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CLUB DER TOTEN DENKER
GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ Wie behalte ich meine Zuversicht in harten Zeiten?
Die größten Denker aller Zeiten beantworten Fragen unserer Gegenwart, übermittelt durch den Philosophen Christoph Quarch. eine Superintelligenz nennen würden oder einen Diesmal: das barocke Universalgenie Gottfried Wilhelm Leibniz zu der Frage, Superalgorithmus. Überlegen Sie doch einmal: Das Universum, in dem zu leben wir die Ehre haben, ist nur eine einzige Mögob am Ende wirklich alles gut wird. lichkeit unter unendlich vielen anderen Universen, die auch möglich gewesen wären. Dass das Universum ausgerechnet so geworden ist, wie es geworden ist, kann man sich nur so erklären, dass die uns bekannte Welt die beste aller möglichen Welten sein muss. Sie können mir glauben, dass ich reichlich Prügel Nicht ohne Sorge habe ich vernommen, dass auf für diese Überlegung bezogen habe. Erden wieder einmal eine Krise wütet, dass es viele „Was?“, ereiferte sich später Herr Voltaire. „Eine Menschen gibt, die Mut und Zuversicht verlieren. Welt, in der ein Erdbeben in Sekunden eine ganze Stadt
Ja, das scheint der Menschen Los zu sein – ich sage wie Lissabon zerstört und hunderttausende Menschendas aus leidvoller Erfahrung: Als ich geboren wurde, leben auslöscht, soll die beste aller Welten sein?“ tobte noch der Dreißigjährige Krieg. Es gab reichlich Vermutlich denken Sie Ähnliches und erinnern Grund zum Pessimismus. mich an Genozide, Tsunamis oder an ein Virus.
Auch der Umstand, dass die meisten meiner diplo Das alles kann ich nachvollziehen. Aber beim Denmatischen Missionen scheiterten und meine Arbeiten ken sollte man im wahrsten Sinne des Wortes gründzu Lebzeiten nicht die Beachtung fanden, die man lich sein. Diese Welt, in der wir leben: Sie ist absolut ihnen später schenkte, hätte mich zu berechenbar und logisch. Selbst was einem Griesgram oder Misanthropen werden lassen können. „Diese Welt, in uns heute unlogisch erscheint, werden künftige Algorithmen als rational Aber das ist nicht geschehen. Etwas half mir, trotz aller Widrigkeiten meinen Optimismus zu beder wir leben: Sie ist absolut enthüllen. Unsere Welt ist eine Gleichung, die immer aufgeht: eine prästabilierte wahren: die Vernunft, das Denken. Ich will hier nicht mit Einzel berechenbar Harmonie, wie ich das nannte. Eine große Ordnung, die wir zwar nicht heiten langweilen, sondern mich aufs und logisch.“ vollständig durchschauen können, von Wesentliche konzentrieren. Denn der wir jedoch genügend ahnen, um so kompliziert ist die Sache gar nicht. zu sagen, dass die Welt in Ordnung ist. Man muss nur den Hebel des Denkens richtig an Deshalb habe ich niemals die Hoffnung aufgegeben. setzen. Zum Beispiel bei der Frage: Warum gibt es Auch wenn es im Einzelnen oft nicht gut läuft: Die Zahl überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts? der Möglichkeiten, was alles noch schlechter hätte
Was für eine unsinnige Frage, werden sich jetzt ausgehen können, ist unendlich. „Shit happens“, wie manche denken. Aber eben weil wir denken, ist sie mein Rivale Isaac Newton sagte, aber das ist nur die so wichtig. Und unausweichlich. Denn wir können halbe Wahrheit. gar nicht anders denken als so, dass es für alles, was Die ganze Wahrheit lautet: Es wird alles gut. uns in der Welt begegnet, eine Ursache gibt.
Deshalb muss es auch für die Welt im Ganzen eine GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ (1646–1716)Ursache geben – womit die Frage nach dem Grund der wurde schon in jungen Jahren als Wunderkind gehandelt. Welt nicht unbegründet ist. Können Sie mir folgen? Lesen, Schreiben und Latein soll er sich selbst beigebracht
Mein Antwortvorschlag: Es gibt tatsächlich einen haben, mit 15 begann er zu studieren, mit 21 war er Doktor der Grund dafür, warum die Welt so ist, wie sie ist. Rechtswissenschaften. Eine steile Karriere als Diplomat folgte. Die Religionen nennen ihn Gott – und um es mir mit Seine wichtigsten Werke hat er angeblich in wackelnden Postden Pfaffen nicht zu verderben, habe ich ihr Spiel mitgespielt und ihn auch so genannt. Aber ich meinte kutschen verfasst, mal auf Lateinisch, mal auf Französisch, selten auf Deutsch. Nebenher schrieb er eine Enzyklopädie, baute eine Rechenmaschine und erfand die Infinitesimaldabei etwas völlig anderes als die Priester und Pasto rechnung. Seine Leidenschaft galt der Philosophie, die für ihn ren. Ich meinte damit etwas, was Sie heute vielleicht dafür diente, zu zeigen, dass die Welt, in der wir leben, gut ist.
Keep on Truckin’
Das MINT 400 in der kalifornischen MojaveWüste hat seit seiner Premiere 1968 schon viele Krisen überstanden. Aber es ist so wild und amerikanisch geblieben wie eh und je. Der britische Fotograf Gavin Bond hat das legendäre OffroadRennen voriges Jahr begleitet und erklärt uns seine Faszination, bevor es Anfang März wieder losgeht.
Bryce Menzies aus Arizona, zweifacher Gewinner des Mint 400, lässt es krachen, sein Truck verträgt Sprünge von bis zu 45 Metern. Die Renndistanz – daher der Name – beträgt vier Runden zu je 100 Meilen.
„Ich habe mich in das Mint 400 verliebt. Und so war bald klar, dass ich zurückkommen musste, um es zu fotograferen.“
Fotograf Gavin Bond über sein Verhältnis zum Mint 400
JUGEND, FORSCH
Pilot Seth Quintero aus Alabama wartet neben seinem UTV Pro N/A (Utility Terrain Vehicle, non-aspirated, soll heißen: ohne Turbo). 2019, mit 16, ging er als jüngster Mint-400-Sieger in die Geschichte ein.
RUHE VOR DEM STURM
Die Trucks in der Startaufstellung. „Die Teilnehmer wohnen im Buffalo Bill’s Resort & Casino“, erzählt Bond. „Es kostet 18 Dollar die Nacht – normal ein Hotel für Leute, die es nicht einmal bis nach Las Vegas schaffen.“
„Du kannst vermutlich nichts Amerikanischeres erleben als das Mint 400.“
PEDAL TO THE METAL
„Das ist der Start des Rennens“, sagt Bond. „Hinter dem orangen Auto befand sich die Bühne, wo in der Nacht zuvor die Eagles of Death Metal aufspielten.“
BOXENGASSE BEREIT
„Ich bekam die Info, dass Bryce Menzies zum Tanken reinkommt, also rannte ich zur Box und machte das Foto von der Crew mit den Tankschläuchen. Aber das Auto hielt dann doch nicht an.“
Am Tag vor dem Rennen sind die Motorräder dran. „Zuerst fuhren sie im normalen Feld mit, was natürlich Wahnsinn war“, sagt Veranstalter Matt Martelli. „1976 war das vorbei – aus Versicherungsgründen.“
„Es ist defnitiv eine Familienangelegenheit: Ein Typ fährt einen Laster, sein Sohn einen anderen, und die Tochter fährt auf dem Motorrad mit.“
Fotograf Gavin Bond über den familiären Charakter des Rennens
Bunt und schnell: Die Race Trucks der Mint 400 (rechts) brettern mit mehr als 100 km/h durch die Wüste.
„Es gibt keine Streckenbegrenzung in der Wüste, nur Flaggen. Plötzlich rast ein Auto auf dich zu, und es sieht nicht so aus, als wäre es unter Kontrolle. Dann musst du dich schnell in Sicherheit bringen. Es ist defnitiv gefährlich.“
Fotograf Gavin Bond über die Tücken seiner Arbeit
RISKANTE NÄHE
Joseph Jepson vom Diamond J Racing Team in seinem Buggy bei der Arbeit. „Ich fotografierte mit Teleobjektiv“, erinnert sich Bond. „So war ich vermutlich näher dran, als ich sollte.“
BUNTER ABEND
„Der Typ unter dem Auto versucht, etwas zu reparieren. Die interessanten Farben auf meinem Foto kommen von der Bühne, auf der die Preisverleihung stattfindet.“
Die Klasse der Buggys fährt mit identischen Autos, daher ist das Rennen sehr eng. Da ist natürlich besonderer Einsatz gefragt.
„Schrauben gehört dazu. Manche Autos kommen mit weghängenden Teilen zurück.“
Fotograf Gavin Bond über den beherzten Einsatz der Teilnehmer SO SEHEN SIEGER AUS
Ex-Gewinner Travis Chase (rechts) und sein Copilot Jacob Lauxen zeigen ihre FinisherMedaillen. Hier wird der olympische Gedanke gelebt: Jeder, der es bis ins Ziel schafft, ist ein Gewinner.
Das Mint 400 begann 1968 als ein PR-Stunt für die Hirschjagd des Hotels und Casinos The Mint in Las Vegas. Aber das wilde 644-Kilometer-Rennen durch die MojaveWüste, mit Start und Ziel nicht weit vom Glitzern der Glücksspiel-Metropole, verwandelte sich sehr bald in etwas viel Größeres: The Great American Offroad Race. „Das erste Mal war ich 2018 da“, erzählt der britische Fotograf Gavin Bond. „Es war das 50-JahrJubiläum, aber ich wusste praktisch nichts über das Rennen. Mein Produzent in L.A. – ein Engländer namens Skinny – ist ein Freizeit-Benzinbruder. Er hat sich mit seinem Racing-Truck angemeldet, und ich bin mitgekommen. Ich habe mich in das Rennen verliebt, und so war bald klar, dass ich zurückkommen und das Mint 400 fotograferen musste.“
Genau das passierte Anfang März 2020. Bond konnte nicht ahnen, wie sehr sich die Welt danach verändern würde; zwölf Tage später sperrte alles zu.
Heute, ein Jahr später, ist unser Alltag in vielerlei Hinsicht anders als zuvor. Aber das Mint 400 ist wider Erwarten zurück. Es ist nicht das erste Mal, dass es gefährdet gewesen wäre: Zwei Jahrzehnte fand es überhaupt nicht statt. Als Jack Binion 1988 das Mint Hotel kaufte, stellte er das Rennen ein, weil er einen Imageschaden befürchtete. Erst 2008 erwarben die Brüder Matt und Joshua Martelli, bekannt geworden mit der Produktion der viralen Motorsport-Videos „Ken Block’s Gymkhana“, die Rechte am Mint 400, auch wenn der Namensgeber, das Hotel und Casino, längst nicht mehr existierte.
Doch das Rennen hat das alles überlebt. Es hat die Zeit der Hollywood-Machos von Steve McQueen bis James Garner und die Geburtsstunde des GonzoJournalismus erlebt: Eine Reportage über die Veranstaltung für „Sports Illustrated“ inspirierte Hunter S. Thompson zu seiner literarischen Ode an den Verlust des amerikanischen Traums: „Fear and Loathing in Las Vegas“. „Du kannst vermutlich nichts Amerikanischeres erleben“, meint Fotograf Bond. Er war ausgezogen, ein Sport-Event zu dokumentieren, und fand, ebenso wie Autor Thompson, etwas viel Faszinierenderes: die amerikanische Seele.
