The Red Bulletin INNOVATOR AT 2016 - #1

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ZUKUNFT NICHTSTUN WIE MASCHINEN DEN MENSCHEN ERSETZEN

WELTKARTE KREATIVITÄT GUTE IDEEN ABSEITS VON SILICON VALLEY

BLOSS NICHT DIE USA KOPIEREN WAS HILLARY CLINTONS BERATER EUROPA RÄT

START-KICK WIE BIG DATA UND STARTUPS DEN FUSSBALL VERÄNDERN


… UND DIE ERFOLGSGESCHICHTE GEHT WEITER!

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SPEAKER Ein Wort mit auf den Weg

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Wer seinen Traum wahr machen will, braucht ­Disziplin, Vorbereitung und ein gutes Team, sagt Claude Nicollier. Der Pilot und Astro­naut ist der berühmteste (und einzige) Schweizer, der bisher im Weltraum war. Beim World Web Forum in Zürich verriet er Jungunternehmern, wie er sich auf Reisen ins Unbekannte vorbereitet hatte: „Stellt sicher, dass das ­Sicherheitskabel ­immer fest verankert ist.“

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INHALT

The Red Bulletin Innovator 01/2016

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FAST FORWARD 0456 SO WERDEN WIR LEBEN Wohnen in den Wolken.

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START 0716

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NEUE WELT Wo das Rad neu erfunden wird.

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TRENDS Auf und Ab von Katzenvideos und Twitter.

MATRIX Neu und gut: Handys nur zum Telefonieren.

REPLAY Die Zukunft gab es schon immer. Etwa: das Navi.

BAD IDEAS Fünf wirklich schlechte Ideen. Für: ­Olympia.

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ROBOTER 1366 AUSLAUFMODELL: MENSCH Wo Maschinen einfach besser sind. Vielleicht schon bald beim Schreiben dieses Textes.

FUSSBALL 1886

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DAS GROSSE GELD Das größte StartupPotential der Welt liegt auf dem grünen Rasen. Was sagt dir das? Spiel mit!

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BIG DATA Ohne Computer wird heute keiner mehr Europameister.

SPORTVIDEOS Ein Startup aus einem Nest in Niederösterreich will die Fußballwelt revolutionieren.

STARTUP-ELF Fußballstars, die in junge ­Unternehmen investieren. Etwa: Robert ­Lewandowski.

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BLIPPAR 2796

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SLUMDOG VISIONÄR Vom Teeverkäufer zum ­Millionär. Mit einer App, die Google ersetzen könnte.

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SILICON VALLEY 2926 WO ZUKUNFT ZUHAUSE IST Silicon Valley. Alle wollen es ­kopieren. Einer weiß, wie’s geht – Alec Ross: nämlich gar nicht.

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DU BIST HIER! Dieses Magazin ist maschinenoptimiert, die ­Lesbarkeit roboterfreundlich lokalund ­standardisiert.

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HOW TO … 3446 … DO IT Oder lieber nicht? Wie du eine gute Idee erkennst.

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… BE CREATIVE Sechs Tipps von Jeremy Abbett, der Google mit neuen Ideen versorgt.

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EINER SAGT 3836 VORWÄRTS, ­PIONIERE! Das Zeitalter der Spinner und Erfinder ist gekommen. Sagt Jürgen Furian.

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3576 … GET RICH Warum fünf Millionen einfacher zu ­bekommen sind als 250.000.

3706 … KNOW HOW Lies das, bevor du was tust.

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3803 … FAIL So nicht. Diesmal: die Visitenkarte.

ZEITREISE 3966 DER HYPERLOOP-HYPE Güter und Passagiere wie Rohrpost verschicken? Klingt nach Geld.

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IMPRESSUM

DAS LETZTE Was uns noch gefehlt hat: Menschen-Fernbedienung.

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www.post.at


FAST FORW 0456 0457

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So werden wir leben.

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Wohnen in den Wolken 2116. Menschen leben in begrünten Mega-Wolken-

kratzern, die kilometerweit in den H ­ immel ragen und zig Stockwerke tief in die Erde gehen. Roboterdrohnen bauen sie und putzen die Scheiben. So zeichnet Samsung das Morgen in seinem aktuellen „Future Living Report“. Innovative Materialien – wie Kohlenstoffgemische, die 16-mal stärker als ­Zement sind – sollen die Super-Skyscraper möglich machen, glauben die Forscher. Gewiss ist: Die ­Häuser der Zukunft werden glitzern – und alles, was bisher gebaut wurde, in den Schatten stellen.

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Zurück ins Ei 2016. Das moderne Wohnen ist mobil und

­ inimalistisch, eiförmig und zum Greifen nah: m „Ecocapsule“, eine Art Mikro-Wohnwagen ­slowakischer Architekten, lässt sich nahe­ zu überall aufstellen und versorgt sich selbst mit Wasser und Strom. Auf acht Quadrat­ metern haben zwei Menschen Platz zum Schlafen, Kochen und Arbeiten. Auch Dusche und WC beherbergt das Wohn-Ei. Die ersten 50 Ecocapsules sollen Ende des Jahres auf den Markt kommen. Stückpreis: 79.000 Euro.

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START 0716 0717

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Wo tut sich was? Wo beginnt’s? Wer erfindet das

Rad neu? Wer das Klopapier? Revolutionäre und

NIEDERLANDE Der 22-jährige Boyan Slat will mit riesigen Netzen den Müll aus den Weltmeeren ­fischen. Noch dieses Jahr sollen erste Testversuche in der Nordsee starten. www.oceancleanup.com

inspirierende Innovationen aus aller Welt.

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SERBIEN

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MALTA

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Seit 2014 hat die private Hilfsinitiative MOAS tausende Flüchtlinge in Seenot aus dem Mittelmeer gerettet.  www.moas.eu

„Strawberry Tree“ stellt Parkbänke her, auf denen man sein Smartphone per Solarenergie aufladen kann. senergy.rs

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GROSSBRITANNIEN

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Tauben können nützlich sein: Bestückt mit GPS-Trackern und Sensoren, sammeln sie in London Daten zur Luftverschmutzung. www.pigeonairpatrol.com

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ISLAND

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Designer Ari Jónsson hat Wasserflaschen aus Algen entwickelt: Sie zerfallen, sobald sie ausgetrunken sind.  designmarch.is

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KANADA

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Ein Computer, der mit biolo­ gischer Energie läuft:  mcgill.ca

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JAPAN

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ILLUSTRATION: LUDWIG TOMASCHKO/MHZ

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Bei Olympia 2020 in Tokio soll den Gästen eine Roboter-Armee zur Verfügung stehen. Als Wegweiser und Dolmetscher. Perfekt wie nie zuvor.

OHIO Goodyear revolutioniert das Rad – und macht einen Ball daraus. Der Prototyp „Eagle­360“ dreht sich in alle Richtungen und macht Einparken zum Kinderspiel.

NEUSEELAND Nigel Stanford produziert Musik mit Robotern, die ­Instrumente spielen. nigelstanford.com

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SINGAPUR SCHWEIZ Schweizer Dermatologen h ­ aben endlich etwas erfunden, das Kosmetik und Volks­ge­sund­ heit revolutionieren wird: Toiletten­ papier de luxe. josephs-­toiletries. com

Forscher an Singapurs Technischer Uni setzten einem Käfer Implantate ein, die sein Nervensystem manipulieren. Seine Vorderbeine ließen sich danach per Funk steuern.

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RUMÄNIEN

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Axosuits klingt futuristisch und ist es auch: Das rumänische Startup entwickelt ExoSkelette für Menschen mit Gehbehinderung. axosuits.com

VEREINIGTE ­ARABISCHE EMIRATE

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In Dubai gibt die Straßen­ beleuchtung schon bald WiFi ab:  www.zero1.zone

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GHANA

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Bambus-Räder sind der Renner: ghanabamboobikes.org

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SÜDAFRIKA

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Drohnen gegen Wilderei: airshepherd.org

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RUSSLAND Mayak („Leuchtfeuer“) könnte schon bald der erste Satellit im All sein, der durch Crowd­ funding finanziert wurde. boomstarter.ru

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BRASILIEN

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„Ludwig“ lässt Gehörlose Musik spüren: Über ein Armband und ein Tablet werden Geräusche in Vibrationen und Farben übersetzt. ludwigproject.com

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KALIFORNIEN

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Magnetic Field Architecture macht Gebäude flexibler und sicherer: Wenn ein Erdbeben naht, beginnen die Häuser zu schweben. Wie?  arxpax.com

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DEUTSCHLAND

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Frisches Gemüse ohne Lieferweg: Infarm baut platzsparende Mini-Gewächshäuser – mitten in Supermärkten.  infarm.de

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TRENDS

Das Auf und Ab der Dinge und Ideen 0846 0847

TESLA MOTORS INC.

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Fast halbiert, fast verdoppelt. Aktienkurs des US-Konzerns in den vergangenen sechs Monaten (Quelle: NASDAQ) Höchster Stand in diesem Zeitraum: rund 265 US-Dollar, tiefster Stand: ca. 143 US-Dollar

TWITTER

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Die Kurznachrichten werden immer schlechter. Aktienkurs des Kurznachrichtendienstes (Quelle: NASDAQ) Höchststand nach Börsengang Ende 2013: knapp 70 US-Dollar, Aktienwert im Frühjahr 2016: rund 15 US-Dollar

ROHÖL

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Rutschgefahr. Preisschwankungen der letzten sechs Monate laut NYMEX (New York Mercantile Exchange) Tiefststand: Jänner 2016 (unter 30 Dollar pro Barrel); Höchststand (hier nicht abgebildet) im Juli 2008: 147 Dollar

START UP BUSINESS

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Interesse bleibt gleich hoch. Wie oft seit einem Jahr „start up business“ gesucht wird (Quelle: Google Analytics) Schwankungen (relativ gesehen): im Minimalbereich, größtes Interesse: zu Jahresbeginn 2016

KATZENVIDEOS

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Forget Your Sadness, YouTube-Kanal der meistgeklickten Katzenvideos (Entwicklung seit 2013; Quelle: Socialblade) Erfolgreichstes Video: „Funny Cats Compilation“ (über 91 Millionen Views)

TSCHÜSS, FACEBOOK!

ILLUSTRATION: LUDWIG TOMASCHKO/MHZ

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Go O≠line Facebook. Interesse an diesem Suchbegri≠ seit Facebook-Gründung anno 2004 (Quelle: Google Analytics) Erste Spitze der Suchanfrage: März 2008, Peak: Dezember 2011, aktuell: weniger als in den Jahren 2009 oder 2010 INNOVATOR 0,00 0,50

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INDUSTRIE + FORSCHUNG = ARBEIT + WOHLSTAND. Wissen ist Österreichs größtes Kapital. Die Übersetzung in Produkte und Dienstleistungen schafft Arbeitsplätze der Zukunft. Foto: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss

www.iv-net.at


MATRIX Was ist neu und gut? 0976 0977

DAS RAD

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Mach du dein Ding. Aber das hier solltest du nicht neu erfinden.

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BARGELD Ist im Vergleich zu digitalen Bezahlsystemen (deppen)sicher.

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ALLTAGS-KOPFHÖRER Unheimlich und genial: Diese Ohrstöpsel manipulieren den Sound der Umgebung, bevor wir ihn hören: ­hereplus.me

JOHN SCULLEY Trauert seiner Vergangenheit als Apple-­ CEO nicht nach und investiert groß in Startups.

AMAZON PRIME AIR

EINFACH HANDY Mit dem MP01 kannst du telefonieren und SMS schreiben. Sonst nichts. Understatement mit Stil: punkt.ch

Superschnelle Zustellung, und endlich auch in den 4. Stock: Setzen sich Drohnen als Postboten wirklich durch?

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ANTIBIOTIKA Wir brauchen bald völlig neue – denn die Viren und Bakterien werden immer resistenter.

SCHLECHT KLINGELTÖNE Verlässliche Studien belegen es: Handytöne treiben 99 Prozent der Bevölkerung in den Wahnsinn.

ROBOTER-HUND WINDOWS-TASTE Es gibt eine An­ leitung, wie man sie deaktiviert! Hier: support.­ microsoft.com

„Spot“ von Boston Dynamics kann weder bellen noch beißen. Kommt aber sicher als Nächstes.

DATENBRILLE Nach Google soll auch Snapchat an ­einem Smart Glass basteln – aber an ­einem, mit dem wir auch gut aussehen.

COOLEST COOLER Das zweitgrößte jemals ­finanzierte KickstarterProjekt hat Geldprobleme und kann nicht ausliefern. Was die 61.000 Unter­ stützer uncoolest finden.

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ILLUSTRATION: LUDWIG TOMASCHKO/MHZ

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REPLAY

Die Zukunft gab es schon immer. 1106 1107 1108 1109 1110 1111 1112 1113 1114 1115 1116 1117 1118 1119 1120 1121 1122 1123 1124 1125 1126 1127 1128 1129 1130

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Wo bin ich? Und wo sollte ich sein? Lange bevor es GPS mit Head-up-Display gab, konnte „Iter Avto“ verzweifelnden ­Autofahrern diese Fragen beantworten. Die Erfindung aus den 1930er Jahren bewegte eine gewöhnliche Straßenkarte auf ­einer Rolle, je nachdem wie schnell das Fahrzeug unterwegs war. Warum sich dieses Navi nie durchsetzen konnte? Weil der Fahrer bei jeder Kurve, ähm, Kursänderung die Karte aus­ tauschen musste – und kein Computer das Denken übernahm.

2018

1149 1150 1151 1152 1153 1154 1155 1156 1157 1158 1159 ILLUSTRATION: LUDWIG TOMASCHKO/MHZ

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TOMASZ FURMANEK Foto von: Tomasz Furmanek

#BEAHERO


BAD IDEAS

Fünf schlechte Ideen für Olympia. 1236 1237 1238 1239 1240 1241 1242 1243 1244

MÜNZENSPRINGEN Eine Kombination aus Turmspringen, Schatztauchen und Gewichtheben. Bewertet werden die Ästhetik des Sprungs, die erreichte Geschwindigkeit und natürlich die Anzahl und der Wert der heraufgetauchten Münzen.

TISCHFUSSBALLTENNIS

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Klassisches Tischtennis, nur ­einen Kick, äh, Tick besser: An jedem Tischende ist ein Tor, in das der Ball geschossen wird.

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BIATHGOLF

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SOMMER-CURLING Auf verdreckten Holzbahnen müssen fünf Kegel umgestoßen werden: Ein Spieler wirft den Bowlingball, drei Spieler schrubben die Bahn sauber. Jede Mannschaft beschmutzt die Bahn, bevor die andere drankommt.

JUDOKU Die Kampffläche ist ein Sudoku. Gewonnen hat der Judoka, der es zuerst löst: Wer z. B. eine Sieben in ein Feld schreiben will, muss den Gegner sieben­ mal dorthin werfen.

Die Athleten legen zwanzig Kilo­ meter auf Rasenskiern zurück. Alle fünf Kilometer müssen sie eine 18-Loch-Minigolfbahn durchspielen. Pro Bahn sind maximal fünf Schläge erlaubt.

ILLUSTRATION: LUDWIG TOMASCHKO/MHZ

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INKLUSIVE PRIVATSEKRETÄR

Der neue Astra Sports Tourer mit Das Auto des Jahres 2016 überzeugt mit luxuriösen Features der Oberklasse: • Ihr persönlicher Online- und Service-Assistent • Automatische Notfallhilfe und Navi-Zieleingabe • Diagnosen und Verriegelung via Smartphone App Mehr auf opel.at/astra-sportstourer

Verbrauch gesamt in l / 100 km: 3,4 – 6,2; CO2-Emission in g / km: 89 –142. Abbildung zeigt Sonderausstattungen.


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Pfleger der Zukunft. In ­einem ­italienischen ­Altersheim in Florenz­ ­kümmern sich ­Roboter um die Bewohner. Was heute erst im Probe­ betrieb läuft, könnte bald Alltag sein.

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Roboter-Vision

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Welche Arbeitswelt erwartet die Kinder von heute in zwanzig

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Jahren? Vielleicht eine, in der es fĂźr Menschen kaum noch

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Arbeit gibt. Das ist weder Utopie noch Horrorvision.

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Sie murren nicht, brauchen keinen Urlaub und arbeiten exakt: Bei der Autoproduktion sind Greifarme längst der Normalfall, Menschenhände packen nur noch selten an.

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Hi Mama, hi Papa,

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Sorry, dass ich mich so lang nicht gemeldet hab Ich vergess immer, dass ihr meinen Live-Feed nicht abonniert habt und nix von mir mitbekommt Drum hab ich mir gedacht, ich schreib euch voll auf vintage eine Mail

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Bei mir gibt’s Good News: Ich hab jetzt einen Job, und er wird sogar bezahlt! Dieses große NachrichtenPortal, wo ich mich vor drei Jahren beworben hatte, hat mich als Redakteur gecastet, ganze 15 Stunden Vollzeit Es wär mir zwar lieber gewesen, mit Schreiben Geld zu verdienen, aber so what?! Und stellt euch vor: Ich bin ganz allein fürs Wirtschafts-Ressort zuständig! An busy Tagen stell ich locker so 100 Meldungen online, aber es ist eigentlich ganz easy Meistens muss ich nur die Emojis dazugeben, das checken die Auto-Writer noch nicht wirklich Und letzte Woche hab ich für das -Emoji in der großen Story über Human Resources Responsibility voll viele Likes bekommen! Seither findet mein Chef mich ziemlich nice Er hat Connections zu ein paar glossy Magazinen, da schreibt man die langen Storys noch „by hand“, wie man bei uns im Business sagt. Vielleicht kann er mir ja mal was vermitteln

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Btw, vor ein paar Wochen bin ich mit Emma in ein neues Apartment umgezogen Von unserem Grundeinkommen und meinem Gehalt gönnen wir uns jetzt eine voll nette 4er-WG Sogar mit richtiger Küche! Wenn Gäste da sind, kochen wir da manchmal selber, wie die Rich Kids Ihr müsst uns unbedingt mal besuchen kommen!

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Luca

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PS: Wie läuft’s eigentlich mit der Haushaltshilfe, die ich euch zu Weihnachten geschickt habe? schon gecheckt, wie man sie programmiert?

Hat Papa

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Autor: Raffael Fritz Lebensform: Mensch (99 %; ­ 1 % anorganische Anteile) Könnte bald ein Computer meinen Job übernehmen? Könnten Maschinen demnächst den Menschen völlig ersetzen? Für viele mag die Frage noch zu sehr nach ScienceFiction klingen, um sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen. Denn wenn es nicht gerade ums Kopfrechnen geht, kann sich jeder Mensch noch immer dem schnellsten Großrechner ganz zu Recht über­legen fühlen. Bisher sind alle Versuche, eine sogenannte „starke“ künstliche Intelligenz zu schaffen – also eine, die so lernen, kommunizieren und kreativ sein kann wie wir –, schon im Ansatz gescheitert. Ähnliches gilt für die Hardware: Im Vergleich zu den geschmeidigen Bewegungen des menschlichen Körpers haben Roboter noch etwas unfreiwillig Komisches an sich – so wie der Honda-Roboter Asimo, der auch nach 20 Jahren Entwicklungsdauer beim Gehen so aussieht, als müsste er dringend auf die Toilette. Doch ein Roboter muss nicht über die Grazie einer Ballerina verfügen, um eine Karosserie zusammen­ zuschweißen. Und ein Computer muss keine Ironie verstehen können, um zum richtigen Zeitpunkt Wert­ papiere zu verkaufen. Kein Wunder also, dass die Autofabriken dieser Welt schon heute von Robotern bevölkert sind. Und an den Börsen hört man seit Jahren keine Broker mehr brüllen, sondern nur noch das Surren von Lüftern, die den Serverraum kühlen. Für viele Aufgaben reicht eine „schwache“ künstliche Intelligenz völlig aus. Und es könnten weit mehr sein, als wir heute denken. Maschinen brillieren schon lange bei Routine-Aufgaben, die sich in eine Abfolge von einfachen Regeln zerlegen lassen. Doch je vernetzter sie werden und je mehr Daten sie verarbeiten können, desto besser kommen sie mit den nichtstandardisierten Verhältnissen der realen Welt zurecht. Das Entziffern einer handgeschriebenen Notiz war vor 20 Jahren noch keine Routineaufgabe für Computer. Heute hat jedes Smartphone eine mehr oder weniger brauchbare Handschrifterkennung. Und noch vor etwas mehr als zehn Jahren war es kaum vorstellbar, dass ein Computer je ein Auto gefahrlos durch eine vielbefahrene Kreuzung würde steuern können. Das Verhalten eines Autofahrers sei einfach von zu vielen Faktoren abhängig, um es zu automatisieren, schrieben die Ökonomen Frank Levy und Richard Murnane 2004 in ihrem Buch „The New Division of Labor“. Nur sechs Jahre später, im Jahr 2010, hat Google seine ersten selbstfahrenden Autos vorgestellt. Heute entwickeln fast alle großen Autobauer ihre eigenen autonomen Fahrzeuge. Das selbstfahrende Modell von Tesla soll etwa schon 2018 marktreif sein. Von selbstfahrenden Taxis (an denen das Unternehmen Uber forscht) bis zu automatischen LKWs (die schon heute zu Testzwecken auf Europas Straßen unterwegs sind) ist plötzlich vieles in den Bereich des Möglichen gerückt. In der Schweiz soll der Güter­ verkehr gar unter die Erde kommen – „Cargo sous terrain“ heißt das Projekt, bei dem ab 2030 selbst­ fahrende, unbemannte Fahrzeuge ihre Fracht über ein unterirdisches Tunnelsystem durchs Land trans0,00

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portieren sollen. Andere wollen die Luft erobern: Schon seit Jahren experimentieren verschiedene Firmen erfolgreich mit der Paketzustellung durch Drohnen, von Google über die Deutsche Post bis Amazon. Gerade Letztgenannte sind damit auf viel Skepsis gestoßen – doch wenn man bedenkt, dass in Amazons Vertriebszentren schon heute mehr als 30.000 Logistikroboter arbeiten, strapazieren Lieferdrohnen die Vorstellungskraft nicht mehr so sehr. Aber auch Kopfarbeit ist vor Computern nicht mehr sicher. Komplexe Algorithmen übernehmen etwa die Arbeit von Kanzleiassistenten: Das Programm eDiscovery von Symantec kann in kürzester Zeit riesige Aktenberge durchwühlen, um Anwälte bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Und sogenannte RoboAdvisors bieten persönliche Finanzplanung – natürlich zu einem Bruchteil der Kosten eines mensch­ lichen Anlageberaters. Sogar in die ureigene Domäne des Menschen sind Maschinen schon eingedrungen: die Kommunikation. Associated Press, die größte Nachrichtenagentur der Welt, betreibt seit 2014 ein Programm, das automatisch Artikel über die Vierteljahresberichte von Unternehmen schreibt. Nach einer kurzen Anlaufphase arbeitet es heute fast fehlerfrei – und verfasst mittlerweile auch Berichte über lokale Sportereignisse. Carl Benedikt Frey und Michael Osborne von der Universität Oxford wollten all diese Entwicklungen 2013 in Zahlen fassen. Sie haben 700 Berufe darauf analysiert, wie sehr sie durch Automatisierung bedroht sind. Das Ergebnis: Bis 2033 könnten 47 Prozent aller Jobs in den Vereinigten Staaten verschwunden sein. Eine Folgestudie von Ökonomen der Bank ING-Diba hat ergeben, dass in Deutschland sogar 56 Prozent aller Stellen bedroht sind. Davon betroffen sind nicht nur Industrie, Transport- oder Bauwesen, sondern genauso Bürokräfte und administrative Posten, Verkaufsjobs und viele andere Stellen im Dienstleistungsbereich – dort, wo die menschliche Arbeitskraft lange konkurrenzlos war. Klar: Neue Technologien lassen auch neue Berufe entstehen. Bisher hat sich noch für jede Branche, die verschwunden ist, eine neue aufgetan – mindestens. Und wenn die einfacheren Tätigkeiten automatisiert werden, müssen die Menschen sich eben weiter­ bilden – und sich Kompetenzen aneignen, die den Maschinen noch verschlossen sind. Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es diesen Wettlauf zwischen Bildung und Technologie, zwischen Mensch und Maschine. Doch was, wenn der Mensch nicht mehr mithalten kann?

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Service-Jobs sind uns Menschen sicher – vorerst. In einem Restaurant in C ­ hina w ­ urden Roboter gefeuert, weil sie Getränke nicht servieren konnten, ohne sie zu verschütten.

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Hi Mama, hi Papa,

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Sorry, dass ich erst jetzt zurückschreibe, bei mir war ziemlich viel los

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Hatte ein Meeting mit dem Chef, war nicht so nice Er so, die Auto-Writer haben ein Update gekriegt und checken jetzt auch Emojis Ich so, wow, und hab mir gleich ein Beispiel angeschaut: „Twitbook Inc. meldet in seinem Jahres-Bericht ein Gewinn-Plus von über zehn Prozent Analysten zufolge ist das vor allem auf den weiter gesteigerten Automations-Grad zurückzuführen “ Dabei hätte das -Emoji da viel mehr Style, sieht doch jeder! Die Auto-Writer haben einfach nicht das Feeling dafür Aber das werden sie schon noch checken, wenn die Likes runtergehen

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Der Chef hat jedenfalls gemeint, sie committen sich ihrer sozialen Verantwortung und so Stuff … jetzt bin ich in diesem Beschäftigungs-Programm von der Firma und kann Sprachen lernen und so, ich glaub ich mach einen Kurs in C+++

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Hab ich schon erzählt, dass ich wieder zurück in mein altes Zimmer im Wohn-Heim ziehe? Hier ist es auch nice, und vielleicht war es doch noch zu früh, um mit Emma ein Apartment zu sharen Bei manchen Sachen ist sie total weird. Ich hab sogar mal gesehen, wie sie selber das Klo geputzt hat. Von Hand!

CHINAFOTOPRESS/GETTY IMAGES, DAVID PAUL MORRIS/BLOOMBERG VIA GETTY IMAGES

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Jedenfalls war das mit dem Umzug und so leider total teuer Blöde Frage: Könntet ihr mir vielleicht ein bisschen unter die Arme greifen? Ist auch das letzte Mal, schwöre!

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Luca

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In den ­Lagern des Onlinehändlers Amazon schleppen Roboter die Produkte durch die Gegend. Eine kleine Hilfe für ihre menschlichen Kollegen – und eine große Konkurrenz.

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Die Angst, dass Maschinen die Menschen arbeits­ los machen, ist so alt wie die Maschinen selbst. Im Jahr 1589 reiste der Erfinder William Lee nach Lon­ don, um bei Königin Elizabeth I. um ein Patent für seine neueste Entwicklung anzusuchen: den Hand­ kulierstuhl, eine automatische Strickmaschine. Mit ihr ließen sich Strümpfe sechsmal schneller herstel­ len als von Hand. Lee hatte die Maschine extra nach London schaffen lassen und für die Vorführung ein eigenes Gebäude gemietet. Doch als die Königin den Handkulierstuhl in Aktion sah, war sie alles andere als begeistert und verweigerte ihm das Patent – aus Sorge, dass Lees Erfindung ihre Untertanen zu Bett­ lern machen würde. Auch David Ricardo, einer der Begründer der klas­ sischen Ökonomie, prophezeite Massenarmut in Eu­ ropa. War er zuerst noch vom rasanten technischen Fortschritt Anfang des 19. Jahrhunderts begeistert, bezweifelte er später, „dass die arbeitenden Klassen in gleicher Weise an der allgemeinen Wohlfeilheit der Waren partizipieren werden, die aus dem Gebrauch von Maschinen entspringt“. Die sogenannten Ma­ schinenstürmer sahen das ähnlich, drückten es aber weniger eloquent aus: Sie bekämpften die entstehen­ de Konkurrenz, indem sie die Maschinen kurz und klein schlugen. In England passierte das so häufig, dass die Zerstörung von Webstühlen unter Todes­ strafe gestellt wurde. Doch statt Europa in Armut zu stürzen, haben die Maschinen den Lebensstandard immer weiter steigen lassen. Das beschleunigte sich sogar noch mit der zweiten industriellen Revolution Ende des 19. Jahr­ hunderts. Sie brachte der Welt die chemische Indus­ trie, den Verbrennungsmotor und die Elektrotechnik. Von den Fabriken breiteten sich Maschinen in die ­Büros und das öffentliche Leben aus – und wer sie ­bedienen wollte, musste sich immer öfter ein spezia­ lisiertes Wissen aneignen. Es war der Startschuss für den Wettlauf zwischen Bildung und Technologie, der das ganze 20. Jahrhundert prägte. Die Maschinen lie­ ßen zwar Jobs verschwinden, doch genauso ließen sie neue entstehen, die mehr Bildung verlangten und besser bezahlt waren. Doch während es seine Zeit braucht, bis sich neue Wirtschafts- und Ausbildungs­ zweige entwickeln, legt der technologische Fort­ schritt immer mehr an Tempo zu. Das wurde schon 0,00

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früh angesprochen – und zwar nicht von irgendwem, sondern vom wirtschaftspolitischen Superschwer­ gewicht John Maynard Keynes. In seinem Essay „Eco­ nomic Possibilities of Our Grandchildren“ warnte er schon 1930 vor „technologischer Arbeitslosigkeit“: Sie müsse irgendwann entstehen, weil wir nicht mehr so schnell Möglichkeiten finden, die frei gewordene Arbeitskraft einzusetzen, wie wir Wege finden, sie einzusparen. Ungefähr hundert Jahre werde es dauern, schrieb Keynes im Jahr 1930, dann sei der Punkt erreicht, an dem die menschliche Arbeitskraft zum Auslaufmo­ dell geworden sei – sie würde dann einfach nicht mehr notwendig sein, um die materiellen Bedürfnis­ se der Bewohner der industrialisierten Welt zu erfül­ len. Keynes sagte für die Zukunft den 3-Stunden-Ar­ beitstag und die 15-Stunden-Woche voraus – gerade genug Arbeit, um den „alten Adam“ in uns zufrieden­ zustellen, der über Jahrtausende darauf geeicht wur­ de, im Schweiße seines Angesichts sein Brot zu ver­ dienen. Tatsächlich gehen der Anteil der Erwerbstäti­ gen an der Bevölkerung und die durchschnittliche Wochenarbeitszeit immer weiter zurück (in Öster­ reich von 39,4 Stunden im Jahr 2005 auf 36,7 Stun­ den 2015 – im Jahr 1964 waren es noch über 48!). Doch ein Großteil der Bevölkerung wähnt sich noch lange nicht in einer „Ära der Muße und des Überflus­ ses“, wie Keynes sie prophezeit hat – im Gegenteil: Debatten über die sich immer weiter öffnende Schere zwischen Arm und Reich werden zunehmend lauter. Wenn sie es nicht ohnehin schon ist, wird die Frage, wie der wachsende Wohlstand verteilt werden soll, eine der drängendsten unserer Zeit. Von unserer Antwort hängt ab, ob wir uns weiter davor fürchten, dass Computer den Menschen die ­Arbeitsplätze wegnehmen – oder ob wir es vielleicht sogar begrüßen. Denn gerade wenn er Muße hat und sich im Leerlauf befindet, zeigt unser Verstand, wie sehr er der „schwachen“ künstlichen Intelligenz über­ legen sein kann. Computer besiegen uns zwar im Schach und neuerdings im Go, sie mögen bessere ­Anlagetipps geben oder bald sicherer Auto fahren als wir – doch bislang hatte kein Computer, was uns Menschen hin und wieder einfach so zufällt: eine gute Idee. Und dank unserer Technologie war es nie leichter, Ideen in die Tat umzusetzen.

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Drei Fußballspiele, drei Texte, eine Frage: Wer hat sie geschrieben? Ein Mensch oder eine Maschine? Die Auflösung: 1. Mensch: 11freunde,de, 2. Maschine: hattrick.org, 3. Mensch: kicker.de

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TEXT 1 Der Anstoß. Bewirkt nicht durch die mechanische Kraftausübung irgendwelcher profanen Füße, sondern allein durch die Telekinese, die von Klopps pulsierendem ­Herzen und Tuchels pulsierendem Hirn ausgeht. Feel the vibrations. Thomas Tuchel, panisch: „Ich höre Stimmen!“ Michael Zorc, abgebrüht: „Das sind die Fans, die singen.“ Tuchel, noch panischer: „Wie viele Kalorien hat Gesang?“

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TEXT 2 Tor für Österreichs U-20! Ein ­akkurat getretener Eckstoß von René Hopfgartner setzte in der 22. Minute Matthäus Kornfeld perfekt in Szene. Sein Timing beim Kopfball war schulmäßig, als er den Ball zum 1:0 in die Maschen wuchtete. Danach nahm Österreichs U-20 gegen England das Tempo aus dem Spiel. Matthäus Kornfeld sah in der 39. Minute nach einer dreisten Schwalbe die Gelbe Karte.

TEXT 3 Nach einem hohen Pass von ­Cohade vor das Tor hat Bayal Sall genau den richtigen Laufweg. Mit der rechten Außenseite lenkt er den Ball zum 1:1 in die Maschen. Doch Basel antwortet postwendend: Eine Flanke von links bringt Lang von der anderen Seite per Kopf wieder ins Zentrum. Der Ball fällt Zuffi förmlich auf den rechten Fuß. Mit der Innenseite macht ­Zuffi seinen Doppelpack perfekt und verwandelt den St. Jakob-Park in ein Tollhaus.

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Luca440@zmail.com An: homebox@yahoo2.org

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Hi Mama, hi Papa,

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Jetzt hab ich mich wieder voll ewig nicht gemeldet Aber ihr werdet nicht glauben, was mir schon wieder alles passiert ist Manchmal kommt mir mein Leben vor wie eine crazy Geschichte, die sich jemand ausgedacht hat   Ich hab euch ja erzählt, dass ich einen Coding-Kurs mache, oder? Hab da jedenfalls diesen Typen kennen gelernt, der mich auf eine Idee gebracht hat Wenn die Emojis von den Auto-Writern total whack sind, machen wir eben ein viel niceres Update! Mit seinen Coding-Skills und meinem Feeling für die richtigen Emojis kann das nur werden, ist aber auch voll die Challenge Die letzten Wochen waren wir nur am Brainstormen und so, aber langsam haben wir, glaub ich, den richtigen Approach gefunden

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Jetzt brauchen wir nur noch einen Business Angel Nächste Woche hab ich einen Pitch bei meinem ehemaligen Chef, vielleicht machen sie ein Investment Drückt mir die Daumen! Bis dahin bin ich leider ziemlich broke Also wenn ihr euch als meine provisorischen Business Angels betätigen wollt, feel free

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Ach ja, es gibt auch nicht so gute News Emma hat gesagt, sie möchte eine Pause machen Irgendwie haben wir nicht das gleiche Mindset Wie ich ihr von meiner Idee erzählt hab, war sie nicht mal gehypt Und hat sogar gesagt, hey, kann man nicht auch mal was ohne Emojis schreiben? Keine Ahnung, wie sie das gemeint hat

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Also an Weihnachten komm ich dann wahrscheinlich alleine heim die Haushaltshilfe funzt Ist echt easy, sogar für Millennials

Da kann ich euch dafür in Ruhe zeigen, wie

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PS: Was ich euch noch sagen wollte: --SV-Nr.: 4753 230911 Society Value Index: 81 gelaufene Kilometer heute: 17,2

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1 BALL, 2 TEAMS JE 11 SPIELER, 2 MILLIARDEN FANS, MEHR ALS 30 MILLIARDEN EURO UMSATZ:

DAS GRÖSSTE STARTUP-­ UNTERNEHMEN DER WELT IST DER FUSSBALL. WAS SAGT DIR DAS? SPIEL MIT!

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ILLUSTRATION: MARTIN UDOVICIC

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Abseits-Chance. Ein Lichtstrahl blendet die Abseitslinie ein. Was auf dem TV-Bildschirm längst funktioniert, hat auf dem Spielfeld noch niemand erfunden. Die Chance fßr Innovatoren!

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Ballbesitz. Passquoten. Torschüsse. Du siehst interessante Zahlen, Daten, die der Sportkommentator im Fernsehen herunter­ betet. Was du nicht siehst: Das Spiel erzeugt die Zahlen, aber die Zahlen – richtig inter­ pretiert – generieren den Sieg.

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OHNE TECHNIK WIRD HEUTE KEINER MEHR EUROPAMEISTER COMPUTER

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Wie Big Data zum neuen

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Spielmacher im Fußball wird.

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Und warum Deutschland ohne

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HighTech niemals Brasilien und

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Argentinien geschlagen hätte.

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TEXT: FLORIA­N WÖRGÖTTER � ILLU: MARTIN UDOVIČIĆ

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ußball-WM 2006. Viertelfinale. Elfmeterschießen. Der deutsche Schlussmann Jens Lehmann zieht mit seinen dicken Torwarthandschuhen einen Zettel aus dem rechten Stutzen. Darauf steht nahezu unleserlich hingekritzelt, wie die Argentinier ihre Elfer am liebsten versenken. Etwa: „Ayala lange warten langer Anl[auf] rechts“. Tatsächlich, Ayala startet seinen Anlauf weit hinten, schießt nach rechts, Lehmann hechtet ins richtige Eck, hält. Als später Cambiasso antritt, die gleiche Prozedur. Lehmann ruft die Informationen in seinem Socken ab. Auf dem Zettel ist Cambiasso gar nicht vermerkt, aber das weiß der Inter-Mailand-Star nicht. Lehmann pokert. Lehmann hält. Deutschland ist im Halbfinale. Argentinien hat gut gekickt, Deutschland besser gespickt. Schon damals vertraute der Deutsche FußballBund auf die Erkenntnisse aus Videoanalysen. Dass diese noch nicht ausgereift waren, könnte ein Grund für die Endstation im Halbfinale neben den Toren von Grosso in der 119. und Del Piero in der 121. Minute ge­ wesen sein. Bei der WM 2014 in Brasilien nimmt das Spiel ein besseres Ende für die Deutschen. Das Nationalteam kooperiert mit dem deutschen Software-­ Giganten SAP. Dessen Plattform SAP Match Insights analysiert in Videoaufnahmen die Spielabläufe und Leistung der Nationalmannschaft. Bundestrainer Jogi Löw und sein Team erhalten individuelle Spielanalysen, aber auch Schlüsselszenen und Infos über den kommenden Gegner, auf die sie über eine mobile App

zugreifen. Wenn Nationalkeeper Manuel Neuer also vor dem Endspiel die Elfmeter-Statistik der Argentinier verlangt, bekommt er kein Zettelchen mehr, sondern schaut in sein iPad oder auf das Smartphone. Das ­Ergebnis ist bekannt: Deutschland wird Weltmeister. Der 13. Mann am Spielfeld: SAPs Big Data. Das manische Sammeln komplexer Datenströme, kurz Big Data, hat auch den Profifußball erfasst. Das Milliardengeschäft, in dem für junge Spieler Millionen geboten werden, will nichts mehr dem Zufall überlassen. Wo Leistung erbracht wird, werden Daten gesammelt, die diese Leistung objektivieren und kalkulierbar machen. Große Fußballklubs und Nationalteams wollen wissen: Wie weit und schnell läuft ein Spieler? Erreichen seine Pässe ihr Ziel? Gewinnt er Zweikämpfe? Wie reagiert der Tormann auf Penaltys? Daher investieren Fußballmanager in hochauflösende Kamerasysteme, Echtzeit-Trainingsanalysen, komplexe Software-Anwendungen und beschäftigen Statis­ tiker, die unüberschaubare Datenmengen auswerten. Die Erwartungen an den strategischen Mehrwert sind ebenso groß wie an den sportlichen und finanziellen Erfolg. Doch wie funktioniert die Vermessung der Fußballwelt, deren Fans gerade die Spannung und die Überraschung am Sport so lieben? Deutscher Meister zuletzt Borussia Dortmund 2011 und 2012 zum Beispiel schickt seine Spieler zur Analyse hinter Gitter: Die Ballmaschine Footbonaut nimmt die Spieler beim Einzeltraining im Käfig in die

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Mangel. Auf einem 14 mal 14 Meter großen Kunst­ rasen schleudern acht Ballmaschinen von vier Seiten Bälle mit bis zu 120 km/h aufs Feld. Der Spieler muss sie rasch annehmen und hoch oder flach in das je­ weils ­blinkende von insgesamt 72 Feldern schießen. Wenn die Intervalle zwischen den Bällen auf zwei ­Sekunden sinken, beginnt der Stress, der Schweiß tropft, Stars hetzen umher wie überforderte Kinder. Ein wenig erinnert dieses Prozedere an das Schießen auf Pappkameraden, wie man es aus US-Polizeifilmen kennt. Außerdem piept und blinkt der Käfig wie auf dem Rummelplatz. Das Ziel auch hier: die Konzentra­ tion erhöhen, die Reaktionszeit verringern, mit dem Zufall fertig werden – und all das in Daten gießen. Noch mehr Aufschluss geben die Informationen, wenn sie mit Positionsdaten aus dem Training am Platz verknüpft werden. In Deutschland und England tragen Fußballer im Training bereits Brustgurte mit GPS-Sensoren. Diese messen Sprints, Tempowechsel oder Laufwege der Spieler in Echtzeit. Als visualisierte Bewegungsprofile informieren die Daten über die kör­ perliche Verfassung und die Fähigkeiten eines Spie­ lers. Doch eine hohe Laufleistung ist nicht alles. Als Dortmund 2011 Deutscher Meister wurde, liefen ihre Spieler laut Statistik am schnellsten von allen. Die Antithese: Der aktuelle Tabellenführer Bayern Mün­ chen läuft derzeit fast am wenigsten von allen. Zahlen allein sind nicht alles, die gesammelten Daten müssen schlüssig aufbereitet und richtig interpretiert werden. An der Deutschen Sporthochschule Köln weiß man das. Auch dass kognitive Fähigkeiten, wie Aufmerk­ samkeit und Übersicht, das Stellungsspiel oder das Antizipieren, viele Schritte sparen können. Noch ist die spielerische Intelligenz aus den Daten aber nicht herauszulesen. Darin liege die Zukunft der Sport­ analyse, mit der man auch Mannschaftskonzepte und Spielphilosophien entschlüsseln werde, ist man sich in Köln sicher. Daher wird am dortigen Institut für Kognitions- und Sportspielforschung 2016 erstmalig in Europa das Master-Studium „Sportanalyse“ ange­ boten. ­ Dauer: vier Semester. Schwerpunkt: sport­ praktische Daten generieren und anwenden. Ein frühes Lehrstück im sportlichen Einsatz von Statistik lieferte der US-Baseball-Manager Bill Beane mit seinem Klub Oakland Athletics in den frühen nul­ 0,00

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ler Jahren. Nicht nur der Fußball ist auf seine Methode aufmerksam ge­ worden, sondern auch Hollywood. Im Film „Moneyball“ (2011) verkörpert Brad Pitt den Baseball-Reformer Beane, der das ­erfolglose Team auf Basis computergestützter Statistik­ methoden auf die Siegerstraße führt. Gemeinsam mit einem jungen Statistiker verpflichtete Beane dem Anschein nach unspektakuläre Spieler, ordnete sie als statistische Variablen einer Gesamtstrategie ­unter, die ihre unterbewerteten Stärken in Summe optimal aufgehen ließ. Das Re­ sultat: ein historischer Ligarekord von 20 ungeschlagenen Spielen in Serie. Die Boston Red Sox kopierten das „Moneyball“-Modell und wurden mehrfacher Baseball-Meister. Auch wenn im Fußball der Zufall eine größere Un­ bekannte darstellt als im Baseball, ließen sich Klubs wie Arsenal London oder der FC Liverpool von den statistisch brillanten Methoden Beanes inspirieren und engagierten ebenso Statistiker für ihre Teams. Der Software-Anbieter SAP demonstriert im deut­ schen Fußball ebenso wie im nordamerikanischen Basketball (NBA) und Eishockey (NHL), wie aus ei­ nem Meer an Daten ordentlich Kapital zu schlagen ist. Beim deutschen Klub TSG Hoffenheim testete man erstmals die Spielerperformance, indem man Trainingskleidung und Ball mit Sensoren versah. Die Geodaten wurden mit der Software SAP HANA und einem eingebauten Speicher verarbeitet. Seitdem Deutschland mit SAP HANA Weltmeister wurde, ver­ traut auch der FC Bayern München in die weiterent­ wickelte Software SAP Sports One. Auf der Cloudbasierten Plattform fließen die verschiedensten Daten zusammen: Spielstatistiken, Fitnessdaten, Informa­ tionen über Verletzungen, die Medikation und den Heilungsverlauf, Trainingsdaten, Spielanalysen und Scouting-Notizen. Laut SAP werden pro Fußballspiel über 70 Millionen Daten gesammelt. Außerdem bie­ tet SAP ein Gesamtkonzept für das Vereinsmanage­ ment und Fan-Analysen über Social Media. Alle diese Informationen gebündelt erstellen Spieler­profile, wie man sie einst vom Computerspiel

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werte, eine Bandage auf der Haut misst den Laktatwert – alles ohne Blutprobe. Die Daten raten dem Trainer, der Stürmer solle vorsichtig sein, um einen Rückfall zu vermeiden. Der Trainer gehorcht: Der Stürmer wird für die nächsten Spiele geschont.

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SZENARIO II: DAS MATCH

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„Fußball-Manager“ Lucien Favre war 2013, zu seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach, der letzte Trainer, der auf einem „FM“-Cover abgebildet wurde von EA kannte, mit dem Zocker den virtuellen Transfermarkt aufmischten. Tatsächlich existieren Fußballprofis heute auf mehreren virtuellen Plattformen als Avatare wie früher am Computerbildschirm. Sämtliche gesammelten Informationen eines Spielers beeinflussen bereits seinen Marktwert. Daher erfreuen sich Talent­ sucher an Datenbanken wie transfermarkt.de oder der Software Scout7. Letztere greift auf die Datenbanken von Opta zu, dem Marktführer im Sammeln von Echtzeit-Leistungsdaten, der Profiklubs ebenso bedient wie Wettanbieter oder Sportmedien. Scout7 bietet zu jedem Spieler verschiedenste Statistiken und ergänzt sie mit Videoclips von wichtigen Spiel­ zügen. Darüber hinaus werden Vereine dabei unterstützt, ihre Notizen mithilfe von Datenbanken zu analysieren, und können Spieler direkt vergleichen. Ihre Bedeutung als Analyse-Instrument wächst massiv, da Scout7 monat­lich rund 3.000 Spiele erfasst und auswertet. Doch ähnlich wie in der Politik sind die besten Analysekonzepte wertlos, wenn sie niemand in die Tat umsetzt. Welches Potential steckt also noch in den grenzenlosen Datenmengen? Wie können sie die Zukunft des Fußballs positiv gestalten?

SZENARIO I: DAS TRAINING Angriff. Der Torwart rückt weit aus dem Tor heraus. Die Sensorik, die er am Körper trägt, gibt ihm Impulse, in welcher Position er den Winkel zum Stürmer am besten verkürzt. Diese sanfte Elektroschock-Therapie soll dem Torwart während eines Matchs wieder ins Gedächtnis kommen, damit er weiß, was in einer ähnlichen Situation zu tun ist. Der Stürmer wird während seines Angriffs von einer Kameradrohne überflogen, die seinen Sturmlauf, seine Ballführung, seine Schusstechnik filmt. Nach dem Training werden die einzelnen Angriffe dreidimensional aufbereitet und über eine Virtual-Reality-Brille nachgestellt – aus den Augen des Stürmers, aus den Augen des Tormanns. Während des Trainings noch analysiert der Trainer per GPS-Sender den Herzschlag des Stürmers, der sich vor Wochen einen Bänderriss zugezogen hat. Das am Bildschirm visualisierte Bewegungsprofil zeigt, dass seine Bewegungsreflexe noch schwach sind. Der implantierte Chip unter seiner Haut erhebt die Blut-

Anpfiff. Mit dem Anstoß beginnt die Datenanalyse in Echtzeit. Video- und Spielstatistiken werden schon während des Spiels automatisch erstellt, ohne dass noch jemand Daten eingeben oder verknüpfen muss. Daher kommt der Trainer bereits zur Halbzeit mit Videos und konkreten Leistungswerten in die Kabine. Das Marketing des Klubs speist die Spieldaten gleichzeitig in das bei den Fans so beliebte Online-Game auf der eigenen Website ein. Die Fans sehen daheim auf den Fernsehgeräten und auf dem Second Screen über Laptop, Smartphone oder Tablet, wie die Abseitslinie während des Spiels mit dem Stürmer mitzieht und wo die Viererkette stehen müsste, um den Angriff abzuwehren. Das System entwickelt sogar alternative Szenarien, wie der Ball doch im Tor hätte landen können. Und da die Pulsfrequenz von Spielern nun auch während des Matchs gemessen werden darf, wird vorm Elfmeter gewettet, wessen Herz höher schlägt: das des Tormanns oder des Schützen. Einzig der Schiedsrichter ist tiefenentspannt, denn seitdem der Video­ beweis international zugelassen ist, kann er keine Fehlentscheidungen mehr treffen. Zweifellos werden Statistik und Videoanalysen den Fußball ebenso prägen wie bereits andere Profisportarten. Bei aller Euphorie über das frohe Datensammeln stellen sich auch im Fußball die gleichen Fragen wie überall, wo Menschen massenhaft Informationen preisgeben: Wie sind die Daten der Spieler geschützt? Was passiert mit den Daten, wenn der Spieler den Verein verlässt? Und wer profitiert zuletzt davon: Klubs, Fans oder Software-Betreiber? In Zeiten von Big Data erscheint alles berechenbar. Wofür es jedoch keine Formel gibt: das gute Bauchgefühl, das Glück und den Zufall. Auf dem Platz beeinflusst die Intuition jede spielerische Entscheidung – und die kann leicht gestört werden, wenn ein Tormann plötzlich einen Zettel aus seiner Socke zieht und der Schütze auch wenn gar nichts auf dem Zettel steht sich fragt: „Weiß er, wohin ich schießen werde? Weiß er, ob ich treffen werde?“

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HIER ENTSTEHT DIE ZUKUNFT

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Ein kleines Startup aus einem Nest in Niederösterreich will die

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Fußballwelt revolutionieren. Sportvideos365 streamt Highlights aus

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dem Amateurbereich ins Internet und holt so Nachwuchskicker auf

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die große Bühne. Live und in HD. Und das soll erst der Anfang sein.

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Kamera, Aufladegerät, Stativ, SIM- und Speicherkarte, das war’s. Der Rest spielt sich im Hintergrund ab: Die Sportvideos365-Software kümmert sich automatisch um den Schnitt und Upload der Clips.

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ier, neunzig Minuten westlich von Wien, wird die Fußballwelt ­revolutioniert. Hier, das ist in Mauer, einem 2.000-Einwohner-­ Nest bei Amstetten in Nieder­ österreich. Die Revolutionäre heißen Thomas Aigner, Richard Haller und Sini Zobic. „Wir sind die größte Sportvideo-Redaktion der Welt“, sagt Haller, als wäre es die normalste Sache der Welt. Der 49-Jährige ist das techni­ sche Mastermind hinter ViprTec. Das un­ aussprechliche Kürzel steht für „Video Productions Technologies“. Ein bisschen aussagekräftiger ist da schon ihr Premium-Produkt, das die drei schlicht „Sportvideos365“ getauft haben – eine Software, die Fußballspiele im Amateur- und Nachwuchsbereich ins Internet streamt. In Zahlen: Mehr als 16.000 Fußballspiele im Amateur- und Nachwuchsbereich wurden mit dem System des österreichischen Startups in den letzten zwölf Monaten weltweit gefilmt, 57.000 Tore und weitere 200.000 Highlights sind darauf festgehalten. „Henry Ford hat die Herstellung von Autos durch die Fließbandproduktion günstig gemacht. Das Gleiche machen wir mit unseren Videos“, erklärt Aigner. Was in der Praxis heißt: Fällt ein Tor, wird eine Chance vergeigt oder kassiert ein Spieler die Rote Karte, drückt der

Kameramann vor Ort aufs Knöpferl. Den Rest erledigt die Sportvideos365-Software automatisch. Die 20-SekundenClips sind dann auf der hauseigenen Online-Plattform, auf Facebook oder diversen Plattformen (in Österreich derzeit Ligaportal.at, in Deutschland FuPa. net) abrufbar. Und das (fast) in Echtzeit und in HD-Qualität. Jeder Verein kann sich außerdem sein eigenes Wunschprogramm zusammenstoppeln, das nennt sich dann „Kantinen-TV“. „Während draußen am Feld das Spiel deines Klubs läuft, gibt’s drinnen am Fernseher in der Kantine die Konferenzschaltung mit den Spielen zu sehen, die man sich vorher ausgesucht hat“, sagt Zobic. Genau genommen sind die Niederösterreicher Wiederholungstäter. Mit ihrem Videoanalyse-Tool veränderten Haller und Zobic bereits 2007 die Fußballwelt. Weil die Bedienung mit nur einem Knopf so einfach ist, dass selbst die technikresistentesten Trainer ihren Spaß damit haben. Aber auch, weil das Ding so schnell ist, dass schon in der Halbzeitpause die wichtigsten Szenen am Bildschirm seziert werden können. Den Firmennamen kennt bald jeder in der Szene: „Jawoi!“ – in Anlehnung an den reflexartigen Torschrei auf den Dorfplätzen des Landes. Schnell zählen etliche etablierte Profiklubs in Öster-

reich und Deutschland zur begeisterten Kundschaft. Sogar José Mourinho, damals Trainer von Real Madrid, bestellt das Hightechprodukt und lädt die Erfinder zur Präsentation ins königliche Trainingszentrum nach Spanien. Das Geschäft läuft, und trotzdem folgt im verflixten siebenten Jahr das böse Erwachen. Unstimmigkeiten mit einem damaligen Partner bedeuten das jähe Aus für Jawoi!. Im Frühjahr 2015 starten Haller und Zobic neu durch. Und weil ein TechnikFreak und ein Sales-Profi noch jemanden brauchen, der dem Ganzen Struktur gibt und von Zeit zu Zeit den Fokus schärft, holen sie Aigner an Bord. Ihre Idee ist eigentlich ein alter Hut, weil sie quasi schon immer da war. Einst ge­ boren bei einer Flasche Gin zu Hallers 40. Geburtstag: „Wir wollten eine Internetplattform schaffen, auf der man alle Tore aus den unteren Spielklassen sehen kann“, umreißt Zobic die Ausgangs­ lage. „Damals waren wir unserer Zeit voraus, erst jetzt sind die Vorausset­ zungen, sprich Technik und Bedarf, für so ein großes Projekt vorhanden.“ Und dann setzt Zobic zum Grundsatzreferat an. Dazu kritzelt er eine Pyramide auf ein Blatt Papier. „Nur 0,1 Prozent aller Fußballer sind im Fernsehen präsent, das ist die Spitze der Pyramide. Um den

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Im Vorzimmer des Büros stapeln sich die Pakete. Das Startup b ­ eliefert Vereine und Medienpartner in ganz Europa und Brasilien. Als Nächstes soll das Mutterland des Fußballs erobert werden.

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Rest, also 99,9 Prozent aller Mannschaf­ ten, kümmert sich keiner. Und dann gibt’s noch einen Bereich, nennen wir ihn den Sockel der Pyramide, das sind die Hobbykicker, die zwar nicht mehr im Verein, aber noch immer zum Spaß am Wochenende kicken. Auch die holt keiner ab. Das sind aber die Menschen, die diesen Sport ausmachen. Denn der Fußball ist nicht für irgendwelche Medien oder Sponsoren da. Der Fußball ist für die Leute da!“ Haller, der zwar durchaus mit Sport etwas an­ fangen kann, aber als Einziger des Trios absolut keinen emotionalen Bezug zu Fußball hat, nimmt die Sache nüchterner: „Dass unsere Idee umsetzbar ist, war mir immer klar. Das Einzige, was ich nicht verstanden habe: Wieso sollen sich die Leute das anschauen?“ Zum Glück stand Haller ziemlich allein da mit seiner Befürchtung. Der Bedarf an verfilmten Amateur- und Nachwuchsspielen respektive den Toren, die dabei erzielt werden, ist riesig. Für Zobic, einst als Stürmer in der Landesliga im Dress des ASK Hausmening aktiv, war das keine Überraschung: „Ich würd viel Geld zahlen, könnte ich heute alle Tore sehen, die ich damals geschossen hab. Da waren ein paar richtig geile dabei.“ Und egal ob Profis oder Amateure – ­eines verbinde sie alle: „Die Emotionen, wenn einer ein 0,00

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Und so funktioniert’s: Ein Kamera­mann filmt vor Ort das Spiel mit. Fällt ein Tor, wird eine Chance vergeben oder eine Karte verteilt, drückt er auf ein Symbol am Display. Die Sportvideos365Software filtert dann automatisch die Szene und verteilt sie über die firmeneigene Cloud auf Plattformen, Websites oder Social-MediaKanäle. Jede Aufnahme zeigt die letzten 20 Sekunden des Spiels, bevor der Knopf gedrückt wurde, und endet zwei Sekunden danach. Fans können die Clips fast in Echtzeit, etwa 30 Sekunden nach der Action, abrufen. Trainern, Scouts, Schiedsrichtern und Spielern steht die gesamte Aufnahme nach dem Spiel zur Verfügung. Das Package, mit Software und Kamera, kostet 699 Euro. 0,50

Tor schießt, sind die gleichen – ob im Halbfinale der Champions League oder beim Baunti Cup in Oberösterreich.“ Doch wer den Amateurkicker auf Smartphones, Laptops oder Tablets bringen will, dem muss eines klar sein: Wenn das technische Equipment nicht so einfach wie möglich bedient werden kann, nimmt es die potentielle Kundschaft nicht an. Genau deshalb tüfteln in Mauer bei Amstetten fünf Programmierer an der perfekten Software. Befürchtungen, dass irgendwer ihr System kopieren und ihnen das große Geschäft wegschnappen könnte, haben die Nerds im Westen Niederösterreichs keine. ­Zobic: „Wenn’s wirklich einer versucht, hat er sehr viel Arbeit vor sich. Unsere App zu programmieren ist nicht das große Ding – aber das spiegelt eben nur einen Bruchteil unserer Arbeit wider. Der wesentlich größere Teil spielt sich im Hintergrund ab. Wir betreiben unsere eigene Cloud und haben unseren eigenen Videokonvertierungsservice.“ Abgesehen davon ist ihr Projekt gleich dreifach patentiert. Und das Hirnschmalz, das sie in ihr erstes Startup investiert haben, ist heute Gold wert: „Ein neues Spielanalyse-Tool gibt’s eh auch bald – schneller und besser als je zuvor.“ Klingt spannend, genauso wie die Probleme, die es anfangs zu lösen galt. 1,00

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Die Revolutionäre: Thomas Aigner, Richard Haller und Sini Zobic (v. li.). Vor ihnen: die Online-Plattform, die den Amateurfußball auf die große Bühne bringt. Über 18.000 Spiele landeten bisher auf der Seite.

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Jede Liga dieser Welt hat ihre ganz eigene Organisationsstruktur. Fragen ­ wie „Wer steigt auf bzw. ab?“ sind quasi überall anders geregelt. Zobic: „Wenn jetzt jemand eine Kamera bei uns kauft, drückt er den Sync-Button, und nach zwei Minuten sind die Liga-Struktur und alle Vereine samt den dazugehörigen Logos vollautomatisch installiert. Während der Kunde heimfährt, richte ich ihm eine Website ein, und sobald er daheim angekommen ist, kann er los­legen. Und das Consulting, wie er Sponsoren lukrieren und Geld mit unserem Produkt verdienen kann, gibt’s gratis dazu.“ Mittlerweile hat die rotweißrote Revolution weltweit Fans gefunden. Bei den Ballzauberern in Brasilien etwa läuft Sportvideos365 im Probebetrieb. Zobic: „Denen brauchst du nicht zu erklären, dass unser System sinnvoll ist, die sind mit Videos am Handy aufgewachsen.“ Auch als er kürzlich in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland bei der NSCAA Convention, dem größten Treffen von Trainern und Spielern im US-Fußball, die Idee vorstellte, blickte er in glänzende Augen. „Der Vorteil von Amerika: Fußball hat dort keine Tradition, also gibt es keine verkrusteten Verbandsstrukturen. Und Amerika ist um so viel größer, da stößt du nicht so schnell an Grenzen.“ Trotzdem liegt das

Hauptaugenmerk derzeit auf dem Ausbau des Europa-Geschäfts. England, das  Mutterland des Fußballs, will erst erobert werden. Zobic: „Ein erster Schritt ist gemacht. Unser Ziel ist es, ein nachhaltiges Konzept mit dem englischen Verband zu erarbeiten.“ Ergäbe Sinn, schließlich sind beim ältesten Fuß­ ballverband der Welt 42.500 Vereine registriert, mehr als vier Millionen Spieler passen sich Woche für Woche den Ball zu. Angesichts der Dimension des Projekts ist es nur logisch, dass Investoren Blut geleckt haben. Aktuell sind es vier Geldgeber, drei heimische Investoren und ein Business Angel aus Amsterdam, die am Startup aus Mauer beteiligt sind. Über die unkonventionellen internen Firmengesetze sind potentielle Inves­ toren und Geschäftspartner gleichermaßen perplex. Die oberste Grundregel bei ViprTec? „Unsere Meetings finden auf Almhütten statt – ohne Strom, ohne Warmwasser und meistens auch ohne Handyempfang“, sagt Haller. Die rustikalen Meetings hinterlassen einen ebenso bleibenden Eindruck wie die sommerlichen Pool-Partys oder Grillfestln im Garten der Firmenzentrale. Oft entstehen gerade beim Blödeln nach Feierabend die großartigsten Ideen. Wie zum Beispiel dieser Einfall: Warum sollten

nicht auch Freizeitkicker ihre Laufleistung tracken können? Aus technischer Sicht ein Klacks, sagt Haller, doch diesmal will er ausnahmsweise nicht jeden Handgriff selber machen: „Starten wir doch mit dieser Story einen Aufruf. Wenn’s Entwickler oder Software-Produzenten gibt, die glauben, einen Beitrag zu unserem Projekt leisten zu können, dann sollen sie sich schnellstens bei uns melden!“ Weniger ein Aufruf, sondern eher ein Hilfeschrei ist ein anderes Thema: Der aktuelle Ausstatter, Samsung, kann den Bedarf nicht mehr stillen. Polaroid wäre die logische Alternative, doch bis jetzt gibt es auf die Anfrage noch keine Antwort aus Concord, Massachusetts. Wär doch wirklich schade um jedes Tor, das nicht gefilmt werden kann. Schließlich träumen die drei in Mauer einen ganz großen Traum: Jedes Jahr im Jänner kürt die FIFA in Zürich nicht nur den Weltfußballer und die beste Spielerin des Jahres, es wird auch der spekta­ kulärste Treffer via Online-Voting der Fans mit dem Puskás Award prämiert. „Wäre doch richtig cool, wenn dabei künftig auch das schönste Tor im Amateur- und Nachwuchsbereich gewählt werden könnte!“ Und das dank einer Technik aus einem kleinen Nest in Niederösterreich.

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WhatsCoach. Profi-Trainer beantworten User-Fragen. Jürgen Klopp gibt aber nur Geld.

Pockit. PrePaid-Kreditkarte mit CashBack-Funktion. Und Sir Alex Ferguson als Bankchef.

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DIE STARTUP-ELF

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Fußballer, Spieler und Trainer

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investieren in junge Unternehmen. Hier

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zeigt eine Aufstellung, in welche.

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Mobbito. Tupperware goes ­ obile. Cristiano Ronaldo goes m Startup. Ging aber nicht gut aus.

Grabyo. Thierry Henry vertraut seit Arsenal auf Fábregas – und seit kurzem auf Videostreams.

Scondoo. Mehr ausgeben, mehr sparen. Robert Lewandowski glaubt ans Wunder CashBack.

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First V1sion. Stars tragen TrikotKameras und zeigen Sport total live. Andrés Iniesta ist dabei.

Axis Stars. Louis Saha will ­Athleten und Vereine vermarkten und damit die Welt verbessern.

Sportlobster. Social Sport Net: posten, bloggen, betten. Michael Owen will damit gewinnen.

MyEye. David Beckham hat ein Auge auf die Live-Video­ streaming-App geworfen.

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Trainerstar. Lothar Matthäus war zuletzt Trainer Bulgariens. Jetzt coacht er die Welt. Online.

Grabyo. Sportvideos sharen. Und an Werbung verdienen. Cesc Fàbregas gri≠ da gleich zu.

Fanmiles. Einfach Fan sein und dafür Punkte sammeln. Philipp Lahm ist schon mal Fan davon.

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Brandsfit. Edwin van der Sar als Social Entrepreneur. Hilft mit, Amateurvereine zu vermarkten.

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KICKSTARTER: STARKICKER Fußballer verdienen viel Geld. Aber nur wenige Jahre lang. Für die Zeit nach der Karriere kaufen sie Tankstellen und Wohnungen – doch das war einmal. Inzwischen investieren Stars wie Robert Lewandowski in Startups. Und verdienen damit eines Tages vielleicht mehr als auf dem Rasen.

W ADAM JAGIELAK/GETTY IMAGES POLAND/GETTY IMAGES

enn FC-Bayern-München-Star Robert Lewandowski sein Mittagsmenü bestellt, beginnt er als Erstes mit der Nachspeise. Erst dann kommen Fleisch oder Nudeln, zum Dessert dann Suppe und Salat. Der polnische Nationalspieler dreht die Dinge gerne um. Während die meisten Fußballer erst nach ihrer Karriere in die Wirtschaft einsteigen, investiert Lewandowski mit seinen 27 Jahren schon am Höhepunkt seines Schaffens. Offenbar hat er Berater, die es gut mit ihm meinen: Seine Frau Anna, eine Fitnesstrainerin, habe ihm die Ernährungsumkehr vorgeschlagen, da so Fette leichter verbrennen. Sein Manager, der ehemalige polnische Nationalspieler Cezary Kucharski eurosportsmanagement.eu , hat ihm empfohlen, einen Teil seines Geldes in einen Risikokapitalfonds zu investieren, der polnische Start­ ups fördert. Beide Entscheidungen tragen offenbar Früchte: Noch niemals wurde ein Gramm Fett auf Lewandowskis Körper gesichtet. Und seine Investitionen in Startups entpuppen sich als gewinn­ trächtig. Als Lewandowski im Jahr 2014 beim polnischen E-Business-Investor Protos Venture Capital einstieg, listete das Portfolio sieben Unternehmen, heute sind es bereits zwölf. Der Stürmer-Star ist das bekannteste Gesicht eines Dutzends Inves­ toren. Seinem Manager zufolge begeistert er sich für perspektivenreiche Internet-Technologien. Das natürliche Risiko Wagnis, Gefahr, vom Schicksal oder Zufall abhängen, aus dem Altgriechischen „rhizikon“ (die Klippe) oder Arabischen „rizq“ (Geld durch Glück, Geld von Gottes Gnaden) , das technische Innovationen auf neuen Märkten mit sich bringen, soll eine langfristige Anlage in verschiedenste Start­ ups abfedern. Im Portfolio befinden sich ­daher Produkte wie shoplo.com, eine polnische InternetPlattform für bequemes Online-Shop-Management,

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LEWAS STARTUPS Zalando auf Polnisch. Die Software für ­Inbound Marketing verspricht höheren Online-Daten­ verkehr. Im Online-­ Brautsalon finden Frauen alles für die Hochzeit.

Mobile MarketingApp sammelt Treuepunkte beim Einkaufen. Ein Tool, um unkompliziert OnlineShops zu eröffnen. Rabatt-App gibt Geld zurück, wenn man von ihr angebotene Produkte im Supermarkt kauft. 0,50

oder scondoo.de, eine Berliner Cashback-Promo­ tion-App, die Einkäufern beim Sparen hilft. Den ersten großen Gewinn erzielte Lewandowski mit dem Verkauf der Webseite allani.pl, eines virtuellen Einkaufszentrums, in dem rund 900.000 Benutzer bei diversen Modeherstellern einkaufen. Polnische Medien kolportieren eine Gewinnspanne von satten 500 Prozent – und das innerhalb von 18 Monaten. Nicht schlecht für einen U30er wie Lewandowski. In der Regel benötigen Startups jedoch mehrere Jahre, um ihr Geschäftsmodell zu festigen und sich am Markt zu beweisen. Es kann einem Unternehmen durchaus helfen, wenn ein bekanntes Gesicht als Investor einsteigt. Vor allem, wenn dieser auch öffentlich dafür wirbt. Am ehesten ist das der Fall, wenn das Produkt zum Image des Investors passt. Daher investieren Fußballer gerne in ihr Fachgebiet: den Sport. Weltmeister 2014 mit DeutschPhilipp Lahm land etwa beteiligt sich am Startup Fanmiles, ­einem Treuepunkte-System für Fans. Wenn diese ihre Stars mit Ticketkäufen oder Facebook-Likes unterstützen, werden sie mit Treuepunkten und Goodies belohnt. Die Stürmer-Stars Robin van Persie im WM-Finale 2010 mit den Niederlanden und Thierry Henry Weltmeister 1998 mit Frankreich sind ebenso wie Cesc Fàbregas Weltmeister 2010 mit Spanien Teilhaber beim Londoner Video-Pionier Grabyo. Die App ermöglicht Cloudbasiertes Live-Video-Streaming für Sportfans. David Beckham verwandelte mehr Elfer in seinem Leben, als er bei Welt- oder Europameisterschaften vergab; schoss beide Eckbälle in der Nachspielzeit des Champions-League-Finales von 1999, die zum 2:1-Sieg von Manchester United über Bayern München führten hingegen fördert das Konkurrenzprodukt, die Streaming-App MyEye. Seine anderen Investments in das eigene Textil-Label und eine schottische Whisky-Destillerie streuen das Risiko. Auch bekannte Fußballtrainer stecken ihr Vermögen in junge Internet-Unternehmen. Jürgen Klopp CL-Finalist 2013 mit Borussia Dortmund, trainiert jetzt den FC Liverpool finanziert den WhatsApp-Dienst WhatsCoach, der Amateurtrainern mit Tipps und Tricks den Job erleichtern soll. Leider muss sich das Kölner Startup mit Klopps finan­ zieller Zuwendung begnügen, denn seinen reichen Erfahrungsschatz behält der FC-LiverpoolTrainer für sich. Ein ähnliches Konzept verfolgt das Online-Portal Trainerstar.de, in das sich Lothar Matthäus Weltmeister 1990 mit Deutschland, als Coach mäßig erfolgreich eingekauft hat. Der ehemalige Manchester-United-Coach Sir Alex Ferguson wiederum steckt einen siebenstelligen Betrag ins Prepaid-Kreditkarten-Startup Pockit. Wenn Robert Lewandowski in näherer Zukunft irgendwann sein Trikot an den Nagel hängt, darf er aus zwei Gründen aufatmen: Erstens, weil er jungen Unternehmern einige Steilvorlagen zum Erfolg gegeben hat, die mit hoher Trefferquote verwandelt worden sind. Zweitens, weil er endlich wieder die Suppe vor dem Dessert essen darf.

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FLORIAN WÖRGÖTTER

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SLUMDOG VISIONÄR Ambarish Mitra mauserte sich vom Teeverkäufer zum Startup-Millionär. Mit „Blippar“ erfand er eine App, die Gegenstände auf Knopfdruck erkennt. Seine Vision: nichts Geringeres als die Revolution der Suchmaschine. Statt zu googeln, sollen wir in Zukunft blippern.

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enn er für jede gefloppte Idee ein paar Dollar bekommen hätte, wäre Ambarish Mitra wohl schon früher Millionär geworden. Denn das Scheitern beginnt für den 37-Jährigen bereits in jungen Jahren: Mitra wächst in einer mittelstän­ dischen Familie in Indien auf, in der Schule beschäftigt er sich statt mit Sinus und Cosinus lieber mit Cricket, dem Internet und seinem großen Idol Bill Gates. Er bekommt schlechte Noten, fällt durch. „Für meine Eltern war das eine riesige Enttäuschung“, sagt er heute. Mit sechzehn wird es ihm zu viel: Er läuft von zu Hause weg und lebt in den Slums von Munirka in Delhi, wo er sich als Teeverkäufer und Zeitungsausträger durchschlägt. Dass er heute ein Startup mit mehr als 300 Mitarbeitern, 14 Niederlassungen und einem geschätzten Wert von einer Milliarde Dollar leitet, hätte sich damals wohl nicht einmal Mitra selbst gedacht. Neben Tesla Motors, Uber und Airbnb zählt Blippar derzeit zu den innovativsten Tech-Unternehmen der ­ Welt. „Ich will das Wikipedia der phy­ sischen Welt erfinden“, sagt Mitra, den es heute an Geld und Selbstvertrauen nicht mangelt. Blippar, so die Vision, soll irgendwann zum Google des visuellen Suchens werden. Eine Suchmaschine, die nicht mit Worten, sondern über visuelle Informationen funktioniert.

Aber zurück zum Scheitern: Am Straßenrand in Munirka wird der Sechzehnjährige zwar mit Essen und englischsprachigen Zeitschriften versorgt, aber sonst hat er nicht viel. Nach sieben Monaten stößt er in einer Zeitung auf eBusieinen eBusiness-Wettbewerb ness, so nannte man im Jahre 1997 alles, was irgendwie mit Internet und Wirtschaft zu tun hatte . Mitra reicht seine Idee neben 3.500 Bewerbern ein – und gewinnt prompt. Mit 10.000 Dollar Preisgeld in der Tasche gründet er sein erstes Startup, ein Gratis-Internetportal für Frauen. Der Junge, dessen Adresse lange „in Munirka in der Nähe des Wassertanks“ gelautet hat, hat es geschafft – zumindest vorläufig. Nach seinem ersten Erfolg zieht es den mittlerweile Zwanzigjährigen nach London, wo seine Ideen weniger gut ankommen: Sei es ein Reiseunternehmen oder eine Art „Twitter meets Periscope“ eine Idee, die nicht Mitra, aber zwei andere Jungunternehmer reich gemacht hat: eine App, die Videos auf Smartphones live überträgt – viele seiner ­Ideen enden in einem mittleren Desaster. Mitra schlittert knapp am Privatkonkurs vorbei und bekommt es mit der Angst zu tun: Würde er ein One-HitWonder bleiben? „Mein zweiter Name sollte ‚Scheitern‘ sein“, sagt Mitra heute und meint es ernst. Seiner Vergangenheit kann der mittlerweile 37-Jährige aber trotzdem viel Positives abgewinnen: „Es gehört auch Timing und Glück dazu. Und alles, was ich gemacht habe, hat mich dorthin geführt, wo ich heute bin.“ Nämlich zu Blippar, das inzwischen Investments um die 100 Millionen Dollar eingeheimst hat. „Scheitern ist nicht das Gegenteil von Erfolg. Es ist Feedback.“ 2008 wendet sich das Blatt für Mitra bei einem Feierabendbier in einem britischen Pub irgendwo am Land. Als die Rechnung über 15 Pfund kommt, legt sein Freund Omar einen 20-PfundSchein auf den Tresen. „Wir scherzten herum, wie es wohl wäre, wenn die Königin von England hereinspaziert käme und ihre Pfundnote zurückverlangen würde.“ Als Wassertrinker erinnert sich Omar am nächsten Morgen an den Einfall und baut zusammen mit Mitra eine App, die vor allem auf Partys zum Hit wird: Am Smartphone wird die Queen auf 20-Pfund-Scheinen in ein animier-

tes Bild verwandelt – Augmented Reality eben. Blippar war geboren. Mit der App sollen die Menschen mehr von der Welt sehen können, so die Vision ihrer Macher. Blippar ist eine Art Superhirn-App mit Auge: eine Plattform, die die Welt um uns erkennt und Informationen über sie preisgibt. Demonstration gefällig? Mitra zückt sein Smartphone und hält es über eine gewöhnliche Banane die wie alle anderen kommerziell angebauten Bananen ein Klon ist und einer einzigen Pflanze entstammt . Wenige Sekunden später erscheint ein Icon von einer Banane auf dem Bildschirm, zusammen mit allerlei Informationen zur Frucht: Herkunft, Anbau oder Einkaufsmöglichkeiten in der Gegend. Der Clou an der Sache? Die Software erkennt Gegenstände ohne Code oder eingebauten Chip, sondern „wie ein Mensch“. Mitra: „Wenn deine Mutter dir als Kind sagt: ‚Das ist ein Sofa‘, dann wirst du in Zukunft auch andere Sofas erkennen – selbst dann, wenn sie anders aussehen.“ Je mehr Menschen die App verwenden, umso besser und intelligenter soll sie werden. Noch entspricht das „Gehirn“ der Software dem eines Sechsjährigen. In einem Jahr schon soll Blippar aber auf dem Wissensstand eines Achtzehnjährigen sein. Derzeit nutzen vor allem Industrieriesen und Produktionsfirmen Blippar als Werbeinstrument: Erfasst die App zum Beispiel „Star Wars“-Fanartikel, beginnt eine galaktische Schlacht auf dem Bildschirm. Ein Spiel, bei dem der Nutzer selbst entscheiden kann, vor welchem Hintergrund es stattfindet. Für Mitra ist die App aber mehr als nur eine Spielerei und Einnahmequelle für Werbekunden. Bald soll die App alles um uns erkennen können. Wie Google eben, aber nicht über Suchwörter, sondern über echte Gegenstände. Weil es viel intuitiver sei, etwas anzuschauen, als herumzutippen, meint Mitra. Aber ist ein so übermenschliches Projekt nicht geradezu zum Scheitern verurteilt? Und wenn schon, sagt Mitra. Neben Geld und Selbstbewusstsein mangelt es dem Inder heute auch nicht an Weisheit: „Irgendjemand ist immer schlauer und besser als du. Akzeptiere dich, wie du bist“, sagt er und dreht an seinem Goldring.

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TEXT: HANNAH STADLOBER

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Blippar zeigt zu ein­ fachen Gegenständen, Produktverpackungen, aber auch Plakaten passende Inhalte an. Diese Infos oder Extras (etwa ­Videos) werden mit einem Klick auf das jeweilige Icon freigeschaltet.

Einhorn: So werden im Silicon-Valley-Jargon Startups genannt, deren geschätzter Wert über ­einer Milliarde Dollar liegt. Die Sorge: Das Einhorn entpuppt sich als Märchen, und erhoffte Gewinne lösen sich in Luft auf.

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Delhi ist Indiens Hauptstadt und bekannt für seine Slums, in denen etwa die Hälfte der 16,5 Millionen Einwohner leben. Der Oscar-Hit „Slumdog Mil­ lionär“ wurde dennoch ­woanders, nämlich in Mumbai, gedreht.

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How to … Wie werde ich erfolgreich, ohne einen Cent in der Tasche zu ­haben? Indem du hart­ näckig bleibst und aus deinen Fehlern lernst. Misserfolge sind für Mitra nicht das Gegenteil von Erfolg, sondern Feedback.

Ambarish Mitra ist ein ­indischer Entrepreneur, Millionär und CEO von Blippar. Die Augmented Reality App wird seit 2012 entwickelt und erkennt einfache Gegenstände, ­ihren Macher aber auf ­Fotos (noch) nicht.

Geld: Darum muss sich das hochdotierte Unternehmen derzeit keine Sorgen machen. Blippar gilt als bestfinanziertes Startup in ganz Groß­ britannien. Die Nutzung der App ist übrigens ­gratis.

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„Wir wollen unser eigenes Silicon Valley erschaffen.“ Wenn es einen Satz gibt, den ich in jedem Land, das ich bisher besuchte, zu hören bekam, dann ist es dieser. Silicon Valley steht zwar schon die längste Zeit für Innovation durch Technologie, doch die Periode von 1994 bis 2014 machte es zur Legende. In diesen zwei Jahrzehnten konnten Menschen aus aller Welt dabei zusehen, wie Genies und Ingenieure auf einem 25 Kilo­ meter breiten und 50 Kilometer langen Streifen Land im nördlichen Kalifornien die Zukunft erfanden – und damit auch noch schwerreich wurden. Andere US-Bundesstaaten und Länder versuchen seit Jahren, das „nächste Silicon Valley“ aus dem Bo­ den zu stampfen. Mittlerweile gibt es dafür sogar eine Erfolgsformel. [Netscape-Gründer] Marc Andreessen schreibt:

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„Ein beliebtes Rezept zur Schaffung des ‚nächsten‘ Silicon Valley sieht etwa so aus: • Man errichte einen großen, schönen, voll aus­ gestatteten Technologiepark. • In diesen Park platziere man Labors für Forschung und Entwicklung sowie universitäre Zentren. • Dann schaffe man Anreize, um Wissenschaftler, Unternehmen und Nutzer anzulocken. • Man stelle mittels Konsortien und spezialisierter Zulieferer Verbindungen innerhalb der Branche her. • Schließlich sorge man dafür, dass geistiges Eigen­ tum und Technologietransfer geschützt sind. • Und: Man kreiere ein vorteilhaftes Geschäftsumfeld und günstige gesetzliche Rahmenbedingungen.“

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Nach diesem Rezept wird mittlerweile weltweit vor­ gegangen. Und es funktioniert einfach nie. Auf die Frage „Was können wir tun, um unser eige­ nes Silicon Valley ins Leben zu rufen?“ gebe ich stets eine Antwort, die viele überrascht. „Das geht nicht“, sage ich, „dazu ist es zu spät. Silicon Valley hat meh­ rere Jahrzehnte Vorsprung darin, die perfekte Um­ gebung für die Gründung von Internet-Unternehmen zu schaffen. Sie sollten vielmehr daran arbeiten, Ihre Geschäftswelt so zu positionieren, dass sie die besten Chancen hat, in den künftigen Innovationsbereichen mitzumischen und Erfolg zu haben.“ Branchen wie Genforschung, Robotertechnik und Kybernetik können sich unter den von Andreessen

angeführten Umständen bestens entwickeln. Doch Städte oder Länder, die alles daransetzen, neue Zen­ tren für eine dieser Branchen zu schaffen, müssen auch umfassendere Faktoren in Erwägung ziehen. Um einen innovationsreichen Ort wie Silicon Valley zu schaffen, sind ganz besondere kulturelle Voraus­ setzungen und Arbeitsmarktcharakteristika notwen­ dig. Und die können in vielen Fällen den gesellschaft­ lichen Normen und dem Kontrollbedürfnis der Herr­ schenden in den betreffenden Ländern zuwider­ laufen. Was Zukunftsbranchen angeht, so haben Staaten wie Menschen die besten Chancen, wenn sie mit Fachkompetenz glänzen können – also dem fundier­ ten Wissen über eine einzige Branche, wie es sich oft in bestimmten Städten oder Regionen konzentriert. So besitzt Detroit etwa Fachkompetenz in Sachen ­Autos, Paris bei der Mode und Silicon Valley eben bei Internet-Firmen. Die Fachkompetenz für die Bran­ chen der Zukunft ist nach wie vor äußerst dezentral verteilt. Um ein besseres Verständnis für den Begriff „Fach­ kompetenz“ zu erlangen, sollten wir uns folgende Frage stellen: Warum kommt ein geradezu lächerlich hoher Prozentsatz aller Internet-Firmen nach wie vor aus dem Silicon Valley, wenn doch auf der ganzen Welt massive Summen in Regionen investiert wer­ den, die mit diesem Technologieparadies konkurrie­ ren sollen? Bei der Antwort auf diese Frage spielen viele Faktoren eine Rolle, doch Fachkompetenz ist eindeutig der wichtigste Grund. Seit mehr als zwanzig Jahren sind die weltweit besten Computerwissenschaftler überwiegend im Si­ licon Valley zu finden. Wo auch immer diese Leute geboren sind, irgendwann kommen sie alle ins Silicon Valley, um hier zu studieren (Stanford oder Berkeley), zu arbeiten (wodurch ein selbstverstärkender Kreis­ lauf in Gang gesetzt wird, der immer mehr Talente anlockt) oder zu investieren (weil es nirgendwo ei­ nen so einfachen Zugang zu Startkapital gibt wie im „Valley“). Sie alle wurden Teil einer Kultur und Ge­ meinschaft, in der man als Computerwissenschaftler den höchsten gesellschaftlichen Status genießt. Da­ mit wurde Silicon Valley viel mehr als ein Industrie­ standort, wie man ihn von früher kennt; stattdessen entwickelte es sich zu einem Leuchtfeuer, das nicht nur vielversprechende Karrierechancen, sondern

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STEPHEN VOSS

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auch ein Zugehörigkeitsgefühl zu bieten hatte. Und damit lockt es bis heute ganze Wellen ehrgeiziger ­Unternehmensgründer an. Für die Branchen der Zukunft gibt es bislang noch keinen solchen Ort. In ihnen sind die interessantesten und bedeutendsten Innovationen geographisch viel weiter gestreut als im Internet-Business. Für jede dieser neuen Branchen gibt es zwar bereits maßgeb­ liche und hoffnungsvolle Regionen, doch es lässt sich unmöglich vorhersagen, ob diese Zentren im Rennen um die Heimat der nächsten Innovatoren-Generation gewinnen oder verlieren werden. Die heutigen Unternehmenskonzentrationen wirken jedenfalls alle nicht so, als würden sie Bestand haben. Derzeit sieht es beispielsweise in der kommerziellen Anwendung der Genforschung so aus, dass die meisten Startup-Unternehmen rund um jene Universitäten konzentriert sind, wo die ursprüngliche Forschung und Entwicklung stattfand. So findet man sie etwa in Boston und Umgebung, weil dort Harvard und das MIT sind; in Baltimore wegen Johns Hopkins; und dank Stanford und der University of California in San Francisco und Berkeley eben auch im Silicon Valley. Besucht man die Büros dieser Unternehmen, dann fallen einem sofort die ethnisch vielfältigen Belegschaften auf. Mitarbeiter aus Europa, Asien, Afrika und Südamerika üben dort ihren Beruf aus und leben in Boston, Baltimore oder Kalifornien, weil sie an amerikanischen Universitäten studiert ­haben. Ein weiterer wichtiger Zweig der aktuellen gentechnischen Forschung ist in China beheimatet. Dort gibt es zwar keine Spitzenuniversitäten für Gen­ forschung, doch China hat es geschafft, viele seiner Bürger nach einem Auslandsstudium zurück in die Heimat zu locken. So gelingt es Peking in zunehmendem Maße, sich als Fachkompetenz-Zentrum für Gentechnik zu etablieren. Die interessantesten Unternehmen der CyberBranche existieren wiederum in der Nähe von Regierungsstellen, wo sich die nötige Fachkompetenz in Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten entwickeln konnte, unter anderem in Washington, D. C., Tel Aviv, London und Moskau. So wurde etwa CyLon – der erste europäische Startup-Accelerator für Cyber-­ Sicherheit – von zwei prominenten Außenpolitik­ beratern britischer Premierminister mitgegründet. Und bei Kaspersky Lab, einer der größten Cybersecurity-Firmen der Welt, arbeiten jede Menge ehemalige russische Militär- und Geheimdienstoffiziere. Auch in Israel finden sich etliche der weltweit besten Firmen für Cyber-Sicherheit, die durchwegs von Leuten mit einschlägigen Erfahrungen bei den israelischen Verteidigungsstreitkräften gegründet wurden; speziell von früheren Mitgliedern der Einheit 8200 alias „jechida shmone matayim“, die für elektronische und Fernmeldeaufklärung zuständig ist. In der Robotertechnik sind Fachkompetenz und erste Anzeichen einer Technologieführerschaft vor allem auf Regionen konzentriert, wo es bereits eine Fachkompetenz für Elektronik und moderne Ferti0,00

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„Seit Jahren versuchen andere Länder, das ‚nächste Silicon Valley‘ aus dem Boden zu stampfen. Aber es funktioniert einfach nie. Dazu ist es zu spät.“

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gungsverfahren gab – also zum Beispiel in Ländern wie Japan, Südkorea und Deutschland.

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Obwohl die Zukunftsbranchen also Regionen in aller Welt die Chance bieten, sich zu Innovationsstand­ orten aufzuschwingen, ist der anhaltende Einfluss von Silicon Valley mehr als auffällig. Das kalifornische Technologie-Tal zieht nach wie vor Startup-Unter­ nehmen aus allen Branchen an. Man nehme nur die Bereiche digitale Währung und Finanztechnologie – zwei zukunftsträchtige Branchen, in denen sich das Alte mit dem Neuen vermischt. New York und London sind eindeutig die Fachkompetenz-Zentren für das globale Bankensystem. In beiden Städten wird viel Geld in Finanztechnologie investiert. 52 Prozent aller Finanztechnologie-Investitionen der vergangenen fünf Jahre wurden in Großbritannien und Irland getätigt. In New York waren die Investitionen sogar noch höher als in London; hier wurden dutzende Abschlüsse getätigt, bei denen hunderte Millionen Dollar auf die Bankkonten von Technologiefirmen flossen, die den Bankensektor noch intelligenter machen wollen. Als jedoch auch Zac Townsend die Idee für ein ­Unternehmen hatte, mit dessen Hilfe die Bankenbranche klüger werden sollte, gründete er seine neue „Standard Treasury“, ein Finanz-Software-­ Firma – Unternehmen, das Programmierern die Arbeit mit Banken erleichtern will. 2015 wurde das hochdotierte Startup von der Silicon Valley Bank gekauft. – nicht etwa in London oder New York, sondern in Kalifornien. Für Townsend zählte das Banken-Know-how in New York oder London weniger als das Innovations-Know-how und die rundherum entstandene Kultur in Kalifornien. Um das Bankwesen zu verändern, muss man seiner Ansicht nach zwar mit den Banken zusammenarbeiten, aber nicht in d ­ eren unmittelbarer Nähe. Die aktuellen Daten bestätigen, dass er damit im Trend liegt: New York und London sind zwar Zentren der globalen Banken­ industrie, liegen aber nur an zweiter beziehungs­weise dritter Stelle, was Investitionen in die Finanztechnologie betrifft. Führend ist auch hier

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„Die Kompetenz von Silicon Valley in Sachen Software und Datenanalyse könnte ganze Branchen schlucken und zu einer massiven Zentralisierung führen.“

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Silicon Valley mit etwa einem Drittel aller einschlägigen Investitionen. Das wirft die durchaus interessante Frage auf, wie sehr die Branchen der Zukunft tatsächlich auf unterschiedliche Standorte verteilt sein werden. Wenn Jungunternehmer im Alter zwischen zwanzig und dreißig – wie Zac Townsend – annehmen, dass sie mit ihrer Firmengründung nur in Kalifornien eine echte Chance haben werden, schafft das eine Eigendynamik. Oder anders ausgedrückt: Zacs Entscheidung, sein neues, datenorientiertes Finanzunternehmen ausgerechnet im Silicon Valley anzusiedeln, spiegelt die lebhafte Diskussion darüber wider, wie sich die Fachkompetenz in der Big-Data-Branche weiterentwickeln und welche Folgen das für die Weltwirtschaft insgesamt haben wird. Big Data übt auf sämtliche Branchen einen erheblichen Einfluss aus; daher hat die Entwicklung der einschlägigen Fachkompetenz das Potential, das globale Wirtschaftsleben grund­ legend zu verändern. Die Investoren setzen derzeit auf zwei völlig konträre Möglichkeiten: Entweder wird Big Data die heutigen Unternehmenskonglomerate noch größer machen und damit weitere Branchen nach Silicon Valley locken – oder die Unternehmen bekommen dadurch die Chance, an ihren bestehenden Standorten Innovation zu betreiben. Letzteres würde tatsächlich dafür sorgen, dass an mehr Orten auf unserem Globus gute Geschäftsmöglichkeiten entstehen, als das bisher der Fall war. Der frühere Microsoft-Manager und jetzige Investor Charlie Songhurst setzt auf die erste dieser Möglichkeiten und sieht Silicon Valley als aufstrebendes Weltreich. Er zitiert gern den Einfluss, den das Transportunternehmen Uber auf das globale Geschäft mit der Personenbeförderung hatte, indem es das Ver­ mögen von Taxiunternehmern zu den Uber-Aktio­ nären transferierte. Für Songhurst ist das mit der Tributzahlung an einen Herrscher vergleichbar: „Regionale Ungleichheiten werden so stark zunehmen, dass man sie nur mehr mit der einstigen Macht des Römischen Reichs im Verhältnis zum Rest der Welt ver­ gleichen kann.“

Ich glaube zwar, dass Charlie da etwas übertreibt – aber wir sollten uns seiner Argumentation nicht ganz verschließen. Immerhin halten auch andere Denker an der Theorie fest, dass die Kompetenz von Silicon Valley in Sachen Software und Datenanalyse ganze Branchen schlucken und zu einer massiven Zentralisierung führen wird. Die Uber-Gründer hatten zwar keine spezielle Erfahrung in der Personenbeförderungsbranche, waren aber trotzdem erfolgreich, weil sie Software und eine Analyse-Plattform entwickeln konnten. Songhursts Vision beruht auf der Annahme, dass Unternehmen aus dem Silicon Valley irgendwann jede Branche kontrollieren werden, die auf Software und Big Data angewiesen ist. Und das betrifft im Endeffekt sämtliche Wirtschaftszweige der Erde. Und wie soll dieses datengesteuerte Weltreich laut Songhurst aussehen? „Das ist eine ganz einfache Gleichung“, antwortet er. „Länder mit guten Ausbildungsmöglichkeiten und geringem Durchschnittseinkommen werden ihre Intelligenz exportieren; das betrifft etwa die baltischen Staaten, Indien und China. Natürlich ist es für jemanden in Ohio oder England oder Frankreich furchtbar, dass er mit einer Arbeitskraft aus Estland konkurrieren muss. Das Ergebnis wird so aussehen, dass das Durchschnittseinkommen im Rest der Welt sinken wird, während Standorte wie das Valley, Israel, China und vielleicht noch ein paar andere sehr hohe wirtschaftliche Erträge haben werden. Auch das er­innert wieder an das Römische Reich.“ Ein weiteres Beispiel: Die derzeit wirtschaftlich mächtigsten Unternehmen im Silicon Valley zählen zwar nicht unbedingt zu den Vorreitern auf dem Gebiet der computergestützten „Präzisionslandwirtschaft“ – doch wenn anderswo entscheidende Fortschritte auf diesem Sektor erzielt werden sollten, werden sie garantiert nicht passiv zusehen, wie andere Leute damit Profit machen. So warb der Google-Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt beispielsweise den israelischen Jungunternehmer Dror Berman an und holte ihn nach Silicon Valley, wo er jetzt Innovation Endeavors – eine große Venture-Capital-Firma, die Schmidts Geld investiert – ­leitet. Viele der bedeutendsten Innova­ tionen in der Landwirtschaft passierten im 20. Jahrhundert in Israel. Berman brachte seine intellektuelle Neugier für diesen Wirtschaftssektor ins Valley mit und entwickelte dort das Konzept für Farm2050. ­Dabei handelt es sich um eine Partnerschaft, die zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktionsbedingungen Data Science (also die Extraktion von Wissen aus Daten) mit Robotertechnik kombinieren will und der so unterschiedlich orientierte Unternehmen wie Google, DuPont und 3D Robotics angehören. Dror erkannte, dass man im Silicon Valley ein wenig zur Nabelschau neigt; wie er mir sagte, konzentrieren sich 90 Prozent der dort tätigen Firmengründer auf zehn Prozent der weltweit anfallenden Probleme. Mit Farm2050 will er die im Valley bewährten Methoden nun auch auf die Landwirtschaft anwenden.

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Es ist lange her, dass man im Silicon Valley noch Marillen- und Zwetschgenbäume finden konnte – doch wenn sich herausstellen sollte, dass man dort Investitionskapital für Präzisionslandwirtschaft an­ locken und auf diesem Gebiet innovativ sein kann, ist die Idee von der Fachkompetenz als Hauptantrieb für die Branchen der Zukunft so gut wie gestorben. Stattdessen wird es so sein, wie Jaron Lanier in seinem Buch „Wem gehört die Zukunft?“ geschrieben hat: „Die Leute mit den meisten Daten, den schnellsten Servern und der größten Rechenleistung werden von nun an jedes wirtschaftliche Wachstum antreiben.“ Im Prinzip heißt das nichts anderes, als dass Google meine Arbeit besser erledigen könnte, genauso wie die Ihre oder die jedes anderen Menschen, indem der Internet-Riese einfach seine überragenden Fähig­ keiten zur Datenanalyse auf neue Wirtschaftszweige anwendet. Es gibt jedoch immer mehr Fachleute, die anders über die Entwicklung denken als Charlie Songhurst. Sie sind der Ansicht, dass Big Data andere Wirtschafts­ zweige nicht einfach schlucken und verdrängen, sondern stattdessen als Werkzeug dienen wird, mit dem jede der heute bestehenden Branchen ihr Wachstum ankurbeln kann. Der dahinterstehende Gedanke: Die massenhaft gesammelten Daten werden von jedem Unternehmen einsetzbar und so skalierbar sein, dass die Fachkompetenz hier nicht so entscheidend ist wie in Branchen mit hohen Markteintrittsbarrieren (also etwa den Zukunftsbranchen Genforschung und Robotertechnik). Diese Meinung vertritt etwa Mark Gorenberg, ein altgedienter Risikokapital-Investor an der US-Westküste. Gorenberg zählte zu den Leuten, die das Investment-Potential der Datenanalyse sehr früh erkannten. Er gründete daher die Venture-Capital-Gesellschaft Zetta Venture, die sich dieses Themas annehmen sollte. Mark Gorenberg arbeitet seit einem Vierteljahrhundert mit ­Risikokapital, kooperiert nebenbei mit dem MIT und zählt zum Beraterstab für Wissenschaft und Technologie des US‑Präsidenten. Er glaubt, dass die Big-Data-Wirtschaft weit über Silicon Valley hinausgehen wird. „Mit Daten­ analyse wird man überall Geschäfte machen können“, sagt er. „Viele Universitäten vermitteln heute schon das Fachwissen über Algorithmen, während sich die Fachkompetenz für bestimmte Branchen mittlerweile überall auf der Welt manifestiert.“ Laut Gorenberg wird der wachsende Big-DataMarkt in den kommenden Jahrzehnten den alten Industriestandorten, wo bereits Fachkompetenz vorhanden ist, die dringend benötigte Gelegenheit zur Revitalisierung geben. Im „Rust Belt“, der im Nord­ osten des Landes liegenden ältesten Industrieregion der USA, sieht er beispielsweise große Wachstumschancen für neue Datenanalyse-Unternehmen, die auf der Stärke dieser Region – der Perfektionierung industrieller Verfahren – verankert sind. Boston wiederum könnte seine Kompetenz in Sachen Biotechnologie zur Gründung von Firmen nutzen, die Gesundheitsdaten analysieren; für Texas sagt Gorenberg vor­

„Sollte sich der ­Big‑Data-Markt so ­entwickeln, dass die führenden Firmen über die ganze Welt verstreut sind, so wird die Wertschöpfung ­völlig anders aus­ sehen als damals im Internet-Zeitalter.“ aus, dass dort Unternehmen aus dem Boden schießen werden, die sich mit Energiewirtschafts-Datenanalyse befassen. Ähnliches gilt für die Region um Washington, D. C., wo neue Datenschutz- und Kriminaltechnik-Analysefirmen auf der Fachkompetenz von Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten aufbauen und ehemaligen Mitarbeitern von NSA, CIA und FBI gutbezahlte Arbeitsplätze anbieten werden. Wenn Gorenberg mit seiner Annahme richtigliegt, dass „Fachkompetenz überall auf der Welt“ vorhanden ist, besteht für Big-Data-Unternehmen außerhalb der USA durchaus Grund zum Optimismus. Die neuen Firmen brauchen nur die richtige Kombination aus Algorithmen-Fachwissen und Branchen-Fachkompetenz. So ist man etwa in Deutschland – wo ­seinerzeit die Gelegenheit verpasst wurde, mit dem Internet das große Geld zu machen – heute fest entschlossen, die Fachkompetenz des Landes in Sachen Logistik und Haushaltsgeräten einzusetzen, um im Rahmen des Programms „Industrie 4.0“ künftig auch den Datenanalyse-Markt in diesen Branchen zu beherrschen. Sollte sich der Big-Data-Markt so weiterentwickeln, wie Gorenberg das prognostiziert, also die führenden Firmen über die ganze Welt verstreut sein, so wird die Wertschöpfung in der Big-Data-Branche völlig ­anders aussehen als damals im Internet-Zeitalter, als die großen Gewinne vor allem im eingangs erwähnten 25 Kilometer breiten und 50 Kilometer langen Streifen Land gemacht wurden. Gorenbergs Theorie leuchtete mir ein, als ich vor kurzem Neuseeland besuchte und dort selbst sah, wie die Kombination aus Big Data und Fachkompetenz die Geographie der Zukunftsbranchen bestimmen wird. In Neuseeland leben doppelt so viele Milchkühe wie Menschen. Mit Rindviechern kennen sich die Neuseeländer aus. Bei meinem Aufenthalt dort konnte ich mich über die Auswirkungen von „Pasture Meter“ informieren. Dabei handelt es sich um eine neue Präzisionslandwirtschafts-Technologie, die in Palmerston – einer Gemeinde mit 80.000 Einwohnern in der Region Manawatu-Wanganui auf der Nordinsel Neusee-

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„Die Kombination aus Big-Data und Fachkompetenz wird die Geographie der Zukunftsbranchen bestimmen.“

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lands – entwickelt wurde, also mehr als 10.000 Kilometer von Silicon Valley entfernt. Pasture Meter vermisst mittels modernster Sensortechnik 200-mal pro Sekunde riesige Flächen Weideland, um zu ermitteln, wie viel Gras sich in jeder Koppel befindet. So können die Kühe effizient den geeignetsten Futterplätzen zugeordnet werden. Der Service informiert die Landwirte darüber, wie viel Futter sie noch zur Verfügung haben, und findet heraus, welche Weiden einen schlechten Ertrag haben und daher beispielsweise mehr Dünger brauchen. Mit traditionellen Verfahren zur Bewertung von Erträgen – wie Ultraschall- oder Aufwuchshöhenmessungen – erhält man pro Weidefläche im Durchschnitt nur 250 Messwerte; mit Pasture Meter sind bis zu 18.500 möglich. Die Technik ist für jeden einsetzbar, der ein Telefon sein Eigen nennt, und funktioniert völlig wetterunabhängig. Nun könnte man natürlich sagen, dass die Überwachung von Weideland eine Verschwendung von Echtzeitanalyse-Technologien ist, weil man genauso gut dem Gras beim Wachsen zuschauen könnte. Die Neuseeländer sehen das anders. Da der rasante wirtschaftliche Aufschwung in China eine gesteigerte Nachfrage nach Rindfleisch und Milchprodukten mit sich brachte, sahen sich die neuseeländischen Rinder­ züchter gezwungen, effizienter zu arbeiten, also ihre Produkte in größerer Menge und zu kleineren Preisen anzubieten. Nur so hatten sie auf diesem gigantischen neuen Markt eine Chance. In China leben 288‑mal so viele Menschen wie in Neuseeland. Da die neusee­ ländischen Viehzüchter und Hersteller landwirtschaftlicher Geräte eine starke Fachkompetenz im Bereich Milchwirtschaft besitzen, wussten sie, dass sie durch effizientere Fütterungsmethoden den Ertrag so weit steigern können würden, dass Exporte nach China möglich und sinnvoll wären. Und was ist geschehen? Der Verkauf von neuseeländischem Rindfleisch nach China stieg in einem einzigen Jahr um 478 Prozent an. China überholte Australien als größter Ausfuhrmarkt Neuseelands; die Exporte dorthin sind sogar zweimal so hoch wie die von Neuseeland in die Vereinigten Staaten.

Anfangs war ich überrascht darüber, dass das ­ issen, wo und in welcher Menge Gras wächst, eine W derart bedeutende Rolle spielen kann. Aber genau darum geht es: Die neuseeländischen Landwirte hatten die Fachkompetenz, also wussten sie auch genau, wel­che Technologien ihnen fehlten. Und die entwickelten sie dann. Man kann vielleicht nicht behaupten, dass ausschließlich Pasture Meter für die Exportsteigerung um 478 Prozent verantwortlich war, doch die ortsansässigen Bauern sind davon überzeugt, dass die neue Messtechnologie eine wichtige Rolle dabei spielte. Was in Neuseeland passierte, kann und wird auch in anderen Wirtschaftszweigen passieren, die vielleicht nicht viel Ahnung von Big Data und AnalyseSoftware haben, aber dafür Fachkompetenz in anderen Branchen besitzen – und daher auch wissen, wie sie mit Hilfe analytischer Informationssysteme einen Mehrwert schaffen könnten. Die Big-Data-Programme selbst sind leicht skalierbar, lassen sich weltweit auf vielen Gebieten anwenden und ohne große einschlägige Erfahrung implementieren. Genauso war es auch bei den Leuten aus dem neuseeländischen Palmerston, die Geräte für die Milchbauern der Gegend herstellten … Im Silicon Valley werden die Dinge erfunden und konstruiert, die sich Silicon Valley wünscht; das geht von angenehmeren Taxidiensten bis zu noch mehr Apps zum Austausch von Fotos übers Internet. Doch die cleveren Investoren und Jungunternehmer aus dem Valley sehen die Welt garantiert nicht mit den Augen eines Landwirts oder eines anderen Branchenfremden. Daher ist auch die Wahrscheinlichkeit gering, dass sie einer Firma aus der Region ManawatuWanganui auf Neuseelands Nordinsel zuvorkommen und den Bedarf nach einer Technologie erkennen werden, mit der sich die Fleisch- und Milchproduk­ tion für den Export nach China erhöhen lässt. Marc Andreessen gehört zwar ganz eindeutig dem Silicon-Valley-Lager an, doch er ist davon überzeugt, dass solche noch im Frühstadium steckenden Geschäftsbereiche genau dort Fuß fassen können und sollen, wo es fundierte Kenntnisse zu einem bestimmten Thema gibt. Er schlägt zum Beispiel vor, dass ­Detroit seine Fachkompetenz in Sachen Fahrzeug­ mechanik dazu nutzen sollte, sich zu einem „Drohnen-Valley“ zu entwickeln. Laut Andreessen sollten wir darauf hoffen und hinarbeiten, dass es bald „50 verschiedene Varianten von Silicon Valley geben wird, die sich alle voneinander unterscheiden und sich auf jeweils andere Wissens- und Wirtschafts­ bereiche konzentrieren“. Der Wirtschaftswissenschaftler und Ex-WeltbankChefökonom Larry Summers bestärkt diese Auffassung noch: „Im Wesentlichen bin ich der Überzeugung, dass es heute viel mehr Arbeitsteilung gibt als früher. Daher sollten sowohl Staaten als auch Unternehmen und Menschen auf ihre Stärken setzen und nicht hoffen, dass sie ihre Schwächen irgendwie ausgleichen können.“ Das bedeutet, dass man nicht mehr

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dem Ideal Silicon Valley nachjagen soll, sondern sich vielmehr auf seine eigenen Fähigkeiten und erprobten Verfahren konzentrieren muss. Nur so wird sich die nächste Innovationswelle in wirtschaftlichen Sektoren realisieren lassen, wo bereits lokales Know-how vorhanden ist. Ich persönlich glaube, dass die geographische Verteilung der Fachkompetenz in den Zukunftsbranchen dafür sorgen wird, dass in der nächsten Phase der Globalisierung Innovations- und Vermarktungszentren entstehen, die die zwanzigjährige Alleinherrschaft von Silicon Valley endlich beenden werden. Es wird kein neues Römisches Reich geben. Firmen und Unter­ nehmer, die sich mit Software und Big Data auskennen, werden höchstwahrscheinlich nicht alle anderen Branchen übernehmen und überflüssig machen. Es wird vielmehr so sein, dass Big Data sich in derart viele Bereiche ausbreiten wird, dass die massenhafte Verarbeitung und Analyse von Daten bald von jeder Branche genutzt werden kann. Sämtliche Interessenvertreter, die auf Fachkompetenzen zurückgreifen können, werden die Gelegenheit haben, sich selbst als Innovatoren zu betätigen und Geniales zu leisten. Sie dürfen nur nicht zu lange damit warten – sonst schnappt ihnen irgendein 28-Jähriger in Kalifornien

mutig vernetzt

das Geschäft weg. In den Branchen, die sich den neuen Verhältnissen nicht rechtzeitig anpassen können, wird es tatsächlich so sein, dass weniger sachkundige Startup-Unternehmen (mit Big-Data-Kompetenz) wie Uber den Markt übernehmen und Firmen mit jahrzehntelanger Fachkompetenz kaputtmachen. Wie schon der berühmte Science-Fiction-Visionär H. G. Wells schrieb: „Wer sich nicht anpasst, der geht unter.“

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Aus dem Englischen von Peter Hiess.

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Alec Ross ist einer der führenden Innovationsexperten Amerikas, enger Berater Hillary Clintons und Autor des US-Bestsellers „The Industries of the Future“. Das Buch erscheint in Kürze im Plassen Verlag (www.plassen.de) auf Deutsch („Die Wirtschaftswelt der Zukunft“) und in A ­ uszügen erstmals und exklusiv hier in The Red Bulletin INNOVATOR. ISBN 978-3-86470-392-8

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HOW TO  … DO IT 2.

Oder lieber nicht? Wie du eine gute Idee erkennst. Die Checkliste.

1.

Fass dich kurz. Brauchst du mehr als drei ­Sätze, um deine Idee zu erklären?  ­ACHTUNG, nur für Profis: Beantworte in drei Sätzen folgende Fragen: Welches Problem löst deine Idee? Und ­ elche – einzigartige – Lösung bietest du an? w

Deine besten Freunde, die dich garantiert nie anlügen würden, finden deine Idee „wirklich genial“ und dich „einfach toll“?

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Wer deine Idee kritisiert, ist bloß neidisch – und hätte sie selbst gerne gehabt?

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Auf Partys kannst du mit deiner Idee an­ geben. Aber nur bei denen, die betrunken sind.

Hand aufs Herz: Hat ein großes Unternehmen in Kalifornien so etwas Ähnliches schon mal gemacht?

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BE CREATIVE Sechs Tipps von Jeremy Abbett – dem Mann, der Google mit neuen Ideen versorgt.

Jeremy Tai Abbett, Designer und selbsternannter „Creative Evangelist“, hat in den letzten drei Jahren die Kreativkultur in Silicon Valley entscheidend mit­ geprägt. Sein Mantra: Wenn du aufhörst zu lernen, wirst du irrelevant. Er empfiehlt: Mach diese drei Dinge jeden Tag (aber zumindest zweimal pro Woche):

1. 2. 3.

Lerne neue Leute kennen.

Mach Umwege zur Arbeit (oder nimm ein ­anderes Transportmittel). Sei wie ein Kind – stelle Fragen, probiere ­Neues aus und bleib neugierig.

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Deine Idee ist echt einfach – zu kopieren? Aber wahnsinnig schwierig zu patentieren?

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Success, Co-Working, Businessplan, Teambuilding sind Fremdwörter für dich (die du trotzdem bei jedem Smalltalk einstreust).

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Du hast schon wichtige Investitionen für deine Idee getätigt: die coole DesignerCouch, der Rimowa-Reisekoffer und der Schreibtisch von Zaha Hadid?

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Deine Idee verschafft dir: eine schicke ­Visitenkarte und viele, viele FacebookFreunde.

0 JA  0 NEIN Das Thema ist seiner Zeit so weit voraus, dass sogar für dich alles neu ist?

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Deine Idee könnte eigentlich jeder haben?

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AUFLÖSUNG: Hast du eine, mehrere oder alle

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Fragen mit JA beantwortet? Dann lass es bleiben. Aber du hast noch eine Frage gut:

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Findest du einen Idioten, der dich finanziert?

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… und diese drei Dinge ein Leben lang:

1.

Vergiss Hierarchien: Dabei ist egal, ob du ein Unternehmen mit tausend Angestellten hast oder ein kleines Team mit nur fünf Leuten. Nur wenn wir auf Augenhöhe miteinander kommuni­ zieren, entsteht Neues.

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A. Der mit den Ideen?

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2.

Bring Bewegung rein: Kreativität bedeutet für mich, neue Ideen zu finden. Aber auch, aus ­vielen Zusammenhängen das große Ganze zu erkennen. Das ist schwer, wenn man die ganze Zeit auf einem Platz festklebt. ILLUSTRATION: BURN BJOERN

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WELCHER UNTERNEHMERTYP BIST DU?

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B. Der mit dem Netzwerk?

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Schau, dass es allen (nicht nur dir, sondern ­jedem Einzelnen im Team) gut oder zumindest okay geht: Kein Mensch kommt auf neue Gedanken, wenn er sich ständig Sorgen machen muss.

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C. Der mit der Kohle? 0,00

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GET RICH Oder: Warum 250.000 Euro schwerer zu bekommen sind als fünf Millionen. Marie Ringler von Ashoka erklärt.

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Das Prinzip „Friends, Fools, Family“ funktioniert auch bei Startups und Jungunternehmern ziemlich gut. Außerdem gibt es in Österreich und der Schweiz eine gut entwickelte Förderlandschaft siehe rechts oben auf der rechten Seite . An die ersten 10.000, 20.000, 30.000 Euro ranzukommen ist also meistens kein großes Problem. Das größere Problem – und das betrifft Unter­ nehmen, die auf Gewinn ausgerichtet sind, ebenso wie Not-for-profit-Unternehmen – ist die erste Wachstumsphase. Es gibt dann bereits den ersten Prototyp, der vielleicht noch ein paar Fehler hat, aber schon ganz gut funktioniert. Und ich habe auch schon meine ersten Kunden. Damit meine Idee aber so richtig abhebt, brauche ich Nachschub, sagen wir, 250.000 Euro in einer zweiten Tranche. Und die zu bekommen ist schwieriger, als die ersten 20.000 Euro – und paradoxerweise viel schwieriger, als die ersten fünf Millionen zu kriegen. Der Grund dafür ist, dass derjenige, der in dieser Phase als Risikokapitalgeber einsteigen will, relativ

hohe Transaktionskosten hat. Wenn ich Investor bin und jemandem 250.000 Euro geben will, dann kostet mich das Herausfinden, ob ich das wirklich tun soll, genauso viel, wie wenn ich fünf Millionen investieren will. Nur: Fünf Millionen, die gut investiert sind, ­haben eine größere Hebelwirkung als 250.000 Euro. Aus Investorenperspektive ist die erste Wachstums­ phase eines Unternehmens also sehr teuer. Dass ich als Unternehmer irgendwann in diese schwierige Phase komme, lässt sich eigentlich nicht vermeiden. Und genau deshalb ist es so wichtig, dass meine Idee skalierbar ist Anders gesagt: Eine Idee funktioniert nicht nur in der Wiener Innenstadt, sondern

„Wenn ich Investor bin und jemandem 250.000 Euro geben will, dann kostet mich das Herausfinden, ob ich das wirklich tun soll, genauso viel, wie wenn ich jemandem fünf Millionen geben will.“

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auch in Berlin-Wedding, in München oder Kapstadt . Sie erzeugt Wirkung – das ist wichtig, auch, weil ich so leichter Kapitalgeber für meine Idee finde. Denn die investieren dann, wenn sie Hebelwirkung auch ­bekannt als „Leverage-Effekt“. Funktioniert im Prinzip so wie die Wippe am Spielplatz: Ein leichter Schubs am ­einen Ende kommt als großer Schub am anderen Ende an. Der Spaß hört sich auf, wenn einer das Gleichgewicht ­verliert erkennen. Skalierbarkeit ist aber nicht mit Profit gleichzusetzen. Skalierbarkeit ist die Antwort auf die Frage, in welchem Verhältnis die Energie, die ich da reinstecke, zu dem steht, was rauskommen kann. Angesichts der Endlichkeit des Lebens, der Ressourcen, des Geldes – ja, der Energie, die man so hat –, ist es ein zentrales Erfolgskriterium für jede Idee. Marie Ringler ist Gründerin und Geschäftsführerin von Ashoka in Österreich. Als sozialer Investor auch be-

kannt als Geldgeber: oft eine reiche Persönlichkeit, Stiftung oder Firma, die Risikokapital bereitstellt sucht und fördert die Non-Profit-Organisation Ashoka in mehr als 80 Ländern sogenannte Social Entrepreneure Unter-

nehmer, die mit ihren Ideen und Projekten gesellschaft­ liche Probleme lösen wollen . Die Stipendiaten erhalten von Ashoka finanzielle Unterstützung, Beratung und Anschluss an Netzwerke im sozialen Sektor, in Wirtschaft und Wissenschaft.  austria.ashoka.org

HIER BEKOMMST DU GELD (OHNE DEINE SEELE ZU VERKAUFEN)

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SPEEDINVEST Der größte Risikokapitalgeber ­Österreichs vergibt Summen von bis zu 500.000 Euro an Jung­ unternehmer.  speedinvest.com siehe auch: Austrian Angel Investors Association (aaia.at), i2 Business Angels Austria (i2.awsg.at)

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„2 MINUTEN 2 MILLIONEN“ Wer in der Puls-4-Fernsehshow die Jury in zwei Minuten überzeugt, dem winken zwei Millionen Euro. puls4.com/2-minuten-2-millionen PIONEERS VENTURES Der „Pioneers Festival“-Ableger ­investiert bis zu 125.000 Euro in Startups, die in der Gründungs­ phase sind.  pioneers.io/ventures AWS STARTUP-SCHECK Gründe ein Unternehmen und ­investiere zwischen 5000 und 20.000 Euro – der Staat schießt dir 1000 Euro zu.  www.aws.at

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NETIDEE-WETTBEWERB Die besten Internet-Ideen Öster­ reichs bekommen ein Preisgeld von bis zu 50.000 Euro.  netidee.at CONDA Über die Online-Plattform können Interessierte deine Idee mit gerin­ gen Summen (ab 100 Euro) unter­ stützen. conda.at Weitere Crowdinvesting-Platt­ formen: Green Rocket, 1000×1000, dasErtragReich oder Crowd Capital.

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POST START-UP CHALLENGE 2016 150.000 Euro für die besten Ideen!

Themen wie Kundengewinnung oder gezielte Marketingmaßnahmen zur Produkteinführung stellen viele Start-ups vor enorme Herausforderungen. Mit passenden Business-Lösungen und professioneller Beratung unterstützt die Post innovative Gründer, potentielle Zielgruppen zu selektieren und diese punktgenau zu erreichen. DI Walter Hitziger – Vorstand Division Brief, Werbepost & Filialen

Die Finalisten erhalten die Möglichkeit, am 25. Mai 2016 in nur 3 Minuten die Jury zu beeindrucken und bei der großen Preisverleihung auf der Hauptbühne des Pioneers Festivals bei den Gewinnern dabei zu sein. Für den Pitch am 25. Mai werden die Start-ups am Post Mentors Day optimal vorbereitet. Interessierte treffen sich am besten beim Post Start-up Corner im Eingangsbereich der Hofburg. Der Corner ist aus Glas, so können Besucher des Festivals und andere Start-ups die Pitches visuell und akustisch live mitverfolgen. Erleben Sie die Emotionen und Eindrücke der Start-ups und seien Sie dabei, wenn eine sorgfältig ausgewählte Gruppe von Jungunternehmern ihre einmalige Chance nutzt, um Services der Post im Wert von 150.000 Euro zu gewinnen.

Um sich erfolgreich am Markt zu positionieren, brauchen Start-ups neben einer guten Unternehmensidee gerade in der Startphase professionelle Partner. Die Österreichische Post kann Jungunternehmer mit maßgeschneiderten Produkten und Services in den Bereichen Logistik und Werbung helfen, ihre Visionen Realität werden zu lassen. DI Peter Umundum – Vorstand Division Paket & Logistik EN:█ BEWERB █ IS 8.MAI █JETZT B ST.AT/PIONEERS █WWW.PO

INFO/KONTAKT Österreichische Post AG Unternehmenszentrale Haidingergasse 1, 1030 Wien

Business-Hotline: 0800 212 212 Web: www.post.at/ pioneers

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Dieses Jahr findet zum 2. Mal die Post Start-up Challenge statt. Dabei haben innovative Start-ups die Möglichkeit, eine Jury aus Managern der Post von ihrer Idee zu überzeugen. Die Besten gewinnen Media- und Sendungsvolumen im Wert von 150.000 Euro und nehmen am 23. Mai am exklusiven Post Mentors Day teil.

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KNOW HOW Die besten Ratgeber, die schönsten Worte und klügsten Tipps. Auf diese Menschen solltest du hören.

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SUN TSU Die zehn Grundsätze: Stell dich dem Kampf! Führe andere in den Kampf! Handle umsichtig! Halte dich an die Tatsachen! Sei auf das Schlimmste vorbereitet! Handle rasch und unkompliziert! Brich die Brücken hinter dir ab! Sei innovativ! Sei kooperativ! Lass dir nicht in die Karten sehen!

DIE KUNST DES KRIEGES ist 2500 Jahre alt und unübertroffen, wenn es um Strategie geht. In der Partnerschaft, in der Wirt­ schaft und, ja, wohl auch im Krieg. Insel Verlag ISBN: 978-3-458-35761-2

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SPENCER JOHNSON Die Kernfragen: Wie sollst du dich in einer Welt verhalten, die sich permanent verändert? Und: Wie sollst du mit Fehlern und Rückschlägen umgehen? Seine Antwort: Denke nicht zu lange nach. Weine schon gar nicht Verlorenem nach. Suche den Käse!

DIE MÄUSE-STRATEGIE FÜR MANAGER (Fast noch besser: Die englische Ausgabe „Who Moved My Cheese?“ – für Kinder. Im Ernst!) Ariston ISBN: 978-3-424-20143-7

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FELIX SOMARY KRISE UND ZUKUNFT DER DEMOKRATIE ist eigentlich kein Ratgeber, sondern ein kleines Buch, das einem einfach und brillant erklärt, wie die Welt (der Politik und der Wirtschaft) funktioniert: nämlich total irrational. TvR Medienverlag ISBN: 978-3-940431-19-6

CARMEN M. REINHART UND KENNETH S. ROGOFF Wir sagen es auch: Die Zukunft gab es schon immer. Und dieses Buch bestätigt uns: All die Krisen der Wirtschaft waren immer gleich. Was lernen Jung­ unternehmer daraus? Dass die Menschheit nicht ­klüger wird. Da ist es also ein immenser Wett­ bewerbsvorteil, den Hausverstand ­einzusetzen.

DIESES MAL IST ALLES ANDERS FinanzBuch Verlag ISBN: 978-3-89879-564-7

DOUGLAS ADAMS Ein Buch, bei dem es uns jetzt nicht so sehr um den Inhalt geht, sondern darum: Alles könnte möglich sein, wenn wir uns nur kurz erlauben, Blödsinn zu denken. Und wenn wir die (politische und wirt­ schaftliche) Entwicklung für einen Moment nicht allzu wichtig nehmen. „Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren. