylyn persönlich, allerdings mit den Beinen eines Rehs (ja, der Behaarung wegen). Nicht zu vergessen Das Tier, bekannt als Drummer der „Muppet Show“. Ein echter Kerl weigert sich trotz der Hitze auf Details seines Kampf­ anzugs zu verzichten. Und aus Las Vegas ist ein Sixpack Bierdosen angereist, als ­Reverenz an einen der Hauptsponsoren. „Sie bringen den Spaß zurück in den Sattel“, sagt der Boss von Bike Vegas, der passenderweise Dave Joy heißt. „Es sind schon ein paar ernstzunehmende Rennfahrer hier, aber schau dir diese Idioten da drüben an! Ich meine: Immerhin laufen da auch Kinder rum!“ Er zeigt pikiert auf einen Mann im G-String, der sich mit schwarzem Filzstift „Happy Pain“ auf den Hintern geschrieben hat. Dieser Mann heißt Dejay Birtch und hat seine eigenen Sorgen: „Der Event verkommt zu einer ernsten Veranstaltung, in dem der Sport überhandnimmt. Man sollte in der Nacht vor dem Rennen mindestens bis ein Uhr an der Bar sein müssen.“ Wie war deine Nacht? „Ich bin noch im Nachtmodus. Kurz hab ich mich hingelegt. Ein Fehler!“ Erzähl uns was von deinem Kostüm. „Ich hab mich als mich verkleidet, so wie ich daheim durch die Straßen von Tucson, Arizona, zu gehen pflege.“ Ah ja. Was meinst du mit happy pain? „Im Moment fühle ich happy pain. Ich hoffe, der happy pain verlässt mich nicht, um normalem Schmerz Platz zu machen. Das kommt manchmal vor.“ Nimmst du die Bier-Abkürzungen? „Na klar! Vielleicht trinke ich das Bier und verzichte auf die Abkürzungen.“ Fährst du auf Sieg? „Alter, ich bin doch schon ein Gewinner“, grinst er und trollt sich an den Start. Man gewährt den Fahrern Zeit zum gegenseitigen Bewundern, und als es ­ungefähr halb elf ist, geht das Rennen auch schon los. Garth Weinberg und Titelverteidiger Ross Schnell liegen vor dem letzten Bier-Stopp souverän in Führung. Schnell kippt das Getränk so, wie sein Name es nahelegt, doch er kann einen 10-Sekunden-Rückstand auf Weinberg nicht mehr aufholen. Macht nix, sagt Schnell, „ich hab eh schon genug Tattoos. Außerdem ist es ­super, dass Garth daheim gewonnen hat. Die Zuschauer sind ja völlig ausgeflippt! Mir haben sie zugeschrien: ‚Du bist ­super unterwegs, aber hör bloß auf, so schnell zu fahren!‘“ Im Endeffekt waren es aber nicht die Zuschauer, die ihn bremsten: „Das Bier in der ersten Runde ist ziemlich eingefah-

ren. Dann kamen auch noch Krämpfe. Plötzlich fand ich es klüger, auf den letzten Beer Shortcut zu verzichten und die längere Runde zu nehmen. Was hab ich mir bloß dabei gedacht? Bier ist Flüssigkeit, und die hilft gegen Krämpfe. Außerdem hätte es die Schmerzen betäubt.“ Doch auch Weinberg hatte mit dem Produkt der örtlichen Brauerei zu kämpfen: Einen Teil davon musste er am Ende eines langen Anstiegs wieder aus seinem Körper entlassen. Was ihn nicht daran hinderte, den – jawohl! – größten Sieg seiner Karriere zu holen: „Teilweise ist es mir richtig mies gegangen. Ich habe nur noch versucht zu überleben“, sagt der Weltmeister in entwaffnender Direktheit. Die Siegerin des Damenrennens heißt Heather Logie. Die Spezialistin für Abenteuerrennen brachte eine Politessen-Uniform an den Start, direkt den feuchten Träumen Minderjähriger entsprungen. Im Showdown um die Austragungsrechte für die nächste Singlespeed-WM schlägt Irland Südafrika in der entscheidenden Disziplin des Horizontal-Bungee. Irgendwann kurvt sogar Disco Damo über die Ziellinie, nachdem er den Großteil des Rennens im Bierzelt verbracht hat, um dort mit dem neuseeländischen Straßenprofi Julian Dean zu quatschen. „Ich hab’s beim Durststillen übertrieben, das hat meine Siegchancen ruiniert“, erzählt Damien zwischen zwei Schlucken aus der nächsten Flasche. Hat der Discokugel-Helm überlebt? „Klaro.“ Und jetzt Party? „Ich bin ein Mann der Afterparty. Die Afterparty nach der Party letztes Jahr in Durango war ziemlich cool. Die Jungs in Durango, ich kann dir sagen …“, schnalzt er mit der Zunge, und dann kommt auch schon sein neuer bester Freund des Weges, er hört auf den schönen Namen Spaceman. „Die Durango-Boys!“, nimmt der den Faden auf. „Oh Mann, die Durango-Boys!“ „Warst du damals eigentlich auch im Whirlpool …?“ „Durango hat den Party-Level auf ein neues Niveau gehoben. Das kann man ­eigentlich nur noch zu unterlaufen ver­ suchen, ohne sich den Schädel anzuhauen. Schmerzen wird er so oder so.“ Spaceman wird philosophisch. Und wie ist sein Rennen gelaufen? „Ging so.“ Beide Runden fertig gefahren? „Wir hätten zwei fahren sollen? Macht nix, die zweite fahre ich einfach morgen.“ Es ist inzwischen zwei Uhr nachmittags. Allmählich beginnen die Dinge zu entgleisen. Mehr Bilder vom Rennen: www.sswc10nz.com

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Credit

„Skateistan: To Live and Skate in Kabul“: Gerade einmal neun Minuten braucht der Film, um die unglaubliche Geschichte eines Skateparks in Afghanistans Hauptstadt zu erzählen.


More Body&Mind Belebendes für Körper und Geist.

Bild: Jacob Simkin

Credit

80 Die Streif für jedermann 82 Red Bull BC One in Tokio 83 Köche und ihre Geheimnisse 84 Austin Horse’ Pferd 86 Tag & Nacht 96 Red Bull TV-Fenster 98 Kolumne


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Hält seit 1997 auf der Kitzbühler Streif den Streckenrekord: Fritz Strobl, Spitzname „The Cat“.

Jedem seine Streif

Kristian Ghedina, 2004

Auch Amateure kommen dem wildesten Ritt im Ski-Weltcup, der Abfahrt vom Hahnenkamm in Kitzbühel, auf Wunsch ganz nah: Entsprechenden Mut vorausgesetzt, darf sich jeder auf der Streif beweisen. Davor, danach oder im Rennen selbst. 8 Zielschuss 922 m Nach dem Abbau der Tribünen und der (meisten) Fangnetze heißt es auch für Skitouristen: „Alles Streif!“ Obwohl: Ein Vergnügen ist die pickelharte Piste nur für jene, die echt Ski fahren können, sagt Vize-Renndirektor Axel Naglich (rechts finden Sie seine Tipps). In vollem Tempo können Passagen wie Mausefalle oder Oberhausberg nicht genommen werden, „außer du hast einen Vogel und vier, fünf Freunde, die dir an den Schlüsselstellen den Weg freihalten“. Liegt genügend Schnee, dürfen Hobbyläufer Teile der Streif bereits vor dem Rennen bewältigen: Publikumsverkehr ist die beste Präparierung. Wer Schneid hat und ein wenig Renner­fahrung, der tritt bei Naglich und Ernst Hinterseer jun. zum Vorläufercasting am Ganslernhang an. Wer besteht, kriegt zwei Tage Spezialvorbereitung und erlebt die Rennwoche als fix akkreditierter Vorläufer (und damit quasi als VIP). Naglich: „Das ist Spaß im knallroten Bereich.“ 80

Nach einer wilden Querfahrt vom Hausberg ­her­über geht’s zur Einfahrt in den Zielhang. Mit jedem Tag nach dem Rennen werden diese Passagen rippiger und unbarmherziger. Einmal, erzählt Naglich, hat es hier einen Skifahrer aus den ­Schuhen gebeutelt. Dann stand er da, verloren in roten ­Socken, und die Skier sausten ohne ihn talwärts. Beim letzten Sprung sehen wir Kristian Ghedina (ITA).

ziel

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start

1 Start & Mausefalle 1605 m

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Erik Guay, 2008

bilder: GEPA pictures (3), Getty Images (1), imago (1), K.S.C.(1), Red Bull Photofiles (2)

1498 m Steilhang

Der wichtigste Rat von Axel Naglich zu Beginn: die Strecke nicht unterschätzen. Da kommt die berühmte Mausefalle – hier springt Bode Miller – als erste Her­ ausforderung gerade rechtzeitig. Der Sprung in die Tiefe ist kurioserweise nicht so wild, schwört Naglich. Man landet wegen der Steilheit des Hangs im Steilen, was die Übung besser beherrschbar macht.

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„Auf der Ideallinie ist selbst diese Passage für Hobbyläufer gar nicht schlimm“, so Axel Naglich über die stets pickelharte Schlüsselstelle, „leider gerät man schnell neben die Piste.“ Wer trotz gu­ ter Kanten am Schuh abrutscht (weil der Hang so steil ist), hat den klassischen ­Innenski­fehler begangen. Drum: alle Power auf den Talski! Hier im Steilhang Erik Guay (CAN). 1331 m Alte Schneise 1244 m Seidlalm

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Ein guter Skifahrer ohne Rennvergangenheit ver­ liert auf der Streif pro Kurve zwei bis drei Sekun­ den auf die Abfahrtsstars. Das summiert sich am Ende auf 40 bis 45 Sekunden – theoretisch, wenn die Strecke gesperrt wäre. Axel Naglich: „Da ist man schon knackig unterwegs.“ Noch mehr knackt es bei Didier Cuche (SUI), dem Sieger von 2010 und 2008.

