INNOVATOR by The Red Bulletin DE 2019 #2

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Was kannst du?

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN 02/2019

So erkennst du deine größten Stärken

02/19

Wie viel Tech brauchst du?

Unser Autor testet, ob Smart-HomeTools das Zusammenleben verbessern

Wo willst du leben? In diesen Städten liegt deine Zukunft

AUSGABE DEUTSCHLAND EURO 2,50

LOUISA DELLERT

IDEAS FOR A BETTER FUTURE

WIE DIE DIGITALAKTIVISTIN DIE WELT RETTEN WILL

8 TIPPS VON LOUISA WAS JEDER FÜR DEN PLANETEN TUN KANN

@LOUISADELLERT FO LLOWER Ü b e r 3 8 4 .0 0 0 B E I T R ÄG E 6 10

BETTER FUTURE EDITION


D I E N E U E G E N E R AT I O N 7 0 0 0

PERFEKTION NEU DEFINIERT W W W. M I E L E . D E / G E N E R AT I O N 7 0 0 0 #LifeBeyondOrdinary



EDITORIAL

I N N O V AT O R

Gesucht: Positive Power

Dominik Schütte „Seine Fragen haben mich zum Nachdenken angeregt“, meinte unser Cover-Star Louisa Dellert nach dem Interview mit dem Münchner Autor (ehemals „GQ“, „Neon“). Ihre nicht minder span­ nenden Antworten liest du ab S EIT E 24 .

Aleksandar Savić Innovativ und lebensfroh, so ließe sich der Stil des serbischen Illus­ trators (u. a. „The Telegraph“, „GQ“) beschreiben. Mit anderen Worten: ideal für unseren Future City Guide, der dir ab S EIT E 52 aufzeigt, in welcher Stadt deine Zukunft liegen könnte.

Sie erreichen Millionen und sind Vorbilder für eine ganze Generation: Aber was könnten SocialMedia-Stars bewirken, wenn sie ihren Einfluss nutzten, um die Welt zu verbessern? Genau das will eine neue Influencer-Bewegung heraus­ finden. Bestes Beispiel: Deutschlands Vorreiterin Louisa Dellert, die früher Fitness-Tipps gab und ihre Follower heute inspiriert, Plastikgebinde zu ­meiden und ihren Körper zu lieben. Ab Seite 24 erklärt Dellert, warum sie ihren Wandel teuer bezahlt, weshalb er sich trotzdem lohnt und was jeder von uns für unseren Planeten tun kann. Was Smart-Home-Technologien für uns tun können und wie sie sich auf das Familienleben auswirken, testete unser Autor Marc Baumann. Ab Seite 66 liest du, wie er seine Wohnung auf Zukunft krempelte (und warum er wichtige ­Gespräche bald nur noch im Bad führte). Wer bereit für die Zukunft sein will, muss seine Talente kennen. Wie du deine Stärken findest, erfährst du im How-to-Guide ab Seite 72. Viel Spaß beim Lesen! Die Redaktion

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INNOVATOR

URBAN ZINTEL (COVER)

CONTRIBUTORS



INHALT BULLEVARD 10 18 12 20 14 22 16 Retter der Ozeane Ein Schweizer Segler will mit seinem Superboot die Weltmeere säubern.

Power-Anzug

Dieses Exoskelett geht dir beim Heben von Dingen massiv zur Hand.

Fitness fürs Hirn

So lässt du mit Gedankenkraft Rennautos fahren.

Action im Stau

Das neue grüne Superfood Ein Blick in die modernste Algenfabrik der Welt.

40 REPORTAGE

Aus Luft wird Wasser Diese Maschine könnte das Problem der Wasserknappheit lösen.

Nachhaltig lecker

Senkrechtstarter Richard Browning träumte vom Fliegen – und inte­ grierte eine Rakete in einen Rucksack. Zu Besuch bei Englands „Rocket Man“

Diese Speisepilze wachsen aus Kaffeesatz.

Ein Münchner Start-up will mit VR-Games Autofahrten revolutionieren.

GUIDE 88 90 92

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S O C I A L I N N OVAT I O N

Sei wie ein Pirat Was du für deinen Job von Seeräubern lernen kannst S AV E T H E DAT E S P EC I A L

Neue Männerwelt Was den Event „Man’s World“ einzigartig macht S AV E T H E DAT E

Top-Events Diese Konferenzen und Wettbewerbe solltest du keinesfalls verpassen.

95 96 98

APPS

Die tun dir gut So macht dich dein Smartphone gesund. KO L U M N E

Was kann KI? Experte Nikolaus Röttger über den Tech-Trend. T EC H - H I G H L I G H T

Anti-Minen-Ball Ein rollender Roboter bringt Minen zur Explo­ sion – und rettet Leben.

INNOVATOR


I N N O V AT O R

FEATURES

GRAVITY INDUSTRIES

24 34 52 66 72 78 80 INNOVATOR

C OV ERS TO RY

Die Helden von Instagram So wollen Digital-Aktivisten wie Louisa Dellert mit Social Media die Welt retten.

S TA R T- U P S

Revolutionen für den Alltag Diese Gründer verwandeln RoutineTätigkeiten wie Telefonieren oder OnlineBanking in gute Taten.

CIT Y G U I D E

Hier liegt deine Zukunft In welchen deutschen Städten kannst du ­deine persönlichen Stärken am besten entfalten? Wir haben die große Übersicht.

E S SAY

Home, Smart Home Der große Selbstversuch: Verbessern Gadgets wirklich unser Zusammenleben?

H OW TO …

So erkennst du deine Stärken Vom Feuermelder im Kopf bis zur „Messi-Methode“: eine Anleitung zur Selbsterkenntnis in 14 Schritten

M EI N S TA R T- U P- M O M EN T

Alles auf Inhalt Babbel-Gründer Markus Witte erzählt von jenem Moment, in dem seine Sprachlern-Plattform durchzustarten begann.

GADGET GUIDE

Regenerieren für Profis Diese schlauen Geräte wissen besser als du, was dein Körper braucht, um sich richtig zu erholen, und wann es so weit ist.

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M A R Qâ„¢ KO L L E K T I O N

L E I D E N S C H A F T. N E U D E F I N I E R T.


I N N O V AT O R

BULLEVARD

JOHANNES LANG

IDEEN FÜR EINE BESSERE WELT

INNOVATOR

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B U L L E VA R D

Y VA N BOURGNON W E LT­ UMSEGLER U N D   U M W E LT­ SCHÜTZER

Ansicht aus der Vogelperspektive: Gut zu erkennen sind die ­Sonnenkollektoren – ins­gesamt 2000 Quadrat­ meter liefern Energie.

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INNOVATOR

JOHANNES LANG

Der Schweizer Weltumsegler Yvan Bourgnon will mit einem 35 Millionen Euro teuren Superboot die Ozeane vom Plastikmüll befreien.

Yvan Bourgnon beschloss, zu handeln. Er gründete die „SeaCleaners“. Ihre Mission: die Weltmeere vom Plastik zu befreien. Erreichen will er das mit dem 35 Millionen Euro teuren Quadrimaran „Manta“ (ein Boot mit vier Rümpfen): 70 Meter lang, 49 Meter breit, 61 Meter hoch, 2500 Quadratmeter Segelfläche. Noch in diesem Jahr wird die Produktionswerft ausgewählt, 2023 soll die „Manta“ für erste Sammeleinsätze in See stechen. Bis zu 10.000 Tonnen Plastikmüll will Bourgnon jährlich einsammeln. Teile davon werden gleich an Bord wiederverwertet – per Verbrennung, um Energie für den Quadrimaran zu gewinnen. Was übrig bleibt, wird zu 1-Kubikmeter-Paketen gepresst, an Land gebracht und dort recycelt. Finanziert wird das Boot von „modernem Mäzenatentum“, wie es Bourgnon nennt. Wie wichtig jede Aktivität ist, zeigen aktuelle Zahlen: Jährlich werden acht Millionen Tonnen Plastik „entsorgt“. Deshalb geht es beim Einsatz der „Manta“ um mehr als b ­ loßes Meer-Müll-Schlucken: Es geht auch darum, den Müll zu ­analysieren, die Verursacher zu identifizieren und die ­Menschen wachzurütteln. theseacleaners.org

WOLFGANG WIESER

MEER-MÜLL SCHLUCKEN

THE SEACLEANERS

U M W E LT S C H U T Z

Yvan Bourgnon hatte 230 Tage auf See verbracht, als er am 23. Juni 2015 in Ouistreham in der Normandie an Land ging. Und er hatte eine Wette gewonnen: Als erstem Menschen war es ihm gelungen, die Welt auf einem Katamaran ohne Kajüte und ohne GPS zu umsegeln. Natürlich war er glücklich, wieder daheim zu sein. Doch den 48-Jährigen bewegte, was er in diesen 230 Tagen gesehen hatte: verdreckte Meere, Plastikmüll bis zum Horizont. In wenigen Jahrzehnten hatten sich die Ozeane radikal ver­ ändert. Als er Anfang der 1980er-Jahre als Kind mit ­seinen Eltern und Bruder Laurent vier Jahre lang um die Welt segelte, war Plastikmüll im Meer noch die Ausnahme.

Der Schweizer Skipper, 48, gründete nach seiner spekta­ kulären Welt­ umseglung die SeaCleaners.


I N N O V AT O R

„ICH WAR SCHOCKIERT, ALS ICH SAH, WIE STARK DIE OZEANE DURCH PLASTIKMÜLL VERUNREINIGT SIND.“

Vier Automatiksegel, zwei Windturbinen: Das Schiff namens „Manta“ soll 2023 vom Stapel laufen.

INNOVATOR

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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

Wer im Alltag schwer zu schleppen hat, ­bekommt durch den Rucksack-Roboter Cray X Unterstützung.

Er heißt Cray X. Und er könnte unser neuer bester Freund werden. Denn er weiß, wann wir etwas heben müssen. Und hilft uns dabei.

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„Wenn ich den Roboter anlege, merke ich augenblicklich, dass ich mir etwas Gutes tue.“

INNOVATOR

JOHANNES LANG

ARMIN G. SCHMIDT CEO UND CO-FOUNDER VO N G E R M A N BIONIC

WOLFGANG WIESER

ROBOTER ZUM ANZIEHEN

Sechs Jahre dauert die Entwicklung des „intelligenten Kraftanzuges“, wie Cray X auch genannt wird. Seit 2018 ist das Wunderding nun auf dem Markt. „Mit dem Exoskelett ist es möglich, Schwachpunkte auszugleichen oder bestimmte Tätigkeiten länger auszu­ führen“, beschreibt Schmidt dessen Vorzüge. Kurz gesagt: ­schwere Arbeit „menschlicher, nachhaltiger und einfacher“ zu machen, wie der Porsche-­ Vorstandsvorsitzende Oliver Blume bei der Verleihung des Deutschen Gründerpreises an German Bionic ausführte. Ab 4990 Euro plus monat­ licher Nutzungspauschale für sechs oder zwölf Monate kann man Cray X nutzen. Das ist nur auf den ersten Blick viel: Traditionelle Hebehilfen wie Hubstapler sind deutlich teurer – werden uns aber nie verstehen. germanbionic.com

GERMAN BIONIC

GESUNDHEIT

Cray X sieht vielleicht nicht aus wie ein Roboter, trotzdem ist er einer – und zwar einer aus der Kategorie der Exoskelette. „Man zieht ihn an wie einen Rucksack. Nach ein paar Minuten fühlt sich das ganz normal an“, sagt German-Bionic-CEO Armin G. Schmidt. Dank zahlreicher Sensoren erkennt der knapp über sieben Kilo schwere, mit zwei Motoren ausgestattete Cray X, wenn es ans Zupacken geht. Und greift seinem Träger beim Heben von bis zu 25 Kilo unter die Arme: „Er entlastet den ­unteren Rücken. Es ist, als würde er dich hochziehen.“ Cray X lernt „seinen“ User ­jeden Tag besser kennen: Er erkennt, wie jener sich bewegt; er versteht, wie er arbeitet, und er passt sich in seinem Verhalten dessen Körper an. Denn natürlich ist es nicht egal, ob er es mit einem 1,90-MeterHünen oder mit einem zier­ lichen Jungspund zu tun hat.


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Farben, Formen, Interface und Funktionen dienen nur als Muster. Aussehen und Funktionen des Produkts können abweichen. HUAWEI P30 Pro: 40 MP Kamera mit Super Sensor + 20 MP + 8 MP + TOF, 10x Hybrid Zoom. Das Android™-Roboter-Logo wurde aus einer von Google erstellten und geteilten Arbeit reproduziert oder geändert und wird gemäß den Bedingungen der Creative Commons 3.0-Lizenz für die Namensnennung verwendet.

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I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

T O B I A S (O .) UND PHILIPP HEILER G R Ü N D E R VO N BRAINBOOST

Die Brüder haben ein gemeinsames Ziel: mentale ­Fitness in der Gesellschaft zu verankern.

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Der erste Schritt zum Glück: Eine Elektrodenkappe misst sämtliche Gehirnaktivitäten.

INNOVATOR

JOHANNES LANG

Mit der Technologie von brainboost aus München lassen sich einzelne ­Bereiche des Gehirns gezielt trainieren – das soll zu einem gesünderen, glücklicheren Leben führen.

brainboost ein Trainingsprogramm. Dafür setzt du eine Kappe mit 4 bis 20 Elektroden auf, die deine Hirnströme aufzeichnet und an ­einen Com­puter weiterleitet. Die Live-Analyse erfolgt als Neurofeedback in Form einer Belohnung: Bei Aktivierung bestimmter Gehirnareale, etwa durch bewusste Entspannung, lassen deine Gedanken ein Spielzeugauto fahren. Andere Hirnaktivitäten bilden sich grafisch ab, oder die Stereo­ anlage dreht die Musik lauter. Da das Gehirn Belohnungen liebt, versucht es, Muster zu erkennen. Der unbewusste Vorgang bildet den Kern des Trainings. Übung macht, auch hier, den Meister: In der Regel sind 15 bis 30 einstündige Einheiten (in der Firmenzentrale in München à 89 Euro) nötig, bis das Gehirn den ersten Schritt gemacht hat, dir dein ­Leben neu, besser, glücklicher zu denken.  brainboost.de

WOLFGANG WIESER

GEDANKE BEWEGT RENNAUTO

Training: Diese Spielzeugautos werden mit Gedankenkraft gesteuert.

BRAINBOOST

M E N TA LT R A I N I N G

Ein großer Satz, gelassen ausgesprochen: „Jeder soll mit seinem Gehirn glücklich sein“, sagt Philipp Heiler. Heiler, Jahrgang 1989, ist tatsächlich Arzt und hat mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder, dem Sportwissenschaftler Tobias, in München die Firma brainboost gegründet. Aber wann macht einen das Gehirn glücklich? Wenn man sich besser konzentrieren und besser schlafen kann. Oder wenn sich belastende Gedanken schneller verarbeiten lassen. Sogar bei Krankheiten wie ADS oder Depressionen kann die zugrundeliegende Technologie helfen: „Durch das Training lernt man, die Art und Weise, wie das Gehirn arbeitet, zu verändern“, sagt Heiler. Bevor es so weit ist, wird dein Gehirn per EEG gecheckt. Es zeigt auf, wie intensiv die unterschiedlichen Regionen arbeiten. Das Ergebnis wird mit den Ergebnissen eines ­Fragebogens verglichen – und mit den Aufzeichnungen medizinischer Datenbanken. Auf Basis all dieser Fakten erstellt


Bereit für den Campus

Thule Lithos

Schlank, strapazierfähig und funktional: Die Thule Lithos Kollektion verbindet robustes Ripstop-Material mit einer Fülle von Ablageoptionen und wird dadurch.


I N N O V AT O R

B U L L E VA R D

Autofahren als Reise durchs All oder Ausflug zu den Dinos – ein Münchner Start-up eröffnet Mitfahrern neue Welten.

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WOLFGANG WIESER

ZOCKEN AUF RÄDERN

auf dein Raumschiff prasseln. Die verbindende Software entwickelte das holoride-Team, die Inhalte liefern HollywoodStudios. Wollny: „Im ersten Schritt konzentrieren wir uns auf Unterhaltung. Ich sehe aber ein großes Potenzial für Bildungsinhalte – und es ist auch vorstellbar, Video­ konferenzen abzuhalten.“ ­Übrigens: Die Kopplung von Auto und Brille verhindert die lästige Reiseübelkeit. Die technische Machbarkeit bei Audi, Porsche und Mercedes ist bestätigt. Verkaufsstart: 2021.  holoride.com

Per VR-Game durch die Galaxie: holoride macht die Autofahrt zum Abenteuer.

INNOVATOR

HOLORIDE

VIRTUAL REALITY

Die drei Herren von holoride wissen, was sie tun: Daniel Profendiner hat Algorithmen für selbstfahrende ­Autos geschrieben, Marcus Kühne für Audi mehr als ­hundert Patentlösungen entwickelt, und CEO Nils Wollny gilt sowieso als Ausnahmekönner im Digital-Business. Die Idee des Trios, das sich bei Audi (hält eine Minderheitsbeteiligung an holoride) kennengelernt hat: die Autofahrt in ein Vergnügen für Mitfahrer verwandeln. Bordcomputer und VR-Brille werden über WiFi oder Bluetooth verbunden, die Fahrt wird Teil des Spiels. Wollny: „Unsere Technologie kann Daten des Autos ‚lesen‘: Position, Beschleunigung, Kurvenverhalten.“ Vereinfacht erklärt: Fährt das Auto nach links, bewegt sich dein Dino in die gleiche Richtung. Hältst du vor einen Zebrastreifen, spaziert ein knallblaues Küken darüber. Und einsetzender Niederschlag könnte – vom Regensensor erkannt – als Meteoritenschauer

JOHANNES LANG

Die drei von ­holoride (v.  li.): Daniel Profendiner, Marcus Kühne und Nils Wollny


STREAM TEAM

Unsere Multiroom-Streaming-Lautsprecher mit Raumfeld Technologie bringen eindrucksvollen Sound in jeden Raum. Ob Spotify, Tidal oder deine eigene Musik – streame alles kabellos über Handy, Tablet, Laptop oder TV und höre deine Lieblingssongs, wann und wo du willst.

TEUFEL STREAMING

teufel.de/streaming


B U L L E VA R D

ERNÄHRUNG

DIE ALGENANGLER

Die modernste Algenfabrik der Welt steht in Niederösterreich: Hier produziert man Superfood – auf höchst nachhaltige Art und Weise. In einem 10.000 Qua­drat­ meter großen Glashaus erheben sich 43.000 durch­ sichtige Röhren, jede davon sechs Meter hoch und voller Leben. Im Inneren ­dieser Röh­ ren blubbert es, das Wasser strahlt grün. Die Szenerie wirkt wie aus einem Science-­ Fiction-Blockbuster von ­Ridley Scott. Aber das hier ist keine Fiction, sondern ­Science. Und wir sind nicht in Hollywood, sondern im nieder­ österreichischen Bruck an der Leitha. Hier produziert die Firma ecoduna jährlich bis zu 100 Tonnen Mikroalgen, Best­ seller sind die Arten Chlorella (wirkt auf uns entgiftend) und Spirulina (ist reich an ­Vitamin K und Vitamin A) in Kapselform – kurz: nährstoff­ reiches Detox-Superfood. 18

Das Besondere daran: e­ coduna betreibt die weltweit modernste Algenproduktion. Statt auf offene Teichsysteme setzt man hier seit 2018 auf einen geschlossenen Produk­ tionskreislauf, der Verunreini­ gungen ebenso ausschließt wie Wasserverlust durch ­Verdunstung. Im Fachjargon ­heißen diese sonnenlicht­ durchlässigen Glasröhren Photo-Bio-Reaktoren. Drinnen: ein Mix aus Stickstoff, CO² und Algennährstoffen. Der ­Effekt: Die Algen wachsen dort zehnmal schneller als Landpflanzen, ohne landwirt­ schaftliche Nutzflächen zu verbrauchen. Im Herbst 2019 will man in Bruck an der Leitha nun eine neue Mikroalge auf den Markt bringen: Aus heimischen ­Teichen wurde ein Stamm ­ein­zelliger Grünalgen isoliert, der ­einen besonders hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren aufweist. Diese benötigt der menschliche Körper für die Entwicklung des Gehirns, sie sind Bestandteil der Netzhaut und unterstützen das HerzKreislauf-System. Omega-3 wird aktuell vor allem aus ­Fischen bezogen, obwohl diese es nicht selbst bilden, sondern über die Nahrungskette durch Algen aufnehmen. Die neue Alge ist deshalb nicht nur eine vegane Alternative, sondern auch eine direkt logische. ecoduna.com

Mikroalgen-Tabletten entgiften, liefern Vitamine und Protein.

MIKROALGEN WACHSEN ZEHNMAL SCHNELLER ALS LANDPFLANZEN.

INNOVATOR


WALTRAUD HABLE

JOHANNES LANG

I N N O V AT O R

ECODUNA

In diesen sechs Meter hohen Glasröhren produziert ecoduna in Bruck an der Leitha nährstoffreiche Algen.

INNOVATOR

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B U L L E VA R D

WA LT E R KREISEL C E O VO N W& K R E I S E L

Neben sauberer Energie will der umtriebige Unternehmer nun jedem ­Menschen auch Wasser zugänglich machen.

GRUNDVERSORGUNG

SO WIRD AUS LUFT WASSER

Unternehmer Walter Kreisel baut eine Maschine, die das Problem der Wasserknappheit lösen kann – dank einer prickelnden Idee. 2017: Walter Kreisel trinkt im Urlaub ein Glas eiskaltes Mineralwasser. Die Sonne brennt, von der Flasche perlt ein Tropfen. Da kommt dem CEO von W&Kreisel, Hersteller nachhaltiger Energiegewinnungs- und Steuerungssysteme, eine Vision: „So kann man Wasserknappheit bekämpfen.“ Zurück in Oberösterreich, holt er Manfred Ledermüller ins Team und beauftragt ihn mit der Entwicklung einer Maschine, die Wasser aus Luft extrahieren soll – ähnlich wie auf der Flasche im Urlaub.

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Zwei Jahre später ist die ­ ision Realität. W&Kreisel V präsentiert „Phantor“, e­ inen gigantischen Wasser­generator. Das Prinzip kurz erklärt: Von sauberem Strom gespeist und intuitiver Software gesteuert, saugt die containergroße ­Anlage Luft an. Diese trifft im ­Inneren in mehrstufigen Prozessen auf künstlich erzeugte kalte Luft und extrahiert so Wasser. Das kann dann ent­ weder direkt zum Bewässern in der Landwirtschaft, als Beimengung für Baustoffe oder nach Filterung und Minera­ lisierung in der Maschine als Trinkwasser genutzt werden. „Unsere Anlage ist modular und kann auf individuelle ­Bedürfnisse eingehen“, sagt Kreisel, der aus erster Hand erfahren hat, wie Leben unter Wasserknappheit aussieht. Seine Frau engagiert sich seit Jahren für den in Kenia und Indien aktiven Bildungsförderungsverein Karibu World. „Sauberes Trinkwasser ist der Ausgangspunkt für jegliche Entwicklung“, sagt Kreisel, „und zwei Milliarden Menschen haben aktuell keinen ausreichenden Zugang dazu.“ Um diesen unerfreulichen ­Zustand zu ändern, kann Phantor bis zu 10.000 Liter Wasser täglich erzeugen und

„ SAUBERES TRINKWASSER IST DER AUSGANGSPUNKT FÜR JEGLICHE ENTWICKLUNG.“ zusätzlich 36.000 Liter aus verunreinigten Brunnen filtern. Die erste der großteils ­wartungsfreien Maschinen geht mit Jahreswechsel in Betrieb. Ob Kreisel darauf mit Wasser anstoßen wird, bleibt abzuwarten. wkreisel.com

INNOVATOR


I N N O V AT O R

CHRISTIAN EBERLE

JOHANNES LANG

Vision wird Realität: In jeder Anlage kann aus Luftfeuchtigkeit Wasser gewonnen und sogar zu Trinkwasser aufbereitet werden.

