The Red Bulletin AT 02/21

Page 1

ÖSTERREICH FEBRUAR 2021 € 3,50

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

„ DIE ZEIT DER DIKTATOREN IST VORBEI ! “

RM 18A041541 K

ÖSTERREICHISCHE POST AG 1140 WIEN GETREDBULLETIN.COM

JETZT ABONNIEREN!

Trainer-Shootingstar Matt Mcllvane erklärt, wie Coaching auf Augenhöhe wirklich funktioniert

Matt McIlvane, 35, ist der jüngste Trainer in der Geschichte des EC Red Bull Salzburg.


DAS ORIGINAL

DER NEUE Klub- oder Doppelkabine Allrad serienmäßig mit an Bord (inkl. 100% Differentialsperre) Moderne Assistenzsysteme Vorsteuerabzugsfähig und NoVA befreit

Jetzt ab € 27.990,– oder € 209,–/Monat* *) Unverbindlich empfohlener Listenpreis. € 2.000,– Work Edition Bonus bereits abgezogen. Aktionen gültig bis 31.03.2021 bzw. bis auf Widerruf bei allen teilnehmenden Händlern – inkl. Händlerbeteiligung. Die Finanzierung ist ein Angebot der Denzel Leasing GmbH. € 27.990,– Barzahlungspreis (Kaufpreis inkl. NoVA und MwSt), € 209,– monatliche Rate, 36 Monate Laufzeit, € 8.397,– Anzahlung, € 13.809,26 Restwert, 15.000 km p.a., Rechtsgeschäftsgebühr € 175,13, effektiver Jahreszins 3,93% p.a., Sollzinsen variabel 3,49% p.a., Gesamtleasingbetrag € 19.593,–, Gesamtbetrag € 29.905,54. Alle Beträge inkl. NoVA und MwSt. Hinweis: Diese Angaben können ohne Ankündigung geändert werden. Abgasnorm Euro 6d-TEMP-EVAP: Die angegebenen Verbrauchs- und CO₂-Emissionswerte wurden nach den vorgeschriebenen WLTP-Messverfahren (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) ermittelt. Der tatsächliche Kraftstoffverbrauch kann in der Praxis je nach Fahrweise, technischem Zustand des Kraftfahrzeuges, nicht serienmäßigen An- und/oder Abbauten, Fahrbahnbeschaffenheit und klimatischen Bedingungen etc. abweichen. Druck- und Satzfehler vorbehalten. MY’20. Stand Dezember 2020.

Verbrauch kombiniert: 8,6 l/100 km, CO₂-Emission: 226 g/km

www.mitsubishi-motors.at


E D I TO R I A L

WILLKOMMEN

GRÖSSE ZEIGEN VERLIEBT IN KIM WILDE

Wer hätte das gedacht? Foo-FightersChef Dave Grohl lag Sängerin Kim Wilde (o.) zu Füßen. Seine Lieblings-Songs: S. 14

„ Ich glaube fest an mein Karma.“

KONSTANTIN REYER (COVER), GETTY IMAGES (2)

Warum die Schweizer Sängerin Priya Ragu ein schwieriges Jahr in bester Erinnerung hat – ab Seite 48.

Nina Hartmann ist eine Frau, die gern lacht. Auch über sich selbst. Das macht ihr Gegenüber froh und bringt der Kabarettistin und Schauspielerin enorme Sym­ pathiepunkte. Gerade arbeitete die Wahlwienerin an der Verfilmung ihres Programms „Match Me If You Can“, in dem sie Größe beweist, und zwar in jeder Hinsicht – ab Seite 32. Dass wahre Größe nicht in Zentimetern gemessen wird, sondern in den Maßeinheiten für Herz, Hirn und Humor, hat nicht nur Nina Hartmann erkannt, sondern auch Salzburgs Eishockey-Trainer Matt McIlvane. Eines seiner Erfolgsrezepte: Es geht nicht darum, dass die Spieler ihm zuhören, sondern er den Spielern. Noch mehr Tipps für respekt­ volles Miteinander erzählt der aufstrebende Trainer ab Seite 40. ­Dass der FC Red Bull Salzburg Spieler groß macht, ist in der Fußballwelt längst eine unbestrittene Tatsache. Deshalb spielt ein amerikanisches Top-­ Talent ab sofort in Österreich – ab Seite 58.

MIT HERZ, HIRN UND HUMOR

Eishockey-Trainer Matt McIlvane (hier vor einer etwas anspruchsvolleren Taktik-Skizze) über seine Team-Philosophie. S. 40

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

ER HAT ES GESCHAFFT

Naby Keïta dribbelt für ChampionsLeague-Sieger FC Liverpool. Wir zeigen seine und zehn weitere Karrieren, die in Salzburg starteten, ab Seite 58.

THE RED BULLETIN

3


I N H A LT The Red Bulletin im Februar 2021

COVERSTORY

40 IMMER AUF AUGENHÖHE Wie der junge Erfolgstrainer Matt McIlvane die Salzburger Eisbullen zum Erfolg führt.

INNOVATOR

56 WOHNEN AUF DEM MOND

Die NASA will den Mond besiedeln – Station Nummer 1 kommt aus einem 3D-Drucker.

FUSSBALL

58 TRAUMZIEL SALZBURG

SKIFAHREN

20 CARVEN AM VULKAN

Brodelnd-heiß, eisig-kalt: In Chile spucken Vulkane grandiose Ski-Abfahrten aus.

FILM

32 F REI VON WILLKÜR

Kabarettistin Nina Hartmann verfilmt ihr Erfolgsprogramm – und zwar in Eigenregie.

ABENTEUER

36 ALLEIN ÜBER DEN OZEAN Anwältin Victoria Evans will über den Atlantik rudern, um anderen Mut zu machen.

MUSIK

38 VOM STRIZZI ZUM STAR Die unglaubliche Geschichte des kalifornischen Blues-­ Gitarristen Fantastic Negrito.

BOULEVARD DER HELDEN

68 FLUG FÜR DIE EWIGKEIT

Michael Köhlmeier erzählt die Geschichte von Toni Innauers Fabelsprung 1976.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen 73 TRAVEL. Mit Legende Alfie Cox auf Enduro-Tour in Südafrika

84 G AMING. In „Cyberpunk 2077“ wird Keanu Reeves zur Maschine.

Apnoe-Taucher Christian Redl erklärt, wie man Risiken richtig kalkuliert.

6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 PLAYLIST

4

KABARETTISTIN IM GLÜCK  Nina Hartmann verfilmt im Lockdown ihr Erfolgsprogramm.

80 W INGS FOR LIFE WORLD RUN Ö3-Moderator Philipp Hansa erklärt die neuen Funktionen der App.

Endlich erfolgreich – warum für Sängerin Priya Ragu das Glück eine Vogelfeder ist.

54 WAHNSINNIG NORMAL

32

78 U HR. Eine limitierte Tissot wird in der Alpine A110S zum Co-Piloten.

82 F ITNESS. Top-Biathlet Simon Eder über den Wert des Langlaufens

TRAINING

LEBENSKÜNSTLER IM GLÜCK Blues-Sänger Fantastic Negrito kämpft für positive Energie.

US-Kicker Brenden Aaronson will beim FC Red Bull Salzburg zum Spitzenspieler reifen.

MUSIK

48 M EIN BESTES JAHR

38

ISAIAH FRAZIER, LUIS CASANOVA, JENNY BROUGH, JUAN LUIS DE HEECKEREN

86 L ESESTOFF. Faszinierende Fantasy: der Hexer Geralt von Riva 88 KALENDER. Die interessantesten Events und TV-Highlights 90 A UTOS. Dreizehn neue Modelle, die unseren Puls beschleunigen

16 FUNDSTÜCK 18 CLUB DER TOTEN DENKER

96 IMPRESSUM 98 CARTOON

48 SÄNGERIN IM GLÜCK  Priya Ragu erklärt das Krisenjahr zum besten ihres Lebens.

THE RED BULLETIN


20

UNTERM SCHNEE BRODELT’S Endlose Abfahrten, traumhafte Aussicht: Skifahren am Vulkan in Chile

THE RED BULLETIN

5



LOFOTEN, NORWEGEN

HöhenTraining FRODE SANDBECH/RED BULL CONTENT POOL

An welche Sportart denkst du, wenn du dieses Bild siehst? Richtig: Volleyball. Und die beiden Herren in luftiger Höhe sind keine Geringeren als die amtierenden Beachvolleyball-Europa­ meister Anders Mol und Christian Sørum. Die zwei Norweger waren spontan zu der ungewöhnlichen Trainingssession auf den Lofoten bereit – genauer auf dem 150 Meter hohen Gipfel „Svolværgeita“ („geit“: dt. Ziege) nahe der Stadt Svolvær. Dokumentiert hat die schwindel­erregende Aktion der norwegische Fotograf Petter Foshaug. Er hat sie auch in Form eines geni­alen Drohnen-Videoclips festgehalten, zu sehen auf: petterfoshaug.com

7


STOCKHOLM, SCHWEDEN

Gelber Engel Der australische Outdoor-Fotograf Jeffrey Kieffer war auf Motivsuche in diesem einsamen und zauberhaft verschneiten Wald nahe Schwedens Hauptstadt Stockholm. Schon schön, aber farblich ein wenig blutleer. Da tauchte plötzlich dieser Kajakfahrer mit seinem Boot am Horizont auf. Jeffrey musste nur noch die Drohne anwerfen und – voilà! – verewigte ­einen Farbtupfer im rechten Moment. Jeffreys Bilder: byjeffandjulia.com


HAMBURG, DEUTSCHLAND

JEFFREY KIEFFER/RED BULL ILLUME, RUTGER PAUW/RED BULL CONTENT POOL

Auf einen Sprung in die Stadt Wir sehen den Frankfurter Free­runner Jason Paul bei seiner Lieblings­ beschäftigung: dem geschmeidigen Überwinden urbaner Hindernisse. Für sein jüngstes Video verschlug es den 29-Jährigen in Hamburgs dekorative Speicherstadt. Der Plot: Jasons Handy landet versehentlich in der Hand­tasche einer Passantin. Er jagt ihm hinterher. Das Ergebnis ist ein Clip zum Staunen. Das Video: youtube.com/redbull

9


BOURGOIN-JALLIEU, FRANKREICH

Schneekönig

Stell dir vor, du stehst mitten im Wald, um einen Mountainbiker zu fotografieren, und ein Schneesturm zieht auf. Für Amateure wäre das ein guter Moment, um die Nerven wegzuschmeißen und die Hoffnung auf ein gutes Bild aufzugeben. Der kanadische Profi Jean-Baptiste Liautard hingegen packte seine Lichtanlage aus. Und am Ende wirkte es so, als wäre das Schneegestöber eigens für Biker Jeremy Berthier vorbeigekommen. Noch mehr Action: jbliautard.com 10


  11

JB LIAUTARD/RED BULL ILLUME


Z AHL EN, BI T T E!

UND NUN DER SCHNEEBERICHT

Locker flockig Des Skifahrers Freud ist des Dichters Leid: Warum Robert Walser den Schnee besser gemieden hätte und wie Wiener Flocken zum Filmklassiker wurden, erfahren Sie in den wundersamsten Zahlen zur weißen Pracht.

6

Schneekristalle fotografierte Wilson Bentley aus Vermont um 1900 und kam zum Schluss: Keines gleicht dem anderen.

1956

2789,11

starb Robert Walser an einem Herzschlag bei einem Spaziergang im Schnee. Fast genauso wie ein Protagonist seines ersten ­Romans, „Geschwister Tanner“.

Quadratmeter misst das größte Schneelabyrinth der Welt, erbaut 2019 in Kanada.

50

421

Grad Celsius wärmer als draußen kann es drinnen im Iglu dank der Körperwärme sein. Maximal + 5 °C, sonst schmilzt der Schnee.

Wörter für Schnee gibt es im Schottischen. Dass die Inuit 50 mehr haben, ist ein Irrglaube.

Zentimeter Schnee fallen jähr­ lich im Schnitt in der schnee­ reichsten Stadt der Welt: ­Aomori im Norden Japans.

12

Prozent Luft beinhaltet ­frischer Naturschnee. Daher klingen Schneeschritte ­gedämpft; der Schall verläuft sich in den Kristallgängen.

5000

Ecken hat jedes Eiskristall. Wasser­ moleküle können sich nur in dieser Form zu ­einem Kristall anordnen.

790

95

200.000

Schneekugeln produziert der Wiener Erwin Perzy III. alljährlich. Sein Großvater hat sie 1900 erfunden und das berühmteste ­Exemplar angefertigt: für Orson Welles’ Film „Citizen Kane“.

3:26

Minuten dauert Frank Zappas ­Warnung im Songformat: „Watch out where the huskies go, and don’t you eat that yellow snow.“

THE RED BULLETIN

CLAUDIA MEITERT

km/h ist die durchschnittliche Fallgeschwindigkeit einer Schneeflocke – Regentropfen sind etwa fünfmal so schnell.

Gramm wiegt eine Schneeflocke. Eine große ­Schneewolke (100  × 100 × 100 m) dagegen wiegt zehn Tonnen, so viel wie zwei Elefanten.

GETTY IMAGES (4), PICTUREDESK

4

0,004


saalbach.com

#homeoflässig


PL AY L IST

DAVE GROHL

Verliebt in Kim

Als Sänger der Foo Fighters schreibt Dave Grohl, 52, Rocksongs für Millionen. Welche ­Lieder anderer Künstler er gern verfasst hätte, verrät er hier. 2020 hätte für Dave Grohl ein großes Jahr werden sollen. Mit seinen Foo Fighters war ein neues Album geplant. Die Live-Tour der Rock-Giganten hätte Stadien gefüllt. Dann kam die Pan­ demie und zwang das Energiebündel in die graue Realität des Lockdowns. Doch Grohl, bekannt für seinen an­steckenden Optimismus, machte das Beste draus. Er sammelte mit selbst verfassten Rock ’n’ Roll-Kurz­ geschichten 460.000 Fans auf Instagram. Und lieferte sich einen schon jetzt legendären Online-Drum-Battle mit dem zehn­jährigen SchlagzeugWunderkind Nandi Bushell. Außerdem hörte er viel Musik aus seiner Jugend – Lieder, von denen er sich wünscht, er hätte sie selbst geschrieben. Zur Feier des neuen Albums „Medicine at Midnight“, das nun endlich Anfang Februar erscheinen soll, verrät uns der groß­ artige Mister Grohl vier Lieblingssongs.

Bad Brains

John Lennon

Mildred & Patty Hill

Kids in America (1981)

Bad Brains (1982)

Imagine (1971)

Happy Birthday to You! (1893)

„Jeder Punkrocker, den ich kannte, war hoffnungslos in Kim Wilde verliebt. Ich auch. Deshalb habe ich ‚Kids in America‘ selbst aufgenommen, noch bevor ich zu Nirvana kam, nur aus einer Laune heraus. Es ist eine legendäre Hymne aus den Achtzigern – und ich liebe dieses Lied genauso, wie ich Kim Wilde liebte!“

„Sie waren in den 1980ern Amerikas größte HardcorePunk-Rock-Band – und die beste Live-Band, die ich je gesehen habe. Die Musik der Bad Brains ist schnell, verzerrt und dissonant. Wenn ich sie hörte, wollte ich hundert Bier trinken und Fenster zerschmettern. Wenn das nicht Grund ist, ein Lied wie dieses schreiben zu wollen …“

„Ich wünschte, ich hätte ­‚Imagine‘ von John Lennon ­geschrieben – weil es ein wunderschönes, zeitloses Lied ist. Es klingt nie alt. Als ich jung war, so zehn oder elf, und anfing, Gitarre zu spielen, saß ich den ganzen Tag da und spielte zu seinen Platten. So habe ich ­gelernt, wie man Gitarre spielt. Also war John mein Lehrer.“

„‚Happy Birthday‘ hätte ich wirklich gerne geschrieben, damit würde ich Unmengen verdienen. Es ist, als würde man die Rechte an dem Wort ‚Pizza‘ besitzen. Vielleicht würde es mir daheim mehr Respekt einbringen. Ich habe eine Tochter, die Musikerin werden möchte, und zwei, die mich ansehen, als sei ich der Hausmeister.“

14

THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES

Kim Wilde

FLORIAN OBKIRCHER

foofighters.com


t s b O n Dei e s ü m e G

+ UNTERSTÜTZE DEIN IMMUNSYSTEM. Vitamin C & D tragen zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei. Ganz allgemein empfehlen wir eine ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensweise. Empfohlene Verzehrseinheit: ein Glas (250 ml) pro Tag.


F U ND ST Ü CK

DARON RAHLVES

Wer bremst, verliert Rennanzug der US-amerikanischen Ski-Legende mit persönlicher Widmung, 2006

MARKUS MITTERER, GRANT GUNDERSON/RED BULL CONTENT POOL

Um Fluggepäck einzusparen, schenkte Daron Rahlves im Jänner 2006, bei seinem letzten Start in Kitzbühel, seinem Freund Axel Naglich, Langzeitmitglied des örtlichen Hahnenkamm-Organisations­ komitees, jenen Renn­anzug, mit dem er wenige Wochen zuvor in Bormio den vorletzten seiner zwölf Weltcupsiege g ­ efeiert hatte. Die handschriftlich verewigte Widmung lautet ­augen­zwinkernd: „Axel, this suit is fast, don’t slow it down!“ Extremskifahrer Naglich beherzigte Rahlves’ Warnung – er zog den Anzug nie an.

Der US-Amerikaner Daron Rahlves, heute 47, gewann 2003 in Kitzbühel die Abfahrt, 2004 den Super-G. Die Hahnenkamm-Abfahrt 2021 steigt am 23. Jänner

16

THE RED BULLETIN



D ER CLU B DER TOT EN DEN K ER

MARC AUREL

Wie gehe ich mit Stress in der Arbeit um? Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. Diesmal: Der römische Kaiser Marc Aurel verrät sein Rezept für erfolgreiches Zeitmanagement. Zeit ist ein kostbares und knappes Gut. Als ehemaliger römischer Kaiser weiß ich, wovon ich rede. Das Impe­ rium war riesig, die Kommunikationsmittel waren ­bescheiden, ich hatte zahlreiche Widersacher und war noch dazu ständig auf Reisen oder führte Krieg gegen die wilden Stämme nördlich der Donau. Arbeit über Arbeit – doch der Tag hatte genau wie heute nicht mehr als 24 Stunden. Angesichts der Überfülle meiner Pflichten und Aufgaben gab es nur ein Mittel, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen: Disziplin. Oh, ich weiß sehr gut, dass Dis­ ziplin in eurer Welt nicht gerade hoch im Kurs steht. Doch vielleicht ist ja gerade das euer Problem: dass ihr euch ablenken lasst und eure Zeit mit unnützem Zeug vertrödelt. Was „unnützes Zeug“ ist, wollt ihr wissen? Unnützes Zeug ist alles, was euch davon abhält, das zu tun, was hier und jetzt zu tun ist – ohne einen Gedanken an irgendetwas anderes zu verschwenden. Mein Gott, es gibt bei euch Leute, die den lieben langen Arbeitstag ständig abgelenkt sind, mit ihren Mobiltelefonen spielen oder rumtwittern. Hätte ich mit so etwas angefangen … ich wäre keine zwei Tage im Amt geblieben. Nein, wenn man seine kostbare Lebenszeit mit geistigem Müll verplempert, braucht man sich nicht zu wundern, wenn man weder seine Arbeit noch sein Privatleben auf die Reihe bekommt. Glaubt mir: Disziplin ist das Geheimnis eines guten Lebens. Und Konzentration ist das Geheimnis jedes erfolgreichen Zeitmanagements. In meinen Aufzeichnungen finde ich folgende ­Notiz: „Trachte danach, die Aufgabe, die gerade vor dir liegt, mit gesammelter Kraft und in ernster, aber unverkrampfter Würde, in Liebe zu deinem Nächsten, in innerer Freiheit und Gerechtigkeit als Römer und als Mann zu erfüllen, und verschaff dir Ruhe von allen

anderen Gedanken!“ Okay, den „Römer“ erlass ich euch, und den „Mann“ könnt ihr von mir aus durch „Mensch“ ersetzen – aber sonst sind diese Worte noch immer wahr und gültig: Liebe und Würde, denkt daran. Ebenso wahr und gültig ist mein Vorschlag, was zu tun ist, um diese disziplinierte und konzentrierte Haltung auszubilden: „Das wird dir gelingen, wenn du jede Handlung so vollziehst, als ob es die letzte deines Lebens wäre, frei von jeder Planlosigkeit, frei von Lei­ denschaft, die dich dem gesunden Urteil der Vernunft entzieht, frei von Pose und Selbstliebe, frei von Unmut über das Los, das dir das Schicksal zugedacht hat.“ Ja, so einfach ist das: Räume deinen Kopf auf, und alles wird gut! Vor allem würdet ihr dieses merkwürdige Thema loswerden, das ihr Work-Life-Balance nennt – also die Frage, wie man das private und berufliche Leben ins Gleichgewicht bringen kann. Denn diese Frage stellt sich gar nicht mehr, wenn ihr immer nur eure Arbeit verrichten würdet: wohlgemerkt eure eigene, von euch gewünschte Arbeit. Wenn du einfach handeltest, ohne dich damit aufzu­ halten, darüber zu lamentieren, dass nun auch noch dieses oder jenes zu tun ist, dass dein fauler Adjutant dir schlecht zugearbeitet hat … Schluss damit, handle einfach! Greif zum mentalen Schwert und hau diese Gedankenkette durch. Zack, schon ist man wieder frei im Hier und Jetzt, ganz bei sich und nicht bei etwas, worauf man ohnedies keinerlei Einfluss hat. Gut, da die Zeit drängt, schließe ich mit einem ­weiteren Zitat aus meinen Aufzeichnungen: „Wenn du dir an der gegenwärtigen Tätigkeit und der rechten Wahrhaftigkeit in Wort und Rede genügen lässt, dann wirst du glücklich leben. Es gibt niemanden, der dich daran hindern könnte.“

18

war von 161 bis 180 Kaiser des Römischen Reiches. S ­ eine ­Regierungszeit gilt als die letzte Blütezeit des Imperiums, ­gelang es ihm doch, in dem riesigen Reich inneren Frieden und Zusammenhalt zu schaffen, obwohl dessen Grenzen ­fortwährend bedroht waren. Deshalb verbrachte er den Großteil seiner Amtszeit im Feldlager, wo er auch seine von der ­stoischen Philosophie inspirierten „Selbstbetrachtungen“ ­niederschrieb. Marc Aurel starb fernab von Rom in der Grenzstadt Vindobona, heute bekannt unter dem Namen Wien.