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Didier Cuche, 2010

Bode Miller, 2008

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3 Gschöss 1386 m Der Ziehweg bis zur alten Schneise hin ist der flachste Teil der Strecke: Hier können es sogar Anfänger so richtig tuschen lassen (vor allem, wenn die Piste in den ersten Tagen nach dem Rennen teppichglatt ist). Die Einfahrt ins Gschöss wurde heuer verbreitert und mit einem speziellen Netz gesichert: Ungeniert Schwung holen ist damit völlig ungefährlich.

6 lärchenschuss 1145 m Im Mittelteil der insgesamt 3,3 Kilometer langen Strecke vom Hahnenkamm hinun­ ter ins Tal darf der Hobbyläufer nicht zu viel Kraft in seine Fahrt investieren: Sonst ist er „blau“, ehe die endgültigen Heraus­ forderungen beginnen. Genau in diesem Mittelteil gewinnen austrainierte Renn­ läufer logischerweise die meiste Zeit.

7 7 Hausberg 1035 m Vom Skitechnischen her ist der Hausberg mit seinem Sprung eine der Herausfor­ derungen. Wer es als Amateur in den ­erlauchten Kreis der Vorläufer gebracht hat, besichtigt die­ sen Streckenteil be­ sonders intensiv: Hohes Tempo und bereits nachlassen­ de Konzentration und Kondition sind eine gefährliche Melange. Maciej Bydlin´ski, 2010

Im ziel 805 m Ein talentierter Hobbyläufer sollte die Streif in 2:30 bis 2:40 Minuten zähmen – 1958 hätte er mit dieser Zeit noch um den Sieg mitfahren können. Am stilechtesten gefeiert wird dieser Erfolg im Pub „Lon­ doner“, obwohl sich in Kitz viele Möglich­ keiten bieten, so der Kitzbühler Axel ­Naglich: „Der ganze Ort ist eine schlecht getarnte Mausefalle.“

Die Streif-Abfahrt vom Gegenhang aus gesehen: Vom Hahnenkamm-Gipfel bis ins Ziel (im Sommer ein Golfplatz) sind es rund 3300 Meter 71. Hahnenkamm-Rennen: 22./23. Januar 2011, Kitzbühel, Österreich www.hahnenkamm.com

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Tanzen in Tokio

Männliche Anime-Hexen, RockabillyFamilien mit Haartollen und Petticoats, Teenager mit Robotermasken und Plüsch­ ohr-Haarreifen: In Tokios Yoyogi Park findet ein Schaulaufen statt, unterschiedlichste Szenen in friedlicher Koexistenz. Was das gesellschaftliche Regelwerk im japanischen Alltag verbietet, ist hier erlaubt. Hier werden Trends gesetzt. Die japanische B-Boy Szene feierte ihre Geburtsstunde im Yoyogi Park im Herzen der Metropole, in deren Großraum 35 Mil­ lionen Menschen leben. Charlie Ahearn brachte 1983 seinen Film „Wild Style“ samt Besetzung nach Tokio. „Hip-Hop going global“, erinnert er sich knapp drei Jahrzehnte später. „Wir brachten die South Bronx nach Tokio.“ Es war der Beginn eines Booms. Eines Booms, der im Ende 2010 einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Beim Red Bull BC One, dem wichtigsten B-Boy-Contest der Welt. 16 Tänzer stiegen gegeneinander in den Ring, 3000 Fans feuerten sie im Yoyogi Stadium an, der Rest der Welt hat den Contest via Live-Stream mitverfolgt. Ken Swift von der Rock Steady Crew war als Juror dabei. Ihn beeindruckt das Modebewusstsein der japanischen Szene. Als B-Boy müsse man „fresh“ aussehen, meint er, wie die Japaner eben. Was man braucht, um „fresh“ auszusehen, findet man in Harajuku, östlich des Yoyogi Parks. Dort reihen sich kleine Läden aneinander. Taisuke, Jungstar der lokalen B-Boy-Szene, empfiehlt die Second-Hand-Läden. Er selbst arbeitet bei Dancers Collection. Der Laden bedruckt Tänzern ihre Klamotten, bietet RetroWear und Kurioses wie „foot panties“ („Fuß-Unterhosen“). Inhaber DJ Mar ist eine Legende, ein Experte, wenn es um japanische Hip-HopKultur geht. Gegen das Phänomen „Digi­ 82

FAshion

Dancers Collection – Laden von DJ Mar Harajuku Shop 150-0001, 4-28-18 Jingumae B1 Pino Bldg, Shibuya-ku, Tokio http://dancers-c.com/, phone: +81 (0)3-5474-9575

PARTY

MUSIK

Module B1, B2 M&I Bldg., 34-6 Udagawa-cho, Shibuya-ku Tokio 150-0042, www.module-tokyo.com, blog.module-tokyo.com

Disk Union 30-7 Udagawa-cho, Anetena21 Bldg., Shibuya-ku, Tokio, http://diskunion.co.jp Öffnungszeiten: täglich von 11.30 bis 21.00

GRAFFITI

B-Boy-TRAINING

Yoyogi Park Künstler: Belx2, www.belx2.com Suiko, www.suiko1.com Kress, http://kress.scacrew.org Mizonokuchi Station zirka 15 Minuten Zugfahrt (mit der Tokyu Den-en-toshi Line) von Shibuya Station

Die besten Videos, Bilder und Storys vom Red Bull BC One 2010 in Tokio gibt’s auf www.redbullbcone.com

Bilder: Balazs Gardi/basetrack.org (6)

Zwischen Geeks und Freaks ­gedeiht die B-Boy-Szene in Tokio. Was in den frühen 1980ern vorsichtig begann, fand beim Breakdance-Contest Red Bull BC One einen neuen Höhepunkt. Eine kleine Street-Art-Orientierungshilfe im Epizentrum der Reizüberflutung.


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Das nennt man einen Familienbetrieb: Francesco, Rossella, Roberto, Bruna und Enrico Cerea (v. li.).

Bilder: Helge Kirchberger/Red Bull Hangar-7 (3)

Tokio aus der Vogelperspektive: Schon seit den frühen 1980ern ist die 35-Millionen-Metropole für ihre B-Boy-Szene berühmt.

talisierung killt Vinyl“ empfiehlt er das DiskUnion. Eines der fünf Stockwerke widmet der Plattenladen dem Hip-Hop. Tausende in Plastik gehüllte SecondHand-Platten, vollgestopfte Fächer mit Raritäten. DJs kramen hier in prall gefüllten Kartons, die sich an den Wänden stapeln, nach akustischen Schätzen. Der B-Boy-Elite kann man an der Mizonokuchi Station auf die Beine schauen,15 Zugminuten von Shibuya entfernt. Lässt der Werkverkehr nach, trudeln in der überdachten Halle beim Abgang zur Nambu-Line Tänzer ein. Um ein Uhr nachts fährt der letzte Zug. Wer danach bleibt, tut das bis zum frühen Morgen. Auch wenn es eigentlich verboten ist, lassen einen die Sicherheitskräfte gewähren. Jedoch nicht, wenn es um Graffiti geht. Oftmals würden diese schnell entfernt, legale Spray-Flächen gebe es wenig, erzählt Graffitikünstlerin Belx2. Gemeinsam mit ihren Kollegen Kress und Suiko hat sie zwei solcher Wände im Yoyogi Park besprüht; mit Einflüssen von Kalligraphie und aus dem asiatischen Bilderkanon, typisch für die japanische Szene. Vor ihrem Werk tanzen Teenager zu Pop, Synthesizer-Sounds aus Anime-Filmen. Seltsamer Mix? Belx2 urteilt nicht. Eher kritisiert sie das Diktat der Gesellschaft. Alles sollte man dürfen und können. Und wo, wenn nicht hier im Yoyogi Park?

Fischgerichte wie diese Alaska-Kabeljau-Kreation gehören zu den Spezialitäten im „da Vittorio“.

Geschmackssache: Besuch bei Enrico und Roberto Cerea

Es liegt in der Familie Seit 1966 dreht sich bei Familie Cerea in Bergamo alles ums Kochen. 45 Jahre und drei Michelin-Sterne später sind zwei der Söhne im Hangar-7 zu Gast. „Wir sind in einem Restaurant geboren und wollen unser ganzes Leben im ‚da Vittorio‘ verbringen“, sagt Enrico Cerea. Nein, er könne sich keinen anderen Beruf vorstellen. Wie auch, bei dieser Familiengeschichte? Seit fast einem halben Jahrhundert besitzen die Cereas das Restaurant da Vittorio in Bergamo. 2009, mit der Aufnahme in Relais & Châteaux, beschloss die Familie dann einen Tapetenwechsel. „Die Miete für unser altes Restaurant war einfach zu hoch, und so machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Ort.“ Fast ein­ einhalb Jahre dauerte diese Suche, bis

sich die Familie in eine alte Villa ganz in der Nähe von Bergamo verliebte. Hier kochen Enrico und sein Bruder Roberto weiter auf Spitzenniveau und geben außerdem ihr Wissen in Kochkursen weiter. „Es macht mir große Freude zu unterrichten. Meine Schüler sind ganz normale Leute, wie etwa die passionierte Hausfrau, es ist aber auch der eine oder andere Kollege darunter.“ Mit ebenso großer Freude werden von Familie Cerea auch Süßigkeiten hergestellt. „Früher hat meine Mutter alles selbst gemacht, heute leitet mein Schwager Simone die hauseigene Patisserie und versorgt die Gäste mit Tiramisù oder Pannetone.“ Man merkt gleich, ohne die Familie geht im da Vittorio gar nichts. Und anders würde es Enrico Cerea auch gar nicht haben wollen. Enrico und Roberto Cerea sind im Januar 2011 Gastköche im Restaurant Ikarus im Salzburger Hangar-7; www.hangar-7.com

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Und andere clevere Dinge, die den Fahrradboten sicher und stylish durch den New Yorker Dschungel bringen.