W&KREISEL GROUP

Über die Entlüftungsventilatoren tritt die trockene Luft aus. Solar-Panels samt Batteriespeicher ­sichern die Energie­ versorgung der Einheit bei Stromausfall. INNOVATOR

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I N N O V AT O R

Warum zwei Oberösterreicher in einem Wiener Keller Pilze aus Kaffeesatz wachsen lassen.

Die Austernpilze wachsen aus Löchern in Säcken, die mit Kaffeesud gefüllt sind.

Auf 400 Quadratmetern in einem klimatisch günstigen Keller in Wien züchten die zwei Oberösterreicher nun 300 Kilo Austernpilze pro Wo­ che. Dafür holen sie rund zwei Tonnen Kaffeesatz von Hotels, Restaurants oder Pensionisten­ heimen und mischen diesen mit Pilzmyzel (der Saat) und Kalk. Dieses sogenannte Pilz­ substrat wird in Säcke gefüllt, aus denen dann nach ein paar Wochen die Pilze sprießen.

„WIR DACHTEN: WAHNSINN! MIT PILZEN KANN MAN DIE WELT RETTEN!“ Die Ernte von Hut und Stiel findet sich inzwischen auf den Speisekarten renommierter Restaurants und in den Rega­ len ausgewählter Supermärkte. Die Gründer bieten ihre Pilze mittlerweile auch in verarbei­ teter Form als Pesto oder Sugo an – sowie Anbausets und Workshops für alle, die da­ heim Pilze züchten wollen. hutundstiel.at

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INNOVATOR

JOHANNES LANG

KAFFEESUD MIT ZUKUNFT

Hier geht’s rein: Florian Hofer (li.) und Manuel Bornbaum vor dem Eingang ihrer Pilzzucht in Wien

EMILY WALTON

R ECYC L I N G

Wien und Kaffee gehören einfach zusammen. Doch wer denkt beim Trinken einer Melange an die 44 Tonnen ­Kaffeesatz, die täglich im Mist­ kübel landen? Und wer ahnt, was für eine wertvolle Res­ source dadurch verlorengeht? Kaffeesatz ist nämlich ein optimaler Nährboden für Pilze. Diese Erkenntnis faszinierte Manuel Bornbaum und Florian Hofer (beide 31) derart, dass sie beschlossen, daraus ein Ge­ schäftsmodell zu entwickeln. „Auch dass Pilze einen extrem kleinen CO²-Fußabdruck und kaum Wasserbedarf haben, be­ geisterte uns“, sagt Bornbaum. „In unserer Anfangseuphorie dachten wir: Wahnsinn, mit Pilzen kann man die Welt ­retten! Heute wissen wir, dass wir zumindest einen Beitrag dazu leisten können.“

KARIN HACKL PHOTOGRAPHY

B U L L E VA R D


„Wir haben mit einer Idee unser Start-up sauber ins Rollen gebracht.“ Fördern, was NRW bewegt. Tanja Nickel und Katharina Obladen, Gründerinnen von UVIS, desinfizieren Handläufe von Rolltreppen mit UVC-Licht. Die erste Finanzierungsrunde des Start-ups sicherte die NRW.BANK mit einer Unternehmensbeteiligung im Rahmen des Förderprogramms NRW.SeedCap Digitale Wirtschaft. Die ganze Geschichte unter: nrwbank.de/uvis


DIE INSTAGRAMREVOLUTION VON SCHMINK TIPPS ZUR WELTRET TUNG:

Immer mehr Influencer setzen ihre Reich­ weite für die gute Sache ein. Hier erklär t Deutschlands Vorreiterin Louisa Deller t , was jeder von uns für den Planeten tun kann – und wie uns Social Media dabei hilf t . #Inter view_ Dominik Schüt te #Fotos _UrbanZintel #St yling _ Soo - Hi Song

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INNOVATOR


IMMER IM EINSATZ Auf ihrem Account gibt Louisa Dellert Tipps zur Müllvermeidung und i­ nterviewt Politiker.

most aligene dolupta quatis as volorae quidis sus aspic tem et offictore sita quamus, seruntiunt fugia exeraestrum am archit

TIPP 1: TEILE DAS GUTE …

INNOVATOR

… UND ZEIG, WAS DU TUST · Du hast eine Idee, wie wir im Alltag Plastik vermeiden können? Oder einen Tipp für ein neues Fair-Fashion-Label? Prima! Bitte teil die News auf deinen Social-Media-Kanälen, dann kannst du andere inspirieren, dir zu folgen. Wir sind eine Kettenreaktion! · #nachhaltigkeit #weareallinthistogether  25


P Preisfrage: Was können Influencer ­e rreichen, wenn sie ihre Millionen ­Follower nicht zum Kauf von Sneakers oder Diät-Pillen motivieren, sondern sie dazu bewegen, mit mehr Rücksicht auf den Planeten, ihre Mitmenschen und sich selbst zu leben? Genau das will die nächste Influencer-Generation herausfinden. Inspiriert von Greta Thunbergs „Fridays for Future“-Bewegung, ­w ollen diese Digital Natives die Macht der sozialen Medien einsetzen, um die Welt zu retten. Und so schwärmen sie auf Instagram nicht von Infinity-Pools (oder zumindest nur von nachhaltig beheizten), sondern versehen ihre Fotos mit Tipps, wie wir Plastik vermeiden, fair produzierte Mode erkennen und uns selbst mehr lieben können.

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Dass soziale Medien wie Instagram, Facebook oder YouTube für die Verbreitung von Ideen perfekt sind, davon ist auch Louisa Dellert überzeugt. Die Dreißigjährige ­bezeichnet sich als „Aktivistin für das Gute“ und ist Deutschlands Vorreiterin der neuen InfluencerBewegung. Zum Cover-Shooting für INNOVATOR by The Red Bulletin in einem Studio in BerlinKreuzberg erscheint sie bestens gelaunt und legt erst mal ihre Spotify-Playlist auf – inklusive Abba und Backstreet Boys. ­Sorgenfrei ist Dellert indes nicht: Für ihren Themenwechsel von ­Fitness zur Weltrettung zahlt sie einen hohen Preis. Große SportBrands haben nun mal mehr ­Budget als Produzenten von nachhaltigem Strom. Im Sommer ­startete sie eine CrowdfundingKampagne, um ihre Mission ­weiter verfolgen zu können – was ihr einen kleinen Shitstorm bescherte. Widerstand ist die Braunschweigerin gewohnt, von kleingeistigen Reflexen lässt sie sich nicht von ihrem Weg abbringen. Im Gegenteil: Hier gibt sie sieben Tipps, was wir alle tun können, um die Welt zu retten, und erzählt von ihrem Wandel von der Influencerin zur Sinnfluencerin.

I

NNOVATOR: Louisa, wie ging das los mit Instagram und dir? LOUISA DELLERT: Es muss jetzt fünf Jahre her sein. Ich fühlte mich zu dick und wollte Inspirationen zum Abnehmen. Hast du nach Influencern gesucht – auch wenn du den ­Begriff noch gar kanntest? Genau. Irgendwann habe ich dann selbst angefangen, Fortschritte zu posten, und offensichtlich war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es gab auch noch nicht viele Fitness-Accounts auf Deutsch. Die Aufmerksamkeit hat mich zwar überfordert, aber ich fand es cool. Es hat mich gepusht.

INNOVATOR


TIPP 2: LIEBE DICH, WIE DU BIST …

Das ist auch, was ich bei manchen Influencern kritisiere: einen auf nachhaltig machen, aber dann H&M promoten.

Warst du süchtig nach Likes und dem nächsten Kilo weniger? Ja, das muss ich zugeben. Ich bin zwar auch heute abhängig davon, wie viele Leute meine Bilder auf Instagram liken, aber damals war es krasser. Jedes Like hat mich ­zusätzlich motiviert abzunehmen, damit die Bilder noch besser ­laufen. Ein Teufelskreis. Hattest du eine Essstörung? Ich war nie beim Arzt deswegen, also wurde auch nie etwas dia­ gnostiziert. Aber ich hatte ein ­gestörtes Verhältnis zum Essen, ja. Ich habe ausschließlich Salat gemümmelt und geheult, wenn nur Nudeln zu Hause waren.

… UND SEI NETT ZU DEINEM KÖRPER · Wir vergleichen uns viel zu oft mit anderen. Vor allem auf ­Instagram. Dellen am Po oder ein Bauchansatz? Das gehört zu dir wie deine Nase. Also sei nett zu dir selbst, das Leben ist zu schön, um sich auf seinen Körper zu reduzieren. Wenn du dich traust: Poste ein Bild von dir, wie du wirklich bist. Fast alle Reaktionen werden positiv sein. Versprochen. · · #selbstliebe #fürmehrrealitätaufinstagram

INNOVATOR

Dann kam der Schicksalsschlag, eine Herz-OP. Zu diesem Zeitpunkt wog ich nur noch 46 Kilo. Ich wurde beim Sport bewusstlos und bekam irre Kopf­ schmerzen. Ein Kardiologe stellte ein Loch in der Herzklappe fest. Das Loch war schon immer da ­gewesen, aber so wie ich meinen Körper gefordert habe, hat es sich dra­matisch vergrößert. Vier Wo­ chen später wurde ich operiert. Und nichts war wie vorher? Die OP hat mich zu einem ande­ ren Menschen gemacht. Ich bin in eine Depression gefallen, aber als dieses Tief überwunden war, wusste ich, dass die Herz-OP das Beste war, was mir hatte passieren

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Ich merkte schnell, dass ich Teil einer Kettenreaktion sein könnte, die vielleicht die Welt verändert.

TIPP 3: SETZ AUF GUTE VERBINDUNGEN  …

können. Klingt banal, aber mir wurde klar, dass es Wichtigeres im Leben gibt als Aussehen und Sixpack. Ich guckte in den Spiegel und sagte: Scheiß drauf! Ein Post nach deiner OP zeigt dich auf dem Höhepunkt deiner Körperbesessenheit, daneben hast du ein neueres Foto ge­ stellt, das dich mit ein paar Kilo mehr zeigt. Du siehst toll darauf aus. Wie haben deine Follower reagiert, die dich bis dahin fürs Abnehmen feierten? Zu 99 Prozent waren die Reaktionen positiv. Es gibt immer den ­einen Kommentar, der ätzend ­negativ ist, klar, aber die meisten Leute fanden gut, dass ich das Thema nach außen trage.

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on nun an war Body Posi­ tivity dein Hauptthema – ein radikaler Wandel. Mein Brustkorb war aufgeschnitten worden, deswegen durfte ich sechs Monate keinen Sport treiben. Mir fiel es leicht, endlich mal zu entspannen. Dieses Lebensgefühl versuchte ich auf Instagram zu übertragen. Irgendwann habe ich mein erstes Cellulite-Posting hochgeladen – mein Hintern mit Dellen. Ich bekam viele wunderbare Reaktionen. Da wurde mir klar, dass ich Menschen viel sinnvoller inspirieren kann, als jungen Girls zu zeigen, wie sie noch ein Kilo runterkriegen. Nur wer sich selbst liebt, kann auch andere ­lieben. Das versuche ich zu ver-

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… UND LASS DICH NICHT KAUFEN · Ein Schnäppchen beim Online-Discounter, der Retouren schreddert? Ein topbezahltes Jobangebot bei einem ethisch fragwürdigen Unternehmen? Falls es geht, lass dich lieber mit den Guten ein – auch wenn es dich etwas kostet. Nur so können wir Unternehmen zum Umdenken bewegen. · · #wirtschaft #goodvibes

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WEITERE SINNFLUENCER UND WAS SIE ANTREIBT MARIE NASEMANN @FAIRKNALLT LEBT IN BERLIN

mitteln. Ich merkte schnell, dass ich hier viel mehr bewegen kann, dass ich Teil einer großen Kettenreaktion sein könnte, die vielleicht die Welt verändert. Angesichts deines Sinneswandels – haben sich da Marken von dir abgewandt? Nein, ich habe mich von ihnen abgewandt – durch die klare Entscheidung, keine Firmen zu unterstützen, die für mich ethisch nicht vertretbar sind. Es schreiben mich immer noch solche Unternehmen an, aber da muss ich sagen: Passt nicht mehr in mein Weltbild – ich will euer Geld nicht. Meine Glaubwürdigkeit wäre dahin, würde ich ihnen auch nur den kleinen Finger reichen, und sie wollen ja sowieso die ganze Hand. Ging dein Sinneswandel mit ­finanziellen Einbußen einher? Ja. Ich hätte nicht gedacht, dass ich nur noch so wenig Geld verdienen würde. Das ist okay, ich will keine Millionärin werden, aber ich möchte auch nicht bei jedem Zugticket zu einer politischen Veranstaltung überlegen müssen, wie es Ende des Monats aussieht. Du hast in deiner Heimatstadt Braunschweig den Zero-WasteLaden „Naturalou“ aufgemacht. Ist das ein Schritt, dich zu diversifizieren? Ja, ich wollte ein eigenes Business haben, um mich von Instagram unabhängiger zu machen – und dennoch etwas Gutes zu tun. Da erschien mir ein Unverpackt-­ Laden sinnvoll. Die Produkte ­sollen Menschen helfen, weniger Müll zu produzieren, gerade auf dem Land. Deswegen auch der Online-Shop, der den Großteil des Geschäfts ausmacht. Es läuft so gut, dass ich zwei Freundinnen mit reinnehmen konnte.

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—DAS ZIEL Als Bloggerin und FashionModel möchte Nasemann Firmen helfen und sie ermutigen, für Menschen und Umwelt ­f aire Mode herzustellen.

—DER WEG Auf ihrem Blog fairknallt lässt sie die Nutzer an ihrer Suche nach einem umweltbewuss­ teren Leben teilnehmen. Ohne erhobenen Zeigefinger.

—DIE STORY Eine Brand­ katastrophe in einer Näherei in Bangladesch ließ die frühere „GNTM“-Kandidatin die Modeindustrie hinterfragen.

—DER TIPP Basics bewusst kaufen! Nicht jedes FashionPiece ist nachhaltig zu haben. Aber bei Jeans oder T-Shirts kann jeder loslegen.

LAUREN SINGER @TRASHISFORTOSSERS LEBT IN NEW YORK —DAS ZIEL Trash is for ­tossers – etwa „Müll ist für ­Idioten“ –: Das ist nicht nur ihr Name auf Instagram und der ihres Blogs, son­ dern auch ihr Lebensmotto.

—DER WEG Auf Instagram zeigt Lauren, wie fast müllfreies Leben funktioniert. Mit ihrer Marke The Simply Co. stellt sie vegane Reinigungs­ mittel her.

—DIE STORY Bekannt wurde die New Yorkerin mit einer Challenge: In zwei Jahren produzierte sie nur so viel Müll, wie in ein Einmachglas passte.

—DER TIPP Kompostieren! Lebensmittel so kaufen, dass alles – von der Verpackung bis zum Produkt – auf dem Kompost landen darf, wo daraus Erde wird.

Habt ihr Investoren? Na ja, mich. Ich habe alles, was ich in meiner Fitness-Phase verdient habe, in den Laden gesteckt. Was müsste ein Investor mitbringen, damit du dir eine Beteiligung vorstellen kannst? Glaubwürdigkeit.

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ut es weh, ständig Schecks abzulehnen? Ich hätte eine Menge Geld einsacken können. Das ist auch, was ich bei manchen Influencern kritisiere: einen auf nachhaltig machen, aber dann H&M pro­ moten. Ich persönlich möchte da Flagge zeigen. Ich glaube fest daran, dass Gutes zurückkommt, wenn man Gutes tut. Kannst du dir die Tatsache, dass Giganten wie Amazon und Zalando weiter wachsen, anders erklären als durch Gleichgültigkeit der Konsumenten? Natürlich gibt es Leute, denen ­alles scheißegal ist. Ich glaube aber nicht, dass Gleichgültigkeit das Hauptproblem ist, sondern immer noch Unwissenheit. Hier sind Politik und Medien gefordert. Wenn jeder Mensch ein Bewusst-

Reise- und Beautykram bin ich online konsequent entfolgt.

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ROB GREENFIELD @ROBJGREENFIELD LEBT IN FLORIDA —DAS ZIEL Lebe einfach! Robs Einkommen pro Jahr, der Wert seines Eigentums und sein Vermögen dürfen jeweils 5000 Dollar nicht übersteigen.

—DER WEG Aktuelle Challenge: Ein Jahr lang will er alles, was er isst und trinkt, anbauen oder finden. Bisher ist er ­e rfolgreich – und trotzdem gut gelaunt.

—DIE STORY In 13 Jahren wandelte sich Rob vom konsequenten PartyGuy zum kon­ sequenten Öko. Sein Lebensstil geht auf 100 % nachhaltig zu.

—DER TIPP Sich zurück­ nehmen. Robs Lifestyle soll Menschen ­inspirieren, ­weniger zu verbrauchen und umweltfreund­ licher zu leben.

TIPP 4: BEWUSSTSEIN IST EIN GUTER ANFANG …

KATHRYN KELLOG @GOING.ZERO.WASTE LEBT IN KALIFORNIEN

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—DAS ZIEL Sie will einen Systemwechsel: weg von der ­linearen Wegwerfgesellschaft hin zu ­einer zirkulierenden Wirtschaft, in der Müll Vergangenheit ist.

—DER WEG In ihrem Buch „101 Ways to Go Zero Waste“ und auf Instagram präsentiert sie eine Menge Ideen für Menschen, die einfache und praktische Tipps wollen.

—DIE STORY Nach einem Brustkrebsverdacht, der sich als haltlos erwies, änderte Kathryn ihr ­L eben. Dar­ über bloggt sie auf goingzero­ waste.com.

—DER TIPP Plastik weg, wo’s geht: Strohhalme aus Papier, Zahnbürsten aus Bambus, und die Plastiktüte im Supermarkt braucht wirklich niemand mehr.

… UND BLEIBT EIN GUTER MOTIVATOR · Klamotten kaufen, Flüge buchen, Fleisch essen: Im Alltag tun wir vieles automatisch, ohne darüber nachzudenken. Viel wäre erreicht, würden wir unsere Gewohnheiten immer wieder hinterfragen – und so ein neues Bewusstsein schaffen. · · #knowhow #motivation

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TIPP 5: SCHAU ÜBER DEN TELLERRAND  …

Mir wurde klar, dass es Wich­ tigeres gibt als einen Sixpack. Ich schaute in den Spiegel und sagte: Scheiß drauf!

sein entwickeln würde für den ­eigenen Konsum, wäre viel gewonnen. Da sehe ich auch mich in der Pflicht, gerade auf Social Media.

… UND SEI OFFEN FÜR ANDERE MEINUNGEN · Du bist eher konservativ eingestellt? Schau doch mal auf taz.de vorbei. Du bist eher liberal? Wie wär’s mit einem „FAZ“Abo? Wer etwas ändern will, muss alle Positionen kennen – und oft hat ja auch die Gegenseite gute Argumente. Also: Raus aus der Filterblase und rein in die Diskussion! · · #meinung #streitkultur

Hast du auf deinem Weg ­Instagram neu entdeckt? Ja, ich habe zunächst mein Verhalten umgestellt. Sportabos oder Reise- und Beautykram bin ich entfolgt. Dafür habe ich mir Kanäle gesucht, die mir echten Mehrwert bieten. Die Tagesschau macht Instagram übrigens super. Ich informiere mich aber vor allem abseits von Social Media. Ich habe ein regelrechtes Ritual. Wie sieht dieses Ritual aus? Das Thema Klima liegt mir am Herzen, also besuche ich täglich die Seite klimareporter.de, die unabhängig berichtet. Dann gucke ich die Videos aus der Bundespressekonferenz von Tilo Jung. Und ich höre jeden Morgen den Podcast von Gabor Steingart. Steingart redet einer Umwelt­ aktivistin wahrlich nicht nach dem Mund. Setzt du dich be­ wusst konträren Meinungen aus? Natürlich! Und ich kann auch jedem nur empfehlen, über den Tellerrand hinauszublicken. Irgendwann bekamst du ja den Titel Sinnfluencerin verpasst. Dann stifte bitte etwas Sinn: Was kann jeder sofort tun?

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TIPP 6: STELL ZUSAMMENHÄNGE HER  … Ich schreibe niemandem etwas vor, aber wer mich fragt: Weniger Fleisch zu essen ist der größte ­Hebel. Wie wäre es für den An­ fang mit einem Meatless Monday? Zweiter Tipp? Plastik vermeiden. Und wegge­ worfenes Plastik auf­heben. Wenn man das macht, kriegen andere Menschen es mit – eine Ketten­ reaktion. Wenn Greta Thunberg nicht vor einem Regierungs­ gebäude demonstriert hätte, gäbe es heute keine Protestbewegung.

D … UND VERSTEH DIE FOLGEN DEINES TUNS · Eine weggeworfene Plastikflasche kann über Umwege im gleichen Netz landen wie jener Fisch, der dann wiederum ­vergiftet auf deinem Teller liegt. Wer begreift, wie unsere Pro­bleme miteinander zusammenhängen, nimmt mehr Rücksicht. · · #connectthedots #umweltschutz

u triffst immer häufiger Spitzenpolitiker wie SPDGeneralsekretär Lars Klingbeil zum Interview. Wie kam es dazu? Wer Politik und die Zusammen­ hänge auf der Welt nicht versteht, versteht gar nichts. Wenn am ­einen Ende der Welt etwas passiert – Überfischung ist ein gutes Bei­ spiel –, dann kann es am anderen Ende katastrophale Auswirkungen haben. Deshalb wollte ich wissen, wie Politiker aktuelle Probleme sehen. Irgendwann kam ein Ge­ spräch mit FDP-Chef Christian Lindner zustande. Das war für mich eine Herausforderung, aber auch eine spannende Erfahrung – und meine Follower hat es auch interessiert. Sie geben mir nun immer Fragen mit, die ich den ­Politikern stelle. Musst du aufpassen, von ­Politikern nicht ausgenutzt zu werden? Das habe ich immer im Hinter­ kopf, ja. Mir wird auch eine zu große Nähe zu den Grünen vor­ geworfen, obwohl ich bei der ­Europawahl nicht mal grün ge­ wählt habe. Aber sie geben mir nun mal Zugänge. Bei der CDU dauert es wochenlang, bis man mal einen Termin bekommt – mit Philipp Amthor! Dieses Game spielen die Grünen besser.

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TIPP 7: GIB ETWAS ZURÜCK …

Ich schreibe niemandem ­e twas vor, aber wer mich fragt: Weniger Fleisch zu essen ist der größte Hebel.

