2012
12 1 1 10 09 08 07 06 05 04 03 0 2 Das vielleicht letzte 0 1 Magazin der Welt
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Der letzte Euro
Die Apokalypse der Wirtschaft
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Inhalt
#04
Von Seite 0676 bis 0513
0629
Pleite. Aber wie!
0593
Das Aus der Azteken
0589
Vier Welten gingen bereits unter: Blutige Tränen, Feuerregen und gefräßige Jaguare zerstörten drei. Ein Wind führte zur vierten Apokalypse. Wir warten auf das letzte Ende.
0607
Der Schnitt ins eigene Fleisch Die Entdeckung der Metalle bringt der Menschheit Reichtum und Fortschritt, die Herrschaft über den Planeten – und das Ende der Gleichheit aller Menschen.
Was bist du wert?
Alles hat seinen Preis. Auch der Mensch, sein Körper und sein Leben.
Am Schluss ist das Geld weg: hundert finanzielle Katastrophen, manche groß, manche klein, manche egal. Dabei fängt jede Geschichte so an, als brächte sie das große Glück.
0611
So lesen Sie 2012 2012 beginnt mit dem Ende. Mit Heft Nummer 12, auf Seite 2012 und zählt hinunter. Am Zwölften jeden Monats erscheint ein neues 2012. Bis Dezember 2012. Dann ist Schluss. Sie befinden sich in Nummer 04 – auf Seite 662.
Geld oder Liebe
Die Mutter ist bereit, ihrem Kind alles zu geben. Der Geliebte riskiert für die Liebe sein Leben. Und die Ungeliebten wollen alles zerstören. Raimunds Zaubermärchen „Der Bauer als Millionär“ als Reise in der Menschen Seelen.
0577
Krise wie immer
Das Leben, die Wirtschaft, alles ein Spiel, ein Glücksspiel, alles wie beim TV-Programm: eine Reihe ständiger Wiederholungen. Wirtschaftsblasen und Bankrotte der letzten 500 Jahre.
0661
Das Ende
0569
0653 Die letzte Rettung 0651 Leben ohne Geld 0648 Das letzte Geld 0645 Der letzte Dodo Wie möchten Sie sterben?
0637 0595 0555 0543
Freunde lieben, Feinde bezahlen
0539
Die Sekunde des Jägers
0535
Die vier Elemente Die letzte Sintflut Geht die Welt unter, ist der Euro gerettet. Schulden
0551
Wirtschaftsprofessor Franz Hörmann möchte die Grundlage seiner Arbeit abschaffen: das Geld. Die Vision: kein Geld, keine Konkurrenz. Damit hat er sich nun Feinde gemacht.
Der neue große Krieg
Falls die Welt nicht untergeht, geht die Welt unter: Zukunfts skeptiker Gerald Celente prophezeit für 2012 den Kollaps der Weltwirtschaft und den ersten großen Krieg des 21. Jahrhunderts.
Börsencomputer verschieben jetzt schon Milliarden in Bruch teilen von Sekunden. Der Finanzwirtschaft ist das zu wenig. Sie will das Tempo erhöhen – und damit das Risiko katastrophaler Fehler.
„Die Bank gibt Ihnen Geld, das sie nicht hat“
Zukunft
0655 Palfrader/Ofczarek 0640 Keira Knightley
Geld, sagen Ethnologen, wurde nicht erfunden, um die Wirtschaft zu vereinfachen, sondern um Kriege zu finanzieren und Menschen zu kontrollieren. Denn Handel gab es nur zwischen Feinden, Freunden wurden Geschenke gemacht.
0563
0521
Das letzte Hemd
Was trage ich zum Weltuntergang? Vier junge Modemacherinnen geben vier ungewöhnliche Antworten aus Knochen und Eis, Nacktheit und Nachthimmel.
0525
Der letzte Schrei
Endzeitstimmung rechtfertigt keine Vernachlässigung des Äußeren. Ohnehin ist die Mode äußerst untergangsresistent. Sie verschwindet regelmäßig – und erἀfindet sich doch alle paar Monate neu.