THE RED BULLETIN

DR. CHRISTOPH QUARCH

MARCUS AURELIUS ANTONINUS AUGUSTUS (121–180)

BENE ROHLMANN

„ Vielleicht ist das euer Pro­ blem: dass ihr eure Zeit mit unnützem Zeug vertrödelt.“


MARC AUREL

„Greif zum mentalen Schwert und hau diese Gedanken­ kette durch. Schon ist man frei im Hier und Jetzt – und nicht bei etwas, auf das man ohnedies keinen Einfluss hat.“ THE RED BULLETIN

19


Zu Gast beim Großen Geist

Bergführerin Linden Mallory staubt abwärts. Der Vulkan, auf dem sie unterwegs ist, heißt Rucapillán. Salopp über­setzt bedeutet das, dass hier der Große Geist zu Hause ist. Der spuckte Mal erst vor fünf Jahren das letzte Lava. Am 3. März 2015 mussten um drei Uhr früh 3385 Menschen evakuiert werden. 20


DAS LIED VON FEUER UND EIS Sie brodelt glühend heiß im Verborgenen und schafft hart und kalt einzigartige Abfahrten: Lava. Eine Reise zu den spektakulärsten Ski-Abfahrten im Vulkan-Land Chile. Fotos JEAN LOUIS DE HEECKEREN  Text WOLFGANG WIESER


Wenn die Lava den Schnee zum Schmelzen bringt, kann das gewaltige Lawinen auslösen.

Wo geht’s abwärts? Angesichts der prächtigen Hänge immer gut gelaunt: Bergsteiger Fito Santa Maria vor dem ersten Schwung auf dem steilen Hang 22



Der 3747 Meter hohe Vulkan Lanín in Patagonien gilt als besonders schöner Berg. Er liegt an der chilenisch-argentinischen Grenze. Und wer ihn befahren will, muss erst einmal marschieren. Lanín bedeutet so viel wie „erstickt“. Ein frommer Wunsch: Die letzte Aktivität war im Jahr 2020.

Wer in Chile unterwegs ist, braucht sich keine Gedanken um ein Gerangel auf den Hängen zu machen – in der Regel zieht man seine Spuren auf den besonderen Abfahrten des Landes in erbaulicher Einsamkeit – so wie Freeskier Thomas Samsing auf diesem Bild.

24

THE RED BULLETIN


Vom Wind geküsst

Wenn der Nordwind die Anden streift, jubeln die Einheimischen. Denn er formt „himmlische Lippen“. Und nichts macht mehr Spaß, als sie zu küssen – hier ist der Cousin unseres Fotografen, Nicolas de Heeckeren, am Schmusen.


Strahlendes Weiß

Der Mocho (2422 Meter, Bild) hat einen Bruder, den Choshuenco, gemeinsam bilden sie einen Doppelvulkan. Links oben fährt Freeskier Thomas Samsing los. 26


Dieser Riese ruht seit 1937 – und niemand hat Lust, ihn aufzuwecken.


Der Lonquimay (2865 Meter) ist ein aktiver Zeitgenosse. Ausbrüche gab es 1933, 1940 und – 1988. Damals spuckte der Vulkan in Araukanien zwei Jahre lang Lava. In dieser Zeit bildete sich ein neuer Krater. Und weil der Ausbruch am 25. Dezember begann, heißt er Weihnachtskrater.

Zurück zum Rucapillán, jenem Vulkan, mit dem diese Geschichte begonnen hat. Die Ausbrüche haben einen elliptischen Krater hinterlassen, der 6,5 bzw. 4,2 Kilometer im Durchmesser aufweist – ein beeindruckender Anblick, auch für Natasha Woodworth und Linden Mallory.

28

THE RED BULLETIN


Freund der Berge

So schön, dass man sie ­umarmen möchte: Freeskier Thomas Samsing breitet symbolisch die Arme aus.


Absolut berührend

Unterwegs auf dem Lonquimay: Snowboarder Kohl Christensen greift in den Schnee – darunter befinden sich Lavafelder. 30


Was der Schnee verbirgt: Im Sommer prägt diesen Gipfel ein wahrer Berg aus Asche und Geröll.


Nina Hartmann

„Wir toben uns richtig aus“ Nina Hartmann, 39, verfilmt ihren Kabarett-Hit „Match Me If You Can“ – praktisch ohne Geld, nur mithilfe ihrer Freunde. Gespräch über eine nur scheinbare „Mission Impossible“. Interview WOLFGANG WIESER  Foto LUIS CASANOVA

Mit Nina Hartmann, sprechen heißt, gute Laune tanken. Das liegt an ihrem ganz speziellen Sound aus krachendem Tirolerisch, ungebrems­ tem Lachen und einem hoffnungs­ frohen Unterton. Das liegt aber auch daran, dass die Wahlwienerin mit ­alpinem Sturschädel eine funken­ sprühende Alles-ist-möglich-Stim­ mung verbreitet. Und die ist höchst ansteckend. Weshalb sie es auch schafft, eine abendfüllende Version ihres Erfolgsprogramms „Match Me If You Can“ in elf Tagen zu drehen: mit sehr, sehr wenig Geld, großem Engagement und der Hilfe treuer Freunde. Am Ende dieses Gesprächs verrät sie auch, warum sie eine ­Woche lang in der Wiener Oper übernachtet hat. the red bulletin: Du versprühst ziemlichen Optimismus, selbst jetzt, wo wir nicht wirklich was zu lachen haben. nina hartmann: Die Zeiten kann ich nicht ändern. Aber statt mir „Oh Gott, das ist alles sch…“ zu denken, freue ich mich über eine tolle Auf­ gabe. Es ist herrlich, etwas zu tun zu haben und sich voll reinzuhängen. Ich glaube an die Geschichte, und das ist ein Gefühl, das mich antreibt.

32

Die Geschichte ist der Film, den du mit einer Handvoll lieber Menschen drehst, wie du auf Face­ book verkündet hast. Eine Hand­ voll reicht aber nicht wirklich, oder doch? Es sind Menschen, die ich schon län­ ger kenne. Aber natürlich ist es eine absolute Low-Budget-Produktion. Die Leute, die mitgearbeitet haben, haben alles for free gemacht. Wenn der Film rauskommt (Nina kreuzt die Finger; Anm.), wird er hoffent­ lich so viel Erfolg haben, dass ich allen noch was geben kann. Weil sie mit einem Wahnsinnseinsatz dabei sind. Wir sind jeden Tag zwischen zwölf und vierzehn Stunden am Set gestanden. Ich habe versucht, das Team klein zu halten, aber um die zwanzig waren es trotzdem. Du sagst, sie sind mit Wahnsinns­ einsatz dabei, ich habe gedacht, ihr seid in sieben Tagen fertig gewesen? Das war ein Teil. Wir haben noch vier Tage, dann ist Schluss. Das heißt, ihr habt elf Tage für einen Kinofilm gebraucht. Das ist irre wenig … (Lacht.) Es geht, weil das Stück nur in einer Bar spielt. Es geht um ein Tinder-Date – wie in meinem Stück „Match Me If You Can“. Zwei treffen sich in einer Bar, erkennen einander aber nicht, weil sie beide bei ihren Bildern geschummelt haben.

Wie lange wird der Film? 90 Minuten, hoffe ich. (Lacht.) Warum musste dein Bühnenstück unbedingt ein Film werden? Ich finde es schön, es so für die Nachwelt festzuhalten. Wir, also der Olivier Lendl und ich, spielen das Stück seit fünf Jahren, wir haben mehrere Runden durch Österreich gedreht, und deshalb haben es schon viele Leute gesehen, aber mit einem Film erreichst du halt noch viel, viel mehr Leut’. Für mich wäre es der Abschluss, unser Stück auf Film zu verewigen. Du bist Produzentin, spielst die Hauptrolle. Machst du auch die ­Regisseurin? Co-Regisseurin, wir sind zu zweit, der Albert Meisl macht Regie und ich halt auch, weil ich das Stück am besten kenne. Ich bin aber auch Statistenbeauftragte und gehe ­einkaufen. Und warum tust du dir das an? Ich habe vor zwei, drei Jahren Pro­ duzenten ins Stück geladen, um sie dafür zu begeistern. Waren auch alle. Was mich auch nicht gewun­ dert hat, die Geschichte ist gut und lustig, erprobt am Publikum. Wir haben den Auftrag bekommen, ein Drehbuch zu schreiben, das haben wir gemacht und dann ein Jahr lang nichts gehört. Schräg war auch, dass man mir nicht garantieren wollte, dass ich die Hauptrolle spiele – in meinem eigenen Film! –, dass ich aber gern zum Casting kommen kann. Irgendwann hab ich genug ­gehabt, von der Willkür anderer Leute abhängig zu sein, und ich habe beschlossen, die Geschichte selbst in die Hand zu nehmen. Gott sei Dank habe ich liebe Freunde, die sofort gesagt haben, sie sind dabei.

THE RED BULLETIN


„Irgendwann hab ich genug gehabt von der Willkür ­anderer Leute.“ Nina Hartmann über ihren Einstieg als Produzentin

THE RED BULLETIN

33


Nina Hartmann

Die Filmversion ihres Erfolgsprogramms ist eine echte Low-Budget-Produktion. Nina Hartmann im Bild mit Thomas Gassner. Mit dabei sind ihr langjähriger Kabarett-Partner Olivier Lendl in seiner angestammten Rolle als Tinder-Date sowie Christoph Fälbl. Die Bar ist ­übrigens echt: „Die Kanne“ befindet sich im ­Seefelder Hotel Klosterbräu. Voraussichtlich ab ­diesem November in den Kinos. ninahartmann.at

Und warum haben die mit­ gemacht: weil sie dich mögen, weil sie das Stück mögen? Aus beiden Gründen und weil es selten vorkommt, dass man sich bei einem Film austoben kann. Wir ­müssen uns nicht rechtfertigen, eine moralische Instanz gibt es auch nicht, und wir sagen, was wir wollen. Hast du dein Erspartes in den Film gesteckt? Ja, Geld aus dem Härtefallfonds, ich sehe das als Förderung. Im Ernst? Ja, weil wir Künstler nicht mehr ar­ beiten durften, konnte man darum ansuchen. Habe ich gemacht. Alles, was ich verdiene, geht in den Film. Was macht den Unterschied ­zwischen Bühnenstück und Film? Dass man mit der Kamera näher ­rankommt und mehr Facetten ­zeigen kann. Eine Umstellung auch für dich, nehme ich an. Wenn du normalerweise einen Film drehst, machst du ein paar Takes, und weiter geht’s. Wir haben vorher eine ganze Woche nur geprobt, das war ein Wahnsinn, da kommst du ganz anders aufs Set. 34

Du sagst immer, du hast die Dating-App Tinder selbst probiert – dein schlimmstes Erlebnis? Einer hat total nett geschrieben und behauptet, dass er 1,84 Meter groß ist. Und dann haben wir uns ge­troffen, und er ist mir gerade bis zur Schulter gegangen. Weil du selbst 1,84 bist? Ja, er war total schockiert – von mir, von meiner Größe. Das heißt, er wusste nicht, wen er treffen würde? Nein, das wusste er nicht. Ich habe ihm dann zwei, drei Bier gezahlt, bis er locker geworden ist. Wie ist denn die Geschichte aus­ gegangen? Mein Partner im Stück ist auch nicht größer als dieses Date. Wie viele Tinder-Dates hattest du? Drei. Das hat dir gereicht? Ja. Ich habe mir gedacht, jetzt weiß ich alles, was ich wissen muss. Privat ist das nicht so meins. Mir kommt das wie ein Vorstellungs­ gespräch vor.

„TinderDates? Sind wie ein Vorstellungsgespräch.“

Du lernst deine Freunde zufällig kennen? Ich finde es schöner, wenn mich wer anspricht, das zeigt auch ein bisserl Mut. Das ist tatsächlich die einzige Heraus­forderung? Schau, wie niedrig meine Ansprüche sind. Wenn du den Film abgeschlossen hast, was wirst du tun? Gibt es einen Plan? Nein, im ersten Lockdown habe ich sehr viele Nummern geschrieben, allein daheim, eine sehr schräge Sache. Ich weiß nicht, ob ich die ­veröffentlichen kann. Eines muss ich dich noch fragen, diese „Mission: Impossible“-­ Geschichte … (Lacht.) Mein Durchbruch in Holly­ wood. Du hast wirklich mitgespielt? Ich war eine Woche am Set. (Betont.) Eine Woche in der Nacht. Auf Standby in der Oper. Das war eigentlich eine Statistenrolle, aber sie wollten unbedingt Schauspieler. Ich war eine Security. Ob ich wirklich zu sehen war, weiß ich nicht. Aber im Ab­ spann komme ich auf jeden Fall vor. Wie ist „Mission: Impossible“ auf dich gekommen? Na, weil ich berühmt bin auf der ganzen Welt. (Lacht und hört nicht mehr auf.) THE RED BULLETIN

MARKUS ROSENTRETER

Nina Hartmann bei den Dreharbeiten in Tirol

Bei dem das Äußere entscheidet? Ich muss ehrlich sagen, bei meinen Ex-Freunden würde die Allgemein­ heit nicht sagen, dass die schön waren. Mir haben sie gut gefallen. Ich lege nicht so viel Wert auf die Optik, aber beim Durchswipen bin auch ich wahnsinnig oberflächlich. Da geht es nur darum, wer schaut gut aus, wer hat eine gute Figur, wer ist groß. Jeder andere wird ­weggewischt, furchtbar.


GZ20Z042056P

Maria Köstlinger – Philippe Jordan – Werner Sobotka – Robert Meyer – Herr Finnland

Nº4 – Dezember 2020

Nº4 DEZEMBER 2020

HIER SPIELT DAS LEBEN.

„Immer schön wachsam bleiben“

5,50 EURO

JETZT NE U AM KIOS K & IM ABO

Johannes Krisch ist der neue Bockerer.

+++ PHILIPPE JORDAN +++ WERNER SOBOTKA +++ MARIA KÖSTLINGER +++ VERENA SCHEITZ +++ ROBERT MEYER +++ HERR FINNLAND +++ +++ VERA-LOTTE BOECKER +++ MARCEL HEUPERMAN +++ ANDREW LLOYD WEBBER +++ LAURA FREUDENTHALER +++

HIER SPIELT DAS LEBEN. buehne-magazin.com


Victoria Evans

Allein über den Atlantik Die Britin Victoria Evans, 33, will im Ruderboot 5000 Kilo­ meter im Rekordtempo schaffen. Um zu demonstrieren, was möglich ist, wenn man sich intensiv darum bemüht. Text RUTH McLEOD  Foto JANE STOCKDALE

Im Februar will die Londoner Sport­ anwältin Victoria Evans einen Rekord brechen. Sie will jene Frau sein, die am schnellsten über den Atlantik ­gerudert ist – allein, ohne jede Un­ terstützung. An sich schon ziemlich ­bemerkenswert, aber zusätzlich spektakulär, wenn man erfährt, dass die 33-Jährige vor 18 Monaten zum ­ersten Mal ein Ruder in die Hand genommen hat. Sobald im Februar das Wetter passt, wird sie von Gran Canaria aus mit ihrem sieben Meter langen und eineinhalb Meter breiten Boot in See stechen und auf der Ost-West-Route einen Seeweg von knapp 5000 Kilo­ metern zurücklegen. Die Latte liegt hoch: Vorgängerin Kiko Matthews schaffte diese Strecke in 49 Tagen, 7 Stunden und 15 Minuten. Ziel Nummer eins: Port St. Charles auf Barbados. Ziel Nummer zwei: Geld sammeln für „Women in Sport“, zumindest 50.000 Pfund, also gut 55.000 Euro. Erst zehn Frauen haben dieses Abenteuer erfolgreich hinter sich gebracht. Auf ihrem Weg wird Victoria mit Isolation, Erschöpfung und nicht zuletzt gigantischen Wellen zurechtkommen müssen.

the red bulletin: Im Atlantik ­gehen die Wellen bis zu zwölf ­Meter hoch. Kann man sich in Großbritannien auf Bedingungen wie diese überhaupt vorbereiten? victoria evans: Nicht auf Wellen dieser Größe, aber auf das Prinzip. Wenn eine Welle naht, muss man ­rudern, was das Zeug hält. Solange man im Wellental ist, bringt man sich in Stellung, um dann auf der Welle zu reiten – ein unbeschreib­ liches Gefühl! Dafür braucht man Power. Waren Sie immer schon so sportlich? Nein. Sport war für mich immer eine fremde, unerreichbare Welt. Aber dann hat eine Freundin, mit der ich zusammengewohnt habe, mit dem Laufen angefangen. Ich bin immer öfter mit ihr mitgelaufen, einmal ­sogar einen Halbmarathon. Nachher bin ich in die Schweiz gezogen, um für die UEFA zu arbeiten. Dort dreht sich alles um Sport, und ich wurde in einen Kreis wunderbarer Freun­ dinnen aufgenommen, die allesamt ­unglaublich aktiv waren. Innerhalb von fünf Wochen bin ich auf den Mont Blanc geklettert, habe den ­Kilimandscharo bezwungen und den Gran Paradiso in Italien.

Sport konnte ich Selbstvertrauen auf­bauen, und ich habe gelernt, den Lohn großer Anstrengung zu ­genießen. Vor allem aber schafft man Dinge, die man selbst nicht für möglich gehalten hätte. Zum Beispiel eine Atlantik­ überquerung im Ruderboot. Jeder hat seinen eigenen Ozean zu überqueren. Für viele ist es gar kein Ozean in dem Sinn, sondern irgend­ was anderes. Mir geht es darum, zu zeigen, dass alles möglich ist, wenn man sich nur darauf konzentriert. Werden Sie einen genauen Tagesplan haben oder improvisieren? Ich arbeite mit der Schlafforscherin Sophie Bostock zusammen. Wir über­ wachen Herzfrequenz und Schlaf, um meinen Tag-Nacht-Rhythmus zu bestimmen und festzustellen, wie viel Ruhe und Erholung ich brauche. Zudem muss ich immer an die grö­ ßeren Zusammenhänge denken, das Wetter deuten, vorausplanen. Wovor fürchten Sie sich am meisten? Vor dem Reinigen der Unterseite meines Bootes. Dazu muss ich mich in fünf Kilometer tiefes Wasser ­begeben – unter mir die gesamte Meeresfauna und an Bord niemand, der dafür sorgt, dass ich s­ icher ­wieder einsteigen kann. Wie schnell, glauben Sie, werden Sie sein? Ich möchte nur den Rekord brechen. Die Herausforderung an sich ist aber so enorm: Wenn ich sie bewältige, wird sich alles wie eine groß­artige Leistung anfühlen – ob der Rekord nun fällt oder nicht. Victoria Evans unterstützen: seachangesport.com/support

Eine echte 180-Grad-Wende. Durchaus. Als Kind hatte ich es lange Zeit nicht leicht, was zu einer Reihe von Problemen bis hin zu einer ­Depression geführt hat. Dank dem 36

THE RED BULLETIN


„Jeder hat seinen eigenen Ozean zu überqueren.“ Victoria Evans beim Training

THE RED BULLETIN

37


Fantastic Negrito

„Ich habe gelernt, mich zu feiern“ Vom Strizzi zum Grammy-Gewinner: Wie sich der kalifor­ nische Gitarrist Fantastic Negrito, 52, nach einem schweren Unfall neu erfand – und Barack Obama als Fan gewann. Text FLORIAN OBKIRCHER  Foto LYLE OWERKO

Im Jahr 1996 schien Xavier Dphrepaulezz nichts davon abhalten zu können, ein Superstar zu werden. Der aufstrebende Gitarrist war vom früheren Prince-Manager unter dessen Fittiche genommen worden, ein Millionenvertrag war ausgehandelt. Nicht schlecht für einen Mann, der mit vierzehn Geschwistern aufgewachsen war, mit zwölf von zu Hause weglief und seine Teenager­ jahre unter Kleinkriminellen auf den Straßen von Oakland, Kalifornien, verbrachte. Doch dann nahm Xaviers Leben eine fatale Wende: Das Debütalbum floppte, bei einem Autounfall wurde seine rechte Hand verstümmelt, sein Label kündigte den Vertrag. Erst Jahre später nahm er seine Gitarre wieder zur Hand – und erfand sich neu: als Delta-Blues-­ Gitarrist Fantastic Negrito, der un­ ge­schliffene Protestsongs spielt, sich exzentrisch kleidet und sich den Mund nicht verbieten lässt. Der Lohn für den heute 52-Jährigen: 2017 und 2019 gewann er den Grammy für das beste Contemporary-Blues-Album­ und erntete lobende Worte von ­Barack Obama und Bernie Sanders. the red bulletin: Mister Negrito, was ist Ihr Ziel, wenn Sie einen Song schreiben? fantastic negrito: Eigentlich schreibe ich jeden Song für meine Kinder. Ich frage mich: Was will ich

38

ihnen erzählen? Also singe ich von Offenheit, Gleichberechtigung, Verantwortungsbewusstsein – und das alles mit gezücktem Mittelfinger. Fantastic Negrito ist für alle, die ein Nein zu hören bekommen haben – für alle, die nicht ins Team gewählt worden sind. Sie sind also der Schutzheilige der Außenseiter? Aber so was von! Als ich zwölf war, bin ich von zu Hause abgehauen. Als ich so weit war, Fantastic Negrito zu erfinden, habe ich die Gitarre ­genommen und festgestellt, dass ich weiß, wie das geht: Man darf sich einfach niemals abspeisen lassen. Sie hatten eine schwierige Jugend. Wie haben Sie sich schließlich nach oben gekämpft? Ich habe aus Bullshit guten Shit gemacht. Als ich obdachlos war, habe ich mich in die Universität Berkeley geschwindelt. Ich sagte, ich sei ein Student, der zum Üben kommt. Dann bin ich dagesessen und habe den Leuten beim Spielen zugehört. Später, nach meinem Unfall, habe ich mir einen Konzertflügel besorgt, um zu üben. Aufgeben ist nichts für mich. Ich werde mich immer irgendwie durchschlagen.

dauernd, warum ich nichts Netteres mache – etwa so Sechziger-Jahre-­ Retrozeug?! Die wollen sich wohlfühlen bei mir. Das interessiert mich aber leider nicht. Kunst bedeutet, bei der Gesellschaft anzuecken. Ich kann mir nichts Öderes als Wohlbefinden vorstellen! Mir ist egal, ob ich Platten verkaufe, was mir aber nicht egal ist, ist meine Freiheit als Mensch. Was bedeutet Freiheit für Sie? Auf alles pfeifen zu können. Das ist das Kraftvollste überhaupt. Daran glaube ich ganz fest. Wenn man nämlich nicht auf die Dinge pfeift, dann erliegt man dieser Unter­ drückungsfantasie der Mächtigen, die wollen, dass wir uns anpassen. Wir leben zum Beispiel in einer ­Gesellschaft, in der alle Drogen ­konsumieren. Aber ich trinke nicht, und ich rauche nicht – habe ich gar nicht nötig. Weil ich frei bin. Wie sind Sie an diesen Punkt gekommen? Durch Scheitern und Enttäuschung. Indem ich gesehen habe, wie mein 14-jähriger Bruder mit einem Loch im Kopf auf dem Boden liegt. Indem ich meinen 16-jährigen Cousin in ­einem Sarg gesehen habe. Aber auch weil ich als Kind auf der Straße gelebt und ums Überleben gekämpft habe. Ich habe herausgefunden, wer ich bin, habe gelernt, mich zu feiern und vor allem mich nicht dafür zu entschuldigen, wer ich bin. Dazu brauche ich keine Erlaubnis, denn ich bin großartig. Das möchte ich ­allen mitgeben, die sich nicht großartig fühlen. Und meinen Kindern, Ihren Kindern, Ihren Enkelkindern. Das ist meine Mission. Fantastic Negritos aktuelles Album heißt „Have You Lost Your Mind Yet?“, mehr über sein buntes Leben: fantasticnegrito.com

Auch als mittlerweile zweifacher Grammy-Gewinner? Ich bin ja noch immer irgendwie ein Außenseiter. Die Leute fragen mich THE RED BULLETIN


„Ich bin der Schutzpatron der Außen­seiter. Aber so was von!“ Blues-Star Fantastic Negrito hat vierzehn Geschwister. Mit zwölf Jahren rannte er von zu Hause weg.

