The Red Bulletin_1201_DE

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Stefan Glowacz / Matt Gilman / Elyas M’Barek / Didier Cuche / Marie-France Roy / Marc Coma / Jim Carrey

Das Magazin abseits des Alltäglichen

Januar 2012

Der beste Autofahrer der Welt Sé b astie n Loe b i m I nte rview

Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg „ I c h b i n ei n e Ba u c h -Skifa h re ri n“

Battle of the Year Red B u l l B C O n e ste l lt M oska u a uf d e n Ko pf

iPad-App jetzt gratis downloaden!

Die Schnee Kanone Europas bester Freeskier Richard Permin jagt die endgültige Linie


IM JOB ZA¨HLEN SCHNELLIGKEIT UND AUSDAUER.

Vermutlich haben Sie schon von der „Work-Life-

muss er nicht gekühlt werden und ist mit nur

Balance“ gehört, also dem vernünftigen Verhält-

60 ml klein genug für die Aktentasche oder Schreib-

nis von Arbeit und Freizeit. Ein ferner Traum?

tischschublade. So ist er immer zur Hand, wenn Sie

Nicht mit dem Red Bull Energy Shot ohne Kohlen-

Energie brauchen, um noch schnell die Karriere-

säure. Mit nur einem Schluck hilft er, sich wieder

leiter zu stürmen – bevor die Feierabendparty startet.

zu konzentrieren und es zu bleiben. Außerdem

Konzentrierte Energie von Red Bull eben.

DER SHOT, DER FLÜGEL VERLEIHT.


Bullhorn

Willkommen! Die beiden kennen einander seit Jahren, sie trainierten gemeinsam, fuhren gegeneinander Rennen. In Colorado trafen sich der Schweizer Didier Cuche und der Liechtensteiner Marco Büchel in neuer Formation: Der wohl größte Sympathieträger in der Skiszene fragte, der beste Abfahrer der Gegenwart antwortete. Was als Interview mit Insider-Einsichten und Appetizer für das bevorstehende Kitzbüheler Weltcup-Wochenende geplant war, entwickelte sich zu einem bemerkenswerten Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Der so vertraut geführt wurde, dass „Mr. Kitzbühel“ Cuche nicht nur offen über Angst und Tränen sprach, sondern auch beinahe einige seiner Streif-Geheimnisse preisgab („… ich erkläre schon wieder alles viel zu genau, Marco, unterbrich mich doch!“). Und in so lockerer Atmosphäre, dass Raum blieb für Neckereien. Büchel: „Wenn mich wer fragt, wie gut ich war, sag ich: Kitzbühel gewonnen!“ Cuche: „… aber den Super-G, Marco, oder?“ „Verrückte Luft“, ab Seite 38.

COVERBILD: ERIC BERGER. BILD: GEPA PICTURES/CHRISTIAN WALGRAM

„Die Menschen schauen auf uns herab“, sagt einer der Bambusgerüstbauer von Hongkong in unserer Reportage (Text: Jeremy Torr, Bilder: Palani Mohan). Das ist insofern ein beachtlicher Satz, als die „Spidermen“ ihren lebensgefährlichen Beruf in bis zu 250 Meter Höhe ausüben. In Marco Büchel (hinten) interpretierte seider hypermodernen 7-Millionen-Metropole im Süden Chinas ne Rolle als Interviewer von Didier Cuche werden Baustellen tatsächlich immer noch wie vor hunderten (vorne) erfrischend unkonventionell. von Jahren mit vertäuten Bambusrohren eingerüstet – wobei auch die Gerüste der Wolkenkratzer weder durch Schrauben noch durch Klemmen, sondern allein durch dünne Plastikbänder in Form gehalten werden. Ziemlich unglaubliche Story, nicht ganz schwindelfreie Bilder: „Wenn man bereit ist, auch während eines Taifuns zu arbeiten, bekommt man mehr bezahlt“, ab Seite 28.

MEHR AM iPAD Dieses Symbol kennzeichnet Geschichten, die Sie in der Gratis-iPadAusgabe des Red Bulletin finden – mit zusätzlichen Bildern und Videos.

Red Bull BC One, die inoffizielle Breakdance-WM, gilt als anspruchs- und ehrenvollste Herausforderung der Szene. „Wenn du eine Red Bull BC One-Teilnahme im Lebenslauf stehen hast, brauchst du dir um Jobangebote erst mal keine Sorgen zu machen“, sagte der New Yorker Alex Diaz. Er war mit seinen 21 Jahren der Jüngste im Elitefeld der sechzehn besten B-Boys der Welt, die nach Moskau gekommen waren, um den Allerbesten unter ihnen zu bestimmen. Diaz wirbelte durchs Feld, als hätte er seinen Spitznamen El Niño zu rechtfertigen – schon nach seinem ersten Auftritt wurde der Rookie als Geheimfavorit gehandelt. Ein etwas launenhaftes Los bescherte ihm aber die frühe Begegnung mit seinem großen Förderer, Breakdance-Superstar Roxrite. „Ich liebe dich“, sagte der Herausforderer zum Favoriten vor dem K.-o.-Duell, „aber im Ring kenne ich kein Erbarmen.“ Auge um Auge, Move um Move, ab Seite 64. Gute Unterhaltung mit diesem Heft und alles Gute für 2012! Die Redaktion

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DI E E U E n ! p p a lEtI l U b D E r

n

E E R F DOWNLOAD

Noch mehr einzigartige Geschichten kombiniert mit atemberaubenden Videos findest Du in der Red Bulletin App.

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DIE WELT VON RED BULL

I N H A LT

IM JANUAR

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BILDER: PHILIPP HORAK, CHRISTOPHER KELEMEN/GEPA PICTURES, DENIS KLERO, MARCEL LÄMMERHIRT/RED BULL CONTENTPOOL, GIAN PAUL LOZZA, SCOTT MARKEWITZ, JUERGEN SKARWAN/RED BULL CONTENTPOOL

Bullevard

Action

12 KURZMELDUNGEN Der Synthesizer für die Hosentasche, ein ewig junger Hardrocker und die drei lustigsten Typen auf Twitter.

28 DAHEIM IM HIMMEL Bambusgerüstbau in Hongkong: auf Lokalaugenschein in 250 Meter Höhe.

16 HERO: MATT GILMAN Trial-Weltmeister Tom Öhler porträtiert den blinden Ausnahmebiker aus den USA. 20 JIM CARREYS WELT Ein Gummigesicht wird fünfzig. So tickt Hollywoods wandlungsfähigster Komiker. 22 FORMEL: TIEFER TAUCHEN Apnoetaucher schaffen 200 Meter mit einem Atemzug. Wir erklären, wie das geht. 24 DIE ZAHLEN DER APOKALYPSE 2012 soll die Welt – wieder einmal – untergehen. Hier ein kleiner Fahrplan dazu.

BODY+ MIND MORE

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38 VERRÜCKTE LUFT SCHNUPPERN Streif-Sieger Didier Cuche über Angst- und Glücksgefühle bei der Kitzbüheler Abfahrt. 44 SÉBASTIEN LOEBS LEBEN Per Helikopter zum Gespräch ins Wohnzimmer des weltbesten Rallyepiloten. 52 FLYING FRENCHMAN Freeski-Maestro Richard Permin legt los. 60 WILDE SIEGERIN Ski-Ass Viktoria Rebensburg im Porträt. 64 HURRIKAN-WARNUNG, MOSKAU Am B-Boy-Weltgipfel Red Bull BC One.

Standards

72 HARTER MACHO, TOTAL LIEB Serien- und Filmstar Elyas M’Barek im Talk.

06 KAINRATHS KALENDERBLATT 08 FOTOS DES MONATS 98 IMPRESSUM

74 EIS MIT SCHLAG So funktioniert Red Bull Crashed Ice – die härteste Versuchung dieses Winters.

82 Auf und davon „Up Helly Aa“: das Feuerfest für Hobby-Wikinger auf den Shetlands. 84 Die weltbesten Köche Nuno Mendes im Hangar-7. 85 Geschmack von Welt Rumäniens Nationalwürste. 86 Get the Gear Was Extremkletterer Stefan Glowacz in der Wand braucht. 88 Workout So trainiert der spanische RallyeDakar-Sieger Marc Coma. 90 The World’s Best Clubs Das Symbol in Budapest. 92 Top Spots Wichtige Termine, weltweit. 94 Save the Date Top-Events in Österreich. 96 Volles Programm Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV. 98 Kolumne Lebenshilfe mit Christian Ankowitsch. 5


K a i n r at h s K a l e n d e r b l at t

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NEU! DER EXKLUSIVE

RED BULL RACING 16 GB USB-STICK IM EDLEN METALLGEHÄUSE

Red Bull Media-Player vorinstalliert (Video & Audio Player, TV Stream, Newsfeed, Video-Updates via Podcast möglich) mit praktischer Klammerfunktion Ab sofort im Fachhandel erhältlich!


MAU I , HAWAI I

GLeitzeit

Winterstürme im Pazifik haben eine nützliche Eigenschaft: Sie versorgen Hawaii mit mächtigen Wellen. Die sogenannten „North Swells“ rollen mehrere tausend Kilometer über den Ozean, ehe sie mit voller Wucht auf die Außenriffe der Inseln treffen (wie hier vor der Nordküste Mauis). „Perfekte Bedingungen“, dachte sich Kitesurf-Profi Bernie Hiss, der den Passatwind nutzte, um seine Spur in die Wasseroberfläche zu pflügen. Profi-Kiter unterwegs: www.prokitetour.com


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bild: Thorsten Indra



HAI M I N G , Ö STE R R E I C H

Steinzeit

bild: reUTers/dominic ebenbichler

Skifahren ohne Schnee? Funktioniert – wenn Sie ein harter Hund sind und mit Kratzspuren im Belag leben können. „Rock Skiing“ heißt der Funsport-Trend, bei dem Pisten gegen Geröllhänge getauscht werden. Die Schwünge seien schwieriger zu fahren, meinen die ersten Tester. Und in der Nähe von Menschengruppen sollte man besser nicht ruckartig abbremsen. Der Vorteil: Um Schneemangel und Klimawandel müssen Sie sich in Zukunft keine Sorgen mehr machen. Das Video zur steinigen Abfahrt finden Sie auf unserer gratis iPad-App. Download unter: www.redbulletin.com/ipad

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LI E N Z , Ö STE R R E I C H

Die Sportart „Slacklining“ funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Spann ein Seil und tänzle darauf herum. Im Fall von Florian Ebner gestaltete sich die Sache interessanter: Sein Seil verband die Kantenköpfl-Südwand und die Laserz-Südwestwand in den Lienzer Dolomiten. Ebner tanzte – 300 Meter über dem Boden. Wer jetzt neugierig geworden ist: Slacklines gibt’s im gut sortierten Fachhandel. Und man kann sie auch in geringer Höhe spannen. www.elephant-slackline.com

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bild: marTin lUGGer

HOCHzeit


www.skijumpgiants.at

Š2012 Red Bull GmbH. Ski Jump Giants veranstaltet in Zusammenarbeit von Red Bull GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See und Greentube Internet Entertainment Solution GmbH, Zieglergasse 6 / Stiege 3, A-1070 Wien. Teilnahmezeitraum: 20.12.2011 bis 31.03.2012. Teilnahme- und Geschäftsbedingungen unter www.skijumpgiants.at. Alle Rechte vorbehalten.


Bullevard Beflügelndes in kleinen Dosen

Gezwitschert Diese Komiker brauchen keine Gag-Schreiber, das zeigen sie via Twitter. Drei Spaßvögel, deren Gezwitscher Sie folgen sollten. RUSSELL BRAND britischer Comedian (@rustyrockets) Followers: 3,5 Millionen

„Für Sex zu bezahlen ist, wie eine Katze auf den Hinterbeinen tanzen zu lassen. Du weißt, dass es falsch ist, aber du tust so, als würde sie’s auch genießen.“ JONAH HILL US-Schauspieler (@JonahHill) Followers: 827.000

„Ich möchte den Typen treffen, der eine Schildkröte gesehen und sich gedacht hat: Die Leute würden eine Ninja-Version dieser Viecher lieben.“ CONAN O’BRIEN US-TV-Host (@conanobrien) Followers: 4,5 Millionen

„Wie sich gezeigt hat, geht es in dem Film ‚Cowboys & Aliens‘ doch nicht um das Zuwanderungsgesetz in Arizona.“ www.twitter.com

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UFO-FUNK Der Mini-Synthesizer, der aussieht und klingt wie ein Westentaschenraumschiff. Es fiept, zirpt, schnurrt und brummt. Die britische Plattenfirma Mute, Heimat von Künstlern wie Nick Cave, Depeche Mode oder Moby, hat dieser Tage ihren ersten Mini-Synthesizer auf den Markt gebracht. Und die Sounds, die dieses kleine Instrument erzeugt, klingen wahrlich außerirdisch. Wie eine Tricotronic liegt es in der Hand. Mit Daumen und Zeigefingern kann man die Sounds verändern, dafür sind acht Steuerflächen auf der von Stardesigner Adrian Shaughnessy entworfenen Kupferplatine angebracht. Doch auch der Zufall, oder besser: die Körper-Leitfähigkeit des Spielenden, wirkt sich auf das Klangresultat aus. Je besser der Strom fließt, desto wilder tschilpt der Synthesizer. Was die Sache zwar etwas unberechenbar, dafür aber umso lustiger macht. Mit einem integrierten Sequencer kann man den Alien-Soundtrack aufnehmen und Freunde elektronischer Musik begeistern – oder den Großeltern eine UFO-Invasion vorgaukeln.

Der HosentaschenSynthesizer mit dem Logo der Plattenfirma Mute.

Für 70 Euro gibt’s das Teil auf: www.mute.com

BILDER DES MONATS

MOMENT MAL!

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach hochladen auf: www.redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkflasche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost.

Kowloon BMX-Star Daniel Dhers half in Hongkong einigen Talenten beim Flüggewerden. Raf Sanchez, Red Bull Under My Wing


B U L L E VA R D

Oscarreif

3 biografi sche Top-Favoriten

DER ROTE ROCKER Für Rock ’n’ Roll bist du nie zu alt, sagt Sammy Hagar.

Holt Louis „Louie“ Vito seine erste X-GamesGoldmedaille?

J. EDGAR Leo DiCaprio könnte als FBI-Direktor J. Edgar Hoover endlich seinen ersten Academy Award einheimsen.

BILDER: PA PHOTOS, GETTY IMAGES, CORBIS, GEORGE BENSON/DIRTY ELECTRONICS, GETTY IMAGES, NEIL ZLOZOWER, PAUL BACHMANN

Auf den Brettern dieser Welt Im Vorjahr trickste sich Louis Vito bei den Winter-X-Games in Aspen, Colorado, in der Superpipe zur Bronzemedaille. Bei der 16. Ausgabe der Games von 26. bis 29. Januar fühlt sich „Louie“ zu Höherem berufen. „Ich will das nächste Level erreichen“, sagt der 23-jährige Amerikaner. Dazu ändert er nicht nur seine Essgewohnheiten und seine Saisonvorbereitung, sondern auch das Augenmerk. Das liegt nämlich ausschließlich auf dem Snowboard. 2009 war das anders: Da trat er im Herbst bei der amerikanischen Show „Dancing with the Stars“ vor 22 Millionen Fernsehzusehern auf. Solche Ausflüge auf das Showparkett hat Vito mittlerweile aufgegeben – und steckt sich nicht nur für Aspen hohe Ziele. Nach dem fünften Platz in der Halfpipe bei den Olympischen Spielen 2010 im kanadischen Vancouver soll es auch 2014 im russischen Sotschi das nächste Level sein: „Ich würde lügen, wenn ich behauptete, das sei nicht in meinem Hinterkopf.“ www.louievito.com

MONEYBALL Gelingt Brad Pitt in seiner Rolle des Oakland-AthleticsBaseball-Managers Billy Beane der große Coup?

Er ist 64, Familienvater und passionierter Spaziergänger. Was Sammy Hagar aber von seinen Alterskollegen unterscheidet: Er rockt fast täglich vor ausverkauften Hallen. Mit Van Halen war der „Red Rocker“ in den 1980er Jahren Frauenliebling und HardrockSuperstar, heute ist er mit seiner neuen Truppe Chickenfoot unterwegs. An seiner Seite: Gitarrenvirtuose Joe Satriani und Red-Hot-Chili-PeppersDrummer Chad Smith. In Ihrer Autobiografie „Red“ schildern Sie Ihre Exzesse in den Achtzigern. Wie sehen Afterpartys heute aus? Das kann ich nicht erzählen, ich bin ein verheirateter Mann! Aber im Ernst: Ich

bin vernünftiger. Obwohl es nicht immer leicht ist. Mindestens 50 Prozent meiner Fans sind Frauen. Die lassen ihre Ehemänner und Kinder bei Chickenfoot-Konzerten daheim – und feiern wilder als 20-jährige Groupies! Wie halten Sie sich fit? Mit meinen Auftritten. Außerdem gehe ich gern lange spazieren. Kurze Trainings im Fitnesscenter machen keinen Spaß. Es ist wie beim Sex: Man muss sich Zeit nehmen. Was können wir von Ihrer Liveshow erwarten? Es wird laut und gefährlich! Bringt besser Sicherheitskleidung mit. Unser Drummer prügelt sein Schlagzeug bei jedem Gig zu Tode! www.chickenfoot.us

THE IRON LADY Die Nominierung (als beste Hauptdarstellerin) von Meryl Streep als Margaret Thatcher gilt als fix. Nominierungen am 24. Januar in L. A.

Im Januar ist Hagar (re.) mit seiner Band Chickenfoot auf Europa-Tournee.

DAS GEWINNERBILD

Al-Khobar

16 Piloten matchten sich in K.-o.Heats um den Sieg auf dem eigens angelegten Kurs. Naim Chidiac, Red Bull „Ra’s bi-Ra’s“

Johannesburg

„Artistic Intelligence“ überzeugte beim Dance Contest Publikum und Jury. Tyrone Bradley, Red Bull Beat Battle

Santiago 50.000 Zuseher feuerten in La Reina (Chile) die (meist) aerodynamischen Vehikel an. Marcelo Maragni, Red Bull Soap Box Race 15


B U L L E VA R D

Wie passend: Marsimoto wird „Grüner Samt“ im „Green Lido“ präsentieren. Ken Roczen will hoch hinaus.

Am 7. Januar geht Ken Roczen im kalifornischen Anaheim in seine erste volle AMA-SupercrossSaison – vor über 45.000 Zuschauern im Angel Stadium. Der MX2-Weltmeister möchte so weitermachen, wie er beim Saisonfinale 2011 in Las Vegas aufhörte: mit einem Sieg. Bis Mitte Mai wird sich der Siebzehnjährige mit den weltbesten Motocross-Piloten in den größten Sportarenen der USA messen. Ein Highlight wird dabei sicher der Stopp im Cowboys Stadium in Arlington sein. In die gewaltige texanische Halle passen gut 100.000 Besucher. An eines müssen sich die Fans von „K-Roc“ gewöhnen – seine neue Startnummer. In den USA musste der blonde Youngster seine geliebte Startnummer 94 für die Nr. 70 eintauschen. www.ken-roczen.com

Der jüngste MX-Weltmeister greift in der AMA Supercross an.

George Town Für ganz Fortgeschrittene: Ryan Doyle bei einem Kopfstand ohne Bodenberührung. Juan José Marroquín 16

GRÜN, GRÜN, GRÜN …

Der deutsche Rapper Marteria bringt im Januar seine neue Platte „Grüner Samt“ auf den Markt. Einst war Marten Laciny ein begabter Kicker im Nachwuchs von Hansa Rostock, der es bis ins deutsche U17Nationalteam schaffte. Danach wurde der mittlerweile 29-Jährige ein international gefragtes Model. Mittlerweile kennt ihn ganz Deutschland unter seinem Künstlernamen Marteria als einen der zur Zeit erfolgreichsten Rapper. Man darf allerdings nicht vergessen, dass er zwischendurch auch noch eine Ausbildung zum Schauspieler gemacht hat. Damit nicht genug, hat dieses wahre Multitalent seit einiger Zeit auch noch ein Alter Ego

Porto Alegre

Der brasilianische Rapper Marcelo D2 (rechts) hat das Publikum nicht enttäuscht. Marcelo Maragni, Red Bull Soundclash

– Marsimoto. Was zunächst nur eine Spielerei mit Effekten an seiner Stimme war, hat sich inzwischen zum extrem erfolgreichen Projekt gemausert. Nach dem 2006er-Debütalbum „Halloziehnation“ und „Zu Zweit Allein“ (2008) kommt am 13. Januar „Grüner Samt“, die neue Platte der grünen Kunstfigur, auf den Markt. Klassisch auf CD und für Plattenliebhaber auch auf Vinyl. Die Release-Party findet einen Tag zuvor im „Green Lido“ in Berlin statt. Im März steht dann die Green Tour durch ganz Deutschland an. www.marsimoto.de

Moskau

Bei der Qualifikation für den Red Bull Crashed Ice-Bewerb ging es im Kampf gegen die Uhr pickelhart zur Sache. Daniel Kolodin

BILDER: HOPPENWORLD.COM/RED BULL CONTENT POOL, KTM IMAGES/RED BULL CONTENT POOL, MAGGIE HERKER

K-Roc erobert die USA


B U L L E VA R D

MEIN KÖRPER UND ICH

MARIE-FRANCE ROY Die kanadische Snowboarderin ist fünffache TransWorld-Award-Gewinnerin. Auf dem Weg an die Spitze blieben allerdings nicht alle Knochen heil.

SO EIN WIR BEL

Meine ersten 26 Jahre blieb ich von Knochenbrüchen verschont – bis ich im März 2010 in Whistler bei Dreharbeiten über eine Kante sprang. Und es dahinter weiter als erwartet – 14 Meter – in die Tiefe ging. Der Aufsprung war eisig hart. Zwar konnte ich einen Crash auf dem Rücken vermeiden, aber nachdem ich auf den Füßen gelandet war, schnalzte mein Kopf zurück auf das Eis. Dabei brach ich mir den zweiten Halswirbel. Ich hatte wirklich Glück im Unglück, ich hätte auch gelähmt sein können. Sieben Wochen trug ich eine schmucke Halskrause, und im Dezember stand ich wieder auf dem Brett.

ELLBO GEN-TECHNIK

TEXT: RUTH MORGAN. BILD: BLAKE JORGENSON

2005 sprang ich mit einigen Freunden über eine winzige Kuppe … nur so zum Spaß. Bei der Landung stützte ich mich mit meinem rechten Arm ab – keine gute Idee: Eine Hyperextension des Ellbogens, eine Überstreckung, war die Folge. Der Schmerz war unbeschreiblich. Ich musste kotzen und wurde fast ohnmächtig. Einen Monat lang trug ich den Arm in einer Schlinge. Noch heute erinnert eine Beule am Ellbogen an dieses Missgeschick.

DE R TAG DE R HÜ FT

E

Meine Hüften zieren unzähli ge Narben von Stürzen auf die Rai ls. Einmal ging ich mit US-Snowboard -Legende Tara Dakides in den Park-K urs. Beim Versuch, auf eine Rail zu springen, rutschte ich weg und sch litterte das ganze Hindernis auf meiner Hüfte hinunter. Zehn Minuten spä ter brach sich Tara ihr Schlüsselbein. Nicht wirklich der beste Tag für uns.

POUTIN IERT

Ich versuche viel Gemüse zu essen und achte beim Einkaufen auf biologische und nachhaltige Nahrungsmittel. Ich bin aber sicher niemand, der sagt: „Oh nein, das kann ich nicht essen!“ Manchmal gönne ich mir auch Poutine – ein typisches Gericht aus Québec mit Pommes frites und Käse in Bratensauce.

KO PF-R EH

A Auch wenn ein ganz andere r Körperteil verletzt war: Der Kopf bra ucht am längsten, um sich nach einem schweren Sturz zu erholen. Du musst dei ne Instinkte auf dem Board quasi wiederbele ben, das Hirn ausschalten und einfach drauflosfahren. Andererseits ist genau das manchmal gefährlich … Hier den sch malen Grat zu treffen ist die größte Sch wierigkeit.

BAC KFLI P MIT SCHR AUB E

Bei den X Games in Aspen 2007 fuhr ich über eine Schraube, die im Kurs herumlag … sie kratzte eine riesige Kerbe in mein Board. Beim Absprung für meinen 20-Meter-Backflip verschnitt es mir durch diesen Riss das Board, ich knallte bei der Landung Hals über Kopf auf den Rücken. Zum Glück kam ich mit vier geprellten Rippen sehr, sehr glimpflich davon. In der Luft sah ich mich allerdings schon im Rollstuhl.

NATURVERBUNDEN Ich verbringe sicher weniger Zeit in einer Kraftkammer als andere Snowboarder. Dort halte ich es einfach nicht aus. Viel lieber trainiere ich draußen. Im Sommer surfe ich täglich, außerdem gehe snowboarden oder wandern – auch mit Schneeschuhen. Ich versuche mich einfach in der Natur fit zu halten. twitter.com/mariefranceroy

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b u l l e va r d

Hero

Matt GilMan

Fahren, wo andere nicht mehr gehen können, ohne dabei etwas zu sehen: Ein blinder Biker aus den USA begeistert selbst unseren Autor, Bike-Trial-Weltmeister Tom Öhler. Name Matt Gilman Geburtsdatum 28. April 1980 Fährt Trial seit 2002 Erblindet im Jahr 2004 Hatte 22 Augenoperationen binnen zwei Jahren YouTube Suchbegriff „blind bike trials“ eingeben Bike Inspired

Matt Gilman ist 31 Jahre alt, lebt in baltimore, Maryland, und fährt wie ich bike-Trial. in unserem Sport geht es darum, schwierige Geländesektionen mit dem Fahrrad zu bewältigen, ohne dabei den boden mit den Füßen zu berühren. in der Szene ist Matt eine fixe Größe, seine Fotos und Videos findet man in allen relevanten Trial-Foren. Was ihn von anderen Trialern unterscheidet: Matt besitzt nur 30 Prozent Sehfähigkeit, ist also fast völlig blind. Speziell an Matt Gilman sind seine lebensfreude und die offene, positive Art, mit seinem Schicksal umzugehen. den Großteil seines Augenlichts hat der begeisterte bMXer und Trialer infolge einer diabeteserkrankung verloren, als er 24 war. Schon das außergewöhnliche durchhaltevermögen, das er zum Wiedererlernen der basics aufgebracht hat, beeindruckt mich als Trial-Profi sehr. Für mich wäre Trialen, ohne dass ich etwas sehe, unvorstellbar. Selbst wenn Matt sich leistungsmäßig klarerweise nicht mit Wettkampffahrern messen kann: er fährt mittlerweile auch wieder im Gelände und wird dabei von einem Freund begleitet, der mit ihm ein eingespieltes Team bildet. 30 Prozent restsehfähigkeit bedeutet, man kann Hell von dunkel unterscheiden und bei hohem Kon-

trast Umrisse erkennen. distanzen und Höhen, aber auch Geländeunebenheiten kann Matt jedoch visuell nicht ausmachen: er muss sich ganz auf informationen seines begleiters sowie seine erfahrung verlassen. einer der wichtigsten Aspekte beim Trial ist – neben balance und mentaler Stärke – das einschätzen von entfernungen, um nicht gegen Hindernisse zu krachen oder zu weit zu springen. Matt Gilman muss entfernungen zu Fuß „erfahren“ und ertasten. er kann nicht wie normal Sehende einfach auf ein Hindernis zurollen und sofort loslegen: er muss die Umgebung zuerst detailliert erkunden und fehlerfrei abspeichern. Klarerweise spielt erfahrung dabei eine entscheidende rolle – ich könnte es trotzdem nicht. eine wichtige Fähigkeit für uns Trial-Fahrer ist das kontrollierte Stürzen. Wenn wir merken, dass es knapp wird, springen wir vom bike und vermeiden so böse Unfälle und Verletzungen. Auch beim Abspringen spielt natürlich das Sehen eine wichtige rolle, um tatsächlich sicher, idealerweise auf beiden beinen, zu landen. diese visuelle Kontrolle fehlt Matt komplett. Auf meine Frage, wie er stürzt, antwortet er lakonisch: „When i crash, i crash hard!“ „Vision is more than sight“, ist Matts Motto, und das transportiert er auch bei seinen Trial-Shows, mit denen er durch die USA tingelt. er will damit anderen Menschen Mut machen, Träume nicht aufzugeben, auch wenn vieles dagegen sprechen mag: „Man kann alles erreichen, wenn man es nur wirklich will.“ Wenn Matt Gilman das sagt, hat selbst dieser hundert Mal gehörte Satz eine eigene Qualität. www.blindbiketrials.com

TeXT: THoMAS ÖHler. bilder: AKi lACoUnT, ToMMy bAUSe

Tom Öhler, 28, ist TrialWeltmeister 2008. Die Begegnung mit Matt fand er so inspirierend, dass er uns obigen Text geschrieben hat.