Überfordern die Parteien mit manchen ihrer Ansprüche andererseits viele Menschen? Zunächst mal finde ich wider­ sprüchlich, bei einem Vorschlag, wie Retouren nicht mehr zu schreddern, sofort von Verbots­ politik zu sprechen. Was kann dar­an schlecht sein? Dieses Ge­ keife sollten die demokratischen Parteien überwinden, denn kein junger Mensch kann das noch nachvollziehen. Ich glaube übri­ gens, ein gewisser Konsens unter den demokratischen Parteien würde den Zulauf zur AfD deut­ lich verringern.

… UND FREU DICH ÜBER DEIN GLÜCK · Die meisten von uns leben ein privilegiertes Leben. In Frieden, ohne Hunger und mit genug Geld. Wir alle wären noch reicher, wenn mehr Menschen etwas davon zurückgeben würden. Also: Engagiert euch. Dazu gehört Arsch in der Hose, das weiß ich. Aber haben wir doch! · · #mut #paybacktime

Kannst du dir einen Bundeskanzler Harbeck vorstellen? Robert Harbeck hat noch nie so viel Verantwortung getragen. Die Grünen sind damit auf vielen Ebenen überfordert. Aber frischen Wind würde es reinbringen. Du wirst online teilweise beschimpft. Als „grüne Schlampe“ oder „Öko-Nutte“. Wie hältst du das aus? Es gibt Abende, an denen ich ein­ fach nur heule. Aber das ist okay. Ich will etwas zurückgeben und, wenn ich etwas begreife, den Menschen auch davon erzählen. Das ist es wert. Immer? Immer.

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IDEEN , DIE DICH ZUM HELDEN MACHEN

Ob Mobile Banking, telefonieren, oder unter wegs Kaffee trinken: Diese Gründer verwandeln Alltags­ handlungen in Heldentaten. Hier sind ihre Geschichten.

BANK MIT GEWISSEN D i e „To m o r row O n e“G r ü n d e r ve r b in d e n M o b il e B a n kin g u n d g u te Ta te n . M Michael Schweikart hat sich als Start-up-Unternehmer an Speiseeis aus Stickstoff und Müsliriegeln aus Insekten ­probiert, die verrückteste ­Geschäftsidee seiner Karriere ist aber wohl: eine Bank zu gründen. Denn Geldhäuser sind ein so altes, konservatives, hochreguliertes und zuletzt krisenanfälliges Geschäft, da muss man sich als junger Gründer erst mal rein trauen. Schweikarts Bank „Tomorrow One“ verbindet zwei Ideen: den Nachhaltigkeitsgedanken – wie ihn etwa die Umweltbank seit Jahrzehnten umsetzt – und das mobile Banking – wie es bereits die N26 Direktbank und andere anbieten. Bei Tomorrow One gibt es statt Schaltern und Weltspartag nur eine Karte zum Geld­ abheben und eine App. Mit der können Kunden nach­ verfolgen, was die Bank mit ihrem Geld macht – Geschäfte mit Waffen, Massentierhaltung, Kohlekraft oder Gentechnik etwa sind tabu. Und die „Inter­ change Fee“, die Banken bei Kreditkartenzahlungen er­ halten, fließt in Klimaprojekte. Im Jahr 2020 sollen Spar­sowie Investangebote folgen. Der Zeitpunkt für eine gewissenhafte Smartphone-Bank scheint perfekt: Anders als bei Insekten-Snacks sind die Kunden bereit, umzudenken und Neues zu probieren. tomorrow.one

T E X T: M A R C B A U M A N N

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MICHI SCHUNK

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Das Finanz-Ass

Das Software-Ass

Das Social-Ass

Michael Schweikart entwickelte nach dem Studium Lern-Apps für Studenten und leitete unter anderem die ­Finanzen der Jobbörse InStaff. Mit Inas Nuraldi entwickelte er die Idee zu Tomorrow One.

Inas Nuraldi leistete ­Zivildienst in Kairo, wo er den ersten Businessplan-Contest Ägyptens gewann. So entstand seine Firma „Muddy Boots“, die Lieferketten von Lebensmitteln transparent macht.

Jakob Berndt gründete die bekannten Marken Lemonaid und ChariTea, von den Verkäufen der Bio-Getränke wurden mehr als vier Millionen Euro für Projekte in Entwicklungsländern gespendet.

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SMARTERES PHONE W i e C a r s te n Wa l d­ eck das fair gebaute H a n d y e r f a n d (u n d e in b is s c h e n a u c h d a s iPh o n e).

Carsten Waldeck erinnert ­einen an Jamaikas Bobfahrer bei Olympischen Winterspie­ len. Er tritt in einer Disziplin an, in der man sein Heimat­ land nicht vermutet: Waldeck produziert als Deutscher ein Smartphone, das nachhaltig ist. Dabei ist er fast fünfzig Jahre alt, und sein Firmensitz ist ein hessisches Dorf. Und dann sagt Carsten Waldeck im Interview in einem Neben­ satz: „Man könnte sagen, dass ich das iPhone erfunden habe.“ Und damit meint er nicht nur, dass er schon 1992 die Idee hatte, dass man ein Smartphone bauen müsste. Waldeck erzählt, dass er die Idee auch Ende der Neunziger Jahre bei Apple vorstellte – und sich sogar die Namen iPhone und iPad für sein Kon­ zept überlegt hatte.

Mensch first: Samuel (li.) und Carsten Waldeck achten auf faire Löhne und Arbeitszeiten.

Die Geschichte ist lang und wäre ein gutes Drehbuch. Sie beginnt im Frühjahr 1992, da verbrachte Waldeck nach dem Abitur einige Monate in England. „Dort habe ich nachts die nächsten fünfzig bis siebzig Jahre Technologie vorweggeträumt.“ An der Stelle könnte man ­Waldeck für einen Fantasten halten, aber es gibt zwei Arten von Visionären: Die einen ­leben in ihrer eigenen Welt, die anderen verwirklichen ihre Träume und lassen uns mit darin leben. Carsten Wald­ eck und sein Bruder Samuel haben das Shift-Phone ver­ wirklicht, ein modular auf­ gebautes Smartphone, das einfaches Auswechseln von

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veralteten oder kaputten Bau­ teilen erlaubt, so fair wie mög­ lich erzeugt wird, technolo­ gisch ernst zu nehmen und ab 444 Euro zu haben ist. Dass trotzdem mehr Men­ schen ein iPhone kaufen, nimmt Carsten Waldeck den Kaliforniern nicht übel. Er wurde damals auf Apples Ent­ wicklerkonferenz eingeladen, dann verlief sich der Kontakt. Letztlich hätten sehr viele Menschen Anteil an der Ent­ wicklung des iPhone gehabt, und Carsten Waldeck meint: „Ich glaube, niemand anderes als Apple hätte das zum da­ maligen Zeitpunkt so hinbe­ kommen.“ Sein Bruder und er haben das Shift – auch so wur­ de sein Traum Wirklichkeit. shiftphones.com

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SHIFTPHONES, WETELL

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Teile und herrsche: Dank modularer Bauweise können Shift-Nutzer fast alle Teile selbst aus­ tauschen.

Bei Anruf Weltrettung: Die WEtell-Gründer Alma Spribille, Nico ­Tucher und Andreas Schmucker setzen auf konsequente Transparenz und Datenschutz.

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NACHHALTIG SURFEN Man könnte Walde ck für einen Fantasten halten . Ab er es gibt solche un d solche Visionäre .

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W Ete ll is t d e r e r s te M o b ilf u n k m i t s e r i e n m ä ß i g g u te m G ew is s e n . D Da interessiert sich die Tochter seit der Kindheit für erneuerbare Energiequellen, studiert Energie- und Umweltmanagement, forscht zehn Jahre beim Fraunhofer Institut an Solarzellen – aber bei den Eltern auf dem Dach: nichts als Ziegel. „Gut, das Haus steht in Norddeutschland, das ist nicht der beste Ort für Sonnenenergie“, sagt Alma Spribille, „aber dass ausgerechnet auf meinem ­Elternhaus keine Solarzellen sind, ist schon ein wunder Punkt.“ Hoffentlich haben sich die Eltern den Herbst 2019 dick im Kalender angestrichen und bis dahin ihre alten

­Handyverträge gekündigt. Dann soll nämlich WEtell erhältlich sein, der „Mobilfunk der Zukunft: 100 Prozent nachhaltig, mit maximalem Datenschutz, fair und trans­ parent“, wie die Website verspricht. Vom Funkmast bis zur Mobilfunklizenz alles aus dem ­Boden zu stampfen ist unmöglich. WEtell-Kunden werden im D-Netz telefonieren. Aber die Energiemenge, die WEtellKunden mit ihren Handys ­verbrauchen (und sogar noch ­etwas mehr), wird als Ökostrom produziert und ins ­Gesamtnetz eingespeist. Und WEtell speichert so wenig ­Daten wie möglich, soweit es die Gesetze zulassen. „Schluss mit dem Raubbau an unserem Planeten, dem Datenmissbrauch und der Täuschung von Kunden“, heißt es im ­WEtell-Crowdfunding-Aufruf. Alma Spribille legt sich mit drei wahren Riesen an: Vodafone, O² und der Telekom. Wenigstens denen kann sie jetzt aufs Dach steigen. wetell-change.de

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COFFEE TO BRING BACK Wie das Münchner St a r t- u p re Cu p d e n „To go“- B e c h e r a b s c h a f fe n w ill . W Wie viel seiner Weisheit verdankt Deutschland, das Land der Dichter und Denker, eigentlich dem Kaffee? Dessen wachmachender Wirkung widmete sich schon Johann Wolfgang Goethe um 1800 herum. Heute trinkt man den Kaffee gerne „to go“. Und das leider aus Wegwerfbechern, die sich gerade auch in Müllkörben von Uni-Vierteln in rauen Mengen finden. Diese Kaffee-Müllberge störten die Studenten Fabian Eckert und Florian Pachaly so sehr, dass sie im Jahr 2016 das Münchner Start-up „reCup“ gründeten. Eckert hatte zuvor seinen A ­ bschluss in „Leadership for Sustainability“ an der Universität Malmö gemacht

Netzwerker: Die Bracenet-Gründer Benjamin Wenke und Madeleine von Hohenthal beraten auch Firmen in Sachen Umweltschutz.

und sich im Masterstudium auf den Aufbau nachhaltiger Unternehmen spezialisiert. Die Geschäftsidee der beiden: Coffee-to-go-Einwegbecher, die der Kunde für einen Euro Pfand erhält und die nach dem letzten Schluck deutschlandweit bei inzwischen mehr als 2800 reCup-Partnern wie etwa Bäckern oder Tankstellen gegen Pfanderstattung zurückgegeben werden können. Kein leichtes Unterfangen, schon wegen der strengen und zahlreichen deutschen Lebens­ mittelvorschriften, die einzuhalten sind. Auch die Suche nach dem richtigen Material für die Becher war kompliziert – nach allen Abwägungen gewann Plastik gegen Bambus. Als Ziel haben sich die beiden Gründer eine neunstellige Zahl vorgenommen: Sie wollen Einwegbecher für den Kaffee to go abschaffen und damit jährlich 2,8 Milliarden Wegwerfverpackungen einsparen. Klingt ambitioniert, aber es bleibt nebenbei sogar noch Zeit für Wachstum: Die ­reBowl, eine Pfand-Essensschüssel, befindet sich bereits in der Testphase. recup.de

Wiedersehen macht Freude: Fabian Eckert und Florian Pachaly (re.) mit ­ihrem Recycling-­ Becher

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SCHMUCK FÜR DIE MEERE D i e B r a c e n e t- G r ü n d e r k ä m p fe n m i t A r m b ä n d e r n a u s N e t ze n ge ge n d i e Ve rs c h m u t zu n g d e r Oze a n e .

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L ass uns et was machen , b ei dem die Netze erkennbar sin d – ein em otionales Armban d .

RECUP, HELLOBEAUTIFULPHOTOGRAPHY, BRACENET

A Acht verschiedenfarbige Bracenet-Armbänder gibt es auf der hauseigenen Website zu bestellen. Die breite Auswahl ist schön für Kunden – hat aber einen bitteren Bei­geschmack. Benannt sind die Armbänder nämlich nach den Meeren, in denen die Fischernetze ge­ funden wurden, aus denen der Schmuck hergestellt wird: So gibt es etwa die Armbänder „Baltic Sea“, „Adriatic Sea“,

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„Red Sea“, „Pacific 2“, „Irish Sea“ und „Bering Sea“. Der Bracenet-Shop dokumentiert damit ein globales Problem: Die Ozeane sind zu Müllhalden verkommen. Madeleine von Hohenthal und Mitgründer Benjamin Wenke entdeckten 2015 beim Tauchen vor Tan­ sania weg­geworfene Fischer­ netze, genannt Ghostnets. ­Darin verendeten Fische, Krabben, Schildkröten. „Vor der Küste Afrikas sind die ­großen Fangflotten, aber alte

Netze findet man selbst an ­abgelegenen Orten der Arktis, wo nicht gefischt wird“, erzählt sie. Netze werden auch absichtlich versenkt, damit mehr Platz für den Fang an Bord ist – Thunfisch ist wertvoller als Polyethylen. Andere Netze bleiben beim Schleppnetzfang an Riffen oder Schiffswracks hängen. Bilder davon reichten nicht, fand sie, da kam der Geistesblitz: Lass uns etwas daraus

machen, bei dem das Netz erkennbar ist – ein emotionales Armband. Rund 150 Taucher sammeln seither Netze ehrenamtlich ein, von den Niederlanden bis in den Libanon. Bracenet unterstützt die ­Umweltorganisation Healthy Seas, die Bergungsmissionen und Taucherausrüstung finanziert. 150 Taucher können die Weltmeere nicht säubern, aber genug Material für viele schmucke Armbänder für je 19 Euro besorgen. Geplant sind weiters Hundeleinen, Einkaufsnetze und Hängematten. Das Thema ist damit auch groß in den Medien, fast täglich gibt es Kooperationsanfragen. „Da sind bekannte Namen ­dabei, die wollen hunderttausende Armbänder abnehmen, aber wir schauen uns deren Produktionsabläufe genau an. Sind die nicht okay, sagen wir ab“, so von Hohenthal. bracenet.net

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Rich ard Brow ning kom mt de m Traum vom Fliegen n äh e r als je ein M ensch vor ihm .

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TEXT TOM GUISE FOTOS G R EG F U N N E L L , G R AV I T Y I N D U S T R I E S

SENKRECHTSTARTER

S e it h u n d e r t J a h re n s c h e ite r t die M e n s c h h e it d a r a n , e in J et- Pa c k zu b a u e n , mit d e m m a n e r s te n s vo m Bo d e n a b h e b e n , z we ite n s le b e n dig w ie d e r zu rü c kko m m e n u n d d rit te n s G e l d ve r die n e n ka n n . Da n n ka m d e r Brite Ric h a r d Brow nin g u n d inte grie r te e in e Ra ke te in e in e n Ru c k s a c k .

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C h e f t e s t e r u n d M a s t e r m i n d . R i c h a r d B r o w n i n g i n s e i n e r We r k s t a t t k u r z v o r e i n e m Te s t f l u g .

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A JET-SUIT FACTS 1050 PS

Power insgesamt

3,6 KM

maximale Flughöhe

51,5 KM/H

aktueller Geschwindigkeitsrekord

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pril 2017, San Mateo, Kalifornien. Venture-Capital-Geber Adam Draper steht auf dem Parkplatz der von seinem Vater Tim gegründeten Draper Uni­ versity. An einer Wand des Gebäudes prangen drei stockwerkhohe DC-­ Comics-Charaktere und ein Text: „Nicht alle Superhelden tragen Capes.“ Auch Tim ist da, ein legendärer ­Investor, der schon früh auf Tesla, Skype und Twitch setzte und dem nach­gesagt wird, in den Anfangs­ tagen von Hotmail virales Marketing erfunden zu haben. Außerdem vor Ort: 150 handverlesene Venture-­ Capital-Geber von ­Silicon Valley. Sie sind Drapers Einladung gefolgt, gemeinsam ein ­potenziell lukratives Investment zu besichtigen. Etwas abseits schnallt sich ein ­britischer Wissenschaftler und Er­ finder einen eigenartig aussehenden Rucksack um, verbunden mit einer Reihe von Kanistern, die wiederum an seinen – für einen Wissenschaftler ziemlich athletischen – Unterarmen und Waden befestigt sind. Der Mann mit dem Rucksack heißt Richard Browning. Der Rucksack ist ein Jet-Pack. Später wird Browning gestehen, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, ob die Show, die über sein weiteres Leben entscheiden sollte, überhaupt klappen würde. „Ein Treibstofftank war undicht, die Elektronik wackelig, nur vier der sechs Motoren funktionierten – zwei hatte ich überhaupt erst in letzter Minute gekauft, als ich in Amerika ankam.“ Browning startet die Motoren, die heulen kurz auf, spucken ein wenig

Feuer und schalten sich jaulend wieder ab, was die versammelten VentureCapital-Geber alles andere als beeindruckt. „Innerlich starb ich vor Angst, aber ich versuchte, eine absolut coole Miene zu machen und sagte: ‚Keine Sorge, das war die Aufwärmrunde!‘“ Browning stemmt seine Beine breit in den Boden, richtet die Arme nach unten und macht einen zweiten Startversuch. Wieder heulen die Motoren auf, diesmal aber immer kräftiger. Das millionenschwere Publikum hält sich die Ohren zu, die Gesichter sind immer noch skeptisch, aber das Interesse steigt sichtlich, als Funken aus den Düsen an Brownings Armen und Beinen sprühen, sich zunächst in blaue, zapfenförmige Flammen verwandeln, dann in einen den Körper umgebenden, wabernden Hitze-Nebel. Was folgt, ist reines Erstaunen: Browning hebt ab, gleitet auf e­ inem Meter Höhe über den Park­platz, steigt über die versammelte I­ nvestorenschar hinauf, bis er kurz darauf an jener Stelle wieder landet, von der er ab­ gehoben hat, und dabei Staub zur ­Seite wirbelt.

„Das ist das Verrückteste, was wir hier je gesehen haben.“ „Ich hatte große Angst davor, abzustürzen und das gesamte Equipment zu ruinieren“, gibt Browning später zu, „das wäre ziemlich beschissen gewesen, weil geplant war, dass ich den Jet-Suit später bei einem TEDTalk vorführe.“

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im Draper wendet sich einigen Männern auf dem Parkplatz zu, bespricht sich kurz mit ihnen, geht dann, ganz Pokerface, zu Browning und streckt ihm einen Hundertdollarschein entgegen. „Junge“, brüllt er durch den Lärm der Motoren und lacht, „eine ziemlich coole Parkplatz-Reinigungsaktion war das!“ Dann deutet er auf seine ­Investoren-Kollegen: „Die Typen sind fix und fertig. Absolut begeistert. Das ist das Verrückteste, was wir hier je ge­sehen haben. Du hast gerade genau jenen Superhelden-Spirit gezeigt, den wir von einem Start-up erwarten. Da ­wollen wir dabei sein. Wie wäre es mit einer halben Million Dollar für zehn Prozent?“ Browning erzählt: „Ich bemühte mich um das coolste Pokerface meines Lebens und antwortete: ‚Wie wäre es mit 650.000 Dollar?‘ Draper nickte, gleich auf dem Parkplatz unterzeichneten wir ein Agreement auf der Rückseite des Hundertdollarscheins. Dabei liefen die Motoren noch in ­ihrem Kühlkreislauf!“ Browning, 40, hatte nicht einmal ein Jahr davor begonnen, an der Idee eines Jet-Suits zu basteln. Seit der Gründung seines Start-ups waren nicht einmal sechs Wochen vergangen.

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eit er denken kann, glüht in ­Richard Browning eine Leidenschaft fürs Fliegen. „Mein Vater war Luftfahrt-Ingenieur und ­Erfinder. Sein Vater wiederum war im Krieg Pilot und Ausbildner beim Militär. Mein anderer Großvater war Vorsitzender des britischen Luft- und Raumfahrtherstellers Westland Helicopters. Flug, Technik, PS – das liegt mir im Blut.“ Mit achtzehn folgte Browning der Familientradition und begann ein Ingenieursstudium. „Aber es ging nur ums Rechnen und Mathematik, keine Werkzeuge, Maschinen oder sonst was mit Praxisbezug weit und breit.“ Er brach das Studium ab und begann zu jobben. Beim Ölriesen BP landete er einen Coup: „Ich entwickelte ein Frachtverfolgungssystem, das

„Wir werden eine Rennserie starten, wie das Red Bull Air Race.“ j­ eder zunächst für einen Witz hielt. Aber ich hatte den Mut, einen Prototyp zu bauen. Das Ding schlug ein wie eine Bombe. Es veränderte die globale Rohstoffindustrie und brachte Milliarden.“ Andere hätten sich vielleicht auf den Lorbeeren ausgeruht, Browning stellte sich einer komplett neuen Herausforderung. „Ich ging zur Royal Marines Reserve. Zwei Jahre später hatte ich mein grünes Barett. Die zwei Jahre veränderten mich grundlegend. Die Ausbildner bei den Marines prügeln dich körperlich und geistig. Gnadenlos. Und damit bringen sie dich weiter, als du es je für möglich ge­ halten hättest“, sagt er. Browning begann, Ultra-Marathons zu laufen. Er verwandelte seinen Körper mit der Trainingsmethode Calisthenics in eine Fitness-Maschine. Und ebendiese Fitness brachte ihn auf die nächste Idee: „Ich war leicht und stark. Ich konnte mein Körpergewicht in den verrücktesten Positionen

B a c k s t a g e . „ J e t-S u i t-St u l p e n ( i m B i l d ) u n d R u c k s a c k p r o d u z i e r e n w i r i m 3 D - D r u c ke r.“

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A b l e g e n , a b h e b e n . Fü r o r d e n t l i c h B a r e s k a n n j e d e r m a n n B r o w n i n g s J e t-S u i t t e s t e n .

1919

WIE DIE ZEIT VERFLIEGT  ... Meilensteine in der ­G eschichte der indivi­ dualisier ten Luf t fahr t

Nur ein Patent Konzept eines ersten Jet-Packs vom russi­ schen Erfinder Alek­ sandr Andrejew – für den Raketenantrieb sollten Sauerstoff und Methan sorgen.

­ alten, Planches, Muscle-ups, Flags. h Eines Tages bekam ich Spaß an dem Gedanken, diese Fähigkeiten bis an die Grenzen des physikalisch Mög­ lichen auszureizen. Es heißt ja, dass der Mensch zu schwach und zu schwer ist, um zu fliegen – okay, unsere Arme sind dafür vielleicht einfach nicht ­geeignet. Aber was, wenn man mit ein paar PS nachhilft?“

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1940 Geheimprojekt In einem „Himmels­ stürmer“ getauften Projekt arbeiten die Nationalsozialisten an einem Fluganzug, basierend auf dem Puls-Jet-Antrieb der V1-Flugbombe.

1947 Militärweste Nach Ende des Zwei­ ten Weltkriegs ent­ wickeln die USA mit­ hilfe des deutschen Wissenschaftlers Wernher von Braun eine Jet-betriebene Weste fürs Militär.

1961 Fluggürtel Der Ingenieur Harold Graham geht im Auf­ trag von Bell Aero­ space mit seinem Raketengürtel in die Luft – 13 Sekunden lang, 35 Meter weit.

I

m Jahr 1919 wurde vom russischen Erfinder Aleksandr Andrejew das erste Jet-Pack konzipiert, ein mit Sauerstoff und Methan betriebenes Raketensystem, das patentiert, aber nie gebaut wurde. In den hundert Jahren seither ­haben sich viele andere nach dem Himmel gestreckt – mit bestenfalls ­gemischten Ergebnissen.  45


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SUIT UP MIT DIESEM ANZUG LEBST DU HOCH Alles im Blick und Kraf t aus den Armen – die wichtigsten technischen Daten zu Richard Brownings Jet-Suit.

Lite r Kerosin

passen in den Jet-Suit. Der aktuelle Tankstand wird im Visier-Display angezeigt.

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Kilogramm Tr o c ke n g e w i c h t bringt der J e t-S u i t a u f d i e Wa a g e . O h n e Tr e i b s t o f f, wohlgemerkt.

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Tu r b i n e n insgesamt braucht es, um eine perfekte Schubkraft zu gewährleisten.

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55 22 Kilogram m Sch ub kraf t

gehen von der am Rückenteil befestigten, modifizierten Hauptturbine aus.

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Kilogram m Sch ub kraf t

liefert jede der vier Antriebsdüsen für die Arme – bei nur 1,9 Kilogramm Eigengewicht.

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AIR GEAR RICHTIG ABHEBEN Vom Head-up Display bis zu Bikerboots: Diese Ausrüstung eignet sich für einen hohen Luf tstand.

Helm und Visier mit Head-up-Display

Steuerplatine, die Treibstoffund Motordaten an das am Bein fixierte Smartphone liefert

Leder-Flugjacke

AluminiumArmeinheit mit Gashebel

Steuergerät und Starterbatterien Smartphone für die Übertragung von Treibstoff- und Motordaten zum Helmdisplay

leichte Bikerboots

„ D i e S c h w e r k r a f t i s t e i n e d e r w e n i g e n K r ä f te , d i e w i r n o c h n i c h t i n d e n G r i f f g e k r i e g t h a b e n . W i e c o o l w ä r e e s , d i e s e r M a c h t z u t r o t ze n? “ D a r a u f b e r u h t B r o w n i n g s I d e e , d e m m e n s c h l i c h e n Kö r p e r P S h i n z u z u f ü g e n . U n d e r i s t ü b e r ze u g t , a l l e H e r a u s f o r d e r u n g e n d e r P h y s i k t a t s ä c h l i c h g e m e i s te r t z u  ­h a b e n: „ E i n i g e L e u te kö n n e n i n w e n i g e n M i n u te n f l i e g e n l e r n e n . H a s t d u d a s G e f ü h l e r s t m a l r a u s , m e r k s t d u n i c h t , d a s s d i e Tr i e b w e r ke s c h w e r s i n d; d u   m e r k s t n u r d e n S c h u b u n d w i e g e n a u u n d s t a b i l d a s Sy s te m i s t , s e l b s t b e i s t a r ke m W i n d .“

48

INNOVATOR


RUSSELL BELL

Basierend auf dem Puls-Jet-Antrieb ihrer V1-Flugbombe, versuchten sich die Nazis am Projekt „Himmelsstürmer“. Nach Kriegsende entwickelte der deutsche Wissenschaftler Wernher von Braun eine Jet-betriebene Weste für die US-Armee. 1961 schickte Bell Aerospace im ersten Freiflug den Ingenieur Harold Graham mit einer Art Raketengürtel in die Luft, 13 Sekunden lang und 35 Meter weit, knapp ­einen Meter über dem Boden. Das Bell-Aerospace-Modell wurde durch zwei Auftritte weltberühmt, 1965 im Bond-Film „Thunderball“ und 1984 bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Los Angeles. Keiner der Ansätze bekam die ­beiden Hauptprobleme auch nur annähernd in den Griff: Zu viel Gewicht bei zu geringem Kraftstoff-GewichtsVerhältnis limitierten die Flugzeit auf eine Handvoll Sekunden, und alle Modelle blieben dramatisch instabil. Und genau in diesen Hindernissen sah Browning seine Chance. „An ein neues Projekt gehe ich immer mit demselben System heran. Ich analysiere, was jemand anderer getan hat, und frage mich: Kann ich das besser machen?“, sagt er. „Mein Plan war, ­jedes mögliche Gramm in meinem Flugsystem wegzulassen – und meine Muskelkraft als Stabilisator gegen die Schwerkraft einzusetzen.“ Historisch gesehen sind sogenannte Jet-Packs eigentlich Raketen-Packs: Der Treibstoff (oft Wasserstoff) erzeugt in einer chemischen Reaktion mit einem Oxidationsmittel einen ­heißen Gas-Stoß. „Aber es gab zuletzt einen ziemlichen Durchbruch bei leistungsstarken Mikro-Gasturbinen, die sich bei Modellflugzeugen bewährten“, erzählt Browning, der den Begriff „Modellflugzeug“ recht großzügig einsetzt: Die angesprochenen mit JetTreibstoff befeuerten Turbinen sind miniaturisierte Flugzeugtriebwerke, die bei 1,9 Kilo Gewicht jeweils 22 Kilo Schub bei einer Temperatur von 700 Grad aus dem Auspuff drücken. „Ein irres Schub-Gewichts-Verhältnis“, sagt er. „Dank der Ultra-Läufe war ich ziemlich leicht, also sollte ich abheben können, wie ich mir ausrechnete. ­Theoretisch sollte ich auch kräftig ­genug sein, aber ich grübelte hin und

INNOVATOR

„ Jede Erfindung, die die Mensch­ heit weiter­ gebracht hat, basiert auf einer Missachtung konventioneller Annahmen.“ her, ob ich die Last auf meine Arme, Schultern oder Beine bringen würde. Aber Zweifel gehören dazu. Der Weg zum Erfolg führt nur über Unsicherheiten. Jeder Unternehmer, der dir sagt, dass er immer wusste, dass ­irgendwas funktionieren würde, redet Schwachsinn. Wenn Dinge sicher sind, hat sie schon jemand zuvor getan.“

I

m März 2016 begann Browning mit Tests auf einem Bauernhof unweit seines Hauses in Salis­bury, Süd­ england. „Keine Straßen weit und breit, nicht einmal ein Fußweg“, sagt er. „Wir hielten es absolut geheim.“

Pioniergeist. „Ich analysiere, was jemand anderer getan hat, und f r a g e m i c h : K a n n i c h d a s b e s s e r? “

Alles begann mit einer am Arm ­ efestigten Düse. „Ich feuerte sie ab, b wow, da steckte irre Power drin! Aber dennoch nicht genug, das war klar. Wir brauchten weitere Motoren.“ Als Nächstes befestigte er an jedem Arm eine Düse. Irgendwann zwischendurch versuchte er drei auf jedem Arm zu befestigen, 66 Kilo Schub pro Handgelenk. „Das war dann doch zu viel“, sagt Browning. „Wir experimentierten weiter, scheiterten jedes Mal, aber lernten bei jedem Scheitern.“ „Die großen Luftfahrtfirmen ­könnten ein halbes Dutzend Gründe nennen, warum das nie funktionieren kann“, sagt er. „Du seist nie in der Lage, genug Treibstoff zu transportieren, würden sie sagen, du könnest nie genug Energie erzeugen, und wenn doch, würdest du sie niemals bändigen können. Die Rotationskräfte würden deinen Arm jedes Mal abreißen, wenn du ihn bewegst. Und die Hitze wäre unkontrollierbar – du würdest in einem Feuerball verglühen. Am Ende bräuchte man, wenn es nach herkömmlichen Vorstellungen geht, ein riesiges traditionelles Jet-Pack mit Armlehnen, Kreiselinstrument und was auch immer. Aber das wäre vom Leistungsgewicht her nicht machbar.“ Seine Lösung war, alle Stimmen der Experten zu ignorieren. „Jede Erfindung, die die Menschheit je weitergebracht hat, basiert auf einer Missachtung konventioneller Annahmen“, sagt er. „Natürlich haben die zu 99 Prozent recht. Aber ich jage das eine Prozent. Das ist der Platz, in dem man die Welt verändert.“ Im November 2016 fand er dieses eine Prozent. Mit sechs Düsen, die an seinem Körper befestigt waren – eine pro Bein, zwei pro Arm –, flog Browning sechs Sekunden lang über den Hof. „Mein rechtes Bein hatte ich nicht unter Kontrolle. Es ist schwierig genug zu steuern, wohin deine Arme zeigen, aber stell dir vor, dass du bei all der Power auch deine Beine stabilisieren musst. Die Auspuffe waren ein paar Zentimeter vom Boden entfernt, ließen den Beton zersplittern und wirbelten Staub in die Motoren. Ich bekam Angst. Ich wollte nicht auf die allzu harte Tour lernen.“

49


Todeszone von 10 bis 200 Metern. Zu hoch für einen glimpflichen Sturz , zu niedrig für den Fallschirm.

Aber als er sicher gelandet war, trug er ein breites Grinsen im Gesicht. „Ich dachte mir: Mein Gott, wir haben soeben die Tür zu etwas Großartigem geöffnet.“ Fünf Monate später und um 650.000 Dollar reicher steht Browning vor dem TED-Talk-Publikum im kanadischen Vancouver und fliegt. Die Menge ist aus dem Häuschen.

O

ktober 2018, ein Flugplatz außerhalb von Ipswich in England, in jeder Hinsicht weit entfernt vom Bauernhof-Test­ gelände. Im Inneren eines kathedralen­ artigen Hangars, verziert mit dem Logo von Brownings Unternehmens Gravity Industries, wirbelt am Ende eines pechschwarzen Tunnels ein riesiger Ventilator – eine streng geheime Versuchsanlage für Triebwerke. In der Mitte des Hangars kann j­eder den Jet-Suit testen, mit ­einem Sicherheitsgurt an einem Kran befestigt. Das Abenteuer ist kein Schnäppchen (über den Preis wird nicht gern geredet), aber darum geht es nicht: Es ist der erste Schritt zur Verwirklichung von Brownings Vision der massentaug­ lichen individualisierten Fliegerei. Seit der Vorführung auf Drapers Parkplatz in Kalifornien ist viel ­passiert: mehr als 60 Auftritte auf der ganzen Welt – darunter vier TEDTalks –, eine Show mit Tom Cruise und der Guinness-Geschwindigkeitsweltrekord für den Flug in einem ­körpergesteuerten Anzug mit Strahltriebwerk: 51,53 km/h. Inoffiziell ist er längst schneller. „Auf der Bournemouth Air Show erreichten wir 74 km/h“, erzählt Browning und lacht auf, „allerdings ver­sehentlich!“ Es war nicht der einzige Fehler, der dort passierte: Sowohl er als auch sein Kollege Angelo Grubisic beendeten ihre Vorführung mit einem Sturz ins Wasser, Browning schätzt den Schaden auf rund 18.000 Euro. Glücklicherweise kann er es sich leisten: Einen Tag zuvor hatte er einen Jet-Suit für knapp 380.000 Euro verkauft.

50

Das Londoner Kaufhaus Selfridges bietet den Jet-Suit übrigens online an. Brownings Sinn für Inszenierung lässt sich am Event anlässlich des Verkaufsstarts erkennen: Er landete nach einem Flug auf einer belebten Straße vor dem Gelände. Wenn er von Medien als „wahrer Iron Man“ gefeiert wird, gefällt ihm das. „Ich liebe den ersten ‚Iron Man‘Film“, lächelt er. „Die Idee, dass Tony Stark im Business Erfolg hat, ihm das aber nicht reicht und er in seiner Frei-

„ Zweifel gehören dazu. Der Weg zum Erfolg führt immer über Unsicher­ heiten.“

INNOVATOR


DER EXKLUSIVE MILE HIGH CLUB Über flieger Richard Browning über die drei anderen globalen Wegbereiter individuellen Abhebens.

FRANKY ZAPATA Frankreich Erfinder des Flyboard Air, des düsenbetriebenen Nachfolgemodells seines wassergetriebenen ­Hoverboards. Seit 2016 Rekordhalter des weitesten Schwebeflugs (2,25 km), überquerte Zapata im August 2019 den Ärmel­kanal. „Zapata ist toll, riskiert aber enorm viel. Ein winziger Fehler, und er reißt sich die Beine ab.“

GETTY IMAGES, PICTUREDESK.COM

YVES ROSSY Schweiz Der „Jet-Man“ startet aus großer Höhe mit ­einem starren Flügelsystem, das die USLuftfahrtbehörden als Flugzeug eingestuft ­haben. „Ich schätze ihn sehr, aber er muss aus einem Hubschrauber springen, seine Triebwerke starten, fliegen, bis ihm der Treibstoff ausgeht, und dann den Fallschirm auslösen.“

DAVID MAYMAN Australien Fliegt mit traditionellen Jet-Pack-Triebwerken. „Netter Kerl, aber das Ding sieht aus wie jenes von Olympia 1984 – ein riesiges Jet-Pack mit Joysticks. Das funktioniert meiner Meinung nach nie. Aber weltweit ar­beiten nur vier Typen an ernsthaften Fluganzug-Projekten – da gibt es genug Platz für alle.“

INNOVATOR

zeit etwas Außergewöhnliches macht – damit kann ich mich identi­fizieren.“ Robert Downey Jr.s Leute haben Browning kontaktiert: Der Hollywoodstar hat um einen Termin zum persönlichen Kennenlernen gebeten.

B

rowning denkt währenddessen sehr konkret weiter, und zwar an eine Formel-1-ähnliche Rennserie: Private Teams sollen seine Jet-Anzüge lizenzieren und ihre Piloten um die Wette übers Wasser jagen. „Wie das Red Bull Air Race, aber auf einer intimeren Ebene“, sagt er. „Wir reisen um die Welt – der Hafen von Singapur, Kaliforniens Bay Area, der Hudson River, die Themse.“ In seiner Trainingsanlage rekrutiert er bereits Piloten für die Rennserie. Längst ist der Jet-Suit gegenüber dem ersten Modell weiter verbessert. Er verfügt nun über einen einzigen Rückstrahl mit 55 Kilo Schub und je zwei Turbinen an den Armen. „Wenn man aus jedem Motor eine gerade Linie zieht, ist es wie ein India­ ner-Tipi mit fünf Stangen, deshalb ist das System so stabil.“ Es gibt Brillen mit Head-up-Display, „und der Computer schaltet automatisch nach ein paar Minuten den Schub zurück, denn dann hast du fünf bis sechs Kilo weniger Treibstoff dabei.“ Für den Fall einer unfreiwilligen Wasserlandung gibt es eine auto­ matisch aktivierte Rettungsweste. Der Anzug ist für Höhen bis zu 6000 Metern ausgelegt, die Flughöhe wird nur durch die Düsen begrenzt, die sich bei zu dünner Luft ausschalten. Am gefährlichsten ist der Flug, so Browning, im Korridor zwischen etwa 10 und 200 Metern über dem Boden. „Zu hoch für einen glimpflichen Sturz und zu niedrig für den Einsatz eines Fallschirms“, sagt er. Technisch wäre sogar das Brechen der Schallgeschwindigkeit möglich, aber dabei gibt es eine Sollbruchstelle. „Stell dir vor, was passiert, wenn du deinen Kopf aus dem Fenster eines Überschalljägers steckst“, sagt einer aus Brownings Team von Gravity ­Industries. „Aber wer weiß, vielleicht fällt uns auch dazu was ein.“

Mehr über den Anzug selbst, Test- und Kaufmöglichkeit sowie die Bewerbung für die Rennserie: gravity.co  51


Illustration: Aleksandar Savić

Text: Fabrice Braun, Christoph Henn, ­Wolfgang Westermeier

FUTURE

MÜNCHEN

FRANKFURT

HAMBURG

52

INNOVATOR


CITIES

Hier liegt deine Zukunft: Dieser Guide zeigt, in welchen Städten Deutschlands du deine Stärken am besten zur Geltung bringst. Und ein paar Alternativen, die dich über­r aschen werden!

BERLIN

LEIPZIG

KÖLN


FÜR TECHIES Jahreskarte

1

Öffentliche Verkehrsmittel München Darmstadt Braunschweig

630 Euro 463 Euro 684 Euro

Mietpreis Für eine 2-ZimmerWohnung mit ca. 50 m²

2

München 1100 Euro Darmstadt 494 Euro Braunschweig 480 Euro

MÜNCHEN

Von Lilium-Flugtaxis bis E-Autos von Sono Motors: Hier kommen Tech-Ideen groß raus – dem ­innovativen Umfeld sei Dank.

719

Terabyte Arbeitsspeicher hat SuperMUC-NG. Der schnellste Computer der EU steht im Leibniz-Rechenzentrum in Garching bei München. SuperMUC-NG hat 305.856 Rechenkerne und 70 Petabyte Speicher (1 PB = 1015 Byte).

17

8

Hochschulen bieten techno­ logische Studiengänge. An der größten, der TU München, haben bisher 16 Nobelpreisträger studiert oder gelehrt.

TecDAX-Unternehmen haben ihren Sitz in München. Rund 16.000 Menschen arbeiten in universitärer Forschung und Entwicklung, rund 20.500 forschen bei Unternehmen.

375,2

64

Patente werden pro Jahr und pro 100.000 Einwohner in München angemeldet.

100

3D-Drucker stehen in Garching in der größten öffentlichen Prototypen-Werkstatt Europas – MakerSpace.

besonders innovative Firmen sind hier daheim, damit ist die Stadt laut dem Wirtschafts­ magazin „brand eins“ die innovativste Stadt Deutschlands.

3101

Hightech-Start-ups wurden von 2012 bis 2016 gegründet – das macht Platz 2 in Deutschland, hinter dem mehr als doppelt so großen Berlin mit 5265 Start-ups.

SO KOMMST DU VORAN

HIER KOMMEN DIR IDEEN

Aus der Straßen‑ bahn direkt auf den E‑Scooter – mit einer App: Die Münchener Verkehrsgesellschaft kooperiert mit RollerAnbieter Tier.

Bei Sonnenuntergang auf dem Olympiaberg mit Blick auf das ­ungewöhnliche Dach des Olympiastadions, das an ein Spinnen‑ netz erinnert.

HIER KOMMST DU RUNTER

DAS GIBT’S NUR HIER

Nach Soul-Hits be‑ nannte Drinks, Klei‑ derbügel in SingleForm: In der „33 rpm Bar“ dreht sich alles um die Schallplatte.

Der Space Glider ist ein feuchter Traum für Nerds: die erste Wasserrutsche, auf der man VR-Brille trägt (Galaxy Erding).


Bier

3

im Lokal (0,5 l) München 3,90 Euro Darmstadt 3,60 Euro Braunschweig 4,10 Euro

BRAUNSCHWEIG Überraschung: Fast nirgends in Europa gibt es so eine hohe Wissenschaftlerdichte wie in der niedersächsischen Stadt, und kaum wo wird derart viel in Forschung investiert – vor allem in Luftfahrt-, Verkehrs-, Mess- und Prüftechnik. Und sonst? 1 : : Perfekt für Sportfans: Über 230 Vereine gibt es in der Stadt, davon spielen 19 in Bundesligen – von Fußball über Basketball bis Lacrosse, Baseball und Volleyball.

2 : : Tech gibt’s hier auch für die Freizeit: Das Proto­ haus lädt zum 3D-Drucken, ein Repair-Café repariert Gadgets, im Haus der Wissenschaft gibt es Forschertage für Kinder.

EXTRA-TIPP Unbedingt ausprobieren: Braunschweig und seine Umgebung sind die deutsche Hochburg des Discgolfs. Ähnlich wie beim richtigen Golf muss man ­dabei einen Parcours von 9 bis 18 Bahnen bewältigen. Statt mit einem Ball spielt man aber mit einer FrisbeeScheibe, die man in einen Korb werfen muss.

DARMSTADT Hier wird der Nachwuchs gehegt: Die TU gilt als eine der besten Informatik-Unis Europas (Kryptografie! KI!). Kein Wunder, dass 13,3 Prozent aller Start-ups Hightech-Gründungen sind. Macht Platz drei in ganz Deutschland. Respekt! Insider Christian Deilmann CEO, tado°

Und sonst? 1 : : Gratis-WLAN im gan-

TADO°

Smarte Heizungssteuerung „München bietet Cleantech-Unternehmen wie tado° eine perfekte Heimat. ­Internationale TechFirmen locken internationale Mitarbeiter, zudem p ­ rofitieren wir vom Know-how an­ erkannter Forschungseinrichtungen wie des

INNOVATOR

Fraunhofer Instituts. Darüber hinaus waren Gründernetzwerke wie das LMU Entrepreneurship Center und das Unternehmer­ TUM eine gute Starthilfe: Sie haben uns Büros gestellt und mit uns an ersten Pitches geschliffen.“

zen Zentrum, per Smartphone-Guide siehst du beim Bummeln, wie die Jugendstilhäuser früher aussahen. Bei Straßensperren und Katastrophen warnt eine App.

2 : : Ein Drittel der Einwohner sind Studenten, und das spürt man: In der City gibt’s einen Skatepark, im Schlossgarten Grillspots, und im Fußball­ stadion sorgen junge Fans für Kult-Stimmung.

EXTRA-TIPP Europas Tor zum Weltraum: Vom Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt steuert die Weltraumorganisation ESA ihre Satelliten und Raumsonden. Wer den Kontrollraum einmal von innen ­sehen will: Es gibt fast jeden Tag Führungen.

55


FÜR ZAHLENMENSCHEN FRANKFURT

Berlin und München mögen in Sachen ­FinTechs vor Frankfurt liegen. Aber Deutschlands Finanzhauptstadt holt auf – und hat noch ein paar andere Argumente.

ÜBER 200

Banken haben ihren Sitz in Frankfurt.

FÜR 341.000.000

Menschen arbeiten hier in der Bankenund Versicherungsbranche, das sind mehr, als Bayreuth Einwohner hat.

Menschen in 19 Ländern treffen die Europäische Zen­tralbank (EZB) und die ­Deutsche Bundesbank von Frankfurt aus währungspolitische Entschei­dungen. Frankfurt ist der einzige Ort der Welt mit zwei ­Zentralbanken.

55

ÜBER 500

75.624

HEIDELBERG

3/4

FinTechs soll es in drei Jahren in Frankfurt geben – zumindest nach einem Plan der hessischen ­Landesregierung. Dafür will sie bis zu 20 Millionen Euro investieren.

SO KOMMST DU VORAN

HIER KOMMEN DIR IDEEN

Car-Sharing nach Banker-Art: Mit „cityFlitzer“ kannst du Geld verdienen. Auto dahin bringen, wo es gebraucht wird, und Gutschrift kassieren.

1403 Flugzeuge ­starten und landen pro Tag am Flughafen. Auf der Terrasse kannst du deine Gedanken in die Ferne schweifen lassen.

Und sonst? 1 : : Für wen Trinken Kultur

HIER KOMMST DU RUNTER

DAS GIBT’S NUR HIER

ist, der wird Heidelberg lieben. Da gibt es die ­legendäre Kneipenszene (Schnapsspezialität: „warmer Erpel“). Und die Deutsche Weinstraße mit ihren Spitzenwinzern.