THE RED BULLETIN

39


EX-PRO

Trainer Matt McIlvane auf der Eisfläche des EC Red Bull Salzburg. Klar ersichtlich: Der Mann war früher selbst Profi.

40


„D ie Zeit der Diktatoren ist vorbei“ MATT McILVANE, 35, ist der Shooting-Star unter den Eishockeytrainern: Der Head Coach des EC Red Bull Salzburg blickt trotz seiner Jugend auf eine langjährige Erfahrung zurück – und seinen Spielern auf Augenhöhe in ihre sportliche Seele. Text WERNER JESSNER Fotos KONSTANTIN REYER


„ Noch nie hatte ich eine Gruppe von Menschen erlebt, die so happy war, dass ich auftauchte.“

D

as Ende kam schmerzhaft und viel zu früh. Aber es war unausweichlich. Zwei gerissene Kreuzbänder, dazu ­schleichende Symptome von Gehirn­ erschütterungen. Matt McIlvane war 26 Jahre alt, als ihm die Ärzte das Kar­ riereende nahelegten. Er hatte in der AHL gespielt, der zweithöchsten nord­ amerikanischen Profi-Liga, kurz auch als Legionär bei den Eisbären Berlin – bis dort im Alter von 22 Jahren das erste Kreuzband riss. Das zweite ging bei ­einem Training in der ersten Sturmreihe der Peoria Rivermen im Bundesstaat ­Illinois in Fetzen. Das war es dann. Aber konnte es das tatsächlich schon gewesen sein? „Ich hatte alles fürs Hockey ge­ geben und wurde nicht dafür belohnt“, erinnert sich Matt. „Etwas fehlte mir.“ Zunächst fehlte vor allem ein Job. Matt stellte seinen Lebenslauf auf eine Headhunter-Internet-Plattform und ­akzeptierte die erste Arbeit, die ihm dort angeboten wurde: Er verkaufte Inserate in den Gelben Seiten – oder besser: eher keine. „Es war das Jahr 2011, und die große Zeit der Telefonbücher war ­definitiv vorbei.“

42

Matt McIlvane wurde klar: Man kann seine Zukunft nicht ohne seine Vergan­ genheit anpacken. Szenenwechsel: Traf ein Mann einen anderen in einem Aufzug. Der eine war Matts Vater, „ein sehr kommunikativer Mensch. Er quatscht jeden an.“ Der zweite Mann war es, der Matt Monate später anrief: „Dein Vater hat gesagt, dass du deine Spielerkarriere beendet hast. Möchtest du es nicht mit Coaching versuchen?“ Das Team, die Danville Dashers, war das schlechteste Team in der untersten professionellen Liga Amerikas. Wir ­schreiben den Dezember 2011, und die Dashers hatten seit Saisonstart bereits zwei Trainer verschlissen. Von 26 Spielen hatte man exakt 26 verloren. Seit drei Wochen mussten die Spieler überhaupt ohne Head Coach auskommen. „In mei­ nem ganzen Leben habe ich noch nie eine Gruppe von Menschen erlebt, die so happy war, dass ich auftauchte.“ Matt fragte die Sekretärin, wo der ­Assistant Coach sei? Der Zeugwart? Der Physiotherapeut? Der Typ, der Banden­ werbung verkauft? Der Dauerkarten an THE RED BULLETIN


TEAMGEIST

Matt McIlvanes SchlĂźssel zur Mannschaft: Kommunikation. Kameradschaft. Kompetenz.


den Mann bringt? Die Antwort war immer dieselbe: „Das gehört zu deinem Job.“ Trotzdem: „Es war ein fantastisches Jahr, in dem ich zwar wenig über Hockey, aber sehr viel über Arbeit gelernt habe.“ Nebenbei galt es, aus der Losertruppe eine Mannschaft zu formen. „Mein Glück war, dass sich ein anderes Team auflöste und somit der Spielplan durcheinander­ gewirbelt wurde. Wir hatten plötzlich zwei Wochen spielfrei. Ich nutzte die Zeit für ein Trainingslager, fünf Tage mit je zwei Einheiten, in denen ich die Jungs auf Vordermann brachte. Am 1. Jänner sollten wir gegen den Vorjahresmeister antreten. Meine Jungs waren heiß.“ Das Ergebnis: 15:1 – für den Under­ dog, Matt McIlvanes Danville Dashers.

W

ie konnte das geschehen? „Als Erstes habe ich ihnen gezeigt, was Arbeit heißt. Als Nächstes haben wir Spielzüge geübt. Drittens ha­ ben wir neue Spieler integriert. Aber das Entscheidende war, dass ich den alten Geist vertrieben habe. Die Jungs waren so ans Verlieren gewöhnt, dass es ihnen nichts mehr ausmachte.“ Am Ende jedes Trainings stand nun ein Spiel. Die Ver­ lierer mussten Strafrunden drehen, wäh­ rend die Sieger vom Coach verwöhnt wurden: Matt persönlich lagerte ihre Beine auf der Bank hoch, während die Verlierer kreisten, er massierte ihre Schultern, spritzte ihnen Wasser in den Mund. Am Ende des Trainingslagers ­wurden Teamkollegen beinahe hand­ greiflich, wenn ein Mitspieler zu wenig Einsatz zeigte. Matt McIlvane hatte der Wurst-Truppe Kampfgeist injiziert. Das Amway Center in Orlando gehört zu den schönsten Eishockey-Arenen Amerikas. 2010 erbaut, 17.200 Zuseher. Hier fand sich Matt McIlvane mit nur 27 Jahren zu Beginn der nächsten Saison als Assistant Coach der neu gegründeten Solar Bears in der East Coast Hockey League wieder, einer höchst respektablen Profi-Liga. Head Coach Drake Berehow­ sky hatte Matt einst als Spieler trainiert,

„ Es war ein Jahr, in dem ich wenig über Hockey, aber viel über Arbeit gelernt habe.“ 44

nun nahm er den Jungspund als Assis­ tenten unter seine Fittiche. „In Orlando konnte ich mich voll auf Hockey kon­ zentrieren und aufsaugen, wie es im pro­ fessionellen Eishockey hinter den Kulissen zugeht. Und ich habe bis auf zwei Tage ausschließlich Shorts getragen“, erinnert sich Matt. Allerdings verpasste das neue Team die Playoffs.

I

m Sommer bekam Matt jenen Anruf, „mit dem meine Geschichte so richtig losgeht“, wie er heute sagt. Don Jack­ son hatte als Spieler zweimal den Stanley Cup gewonnen und als Trainer die Eis­ bären Berlin zu fünf Meistertiteln ge­ coacht. Man war einander immer wieder über den Weg gelaufen, bei Matts KurzGastspiel in Berlin war Don dessen Coach gewesen. Die beiden blieben in Kontakt, und wenn Matt bei den Solar Bears Fragen hatte, griff er gelegentlich zum Handy und rief Don an. „Ich wollte so spielen lassen, wie Don in Berlin spielen ließ, mit viel Druck und Forechecking.“ Jackson hatte gerade das Traineramt bei den Red Bulls Salzburg übernommen – und er wollte, dass der Jung-Coach aus Orlando sein Assistenztrainer wird. Weil er ihm in Berlin als intelligenter Spieler aufgefallen war? Matt McIlvane: „Nein, ich war ganz sicher kein intelligenter Spieler. Aber ich hatte Führungsqualität und war in vielen Teams Kapitän gewe­ sen.“ Don Jackson: „Seine Erfahrung als

RIDE THE STICK

Dieser Mann kennt Hockey-Geschichte: So feierte einst NHLStar David „Tiger“ Williams seine Tore.


STUFE FÜR STUFE Nach Jahren als Assistant Coach ist Salzburg McIlvanes erste Station als Head Coach eines Profi-Teams.

Spieler war ein wichtiges Element. Er spricht die Sprache der Jungs auf dem Eis, hatte schon ein bisschen CoachingErfahrung und teilte meine Idee von Spielsystemen.“ Gemeinsam machte man sich an die Arbeit. Verbrachte Stunden um Stunden in einem kleinen, fensterlosen Büro ­neben der Kabine, zwölf Quadratmeter groß, vielleicht auch nur zehn. „Don wollte, dass ich jedes Wort mitschreibe, das er sagt. Ich besitze die Aufzeichnungen noch heute.“ Der Mentor übertrug Matt McIlvane zunächst kleine Aufgaben, „und die versuchte ich zu 100 Prozent zu erledigen“. Dazu gehörte die ­Arbeit mit jungen Spielern – von denen heute noch immer viele in Salzburg sind und zu Leistungsträgern reiften. „Ich

„ Wer seine Truppe hinter sich hat, erreicht mehr, als wenn er von oben herab regiert.“ durfte experimentieren und Fehler machen. In Orlando lernte ich, dass Details wichtig sind. Don hat mit gezeigt, welche Details das sind.“ Viele Stars der damaligen Mannschaft waren älter als ihr Assistant Coach. War das je ein Problem? „Als ich den Kader erstmals gesehen habe, musste ich schon kurz schlucken. Das halbe österreichische Nationalteam, ehemalige NHL-Spieler. Doch dann habe ich mein Alter als Vor-


HEIMSPIEL

Die Kabine ist Matts natĂźrliches Habitat. Hier zu sehen am Platz von Verteidiger Derek Joslin.


teil begriffen. Man kann auf Augenhöhe sprechen, ganz offen. Der Assistent ist das Bindeglied zwischen den Jungs und dem Trainer. Dein Job ist es, dass das, was er sagt, in der Mannschaft ankommt. Respekt ist keine Altersfrage, sondern eine der Leistung. Man muss ihn sich ­erarbeiten. Sobald Spieler sehen, dass du sie besser machst, hast du ihren Res­ pekt.“ Noch verblüffender war jedoch eine andere Erkenntnis: Es ging nicht ­darum, dass die Spieler ihm zuhörten, sondern dass er den Spielern zuhörte. Wer seine Jungs an Bord hat, ihre Pro­ bleme und Lösungsvorschläge kennt, ihre Fragen, der kann mit ihnen Großes bewirken. Der Erfolg dieser Strategie zeigte sich auch bei der nächsten gemeinsamen ­Station in München, wo der dortige EHC Red Bull unter Don Jackson große Schwierigkeiten im Unterzahlspiel hatte. Matt sollte das Problem lösen. „Ich setzte mich mit drei Schlüsselspielern zusam­ men, und in stundenlanger Detailarbeit eruierten wir alle Situationen, mit denen wir in Unterzahl konfrontiert werden könnten. Für jede einzelne davon ent­ wickelten wir gemeinsam eine Lösung. Dieses System wird in München heute noch praktiziert – und es ist das erfolg­ reichste Penalty-Killing der Liga.“

STANDFEST

Matt McIlvane steht sicher auf den Kufen und hat dabei sein Ziel stets im Blick.

„ Sobald Spieler sehen, dass du sie besser machst, hast du ihren Respekt.“ Matt McIlvane wurde klar: „Die Zeit der Diktatoren ist vorbei. Wer seine Truppe hinter sich hat, wird mehr er­ reichen, als wenn er von oben herab regiert.“

N

ach drei deutschen Meistertiteln in vier Jahren als Assistent mit dem EHC Red Bull München wurde Matt McIlvane zum Head Coach der Red Bulls in Salzburg befördert – was die Spieler in München mit Wehmut erfüllte, wie Don Jackson zugibt. Hatte Matt je ­irgendwelche Zweifel, ob er der Aufgabe gewachsen sein würde? „Was Hockey ­betrifft: nein. Wenn ich mich vor die Mannschaft stelle, weiß ich genau, was ich wie sagen muss. Was ich allerdings ein wenig unterschätzt hatte, war, wie viele Management-Aufgaben zur Position des Cheftrainers gehören. In Summe steht man in permanentem Austausch mit rund 30 Leuten, vom Teamarzt bis zu den Trainern im Nachwuchs. Hier lerne ich noch immer dazu, vor allem was die Effizienz betrifft. In fünf Jahren werde ich ein besserer Coach sein als heute.“ Aber von wem lernt man, wenn man selbst die Richtung vorgeben muss? „Ers­ tens: aus den eigenen Erfahrungen und

Fehlschlägen. Zweitens: aus Büchern. ‚Mindset‘ von Carol Dweck kann ich sehr empfehlen. Es geht in diesem Buch dar­ um, wie man als Mensch wächst. Drit­ tens: von anderen Menschen. Diesen Sommer habe ich ausführliche Telefonate mit 15 oder 20 Trainerkollegen geführt, aber auch mit Managern, Leuten aus dem College-Hockey oder Geschäftsführern von Corporate America. Wer aufhört zu lernen, hat schon verloren.“ Letzter Satz stamme übrigens von Don Jackson. Zu Saisonbeginn 2019 in Salzburg zeigte er ein Tor aus dem Stanley-Cup-­ Finale, das Brayden Point, Star der sieg­ reichen Tampa Bay Lightning, erzielt ­hatte. Gemeinsam analysierte man, wie es dazu gekommen war und welche Spie­ ler ähnliche Anlagen wie Point hätten. „Bei seinem ersten Einsatz im nächsten Spiel probierte unser Jungstar John-­ Jason P ­ eterka genau diesen Move – das sind so Momente, in denen die Arbeit ­gemeinsam mit den Jungs unendlich viel Spaß macht.“ Man muss sich Matt McIlvane als ­empathischen Menschen vorstellen. „In einer Mannschaft ist immer was los. Dem einen läuft die Freundin davon, der nächste ist unglücklich, weil er von der zweiten in die dritte Sturmreihe ver­ frachtet wurde, dem dritten dauert seine Verletzung zu lange. In diesen Momenten ist der Spieler sich selbst der Nächste. Er stellt nicht mehr die Mannschaft in den Vordergrund. Als Coach neigst du oft zum Gegenteil: Du siehst nur die Mannschaft und vergisst die menschliche Seite. Aber je wohler sich der Einzelne fühlt, desto mehr kann er zum Gesamten beitragen. Ich versuche, die beiden Ebe­ nen auszubalancieren, indem ich extrem viele Einzelgespräche führe.“ Früher hatte Matt McIlvane geglaubt, seine Berufung sei es, Spieler auszu­ bilden. „Aber seit den Meistertiteln in München und den Erfolgen im Vorjahr will ich eines mindestens genauso sehr: siegen. Pokale gewinnen. Der ultimative Traum ist, eines Tages den Stanley Cup in die Höhe zu stemmen. Darauf arbeite ich hin, darum will ich mich jeden Tag verbessern. Und ich muss noch so viel lernen.“ Die Zeit dafür hat er. Matt ist gerade erst 35 Jahre alt geworden – und noch immer gibt es Spieler, die älter sind als ihr Coach. Ein glattes Vergnügen: redbulls.com

THE RED BULLETIN

47


Soul trifft Style: Die Musik von Priya Ragu läuft im Soundtrack des GamingWelthits „FIFA 2021“. Ihr Kleidungsstil? Ist so bunt wie ihr neues Leben.

48


Das beste Jahr meines Lebens Als Sängerin Erfolg zu haben war für PRIYA RAGU, 34, lange nur Zukunftsmusik. Bis jetzt. Wie die Schweizerin mit tamilischen Wurzeln den Sprung geschafft hat, warum sie ihre Band per TinderTaktik wählte und wie ihr eine Vogelfeder den Weg zum Glück wies. Text SABRINA LUTTENBERGER  Fotos JENNY BROUGH


Im

Nachhinein betrachtet war für Priya Ragu alles nur eine Frage der Zeit. Seit Jahren wird sie als kommender Superstar gehandelt – schließlich hat sie es bereits 2013 ins Finale des wichtigsten Schweizer Nachwuchswettbewerbs, der „Demotape Clinic“, geschafft. Jetzt, mit 34, ist es endlich so weit: Priya hat seit dem Frühjahr ihren ersten Plattenvertrag in der Tasche. Die Single „Good Love 2.0“ landete im Soundtrack von „FIFA 21“, dem bekanntesten Fußballvideospiel der Welt. Und ihr Sound wird von Kritikern hoch gelobt, manche sagen sogar: Klingt wie nie gehört. Er ist geprägt von Priyas tamilischen Wurzeln – ihre Eltern waren in den 1980er-Jahren vor Priyas Geburt aus Sri Lanka in die Schweiz geflüchtet – und ihrer Leidenschaft für amerikanischen R ’n’ B. Warum gut Ding in ihrem Fall besonders viel Weile brauchte? Weil es dauerte, bis Priya sich klar wurde, dass sie wirklich nur eines will: Musik machen. Der Wendepunkt war 2017: Da verbrachte sie ein paar Monate in New York, um ihrem Traum fernab ihrer Heimat St. Gallen Leben einzu­ hauchen und Songs zu schreiben. Ab März 2020 ging alles ganz schnell: Lockdown, Label und ab nach London – in der britischen Metropole stellte sie eine Band zusammen und drehte auch gleich ein Video. Und hatte ­damit endlich Gewissheit: Ja, das lange Warten hat sich ausgezahlt.

„ Es war wohl auch das erste Mal, dass eine Sängerin per Zoom-Call gesignt wurde.“ 50

the red bulletin: Dir wurde schon seit ­deiner Teenagerzeit großes Talent nach­ gesagt. Trotzdem hast du erst spät eigene Musik veröffentlicht. Warum? priya ragu: Ich bin jetzt viel selbstsicherer als früher. Es stimmt, es hat lange gedauert, bis ich eigene Songs geschrieben habe und bis mir die innere Stimme gesagt hat: „Komm, lass uns das jetzt wirklich mal probieren“ (lacht). Als ich Ende 2018 das erste Lied ver­öffentlicht habe, bekam ich sofort viel Aufmerksamkeit. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Stimmt die Story, dass dich daraufhin nicht nur eine, sondern 20 Plattenfirmen ­kontaktiert haben? Ja, tatsächlich! Da waren kleine Indielabels, aber auch Majors dabei – übrigens alle aus dem Ausland. Aus der Schweiz hat sich kein Label gemeldet. Das ändert sich jetzt aber gerade. Jetzt beginnen auch die Schweizer sich für mich zu interessieren. Du hattest schon einmal die Möglichkeit, bei einem kleinen Label zu unterschreiben, hast dich damals aber dagegen entschieden. Was war dieses Mal anders? Mein jetziges Label (Warner Music; Anm.) war mir von Anfang an sympathisch. Und auch der Deal war gut, das darf man nicht vergessen. Ich kann etwa meine Kreativität bei Visuals und Styling weiter ausleben, das ist mir alles frei überlassen. Das Einzige, was das Label macht, ist, mich zu unterstützen. THE RED BULLETIN


Priya Ragu,

34, tamilisch-schweizerische Soulsängerin aus St. Gallen. Tagsüber Technische Einkäuferin, abends Open-Mic-Teilnehmerin und Sängerin, seit Frühling 2020 bei Warner Music unter Vertrag. Ihre erste Single, „Good Love 2.0“, ist im Soundtrack des Fußballvideospiels „FIFA 21“ zu hören.


Tradition mit Twist

Obwohl Priya Ragu in der Schweiz geboren ist, ist sie sich ihrer tamilischen Wurzeln durchaus bewusst – und zeigt das auch. Hier trägt sie ein Outfit des Designers Amesh Wijesekera. Er wurde in London geboren, seine Familie stammt aber ebenfalls aus Sri Lanka.


Die Entscheidung, zu einem Major Label zu gehen, ist dir also leichtgefallen? Nein, es war ein großer Schritt für mich. Ich hab mich schon gefragt, ob ein Major Label wirklich das Richtige für mich ist. Ich bin dann kurz mit dem Hund raus, Crooks heißt er. Auf dem Weg hab ich nach einer Antwort gesucht … und eine Feder gefunden. Das war wie ein Zeichen für mich: die Feder zum Unterzeichnen! Das war wirklich krass … Diese Feder hängt jetzt übrigens immer noch bei mir in der ­Wohnung (lacht). Das hört sich an, als würdest du keine Kompromisse eingehen wollen, wenn es um deine Musik geht. Deinen Bürojob hast du aber nie aufgegeben. Auch jetzt nicht, oder? Stimmt, ich arbeite immer noch in meinem Beruf, allerdings nur noch zwei Stunden pro Tag. Ich glaub, das ist die Schweizerin in mir, die nicht ganz loslassen kann – zumindest solange das noch machbar ist. Ich hab mir wirklich nicht gedacht, dass alles so schnell kommen wird, bin aber dafür sehr dankbar. 2020 war das beste Jahr meines Lebens! Das können nicht viele von einem Jahr wie diesem behaupten. Ich weiß, ich weiß. Das ist ein echtes Privileg. Ich meine, das ist ja wahrscheinlich auch das erste Mal in der Geschichte, dass eine Künstlerin über einen Zoom-Call gesignt wurde. Auch die Musiker für die Band habe ich online ausgewählt. Das Management hat mir Vorschläge geschickt, also wirklich vier verschiedene Gitar­risten, vier Pianisten, Drummer … Und dann konnte ich wie im Katalog auswählen. Oder wie auf Tinder: links, links, rechts. Du warst ja schon einmal in einer Band. So hat alles angefangen. Ich bin mit tamilischer Filmmusik aus Kollywood aufgewachsen. Also im Norden Indiens sagt man ja Bollywood, im Süden ist es Kollywood. Mein Vater hatte eine kleine Band zusammengestellt, die Kollywood-Lieder gecovert hat. Mein Bruder hat Keyboard gespielt, und ich hab gesungen. Wir waren so ein bisschen die Ausnahmetalente in der Familie. Wenn am Wochenende die ganze Familie zu uns gekommen ist, dann hieß es auch immer gleich: „Priya, sing uns mal was vor!“ (Lacht.)