0657
Ein Magazin zu kaufen erscheint noch als logischer Tauschhandel: F端r bedrucktes Papier erhalten Sie bedrucktes Papier. Der Rest der (Geld-)Wirtschaft entzieht sich aber dem menschlichen Verstand. Bild: Mandy Fischer
Ende Geschichten von den letzten Dingen
Der Letzte Schein Auf den Euro-Scheinen ist die Welt bereits untergegangen, kein Mensch hat auf ihnen überlebt: nicht Mozart, nicht Shakespeare, nicht Leonardo da Vinci, nicht Einstein.
D
as Geld wurde erfunden, um Kriege zu finanzieren (Seite 0569). Es sollte am besten abgeschafft werden (S. 0551). Sagen die einen. Wo Geld fließt, fließt kein Blut, sagen die anderen (S. 0653). Und nach dem Geld wurden die Schulden erfunden (S. 0543). Die Menschen klein zu halten, ihnen Opfer abzuverlangen, sie zu unterdrücken, sagen die einen. Um das Wirtschaftswachstum voranzutreiben, die anderen. Denn ohne Kredite: keine Geschäfte, keine Arbeitsplätze. Geschäfte macht man nur mit Feinden, entgegnen wiederum die einen. Freunden macht man Geschenke (S. 0569). Und Arbeit? Das ist nichts anderes als moderne Sklaverei, eine fremdbestimmte Tätigkeit (S. 0546). Welcher vernünftige Mensch würde schon freiwillig arbeiten wollen – gäbe es das Geld nicht. Zuerst kam es in Form von Metall, aus Metall wurden ja zwei Dinge hergestellt: Münzen und Waffen. Beides beendete die Gleichheit der Menschen. Und es begann die Zeit der Wirtschaft und der Kriege, die untrennbar zusammenblieben: Der US-Dollar in billigem Papier zum Beispiel wurde 1862 eingeführt – von Abraham Lincoln, mitten im Amerikanischen Bürgerkrieg, um die Soldaten und Waffen der Nordstaaten zu bezahlen (S. 0648).
Doch wenn die Geschichte etwas lehrt, dann, dass sie niemanden etwas lehrt: Die Menschen haben aus Kriegen und Krisen nichts gelernt. In schöner Regelmäßigkeit und stets demselben Muster folgend, haben sie ihren Besitz, ihr Leben und ihren Seelenfrieden verspekuliert (S. 0577). Wie gut, dass jetzt Computer die Geschäfte für uns machen, sie sind zwar nicht wirklich zu kontrollieren, dafür aber umso schneller (S. 0563). Wohin das alles führen wird? Zu noch viel mehr Geld! Da sind sich alle einmal einig. Auch wenn die einen damit Hyperinflation und die anderen gute Geschäfte meinen. Und schon warnen Zukunftsforscher vor dem großen neuen Krieg (S. 0539) – denn schließlich wurde das Geld ja dafür erfunden.
0637
4
elemente Der Untergang der Welt durch Wasser, Luft, Erde und Feuer. Texte: Thales, Anaximenes & Heraklit; Bilder: Philipp Comarella/Salon Alpin
WASSER Wasser ist alles, alles ist Wasser: Diese Meinung vertrat der griechische Philosoph Thales von Milet angesichts der unüberschaubaren Weite des Ozeans, die ihn umgab. Die Gegenwart sieht das erste Element ökonomisch: als Rohstoff, der zusehends knapp wird, aber auch als Gefahr, die den Küsten der Welt durch die Schmelze der Polkappen droht.
0629
Der Tod des Bรถrsianers. Bild: Tomรกs Vasquez Pedraza
Pleite. Aber wie! Am Schluss ist das Geld weg: hundert finanzielle Katastrophen, manche groß, manche klein, manche egal. Dabei fängt jede Geschichte so an, als brächte sie das große Glück. Zusammengetragen von Elisabeth Gronau, Julia Harlfinger, Oliver Junge, Susann Mücke, Karin Pollock
0611
Das aus d
Die Tempel von Tenochtitlán, Hauptstadt der Azteken. Zer stört durch die Spanier, wieder aufgebaut als Mexiko-Stadt, wartet sie auf das prophezeite nächste Ende – das Erdbeben.