Jesusfiguren und ein Beichtstuhl: Die Deko des „Dough House“ erinnert an eine Kirche. Gehuldigt wird aber der Discokugel und massiven Beats.

Im 49. Stock des Commerzbank Tower haben die Banker ­einen spektakulären Blick in jeder Lebenslage. Selbst die Toi­ letten sind verglast.

EXTRA-TIPP Schwere Jungs: Heidelberg gilt als die deutsche Rugby-Hochburg, es gibt in der Stadt fünf Vereine, von denen gleich drei in der 1. Rugby-Bundesliga spielen. Der Heidelberger RK ist mit elf gewon­ nenen Titeln Bundesliga-Rekordmeister.

Prozent aller Investi­ tionen in Frankfurter Start-ups flossen 2018 in FinTechs.

der Frankfurter Start‑ups haben im ­vergangenen Jahr Gewinne erwirtschaftet.

Nicht nur US-Touristen stehen auf die Stadt am Neckar, auch Mathematikern, Informatikern und Volkswirtschaftern hat sie viel zu bieten. Eine für diese Fächer weltweit anerkannte Uni etwa, aber auch eine spannende Szene für Start-ups wie Getsafe, eine der bekanntesten ­Insurtech-Gründungen Deutschlands.

2 : : Wen das Waldfieber gepackt hat (Bücher und Magazine zum Thema verkaufen sich ja gerade blendend), freut sich über den Odenwald samt Naturlehrpfaden, Wild­ gehegen und Jagdkursen.


1

Insider Christopher Oster CEO Clark Digitaler Versicherungsmakler „Frankfurt steht als Bankenmetropole wie keine andere Stadt in Deutschland für den Finanz­ sektor. Für mich ganz persönlich ist es auch ein Stück Heimat, weil ich im Rhein-Main-Gebiet aufgewachsen bin. Nach vielen Jahren in der Hauptstadt war es mir ein Anliegen, etwas in Frankfurt zu gründen. Und die Voraussetzungen sind nun bestens: Die Frankfurter Start-

Jahreskarte up-Szene hat sich massiv weiterentwickelt. Die Stadt liegt zentral und ist sowohl national als auch international ideal an­gebunden. Das ist nicht nur aus unternehme­ rischer Sicht ein Plus, sondern auch für die Mitarbeiter. Die Stadt ist zum Magneten für ­‚Internationals‘ ­geworden, die hier hervorragende ­Bedingungen und Chancen vor­ finden.“

Öffentliche Verkehrsmittel Frankfurt 886 Euro Heidelberg 769 Euro Passau 251 Euro

2 Mietpreis Für eine 2-ZimmerWohnung mit ca. 50 m²

PASSAU Wer mit Zahlen groß rauskommen will, macht oft Station in Niederbayern: Das liegt an der Uni Passau, die in BWL und Wirtschaftsinformatik Spitzenplätze in internationalen Rankings belegt. Dass sie in Passau rechnen können, belegt auch die wachsende Start-up-Szene – inklusive Mymuesli. Und sonst? 1 : : In Passau fließen

MALTE JÄGER

drei Flüsse zusammen, entsprechend groß ist das Angebot an WasserAktivitäten: Schlauchbootfahren, Rudern, ­Drachenbootrennen, SUP und Bootspartys. EXTRA-TIPP In Passau gibt es das einzige Dackelmuseum der Welt. Auf 80 Quadratmetern sind mehr als 2000 Dackel-Exponate ausgestellt.

INNOVATOR

2 : : Das Erfolgsgeheimnis der Tracht? Sie steht ­jedem. In Passau musst du sie nicht mehr aus­ ziehen – so viele Volksfeste gibt es. Von den Dulten im Frühling und Herbst bis zum Haferlfest.

Frankfurt Heidelberg Passau

930 Euro 727 Euro 513 Euro

3 Bier im Lokal (0,5 l) Frankfurt 4,10 Euro Heidelberg 3,70 Euro Passau 3,00 Euro

57


FÜR KULTURARBEITER Jahreskarte

1

Öffentliche Verkehrsmittel Leipzig Augsburg Kassel

763 Euro 821 Euro 800 Euro

Mietpreis Für eine 2-ZimmerWohnung mit ca. 50 m² Leipzig Augsburg Kassel

2

360 Euro 616 Euro 385 Euro

LEIPZIG

In kaum einer Metropole sind Mieten bescheidener, Kulturförderungen großzügiger und ist die Künstlerdichte höher.

ÜBER 8

Prozent des Leipziger Gesamthaushalts ­fließen in Kultur. Zum Vergleich: Im Deutschlandschnitt liegt die Kulturausgabenquote in Gemeinden bei ­mageren 2,3 Prozent.

6.000.000

Euro pro Jahr bekam zuletzt Leipzigs freie Kulturszene.

KNAPP 50.000

Besucher kommen ­alljährlich zur DOK Leipzig, dem größten deutschen und zweitgrößten europäischen Festival für künstlerischen Dokumentarfilm.

BIS ZU 1.760.000

Dollar zahlen Sammler für ein Bild des Starmalers Neo Rauch, der in Leipzig lebt und ­arbeitet.

RUND 100.000

Quadratmeter umfasst das Herzstück der Leipziger Kulturszene: In der Baumwollspinnerei, einst die größte auf dem europäischen Kontinent, sind heute bezahlbare Ateliers, Galerien und Projekträume untergebracht – und der Start-up-­ Accelerator SpinLab.

72.500

Einwohner – und ­potenzielle Kultur­ interessierte – gewann ­Leipzig zwischen 2007 und 2017 hinzu. ­Damit ist es die am schnellsten wachsende deutsche Großstadt.

SO KOMMST DU VORAN

HIER KOMMEN DIR IDEEN

Die App Leipzig mobil bietet, woran viele Städte scheitern: Bus, Bahn, Auto, Fahrrad und Taxi aus einer Hand.

Im stylischen Co-Working Space Rent24 im City-Hochhaus. Für mehr Anregung: auf die 120 Meter hohe Plattform fahren.

HIER KOMMST DU RUNTER

DAS GIBT’S NUR HIER

Das „Oskar“ bietet nicht nur köstliches Fleisch aus dem ­Smoker, sondern auch ­einen Salon für Pianoabende, Jazzkonzerte und Elektrosounds.

Spektakuläre 360-­ Grad-Panoramen im Panometer. Derzeit zeigt das 32-MeterRundbild einen Garten aus Perspektive eines Blütenpollens.


Bier

3

im Lokal (0,5 l) Leipzig Augsburg Kassel

3,50 Euro 3,60 Euro 3,40 Euro

AUGSBURG Über Jahrhunderte waren die Augs­ burger Fugger das Amazon ihrer Zeit. Heute schicken sich mehr als tausend Selbständige und Unternehmen an, die Kreativ- und Kulturwirtschaft zum neuen Wirtschaftsmotor der Stadt zu machen. Und sonst? 1 : : Augsburg boomt – ­ esonders bei jungen, b kreativen Menschen. Im Vergleich zu München sind die Mieten erschwing­ lich, es gibt Platz für ­E xperimente, Probe­ räume und Technopartys in a ­ lten Fabrikhallen.

2 : : Weltoffen: J ­ eder fünfte Einwohner stammt aus dem Ausland, die Inte­ gration gelingt dank Pro­ jekten wie dem Grand­ hotel Cosmopolis, wo nicht nur Touristen unter­ kommen, sondern auch rund 65 Geflüchtete.

EXTRA-TIPP Angestellt zu sein lohnt sich hier besonders. Wegen des Hohen Friedensfestes am 8. August hat Augsburg bundesweit die meisten gesetzlichen Feiertage – vier mehr als Berlin und Hamburg.

KASSEL Alle fünf Jahre ist die Stadt das Zen­trum der zeitgenössischen Kunstwelt. Doch auch in Jahren ohne documenta kann Kassel Kultur: dritthöchste Museums­ dichte des Landes, zwei Weltkulturerbe­ stätten und eine Kunsthochschule.

Insider Anja Thonig Projektleitung VisionBakery

Und sonst? 1 : : Glücklicherweise färbt

CLARK

Crowdfunding-Plattform „In Leipzig wird viel Wert auf Kunst und Kultur gelegt. Das gilt für Interessierte, die hier ein vielfältiges Angebot finden – aber kein Über­ angebot wie in Berlin. Auch wer sich kultu­ rell engagieren will, ist wunderbar auf­

INNOVATOR

gehoben: Gute Ideen finden schnell Gehör, und die Stadt bietet großzügige Förder­ töpfe. Obwohl Leipzig momentan einen Boom erlebt, müssen sich Gründer nicht gegen hunderte Mitbewerber durch­ setzen.“

die Kreativität auch auf Gastronomie und Nacht­ leben ab – das Restaurant „Rondell“ ist ein gutes Beispiel: Dort gibt es Kunstausstellungen, ­Performances, Lesungen und Führungen.

2 : : Grüner geht’s kaum: Gut 63 Prozent der Fläche sind Grünanlagen, vor den Toren der Stadt ­findet man den Bergpark Wilhelmshöhe, der seit 2013 UNESCO-Weltkultur­ erbe und staatlich an­ erkannter Kurort ist.

EXTRA-TIPP Du fühlst dich für Märchen irgendwie zu alt? Geh trotzdem in die „Grimmwelt“. Der „Guardian“ zählt das Haus zu den zehn besten neuen Museen der Welt.

59


FÜR KOMMUNIKATIVE KÖLN

Zwischenmenschlicher Austausch liegt dem Rheinländer im Blut – kein Wunder, dass Köln auch Kommunikationsprofis die besten Möglichkeiten bietet.

5.700.000

Abonnenten machen die Kölnerin Bianca Heinicke („Bibis ­Beauty Palace“) zu Deutschlands erfolgreichstem weiblichen YouTube-Star.

1/3

des deutschen Fernsehprogramms entsteht in Köln.

50

Priester und angehende Priester ließ das Erzbistum Köln Anfang 2019 in Sachen Social Media schulen – damit sie junge Menschen über Instagram oder Facebook erreichen können.

41.000

Besucher machen die Digital Marketing Expo & Conference (DMEXCO) zur größten Kongressmesse Europas für die ­digitale Industrie.

1.

Stadt Deutschlands, die all ihre rund 300 Schulgebäude ans Glasfasernetz angeschlossen hat. Die Anschlüsse sind bereits für den Gigabit-Standard vorbereitet, der auch bei vielen Nutzern reibungsloses Videostreaming und anderen Datenaustausch ermöglicht.

9

Sprachen in 72 Kombina­ tionen übersetzt die Kölner Website DeepL – besser als Google Translator, wie viele Nutzer meinen.

GÜTERSLOH Im 19. Jahrhundert ließ sich das Druckhandwerk in Gütersloh nieder, 1835 wurde Bertelsmann gegründet, heute eines der größten Medienunternehmen der Welt. Wohl auch wegen der vielen Jobmöglichkeiten rund um den Konzern ist die Startup-Szene noch relativ jung – was auch eine Chance sein kann.

SO KOMMST DU VORAN

HIER KOMMEN DIR IDEEN

Über SnappCar ver­ leihen Kölner ihre Pkw privat ab ca. 25 Euro pro Tag. Fahrrad­ fahrer leihen etwa beim Sharing-Anbieter FordPassBike.

Auf dem Rheinboulevard bei der RTL-Zentrale in Deutz. Perfekt zum Entspannen. Und zum Beobachten von echten und WannabeInfluencern.

HIER KOMMST DU RUNTER

DAS GIBT’S NUR HIER

wohnern gibt es eine ­große Nähe zur Landwirtschaft. Erste To-do’s: sich auf einen Claas-Mähdrescher setzen, Pumper­ nickel backen lernen, Kuhfladenroulette spielen.

An einer Eisenbahnbrücke liegt das vergnügliche „Odonien“ – hier gibt es Bier­ garten, Open-Air-Kino, Konzerte und Partys.

Eine Stadt als Networking-Event: Hier quatscht man sich ­t ypisch rheinländisch einfach an – im ­Supermarkt wie im Co-Working Space.

EXTRA-TIPP Man muss kein Waschmaschinen-Freak sein, um sich im Technikmuseum in der Miele-Zentrale prächtig zu unterhalten: Immerhin hat das Unternehmen seinerzeit auch Autos und Fahrräder hergestellt – beides gibt’s hier zu sehen.

Und sonst? 1 : : Trotz 100.000 Ein-

2 : : Gütersloh brummt – es gibt rund 16.000 meist inhabergeführte Betriebe, die Patentdichte liegt über dem Durchschnitt, die proWiGT fördert Existenzgründer, Start-ups und Talente.


1

Insider Alex Peininger CEO und CoFounder Quintly

Jahreskarte Öffentliche Verkehrsmittel

Social Analytics

„Wir sitzen be­ wusst in Köln, weil die Stadt im Digital­ marketing- und Medienumfeld ­ideale Bedingungen bietet – unter ­anderem ­einen großen ­Talentpool bis hin zur RWTH ­Aachen. Ich habe das Gefühl, dass die Start-up-­Szene hier etwas unauf­

geregter ist als in Berlin und sich noch mehr aufs Geschäft konzen­ triert. Und wer als Kommunikator arbeiten will, findet in Köln eine im­ mense P ­ alette an Start-ups, extrem ­vielen Agenturen und klassischen Medienunter­ nehmen.“

Köln 1021 Euro Offenburg 847 Euro Gütersloh 74 Euro

2 Mietpreis Für eine 2-ZimmerWohnung mit ca. 50 m² Köln 700 Euro Offenburg 525 Euro Gütersloh 375 Euro

OFFENBURG Mit Burda sitzt hier einer der größten deutschen ­Verlage, dazu die Verlagsgruppe Reiff sowie zahl­ reiche klein- und mittelständische Kommunikations-, ­Werbe- und Medienunternehmen. Dazu gibt’s eine ­Hochschule für Technik, Wirtschaft und Medien. Und sonst? 1 : : Offenburg gilt als Tor

QUINTLY

zum Schwarzwald, dem größten zusammen­ hängenden Mittelgebirge Deutschlands. Auf dem Feldberg trifft sich sogar die Snowboard-Elite bei Weltcup-Rennen.

2 : : Eine multikulturelle Metropole, ein kulinari­ scher und kultureller Hot­ spot – all das ist Offen­ burg nicht, dafür aber Straßburg, und das ist gerade mal eine halbe Stunde entfernt.

EXTRA-TIPP Im nahen Europa-Park Rust kann man sich in die Zukunft katapultieren: Bei der Fahrt mit der „Eurosat Coastiality“-Achterbahn zum Beispiel tragen die Insassen eine Virtual-Reality-Brille und sehen dabei einen Sci-Fi-Film von Luc Besson, der perfekt zu den Bewegungen der Wagen passt.

INNOVATOR

3 Bier im Lokal (0,5 l) Köln 4,50 Euro* Offenburg 3,80 Euro Gütersloh 3,80 Euro

* IN KÖLN GIBT ES KEINE 0,5-L-BIERGLÄSER. GEBRÄUCHLICH SIND 0,2 L (1,80 EURO).

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FÜR GRÜNDER Jahreskarte

1

Öffentliche Verkehrsmittel Berlin Flensburg Ingolstadt

728 Euro 495 Euro 707 Euro

Mietpreis Für eine 2-ZimmerWohnung mit ca. 50 m² Berlin Flensburg Ingolstadt

2

710 Euro 500 Euro 644 Euro

BERLIN

Aus der ganzen Welt (sogar aus dem Silicon Valley) ziehen Gründer nach Berlin. Und dafür gibt es ziemlich gute Gründe.

ALLE 17

Stunden wird in Berlin ein neues Digitalunternehmen gegründet.

77

Prozent der Berliner Start-ups haben im Jahr 2018 Gewinne gemacht.

2

der deutschen Top-10-­ Gründerunis stehen in Berlin (TU und FU) – mehr als in jeder anderen deutschen Stadt.

227

Berliner-Start-ups haben 2108 Finanzierungen erhalten – das sind 40 Prozent aller deutschen Finanzierungsrunden.

2.600.000.000

Euro Finanzierungs­ gelder flossen 2018 an Gründer in Berlin.

54

Prozent der Berliner Start-ups haben bereits externes Kapital von mehr als einer Million Euro aufgenommen.

MEHR ALS 3600

öffentliche und kostenlose WLAN-Hotspots machen das Arbeiten in Berlin praktisch immer und überall möglich.

55

Prozent der Berliner Gründer sind Wiederholungstäter.

SO KOMMST DU VORAN

HIER KOMMEN DIR IDEEN

Mit „WeShare“, Deutschlands erstem vollelektrischen Car‑Sharing-Angebot. Über die App kann man einen von 1500 E-Golfs ausleihen.

Beim Austausch in CoWorking Spaces von Mindspace in Mitte und Kreuzberg – ob im hippen Großraum‑ büro oder bei regel‑ mäßigen Events.

HIER KOMMST DU RUNTER

DAS GIBT’S NUR HIER

Bei nachhaltigen Cocktails in der „Stairs Bar“ – samt Trinkhalmen aus Glas, ergiebigem Zitronen‑ wasser statt ganzen Früchten und Likören aus Schnittresten.

Hart arbeiten kann man überall. Aber härter feiern geht nir‑ gendwo. In den Clubs kannst du von Freitag bis Montag durch­ tanzen – oder von Montag bis Freitag.


Bier

3

im Lokal (0,5 l) Berlin Flensburg Ingolstadt

4,50 Euro 2,80 Euro 3,40 Euro

FLENSBURG Die „Start-up-Schmiede des Nordens“ („Handelsblatt“) ist ein Geheimtipp für Gründer. An der Europa-Universität kann man unter anderem Entrepreneurship studieren – eigene Zentren fördern ­gezielt Gründer in der Region. Und sonst? 1 : : Flensburg punktet mit seiner Nähe zur Ostsee: Ausflüge ans Meer, Kitesurfen und Segeln lassen sich problemlos und kostengünstig in den Alltag integrieren. Und das Meer macht ja glücklich, wie man weiß.

2 : : Reizvoll für alle Skandinavien-Fans: Flensburg hat dänischen Flair. Es gibt dänischen Kindergärten, Schulen, Kulturzentren und Hotdogs. Und jeder fünfte Ein­ wohner zählt sich zur ­dänischen Volksgruppe.

EXTRA-TIPP Den besten Überblick bekommt man von oben. In Flensburg heißt das: ab ins Wasserflugzeug und die Aussicht über die Innen- und Außenförde genießen.

INGOLSTADT Im aktuellen Zukunftsatlas lässt ­Ingolstadt 400 deutsche Städte und Landkreise hinter sich. Nur Stadt und Landkreis München gelten als noch ­zukunftsfähiger. Gerade wurde ein ­digitales Gründerzentrum eröffnet. Insider Lisa Wendzich CEO und Co-Founder SunCrafter

Und sonst? 1 : : Ingolstadt ist Audi-

MALTE HOEMBERG

Solaranlagen-Upcycling „Wir haben in Düsseldorf gegründet, aber das Unternehmen kam erst in Fahrt, als wir nach Berlin zogen. Nach unserer Erfahrung zahlen Investoren anderswo oft nur für Bewährtes, während sie hier eher das Potenzial in neuen

INNOVATOR

Ideen sehen. Zugleich profitieren Gründer von etablierten Strukturen, kurzen Wegen in die Politik und ­Bewerbungen vieler ­internationaler ­Talente, die in anderen ­deutschen Städten gar nicht arbeiten wollen.“

Stadt, das hat Vorteile: Der Autohersteller finanziert zwei Profisportvereine, einen Sportpark und fördert Sommerkonzerte, Jazztage, ein Theater und das Museum für Konkrete Kunst und Design.

2 : : In Städte-Ranglisten zur Lebensqualität landet Ingolstadt regelmäßig weit vorne. Ein wichtiger Grund: das Umland, das mit einer altbayerischen Kulturlandschaft, Hopfen­ gärten und Spargel­ feldern betört.

EXTRA-TIPP Eine Stadtführung macht man hier am besten bei Dunkelheit – zu den Wirkungsorten des genialsten Wahnsinnigen der Weltliteratur: In Ingolstadt schuf Viktor Frankenstein seine berüchtigte Kreatur.

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FÜR KREATIVE HAMBURG

MEHR ALS 52.000

Klar, die Hansestadt ist immer noch WerbeHochburg, aber auch neue Kreative wie ­Gaming-Designer zieht es aktuell an die Alster.

3

der fünf größten europäischen ­Online-Gaming-Schmieden sind in Hamburg daheim.

ÜBER 1500

Werbeunternehmen und rund 15.000 Beschäftigte machen Hamburg zu Deutschlands Agenturhauptstadt.

Besucher kamen 2019 zum Marketing-Festival OMR in die Hamburger Messehallen.

RUND 500

gedruckte und digitale Medien­ angebote in mehr als zwanzig Ländern kommen aus dem in Hamburg ansässigen Verlag Gruner + Jahr.

Start-up kommt aus dem ­Bereich Medien oder Games.

4295

Menschen arbeiteten in Hamburg zuletzt in der Games-Branche.

HIER KOMMEN DIR IDEEN

Mit Ridesharing-­ Anbieter Moia: Die E‑Busse fahren permanent und sammeln bis zu sechs Passagiere auf, deren Route zusammenpasst.

Dem Elb-Dampfer hinterherschauen im „28 Grad Strandbad“. Palmen und Bambushütten erzeugen ein erstklassiges KaribikFeeling.

HIER KOMMST DU RUNTER

DAS GIBT’S NUR HIER

Bei selbst destillierten Gins in der Clockers Bar auf St. Pauli: Hier hängen Äste von der Decke, und an den Wänden scheint Moos zu wachsen.

Mitten in der Stadt aufs SUP-Board ­steigen und in der Mittagspause herumfahren? AlsterSurfer betreibt in Hohen­ felde einen Verleih.

Öffentliche Verkehrsmittel Hamburg Potsdam Dresden

1074 Euro 410 Euro 623 Euro

Quadratmeter misst die Glas­ fassade der Elbphilharmonie. Die Konzerthalle ist ein Palast für Kreative: Hier spielen nicht nur Klassik-Stars wie Pianist Igor ­Levit, sondern auch AvantgardeKünstler wie Pantha du Prince oder Chilly Gonzales.

MEHR ALS JEDES 5.

SO KOMMST DU VORAN

Jahreskarte

16.000

1

Mietpreis Für eine 2-ZimmerWohnung mit ca. 50 m² Hamburg Potsdam Dresden

772 Euro 579 Euro 434 Euro

2


POTSDAM

Insider Arne Klingenberg Gründer, PatientZero Game-Entwickler

„Hamburg ist die deutsche Stadt für Kreative wie GameEntwickler. Die Stadt macht auch viel dafür, es gibt viele Events und Networking-Veranstaltungen und ­inzwischen auch ­Studiengänge, die

auf Games ausgelegt sind. So ist es sehr einfach, kreative, gut ausgebildete Leute zu finden. Und Hamburg ist weltoffen, aber nicht übertrieben hip wie Berlin, ein guter Mix aus Großstadt und Lässigkeit.“

Auf dem Gelände der Medienstadt ­Babelsberg steht nicht nur Europas größtes Filmstudio, sondern auch der MediaTech Hub, wo viele kreative Start-ups ­sitzen. Wem das nicht reicht, der nimmt die S-Bahn und ist in 30 Minuten in Berlin. Und sonst? 1 : : Potsdam wächst – vor allem durch Zuwanderung aus Berlin. Der Stadt tut das gut, denn so ganz wollen die Neuen nicht auf den gewohnten Flair verzichten und eröffnen Mikrobrauereien, FusionRestaurants und Galerien.