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Jetzt Am Kiosk

!!!

MÄNNER SIND SO.


B U L L E VA R D

EINST UND JETZT

SKIBINDUNGEN

Moderne Skibindungen sind zur Stelle, wenn unser Ehrgeiz sich anschickt, das Fahrvermögen weit hinter sich zu lassen.

Als sich um 1900 der Skilauf von Norwegen aus langsam über Mitteleuropa ausbreitete, war den Neo-Wintersportlern eines klar: Die Verbindung Schuh–Ski musste in den steileren, alpinen Regionen stabiler sein als im nordischen Flachland, wo eher eine Art Ski20

langlauf betrieben wurde. Eine Variante der Skibindung war das sogenannte KandaharModell mit stählernem Backen, Fixierriemen aus Leder und Kabelzug (im Bild das erste Modell von Tyrolia). Das FederstrammerPrinzip bot bei kapitalen Stürzen einen

gewissen Schutz, Sicherheitsbindung kann man diese Konstruktion aber nicht nennen. Es war eher die Kombination aus geringerem Tempo, weichen Lederschuhen und der Tendenz der Bindung, oft anlassfrei auszulösen, die Brüche weitgehend vermied.

TEXT: ROBERT SPERL

VERTRAUEN IST GUT TYROLIA (1949)


B U L L E VA R D

BILDER: KURT KEINRATH

TECHNOLOGIE IST BESSER TYROLIA FREEFLEX PRO 14 (2011/12) Halten, wenn sie muss. Loslassen, wenn sie soll: So zuverlässig arbeiten Skibindungen heutzutage. Vorder- und Hinterbacken lösen nach einer Art Diagonalprinzip optimal aus – egal von woher störende Kräfte auf den Fuß einwirken. Gleiteinsätze und verstell-

bare Federn reduzieren äußere und innere Reibung, was ebenfalls die Zuverlässigkeit erhöht. Um die Dynamik des Skis möglichst wenig zu stören – da würden sich Benutzer wie Lindsey Vonn oder Bode Miller schön bedanken –, wird die Bindung auf einer Platte

möglichst zentral fixiert: Das Freeflex-ProSystem des Rennmodells von Tyrolia lässt die Ferse frei gleiten, der Ski kann sich ungehindert durchbiegen. Ergebnis: beste Laufruhe, Stabilität und Kraftübertragung auch bei hohem Tempo. www.tyrolia.com 21


b u l l e va r d

Meine Welt

Jim Carrey

An diesem Schauspieler scheiden sich die Geister: Ist er nun eine Nervensäge oder ein Genie – oder beides? Fest steht, dass der Mann aus Kanada diesen Januar seinen 50. Geburtstag feiert. Alle s Ne u im We st

Jaz z in den Gen en

en

Mit neunzehn übersiedel te Carrey nach L. A. und trat in der Folge im „Comedy Store“ auf. Dort entdeckte ihn Rodney Dangerfield, der ihn für seine Show in Las Vegas unter Vertrag nahm. Während der zweijäh rigen gemeinsamen Tour entwickelt e sich eine enge Freundschaft. Carrey erinnert sich an „viel Spaß und viel sch lechtes Flugzeugessen“. 2004 war er einer der Sargträger bei Dangerfields Beg räbnis.

nuar James Eugene Carrey wurde am 17. Ja Das ren. gebo rio, Onta , arket Newm in 1962 s Bühnentalent, offenbar eine Mitgift seine sich e zeigt kers, Musi Jazzeines s, Vater schon im Kindesalter. Erster offizieller Auftritt? Mit vierzehn beim Yuk Yuk Komedy Kabaret in Toronto; fünf Jahre später war er bereits Haupt-Act auf dieser Bühne.

DER SCHEC K-TRIC K

Carreys erste TV-Hauptrolle währte 1984 nur 13 Folgen der Sitcom „The Duck Factory“ lang. Danach hielt er sich als Late-Night-Comedian und mit TV-Auftritten über Wasser. Der Traum vom Erfolg blieb dennoch unerfüllt – bis er sich als Prophet erwies: Er stellte sich selbst einen 10-Millionen-Dollar-Scheck aus, einlösbar zu Thanksgiving 1995. Der Traum vom ­Erfolg wurde wahr, der Scheck war zehn Jahre später tatsächlich gedeckt.

Das wa hre Leb en

Carrey hat wie viele Komiker auch seine ernsten Seiten. „Wenn ich herumsitze, denke ich oft zu viel nach“, erzählte er dem Magazin „New Yorker“. Einblicke in sein Gefühlsleben gewährt er im erstaunlich offenen VideoBlog „Jim Carrey TruLife“.

Zahltag

In Filmen wie „Vergiss mein nicht!“ oder „Truman Show“ überzeugte der begnadete Gesichtsakrobat auch mit seiner ernsten Seite. Die er tatsächlich ernst nimmt: Bei den Dreharbeiten zu „Der Mondmann“ verkniff sich Carrey zum Leidwesen der Crew auch abseits des Sets jeden Gag.

Frau enfr eun d & Gr oSSvater

Sechs Wochen nach seinem 48. Geburtstag teilte Carrey via Twitter mit, dass er Großvater eines Jungen, Jackson Riley Santana, wurde. Carreys Tochter Jane, geboren 1987, stammt aus Carreys erster Ehe. 1996 heiratete er Lauren Holly, seine Angebetete im Film „Dumm und Dümmer“. 2000 war er mit Renée Zellweger liiert, danach führte er eine knapp fünfjährige Beziehung mit Kollegin Jenny McCarthy.

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Blitzlic ht-G etw itte r

Ver- und Bezaubernd Steve Carrell und Jim Carrey als rivalisierende Las-Vegas-Magier, zwischen ihnen die bezaubernde Olivia Wilde, bekannt aus „Tron: Legacy“: Derzeit beginnen die Dreharbeiten zu Regisseur Don Scardinos Komödie „Burt Wonderstone“, die 2013 – mit vorprogrammiertem Erfolg – in die Kinos kommen wird.

Wer ist der größte Filmstar bei Twitter? Ashton Kutcher macht TV. Justin Timberlake ist (Schauspieler und) Musiker. Charlie Sheen ist … Charlie Sheen. Betrachtet man die Anzahl der „Fol­ lowers“, ist es Carrey mit 5,1 Millionen. Was aber nur für Gesamtplatz 34 reicht (Lady Gaga: 16,1 Millionen). Carrey selbst verfolgt nur eine einzige TwitterSeite – die der Band seiner Tochter. www.jimcarreytrulife.com

text: Paul Wilson. Illustration: Lie-Ins and Tigers

1994 erschienen in den USA drei Carrey-Filme: „Ace Ventura: Ein tierischer Detektiv“, „Die Maske“ und „Dumm und Dümmer“ – allesamt Kassenschlager. Es folgten eine Ventura-Fortsetzung sowie die Rolle des Riddler in „Batman Forever“ und 1996 die 20-Millionen-Dollar-Hauptrolle in „Cable Guy“. Zwei Jahre später war Carrey Hollywoods bis dahin bestbezahlter Schauspieler.

Ernst auf Ernst


B U L L E VA R D

BILDER: ZANDY MANGOLD/RACINGTHEPLANET.COM, FLO HAGENA/RED BULL CONTENT POOL, IMAGO, GETTY IMAGES. ILLUSTRATION: DIETMAR KAINRATH

Briefe an die Redaktion. Mit großer Begeisterung lese ich Euer Magazin, wenn ich beruflich mal wieder viel unterwegs bin, auf diversen Flugreisen. Allerdings sind mir bei der November-Ausgabe ein paar „Unschönheiten“ bei der Formelsammlung zum Thema schwebende Bilder aufgefallen. Erstens wird im zweiten Absatz zweimal der Ausdruck „Disparität“ für zwei verschiedene Werte verwendet. Zweitens wird anhand der Formel b = V/(1 + te /d), die in diesem Absatz hergeleitet wird, recht schnell klar, dass für die räumliche Tiefe b nicht die Bildschirmgröße ausschlaggebend ist, sondern die Verschiebung d der beiden Bilder und der Abstand des Betrachters. Später im Artikel wurde in der Formel für bR , so denke ich, b mit d vertauscht, womit die Endformel so nicht gültig ist. Clemens Doppler, per E-Mail Lieber Herr Doppler, Sie haben recht: Leider hat sich ein Fehler eingeschlichen. Im zweiten Absatz soll die erste Formel vn = d/Wf lauten. Hiermit wird auch klar, dass die Disparität immer nur den Bildversatz bezeichnet. vn steht für den Versatz im Verhältnis zur Bildweite, d ist dann der hieraus abgeleitete Wert als Distanz auf der Leinwand. Somit bliebe auch die weitere Argumentation schlüssig, da in der Formel b = V/(1 + t e /d) die Bildgröße über die Disparität d eingeht. d wächst proportional mit der Leinwandgröße Wf . bR = b/V ist hingegen korrekt. bR steht also für das Verhältnis des Outscreens zur Zuschauerdistanz. Was Sie schnell nachvollziehen können, wenn Sie den Fehler in der ersten Formel beseitigen. Leserbriefe an The Red Bulletin richten Sie bitte per Fax an +43 (0)1 90221-28809, per E-Mail an leserbriefe@at.redbulletin.com oder per Post an Heinrich-CollinStraße 1, 1140 Wien.

KURZ & DENNOCH EINZIGARTIG

Teamfähig oder auf Solopfaden: Hier sind die Sieger des Monats.

m-UltraRyan Sandes (RSA) gewann den 250-k en mit über marathon in Nepal in 25:15:25 Stund Verfolger. einer halben Stunde Vorsprung auf die

Der 18-jährige Snowboarder Jamie Nicholls (GBR, li.) stahl bei den ersten Burton Rail Days in Tokio seinen Konkurrenten die Show.

Sebastian Vettel und Form el-1Kollege Michael Schumach er holen sich in der Düsseld orfer Esprit Arena den Natione n-Cup des Race of Champions.

ey Vonn. Ein Wochenende im Zeichen von Linds e (CAN) Die Amerikanerin siegte in Lake Louis egen. in beiden Abfahrten und im Super-G überl

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Der erste Mensch, der ohne Atemgerät auf 214 Meter ­abtauchte: Herbert Nitsch, „der tiefste Mann der Welt“.


b u l l e va r d

Formelsammlung

Atemlos

Beim Presslufttauchen bedeutet zu schnelles Auftauchen Lebensgefahr. Haben Apnoetaucher das gleiche Problem? Schließlich gelangen sie mit einem einzigen Atemzug in Tiefen von 200 Metern (und wieder zurück). Die Antwort weiß der Physiker*.

bild: mauritius. illustration: mandy fischer

Das sagt Der Wissenschaftler denken sie vorab mal über folgende frage nach: Wenn man eine flasche mineralwasser erstmals öffnet, dann sprudelt es. Wieso? die erklärung liefert das Gesetz von henry, demzufolge die menge des sich in einer flüssigkeit lösenden Gases von dessen druck über der flüssigkeit abhängig ist. Konkret also: da in der verschlosse­ nen mineralwasserflasche Überdruck herrscht, löst sich das co² im Wasser auf. das Öffnen der flasche (druckabfall!) kehrt den Vorgang um: co² wird gasförmig und perlt sprudelnd aus. Womit wir schon beim tauchen wären. Je tiefer wir tauchen, desto mehr druck verspüren wir (unser trommelfell dient dabei als tiefenmesser). die abhängigkeit des drucks P von der Wasser­ tiefe h wird mit der formel P = · g · h beschrieben. da (die dichte des Wassers) und g (die erdbeschleunigung) konstant sind, steigt ergo der Wasserdruck proportional zur Wassertiefe. in tieferem Wasser steigt aber auch der Gegendruck im Körper. (andernfalls würden taucher mit zunehmender tiefe immer kleiner werden.) durch den erhöhten Körperinnendruck können sich nun – wie zuvor das co² im mineralwasser – mehr atem­ gase im blut lösen. Wenn der taucher zu schnell gen oberfläche schwimmt, passiert Ähnliches wie in der mineralwasserflasche beim Öffnen: das Gas perlt aus. in diesem fall der stickstoff (n²), der mit 78 % den hauptanteil der atemluft ausmacht. Passiert das im blut, ist das lebensgefährlich: die stickstoffbläschen stoppen die arterielle blutzufuhr, die dekompressionskrankheit tritt auf. diese betrifft vor allem Presslufttaucher, die mit jedem atemzug stickstoff aufnehmen, der sich vermehrt im blut löst. Wie ist dies nun bei den apnoetauchern? Kann auch der mit nur einem atemzug aufgenommene stickstoff zur taucherkrank­ heit führen? Ja, denn das ausmaß des im blut gelösten n² ist nicht nur druck­, sondern auch zeitabhängig. tauchgänge bis 200 meter dauern etwa vier minuten. diese druck­Zeit­Kombi­ nation kann ausreichen, um die im blut gelöste n²­menge auf einen kritischen Wert zu treiben. unfälle im rekord­apnoe­ tauchen haben dies zuletzt auf tragische Weise bestätigt. Das sagt Der Profi „auch faktoren wie fitness oder wie oft du pro tag tauchst, bestimmen das risiko der dekompressionskrankheit beim apnoetauchen“, sagt der Österreicher herbert nitsch, aktueller Weltrekordhalter im tieftauchen (214 m). „es gilt, dieses risiko niedrigst zu halten. ich selbst verzögere nach langen abstiegen das auftauchen besonders. 10 meter unter der oberfläche stop­ pe ich nochmals für eine minute. oben angelangt versorge ich mich mit 100­prozentigem sauerstoff und tauche erneut ab. so entferne ich den schädlichen stickstoff aus dem system. dieser sport ist eben nur sicher, wenn man genau weiß, was man tut.“ www.herbertnitsch.com * Mag. DDr. Martin Apolin, 46, promovierter Physiker und Sportwissenschaftler,   arbeitet als AHS-Lehrer (Physik, Sportkunde) und Lektor an der Fakultät für   Physik in Wien und ist mehrfacher Buchautor.

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B U L L E VA R D

ZAHLEN DES MONATS

WELTUNTERGANG

Sonnensturm, Planeten-Crash, Alien-Invasion: 2012 wird das apokalyptischste Jahr, das Sie je dann doch überlebt haben werden. Die besten Zahlen und, hm, Fakten zum bevorstehenden Weltuntergang.

Die Maya benutzten drei Kalender. Einer davon, die sogenannte „Lange Zählung“, beginnt 3114 v. Chr. und endet am 21. Dezember 2012. Manche sehen darin den Termin des Weltuntergangs. Forscher hingegen meinen, der Tag wäre für die Maya bloß das gewesen, was der 31. 12. 1999 für uns war – alle Stellen im Datum ändern sich. Das bedeute nichts Mystisches, sondern lediglich das Ende einer Epoche. Außerdem haben die Maya weit über das Datum hinaus geblickt: Das Thronjubiläum des Herrschers Pacal zum Beispiel steht laut Inschriften im Jahr 4772 n. Chr. an.

3600

Apokalyptiker glauben, dass sich ein bislang unentdeckter Planet auf einer 3600 Jahre dauernden, unregelmäßigen Reise um die Sonne befindet. Nach ihren Berechnungen ist 2012 der Zeitpunkt, an dem dieser Planet X (auch Nibiru genannt) die Umlaufbahn der Erde kreuzt – samt Kollision. „Diese Behauptungen sind durch keinerlei Fakten untermauert“, entgegnet die NASA. Befände sich tatsächlich ein Planet auf Kollisionskurs mit der Erde, wäre er mittlerweile mit bloßem Auge sichtbar. Zwar treibe ein Zwergplanet namens Eris durchs All, der jedoch der Erde nicht näher als 6.400.000.000 km komme.

445.000 US-Esoterik-Autor Zecharia Sitchin schwörte auf eine erfrischend alternative Theorie zur Menschheitsgeschichte. Für ihn ist der Planet namens Nibiru die Heimat des Volks der Annunaki. Deren erste Ankunft auf der Erde sei auf sumerischen Tontafeln dokumentiert, so Sitchin: 445.000 v. Chr. kamen die Annunaki auf der Suche nach Gold. Da ihnen der Abbau zu mühsam war, benutzten sie Affen für diese Arbeit und kreuzten dabei deren DNS mit ihrer eigenen. Ergebnis: der Homo sapiens. Das für 2012 vorhergesagte Aufeinandertreffen von Erde und Nibiru bedeutet laut Sitchin also ein Wiedersehen mit unseren Schöpfern.

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Seit Jahren warnt Alien-Expertin Nancy Lieder die Welt vor der drohenden Katastrophe eines Polsprungs 2012. Außerirdische vom Stern Zeta Reticuli hätten es ihr telepathisch mitgeteilt und von Überschwemmungen, Erdbeben und Vulkanausbrüchen berichtet. Fakt ist: Das Phänomen des Polsprungs – der magnetische Nordpol wird zum Südpol und umgekehrt – gibt es zwar, es findet aber nur alle 250.000 Jahre und nicht von heute auf morgen statt: Eine Umkehr dauert einige tausend Jahre. Außerdem: Wäre ein Polsprung wirklich so bedrohlich, würden ja die Erdbewohner alle 250.000 Jahre aussterben.

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Alle elf Jahre erreicht der Sonnenfleckenzyklus seinen Höhepunkt. Der nächste steht 2012 an, und Astro-Meteorologen erwarten einen „Sonnen-Tsunami“, der auf der Erde schlimmste Katastrophen anrichten könnte. Eine Studie der US-Raumfahrtbehörde NASA von 2006 prophezeite weltweite Stromausfälle und aus der Bahn geworfene Satelliten. In einer korrigierten Version des Berichts folgte die Entwarnung: Der Sonnensturm wird erst im Frühjahr 2013 erwartet, und, was wichtiger ist, dessen Intensität wird deutlich geringer ausfallen.

340.000.000 Ausgehend vom Maya-Kalender, besagt eine Theorie: Am 21. Dezember 2012 stehen unsere Sonne, die Erde und alle weiteren Planeten unseres Sonnensystems in Konjunktion zum Äquator unserer Milchstraße. Es öffnet sich, gemäß der Maya-Mythologie, ein kosmisches „Himmelstor“ – mit erleuchtenden Folgen für die Menschheit. Stimmt nicht, entgegnen Astronomen. Dass alle Planeten und die Sonne in einer Reihe stehen, kommt nur alle 340 Millionen Jahre vor. Und nicht einmal dabei handle es sich um eine „perfekte Reihe“, die gebe es nur alle 180 Billionen Jahre – vermutlich ohne kosmisches Himmelstor. www.endoftheworld2012.net

TEXT: FLORIAN OBKIRCHER. BILDER: PICTUREDESK.COM (4), LAIF

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Himmel

Ihre Technik ist 1500 Jahre alt, doch gefragt wie nie zuvor: Hongkongs Bambusgerüstbauer können sich vor Aufträgen kaum retten. Doch den „Spinnenmännern“ geht der Nachwuchs aus: Der Job in 250 Meter Höhe ist vielen zu gefährlich. Text: Jeremy Torr, Bilder: Palani Mohan

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Bambus, Plastikbänder, Mut: Hongkongs Gerüstbauer kommen ohne HighTech aus. Ihre Löhne sind niedrig, doch während der Taifun-Zeit gibt’s Boni.


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250

Meter über den Dächern von Hongkong klammert sich Yu On an eine schwankende Bambusstange. Schweiß läuft über seine Stirn. Die Gesichtszüge unter dem signalfarbenen Schutzhelm sind angespannt. Von seinem Arbeitsplatz aus könnte Yu On die ganze Stadt überblicken. Er könnte hinübersehen auf Hongkongs Nachbarinseln, an guten Tagen sogar bis zum chinesischen Festland. Aber dafür hat Yu On keine Augen. Er fixiert seinen Kollegen, der ihm ein neues Bambusrohr nach oben reicht. Yu zieht es zu sich hoch und legt es im 45-Grad-Winkel über die Vertikalstrebe, die er gerade festhält. Dann fingert er ein dünnes Plastikband aus seiner Bauchtasche, wickelt es geschickt um die beiden Stangen und verknotet die Enden. Wieder ist ein kleiner Teil des Puzzles fertig. Und Yu rückt weiter zum nächsten Verbindungspunkt. Yu On ist Bambusgerüstbauer – „Taap Pang“, wie es in der kantonesischen Landessprache heißt. Die Bewohner Hongkongs haben mittlerweile eine internationale Bezeichnung für die schwindelfreie Zunft gefunden: „Spidermen“, die Spinnenmänner.

WerksToff zuM AnPflAnzen

Yu On ist ein muskulöser Kerl. Er trägt kurz geschorenes Haar und baut seit zwanzig Jahren Bambusgitter in der chinesischen Metropole. Yu hat sich vom einfachen Arbeiter zum Team Manager hochgearbeitet. Er beaufsichtigt einzelne Montagetrupps, die auf Vertragsbasis für die Baufirma arbeiten. Obwohl Yu selbst nicht mehr so oft wie früher an die Spitze der Gerüste klettern muss, hat er sein Handwerk nicht verlernt: „Ein guter Taap Pang muss gerade und stabil bauen können. Selbst wenn die Bambusrohre etwas krumm sind“, erklärt er. Und: „In einer Höhe von bis zu 250 Metern gleicht kein Job dem anderen. Wir müssen uns an jedes Gebäude anpassen können.“ Aufträge hat die Truppe genug: Das millionenschwere Immobilienprojekt Chatham Gate im Stadtteil Kowloon wird ebenso mit Bambus eingerüstet wie der Großteil der anderen Baustellen in Hongkong. Die Gittergerüste stehen in schäbigen Hinterhöfen oder wachsen an Wohnhäuserwänden empor. Eine ganze Armee von Arbeitern benutzt sie, um Gebäude zu bauen, instand zu halten oder abzureißen. Die Auswahl der richtigen Bambussorte ist dabei genauso wichtig wie das handwerkliche Können, sagt Francis So – der einzige Mann in Hongkong mit einem Doktortitel in Gerüstbautechnik. „Der ideale Bambus wächst genau zwischen Berghang und Fluss“, erklärt Doktor So. „Hang-Bambus ist zwar hart, aber zu knorrig. Ufer-Bambus hingegen wächst zwar geradliniger, lässt sich aber zu leicht verbiegen.“ Von den mehr als tausend bekannten Bambusarten verwenden Hongkongs Spinnenmänner nur 30


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TrAdiTion TriffT Moderne.

Halbnackte Män­ ner mit Bambus­ rohren auf den Schultern auf dem Weg zur nächsten Baustelle sind in der Technologie­ metropole Hong­ kong keine Selten­ heit. Der Rohstoff für die Gerüstbauer wird in der chinesi­ schen Provinz Gu­ angxi eingeschifft.

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Grüne revoluTion.

Ob Prestige­Bau­ projekt oder die Renovierung ein­ facher Mietshäuser: Überall werden in Hongkong Bambus­ gerüste hochge­ zogen. Nach dem Abbau verrotten die Rohre. „Eine Verschwendung“, meint Gerüstbau­ experte Dr. Francis So. Er arbeitet an Verfahren, um den Bambus wiederzu­ verwerten – etwa für die Produktion von Papier oder Grillanzündern.

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leBen MiT der GefAhr. „Wenn man konzentriert bleibt, lässt sich das Risiko minimieren“, sagt Sunny Yau, Senior Project Manager des Gerüstbauunternehmens WLS. Die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen für die Spinnenmänner von Hongkong: Helm aufsetzen, Gurte anlegen (und an stabilen Stellen einhängen) und niemals leichtsinnig werden. „Gefahrensituationen entstehen dann, wenn ein Arbeiter schon lange in diesem Job tätig ist 34


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und glaubt, bereits alles zu wissen“, sagt Yau. Erstaunlich: Die Unfallstatistik der Bambusgerüstbauer ist im Vergleich zu der normaler Bauarbeiter signifikant besser. Die meisten Zwischenfälle passieren laut Yau während des Abbaus der Gerüste: „Wenn die Männer die Verbindungen mit ihren Messern kappen und das heikle Verhältnis von Druck und Reibung durcheinanderbringen, während sie selber noch auf den Querstreben stehen, kann das böse enden.“ 35


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zwei Sorten, die hauptsächlich in der chinesischen Provinz Guangxi wachsen: „Mao Jue“ für vertikale und diagonale Streben und „Kao Jue“ für die horizontalen. Die optimalen Abstände zwischen den Knotenpunkten jedes Gerüsts werden in der Regel von Bauingenieuren berechnet. In der Praxis müssen die Taap Pang aber oft improvisieren und ihre Konstruktionen an die Beschaffenheiten der Außenwände anpassen. Dieser Umstand macht Bambusgerüstbau zu einem einzigartigen Mix aus Tradition, Handwerk und Kunst. „Um die Bambusstangen zu verbinden, benutzen die Arbeiter Plastikbänder, die sie sechsmal fest um die Stangen wickeln“, erklärt Dr. So. „Dann verdrillen sie die Enden ineinander und stecken den Knoten in die Fuge.“ Es gibt also keine Schrauben oder Klemmen? Und das alles mehrere hundert Meter über dem Boden? „Richtig“, sagt Dr. So. „Durch die Reibung zwischen Plastikband und Bambus halten die Gitter wie von selbst.“ Die besondere Art dieses Gerüstbaus hat mehrere Vorteile: Bambuselemente sind elastischer, flexibler und einfacher aufzurichten als Metallbauteile. Zudem wiegen sie weniger, sodass selbst schmächtige Arbeiter mit den rund sieben Meter langen Stangen auf den Schultern die Gerüste hochklettern können. Außerdem ist Bambus billig, biologisch abbaubar und wächst nach – geht der Rohstoff aus, pflanzt man einfach neuen.

„die frAuen sind nichT lAnGe GeBlieBen“

Um jene Gerüst-Kunstwerke zu schaffen, die sich an Hongkongs Wolkenkratzern hinaufranken, braucht man jedoch die richtigen Fachkräfte. Spinnenmänner, die unter widrigsten Bedingungen das ganze Jahr über arbeiten, auch ohne Garantie auf eine fixe Anstellung. Zahlt sich der Job aus? Gerüstbauer Yu On sagt nein: „Ich habe drei Söhne. Alle drei haben sich im Gerüstbau versucht – alle drei haben es wieder bleibenlassen.“ Die Männer verdienen ihr Geld heute lieber in Jobs mit besseren Arbeitsbedingungen. „Wir haben hier ein hartes Leben am Bau. Doch die Bezahlung ist trotzdem nicht besser.“ Ein Taap Pang verdient etwa 1400 Hongkong-Dollar (umgerechnet rund 140 Euro) pro Tag, ist jedoch nur für die Dauer des Bauprojekts angestellt. „Wenn man bereit ist, auch während eines Taifuns zu arbeiten, bekommt man mehr“, sagt Yu. „Dann ist es zwar gefährlicher, aber du kannst deinen Lohn verdoppeln oder gar verdreifachen.“ Die Taap Pang sind eine zusammengeschweißte Truppe, die trotz ihrer Fertigkeiten in der gesellschaftlichen Wahrnehmung am untersten Ende aller Bau-Berufe steht. Von ihrem Gehalt können die Gerüstbauer ihrer Familie zwar ein Dach über dem Kopf bieten – für eines der Apartments, die sie täglich unter Einsatz ihres Lebens einrüsten, wird der Lohn aber nie reichen. „Die Menschen schauen auf uns herab. Meistens solche, die selbst nie auf ein Gerüst klettern würden“, erzählt Sunny Yau, Senior Project Manager der Baufirma WLS. Trost spenden da vor allem die Wochenenden, wenn Biertrinken, Pferdewetten und das Kartenspiel am Programm stehen. Die Taap Pang sind also ein reiner Männerzirkel. Wo bleiben die Frauen? „Es gab welche, die es versucht haben“, erzählt Yu On und zuckt mit den Schultern. „Aber letztendlich ist keine geblieben.“ Das weibliche Geschlecht ist natürlich trotzdem Thema. Das raue und gefährliche Image der Gerüstbauer helfe nämlich, bei Frauen besser anzukommen, erzählen die Arbeiter mit breitem Grinsen. Dass genau dieses Image bei jungen Männern nicht zieht, beweisen die sinkenden Zahlen der Lehrlinge. Lediglich 30 bis 50 Anwärter beginnen jährlich eine Ausbildung. Dabei ist die 36

Nachfrage nach jungen Arbeitskräften groß, denn die Branche floriert. Bambusgerüste sind um 30 Prozent billiger als solche aus Metall und können schneller aufgestellt werden: ein großer Vorteil, etwa bei den Wartungsarbeiten an Hongkongs zahllosen Neonschildern. Außerdem müssen Baufirmen nur zwei Komponenten bezahlen – Bambusstangen und Plastikbänder. Aber es gibt einen Haken. „Der große Unterschied ist, dass man viel mehr Erfahrung braucht, um ein Bambusgerüst sicher aufzuziehen“, sagt Projektmanager Yau, denn kein Element gleiche dem anderen. Die Bauteile unterscheiden sich in Durchmesser und Länge. Der Bambus darf weder zu grün noch zu trocken sein. Ein erfahrener Taap Pang sucht seine Stangen daher immer selbst aus und schafft so bis zu 100 Quadratmeter Gitter an einem Tag – das sind 70 bis 80 Einzelelemente, die abgeholt, hochgetragen und fixiert werden müssen. Bis zu 20.000 Quadratmeter Gerüstfläche benötigt man an den größten Baustellen – aufgestellt von Männern, die an sechs Tagen die Woche das ganze Jahr durcharbeiten, die Gefahr von Unfällen stets im Hinterkopf. Dr. So erzählt etwa, dass sein Bruder unlängst von einer herunterfallenden Bambusstange verletzt wurde. Der Schutzhelm verhinderte das Schlimmste, doch die Stange prallte vom Kopf ab und riss Sos Bruder eine tiefe Wunde ins Bein. Hongkongs Bauarbeiter haben gelernt, mit dem Risiko zu leben. Jedes Jahr zwischen April und Oktober suchen Taifune die Stadt heim, und obwohl der Wind die Männer in der Regel nicht vom Gerüst bläst, zerstört er Streben und Verbindungen. „Dann wird’s gefährlich“, sagt Projektmanager Yau. „Auch nach dem Sturm, wenn du auf kaputten Gittern herumklettern und die Schäden reparieren musst.“

ein oPfer für den BAMBus-GoTT

Glaubt man Historikern, ist der Beruf der Taap Pang um die 1500 Jahre alt. „Schon Teile der Chinesischen Mauer wurden höchstwahrscheinlich mit Hilfe von Bambusgerüsten gebaut“, erzählt Dr. So. Die Männer haben viele Zeremonien aus der Vergangenheit in die heutige Zeit gerettet, ebenso wie ihren Aberglauben. So verehren sie drei Schutzpatrone, darunter den sogenannten „Meister der Netze“. Jedem dieser Patrone sind eigene Tage im Mondkalender zugewiesen, an denen Prozessionen abgehalten und Gaben dargebracht werden. „Um böse Geister von den Baustellen fernzuhalten, binden sich die Männer während der Arbeit Bambusrinde um die Hüften“, erzählt So. Ein weiterer Brauch: Die Rinde wird zu Schlaufen gebunden und über die Gerüste gehängt, um diese während der Nacht vor Schaden zu bewahren. Zwar seien diese Traditionen in den letzten Jahren immer mehr verschwunden, meint Dr. So. Doch wer genau hinsieht, entdeckt an fast allen Baustellen in Hongkong kleine Schreine mit Räucherstäbchen und Essensgaben. Zurück bei Yu On, am Arbeitsplatz in 250 Meter Höhe. Dort, wo der kleinste Fehler dein letzter sein kann. Wo du wegen der schwülen Hitze dehydrierst oder von tropischen Regenstürmen förmlich ausgepeitscht wirst. Ein Taap Pang zu sein bringt keinerlei Komfort mit sich. Aber Menschen wie Yu geht es um etwas anderes. Es geht um Geschicklichkeit, Agilität und um das Wissen, einen Beruf auszuüben, der hunderte von Jahren überdauert hat. Es geht darum, Tag für Tag etwas aufzubauen, das niemand sonst auf der Welt bauen kann. 250 Meter über dem Boden – eine furchteinflößende Höhe. Wir fragen Yu, ob er vielleicht aus Angst nie nach unten sieht: „So ein Blödsinn“, antwortet der. „Wenn dir die Höhe Angst macht, dann bist du hier im falschen Job.“ Kunstwerke aus Bambus: www.youtube.com, Suchwort: „Hong Kong Spiders“


Foto: Magdalena Lepka

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Verrückte Luft Der Schweizer Didier Cuche, 37, ist Gewinner des Abfahrts-Weltcups der vergangenen beiden Saisonen und siegte bei drei der letzten vier Speed-Rennen in Kitzbühel. Der Liechtensteiner Marco Büchel, 40, war bis vor zwei Jahren selbst Weltklasse-Abfahrer – und als solcher langjähriger Trainingskollege der Schweizer Mannschaft. Für ServusTV begleitet Büchel als Präsentator die Red Bull X-Fighters World Tour, im ZDF glänzt er als Ski-Weltcup-Experte.

Aufgezeichnet von: Stefan Wagner, Bild: Gian Paul Lozza

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ZUSATZBILD: GETTY IMAGES

Marco Büchel, Didier Cuche

Dienstagnachmittag in Beaver Creek, Colorado. Das erste Training für die zweite WeltcupAbfahrt der Saison 2011/12 wurde gerade abgesagt, die „Birds of Prey“ war zu gefährlich. Didier Cuche, 37, der beste Abfahrer der Gegenwart, hat Zeit für einen Kaffee mit seinem Ex-Kollegen Marco Büchel, 40. Es entwickelt sich ein bemerkenswertes Gespräch über Lust und Wahnsinn der Abfahrt im Allgemeinen und der Kitzbüheler Streif im Speziellen.



marco büchel: In der laufenden Saison erwarten uns keine Weltmeisterschaften, keine Olympischen Spiele … darf ich raten, was der Höhepunkt deiner Saison ist? didier cuche: Marco, du fragst einen schweizer! büchel: Ich weiß … Wengen ist für dich als Schweizer – und war auch für mich als Liechtensteiner – immer das große Heimrennen. Du hast am Lauberhorn noch nie gewonnen, die ganze Schweiz erwartet endlich diesen einen Sieg. Aber ich vermute mal: Dein Highlight der Saison ist trotzdem Kitzbühel. Die Streif. cuche: Mhm. Ja, ich glaube schon. büchel: Erkläre uns diese Faszination von Kitzbühel, aus der Sicht eines Läufers. cuche: da gibt es viele dinge. Nur ein kleines beispiel: ist dir aufgefallen, dass es in keinem anderen starthaus so still ist? in Kitz macht niemand spaß am start, es ist auch ganz wenig Funkverkehr. alle betreuer sind extrem ruhig und achten nur darauf, dass sie niemandem im Weg stehen. die atmosphäre ist anders. der druck ist größer. du fühlst dich wie ins eck gedrängt. du weißt: du musst jetzt über dich hinauswachsen. büchel: Mehr als bei jeder anderen Abfahrt? cuche: glaube ich schon. Man sucht bei jeder abfahrt der saison sein limit, bei jeder Kurve, bei jedem sprung. aber die spannung am start ist nirgends so wie in Kitzbühel. du weißt, dass du ein sehr hohes risiko eingehst, dass du dir keinen Fehler erlauben darfst. Klar, es gibt den Mittelteil, der eher eine normale abfahrt ist, aber du hast 35 sekunden oben und 35 sekunden unten, die sind extrem. der grat ist hier noch schmaler als überall anders. büchel: Du hast drei der letzten vier Speed-Rennen in Kitzbühel gewonnen, davon die letzten beiden Abfahrten. Was machst du besser als die anderen? cuche: ich glaube, dass mich dieser druck besser macht. Je mehr druck sich um mich aufbaut, desto mehr kann ich abrufen, was ich in mir habe. ich bin auf der streif noch aufmerksamer bei der besichtigung, noch präziser im Kopf, wenn ich mir die Fahrt vorstelle vor dem lauf. büchel: Diese extreme Stimmung im Ort – lenkt die einen Fahrer nicht ab? cuche: im gegenteil. Man muss sie genießen. einer, der sich nur im Zimmer einsperrt und nicht die verrückte luft von Kitzbühel schnuppert, der ist hier falsch. das Crescendo vom training, dass es während der Woche immer mehr leute werden, dann der Wahnsinn am Wochenende im dorf und im Ziel, das muss man wahrnehmen und mitnehmen. 40

büchel: Bereitest du dich speziell auf Kitz vor? Gehst du etwa im Sommer zur Strecke, wie das manche Läufer machen? cuche: im sommer war ich nur bei der gondel-einweihung (die Gondeln der Hahnenkammbahn werden nach KitzbühelSiegern benannt; Anm.) in Kitzbühel, wo wir uns ohnehin getroffen haben (auch Büchel ist Gondel-Namensgeber; Anm.). Nach der Karriere werde ich im sommer mal nach Kitzbühel gehen, die neun löcher im Zielgelände golfen. aber jetzt nicht. ich bin keiner, der sich speziell auf ein rennen vorbereitet. ich glaube nicht, dass man irgendetwas über zehn Monate planen kann für zwei Minuten. der druck, den man auf sich selber aufbaut, wird irre.

„1996, beim ersten Training, wollte ich vor lauter Angst gar nicht in die Starthütte.“ büchel: Erinnerst du dich an dein erstes Mal Kitzbühel? cuche: besser, als mir lieb ist, obwohl es schon fast 16 Jahre her ist. 1996, beim ersten training, wollte ich vor lauter angst gar nicht in die starthütte. als ich dann drin war, wollte ich hinten wieder raus. die Coaches haben sich amüsiert über den Junior, der sich vor Nervosität in die Hose macht, aber mir war gar nicht nach lachen zumute. ich wollte mit der gondel wieder runterfahren. büchel: Es braucht noch mehr Mut, retour zu gehen als nach vorne. cuche: ich glaube, jeder läufer denkt einmal in seiner Karriere dran, das starthaus in Kitzbühel wieder nach hinten zu verlassen. aber du willst nicht einer von denen sein, die wirklich zurückgegangen sind. ich hatte damals irgendwann so viel angst,

dass mir alles egal war. ich sagte zu mir: die anderen haben es geschafft, du schaffst es auch. einfach raus – und zwar vorne raus. büchel: Kitzbühel zu gewinnen ist eine Krönung jeder Karriere, nicht? cuche: sicher. Weltmeisterschaft, Olympia, Kitzbühel … büchel: Marc Girardelli hat’s einmal so gesagt: „Für den Fall, dass dich wer fragt, ob du gut gewesen bist im Skifahren, brauchst du nur zu sagen, du hast Kitzbühel gewonnen, dann ist alles klar.“ So mach ich das auch. Wenn mich wer fragt, wie gut ich war, sag ich: Kitzbühel gewonnen! cuche: den super-g, oder? (Grinst.) büchel: Ach, das muss man doch nicht dazusagen. Außerdem war ich 2006 in der Abfahrt nur fünf Hundertstel hinter Walchhofer. Ich hab das Rennen damals an der Hausbergkante verloren, in der Einfahrt in die Traverse. Ich bin zu weit nach links gefahren, hab mir gedacht: Scheiße!, bin nach rechts … zu spät. Fünf Hundertstel, krass. Aber lass uns über dich reden. Muss man in Kitzbühel über sein Limit gehen? Oder sich ein paar Reserve-Prozent lassen? cuche: im skisport ist es immer so: bei 100 prozent risiko stehst du noch auf dem ski, 101 sind zu viel. Man muss sich möglichst oft und lange auf diesen 100 prozent bewegen. Wer am nächsten an die 100 prozent kommt, gewinnt. Wer drüber ist, für den wird’s gefährlich. büchel: Man muss sich aber selbst ziemlich gut kennen, damit man weiß, das sind 100 Prozent und das bisschen mehr ist das eine Prozent zu viel. cuche: Man lernt das mit den Jahren. aber es bleibt immer ein prozess. Manchmal denkt man, man war auf 100 prozent, aber es waren nur 70, 80 … dann bist du Zweiter oder Fünfzehnter und musst die sache unter die lupe nehmen. und am nächsten tag wieder über dich hinauswachsen, bis zu den wirklichen 100 prozent. büchel: Ich hab ja jetzt ein bisschen Distanz gewonnen in den zwei Jahren, die ich nicht mehr fahre. Wenn ich mir heute die Pisten anschaue, die ihr runterfahrt, denk ich mir: Die spinnen. Das ist nur noch brutal. Hattest du in Kitzbühel noch nie den Gedanken, ob ihr alle eigentlich spinnt? cuche: die liste der krassen unfälle in Kitz ist schon lang, grugger, damals dani albrecht, Ortlieb, Vitalini, das waren schon viele, die es erwischt hat. aber solange du aktiv bist, blendest du aus, dass du der Nächste sein könntest. büchel: Im Vorjahr ist Hans Grugger in der Mausefalle fast ums Leben gekommen. Zwei Tage später bist du an derselben Stelle beim Sprung schon in der Luft in die Hocke

bilder: gepa piCtures

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gegangen, noch früher als alle anderen. Armin Assinger (Co-Kommentator des OrF; anm.) ist im Fernsehen fast durchgedreht, hat geschrien: „Ja spinnt denn der total!?!“ cuche: das hatte eher mit der situation zu tun, dass ich sehr früh gemerkt habe, dass ich gut in der luft bin und hier vielleicht noch ein paar Hundertstel holen kann. aber allgemein gesagt: das geile daran – sorry, wenn ich das so sage – ist ja auch gerade, wenn du so etwas Verrücktes beherrschst. Wenn du die gefahr überstehst. und wenn du dann noch im Ziel das grüne licht siehst, bestzeit, du jubelst und die zehntausenden Fans jubeln mit dir. das ist der schönste Moment, den man haben kann. büchel: Ich wollte meiner Frau Doris einmal den Abfahrtssport erklären. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich zur Mausefalle stellen und zusehen, dann versteht sie alles. cuche: als du selbst noch gefahren bist? büchel: Ja. cuche: uh! Keine gute idee. büchel: Sie hat das auch nicht lustig gefunden. Als ich im Ziel war, hat sie mich am Kragen gepackt und ganz ernst gesagt: „Mach so was nie mehr mit mir. Ihr seid alle verrückt.“ cuche: als Fahrer bekommst du die Mausefalle ja nur von oberhalb des sprungs mit. du siehst (vom Starthaus aus; Anm.) nur, dass der pilot über die Kante verschwindet, im freien Fall. aber wenn ich älter bin, stelle ich mich mal an doris’ position. Kann leicht sein, dass ich dann auch denke, dass die alle spinnen … büchel: Stichwort Show – will man, dass die Leute sehen, wie schwer es ist, wie gefährlich? Fühlt ihr euch ein wenig ausgenützt für eine Show? cuche: es soll schwierig sein. die leute sollen auch sehen, wie schwer es ist. die gefahr ist part of the game. und sie macht es umso schöner, wenn man sie übersteht. büchel: Du stehst am Start, bereit, alles zu riskieren. Und dann crasht der Läufer vor dir. Ich stand am Start, als das mit Dani Albrecht passiert ist. Mich persönlich – das klingt jetzt hart – hat das kaltgelassen. Sobald ich wusste, wo und warum der Crash passiert ist, konnte ich damit umgehen. Wie gehst du mit so etwas um? cuche: Wenn es dich nicht kaltlässt, kannst du nicht rennmäßig ski fahren. du musst dir sagen können: die stelle hab ich im griff, mir kann das nicht passieren. büchel: Dennoch wird dir in diesem Moment unweigerlich bewusst, dass es weh tun kann. Das Gefühl muss man unterdrücken. Oder muss man es zulassen? cuche: es ist gut, dass dieses Wissen im unterbewusstsein ist. aber es ist auch

gut, dass es nicht im Vordergrund ist. so hast du respekt, aber keine angst. Jeder von uns weiß, wie schnell ein kleiner Fehler passiert ist und wie ein kleiner Fehler enden kann. eben weil mir das bewusst ist, macht es mir auch nichts, wenn ein training oder ein rennen ausfällt. ich weiß dann: ich gehe abends gesund ins bett. Nach außen drückst du vielleicht die harte schale raus, aber innen musst du die gefahr spüren. denn das ist dein schutz. Verlierst du den, wird es extrem gefährlich. büchel: Nirgendwo in der Welt ist so eine Begeisterung für den Skisport spürbar wie in Kitzbühel. Hier merkt man: Die Abfahrt ist die Königsdisziplin … cuche: … da sind wir uns einig!

„Das Geile daran ist, dass du so etwas Verrücktes wie die Streif überhaupt beherrschst.“ büchel: Warum ist sie’s? Ist es der Speed? cuche: es ist die Faszination, die davon ausgeht. die hat viele aspekte. büchel: Meine Frau hat einmal gesagt: „Abfahrer sind einfach sexy.“ Hat sie recht? cuche: das will ich doch hoffen! (Lacht.) büchel: Glaubst du als Abfahrer mehr zu leisten als Fahrer anderer Disziplinen? cuche: Nein, ich leiste anderes, nicht mehr. es sind bei uns andere Fragen im Vordergrund, gesundheit und gefahr und als Wichtigstes die aufgabe, sein eigenes limit zu finden. ich muss besser mit mir klarkommen, mit den limits meiner leistungsfähigkeit. Versucht ein slalomfahrer zu viel, fädelt er ein. Mutet sich ein abfahrer zu viel zu, kann das fatal enden. büchel: Wenn sich ein Slalomfahrer das erste Mal auf eine Abfahrt traut, hast du davor besonderen Respekt?

cuche: großen respekt. aber ich hoffe, er hat umgekehrt genauso viel respekt mir gegenüber, wenn ich mich einen slalomhang runterkämpfe. ganz ehrlich: beim slalom habe ich angst. büchel: In Kitzbühel, als ich Kombi gefahren bin, ging’s mir genauso: Ich hatte beim Slalom mehr Schiss als bei der Abfahrt. cuche: slalom ist wie leben auf fast forward. es kommt alles wahnsinnig schnell, zack-zack-zack, du hast das gefühl, dass du bei jedem tor einfädelst, und es kann ja doch auch schön böse stürze geben. büchel: Was viele Leute nicht wissen: Die Basistechnik für alle Disziplinen ist Riesenslalom – auch für die Abfahrt. Abfahrt an sich kann man gar nicht so viel trainieren, allein weil der Aufwand so wahnsinnig groß ist mit dem Absichern der Strecken. cuche: Man kann es nicht, aber man muss es auch gar nicht, solange die technik durchs riesenslalom-training passt. die meisten abfahrts-Kilometer im training sind abstimmungs-Kilometer. die sind nur nötig, um die schnellsten ski herauszufinden. grundsätzlich würde es genügen, sich unmittelbar vor der saison mit ein paar läufen den Mut zu holen, das gefühl für sprünge und speed. Vier oder fünf tage abfahrts-training würden genügen. büchel: … für einen Läufer wie dich, der schon ein paar Jährchen dabei ist und alle Strecken extrem gut kennt, sollte man dazusagen. Aber zurück zur Streif. Welche Stellen mag der „Mister Kitzbühel“ der letzten Jahre, welche nicht? Nach Mausefalle und Kompression kommen wir zur Panoramakurve, der Steilwandkurve, die im zweiten Teil nach außen hängt, 120 km/h. Den richtigen Moment für den Schwungansatz zu finden, hab ich immer extrem schwierig gefunden. cuche: die richtige linie dort ist fast eine philosophie. die Österreicher zum beispiel gehen frech hinein, driften an und steigen dann stark auf die Kante. büchel: Steilhang, Steilhangausfahrt, die entscheidende Kurve vom ganzen Kurs, weil danach das lange Flachstück kommt. Ich kann mich erinnern, ich hab immer nur das Netz unten gesehen … und dann lauert da noch eine Welle drin. cuche: im steilhang ist es egal, ob man oben spät oder nicht spät war: Man muss probieren, den ganzen Fluss mitzunehmen, den ski frei lassen, nur ja nicht halten, obwohl es so steil ist. büchel: Dann der Weg. Gleiten … cuche: … und etwas durchschnaufen. büchel: Ich hatte, sobald ich in der Hocke war, immer zuerst den Gedanken: „Uff. Bis hierher mal überlebt.“ Und dann: „Eigent41


lich war das alles Wahnsinn bisher. Wollen die uns umbringen?“ Jedes Mal. Bei jedem Lauf dachte ich dasselbe. cuche: im Weg hat das Hirn Zeit, dich wieder einzuholen, ja. büchel: Alte Schneise. Hier braucht’s eine möglichst freche Linie, obwohl es dunkel und unruhig ist. Was ist die frechste Linie? cuche: Jedes Jahr eine andere. büchel: Es gibt Spezialisten für diese Stelle, Walchhofer war hier immer schnell … und du auch. Wie findet man heraus, welche Linie die jeweils richtige ist? cuche: ach, man muss doch hier ja nicht über alles sprechen … (Lacht.) büchel: Okay, weiter in die Seidlalm, für mich die schönste Sektion von Kitzbühel. Seidlalm-Sprung, Rechtsschwung, Welle, Linksschwung, unglaublich harmonisch, hier wird die Fahrt ein bisschen zum Tanz. cuche: Man spielt hier mit der Fliehkraft, wird sehr leicht, es ist ein gefühl wie auf dem Mond, schwerelos. aber dann kommt eine kleine Kompression, druck, Welle, der schnelle Wechsel auf den rechten Fuß in der linkskurve zum lärchenschuss. der Wechsel ist sehr, sehr wichtig, man muss die Kraft extrem genau dosieren. Wer zu hart ist, killt hier den speed. aber ich erkläre schon wieder alles viel zu genau, Marco, unterbrich mich doch! büchel: … jaja, die Österreicher lesen mit! (lacht.) Aber lass uns unsere Fahrt fortsetzen, wir sind gut unterwegs … Die tricky Kurve beim Lärchenschuss. Da muss man super Timing haben – ganz nah ans Netz, genau im richtigen Moment draufsteigen. cuche: diese Kurve war 1998, als ich die sprintabfahrt gewonnen habe, ganz anders zu fahren als heute. Wir kommen jetzt mit viel höherem tempo hin. Nicht einfach, dass man da einen sauberen druck bis zum nächsten tor durchzieht. büchel: Danach wird es wieder flach, ein letztes Mal Durchatmen vor dem Hausberg. cuche: ich mag diese flachen Kurven vor der Kante, zwei einzelkurven, eine doppelkurve, die bringen mich wieder in den rhythmus vor der Hausbergkante. dort muss man dann frech sein, seinen ganzen Mut zusammennehmen. büchel: Bernhard Russi hat einmal über die Hausbergkante gesagt: „Rechts geht’s nach Kitzbühel, links zum Sieg.“ Wer rechts springt, hat genügend Platz für die Traverse – die Safety-Linie. Wenn du aber mutig bist, springst du links. Die schnellere Linie, aber sie führt zu 50 Prozent ins Netz. cuche: Zu 50 prozent? das ist übertrieben. und es ist ja auch jedes Jahr ein bisschen anders gesteckt. die rechnung von russi ist im ansatz korrekt, aber sie geht nicht jedes Jahr auf! 42

büchel: Stephan Eberharter bei seiner legendären Fahrt 2004 oder du im vergangenen Jahr, ihr wart jedenfalls sehr, sehr frech hier. cuche: das hat auch einen anderen grund. Je mehr du nach rechts auf die sichere linie gehst, desto mehr kommst du in die Kompression, und das ist eine echte sau-Kompression. Man hat den Kopf tief unten, man versucht, locker zu sein, dann hast du ganz kurz das längere bein im loch. ein wahnsinnig schneller Wechsel zwischen Kompression und Nicht-Kompression, den musst du abfedern. da ist also schon auch ein risiko auf dieser sogenannten sicheren linie. büchel: Traverse …

„… ein sehr warmes Gefühl im Körper. Man könnte in die­ sem Moment fast weinen. Wirklich.“ cuche: … die erste phase geht über die Kuppe, in der zweiten visiert man schon den Zielsprung an. da brauchst du eine gute Mischung aus halten, drücken, druck wegnehmen, wieder halten, sofort wieder lösen und ins loch hineinspringen. Nicht leicht. es ist da dunkel, unruhig, es ist wieder eine Kompression … büchel: … und es ist schnell … cuche: … sauschnell. also Hocke, tief, dann nach vorne kommen mit dem ganzen gewicht nach der Kompression, ansonsten fällst du rückwärts. büchel: Und dann der Zielsprung. Über den wurde immer sehr viel diskutiert, nach den Unfällen von Dani Albrecht (2009) oder auch Scott Macartney (2008; anm.). cuche: Man könnte schon oben, bei der Kurve, das risiko minimieren, wenn man höher stecken würde. es wäre dann die

ganze schlusspassage viel einfacher zu fahren. aber wenn die strecke einfacher wäre, wäre es viel schwerer, zu gewinnen, weil alle viel enger zusammen lägen. büchel: Noch ein Wort zum Zielsprung … ist er nötig? cuche: ich will einen Zielsprung in Kitzbühel, ja, auf jeden Fall. aber man muss den auch mit Vernunft bauen. es muss eine abfallende Kante sein, damit man kontrolliert fliegen kann … büchel: … und kein Kicker, bei dem man rausgeschleudert wird. Dann endlich heil im Ziel. Was machst du als Erstes? cuche: ich schaue auf die Menschen, ob sie am Jubeln sind. dann auf die tafel. Wenn dort ein grünes licht ist, schaust du auf den Vorsprung, ob er knapp ist … oder wie letztes Jahr fast eine sekunde, 98 Hundertstel. Wow! das ist dann schon ein sehr warmes gefühl im ganzen Körper. Man könnte in diesem Moment fast weinen. Wirklich. büchel: Dafür braucht man sich nicht zu schämen. Ich weiß, was das für Emotionen sind da unten. Allein wenn wir drüber reden, krieg ich die Gänsehaut. cuche: die ganz tiefen emotionen, die kommen aber später. irgendwann kommt ein Moment – das kann ein Kollege sein, der dir die Hand auf die schulter legt und dich ehrlich anlächelt –, dann bricht es aus dir raus. büchel: Ich sage immer: An einem Tag in Kitzbühel erlebt man emotional mehr als ein normaler Mensch in einem Jahr. Und wenn du dann noch gewinnst … cuche: … dann sind es Jahrzehnte. (Lacht.) büchel: Ich habe in meinem Leben nicht viel Schöneres erlebt, als im Ziel der Streif zu stehen. Das ist erfüllend, fast nicht in Worte zu fassen. Wenn du jetzt nach Kitzbühel kommst, Ende Januar, mit welchem Gefühl wird das sein? cuche: ich freue mich drauf. und ich hoffe, dass ich mich nicht zu sehr unter druck setze. dass ich meine leistung normal abrufen kann, dass ich’s nicht übertreibe. Man weiß nie. die Nerven spielen immer mit in Kitzbühel. büchel: Du hast den großen Vorteil, dass du in Kitzbühel niemandem mehr etwas beweisen musst. cuche: Ja, ich muss nicht mehr gewinnen. büchel: Du musst nicht. Du darfst. cuche: ich muss nicht gewinnen, ich darf. Ja, das ist der gedanke. Mit dem muss ich reingehen. Alle Infos über die drei Protagonisten des Gesprächs auf: www.didiercuche.ch, www.marco-buechel.li und www.hahnenkamm.com

bild: gepa piCtures

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Ich » muss

nIemandem

etwas beweisen« Acht Rallye-Weltmeistertitel en suite von 2004 bis 2011, 67 Einzelsiege: Sébastien Loeb ist der beste Autorennfahrer in der Geschichte des Motorsports. Wenige Tage vor der neuen Saison, die am 17. Januarmit der für Loeb höchst emotional besetzten Rallye Monte Carlo beginnt, empfing der Franzose das Red Bulletin in seiner Schweizer Wahlheimat zum Interview. Text: Christophe Couvrat, Bilder: Philipp Horak

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cratch wacht stets über seinen Schützling. Auch jetzt: Das Maskottchen von Sébastien Loeb, eine grimmig lächelnde Comicfigur mit dem Körper einer Stoppuhr, ist immer dabei. Diesmal prangt es am Heck seines Helikopters, mit dem uns der achtfache Rallye-Weltmeister abgeholt und in seinen Schweizer Wohnort geflogen hat. Der Spaziergang vor dem Interview, am Fuß eines der Hügel des Jura, verbreitet Postkartenatmosphäre. „Dort hinten – das ist der Mont Blanc“: Sébastien Loeb, der sich bei der Wahl des beliebtesten französischen Sportlers häufig mit Größen wie Rugbyspieler Sébastien Chabal oder Tennis-Ass Yannick Noah abgewechselt hat, weist in die Ferne. Der Mont Blanc ist an diesem Tag gut zu erkennen, mit seinen 4807 Meter ragt der höchste Gipfel der Alpen durch die Wolken gen Himmel empor. Im Herzen des Kantons Waadt, wo Loeb mit seiner Frau Séverine und Tochter Valentine lebt, zeigt sich auch Loeb offen, und nach dem zweiten Kaffee beginnt ein lockeres Gespräch ohne Tabus.

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red bulletin: Sébastien, kannst du dich an all deine 67 Siege in der World Rally Championship (WRC) erinnern? sébastien loeb (zögert): Nein … das ist ein echte Katastrophe! Einfachere Frage: Welche Rallye hast du am häufigsten gewonnen? (Prompt:) Deutschland. (Acht Siege, Anm. d. Red.) Seit 2008 ist die Rallye Monte Carlo nicht mehr im WRC-Rennkalender gestanden. Jetzt kehrt sie im Januar zurück. Ein „Heimspiel“ für dich? Vor allem ist es die Rallye meines CoPiloten Daniel Elena, stammt er doch aus Monaco. Es ist schade, dass die „Monte“ einige Jahre nicht Teil der Rallye-WM war. Die Organisatoren wollten einen neuen Terminkalender: Einige Rennen blieben drin, andere wurden gestrichen. Leider hatten sie dabei übersehen, dass man trotzdem eine solide Basis braucht: Die Monte wurde gleichzeitig mit dem zweiten französischen Bewerb, der Tour de Corse, aus dem Rennkalender genommen. Es ist gut, dass es die Monte gibt: Für uns Franzosen ist sie etwas ganz Besonderes.

Sébastien Loeb, geboren am 26. Februar 1974 in Haguenau im Elsass, lebt mit seiner Familie in der Schweiz nahe dem Genfer See und damit fast in Sichtweite seiner französischen Heimat.

„Ich hatte nIe eIn VorbIld. damals wusste Ich gar nIcht, was eIne rallye Ist.“


zusaTzBiLD: gEPa PiCTuREs

2011 Wie oft hast du die Monte gewonnen? ich erinnere mich nicht … Insgesamt fünf Mal. Die Monte beinhaltet auch die berühmte Sonderprüfung über den Col de Turini … Daniel hat immer bei der Monte zugeschaut, als er noch jünger war. ich habe damals noch gar nicht gewusst, welche Bedeutung dieses Rennen hat. Hast du als Junge Rallyes besucht? Einmal. ich glaube, es war die Rallye durch die Vogesen. Mein Vater hatte mich mitgenommen. ich war damals etwa zehn Jahre alt. Danach bin ich erst wieder als Fahrer bei einer Rallye dabei gewesen. Hattest du damals eigentlich einen Lieblingspiloten? ich war nie ein Fan von irgendwem. ich wusste ja gar nicht, was eine Rallye ist! Erst mit etwa achtzehn habe ich angefangen, mit meinen Kumpels Rallyes im Fernsehen anzusehen. Damals dachten wir: „unglaublich, was diese Burschen mit ihren autos anstellen.“ Mehr aber auch nicht. Was war dein erster Job? sportlehrer, wie mein Vater. zunächst war er Turnlehrer im Verein und später

regionaler sportkoordinator, bevor er an einem gymnasium unterrichtete. ich sah mich schon in seine Fußstapfen treten. studieren hat mich nicht so interessiert. Hattest du auch einen Traumberuf? Jagdflieger! Daraus ist aber nichts geworden. Man hat mir damals gesagt, dass man dafür höhere Mathematik benötigt. aber einige haben es auch ohne geschafft. Einmal durfte ich in einem Rafale-Kampfflugzeug sitzen und habe mit dem Piloten über dessen ausbildung gesprochen. Er hat mir geschildert, wie er Pilot geworden war, und das hatte nichts mit dem zu tun, was man mir zuvor erzählt hatte. Und dein erster Kontakt mit Autos? Das war bei unserem Nachbarn. ich saß am steuer, er hat mich durch den Hof geschoben. aber ich war zu klein, um die Pedale zu erreichen, und schaukelte nur hin und her. später ließ mich mein Vater gelegentlich auf Feldwegen fahren. Danach habe ich mir das auto hie und da „geborgt“, um damit herumzudriften. Was für ein Typ warst du in der Schule? ich habe kein abitur, weil ich die schule schon nach der 10. Klasse beendet habe.

citroën ds3

Das aktuelle Arbeitsgerät von Sébastien Loeb hat einen 1600er-Motor und fährt sich, laut Loeb, agiler als sein Vorgänger, der C4.

in der Mathematik-abschlussprüfung habe ich damals die volle Punktzahl erreicht, ohne was gelernt zu haben. ich hatte immer gute Noten und musste mich nie anstrengen – Lernen fiel mir leicht. später musste ich doch ein wenig tun. ich wollte unbedingt einen sportwagen haben, und meine Eltern bestanden darauf, dass ich in den Ferien arbeiten ging. Meinen ersten Job bekam ich in einer Fabrik, die Kunststoffteile für Waschbecken und Badewannen herstellte. so habe ich etwas geld verdient und mir gedacht: „Wenn ich weiter arbeite, kann ich mir das auto ganz allein leisten.“ Das war’s dann mit schule. irgendwann hatte ich dann genug von derartigen Jobs und habe ein Jahr lang eine Berufsfachschule für Elektrotechnik besucht und auch meinen abschluss gemacht. Danach gab es wieder einen Job 47


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1997

Peugeot 106 Zwei Jahre nach dem Einstieg siegt Loeb viermal im Nachwuchspokal „Volant jeunes“ auf Peugeot 106. Beginn der Zusammenarbeit mit Daniel Elena.

2000

toyota corolla Die ersten Starts in der Rallye-WM auf einem WRC-Modell: Auf Korsika und in San Remo erreichten Loeb/Elena jeweils die Top Ten.

Bei Loebs im Wohnzimmer: Papa Sébastien ist – sofern nicht unterwegs – ein liebevoller Vater von Tochter Valentine und Ehemann von Séverine, wiewohl hier ein wenig abgelenkt vom iPad.

2006

Pescarolo-Judd Ausflug nach Le Mans: Nach einem Ausfall 2005 belegte Loeb 2006 im Team von Henri Pescarolo Platz 2 (mit Éric Hélary und Franck Montagny).

„Ich lIebe das autoFahren; dIe rallyes; das gerangel. meIne motIVatIon Ist eInFach In mIr drIn – und Ich VerlIere nIcht gern.“ Die Trophäensammlung eines achtfachen Weltmeisters: So eindrucksvoll wie erwartet.

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Loeb in Zahlen:

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Anzahl der französischen RallyeWeltmeister vor Loeb: 1994, Didier Auriol (Toyota)

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Anzahl der Citroën-Modelle, mit denen Loeb seine acht Titel errungen hat: Xsara WRC (drei Titel 2004–2006, 28 Einzelsiege), C4 WRC (vier Titel 2007–2010, 34 Siege), DS3 WRC (ein Titel, 2011, acht Siege)

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Jeweilige Anzahl der Weltmeistertitel der Finnen Juha Kankkunen (Peugeot, Lancia, Toyota) und Tommi Mäkinen (Mitsubishi) − der vor Loeb erfolgreichsten Rallye-Weltmeister

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Die bisher erfolgreichste Siegesserie bei einem Rallye-WMLauf (Deutschland, 2002 bis 2010; im Jahr 2009 fand die Rallye nicht statt)

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Die Anzahl der Werbepartner, die auf das Charisma von Loeb setzen

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Anzahl der Rallyes, die Sébastien Loeb zumindest einmal im Lauf seiner Karriere gewinnen konnte

zUSATzBILDER: DPPI, MCKLEIN, GETTy IMAGES

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Mehr Rennen hat kein Rallyefahrer in der WRC-Geschichte gewonnen (auf Platz 2: Marcus Grönholm [FIN] mit 30 Siegen)

nach dem andern, bis ich intensiv mit Rallyefahren begonnen habe. Das erste selbstverdiente Auto war …? Ein Renault super 5 gT Turbo. Es scheint Bestimmung zu sein, dass du schnell Auto fahren kannst. Deine Eltern sind beide Mathematik- und Turnlehrer am Gymnasium – das könnte der Grund sein, weshalb du so verdammt schnell analysierst und reagierst … Möglich, diese idee ist mir noch nicht gekommen. Ja, mein Vater war französischer Hochschulmeister im Turnen. Von anfang an war ich immer in den Turnhallen mit dabei. auch dann, als er schon als Trainer gearbeitet hat. Es ist extrem wichtig, seinen Körper zu beherrschen und sein gleichgewicht zu schulen. um ein auto schnell bewegen zu können, muss man eins mit ihm werden. ich denke beim Fahren nie ans Fahren: im auto muss man entspannt sein. Pardon: Du denkst nicht beim Fahren? Nein. alles, was ich tue, passiert völlig automatisch. ich hätte auch gar keine zeit, es anders zu machen. Ein Beispiel: Wenn ich während einer sonderprüfung die Bremsbalance ein wenig Richtung Hinterachse verstellen will, ist das ein unvorhergesehener Moment. Natürlich weiß ich blind, welchen Knopf ich dazu nach rechts drehen muss. aber es wird von einer Vielzahl von aufgaben und Entscheidungen überlagert, die parallel zu treffen sind: dem Co-Piloten zuhören, auf die strecke achten, das Tempo dem grip, dem untergrund und dem streckenverlauf anpassen. Es muss alles wie von selbst passieren. ich habe einfach keine zeit, daüber nachzudenken. Hier kommt wohl die gute Beziehung zwischen dir und deinem Co-Piloten Daniel Elena ins Spiel? grundsätzlich erzählt mir Daniel nur das, was ich ihm auf den Besichtigungsfahrten angesagt habe. Die finden dienstags und mittwochs vor dem Rennen statt (maximal zwei Durchläufe für jede Sonderprüfung, Anm.). im ersten Durchgang diktiere ich ihm meine Eindrücke, und im zweiten Durchgang wiederholt er, was ich ihm zuvor gesagt habe. abends gebe ich dem ganzen mit Hilfe von Videoaufnahmen den letzten schliff. Seid ihr immer einer Meinung? Wenn er zu mir „Pass auf!“ sagt, dann nur deshalb, weil ich es ihm vorab so diktiert habe. Er schreibt Wort für Wort das auf, was ich ihm sage. Er ist mein gedächtnis. seine Rolle weicht etwas ab von der eines Co-Piloten bei einer Rallye wie der Dakar, dabei geht’s mehr um Navigation. Weil wir gerade von der Dakar reden …

Dieses Rennen gehört nicht unbedingt zu meinen Favoriten. ich stehe mehr auf Rundstrecken. abenteuer und Landschaft würden mir noch gefallen, aber meine Leidenschaft hat mehr mit Rundstreckenrennen zu tun, weil man sich hier permanent am Limit befindet. Dakar würde ich nur zum spaß machen, mit einem Kumpel am Beifahrersitz. aber das wäre natürlich nicht machbar, da man sich von mir mehr erwartet. Mal sehen, vielleicht später. Ein Formel-1-Start hätte fast geklappt, hätte die FIA dir die Superlizenz erteilt. gelegenheiten wie jene 2009 bieten sich einem nicht jeden Tag. Meine Testsession mit Red Bull Racing war gut. sie hatten geplant, mich bei mehreren gPs fahren zu lassen, doch das war leider unmöglich. Die 24 Stunden von Le Mans hingegen waren ein erfolgreicher Versuch auf der Rundstrecke. Du warst Teil des Pescarolo-Teams, das 2006 Platz zwei belegt hat, und hast danach mit Peugeot wegen eines Starts im Werksteam verhandelt. Warum ist daraus nichts geworden? Der „Job“ hätte zu viel zeit gekostet: ich hatte Tests mit den Rallye-autos C4 und Ds3, nicht zu vergessen die Rennen mit dem C4. Es wurde an beiden Wagen gearbeitet, da mit Jahresende ein Wechsel anstand. Meine Tochter war damals zweieinhalb Jahre alt, und ich wäre innerhalb von zwei Monaten nur drei Tage zu Hause gewesen! Wenn, dann wollte ich die Tests mit Peugeot aber natürlich ernsthaft machen. Die Chance, in Le Mans zu fahren, bietet sich aber wahrscheinlich erneut. Nach acht WM-Titeln: Was motiviert dich heute noch? alles, was ich mache, mache ich gern: ich liebe autofahren; die Rallyes; das gerangel. Meine Motivation ist einfach in mir drin – und ich verliere nicht gern. Wenn ich merke, dass ich gewinnen kann, versuche ich das auch. ich muss niemandem etwas beweisen. Wäre ich nicht mehr bereit gewesen, ein Risiko einzugehen, hätte ich aufgehört. Es ist besser, das auf dem Höhepunkt zu tun und nicht erst, wenn ich besiegt werde. 2011 war ich ganz vorne, obwohl ich schon überlegt habe abzutreten und zu Jahresbeginn auch Rundstreckenrennen bestritten habe. Sébastien Ogier, dein Teamkollege von 2011, ist 2012 kein Konkurrent. Er entwickelt mit VW deren WRC-Auto für 2013. Macht das die Dinge einfacher? Der wichtigste gegner wird Hirvonen sein (2012 und 2013 ersetzt der Finne Ogier bei Citroën, Anm.). Es wird auch keine strategie mehr geben wie im letzten Jahr. Wenn er mich schlägt, dann schlägt er mich. ist er schneller, wird ihm keiner sagen: „Hey, 49


Ein Flug durch schweizerischfranzösisches PostkartenPanorama und ein rares Privileg: Sébastien Loeb holt Autor samt Fotograf des Red Bulletin per Hubschrauber vom Flughafen Genf ab.

warte auf Loeb!“ so läuft das nicht. außer ich bin am Ende der saison vorn und er ist sechster … dann ist es okay. Man hat ja gesehen, was 2011 bei Ford abgelaufen ist. Jari-Matti Latvala war die gesamte saison über schneller, Hirvonen hatte die Punkte, also wurde Latvala jedes Mal gebremst. Wenn Hirvonen 2012 die Monte gewinnt und danach in schweden und Mexiko, wird ihm keiner sagen, dass er auf mich warten soll. Es gibt keinen Nummer-1- und Nummer-2-Fahrer, zumindest nicht zu saisonbeginn. ich denke, die Dinge werden sich – anders als bei Ford 2011 – logischer abspielen. Es war Ogiers Entschluss, 2012 nicht zu fahren. Er hat sich für VW entschieden, das war’s. Eine schlaue Entscheidung? ich habe seine Verhandlungen nicht verfolgt. Wir waren alle der ansicht, er würde bei Ford unterschreiben. ich denke, Ford hatte nicht das Budget, um ihn 2012 ausreichend bezahlen zu können. Über VW habe ich Mitte 2011 auch nachgedacht. ich habe mich aber schließlich für Citroën entschieden, da ich mit diesem Team groß und erfolgreich geworden bin. Citroën hat mir auch gezeigt, wie wichtig ich für sie bin. Meine Karriere befindet sich zudem in einem anderen stadium als die von Ogier. Er ist 28 und hat noch alle zeit dieser Welt. Mir stellt sich eher die Frage, ob ich ein oder doch noch zwei Jahre weitermache. Drei Jahre sind für mich zu weit in die zukunft gedacht. Welcher deiner Konkurrenten hat dir seit deinem ersten Weltmeistertitel 2004 am meisten Mühe gemacht? 50

Loeb-Heintz, das andere Duo Sébastien Loeb schätzt Partner­ schaft. Seit 2005 ist er mit Séverine verheiratet. Dann ist da die unzerstörbare Seelenver­ wandtschaft mit Co­Pilot Daniel Elena, seit 1997. Den noch frühe­ ren Beginn von Loebs Karriere markierte das Zusammentreffen mit Dominique Heintz, einem alten Hasen. „Ich war noch jung, als ich angefangen habe, mich für Rallyes zu interessieren. Ich meldete mich beim Nachwuchs­ bewerb ‚Volant jeunes‘ an. Über Frankreich verteilt gab es 15.000 Teilnehmer und regionale sowie nationale Auswahlverfahren. Dominique wurde auf mich auf­ merksam und hat mich in eines seiner Teamautos gesetzt. Bereits im ersten Jahr, 1995, habe ich gewonnen, aber die Jury hat den Sieg einem anderen Teilnehmer zugesprochen. Im Jahr darauf habe ich im ersten Durchlauf einen Fehler gemacht, aber trotz­ dem das Finale erreicht.“ Das Duo Loeb/Heintz arbeitet noch immer zusammen. Ihr Ziel ist es, jungen Fahrern dabei zu helfen, das „Abenteuer“ weiter­ gehen zu lassen. Als Loeb 2007 Sébastien Ogier mit dem dama­ ligen Citroën­Rallye­Teamchef Guy Fréquelin bekannt machte, steckte die gleiche Idee dahinter:

„Zusammen mit Dominique wollten wir Ogier unterstützen.“ Vorher hatte Loeb Ogier bei einer Rallye in Limousin gesehen, wo auch Loebs Schwager am Start war. Wohl auch Loebs Fürsprache war es, die Fréquelin überzeugte: Bereits 2008 gewann Ogier die Junior­Rallye­WM für Citroën. In der Folge schlossen sich Loeb und Heintz mit dem Renn­ stall PH Sport zusammen, der private Fahrzeuge von Citroën einsetzt. In einer gemeinsamen Gesellschaft sind die Rollen gut verteilt: Heintz ist für den lebens­ nahen, Loeb für den rechtlichen Teil zuständig. Loeb: „Eine Menge Arbeit, wir telefonieren täglich: Man muss Kontakte pflegen und aufbauen, man muss Partner finden und überzeugen. Wenn es uns gelingt, ein oder zwei junge Fahrer zu entdecken, finden wir das natürlich besonders gut.“ Die Position eines Teamchefs liegt da nicht mehr fern, was Loeb auch nicht abstreitet: „Das würde mir ermöglichen, weiter mit dem Rennsport in Verbindung zu blei­ ben.“ Positiv wäre auch, dass Loeb den Job nicht unbedingt braucht, um davon leben zu können. Denn wie er so schön sagt: „Ich habe ein wenig Geld verdient und muss nicht unbedingt arbeiten.“

Loeb über Daniel Elena: „Er ist mein Gedächtnis.“

Sébastien über Séverine: „Sie ist eine gute Co-Pilotin.“

Loeb über Dominique Heintz: „Er hat mich entdeckt.“


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2009

citroën c4 wrc

zusaTzBiLDER: gETTy iMagEs (2), DPPi, gEPa PiCTuREs

Das erfolgreichste Sportgerät unter Sébastien Loeb: Mit diesem Modell holte er vier WM-Titel (2007 bis 2010) und 34 WRC-Einzelsiege.

Bei einigen Rallys war Marcus grönholm (Weltmeister 2000 und 2002; Anm.) sehr schnell. aber er hat mehr Fehler gemacht als ich – und das in entscheidenden Momenten –, weshalb es nicht besonders schwierig war, in der gesamten Meisterschaft vorn zu sein. sein purer speed war aber wirklich außergewöhnlich. Hirvonen ist nicht leicht zu schlagen, weil er konstanter fährt. Ogier ist auf jedem untergrund schnell. Latvala hatte einen schwachen saisonstart, aber auf asphalt ist er schneller als Ogier. auf losem untergrund sind sie beide gleich schnell. Latvala ist also die wirkliche Herausforderung. Im Sommer 2011 hat dich Citroën erneut für ein Jahr, plus ein zusatzjahr, verpflichtet. Wirst du 2013 antreten? ich habe keine Lust, mich zum Fahren zu zwingen. sieben, acht oder neun Titel: Die anzahl verändert mein Leben nicht. ich halte mir gern ein Hintertürchen offen. Wenn ich zur Mitte der saison feststelle, dass ich keine Lust mehr habe, möchte ich aufhören können. ich habe keine Lust, mich eine gesamte saison lang zum Fahren quälen zu müssen. so etwas würde ich nicht wollen. Wenn ich aufhören möchte, ganz gleich womit, möchte ich das sofort tun können. Worauf bist du am meisten stolz?

„Vor san remo 2001 gab es mIch nIcht. nach Platz 2 beI dIeser rallye haben sIch alle grossen teams beI mIr gemeldet.“

auf die acht Titel, meine gesamte Karriere. Vor zehn Jahren habe ich kaum gewagt, davon zu träumen, überhaupt einmal Weltmeister zu sein. und dann bin ich es gleich acht Mal geworden. Vor san Remo 2001 gab es mich nicht (Loeb wurde damals Zweiter, Anm.). Nach der Rallye haben sich alle großen Teams bei mir gemeldet. ab diesem zeitpunkt hat sich alles geändert. Das war damals der startschuss. aber es hätte ebenso schnell wieder vorbei sein können, und ich hätte im Jahr darauf wieder als Elektriker gearbeitet! Kriegt Sébastien Loeb eigentlich immer das, was er möchte? Ja, in der Regel schon. ich versuche es zumindest, aber es ist natürlich kein Kinderspiel. Die Helikopterlizenz zu bekommen war zum Beispiel nicht schwierig: Wenn mich etwas interessiert, dann finde ich immer ausreichend Motivation, um mein ziel zu erreichen. gleichgültig, ob es dabei um den Boots-, Motorrad- oder LKWFührerschein geht. Bei der armee etwa bin ich Panzerfahrer gewesen. ich habe auch immer die Dinge getan, die nützlich sind für mich – deswegen auch der LKWFührerschein. Den konnte ich nur zwei Kilometer von meinem Wohnort entfernt machen, das war also ganz bequem. www.citroen-wrc.com

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Flying Frenchman

nur noch wenige Tage bis zur 3. auFlage des red bull linecaTcher von 11. bis 18. Januar in vars in den Französischen alpen. richard „rich“ permin, europas derzeiT besTer Free­ rider, schnallT sich die skier an und gewährT uns einen blick in seine welT der verTikalen. 52


TEXT: CHRISTOPHE COUVRAT. BILDER: DOM DAHER (2)

richard permin geboren: 9. mai 1985, paris beruF: Freeski足proFi gr旦sse/gewichT: 1,80 m/82 kg wohnorT: annecy, Frank足 reich (sommer), kanada (winTer) leidenschaFT: miT der naTur sein spiel Treiben ersTer swiTch 720 double Tail: sTockholm king oF sTyle 2007 ersTer double cork 1260: saas足Fee, schweiz, 2008


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Unberührte Hänge und eine kräftige Portion frische Luft: In seinem „natürlichen Umfeld“ – rechts in Chatter Creek in British Columbia (CAN) – ist Richard Permin wie entfesselt.

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isher gab es erst wenige Situationen, in denen Richard Permin nein zu einer Abfahrt gesagt hat. Eine erlebte er 3000 Meter über dem Städt­ chen Haines im Südosten Alaskas. Der Wind der Rotorblätter des Helikopters, der ihn auf die Spitze gebracht hatte, verteilte die makellosen Schnee­ flocken. Ganz allein dort oben, betrachtete Permin in der Ferne den friedlichen Hafen im Lynn Canal, dem tiefsten Fjord Nordamerikas. Permin schloss die Augen, atmete tief durch und ging die Line, die vor ihm lag, gedanklich noch einmal durch. Er prüfte den Hang mit seinen fast 45 Grad (100 Prozent!) Gefälle und ließ mit folgenden Worten von der Sache ab: „Phil Meier ist genau an diesem Ort gestürzt, hat sich das Knie zerschmettert und musste mit zwanzig Stichen am Schienbein genäht werden – no chance.“ Der Schweizer wird sich sein Leben lang an diesen Sturz erinnern, Permin an seinen geordneten Rückzug. Diese Geschichte spiegelt exemplarisch die Per­ sönlichkeit des in Paris geborenen Freeriders wider. Permin räumt mit dem Vorurteil auf, Freerider seien Hasardeure. „Einmal habe ich mir drei Rippen auf einmal gebrochen, und beinahe wäre meine Lunge dadurch verletzt worden. Das hat mir echt verdammt Angst gemacht! Ich musste damals ins Krankenhaus

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und stand stundenlang unter Morphium­Einfluss, bevor sie mich haben gehen lassen. Für ein paar Wochen war ich dann völlig außer Gefecht.“ Insgesamt hatte Permin schon dreizehn Rippen­ brüche: Das ist der Preis, den man zahlen muss. Denn Sicherheit ist entweder allgegenwärtig oder nicht vorhanden. Beim Freeriden gibt keinen Spiel­ raum für Fehler. „Man befindet sich in ausgesetztem Gelände, das von Menschen nicht erschlossen ist. Da geht’s ordentlich zur Sache. Du steckst so richtig in der Sch…e! Wenn die Natur beschließt, ihr Spiel mit dir zu treiben, dann tut sie das. Bei der Auswahl dei­ ner Line musst du deshalb immer einen ‚Notausgang‘ parat haben, vielleicht sogar zwei. In Alaska waren aber selbst die Notausgänge eine harte Nummer! Das war Chamonix hoch zehn!“ Wird die Angst nicht durch die Gefahr gebannt, ist sie ständiger Begleiter jedes Extremskifahrers, der dem Gefühl des Nervenkitzels erlegen ist. Das klingt seltsam, doch Permin weiß das: „Sobald du keine Angst mehr hast, machst du Fehler. Ist die Angst gegenwärtig, bleibst du konzentriert und fühlst dich wie in Trance. Du denkst an deine Line, weißt, wann du eine Kurve fährst.“ Permin hat zudem ein eigenes Rezept: In den letzten Sekunden vor dem Start wan­ delt er den Stress in eine Art unsichtbares Adrenalin


BILDER: ERIC BERGER (2)

um. Erst dann lässt er los und fühlt sich wie „der Beste unter den Besten“. Richard Permin legt trotz seiner erst 26 Jahre eine erstaunliche Selbstsicherheit an den Tag, doch immerhin steht er bereits 23 Jahre auf Skiern. Mit seinen türkisblauen Augen, dem blond gesträhnten Haar und einer gewissen Leichtigkeit läuft er spiele­ risch durch die Welt. „Ich bin in Lyon aufgewachsen, und da hat es nicht lange gedauert, bis ich ‚rauf‘ in den Schnee wollte.“ Und Fußball? „Den mochte ich noch nie.“ Als ihr Sohn drei Jahre alt war, brachten Richards Eltern Sylvie und Jacques Permin ihm in kürzester Zeit bei, den Winter zu lieben. Später machte Patrick, Permins Stiefvater, an diesem Punkt weiter. Bereits mit sieben Jahren zog Richard los, um schwerelos über schwindelerregend steile und unberührte Hänge seine Kurven in den Schnee zu setzen. „Als Junge stand ich permanent unter Strom und wäre am liebsten immer und überall runtergesprun­ gen. Beim Skateboardfahren konnte ich mich ein wenig abreagieren. Dabei bin ich allerdings verdammt oft gestürzt, was eher unschön ist.“ Während seine Kameraden weiter den betonierten Rathausplatz besetzten, wurde Richards Spielwiese deshalb das Skiresort La Plagne im Département Haute­Savoie. Obwohl Richard bereits als Teenager ein ziem­ licher Draufgänger war und eher frühreif, stieß er in La Plagne an eine erste Grenze: „Man hat mir gesagt, dass ich zu jung sei für die Skilehrerprüfung.“ Das Mindestalter war siebzehn Jahre, Richard war gera­ de einmal fünfzehn. Aber Richard Permin ließ sich schon damals nichts vorschreiben. Er löcherte seine Eltern so lange, bis sie ihm gestatteten, sein künftiges Leben ganz auf das Skifahren aufzubauen.