„Ich glaube an Karma. Es gibt eine innere Stimme, die dir sagt, was du eigentlich willst.“ Wie war das dann für dich, plötzlich deine eigenen Songs zu schreiben? Das Schreiben ist mir definitiv nicht so leicht gefallen, die Melodien kamen jedoch immer schnell. Ich glaube fest daran, dass es so etwas wie eine kreative Energie gibt und dass die ­etwas Göttliches ist. Manchmal kommen einem Ideen, man nimmt sie auf, und im Nachhinein denkt man sich: „Oh shit, war ich das jetzt? Wie hab ich das gemacht?“

Priyas Playlist

Bist du ein spiritueller Mensch? Schon eher. Ich glaube an Karma und Wieder­ geburt. Ich glaube auch, Spiritualität hat etwas mit einem selbst zu tun. Dass man in sich geht, die Antworten in sich selbst sucht und findet. Es gibt immer eine innere Stimme, die dir sagt, was du eigentlich willst. Ich hab die Stimme auch sagen hören, dass ich eigentlich Musikerin sein möchte, hab sie aber bewusst ignoriert. Mir hat die Selbstsicherheit gefehlt.

„Der Soundtrack meiner Kindheit – erweckt immer Nostalgie.“

Wie bist du selbstsicherer geworden? Durch viel Übung! Ich bin zum Beispiel am Morgen aufgestanden und habe drei Seiten in mein Tagebuch geschrieben, meine Gedanken, meine Unsicherheiten – so bin ich auf Lösungen gekommen, das war für mich ziemlich therapeutisch. Dann habe ich das Buch „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron gelesen, in dem es darum geht, seine Kreativität zu entdecken, was mich total motiviert hat. Man muss, glaube ich, ständig an sich arbeiten, sich fordern und sich aus der Komfortzone trauen.

„Meine LieblingsLive‑Band. Was für eine ­Energie!“

Was erhoffst du dir für die nächsten zwei Jahre? Das Ding ist: Ich mache die Songs, ich feiere sie ab, und wenn ich sie veröffentlichen kann, ist das so wie eine Geburt. Glaube ich. Vielleicht weniger anstrengend (lacht). Viel schöner ist für mich, zu sehen, was sich ergibt. Ich will mir nichts erwarten und dann enttäuscht werden. Es sind so viele Sachen geschehen, die ich mir im Traum nicht erhofft hätte. Ich bin froh, dass ich das, was ich gerade erlebe, jeden Tag in mein Tagebuch schreiben kann. So bleiben mir meine Erfahrungen und Emotionen für immer.

A. R. Rahman Bombay Theme (1995)

Oddisee The Goings On (2013)

Stevie Wonder Never Dreamed You’d Leave … (1971)

„Seine Stimme berührt meine Seele einfach ­zutiefst.“ Zum Nachhören von Priyas Lieblingsliedern den QR-Code scannen.

Mehr aus Priyas Leben auf Instagram: @priyaraguofficial THE RED BULLETIN

53


5-M IN U TE N-C OACH

00:00

01:59 SO SCHÄTZ DU RISIK T EN RICHTIG EIN

00:18

Vorbereitung ist das Wichtigste. Punkt. Durch eine solide Vorbereitung ver­ ringert sich das Risiko des Scheiterns oder eines Unfalls. Training und Ritu­ale helfen hier enorm. Durch Training wird man stärker und bekommt mehr Selbstvertrauen. Mit mehr Selbstvertrauen wiederum kann man näher an seine Grenzen gehen. Rituale hingegen ­helfen, ruhig und entspannt zu bleiben, wenn der große Moment gekommen ist. In meinem Training läuft jeder Tag nach den gleichen Mustern ab, dadurch fühlt sich selbst der Weltrekordtag wie ein normaler Trainingstag an. Für den Gletscher-Tauchgang war ich mit meinem Team viele Male vor Ort, wir haben alles getestet, was möglich war. Je mehr Informationen man vom Setting hat, desto unwahrschein­ licher sind später Überraschungen. Wir haben das Abseilen trainiert, uns an die Wassertemperatur von bis zu minus 0,6 Grad gewöhnt. Denn ganz ­ehrlich: Ich bin bekennender Warm­ duscher, ich hasse eiskaltes Wasser! Und ich benutze lediglich einen f­ ünf Milli­meter dünnen Neoprenanzug.

Das Wichtigste: die Entscheidung

Respekt ist besser als Angst

Was auch immer man vorhat: Alles ­beginnt mit einer Entscheidung. Für mich gibt es keine richtige oder falsche, sondern nur die Entscheidung an sich. Ab dem Moment, in dem ich sie treffe, hinterfrage ich sie nicht mehr. Es hat keinen Sinn, in der Vergangenheit zu leben, ein „Was wäre ge­wesen, wenn“ hilft dir niemals weiter – man kann es nicht mehr ändern. Ist die Entscheidung gefallen, gibt es nur noch eine Devise: Zieh es durch! Das ist deshalb so wichtig, weil die härtesten Probleme oft erst am Ende einer Aktion lauern – in meinem Fall in jener Phase, in der die höchsten Sicherheitsvorkehrungen abrufbar sind. Es wäre ein Leichtes, einfach zu einem Safety-Taucher zu schwimmen und aus der Pressluftflasche zu atmen. Allerdings hätte ich dann nie die Gewissheit, ob ich es vielleicht nicht doch geschafft hätte. Darauf würde es mein restliches Leben keine Antwort geben.

Angst bremst und limitiert dich, somit ist Angst schlecht, wenn man vernünftige Entscheidungen treffen will. Wichtig hingegen ist Respekt vor der Sache. Wer Respekt hat, schätzt das Risiko besser ein und versucht es – im Bereich seiner Möglichkeiten – zu minimieren. Aber: Ein Restrisiko bleibt immer, ­garantierte Sicherheit gibt es nicht! Doch Risiko lässt sich – im Gegensatz 03:07 zur Angst – kalkulieren. Bei einer 50:50-Chance würde ich niemals einen Tauchgang machen. Ich muss mir schon zu 95 Prozent sicher sein, dass alles klappt, damit ich abtauche. So war’s auch beim Weltrekord am Gletscher. Noch nie ist ein Mensch Niemand kommt ohne Team aus, auch durch einen Gletscher getaucht. So Einzelsportler haben viele Mitarbeiter viele unbekannte Variablen: die Höhe, im Hintergrund. Sowohl für den Supdie Temperaturen, das enge, dunkle port als auch für die Sicherheit. Das Loch … aber genau das liebe ich. Es ist Wichtigste dabei ist für mich das totale die Herausforderung, das Unbekannte, Vertrauen in meine Teammitglieder. und am Ende ein richtig kalkuliertes Es geht dabei nicht darum, VerantworRisiko. Genau das treibt mich an.

Erst ein Team macht dich stark

01:58 54

THE RED BULLETIN

SIMON SCHÖPF

CHRISTIAN REDL, 44, hält als Apnoe-Taucher mehrere Weltrekorde, die meisten davon unter Eis. Als erster Mensch tauchte er auf 3200 Meter Seehöhe 23 Meter tief in einen nur einen Meter breiten Gletscher­schacht. Hier verrät er, wie man Risiken richtig kalkuliert.

Routine gibt Sicherheit

MARTIN AIGNER

Der normale Wahnsinn


03:28

tung abzuwälzen, sondern mithilfe einer eingespielten Crew näher an meine Grenzen gehen zu können – manchmal auch darüber hinaus. Bei weitem nicht jeder meiner ­Rekordversuche war von Erfolg gekrönt. Insgesamt bin ich dreimal unter Wasser bewusstlos geworden – ohne Safety-­Team ein Todesurteil. Aber jedes Mal war einer meiner Leute sofort zur Stelle, und ich konnte aus jeder Niederlage etwas Wertvolles für mich und meinen weiteren Weg mitnehmen. Das verdanke ich allein meiner Crew.

04:13

Wie der mentale Fokus gelingt

„Iceman“ Christian Redl

Bei seinem jüngsten Tauchgang ohne Pressluftflasche betrug die Temperatur im Schacht des Hintertuxer Gletschers am Ende tatsächlich –0,6 °C, was durch Anomalien bei einem Mix aus Eis- und Schneeschmelze, gemischt mit Regenwasser, möglich ist. Es war der elfte Weltrekord des Korneuburgers Christian Redl, der siebente unter Eis. Sein Spitzname ­„Iceman“ ist somit selbsterklärend.  christianredl.com

„Nur mit der Hilfe einer eingespielten Crew kann ich an meine Grenzen gehen.“ Christian Redl

So seltsam es klingt: Steht der entscheidende Moment kurz bevor, ist es besser, du blendest ihn, so gut es geht, aus – so bleibst du ruhiger. Es kostet einfach wahnsinnig viel Energie, wenn man sich zu lange vorbereitet. Ich habe hier für mich eine Regel aufgestellt: Zwei Minuten vor dem Start des Tauchgangs müssen reichen. In dieser Zeit atme ich entspannt und bereite den Körper auf den Tauchgang vor. Ich geh den gesamten Tauchgang geistig durch, mit allen Empfindungen, Meter für Meter, Sekunde für Sekunde. Der erste Atemzug nach dem imaginierten Auftauchen ist gleichzeitig der letzte reale, bevor ich den echten Tauchgang starte. Dann kopiere ich den geistigen Tauchgang eins zu eins, nur eben in der Realität. Meinen Weltrekord im Gletscher hätte ich – aufgrund der extremen Temperaturen und der Ablenkung durch das Kamerateam vor Ort – ohne diese mentale Fokussierung ­ver­mutlich nicht geschafft.

05:00 THE RED BULLETIN

55


INNOVATOR

Critterpedia

Gift-Alarm Wie eine App gefährliche Schlangen und Spinnen erkennt – und warum wir einer besorgten Schwiegermutter ­diese lebensrettende Idee verdanken.

Lern deine Mitbewohner kennen, zum Beispiel diese Riesenkrabbenspinnenart (links).

56

H

ierzulande müssen wir Spinnen und Schlangen nur in den seltensten Fällen fürchten. Weshalb diese Idee aus dem fernen Australien vielleicht nicht sofort auf fruchtbaren Boden fällt. Wer aber Fern­ reisen liebt (und wir werden wohl nicht ewig in unseren vier Wänden festsitzen), wird sie als willkommenen Begleiter schätzen lernen. Die Idee zu C ­ ritterpedia hatten Nic und Murray ­Scarce, ein Ehepaar aus dem aus­ tra­lischen Queensland, als Murrays Schwiegermama aus Großbritannien zu Besuch kam. Und ob der über­

IDEEN FÜR EINE B ES S E R ZUKUNFTE

raschenden Vielzahl aus­ tralischer Krabbeltiere aus dem Fragen nicht mehr herauskam: „Sie war un­ erbittlich. Wollte von jedem Tier, das ihr vor die Augen kam, wissen, worum es sich handelte, ob es harmlos, gefährlich oder vielleicht sogar tödlich sein könnte.“ Erstaunt stellten die beiden fest, dass sie kaum Antworten auf die Fragen der wissbegierigen älteren Dame hatten. Die Erkenntnis, die Nic und Murray praktisch gleichzeitig kam: „Wir haben uns angeschaut und gesagt, wie gut es wäre, wenn wir mit dem Handy ein Foto machen und damit jedes Tier identifizieren könnten.“ So wie Shazam Musik „hört“ und erkennt, sollte ihre App Spinnen und Schlangen be­ schreiben. Gedacht, gesagt, getan. Auch wenn es bei 170 Schlan­ gen- und 2000 Spinnenarten schwieriger war als gedacht: „Oft sind die Unterschiede minimal.“ Dank künstlicher Intelligenz lernt die App mit jedem Bild dazu. Die Test­ phase läuft, Start soll im Mai 2021 sein. critterpedia.com

App-Idee: Murray und Nic Scarce aus Queensland

THE RED BULLETIN


IN ALLER KÜRZE IDEEN ZUM WOHLFÜHLEN Plaudern mit neuen Freunden oder einfach besser schlafen – zwei Apps, die dabei helfen.

CRITTERPEDIA, BIG BJARKE INGELS GROUP, SEARCH, GETTY IMAGES, ILSOOVANDIJK

LOU BOYD

ANIA KROL Du fühlst dich einsam? Möchtest plaudern – über dich, deine Hobbys, das Leben? Die Online-Plattform Ahoyly vermittelt Gleich­ gesinnte. Die Anmeldung dauert zwei Minuten, getalkt wird über Skype, Zoom etc. Gründerin Ania Krol: „Am häufigsten wird übers Reisen diskutiert.“ ahoyly.com

ELS VAN DER HELM Zwei Drittel der Erwach­ senen bekommen zu wenig Schlaf. Das ist ungesund und teuer. Gründerin Els van der Helm: „Ein müder Arbeitnehmer leistet weniger.“ Ihre App hilft, Schlaf­ losigkeit zu vermeiden. Im Extremfall sogar mit einem Coaching durch Schlaf­experten. shleep.com

Mehr Inspiration für ­ ukunftsmacher gibt es Z im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: ­redbulletininnovator.com

THE RED BULLETIN

Project Olympus

Wir übersiedeln auf den Mond Wohnen auf unserem Trabanten? Bereits 2024 sollen die Umzugskartons gepackt werden. Die Station für das erste Mond-Pärchen kommt aus einem 3D-Drucker.

D

ie US-Raumfahrtbehörde (NASA) hat ein neues Lieblingsunterfangen. Es trägt den Namen „Project Olympus“ und sieht nicht weniger als die Besiedelung des Mondes vor. Das Heim für die Mondianer soll das US-Unternehmen ICON errichten. 2018 machte es Schlagzeilen mit einem Haus, das dank eines riesigen 3D-Druckers und eines speziellen Betons um nur 10.000 Dollar (umgerechnet rund 8500 Euro) in Austin, Texas, ­errichtet wurde. Für den ICON-Mit­ begründer ­Jason Ballard eine geradezu himm­lische Idee: „Der Bau des ersten Hauses der Menschheit auf einer anderen Welt wird das ehrgeizigste Bau­ projekt in der Geschichte sein.“ Ein erster Schritt ist gemacht. ICON hat an der 3D-Printed Habitat Challenge der NASA, einem Wettbewerb für eine Unterkunft aus dem Drucker, teilgenom­ men und eine Auszeichnung für den Druck einer vollständig versiegelten Struktur erhalten – diese wiederum ist Voraussetzung für ein Heim, dessen Bewohner vor extremen Temperaturen, hohen Strahlungen und Meteoriteneinschlägen geschützt werden müssen. Ebenso wichtig: Nachhaltigkeit und eine Nutzung der

Ideen für ein Leben auf dem Mond: Wie die Siedlungen wirklich ausschauen werden, ist offen.

vorhandenen Mittel, zum Beispiel Mondgestein und Eis aus schattigen Kratern. Gebaut werden soll rasch: 2024 sollen die erste Frau und ein weiterer Mann landen, bis 2030 ist die erste Siedlung geplant. Acht Staaten haben bereits ­Zusammenarbeit vereinbart, u. a. die USA, Italien, Japan und die Vereinigten Arabischen Emirate. iconbuild.com

Schon bald Realität? Raketen, die am Mond starten und landen. Im Hintergrund: Mutter Erde

57


Der amerikanische Traum

Haaland, Mané oder Keïta – der FC Red Bull Salzburg verfolgt seit Jahren eine höchst erfolgreiche Transferstrategie: Hochtalentierte Spieler entwickeln sich beim österreichischen Fußballmeister zu Superstars. Was diese Talente als Menschen auszeichnet, zeigt der nächste 20-jährige Hoffnungsträger: Welcome to Salzburg, BRENDEN AARONSON! Text HANNES KROPIK Fotos LAURA BARISONZI


GABERLN IN PHILADELPHIA

„Fußball ist eine Welt­sportart“, sagt US-Mittelfeldspieler und Neo-Salzburger Brenden Aaronson, „mich fasziniert, wie viele Fans, die über den ganzen Globus verstreut sind, sich für die ganz großen Vereine begeistern.“

59


Dynamischer Abschluss: Brenden Aaronson (links) lässt Los Angeles Galaxys Eduard Atuesta keine Chance.

60

2020 ist ein gutes Jahr für Brenden. In seiner zweiten Profi-Saison steht der offensive Mittelfeldspieler in allen 26 Meisterschaftsspielen in der Startelf von Philadelphia Union und führt das Team aus Chester, Pennsylvania, zum Sieg im Grunddurchgang – und damit zum „Supporters’ Shield“, der ersten ­Trophäe in der Vereinsgeschichte. Von den Verantwortlichen der MLS (Major League Soccer) wird er als bisher jüngster Spieler in die „Best XI“, das All-StarTeam der Liga, gewählt. Im Oktober ­unterschreibt er bei den Roten Bullen ­einen Vertrag bis Juni 2025. Im Februar feierte Brenden zudem ­gegen Costa Rica sein Debüt in der USNationalelf – standesgemäß mit einem Sieg. Zu diesem Zeitpunkt stand das ­Interesse des FC Red Bull Salzburg am Landsmann von Trainer Jesse Marsch längst fest. Erste Gespräche über einen Transfer hatte es sogar schon im Sommer

davor gegeben: Salzburgs seinerzeitiger Chefscout erkundigte sich bei Phila­delphia Union nach dem außergewöhnlichen ­Talent, das gerade in den Erwachsenenfußball hochgezogen wurde und sich binnen w ­ eniger Spiele seinen Stammplatz gesichert hatte.

E

rnst Tanner fungiert seit 2018 als Sportdirektor von Philadelphia Union – jener Ernst Tanner, der ­zuvor sechs Jahre lang in Salzburg für den Nachwuchsbereich verantwortlich gewesen war. Er hat Brenden Aaronson mit dem ersten Profi-Vertrag ausgestattet und weiß genau, warum sein Schützling perfekt nach Salzburg passen wird: „Brenden agiert immer im Pressing-­ Modus. Er hat ein u ­ nglaubliches läufe­ risches Potenzial und ist auch mit dem Ball sehr schnell. Er ist ein echter Tempodribbler und außerdem enorm ehrgeizig und zielorientiert.“ THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES

K

nifflige Situationen kann man auf verschiedene ­Arten lösen. Mit roher ­Gewalt etwa. Oder mit konsequenter Hartnäckigkeit. Brenden Aaronson, 20-jährige Neuverpflichtung des FC Red Bull Salzburg und eines der größten Talente des US-Fußballs, ­bevorzugt kreativen Spielwitz. Er lässt es so leicht aussehen, wenn er sich mit ­einer eleganten Pirouette von seinem ­Gegenspieler löst, ihn geschmeidig umtänzelt – und dann den tödlichen Pass spielt. „Ja“, bestätigt Brenden im Tele­ fonat aus seinem Elternhaus in ­Medford, New Jersey, „ich suche diese Eins-gegeneins-Situationen. Es macht mir Freude, Gegenspieler auszudribbeln. Überhaupt macht mir das Fußballspielen Riesenspaß. Mit dem Transfer zu einem so namhaften euro­päischen Verein geht mein großer ­Lebenstraum in Erfüllung.“


„Mit dem Transfer zu einem so namhaften europäischen Klub erfüllt sich ein Lebenstraum.“ Brenden Aaronson über seinen Wechsel zum FC Red Bull Salzburg


AUF ROCKYS SPUREN

Die 72 Stufen zum Museum of Art in Philadelphia machten Sylvester Stallone einst weltberühmt, heute weisen sie Brenden Aaronson den Weg in die Zukunft: „Ich will Erfolg!“


Jesse Marsch, gebürtig aus Wisconsin, Trainer des FC Red Bull Salzburg und langjähriger Teamkollege (und Freund) von Philadelphia-Coach Jim Curtin, freut sich naturgemäß auf seinen Winter-Neuzugang: „Wir haben Brenden längere Zeit beobachtet. Er ist von Spiel zu Spiel besser geworden. Ich denke, er versteht unsere Fußball-Philosophie: Er spielt sehr aggressiv, ist am Ball sehr clever und läuft den ganzen Tag. Er hat alles, was uns an einem Spieler gefällt.“ Wie schätzt Brenden sich und ­seine Fähigkeiten denn selbst ein? „Ich bin ein dynamischer Spieler mit großem Vorwärtsdrang, übernehme aber genauso gern Defensivaufgaben für die Mannschaft. Ich bin kreativ und kann Tore schießen und natürlich vorbereiten. Und ich will jedes Spiel gewinnen – selbst im Training, ich kann gar nicht anders.“ Neben fußballerischen Fähigkeiten hebt Tanner auch den „tollen Charakter“ der Zukunftshoffnung hervor: „Er weiß, dass neben dem Talent noch sehr viel harte Arbeit braucht, und er ist extrem lernbegierig. Er stellt viele Fragen und will sich in jedem Spiel, in jedem Training verbessern.“ Körperlich wird sich Brenden, der in der Highschool nebenbei auch Baseball, Basketball und Lacrosse gespielt hat, in den nächsten Jahren auf jeden Fall noch weiterentwickeln – „müssen“, wie er selbst sagt: „Ich war immer einer der kleineren, schmäleren Spieler und musste lernen, möglichst rasch von den meist weitaus größeren, stärkeren Gegnern wegzukommen. Ich weiß, dass ich nicht weiter in die Höhe wachsen werde ­(Brenden ist eins achtzig; Anm.), aber ich freue mich, wenn ich in den nächsten Jahren noch ein paar Kilo Muskelmasse aufbauen kann.“