er azteken
Bild: Dea Picture Library/De Agostini/Getty Images
Die Welt, in der wir leben, ist nicht die erste. Vier gingen bereits unter, weil Götter stritten, weil Menschen nicht an ihre Götter glauben wollten. Blutige Tränen, Feuerregen und gefräßige Jaguare zerstörten drei Welten. Ein Wind führte zur vierten Apokalypse. Wir warten auf das letzte Ende. Text: Mathias Morscher
0607
DER SCHNITT INS eigene FLEISCH Die Entdeckung der Metalle bringt der Menschheit Reichtum und Fortschritt, die Herrschaft über den Planeten – und das Ende der Gleichheit aller Menschen. Text: Estella Weiss-Krejci
Gier nach Gold. Die spanischen Eroberer treffen in Amerika auf eine hoch entwickelte Kultur, die noch in der Steinzeit lebt und weder Eisen braucht noch kennt – das ist ihr Untergang.
Bild: Kean Collection/Getty Images
0589 0000
geld oder Liebe
Die Mutter ist bereit, ihrem Kind alles zu geben. Der Geliebte riskiert für die Liebe das eigene Leben – um reich zu werden. Und jene, die nicht geliebt werden, wollen alles zerstören. Ferdinand Raimunds Zaubermärchen „Das Mädchen aus der Feenwelt oder Der Bauer als Millionär“ ist eine Reise in der Menschen und der Geister Seelen. Hier der Kurztrip. Text: Ferdinand Raimund Bearbeitung: Doris Schretzmayer Bilder: Luisa Franz Kleopatra
Der Bauer als Millionär hat am 11. Oktober 2012 Premiere im Landestheater Niederösterreich in St. Pölten; Doris Schretzmayer spielt die Fee Lakrimosa, Regie führt Jérôme Savary.
0577
KRISE, WIE IMMER Das Leben, die Wirtschaft, alles ein Spiel, ein Glücksspiel, alles wie beim TV-Programm: eine Reihe ständiger Wiederholungen. Text: Clemens Makanaky
1557 Bild: akg-images/picturedesk.com
Die Habsburger, ein Kreditrisiko
Was gibt es Besseres für einen Kaufmann, als den Kaiser selbst zu seinen Schuldnern zu zählen? Man leiht dem Herrscher einen Batzen Geld und kriegt zum Dank wirtschaftliche Vorrechte und wohlklingende Adelstitel. Ganz abgesehen von den stattlichen Zinsen, die die Kredite über die Jahre abwerfen. Nach diesem scheinbaren Erfolgsmodell finanzieren europäische Kaufleute – allen voran die Fugger aus Augsburg – jahrzehntelang den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Karl V. (im Bild stehend neben Anton Fugger). Doch die Millionen versickern in den nicht enden wollenden Kriegen des Habsburgers, der sich immer mehr borgen muss, was wiederum die Zinsen steigen lässt. Karls Sohn und Nachfolger als König von Spanien, Philipp II., zieht 1557 die Notbremse. Er erklärt sein Königreich de facto für bankrott. Statt Golddukaten zahlt er seinen Gläubigern Wertpapiere, die bald an Wert verlieren. Viele europäische Banken brechen zusammen. Auch die Fugger leiden unter horrenden Verlusten und finden nie mehr zu alter Größe zurück.
Bild: Norton Simon Museum
1637
Die Verrückten der Tulpe
Alles beginnt mit ein paar Tulpenzwiebeln aus Istanbul. Der Botaniker Charles de l’Écluse bringt Ende des 16. Jahrhunderts die bis dahin in Holland unbekannte Pflanze im Garten der Universität Leiden zum Sprießen. Dann macht es Boom! Die Menschen verfallen der farbintensiven Blütenpracht. Unter den reichen Familien des Landes wird die Tulpe zum Statussymbol, und ein reger Handel mit den (noch) seltenen Zwiebeln beginnt. Gärtner züchten immer neue Sorten, jede noch wundersamer und leuchtender als die letzte. Das Kaufen und Verkaufen von Tulpenzwiebeln wird zum Volkssport, die Preise steigen in unwirkliche Höhen. Für das teuerste Exemplar werden am Höhepunkt der Tulpenmanie 5.500 Gulden gezahlt – nach heutigem Goldwert 200.000 Euro. Natürlich ist alles Illusion, ein Marktspiel ohne reellen Gegenwert. Als 1637 immer mehr am Zauber der Zwiebel zweifeln, platzt die Blase. Die Preise purzeln auf Normalniveau, tausende Familien haben Hab und Gut verspielt.