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das kleine FreesTyle­abc backcounTry: worTwörTlich „hinTerland“, ideales Terrain FÜr sprÜnge Über naTÜrliche kicker. Freeride: isT das, was FÜr zuschauer am besTen aussiehT und wobei es keine grenzen gibT. also: sehr sTeiles gelände, amTliche hindernisse. kurz: verdammT harT! FreesTyle: mischung aus halF­ pipe, slopesTyle und big air − also all der spass, den man auF der pisTe Über kÜnsTliche hinder­ nisse haben kann. double cork 1260: dreieinhalbFache roTaTion, gern auch kopFÜber! swiTch 900: man FährT swiTch („Falsch“ herum) an, machT eine zweiein­ halbFache drehung in der luFT und kommT somiT „rich­ Tig“ wieder auF. greiFT man sich dabei im Flug miT den händen an die ski, rockT man den Trick miT einem sogenann­ Ten „grab“.

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Mit sechzehn verlässt Richard sein Elternhaus, übersiedelt nach La Plagne und besucht dort das CESNI, ein Institut für nationale und internationale Sportstudien. Außerdem nimmt er Unterricht in der ESF, der Skischule in La Plagne, und das Programm während der Hochschulferien und in der sonst ver­ bleibenden Zeit heißt vor allem: Skifahren. In La Plagne gibt es genügend Möglichkeiten, um seine Technik zu vervollkommnen und auf zahllosen Pisten­ kilometern stets Neues zu entdecken. La Plagne ist das Paradies. Und eine Win­Win­Situation für alle. Für Richards Eltern, die ihr Kind glücklich wissen. Und für Richard, der hier schnell erwachsen wird: „Wir wohnten zu dritt auf fünfzehn Quadratmetern, und einer meiner Zimmergenossen war ein aufmüpfiger Typ von 25 Jahren. Ich musste auch meine Wäsche selber waschen. Da lernst du einfach schnell!“ In seinem Sport fährt Permin erste Siege ein und entwickelt einen aggressiven Style. Als er zwanzig ist, meldet ihn einer seiner Sponsoren beim Big Air in Zürich an, wo sich die Weltbesten versammeln. Permin schafft die Qualifikation, belegt im Finale Platz vier und holt sich damit seine Eintrittskarte für die Jon Olsson Super Session, die X Games und den renommierten Freestyle­Event King of Style. Bereits bei seiner ersten Teilnahme wird Permin Zweiter, bevor er im folgenden Jahr, 2007, den King of Style gewinnt − mit nahezu spielerischer Leichtigkeit. Während Permin nach Annecy nahe Genf über­


BILDER: BLAKE JORGENSON, ERIC BERGER

siedelt und von da an auf den Hängen um La Clusaz und Chamonix an seiner Technik arbeitet, wird man auch in den USA auf ihn aufmerksam. Auf ihn, den hochtalentierten Franzosen, der seine außergewöhn­ lichen Lines über Whistler oder Chatter Creek zieht. Die renommiertesten TV­Produktionen matchen sich um Permins Gunst, ehe Matchstick Productions, eine der bekanntesten Firmen, das Rennen für sich ent­ scheidet. Permin ist begeistert: „Seitdem ich denken kann, wollte ich mit denen drehen. Ich bin der einzi­ ge Europäer, der bei ihnen unter Vertrag steht.“ Die Arbeit selbst in den USA ist nicht einfach, so Permin: „Man muss einfach Eier haben und sich für viele Monate ins US­Exil begeben. Es geht dort einfach anders zu: Die Amerikaner lieben es, sich in Szene zu setzen. Außerdem sind sie die absoluten Perfektionisten. Dank ihrer Aufnahmen sieht man jedes Jahr, was sich skifahrtechnisch verändert.“ Doch wenn er einen Film macht, fühlt Permin sich total gut: „Man ist dabei nicht wie bei einem Contest auf ein bestimmtes Gebiet beschränkt. Du selbst bestimmst, wo du fährst und welchen Sprung du wählst. Du springst nicht über einen Fels, um über einen Fels zu springen. Du suchst dir eine Line, und die muss einfach ästhetisch sein. Du fühlst dich wie ein Maler vor einer weißen Leinwand.“ Inzwischen hat Permin auf einigen der unglaub­ lichsten Spots dieses Planeten seine Duftmarken

Richard Permin über seine Art, Ski zu fahren: „Du bestimmst, wo du fährst, welchen Sprung du wählst. Du springst nicht über einen Fels, um über einen Fels zu springen. Du suchst dir eine Line, und die muss ästhetisch sein. Du bist wie ein Maler vor einer weißen Leinwand.“

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Red Bull setzt sich für unseren Sport ein, was enorm wichtig für uns ist.“ Bisher konnte er den Red Bull Linecatcher, sprich die beiden Runs, die man braucht, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, aber noch nie als Bester beenden. „Natürlich gibt es so etwas wie Kampfgeist. Aber da spielt noch einiges mit hinein. Wenn man sieht, wie ein Kumpel einen Trick oder sonstiges macht, will man es besser machen, sprich: noch einen draufsetzen.“ Wie schwierig sind die Hänge in Vars eigentlich, vergleicht man sie mit den Pisten für normale Ski­ fahrer? Richard Permin mit breitem Lächeln: „Eine schwarze Piste? Die fahre ich rückwärts runter.“ www.redbulllinecatcher.com

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BILDER: ERIC BERGER

hinterlassen, darunter Tulsequah in British Columbia, an der Grenze zu Alaska. Der letzte Winter brachte dann vier Monate Filmaufnahmen in Kanada an der Seite von Stars wie Travis Rice und Candide Thovex, Titelträger des Red Bull Linecatcher und Vorbilder für Permin. Sie alle hatten nur ein Ziel: Unglaubliches zu produzieren. Und sie waren bereit, zu investieren: Für eine Filmspule von acht Minuten braucht es einen ganzen Winter. Permin: „Die Lines wurden vorab sondiert. Einmal hat es zehn Tage gedauert, bevor wir sie schließlich fahren konnten. Vor allem die Lichtbedingungen mussten absolut perfekt sein.“ An den Wartetagen langweilt man sich natürlich zu Tode, erzählt Permin, der zum Ausgleich mit dem kanadischen Freeskier Sean Pettit Abfahrten durch die Wälder rund um die Lodge unternahm, wo ge­ wohnt wurde. Manchmal waren die beiden auch auf dem Ski­Doo unterwegs. Pettit und Permin, ein un­ zertrennliches Paar? Permin: „Sean schafft es immer wieder, einen zu motivieren.“ Und wie ist das mit Per­ mins Landsmann Candide Thovex? „Er ist der Beste und der Vielseitigste.“ Doch Permin steht Thovex in nichts nach: 2011 wählte ihn beim Freeski Film Festi­ val IF3 eine Jury aus Fans und Fachleuten zum besten Skifahrer Europas – die Krönung für ihn. Der kommende Red Bull Linecatcher in Vars ist für Permin ein Heimspiel, bei dem seine Freunde und die Familie vor Ort sein werden. „Das Konzept ist super!

Extrem-Freeskier wie Richard Permin haben einen speziellen Zugang zum Thema Schwierigkeit: „Eine schwarze Piste? Die fahre ich rückwärts runter.“


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Wir wünschen Ihnen bessere Unterhaltung.


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Immer, wenn es „ Klick, klick!“ macht …

… steigt in Viktoria Rebensburg ein Gefühl von Freiheit auf. Wieso? Das und noch mehr erfahren Sie im Interview mit Bayerns wildester Olympia-Siegerin. Interview: Jan Cremer, Bilder: Gian Paul Lozza

RiesentorlaufTraining am Mölltaler Gletscher: Viktoria Rebensburg, in ihrem ureigensten Element.

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” Ich fahre vIelleIcht eIn wenIg anders, das möchte Ich auch … aber wIld? wIe defInIeren sIe denn ‚w Ild‘? “

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” da dachte Ich: hey, wahnsInn, vor eInem Jahr hast du olympIa gewonnen! “ red bulletin: Viktoria Rebensburg, seit eineinhalb Jahren wissen Sie, wie es sich als Olympiasiegerin lebt. Ver­ raten Sie’s uns? viktoria rebensburg: Im Alltag ändert sich kaum was. Und ich glaube, dass ich das wirkliche Olympiasiegerinnen-Gefühl wohl erst in ein paar Jahren haben werde, wenn ich mal zurückschaue. Jetzt blitzt es immer wieder auf, zwischendurch. Wie darf man sich das vorstellen? Zum Beispiel bei der Weltmeisterschaft in Garmisch-Partenkirchen … … wo Sie im Riesentorlauf Fünfte wur­ den, „nur“ Fünfte, wie man angesichts Ihrer Erwartungen wohl sagen muss … … ja, aber ich wollte jetzt von Tina Maze erzählen, die ähnlich überraschend Weltmeisterin wurde, wie ich Olympiasiegerin geworden war. Ich stand im Ziel und habe verfolgt, wie Tina gejubelt hat, von TV-Station zu TV-Station gereicht wurde und wie sie all das irgendwie gar nicht begriffen hat, man konnte ihr das richtig ansehen. Es war, als hätte ich diesen Tag in Whistler noch mal erlebt, aus einer anderen Perspektive, und habe mir gedacht: Hey, Wahnsinn, vor einem Jahr hast du Olympia gewonnen! Ihr erster Weltcupsieg kam erst nach dem Olympiasieg – eine ungewöhnliche Reihenfolge. Als Sie in Sölden 2010 Ihr erstes Weltcuprennen gewannen, wurde der Olympiasieg dadurch auf irgendeine Art, sagen wir, realer? Sie meinen, ob ich ihn bestätigt habe? Ich wollte diesem Wort ausweichen … Sie werden sich wundern, aber so hatte ich das nie gesehen. Ich habe erst im Nachhinein realisiert, dass es eine besondere Art von Erwartungsdruck gegeben hatte. Erst als mich ein paar Journalisten fragten, ob ich jetzt froh sei, bewiesen zu haben, dass der Sieg kein einmaliger Glückserfolg war. Glückserfolg – nein, auf diese Idee wäre ich nie gekommen, weil ich schon bei den Junioren mehrfache Weltmeisterin war und immer wusste, dass ich die Fähigkeiten habe, auch im Weltcup ganz vorne zu sein. Sie haben danach die Weltcup­Gesamt­ wertung im Riesentorlauf gewonnen. Vielleicht nicht so prestigeträchtig wie der Olympiasieg, aber sportlich wohl wertvoller, weil damit die Leistung 62

einer gesamten Saison abgebildet wird. Sie haben mit gerade mal 22 Jahren zwei der größten Ziele, die man in einer Karriere haben kann, schon erreicht. Was soll als nächstes kommen? Zunächst möchte ich mich in den schnellen Disziplinen verbessern, Super-G und Abfahrt, und irgendwann den Gesamtweltcup gewinnen. Die Ziele gehen mir so schnell nicht aus! Aber wenn doch? Die Frage muss an­ gesichts des Tempos, mit dem Sie Ihre Karriere angehen, gestattet sein. Ihr großes Idol Katja Seizinger hatte mit 26 genug. Ich finde das nicht schlimm. Katja hatte mit 26 alles gewonnen. Wenn man alles erreicht hat, der Spaß nicht mehr da ist, kann man doch sagen: Okay, das war’s. Was macht Katja Seizinger zu Ihrem Vorbild? Sie waren noch nicht einmal

zehn, als sie im Jahr 1999 ihre Karriere beendete. Ich war einfach als Kind ein Riesenfan von ihr. Als sie in Bad Wiessee am Tegernsee auf Reha war, habe ich eine Autogrammkarte von ihr bekommen. Man sieht sie darauf mit ihren Weltcupkugeln und Medaillen, und auf die Karte hat Katja „Für Viktoria“ geschrieben. Zu meinen Eltern habe ich gesagt: So erfolgreich möchte ich auch mal sein. Mittlerweile sind Sie mit Seizinger ja gut befreundet. Das wäre zu viel gesagt. Wir telefonieren ab und zu. Es war das Größte für mich, als wir uns vergangenes Jahr anlässlich der WM in Garmisch getroffen haben. Wir verbrachten einen sehr netten Nachmittag. Es hat mich sehr gefreut, sie und ihre Familie besser kennenzulernen. Und doch hat sie in ihrer Karriere nie


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den Riesentorlauf­Weltcup gewonnen. Der Riesentorlauf gilt als die technisch anspruchsvollste Disziplin – dass man gerade darin als junge Läuferin eine Saison lang so konstant sein kann, noch dazu mit einem so draufgängerischen Stil wie dem Ihren, hat viele erstaunt. Ich habe immer gewusst, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Schnelle Schwünge bin ich schon immer gefahren. Im letzten Jahr habe ich mich aber noch mal weiterentwickelt, was die Konstanz anbelangt. Ich bin mittlerweile sehr stabil, und es gelingt mir, meine Leistung im Rennen abzurufen. Höhen und Tiefen gibt es natürlich immer. Nach der WM in Garmisch bin ich zum Beispiel in ein richtiges Loch gefallen. Stellen Sie sich vor, da bereitet man sich in Wahrheit sein Leben lang auf ein Rennen vor, ordnet alles unter, fiebert diesem großen Höhepunkt entgegen … … und dann nimmt man das Fiebern allzu wörtlich. Sie wurden vor der WM krank. Wie rappelt man sich nach so einer Enttäuschung wieder auf? Ich war zu Beginn richtig verloren. Da habe ich schon ein paar Tage gebraucht, bis ich zu einer Art Trotzreaktion gefunden habe: Okay, hab ich dann gesagt, jetzt gehst du auf den Weltcup los. Wie darf man sich die Viktoria Rebens­ burg vorstellen, wenn’s eine Enttäu­ schung zu verdauen gilt? Sperrt sie sich ein und redet mit niemandem? Ich bin damals nach Hause gefahren und habe mich mit meinem vertrauten Umfeld ausgetauscht. Unter anderem mit meinem Physiotherapeuten Max Merkel, bei dem ich in der Zeit sehr oft war. … der Physiotherapeut, der Sie und Katja Seizinger bekannt gemacht hat. Ja, wobei Max viel, viel mehr ist als ein Physiotherapeut. Der Max ist eine sehr wichtige Person in meinem Leben, der mich schon sehr lange betreut. Als ich die Geschichte mit Sebastian Vettel und seinem Physio Tommi Parmakoski las, hat mich das stark an unsere Zusammenarbeit erinnert. Es wird gesagt, dass Sie Ihren eigenen Kopf haben. Das kann gut sein. (Grinst.) Man sagt auch, Sie pflegen einen sehr untypischen Umgang mit Ihren Trai­ nern, wollen in Entscheidungen ein­ gebunden werden, diskutieren häufig. Ich bin zwar erst 22 Jahre alt, habe aber schon viel Erfahrung und deswegen auch meine eigenen Vorstellungen. Ich bin aber immer offen und lasse mich durch gute Argumente überzeugen. Gemeinsam mit dem Trainerteam entscheiden wir dann, was für mich das Beste ist. Ihr Stil wird als wild bezeichnet …

… ich fahre vielleicht ein wenig anders, das möchte ich auch … aber wild? Wie definieren Sie denn „wild“? Risikobereiter? Wenn man Rennen gewinnen will, muss man ein Risiko eingehen. Allerdings finde ich, dass ich einen besonderen Stil fahre. Dem bin ich auch treu geblieben, als ich noch mehr Fehler gemacht habe. Ich habe gewusst, der Weg passt, den muss ich nur perfektionieren. Wenn man Skirennläufern die Stoppuhr wegnimmt, würden die trotzdem mer­ ken, wer gewonnen hat? Was ich damit meine: Merkt man selbst, ob man ein gutes Rennen fährt? Überhaupt nicht! Wenn ich ein gutes Gefühl beim Fahren habe, ist es meistens nicht so gut. Wenn ich unterwegs denke: Super, alles gut erwischt!, war ich selten schnell. Umgekehrt gilt das auch? Ja, absolut. Oft denke ich im Lauf: Hey, was machst du da? – Und dann komme ich ins Ziel, und die Zeit ist super.

” In der abfahrt gehe Ich es langsam an. da gebe Ich mIr ZeIt, da taste Ich mIch heran. “ Warum ist das so? Ehrlich, keine Ahnung. Vielleicht kämpft und greift man bei einem schlechten Gefühl noch mehr an. Wie sehr prägen Sie sich denn eine Strecke ein? Es gibt ja Läufer, die könn­ ten einen Lauf auch blind fahren, die haben ihn richtiggehend auswendig gelernt. Ich bin eher eine Bauch-Skifahrerin, ich brauch dieses Bauchgefühl. Klar, ich schaue mir bestimmte Passagen, die

taktisch wichtig sind, genau an. Aber der Rhythmus im Lauf, der kommt bei mir automatisch. „Der kommt automatisch“ … vielleicht eine dumme Frage: Woher kommt der? Sie kämpfen schließlich da bei 70, 80 km/h um Hundertstelsekunden. Das ist wahrscheinlich eine Kombination aus Instinkt und Selbstvertrauen. Was ich früher nicht so gewusst habe, aber inzwischen weiß, ist, dass ich im Rennen eine große Stärke aufbaue. Ich werde vor einem Rennen immer sehr ruhig. Ich weiß einfach, dass ich meine beste Leistung abrufen kann. Ich würde gerne auf diesen Schritt in die schnellen Disziplinen zurückkom­ men, den Sie zu Beginn angesprochen haben. Ihr doch eher riskanter Stil, Ihr bemerkenswerter Ehrgeiz, Ihr bayrischer Hang zur Dickköpfigkeit, zugleich Ihr Selbstvertrauen – macht das in Summe die Abfahrt nicht auch zu einem beträchtlichen Risiko? Zunächst ist ja der Super-G meine zweite Disziplin. Da war ich letztes Jahr Zehnte im Weltcup, da ist man kein Rookie mehr. Und dann konnte ich diesen Sommer in Chile viel Speed-Training machen, da kam noch mal zusätzliche Erfahrung dazu. Und in der Abfahrt? Wenn’s auch vielleicht blöd klingt im Zusammenhang mit der schnellsten Disziplin: Ich geh’s langsam an. In der Abfahrt sind die Erfahrensten vorne, die mit den meisten Abfahrtskilometern in den Beinen. Jahr für Jahr kommen die gleichen Abfahrten mit sehr ähnlichen Kurssteckungen. Da gebe ich mir also Zeit, da taste ich mich heran. Angst? Ganz am Anfang war bei der Abfahrt schon auch Angst dabei, aber die wandelt sich mit der Zeit in Respekt um. Das ist so ein Prozess, immer weniger Angst, immer mehr Respekt. Wie viel Spaß macht es Ihnen eigent­ lich, dass Ihr Jahr aus zehn Monaten Winter besteht? Sie verbringen ja auch den Sommer entweder auf dem Glet­ scher oder in Weltgegenden, die gerade Winter haben. Wenn es extrem kalt ist, dann denke ich mir manchmal, am Strand wär’s jetzt schöner. Aber egal wie mühsam es ist, auf den Berg zu kommen, egal wie viel man schleppen muss, wenn ich in die Bindungen reintrete und es „Klick, klick!“ macht, dann habe ich ein Gefühl von Freiheit, und das macht es aus. Egal wie viele Trainer dort stehen und Funkgeräte piepsen? Egal. www.viktoria-rebensburg.com

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HURRIKANWARNUNG FÜR MOSKAU

Er ist der Jüngste, er ist zum ersten Mal dabei, und er ist wahnsinnig talentiert: El Niño kämpft in Russlands ältestem Zirkus gegen die besten Breakdancer der Welt. Auge um Auge, Move um Move. Red Bull BC One. Text: Florian Obkircher, Bilder: Denis Klero

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Er dreht sich und dreht sich und dreht sich. El Niño ist einer der besten B­Boys der Stunde. Sein Stil: Allrounder. Von seinen Onkeln – selbst Breakdance­Legenden – hat der 21­Jährige die klassi­ schen Tricks gelernt. Mit seinen Freunden kreiert er akrobatische Powermoves.



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El Niño beim Training vor dem großen Wett­ kampf. Seine größte Stärke sieht er in sei­ ner extremen Ausdau­ er. „Ich glaube, dass zu viel Training dem Körper eher schadet. Ich tanze ungefähr drei Mal pro Woche vier Stunden. Dafür spiele ich viel Basket­ ball, das steigert die Ausdauer, die wieder­ um beim Breakdance in Wettkampfsituatio­ nen äußerst wichtig ist – vor allem in den späteren Runden.“

Die Scheinwerfer gehen an. Rote und blaue Lichter zischen durch die Arena des Nikulin­Zirkus. Der DJ lässt die Nadel auf die Platte gleiten. Bumm! Jubelschreie böllern von den Rängen. Ein Typ mit Dreadlocks be­ tritt die schwarze, kreisrunde Bühne und brüllt ins Mikrofon: „Moscow! Are you readyyyy?!“ 3500 Fans springen von den roten Holzsitzen und reißen die Arme in die Höhe. Viele von ihnen haben stunden­ lang bei Schneefall und Minusgraden vor den Toren von Russlands dienst­ ältestem Zirkus am Moskauer Zwet­ noi­Boulevard ausgeharrt, um Rest­ tickets zu ergattern. Für Red Bull BC One, die inoffizielle Breakdance­ Weltmeisterschaft. Die sechzehn besten Tänzer der Welt treten im K.­o.­Modus gegeneinander an. Auge um Auge, Move um Move. Hinter der Bühne, im Trainings­ raum der B­Boys, herrscht Schwei­ gen. Gummisohlen von Sportschuhen quietschen auf dem Holzboden. Rox­ rite aus den USA tanzt sich auf dem kleinen Dancefloor ein. El Niño starrt geradeaus. Der US­Amerikaner mit venezolanischen Wurzeln atmet tief und langsam ein und aus. Außerhalb des Rings heißt er Alex Diaz. Obwohl er mit seinen 21 Jahren der Jüngste bei Red Bull BC One ist, tanzt er schon länger als die meisten seiner Mitbewerber. Bereits als Baby war er Teil der Szene. Der New Yorker Breakdance­Pionier Float wechselte ihm die Windeln. Und stupste ihn dabei an den Füßen, so dass er sich am Rücken drehte. Mit drei bekam er von seinen Onkeln Breakdance­ 67


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Unterricht, 1997 von seinem Cousin den Künstlernamen „El Niño“ – nach dem Hurrikan: „Mann, du bist wie El Niño, wenn du tanzt!“ Als Vierzehn­ jähriger war er mit Rapperin Missy Elliott auf Tour und stand mit Busta Rhymes auf der Bühne. Die große Chance kam im Septem­ ber 2011 mit der Einladung zur Red Bull BC One­Ausscheidung nach Chicago, der Qualifikation für das Weltfinale in Moskau. El Niño ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen. „Das ist, wie wenn du ewig in einem Job arbeitest und alles gibst, um befördert zu werden – und plötz­ lich klappt’s“, erklärt er. „Wenn du eine Red Bull BC One­Teilnahme im Lebenslauf stehen hast, brauchst du dir um Jobangebote erst mal keine Sorgen zu machen.“ Und: „An diesem Wochenende schaut die ganze Break­ dance­Welt via Internet­Stream zu!“ Sein Blick gleitet hinüber zu sei­ nem Gegner in der ersten Runde, dem Portugiesen Lagaet, der ein paar Meter weiter Dehnübungen macht. Für einen Moment treffen sich ihre Augen. Plötzlich: Dong! Die Glocke läutet, sein Name wird aufgerufen. El Niño zuckt zusammen und springt auf. Er lässt den Kopf kreisen, hüpft wie ein Boxer von einem Fuß auf den anderen. Das Tor zum Ring öff­ net sich. Tosender Applaus dringt herein. El Niño schnauft ein letztes Mal durch – und tritt ins gleißende Scheinwerferlicht. Es ist heiß, es ist laut. Die Schein­ werfer blenden ihn, er bedeckt seine Augen. Als er die Hand wegnimmt, wandert sein Blick über die Tribü­ nen. Die Fans johlen, sie wollen Action sehen. Dann bleibt El Niños Blick hängen. An seinem Gegner auf anderen Seite des Kreises: Lagaet. Augenkontakt. Der Portugiese deutet in seine Richtung. Los, komm schon, zeig, was du kannst. El Niño kennt dieses psychologische Spielchen: Wer betritt den Cypher, den Ring, zuerst? Denn: Der Erste hat’s schwerer. Es ist leichter, auf die Moves des Gegners zu reagieren, als sie vorzulegen. Beide B­Boys rudern mit den Armen, wieseln am Rand der Bühne auf und ab. Keiner macht den ersten Schritt. Plötzlich geht El Niño in die Hocke. Demonstrative Verweige­ rung. Zu viel für Lagaet. Er betritt den Ring, schreitet entschlossen in Richtung seines Gegners, wedelt mit 68

„Es ist der nerven­ aufreibendste Moment eines Battle, wenn du vor den Judges stehst“, sagt B­Boy El Niño. In der zweiten Runde entscheiden die Juroren gegen ihn – und für den späteren Champion Roxrite. El Niño kann damit leben. Schließlich ist Roxrite wie ein großer Bruder für ihn.