3 Continental Gatorskin-Reifen www.conti-online.com „Meine Lieblingsreifen. Sie sind robust, rollen gut und sind sogar beim Rutschen zuverlässig.“ 4 Schwarze Red Bull-Kappe „Schützt vor Sonne und Regen. Hilfreich, wenn man das ganze Jahr über draußen unterwegs ist.“ 5 Freight Baggage Rolltop backpackfreightbaggage.org „Bei schweren Lasten ist ein anatomisch guter Rucksack einfach das beste für den Rücken.“

Im Uhrzeigersinn von links oben:

6 Brooklyn Machine Works Gangsta Track-Bike www.brooklynmachineworks.com „In erster Linie ist es mein Arbeitsgerät. Ich schätze Dinge, auf die man sich verlassen kann. Für das tägliche Fahren ist es einfach perfekt.“

1 Adidas Brooklyn Machine Works-Schuhe www.adidas.com „Eine Neuauflage jener Schuhe, die Eddy Merckx vor 30 Jahren trug. Sie sind wirklich bequem und sehen obendrein sehr gut aus.“

7 Magazin „Cog“ „Ein Szene-Magazin, in dem ich laufend vorkomme. Nein, Witz! Für ‚Cog‘ arbeiten progressive Fotografen, und es bietet frische Zugänge zu den Geschichten.“

2 Rapha Stowaway-Jacke www.rapha.cc „Mein wichtiger Begleiter. Die Jacke ist leicht, und ich trage sie bis in den Winter hinein.“

8 „The Shock Doctrine“ von Naomi Klein „Ein Buch über Wirtschaft. Mein Tagesablauf ist zerstückelt, drum ist es schwer, Bücher zu lesen. Das hier ist aber jeden Stopp wert.“

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bilder: Jamie-James Medina, Thomas Hoffgen/Red Bull Photofiles

Austin Horse’ Pferd

Austin Horse twittert auf: twitter.com/austinhorse


Musthaves! 1 Push it! Ace of Spades, das Pro-Model von Nordica mit Fully Symmetrical Sidecut. TJ Schiller, Peter Olenick oder Bene Mayr vertrauen bei ihren Styles auf diesen Ski. Der einzige TwinTip mit Doppeltitanalbegurtung und einer Racebase, die für Stabilität und Speed in der Anfahrt sorgt. Mit diesem Ski puschst du deinen Level automatisch um eine Stufe!

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www.nordica.com 2 TOURENSKI-SET McKinley Ein Tourenski muss bei allen Schneeverhältnissen gut funktionieren und darf nicht zu schwer sein. Diese Eigenschaften vereint der Mt. McKinley Tourenski in robuster Leichtholzkern-Bauweise. Jetzt im Set mit Tourenbindung Pure X-Mountain von silvretta und Haftfell Carving Mohair von McKinley.

www.intersport.at 3 Eero Ettala’s outfit Da der finnische Snowboarder ein großer Fan von Hoodies ist, ahmt diese Pro-RiderJacke mit Kordeln und Reißverschlüssen den Lieblingslook des Superstars nach. Die Atmungsaktivität und auch die 3M-ThinsulateIsolierung sind erstklassig – Lüftungsreißverschlüsse unter den Armen und eine lockere Passform garantieren optimalen Komfort.

www.oakley.com 4 Level Las Vegas Ganz im Pokertrend präsentiert LEVEL den Freestyle Glove – LAS VEGAS! Technisch glänzt das Modell mit Membra Therm Plus für trockene und warme Hände, Laserprint an der Handfläche und vielen Design­ details, welche den Las Vegas zum Hin­ gucker machen! Der kurze Schaft unterstreicht die sportliche Note, und das Storm Leash schützt vor Schneeeintritt.

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www.levelgloves.com 5 Hypnotics Feuriges Rot und sündiges Schwarz neben einem tiefen Blau sind die Farben, ebenso wie kühles Anthrazit und strahlendes Weiß, das in der Skimode einfach nie fehlen darf. Metallische Stoffe erinnern an chromblitzende Teile, und ein Gothic-inspiriertes Motiv wird durch Nieten und Strass veredelt. Die harte Aussage wird gemildert durch schmale Silhouetten und sportive Details für Taschen und Zipps.

www.sportalm.at 6 Crossover Perfektes Crossover gelingt mit dem neonfarbenen „Leki Rodeo Vario“. Der „Trigger S“-Griff zum Ausklicken hat in der Newschool-Freestyle-Szene eine ganz neue ­Bedeutung bekommen. Und zwar durch das geniale Schlaufensystem, mit dem der Stock beim „Grabben“ immer in der Hand und in Position gehalten werden kann.

www.leki-elements.com

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more body & mind Winter X Games 15 27. – 30. 1. 2011

hot SPOTS

Alles, was im Freeskiing, Snowboarden und Snowmobiling Rang und Namen hat, wird sich Ende Januar in Colorado einfinden. Aspen (Colorado), USA

Die besten Events des Monats, entdeckt rund um den Globus.

FIS Skisprung Weltcup 6. 1. 2011 Nach knapp zwei Jahren ohne Einzelerfolg kehrte Thomas Morgenstern im Vorjahr beim Abschluss der Vierschanzentournee auf die Siegerstraße zurück. Bischofshofen, Österreich

Chicago Bulls – Boston Celtics 8. 1. 2011 Der sechsmalige NBA-Champion der Neunziger ist nicht zuletzt dank des 22-jährigen „Hometown Kid“ Derrick Rose im Aufwind. United Center, Chicago, USA

AMA Supercross Weltmeisterschaft

Bilder: Garth Milan, Joerg Mitter, Agustin Munoz, Samo Vidic, all Red Bull Photofiles (4)

James Stewart nimmt – nachdem er im Vorjahr seine Saison wegen einer Handverletzung frühzeitig beenden musste – die US-Motocross-Serie in Angriff. Angel Stadium, Anaheim (Kalifornien), USA

Burton European Open 8. – 15. 1. 2011 Die Burton European Open, die sich in den letzten Jahren zu Europas größter Snowboardveranstaltung entwickelten, präsentieren innovative Slopestyle-Kurse sowie eine perfekte Superpipe. Laax, Schweiz

FIS Langlauf Weltcup 8./9. 1. 2011 Die Tour de Ski geht mit einem Massenstartrennen in klassischem Stil und einer Bergverfolgung zu Ende. Val di Fiemme, Italien

FIS Snowboard Weltcup 9./10. 1. 2011 Die ÖSV-Snowboarder Benjamin Karl und Sigi Grabner dürfen heuer auf zwei Heimsiege im Parallelslalom hoffen. Bad Gastein, Österreich

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Red Bull Cliff Diving World Series 2011 Qualifier 12. – 15. 1. 2011 Die sechs besten Klippenspringer des Vorjahres sind für die Red Bull Cliff Diving World Series 2011 gesetzt. Die weiteren sechs bis acht Startplätze werden bei dieser Qualifikation vergeben. Hawkesbury River (New South Wales), Australien

IBU Biathlon Weltcup 12. – 16. 1. 2011 Zehntausende Fans bekommen bei den Einzel-, Sprint- und Verfolgungsbewerben für Damen und Herren einen Vorgeschmack auf die Biathlon-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Ruhpolding, Deutschland

Night of the Jumps 14./15. 1. 2011 Das Starterfeld der ältesten Freestyle-Motocross-Serie ist in diesem Jahr noch internationaler und spektakulärer. TipsArena, Linz, Österreich

IIHF Continental Cup Super Final 14. – 16. 1. 2011 Der EC Red Bull Salzburg geht als Titelverteidiger in den Bewerb und steigt wie der Gastgeber HK Junost Minsk erst im Super Final in das Turnier ein. Minsk, Weißrussland

FIS Snowboard WM 14. – 25.1.2011 Der katalanische Wintersportort war der einzige Bewerber für die WM-Ausrichtung. Der Österreicher Benjamin Karl hat seinen WM-Titel von 2009 im Parallelslalom zu verteidigen. La Molina, Spanien

Corona Reef Classic 14. – 16. 1. 2011 Auch Edgar Saavedra (PAN) wird sich den Wellen eines des größten südamerikanischen Surfcontests stellen. Mar del Plata, Argentinien


more body & mind Red Bull Crashed Ice 15. 1. 2011 Eisläuferisches Können, gepaart mit Zweikampfhärte: das sind die Grundvoraussetzungen beim einzigartigen Ice-Cross-Downhill. München, Deutschland

Eisspeedway Weltmeisterschaft 15. 1. 2011

Red Bull Trial Bike in Sri Lanka 22. 1. 2011

Für Franky Zorn wird es beim ersten Eisspeedway-WM-Qualifikationsbewerb der neuen Saison so richtig ernst. St. Johann/Pongau (Salzburg), Österreich

Werden sich auch die badenden Dickhäuter auf der Elefantenfarm für die Kunststücke von Trialbiker Kenny Belaey inter­ essieren? Festung Galle, Colombo, Sri Lanka

FIS Skisprung Weltcup 15./16. 1. 2011 Die Skispringer müssen eine weite Anreise ins Land der aufgehenden Sonne auf sich nehmen. Hoffentlich wird der starke Wind auf der Okurayama-Schanze nicht zum Spielverderber. Sapporo, Japan

World Rookie Fest Tour 2011 15. – 19. 1. 2011 Die besten Snowboard-Rookies werden bei Bewerben auf drei verschiedenen Kontinenten gesucht. Livigno, Italien

FIS Skicross Weltcup 16. 1. 2011 Für die neunte Auflage des Skicross-Bewerbs im Département Hochsavoyen wurde die Strecke im Sommer umgebaut. Les Contamines-Montjoie, Frankreich

FIS Skisprung Weltcup 21./22. 1. 2011 Heimspiel für den polnischen Skisprungstar und dreimaligen Sieger Adam Małysz. Im Vorjahr gab es bei beiden Nachtspringen dasselbe Resultat: Schlierenzauer vor Ammann und Morgenstern. Zakopane, Polen