„Die Wurzeln bleiben für immer“
Geboren in Deutschland, groß geworden in Frankreich, lebt jetzt in den USA: Schauspielerin Diane Kruger, 44, ist in drei Kulturen daheim. Hier erzählt die Kosmopolitin, warum Reisen unser Leben bereichern – und was sie am Sofa ihres Elternhauses schätzt.
Interview RÜDIGER STURM Foto JASON KIM/TRUNK ARCHIVE
Diane Kruger feierte Kino-Erfolge in drei Sprachen – in Deutsch, Französisch und Englisch. Für ihre Rolle der Agentin Bridget von Hammersmark in Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ wurde sie gefeiert, für den deutschen Film „Aus dem Nichts“ in Cannes als beste Schauspielerin ausgezeichnet. In welcher Kultur sie zu Hause ist, kann man anhand ihrer Arbeit kaum sagen: Kruger verließ Deutschland schon als Jugendliche. Ihre Ausbildung und Karriere begann in Frankreich, wo sie auch Filme in französischer Sprache drehte, heute lebt sie in den USA. Aktuell ist sie pandemiebedingt jedoch vornehmlich digital unterwegs. Nach dem Interview musste sie zur Besichtigung einer möglichen Vorschule für ihre Tochter – per Virtual Tour am Rechner.
the red bulletin: Sie sind international derzeit die erfolgreichste deutsche Schauspielerin, haben Ihre Karriere in Frankreich begonnen und leben heute in den USA. Was war eigentlich Ihr ursprüngliches Ziel im Leben?
diane kruger: Ich habe ganz früh gespürt, dass ich die Welt sehen will. Ich war an der Schule gut in Geschichte und Sprachen, und ich wollte immer reisen. Aber meine Familie konnte sich das nicht leisten. Also träumte ich von einem Job, der mich um den Globus führt. Zuerst habe ich Ballett gemacht und dann gemodelt – das hat mir die Erfüllung meines Wunsches ermöglicht.
Haben Sie eine Ahnung, woher dieses Fernweh kam?
Meine Mutter hatte dieses Fernweh auch, sie liebte Frankreich. Es ist vermutlich kein Zufall, dass ich in Paris gezeugt worden bin. Und weil ich vom Land komme, habe ich immer große Städte geliebt. Außerdem passte ich in das Umfeld, in dem ich aufgewachsen bin, nicht so richtig hinein. An meiner Schule gab es kaum Mädchen. Alles drehte sich um Sport, Mathematik und Physik. Für meine Mitschülerinnen war das auch in Ordnung, die liebten das. Ich habe es gehasst. Meine Interessen waren Kunst und fremde Kulturen. Das war dort nicht angesagt, deshalb war ich ziemlich unbeliebt. Zumindest konnte ich in Schulaufführungen die Hauptrolle übernehmen.
Doch Sie wussten damals noch nicht, dass Sie Schauspielerin werden wollten?
Nein. Als ich im Finale eines Modelwettbewerbs gelandet war, kam ich nach Paris. Dort entdeckte ich das Kino für mich und wusste: Das ist es, was ich machen will. Die Schauspielerei war der erste Job, den ich mir bewusst ausgesucht habe.
Was für Erinnerungen haben Sie an diese Anfangszeit?
Es war aufregend und auch sehr romantisch. Ich war davor zum Beispiel noch nie in einer Diskothek gewesen – es ist immer ein großer Moment, wenn man etwas zum ersten Mal macht. Natürlich war nicht alles einfach, besonders in fnanzieller Hinsicht. Ich hatte in den ersten sechs Monaten kaum Geld, habe mich von Baguette und Käse ernährt. Und ich bin oft schwarzgefahren. Dann aber habe ich angefangen, als Model richtig Geld zu verdienen.
Sie können jungen Menschen also empfehlen, ins Ausland zu gehen?
Uneingeschränkt! Reisen bringt schon viel und erst recht, in fremden Ländern zu wohnen. Ich versuche das auch meiner Tochter zu vermitteln – sie ist jedoch erst zwei Jahre alt. Je offener man gegenüber anderen Kulturen ist, desto mehr kann man seine eigene Kultur und seine eigenen Werte schätzen. Ich habe unheimlich gern in Paris gelebt. Ich hoffe, dass wir da noch einmal wohnen werden. Auf jeden Fall möchte ich das meiner Tochter ermöglichen.
Diane Kruger über ihre Sehnsucht nach der Ferne
Sie sprechen drei Sprachen fießend. Wie haben Sie das geschafft?
Englisch habe ich in der Schule gelernt. Ich mochte das immer. Dann wurde ich an der Royal Ballet School in London aufgenommen, meine Lehrerin war Engländerin, und ich hatte natürlich den Wunsch, sie zu verstehen. Französisch habe ich erst so richtig im Alltag in Frankreich gelernt. Muss man ja auch, wenn man mit Franzosen kommunizieren will. Ich schreibe es nicht sehr gut, aber ich würde sagen, dass ich zu 90 Prozent wie eine Französin spreche.
Was speziell schätzen Sie an Frankreich?
Ich liebe die Kultur, die Art, wie die Leute ihr Leben zelebrieren, wie sie das Kino feiern. Eigentlich mag ich alles – die Einstellung des Laisserfaire, die Gepfogenheit, spätabends zu essen, die Mode. Frankreich ist das Land, in dem ich gerne alt werden würde.
Wie ist es mit den USA, wo Sie aktuell leben?
Amerika ist ein Land der Extreme, was sehr aufregend sein kann. Man nehme nur eine Stadt wie New York, die buchstäblich nicht schläft und wo man alles haben kann, egal zu welcher Tageszeit. Ich fnde auch die amerikanische Servicementalität toll. Allerdings liegt mir die europäische Art mehr. Man hat hier auch ein größeres Umweltbewusstsein, das zeigt sich zum Beispiel bei der Mülltrennung, die man in Deutschland schon als Kind lernt. Außerdem war die politische Situation in den USA in den vergangenen Jahren extrem angespannt, und die amerikanische Lebensart ist sehr anstrengend. Man braucht zum Beispiel ständig das Auto. Aktuell wohne ich wegen der Arbeit meines Lebensgefährten in Atlanta. Da muss ich eine halbe Stunde Auto fahren, um zum Supermarkt zu kommen.
„In Paris entdeckte ich das Kino und wusste: Das ist es.“
Sie haben durch Ihren Beruf noch so einige Länder besucht. Gibt es Reisen, die Sie besonders beeindruckt haben?
Eigentlich alle Reisen. Aber es gab kein Land, das meine Weltsicht komplett verändert hat. Höchstens China. Vor vielen Jahren bin ich quer durch das Land gereist, und das hat mich in negativer Hinsicht beeindruckt. Denn die Umweltverschmutzung, die ich dort gesehen habe, war unvorstellbar. Ich hoffe, dass unsere Zukunft nicht so aussieht.
Haben Sie ein Reiseziel, das Sie besonders empfehlen können?
Chile. Ich wusste wenig über dieses Land und habe es von Norden nach Süden bereist. Ich kann mich noch erinnern, wie ich einen Vulkan in der AtacamaWüste bestiegen habe. Ich musste schluchzen, weil ich so etwas noch nie gesehen hatte. Ich habe noch nie so eine extreme Emotion angesichts einer Landschaft empfunden.
Reisen Sie gern komfortabel – oder sogar luxuriös?
Nein, eher im Gegenteil. Es ist doch wunderbar, wenn du einmal nicht per Handy erreichbar bist und nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt ankommen musst. Wenn du nicht mehr kannst, dann machst du einfach eine Stunde Pause. Es gibt ja keinen Wettbewerb. So ein Gefühl brauche ich, weil mein Leben sonst so schnell ist. Und in solchen Momenten der Leere lädst du deine Batterien am besten wieder auf.
Wie sehr brauchen Sie materielle Dinge, um sich wohlzufühlen?
Einerseits habe ich das Gefühl, dass ich nicht sehr materialistisch bin. Auf der anderen Seite lebe ich gern in einem schönen Apartment oder einem schönen Haus – was nicht heißt, dass ich ein Waschbecken aus Gold brauche. Wenn ich in den Urlaub fahre, dann ist mir weniger Komfort sogar lieber, denn dadurch kann ich mein privilegiertes Leben daheim mehr schätzen.
Glauben Sie, dass Ihnen diese Privilegien sonst zu Kopf steigen würden?
Nein, denn ich bin ja nicht mit dem Silberlöffel im Mund geboren worden. Alles, was ich habe, habe ich mir hart erarbeitet. Trotzdem brauche ich es, mich ab und zu auf die Basics zu besinnen. Dieses Gefühl kriege ich auch, wenn ich nach Hause zu meiner Mutter komme. Dann schlafe ich auf dem Ausziehsofa. Das ist normal, ich kann es mir gar nicht anders vorstellen.
Im vergangenen Jahr war durch den Lockdown alles lahmgelegt. Was haben Sie da gemacht?
Ich bin in den Keller gegangen und habe das Audiobook „The End of My Heart“ aufgenommen. Ich hatte so etwas noch nie gemacht, es war eine freudige Überraschung, als ich das Angebot bekam.
Ist es in Ihrem Beruf ein Vorteil, in mehreren Kulturen zu Hause zu sein?
Es ist sowohl Vorteil wie Nachteil. Wenn die Leute in Deutschland oder Frankreich glauben, ich sei nur in Amerika, bekomme ich bestimmte Angebote gar nicht. Andererseits ist es eine unheimliche Chance, in drei Sprachen drehen zu können, das hat mir viele Türen geöffnet.
Und gibt es eine Nationalität, mit der Sie sich am meisten identifzieren?
Ich fnde mich schon sehr deutsch, angefangen bei meiner Liebe zur Pünktlichkeit. Zwar bin ich seit über 30 Jahren weg, aber die Wurzeln bleiben doch. Als ich vor ein paar Jahren den Film „Aus dem Nichts“ in Hamburg drehte, fühlte ich mich sofort wieder mit meiner Heimat verbunden. Ich spreche mit meiner Tochter auch nur deutsch, das heißt, ich habe in den vergangenen zwei Jahren mehr Deutsch gesprochen als in den 28 Jahren zuvor, das fnde ich positiv. Je älter ich werde, desto wichtiger ist es mir, diese Wurzeln zu respektieren und zu pfegen.
Was haben all diese Erfahrungen mit Ihnen gemacht? Wie würden Sie sich im Jahr 2020 denn selbst beschreiben?
Ich lebe mehr im Moment. Das ist ein persönlicher Reifungsprozess. Vor fünf Jahren habe ich mich viel mehr in die Zukunft projiziert: Ach, dann will ich dies machen und danach jenes. Ich habe ständig nach etwas Besserem gesucht. Jetzt ist einfach alles so, wie es ist. Und dieser Moment ist perfekt. Ich würde nichts daran ändern wollen.
Die großen Abenteuerreisen und Vulkanbesteigungen dürften mit Ihrer Tochter allerdings gerade nicht möglich sein.
Das ist etwas, was jetzt warten muss. Aber ich träume schon davon. Eines Tages wird es wieder leichter, Backpacker-Reisen zu machen. Oder vielleicht passt mal meine Mutter ein, zwei Wochen auf sie auf.
Kino für die Ohren – aktuell leiht Diane Kruger dem Hörbuch „The End of My Heart“ ihre Stimme: audible.com
Schauspielend um die Welt
Von Blockbuster bis Autorenkino: Diane Krugers internationale Rollen
Troja
USA, 2004
Durchbruch in Hollywood: In dieser „Ilias“‑Verfilmung spielt Diane Kruger Helena von Sparta, die vom trojani‑ schen Königssohn Paris (Orlando Bloom) entführt wird. Der empörte Ehemann rüstet mit den anderen Griechen zum Krieg gegen Troja.