0569
Liebe deine freunde, bezahle deine feinde Geld, sagen Ethnologen, wurde nicht erfunden, um die Wirtschaft zu vereinfachen, sondern um Kriege zu finanzieren und Menschen zu kontrollieren. Denn: Handel gab es nur zwischen Feinden, Freunden wurden Geschenke gemacht.
Der älteste Schuldschein der Welt. Die 5.200 Jahre alte Tontafel dokumentiert in Piktogrammen einen Getreidekredit – aus den Bildzeichen entwickelt sich die erste Schrift der Menschheit.
Bild: Science Source/Getty Images
Text: Estella Weiss-Krejci
D
as Märchen von der Entstehung des Gel des geht so: In einem fernen Land lang vor unserer Zeit lebte einmal ein Stamm von Jägern und Hirten, die alles zum Leben hatten, was sie brauchten. Einer der Jäger war besonders geschickt in der Herstellung von Pfeil und Bogen. Und weil er schöne und hochwertige Waffen an fertigte, begannen die anderen, diese gegen Vieh und Wildbret zu tauschen. Eines Tages bemerkte der Jäger, dass er mehr bekommen konnte, wenn er nicht selbst auf die Jagd ging, und machte von da an die Herstellung von Pfeil und Bogen zu seiner Hauptbeschäftigung. Als die anderen das sahen, taten sie es ihm gleich, versuchten es zu mindest, denn niemand wollte sich die mühseli ge, gefährliche Jagd antun: Der eine baute Zelte, ein anderer wurde Kupferschmied und ein Dritter wiederum Gerber. Es war aber schwierig, Dinge direkt gegeneinander zu tauschen, die Menschen begannen daher, bestimmte Tauschmittel einzu setzen. Zuerst Waren wie Salz, Zucker, Leder und Tabak, später dann Metalle, da diese unverderb lich und leichter zu transportieren waren. Um die Metalle nicht bei jeder Transaktion abwiegen zu müssen, erfanden sie schließlich das Geld. Diese Geschichte wurde erstmals 1776 erzählt und stammt vom schottischen Moralphilosophen Adam Smith. In seinem Buch „Der Wohlstand der Nationen“ geht es ihm vor allem darum, die zu seiner Zeit landläufige Vorstellung zurückzu weisen, die Herrschenden hätten das Geld erfunden und in Umlauf gebracht. In den letzten zwei Jahrhunderten haben Ökonomen diese Geschichte unkritisch weitergesponnen und ausgebaut. In unglaublich bunten Variationen findet man sie in der modernen Fachliteratur, in Lexika, Schulbüchern und im Internet: Geld wur de erfunden, weil der Tauschhandel einfach zu kompliziert war. In manchen Versionen ist es ein Bauer, der einen Pflug benötigt, diesen aber nicht bekommt, weil der Schmied keine Verwendung für seine Kuh hat, in einer anderen ein Jäger, der die benötigten Pfeilspitzen erst erhält, nachdem er das Biberfell gegen Salz eingetauscht hat. Für den Ethnologen David Graeber – sein Buch „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ ist vor einigen Monaten auf Deutsch erschienen – han delt es sich bei dieser Geschichte um den größten Gründungsmythos der Wirtschaftswissenschaften. Denn dieses sagenhafte Land des Tauschhandels, in dem das Geld erfunden wurde, was letztend
„Geld hat keine Essenz. Eigentlich ist es nichts, und daher ist seine Natur seit jeher politisch umstritten und wird es vermutlich immer sein.“ Zitat aus: David Graeber: „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“
lich zu Krediten, Banken und Schulden führte, hat es nämlich nie gegeben. Das soll nicht heißen, dass es in der Vergangenheit keinen Tausch gege ben hat. In vorindustriellen Gesellschaften gibt es viele Arten von Tausch. Allerdings findet Tausch so gut wie nie zwischen Nachbarn in einem Dorf statt. Tausch, wie die Ethnologen ihn beschreiben, ist ein Geschäft, bei dem oft auch latente Feind schaft zwischen den Tauschpartnern deutlich zur Schau gestellt wird. Mit Freunden und
Nachbarn hingegen tauscht man nicht. Ihnen macht man Geschenke,
wobei natürlich erwartet wird, dass diese irgend wann einmal erwidert werden. Auch in moder nen Gesellschaften, vor allem in wirtschaftlichen Krisensituationen, ist Tausch manchmal ein pro bates Mittel, die Verwendung entwerteten Geldes zu umgehen. Allerdings ist dabei den Tauschen den das Prinzip Geld bereits gut bekannt. Zu Smiths Ehrenrettung muss gesagt werden, dass er zu einer Zeit lebte und schrieb, in der in Schottland keinerlei Informationen über die wirt schaftlichen Systeme vorindustrieller Gesellschaf ten zu finden waren. Im 19. und 20. Jahrhundert war die Situation jedoch schon etwas anders, und seit ungefähr hundert Jahren weisen Ethnologen darauf hin, dass Smiths Geschichte so nicht stim men kann. Bloß hören die Ökonomen nicht zu. Ein Tauschsystem, wie Smith und andere es be schreiben, hat die Wissenschaft nirgendwo auf der Welt gefunden. Und schon gar keinen Beweis da für, dass sich daraus jemals Geld entwickelt hätte. Die Geschichte des Geldes, so wie sie die Ökono men erzählt haben und wie sie in der Zwischen zeit Unzählige unkritisch nachbeten – erst der Tauschhandel, dann Geld als vereinfachtes Han delsmittel, dann Darlehen, Schulden und virtuel
0563
Die Sekunde des J채gers
Text: Raffael Fritz
Bild: Justin Guariglia/Corbis
Die Vision: Wenn der letzte Mensch längst gestorben ist, werden sie noch immer gute Geschäfte machen – die Börsencomputer. Schon jetzt verschieben sie Milliarden in Bruchteilen von Sekunden. Aber auch das ist der Finanzwirtschaft immer noch zu langsam. Sie will das Tempo weiter erhöhen – und damit das Risiko katastrophaler Fehler.
0551
„Die Bank gibt ihnen Geld, das “ sie nicht hat Franz Hörmann arbeitet daran, die Grundlage seiner Arbeit abzuschaffen: das Geld. In der perfekten Welt des Wirtschafts professors gibt es aber sowieso keine Arbeit und keine Konkurrenz – damit hat er sich nun Feinde gemacht. Interview: Teresa Reiter, Bilder: Marko Mestrovic
F
ranz Hörmann lebt mit seiner Familie im idyllischen St. Andrä-Wördern an der Donau. Das Haus wirkt gemütlich, hat e inen g roßen Garten voll blühender Blumen. Auf dem Tisch steht ein großer Korb mit roten Äpfeln, und durchs Fenster dringen Harfenklänge auf die Terrasse. „Soll unsere Tochter leiser Harfe spielen oder aufhören?“, fragt Frau Hörmann rücksichtsvoll. Die ganze Szenerie schreit förmlich: „So könnte auch Ihr Leben sein, wenn Sie sich nur für meine Vision erwärmen können.“ Franz Hörmann empfängt uns freundlich. Er genießt es sichtlich, über seine Idee einer besseren Zukunft zu sprechen.
2012: Warum sind Sie so ein heftiger Kriti ker des Geldes?
Franz Hörmann: Weil Geld nicht so funktioniert, wie man es heute der Bevölkerung erklärt. Geld ist weder ein Tauschmittel noch ein Wertmaßstab noch ein Wertaufbewahrungsmittel. Getauscht wird nur symbolisch, das heißt: Würden wir, wenn wir in einem Geschäft bezahlen, einen Preis einfach nur aufschreiben und dann später unsere eigene Leistung erbringen, dann könnten wir rein mathematisch symbolisch verrechnen, ohne dass dazwischen überhaupt ein materielles Tauschmittel stehen müsste.
Das meiste Geld, das im Umlauf ist, ist Buchgeld und hat keinen realen Geldschein als Gegenwert. Könnten wir uns zumindest das Bargeld sparen?
0539
Der neue grosse Krieg
Falls die Welt nicht untergeht, geht die Welt unter: Der Zukunftsskeptiker Gerald Celente sagt für 2012 (und die kommenden Jahre) den Kollaps der Weltwirtschaft, globale Volksaufstände und den ersten großen Krieg des 21. Jahrhunderts voraus. Wer anderes glaubt, ist ein Fantast. Text: Peter Hiess
D
as Cover ist eindeutig: Jesus verjagt mit hocherhobener Peitsche die Händler aus dem Tempel. Nur sind diese keine Orien talen mit wallenden Burnussen, sondern aalglatte Typen in smarten Anzügen und roten Krawatten, auf deren Verkaufstischen Namen wie Goldman Sachs und JPMorgan Chase zu lesen sind. „History Before it Happens“, heißt es unter dem Bild – und The Trends Journal wird diesem Slogan mehr als gerecht. Sein Herausgeber Ge rald Celente nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wenn er die Zukunft vorhersagt: Die Welt steuere seit der Finanzkrise von 2008 unaufhaltsam auf den Abgrund zu, auf den „ersten großen Krieg des 21. Jahrhunderts“. Und schuld daran
seien die Politiker, ihre mafiösen Kumpane in den Banken und Konzernen, die Kriegstreiber (ein Autor der Publi kation nennt die amerikanische Außenministerin in seinem Artikel über den geplanten US-Angriff auf Russland und China gleich einmal „Hitlery Clinton“) – und natürlich wir selbst. Aber warum ausgerechnet wir, die wir doch (wie immer) nichts dafür können? Weil der
vielgepriesene „Change“ nicht vom „bomben werfenden Friedensnobelpreisträger“ Barack Obama oder seinem republikanischen KonzernGegenkandidaten Mitt Romney kommen werde. Auch nicht von „den korrupten EU-Kommissaren und Abkassierern“ in der Brüsseler Zentrale. Ver ändern werde sich, so Celente im Editorial zur Sommerausgabe seines Journals, erst dann etwas, wenn wir aufhören, unseren „Führern“ zu folgen, den gleichgeschalteten Massenme dien zu glauben und uns immer tiefer in Armut und Sklaverei treiben zu lassen. Jeder Einzelne von uns müsse auf sich selbst setzen, endlich echten Widerstand leisten und gegen die Unter drücker vorgehen. Gerald Celente, als Sohn italienischstämmiger Eltern 1946 im New Yorker Stadtteil Bronx ge boren, arbeitete in seinen frühen Berufs jahren in der Politik („der schlimmste Job, den ich je hatte“), bevor er 1980 das Trends Research In stitute gründete. Seither hat er vieles ange-
kündigt, was später eintraf, vom Zusammenbruch der Sowjetunion über das Platzen der Dotcom-Blase
Bild: Peter Turnley/Corbis
Ökonomisches 9/11. Die Billio nen Dollar teuren – Celente sagt: „scheinheilig im Namen der Demokratie“ geführten – Kriege der USA werden das Ende und den Ruin der Super macht Amerika bringen.
Bildbearbeitung: malkasten vienna
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das letzte hemd Was trage ich zum Weltuntergang? Vier junge Modemacherinnen geben vier ungewöhnliche Antworten aus Knochen und Eis, Nacktheit und Nachthimmel. Kuratorin: Teresa Reiter Fotos: Susanne Stemmer
E
s heißt, es gibt einfach für jeden Anlass das perfekte Kleid. Ein leichtes für die Sommerhochzeit der Cousine, ein schlichtelegantes für ein Vorstellungsgespräch in einer Anwaltskanzlei, ein kurzes und buntes zum Cocktailtrinken mit der besten Freundin. Was aber trägt man zur Apokalypse? Das letzte Kleid muss nicht mehr praktisch und leicht zu waschen sein. Es kann provozieren, auffallen, und das Beste ist: Es ist völlig egal, wie teuer es war. Aber wie sieht es tatsächlich aus? Vielleicht ist es warm, damit einen in der hereinbrechenden Dunkelheit nicht friert. Möglicherweise ist es aufblasbar, damit man möglichst lange überlebt, wenn die Flut kommt. Oder starr wie ein tragbarer Sarg oder aus Sternen geschmiedet. Aber was bedeutet es überhaupt, das letzte Kleid? Wie sieht es aus und welche Gefühle soll es der Trägerin vermitteln? Vier junge Designerinnen machten sich für „2012“ Gedanken zum perfekten Kleid für den Weltuntergang.
0521
WOFÜR WIR IN ZUKUNFT
Noch GELD AUSGEBEN Zukunftsforscher Andreas Reiter sagt uns, auf was wir sparen sollen … Bild: Die letzte Münze als Retro-Produkt von Igino
Bildung Künftig investieren Menschen (und Unterneh men) mehr in Bildung und Weiterbildung. Die Wirtschaft verzahnt sich stärker mit dem Bildungs sektor. In Österreich ist Bildungssponsoring noch in der Aufwärmphase, in Deutschland sponsert bereits jedes zweite Unternehmen eine Bildungs einrichtung.
Gesundheit Bei einer höheren Lebenserwartung müssen wir länger fit und gesund bleiben, zumal wir künftig auch weit über das 70. Lebensjahr hinaus arbeiten werden. „Fit for Future“ ist die Devise, und die se kostet immer mehr Geld – auch privates und nicht nur öffentliches.
Sicherheit Der Mensch versucht sich gegen die Unwägbar keiten des Lebens abzuschirmen, Unternehmen wählen Betriebsstandorte nach (sozialer) Sicher heit aus. Und die Überwachung des privaten wie öffentlichen Raums nimmt zu. Sicher ist also, dass nichts mehr sicher ist.
Sozialprestige Die Ich-AG als Lebensentwurf ist gescheitert, Menschen begreifen sich wieder als Knoten in Netzwerken, der soziale Nutzen wird Triebkraft des menschlichen Handelns. Das gute Gewissen regiert Business und Konsumverhalten. „Die Welt hat eine Dichte erlangt, in der die Tat unmittelbar zum Täter zurückkommt“ (Peter Sloterdijk).
Rohstoffe und Energie Die Zukunft wird von erneuerbaren Energien be
stimmt: Blue Buildings, Ökostädte wie Masdar, die sich energetisch autark versorgen, gehen pio nierhaft voran. Bis 2050 sollen die erneuerbaren Energien rund ein Drittel des weltweiten Energie bedarfs decken.
Retro-Produkte Warum die Retrowelle die nächsten Jahre do miniert? Weil Retro immer Zeichen eines gesell schaftlichen Atemholens ist. Noch fehlen der Ge sellschaft die kraftvolle Vision, der lange Atem und der Mut zu radikalen Brüchen. Bis das Neue sich herausschält, greift man auf das Alte zurück.
Attraktivität Die körperliche Attraktivität ist hart erarbeitet, in Wellness-Resorts und Fitness-Studios. Wird sich am Lifestyle in einer alternden Gesellschaft etwas än dern? Nein, morgen wird erst recht begehrt sein, woran es der Gesellschaft dann mangelt: Jugend.
Außergewöhnliche Erlebnisse Die Freizeitwirtschaft wird zur Erlebniswirtschaft. Generell werden Freizeitlocations zu Spielplätzen, auf denen man sich neu entdeckt, seine Grenzen auslotet, sie überwindet.
Orientierung Was den Seefahrern der Kompass, ist uns mor gen das semantische Netz. Erst kam Google, heu te helfen Apps und geobasierte Netze, sich im Alltagsdschungel zurechtzufinden.
Aufmerksamkeit Dafür geben wir alles. Ist mit Geld nicht aufzu wiegen.
0515
Vorschau auf Heft # 03 Diesmal waren es nicht wir!
Die NaturKatastrophen Es gibt ihn noch, den Weltuntergang, an dem wir Menschen keine Schuld tragen: Erdbeben, Tsunamis und Supervulkane. Was nicht heißt, dass wir nicht alles noch viel schlimmer machen können. Das nächste vielleicht letzte Magazin der Welt erscheint am 12. 10. 2012.