Red Bull Top Shelf 22. 1. 2011 Ziel dieses Wettbewerbs für junge Eishockeycracks ist es, den Torhüter bei einem sogenannten „Breakaway“ im Eins-gegen-Eins zu bezwingen. Toronto, Kanada

Red Bull Nanshan Open 22./23. 1. 2011 18 eingeladene Snowboarder und sechs Qualifikanten kämpfen bei dem 4Star-SlopestyleEvent der TTR World Snowboard Tour um den Sieg. Nanshan Ski Resort, Peking, China

FIS Skiweltcup Damen 22./23. 1. 2011 Im Vorjahr war Lindsey Vonn auf der Tofana-Piste in Abfahrt und Super-G eine Klasse für sich. Cortina d’Ampezzo, Italien

Winter X Games 15 27. – 30. 1. 2011 Alles, was im Freeskiing, Snowboarding und Snowmobiling Rang und Namen hat, wird sich wieder in Colorado versammeln. Kann Snowboard-Star Shaun White seinen zehn Goldmedaillen bei Winter X Games weitere hinzufügen? Aspen (Colorado), USA

FIS Skiweltcup Herren 21. – 23. 1. 2011

Polish Freeski Open 28. – 30. 1. 2011

Ein Sieg im Tiroler Ski-Mekka fehlt dem Norweger Aksel Lund Svindal noch. Im Vorjahr dominierte hier der Schweizer Didier Cuche in Abfahrt und Super-G. Kitzbühel, Österreich

Das Highlight des größten Freestyle-Skiing-Contests im polnischen Harenda Snowpark ist der große Kicker mit einer Gap von 20 Metern. Zakopane, Polen

Red Bull Linecatcher 15. – 22. 1. 2011

Red Bull Open Ice 22. 1. 2011

25 Top-Freeskier wie Tanner Hall oder Henrik Windstedt werden versuchen, die flüssigste und spektakulärste Linie zu finden. Vars, Frankreich

Eishockey in seiner ursprünglichsten Form: vier gegen vier ohne Torhüter auf zugefrorenen Seen und Teichen. Ljubljana, Slowenien, und Teplice, Tschechien

Red Bull Rock Drop Waihi 2011 29. 1. 2011 Die tiefste Goldmine Neuseelands ist der Schauplatz für eine Kombination aus MountainbikeFreeride und Downhill. Waihi, Neuseeland

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die macht der nacht Mehr als einmal um die Welt für alle, die nie müde werden.

Eurosonic Festival 12. – 15. 1. 2011 Eine Einladung zum Eurosonic ist für Bands wie die Aufnahmebestätigung von Yale für angehende Jusstudenten. Eine große Sache. Denn nur die besten Newcomer reisen alljährlich zum wichtigsten Nachwuchsfestival Europas. Diesmal mit James Blake, Delorean, Junip u. a. De Oosterpoort, Groningen, Niederlande

Sub:stance 14. 1. 2011 Dubstep, dieses düstere Genre der tonnenschweren Bässe und schleifenden Beats, hat den Sprung über den Ärmelkanal geschafft. Und in Berlin ein passendes Zuhause gefunden: Im mysteriösen Clubtempel Berghain massieren die Meister Scuba, Kode9 und Shackleton Ohren und Eingeweide. Berghain, Berlin, Deutschland

Bilder: Fat Freddy’s Drop, Rex Features (3)

Body & Soul 16. 1. 2011 François Kevorkian, Joe Claus­ sell und Danny Krivit sind Body & Soul. Drei Deep-HouseVeteranen, die in den neunziger Jahren mit ihren Sonntagspartys im Shelter Club das New Yorker Partywochenende verlängert haben. Den Club wechseln sie inzwischen – mal Tokio, mal London –, die Sonntagstradition haben sie sich aber bewahrt. Webster Hall, New York, USA

Innerpartysystem 20. 1. 2011 Rockgitarren und Ravebeats, das passt so gut zusammen wie Pasta und Tomatensauce. Finden auch die Jungs vom Innerparty­ system, die mit den räudigen

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St. Jerome’s Laneway 29. 1. 2011 Das übergute Aussie-Stadtfest geht auf Reisen und beehrt zum ersten Mal Singapur. Im Tourbus sitzen hippe Indie-Acts wie Beach House, !!! und Ariel Pink. Fort Canning Park, Singapur

Synthesizern ihrer neuen EP „American Trash“ auf Red Bull Records über den Rand des Rock-Nudeltellers blicken. Madame JoJo’s, London

Sonic Warfare – Tectonic Night 21. 1. 2011 Die britischen DJs Pinch, Distance und Jack Sparrow vom Dubstep-Label Tectonic ziehen in den akustischen Krieg. Mit Bässen, so schwer wie Kanonrohre, und Beats, so laut wie Artilleriefeuer. Melkweg, Amsterdam, Niederlande

FM4 Geburtstagsfest 22. 1. 2011 Der beste Radiosender Österreichs feiert den 15. Geburtstag. Und ist damit wohl selbst schon so alt wie seine jüngsten Hörer. Aber keine Sorge, das Line-up zeigt, FM4 hat das Ohr noch immer am Puls der Zeit: Hercules & Love Affair, Crystal Fighters u. a. Arena, Wien, Österreich

Espionage Fest 8. 1. 2011 Die Jahresversammlung der avanciertesten Beat-Wissenschaftler: Flying Lotus, Hudson Mohawke, DâM-FunK u. a. The Hi-Fi, Melbourne, Australien


more body & mind Aloe Blacc 13. 1. 2011 Samtweiche Stimme, souliges Timbre, große Songs: Der kali­ fornische Musiker Aloe Blacc erobert mit seiner neuen Platte „Good Things“ nun auch Asien. Billboard Live, Tokio, Japan

Twin Atlantic 26. 1. 2011

Jackmaster & Space Dimension Controller 22. 1. 2011 Die zwei Absolventen der Red Bull Music Academy 2010 sind die großen Durchstarter des Jahres. Jackmasters Label Numbers wurde gerade von Blogs wie Bleep und PlayGround zum besten 2010 gewählt, Space Dimension Controllers neue Platte „Temporary Thrillz“ hat der alten Techno-Schmiede R&S eine neue Blüte beschert. Love & Death Inc, Belfast, Nordirland

Drums of Death 22. 1. 2011 Mit seinem Voodoo-Make-up und den rauen House-Tracks wirken die Live-Shows des Briten so, als würde Heath Ledger als Joker eine Warehouse-Party in Chicago rocken. PPC, Graz, Österreich

Red Bull Soundclash 22. 1. 2011 Zwei Bühnen, dazwischen das Publikum: Beim Red Bull Soundclash treffen zwei Bands auf­ einander, die im musikalischen Wettstreit ihre Kreativität unter Beweis stellen. Diesmal treten die Indie-Boys von 7 Dollar Taxi aus Luzern gegen Da Sign & The Opposite aus Bern an. Kaserne, Basel, Schweiz

Joe Goddard DJ-Set 28. 1. 2011 Wenn Joe „Bärchen“ Goddard mit seiner Band Hot Chip auftritt, verzückt er Indie-Hipster wie scheuklappenfreie TechnoHeads gleichermaßen. Als DJ zieht der Brite House-Perlen alter Schule aus dem Köcher. Kaserne, Basel, Schweiz

Actress 22. 1. 2011 Fat Freddy’s Drop 7. 1. 2011 Das Septett aus Wellington verrührt Dub, Soul, House und Jazz zu einem sommerlichen Cocktail für Chiller und Kopfnicker. Mangawhai Tavern, Mangawhai, Neuseeland

Klassischer Fall von übertalentiert: In seiner Jugend spielte Darren Cunningham Fußball – in der Premier League. Mit zwanzig kehrte der Brite dem Ball jedoch den Rücken und beamte sich als Actress in brüchige Soundwelten zwischen Techno, Dub und Londoner Nebelwänden. Icon, Berlin, Deutschland

Zwischen Wut und Wonne, zwischen Härte und Herzschmerz: ein emotionaler Drahtseilakt, den die schottische Band Twin Atlantic auf ihrer neuen Single „Lightspeed“ auf Red Bull Records bravourös meistert. Essigfabrik, Köln, Deutschland

Phoenix Foundation 27. 1. 2011 Eine Kiwi-Band benennt sich nach einer Organisation aus der TV-Serie „MacGyver“ und veredelt charmante Komödien wie „Eagle vs Shark“ mit ihren intimen Indie-Songs. Eine Band, die offenbar alles richtig macht. Paradiso, Amsterdam, Niederlande

Double Trouble Vision 28. /29. 1. 2011 Die Londoner Partynacht Trouble Vision sieht doppelt. Und angelt sich diesmal gleich zwei Abende in den Corsica Studios. Am ersten Abend gibt’s den Stoff, aus dem die Trouble-Vision-DJs seit zwei Jahren unsere Träume basteln: basslastige Dub-Derivate aus den Plattenkisten von David Rodigan, Shy FX oder Roska. Am Samstag geht mit Theo Parrish und Motor City Drum Ensemble der Deep-House-Modus an. Corsica Studios, London, Großbritannien

Swede:Art 29. 1. 2011 Ein junger Passauer wirbelt im Future-Bass-Business ordentlich Sternenstaub auf. Altmeister Laurent Garnier meint zu Swede:arts neuem Album „Emotional Colors“: „It’s like ‚Mr. Dope Beats Hip Hop‘ having wild sex with ‚Miss Abstract Funk‘ trippin on acid.“ Sehr treffend! HundertMeister, Duisburg, Deutschland

Les Transardentes 29. 1. 2011 Die ersten zwei Ausgaben des Les TransArdentes-Festivals waren mit jeweils 10.000 Tänzern ausverkauft. Kein Wunder, der elektronische Jahrmarkt auf drei Floors ist mitreißend: Es gibt House-Sets von Acts wie Carl Craig oder Radioslave, pushende Drum-’n’-Bass-Bomben von Ed Rush sowie Electro-Konfetti aus den Wundertüten von Crookers oder Fake Blood. Halles des Foires, Liège, Belgien

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The Drums

Resident Artist

Surfen im Schnee

Kopenhagen

Arktische Kälte bricht über Europa herein. Und mit ihr das Brooklyner Trio The Drums. ­Allerdings haben die statt winterlicher Weisen Songs übers Surfen im Gepäck …

Jonathan Pierce zeigt sich beim Gig in Kopenhagen sehr ausbalanciert.