Inglourious Basterds
USA, 2009
Quentin Tarantinos historisch bewusst unkorrekte Geschichte einer US‑Elite‑ einheit, befehligt von Brad Pitt, die im besetzten Frankreich gegen die Nazis kämpft. Unterstützt werden die GIs auch von Diane Kruger als deutscher Agentin Bridget von Hammersmark.
Leb wohl, meine Königin!
Frankreich, 2012
Extravagantes Kostümdrama: Diane Kruger als Marie Antoinette, die am Hof von Versailles im Luxus schwelgt. Als 1789 die Revolution ausbricht, setzt sie ihren Charme ein, um eine kleine Bedienstete zu einer gefähr‑ lichen Mission zu überreden.
Aus dem Nichts
Deutschland, 2017
Unter Fatih Akins Regie ist Diane Kruger erstmals in einer deutschen Produktion zu sehen. Sie spielt eine Frau, die ihre Familie durch einen rechtsradikalen Terroranschlag ver‑ liert. Für ihre Rolle gewann Kruger in Cannes die Goldene Palme.
Die Agentin
Deutschland, Frankreich, Israel, 2019
Spionagethriller um eine Mitarbeiterin des israelischen Geheimdiensts, die sich persönlich verstrickt – und in der Folge des Verrats verdächtigt wird. Kruger mit minimalistisch‑präzisem Spiel und unterkühlter Aura.
Spielplatz der Träume
Wie der deutsche Snowboarder Benny Urban, 29, in einem selbst gebauten Funpark bei Innsbruck das Gemeinschaftsgefühl seiner Community pfegt.
Text NICLAS SEYDACK
Ein schneebedeckter Hang, übersät mit Kickern und Mini-Rails, die in Do-it-yourself-Manier aus BaustellenMaterial zusammengeschraubt wurden, dazu viel Herzblut und null Warteschlangen: willkommen im Moon Park, einem Funpark der ganz besonderen Art. Hier hat sich der deutsche Snowboard-Prof Benny Urban einen Traum erfüllt. Auf einer Bergwiese nahe seiner Wahlheimat
Fliegen und Chillen: In seinem Funpark kann Benny Urban stundenlang neue Tricks trainieren.
Innsbruck eröffnete der 29-Jährige im vorigen Winter einen selbst gemachten Spielplatz für sich und seine Freunde. Ach ja, was es hier neben Warteschlangen natürlich auch nicht gibt, sind Lifte. Vor jedem Run ist also Kraxeln angesagt. Aber diese Mühe ist Benny und seinen Jungs das Abenteuer wert. Man könnte sogar sagen: Genau darum geht es.
In gleich mehrfacher Hinsicht ist Bennys Moon Park Ausdruck der besonderen Kultur der Snowboarder. Wo für andere Prof-Athleten Assistenten selbst noch die Vereinbarung des Friseurtermins übernehmen, packen die Boarder sämtliche Aspekte ihrer Karriere selbst an – bis hin zu selbst gebauten Hindernissen. Wo sich andere Prof-Athleten sogar innerhalb einer Mannschaft zuallererst auf sich selbst konzentrieren, steht im Snowboarden die Gemeinschaft im Vordergrund – sie erzeugt ein Gefühl, das sie über sich hinauswachsen lässt. „Wir wollten einen Platz schaffen, an dem wir zusammen eine gute Zeit haben und kreative Visionen verwirklichen können“, sagt Urban. Kurz: Die selbst geschweißten Obstacles schweißen auch ihn und seine Crew noch fester zusammen.
Vorbild von Benny Urbans Vergnügungspark sind ähnliche Locations in den USA. Dort gehören die privaten Funparks, in denen die Profs gemeinsam abhängen und sich auf die Saison vorbereiten, fix zur Kultur. Als Benny im vergangenen Winter einen geeigneten Hang gefunden hatte, trommelte er gleich seine Crew zusammen: ein paar Snowboard-Locals aus Innsbruck, dazu Freunde und Kollegen aus der ganzen Welt. Snowboarder einerseits; Handwerker andererseits. Benny und seine Freunde zeichneten Skizzen, schafften das Material heran. Dann sägten, bohrten, schweißten und lackierten sie, bis der Spielplatz ihrer Träume fertig war.
Und da wussten sie noch gar nicht, wie gut ihr Timing wirklich war: Ursprünglich wollte sich Benny, der 2018 bei den X-Games Real Snow den sensationellen zweiten Platz belegte, in seinem Funpark auf Wettbewerbe vorbereiten. Als schließlich der große Lockdown das Saison-Finale verhinderte, wurde der Park zum Rückzugsort für Bennys Community. Mehr denn je lud er Freunde ein und Freunde von Freunden: Profs, die im Training bleiben wollten; Amateure, die einfach Spaß hatten, gemeinsam Tricks übten und chillten. Dazu kamen etliche Fotografen und Filmemacher, die das Projekt dokumentierten.
Nun geht der Moon Park in seine zweite Saison – in neuer Location, aber mit dem bekannten DIY-Charme. „Wer essen will, muss sich etwas mitbringen“, sagt Benny. „Wer mal pinkeln muss, na ja, muss hinter den nächsten Baum. Wir haben ja nicht mal Strom hier.“
Doch der fehlende Komfort lässt sich leicht verschmerzen: Ganz oben auf dem Hang, erzählt Benny, sehe man nachts den Mond so wunderbar wie sonst nirgends auf der Welt. „Unwirklich schön“ sei das, sagt er. Und weil ihn die nächtliche Aussicht so verzaubert hat, taufte er seinen Snowboard-Park auch nach dem Erdtrabanten: Moon Park.
Benny im Moon Park und auf anderen Spielplätzen: instagram.com/b_urbs
„Über dem Hang wirkt der Mond unwirklich schön.“
Bennys „Moon Park“ verdankt seinen Namen der Aussicht bei Nachtsessions.
Mehr als Metal
Metallica sind beim Geldsammeln genauso unerbittlich wie beim Rocken auf der Bühne. Mit der Stiftung „All Within My Hands“ ist das Quartett seit 2017 aktiv: Auf Tour wird unter anderem ein Teil der Ticket-Einnahmen an lokale Organisationen gespendet. So bekamen etwa im Rahmen des Konzerts in Berlin im vergangenen Jahr zwei Obdachlosenhilfen gemeinsam 67.000 Euro.
Wer helfen will: allwithinmyhands.org
2017 wurde Lars Ulrich in Dänemark zum Ritter geschlagen.
„Unser Motto ist Spaß“
MetallicaSchlagzeuger Lars Ulrich, 57, erzählt, warum es ratsam ist, seinen Träumen zu folgen.
Interview MARCEL ANDERS
Mit sechzehn stand Lars Ulrich vor der Entscheidung, Tennisprof oder Drummer in einer Band zu werden. Das Ergebnis ist bekannt – als Schlagzeuger von Metallica wurde er weltberühmt. Heute ist er 57, aber seine Truppe ist noch immer für Überraschungen gut: Das aktuelle Livealbum „S&M2“ wurde mit dem San Francisco Symphony Orchestra aufgenommen – und landete sowohl in Deutschland als auch in Österreich auf Platz 1 der Charts. Im Interview
gruppe zu den besten Spielern Dänemarks.
Stimmt schon – ich bin das schwarze Schaf der Familie. Aber die vergangenen vierzig Jahre haben gezeigt, dass die Entscheidung kein Fehler war. Ich wollte das machen, was mir wichtig war, nicht das, was andere von mir erwarteten. Das rate ich jedem: Folgt euren Träumen und tut das, was euch wichtig ist. Verlasst euch auf euer Bauchgefühl.
spricht der gebürtige Däne darüber, warum Experimente das Leben interessant halten.
the red bulletin: Herr Ulrich, Ihr Vater und Ihr Großvater waren Tennisprofs. Haben Sie es jemals bereut, nicht in deren Fußstapfen getreten zu sein?
lars ulrich: Nicht wirklich – haha.
War Ihr Vater sauer, dass Sie diese aussichtsreiche Karriere einfach hingeschmissen haben?
Nein, da war ich in einer glücklichen Situation. Er hat mich immer ermutigt. Wahrscheinlich, weil er selbst ein großer Musikfan war.
Mutige Entscheidungen treffen, dem Bauchgefühl folgen: Das machen Sie auch heute noch, wenn Sie zum Beispiel auf dem aktuellen Metallica-Album das Werk „Die Eisengießerei“ des russischen Avantgarde-Komponisten Alexander Mossolow aus dem Jahr 1926 spielen. Gab es Zweifel, ob die Fans da mitziehen würden?
Natürlich gibt es immer Zweifel, ob wir zu weit gehen. Aber gleichzeitig lieben wir es, Sachen auszuprobieren, die etwas abseitig erscheinen. Das ist wichtig, um die Band frisch und interessant zu halten. Und hätte es nicht funktioniert oder wäre es zu abgedreht gewesen, hätten wir jederzeit den Stecker ziehen können. Ein Sicherheitsnetz bauen, einen Plan B haben – auch das ist sehr wichtig, wenn du eine schwierige Entscheidung treffen musst. Aber im Prinzip ist unser Motto: Fühlt es sich gut an? Macht es Spaß? Dann lasst es uns tun!
Derwill siegen nur
Liebe, Ehrgeiz, radikale Ehrlichkeit: Wie Fußballer MARCEL SABITZER, 26, die Erfolgsgeschichte von RB Leipzig prägt – und dabei als Mensch wächst.
Text ALEX NEUMANN-DELBARRE Fotos NORMAN KONRAD
MULTITASKING
Als Kapitän treibt Marcel Sabitzer RB Leipzig zu Spitzenleistungen, seit 2019 ist der Österreicher Vater einer kleinen Tochter.
Als im Flutlicht der Leipziger Red Bull Arena die wohl spannendsten zehn Minuten der gesamten Gruppenphase der Champions League anbrechen, greift Marcel Sabitzer in die mentale Trickkiste. Gerade hat sein Team gegen Manchester United das zweite Tor innerhalb von drei Minuten kassiert. RB Leipzigs 3:0-Führung ist zum 3:2 geschmolzen. Noch ein Gegentor – und sie sind raus aus der Königsklasse, ausgeschieden auf eine Weise, die das Zeug hätte, einen Knacks in der Mannschaft zu hinterlassen. Acht Minuten müssen sie noch überstehen. Acht Minuten plus Nachspielzeit.
„Clever bleiben, ruhig bleiben“, beruhigt Kapitän Sabitzer sein Team. „Das hier ist jetzt Nervensache.“ Und damit er sie selbst behält, stellt er einen einfachen, aber effektiven Gedankengang an: „Ich habe mich in den Gegner hineinversetzt“, erinnert er sich. „Du musst unbedingt ein Tor schießen, und es sind nur noch wenige Minuten zu spielen: Das ist enorm schwer, wenn der Gegner, also in diesem Fall wir, kompakt und clever spielt.“
Für United ist es an diesem Abend zu schwer. Nach 94 Minuten pfeift der Schiedsrichter ab. RB Leipzig hat das Achtelfnale der Champions League erreicht – und Marcel Sabitzer, der an allen drei Leipziger Toren beteiligt war, der im Mittelfeld dirigiert, motiviert und bei Bedarf ausgeteilt hat, der in den letzten Minuten ruhig vorangegangen ist, dieser Marcel Sabitzer hat einmal mehr bewiesen, wie wichtig nicht nur seine fußballerische Klasse, sondern auch seine mentale Stärke für sein Team ist.