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den Armen wie ein Hühnchen mit den Flügeln: El Niño, du Angsthase! Das lässt der nicht auf sich sitzen und schnalzt ihm die Basketballmütze vom Kopf. Solche Gesten sind Teil der Show. Wichtig dabei: Der Körper des Gegners darf dabei keinesfalls berührt werden. Lagaet legt los. Erst Toprocks, elegante Schrittkombinationen, flinke Bewegungen, die an asiatische Kampfsportarten erinnern, immer schneller. Übergang zur Windmill – bei „Windmills“ oder „Flares“ berüh­ ren nur die Hände oder Schultern den Boden, der Rest des Körpers wirbelt durch die Luft –, dann eine gewaltige Drehung zurück in den Stand. El Niño scharrt nervös auf seiner Seite, deutet an: Ich bin dran, genug damit – und stürmt in die Bühnenmitte. Er kontert mit akrobatischer Beinarbeit, wech­ selt dann in den „Flugmodus“, dreht sich, auf den Händen, auf dem Kopf, auf den Schultern – und beschließt den Auftritt mit einem perfekten Freeze, einem Kopfstand mit ange­ winkelten Beinen. Zwei Minuten später treten die B­Boys vor die fünf Juroren. Stille im Saal. Die Richter reißen ihre Schilder nach oben: El Niñooooooooo! Der US­Amerikaner wirft die Arme in die Höhe, lächelt befreit, die erste Hürde ist genommen. Kurzer Handshake mit Lagaet und schneller Abtritt. Sein nächster Gegner: Roxrite. Der US­B­Boy gilt in diesem Jahr als Favorit. Jeden großen Bewerb in der Breakdance­Welt hat der schlaksige Endzwanziger bereits gewonnen – nur dieser hier fehlt ihm noch. Wichtiger für El Niño in diesem Mo­ ment aber: Roxrite ist wie ein großer Bruder für ihn, sein großer Held. Die beiden kennen sich seit 2002. „Es war beim Red Bull Lords of the Floor in Seattle“, erinnert sich Roxrite an seine erste Begegnung mit El Niño. „Er hat den Contest gewonnen und war gerade mal elf. Unglaublich, dachte ich, wer ist dieser Stöpsel?“ Seitdem verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft. Sie sind in der gleichen Crew, reisen oft gemein­ sam zu Wettbewerben. „Natürlich kämpfst du gegen deinen kleinen Bruder anders als gegen einen Typen, den du nicht kennst“, sagt Roxrite. „Andererseits darfst du dich davon nicht irritieren lassen, denn am Ende wollen wir beide gewinnen.“ 69


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Auch El Niño ist nicht eben glück­ lich über die Auslosung, das sieht man ihm an. Betreten lächelnd fallen die zwei sich brüderlich in die Arme. „Ich liebe dich“, sagt der Jüngere. „Aber im Ring kenne ich kein Erbarmen.“ Zwanzig Minuten später stehen die beiden einander auf der Bühne gegen­ über. Ein letzter Abschlag, dann geht’s los. Der DJ legt einen Latino­Beat auf, Roxrite streicht sich die Wollmütze aus der Stirn, zieht sich die Hose rauf und legt mit Toprocks los, dann mit einem Freeze in die Horizontale. Er dreht sich um die eigene Achse, wie­ der und wieder. Sein Stil ist präzise, genau auf den Punkt, genau auf den Beat. Roxrite ist der Routinier im Feld, kein Freund marktschreierischer Akrobatik, dafür ein Meister der Taktik und der sauberen Moves. Dann El Niño. Zwar hält er sich in diesem Kampf mit neckischen Gesten zurück, beim Tanzen selbst aber ist nichts zu sehen von über­ zogenem Respekt vor dem „älteren Bruder“. Gefinkelte Uprocks, Wind­ mills, Turtles, Freezes, Headspins, Handhops. Das Publikum reißt es von den Sesseln – tosender Applaus. Als die beiden vor die Judges treten, hat El Niño ein gutes Gefühl. Dann gehen die Tafeln hoch. El Niño. El Niño. Roxrite. Roxrite. Und: Roxrite. El Niño blickt kurz zu Boden, aus in der zweiten Runde. Dann wendet er sich seinem Gegner zu, klatscht, die beiden umarmen sich. Der Jüngere flüstert dem Älteren ins Ohr: „Hör zu, du hast mich rausgeworfen, jetzt musst du’s auch gewinnen.“ Und das tut Roxrite. In einem hals­ brecherischen Finale gegen B­Boy Lil G aus Venezuela. Als der letzte Juror seine Holztafel mit Roxrites Namen in die Höhe reißt, stürmt El Niño mit seinen Kollegen auf die Bühne und fällt ihm um den Hals: „Er war unglaublich. Auch wenn Lil G mit seinen härteren Moves das Publikum auf seiner Seite hatte – Roxrites Kom­ binationen waren sauber und perfekt ausgeführt. Ein absolut würdiger Sieger.“ Er klopft seinem strahlenden Freund auf die Schulter. Auf die Frage nach einem Resümee seines Moskau­ Trips zeigt der Jungspund grinsend auf Roxrites Red Bull BC One­Cham­ piongürtel und sagt: „Wir zwei sehen uns nächstes Jahr, wir haben noch eine Rechnung offen.“ www.redbullbcone.com

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For Girls and Boys

JAN 14TH | AVORIAZ (FRA) JAN 29TH | BARDONECCHIA (ITA) FEB 4TH | BIALKATATRZANSKA (POL) FEB 11TH | ASTUN (ESP) FEB 25TH | NESSELWANG (GER) MARCH 3RD | SPITZING (GER) MARCH 10TH | LINDVALLEN (SWE) MARCH 18TH | DAMUELS (AUT) MARCH 31ST | LEYSIN (SUI) More info: www.facebook.com/BurtonEurope Questions and Registrations, contact Rider Service info@burtonparkjamtour.com or 00800 287 866 13 (Toll Free)


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ELYAS M’BAREK HARTER MACHO, TOTAL LIEB

 : Sie sehen vielleicht nicht so aus, aber Sie sind ein Bayer, dessen Mutter aus Österreich stammt?  ’: Ja, ich bin in münchen geboren und aufgewachsen, aber mein Vater ist Tunesier. Sie haben einen österreichischen und tunesischen Pass – keinen deutschen? Wegen der EU ist das doch mittlerweile eh wurscht, und mir ist egal, was bei mir im Pass steht. Sie fühlen sich aber als Deutscher? Na klar, mich ärgert auch, dass ich nicht wählen darf. aber wenn ich das Thema anspreche, wird meine mutter echt energisch. Zu wem halten Sie beim Fußball? da bin ich für Österreich, aber ich halte halt gerne zum Underdog. Sie haben als Schauspieler nur einmal einen Österreicher gespielt, bei „Doctor’s Diary“ sind Sie Dr. Maurice Knechtelsdorfer aus Wien. Mit einem ungewöhnlichen Akzent … Ja, ich sollte sprechen wie ein Österreicher, der versucht, hochdeutsch zu reden. das haben wohl nicht alle verstanden. Es gab einige Kritik von meinen landsleuten, die den akzent aufgesetzt fanden. Ansonsten sind Sie ja im Film eher auf den Türken abonniert – nervt das? Nein. ist doch toll, dass ich diese rollen spielen darf. Viele Schauspieler haben ja eine Nische, die sie bedienen. Sie spielen häufig Charaktere, die jünger sind als Sie. Wie schaffen Sie diese Verjüngung? bei dreharbeiten herrscht alkohol- und rauchverbot. Generell treibe ich viel Sport. im Kinofilm „Türkisch für anfänger“, basierend auf der bekannten Serie, spiele ich wieder Cem, der ist anfang 72

zwanzig. Für den Film hatte ich zwei monate Vorbereitungszeit. mit Personal Trainer und strenger diät. ich habe nur Wasser getrunken, und davon fünf liter am Tag. Wollten Sie schon als Kind Schauspieler werden? ich habe schon in der Grundschule bemerkt, dass ich einen Hang dazu hatte, mich vor anderen darzustellen. da gab es so ein Schlüsselerlebnis, in der zweiten Klasse oder so. meine lehrerin hat mich aufgerufen, und ich wusste, wenn ich das und das sage, dann ist das lustig. Und

„Ich stand gerne im Mittelpunkt. Deswegen wurde ich auch Ministrant.“ tatsächlich, alle haben losgelacht. ich kann mich heute noch an diesen moment erinnern, das hat sich sehr gut angefühlt. Der Klassenclown also? das weniger, aber ich mochte, wenn mir leute zuhörten. das war auch ein Grund, warum ich ministrant geworden bin, weil ich es so cool fand, wenn man da rauskam und mit dem Weihrauch hin- und herschwenkte, dass man so im mittelpunkt stand. man hatte halt ein Publikum. Welcher Kollege beeindruckt Sie? matthias Schweighöfer. ich mag sein Komödien-Talent, aber auch wie genau und präzise er spielt. dann sieht er total gut aus, das ist ein richtiger Typ. außer-

dem kann ich mich sehr mit moritz bleibtreu identifizieren. in „Knocking on Heaven’s door“ hat der so einen fiesen mafioso gespielt, und alle dachten, wie geil ist der denn! Und trotz dieses anderen aussehens hat er unglaublich viel erreicht. Er hat die Kurve von diesem ersten auftritt zu ganz großen Filmproduktionen geschafft. Worum geht es in Ihrem neuen Film „Offroad“? das ist ein roadmovie, das ernste Seiten mit komödiantischen Zügen hat. Nur Komödie wird dem Ganzen nicht gerecht und trifft es nicht, es ist viel mehr. Würden Sie mit Nora Tschirner, Ihrer Partnerin in dem Film, auch privat einen Roadtrip machen? Nora redet manchmal sehr viel, da könnte es sein, dass ich nicht zu Wort komme. ich kenne Nora, wir sind befreundet, haben auch schon ’ne menge zusammen unternommen, ich liebe sie! aber ein roadtrip wäre mir dann doch zu viel. „Offroad“ läuft am 12. Januar an. Was sind die Projekte danach? „Türkisch für anfänger – der Kinofilm“ kommt am 15. märz in die Kinos. der gleichnamigen Serie habe ich ja meine Karriere zu verdanken. der autor bora dağtekin hat mich dabei entdeckt. beim Vorsprechen bin ich damals beim regisseur durchgefallen, weil ich zu alt war und so. bora hatte zufällig die Vorsprechdemobänder gesehen und wollte mich dann trotzdem. deswegen liegt mir das ganz besonders am Herzen. außerdem liebe ich Cem. diese rolle ist so cool, weil ich da alles machen durfte und mich total austoben konnte. Es war wie ein Spielplatz. Nach außen der harte macho, der eigentlich total lieb ist. Geil!

bild: NormaN KoNrad

Seine Mutter ist Österreicherin, sein Vater Tunesier, er ist Bayer und vor der Kamera Türke. Elyas M’Barek über Patriotismus-Probleme und das Geheimnis ewiger Jugend.


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Schnitzel, Pommes und Trachtenpärchen. Dem bayrischen LeinwandTürken Elyas M’Barek ist nicht so wichtig, was in seinem Pass steht.

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Auf den ersten Blick Eishockey, auf den zweiten Downhill-Racing. Im Auge des Kenners: Red Bull Crashed Ice, die h채rteste Versuchung, seit es Schlittschuhe gibt. Text: Werner Jessner, Bilder: J체rgen Skarwan

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Eis mit


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R Die schnellsten Männer der Red Bull Crashed Ice World Championship: Vorjahressieger Arttu Pihlainen (FIN) und seine Verfolger, das kanadische Brüderpaar Kyle und Scott Croxhall (von oben). Mit entscheidend: der Schliff der Schuhe.

acers ready?“, ruft der Startrichter. „Watch the gate …“ Vier Augenpaare fixieren den Eiskanal, steil, tückisch, gespickt mit Einfach- und Doppelsprüngen, mit Anliegern und Wellen. Jetzt nur ja den Start gewinnen, jetzt nur keinen Fehler machen. Präsenz zeigen, damit die anderen Athleten erst gar nicht auf den Gedanken kommen, dass man heute angreifbar sein könnte. Den Sound des DJs haben die Sportler oben am Startturm längst ausgeblendet, jetzt zählt nur noch die Stimme des Startrichters. Sobald sich das Starttor öffnet, verschwimmt die Welt in einem gleißend weißen Schlauch aus Adrenalin und Endorphin, ein köstlicher Rausch, der im Ziel längst nicht vorbei sein muss: Die zwei Schnellsten dürfen jeweils wieder an den Start, so lang, bis noch vier Rider übrig sind. Die machen sich dann das Finale untereinander aus. 2011 hat sich der Kampf um den Titel im Ice Cross Downhill zu einem regelrechten Culture Clash jener Schulen zugespitzt, die auch im Eishockey dominieren: der skandinavischen und der kanadischen. Zwar ist Ice Cross Downhill eine eigenständige Sportart, seine Wurzeln im Hockey kann es aber nicht verleugnen. So wie du im Flachen sozialisiert worden bist, bist du auch bergab. In der einen Ecke also: Arttu Pihlainen, Turnlehrer aus Finnland. Und in der anderen Ecke: die CroxhallBrothers Kyle und Scott, kanadische Naturburschen. (2012 reden vielleicht auch das deutsche Supertalent Fabian Mels und „Russian Rocket“ Andrey Lavrov beim Gesamtsieg – und einem nagelneuen Mini – ein Wort mit, aber das ist eine andere Geschichte.) Arttu Pihlainen ist verheiratet und hat zwei Kinder, drei und ein Jahr alt, wobei das ältere selbstver-

ständlich schon auf dem Eis steht. Kyle Croxhall ist Feuerwehrmann, sein Bruder im Sommer Wasserskilehrer. Arttu ist in jeder Sportart gut, ein Universalgelehrter der Bewegung, der im Sommer durchaus mit einem Kumpel, der Mitglied des finnischen MTBDownhill-Nationalteams war, am Rad trainiert. Seine finnischen Kumpels geben als Arttus autistisches Hobby grinsend „Hamster dressieren“ an, was selbstverständlich Blödsinn ist. Die Croxhalls treiben sich als Ausgleich zu ihrem Wintersport gern mit ihren Picku-ps in der kanadischen Weite rum. Ebenso fundamental wie ihr Alltag unterscheidet sich der Stil der Protagonisten: Arttu ist ein Athlet, der mit schnellen Beinen so gut wie jeden Start gewinnt, sich damit aus Scherereien auf der Strecke heraushält und die Läufe von der Spitze aus kontrolliert. Körperkontakt gibt es erst beim Abklatschen im Ziel. Typisch kanadisch hingegen die Herangehensweise der Croxhall-Brothers: Weg da, jetzt komm ich, also mach lieber Platz! „Am liebsten wäre mir, wenn jeder Körperkontakt erlaubt wäre“, hatte Scott Croxhall, der jüngere der Brüder, gesagt, bevor er bei Lauf drei der letztjährigen Red Bull Crashed Ice World Championships wegen Trikotziehen im Viertelfinale disqualifiziert wurde und so seine Chancen auf den Gesamtsieg begraben musste. Zupfen ist nämlich genauso verboten wie Schubsen, Drängeln oder Reinfahren. Alles, was man beim Anstellen im Kindergarten lernt, gilt kurioserweise auch für eine der härtesten und schnellsten Wintersportarten. Action gibt es auch so genug. Und nachgegeben wird trotz all des Regelwerks nicht, vor allem nicht am Start. Ein guter Start ist im Kampf gegen drei andere Wildentschlossene wenn schon nicht die halbe Miete, so doch eine beträchtliche Anzahlung. Wer als Erster in die Startkurve reinzieht, erspart sich das Getümmel dahinter. Reaktion, schnelle Schritte und dicke Oberschenkel sind Grundvoraussetzungen, um sich die interessanten Linien der werten Gegnerschaft nicht schon im ersten Streckendrittel von hinten ansehen zu müssen. Für 2012 ist deshalb die Vorbereitung der Athleten nochmals professioneller geworden, auch, um die höheren Geschwindigkeiten und längeren Strecken tatsächlich durchzuhalten. Rund eine Minute Renndauer pro Lauf trennt die guten Eisläufer von den exzellenten. Jeder Sprung ist anders. Rhythmus-Sektionen bremsen die Müden und beschleunigen die Fitten. Steilkurven bieten mehrere vergleichbare Linien und erlauben Überholmanöver. Doubles fischen Halbherzige von den Eisen, während Männer mit großem Herzen (oder anderen so beschaffenen Körperteilen) sich dort absetzen. Manchmal ist die Chicken Line die klügere Wahl,

ZUSATZBILDER: JOERG MITTER (3)

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Tausende Zuschauer wie hier in Moskau, in Québec gern auch über 100.000: Die Red Bull Crashed Ice World Championship begeistert die Massen.

„KöRpERKontaKt gibt Es ERst bEim abKlatschEn im ZiEl. das ist dER plan.“

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„WiR WERdEn füR 2012 nEuE hindERnissE EinbauEn.“ chris papillon, sportdirektor

Fangt die flinken Finnen: Arttu Pihlainen (rechts) ist auch 2012 der Mann, den es zu schlagen gilt. Beim letztjährigen Tourstopp in Moskau (o.) gewann er vor Kyle Croxhall (CAN) und Kilian Braun (SUI). Endwertung 2011: Arttu vor Kyle und Scott Croxhall.

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action Åre (Schweden) 17./18. Februar 2012

wenn sich auf der Hauptlinie ein Gemetzel ankündigt. Red Bull Crashed Ice ist mehr als Speed ’n’ Skill, mehr als Balls ’n’ Guts: Ebenso dringend braucht es Hirn. Für die Saison 2012, die aus vier Rennen in den USA, Kanada und Europa besteht, kündigt Chris Papillon, Sportdirektor der Red Bull Crashed Ice World Championship, weitere Herausforderungen an: „Wir werden neue Hindernisse einbauen. Der Evaluierungsprozess läuft gerade. Wenn eine WMBahn einmal steht, kann man nichts mehr daran ändern. Winkel und Gefälle müssen bereits passen, bevor die Eisschicht drüber kommt.“ Die fahrtechnisch vielleicht größte Herausforderung bleibt die Eisbeschaffenheit. Gefrorenes Wasser ist gefrorenes Wasser? Mitnichten. In der letzten Saison unterschied sich das Eis in München von jenem in Moskau wie Himbeer von Pistazie. München: wässrig und tief, kraftraubend und tückisch. Moskau: spröde, aber damit nicht weniger verschlagen. Die tiefen Temperaturen von minus 30 Grad trockener kontinentaler Kälte ließen das Wasser an der Oberfläche des Moskauer Kurses blitzartig vereisen, anstatt es wie bei verträglicheren Temperaturen von unten nach oben durchzufrieren. Trifft ein scharf geschliffener Schlittschuh auf das neue Eis, hat das den gleichen Effekt, den ein Käsemesser auf ein Stück Parmesan hat: Stücke brechen aus der Oberfläche. Das Kurvenäußere sah in Moskau aus wie ein Schneidbrett im italienischen Delikatessenladen. Womit wir zum wichtigsten Ausrüstungsdetail der Red Bull Crashed Ice-Rennen kommen: den Schlittschuhen. In den ersten Jahren des Events reichte es noch, sich die Hockeyschuhe schnell vom Zeugwart schleifen zu lassen, bevor man sich ins IceCross-Downhill-Abenteuer stürzte. Wer heute keinen Bauchfleck erleben will, sollte sich ernsthafter Gedanken machen. Mit einem Hockeyschliff, so die Cracks, machst du mittlerweile keinen Stich mehr. Zum Verständnis: Hockeyschuhe haben eine Wiege – die Kufe ist in der Mitte höher als an den Enden. Sinnvoll, wenn man am Stand umdrehen muss, etwa weil der Puck die Richtung gewechselt hat. Eher kontraproduktiv bei einem Tempo von 50 km/h bergab. Die Wiege wird also ausgeschliffen, und zwar im Extremfall über die gesamte Länge. Auflagefläche ist Stabilität und Geschwindigkeit, schau nach bei den Eisschnellläufern. Ebenso unterschiedlich ist der Schliff. Brauchen Eishockeyschuhe einen Hohlschliff ( je geringer der Radius, desto aggressiver), bietet bei Ice Cross Downhill der Flachschliff Vorteile: Man kann Ecken andriften, wo man mit konventionellem Hohlschliff aggressiv ums Eck schneiden würde – oder eben auch nicht. Viele Fahrer verwenden sogenannte T-Blades, rasiermesserscharfe Kufen, die kaum Fehler verzeihen, die man nicht schleifen kann, mit denen es sich noch ärger ums Eck wetzen lässt. Und manche steigen überhaupt auf Bandy-Schuhe um. Bandy? Das ist mehr oder weniger Hockey, das nach Fußballregeln auf einem vereisten Fußballfeld gespielt wird, elf gegen elf, ohne Bande. Bandy-Schuhe haben längere Kufen und sind flacher als Hockeyschuhe. 2012 gibt es auch eigens für Ice Cross Downhill angefertigte Eisen aus hochfestem Stahl, die mehr Stabilität

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Québec (Kanada) 16./17. März 2012

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1 St. Paul (Minnesota, USA) 13./14. Januar 2012

Valkenburg (Niederlande) 3./4. Februar 2012

Wm: Vier gewinnt 2012 erlebt bereits die dritte Auflage der Red Bull Crashed Ice World Championship. Der Start erfolgt am 13./14. Januar in St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota, danach folgen die beiden europäischen Tourstopps Valkenburg (NED, 3./4. Februar) und Åre (SWE, 17./18. Februar). Das Saisonfinale findet traditionell im kanadischen Québec statt, diesmal am 16. und 17. März.

bieten, sich weniger verwinden und ihren Schliff länger halten. Im Rider-Zelt bei der Red Bull Crashed Ice-WM stehen Spezialisten an der Schleifmaschine, welche die Schuhe jedes Athleten genau nach seinen Vorstellungen präparieren; im Training – wenn sich einer nicht wohl fühlt – gern auch nach jedem Run. Schuld ist nämlich, auch hier, immer das Material. Wie sich die Athleten auf die unterschiedlichen Strecken und Bedingungen einstellen müssen, ist vergleichbar mit Rallyefahrern, die auf Schnee genauso wie auf Schotter und Asphalt ans Limit gehen. Freilich ist das Klima am Start lockerer. Vor allem in den Qualifyings ist die Atmosphäre im Startzelt, in dem sich die Athleten umziehen, vorbereiten und im Warmen auf ihren Einsatz warten, gespannt, aber herzlich. Fahrer rotten sich nach Nationalität zusammen, bei den Routiniers haben sich Seilschaften gebildet, etablierte Gespanne, die gemeinsam trainieren, Linien austauschen und sich anfeuern, wenn es raus auf den Startturm geht. Es riecht streng, wenngleich nicht ganz so streng wie in einer Eishockey-Kabine: Der Geruch im Startzelt verteilt sich einfach besser als in der Umkleidekabine des härtesten Mannschaftssports der Welt. Je näher die Finalläufe rücken, desto gedämpfter die Stimmung. Weiße Ohrstöpsel sind Standard. Die Ergometer zum Aufwärmen sind belegt. Bananen, Red Bull, PowerBar-Gels liefern Energie, im Hintergrund singt die Schleifmaschine, ein Athlet hat wohl in letzter Sekunde eine Idee für den siegbringenden Schliff. Der Startrichter ruft die Namen für die nächste Runde auf und verteilt die Überziehleibchen: rot, gelb, blau, grau. Auf ihren Kufenschonern staksen die Sportler zum Start, dort fliegen die Schoner in bereitstehende Boxen. Die Eisen kratzen sich kleine Startlöcher ins Eis, die Hände umfassen das Startgatter. Kein Blick mehr nach links oder rechts, die Augen geradeaus, volle Konzentration auf den Startsprung und die Kurve gleich danach. Kein Blick für die tausenden, zehntausenden, in Québec auch hunderttausenden Fans am Streckenrand. Und kein Ohr für den Sound des DJ.

Darauf steh ich: Die Rolle des Materials gewinnt zusehends an Bedeutung bei Red Bull Crashed Ice. T-Blades (im Bild) verzeihen weniger Fehler, stehen aber im Ruf, schneller zu sein als konventionelle Eisen.

Ice Cross Downhill selbst erfahren: auf der Eisbahn in Waidring (Tirol); www.redbullcrashedice.com

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Body+ Mind More

Inhalt 82 REISE-TIPP Lerwick, Shetland-Inseln 84/85 KULINARIK Nuno Mendes, „Mititei“ 86 Get THE GEAR Stefan Glowacz 88 TRAINING Marc Coma 90 CLUB & CD 91 TAKE 5 RZA 92 TOP-SPOTS 94 SAVE THE DATE 96 RED BULL TV-FENSTER bei ServusTV 98 KOLUMNE mit Christian Ankowitsch


Bild: Klaus Fengler

Demnächst bricht Stefan Glowacz nach Patagonien auf – das Equipment für seine Extremtour stellt er uns auf Seite 86 vor.


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Zum Höhepunkt des Fests bilden die „Wikinger“ einen Kreis um das Schiff und stecken es mit ihren Fackeln in Brand.

Auf und dAvon Der reise-Tipp Des MonaTs

Bärtige Burschen und das brennende Boot

Up Helly AA. Ende Januartragen tausend Feierabend-Wikinger ein Langboot bei Fackelschein zum Brandplatz in Lerwick. Bei Europas spektakulärstem Feuerfest Up Helly Aa lassen die Schotten ihre wilde Geschichte aufflammen.

Am Brandplatz wird das alte Lied „The Norseman’s Home“ angestimmt.

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Die Straßenlaternen gehen aus. Mit lautem Knall schießt eine Leuchtrakete in den Nachthimmel empor. Ein Signal, auf das die versammelte Meute mit martialischem Geschrei reagiert. Aufgeregt entzünden tausend Männer mit Bärten, eisernen Helmen, Schildern und Kettenhemden ihre Fackeln und tauchen Lerwick in feuriges Licht. Der Höhepunkt von Europas größtem Feuerfest steht unmittelbar bevor. Unter tosendem Jubel der Einheimischen und Touristen ziehen die Hobby-Wikinger einen 10-Meter-Nachbau eines Normannen-Langschiffs durch die Straßen. Nach halbstündigem Prozessionsmarsch erreicht der Tross schließlich den Brandplatz. Die Mannen versammeln sich um das Schiff – und stecken es mit ihren Fackeln feierlich in Brand. Die Flammen lodern, die Menge johlt, die Musik spielt, die Nacht ist eröffnet! Im Anschluss stürmen die behelmten Strumpfhosenträger und Zuschauer die Tavernen und Tanzhallen der Stadt – und gehen erst heim, als die Sonne aufgeht.


Von der Anreise Bis zum ABlAuf

fakten zum feuerfest die Geschichte

der ABlAuf

Warum die Bewohner der ShetlandInseln alljährlich ein nagelneues Schiff abfackeln, ist eine Frage, die selbst Wikinger nicht beantworten könnten. Denn nicht sie haben die Tradition des Up Helly Aa ins Leben gerufen – das Feuerfest entstand erst im späten 19. Jahrhundert. Damals versuchten die Altvorderen von Lerwick den Übermut der Jugend zu zügeln. Nach Weihnachten waren die Soldaten und Matrosen auf Heimatbesuch – und pflegten nächtens ordentlich die Sau rauszulassen. Gebrüll, Schlägereien und Schießereien inklusive. Als Kompromiss beschloss man, jedes Jahr am letzten Dienstag im Januarfeierlich ein Drachenboot abzufackeln – im Gedenken an die nordischen Ahnen. Obwohl die sich angesichts dieses Wahnsinns vermutlich im Grab umdrehen würden.

Für die Wikinger beginnt das Flammenfest schon lange vor dem Umzug. Den ganzen Tag über zieht der Guizer Jarl mit seinem Gefolge durch die Stadt, bevor um 19 Uhr am Hillehead-Platz die Fackeln entzündet werden. Am nächsten kommt man den Wikingern als Tourist bei ihrem Stopp am Hafen um 10 Uhr, wo sie das den Flammen geweihte Schiff abholen. Und um 15 Uhr im Shetland-Museum, wenn die behelmten Männer Pause machen und für die Kameras posieren. Übrigens: Im Shop des Museums gibt’s passende Accessoires zu kaufen, um sich für die Nacht selbst in einen Wikinger zu verwandeln. Schilde und geflügelte Helme zum Beispiel – um sich den lokalen Gegebenheiten anzupassen.

dAs AufGeBot Die Feierabend-Wikinger sind straff durchorganisiert. An der Spitze steht der „Guizer Jarl“, der jedes Jahr neu gewählt wird und das Fest organisiert. Ihm eng zur Seite steht eine 50-köpfige Gefolgschaft: die „Jarl Squad“. Sie zieht das Langboot zum Brandplatz. Außerdem gibt’s 45 weitere Wikingergruppen, die beim Up Helly Aa mitmarschieren. Frauen waren bisher von dem Brauch ausgeschlossen – aber selbst die Wikinger aus Passion sind mittlerweile im 21. Jahrhundert angekommen. 2015 wird’s den ersten weiblichen Guizer Jarl geben: Lesley Simpson aus Maywick. Bisher durfte sie den gestandenen Männern beim Up Helly Aa nur das Frühstück servieren. Kein schlechter Aufstieg!

An die tausend Freizeit-Wikinger pilgern durch die Straßen von Lerwick.

die tAnzsäle Nachdem die Wikinger ihr Langschiff nach Walhalla geschickt haben, geht’s ab 21 Uhr in den Tavernen und Tanzsälen der Stadt so richtig zur Sache. Die 46 „Squads“ ziehen durch die „Halls“ und unterhalten die Gäste mit Sketchen, Shows und Tanzeinlagen. Erinnert sehr an Karneval hierzulande – nur eben schottischer. Achtung: Für die Festlichkeiten in den Tanzsälen braucht man Tickets, die man für die große Party in der Stadthalle im Vorfeld auf der Website kaufen kann. Für alle anderen elf Tanzsäle benötigt man eine Einladung der „Guizers“. Aber keine Sorge, die meisten Wikinger zeigen sich großzügig, wenn man ihnen in der Taverne ein Schnäpschen ausgibt. Gefeiert wird bis 8 Uhr morgens. Praktisch für die Shetland-Schotten: Am Mittwoch ist Feiertag.

Jedes Jahr werden die „Jarls“ mit neuen Schilden und Äxten ausgestattet.

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hejA, shetlAnds

Lerwick ist mit 7500 Einwohnern die größte Stadt der Shetland-Inseln. Die Durchschnittstemperatur im Januarbeträgt 3,1 Grad, es geht aber auch deutlich ungemütlicher, wie mancher Schneesturm am Up-Helly-Aa-Tag bereits gezeigt hat. Die selbsternannten Wikinger lassen sich davon nicht beeindrucken. Seit 1873 wurde das Fest noch nie wegen Schlechtwetter abgesagt. Und auch diesmal steht in dicken Lettern auf der Ankündigung: „There will be no postponement for weather.“

Die Shetlands sind Teil des britischen Empire, aber die Nähe zu Norwegen besteht nicht nur im Brauchtum: Im 9. Jahrhundert landeten die Wikinger auf der Inselgruppe. Und nach Oslo (660 Kilometer Luftlinie) ist es um ein Drittel weniger weit als nach London.

Lerwick

TExT: FLorIAN oBKIrcHEr. BILDEr: MAUrITIUS (5)

die Anreise Man erreicht Lerwick mit der Fähre von den schottischen Städten Aberdeen oder Kirkwall aus. Oder per Flugzeug: An der Südspitze der Inseln liegt der Flughafen Sumburgh, der von allen größeren Städten Großbritanniens aus angeflogen wird. In die Stadt kommt man in rund 30 Minuten entweder per Bus oder Taxi (zirka 25 Euro).

die unterkunft

Wenn um 19 Uhr die Fackeln entzündet werden, droht dem Schiff Ungemach.