2 : : Das Land um Potsdam ist Bioland – nur wenige deutsche Regionen haben eine ähnlich hohe Dichte an Öko-Landwirtschaft. Wer will, tritt einem Gärtnerkollektiv bei (oder ­bestellt eine der vielen Biokisten).

EXTRA-TIPP Das „Waschhaus“ ist eine alternative Institution in der Stadt: Aus der früheren Garnisons-Waschanstalt ist das größte freie Kulturzentrum Brandenburgs entstanden – mit Konzerten, Galerien, Open Air Kino und Poetry-Slams.

DRESDEN Um mehr als fünf Prozent wächst hier die Kreativwirtschaft im Jahr. Sie umfasst schon heute mehr als 2100 Unternehmen – vom Musikstudio bis zum ­Designbüro. Nächstes Ziel: Dresden ­bewirbt sich um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“. Und sonst? 1 : : Barock meets Indus­

Bier ILONA HENNE

im Lokal (0,5 l) Hamburg Potsdam Dresden INNOVATOR

4,20 Euro 3,40 Euro 3,20 Euro

3

trial Techno: Gerade die Kontraste machen Dresden lebenswert. Erst Zwinger und Semperoper besuchen, dann ins Szene­ viertel Neustadt fahren – mit vielen Clubs und Kunstprojekten.

2 : : Dresden ist der Kletter-Hotspot in Sachsen: Die Sächsische Schweiz ist um die Ecke und bietet über tausend feine Routen. In der Stadt gibt es zahlreiche Anlagen mit bis zu 3200 Quadrat­ metern Kletterfläche.

EXTRA-TIPP Hosen fürs Leben: In seiner Jeansmanufaktur schneidert Johann Ruttloff aus 50 verschiedenen Denimsorten coole Maßjeans, garantiert handgefertigt auf Maschinen, die zum Teil über hundert Jahre alt sind.

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F O T O S N o r m a n

T E X T K o n r a d

M a r c

B a u m a n n

15

SMARTE GADGETS

kamen in der Wohnung zum Eins atz .

1

W O C H E lang reizte unser Autor die Technik aus .

240

M I N U T E N dauer te allein die Installation der Geräte .

SELBSTÖFFNENDE TÜRSCHLÖSSER, SICHERHEITS-­ KAMERAS MIT GESICHTSERKENNUNG, PIZZABESTELLUNG AUF ZURUF: S M A R T - H O M E - PRODUKTE SOLLEN 66

INNOVATOR


WILLKOMMEN @HOME

UNSERE WOHNUNGEN OPTIMIEREN. ABER VERBESSERN SIE UNSER LEBEN? UNSER AUTOR WAGTE DEN VERSUCH UND KREMPELTE SEIN ZUHAUSE AUF ZUKUNFT UM.


W Wer eine Überwachungskamera ­installiert, sollte eine Hose anhaben. Das weiß ich, seit mein Smartphone das Video eines verdächtigen Mannes in Boxershorts zeigte, der sich gerade in meinem Wohnzimmer rumtrieb. Die mir enorm ähnlich sehende Person schaute dabei prüfend und nicht sehr geistreich in die Linse der NetatmoSmart-Innenkamera. Zu meiner Entschuldigung: Es war ein heißer Sommerabend (darum keine Hose) und kurz vor dem Schlafengehen (darum die Boxershorts). Ich wollte nur schnell noch die Kamera ausprobieren – ohne dran zu denken, dass deren Bewegungsmelder sofort anspringt.

WEIBLICHE NAMEN DER PRODUKTE SOLLEN VERTRAUEN WECKEN

Ich versuchte noch, meine Freundin zu warnen, da kam sie ins Bild ge­ laufen, ebenfalls halbnackt. Sie sah die blinkende Kamera und rief: „Filmt das Ding mich? Spinnst du? Lösch das!“ Dann bog auch noch unser Kind im Nachthemd um die Ecke: „Papa, was mach…“ – „Raus! Schnell!“, rief ich. So begann der Selbstversuch „Meine Wohnung wird ein Smart Home“: die Freundin verstimmt, das Kind verschreckt, ich unbekleidet gespeichert in der Cloud der Firma Netatmo. ­Bislang ist unser Zuhause recht alt­ modisch: Es gibt WLAN, Laptops, Tab-

lets, Handys, aber „Smart Home“ war für mich nur eine vage Vorstellung. Ist bestimmt kompliziert einzurichten, dachte ich; und man gibt zu viele Daten preis, hörte ich. Aber jetzt war es ja ein Arbeitsauftrag: Mitte Juli sollten Alexa, Hue, Eve, Nuki und Lily bei uns einziehen. Smart-Home-Hersteller taufen ihre Produkte gerne auf weiblich klingende Namen, das soll sie wohl zu vertrauenswürdigen Mitbewohnern machen. Denn wer ein Smart Home will, muss Google, Amazon, Apple und anderen berüchtigten Datensammlern die Haustür nicht nur aufschließen, sondern sie sperrangelweit offen lassen. Hacker haben gezeigt, dass sie sich in Smart-Home-­

Vor dem Testen kommt das Auspacken . Autor Marc balancier t seine smar ten Gadgets in die Wohnung. Seine Freun din ist skeptisch , sein Kin d euphorisch .

S TA P E LWA R E

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ICH VERSUCHTE NOCH, MEINE FREUNDIN ZU WARNEN, DA K AM SIE HALBNACKT INS BILD GEL AUFEN. „FILMT DAS DING MICH? SPINNST DU? LÖSCH DAS!“, RIEF SIE .

Systeme einschleichen und die Kon­ trolle über fremde Wohnungen über­ nehmen können.

DIE WETTERSTATION MEINT, WIR SOLLTEN DRINGEND LÜFTEN

Das Kind fand den Selbstversuch da­ gegen toll. Wenn ich von der Arbeit heimkam, waren schon alle neu ge­ lieferten Pakete aufgerissen. Die zweite Erkenntnis in dieser Smart-Home-Test­ woche – nach der Sache mit der Hose – ist, wie selbstverständlich Kinder mit den Produkten umgehen. Diese Generation wird in 20, 30 Jahren mal in sehr, sehr smarten Häusern leben. „Alexa, räum mein Zimmer auf!“, ruft das Kind einmal im Spaß. Sucht man im Jahr 2019 in großen Elektromärkten, findet man unter „Smart Home“ vor allem: smarte Steck­ dosen, smarte Glühbirnen, smarte Heizkörperregler. Nicht gerade der Stoff, aus dem Science-Fiction-Romane sind. Es gibt noch keine Drohne, die meinen Kühlschrank beliefert. Die wirren Fahrtwege des StaubsaugerRoboters können nur unsere Katze beeindrucken.

­ ieferung: Eine smarte Lichterkette – die kleinen Leucht­ L dioden können die Farbe wechseln. Ich lege sie unters Sofa, das jetzt von unten erleuchtet ist. Das macht einen Tag lang Spaß, dann vergessen wir, sie noch einmal an­ zustellen. Die smarte Wetterstation, die wir anschließen, zeigt, dass wir lüften sollten (die Luftfeuchtigkeit ist ­etwas hoch), die Raumluftqualität aber vorbildlich ist (CO²-Gehalt nicht zu hoch). Erfreulich. Aber da muss noch mehr gehen. Der erste echte Höhepunkt ist ein kleiner, flacher, ­runder, grauer und irgendwie niedlicher Lautsprecher: Google Home Mini. Ein Smart Speaker, also ein Sprach­ assistenzsystem, das man mit „Hey Google“ aktiviert. Erster Test: „Hey Google, wie wird das Wetter heute?“ Eine Frauenstimme warnt vor Gewittern, draußen sind erste dunkle Wolken, passt. Dann will das Kind mal: „Hey Google, erzähl einen Witz.“ Die Stimme fragt, was grün ist und im Sarg liegt. „Eine Sterbse.“ Also sterben plus Erbse. Das Kind ist begeistert. Weil sich Google Home mit drei smarten Glühbirnen von Philips Hue connecten lässt, ­gelingt die erste echte Smart-Home-Demonstration: Wir lassen die Rollläden runter, stehen im Dunklen und sagen: „Hey Google, schalte das Licht im Wohnzimmer ein.“

E

rkenntnis Nummer drei: Smart Home steckt noch in den Kinder­ schuhen. Aber: Es gibt sie, die smarten Produkte, die eine Vorahnung geben, wie es einmal sein wird. Etwa das smarte Türschloss von Nuki. Da­ mit soll es möglich sein, dem Paket­ boten vom Büro aus die Wohnung zu öffnen. Wird bestellt. Dazu 15 weitere Produkte. Also los: Als Erstes checke ich smarte Steckdosen. Die sehen aus wie: Steckdosen. Da hätten die Desi­gner von Eve etwas gewagter ent­ werfen können. Den Stromverbrauch auf dem Handy überwachen und ­analysieren zu können ist aber prak­ tisch und spart Geld. Die nächste

Noch sehen die smar ten Gadgets aus , wie , nun ja , Gadgets eb en . Auf den rollen den Science - ­F ic tion Kochrob otor müssen wir vorerst noch war ten .

TRAUM FÜR TECHIES

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Und es wurde Licht. Dann etwas kom­ plizierter: „Hey Google, schalte die Wohnzimmerlichter auf Sonnenunter­ gang“ – eines von zahlreichen vorein­ gestellten Lichtprogramm der Hue.

DER FÜNFJÄHRIGE EINER BEK ANNTEN BESTELLTE MIT ALEXA EINE PL AYSTATION. 1a. SMARTE AUSSENK AMERA 8 . N U K I K E Y P A D Er weiterung V O N N E T A T M O € 2 9 9 für elek tronisches Tür­ 1 b . R E G E N S C H U T Z F Ü R A U S S E N ­ schloss , € 7 9 K A M E R A nicht smar t 9 . H E A LT H Y H O M E C O A C H V O N 2 . E V E A Q U A smar te Bewässe ­ N E T A T M O smar ter Raumluf t­

ERNST GEMEINTE FRAGE: WIRD MAN DICKER IM SMART HOME?

Zwei Lampen wechseln auf Dunkel­ rosa und eine auf Orange, klappt. Das Kind will Musik – aber das gewünschte Lied will Google Home nur abspielen, wenn wir YouTube Premium haben. Lektion 4: Das ist Smart Home also auch geschäftstüchtig. Als Nächstes verbinden wir noch unseren internetfähigen Fernseher mit Google Home, das Kind springt aufs Sofa, befiehlt: „Hey Google, zeig

rungssteuerung, € 9 9,9 5 smar te Steckdosenleiste , € 9 9,9 5 4 . N U K I C O M B O 2 . 0 elek tro ­ nisches Türschloss für das Zuhause , € 2 9 9 3 . E V E E N E R GY S T R I P

sensor, € 9 9 smar­ tes Lichtsystem , € 19 9,9 5 10a. & 10b. PHILIPS HUE

11a. & 11b. SMARTE WETTER­ S TAT I O N VO N N E TAT M O € 169,99 1 2 . N E T A T M O W E L C O M E smar te

5. LOGITECH HARMONY HUB

Innenkamera , € 19 9,9 9

Haussteuerung mit tels Hub un d App, € 1 2 9 6 . E V E E N E R G Y smar te Steckdose mit Verbrauchs­ messung, € 49,9 5

13. GOOGLE HOME MINI

sprachgesteuer ter L aut­ sprecher, € 59 1 4 . E V E L I G H T S T R I P smar ter LED - Lichtstreifen , € 7 9,9 5

7. A P P L E i P H O N E M I T H O M EA P P z . B. iPhone 7 ab € 5 19

1 5 . S M A R T- H O M E - F U N K R A U C H ­ M E L D E R V O N i H A U S € 9 9

3. 1 b.

4.

2.

5. 12. 11a.

13.

1 1 b.

6. 15. 14.

7.

1a. 10 b.

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10a .

B O D E N D E R T A T S A C H E N 1 5 verschie dene Pro duk te erprobte unser Autor zu Hause – die meisten ließ en sich üb er das Smar tphone o der p er Spracherkennung steuern .

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mir Netflix …“ und hat schlagartig vergessen, dass wir eigentlich schwimmen gehen wollten.

E

rnst gemeinte Frage: Wird man ­dicker im Smart Home? Wenn man sich nicht mehr bewegen muss, um das Licht einzuschalten oder die Fernbedienungen zu suchen? Alexa, das zweite große Sprachassistenzsystem, das wir ausprobieren, bestellt per Zuruf über den aktivierten „Lieferando Skill“ das Abendessen vor die Haustür. Wer sich mit Amazon verknüpft und kein Problem mit langen Alexa-Diskussionen hat (es dauert, bis man herausfindet, was Sprachassistenten ver­ stehen), kann nahezu alles nach Hause bestellen. Der Sohn einer Bekannten hat sich mit fünf Jahren eine Play­ Station bestellt, wofür es eine Woche Haus­arrest gab. Auch wir verlassen die Wohnung seltener, und aufstehen muss man im Smart Home kaum noch, nur mal die Füße anheben, weil der Saugroboter drunter durchfährt. Für gebrechliche Neunzigjährige wäre das Smart Home jedenfalls super hilfreich.

AUCH DIE KATZE BEKOMMT EIN PROFIL FÜR DIE KAMERA

Wir merken (Lektion Nummer 5), wie die Smart-Home-Idee in unser Denken eindringt. Als ich mich zum Spaß auf die Waage stelle, um nachzusehen, ob ich zunehme, denke ich, dass man eine smarte Waage bräuchte, die bei Zunahme Termine zum Joggen in den Kalender einträgt. Ich bin mit meiner Idee zu spät dran: Es gibt sie längst, etwa eine „Nokia Body-WLANKörperwaage mit BMI-Funktion“, die Daten analysiert und Tipps zur ­Ernährung gibt. Wäre das nun nett oder unhöflich von smarten Geräten, darauf hinzuweisen, dass man früher dünner war und einem etwas Be­ wegung guttäte? Die Frage, wer da wen steuert, stellt sich endgültig im Bereich der Smart Home Security: In der Wohnung steht die chic designte Kamera von Net­atmo, die Gesichtserkennung hat und prompt Alarm schlägt, als der Berliner Fotograf des Artikels zur Tür reinkommt. Vater, Mutter, Kind, Fotograf, Oma,

Opa und Katze bekommen im Lauf der Woche ­Profile, damit die Kamera uns nicht immer für Einbrecher hält. Neben Bewegungen zeichnet die Kamera aber auch Geräusche und Gespräche auf. Als meine Freundin und ich einmal über ein Bankgeschäft reden, fällt unser Blick auf die eingeschaltete Kamera, wir reden im Bad bei ­geschlossener Tür weiter.

A

uf der Terrasse steht eine Outdoor-Kamera, die nachts einen Fuchs filmt, was alle begeistert. Vor ­allem mich begeistert, was noch so alles an Sicherheitsprodukten zu bestellen ist: ein smarter Feuermelder, aber auch smarte Haustür- und Fenstersensoren, die ­einen Einbruch melden sollen. Als ich einen smarten Wasseralarm bestellen will, der Rohrbrüche und Überschwemmungen erkennt und ans Smartphone meldet, fragt meine Freundin, ob ich es nicht langsam übertreibe. Dass mein erhoffter Smart-Home-Höhepunkt, das digi­ tale Türschloss von Nuki, nicht auf unseren etwas älteren Zylinder passt, findet sie gut. Dann hätten wir bereits drei Überwachungskameras in der Wohnung: Indoor, Outdoor, Eingangstür. Meine Freundin vermisst ihr „NotSo-Smart Home“ von früher. Die letzte Lehre aus dem Smart-Home-Test. Als sie mit dem Kind zur Oma fährt, begrüße ich sie beim Heimkommen per übertragener Sprachnachricht aus dem Google Home Mini und einer Disco-Lightshow der smarten Glühbirnen. Sie geht zur Kamera, von der aus ich im Büro zusehe, winkt – und deaktiviert sie. Abends finde ich alle Smart-Home-Produkte in einer großen Kiste in ihren Verpackungen.

W A C H S A M E S A U G E Die Üb er wachungskamera von Netatmo schläg t Alarm , sobald jeman d das Haus b etrit t , den sie nicht erkennt – et wa den Fotografen dieser Stor y. INNOVATOR

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INN OVATOR WIS SEN

HOW TO FIND YOUR STRENGTH EINE

ANLEITUN G SCHRIT TEN

IN

Als „Generation Selfie“ sind wir es gewohnt, uns auf Social Media bestmöglich zu präsentieren. Bei der Selbstwahrnehmung ist die wirklich wichtige Frage aber nicht „Wie sehe ich aus?“, sondern „Was leiste ich?“. Hier sind 14 Tipps, wie man seine Stärken und Schwächen besser versteht.

Aufgezeichnet von Marc Baumann

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Karriere in Eigenregie Der schnellste, effektivste und billigste Weg, um dein Leben und deine Karriere zu verbessern? Ein kritischer Blick in den Spiegel und ehrliche Selbstanalyse. Je klarer du deine eigenen Stärken und Grenzen erkennst, desto klügere Karriereentscheidungen wirst du treffen. Du kannst damit Berufe identifizieren, die tatsächlich zu deinen Werten und Fähigkeiten passen. Du wirst deinen Job mehr mögen, besser darin abschneiden­ und widerstandsfähiger in Kri­ sen sein. Selbsterkenntnis ist mit anderen Worten eine stark unter­schätzte Talentförderung. Kostet nichts und bringt viel.

Warum man ein deutscher Amerikaner sein sollte „Confidence before competence“, sagt man in den Vereinigten ­Staaten. Dort spricht man erst gar nicht über eigene Schwächen, sondern konzentriert sich nur auf seine Stärken und glaubt an den eigenen Erfolg. Aber diese „Fake it till you make it“-Botschaft funktio­

„Menschen überschätzen ihre eigene Arbeitsleistung im Schnitt um 20 bis 30 Prozent. Wir neigen dazu, Erfolge unseren eigenen Verdiensten zuzurechnen, den Grund für Misserfolge dagegen bei anderen zu suchen.“

niert nur bis zu einem gewissen Grad. Positives Denken und Moti­ vationssprüche können einem viel Kraft geben – aber man muss dabei ein realistisches Bild der eigenen Fähigkeiten im Blick be­ halten. Der Glücksrittermentalität der USA steht eine überkritische deutsche Selbstzweifelkultur ­gegenüber. Ideal wäre eine Kombi­ nation aus beiden Welten: Sei ein Deutscher, wenn’s um die Analyse deiner Fehler geht, und lass deinen inneren Amerikaner raus, um sie selbstbewusst zu überwinden.

Du täuschst dich Sich selber realistisch beurteilen?­ Gar nicht so einfach, wie auch die Wissenschaft festgestellt hat: Um durchschnittlich 20 bis 30 Prozent überschätzen Menschen ihre ­eigene Arbeitsleistung. In unserer Selbstwahrnehmung neigen wir Studien zufolge dazu, Erfolge unseren eigenen Verdiensten zuzurechnen, den Grund für Miss­erfolge dagegen bei anderen zu suchen. Und wir schenken eher Informationen Glauben, die unsere Meinung bestätigen, und übersehen gerne Quellen, deren Aussagen wir nicht zustimmen.

Beginne ganz einfach: mit einer SMS Bitte deinen Partner, Freunde, Familienmitglieder oder Kollegen, dich in einer SMS oder WhatsApp in fünf Worten zu beschreiben,

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Schließ die Lücke zwischen Identität und Ruf Identität ist die Summe unserer Absichten, Gedanken, Wünsche – all das, was unser Verhalten prägt. Deine Identität kann positiv sein („Ich bin aufregend, ich gehe gerne Risiken ein“), auch wenn dein Ruf gleichzeitig weniger gut ist. Denn andere könnten dich

TOMAS CHAMORROPREMUZIC

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ADAM YEARSLEY

wegen deiner Risikofreude als ­unvorhersehbar und unzuverlässig ansehen. Reputation ist das, was Menschen aus unserer Identität machen. Während wir unsere Identität, unsere Persönlichkeit kaum ändern werden, können wir sehr wohl an unserem Ruf arbeiten. Versuche die Lücke zwischen dem, wie du dich siehst, und dem, wie andere dich sehen, zu schließen. Anders gesagt: Begib dich in die Schublade, in der du auch wirklich stecken möchtest.

Motivation braucht ein höheres Ziel Meist hinterfragen wir uns erst dann, wenn wir Ärger oder schlechtes Feedback bei der Arbeit bekommen haben. Also lieber früher und aus eigenen Stücken damit anfangen. Ob Sorge vor ungenügender Leistung oder eine leuchtende Vision der eigenen Karriere – beides können starke Beweggründe sein. Wobei negative Motive wie Angst nachlassen können, sobald keine unmittel-

bare Kritik mehr zu befürchten ist. Auf jeden Fall solltest du ein höheres Ziel haben, das du verfolgst. Einen Nutzen über die reine Veränderung hinaus, etwas, was dich dazu bringt, auf längeren Durststrecken dranzubleiben.

Fünf Fragen zum Verständnis deiner Stärken Was fällt dir bei der Arbeit leicht? Was machst du gerne? Was motiviert dich? Wofür ­loben dich andere? Wann warst du am erfolgreichsten?

Fünf Fragen, um deine Schwächen zu verstehen Bei welchen Arbeiten tust du dir besonders schwer? Welche Aufgaben magst du am wenigsten? Was kritisieren andere an dir? Was war deine größte Nieder­ lage? Wo müsstest du dich am dringendsten verbessern?

Was Talent, Führungsvermögen und berufliche Kom­ petenz ausmacht, wo man diese Eigenschaften findet und wie man sie ­fördert, erforscht Tomas ChamorroPremuzic, Wirtschaftspsychologe u. a. an der Columbia University, seit vielen Jahren. Adam Yearsley ist als ­Global Head of Talent Management bei Red Bull für die Gewinnung und Entwicklung hoch veranlagter Mitarbeiter zuständig. Gemeinsam haben die zwei Arbeitsexperten mit Red Bull Wingfinder ein starkes Tool zur Potenzial­ entfaltung entwickelt.

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PRIVAT

von denen mindestens eines eine Schwäche beschreiben soll. Mach vorher eine Liste mit den Antworten, die du erwartest. Die meistgenannten Antworten verraten etwas über deinen Ruf, den du vielleicht schon erahnst. Kritikpunkte, die nur ein- oder zweimal genannt werden, können besonders nützlich sein, weil sie Schwachpunkte ansprechen, die dir selbst vielleicht noch verborgen sind. Denk an die letzten zwei bis drei Jahre im Job: Wie haben Vorgesetzte, Kollegen oder Kunden deine Arbeit beurteilt? Und: Denk auch an die kleinen spöttischen Nebenbemerkungen oder Sprüche, die man manchmal in der Kaffeeküche oder im Aufzug hört, darin kann sich ernsthafte Kritik verstecken.


Tiefe Einblicke in Motivation, Selbstvertrauen und Talent zum Nachlesen.

Drive: Was Sie wirklich motiviert

Confidence: The Surprising Truth ...