In seinem sechsten Jahr bei RB Leipzig ist Marcel Sabitzer, 26, zu einer maßgeblichen Führungsfgur in einer Mannschaft geworden, die mit dem Einzug ins Champions-League-Halbfnale im Sommer 2020 in Europas Fußball-Oberhaus ankam – und nun mit der erneuten Qualifkation fürs Achtelfnale 2021 gegen Liverpool gezeigt hat, dass sie dort dauerhaft einziehen möchte. Für RB Leipzig ist es der nächste Höhepunkt einer einzigartigen Erfolgsstory: 2009 erst startete der Verein in der fünftklassigen Oberliga, im Jahr 2016 gelang bereits der Aufstieg in die 1. Bundesliga, 2019 erreichte das Team das Finale des DFB-Pokals. Für Sabitzer selbst ist es der vorläufge Zwischenstand einer Entwicklung, die sein Trainer Julian Nagelsmann „herausragend“ nennt und die – da sind sich viele Experten einig – noch lange nicht ihren Zenit erreicht hat.
FRÜH AUF KURS
2007 spielt Marcel Sabitzer, damals 13, im Trikot der Sporthauptschule Weiz (links) gegen ein Wiener Gymnasium im Finale der österreichischen Schüler-Meisterschaft. Ergebnis: 3:1. Zweifacher Torschütze: Sabitzer.
KEIN STRESS
Seit Marcel Sabitzer Vater geworden ist, strahlt er noch mehr Gelassenheit aus.
IMMER BEREIT
Alle drei Tage ein 90-Minuten-Spiel macht Marcel Sabitzer nichts aus.
Es gibt Fußballerkarrieren, die explodieren plötzlich. Es gibt andere, die verlaufen wellenförmig. Müsste man den Karriereverlauf von Marcel Sabitzer in einem Diagramm darstellen, wäre dort eine fast kontinuierlich nach rechts oben hin ansteigende Linie zu sehen. Unklar ist, wo sie ihren Endpunkt erreicht. Klar ist hingegen, worauf dieser Verlauf basiert: auf einer Mischung aus Eigenschaften, die Erfolg zwar nicht garantieren, aber wahrscheinlich machen. Und das nicht nur in der Welt des Fußballs.
„Besser wirst du nur durch ehrliche Kritik.“
Ein Satz fällt fast immer, wenn man mit Menschen über Marcel Sabitzer spricht, die ihn gut kennen: Er ist unglaublich ehrgeizig. Das sieht auch Sabitzer selbst so. Er formuliert es nur anders, positiver. „Ich bin schon immer ein Gewinnertyp gewesen.“
Sabitzer, schon als Kind Sabi genannt, wächst in Oberösterreich auf. Als Sohn eines prominenten Vaters: Herfried Sabitzer, ebenfalls Sabi genannt, Stürmerstar und sechsfacher österreichischer Nationalspieler. Das hat Vorteile und Nachteile. Er erbt das väterliche Talent und lernt schon früh die Welt des Profsports kennen. Aber er muss auch mit jedem Klubwechsel seines Vaters umziehen – und mit der hohen Erwartungshaltung an Sabi junior umgehen, sobald er einen Fußballplatz betritt.
Mit sieben landet er in der Jugendakademie des GAK in Graz, spielt bald im nächsthöheren Jahrgang mit, ist auch dort Kapitän. „Er war körperlich nicht der Größte und Robusteste, aber er war technisch sehr stark, hatte bereits damals einen überragenden Schuss und hat sich immer mit Selbstvertrauen und vollem Einsatz reingehaut“, sagt Reinhard Holzschuster, einer seiner Jugendtrainer beim GAK. Nur eines kann Sabi schon damals nicht gut: verlieren. „Sogar Niederlagen im Training haben ihm fast körperliche Schmerzen bereitet“, sagt Holzschuster.
Wohin ihn sein Weg einmal führen soll, ist Sabi schon früh klar. Er hoffe, dass er in ein paar Jahren in der österreichischen Bundesliga spiele, erklärt der Knirps mit 13 Jahren selbstbewusst einem Fernsehreporter nach dem Gewinn der österreichischen Schülermeisterschaft, „und dass ich auch noch ins Ausland komme“.
Dass ihm das über die Stationen Admira Wacker (wo er mit 16 sein Profdebüt gibt), Rapid Wien (wo er zum Leistungsträger wird) und RBSalzburg (wo er 2015 das Double aus Meisterschaft und Cup feiert) gelingt, hat damit zu tun, dass er eines früh erkennt: „Ich musste lernen, Ratschläge von anderen anzunehmen, auch wenn das unangenehm ist. Mit 16, 17 dachte ich eine Zeitlang, dass ich schon alles erreicht habe und alles richtig mache. Dabei hatte ich noch gar nichts erreicht. Besser wirst du nur durch konstruktive Kritik, die du auch annimmst.“
„Die letzte Chips-Tüte habe ich vor fünf
Jahren aufgemacht.“
Als Sabitzer 2015 nach Leipzig kommt, will er dort anfangs gar nicht sein. Gerade hat er mit Salzburg die höchste Spielklasse in Österreich dominiert. Nun soll er mit RB Leipzig, wo er unter Vertrag steht – er war nach Salzburg nur verliehen – gegen Teams wie Fürth und Sandhausen antreten. „So gut, wie ich dachte, bin ich wohl doch nicht, sonst würde ich nicht in der zweiten deutschen Bundesliga spielen“, sagt er und wirkt nicht gerade glücklich. Ein knappes Jahr später aber liegt er mit seinen Mannschaftskollegen lachend im Whirlpool, feiert den Aufstieg in Liga eins und ahnt vielleicht schon, was er heute immer wieder sagt: „Im Rückblick war der Wechsel nach Leipzig die richtige Entscheidung.“
Was gleich auffällt: Sabitzer spielt bei RB Leipzig immer. Zweite Liga, erste Liga, Champions League: Das Team erklimmt Stufe um Stufe, immer mit Sabitzer, immer auch dank Sabitzer. Mit Spielverständnis und Zweikampfstärke raubt er seinen Gegnern die Nerven; mit Dynamik und feinem Passspiel eröffnet er seinen Mitspielern Räume. Und seine Schusstechnik? Ist seit Jugendtagen nicht schlechter geworden. In Leipzig wird er zu einem der Anführer, in Österreich zum Fußballer des Jahres 2017 – vor Dauersieger und Kumpel David Alaba.
Anderthalb Jahre später, im Sommer 2019, sitzt Sabitzer im Trainingslager in Tirol mit Julian Nagelsmann zusammen und führt das erste Vieraugengespräch mit seinem neuen Trainer. Etwa 20 Minuten dauert es. Danach weiß Sabitzer: Die Chemie stimmt, und der Coach baut auf ihn. Nagelsmann setzt ihn zunächst wie gewohnt in der Offensive ein, macht ihn Anfang 2020 aber zum defensiven Mittelfeldspieler. Und schließlich zu seinem Kapitän.
Vor allem von Sabitzers Gier, seiner taktischen Intelligenz und seiner Konstanz ist Nagelsmann angetan. „Er bietet ein einheitliches Niveau mit Ausschlägen nach oben“, sagt der Trainer. „Er hat eine Grundbedeutung, weil er immer eine gute Leistung bringt und total stabil ist.“
IMMER BESSER
Erstaunlich konstant steigert Sabitzer seine Leistung von Saison zu Saison.
AUGEN FÜR ALLE
Als Kapitän lernte Sabitzer, dass jeder Spieler andere Bedürfnisse hat.
Wie Sabitzer das macht? Mit Disziplin und Arbeit. „Mein Körper ist mein Kapital“, sagt er, entsprechend kümmert er sich um ihn. Er schläft gut (wenn möglich ist er um 22 Uhr im Bett), isst gut (die letzte Tüte Chips hat er „vor fünf Jahren aufgemacht“), regeneriert gut. „Mir macht es nichts aus, alle drei Tage 90 Minuten zu spielen“, sagt er, „solange ich meinen Rhythmus habe.“
Was ihm auch nichts ausmacht: der Druck in wichtigen Partien. Wenn es stimmt, dass sich große Spieler dadurch auszeichnen, dass sie in großen Spielen Großes leisten, dann ist Marcel Sabitzer auf einem vielversprechenden Weg. Tor bei RB Leipzigs Zweitliga-Debüt, Tor bei RB Leipzigs Erstliga-Debüt, Traum-Tor im wichtigen Champions-League-Spiel gegen Zenit St. Petersburg, zwei Tore im Königsklassen-Achtelfnale 2020 gegen Tottenham, Vorlage zum Siegtor im Viertelfnale gegen Atlético Madrid. „Immer wenn es drauf ankommt, ist Sabi da“, sagt sein Freund und Mittelfeldkollege Konrad Laimer, „und er hilft der Mannschaft extrem, an ihr Maximum zu kommen.“
Ein Starkmacher, mal mit der richtigen Aktion, mal mit dem richtigen Ton.
„Ich bin oft ruhig und beobachte sehr viel.“
Wer Marcel Sabitzer interviewt, erlebt jemanden, der gedankenschnell, klar, mitunter auch angriffslustig agiert. „Befügelt mich das Kapitänsamt? Das ist so eine Parade-Journalistenfrage … Darauf habe ich keine Antwort.“ Sabitzer wirkt nicht wie der Typ, mit dem man drei Stunden im Café sitzt und ziellos plaudert. Eher wie einer, der für 15 Minuten vorbeikommt, aber dann ist alles Wesentliche geklärt.
Man spürt im Gespräch mit ihm die Geradlinigkeit, von der auch sein Spiel und sein Führungsstil geprägt sind. Als Fußballer hat er alles im Werkzeugkasten, holt aber nur raus, was er gerade wirklich braucht. Macht er einen Hackentrick, dann nicht, weil er Applaus bringt, sondern weil er in der Spielsituation sinnvoll ist.
Ähnlich tritt er als Kapitän auf: „Ich bin nicht der Dauerlautsprecher“, sagt er. „Ich bin oft ruhig, bleibe im Hintergrund und beobachte sehr viel. Aber wenn einer gepusht oder beruhigt werden muss, dann greife ich ein.“ Als 2018 einige Spieler Ärger mit dem Trainer bekommen, weil sie vor einer Partie zu sehr auf ihr Handy und zu wenig auf das Spiel fokussiert zu sein scheinen, geht Sabitzer die Sache mit ein paar Kollegen auch teamintern an: Es kommt zu einer Aussprache, danach ist die Luft wieder rein. „Ich kann jedem die Wahrheit ins Gesicht sagen und wünsche mir, dass man das auch mit mir so macht“, sagt Sabitzer. „Ehrlichkeit steht für mich ganz oben.“
Allerdings ist er heute diplomatischer als früher. „Anfangs konnte ich es nicht akzeptieren, wenn ich das Gefühl hatte, dass ein Mitspieler sich nicht genauso reinhängt wie ich. Da habe ich mich oft auch verbal aufgeregt und bin mit Mitspielern aneinandergeraten. Ich dachte: Hm, ich gehe um zehn Uhr ins Bett und der um zwei Uhr nachts, nimmt der seinen Job nicht ernst? Heute weiß ich: Hinter jedem Fußballer steckt ein Individuum, und jeder braucht etwas anderes, um seine beste Leistung zu bringen.“
„Meine Tochter gibt mir neue Perspektiven auf mein Leben.“
Für Sabitzer enorm wichtig: seine Familie. Seit 2017 ist er mit Partnerin Katja Kühne liiert und mittlerweile verlobt, im April 2019 wurde er Vater. „Ich glaube, dass sein privates Umfeld ein wesentlicher Grund dafür ist, dass er in der jüngeren Vergangenheit noch mal einen Schritt nach vorn gemacht hat“, sagt Österreichs U-21-Trainer Werner Gregoritsch, der die Familie Sabitzer seit vielen Jahren gut kennt.