Obwohl es genügend Pensionen in der Stadt gibt, sind feine Hotels rar. Empfehlenswert: das Kveldsro House, ein Landhaus mitten im Zentrum (ca. 140 Euro/Nacht), und The Lerwick Hotel an der Breiwick Bay (ca. 120 Euro/Nacht).

Dublin London

Up Helly Aa findet am 31. Januar2012 in Lerwick (Schottland) statt.

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Auf neuen Wegen

DIE BESTEN KÖCHE DER WELT ZU GAST IM HANGAR-7

NUNO MENDES. Der Portugiese, der in den USA zu kochen begann und in London berühmt wurde, gastiert in Salzburg – auf Empfehlung eines Dänen …

„Viajante“, der Reisende, ist nicht nur sein Spitzname und der Name des Londoner Restaurants, dem er quasi aus dem Stand einen Michelin-Stern erkochte; „Viajante“ ist auch das Lebensmotto von Nuno Mendes. Das äußert sich in einer ausgeprägten Lust am Hinterfragen von Bewährtem und in Zitaten wie „Stillstand macht mich nervös“. Als „Viajante“ darf man Nuno Mendes auch ganz praktisch verstehen: Der Portugiese, der mit sechzehn ein Plattenlabel gegründet hatte, ging mit achtzehn nach Miami, um Meeresbiologie zu studieren („… ich war ein Riesenfan von Jacques-Yves Cousteau!“), wechselte dort in die Gastronomie, die ihn in die Küchen von Wolfgang Puck, Jean-Georges Vongerichten oder Ferran Adrià brachte. Sesshaft wurde er in London, wo er ein heruntergewirtschaftetes Pub im East End zum kulinarischen Hotspot machte, um sich danach zurückzuziehen und in seinem privaten Loft Gäste zu bekochen – und den Begriff der „underground eatery“ damit auf ein neues Niveau hob. Im „Viajante“ begeistert er auch prominente Kollegen: Kein Geringerer als René Redzepi, der momentan wohl angesagteste Koch der Welt, empfahl „Ikarus“-Executive-Chef Roland Trettl den weltgereisten Portugiesen als Gastkoch. Glattbutt mit Meerrettich und Johannisbeeren

MEINE PHILOSOPHIE

Viajante Patriot Square London E2 9NF www.viajante.co.uk Das Viajante im stylischen Town Hall Hotel in East London zelebriert internationale TopKüche auf höchstem Niveau. Zugleich bewahrt es Intimität und Charme eines Supper Club, nicht zuletzt weil man die Küche zum Teil des Gastraumes machte. Mendes-Küche ohne Reservierung und mit Mini-Budget bietet der „Corner Room“ im selben Haus.

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Die Gastköche im Hangar-7 Monat für Monat gastiert ein anderer internationaler Spitzenkoch im Restaurant Ikarus des Salzburger Hangar-7 und kreiert dort gemeinsam mit dem Küchenteam ein einzigartiges Menü. Gastkoch im Januar 2012 ist Nuno Mendes, Chef des Restaurants „Viajante“ in London. Informationen zum „Ikarus“ finden Sie unter www.hangar-7.com sowie auf www. facebook.com/hangar7, Reservierungen sind telefonisch (unter +43 662 2197-77) und via E-Mail möglich: ikarus@hangar-7.com Das Buch „Kulinarische Überflieger 2011“ ist im Hangar-7-Shop oder online unter shop.hangar-7.com erhältlich

BILDER: RUTGER PAUW/RED BULL HANGAR-7

MEIN RESTAURANT

Gelernt vom Papa Ich habe mit vielen großen Köchen gearbeitet, aber wichtigster Lehrmeister war mein Vater. Er hat mir beigebracht, zu schmecken, zu genießen und zu kochen – schon als Fünfjähriger bin ich daheim in der Küche gestanden. Autobiografie am Herd Ich selber bezeichne meine Küche als „iberisch mit einem Schuss asiatisch und südamerikanisch“ – aber nur wenn man mich dazu zwingt. Ich verstehe meine Küche eher als persönliche Interpretation meiner kulinarischen Erfahrungen – und darin finden sich portugiesische Einflüsse ebenso wie japanische oder britische. Und viele andere … Rastlosigkeit als Antrieb Stillstand macht mich nervös. Ich bin ein ewig Suchender. Nichts macht mir so viel Spaß, wie Dinge zu hinterfragen!


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Geschmack von Welt NatioNalgerichte zum NachkocheN

Geheimsache Wurst Nationalwürste aus fermentiertem Fleisch sind immer ein guter Grund für einen Verdauungsschnaps.

text: klaus kamolz. Bild: fotostudio eisenhut & mayer

Mititei. Rumäniens

Mit den berühmten slawischen Ćevapčići, das betonen die Rumänen, haben die Nationalwürstchen des Landes am Schwarzen Meer nicht viel gemeinsam; naturgemäß halten die Einwohner ihre Mititei für wesentlich besser. Im Sommer werden sie über Holzkohle gegrillt und in größeren Orten und Städten zu beeindruckend günstigen Preisen an jeder Straßenecke verkauft. Darüber hinaus gelten die Würste als Indikator für die Qualität eines Restaurants: Sind die Mititei dort gut, ist wahrscheinlich alles gut. Was genau im Brät für das Nationalgericht enthalten zu sein hat, darüber scheiden sich die Geister. In vielen Familien gibt es Spezialrezepte mit geheimen Gewürzen: Wesentlich ist nur die langwierige Zubereitung mit Natron und Sodawasser, wodurch das Fleisch über Nacht zum Fermentieren gebracht wird und dann eher wie eine Farce aussieht. Und noch wichtiger: Mititei schmecken am besten mit viel Knoblauch und Senf – und reichlich Schnaps hinterher.

Das Rezept Zutaten für 4 Personen: 1 kg Rindfleisch, Schweinefleisch oder je ½ kg von beidem (am besten Nacken bzw. Schopf) 1 TL Natron ca. ⅛ l Sodawasser 5 Zehen Knoblauch 1 TL Piment 1 TL Majoran

1 TL Thymian 1 TL Koriander 1 TL Paprikapulver edelsüß 1 Zacke Sternanis 1 EL Zitronensaft Salz, Räuchersalz schwarzer Pfeffer aus der Mühle 1 bis 2 EL Nierenfett Pflanzenöl

Das Fleisch zweimal durch den Fleischwolf drehen, einmal etwas gröber, das zweite Mal etwas feiner, in eine große Schüssel geben. Gepressten Knoblauch und fein gemörserte Gewürze unter die Masse mischen, salzen und pfeffern. Dann nach und nach Natron, löffelweise Sodawasser, Zitronensaft und das Nierenfett einarbeiten. Das Fleisch wird etwa eine Stunde lang „geschlagen“: Dazu nimmt man je eine Handvoll, knetet den Teig durch und schlägt ihn in die Schüssel. Zum Schluss soll eine homogene, eher farceartige Masse entstanden sein. Diese muss, dicht verschlossen, einen Tag im Kühlschrank rasten. Eine Stunde vor dem Garen aus dem Kühlschrank nehmen, mit nassen Händen etwa zeigefingerlange Würstchen formen und noch etwas gehen lassen. Auf Holzkohle grillen oder in der Pfanne mit etwas Öl braten. (Kleiner Trick: Würzt man die Mititei mit Räuchersalz, entsteht auch in der Pfanne ein leicht rauchiges Aroma.) Die Würstchen sollen nicht ganz durchgaren. Dazu werden Senf und Weißbrot serviert.

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GET THE GEAR DIE AUSRÜSTUNG DER PROFIS

Bergfex

STEFAN GLOWACZ. Der deutsche Kletterer bricht im Januarin die Berge Patagoniens auf. Diese Gegenstände begleiten ihn auf seiner Expedition.

1 Beal-Seile Die „Nabelschnur“ eines Kletterers hält normalerweise Tonnen. Ich verwende Beal-Einfachseile (everdry) mit einem Durchmesser von 9,8 mm. Bei 70 Metern Länge ist so ein Seil rund 4 kg schwer.

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2 Alpinist-Jacke und -Hose von Marmot Jacke (720 g leicht) und Hose (810 g), ausgestattet mit robustem dreilagigem Gore-Tex-ProShell-Gewebe, sind atmungsaktiv, wasser- und winddicht und beinahe unverwüstlich. 3 Ultraleichter Klettergurt von Wild Country Wir tragen den Gurt in der Wand permanent über viele Tage – auch beim Schlafen. Der Gurt mit Ziplock und elastischen Beinschlaufen ist rund 340 Gramm leicht.

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4 Wild-Country-FriendsSicherungsgeräte Die leichten, farblich kodierten Klemmgeräte in neun verschiedenen Größen mit variabler Achsbreite (14 bis 102 mm) lassen sich schnell und zuverlässig in den Rissen platzieren (und entfernen).

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Stefan Glowacz macht eine Verschnaufpause in der (Kletter)wand.

TEXT: ULRICH CORAZZA. BILD: MANFRED BURGER

5 Jetboil-Wandkocher Der Brenner mit aufgeschraubter Gaskartusche wird mit einem Bajonettverschluss direkt am Behälter aus hart eloxiertem Aluminium (Füllmenge: 1 Liter) befestigt. 0,5 Liter Wasser für Tee oder gefriergetrocknete Gerichte (Reis, Nudeln, Eintöpfe) bringt man damit in zwei Minuten zum Kochen. 6 Bonnie-&-Clyde-Karabiner von Red Chili Die leichten Karabiner sind mit zwei massiven Schnappen und präzisem Key-Lock ausgestattet. Bei schwierigen Bedingungen habe ich mindestens 50 bis 80 Stück im Gepäck. 7 Petzl-Myo-RXP-Stirnlampe Ich benutze Stirnlampen mit separatem Batteriefach, die ich direkt am Körper trage. Durch die Körperwärme wird die Lebensdauer der Batterien wesentlich verlängert.

8 Portaledge (= Wandzelt) von Black Diamond In den rund 7 kg schweren Zelten mit Alurohrrahmen und Einpunktaufhängung verbringen wir in der Wand unsere Nächte. Versetzt können wir jeweils zu zweit in diesen Vorrichtungen schlafen – natürlich immer angeseilt. Das Fly ist eine Art Zelt, das über die Vorrichtung gehängt wird und uns vor Schnee, Regen und Stürmen schützt. 9 Corona-Kletterschuhe von Red Chili Durch die gummierte Zehenbox eignet sich dieser HighEnd-Schuh besonders gut für schwierige Risse. 10 & 11 Charlet-MoserSteigeisen und -Eisgeräte Meinen alten Eishammer, den ergonomisch geformten, leichten Eispickel sowie die zwölfzackigen Steigeisen mit Riemenbindung benötige ich auf den Eiskletter-Abschnitten. 12 Vertical-GTX-Bergschuhe von Lowa Der perfekte Schuh für Eis und Schnee sowie kombinierte Kletterei mit Steigeisen ist zwar leicht, bietet aber dennoch die nötige Steifigkeit. 13 Marmot-Materialsack Zum Transport der Ausrüstung und Verpflegung verwende ich robuste Haulbags (90 Liter) mit gutem Tragesystem und ausgeklügelter Aufhängevorrichtung zum Nachziehen in der Wand. Im Haulbag (13) verstaut: Expeditionszelt Marmot Thor Der dünne Nylonstoff hält den schlimmsten Stürmen stand. Daunenschlafsack Marmot Helium Der daunengefütterte Schlafsack besticht durch geringes Gewicht und Packmaß. Daunengefüllte Isomatte von Exped Die Kammern sind mit hochwertiger Entendaune gefüllt und halten die Kälte ab, auch wenn wir die Matte in Schneehöhlen direkt aufs Eis legen. www.glowacz.de

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WORKOUT TRAINIEREN WIE DIE PROFIS

Wüstenfahrt Der spanische Enduro-Motorradfahrer geht als Favorit in die Rallye Dakar. Mit einem klaren Ziel: Titelverteidigung bei der härtesten Rallye der Welt. MARC COMA.

Im Jahr 2006 gewann Marc Coma die Rallye Dakar – damals noch auf afrikanischem Boden. Drei Jahre später siegte der Spanier bei der Südamerika-Premiere. Eines blieb gleich: Die Rallye ist nach wie vor das härteste Enduro-Rennen der Welt. Am 1. Januar 2012 starteten die Motorrad-, Automobil-, Truck- und Quadpiloten in Mar del Plata (ARG), um in den folgenden zwei Wochen über 9000 Kilometer durch Argentinien, Chile und (erstmals) Peru zurückzulegen. Die unterschiedlichen Terrains sind tückisch. Besonders gefürchtet: die Sanddünen der Atacama-Wüste. Monatelang bereitete sich Coma mit seiner KTM 450 auf die Titelverteidigung vor. „Mein Coach erarbeitete täglich ein neues Programm, um immer neue Trainingsreize zu setzen. Daneben überwachte er die Fortschritte und Intensitäten beim Motorrad- und Fitnesstraining.“ Ein weiterer Mosaikstein ist ein Ernährungsplan, den der dreifache Dakar-Sieger minutiös einhält. Zweimal täglich sind proteinreiche Speisen wie Fisch, Huhn oder Lachs darauf zu finden sowie viel Obst und Gemüse.

Coma: dreifacher Dakar-Sieger

Power auf zwei Rädern Knapp 20 Stunden verbringt Marc Coma wöchentlich auf zwei Rädern. Sein Körper ist darauf vorbereitet. Montag bis Samstag 8:00 Uhr: Aufstehen 8:45 Uhr: Frühstück Montag Vormittag: 75 Minuten Training auf leichtem Motocross-Kurs Nachmittag: Fitnesstraining: 4-mal 10 Wiederholungen (dazwischen eine Minute Pause), Bankdrücken, Military Press, Rückentraining, Rumpfkräftigung Dienstag Vormittag: 3 Stunden Straßenradfahren bei Puls 100 bis 160 Mittwoch Vormittag: 5-stündige Motocross-Einheit mit 250 km Road-Book-Navigation

Donnerstag Vormittag: 3 Stunden Straßenradfahren bei Puls 100 bis 160 Nachmittag: Fitnesstraining: 4-mal 10 Wiederholungen (dazwischen eine Minute Pause), Bankdrücken, Military Press, Rückentraining, Rumpfkräftigung Freitag Vormittag: 2-stündige Motocross-Einheit Samstag Vormittag: 2 Stunden Straßenradfahren bei Puls 100 bis 140 Nachmittag: 2½-stündige Trial-Motorbike-Einheit Sonntag Regenerationstag

Freude an der Schwerarbeit Der 35-jährige Enduro-Rennfahrer zeigt sich allzeit kämpferisch – sowohl im Training als auch im Wettkampf. „Ich durfte mein Hobby zum Beruf machen und ziehe daraus täglich meine Motivation und Herausforderung“, erklärt der dreifache Rallye-Raid-Weltmeister. „Ich fühle mich als Krieger, der jeden Tag den Zweikampf sucht. Das Ziel eines Sportlers kann nur der Sieg sein – ganz klar. Man sollte dabei aber niemals nur an das Endergebnis denken.“ Comas Erfolgsgeheimnis: „Es gibt keines. Eins muss dir klar sein: Dir wird nichts geschenkt. Du musst bereit sein, Opfer zu bringen und dir alles hart zu erarbeiten. Stunde für Stunde … für Stunde.“ www.marccoma.com

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TEXT: ULRICH CORAZZA. BILDER: ACTION IMAGES (2)

Seit 2009 führt die „Dakar“ durch die Wüsten Südamerikas.


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www.nespresso.com 5 DAS WELTMEISTERSHIRT Sebastian Vettel hat auch heuer wieder ein persönliches T-Shirt für Wings for Life entworfen. Das begehrte Stück – erhältlich für Damen und Herren – ist ein absolutes Must-Have für Motorsportfans und Wings for Life-Unterstützer gleichermaßen. Der Reinerlös der Verkäufe fließt zur Gänze in aussichtsreiche Forschungsprojekte zur Heilung von Querschnittslähmung. Designt vom Doppel-Weltmeister persönlich und erhältlich im redbullshop.

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6 ULTIMATIVE SNOWBOARD-DVD Atemberaubende Bilder, progressive Snowboard-Action und eine packende Geschichte: Mit „The Art of FLIGHT“ beginnt eine neue Ära des Actionsportfilms. Der Film begleitet Snowboard-Legende Travis Rice und die weltbesten Rider auf ihrer zweijährigen Reise an Orte, die niemals zuvor mit einem Board befahren wurden. Seit 2. Dezember ist das Snowboard-Abenteuer „The Art of FLIGHT“ auf DVD und Bluray inklusive spektakulären Bonusmaterials überall im Handel – sowie im iTunes Store als Download – erhältlich.

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Im Symbol steht House-Musik am Menüplan.

„Ich hab Zeitmaschinen“

Out nOw

Frischware am Plattenteller

GOnjASUfi. er ist das neue alien der Popwelt, seine psychedelischen mantras klingen wie von einem anderen Stern.

im herzen der discokugel Wochenends tanzen hier gut tausend Gäste bis zum Morgengrauen.

Zwischen Pizza & Party SYMBOL, BUDAPEST. ein Paradies für Gaumen und Tanzbein: der beste italiener und die coolste cocktail-bar sind unter einem Prachtdach vereint.

Schon einmal in einem historischen Prachtbau gefeiert? nein? dann nichts wie ab nach budapest! das Gebäude, in dem der club Symbol residiert, wurde 1782 erbaut. an der außenfront vermitteln die griechischen Säulen etwas vom Glanz vergangener Tage, im inneren schlägt schickes, modernes interieur die brücke zur Gegenwart. Zeitlos schön ist der Garten im innenhof. mit seinem mobilen Glasdach bleibt er ganzjährig für Gäste geöffnet. im Sommer schattig, im Winter geheizt. Wo der Garten den Jahreszeiten trotzt, lässt sich auch das Symbol nicht so einfach in die nachtclub-Schublade stecken. mit seinen sieben Trakten, eingeteilt in restaurant, cafés und einen club, gibt’s hier zu jeder Tageszeit etwas zu tun. Vom lunch im italienischen ambiente bis hin zu nächtlichen drinks in der bombay bar mit ihrem 90

blauglasigen ambiente und über hundert verschiedenen cocktails im angebot. die Tanzfreudigen finden einen Stock tiefer den club des hauses, ausgestattet mit neuester Sound- und ausgefeilter lichttechnik. nach einem harten Tag auf der rennstrecke (aus anlass des Ungarn-GrandPrix) bauen hier formel-1fahrer wie lewis hamilton oder mark Webber den Stress ab. entweder wenn residentdJ Toto house-hits wie derzeit „Welcome to St. Tropez“ (dJ antoine vs Timati) schwingt oder lokale bands live spielen. Und wer vom Tanzen müde wird, kann sich auch zu später Stunde noch beim hauseigenen italiener stärken: Pizza gibt’s bis fünf Uhr morgens. Symbol Bécsi út 56, 1036 Budapest, Ungarn +36 1 333 5656 www.symbolbudapest.hu

Mit Rauschebart und Dreadlocks als Antennen ins Weltall.

TexT: florian obkircher. bilder: TimoThy SaccenTi (1)

Best CluBs

ich glaube an enerStatisches knistern gie. Unsere körperund kratzige Stimme liche existenz ist über experimentellen befristet. deshalb rock-Songs, über sehe ich meine aufmystischen klängen, nahmegeräte als orientalischen melo„MU.ZZ.LE“: Psy- Zeitmaschinen. So dien und verschwurchedelic-Hip-Hop belten hip-hop-beats: trifft Space-Rock dass meine ideen auf Platte weiterexistiedie Songs des kaliforren, wenn ich selbst schon niers Gonjasufi klingen, als lange unter der erde liege. hätte die naSa eine JimiArbeitest du mit Samples? hendrix-Platte ins Weltall Zum Teil. ich nehme drums geschossen und von den und keyboards auf und veraußerirdischen eine remixarbeite die Sounds im comVersion zurückbekommen. puter weiter. andererseits heraus kommt musik aus gibt’s Songs wie „Sniffing“, einer anderen Welt, aus einer auf denen ich ein altes Samanderen Zeit. das hat wohl ple durch den fleischwolf auch damit zu tun, dass drehe und total verfremde. Gonjasufi abgeschottet in Du bist Teil des Künstlerder mojave-Wüste lebt. kollektivs Brainfeeder. red bulletin: Was inspiWenn ihr die Muppets riert an der Wüste? wärt, wer wärst du? gonjasufi: es ist ruhig. als ich wär der Typ, der die fäich noch in San diego gelebt den durchschneidet und zu habe, waren dauernd kids den Puppen sagt: „Vergesst vor meinem fenster, die Jim henson, ihr seid frei!“ gekichert haben, wenn ich musizierte. Wenn mich in der Wüste wer nervt, kann „MU.ZZ.LE“ erscheint am ich ihn ziemlich unbemerkt 23. Januarbei Warp Records. hinterm haus vergraben. Soundproben und Konzerttermine gibt’s auf www.sufisays.com Ist Gonjasufi spirituell?


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TAKE FIVE WELCHE MUSIK MUSIKER HÖREN

„Bei Stevie Wonder kriege ich Gänsehaut“ RZA. Seine

Wu-Tang-Beats haben die Hip-Hop-Welt revolutioniert. Dem Red Bulletin verrät der US-Produzent, welche fünf Platten seine eigene Welt verändert haben.

TEXT: FLORIAN OBKIRCHER. BILD: GETTY IMAGES

Als Robert „RZA“ Diggs Anfang der neunziger Jahre mit ein paar Cousins und Freunden den WuTang Clan gründete, hätte er sich wohl kaum träumen lassen, dass er schon wenig später als Retter des Hip-Hop gefeiert werden würde. 1993 erschien das epochale Debütalbum der GangsterRap-Truppe aus Staten Island, New York: „Enter the Wu-Tang (36 Chambers)“. Eine Platte mit Beats, die RZA aus alten Soul-, Funk- und Kung-fu-Film-Schnipseln zimmerte. Ein Album, das von Musikmagazinen wie „Rolling Stone“ als eines der besten aller Zeiten gefeiert wurde.

Das Oberhaupt des Wu-Tang Clan in Action: RZA alias Bobby Digital.

Seitdem weitet der GrammyGewinner sein Tätigkeitsfeld stetig aus. Als Schauspieler stand er in Filmen wie „Coffee and Cigarettes“, „American Gangster“ und „Repo Men“ vor der Kamera. Für Quentin Tarantino und Jim Jarmusch komponierte er FilmSoundtracks. Derzeit sitzt RZA gerade selber im Regiesessel und dreht einen Martial-Arts-Streifen mit Russell Crowe in der Hauptrolle. Und obwohl er in letzter Zeit auch mit seinen Büchern für Furore sorgt, schafft es der 42-Jährige außerdem nebenbei noch immer, phantastische Platten aus dem Ärmel zu schütteln. Seine eigenen als Bobby Digital – und natürlich die seiner Kumpels vom Wu-Tang Clan. Welche Einflüsse es waren, die RZA zum renommiertesten Produzenten der Hip-Hop-Welt gemacht haben, verrät er hier.

Kanye West: „My Beautiful Dark Twisted Fantasy“ Ein modernes Meisterwerk! Ich hatte das Vergnügen, an diesem Album mitzuarbeiten und Kanye während der Aufnahmen über sich hinauswachsen zu sehen. Letztes Jahr hab ich ihn am Coachella Festival auf der Bühne erlebt – es war ein perfektes HipHop-Konzert. Eine Show, wie ich sie mir immer für den WuTang Clan vorgestellt habe. Er hat als Solokünstler aber den Vorteil, dass er seine Ideen nicht mit acht anderen Typen diskutieren muss.

Funkadelic: „One Nation Under a Groove“ Zum ersten Mal hab ich diese Platte auf einer Familienfeier gehört. Ich war ein schüchternes Kind, aber als mein Onkel Funkadelic aufgelegt hat, war es um mich geschehen. Ich tanzte und fühlte mich frei – die Scheibe gab mir ein Gefühl, das mir später Rap-Musik vermittelt hat. Für mich sind Funkadelic die Vorläufer von Hip-Hop.

Stevie Wonder: „Original Musiquarium I“ Meine Mutter hatte eine große Plattensammlung, deshalb bin ich schon früh auf dieses Meisterwerk gestoßen. Soul, Balladen, Funk – „Musiquarium“ hat alles. Außerdem waren die Texte abgedruckt, was mich als Songwriter geprägt hat. Bei Songs wie „Sir Duke“ krieg ich noch heute Gänsehaut.

Malcolm McLaren: „Buffalo Gals“ Es war Freitagnacht. Meine Freunde und ich – alle so ungefähr 10 Jahre alt – drehten am Radio auf der Suche nach guter Musik. Plötzlich hörten wir auf der Frequenz des New Yorker Senders WBLI einen Typen rappen. Die Musik war ein wilder Mix aus WorldMusic, Hip-Hop, Film-Samples und Synthesizer-Sounds. Die Show hieß „The Supreme Team“, der Radio-DJ Malcolm McLaren. Ich hatte so etwas Verrücktes vorher noch nie gehört. Und als kurze Zeit später seine Platte „Buffalo Gals“ erschien, die den Stil der Radiosendung in einem Song einfing, war ich endgültig hin und weg.

Sugarhill Gang: self-titled 1979 hatte ich erstmals das Gefühl, dass da wer eine Platte für meine Generation gemacht hat, ein ganzes Album voller Hip-Hop-Tracks. Mein Cousin Vince und ich haben alle Strophen des SugarhillKlassikers „Rapper’s Delight“ auswendig gelernt. Und als Ol’ Dirty Bastard in dem WuTang-Track „Triumph“ rappte: „Let’s take it back to ’79“, spielte er auf ebendiesen Track an. Damals gab’s keine Refrains, die Typen haben einfach den ganzen Song lang durchgerappt. Wir haben diese Idee übernommen. Obwohl die’s damals schwerer hatten: Sugarhill Gang hatten drei Rapper, der Wu-Tang Clan neun. RZA auf der InterviewCouch der Red Bull Music Academy: www.redbullmusicacademy. com/people/rza

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Top Events

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Januar2012

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WELCHE TERMINE DIESEN MONAT ZUM HEISSESTEN DES JAHRES MACHEN. 6 15. 1., THE BEVERLY HILTON HOTEL, LOS ANGELES, USA

Golden Globes

Im Januarwerden in Hollywood die roten Teppiche ausgerollt. Die Award-Saison beginnt – und diese wird seit 68 Jahren mit den Golden Globes eingeläutet. Der Preis wird von der Vereinigung der Hollywood-Auslandspresse verliehen und gilt als Gradmesser für die Academy Awards Ende Februar. Wer bei den Golden Globes reüssiert, habe gute Oscar-Chancen, heißt es. Und erst 2011 hat sich das für Colin Firth („The King’s Speech“) und Natalie Portman („The Black Swan“) auch bewahrheitet. Moderieren wird, obwohl sein Humor im Vorjahr für einigen Unmut sorgte, erneut der britische Komiker Ricky Gervais.

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17. – 22. 1., MONTE CARLO, MONACO 16. – 29., MELBOURNE PARK, AUSTRALIEN

Australian Open

erste Grand-Slam-Tennisturnier des 2 Das Jahres feiert seinen 100. Geburtstag. Gespannt darf man sein, ob der Dreikampf an der Weltspitze weitergeht. Seit 2005 gewannen (mit Ausnahme der US Open 2009: Juan Del Potro) ausnahmslos drei Herren die Grand-Slam-Turniere: Vorjahresdominator und Titelverteidiger Novak Djokovic, Rafael Nadal (Australien-Sieger 2009) und Roger Federer (16facher Grand-SlamSieger), der sich vergangenen November in London seinen sechsten Tour-Final-Titel holte.

WRC Rallye Monte Carlo

1911 erstmals ausgetragene Rallye an 3 Die der französischen Riviera gilt als die „Mutter“ des heutigen Rallyesports. Dieses Jahr kehrt sie erstmals nach 2008 wieder in den Rennkalender der WRC zurück und bildet den Auftakt der Weltmeisterschaft. Als „Titelverteidiger auf WRCEbene“ geht Sébastien Loeb (der mit fünf Triumphen hier auch Redkordsieger ist) an den Start. Besonders spektakulär wird wieder die „Nacht der langen Messer“ – die Sonderprüfungen über die schmalen Passstraßen mit unzähligen Haarnadelkurven am Col de Turini.