Der Kälteeinbruch Anfang Dezember zwängt halb Europa in dicke Parkas und Skiunter­ wäsche. Kopenhagen kann über die Tempe­ raturen leicht unter null nur müde lächeln – minus 29 Grad wurden hier schon gemessen. Auch die Indie-Rock-Lieblinge The Drums wissen nur zu gut, was Kälte bedeutet. Das Trio ist momentan im Bus quer durch Europa ­unterwegs. „Der Winter in Brooklyn kann ziemlich grausam sein. Wir sind’s gewohnt, deshalb war’s bis jetzt auf Tour auch kein Problem“, sagt Jonathan Pierce. Der Frontmann der Band sitzt am Ledersofa im ausgekühlten 90

Backstageraum des Kopenhagener Nachtclubs Vega. „Wir sind aber sehr sensibel, was unsere Umwelt angeht. Die Hitze während ­unserer Albumaufnahmen hat sich sehr auf die Songs ausgewirkt. Sie sind sonnig, erfüllt von positiven Vibes. Jetzt freu ich mich schon wieder auf daheim, auf New York. Auf das eis­ kalte New York. Denn der Winter kann schon auch sehr inspirierend sein.“ Vor drei Jahren gegründet, gelang der Band im vergangenen Frühjahr der Durch­ bruch. Wie ein Lauffeuer verbreiteten sich ihre schlichten Pop-Songs im Internet, wur­ den von Musik-Blogs gehypt und liefen in den

iPod-Playlists von Indie-Rock-Hipstern im ­Repeat-Modus. Auf ihrem Debütalbum „The Drums“ öffnet die Band ein Zeitfenster, knüpft an die gloriosen Platten von The Smiths, Joy Division, Orange Juice oder den frühen The Cure an. An die Platten aus einer Zeit, als Rockmusik noch mehr war als ein Marketingtool großer Plattenfirmen. Einige Kritiker gingen sogar so weit, The Drums als Retter des Indie-Rock zu bezeich­ nen. Ein Lob, das jedoch der Band selbst nicht ganz behagt. „Du schaffst einfach Musik, die du liebst. Und plötzlich stehst du im Zentrum, jeder


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Fast so drahtig wie sein Gitarrenspiel: Jacob Graham.

Jung, aber abgeklärt: Connor Hanwick weiß, wie’s im Pop-Biz läuft.

Bilder: Lasse Dearman (4)

Ihr Album „The Drums“ stürmte die Top 20 der britischen Charts.

„ Pop-Karrieren sind kurz. Deshalb wollen wir gute Songs schreiben. So gute Songs, dass sie uns selbst überdauern.“ gibt seinen Senf dazu ab“, sagt Schlagzeuger Connor Hanwick und streicht seine bemer­ kenswerte Tolle zurecht. „Das erste Album haben wir geschrieben, bevor uns ­irgendwer kannte. Wir haben einfach die Stücke ge­ macht, auf die wir Bock hatten, und nicht, um irgendetwas zu retten.“ „Wir wissen, wie kurz Pop-Karrieren heut­ zutage dauern“, sagt Pierce. „In einem Monat gibt’s schon wieder den nächsten Hype. Eines gar nicht fernen Tages interessiert sich die Presse nicht mehr für dich. Deshalb wollen wir gute Songs schreiben. So gute Songs, dass sie uns selbst überdauern.“ Diese sehr realistische Sicht aufs Musik­ geschäft scheint so gar nicht zum frischen Schwung der The-Drums-Songs zu passen, angetrieben von Jacob Grahams drahtigen Surf-Gitarren-Linien und den SpielzeugSchlagzeug-Sounds von Hanwick. „Das liegt an unserem Bedürfnis, Dinge auszubalancieren“, sagt Pierce. „Wir haben diese Songs, die fröhlich klingen, eigentlich geht’s darin aber um Depressionen. Ein Drahtseilakt, den wir lieben. Andererseits: Unser Song ‚Forever and Ever Amen‘ bringt einige Leute zum Weinen, andere springen dazu euphorisch vor der Bühne herum.“ Als es dunkel wird und die Temperaturen weiter fallen, füllt sich das Vega, vorfreudige Konzertbesucher stürmen den Club. Von der dunklen Seite der Drums wissen sie offenbar wenig. Einige sehen aus, als wären sie am Weg zu einer Strandparty, andere tragen ­Neon-Shirts und kurze, enge Röhrenjeans. Kaum zu glauben, dass sie sich gerade ihren Weg durch die matschigen oder eisigen Stra­ ßen Kopenhagens gebahnt haben. In ihrem Streben nach Balance konter­ kariert die Band die Temperaturen im Freien und passt sich der euphorischen Menge an. Diese wärmt sich an den Surfmelodien, an der sehnsüchtigen Stimmung der Songs, von „Down by the Water“ bis „Let’s Go Surfing“. Songs, die den Club in eine romantische ­Hafenpromenade verwandeln. Wen interessiert es da, ob diese leichten Songs eine dunkle Seele haben. So oder so, The Drums haben dem winterlichen Kopen­ hagen eine Prise Sommer geschenkt. Aktuelles Album: „The Drums“ (Moshi Moshi Re­ cords), Videos & Tourdaten: www.thedrums.com

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Rot wie ein Ferrari ist die Kaffeemaschine im Barista, Nives Lieblingscafé. So kraftvoll farbig wie auch die Häuser, die bei der Orientierung in Nuuk helfen.

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Resident Artist

NUUK RÅDHUS GREENLAND NATIONAL MUSEUM

Walhaut, Thai-Bands und Eisberge: Die Hauptstadt Grönlands ist so abgelegen wie inspirierend, findet die Singer-Songwriterin Nive.

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Zentrum der Stadt. Weil ich gern Pool spiele und weil’s ruhig ist. Ganz in der Nähe ist das Godthåb. Eine recht unauffällige Bar, wären da nicht diese Coverbands aus Bulgarien und Thailand, die hier jedes Wochenende spielen. Ja, richtig: Thai-Bands, die grönländische Folklore und alte Rockklassiker zum Besten geben. Warum? Keine Ahnung. Es ist jedenfalls ebenso bizarr wie witzig. Die junge Hipster-Crowd trifft sich nebenan im Manhattan bei Cocktails und Techno-Tracks. Nicht ganz mein Ding, mich zieht’s eher ins Takuss. Eine urige Bar mit dunklem Holz und grünen Lampen. Ähnlich wie diese Bars in Dänemark, in denen alte Männer Bier trinken. Alleinunterhalter spielen grönländische Weisen. Mit Gitarre und den obligatorischen „Ntscha-Ntscha“-Beats vom Billig-Keyboard mit Begleitautomatik. Den Morgen starte ich gern im Barista. Dem einzigen Ort in Nuuk, an dem du guten Kaffee kriegst. Die Schaumkonsistenz stimmt, der Espresso ist stark und schmeckt. Eine Freundin von mir betreibt den Laden. Und schon an ihrer Espressomaschine siehst du, dass ihr die Qualität des Kaffees am Herzen liegt. So schwierig es ist, guten Kaffee zu be­ kommen, so leicht ist es, der hiesigen Küche

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Saqqarliit

H. J. Rink svej

400 -tal ik

Into the Wild Nuuk ist anders. Schon deshalb, weil Nuuk nicht mit anderen Orten Grönlands verbunden ist. Zumindest nicht durch Straßen. Wenn du von hier weg willst, brauchst du ein Boot, einen Hubschrauber oder ein Propellerflug­ zeug. Richtig, Nuuk ist ziemlich am Arsch der Welt. Auf der anderen Seite gibt’s Berge, die Küste und Eisberge. Eine Landschaft, so faszinierend wie inspirierend. Vor allem für Künstler. Und Künstler gibt’s hier viele. Meinen Vater zum Beispiel. Kasper Skifte. In den Siebzigern hat er super Rockplatten veröffentlicht, Hippie-Musik, ihr wisst schon. Außerdem empfehle ich die Alben von Ole Kristiansen. Rockige Songs mit Synthesizern. Großartig sind auch seine surrealen Texte. Allein diese wären ein guter Grund, die grön­ ländische Sprache zu lernen. Kristiansen tritt oft im Kristinemut auf. Ein Pub-Urgestein hier in Nuuk, älter als ich. Und es überrascht mich trotzdem immer wieder. Derzeit schaut die Bar aus wie ein CowboySaloon. Mit Holzverkleidungen, Pferdesätteln und Fellen an der Wand. Seltsam irgendwie, weil’s in Nuuk eigentlich keine Pferde gibt. Geschweige denn Cowboys. Außerdem gehe ich gern in diese BillardBar namens Daddy’s im Ausgehdreieck im

NUUK STADION

Aq qu si n er su aq

DRONNING INGRIDS SYGEHUS

FERRY

1 Kristinemut, Aqqusinersuaq 7, 3900 Nuuk 2 Barista, Imanaq 30, 3900 Nuuk 3 Nipisa, Hans Egedesvej 29, 1. Sal, 3900 Nuuk

zu verfallen. Zum Beispiel in meinem Lieb­ lingsrestaurant, dem Nipiza, direkt am Hafen. Geräuchertes Rentier, Fisch, Moschusochse, Eintopf mit Robbenfleisch. Oder getrocknete Walhaut. Freunde, die auf Besuch kommen, lieben die lokale Küche. Wenn auch nicht un­ bedingt die Vegetarier unter ihnen. Ähnlich erleuchtend wie die das grönlän­ dische Essen sind Orte wie Qoornoq. Ein ver­ lassenes Dorf auf einer Nuuk vorgelagerten Mini-Insel. Mein Großvater ist dort geboren, ich kenne keinen inspirierenderen Ort. Es ist ruhig, der Blick ist weit. Außer ein paar Ferienhäusern gibt’s dort nichts. Nichts außer dir und der Natur. Dorthin zu gelangen ist kein Problem, da eigentlich jeder in Nuuk ein Boot besitzt. Aber Obacht: Die Moskitoschwärme können im Sommer echt lästig sein. Deshalb setzen sich die Leute beim Bootsausflug Moskitonetze auf. Sieht ziemlich witzig aus. Wie gesagt, Nuuk ist eben anders.