Die Durchschnittsfalle: Gene – Talente – Chancen

Daniel H. Pink zeigt auf, wieso Zuckerbrot (Geld) und Peitsche (Druck) keine guten Treiber sind.

Überbordendes Selbstbewusstsein macht selten erfolgreich, weiß ­Tomas Chamorro-Premuzic.

„Die Gesellschaft braucht Peaks und Freaks!“, meint Markus Hengstschläger, einst Punk, heute Uni-Professor.

Finde deine Flügel Deine Persönlichkeit ist im Grunde genom­ men eine Geschichte, die du über dich selbst geschrieben hast. Diese Geschichte lässt sich nicht umschreiben, aber du kannst Rück­ schlüsse aus ihr ziehen. Persönlichkeitstests wie der Red Bull Wingfinder (siehe nächste Seite) können dir dabei helfen. Der Test basiert auf 30 Jahren psychologischer For­ schung, ist kostenlos und dauert 45 Minuten. Wingfinder versucht, dein Selbstbild zu ver­ stehen, und analysiert aus den vier Schlüssel­ bereichen Motivation, Verbundenheit, Krea­ tivität und Denkfähigkeit deine Stärken.

Was wirklich wichtig ist Vermutlich könntest du dich nicht nur in einem Bereich verbessern, sondern in vielen. Aber mach dich nicht zur Großbaustelle. Welche

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Schwäche hält dich am meisten zurück? Auf welchem Gebiet bist du am stärksten ­motiviert, dich zu verbessern? Das reicht. Denn wenn du dich zu vielen Fronten gleich­ zeitig stellst, verlierst du den Fokus, und am Ende passiert gar nicht. Steck dir also selbst Zwischenziele. Wenn man den Mount Everest besteigt, braucht man Basislager.

Der Feuermelder in deinem Kopf Schwächen überwindet man nicht von heute auf morgen. Darum muss man lernen, mit ihnen umzugehen. Du solltest eine innere Notfallsirene haben, die frühzeitig losheult, wenn du im Beruf an deine Problemzonen stößt. Lerne, solche Situationen vorherzu­ sehen. Entwirf für diesen Fall einen inneren Evakuierungsplan, der dich in sicheres Gebiet bringt. Was kannst du tun, um in brenzligen Momenten besser als früher die Kontrolle zu behalten? Überlege, wie du (re)agierst, anstatt einfach nur zu reagieren.

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du es immer machst. Wir tun zu oft die immer gleichen Dinge, hoffen aber gleichzeitig auf ein an­ deres Ergebnis. Fakt ist: Niemand verändert sein Leben, indem er ­immer nur dasselbe macht. Es geht dar­um, sich weiterzuentwickeln.

Mach es wie Messi Professionelle Fußballspieler trainieren fünfmal pro Woche, bestreiten in derselben Zeit aber meist nur ein Spiel. Der Rest von uns tritt im Büro jeden Tag zum Wettkampf an und übt vielleicht einmal im Jahr. Wir verbringen viel zu wenig Zeit mit Selbst­ optimierung – jeder Profisportler würde darüber nur den Kopf schütteln. Das zu ändern ist schwierig. Bau bewusst Pausen in deinen stressigen Alltag ein, die dir Zeit und Raum geben, auf dein Leben zu schauen und dich zu fragen, ob du das erreichst, was du willst. Natürlich ist der bequeme Weg jener, es so zu machen, wie

Die fünf P erfolgreicher Sportler

Niemand macht den Job für dich Die meisten Probleme werden ge­ löst, wenn die richtige Person am richtigen Arbeitsplatz sitzt. Talent ist gewissermaßen Persönlichkeit am passenden Ort. Aber erwarte nicht, dass die Unternehmen ­diese Suche für dich übernehmen. Es liegt ausschließlich an dir.

Purpose: Hab einen Traum und folge ihm. Practise: Üben. Immer und immer wieder. Progression: Versuche im Laufe­ der Zeit immer höhere Ziele zu erreichen. Steigere dich. Performance: Höre auf Feedback, lerne aus deinen Leistungen. Perseverance: Eine Niederlage ist einfach nur der Punkt, von dem aus das nächste Rennen beginnt.

Red Bull Wingfinder: Durch Beantworten simpler Fragen erhältst du eine Analyse deiner beruflichen Stärken in vier Schlüsselkategorien sowie einen Coaching-Plan mit Strategien, sie weiter zu optimieren.

Connections

Drive

Creativity

Thinking

Arbeitest du gut mit anderen zusammen oder besser eigenständig?

Wie ehrgeizig bist du, und wie steht es um deine Gelassenheit?

Wie innovativ denkst du? Wie logisch und ­ na­lytisch gehst du vor? a

Kannst du abstrakt ­denken und komplexe Probleme lösen?

Jetzt selbst testen: wingfinder.com

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KABELLOSER PRO SOUND MIT NOISE-CANCELLING

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TE CHSPR E CHZ E IT Dieses Interview führten wir auf der Tech Open Air (TOA) in Berlin, Europas größtem interdiszipli­ nären TechnologieFestival. BabbelGründer Markus Witte trat dort als ­einer von über 150 Speakern auf. toa.berlin

Ein Gefühl für Hits: Ursprünglich wollte Markus Witte Software für Musiker entwickeln. Jetzt bringt er digitale Sprach­kurse ganz groß raus.

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INNOVATOR


MEIN S TA RT-UP-MOMENT

„UNSER ERFOLGSREZEPT? WIR HATTEN KEIN GELD“ Über eine Million Nutzer lernen heute mit Babbel Fremdsprachen. Gründer Markus Witte erzählt, wann dem Team klar wurde: Unsere Idee könnte zünden.

MIRELLA FRANGELLA

innovator: Markus, gerade erst musstet ihr in Berlin mit euren 750 Teammitgliedern in ein ­größeres Gebäude ziehen, gleich­ zeitig expandiert ihr in die USA und habt ein eigenes Angebot für Sprachreisen gestartet. Erinnerst du dich heute noch, ob es in den Gründungs­jahren diesen einen Moment gab, in dem du gemerkt hast: „Das mit Babbel, das könnte tatsächlich funktionieren!“? markus witte: Nicht nur an einen! Der erste war der Tag, an dem wir live gingen: der 15. Januar 2008. Schon in den ersten Stunden nach dem Launch hatten sich mehrere tausend Menschen angemeldet. Damit hätten wir nie gerechnet – das war ein geiles Gefühl. Mein Mitgründer Thomas Holl und ich waren auf einem Event und sind den ganzen Abend mit einem breiten Grinsen rumgelaufen. Wie lange genau hielt dieses Hoch­ gefühl an? Bis zum Monatsende. Dann merkten wir: Die Nutzer finden unsere Idee zwar ganz toll, aber das mit dem ­Online-Sprachenlernen klappt nicht. Im Grunde hatten wir einen ganz stumpfen Vokabeltrainer heraus­ gebracht. Mit dem hätte man in ­hundert Jahren keine Sprachen lernen können. Wir hatten in der Sache bloß ein großes Tech-Problem gesehen und uns gedacht: Wir sind Techies, also lösen wir das mal. Aber das Problem war sehr viel komplizierter.

INNOVATOR

Von Sprachen hattet ihr keine Ahnung? Wo kam denn dann die Expertise her? Genau das haben wir uns zu dem Zeitpunkt auch gefragt. Das Bizarre an unserer Branche ist ja, dass viele glauben, sie müssten ihren Content überhaupt nicht selbst produzieren.­ Wir zum Beispiel wollten das einfach über die Community lösen. Wir ­dachten, wir müssten bloß ­einen Italiener und einen Deutschen zusammenbringen, und die könnten sich dann gegenseitig unterrichten. Das ist dann ziemlich schnell schief­ gegangen. Welche Korrekturen brachten die Wende? Wir hatten eine Frau eingestellt, die Inhalte aus Schulbüchern in die App übertragen sollte. Sie sagte irgendwann: „Das nächste Mal produzieren wir den Content selbst.“ Wir wussten nicht, ob wir das hinbekommen würden, aber wir haben das 2009 einfach gemacht, und das war dann der nächste große Moment. Nicht die Technik war das Problem, die war bei uns immer solide, sondern die Struktur. Babbel wurde vom Vokabeltrainer zur Sprachlern-App mit klarer Didaktik. Heute arbeiten über 150 Sprachlernexperten an der Kursentwicklung. War euch sofort klar, wie wichtig dieser Schritt war? Nein, das ist quasi im Vorbeigehen passiert, niemand von uns dachte: „Jetzt ist der Moment, in dem wir unser großes Problem lösen.“ Es war eher so: „Na ja, wenn sie es sagt, dann

machen wir das halt mal.“ Plötzlich konnte man mit dem Ding tatsächlich Französisch oder Spanisch lernen. Woran habt ihr das gemerkt? Für mich waren immer die Momente entscheidend, in denen ich einzelne Menschen im wirklichen Leben traf, die sagten: „Hey, ich nutze eure App, und ich habe damit Französisch gelernt!“ Das passiert mir mittlerweile relativ regelmäßig. Das sind echte Champagner-Momente, wo sich das Ganze wirklich cool anfühlt. Dieses Gefühl kriegst du nicht, wenn du nur Nutzerzahlen auswertest. Wann wusstest du endgültig: Wir haben es geschafft? Dieser eine Happy-ever-after-Moment passiert nicht. Natürlich gibt es Meilensteine: eine Million zahlende Kunden im Jahr 2016, über 100 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2018. Das ist aber wie mit dem Älterwerden. Man arbeitet nicht darauf hin, vierzig zu werden, wenn es so weit ist, denkt man einfach: Oh, wow! Und dann ist es halt so. Nur manchmal muss ich mich kneifen. Dann frage ich mich: Echt jetzt? Zusammengefasst: Was war euer Erfolgsrezept? Unser Vorteil war, dass wir kein Geld hatten. Wenn du viel Geld zur Ver­ fügung hast, ist es einfacher, den eingeschlagenen Weg beizubehalten, das Hinterfragen der Richtung fehlt dann manchmal, und man kommt nicht an den schmerzhaften, aber entscheidenden Punkt, an dem man bemerkt: „Verdammt, meine Annahme stimmt nicht, und die Richtung ist grandios falsch“ – an den kommt man nur unter ganz viel Druck, eben wenn dir das Geld ausgeht. Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht. Nämlich? Du brauchst einfach Glück. Ausgesprochen smart: Mit Babbel kann man 14 Sprachen lernen, wobei alle Kurse auf die jeweilige Muttersprache ausgelegt sind. Angeblich ist schon nach fünf Stunden mit Babbel ein erstes Gespräch möglich. BABBEL.DE

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DIE KUNST Regenerieren für Fortgeschrittene: Diese Gadgets wissen besser als du, was dein Körper braucht. Und helfen dir, deine Akkus effektiv aufzuladen.

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Meditation boomt. Laut einer Umfrage meditiert etwa in Deutschland fast die Hälfte der Bevölkerung, fast jede(r) Zehnte sogar täglich. Doch wie wirkungsvoll? Das verrät das federleichte EEG-Messgerät Muse anhand der Aktivität der Gehirnströme während der Meditation. Kommt der Geist nicht zur Ruhe oder schweifen die Gedanken ab, gibt es sanftes akustisches Feedback über die Kopfhörer. Nach der Einheit wird der Erfolg der

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DIESES HIGHTECH-STIRNBAND MISST DIE AKTIVITÄT DEINER GEHIRNSTRÖME.

­Meditation auf dem ­Bluetooth-gekoppelten Smartphone dargestellt, über die App kann man auch Challenges be­ stehen und Bonuspunkte sammeln. Noch detaillierteres Feedback liefert Muse 2: Das EEG-Stirnband mit den sieben

Sensoren an der Stirn und hinter dem Ohr wird in diesem Modell noch durch einen Herz- und Atemfrequenz­m esser ergänzt.

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den Belastungs- und ­Erholungsstatus im ­Tagesverlauf auf, misst dein tägliches Ressourcenniveau, analysiert Dauer und Qualität deines Schlafs und warnt dich vor drohendem Übertraining. Außerdem praktisch: Weil LEDSensoren den Blutfluss am Handgelenk messen, ist kein Herzfrequenzgurt mehr nötig.

stützt. Der Masseur, den Hyperice zur Verfügung stellt, ist dafür ideal: ­allzeit bereit, angenehm verschwiegen und so kompakt, dass er in jede Sport- oder Handtasche passt. Das handliche, rund ein Kilo schwere Massagegerät vibriert in drei Geschwindigkeitsstufen. Der Akku hält etwa zwei Stunden, der Hyperice-Hype schon sieben Jahre: Seit 2012 konnte Hyperice-­ Gründer und Ex-Basketballtrainer Anthony Katz neben NBA- und NFLSpielern auch SkiSuper­s tar Lindsey Vonn für seine Produkte begeistern.

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Spitzensportler und Bildschirm-Arbeiter ­haben eines gemeinsam: Am Ende eines harten Tages tut beiden eine Massage gut, die Verspannungen beseitigt, die Faszien lockert und die Muskeln beim Abbau von Schadstoffen unter-

Die meisten Sportuhren schinden uns wie ostdeutsche Leichtathletiktrainer aus den 1970erJahren – und fordern, dass du ständig mehr, schneller, härter trainierst. Dabei bringt Trainieren nur dann etwas, wenn der Körper auch regenerieren darf. Darum erfasst die Suunto 5 nicht nur Workouts und Fortschritte in 80 Sportmodi, sondern misst auch, wie effizient du dich zwischendurch erholst. Dafür zeichnet sie

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AUF WEISEN SOHLEN Was macht ein Elektromechaniker, der sich beim Kraftsport den ­Rücken verreißt? Er gründet gemeinsam mit seiner Frau ein Start-up, das verspannte Muskeln

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lockert. Die clevere Idee von Martin und Sonja Masching: ein PowerChip im Gel-Pad, das – auf die Innensohle des Schuhs geklebt – über eine induzierte Trägerfrequenz das vegetative Nervensystem beeinflusst. Diese sogenannte Powerinsole regt die Durchblutung der Beine an und löst Verspannungen im ganzen Körper. Neben Masching selbst profitierten davon bisher 17.000 User, darunter Tennisprofis und inter-

Zeitmessungs-Chip am Schuh montiert wird, kümmert sich nicht mehr um Pace oder ­Distanz. Stattdessen analysieren komplexe Sensoren Laufperformance und -technik, Muskelspannung und Umwelteinflüsse. Als Richtwert für jede Belastung dient der individuelle „Running Stress Score“: Er zeigt an, wie stark eine Trainings­ einheit Muskeln, Kreislauf und Gelenke be­ lastet hat. Und wie viel Er­h olung der Körper nach der Trainingseinheit be­n ötigt. Vorteil: Du vermeidest Übertraining und regenerierst entsprechend effizienter.

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nationale Fußball-Erst­ ligisten. Die meisten Käufer sind aber Nichtsportler: Die Power­ insole senkt nämlich auch Stresslevel und Herzfrequenz.

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Der „Himmel für die ­Hosentasche“ ist eine zwölf Gramm leichte Blaulicht-Brille, die ­unseren natürlichen Biorhythmus reguliert. Das Prinzip stammt direkt aus der Natur: Der Blauanteil im Sonnenlicht hält uns tagsüber wach

und aktiv. Wenn jedoch künstliches Bürolicht, unregelmäßiger Schichtdienst oder wechselnde Zeitzonen diesen Rhythmus durchbrechen, springt die ultraleichte Lichttherapie-Brille ein. Sie setzt den Körper ­sozusagen zurück auf

DIE BRILLE IMITIERT NATÜRLICHES SONNENLICHT FÜR MEHR ENERGIE.

Werkseinstellung und macht wach, wenn man wach sein will. Um­ gekehrt schläft nachts wie ein Baby, wer nach der aktiven Phase künst­ liches Blaulicht gezielt vermeidet. Daher: Brille nur am Anfang der ­aktiven Phase tragen und zwei Stunden vor dem Schlafengehen den Ausknopf von Handy und Computer drücken!

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Wer eine Aufgabe ohne Mühe bewältigt, erledigt sie „im Schlaf“. Doch die Redewendung hat ­einen Schönheitsfehler: Es fällt uns nämlich ­immer schwerer, richtig zu schlafen. Mit der Withings-Schlafsensormatte kannst du zumindest den Ursachen dafür

auf die Schliche kommen. Der 64 mal 19 Zenti­ meter kleine Schlafwächter unter dem Leintuch überwacht die Schlafphasen, trackt die Herzfrequenz und erkennt Atmungsstörungen bis zur Schlafapnoe, ­unter der fünf Prozent der Bevölkerung leidet.

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Die Daten werden direkt ans Smartphone weiter­ geleitet und können ­jeden Morgen abgerufen werden, ohne dass man im Schlaf ein lästiges Tracker-Armband tragen muss. Und wer möchte, kann seinen Schlaf ­zusätzlich per App ­coachen lassen oder die Withings Sleep als Steuereinheit für Licht, Raumthermostat und Rollos einsetzen.

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SCHLAUER SCHMUCK Schauspieler Will Smith trägt ihn. Basketball-­ Legende Shaquille O’Neal auch. Und beide sind so von den Vorzügen des Oura-Rings überzeugt, dass sie und andere ­Investoren 17,5 Millionen Euro in das finnische Start-up Oura gesteckt haben. Inzwischen wird der stylische Sleep-­ Hacker schon in mehr

DER RING FÜR BIOHACKER VERRÄT, WAS DU IN DER NACHT SO TREIBST.

als fünfzig Länder verkauft und lässt damit nicht nur seine Inves­ toren gut schlafen. Der Oura-Ring misst im Schlaf Puls, Herz­ frequenzvariabilität, Körpertemperatur, Schlafrhythmus und Schlafdauer. Und analysiert über den „Readiness Score“ Schlaf­ qualität, Lebensbalance und Gesundheits­ zustand. Der geniale

Kniff: Wer erkennt, was ihn besser und erhol­ samer schlafen lässt, kann seine Ruhezeit ­optimieren und wird tagsüber leistungsfähiger. Na dann: Gute Nacht!

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GUIDE

I N N O V AT O R

Insides und Events:

Ein Social Entrepreneur erklärt, was du von Piraten lernen kannst // Konferenzen, die dein Leben verändern können // Wo neue Männer Inspiration finden // Sechs Apps, die dir guttun // Was KI wirklich kann (und was nicht) // Von einer Drohne, die auszieht, um Minen zu räumen //

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JOIN IT Britischer Pirat: Sam Conniff Allende Occus autendi que sprach über die nullenimilla sequi ­Innovationskraft dolupidelit miliqui te der Seeräuber.

volorem facimus et ex

INNOVATOR auf der OMR

Wer die Welt verändern will, muss wie ein Pirat handeln, sagt Social Entrepreneur Sam Conniff Allende. Hier erklärt er, was du im Job von den Freibeutern lernen kannst.

S

am Conniff Allende ist ein Mann klarer Worte. „Wir sind am Arsch!“, sagt er in seinem Vortrag auf dem INNOVATOR-­ Stand auf Europas größtem Marketing-Festival OMR in Hamburg. „Wir schielen doch alle ­ständig nur aufs Wachstum. Aber auch Krebsgeschwüre wachsen. Wir leben auf einem erschöpften Planeten. Wir brauchen nicht mehr. Wir brauchen endlich ­weniger! Wir müssen umdenken.

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Doch in den meisten Chefetagen fehlt es am Willen zur Veränderung.“ Ernst blickt der rotblonde Brite durch schwarz umrandete Brillengläser. „Es ist höchste Zeit, jungen Menschen den Rücken zu stärken und ihnen passende Vorbilder zu bieten … nämlich die ­Piraten des 18. Jahrhunderts!“ Pause. Gelächter. Der Social Entre­ preneur, Gründer der Londoner Content-Agentur Don’t Panic, freut sich über seine Pointe. Im Ratgeber „Be More Pirate“ (Penguin Random House) erklärt der Mittvierziger mit viel Humor, was wir uns von den Freibeutern abschauen könnte: „Piraten waren keineswegs nur blutrünstige Anarchisten. Von ihnen lässt sich ler-

nen, wie man sich gegen Unrecht auflehnt.“ In jedem stecke ein ­Pirat. Allerdings: Allein mit Rum lasse der sich nicht hervorlocken. Dafür mit folgenden drei Schritten:

1. Meuterei!

Bekämpfe den Status quo! Die Millennials des 18. Jahrhunderts entschieden sich häufig ganz bewusst gegen den Dienst in der ­Marine – und für ein Dasein als Pirat. Sie wollten sich keinen ­tyrannischen Befehlshabern unterordnen, sondern selbstbestimmt leben. Auch wir sollten uns fragen: Braucht es an Bord eines Schiffes wirklich einen Kapitän, braucht es einen Chef an der Spitze einer Organisation? Warum sind neu gegründete Unternehmen im Jahr 2019 oft so aufgebaut wie im ­vorigen Jahrhundert? Trau dich, dein eigenes System zu formen!

INNOVATOR

YUNUS HUTTERER

DEN PIRATEN GEHÖRT DIE ZUKUNFT


RED BULL OMR

Netzwerken mal anders: Gäste markierten an diesem Entscheidungsbaum ihre Prognose für die Zukunft mit Fäden.

Autos mit Gedanken steuern: Formel-E-Pilot Daniel Abt testet das Gehirntraining des Start-ups brainboost.

Was uns heute kaum mehr klar ist: Auf Piratenschiffen ging es vergleichsweise modern und frei zu. Frauen und Männer waren gleichberechtigt, Hautfarbe oder Religion spielten kaum eine Rolle, die Beute wurde aufgeteilt, Piraten lebten nach ihren eigenen Regeln – und das sehr gut. Warum sollten wir das nicht können?

2. Tut euch zusammen!

Die Geschichte zeigt: Revolutio­ nen beginnen mit kleinen, ein­ geschworenen Gemeinschaften. Sei ein Teil davon! Piraten folgten einem gemeinsamen Ehrenkodex. Welcher ist eurer? Klärt, was ­genau euer Fokus ist. Und dann: Segel setzen! Sprecht das Problem immer und immer wieder an, bei allen Gelegenheiten und allen Be­ teiligten. Mehr Homeoffice? Mehr Gleitzeit? Vier-Tage-Woche? Keine Nachschub: Im Air­ stream-Wohnwagen gab’s INNOVATORMagazine und Red Bull.

INNOVATOR

Unser Stand

RAUM FÜR IDEEN

Innovationen erleben, Vordenker kennenlernen oder einfach nur Kräfte sammeln: Dazu lud der INNOVATOR-Stand die Besucher der Hamburger OMR ein, die eines von Europas größten Digitalfestivals ist. Neben Social Entrepreneur Sam Conniff Allende besuchten uns Pioniere wie Formel-E-Pilot und Gründer Daniel Abt oder YouTuber Aaron Troschke. Darüber ­hinaus zeigten Start-ups ihre Produkte, und Messebesucher fanden sich zu interessanten Gesprächen.

Großraumbüros mehr? Tragt im selben Atemzug aber auch immer gleich eure Lösung vor. Das Beste: Es ist der reinste Magnetismus – Piraten lieben Piraten. Sie sind überall, manchmal erkennt man sie nur nicht sofort. Freu dich auf Überraschungen! Plötzlich steht die vermeintlich biedere Buch­ halterin vor dir: Ach, du auch?!