Das sieht der Mittelfeldstar auch selbst so. Die Geburt seiner Tochter habe ihn zufriedener und gelassener gemacht. „Durch ein Kind bekommst du andere Perspektiven aufs Leben und auf bestimmte Situationen“, sagt er. „Ich bin einfach glücklich, so ein schönes Familienleben führen zu können. Und ich habe gelernt, mit stressigen Momenten besser umzugehen: Du willst deinem Kind Ruhe vermitteln? Das geht nur, wenn du selbst Ruhe ausstrahlst, statt ebenfalls laut zu werden.“
Droht bei so viel häuslicher Harmonie die Gier auf dem Platz nachzulassen? Bei Marcel Sabitzer ist das auszuschließen. „Wenn ich eines Tages mit dem Fußball aufhöre, dann möchte ich auf eine richtig geile Karriere zurückblicken und tolle Vereine und große Erfolge in meiner Vita stehen haben“, sagt er. Das sei sein Anspruch, und das traue er sich auch zu. „Ob das klappt, liegt teilweise in meiner Hand und teilweise auch nicht. Ich fokussiere mich auf das, was ich beeinfussen kann: meine Leistung.“
Am 16. Februar und am 10. März trifft RB Leipzig im Champions-League-Achtelfinale auf den FC Liverpool. Infos: dierotenbullen.com
INNOVATOR
IDEEN FÜR EINE BESSERE ZUKUNFT
Mode Innere Wärme
Die klugen Kleider kommen: Die Heatable Capsule Collection von AlphaTauri heizt uns ganz schön ein.
Aufgeplustert war gestern: Diese Jacken wärmen ohne dickes Futter.
Wo bleibt eigentlich die Smart Fashion? Noch sind kluge Kleider mehr Versprechen als Wirklichkeit – von wenigen innovativen Ausnahmen abgesehen. Zum Beispiel von AlphaTauri: In diesem Winter startete die Modemarke die „Heatable Capsule Collection“. Entwickelt mit der Deutschen Telekom und Schöller Textil können die Jacken und Westen das Klima im Inneren selbständig regulieren. Die Temperatur lässt sich entweder per App auf dem Smartphone oder mittels in den Stoff der Kleidung eingearbeiteter Tasten regeln – und die Garderobe übernimmt prompt. Ein Sensor misst die aktuelle Temperatur, beheizbare Elemente wärmen bei Bedarf in den Taschen und am unteren Rücken nach. Teil der cleveren Lösung sind unter anderem ein wärmeleitendes Futter und eine integrierte Powerbank, die ganz nebenbei auch das Handy aufladen kann – ideal etwa für lange unbeschwerte Tage in der freien Natur.
alphatauri.com
Temperatur im Griff: Die Telekom entwickelte die App zur Steuerung der Wärmeintensität.
DAVID MAYER, LOU BOYD
ALPHA TAURI, FILIPE CONDE, PLAYTRONICA, FEELBELT, AHOYLY
IN ALLER KÜRZE
GUTE VERBINDUNG
Diese Gründer geben bekannten Themen einen neuen, aufregenden Dreh.
MEHR BAUCHGEFÜHL Sounds hören wir mit den Ohren, klar. Was aber, wenn wir sie fühlen könnten? Mit seinem etwa beim Gaming einsetzbaren Hightech-Gürtel will Gründer Benjamin Heese das demnächst ermöglichen – Good Vibrations mal anders. feelbelt.com
MEHR AUSTAUSCH Du fühlst dich einsam? Möchtest plaudern – über dich, deine Hobbys, das Leben? Die Online-Plattform Ahoyly vermittelt Gleichgesinnte. Die Anmeldung dauert zwei Minuten, getalkt wird über Skype, Zoom etc. Gründerin Ania Krol: „Am häufigsten wird übers Reisen diskutiert.“ ahoyly.com
INNOVATOR BY THE RED BULLETIN 02/2020 Der Sinn-Stifter: Ex-Mönch und Internet-Star Jay Shetty verrät, wie du mehr Erfüllung findest Der Optimierer: Biohacker Andreas Breitfeld erklärt, wie Technik deinen Körper stärken kann Die Klima-Retter: wie zwei Gründer CO² aus unserer Luft filtern wollen
02/20
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Dieser Mann entlarvt unsere Klischees – und trifft einen Nerv: Tedros „Teddy“ Teclebrhan, 37
Alle lieben
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Berührende Melodien So klingt der Mensch
Ein Gerät namens „Touch Me“ macht unseren Körper zum Instrument – der Name deutet schon an, dass die Musik hier eher Nebensache ist.
Das Ding, das jeden Menschen zum Klangkörper macht, erinnert an ein Mini-Skateboard. Tatsächlich ist es ein Midi-Controller, mit dem sich Körperteile in Instrumente verwandeln lassen: der Hals zum Beispiel in eine Flöte, der Arm in ein Klavier, der Bauch in eine Gitarre. Alles, was dazu nötig ist, sind eine Computer-Verbindung (ganz einfach per USB-Kabel) und ein zweiter Mensch. Musiker und Designer Sasha Pas, Entwickler von „Touch Me“, hatte bei der Erfndung nicht nur Musik im Sinn. Viel wichtiger war ihm die Bedeutung von Berührungen für das menschliche Wohlbefnden: „Wir haben in diesem Jahr eine Reihe von Interviews mit Psychologen, Therapeuten und Pädagogen gemacht, um noch mehr darüber zu erfahren. Heraus kam, dass wir Menschen sehr anpassungsfähig sind, aber ohne Berührungen nicht leben können.“
Und deshalb funktioniert „Touch Me“ auch am besten zu zweit. Beide halten je eines der zwei Enden des mit dem Computer verbundenen Geräts in einer Hand, die andere Hand spielt Melodien auf dem Körper des Partners (hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt). „Touch Me“ misst den Widerstand zwischen den Kontaktbereichen und sendet das Ergebnis
Musik aus dem Bauch, aber wirklich: „Touch Me“ macht aus dem Körper ein Instrument.
als Midi-Signal an den Computer. Mit der Intensität des Drucks können die Töne verändert werden. Zusätzliche Modifkationen sind am Computer möglich (zum Beispiel mit Apples „Garage Band“). „Touch Me“ eignet sich natürlich nicht nur für Hausmusik. Sasha Pas: „Als wir Fremde noch ohne Sorge berühren konnten, haben wir bis zu fünfzig Menschen verbunden, sie sozusagen als soziales Instrument gespielt.“ Nachsatz: „In der aktuellen Situation denken die Menschen – glaube ich – mehr denn je über Berührungen nach.“ „Touch Me“ wird voraussichtlich ab Mitte Februar ausgeliefert, der Preis wird bei rund 75 Euro liegen.
playtronica.com
Ein Gerät, das Menschen verbindet: Die Töne entstehen durch Berührungen.
Szene aus dem Bike-Epos „The Old World“: Frankreichs BMX-Pro Matthias Dandois zeigt einen Steamroller Barspin in einem Vorort von Paris.
Schöne alte Welt
Fünfzehn Top-Fahrer, sieben Länder, abstürzende Drohnen und ein Regisseur, der seine Stars anzündet: „THE OLD WORLD“ ist der europäische Bike-Film. Hier erzählen seine Protagonisten, wie man mit Herzblut und Leidenschaft ein unmögliches Projekt stemmt.
Text TOM GUISE, STU KENNY und PIERRE-HENRI CAMY Fotos JULIAN MITTELSTÄDT
Früher Morgen in Strandafjellet, Norwegen. Im Winter kann man hier auf dickem Weiß von den Bergen bis hinunter an die Fjorde fahren, aber heute, im Frühling 2019, verhüllt eine dicke Wolkenschicht grüne Hänge. Aus dem Dunst schält sich eine Gestalt und wird größer. Es ist der Schwede Martin Söderström, 29, einer der besten Freerider seines Landes. Eine Drohne folgt ihm, fängt jede Bewegung ein. Erstaunlicherweise hat er noch keinen großen Film gedreht. Bis jetzt …
„Wie ist es möglich, dass einer der einfussreichsten Rider der Welt sein Können noch nie in einem großen Bike-Film gezeigt hat?“, fragte sich der deutsche Mountainbike-Pro Andi Tillmann 2018. Die Antwort: Alle großen Produktionen spielten in Amerika. „Die Amis nehmen ihre Locations und ihre Rider“, erzählt der 32-Jährige, der gemeinsam mit seinen Brüdern Toni und Michi in supererfolgreichen Bike-Filmen vor und hinter der Kamera mitgewirkt hat. „Europäische Top-Rider fallen durch den Rost.“ Das war die Initialzündung für das größte Projekt der Tillmanns – und vielleicht der europäischen Szene überhaupt.
Zwei Jahre später ist „The Old World“ fertig. Die Reise führt uns von Norwegens Fjorden in die Großstädte Paris und Berlin und nimmt uns mit ins staubige, sonnige Spanien, wo sich die Dirt-Jump-Elite in La Poma ein Stelldichein gibt. Die Crew hatte mit unterschiedlichsten Problemen zu kämpfen: Verletzungen, technischen Troubles, zu schlechter Letzt einer globalen Pandemie. Jedes Land hat seine eigenen Drohnen-Gesetze, und das Wetterfenster für Dreharbeiten ist in Europa sehr schmal. „Ich hatte blonde Haare, als wir mit dem Film begannen. Heute habe ich eine Glatze“, grinst Andi. Wegen dem Stress seien ihm die Haare ausgegangen. Aber es hat sich gelohnt. Auf den nächsten Seiten nehmen uns Tillmann und die Rider mit auf einen Trip hinter die Kulissen des ersten europäischen Bike-Blockbusters…
„The Old World“: abrufbar aktuell u. a. auf Amazon Prime Video, demnächst auf Red Bull TV; Infos: redbull.com
Regisseur Andi Tillmann filmt Martin Söderström in Stranda, Norwegen. Links: Andi Tillmann (Mitte) mit seinen Brüdern Toni (li.) und Michi
STRANDA, NORWEGEN
Riders: Martin Söderström
(Foto), Emil und Simon Johansson (alle SWE)
Disziplinen: Trail, Slopestyle
Tillmann: „Es brauchte ein Jahr, um alle Genehmigungen für Strandafjellet zu bekommen. Wir durften so gut wie nichts verändern, da die Trails Teil eines regulären Wegenetzes sind. Wir wollten diese cleane, kontrollierte Art rüberbringen, wie in Skandinavien gefahren wird. Wir nennen sie den ‚Schwedischen Style‘. Dazu entwickelten wir ein eigenes Kamerasystem: Eine ArriAlexa Filmkamera ist mit einer kardanischen Aufhängung an einem Rucksack befestigt. Damit fährt der Kameramann – ich – Vollgas vor den Profis her.“ Söderström: „Ich war noch nie zuvor in Stranda gewesen. Bei Sonnenaufgang mit Emil und Simon hier zu stehen und die Trails für uns allein zu haben fühlte sich fast surreal an. Ich war vielleicht der erste FreeridePro aus Schweden, aber inzwischen kommen viele gute Talente nach. Im Winter fahren wir viel indoor, das erzieht zu sauberer Fahrtechnik. Wir lieben technisch schwierige Sachen, zum Beispiel Barspins und Tailwhips. Für unseren Style ist entscheidend, dass alle Tricks einfach und entspannt wirken.“
Freeride-Biker Vincent Tupin (oben) im SommerSegment mit Kameramann Robin Delale in Rhône-Alpes.
CHÂTEL, FRANKREICH
Rider: Vincent Tupin (FRA) Disziplinen: Snow Freeride, Downhill
Tillmann: „Ursprünglich war eine reine SchneeEpisode geplant, gefilmt im Snowpark in Châtel.“ Tupin: „Die Arbeit im März 2019 begann planmäßig. Doch eines Tages blieb mein Vorderrad im tiefen Schnee stecken, ich stieg böse ab und kugelte mir die Schulter aus. Der neue Plan lautete, nächsten Winter bei besseren Bedingungen wiederzukommen.“ Tillmann: „2020 war der beschissenste Winter aller Zeiten. Viel zu warm, alle Abfahrten geschlossen.“ Tupin: „Den Rest unseres Drehplans ruinierte Covid-19. Alle Skigebiete zu! Plan C? Wir drehten das letzte Segment im Hochsommer auf meinen Home-Trails in Maxilly-sur-Léman – auf Erde statt Schnee.“ BERLIN, DEUTSCHLAND
Riders: Bruno Hoffmann
(Foto oben), Mo Nussbaumer (beide GER)
Disziplin: BMX Street
Tillmann: „Wir wollten auch Street Riding zeigen, was für uns gestandene Mountainbiker gar nicht so einfach war. BMX ist eine andere Welt, ein anderes Mindset, die Top-Rider arbeiten mit ihren eigenen FilmCrews. Dieses Segment haben wir nur mit einer Handkamera gedreht, um hautnah zu zeigen, wie die Jungs die Möglichkeiten und Beschränkungen der Stadt nutzen, um kreativ zu werden.“ Hoffmann: „Street Riding ist oft illegal, darum arbeiten wir in aller Regel nur mit einer Kamera: Wenn es brenzlig wird, hilft nur die Flucht! Doch diesmal hatten wir für fast alle Locations Drehgenehmigungen. Das nahm einerseits Druck raus, erhöhte ihn auf der anderen Seite aber auch: Bloß so rumrollen war nicht! Wir mussten abliefern. Für mich ist BMX Street einfacher zugänglich als Mountainbike. Du brauchst kein teures Bike, keine spektakulären Trails. Die gesamte Stadt ist unser Spielplatz. Auf dem BMX nimmst du sie völlig anders wahr. Treppen, Geländer, Stufen: Alles wird zum Bike-Spot.“
BMX-Street-Pro Bruno Hoffmann im August 2019: „Ich liebe Berlin, vor allem im Sommer.“
„Es ist schwierig, Spots für Chris zu fnden, denn er fährt, wo niemand mehr fahren will.“
Regisseur Andi Tillmann
MTB-Trial-Star Chris Akrigg in den schottischen Highlands, September 2019: „Das Wetter warf unsere Pläne fast täglich durcheinander!“
SCHOTTLAND
Rider: Chris Akrigg (GBR) Disziplin: Mountainbike Trial
Tillmann: „Chris’ Style auf dem Bike ist einzigartig. Wild und trotzdem smooth. Er fährt, wo niemand mehr fahren will. Wir hatten Locations in den Highlands und auf den Inseln gefunden, aber alles umsonst: Das Wetter machte Filmen unmöglich. So mussten wir improvisieren und dort drehen, wo es irgendwie möglich war.“ Akrigg: „Die Highlands sind riesig, aber für meine Art des Bikens brauche ich nicht viel Platz. Ich sehe Hindernisse, schon schaltet sich mein Kopf ein: Das müsste so gehen, und das dort könnte fahrbar sein, wenn… Nicht einfach, die Schwierigkeiten meiner Lines rüberzubringen. Bei Halbzeit der Drehtage rammte ich mir die Antenne des Funkgeräts in die Rippen, blieb mit einem Pedal an einem Felsen hängen und stürzte kopfüber ab. Ich fiel so blöd, dass sich das Funkgerät in meiner Hosentasche zwischen Becken und Rippen bohrte. Ich wusste, dass das gar nicht gut war. Zwar biss ich in den nächsten zwei, drei Tagen die Zähne zusammen, schließlich waren die Schmerzen aber so groß, dass sie mich beim Fahren echt behinderten – und das, obwohl ich mich während dieser Zeit hauptsächlich von Schmerzmitteln ernährte.“
Downhill-Pro Rachel Atherton filmt rund um Cadair Idris, Wales.
WALES
Rider: Rachel Atherton (GBR) Disziplin: Downhill
Tillmann: „Unser Arbeitstitel für dieses Segment lautete: ‚Voller Einsatz‘, und das war auch passend, wenngleich anders als geplant. Wir wollten ausschließlich mit Drohnen filmen, aber der Wind am Cadair Idris (Berg in Snowdonia) vereitelte das bei unserem ersten Shoot. Die Drohne stürzte gleich beim ersten Versuch ab. Ich lief den ganzen Berg runter, holte das Ersatzgerät – das prompt ein SoftwareProblem entwickelte. Und vor dem dritten geplanten Dreh riss sich Rachel die Achillessehne…“ Atherton: „Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen (die Verletzung passierte im Juli 2019, Anm.). Der Prozess fühlt sich fast wie Trauer an, mit all den unterschiedlichen Stationen: Zorn, Fassungslosigkeit, schließlich Leere. Wenn man sich mitten während der Saison des UCI Mountainbike World Cup verletzt, fällt man vom Podium in ein tiefes Loch. Die Schwierigkeit ist, neu zu fokussieren und sich auf den langen Weg zurück zu konzentrieren. Neun Monate durfte ich kein Bike anrühren, nun sollte ich das Filmsegment für ‚The Old World‘ zu Ende bringen. Bei einem so großen Projekt willst du dich nicht blamieren. Ich wusste bis zum Schluss nicht, ob ich ft genug sein würde. Vor der Kamera zeigte sich, dass meine Bedenken unnötig gewesen waren. Ich fuhr gut. Der erste Teil war Biken in der wilden Natur, große Berge, Freiheit. Der zweite Teil, gedreht auf den Trails rund um unser Haus, handelt vom Einsatz, dem Willen zum Comeback. Ich hoffe, das kommt im Film auch rüber. Für mich ist das Größte, zu merken, dass ich langsam wieder zu meinem alten Ich werde. Dass ich wieder schnell bin, den RennSpeed wiederfnde. Racing liegt mir im Blut. Auf den Trails wieder absolut Vollgas geben zu können: Das sind die Momente, für die sich all der Einsatz der letzten Monate lohnen wird.“
PARIS, FRANKREICH
Rider: Matthias Dandois (FRA) Disziplin: BMX Flatland
Tillmann: „In Paris zeigt Matthias seine smoothe Interpretation von BMX Flatland. Für uns war es schwierig, eine neue Perspektive auf eine Stadt zu finden, in der bereits so viel gedreht wurde. Unser Ansatz, um die technische Präzision seiner Tricks zu zeigen: ein 600-mm-Super-Teleobjektiv mit Gimbal (kardanischer Aufhängung, Anm.) auf einem Segway. Wir drehten viel in Vorstädten, und prompt wurde eines Tages unser Auto aufgebrochen. Alle Laptops und Festplatten weg! Gottlob hatten wir Back-ups.“ Dandois: „Es dauert Monate, um in Paris Drehgenehmigungen zu kriegen. Die große, professionelle Crew machte es leichter. Seit 20 Jahren werde ich überall verjagt, und plötzlich: Paff! Befugnisse! In Barbès im Norden von Paris hatten wir sogar Polizeischutz. Es passierte dann aber eh nichts. In solchen Gegenden kannst du dir sicher sein, dass schräge Gestalten am Set auftauchen. Mein Favorit war ein sturzbetrunkener Typ, der mir erklären wollte, wie man Fahrrad fährt.“ (Lacht.)
August 2019: Matthias Dandois macht einen One-Hand MC Circle im berühmten Gare du Nord, Paris.
LA POMA, SPANIEN
Riders: Nico Scholze (GER, Foto links), Dawid Godziek (POL),
Diego Caverzasi (ITA), Bienvenido Aguado Alba (ESP)
Disziplin: Dirt Jump
Tillmann: „Die Stimmung in diesem Bikepark außerhalb von Barcelona ist fast wie unter Surfern. Wir arbeiteten mit einer großen Cable Cam und einem Kran. Diego war mit einem blessierten Daumen aufgetaucht, am dritten Drehtag ging Nico hart zu Boden und verletzte sich am Rücken. Zum Glück war es nichts Ernstes!“ Scholze: „Es passierte bei einem Routinetrick, einem Tailwhip 360 über den größten Kicker. Ich kam ein wenig zu kurz und ging über den Lenker ab. Kurz davor hatte ich Andi gesagt: ‚Heute wird ein guter Tag!‘ Ich hatte geplant, FreestyleMotocrossTricks mit dem Mountainbike zu machen. Ich wusste, dass das möglich ist, denn Rotation und Airtime sind vergleichbar. Ich hatte FMXer bei einem Dreh beobachtet, und das aufs Mountainbike zu übertragen wäre mein Plan für diesen Tag gewesen. Wäre. Konjunktiv.“
Der polnische Dirt Jumper Dawid Godziek bei einem One-Foot-Tabletop im Bikepark von La Poma.
„Ich wollte der Welt FreestyleMotocrossTricks mit dem Mountainbike zeigen.“
„Andi bat uns, einen zweiten Helm mitzubringen. ‚Überraschung, wir wollen euch anzünden!‘, meinte er.“ Nico Vink beim Flaming Manual.
KUDOWA, POLEN
Riders: Nico Vink (BEL, Foto rechts),
Szymon Godziek (POL)
Disziplin: Big Air
Tillmann: „Das Gegenteil von Norwegen: Ging es bei Söderström & Co um Kontrolle, drehte sich hier alles um Kontrollverlust: wahnsinnig schnell, gigantische Sprünge. Unsere Tools: ein Kran, ein Kamera-Rucksack um 100.000 Dollar und eine Super-8Kamera. Normalerweise würde man Stuntmen für die Feuer-Nummer nehmen, aber die wären auf dem Kurs völlig verloren. Wir mussten checken, wie Nico und Szymon reagieren, wenn man sie anzündet.“ Vink: „Wir trugen für unsere Runs feuerfeste Unterwäsche, die mit einem speziellen Gel getränkt war. Dann kam Benzin drüber, und wir fuhren los. Die Filmsegmente waren nicht sehr lang, im Ziel standen zwei Feuerlöscher parat. Trotzdem: Wären wir unterwegs gestürzt, wäre es spannend geworden. Natürlich lief trotzdem nicht immer alles nach Plan: zu wenig Benzin (noch einmal rauf, bitte!), zu viel Benzin (ui, jetzt wird’s aber gleich ungemütlich!). Verbrennungen habe ich mir keine geholt. Unsere Runs für ‚The Old World‘ waren am Limit zum Kontrollverlust. Das ist genau jene Region, in der wir Extremsportler zu Hause sind. Das ist unser Leben.“
Bunt ist die Hoffnung
Der Performancekünstler NICK CAVE, 62, aus Missouri ist mit seinen schrillen Ganzkörperkostümen, sogenannten Soundsuits, zum Weltstar geworden. Seine Arbeiten regen zum Nachdenken an, indem sie mit Vorurteilen spielen. Und verleihen schwergewichtigen Themen ungeahnte Leichtigkeit.
Redaktion FLORIAN OBKIRCHER
Pelzig bunter Aktivismus: Tanz in den farbenfrohen „Soundsuits“ des Künstlers (nicht des Sängers) Nick Cave
Nick Cave, 62, schwarz und homosexuell. Sein Ziel: Alter, Hautfarbe und Geschlecht sollen nicht länger von Bedeutung sein.
„Ich zeige Bilder, die wir gerne ignorieren, aber nicht ignorieren können.“
Es ist immer dasselbe mit Nick Cave. Kommt man mit seiner Kunst in Berührung, verwandelt man sich vom Erwachsenen in ein staunendes Kind. Seine unglaublichen Fantasiewelten lassen keine andere Reaktion zu als weit aufgerissene Augen und heruntergeklappte Kinnladen: Wir bekommen es mit kreischbunten Yetis zu tun oder mit Wesen, deren Körper aus tausenden Knöpfen bestehen und statt Gesichtern Abakusse haben. „Die meisten Leute sind erst einmal fasziniert von der Größe und der positiven Stimmung, die herrscht“, meint Cave. Er ist nicht nur Stoffbildhauer und Künstler, sondern hat auch eine Tanzausbildung und inszeniert seine Werke gern wie afrikanische Bantu Rituale – mit Trommeln, Tanz und Lebensfreude. „Aber sobald sie genauer hinsehen, wird ihnen klar: Oh Mist, das ist gar nicht so hübsch, wie es auf den ersten Blick scheint.“
Doch dann ist es meist schon zu spät: Gefangen in Nick Caves fein gesponnenem Gedankennetz kann sich der Betrachter dem Grauen, das hinter dem fröhlichen Überschwang lauert, nur noch schwer entziehen.
Caves jüngste Ausstellung „Until“, die von September 2020 bis Januar 2021 auf 2200 Quadratmetern im The Momentary Museum in Bentonville im USBundesstaat Arkansas zu sehen war, ist da keine Ausnahme.
Rund 16.000 AluminiumWindspiele ließ der 62Jährige an der Decke aufhängen. Ganz egal wohin der Blick fel – überall Funkeln, Glitzern, Regenbogenfarben. Eine surreal schöne, fast schon hypnotisierende Kulisse, hätte man nicht mittendrin ein paar weniger beschauliche und sehr realistische Dinge entdeckt: Windspiele in Form von Pistolen, Patronenkugeln und Tränen etwa. Es ist Caves faszinierende Art, sich mit Waffengewalt, Ungleichbehandlung und Polizeibrutalität auseinanderzusetzen.
Schwer verdaulichen Themen eine Art Leichtigkeit zu verpassen, Schönes mit Hässlichem zu verbinden – das ist der rote Faden, der sich durch alle Arbeiten des Künstlers zieht. Cave nennt das „Verstecken & Enthüllen“ und sagt: „Ich schaffe positive Traumwelten und durchbreche sie mit Dingen, mit denen wir – und insbesondere ich als schwarzer Mann in den USA – jeden Tag konfrontiert werden. Ich zeige Bilder, die wir gern ignorieren, aber die wir in Wahrheit nicht ignorieren können.“
Subtile Gesellschaftskritik, mit der Nick Cave, aufgewachsen mit sieben Brüdern und einer alleinerziehenden Mutter unter schwierigen fnanziellen Bedingungen in Missouri, zu einem der angesehensten zeitgenössischen Künstler der Welt wurde.
Caves Arbeiten wirken auf den ersten Blick wie leichte Kost, weshalb er mit ihnen auch die Massen erreicht. Sie sind in den wichtigsten Museen und Galerien
Im Galopp in das New Yorker Grand Central Terminal: In jedem Pferde-Soundanzug stecken zwei Menschen. Die Frage: Wie bewegen wir uns als Team in der Welt?
Für seine Mission verlässt Nick Cave immer öfter Ateliers und Galerien, also die traditionellen Kunsträume.
der Welt ausgestellt. Seine Skulpturen werden für 150.000 US-Dollar aufwärts gehandelt, das Musik-Powerpaar Jay-Z und Beyoncé zählt zu den erklärten Sammlern, und Caves Galerist Jack Shainman meint: „Wenn die Leute beginnen, nach Autogrammen deines Künstlers zu fragen, dann weißt du: Das ist jetzt eine andere Liga.“
Angefangen hat Caves Karriere allerdings in aller Stille – 1992, auf einer Parkbank in Chicago, jener Stadt, in der er jetzt wohnt. Die Polizisten, die den Afroamerikaner Rodney King bei einer Verkehrskontrolle fast zu Tode geprügelt hatten, waren gerade freigesprochen worden. Ein Aufschrei der Empörung hallte durch die USA – und Cave grübelte im Park der Frage nach: „Wie kann ich in einem Land existieren, das mich wegen meiner Hautfarbe als Bedrohung sieht?“
Das Gefühl, fehl am Platz zu sein, lenkt seine Aufmerksamkeit auf Zweige am Boden. Sie sind, überlegt er, abgetrennt vom Baum und doch ein Teil des Ganzen. Jeder hat eine eigene Form. Nick Cave sammelt die Zweige ein und bringt sie heim – ohne zu wissen, was genau er damit machen würde.
Das Ergebnis ist schließlich sein erster „Soundsuit“. Eine tragbare GanzkörperInstallation, die schließlich zu seinem Markenzeichen wird. Mehr als fünfhundert solcher Fantasiekostüme hat Cave seither geschaffen.
Die bereits eingangs erwähnten Yetis und die Knopf-Wesen gehören zu ihnen. Manche Entwürfe sind drei Meter hoch. Soundsuits heißen sie, weil sie auch Geräusche von sich geben – abhängig von den Materialien, aus denen sie hergestellt sind. Sie rascheln, knarzen, klappern.
Und das Wichtigste: „Sobald du in einen Soundsuit schlüpfst, bist du von deiner Umwelt abgeschirmt.“ Hautfarbe, Geschlecht, Alter, sozialer Status – all das sei dann nicht länger relevant, erklärt Cave die Idee hinter den Anzügen. Er fertigt sie aus Fundstücken vom Flohmarkt, Bast, Drähten oder sogar menschlichem Haar.
Die Soundsuits sind für ihn ein Statement gegen Diskriminierung. Betrachter können vorurteilsfrei auf die Menschen zugehen, die in den Kostümen stecken. Sie verhindern Schubladendenken. Und auch die Menschen in den Anzügen können sich frei und ungehemmt bewegen.
Cave mag mit seinen Arbeiten Risse in der Gesellschaft aufzeigen – sein Ziel ist es aber auch, sie zu kitten und die Menschen zusammenzubringen. 2013 ließ er zu diesem Zweck dreißig lebensgroße Pferdefguren in Manhattans Bahnhof, dem Grand Central Terminal, galoppieren. „In den Pferde-Soundsuits steckten jeweils zwei Menschen“, erklärt Cave. „Sie mussten zusammenarbeiten, um die Figur zu bewegen. Darum geht’s auch im großen Ganzen: wie wir uns als Team in der Welt bewegen.“ 2018 produzierte Cave in einer ehemaligen Ausbildungshalle der US-Armee in New York eine Show, bei der die Besucher eingeladen waren, mitzutanzen. „Wie können wir Angst und Frustration auf nonverbale Art loswerden? Das war die zentrale Frage“, sagt Cave. „Ich habe zu diesem Zweck ein Behördengebäude zu einem Tanzsaal gemacht.“
Im Jahr darauf organisierte er in Boston die erste „Parade der Freude“ – eine Prozession, die, angeführt von 75 lokalen Künstlern, die unterschiedlichen Communitys der Stadt näher zusammenbringen sollte.
Für seine Mission verlässt Cave immer öfter die traditionellen Kunsträume. „Das Atelier ist eine Sache. Aber man darf nie vergessen: Da draußen ist auch noch eine Welt.“
Nick Cave ist ein Optimist, der an das Gute, an Veränderung und an die Kraft des Dialogs glaubt. Doch wie viele andere sah er im vergangenen Jahr seine positive Grundeinstellung massiv auf die Probe gestellt. Als im Frühjahr die Pandemie ausbrach, veröffentlichte er eine Videoreihe namens „Cultural Stimulus“, in der überdimensionierte Smileys die Hauptrolle spielten – der Tod von George Floyd durch Polizeigewalt im Mai 2020 war dann nicht mehr so leicht wegzulächeln.
In einer Nacht-und-Nebel-Aktion riefen Cave und sein Lebenspartner Bob Faust – er ist ebenfalls Künstler – das Projekt „Versöhnung“ („Amends“) ins Leben. Sie luden Nachbarn, Freunde und lokale Persönlichkeiten ein, die Schaufenster von Caves Galerie in Chicago mit „Briefen an die Welt“ zu tapezieren. In diesen Botschaften sollten die Teilnehmer zum Thema Rassismus und ihrer Rolle darin refektieren.
Cave ist davon überzeugt, dass eine gespaltene Gesellschaft nur mit Ehrlichkeit und der Bereitschaft zum Dialog wiedervereint werden kann. „Ich zwinge mich immer, strategisch zu denken. Mein Publikum und ich mögen aus unterschiedlichen Welten stammen, und wir mögen unterschiedliche politische Ansichten haben“, sagt er. „aber wir arbeiten zusammen, weil wir in meinen Projekten alle Partner werden.“
Derzeit tüftelt Cave an einer Serie namens „A·mal·gams“ – Bronzestatuen, die mitunter auch als „Soundsuits 2.0“ bezeichnet werden. Eine der Skulpturen zeigt eine sitzende Person – Oberkörper, Arme und Beine sind mit Blumen übersät. Anstelle eines Kopfs wächst ein Baum, in dessen Ästen Keramikvögel sitzen. „A·mal·gams“ ist Nick Caves Antwort auf eine brandaktuelle Debatte: Wer oder was soll in Zukunft auf den Podesten jener Denkmäler stehen, die noch vor kurzem an Menschen erinnerten, die von der Sklaverei proftiert haben – und die im Zuge der Black-Lives-MatterBewegung gestürzt wurden? Wie können wir diese Statuen, die an Zeiten voller Hass und Leid gemahnen, in Symbole der Hoffnung umwandeln? „Mein Vorschlag ist ein Lebensbaum“, sagt Cave. „In Bäumen fnden Vögel aller Art zusammen und bauen ihre Nester.“ Für Cave sind die Bronzeskulpturen eine natürliche Weiterentwicklung seiner Arbeit. „Das meiste spielt sich doch sowieso im Kopf ab. Ich wünsche mir, dass der Betrachter der Statuen sich fragt: ‚Was fühle ich? Wie würde ich mich damit bewegen?‘ Sich seine Neugierde zu erhalten, ist wichtig. Für mich geht es immer ums Träumen. Und darum, sich vorzustellen, wie eine gute Zukunft aussehen könnte.“
Neue Denkmäler braucht das Land: Nick Caves Lebensbaum ist ein Hybrid aus Pflanze und Mensch, mit Keramikvögeln in den Zweigen.
Dieser Anzug ist aus Tausenden von Plastikknöpfen gefertigt, als Gesichtsschutz dient ein Abakus vom Flohmarkt.
Mathilde Gremaud in ihrem Element: auf den weißen Pisten von Saas-Fee im Süden der Schweiz
So leicht ist schwer
Freeskierin MATHILDE GREMAUD, 21, schaffte als erste Frau der Welt einen ganz besonderen Sprung: den Switch Double Cork 1440. Porträt einer jungen Schweizerin, die wie die fröhliche Lösung eines komplizierten Rätsels wirkt.
Text CHRISTOF GERTSCH Fotos NORMAN KONRAD
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Als Mathilde Gremaud an einem Montagnachmittag im September vergangenen Jahres als erste Frau der Welt den „Switch Double Cork 1440“ stand, war es drei Jahre her, dass sie erstmals über diesen Trick nachgedacht hatte. „Wäre doch was für dich“, sagte ihr Trainer damals. Und sie antwortete: „Ey, spinnst du?“
Das war während einer Trainingssession, in der sie sich mit einem „Switch Cork 900“ abmühte, einem rückwärts angefahrenen Salto mit eineinhalb Schrauben. Man würde denken, für eine Topsportlerin wie sie sei so ein Trick ein Kinderspiel. Doch wer immer das Schwere übt, dem gelingt irgendwann das Leichte nicht mehr.