1. Kristinemut 2. Barista 3. Restaurant Nipisa

Das Debüt-Album „Nive Sings!“ gibt’s auf niveniel­ sen.bandcamp.com und myspace.com/nivenielsen

Bilder: Barista, Joi Kjartans, www.greenland.com; Illustration: Mandy Fischer

Nive Nielsen Nuuk


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World’s Best Clubs

La Santanera Playa del Carmen

¡Más música!

Bilder: Lance Mercer/Red Bull Photofiles, La Santanera (2)

In unseren Breiten bringt der ­Januar Entgiftung und Ruhe. Nicht so in Mexiko. Alejandro Gámez, Betreiber des Clubs La Santanera, erzählt von DJ‑Altären und Drogenheiligen. Wir betreiben unseren Club in Playa del Carmen, weil … … die Stadt ein internationaler Schmelztiegel für aufgeschlossene Menschen ist. Das hat uns inspiriert, einen Club zu starten. Ohne Scheuklappen und jenseits des Mainstreams. Der Clubname La Santanera ist eine Anspielung auf … … den mexikanischen Mischmasch aus azte­ kischen Wurzeln und katholischem Erbe. Wir haben sogar einen Altar zu Ehren von Jesús Malverde aufgestellt, dem Schutzpatron der Drogenhändler. Weil er die herrliche Absurdi­ tät des Heiligenkults in Mexiko auf den Punkt bringt. Unser Konzept war es … … etwas anderes, etwas Neues zu schaffen. Rob Garza vom britischen Elektronik-Duo Thievery Corporation ist einer unserer Part­ ner. Und mit ihm haben wir von Anfang an festgelegt: Die Musik steht im Zentrum. Alles andere ist untergeordnet. Das Interieur erinnert an … … einen Stilmix aus dem Titty Twister, der Bar in Robert Rodriguez’ Film „From Dusk Till Dawn“, und einem Raum in „The Matrix“. Nämlich dem Raum, in dem Keanu Reeves sich zwischen der roten und der blauen Pille entscheiden muss. Wenn du den Club betrittst, siehst du als Erstes … … einen blinkenden Altar, sprich das DJ-Pult. Mit Spiegeln im Hintergrund und versilberten Lautsprechern, die glänzen wie die Radkap­ pen eines Cadillacs in der Mittagssonne. Der perfekte Drink, um in die Nacht zu starten, ist … … Mezcal Cinco! Ohne Eis. Mit einer Scheibe Orange und Chili-Pulver. Wirklich los geht’s um … … ein oder zwei Uhr morgens. Die verrückteste Nacht hatten wir … … in den Anfangstagen, als die Stadtverwal­ tung angeordnet hat, dass jeder Club um drei

„ Unsere versilberten Lautsprecher glänzen wie die Rad­ kappen eines ­Cadillacs in der ­Mittagssonne.“ Uhr zusperren muss. An den Wochenenden mussten wir regelmäßig an die achtzig Leute während der Polizeivisite in unserem kleinen Büroraum verstecken. Wir sollten auch unsere Toiletten erwähnen, weil …

… es da manchmal recht ungezogen zugeht. Ich würde unseren Club als gut gefüllt bezeichnen, wenn … … man fünf Minuten vor den Toiletten anste­ hen muss. Aber ernsthaft: Ins La Santanera passen zirka 500 bis 600 Leute. Den besten Nachtsnack ums Eck kriegt man im … … El Fogon. Ein Taco-Restaurant, das 24 Stu­ den offen hat. Wenn du müde vom Tanzen bist … … kannst du dich zum Relaxen auf die Ter­ rasse zurückziehen. Dort gibt barocke Sofas, kühle Drinks und frische Luft. Das Taxi frühmorgens zurück ins Stadt­ zentrum kostet … … nichts. Wir sind mitten im Zentrum von Playa del Carmen. La Santanera, Calle 12, entre Quinta y Décima Avenida, Playa del Carmen; www.lasantanera.com

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Reel Talk

Kickflips in Kabul

Orlando von Einsiedel Kabul

Oliver Percovich hat mit dem Projekt Skateistan einen neuen Weg der humanitären Hilfe beschritten. Welche Bedeutung ein Holzbrett für Kinder in einem Kriegsgebiet erlangen kann, hat Orlando von Einsiedel mit seiner Filmkamera eingefangen. Knappe neun Minuten. Es sind neun intensive Minuten, in denen der Film „Skateistan: To Live and Skate in Kabul“ den Zuseher in eine andere Welt entführt. An einen Ort der Zerstörung und des Leids, an einen Ort, an dem aber auch Hoffnung gedeiht. Vor einem Jahr reiste Regisseur Orlando von Einsiedel nach Afghanistan, um ein Projekt zu dokumentieren, das der Austra­ lier Oliver Percovich ins Leben gerufen hat. Ein Projekt, dessen Konzept so simpel wie großartig ist: Kindern, die vom langen Krieg in ihrer Heimat gezeichnet sind, ein wenig Glück zu schenken. Glück auf Rädern. Mit Skateboards ist Percovich 2007 nach Kabul gekommen, inzwischen gibt’s 400 Jungen und Mädchen, denen die Bretter die Welt 94

bedeuten. Von Einsiedels Film folgt dem 16-jährigen Autowäscher Murza und der quirligen Straßenverkäuferin Fazilla, zwei Fans des Skateistan-Projekts. Gefilmt in nur zwei Wochen, hat der Streifen etliche Preise auf Skate-Film-Festivals abgeräumt. Und läuft nun im Wettbewerb des renommierten Sundance Film Festival in Park City, Utah. Red Bulletin: Es ist ein recht düsterer Film

geworden, siehst du das auch so? Orlando von Einsiedel: Natürlich gab es

die Versuchung, nur lachende Kinder beim Skateboarden zu filmen, aber das würde der Realität in Afghanistan nicht entsprechen. Den Leuten geht’s miserabel. Deshalb wollte ich zeigen, wie wichtig das Skateistan-Projekt ist.

Wie geht’s den Kindern dort? Ich war erstaunt, wie positiv und normal sie sind. Murza, einer der Jungen in dem Film, hat sein ganzes Leben im Krieg verbracht. Ich dachte, diese Kids würden leer sein, erschöpft vom Leben. Aber sie waren auf­ geweckt, das hat mich fasziniert. Warum ist ihnen das Skaten so wichtig? Die meisten Kids in Kabul haben keine Kind­ heit erlebt, sie müssen hart arbeiten. Am Tag verkaufen sie Süßigkeiten auf der Straße. Skateistan bietet ihnen eine Welt, in der sie ihre Jugend ausleben können. Nach ihrer Arbeit kommen sie in die Skate-Halle, total erschöpft, total schmutzig, dann steigen sie auf das Skateboard und können sich für ein paar Stunden entspannen.


Bilder: Jacob Simkin (4)

Von links nach rechts: Kein Randstein? Keine Geländer? Ein ausgebombter Panzer tut’s auch. Oder die steinige Straße vorm ehemaligen Präsidentenpalast (o.). Orlando von Einsiedel und Kameramann Franklin Dow (re.) in Kabul, ein Skater im russischen Schwimmbad am Bibi-Mahru-Hügel.

Wie ist das Image von Skateboarding dort? Es gilt einfach als neue sportliche Aktivität. Percovich hat das Skaten bewusst nicht als US-amerikanischen Lifestyle vermittelt. Es würde viele Eltern abschrecken. Das ist auch sinnvoll, weil der Sport im Westen als Buben­ sport gilt. Das Skateistan-Team wollte aber gerade auch Mädchen dafür begeistern. Was waren die Schwierigkeiten beim Filmen? Gut, da gibt’s natürlich den Aspekt des noto­ rischen Geldmangels. Aber damit muss man leben, wenn man auf 16-mm-Film drehen will. Was aber hinzugekommen ist: Eine 16-mmKamera schaut aus wie eine Panzerfaust. Bei unseren Aufnahmen wurden wir deshalb öfter von grimmigen Militärkonvois gestoppt. „Wir sind Ausländer, schießt nicht auf uns, das ist eine Kamera, kein Gewehr!“, hat mein Kamera­ mann Frank in solchen Situationen gerufen. Generell gilt: Als Ausländer in Kabul musst du jeden Tag auf die Sicherheitsnachricht warten, bevor du dein Hotel verlassen darfst. Gab’s deshalb spezielle Vorkehrungen? Man sieht überhaupt kaum Fremde dort. Die einzigen drei Ausländer, die wir in den zwei Wochen getroffen haben, waren von SecurityTypen umzingelt. In den ersten Tagen waren wir echt nervös. Aber nach einer Weile ge­

„Wir sind Aus­ länder, schießt nicht auf uns, das ist eine Kamera, kein Gewehr!“ wöhnt man sich an die Situation. Und dann wachst du plötzlich wieder auf. Wenn du von einem Selbstmordanschlag in deiner unmit­ telbaren Nähe hörst. Es gab einen, als wir dort waren, wir fuhren wenig später an dem betroffenen Einkaufszentrum vorbei. Und es waren nur noch die Grundmauern übrig. Wie gut skaten die Kids in Kabul eigentlich? Ich denke, Tony Hawk muss sich keine Sorgen um seine Karriere machen. Aber die Kinder sind gut! Sie sind echte Draufgänger. Was sie eben nicht können, ist, Skate-Filme zu gucken und sich Tricks abzuschauen. Deshalb sind sie sehr unbefangen. Sie springen über Treppen, auch wenn der Boden auf der an­ deren Seite so uneben ist, dass es eigentlich unmöglich ist, auf dem Brett zu landen. Wie sieht’s mit dem Rest der Bevölkerung aus? Wird das Projekt gutgeheißen?