3. Erzählt es weiter!

„Ergebt euch, oder ihr sterbt!“ Die Totenkopfflagge der Piraten hatte eine deutliche Botschaft. Konzentriere dich auf eine solche klare, eindringliche Aussage, wenn aus deiner kleinen Rebellion eine große Geschichte werden soll. Erzähle sie weiter, streu sie in sozialen Netzwerken. Inspiriere andere, es dir gleichzutun. Aus vielen Bewegungen kann eine Strömung werden, aus vielen Ver­ änderungen eine Umwälzung. Auch „Fridays for Future“-Vor­ denkerin Greta Thunberg ist eine formvollendete Piratin! Sie hat die Regeln gebrochen, indem sie nicht mehr zur Schule ging. Sie hat an­ fangs allein protestiert, bis andere es gesehen und begeistert mit­ gemacht haben. Sie hat eine inter­ nationale Crew gefunden. Und sie hat immer wieder ihre Geschichte erzählt: von einer Sechzehn­ jährigen, die es sich in den Kopf gesetzt hat, die Welt zu retten.

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DO IT

NENN UNS NIE MESSE!

„Wir vermitteln lieber Erlebnisse“, s ­ agen die Gründer der Man’s World. Mit über hundert Machern und Marken von Vintage bis Innovation.

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bis 27. Oktober Schuppen 52, Hamburg

Am Start: das neue E-Motorrad Zero SR/F mit 190 Newton­ meter Drehmoment und 110 PS – ­präsentiert von Evectro

NEUE WELTEN FÜR NEUE MÄNNER

Sport, Technik, Whisky – ja, auf ­diese Themen können sich auch im Jahr 2019 noch die meisten Männer ­einigen. Man’s World zeigt Ideen, die diese Themen modern inter­ pretieren – etwa ein VR-Fitness­ training (re.) und einen original­ getreuen Helikopter-Flugsimulator.

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MAN’S WORLD

Man’s-World-Erfinder Daniel Rasumowsky im Interview:

„GROSSE LOGOS AUF POLOSHIRTS SIND OUT“ INNOVATOR: Wie haben Sie das Konzept

der Man’s World umgekrempelt? DANIEL RASUMOWSKY: Unser Angebot ist nicht auf eine Branche oder ein Produkt ausgerichtet, sondern auf eine Ziel­ gruppe: den Mann. Unsere Aussteller konkurrieren daher nicht, erreichen aber ein deckungsähnliches Publikum. Und: Wir versorgen die Community ganzjährig mit Webstorys, ­Networking- und Shop­ ping-Events. Was machen Sie besser als ­Verbrauchermessen? Anstelle eines Messegeländes bespielen wir eine coole Industrial Location mit stil­ vollem Event-Ambiente. Statt Messestän­ den im Neonlicht erlebst du gediegenes Wohnzimmer­flair, Ambient Lights und Cocktail-Lounges. Bei uns redest du mit den Gründern, testest ihre Produkte und wirst nicht von Hos­tessen mit Give-aways bombardiert. Was wollen Männer heute erleben? Männer suchen inszenierten Individua­ lismus und Erlebnisse. Sie wollen kein ­großes Logo mehr auf dem Shirt, lieber tragen sie ein ­regional produziertes Hemd, das zwar nicht jeder erkennt, das aber eine ­Geschichte erzählen kann.

Diesen Trend o­ rten wir in a­ llen Bereichen, daher wurde er auch zum Aufhänger der Man’s World. Sie sind keine Fußball-Bier-Parade … … aber auch keine reine Hipster-Heritage-­ Welt. Wir adressieren kaufkräftige über Dreißigjährige mit Anspruch an Inhalte und Komplexität, Start-ups und lokale Brands – und, ganz wesentlich: Männer mit Selbstironie. Wie lösen Sie den Gegensatz zwischen ­Vintage und Innovation? Für uns ist das kein Widerspruch. Ein Start-up-Techie kann auch in Maßschuhen auf dem Custom-Bike zur Arbeit fahren. Wir präsentieren inspirierende Brands aus möglichst allen Lebensbereichen. Man’s World zieht auch Frauen an. Was interessiert sie? Knapp 40 Prozent sind Besucherinnen, die sich genauso für regionalen Gin und hochwertige Tech-Gadgets begeistern und sich von einem Roboter einen Cock­ tail mixen lassen. Auf der Man’s World hat es auch schon gefunkt – zwischen Mann und Frau ebenso wie zwischen Brands und Investoren.

VORWÄRTS IN DIE VERGANGENHEIT

Wirkliche Innovationen erkennst du daran, dass sie ihren Zauber auch Jahrzehnte später noch versprühen. Wer’s nicht glaubt, sollte sich auf der Man’s World in den DeLorean setzen.

NEXT LEVEL BARBECUE

Mit welchen Tools brate ich Nevada-Rippchen auf den Punkt? In der U. S. Beef Barbecue Area erfährst du aktuelles Grill-Know-how – etwa in Workshops mit den Experten von Don Carne.

ZERO MOTORCYCLE, FLEET EVENTS GMBH, MAN‘S WORLD SCHWEIZ AG

Man’s-WorldGründer Daniel Rasumowsky (li.) und Karim Debabe

HELDEN VON MORGEN

Neue, innovative Produzenten erobern den ­Spirituosenmarkt – auf der Man’s World kannst du ihre Tropfen testen. Etwa den Mezcal La Escondida von Dario Sanabria aus Mexiko.

Mit dem Code INNOVATOR19 bezahlst du für dein Vorverkaufsticket nur € 10 statt € 20 an der Tageskasse. Infos und Tickets unter: mansworld.com INNOVATOR

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DO IT

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Ins richtige Licht gesetzt: Der FFFD 2018 stieg im Funkhaus.

Oktober Was Frauen stark macht

Glück im Job finden, die eigenen Tech-Skills stärken, sich selbst als Marke positionieren: Auf dem „Female Future Force Day“ geht es einen Tag lang darum, was Frauen voranbringt – im Job und im Leben. Als Speaker dabei: OutfitteryGründerin Julia Bösch, Schauspielerin Gesine Cukrowski und unsere Cover-Heldin Louisa Dellert.

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Oktober So revolutionierst du deinen Campus Eine App, mit der du immer einen Lernplatz findest, oder Urban Farming für die Kantine: Mit welcher Tech-Idee willst du das Leben an deiner Uni verbessern? Diese Frage steht am Anfang des globalen Wettbewerbs Red Bull Basement University. In Deutschland können ­Studenten bis zum 28. 10. Vorschläge einreichen. Eine Jury und ein Voting ­ermitteln ein Gewinnerteam, das sein Projekt mit Profis weiterentwickeln darf. Die 30 weltweit besten Projekte treffen sich zum Global Meeting in ­Toronto (11.  – 15. 12.). Jetzt bewerben: redbullbasement.com/university

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Flughafen Tempelhof, Berlin; femalefutureforceday.com


S A V E T H E D AT E

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September bis 1. Oktober Auf eine „Pretzel“ mit Barack Obama Welcome, Mr. Ex-President: Für die fünfte Auflage ihres Festivals gelang den Machern des Gründerfestivals „Bits & Pretzels“ mit der Einladung von Barack Obama als Speaker ein echter Scoop. Auch das restliche Line-up hat es in sich. So haben unter anderem Kino-Star und Gründerin Jessica Alba und Star-Investor Frank Thelen ihr Kommen zugesagt. ICM, Oktoberfest, München; bitsandpretzels.com

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Stars im Talk: Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg auf der Bits & Pretzels 2018

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DO IT

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und 20. September Erkundung der Parallelwelten Wir alle leben auf dem selben Planeten – und doch jeder für sich in einer anderen Realität. Mit der Digitalisierung ist die Zahl der Wirklichkeiten explodiert. Was das bedeutet, versucht NEXT19 herauszufinden – etwa mit CERN-­ Teilchenphysiker James Beacham. Reeperbahn, Hamburg; nextconf.eu

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bis 24. November Gut gründen Könnte ich von meiner Idee leben? Wie finde ich Mit-Gründer? Und was muss ich rechtlich beachten? Wer mit dem Gedanken spielt, selbst zu gründen, kann sich in der vom Bundes­ ministerium für Wirtschaft ausgerufenen Gründerwoche bei Events in ganz Deutschland informieren. Infos unter: gruenderwoche.de

und 30. Oktober It’s a match

Den richtigen Partner finden: Darum geht es auf dem RuhrSummit, nach ­eigenen Angaben Deutschlands größtem B2B-Event. Über 400 Gründer treffen hier auf über 600 etablierte ­Unternehmen und Investoren. Eine ­eigene Vermittlungsplattform samt App filtert jene Paarungen, die zueinander passen könnten, und schlägt entsprechende Matches vor. Aus­ gewählte Start-ups und Unternehmen präsentieren sich außerdem auf einer Expo-Fläche. Und auch die große Party am 29. Oktober dient dem Netzwerken. Dazu kommen unter anderem Vorträge, Workshops, Experten-Gespräche und ein Pitch-Contest um 5000 Euro. Jahrhunderthalle, Bochum; summit.ruhr

Oliver Weimann, Initiator des RuhrSummit

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November Fernreisen nach Übermorgen Selten brauchten wir Visionen so sehr wie heute – finden zumindest die Macher von TEDxMünchen und stellen deswegen ihr Festival 2019 unter das Motto „Zurück in die Zukunft“. Visionäre Forscher, Künstler, Unternehmer und Designer sollen ihren Blick auf die ferne Zukunft mit dem Publikum teilen. Besonderer Fokus: Ideen aus der Vergangenheit, die übermorgen ein Comeback feiern könnten. Kammerspiele, München; tedxmuenchen.de Weitere Events: TEDxMünster 12. 10., TEDxKönigsallee (Düsseldorf) 13. 10., TEDxMPIStuttgart 26 .10., TEDxEhrenfeld (Köln) 10. 11., TEDxFreiburg 23. 11., TEDxFrankfurt 24. 11., TEDxMoers 10. 1. 2020

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SUMMIT RUHR, TEDX

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Prächtige Talks: TEDxMünchen in den Kammerspielen


JOIN IT

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Gesundheit

DIESE APPS TUN DIR RICHTIG GUT

Smartphones machen krank? Nicht mit diesen Programmen. Hier sind sechs digitale Behandlungen, die dein Leben verbessern können.

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Während ihres Studiums kämpfte Akvile Ignotaite zunehmend verzweifelt mit Akne, bis sie alle Cremes entsorgte und beschloss, die Sache innovativer anzu­ gehen. Im Herbst erscheint nun zum bereits erhältlichen s­ ystem­akvile-Pflegeset eine App, die Nutzern die richtige Anwendung zeigt, Fortschritte mit Foto-­ Tracking überprüfbar macht und – nicht zuletzt – an die regel­ mäßige Anwendung erinnert.

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Mit Yazio weiß man stets, wann man die Sahnetorte lieber stehen lassen sollte. Die Kalorien­zählerApp ist Ernährungstagebuch, ­Diätcoach, Schrittzähler und ­Rezeptsammlung in einem. Wer die Ernährung im Blick behält, kann böse Überraschungen auf der Waage vermeiden.

Diese App kombiniert das Beste aus zwei Welten: ein ganzheitliches Fitness-Workout mit den Entspannungstechniken des Yoga. In kurzen Videos bekommt man die Übungen vorgeführt, je nach Zeit und Fitnesslevel kann man aus über 100 Workouts wählen. So befindet sich der persönliche Fitnesstrainer immer in der Hosentasche.

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KEIN KREUZ MEHR MIT DEM RÜCKEN

Smartphones verursachen Rückenschmerzen – wegen der gebückten Haltung bei der Nutzung. Mit der App kaia können sie jetzt aber auch ­gegen Rückenleiden helfen. Sie passt sich individuellen Beschwerden an und schlägt ein medizinisch fundiertes Training vor. Tipp 1: Nur die Augen, nicht den Kopf Richtung Smartphone senken.

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DA WIRD AUFSTEHEN ZUM VERGNÜGEN

Der Wecker ist der natürliche Feind aller Schlafmützen – aber das muss nicht sein. Zumindest dann nicht, wenn man sich von Sleep Cycle wecken lässt. Die App registriert anhand von Geräuschen, wann die leichteste Schlafphase erreicht ist, und sorgt so für ein ausgesprochen sanftes Erwachen.

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Noch nie haben wir uns mehr nach ihr gesehnt, selten war sie so schwierig zu erreichen: innere Ruhe. Mit 7-minütigen Meditationen hilft dir 7Mind, im Alltag gelassen zu bleiben. Weniger Stress und besserer Schlaf, höhere Konzentra­ tion und ein entspannteres ­Lebensgefühl – diese Acht­ samkeits-App will der Reset-­ Button für die Seele sein.

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READ IT

Alle reden von künstlicher Intelligenz. Die einen erwarten Wunderdinge von ihr, die anderen fürchten sie. Aber was kann sie heute schon?

Nikolaus Röttger Der Tech-Journalist gründete nach seiner Zeit als „Wired“-Chef­ redakteur FutureStory, eine strategische Kommunikationsberatung für digitale Unternehmen. Zudem veröffentlicht er KI‑Briefing.de, einen wöchentlichen News­letter zum Thema künst­liche Intelligenz.

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m neuen „Terminator“-Film, der Ende Oktober in die Kinos kommt, versucht die intelligente Killermaschine wieder einmal die Menschheit auszulöschen. Dabei musste sie erst kürzlich gegen einen sehr kleinen Gegner eine Niederlage einstecken: Die Gesellschaft für Informatik wollte im Frühsommer wissen, welche Serien- oder Filmfigur am ehesten künstliche Intelligenz (KI) repräsentiert. 17 Prozent der Deutschen nannten in der Umfrage den Terminator, der damit aber nur auf Platz zwei landete. Auf Platz eins lag mit 20 Prozent der niedliche „Star Wars“-Roboter R2-D2. Die einen sehen in KI offenbar einen knuffigen Helfer, die anderen fürchten eine bösartige Super­ intelligenz. Was stimmt denn nun?

Gibt es eine Superintelligenz?

Gegenfrage: Wer kann Hunderte von ­Nüssen sammeln, sie im Wald an verschiedenen Orten verstecken und sie ein paar Monate später wiederfinden? Eichhörnchen können das, sie legen Vorräte an und holen sich im Winter eine versteckte Nuss, wenn sie hungrig sind. Sind Eichhörnchen deswegen intelligent? Mit KI ist es ähnlich: Heutige KI ist ein Fachidiot, der eine Sache gut kann, bisweilen besser als Menschen. Aber es existiert keine Superintelligenz mit intellektuellen Fähigkeiten, wie Menschen sie haben. Es wird zwar an sogenannten

Ist KI gefährlich?

Nicht im Terminator-Sinne, aber im Sinne­ von „Imagine“: Im Frühjahr ging ein Video viral, in dem Politiker wie Donald Trump, Wladimir Putin oder Kim Jong-un gemein­sam John Lennons Friedenssong „Imagine“­singen. Eine PR-Aktion des Start-ups ­Canny AI, das mithilfe von KI die Aufnahmen so veränderte, dass es aussieht, als würden die Politiker tatsächlich singen. Deepfakes nennt man solche Arten der Videomanipulation. Nachrichtensprecher können mit dieser Technologie plötzlich fließend in fremden Sprachen moderieren. Für uns bleibt die Heraus­forderung: Was können wir im Zeitalter von Deepfakes noch glauben? Wir alle werden mehr gefordert sein, technologische Bildung wird immer wichtiger werden. Auch, um uns gegen eine andere Herausforderung zu stemmen: die Überwachung. Denn mithilfe von Kameras und Gesichts­ erkennung ist KI zum Beispiel fähig, uns auf Schritt und Tritt zu verfolgen.

Können wir uns denn auf die KI-Zukunft freuen?

Auf jeden Fall. Wenn wir die Heraus­ forderungen erst im Griff haben, wird KI unser Leben besser machen. Dazu gehören banale Dinge, wie Spam-Mails herauszufiltern und Bilder auf unseren Handys automatisch zu kategorisieren. Ich freue mich außerdem auf selbst­ fahrende Autos: endlich kein Stop-and-Go durch den Stau mehr, sondern sich von emissionsfreien E-Autos fahren lassen! Und: KI wird unser Leben verlängern. Schon heute können Algorithmen Haut­ krebs besser als Menschen erkennen, radiologische Befunde genauer ermitteln oder Herzprobleme früher aufzeigen. Wissenschaftler arbeiten auch daran,

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UTURESTORY/MATTHIAS NEUMANN

SO SCHLAU IST KI WIRKLICH

s­ tarken KIs geforscht, doch wenn wir heute von KI sprechen, geht es nur um Fachidioten, also schwache KI. Dabei sind diese in ihrem Fachgebiet oft stark: Alpha Zero zum Beispiel ist ein Programm des Google-Unternehmens Deepmind und sehr gut in Strategie­ spielen. Es beherrscht Schach, das chinesische Brettspiel Go, das japanische Shōgi – und schlägt alle anderen Programme. Die Fähigkeit hat sich Alpha Zero ganz allein beigebracht, nur anhand von Spielregeln und Daten aus Matches gegen sich selbst. Das ist beeindruckend. Aber Alpha Zero kann weder Auto fahren noch medizinische Diagnosen stellen, ist also keine Super-, sondern – wenn man so will – nur eine Eichhörnchen-Intelligenz.


KOLUMNE

DAS PROGRAMM ALPHA ZERO VON GOOGLE IST NUR EINE EICHHÖRNCHENINTELLIGENZ.

IMPRESSUM

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258 Länderredaktion David Mayer Chefredakteur The Red Bulletin Alexander Macheck

Country Project Management Natascha Djodat

Chefredakteur Innovator Arek Piatek

Anzeigenverkauf Matej Anusic, matej.anusic@redbull.com Thomas Keihl, thomas.keihl@redbull.com

Art Director Kasimir Reimann Photo Director Eva Kerschbaum Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza

mithilfe von KI die Auswirkungen auf den Klimawandel zu verringern, indem sie den Energieverbrauch von Gebäuden oder Handelsrouten optimieren und so den CO²-Ausstoß reduzieren.

Wie schlau ist KI denn nun wirklich?

Es gibt kluge Fachidioten, dumme Maschinen (dazu gleich mehr) und einiges dazwischen. Zu Zweiteren zähle ich Voice-Assistenten. Zwölf Prozent der Deutschen besitzen einen Sprachassistenten, sie nutzen ihn vor allem, um Musik oder einen Radiosender zu starten, nach dem Wetter zu fragen oder den Wecker zu stellen. Sehr einfache Befehle – die nicht immer funktionieren, weil Programme nicht ­zusammenarbeiten. Neulich war ich auf der Autobahn, die Musik im Radio war eine Katastrophe, aber ich konnte mein Smartphone noch so oft anschreien, ich bekam als Antwort jedes Mal: „Ich kann nichts von Spotify spielen.“ Ich hoffe auf mehr Interaktion zwischen unterschiedlichen Programmen, und zum Glück arbeiten die Anbieter daran, dass Voice-KIs besser im Verstehen werden und etwa den phonetischen Unter­ schied zwischen „Hallo Mini, um …“ und „Aluminium“ erkennen. Meine These: In fünf Jahren sind Voice-Assistenten nicht mehr bloß mittelschlau, sondern führen Anweisungen korrekt aus.

Gibt es auch dumme Maschinen?

Ja, ich hatte ein Beispiel versprochen: ­Früher waren es Menschen, die Witze über meinen Vornamen Nikolaus machten („Geschenke dabei?“), heute sind es auch Maschinen. Jeder Termin, der meinen Vornamen im Betreff hat, wird im GoogleKalender mit einem Weihnachtsmann ­illustriert. Wenn ich für E-Mails einen Übersetzungsdienst benutze, muss ich aufpassen, dass aus „Beste Grüße, Nikolaus“ nicht „Best regards, Santa Claus“ wird. Hohoho, äh, hahaha. Ich jedenfalls freue mich sehr auf schlauere Programme. INNOVATOR

Freie Mitarbeiter Marc Baumann, Waltraud Hable, Jakob Hübner, Reiner Kapeller, Johannes Kornacher, Alexander Lisetz, Stefan Wagner, Wolfgang Wieser Grafik Miriam Bloching, Martina de CarvalhoHutter, Kevin Goll, Carita Najewitz, Antonia Uhlig Illustrationen Johannes Lang Fotoredaktion Marion Batty, Ellen Haas Global Project Management Melissa Stutz Head of Commercial & Publishing Management Stefan Ebner Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger Head of Creative Markus Kietreiber Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier, Florian Solly Co- Publishing Susanne Degn-Pfleger, Elisabeth Staber (beide Ltg.), Mathias Blaha, Vanessa Elwitschger, Raffael Fritz, Marlene Hinterleitner, Valentina Pierer, ­Mariella Reithoffer, Verena Schörkhuber, Julia Zmek, Edith Zöchling-Marchart Anzeigendisposition Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Produktion Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-Walek, ­ Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Sandra Maiko Krutz, Nenad Isailovic, Josef Mühlbacher

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Publishing Management Bernhard Schmied Sales Management The Red Bulletin Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Stefanie Krallinger Media Sales Gerald Daum, Franz Fellner, Wolfgang Götz, Christopher Miesbauer, Nicole Okasek-Lang, ­Jennifer Sabejew, Johannes Wahrmann-Schär, Kristina Krizmanic (Team Assistant) anzeigen@at.redbulletin.com Sales Operations & Development Stefanie Boruta (Ltg.), Anna Schönauer Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medieninhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: www.redbulletin.at/impressum Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0  Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

Herstellung Veronika Felder Operations Michael Thaler (MIT), Alexander Peham, Yvonne Tremmel (Office Management) Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus ­Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser ­( Vertrieb), ­Victoria Schwärzler, ­Yoldaş Yarar (Abo) General Manager und Publisher Andreas Kornhofer Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag und Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700

INNOVATOR BY THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN 2308-5886 Länderredaktion Arek Piatek, Nina Treml Country Project Management Melissa Stutz Anzeigenverkauf Marcel Bannwart, marcel.bannwart@redbull.com Abo- und Leserservice abo@ch.redbulletin.com

Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl

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DESIGN-HIGHLIGHT Der übermannshohe Ball besteht aus einem Eisenkern, Bambus­ stangen und „Plastik­ füßen“, die die Minen detonieren lassen.

Massoud Hassani

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Was als Designprojekt begann, rettet heute Leben: 2011 wollte der gebürtige Afghane Massoud Hassani mit seinem von Kinderspielzeug inspirierten „Mine Kafon Ball“ Menschen in den Niederlanden für das Minen­problem seiner Heimat sensibilisieren – und mit der mobilen Skulptur gleich eine Lösung des Problems präsentieren. Denn der Ball kann, angetrieben vom Wind, über Landminen rollen und sie so zur Explosion bringen. Genial einfach und wirksam. Acht Jahre später ist Mine Kafon zu einem Hightech-Betrieb gereift, der Drohnen baut, die Minen aufspüren und mittels Robotik entschärfen. Der geniale Ball ist nach wie vor Firmenlogo.  minekafon.org

INNOVATOR

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„ ICH WOLLTE ETWAS KREIEREN, WAS DIE MENSCHEN SELBST NACHBAUEN KÖNNEN.“

Die Urform der Anti-Minen-Drohne


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