T

alent und Arbeitsmoral scheinen Brenden, der bisher mit Ausnahme eines gebrochenen Schulterblatts 2016 von schweren Verletzungen verschont geblieben ist, in die Wiege gelegt: Vater Rusty war in jungen Jahren begeisterter und durchaus talentierter Fuß­ baller – allerdings in einer Zeit, in der es in den USA keine ernstzunehmende ProfiStruktur für Soccer gab. „Mein Dad“, erzählt Brenden, „hat auf der Universität gekickt. Er hat mir die Liebe zu diesem Sport vermittelt und war später mehrere Jahre lang mein Trainer.“ Neben seinem Job als Chef einer Finanz-Security-Firma baut Rusty Aaronson seinen eigenen Fußballverein auf, Real New Jersey FC. „Und er nimmt sich heute noch immer Zeit für mich. Oft trainieren wir schon

THE RED BULLETIN

„Wir haben Brenden beobachtet. Er ist von Spiel zu Spiel besser geworden.“ Jesse Marsch, Red Bull Salzburg-Trainer

vor dem offiziellen Mannschaftstraining im Garten oder auch am Abend noch so lange, bis es endgültig zu finster ist.“ Ende Dezember wird Brenden nach Salzburg übersiedelt sein. Bisher war er noch nie in Österreich, hat aber nicht zuletzt von Salzburg-Goalie Carlos Coronel viel Gutes über seinen künftigen Lebensmittelpunkt erfahren: „Carlos war ja vergan­genes Jahr nach Philadelphia verliehen, und wir haben uns schon damals sehr gut verstanden. Es ist sicher ein Vorteil, dass ich zumindest einen meiner neuen Mitspieler persönlich kenne.“ Sein Apartment ist im Februar bezugsfertig, bis d ­ ahin wird er sich in einem Hotel an die österreichische Gastfreundschaft, die Kultur, die Sprache gewöhnen. Zu Hause in der 23.000 Einwohner zählenden Gemeinde Medford, New Jersey, bewohnt Brenden immer noch sein altes Kinderzimmer, an den Wänden hängen Poster seiner Helden Steven Gerrard (im Liverpool-Trikot) und Frank Lampard (in Chelsea-Blau): „Ich war immer ein riesiger Fan von S ­ teven. Als er am Ende seiner Karriere bei LA Galaxy gespielt hat, konnte ich ihn einmal von der Tribüne aus bewundern – es war sensationell!“ Brenden ist ein aufmerksamer ­Gesprächspartner, der ohne große ­Umschweife auf den Punkt kommt. Die Aussicht auf das große Geld, das eine ­internationale Fußballkarriere begleitet, interessiert ihn nicht, auch auf Statussymbole legt er keinen gesteigerten Wert: Den 45-minütigen Weg über die Bundesstaatengrenze von New Jersey ins Stadion

im benachbarten Pennsylvania legt er in einem übertragenen Subaru ­Legacy zurück, den er seinem Dad abgekauft hat. „Ich liebe dieses Auto, weil es mein erstes ist. Aber letztendlich ist es für mich nur ein Mittel, um von Punkt A zu Punkt B zu kommen. Ich fahre nicht besonders schnell. Ich bin eher gemütlich unterwegs und höre mir während der Fahrt Podcasts an.“ Selbst wenn er – anders als manch Gleichaltriger – an den Wochenenden gut und gern auf rauschende Partys verzichten kann, ist sein Freizeitverhalten durchaus altersadäquat: „Ich verbringe viel Zeit mit Konsolenspielen wie ‚Fort­nite‘, ‚Call of Duty‘ oder ‚Rocket League‘.“ Und natür­ lich ist er ein begeisterter „FIFA“-Zocker – allerdings mit einem zarten G ­ efühl der Wehmut: „Ich muss leider s­ agen, dass die Figur des Brenden Aaronson in ‚FIFA 20‘ nicht besonders gut ist. Ich habe mich zwar in mein U ­ ltimate Team hinein­ gewählt, lasse mich aber zur Sicherheit lieber auf der Ersatzbank sitzen …“

B

leibt neben Fußball und Computer­ spielen noch Zeit und Raum für Zweisamkeit? Ja! Seit zwei Jahren ist Brendens Herz vergeben; und um Freundin Milana werden ihn wohl viele Burschen beneiden – nicht nur wegen ­ihres blendenden Aussehens und ihres strahlenden Lächelns. Tatsächlich teilt die 19-jährige Medizinstudentin Brendens große Leidenschaft: „Wir haben uns kennengelernt, weil meine beste Freundin auf der Highschool mit ihr in einer Mannschaft gespielt hat. An den Wochenenden verbringen wir die Vormittage normalerweise auf der Couch und schauen uns gemeinsam irgend­ welche Übertragungen aus den besten euro­päischen Ligen an. Wir können ­stundenlang über Fußball reden!“ Nach Europa wird Brenden vorläufig allerdings allein übersiedeln: „Milana wird so oft wie möglich herüberkommen. Sie soll aber wegen mir nicht ihre Aus­ bildung aufgeben.“ Eine große Rolle in Brendens Leben spielt auch die Musik: „Am liebsten höre ich Rap von Leuten wie Lil Baby oder Roddy Ricch, manchmal Electro, zum Beispiel von Tiësto. Und ich höre gern alte Gitarrenbands wie die Eagles; die hat mein Dad früher im Auto laufen gehabt. Ich gehöre allerdings zu denen, die vor einem Spiel lieber mit ihren Kollegen sprechen, als sich unter einem Kopf­ hörer zu verstecken.“ Denn die Musik, die spielt ohnehin da draußen auf dem ­grünen Rasen. Im Netz: instagram.com/baaronson7

63


Talent zahlt sich aus Allein mit seinen Top-elf-Verkäufen erzielte der FC Red Bull Salzburg in den vergangenen sechs Jahren ein Transferplus von rund 190 Millionen Euro. Hier sind die elf Geschichten der Stars made in Salzburg: Text HANNES KROPIK

23

Millionen Sadio Mané (SEN) (mit 22 zu FC Southampton, 2014) Die Offensivkraft wurde 2012 mit 20 ­Jahren um die damalige Salzburger ­Rekordsumme von vier Millionen Euro von FC Metz (FRA) gekauft. Zwei Jahre s­päter verließ er Österreich als zwei­ facher Meister und Cupsieger in Richtung ­Southampton – für die damalige Salz­ burger Rekordsumme von 15 Millionen Euro. Manés Wechsel zu Liverpool 2016 spülte einen Weiterverkaufsbonus von weiteren acht Millionen in die Salzburger Vereinskassa. Heute wird der Markt­ wert von Afrikas Fußballer des Jahres 2019 auf 120 Millionen Euro geschätzt. Aktueller Verein: FC Liverpool

29,75

Millionen

Naby Keïta (GUI) (mit 21 zu RB Leipzig, 2016) Der Mittelfeldspieler kam 2014 mit 19 Jahren um 1,5 Millionen Euro aus der 2. französischen Liga (FC Istres) nach Salzburg. 2015 wurde er zu Guineas Fußballer des Jahres gekürt, im Jahr darauf wechselte Keïta zum RB Leipzig und von dort 2018 um die Leipziger Rekord­ summe von 60 Millionen weiter zum FC Liverpool, wo er – wie auch die Nummer 2 dieser Aufzählung – 2019 die Champions League und danach den Weltpokal gewann. Aktueller Verein: FC Liverpool 64

THE RED BULLETIN


20

Millionen Erling Haaland (NOR) (mit 19 zu Borussia Dortmund, 2020) 12 Monate genügten der norwegischen Naturgewalt, um nachhaltig Eindruck in der Fußballwelt zu hinterlassen. Der bullige Mittelstürmer wechselte im Winter 2019 im Alter von 18 Jahren um acht Millionen Euro von Molde FK (NOR) in die Mozartstadt, erzielte in 27 Spielen 29 Tore, darunter acht in seinen ersten sechs Champions-LeagueEinsätzen, und ging im Winter 2020 um 20 Millionen zu Borussia Dortmund – wo er sich im ersten Meisterschaftsspiel mit drei Toren vorstellte. Aktueller Marktwert: 100 Millionen Euro.*

19

Millionen Amadou Haidara (MLI) (mit 20 zu RB Leipzig, 2019) Der damals 18-jährige Mittelfeldspieler aus Mali begann seine Europa-Karriere 2016 beim Salzburger Farmteam FC Liefering und gehörte auch jenem U 19Team des FC Salzburg an, das – betreut von Marco Rose – 2017 sensationell die UEFA Youth League gewann. Nach einem halben Jahr in Österreichs ­zweithöchster Spielklasse wurde er in die Bundesliga hochgezogen und ­empfahl sich für einen Transfer in die Deutsche Bundesliga.*

17

Millionen

19

Millionen

GETTY IMAGES, PICTUREDESK.COM

Duje Ćaleta-Car (CRO) (mit 21 zu Olympique Marseille, 2018) Für den 17-jährigen Kroaten bezahlte Salzburg 2013 50.000 Euro Ausbildungsentschädigung an den HNK Šibe­nik und verlieh ihn an den damaligen Koopera­ tionspartner FC Pasching. Über Salzburg schaffte Ćaleta-Car 2018 den Sprung in die kroatische Nationalmannschaft und kam auf deren Weg ins WM-Finale (2:4 gegen Frankreich) in einem Vorrundenspiel zum Einsatz. Nach der WM wechselte der robuste Innenverteidiger ins Land des neuen Weltmeisters.*

Munas Dabbur (ISR) (mit 27 zu FC Sevilla, 2019) Der israelische Teamstürmer wurde 2016 um fünf Millionen Euro von Grasshoppers Zürich geholt und nach einem halben Jahr noch einmal für den Rest der Saison in die Schweiz zurückverliehen. Danach entwickelte sich Munas Dabbur zum ­Torgaranten und zog damit das Interesse des damals fünffachen Europa-LeagueGewinners FC Sevilla auf sich. Aktueller Klub: seit Jänner 2020 TSG Hoffenheim

*  Finanzielle Momentaufnahme. Die Verkaufssumme kann sich – wie bei Sadio Mané und Naby Keïta – noch deutlich erhöhen, weil Salzburg in den meisten Fällen dank einer Vertragsklausel am ersten Weiterverkauf mit bis zu 20 Prozent beteiligt ist. THE RED BULLETIN

15

Millionen Xaver Schlager (AUT) (mit 21 zu VfL Wolfsburg, 2019) Der gebürtige Linzer durchlief die gesamte Ausbildung in der Red Bull Salzburg Akademie. Sein Debüt in der Kampfmannschaft feierte der Mittelfeldmotor 2016 im vorletzten Meisterschaftsspiel des Jahres. 2019 wechselte der Eigenbauspieler als vierfacher Meister, dreifacher Cupsieger und UEFA Youth League-Sieger nach Deutschland.*   65


15

Millionen Jonatan Soriano (ESP) (mit 31 zu Beijing Guoan, 2017) Die Ausnahme von der Regel: Der Spanier kam im reifen Alter von 26 Jahren von Barcelonas B-Mannschaft um 500.000 Euro nach Salzburg. Der Stürmer ­erzielte 174 Tore in 203 Spielen und wurde 2017 – mit 31 Jahren – als Salzburgs Rekordtorschütze um 15 Millionen in die chinesische Super League verkauft. Aktuell: seit August 2020 vereinslos

Millionen

Der Sohn des Salzburg-Urgesteins Leo Lainer ist der ein­zige Spieler dieser Liste, der zwischendurch bei einem anderen Bundesligaklub engagiert war. Nach einer Saison bei der SV Ried (14/15) kehrte die Laufmaschine zum Stammklub zurück und folgte schließlich als gestandener Teamspieler seinem Coach Marco Rose nach Deutschland.*

12

Millionen

14

Millionen Diadié Samassékou (MLI) (mit 23 zu Hoffenheim, 2019) Wie sein malischer Landsmann Amadou Haidara übersiedelte Diadié ­Samassékou auch als Teenager aus der Hauptstadt Bamako nach Liefering. Nach ­einem Jahr in Österreichs zweithöchster Spielklasse war der Defensivmann bereit für größere Aufgaben; 2019 folgte er als inzwischen 23-Jähriger und vierfacher Meister dem Ruf der Deutschen Bundesliga.*

Hannes Wolf (AUT) (mit 20 zu RB Leipzig, 2019) Der offensive Mittelfeldspieler kam mit 15 aus s­ einer steirischen Heimat in die Akademie des Salzburger Serienmeisters und erdribbelte sich über Liefering seinen Weg in die Bundesliga. Der ­aktuelle U 21-Nationalteamspieler debütierte mit 17 Jahren in der Europa League und gewann – an der Seite von Xaver Schlager und A ­ madou Haidara – die UEFA Youth League.* Aktueller Verein: seit Juli 2020 bei Borussia Mönchengladbach (mit Kaufoption verliehen bis Juni 2021)

*  Finanzielle Momentaufnahme. Die Verkaufssumme kann sich – wie bei Sadio Mané und Naby Keïta – noch deutlich erhöhen, weil Salzburg in den meisten Fällen dank einer Vertragsklausel am ersten Weiterverkauf mit bis zu 20 Prozent beteiligt ist.

66

THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES, ALAMY, PICTUREDESK.COM

12,5

Stefan Lainer (AUT) (mit 26 zu Borussia Mönchengladbach, 2019)


100% FLÜÜÜGEL. 0% ZUCKER.


B O U L E VARD DER HEL DEN

TONI INNAUER

EIN FLUG FÜR DIE EWIGKEIT Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten überlebensgroßer Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit. Folge 9: der Sprung, nach dem man das Schifliegen hätte beenden sollen.

68

THE RED BULLETIN

BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT MICHAEL KÖHLMEIER

E

PICTUREDESK

V

or ein paar Jahren lernte ich nicht mehr an. Ich finde die gespreizten Toni Innauer kennen. Wir Beine und die gespreizten Arme hässlich. ­waren bei einer Veranstaltung Ich weiß, in dieser Haltung bietet der in Vorarlberg eingeladen, Sportler mehr Fläche, sein Körper ist ein er hielt einen Vortrag, ich hielt Segel, er kann weiter springen, weiter ­einen Vortrag, ich erinnere mich nicht. fliegen. An der Entwicklung dieser Disziplin wird sinnfällig, dass sich der Sport Anschließend diskutierten wir mit anderen auf der Bühne, ich erinnere mich MICHAEL KÖHLMEIER von der Schönheit verabschiedet hat. Ich Der Vorarlberger ist seit nicht. Nach der Veranstaltung bot sich habe mir den Flug von Toni Innauer, den Jahrzehnten ein Fixstern Toni Innauer an, mich nach Hause zu perfekten, den vom 6. März 1976, immer am österreichischen fahren. Es regnete stark, ich blieb vor wieder angesehen. Literaturhimmel. unserem Haus noch in seinem Wagen „Was fällt dir zu diesem Sprung ein?“, Gerühmt wird er sitzen, um das Gröbste abzuwarten. Ich fragte er mich. vor allem für seine Erzählkunst. blieb eine Stunde in seinem Wagen sitzen, „Nach diesem Sprung“, sagte ich, die Fensterscheiben beschlugen sich, Toni „hätte man das Schifliegen beenden Innauer erzählte, ich hörte zu, stellte manchmal eine ­sollen. Es war an sein Ende gekommen. Das fällt Frage, an diese Stunde erinnere mich sehr genau. mir zu diesem Sprung ein.“ Ich sagte: „Du weißt, was ich fragen will?“ Er lachte. „Das habe ich auch schon gehört. Schon „Ich vermute es“, sagte er. „Wie das am 6. und am selben Tag habe ich das gehört. Ein Reporter am 7. März 1976 gewesen ist. Das willst du wissen. hat es gesagt. Was denkst du, wie das in den Ohren Habe ich recht?“ eines Achtzehnjährigen klingt?“ „Du hast recht“, sagte ich. „Wie war das?“ „Er freut sich. Er ist stolz. Er jubelt. Es spornt Am 6. März 1976 flog Toni Innauer in Oberstdorf ihn an. Ich meine, es hat dich doch angespornt. 168 Meter weit, für diesen Flug gab ihm jeder der Jedenfalls bist du am nächsten Tag Weltrekord fünf Sprungrichter die Note 20. Das hatte es bis gesprungen.“ dahin nicht gegeben. Am nächsten Tag verbesserte „Das ist richtig“, sagte er. er die Weite auf 176 Meter, das war Weltrekord. s klang nicht stolz. Es klang nicht so, als freute Die Note 20 für Schönheit bekam er diesmal nur er sich in der Erinnerung. „Ich habe sehr früh von drei Juroren. kennengelernt, dass es zwei verschiedene „Du willst fragen, welcher Sprung für mich der ­Reaktionen auf Lob gibt“, fuhr er nach einer Weile­ wichtigere ist. Habe ich recht?“ fort. „Einmal: Du freust dich, weil das Lob dir sagt, „Nein“, sagte ich, „ich will glauben, es ist der hör zu, du bist besser, als du selber denkst, dass ­erste, der perfekte, der rein schöne.“ du bist. Solches Lob erhöht dich. Es macht dich „Ich weiß es nicht“, sagte er. „Die Erinnerung ­größer. Es traut dir mehr zu, als du dir selbst zuan diesen Flug hat etwas Unheimliches.“ traust. Ich glaube, in den allermeisten Fällen ist Toni Innauer war damals knapp achtzehn Jahre das so. Besonders wenn man jung ist. Wenn man alt. Damals waren Schispringen und Schifliegen jung ist, hat man ungeheure Kräfte, aber man weiß noch schön. Heute schaue ich mir die Bewerbe


THE RED BULLETIN

  69


B OU L EVAR D DE R HE L D E N

nicht, was tatsächlich in einem steckt. Dann kommt einer, einer, den du ernst nimmst, der kommt und sagt: Ja, du bist stark, aber du bist noch stärker, als du denkst. Ja, du bist gut, aber du bist noch besser, als du denkst. Das spornt an. Vorausgesetzt, dieses Lob ist realistisch. Es gibt unrealistisches Lob. Das kennst du. Nicht gut, gar nicht gut. Nirgends kommt unrealistisches Lob so oft vor wie in der Kinder­ erziehung. Da meint die Mutter, meint der Vater, sie tun dem Kind etwas Gutes, wenn sie ihm sagen, du bist die Weltbeste oder der Weltbeste. Das ist so, als würden sie sagen: He, dir traue ich zu, dass du auf dem Trampolin bis zum Mond hinaufspringst. Das dümmste Kind weiß, das ist ein blöder Unsinn. Und wenn das Kind nur ein bisschen gescheit ist, empfindet es solches Lob als Spott. Das heißt doch: Du bist so klein, ich muss die ganz große Lupe ­nehmen, damit man dich überhaupt sieht. Das heißt doch: Du bist nichts, aber ich liebe dich trotzdem. So sehr liebe ich dich, dass ich die Wahrheit weg­ schiebe und sie durch einen Blödsinn ersetze. Lob muss realistisch sein. Wenn ein Kind zwei Meter fünfzig weit springt, dann ist es gut, wenn du zu ihm sagst: Ich trau dir zu, dass du zwei Meter sechzig springst. Aber nicht, dass du wie Bob Beamon acht Meter neunzig springst. Lob ist wie eine Droge: Richtig dosiert ist sie Medizin, falsch dosiert kann sie dich ruinieren.“

U

nd was ist die zweite Reaktion auf Lob?“, fragte ich. „Du hast von zwei Reaktionen gesprochen.“ „Wie gesagt“, antwortete er, „gutes, wohl­ dosiertes Lob traut dir mehr zu, als du dir zutraust, macht dich größer, als du zu sein meinst. Es spornt dich also an. Macht dich stolz. Was aber ist, wenn das größte Lob, die größte Begeisterung haargenau bestätigt, was du selbst von dir hältst? Mir fällt ein, was Leonard Cohen gesagt hat, als Bob Dylan den Nobelpreis für Literatur bekommen hat. Weißt du, was er gesagt hat?“ „Nein.“ „Er hat gesagt, Bob Dylan den Nobelpreis zu verleihen, das ist, wie wenn man um den Mount Everest eine Plakette hängt, auf der steht: höchster­ Berg. Das ist meine Erinnerung an den Sprung vom 6. März 1976. Weißt du, was ich meine?“

Als ich vom Schanzen­ tisch abgesprungen bin, wusste ich: Ich kann fliegen!

„Nein, nicht genau“, sagte ich. „Am nächsten Tag bin ich acht Meter weiter ge­ sprungen. Weltrekord. Das war schön und hat mich natürlich gefreut. Aber der eigentliche Flug, ich meine – das kann ich heute sagen – der Flug meines Lebens, war der vom Vortag.“ „Sag ich ja“, unterbrach ich ihn. „Weil er der schöns­te war. Nie vorher und nie mehr nachher ist ein Mensch so schön geflogen.“ „Machst du dich lustig?“ „Nein, um Himmels willen, nein!“

E

s geht um Schönheit, ja“, sagte er nach einer langen Pause. „Aber eigentlich geht es nicht um Schönheit. Ich wusste an diesem Tag, es wird etwas geschehen. Ich meine nicht etwas Sport­ liches. Weltrekord oder so. Du grinst? Wegen dem ‚oder so‘? Weil das klingt, als wäre ein Weltrekord im Schifliegen nichts Besonderes. Natürlich ist es etwas Besonderes. Aber ich habe mir das zugetraut. Jeder hat mir das zugetraut. Manche wären sogar überrascht gewesen, wenn ich nicht Weltrekord ­geflogen wäre. Der Baldur Preiml* zum Beispiel ­wäre enttäuscht gewesen. Nein, das war es nicht. Ich sage es noch einmal: Es war etwas Unheim­ liches. Irgendetwas wird mit mir heute geschehen. Und erst, als ich vom Schanzentisch abgesprungen bin, wusste ich, was. Ich kann fliegen. Ich kann, wenn ich will, über die ganze Stadt, über das Land fliegen. Du kennst solche Träume. Jeder kennt sie. Du fliegst, knapp über dem Boden fliegst du, du denkst jetzt lande ich, gleich lande ich, ein bisschen fliege ich noch, dann lande ich, aber du zögerst es hinaus, wie soll das gehen, es geht, du weißt, du kannst fliegen, und denkst: Was, so leicht ist das! Das kennt jeder. Du weißt im Traum, es ist ein ­Wunder, aber du weißt auch, es geschieht. Als ich vom Tisch abgesprungen bin, hatte ich das Gefühl, ich werde getragen. Ich habe den Flug absichtlich ab­gedrückt. Das habe ich am nächsten Tag nicht getan, und da bin ich Weltrekord gesprungen. Ich hätte schon am Vortag Weltrekord springen können, weiter sogar als am nächsten Tag. Ich hätte mich zu Tode springen können. Bis auf den Gegenhang. Dort wäre ich dann mit voller Wucht aufgeprallt.“ „Und das ist dir alles durch den Kopf gegangen? Während des Flugs?“ „Ja, schon. Irgendwie schon. Wenn ich heute sage, es war unheimlich, dann meine ich genau das. Mir kommt der Flug sehr lang vor. Und es waren doch nur ein paar Sekunden. Weißt du, wie oft ein Sprinter über hundert Meter atmet?“ „Keine Ahnung.“ „Rate!“ „Hundertmal? Ich würde hundertmal atmen.“ „Einmal. Das heißt?“

* Baldur Preiml führte das österreichische Skisprung-Team als Trainer zur Weltspitze.