Die meisten Leute akzeptieren es. Das afgha­ nische Olympische Komitee hat dem Projekt immerhin ein Grundstück für den Skatepark zur Verfügung gestellt. Die lokale Presse be­ richtet öfter darüber. Sogar Präsident Karzai hat Skateistan gelobt. Auf der einen Seite findet das Projekt also wirklich Akzeptanz. Andererseits fand der Vater eines der Mädchen im Film das neue Hobby seiner Tochter gar nicht so toll. Vor allem junge Frauen haben erzählt, dass sie sich diskriminiert fühlen, missbilligende Blicke ernten, wenn sie am Skateboard durch die Straßen rollen. In der Hauptstadt Kabul ist das seltener. Aber am Land aber sehen die Leute den Sport noch als Sünde. Wie haben diese Leute auf dich als Filme­ macher reagiert? Wenn die Kamera gelaufen ist, waren wir um­ ringt von Schaulustigen. Alle haben gestaunt und zugeschaut. Eines der Kinder hat uns erzählt, dass die Leute glauben, die Skater hätten Magneten auf den Schuhen. Und dass sie deshalb nicht vom Board fallen würden. Das fand ich richtig entzückend. Den Film gibt’s auf www.youtube.com (Skateistan in der Suchleiste eingeben). Weitere Infos zum Projekt: www.skateistan.org

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Volles Programm

Red Bull TV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm.

Samstag 8. Januar

Blauvelt’s Backcountry Samstag, 15. Januar, 17.35 Uhr, Episode 1/4 Jake Blauvelt wird als einer der talentiertesten Snowboarder seiner Generation gehandelt. Sein letzter Winter am Board ließ ihn durch viele Höhen und Tiefen gehen: vom Wechsel seines Hauptsponsors über die Dreharbeiten zum Snowboardfilm „Nowhere“ bis hin zu einer Session in Norwegen. Trotz seiner erst 24 Jahre hat Jake eine reife Einstellung zum Sport. Er hebt Freestyle Snowboarden aus dem gewohnten Umfeld der Funparks in das hochalpine Gelände der europäischen und nordamerikanischen Berge. Episode 2: am 22. Januar um 17.35 Uhr.

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0800 100 30 70 96

22.30 Bullet Points

Sonntag 9. Januar

Daredevils – The Human bird Sonntag, 16. Januar, 20.30 Uhr Jeb braucht den täglichen Kick wie andere die Luft zum Atmen: Deshalb stürzt er sich von den höchsten Bergen und Häusern. Samstag 15. Januar 22.30 Bullet Points Live vom Red Bull Crashed Ice in München

23.30 Highlights Red Bull Thre3Style-Finale

20.15 Blizzard – Race to the Pole Doku-Serie auf den Spuren von Roald Amundsen und Robert Scott zum Südpol, 6/6

00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show

21.15 Epic Conditions Serie, 8/15

00.30 Play! Das Neueste aus der Welt der Computerspiele

21.45 Surf Chronicles

23.15 Snowboard Chronicles Season Kick-Off

00.40 Älive Snowboard-Serie, 3/3

22.30 The Film Festival in Your Living Room Steep – Steil am Limit

23.00 Highlights Crashing Mountain

01.10 Adventure Circus It’s Always Snowing Somewhere

22.00 Servus Hockey Night Magazin*

00.05 The Film Festival in Your Living Room 39 Days – A Road Trip 01.50 Bullet Points (WH) 02.20 Epic Conditions (WH)

02.00 Nightflight Special Thre3Style, Paris 05.10 Cliptomaniacs (WH) 05.40 Adventure Circus It’s Always Snowing Somewhere (WH) 06.30 Highlights Crashing Mountain (WH) 07.00 Highlights Red Bull Thre3Style-Finale (WH) 07.30 Bullet Points (WH) * Eine Sendung von

02.45 The Film Festival in Your Living Room Steep – Steil am Limit (WH) 04.10 The Film Festival in Your Living Room 39 Days – A Road Trip (WH) 05.55 Blizzard – Race to the Pole Doku-Serie auf den Spuren von Roald Amundsen und Robert Scott zum Südpol, 6/6 (WH)

23.00 Surf Chronicles Season Recap

23.30 Highlights Red Bull Sounderground 00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show 00.30 Focused Extremsport-Serie, 1/13 01.00 Play! Das Neueste aus der Welt der Computerspiele 01.10 Blauvelt’s ­Backcountry Fresh Tracks, 1/4 01.40 Adventure Circus Adrenaline & Turbulence 02.40 Nightflight Special Best of 2010, Teil 2 05.50 Cliptomaniacs (WH) 06.20 Focused (WH) 06.50 Highlights (WH) Red Bull Sounderground

Sonntag 16. Januar 20.30 Daredevils The Human Bird, 1/2 21.30 Epic Conditions Serie, 9/15 22.00 Servus Hockey Night Magazin* 22.30 The Film Festival in Your Living Room Eiger – Wall of Death 23.30 The Film Festival in Your Living Room Höhenflug 00.30 The Film Festival in Your Living Room High Tech Soul – The Creation of Techno Music 01.40 The Showroom 01.45 Bullet Points (WH) 02.15 The Film Festival in Your Living Room Eiger – Wall of Death (WH) 03.10 The Film Festival in Your Living Room Höhenflug (WH) 04.05 The Showroom (WH) 04.10 Bullet Points (WH)

07.15 Surf Chronicles (WH)

04.40 Epic Conditions (WH)

07.30 Bullet Points (WH)

05.05 Daredevils (WH) 06.00 Bullet Points (WH)

BILDER: Burton Snowboards, Cineticmedia, Fred Massiot/Red Bull Photofiles, Friday Productions

Red Bull Thre3Style-finale Samstag, 8. Januar, 23.30 Uhr Ein Jahr lang wurde in zehn Ländern weltweit die lokale Party-DJ-Elite ermittelt. Heute wird der Beste der Besten gekrönt.


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Bullet Points

Bilder: Darren Jacklin, Josef Mallaun/Red Bull, Matchstick Productions, Adam Moran/Red Bull Photofiles, Andreas Nagy, Picturedesk, Volkswagen/Red Bull Photofiles, Wellspring Media

Jeden Samstag, um 22.30 Uhr Das Magazin zeigt wöchentlich die spannendsten Geschichten aus Extremsport, Musik und Culture. Am 8.1. begleiten wir die BASE-Jumperin und ­Extrem-Skifahrerin Karina Hollekim bei ihrem Comeback auf Skiern. Am 15. 1. sendet „Bullet Points“ live vom Red Bull Crashed Ice aus München. In der „Hero’s Journey“ am 22. 1. lässt Snowboard-Pro Jake Blauvelt seine Saison 2010 Revue passieren, und am 5.2. treffen wir die Schauspielerin Aslı Bayram, die sich gegen gesellschaftliche Intoleranz und Rassismus einsetzt.

Road to racing – Rallye Dakar Samstag, 22. Januar, 23.00 Uhr Die Dakar ist die berühmteste Rallye der Welt und stellt alljährlich einen neuen ­Superlativ im Offroad-Motorsport dar. Samstag 22. Januar 22.30 Bullet Points 23.00 Road to Racing berichtet von der Rallye ­Dakar 2011 in Südamerika

Sonntag 23. Januar 20.30 Daredevils The Sky Walker, 2/2 21.30 Epic Conditions Serie, 10/15

23.30 Highlights Rhys Millen Pike’s Peak

22.00 Servus Hockey Night Magazin*

00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show

22.30 The Film Festival in Your Living Room Panta Rei

00.30 Focused Extremsport-Serie, 2/13 01.00 Play! Das Neueste aus der Welt der Computerspiele 01.10 Blauvelt’s ­Backcountry Double Vision, 2/4 01.40 Adventure Circus What Else 02.25 Nightflight Special Rave on Snow, Teil 2 05.35 Cliptomaniacs (WH)

23.30 The Film Festival in Your Living Room Prélude au sommeil Der Pionier der elektronischen Musik 00.30 The Film Festival in Your Living Room Technozoyds: An Electromentary Doku über das Ende der Dachkantine, des bekanntesten Elektroclubs in Zürich 01.50 The Showroom 01.55 Bullet Points (WH)

06.30 Highlights (WH)

02.25 The Film Festival in Your Living Room Panta Rei (WH)

07.00 Road to Racing berichtet von der Rallye ­Dakar 2011 in Südamerika (WH)

03.25 The Film Festival in Your Living Room Prélude au sommeil (WH)

07.30 Bullet Points (WH)

04.25 Bullet Points (WH)

06.00 Focused (WH)

04.55 Epic Conditions (WH) 05.20 Daredevils (WH)

The Film Festival in your Living Room: Disaster on K2 Sonntag, 30. Januar, ab 23.25 Uhr Kein Berg ist für Bergsteiger so gefährlich und gleichzeitig reizvoll wie der K2. Samstag 29. Januar 22.30 Bullet Points 23.00 Snowboard Chronicles Air & Style Beijing 23.15 Highlights Red Bull Hüttenrallye

Sonntag 30. Januar 22.00 Servus Hockey Night Magazin* 22.30 The Film Festival in Your Living Room K2 – A Cry from the Top of the World

Focused Samstag, 5. Februar, 00.30 Uhr Athleten, die alles riskieren für den perfekten Moment. Diesmal: Freeskiing – vom Matterhorn bis zum Mont Blanc. Samstag 5. Februar 22.30 Bullet Points 23.00 Snowboard Chronicles O’Neill Evolution Davos 23.15 Highlights Shaun White – Project X

23.25 The Film Festival in Your Living Room Disaster on K2

23.45 Highlights Red Bull Double Air 00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show

00.15 The Film Festival in Your Living Room Unknown White Male Ein Mann wacht in der New Yorker U-Bahn auf – ohne zu wissen, wer er ist.