19. – 23. 1., MIAMI, USA, UND COZUMEL, MEXIKO

The Weezer Cruise Was macht eine Band, die in ihrer langen Karriere schon so ziemlich jede Festivalbühne der Welt gerockt hat? Das Meer erobern! Im Januarmieten die US-amerikanischen IndieRock-Veteranen Weezer ein Traumschiff – und verwandeln dieses mit ihren Fans und befreundeten Musikern in ein schwimmendes Festivalgelände. Campieren muss da natürlich niemand. Mit Casino, Wasserpark, Kino, Shoppingcenter und einer Bibliothek ist für Luxus zwischen Konzerten von Bands wie Dinosaur Jr., Sebadoh, Wavves, The Antlers oder Yuck gesorgt.

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18. – 22. 1., BUSINESS DESIGN CENTRE, LONDON, GROSSBRITANNIEN

London Art Fair

Im Januartrifft sich die internationale Kunstszene an der Themse – um mit Champagnerflöten auf ihre neuen Stars anzustoßen. 1988 gegründet, gilt die London Art Fair zu den wichtigsten Kunstmessen der Welt. Über 24.000 Besucher lockt sie alljährlich an, über hundert Galerien sind vertreten. Vor allem die Abteilung „Art Projects“, in der sich aufstrebende Nachwuchskünstler präsentieren, ist für Sammler ein Muss. Wer hier auf das richtige Pferd, pardon, Kunstwerk setzt, muss sich ums Geld bald keine Sorgen mehr machen.

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2 Novak Djokovic, Australian-Open-Sieger 2011

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4 London Art Fair: Tummelplatz moderner Kunst


26. 1., FILADELFIAKYRKAN, STOCKHOLM, SCHWEDEN

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D’Angelo

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Der Großmeister des Neo-Soul kehrt zurück! Zwölf Jahre nach seinem epochalen Werk „Voodoo“ soll demnächst ein neues Album von D’Angelo erscheinen, produziert von niemand Geringerem als The-Roots-Schlagzeuger Questlove. Und dieser kündigt Großes an: Es werde eine „black version“ der legendären Beach-BoysPlatte „SMiLE“ sein – und die gilt immerhin als eines der wichtigsten Pop-Alben aller Zeiten. Einen Vorgeschmack auf das neue Material bietet der US-Sänger im Januarim Rahmen einer kleinen Europatour, die er in Stockholm beginnt. „I can provide everything that you desire“, sang er einst in seinem Hit „Untitled“.

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26. – 29. 1., ASPEN, COLORADO, USA

Winter X Games XVI Über 382 Millionen Menschen in aller Welt verfolgten im Vorjahr das Wintersportspektakel. Zur 16. Auflage der Winter X Games werden über 200 Athleten aus dem Ski-, Snowboard- und Snowmobile-Bereich antreten. Gespannt darf man sein, welche neuen Tricks die Athleten erstmals präsentieren werden. Im Vorjahr landete Kelly Clark als erste Frau einen 1080 beim Snowboard-Superpipe-Finale, der ihr prompt Gold einbrachte. Der Norweger Torstein Horgmo begeisterte Publikum und Jury mit dem erstmals gezeigten dreifachen Rückwärtssalto beim Snowboard Big Air.

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3./4. 2., VALKENBURG, NIEDERLANDE

Red Bull Crashed Ice Die rasante Mischung aus Eishockey, Boardercross und Ski-Downhill geht 2012 in ihre dritte offizielle Weltmeisterschaftssaison – dieses Jahr mit Stationen in den USA, den Niederlanden, Schweden und Kanada. Tausende Teilnehmer aus rund dreißig Nationen versuchen sich für die Hauptbewerbe zu qualifizieren. Nach dem Saisonauftakt in St. Paul (USA) am 13. und 14. Januargeht es nun im niederländischen Valkenburg, das bereits im Vorjahr Austragungsort der Serie war, weiter. Die Eiscracks werden dabei jeweils zu viert – wobei die beiden Schnellsten aufsteigen – den gewaltigen Starthügel und die 600 Meter lange, mit Hindernissen gespickte Strecke hinunterrasen.

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BILDER: PAUL R. GIUNTA/CORBIS, GETTY IMAGES (2), BEERS LAMBERT/LONDON ART FAIR, SEBASTIAN MARKO/RED BULL CRASHED ICE

Auch beim diesjährigen Red Bull Crashed Ice werden einander die Eiscracks keinen Zentimeter Raum kampflos überlassen.

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20. – 25. 1., BATUKUNKU, GAMBIA

Ariwa – Back to Africa

Sein Instrument ist das Mischpult, sein Medium der Hall: Wenn Mad Professor seine Finger auf die Regler legt, wird jeder ReggaeTrack zur Space-Odyssee. Das können Künstler wie Massive Attack oder Sade bezeugen, denen der Dub-Maestro einen akustischen Weltraumanzug verpasst hat. Im Januarfeiert die Londoner Produzenten-Legende den 30. Geburtstag seines Plattenlabels Ariwa. Und lädt dafür Weggefährten wie Lee „Scratch“ Perry, Macka B und Tippa Irie zum größten Reggae- und Dub-Festival am afrikanischen Kontinent ein.

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Lee Perry bringt Reggae nach Afrika.

5. 2., INDIANAPOLIS, USA

Super Bowl XLVI Im Vorjahr verfolgten 163 Millionen Amerikaner den 31:25-Sieg der Green Bay Packers gegen die Pittsburgh Steelers im Fernsehen – Rekord. Die 46. Auflage des American-FootballFinales zwischen AFC- und NFC-Champion findet dieses Jahr im 70.000 Zuschauer fassenden, 2008 eröffneten Lucas Oil Stadium statt. Für Fans und Spieler gilt auf jeden Fall die Devise „Warm anziehen!“. Nach Detroit (1982 und 2006) sowie Minneapolis (1992) ist Indianapolis erst der vierte Austragungsort in einer „Kaltwetterregion“ mit erwarteten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt am Spieltag.

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Save the Date Januar 2012

FÜR VOLLE STADIEN, MESSEHALLEN UND TRIBÜNEN SORGEN DIE EVENTHIGHLIGTS ZU JAHRESBEGINN.

6. – 8. Januar, WeSTfaLenhaLLe, DOrTMunD

ADAC Super Cross Das MX-Spektakel ist die größte Indoor-MotorradVeranstaltung Deutschlands. Nach der Eröffnung mit der Red Bull Freestyle Show steht das Wochenende im Zeichen der Supercross-Rennen. 17. Januar, Kafe KuLT, MÜnChen 19. Januar, haLDern POP bar, haLDern

20 Jahre „Intro“

Am 1. 1. 1992 erschien die erste Ausgabe des mittlerweile größten deutschsprachigen Musikmagazins. Natürlich muss das zwanzigjährige Jubiläum entsprechend musikalisch gefeiert werden – unter anderem mit: The Notwist am 17. 1. (Kafe Kult) und Nada Surf am 19. 1. (Rees-Haldern).

29. Januar – 1. februar, MeSSe MÜnChen

ISPO im Jahr 1970 fand die erste internationale Fachmesse für sportartikel und sportmode in München statt. längst schon ist die leitmesse für die segmente Action Sports, Traditional Sports und Performance Sports ein Mekka für alle, die sich gerne bewegen. Fast 2000 aussteller, darunter sämtliche Global Player, präsentieren hier den über 60.000 besuchern aus mehr als hundert ländern ihre Produktneuheiten. daneben ist diese ausstellung auch eine hervorragende bühne für junge unternehmen aus der sportartikelbranche. und mit dem „isPo brandnew award“ zeichnet die Jury alljährlich die innovativste idee aus. www.ispo.com

26. Januar

Driver (Ryan Gosling) ist einer der besten StuntFahrer Hollywoods. Der stille Einzelgänger wird aber durch schicksalhafte Zufälle zum Fluchtfahrer bei Überfällen – spektakuläre Verfolgungsjagden sind vorprogrammiert. Bitte anschnallen! 28./29. Januar, 4./5. februar, GarMISCh-ParTenKIrChen

FIS SkiWeltcup

Zuerst zeigen die Herren auf den Pisten der WM von 2011 ihr Können. Kurz danach sind die Damen dran – zum Favoritenkreis zählt Riesenslalom-Weltcupsiegerin Viktoria Rebensburg (rechts).

DSV-Hoffnung Viktoria Rebensburg

20. Januar, arena, TrIer

„Wilde Kreatürken“Tour er ist definitiv der comedian mit den längsten und vor allem gepflegtesten haaren – bülent ceylan. „der türk aus Monnem“, wie er sich selbst nennt, nutzt diese Mähne auch immer wieder zu headbang-einlagen. spätestens seit er seine eigene rtl-show hat, gehört der sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters zu den absoluten topstars unter den nationalen Witzbolden. auf seiner tour „Wilde kreatürken“ begeistert er das Publikum mit Figuren wie, unter anderen, dem checker hasan oder aggro-handwerker Mompfred. www.buelent-ceylan.de

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Weitere Tourtermine: 21. 1. Siegerlandhalle, Siegen 22. 1. Lokhalle, Göttingen 26. 1. Rittal Arena, Wetzlar 27. 1. Sporthalle Oberwerth, Koblenz 28. 1. Westfalenhalle, Dortmund 29. 1. F.-Ebert-Halle, Ludwigshafen

bilder: Gian Paul lozza, Messe München GMbh, iMaGo, ray deMski/red bull content Pool

DVD-Release „Drive“


4. – 8. Januar, OberhOf

Biathlon-Weltcup die vierte Weltcupstation des Jahres führt die deutschen biathlon-asse auf heimatlichen schnee. dieser heimvorteil vor gewiss stimmgewaltiger kulisse sollte die gesamte Mannschaft enorm motivieren. im besonderen allerdings die 21-jährige Miriam Gössner (bild), die im März 2011 in chanty-Mansijsk (rus) staffelweltmeisterin wurde. die blonde GarmischPartenkirchnerin hat sich daher beim ersten start in dieser saison vor deutschem Publikum viel vorgenommen. www.biathlon-oberhof.de

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VOLLES PROGRAMM DIE HI G H LI G HTS D E S M O NaTS

AB 2. JANUAR IMMER MONTAGS, UM 22.45 UHR

SONNTAG, 29. JANUAR, 22.10 UHR

Ultimate Rush

Like a Lion – The Tanner Hall Story

Was treibt Extremsportler an? Was motiviert sie, jeden Tag aufs Neue bis an ihre Grenzen zu gehen? In „ultimate Rush“ gehen wir diesen Fragen auf den Grund und bringen dafür die extremsten athleten mit den besten Filmemachern und „Hollywood Storytelling“ zusammen. In der ersten Folge dreht sich alles um antoine Montant, François Bon und Hervé Cerutti, die beim Speed Riding die drei Disziplinen Klettern, Paragleiten und Skifahren kombinieren.

Tanner Hall gewann sieben Mal die „ESPN Winter X Games“, dazu zahllose Goldmedaillen im Feestyle Skiing. Doch der so erfolgreiche Skifahrer erlebte auch schlimmste Verletzungen, die ihn zu Pausen zwangen und zu Problemen mit Schmerzmitteln und Drogen führten. Die Dokumentation „Like a Lion“ erzählt von den schillernden Höhen und bedrückenden Tiefen im Leben des erfolgreichsten und wohl umstrittensten Skifahrers der letzten Dekade.

MONTAG, 16. JANUAR, 23.15 UHR

DIENSTAG, 3. JANUAR, 22.30 UHR

DIENSTAG, 10. JANUAR, 22.30 UHR

Red Bull Art of Motion

Goldie – The Alchemist

Punk in Africa

22 der weltbesten Freerunner verwandeln Detroit in einen urbanen Freerunning-Parcours und schicken sich an, mit ihren akrobatischen Moves Zuseher und Juroren gleichermaßen beeindrucken.

als er drei Jahre alt war, wurde der spätere Drum&-Bass-Pionier Goldie von seiner Mutter zur adoption freigegeben. Dieses Trauma versucht er seither durch seine Musik und Kunst zu verarbeiten.

„Punk in africa“ verfolgt die bis heute unerzählte Geschichte des lokalen Punk-Rocks, von den anfängen im untergrund der Siebziger in Johannesburg bis zu den ersten afrikanischen Ska-Bands.

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Bilder: JereMy dePutat/red Bull Content Pool, Christian Pondella/red Bull Content Pool, GoldenGirls FilMProduktion, Punk in aFriCa, vas entertaintMent

Das Red Bull TV-Fenster bei ServusTV: Jede Menge Action auf Ihrem Bildschirm, jetzt auch täglich von 16 bis 17 Uhr.


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JaNuaR Montag, 2. Januar 16.30 First ascent The Impossible Climb

09.50 Tracking Eero To Russia with Fear

22.45 ultimate Rush Speed Riding

10.15 Focused Quest for Deep Powder, Teil 2

23.15 1:1 Thierry Henry

Dienstag, 3. Januar 16.00 Focused Quest for Deep Powder, Teil 1 16.30 Tracking Eero To Russia with Fear 22.30 Goldie – The alchemist

Bilder: Gustavo Cherro, FridayProduCtions, GuilBer hidaka, CraiG kolesky/red Bull Content Pool, MarCel läMMerhirt/red Bull Content Pool, Clay PatriCk MCBride/red Bull Content Pool, desre PiCkers/red Bull Content Pool, andreas sChaad/red Bull Crashed iCe

Samstag, 7. Januar 09.20 First ascent The Impossible Climb

22.25 FIlmFeSTIval In youR lIvIng Room Lemmy – The Movie Dokumentation über Ian Fraser „lemmy“ Kilmister – den legendären gründer von motörhead, uSa 2010 Mittwoch, 4. Januar 16.00 1:1 Thierry Henry 21.15 Blizzard: Race to the Pole episode 3 Donnerstag, 5. Januar 16.00 HIgHlIgHTS Heli Challenge 2011 – Freestyle 16.30 ultimate Rush Speed Riding Freitag, 6. Januar 16.15 HIgHlIgHTS Red Bull Homecoming – Maskinen 16.30 Red Bull Tops most Daring Winter Sports 16.45 Red Bull Tops Felix Baumgartner’s Freefalls 23.25 Surf Chronicles Billabong Pro Pipeline masters

16.30 HIgHlIgHTS Theo Jansen

09.50 Tracking Eero The Big Bright lights of uSa

23.15 Snowboard Chronicles o’neill evolution

16.15 HIgHlIgHTS Red Bull Battle of Trafalgar

10.40 HIgHlIgHTS Puños arriba – Hip-Hop in Kuba

17.15 Red Bull Tops Felix Baumgartner’s Freefalls Sonntag, 8. Januar 16.00 Blizzard: Race to the Pole episode 4 22.10 FIlmFeSTIval In youR lIvIng Room Frozen Heart Dokumentation über den PolarHelden Roald amundsen aus norwegen, noR 1999 23.45 Surf Chronicles Billabong Pro Pipeline masters 00.00 adventure Circus a Fly in the Champagne, mit Kelly Slater und andy Irons Montag, 9. Januar 22.45 ultimate Rush Scoping the line

16.00 Cliptomaniacs

09.50 Tracking Eero Turning Japanese

22.10 FIlmFeSTIval In youR lIvIng Room The Man Who Skied down Everest Dokumentation über den Japaner yuichiro miura, der den mount everest mit Skiern hinunterfuhr, Can 1975 23.45 Snowboard Chronicles Rail Special Montag, 16. Januar

23.45 HIgHlIgHTS Red Bull art of Motion 2011 Japan

23.15 HIgHlIgHTS Red Bull art of Motion 2011 São Paulo

Dienstag, 10. Januar

21.15 Blizzard: Race to the Pole episode 5

16.30 HIgHlIgHTS Puños arriba – Hip-Hop in Kuba 23.15 Snowboard Chronicles Rail Special 23.30 HIgHlIgHTS L. a. Streetart

10.40 HIgHlIgHTS Beat of Sweat

16.00 Blizzard: Race to the Pole episode 6 22.10 FIlmFeSTIval In youR lIvIng Room Rufende Stille – Drama an der Eiger-Nordwand Dokumentarisches Bergdrama über die ereignisse rund um den Tod des Bergsteigers Toni Kurz in der eiger-nordwand, uK 2007 23.45 Snowboard Chronicles o’neill evolution

Dienstag, 17. Januar 22.30 FIlmFeSTIval In youR lIvIng Room The Pied Piper of Hützovina Dokumentation über den Road Trip des gogolBordello-Sängers eugene Hutz, uKR 2007 Mittwoch, 18. Januar 21.15 Blizzard: Race to the Pole episode 6

22.45 ultimate Rush eric’s Ski Quest

22.10 FIlmFeSTIval In youR lIvIng Room upside Down – The Creation Records Story musikdokumentation über eines der erfolgreichsten Indie-labels, uK 2011 Mittwoch, 1. Februar 21.15 The City Dark auf der Suche nach der nacht auf einem Planeten, der niemals schläft. Dokumentation, uSa 2011 FEBRuaR

16.30HIgHlIgHTS Hüttenrallye 2011

16.00 Cliptomaniacs

Sonntag, 22. Januar

Dienstag, 31. Januar

Freitag, 3. Februar

10.15 Focused Behind the lense

17.00 HIgHlIgHTS Wakeboarding in the Salinas

23.15 HIgHlIgHTS Red Bull Human Experience

16.15 HIgHlIgHTS Mariana Pajón

11.05 ultimate Rush epic Pow

Montag, 23. Januar 23.45 HIgHlIgHTS Red Bull art of Motion 2011 Detroit

09.50 Tracking Eero It’s a Cat’s life: The Canadian Backcountry

10.40 HIgHlIgHTS Theo Jansen

00.00 adventure Circus neverland

22.30 FIlmFeSTIval In youR lIvIng Room Punk in afrika musikdokumentation, 2011

09.20 First ascent Brother’s Wild

10.15 Focused White gold

16.30 Red Bull Tops

22.45 ultimate Rush epic Pow

Mittwoch, 11. Januar

Samstag, 21. Januar

17.00 HIgHlIgHTS L. a. Streetart

16.00 Red Bull Crashed Ice 2012 1. Stopp: minneapolis-St. Paul, mn, uSa

16.30 HIgHlIgHTS Beat of Sweat

Samstag, 28. Januar

16.30 Red Bull Tops

Sonntag, 15. Januar

Freitag, 27. Januar

23.15 Snowboard Chronicles absinthe Film Special

09.20 First ascent alone on the Wall

23.15 HIgHlIgHTS Red Bull art of Motion 2011 london

16.15 HIgHlIgHTS L. a. Streetart

00.05 HIgHlIgHTS Heli Challenge 2011 – Freestyle

09.20 First ascent Patagonia Promise

Samstag, 14. Januar

16.00 Cliptomaniacs

17.00 Red Bull Tops most Daring Winter Sports

Mittwoch, 25. Januar 21.15 In Thrall to Everest

10.15 Focused Quest for Deep Powder, Teil 2

16.30 Ink – alter Ego Exposed episode 1

Freitag, 20. Januar 16.15 HIgHlIgHTS Wakeboarding in the Salinas

10.40 HIgHlIgHTS Heli Challenge 2011 – Freestyle

Freitag, 13. Januar

23.40 HIgHlIgHTS Heli Challenge 2011 – Freeride

23.45 HIgHlIgHTS Red Bull art of Motion london

16.00 Cliptomaniacs 16.30 Red Bull Tops

23.15 Snowboard Chronicles 23.30 HIgHlIgHTS Mariana Pajón 23.45 HIgHlIgHTS Hüttenrallye 2011

17.00 HIgHlIgHTS Red Bull Battle of Trafalgar Sonntag, 29. Januar 16.00 In Thrall to Everest 22.10 FIlmFeSTIval In youR lIvIng Room Like a Lion – The Tanner Hall Story Sportdokumentation, uSa 2010 23.45 Snowboard Chronicles 00.00 adventure Circus Revolver Montag, 30. Januar 22.45 ultimate Rush The Red line

Samstag, 4. Februar 09.20 First ascent Point of no Return 09.50 Tracking Eero Canada continued … Terje and Jake show up 10.15 Focused Behind the lense, Teil 2 10.40 HIgHlIgHTS Hüttenrallye 2011 16.00 Cliptomaniacs 16.30 Red Bull Tops 17.00 HIgHlIgHTS Mariana Pajón

23.15 HIgHlIgHTS Red Bull Psicobloc 23.45 HIgHlIgHTS Red Bull Dolomitenmann 2011 Dienstag, 24. Januar 22.30 FIlmFeSTIval In youR lIvIng Room Lost in la Mancha Dokumentation über Terry gilliams gescheiterten versuch, Cervantes’ „Don Quixote“zu verfilmen, u. a. mit Johnny Depp, uK 2002

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er die vermischten Meldungen in den Tageszeitungen oder im Internet verfolgt, der bekommt den Eindruck, dass die meisten Wissenschaftler eigenartige Zausel sind, die gerne untersuchen, ob wir unsere abgekauten Kaugummis lieber in der linken oder in der rechten Backe aufbewahren. Keine Frage: Es gibt jede Menge absurder Studien, die niemand braucht. Aber in ebenso vielen Fällen sind die Journalisten daran schuld, dass aus spannenden Erkenntnissen läppische kleine Meldungen werden, die ebenfalls niemand braucht. So geisterte vor kurzem die Nachricht durch die Medien, dass Menschen schneller ihre Pläne vergessen, wenn sie sich von einem Raum zum nächsten bewegen, also durch Türen gehen; wohingegen Menschen, die in nur einem Raum herumgehen, eher bei der Sache blieben. Die Studie stammt von Psychologen der Universität von Notre Dame im US-Staat Indiana und klingt im ersten Moment, als wäre die Frage nach der bevorzugten Kaugummiposition in der Backe endlich beantwortet. Sehen wir uns die Sache aber genauer an, werden wir entdecken, dass der Studie viel mehr zu entnehmen ist. Verlassen wir zum Beispiel unser Arbeitszimmer, um in der Küche einen Kaffee zu holen, so beschäftigen wir unser Gehirn nicht nur mit unserem Wunsch („Kaffee!“), sondern auch mit der geistigen Verarbeitung jener Räume, die wir durchqueren: mit den anmutig über den Teppich verstreuten Matchbox-Autos der Kinder, den Erinnerungen, die am Wohnzimmer hängen und die uns bewusst werden, wenn wir es durchqueren. Mit dem Ergebnis, dass wir in der Küche ankommen und uns fragen: „Was will ich hier bloß?“ Woran wir uns erinnern und wie effektiv wir denken, hängt also auch davon ab, auf welchem Terrain wir uns bewegen

Ankowitschs Kolumne belebt Körper und Geist

Was will ich hier bloß? Wie äußere Umstände uns dümmer machen – oder klüger. und welchem Zweck ein Raum dient bzw. welche Bedeutung er für uns hat. Eine Erkenntnis, die zum Beispiel für Architekten überaus wichtig ist, weil sie nämlich durch ihre Planungen beeinflussen, ob wir in ihren Häusern ein wenig klüger werden bzw. ein wenig vergesslicher. Eine zweite Meldung aus jüngster Vergangenheit, die ein ähnliches Schicksal erlitt, galt einer Studie des Max-PlanckInstituts für Psycholinguistik. Dabei zogen die Wissenschaftler ihren Versuchsperso-

nen je einen dicken Skihandschuh an und sahen ihnen dabei zu, wie sie sich damit abquälten. Nein, es handelte sich nicht um eine Vorstudie für eine Art „Wetten, dass …?“-Wette. Vielmehr wollten Daniel Casasanto und seine Kollegen untersuchen, welche Auswirkungen es hat, wenn Rechtshänder – durch den Handschuh behindert – auf die linke Hand ausweichen (und Linkshänder auf die rechte). Das verblüffende Ergebnis: Mit dem Wechsel der Hand einher ging auch eine veränderte Bewertung ihrer Umgebung durch die Menschen! Normalerweise ist es nämlich so, dass Rechtshänder intuitiv die rechts von ihnen befindlichen Dinge positiv bewerten und die links von ihnen negativ. Es gibt eine Reihe von Redewendungen, die das sehr schön illustrieren. So lassen wir jemanden „links liegen“. Bei Linkshändern verhält es sich dementsprechend (mit dem entscheidenden Unterschied, dass es fürs „Rechtsliegenlassen“ keine Redewendung gibt). Das bedeutet: Unsere Werturteile sind nicht bloß Ausdruck unserer Überzeugungen oder Frucht vernünftiger Überlegungen, sondern werden auch davon beeinflusst, mit welcher Hand wir uns die Welt aneignen. Welche persönlichen Schlüsse wir aus den Erkenntnissen der beiden Studien ziehen, bleibt jedem Einzelnen überlassen. Sie können wie Daniel Casasanto daraus ableiten, dass „der Verstand wesentlich formbarer [ist], als wir dachten“. Oder aber Sie ziehen sich ein Paar Skihandschuhe an, gehen in die Küche, um sich dort nicht nur zu fragen, warum Sie die Kaffeetasse so schlecht halten können, sondern was das Ding in Ihrer Rechten bzw. Linken überhaupt ist. Christian Ankowitsch, 52, ist ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Lebenshelfer. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.

THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258: Herausgeber und Verleger Red Bulletin GmbH Chefredaktion Robert Sperl, Alexander Macheck (Stv.) Geschäftsführung Mag. Alexander Koppel, Rudolf Theierl Creative Director Erik Turek Art Director Kasimir Reimann Fotodirektion Fritz Schuster Creative Photo Director Susie Forman Chefin vom Dienst Marion Wildmann Leitender Redakteur Werner Jessner Redaktion Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Arkadiusz Pia˛tek, Andreas Rottenschlager Mitarbeiter Stefan Wagner Grafik Patrick Anthofer, Martina de CarvalhoHutter, Miles English, Ken Ulrich Pasche, Esther Straganz Fotoredaktion Valerie Rosenburg, Catherine Shaw, Rudolf Übelhör Senior Illustrator Dietmar Kainrath Autor Christian Ankowitsch Illustratoren Albert Exergian, Mandy Fischer Corporate Publishing Boro Petric (Ltg.); Christoph Rietner, Nadja Žele (CR); Dominik Uhl (AD); Markus Kucˇera (FD); Lisa Blazek (Red.); Christian GrafSimpson (iPad) Lektorat Hans Fleißner Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailovic, Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher, Thomas Posvanc Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter Omar Sádaba Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Finanzen Mag. Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits Marketing & Country Management Barbara Kaiser (Ltg.), Stefan Ebner, Lukas Scharmbacher, Johanna Troger; Birgit Lohmann (Design); Klaus Pleninger (Vertrieb); Peter Schiffer (Abo); Nicole Glaser (Abo- und Vertriebsmarketing) Anzeigenverkauf Frauke Landi (Ltg.), Thomas Hutterer, Marcus Zinn; anzeigen@at.redbulletin.com Anzeigendisposition Susanne Thurner O∞ce Management Anna Jankovic (Ltg.), Manuela Geßlbauer IT Michael Thaler Firmensitz Red Bulletin GmbH, Am Brunnen 1, A-5330 Fuschl am See, FN 287869 m, ATU 63087028 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise Das Red Bulletin erscheint monatlich als Ein Produkt des Eigenbeilage von und in Kooperation mit folgenden Partnerzeitungen – in Österreich: Kleine Zeitung, Kurier, Die Presse, Salzburger Nachrichten, Tiroler Tageszeitung, Vorarlberger Nachrichten; Niederösterreichische Nachrichten. In Deutschland liegt das Red Bulletin der Frankfurter Allgemeine Zeitung bei. In Nordirland: Belfast Telegraph. In Irland: The Irish Times. In Frankreich: L’Équipe. In Südafrika: Independent on Saturday, Saturday Star, Weekend Argus. In Neuseeland: The New Zealand Herald. In Kuwait: Kuwait Times. In Mexiko: Milenio Diario. In der Schweiz und Großbritannien: alternativer Vertrieb. Gesamtauflage 3,6 Millionen Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

DIE NÄCHSTE AUSGABE DES RED BULLETIN ERSCHEINT AM 11. FEBRUAR 2012.

ILLUSTRATION: ALBERT EXERGIAN

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