Genau deshalb hatte sich Gremaud angewöhnt, sich etwas häufger dem vermeintlich einfacheren Teil ihres Repertoires zu widmen. Nun aber überdrehte sie trotzdem immer. Irgendwann sagte Misra Torniainen, damals der Schweizer FreeskiNationaltrainer, heute Gremauds persönlicher Berater: „Du könntest versuchen, gleich noch ein wenig weiter zu drehen.“ So entstand aus dem verpatzten Switch Cork 900 die Idee zum Switch Double Cork 1440: rückwärts anfahren, Doppelsalto, zwei Schrauben – ein Wahnsinnssprung.
Die besten Männer beherrschten den Trick zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Jahren.
Aber eine Frau?
Torniainen sagt: „Ich glaube, die Männer hätten kein Wort geglaubt, wenn Mathilde erzählt hätte, dass sie sich daran versuchen will.“
Mathilde Gremaud, Jahrgang 2000, wuchs in La Roche auf, einem Dorf in den Freiburger Voralpen am Fuß von La Berra. Der Berg ist bekannt für sein Wintersportgebiet, kein Wunder also, dass Gremaud auf Skiern stand, kaum dass sie gehen konnte. Aber sie spielte auch Fußball, machte Leichtathletik, war mit dem Skateboard und dem Bike unterwegs. Sie war immer draußen. Im Winter baute sie mit anderen Kindern aus dem Dorf Schanzen. Und einmal kam der Tag, als ihr Cousin ihr zeigte, wie man sich auf Skiern in der Luft um 360 Grad dreht.
Und die kleine Mathilde? Die machte es nach, gleich beim ersten Versuch. Heute sagt sie: „Ja, im Sport – da ist es nie schwierig für mich.“ Das sagt auch Torniainen, er hält sie für unglaublich talentiert. „Eine Begabte wie sie“, sagt er, „gibt es auf Skiern kein zweites Mal.“
Wenn man sich Gremauds Switch Double Cork 1440 auf Video anschaut, geschehen nacheinander zwei Dinge. Zuerst ist man beeindruckt, man merkt, dass hier gerade eine neue Ära eingeläutet wird. Dann passiert das eigentlich Besondere: Man will das Video immer und immer wieder abspielen, so hinreißend ist es. Denn Gremaud lässt etwas Schweres so leicht aussehen, dass man es fast nicht begreift. Man weiß, wie krass der Trick ist, und gleichzeitig sieht man, wie schön und anmutig sie ihn ausführt, so frei, als könnte sie tatsächlich fiegen.
Wettkämpfe im FreestyleWintersport können zum Zuschauen eine frustrierende Angelegenheit sein: Es kommt – weil der kleinste Fehler extreme Folgen hat – häufg zu Stürzen. Und wenn eine Darbietung gelingt, ist es nicht auszuschließen, dass eine Athletin, ein Athlet derart an die Grenzen gehen muss, dass in der Erinnerung des Publikums nur Anstrengung und Erschöpfung zurückbleiben. Und nicht Leichtigkeit, nicht Freiheit, obwohl der FreestyleWintersport genau aus diesem Antrieb heraus erfunden wurde.
Das liegt daran, dass der Szene heute ein Drang innewohnt, gegen den sie sich lange wehrte: Alles muss immer noch komplizierter, ausgefallener, extremer sein. Das ist nicht per se schlecht. Es ist nicht verwerflich, das Beste aus sich herausholen zu wollen. Aber die Entwicklung kann einem ästhetisch orientierten Publikum ein wenig die Lust nehmen.
In diesem Spannungsfeld nun wirkt Gremaud wie die Lösung eines komplizierten Rätsels. Keine Ahnung, wie sie das schafft, aber sie ist jederzeit beides:
Mathildes Berater Misra Torniainen über die Bedeutung dieses Sprungs in der Freeski-Welt
superehrgeizig und superlocker. Sie nimmt sich die anspruchsvollsten Tricks vor, baut sie aber nur in ihr Wettkampfprogramm ein, wenn sie diese mit großer Wahrscheinlichkeit steht. Sie will gewinnen, sich dabei aber auf keinen Fall verbeißen. Und sie will besser werden, verträgt es aber nicht, wenn jemand ihr gegenüber das Wort „Training“ benutzt. „Warum kann ich nicht einfach auf den Berg gehen und Ski fahren?“, fragt sie.
Mathilde Gremaud weiß noch genau, wie nervös sie als Mädchen vor LeichtathletikWettkämpfen war. Drei Jahre lang war sie im 1000MeterLauf eine der drei Jahrgangsbesten der Schweiz, doch vor jedem Rennen spürte sie den Pulsschlag bis zum Hals. Dieses Gefühl, als ob man sich gleich übergeben müsste – sie hasste es.
Irgendwann in dieser Zeit lernte sie, dass ihr die Strenge des Ausdauersports nicht zusagt. Und dass sie erfolgreicher ist mit ein wenig Ablenkung.
Als sie sich an jenem Montagnachmittag im September also darauf vorbereitete, als erste Frau der Welt den Switch Double Cork 1440 zu stehen, begab sie sich in Gedanken nicht in einen Tunnel, wie es auch im FreestyleWintersport viele tun. Sie weitete vielmehr den Blick, fand Konzentration ausgerechnet im Tumult. Sie alberte herum, hörte Musik und nahm damit den Druck von dem Moment. Und fand gerade so in den magischen Zustand, in dem es nur um diese eine Abfolge geht: Anlauf, Absprung, Flug und Landung.
Das war in SaasFee, auf 3500 Höhenmetern, nach einem Trainingstag – kurz vor der letzten Talfahrt der Gondelbahn. In den Wochen zuvor hatte sich Gremaud auf dem Bag an den Trick herangetastet, das ist das große Luftkissen, das man beim Üben in den Landebereich einer Schanze oder einer Halfpipe legen kann. Sie spürte, dass etwas geschieht und sie der Beherrschung des Tricks näher rückt.
Aber reicht das?
Wenn man noch nie von einer solchen Schanze abgesprungen ist, ist es schwer, sich das Gefühl vorzustellen. Aber nach allem, was Freeskierinnen und Freeskier erzählen, nimmt der Respekt auch nicht ab, wenn man es zum tausendsten Mal macht. Und selbst die Erfahrensten unter ihnen kennen diese leicht unbehagliche Ungewissheit – dann nämlich, wenn sie sich an einem neuen Trick versuchen. „Es ist wie eine Tür, die man öffnen muss, ohne zu wissen, was einen dahinter erwartet.“ So erklärt es Misra Torniainen, der frühere Schweizer Nationaltrainer.
Herumalbern ist mit Mathilde immer drin: Sie schafft es, gleichzeitig superehrgeizig und superlocker zu sein.
Aufwärm-Modus: Mathilde in der Bergstation der Metro Alpin in Saas-Fee
Anders gesagt: Zum ersten Mal einen Doppelsalto mit zwei Schrauben zu machen, rückwärts angefahren, braucht viel Mut. Und setzt voraus, dass man sich gut kennt. Dazu Torniainen: „Wenn du so etwas Schweres zum ersten Mal versuchst, musst du sicher sein, dass dich dein inneres Gefühl nicht trügt. Du musst dich darauf verlassen können, dass du den Trick abbrichst, wenn du beim Absprung merkst, dass etwas nicht stimmt.“
Mathilde Gremaud zu zeigen, dass sie diese Sicherheit hat – das war Torniainens Aufgabe. Und die begann lange vor jenem Montagnachmittag im September: Jedes Mal, wenn sie im Training einen Trick, der schiefzugehen drohte, abbrach, sagte er: „Schau, dein inneres Gefühl trügt dich nicht.“ „Wenn der Absprung passt, passt alles“, sagt Gremaud. Sie stand den Trick, gleich beim ersten Versuch. Wie Jahre zuvor die allererste 360-Grad-Drehung. „Ein Mann ist den Switch Double Cork 1440 bei der Premiere nie schöner gestanden“, meint Torniainen. Auch Monate später ist er von den Ereignissen oben auf dem Gletscher noch ergriffen. Vielleicht weil er weiß, dass es so häufg schon anders war?
Das Schweizer Freeski-Nationalteam, das er geprägt hat, ist eines der besten der Welt, doch auf die erste Olympiamedaille musste es bis 2018 warten: In Pyeongchang gewann Sarah Hoefflin Gold, Mathilde Gremaud wurde Zweite. Es war Torniainens Abschied.
Mehr als ein Jahr dauert es noch bis zu den nächsten Winterspielen, sie sind Mathilde Gremauds großes Ziel. Mindestens bis dahin will sie Prof sein, für ein Studium ist nachher Zeit. Warum sie mit der Weltpremiere nicht gewartet habe, wurde sie nun oft gefragt. Wäre es nicht besser gewesen, die Konkurrenz mit einer Überraschung zu überwältigen und den Switch Double Cork 1440 erstmals im Olympiafnale 2022 zu zeigen, vor aller Leute Augen?
Sie lacht, weil sie noch genau weiß, wie sie sich exakt diese Frage ebenfalls stellte. Doch sie beschloss, dass so viel Kalkül nicht zu ihr passen würde. Als sie merkte, dass sie für den Trick bereit war, wollte sie nicht den Flow unterbrechen. „Es hätte sich falsch angefühlt.“
Drei Jahre lang hatte sie mit den Gedanken an den Trick gelebt, wie aus dem Nichts tauchten sie manchmal auf: in der Gondel, unter der Dusche, im Bett. Oder auch mitten in einem Gespräch. Dann schweifte Mathilde Gremaud ab, zog sich in sich zurück und malte sich aus, wie sie den Trick stehen würde.
Zunächst fel ihr das unglaublich schwer, so weit weg war die Vorstellung von der Wirklichkeit. Aber das ist ein Teil dessen, wie sie funktioniert: Sie lässt sich etwas Verrücktes einfallen und verwirft es wieder. Dann wartet sie, bis die Idee zurückkehrt, aber als ernsthaftes Ziel, nicht mehr als ferner Traum. Und irgendwann, vielleicht an einem Montagnachmittag im September, irgendwann setzt sie in die Realität um, was anfangs unmöglich schien.
So funktioniert der Switch Double Cork 1440
Mathilde teilt die Flugphase in zwei Abschnitte.
Die Namen von Freestyle-Tricks klingen häufig wahnsinnig kompliziert, sagen aber alles – man muss sie nur Stück für Stück auseinandernehmen. Das gilt auch für den Switch Double Cork 1440: Der wird rückwärts angefahren („Switch“), dann folgen zwei 360-Grad-Drehungen um die Körperquerachse („Double Cork“) und zwei 360-Grad-Drehungen um die Körperlängsachse – macht zusammen 1440 Grad. Wichtig: Rückwärts angefahrene Tricks sind schwieriger, und die Drehungen werden nicht eine nach der anderen ausgeführt, sondern gehen ineinander über. Mathilde Gremaud unterteilt die Flugphase in zwei Abschnitte: Mit dem ersten Salto (Drehung um die Körperquerachse) verbindet sie eineinhalb Schrauben (Drehung um die Körperlängsachse), mit dem zweiten Salto noch eine halbe.
In Saas-Fee schaffte Mathilde Gremaud auf 3500 Meter Höhe als erste Frau den Switch Double Cork 1440. Der historische Sprung zum Ansehen:
On the road, auf Ski, auf dem Bike – auf Instagram gibt Mathilde Einblicke in ihren Action-Alltag: @mathilde_gremaud
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