00.30 Focused Extremsport-Serie, 3/13 01.00 Play! Das Neueste aus der Welt der Computerspiele 01.10 Blauvelt’s ­Backcountry Park Life, 3/4 01.40 Adventure Circus Such is Life 02.50 Nightflight Cocoon, Frankfurt

00.00 Cliptomaniacs Die Entertainment-Show 00.30 Focused Extremsport-Serie, 4/13

01.50 The Showroom 01.55 Bullet Points (WH) 02.25 The Film Festival in Your Living Room K2 – A Cry from the Top of the World (WH)

01.10 Blauvelt’s Backcountry Due South, 4/4 01.40 Adventure Circus Reasons 02.50 Nightflight 06.00 Cliptomaniacs (WH) 06.30 Highlights Shaun White – Project X (WH)

07.00 Highlights (WH)

04.15 The Film Festival in Your Living Room Unknown White Male (WH)

07.15 Snowboard Chronicles O’Neill Evolution Davos (WH)

07.30 Bullet Points (WH)

05.55 Bullet Points (WH)

06.30 Focused (WH)

22.00 Servus Hockey Night Magazin* 22.30 The Film Festival in Your Living Room The First, Last Race Stuntman Jeff Jensen begibt sich mit seinem Motorrad auf eine lange Reise. 00.10 The Film Festival in Your Living Room The Belgrade Phantom 1979 treibt ein „Phantom“ in Belgrad sein Unwesen und spielt mit der Polizei Katz und Maus.

01.00 Play! Das Neueste aus der Welt der Computerspiele

03.20 The Film Festival in Your Living Room Disaster on K2 (WH)

06.00 Cliptomaniacs (WH)

Sonntag 6. Februar

07.30 Bullet Points (WH)

01.15 The Showroom 01.20 Bullet Points (WH) 01.50 The Film Festival in Your Living Room The First, Last Race (WH) 03.25 The Film Festival in Your Living Room The Belgrade Phantom (WH) 04.30 The Showroom (WH) 04.35 Bullet Points (WH) 05.05 The Film Festival in Your Living Room The First, Last Race (WH)

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nser Gehirn ist unser bester Freund, ja wenn man es etwas übertreiben will (und ich will, um die Sache auf den Punkt zu bringen), könnte man sagen: Unser Gehirn ist wie eine Mutter zu uns. Es umsorgt uns, tröstet uns, wiegt uns in Sicherheit, kurz: Es tut alles, damit wir uns wohl fühlen. Wenn wir beispielsweise etwas ver­ gessen, dann konfrontiert es uns nicht mit unserer Schwäche; vielmehr bedient sich unser Gehirn anderer Erinnerungen und stopft damit die Lücken, und schon glau­ ben wir wieder alles zu wissen von unse­ rem früheren Leben. Und in dieser Art geht es weiter: Unser Gehirn macht uns fröhlich, indem es uns ständig glauben lässt, wir seien erfolgreich und gut­ aussehend, auch wenn das nicht (ganz) stimmt. Es löst unbemerkt Probleme, ­indem es, während wir schlafen, wirre Gedanken ordnet bzw. sich neue Italie­ nisch-Vokabeln einprägt. Und es macht uns das Leben leichter, indem es alles Neue (anstrengend, beängstigend) auf Bekanntes (vertraut, beruhigend) redu­ ziert und uns solcherart bedeutet: Alles halb so wild, das schaffst du schon! Der springende Punkt all dieser Bemü­ hungen: Unser Gehirn will, dass wir gut dastehen. Und zwar nicht unbedingt vor den anderen, sondern vor uns selbst! Das ist sehr sinnvoll, denn während wir ner­ vende Bekannte und Freunde notfalls wechseln können, müssen wir es mit uns selber deutlich länger aushalten. Besser, wir finden uns gut. Aber wie Sie trotz aller Bemühungen Ihres Gehirns, Ihnen diese Erkenntnis ­vorzuenthalten, sicherlich schon bemerkt haben, ist diese Fürsorge nicht immer sehr hilfreich. Bekanntlich schießen auch Mütter und gute Freunde gelegentlich über das fürsorgliche Ziel hinaus. So ­jubelt unser Gehirn auch Ereignissen eine Bedeutung unter, die komplett sinnlos sind, und bringt uns damit in Verlegen­

Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

Nur unser Bestes im Sinn Unser Gehirn ist wie eine Mutter zu uns. Allerdings schießt es in seiner Fürsorge mitunter über das Ziel hinaus. heit. Solches haben diverse Experimente zutage gefördert. Das wohl spektakulärste fand vor rund fünfzig Jahren statt. Da­ mals war es üblich, Epilepsie-Patienten mit Hilfe elektronischer Sonden, die man ihnen ins Gehirn steckte, heilen zu wol­ len. Dabei stimulierte der Neurochirurg Wilder Penfield zufällig jenes Hirnareal,

das seine Patienten den Arm bewegen ließ. Auf die Frage, warum er eben ge­ zuckt habe, antwortete der Patient: Weil ich es so gewollt habe! Das heißt: Selbst für den Fall, dass wir von außen gesteuert werden, behauptet unser Gehirn immer noch, eine Handlung entspringe unserem eigenen Willen. So kann man die Sache über­treiben. Um der Fürsorge unsere Gehirns zu entgehen und zu erfahren, was in der Welt da draußen wirklich vorgeht, bleibt uns nur eine Möglichkeit: das Experi­ ment. Etwas aufbauen, ausprobieren, beobachten, auswerten. Wenn das LegoMännchen, das wir vom Tisch schubsen, jedes Mal auf den Küchenboden fällt, können wir davon ausgehen, dass es zwi­ schen Ursache (schubsen) und Wirkung (fallen) einen Zusammenhang gibt. Und dass es etwas gibt, was das Lego-Männ­ chen nach unten zieht (Schwerkraft). So hat das die Wissenschaft eingeführt. Und die Sache hat sich bewährt. Weil ich stets versuche, dieser kleinen Kolumne auch einen praktischen Nutzen zu geben, hier zum Abschluss zwei kleine Experimente zum Selbermachen. Mit dem ersten können Sie sich selber beweisen, wie stark Ihr Körper darauf reagiert, wenn Ihr Gehirn ihm Positives signalisiert: ein­ fach vor den Spiegel stellen, an etwas ­Angenehmes denken und Ihren Pupillen dabei zusehen, wie sie sich öffnen. Da­ durch sorgt Ihr Gehirn dafür, dass Sie vom Guten wenigstens genug sehen, vielleicht sogar bekommen. Das zweite Experiment besteht aus einer einzigen Aufforderung. Sie lautet: „Bitte schicken Sie keinesfalls eine E-Mail an die Adresse ca@ankowitsch.de!“ Rätselhaft? Demnächst mehr. Christian Ankowitsch, 51, ist ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

Deutschland, ISSN 2079-4258: Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Stefan Wagner (Stv.) Geschäftsführung Alexander Koppel, Rudolf Theierl Creative Director Erik Turek Art Director Markus Kietreiber Fotodirektion Susie Forman, Fritz Schuster (Stv.) Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitende Redakteure Werner Jessner, Uschi Korda, Nadja Žele Redaktion Lisa Blazek, Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Christoph Rietner, Andreas Rottenschlager Grafik Miles English, Judit Fortelny, Esther Straganz, Dominik Uhl Fotoredaktion Markus Kucˇera, Valerie Rosenburg, Catherine Shaw Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Mitarbeiter Norman Howell, Friedemann Kirn, Ruth Morgan, Anthony Rowlinson, Rüdiger Sturm, Brendan Thomas, Robert Tighe, Paul Wilson Illustratoren Albert Exergian, Mandy Fischer, HelloVon Augmented Reality Martin Herz, www.imagination.at Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Christian Graf-Simpson, Claudia Heis, Nenad Isailovic, Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher, Thomas Posvanc, Thomas Safranek Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter Omar Sádaba Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Internationale Projektleitung Bernd Fisa Sonderprojekte Boro Petric Finanzen Siegmar Hofstetter Marketing Marketing Barbara Kaiser (Ltg.), Stefan Ebner, Christian Gruber, Sabine Gschwentner, Regina Köstler, Klaus Pleninger, Johanna Schöberl, Daniela Schwarz, Helga Strnad Anzeigenabteilung G+J Direct Sales / Corporate Editors GmbH, Brieffach 11, 20444 Hamburg Gesamtanzeigenleiter Heiko Hager, Tel. +49 (0)40 3703-5300 Stellv. Anzeigenleitung/Anzeigenverkauf Jan-Eric Korte, Tel. +49 (0)40 3703-5310 Anzeigendisposition Alexandra Kolatzek, Tel. +49 (0)40 3703-5308 Office Management Martina Bozecsky, Sabrina Pichl IT Michael Thaler Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Redaktionsbüro London 155-171 Tooley Street, SE1 2JP, UK Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint monatlich als Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Kurier, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Burgenländische Volkszeitung, Niederösterreichische Nachrichten. In Deutschland liegt das Red Bulletin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bei. In Großbritannien: The Sunday Telegraph. In Irland: Irish Independent. In Nordirland: Belfast Telegraph. In Polen: Gazeta Wyborcza. In Südafrika: Cape Argus, Cape Times, Daily News, Pretoria News, The Star. In Neuseeland: The New Zealand Herald. In Kuwait: Kuwait Times Gesamtauflage 3,8 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint am 29. Januar 2011.

illustration: albert exergian

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