70

THE RED BULLETIN


„Was heißt das?“ „In solchen extremen Situationen verändert sich das Zeitgefühl. Vielleicht ändert sich sogar die Zeit. Dass ich in einer anderen Zeit war als die Men­ schen um mich herum, die Zuschauer, die Fans, der Trainer, die Kollegen. Ja, das ging mir alles durch den Kopf. Da war ein Verführer in meinem Kopf. Du brauchst nicht zu landen, sagte der, du kannst fliegen. Über die ganze Anlage hinweg. Flieg! Lande später! Lande, wenn es dir passt! Wenn ich auf ihn gehört hätte, wäre ich über den kritischen Punkt hinausgeflogen. Weit darüber hin­aus! Ich habe nicht auf ihn gehört. Ich habe den Flug abgedrückt. An diesem Tag habe ich auf den Weltrekord verzichtet. Und als ich nach dem Flug von allen gelobt wurde – dass es der schönste Flug aller Zeiten gewesen sei, der perfekte Flug, ja, einer sagte wie du, man sollte mit diesem Flug die Dis­ziplin des Schifliegens ein­ stellen, Lob, Lob, Lob –, da dachte ich: Ja. Sie haben recht. Und sie haben nicht recht. Denn sie loben zu wenig. Es war mehr, als sie denken. Und glaub mir, ich bin kein Mensch, der zum Größenwahn neigt.“

In solchen extremen Situationen verändert sich das Zeitgefühl. Vielleicht ändert sich sogar die Zeit. „Das weiß ich“, sagte ich. „Es wird von allen ­Seiten das Gegenteil behauptet.“ „Machst du dich lustig?“, fragte er wieder. „Nein, um Himmels willen, nein!“, rief ich wieder. Dann hatte der Regen endlich aufgehört. Ich be­ dankte mich bei Toni Innauer für diese Stunde und stieg aus. Zu Hause setzte ich mich gleich an den Com­ puter und schaute mir auf YouTube den Flug vom 6. März 1976 an: Toni Innauer liegt über den ­Schiern, be­wegungslos, als wäre er an den Himmel geheftet.

CHOOSE YOUR

Infos unter www.salomon.com/blast


ANZ E I GE

must-haves

1

2

3

4

1 POWDER–LOVER

Der Kore 87 von Head mit Graphene ist der perfekte Touren-Freeride-Ski für alle, die es kaum erwarten können, ihre Spuren im frischen Powder zu hinterlassen. Die Kombination aus superleichtem Gewicht und starker Leistung sorgt für eine optimale Performance in jedem Gelände und macht den All-Mountain-Ski zu deinem Best-Buddy bei kurzen Aufstiegen und langen Abfahrten. head.com

72

2  POWER FÜR UNTERWEGS

Egal ob für Smartphone, Tablet oder sonstige Geräte – mit dem AkkuAdapter ADP05 von Makita hast du deine zuverlässige Stromversorgung bei jedem Abenteuer stets dabei. Der Adapter mit praktischem Gürtelclip kann mit allen Makita 14,4 V und 18 V Li-Ionen Akkus verwendet werden. Zwei USB-Anschlüsse ermöglichen zudem das Laden von zwei Geräten gleichzeitig. makita.at

3 CLAN–LAND

Der Polit-Roman „Clan-Land“ von ­Autor Burkhard Benecken zeigt die beklemmende Vision eines zersplitterten Deutschlands im Jahr 2044. Kriminalität und Korruption drohen das Land in die Katastrophe zu stürzen. Im Zentrum der Geschichte: Strafverteidiger Lorenz van Bergen. Er soll zwischen den Clans und den politischen Machthabern vermitteln. Doch bald gerät er zwischen die Fronten. beneventobooks.com

4  AUSSEN COOL, INNEN WARM Der knielange ODOR Wintermantel ist mit einem isolierenden Mix aus Daunen und Polyester gefüllt. Die wasserabweisende Outerwear ver­ fügt über ein innovatives Rucksacksystem und eine rutschfeste weich anliegende Kapuze. Mit vier Außen­ taschen mit Fleecefutter und zwei Innentaschen ist der ODOR ein superpraktischer Begleiter für den ganzen Tag. alphatauri.com

THE RED BULLETIN


GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

AB IN DEN SATTEL!

CRAIG KOLESKY/RED BULL CONTENT POOL

Auf Enduro-Tour durch Südafrika und Lesotho mit Zweirad-Legende Alfie Cox

73


GUIDE Reisen

„Enduro-Fahrer wissen: Schlechte Straßen sind gute Straßen.“ Alfie Cox, 58, langjähriger KTM-Werkspilot, führt Gäste als Destination Red Bull-Guide durch Südafrika. Hier erzählt er, was sie auf der epischen Motorrad-Reise erwartet:

O

74

Streckenabschnitt in Südafrika: eine Woche im Sattel, großteils auf unbefestigten Pfaden

vielleicht auch daran, dass ich seit mehr als 40 Jahren auf dem Motorrad sitze. Zwischen Paris–Dakar und Amerika, ­zwischen Dubai und China bin ich so gut wie überall gefahren. Aber wenn mich einer fragt, was man unbedingt gemacht haben sollte in seinem Einspur-Leben, dann sage ich: Lasst uns einander in Durban treffen und in einer großen Schleife nach Lesotho rauf- und wieder zurück­ fahren. Das dauert eine Woche, aber jeder einzelne Tag wird es wert gewesen sein.

Die Abenteuer-Route

Wir bewegen uns auf den Spuren der Roof of Africa, machen allerdings kein Rennen, sondern ein Abenteuer daraus,

und zwar eins, das man über Destination Red Bull buchen kann. Als KTM-Mann stelle ich die perfekten Bikes, ihr bringt eure private Ausrüstung wie Helm, Be­ kleidung und Trinkrucksack mit. Das Gepäck schicken wir voraus, denn geschlafen wird jede Nacht im Hotel. Campen muss in meinem Alter echt nicht mehr sein – von der nicht immer ganz harm­ losen Fauna einmal abgesehen. Ach, eins noch, bevor wir aufsteigen: In Südafrika und Lesotho herrscht Linksverkehr. Gerade wenn man mit dem Motorrad aus dem Gelände wieder einmal auf eine befahrene Straße einbiegt, sollte man sich lieber daran erinnern. Im Auto wäre das einfacher: Man würde es daran erkennen, THE RED BULLETIN

TYRONE BRADLEY/RED BULL CONTENT POOL, KEVIN SAWYER, GETTY IMAGES WERNER JESSNER

hne die „Roof of Africa“ würde es kein Red Bull Hare Scramble am Erzberg geben, auch keine Red Bull Romaniacs und viele ähnliche Veranstaltungen, vermutlich nicht einmal die Rallye Dakar. Das sage ich nicht, weil ich dieses mehrtägige Enduro-Rennen neunmal gewonnen und später selbst veranstaltet habe, sondern deshalb, weil es schlicht als erstes da war: 1967 fand es zum ersten Mal statt, und der Slogan, den sich der Straßenbauingenieur Bob Phillips dafür ausgedacht hatte, traf den Nagel auf den Kopf: „Ein Rennen auf der schlechtesten Straße der Welt“. Wir Enduro-Fahrer wissen, dass schlechte Straßen gute Straßen sind. Spannende Straßen. Am liebsten ein­ spurig, als Singletrack, über Wiesen und durch Geröll. Auf der Straße fahren, das kann jeder. Im Gelände trennt sich die Spreu vom Weizen, und Gelände haben wir genug hier in Südafrika und Lesotho, wo ich als Guide der Reise-Plattform Destination Red Bull mit meinen Gästen im Herbst 2021 die schönsten Flecken beider Länder am Motorrad bereisen werde. Die Gegend ist spärlich besiedelt, die Wege sind kaum asphaltiert. Kein Wunder, dass Motorradkonzerne gerne hier herkommen, um ihre neuen Produkte der Weltöffentlichkeit vorzustellen. Mein Vorteil: Ich kenne die Gegend wie die Taschen meiner Enduro-Jacke. Das liegt


GUIDE Reisen

Pretoria

Anreise Start- und Zielpunkt ist der erst 2010 (anlässlich der Fußball-WM) eröffnete King Shaka International Airport in Durban, der zum Beispiel von Turkish Airlines, British Airways oder Emirates ange­ flogen wird. Da der niedrigste Punkt der Reise auf Meeres­ niveau und der höchste auf über 3000 Meter Seehöhe liegt, empfiehlt sich eine variable Enduro-Jacke, eventuell ein zusätzlicher Windstopper und ein zweites Paar

Maseru

Lesotho

Durban

Südafrika

warme Enduro-Handschuhe. Als kompetente Reisepartner stehen Destination Red BullGästen die Spezialistinnen und Spe­zialisten von THE TRAVEL BIRDS aus Salzburg zur Seite.

Der Reise-Begleiter: der neunfache „Roof of Africa“-Sieger Alfie Cox

3 Insider-Tipps: Aufsetzen MOKOROTLO Kennt man auch als Basotho-Hut. Er besteht aus getrocknetem Gras, wird händisch gefertigt und ist das nationale Symbol Lesothos. Charakteristisch ist der komplizierte Knoten, mit dem die Enden des Strohs verbunden sind. An jeder Straßenecke zu kaufen.

Spektakulär: die Tugela-Wasserfälle in Südafrika THE RED BULLETIN

Aufkochen BRAAI Die südafrikanische Variante des Barbecue wird über Stunden zelebriert. Aus dem Holz des Kameldornbaums

wird eine schöne Glut erzeugt, dann kommt entweder Boerewors auf den Rost – eine geringelte Wurst mit viel Koriander – oder auch Fleisch von Springbock, Strauß oder Kudu (okay, Rind, Lamm oder Geflügel findet man ebenso). Auftanken SANI MOUNTAIN LODGE Ein Superlativ für die Kumpels ­daheim: Einkehren im höchstgele­ genen Pub Afrikas auf 2874 Metern über null, genau an der Grenze zwischen Lesotho und Südafrika ge­ legen. Spezialität: Pizza mit Biltong – dem landestypischen Trockenfleisch –, reifem Cheddar, Chili und Thymian. Gibt Kraft für die nächsten Kilometer auf dem Bike!

75


GUIDE Reisen

Deine Abenteuer mit Top-Athleten Bei Destination Red Bull kannst du Reisen mit Red Bull-Athleten und Ikonen buchen. Hier drei Highlights des Programms 2021:

dass das Lenkrad auf der „falschen“ ­Seite ist. Auf dem Bike fehlt dieser ­Orientierungspunkt. Kaum wo ist die Landschaft so spek­ takulär und vielfältig wie bei uns. Die ­grünen Drakensberge, der karge rote Fels des Semonkong-Canyons, der fast 1000 Meter hohe Tugela-Wasserfall – der zweithöchste auf der ganzen Welt –, das türkise Wasser des Indischen Ozeans, die verschneiten Berge rund um den ­Baboons-Pass: Jeder Tag ist anders und speziell. Wer will, kann sogar Ski fahren, wenn die Kraft nach einem Tag im Sattel dafür noch reicht. Kein Witz, wir kommen am Afriski Resort vorbei, dem einzigen Skigebiet Lesothos, auf rund 3000 Meter Seehöhe gelegen, absolut schneesicher.

In Summe werden wir mit unseren ­ TMs rund 500 Kilometer zurücklegen, K meist auf unbefestigten Wegen. Wir wer­ den täglich fünf, sechs Stunden oder mehr auf dem Bike sitzen, oder besser: auf den Fußrasten stehen und dort haltmachen, wo es sich lohnt – eine Diamantenmine besuchen oder einen Safaripark. Spä­ testens wenn wir am letzten Tag an der Beachfront von Umhlanga bei Durban ­sitzen und auf eine unvergessliche Woche anstoßen, bin ich sicher, dass mir jeder Teilnehmer beipflichten wird, wenn ich sage: „Wer das nicht erlebt hat, hat etwas verpasst in seinem Leben!“ Reisetermin: Herbst 2021 (genaues Datum: tbd.); Infos und Buchungen: destination.redbull.com

LECH, VORARLBERG FREERIDE-ACTION MIT NADINE WALLNER Als Skilehrerin, Bergführerin und zweifache Freeski-Weltmeisterin kennt Nadine die schönsten Ab­ fahrten ihrer Heimat und nimmt dich mit auf unvergessliche Abfahrten in ­einem der Top-Skigebiete Europas.

AUSGABE 3 SAISON 2021

Land und Leute

Die perfekte Vorbereitung auf den Trip ist, sich ein wenig in die Geschichte und Kultur Lesothos einzulesen. Man sagt übrigens „Lesütü“, nur so als Hinweis. Das Königreich mit zwei Millionen Einwohnern ist komplett von Südafrika umschlossen. Es gilt als höchstgelegenes Staatsgebiet der Welt: Vier Fünftel der Landesfläche liegen auf über 1800 Meter Seehöhe!

DOMINIK LANDERTINGER Der BiathlonWeltmeister nimmt dich mit ins LaufParadies Tirol

WILLKOMMEN IN DEN ALPEN!

JETZT BUCHEN: Unvergessliche Abenteuer-Reisen mit Red Bull-Athleten und Legenden

TR AVEL EDITION

001_TRB01-TRB- 1

TRAILRUNNING | ENDURO | LAUFEN | FOILING | KLETTERN GOLF | FORMEL 1 | TRIATHLON | FREERIDE-SKIING | MOUNTAINBIKEN

Infos zu allen Reisen 2021 im neuen Destination Red Bull-Magazin. Bestellungen: redaktion@ at.redbulletin.com

22.09.2020 18:25:40

Alle Reisen, Infos und Buchungen unter: destination.redbull.com oder destinationredbull@thetravelbirds.at

76

EISENERZ, STEIERMARK EXPEDITION ERZBERG MIT MATTHIAS WALKNER Gemeinsam mit Österreichs Rallye-­ Dakar-Sieger eroberst du den Erzberg am Motorrad, holst dir professionelle Fahr-Tipps und entdeckst auf eurer gemeinsamen Wandertour die raue Schönheit der Eisenerzer Alpen. THE RED BULLETIN

CRAIG KOLESKY/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES/RED BULL CONTENT POOL, ANDREAS VIGL, PHILIPP PLATZER/RED BULL CONTENT POOL

Vom Meer bis auf 3000 Meter Seehöhe und retour im Sattel einer KTM: Klingt nach gutem Plan!

SPIELBERG, STEIERMARK VIP-­ERLEBNIS FORMEL 1 MIT MARK WEBBER Du verbringst das Renn-Wochenende als VIP an der Strecke, triffst Mark Webber zum Essen, erhältst Zugang zur Boxengasse und erkundest den Grand-Prix-Kurs unter Profi-Anleitung in einem Formel-4-Boliden.


-15% -15%

FOTO: FOTO: DYNAFIT DYNAFIT

TOURENSKI-SET TOURENSKI-SET TOURENSKI-SET * * PLUSCARD-BONUS PLUSCARD-BONUS * PLUSCARD-BONUS Online-Gutscheincode: Online-Gutscheincode: GS20-15SETTOUR GS20-15SETTOUR Online-Gutscheincode: GS20-15SETTOUR

* * * Gültig bis Gültig 30.4.2021 bis 30.4.2021 für PlusCard-Kund für PlusCard-Kund innen. *innen. * * Gültig bis 30.4.2021 für PlusCard-Kund innen. Set-Angebot Set-Angebot gilt ab 2 gilt Artikel. ab 2Ski Artikel. + Bindung, Ski + Bindung, Fell Fell Set-Angebot gilt=Stöcke ab 2 Artikel. + Bindung, Fell Artikel. und/oder und/oder Stöcke Set. Inklusive = Set.Ski Inklusive reduzierte reduzierte Artikel. und/oder Stöcke = Set. Preis Inklusive reduzierte Ausgenommen Ausgenommen & Wert Preis Artikel. & WertArtikel. Artikel. Ausgenommen Preis & Wert Artikel. Nicht kombinierbar Nicht kombinierbar mit anderen mit anderen Nicht kombinierbar mit anderen Aktionen. Aktionen. Aktionen.

2 2

1 1

2

3 3

3

4 4

4

7 7

7

1

PLUSCARDPREIS PLUSCARDP PLUSCARDPREIS € 637,49 € 637,49 € 637,49

5 5

1 1 3

5

6 6

PLUSCARDPREIS PLUSCARDPREIS PLUSCARDPREIS 6 € 416,49 € 416,49 € 416,49

® 2 DYNAFIT 1 DYNAFIT DYNAFIT Herren-Tourenjacke Herren-Tourenjacke TLT GORE-TEX TLT GORE-TEX € 300,-® 2€ 300,DYNAFIT Herren-Isolationsjacke Herren-Isolationsjacke Radical Down Radical Hood Down € 300,Hood € 300,® DYNAFIT Herren-Tourenjacke TLT GORE-TEX 300,DYNAFIT Herren-Isolationsjacke Radical Down Hood € 300,3 DYNAFIT 4 ORTOVOX DYNAFIT Herren-Tourenhose Herren-Tourenhose Mercury 2Mercury DST €€200,2 DST €42200,ORTOVOX Lawinenairbag-Rucksack Lawinenairbag-Rucksack Ascent 30L Ascent Avabag 30L € Avabag 700,- € 700,DYNAFIT Herren-Tourenhose Mercury 2 DSTQuantum € 200,- €4 499,99 ORTOVOX Lawinenairbag-Rucksack Ascent Avabag € 700,5 DALBELLO 6 FRITSCHI 6 FRITSCHI DALBELLO Herren-Tourenskischuh Herren-Tourenskischuh Quantum € 499,99 Vipec EvoVipec 12 + 90 Evomm 12 +Stopper 90 mm30L Tourenbindung Stopper Tourenbindung € 489,99 €416,49 489,99

3 5 5 DALBELLO Herren-Tourenski Tourenskischuh Quantum € 499,99 6 FRITSCHI Vipec Evo 12 + 90 mm Stopper 7 7 Tourenski KÄSTLE KÄSTLE TX 93 € 749,99 TX 93 €637,49 749,99 637,49 7 KÄSTLE Tourenski TX 93 € 749,99 637,49 Erhältlich in Erhältlich allen Gigasport in allenFilialen Gigasport via Click Filialen & Collect via Click und & Collect im Gigasport und imOnline Gigasport ShopOnline solange Shop dersolange Vorrat reicht. der Vorrat reicht. Erhältlich in allen Gigasport Filialen via Click & Collect und im Gigasport Online Shop solange der Vorrat reicht.

Tourenbindung € 489,99

416,49

416,49

GIGASPORT GIGASPORT 16 MAL 16 MAL Graz | Klagenfurt Graz | Klagenfurt | Villach||Villach Brunn |am Brunn Gebirge am Gebirge | Innsbruck | Innsbruck | Liezen || Liezen Fohnsdorf | Fohnsdorf | Leoben| |Leoben Oberwart | Oberwart GIGASPORT 16 MAL IN ÖSTERREICH IN ÖSTERREICH Graz | Klagenfurt | Villach | Brunn am Gebirge || Innsbruck | |Liezen | Fohnsdorf | Leoben Oberwart Kapfenberg/St.Lorenzen Kapfenberg/St.Lorenzen | Spittal || Spittal Lienz ||Bärnbach Lienz Bärnbach | Fürstenfeld Fürstenfeld | Bad Ischl | Bad | Wolfsberg Ischl | Wolfsberg || www.gigasport.at | www.gigasport.at ÖSTERREICH UND IMINONLINE UND IM SHOP ONLINE SHOP Kapfenberg/St.Lorenzen | Spittal | Lienz | Bärnbach | Fürstenfeld | Bad Ischl | Wolfsberg | www.gigasport.at UND IM ONLINE SHOP


GUIDE Uhren

TISSOT ALPINE

LEUCHTENDES ORANGE Indizes, Sekunden­zeiger, Drücker-Ringe, Ziernaht – von der Farbe der Bremssättel inspiriert.

Uhr fährt Auto Für diese Tissot ist in einem flotten Flitzer ein ganz besonderer Platz reserviert – im Cockpit der Alpine A110S wird sie zum perfekten Kopiloten. Das 45-Millimeter-Gehäuse der Uhr kann mit einer 30-Grad-Drehung (im Gegenuhrzeigersinn) vom Armband gelöst werden. Mit einer Gegen­ drehung lässt es sich in der Spezialhalterung am Multi­media-Display der Alpine A110S wieder fixieren – Zeit­ management in Perfektion. Preis: 2185 Euro; tissotwatches.com

LEGENDÄRER SPORTWAGEN DIE ALPINE GEWANN WELTMEISTERTITEL Die Alpine war in den 1960erund 1970er-Jahren ein legendärer Sportwagen. Zwei Rallye-Weltmeistertitel (1971 und 1973) wurden mit ihr eingefahren. 1977 war alles vorbei, 40 Jahre später feierte der Wagen eine viel beachtete Rückkehr. Das aktuelle Modell ist die Alpine A110S (215 kW, 260 km/h, in 4,4 Sek. von 0 auf 100 km/h).

LIMITIERTE EDITION Das Gehäuse der Tissot Alpine ist aus Edelstahl, das Automatikwerk verfügt über 60 Stunden Gangreserve. Limitiert ist die Uhr auf 516 Stück.

78

WOLFGANG WIESER

Alpine A110S

Vom Handgelenk an die Konsole

THE RED BULLETIN


GETREIDEGASSE 27, SALZBURG | HERRENGASSE 2, GRAZ


GUIDE Fitness

TRAINING

Auf los geht’s los!

Die neuen Funktionen der App im Überblick: Philipp Hansa, Wings for Life World Run-Botschafter, ist 2021 zum vierten Mal am Start.

„Sieh das Training als Arbeitstermin.“ Philipp Hansa, Ö3-Moderator länger nicht mehr laufen war, dem empfiehlt Hansa, das Workout wie einen Arbeits­ termin zu sehen. Als etwas,

Philipp beim Training mit Laufexpertin Ingalena Schömburg-Heuck

80

das man erledigt, egal ob man nun Lust darauf hat oder nicht.

Rund um Österreich

Der Steirer hat sogar ein eigenes Team gegründet – eine offene Wings for Life World Run-Gruppe. Team Philipp Hansa hat das Ziel, virtuell einmal um ganz Österreich zu laufen (2706 km). Die 168 Mitglieder verpassten das Ziel zuletzt mit 2431,99 Kilometern nur knapp, heuer soll es aber klappen. Dabei soll auch die Wings for Life World Run App helfen, mit der sich das Team schon beim Training auf den Wettkampf einstellen und am 9. Mai noch mehr Spaß für sich herausholen kann. Beim Wings for Life World Run laufen tausende Menschen in aller Welt gleich­ zeitig für den guten Zweck: Mit den Einnahmen werden Forschungs­projekte zur Heilung von Rückenmarksverletzungen unterstützt. Melde dich an auf: wingsforlifeworldrun.com

1. FANGEN SPIELEN Lege dein Laufziel fest und lass dich auch beim Training vom ­virtuellen Catcher Car verfolgen. Das zeigt dir, wie weit du es am Wettkampftag schaffen wirst. „Wenn ich gejagt werde, laufe ich automatisch schneller“, sagt Philipp. „Das ist wie beim Fangenspielen als Kind.“ 2. SICH ANFEUERN LASSEN Die motivierenden Ansagen und Updates (dein Zwischenstand, wo ist das Catcher Car etc.) gibt’s auch im Trainingsmodus. „Ich laufe am liebsten mit anderen“, sagt Philipp. „Mit dieser ermunternden Stimme im Ohr fühlt es sich so an, als wäre ich mit Partnern unterwegs.“ 3. SPASS BEIM WETTKAMPF Am Lauftag gibt’s die volle Audiobegleitung: Aufwärm­ programm, praktische Infos, Interviews mit Teilnehmern und Nachrichten von Läufern aus aller Welt, die gleichzeitig mit dir unterwegs sind. Plus: Der Catcher-Car-Fahrer meldet sich, um dich anzutreiben. 4. GEMEINSAM STÄRKER Lade Freunde ein, gründe ein Team oder tritt einem bei. ­Deinen Kollegen kannst du mo­tivierende Messages schicken. Philipp Hansa sucht übrigens noch Mitglieder für sein Team. Sein Appell: „Hinter jedem mittelmäßigen Teamleader stehen viele starke und fitte Läufer, gemeinsam packen wir das!“ THE RED BULLETIN

FLORIAN OBKIRCHER

Die Feiertage sind vorbei. Der Körper ist träge, draußen hat es einen Mords-Zapfen. Was tun, um sich zu über­ winden und schon jetzt mit dem Training für den Wings for Life World Run am 9. Mai zu beginnen? Ö3-Moderator Philipp Hansa rät dazu, sich einen Trainingspartner zu suchen. „Für mich ist das mein Bruder. Der lebt in der Schweiz und schreibt mir täglich auf WhatsApp, wie weit er läuft“, sagt der Dreißig­ jährige. „Das motiviert mich, selbst rauszugehen.“ Wer am Anfang steht oder schon

Läuft prima!

RED BULL

Am 9. Mai findet der Wings for Life World Run statt. Ö3-Star Philipp Hansa verrät die schlauesten Tipps zur Vorbereitung – und wie dir die App dabei hilft.

Die kostenlose App gibt’s für iOS und Android.



GUIDE Fitness

Simon Eder beim 10-Kilometer-Sprint bei der Weltmeisterschaft in Antholz in Südtirol

Langlaufen ist ein Sport, der Leib und Seele erfreut. Der Salzburger WeltklasseBiathlet Simon Eder findet auf den Loipen seiner Heimat Saalfelden-Leogang ­zurück zu den Grundbedürfnissen des Lebens. Hier sind seine Trainings-Tipps. Sein Vergleich mit der Schildkröte kommt überraschend. Immerhin, bei vollem Schub legt Simon Eder auf Langlaufskiern sieben bis acht Meter pro Sekunde zurück. Aber natürlich bewegt ihn nicht das Tempo von bis zu knapp 29 Stundenkilometern zur Analogie mit der Tierwelt: „Ziel unserer Technik ist es, den Rücken so ruhig wie möglich zu halten. Je stabiler der Oberkörper ist, umso effektiver arbeiten Arme und Beine.“ Der 37-jährige Salzburger ist Biathlet – er darf sich in der Loipe gerade so sehr aus­ powern, dass er am Schießstand noch die Zielscheibe anvisieren kann. Ungefähr 82

Sonnenuntergang auf einer der Loipen im Nordic Park am Ritzensee

„Ziel ist es, den Rücken so ruhig wie möglich zu halten.“ Simon Eder, 37, Biathlet

700 Stunden investiert der Heeressportler dafür pro Saison allein ins Langlauftraining. „Es ist anstrengend“, sagt Simon, „aber danach fühle ich mich extrem wohl.“ Eine schöne Langlaufrunde fährt die Bedürfnisse aufs Wesent­ liche herunter und hilft, Stress abzubauen: „Nach dem Training habe ich Hunger und freue mich auf ein Bad.“ Simon Eders Heimat ist die Region Saalfelden-Leogang, die mit einem gut 150 Kilo­ meter langen Loipennetz ein Paradies für Langläufer darstellt. „Gleich neben meinem Elternhaus ist ein super Einstieg in die Loipe. Und oben am Ritzensee, wo ich wohne, bin ich praktisch direkt an der Strecke zu Hause. Meine Lieblingsroute führt hinüber nach Maria Alm, eine andere rund um Saalfelden. Für mich gibt es nichts Schöneres als einen verschneiten Winterwald – THE RED BULLETIN

GEPA PICTURES, SAALFELDEN-LEOGANG TOURISMUS

Zum Glück in der Spur

HANNES KROPIK

TRAINING


GUIDE Fitness

Simon Eders Empfehlungen

„Langlaufen ist gesund für Körper und Seele.“

1. MIT INSTRUKTOR STARTEN Langlaufen ist ein technisch sehr anspruchsvoller Sport. Ein Ins­ truktor weiß um die Wichtigkeit der Basics. So wird vermieden, dass sich Fehler einschleichen.

Simon Eder

2. RICHTIGES LEVEL WÄHLEN Wer gleich auf einer Weltcup­ strecke beginnt – und das auch noch ohne den richtigen Ski und die notwendige Technik –, ist permanent überfordert und mit dem Puls im roten Bereich. 3. LANGSAM BEGINNEN Sowohl Anstiege als auch Abfahrten haben ihre Tücken. Darum ist ein Start im Flachen empfehlenswert – und ohnehin anstrengend genug. 4. RICHTIGE STOCKLÄNGE Zu kurze Langlaufstöcke sorgen für Probleme mit den Lenden­ wirbeln. Faustregel: für den ­Skating-Stil Körpergröße minus 20 Zentimeter, für den klassi­ schen Stil minus 30 Zentimeter. 5. VORBEREITUNG DAHEIM Die Rumpfstabilität lässt sich mit Eigengewichtsübungen, zum Beispiel Planking, stärken. Training mit Kurzhanteln ist zu Hause sehr effektiv, und für Klimmzüge muss auch niemand ins Fitnesscenter.

Eine der beliebtesten Loipen in Saalfelden-Leogang: die Bürgerau Loipe

diese Glücksgefühle willst du immer wieder erleben. Langlaufen ist auch deshalb gesund für Körper und Seele.“ Simons Vater Alfred Eder ist eine Biathlon-Legende. Er hat bei sechs Olympischen Winterspielen teilgenommen und 1983, drei Tage nach Simons Geburt, WM-Bronze im Sprint gewonnen. Simon hat zwei Olympiamedaillen, 2010 Silber und 2014 Bronze mit der Staffel, hinzugefügt. Außerdem sammelte der

­Junioren-Weltmeister von 2002 vier WM-Medaillen, zuletzt zweimal Bronze bei der Heim-WM in Hochfilzen 2017: „Ich zähle mittlerweile zu den ältesten Athleten im Feld. Aber mein großes Ziel sind die Olympischen Spiele 2022 in Peking.“ Langlaufen auf Hobby­ niveau kennt kein Alterslimit. „Wenn man klassisch im Wanderschritt durch die Natur gleitet, kann man das bis ins hohe Alter genießen.“

SIMON EDER Der Sieger von ­sieben Weltcup­ rennen ist Vater ­einer sechs­ jährigen Tochter. Nach seinem Karriere­ende, ­frühestens 2022, will er dem Sport als Trainer er­ halten bleiben. THE RED BULLETIN

Beim Langlaufen werden 90 Prozent der etwa 650 Muskeln beansprucht – egal ob in der „klassischen“ Technik mit beiden Skiern in der parallel gespurten Loipe gelaufen wird oder im Skating-Stil, bei dem jeweils ein Bein im Schlittschuhschritt für Tempo sorgt. „Das Um und Auf“, erklärt Simon Eder, „ist der Latissimus dorsi, der große Rückenmuskel. Letztendlich dreht sich alles um eine Mobilität der Wirbelsäule. Das ist auch für Laien interessant, denn das Stabilisieren des Rückens ist ein probates Mittel gegen kleinere Wehwehchen.“ Die Arme, und da vor allem der Trizeps, sorgen für Vortrieb. Entscheidend, sagt der 1,86 Meter große und 78 Kilo schwere Modellathlet, ist ­neben der Kraft die richtige Technik: „Man muss immer schauen, dass man die Be­ wegungsamplitude der Arme ausnutzt und schön nach hinten durchschiebt.“ Die Beine, und hier vor allem der Quadrizeps im vorderen Oberschenkel, bekommen auch zu tun: „Du solltest dich bei jedem Schritt kraftvoll abdrücken.“ Insgesamt stärkt Lang­ laufen die Ausdauer und formt und fordert den ganzen Körper. „Gerade Hobbysportler sollten aber in erster Linie Spaß in der Loipe haben.“ Und hinterher einen g’scheiten Hunger: „Zu wissen, dass du deine Energie­ speicher danach wieder mit Kohlenhydraten auffüllen kannst, ist da draußen motivierender als jeder Gedanke an die perfekte Figur.“ Simon Eder läuft auf edersam.com; saalfelden-leogang.com

83


GUIDE Gaming

NEUHEITEN

Upgrade fürs Ich Das Spiel „Cyberpunk 2077“ folgt der Cyborg-Mode. Aber zeigt es auch ein realistisches Bild unserer Zukunft?

Ein Cyborg werden

„Es ist schön und gut, bionische Arme und Beine zu haben, aber wie transportierst du damit die Energie?“, fragt Cheesewright. „Und wie verhinderst du, dass diese riesigen Maschinen den Körper schädigen, an den sie angeschlossen sind?“ Leichte ­BodMods, also modifizierte Körper, die bestehende Sinne ­verstärken, kann er sich aber vorstellen. „Etwa vibrierende Westen, Elektroden auf der Zunge, winzige Kameras in Kontaktlinsen.“ 84

W

„Cyberpunk 2077“: Ein halbes Jahrhundert noch, dann sehen Schminktutorials auf YouTube so aus.

Künstliche Intelligenz

Der durch KI erweiterte Mensch ist ein heißes Thema in Science-Fiction-Erzählungen – und laut Cheesewright bald auch Wirklichkeit. „Ich glaube, in zehn Jahren werden die meisten von uns e ­ inen ­persönlichen digitalen Assistenten haben und Aufgaben an die KI auslagern. Warum soll ich mich selbst um das ­Abschließen einer Kfz-Ver­ sicherung kümmern?“

Präziser zielen

In „Cyberpunk 2077“ gibt es eine intelligente Pistole, die mit dem Gehirn des SpielerAvatars verknüpft ist. Optik und Gliedmaßen reagieren

Star-Cyborg: Keanu Reeves

mit übermenschlicher Ge­ schwin­digkeit – und zielen nie da­neben. „Ich habe Mecha­ tro­nik studiert, daher kann ich mir gut vorstellen, dass Oberflächen-Ringlaser die Treffsicherheit einer kleinen Schusswaffe korrigieren können“, so Cheesewright. Mit ­einer intelligenten Brille könnte ein Soldat reagieren, bevor er überhaupt realisiert, dass er ein Ziel vor Augen hat.

Gehacktes Hirn Der Brite Tom Cheesewright ist Autor von „Future-Proof Your Business“ und berät Firmen und staatliche Einrichtungen in Sachen Zukunft und Veränderung. tomcheesewright.com

Wer erinnert sich nicht an ­Keanu Reeves, wie er sich in „Matrix“ ein Kabel in den Schädel steckt und KungFu auf sein Gehirn lädt? In Zukunft, so Cheesewright, würden Cyber-Hacks weniger invasiv ablaufen, sondern

ganz nebenbei. „Es gibt bereits Geräte, die elektrischen Strom durchs Hirn jagen, um die Konzentration zu steigern. So etwas könnte demnächst unter der Haut implantiert werden: Sie drücken einen Knopf an Ihrem Ohrläppchen, und schon sind Sie in einem Flow-Zustand, der Ihre Kreativität verbessert.“

Inmitten der Matrix

William Gibson, der „Großvater des Cyberpunk“, prophezeite in seinem Roman „Neuromancer“ (1984) den Cyberspace als eine bewusste Halluzination, eine grafische Darstellung von Daten. Cheesewright glaubt, dass jede Interaktion des Menschen mit Computern in diese Richtung gehen wird – ein Prozess der Abstraktion. „Daten werden in eine ,körperliche‘ Form übersetzt, mit der man interagieren kann. Man könnte dann mit anderen Menschen im virtuellen Raum zusammentreffen, aber auch mit KI, die kaum von Menschen zu unterscheiden ist.“ „Cyberpunk 2077“ ist auf PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Windows und Stadia erhältlich. cyberpunk.net THE RED BULLETIN

MATT RAY

Der Transhumanismus, jene philosophische Strömung, wonach sich die Menschen durch technische Entwicklungen erweitern, ist ein bunter Mix aus Science-Fiction und – neuerdings – real vorstellbarer Forschung. Jetzt steht er im Zen­ trum des neuen Videospiels „Cyberpunk 2077“. Die Hauptrolle darin spielt „Matrix“-Star Keanu Reeves als Straßenpoet mit technisch erweiterten ­Körperfähigkeiten. Das Game spielt in einer düsteren Zukunft, in der Menschen Körperteile durch „Upgrades“ ersetzen. Die Gamer schlüpfen in die Rolle eines Söldners ­namens V. Auch seine Fähigkeiten lassen sich mit Implantaten verbessern. Aber wie nah sind wir nun wirklich an einer Zukunft als Cyborgs? Hier präsentiert der Brite Tom Cheesewright, „angewandter Futurist“ und Videospielbesessener, seine Vision eines Cyberpunk der Zukunft.


Foto: ServusTV/Lensecape

Entdecke die Welt von

WI NTE R 2020/21 EUR 7

D E Z E M B E R 2020 • JÄN N E R 2021 EUR 6

D

RE

H FREUD

9

IG

Allmountain-Ski im Praxistest

-SPECIAL Die Schönheit der Natur entdecken WINTER EN SKITOUR DERN WAN UFEN LANGLA

TERMINE

MARCEL HIRSCHER

Skitourengehen am Dachstein

ANNA GASSER

Snowboarden im Gasteinertal

23

SKITOUREN

HANSI HINTERSEER

Winterwandern über Kitzbühel

in den Alpen

nter Ein Wi Jenseits endendes Trubels mit Leg FOTOS: XXXXXXX

SKITOUREN FÜR ANFÄNGER & FORTGESCHRITTENE

GZ 15Z040302 P

r Hans Kammerlande Jérémie Heitz • Wallner Peter Habeler • Raich • Nadine Felix Gottwald • Unberührte Pulverhänge Mit •Schneeschuhen durch Ines Papert • Marlies Evelyne Binsack • Neuner im Dachstein-Gebirge das Salzburger Raurisertal • Magdalena Thomas Morgenstern

Winterwandern

Freeriden

Skijöring

Langlaufen mit Hund in den Nockbergen

MAGAZIN

6× Bergwelten + 2× Specials

BÜCHER

6 Neuheiten im Jahr

ONLINE

bergwelten.com

TV

Montag, 20.15 Uhr

bergwelten.com

EVENTS

Bergwelten erleben

PODCAST Höhen & Tiefen


FANTASY-BOOM

Der Hexenmeister Mit der mehrfach ausgezeichneten Geralt-Saga hat der polnische Autor Andrzej Sapkowski eine der faszinierendsten Figuren der Fantasy-Literatur erschaffen. Text JAKOB HÜBNER

E

in verblüffend weit ver­ breitetes Vorurteil be­ sagt, Fantasy sei infan­ tiler Humbug und habe nichts mit Literatur zu tun. Das ist insofern recht drollig, als dieses Genre tief in den ­ältesten Literatur-Spielarten verwurzelt ist, die wir Men­ schen hervorgebracht haben: den Sagen, Märchen, Legen­ den und Heldenepen. Dass sich die archaischen Erzählstrukturen in den letz­ ten paar Jahrtausenden ein wenig verändert haben, liegt

86

in der Natur der Sache, den größten Entwicklungssprung machte Fantasy allerdings in den letzten zwanzig Jahren. Dafür sind vor allem drei Menschen verantwortlich: die Britin Joanne K. Rowling, deren Zauberlehrling Harry Potter rund um die Jahrtausend­ wende den sekundären An­ alphabetismus spürbar senkte; der Neuseeländer Peter Jack­ son, dessen bombastische „Herr der Ringe“-Verfilmung ein Tolkien-Revival lostrat; und natürlich US-Autor

George R. R. Martin, der mit seinem Kult-Zyklus „Das Lied von Eis und Feuer“ („Game of Thrones“) eindrucksvoll ­bewies, welch erzählerische Wucht in dem Genre steckt. Plötzlich bot Fantasy auch finanziell fantastische Mög­ lichkeiten. Es war also nicht zuletzt ein ökonomischer Grund, der eine völlig neue Ge­ neration von hochtalen­tierten Autoren anlockte und der Fan­ tasy-Literatur eine ungeahnte Breite und stilistische Tiefe bescherte. Zu den Wegbereitern die­ ser „neuen“ Fantasy zählt auch der polnische Schrift­ steller Andrzej Sapkowski, der seine Klingen bereits in den 1990er-Jahren wetzte. Sein Held, der Hexer Geralt von Riva, zählt zwar dank einer THE RED BULLETIN

VINZ SCHWARZBAUER

GUIDE Lesestoff


GUIDE Lesestoff

Erster Absatz aus „Der letzte Wunsch“

LESETIPPS

Es ging auf den Morgen zu, als sie zu ihm kam. Sie trat sehr vorsichtig ins Zimmer, leise, mit lautlosen Schritten, schwebte durchs Zimmer wie ein Gespenst, wie eine Erscheinung. Und den einzigen Laut, der ihre Bewegung begleitete, erzeugte der Umhang, der sich an der nackten Haut rieb. Doch gerade dieses winzige, kaum hörbare Rascheln war es, das den Hexer weckte oder vielleicht auch nur aus dem Halbschlaf riss, in dem er sich monoton wiegte wie in einer bodenlosen Tiefe, in der Schwebe zwischen dem Grunde und der Oberfläche einer ruhigen See, inmitten sacht wogender Stränge von Tang.

enorm erfolgreichen Com­ putergame-Adaption sowie der gleichnamigen Netflix-Serie („The Witcher“) zu den be­ kanntesten Charakteren im Fantasy-Universum; weniger bekannt hingegen ist, dass hinter dieser Figur eine groß­ artige Buchserie steht. In ins­ gesamt acht Bänden, die bei dtv kürzlich in einer neuen Fan-Edition aufgelegt wurden, vereint der 1948 in Łódź ge­ borene Sapkowski alle Zutaten, die den besonderen Reiz ­dieses Genres ausmachen. In einem perfekten Mix aus Spannung, Romantik, Mythen, Magie, Erotik und Action ­bündelt der Autor die unter­ schiedlichsten Stilmittel zu ­einem einzigen Zweck: der ­unbändigen Lust am Erzählen. Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass Sapkowski auch über einen ausgesprochen hinterlistigen Humor verfügt, den er vorzugsweise dann ­einsetzt, wenn man es am ­wenigsten erwartet. Im Grunde genommen ist Geralt eine Art Kammerjäger. Allerdings kümmert er sich nicht um lästige Kakerlaken und Bettwanzen, sondern um allerlei monströse Kreaturen mit einem Mordsappetit auf Menschenfleisch. Und so zieht der Weiße Wolf (Geralt ist ­magisch auffrisiert, was man nicht nur an seinen über­ menschlich schnellen Reflexen, sondern auch an seinen schlohweißen Haaren erken­ nen kann) auf der Suche nach lukrativen Aufträgen durch die THE RED BULLETIN

von kriegerischen Auseinan­ dersetzungen gebeutelten Lande. Bis ihm das Schicksal in Gestalt einer kleinen, reni­ tenten Prinzessin über den Weg läuft, die der Hexer fort­ an vor dunklen Mächten be­ schützen muss … Bevor man sich in dieses fantastische, mehrfach preis­ gekrönte Abenteuer (u. a. wurde Sapkowski 2016 mit dem World Fantasy Award ausgezeichnet) stürzt, gilt es jedoch, eine kleine intel­ lektuelle Herausforderung zu meistern. Denn die richtige Reihenfolge der Geralt-Saga hat es in sich: So ist Teil 1 „Das Erbe der Elfen“ eigentlich der dritte Teil, weil es davor noch zwei „Vorgeschichten“ („Der letzte Wunsch“, „Das Schwert der Vorsehung“) gibt, zwi­ schen denen chronologisch wiederum „Zeit des Sturms“ angesiedelt ist, das in Wahr­ heit aber eher eine Art Epilog zur ganzen Serie ist. Aber dann kann’s losgehen …

ANDRZEJ SAPKOWSKI „DIE HEXER-SAGA“ Deutsch von Erik Simon – 8 Bände dtv (gebundene Ausgabe und Taschenbuch)

Fantastische vier Noch zählen sie zu Geheimtipps der Fantasy – aber das dürfte sich schon bald ändern.

PETER McLEAN Ein knallhartes Gangster­ drama in magischem Gewand: Auch wenn das Setting ver­ dächtig an die großartige TV-Serie „Peaky Blinders“ ­erinnert, sorgt der Brite Peter McLean mit „Priest of Bones“ für ein herrlich räudiges ­Genre-Crossover, in dem ein Kriegsheimkehrer sein einsti­ ges kriminelles Reich zurück­ erobern will und dabei nicht gerade zimperlich zu Werke geht. Im März 2021 geht „Der Kampf um den Rosenthron“ mit „Priest of Lies“ in die zweite Runde. „Priest of Bones“ (Klett-Cotta)

NICHOLAS EAMES Mit „Könige der Finsternis“, in dem es eine nicht mehr ganz taufrische Söldner­ truppe noch einmal so richtig krachen lässt, hat der kana­ dische Autor ein grandioses Debüt abgeliefert, mit „Die schwarze Schar“ hat er ein­ drucksvoll bewiesen, dass dies kein Zufallstreffer war. Eames schafft es meisterhaft, seinen wunderbar schrägen Charakteren einen so feinen Schliff zu verpassen, dass ­inmitten des herzhaften ­Gemetzels auch der Humor nie an Schärfe verliert. „Könige der Finsternis“ (Heyne)

ED McDONALD Verfolgung, Folter, Mord: Als Hauptmann der Schwarz­ schwingen ist Ryhalt Galhar­ row im Reich Dortmark für die Drecksarbeit zuständig. Doch trotz der allgegenwärtigen Brutalität und literweise Branntwein glimmt in seinem Herzen noch ein Funke Menschlichkeit – der jedoch jederzeit einen Flächenbrand in Dortmark auslösen könnte. Sehr böse und sehr, sehr gut. Bisher erschienen: „Im Zei­ chen des Raben“ und „Der Schrei des Raben“. Band 3 ist für April 2021 angekündigt. „Im Zeichen des Raben“ (Blanvalet)

LEO CAREW Was darf man erwarten, wenn ein junger Anthropologe mit einem Faible für die Arktis ­seine Liebe zur historischen Fantasy entdeckt? Nun, im Fall von Leo Carew ein archa­i­ sches Königreich im eisigen Norden, das von einer impe­ rialen Macht aus dem Süden bedroht wird. Und ein üppig garniertes Schlachtenepos, in dem zwei diametral unter­ schiedliche Gesellschafts­ formen mit voller Wucht ­aufeinanderprallen. Bisher ­erschienen: „Wolfsthron“ und „Der dunkle König“. „Wolfsthron“ (Goldmann)

87


GUIDE Kalender

19

bis 24. Jänner KITZBÜHEL: MEET & GREET MIT SKI-STARS

Bereits angelaufen LIFE OF KAI: DER WASSERMANN LOTET GRENZEN AUS Gib Kai Lenny ein Brett, und er stellt damit Sachen an, die verblüffen. Hier surft der 28-jährige ­Hawaiianer auf einer Riesenwelle im portugiesischen Nazaré. „Life of Kai“ entführt uns in die abenteuerliche (Wasser-)Welt des Allroundkünstlers, der auf allem, was schwimmt, gute Figur macht.

Bereits angelaufen BRAD BINDER: DER NÄCHSTE MOTOGP-STAR Er fährt Motorrad, seit er zehn ist. ­Seither hat es der 25-jährige Südafrikaner mit jeder neuen Kurve weiter nach oben geschafft: In Tschechien gewann er für KTM den ersten Grand Prix. Brad fährt mit Nummer 33, hier in Barcelona. Diese Doku zeichnet seine Karriere nach. 88

13

Februar LAN-PARTY PLANET ONE GEHT ONLINE Die coolste LAN-Party Österreichs switcht auf online. Bei Red Bull ­pLANet one zockt ihr sieben Spiele zehn Stunden lang in einem Battlepass. Steigt mit euren Erfahrungspunkten in den nächsten Level auf und sichert euch tolle Preise. Anmeldung unter redbull.com/planetoneline THE RED BULLETIN

MATTIAS HAMMAR/RED BULL CONTENT POOL, GOLD AND GOOSE, ALEXANDER SCHWARZ/RED BULL CONTENTPOOL

Auch wenn die Rennen in diesem Winter ohne Zuschauer stattfinden, für Fans gibt’s beim 81. Hahnenkammrennen die einzigartige Chance, mit den Ski-Stars per Gondel-Talk zu chatten. Wie das funktioniert? Mehrere Gondeln werden mit digitalem Equipment ausgerüstet, beim Hochfahren der Pistenhelden ist per Video ein direktes Gespräch möglich. Voraussetzung: eine Anmeldung unter redbull.com


WIR LAUFEN FÜR ALLE DIE NICHT LAUFEN KÖNNEN

APP RUN

TERLADEN

9. MAI 2021 – 13 UHR LAUF MIT DER APP WO IMMER DU WILLST 100% DER STARTGELDER FLIESSEN IN DIE RÜCKENMARKSFORSCHUNG

WINGSFORLIFEWORLDRUN.COM


GUIDE Autos

Sport wagen

Die derzeit prickelndsten Autos: Die einen sind für den Sport gemacht, die anderen bringen uns dorthin. Text WERNER JESSNER

Das aktuell schnellste Serien­ auto auf der Nordschleife des Nürburgrings: der AMG GT Black Series

90

THE RED BULLETIN


GUIDE Autos

FÜR BESTZEITEN Rar, technisch aufregend und vor allem schnell: Unter den bunten Blüten des Automobilbaus schillern diese sechs Exemplare besonders auffällig.

NEUE VARIANTEN

FRONTANTRIEBSRAKETE HONDA CIVIC TYPE R LIMITED EDITION

ÜBERFLÜGEL Wenn man ein Rennauto straßentauglich macht, ohne Kompromisse einzugehen, kommt exakt so etwas dabei heraus.

Wenn die Vorderräder zugleich Richtung machen und antreiben müssen, braucht der Fahrer Können, um sie nicht zu überfordern. Oder einen Civic Type R, der seit Generationen zu den schnellsten und am besten ausbalancierten Kompaktsportlern mit Front­ antrieb gehört. Die in Europa auf 100 Stück beschränkte „­ Limited Edition“ setzt mit schwarzen 20-Zoll-Rädern, mattschwarzen Designelementen und der exklusiven Farbe Sunlight Yellow auch optisch ein Ausrufezeichen. Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h; Preis: 53.990,–

NEUE BESTZEIT

6:48,047 AMG GT Black Series Das ist der neue Rundenrekord auf der Nürburgring-Nordschleife, der wohl schwierigsten Rennstrecke der Welt. Aufgestellt hat ihn der deutsche Rennfahrer Maro Engel mit dem AMG GT Black Series. Er prügelte den 730 PS starken Wagen bei bloß zehn Grad Streckentemperatur und feuchten Flecken auf der Bahn über die 20,832 Kilometer. Wie das möglich war? Mit professioneller Renntechnik und allerhand Set-up-Möglichkeiten. Höchstgeschwindigkeit: 325 km/h Preis: € 440.010,– THE RED BULLETIN

NEU AM START

HOCH- UND BREITENSPORT CUPRA FORMENTOR VZ Cupra ist die Sport-Marke der spanischen VW-Tochter Seat, und das SUV-Coupé Formentor löst diesen Anspruch perfekt ein. ­Besonders gut gelingt ihm das als 310 PS starker Zweiliter-TSI mit Allrad, 7-Gang-DSG-Getriebe und einer Null-auf-hundertBeschleunigung von 4,9 Sekunden. Das coole Design, BremboBremsen mit gelochten Scheiben und das Digitalcockpit l­ assen die 2018 gegründete Marke auf Anhieb bei den Etablierten mitspielen. Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h; Preis: ab € 50.990,–   91


GUIDE Autos

NEUER TRAUM

Höllenhobel Audi R8 green hell Man nennt den Nürburgring bekanntlich die „Grüne Hölle“, und das dortige 24-Stunden-Rennen gilt als schwierigstes überhaupt. Insgesamt fünfmal hat der Audi R8 hier ge­ wonnen. Grund genug für eine auf 50 Stück limitierte Sonderserie, ­basierend auf dem V10 Performance quattro mit 620 PS. Überarbeitete Aerodynamik mit größerem Diffuser, Leichtbau-Schalensitze und das ­ikonische Nürburgring-Logo lassen keine Zweifel aufkommen, wo dieser R8 zu Hause ist. Spekulationsobjekt! Höchstgeschwindigkeit: 331 km/h Preis: ausverkauft

SAMMLERSTÜCK Käufer rissen sich um den „green hell“: Das Sondermodell war in kürzester Zeit ausverkauft.

NEUES KÜRZEL

NEUES TOPMODELL

SUPER TROFEO OMOLOGATO

RICHTIG GUTES ZEUG

LAMBORGHINI HURACÁN STO

PORSCHE 911 TURBO S

Genau dafür stehen diese drei Buchstaben, und sie bedeuten, dass der Rennwagen aus der Super-Trofeo-Serie straßentauglich gemacht wurde. Der 10-Zylinder-Motor mit 640 PS trifft im Frühjahr auf Heckantrieb und nur 1339 Kilo. Möglich wurde das durch eine Karosserie, die zu 75 Prozent aus Carbon besteht. Besonders auf­ fällig: der neu entwickelte Schnorchel auf der Motorhaube (hinten) mit integrierter Haifischflosse und verstellbarem Heckspoiler. Höchstgeschwindigkeit: 310 km/h Preis: knapp unter € 400.000,–

Wenn ein Porsche 911 auf den ersten Blick aussieht wie ein ganz normaler Porsche 911, aber beinahe das Doppelte kostet, dann steckt der Unterschied im Detail. Der Turbo S ist mit 650 PS der stärkste Elfer der aktuellen Generation und beschleunigt in atemberaubenden 2,7 Sekunden auf 100 PS/h. Die wahre Kunst des Turbo S ist, all die Performance so leicht und alltagstauglich darzustellen und das Abnormale normal erscheinen zu lassen. Höchstgeschwindigkeit: 330 km/h Preis: ab € 279.072,–

92

THE RED BULLETIN


GUIDE Autos

FÜR BESTE ZEITEN Rausgehen, sich bewegen, etwas erleben: Lustige Sportgeräte brauchen Platz. Das heißt aber nicht, dass der Spaß nicht schon unterwegs beginnen könnte.

DEN HECKTRÄGER … … braucht MountainbikeMagier Fabio Wibmer nur, wenn die Crew mitfährt. Zwei Bikes haben locker innen Platz.

LUXUS-VAN

Fahren wie Fabio

Mercedes V-Klasse

HANNES BERGER

Ja, das geht, zumindest auf der Straße. Mountainbike-­ Superstar Wibmer vertraut seit Jahren auf die Talente der V-Klasse von Mercedes. Kein Wunder auch: Sowohl seine Bikes als auch die Filmcrew haben dank der variablen ­Bestuhlung bequem Platz. Gerade für Einsätze abseits der Straße wichtig: der permanente Allrad­antrieb. Ein Segen nach einem langen Tag im Gelände: die 9-Gang-Automatik. Kofferraumvolumen: 4630 Liter; Preis: ab € 60.809,– THE RED BULLETIN

93


GUIDE Autos

BESTSELLER

E-ALLROUNDER

SCHNELLER RUCKSACK

STROM LADEN

ŠKODA OCTAVIA COMBI RS

VW ID.4

Still und leise hat der Octavia kürzlich die jahrzehntelange Nummer 1 der heimischen Verkaufscharts, den VW Golf, abgelöst. Überzeugendes Platzangebot und ein scharf kalkulierter Preis sind dafür wohl ausschlaggebend. Das Topmodell RS kommt als Diesel oder Benziner, mit Front- oder Allrad, ist 200 oder 245 PS stark – und dank scharfer Optik hat man die Garantie, den eigenen unter all den ­anderen Octavias auf dem Parkplatz sofort zu finden. Kofferraumvolumen: 640 – 1700 Liter Preis: ab € 40.312,–

Einer der größten Vorteile von E-Autos ist, dass die Antriebstechnik weniger Platz braucht als bei konventionellen Fahrzeugen – Platz, der den Passagieren oder eben auch Sportgeräten zugute kommt. Dazu gibt’s eine inzwischen abenteuertaugliche (statt abenteuer­ liche) Reichweite: VW verspricht für den im Frühling erhältlichen 204 PS starken ID.4 bis zu 520 Kilometer. Bonus: Man kann ­Anhänger bis zu einer Tonne ziehen. Kofferraumvolumen: 543 – 1575 Liter Preis: ab € 47.890,–

VÖLKER­ VERSTÄNDIGUNG Die neuen (französischen) ­Eigentümer positionieren Opel als dezidiert deutsche Marke – die die Technik von Peugeot und Co nutzt.

KOMPAKT-SUV

Muntermacher Opel Mokka Erfrischend wie ein Fallschirm­ sprung: die neue Designsprache des Opel Mokka, den es als Benziner, Diesel oder E-Auto gibt. Die Leistung bewegt sich zwischen vernünftigen 100 und 136 PS, die gesparte Steuer investiert man am besten direkt in neues Sportgerät. Robuste Mate­ rialien im Innenraum machen alles mit, und wenn die Hände nach dem Adrenalinrausch noch zittern, überlässt man das Einparken des Mokka einfach dem ParkAssistenten. Kofferraumvolumen: 350 – 1105 Liter Preis: ab € 20.999,– 94

THE RED BULLETIN


GUIDE Autos

REICHWEITEN-HELD

Elektrischer Reiter Ford Mustang Mach-E Damit rücken auch weit entfernte Ziele in den Fokus: Der Mustang Mach-E (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Sportwagen) hat eine für E-Autos durchaus rekord­ verdächtige Reichweite von 610 Kilo­ metern. Das entspricht der Strecke Wien–Bregenz. Mit dem optionalen ­Allradantrieb schafft der bis zu 346 PS starke Ford diesen Weg sogar über den v ­ erschneiten A ­ rlberg. Kofferraumvolumen: 400 – 1420  Liter Preis: ab ca. € 47.000,–

AN DER TRÄNKE Mustangs können nun auch elektrisch laden – sofern es sich dabei um das SUV handelt.

SPEED-KOMBI

HYBRID-SUV

SIEG DER UNVERNUNFT

DER GROSSE UNBEKANNTE

PORSCHE PANAMERA TURBO S SPORT TURISMO

MITSUBISHI ECLIPSE CROSS PLUG-IN

Einer muss ja als Erster am Abenteuerspielplatz sein: Mit 630 PS, Allrad und einem Wert von 3,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h gibt es diesbezüglich keine Ausreden. Eher muss man dafür sorgen, dass die Sportausrüstung im Kofferraum gut ­verzurrt ist. Dank der umklappbaren Rücksitze haben selbst ­sperrige Geräte wie Mountainbikes oder Kanus Platz – und das in einem echten Sportwagen. Kofferraumvolumen: 487 – 1384 Liter Preis: ab € 242.115,–

Zu Redaktionsschluss fehlten noch ein paar exakte Daten zum brandneuen Eclipse Cross, der im Frühjahr auf den Markt kommt. Was wir wissen: innovative Designsprache, mehr Platz im Kofferraum (plus 18 Prozent), dunkle Materialien im Innenraum, ­volldigitales Cockpit und massig Ablagen. Die Antriebseinheit mit 2,4-Liter-Benziner und elektrischer Lademöglichkeit stammt aus dem Outlander, wo sie 224 PS Systemleistung schafft. Kofferraumvolumen: noch unbekannt Preis: noch unbekannt

THE RED BULLETIN

95


IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT Jules paie sa tournée

Dans sa valise, un winch portatif. Dans sa tête, une idée : rider des spots inédits, dessiner une carte de France d’un wakeboard sauvage et renouvelé. Le champion de la discipline, JULES CHARRAUD, nous déroule ses 200 mètres de câble nomade. On le suit ? Texte PATRICIA OUDIT Photos SAM STRAUSS

Baisse la tête ! Le wake boardeur français Jules Charraud, 20 ans, à toute blinde et à l’aise sur le canal d’Amiens.

43

042_TRB0221_FR 42

11.12.2020 13:27:22

043_TRB0221_FR 43

11.12.2020 13:27:34

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sechs Ländern. In unserer französischen Ausgabe erkundet ­Wakeboard-Profi Jules Charraud mit seiner ­motorisierten Seilwinde die schönsten Wasser­ reviere seiner Heimat. Mehr Geschichten abseits des Alltäglichen findest du auf: ­redbulletin.com

96

Gesamtleitung Alexander Müller-Macheck, Sara Varming (Stv.) Chefredaktion Andreas Rottenschlager, Andreas Wollinger (Stv.) Creative Direction Erik Turek, Kasimir Reimann (Stv.) Art Direction Marion Bernert-Thomann, Miles English, Tara Thompson Grafik Martina de ­Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.), Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör Digitalredaktion Christian Eberle-Abasolo (Ltg.), Elena Rodriguez Angelina, Benjamin Sullivan Special Projects Florian Obkircher, Arkadiusz Piatek Managing Editors Ulrich Corazza, Marion Lukas-Wildmann Publishing Management Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Anna Wilczek Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Head of Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger Projektmanagement Co-Publishing, B2B-Marketing & Communication Katrin Sigl (Ltg.), Mathias Blaha, Katrin Dollenz, Thomas Hammerschmied, Teresa Kronreif (B2B), Eva Pech, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner (Communication) Creative Services Verena Schörkhuber-Zöhrer (Ltg.), Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Management Co-Publishing Alexandra Ita Editorial Co-Publishing Raffael Fritz (Ltg.), Gundi Bittermann, Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser Executive Creative Director Markus Kietreiber Projekt Management Creative Elisabeth Kopanz Art Direction Co-Publishing Dominik Uhl (Ltg.), Stefanie Werth, Andreea Parvu Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Simone Fischer, Martina Maier, Alexandra Schendl, Julia Schinzel, Florian Solly, Stephan Zenz Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Nicole Glaser (Vertrieb), Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung & Produktion Veronika Felder(Ltg.), Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher Finanzen Klaus Pleninger, Mariia Gerutska MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Projekt Management Gabriela-Teresa Humer Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Wolfgang Wieser Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy KirnbauerWalek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Publishing Management Bernhard Schmied Media Sales & Partnerships Thomas Hutterer (Lead), Alfred Vrej Minassian, Franz Fellner, Gabriele Matijevic-Beisteiner, Nicole OkasekLang, Britta Pucher, Jennifer Sabejew, Thomas Gubier, Johannes WahrmannSchär, Ellen Wittmann-Sochor, Sabine Zölß; Kristina Krizmanic (Team Assistant) anzeigen@at.redbulletin.com Sales Operations & Development Anna Schönauer (Ltg.), David Mühlbacher Abo Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/ Jahr, getredbulletin.com, abo@redbulletin.at Druck Quad/Graphics Europe Sp. z o. o., Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz Informationen zum Medien­inhaber sind ständig und unmittelbar unter folgender Web-Adresse auffindbar: redbull.com/im/de_AT Redaktionsadresse Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com

THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258 Länderredaktion David Mayer Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Österreich Country Project Management Natascha Djodat Media Sales & Partnerships Deutschland Matej Anusic, matej.anusic@redbull.com Daniela Güpner, daniela.guepner@redbull.com Thomas Keihl, thomas.keihl@redbull.com Martin Riedel, martin.riedel@redbull.com

THE RED BULLETIN Frankreich, ISSN 2225-4722 Länderredaktion Pierre-Henri Camy Country Coordinator Christine Vitel Country Project Management Youri Cviklinski

THE RED BULLETIN Großbritannien, ISSN 2308-5894 Länderredaktion Ruth McLeod (Ltg.), Tom Guise, Florian Obkircher Lektorat Davydd Chong (Ltg.), Nick Mee Publishing Management Ollie Stretton Media Sales Mark Bishop, mark.bishop@redbull.com Fabienne Peters, fabienne.peters@redbull.com

THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN 2308-5886 Länderredaktion Wolfgang Wieser Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Österreich Country Project Management Meike Koch Commercial & Brand Partnerships Manager Stefan Bruetsch Media Sales Marcel Bannwart (D-CH), marcel.bannwart@redbull.com Christian Bürgi (W-CH), christian.buergi@redbull.com Goldbach Publishing Marco Nicoli, marco.nicoli@goldbach.com

THE RED BULLETIN USA, ISSN 2308-586X Länderredaktion Peter Flax (Ltg.), Nora O’Donnell Lektorat David Caplan Publishing Management Branden Peters Country Project Management Laureen O’Brien Media Sales Todd Peters, todd.peters@redbull.com Dave Szych, dave.szych@redbull.com Tanya Foster, tanya.foster@redbull.com

THE RED BULLETIN


Ernährung

Bewegung

Erholung

Bewusstsein

Gesund genießen.

Den Körper spüren.

Durchatmen, loslassen.

Dir selbst vertrauen.

ZEIT FÜR EIN GUTES LEBEN ZEIT FÜR EIN NEUES MAGAZIN

carpe diem ZEIT FÜR EIN GUTES LEBEN

1/21 EUR 5,40

FÜR IMMER JUNG

Wie Intervallfasten frische Zellen zaubert

UROMA UND ICH

FOTO: GETTYIMAGES / CAVAN IMAGES

Unsere Ahnen als geheime Kraftquelle

Alles wird gut, wenn du liebst Die beste Medizin: Warum die Wissenschaft uns Herzenswärme verschreibt

EDLE KASTANIE Der gesündeste Snack der Welt GANZ IN WEISS So gut tut uns die Farbe des Winters AUFSCHIEBERITIS Von der Freiheit, es gleich zu tun HÜ-HÜPF! Luftsprünge für große und kleine Kinder

Im Zeitschriftenhandel und im Abo:

carpediem.life/abo


NICOLAS MAHLER

N IC OL AS M A HL ERS SPI T ZF ED ERL ICHES CHA R A K T ER-K A BINE T T

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 9. Februar 2021.

98

THE RED BULLETIN


DAS JAHRESABO

12 The Red Bulletin-Ausgaben +2 Innovator-Specials

FÜR NUR €25,90 getredbulletin.com


HÖR AUF DEIN HERZ, NICHT AUF EINEN HASHTAG. RECHARGE LIFE – MIT DEM NEUEN ŠKODA ENYAQ iV.

Mit der E-Mobilitäts-Submarke iV und dem voll elektrischen ŠKODA ENYAQ iV beginnt für ŠKODA eine neue Ära. ŠKODA iV umfasst neben dem Aufbau einer elektrifizierten Produktfamilie auch ein ganzheitliches, vernetztes Ökosystem, um E-Mobilität für ŠKODA Kunden so einfach und bequem wie möglich zu machen.

Symbolfoto. Stand 02.12.2020.

Stromverbrauch: 15,7–18,0 kWh/100 km. CO2-Emissionen: 0 g/km. skoda.at

facebook.com/skoda.at

youtube.com/skodaAT

instagram.com/skodaAT


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.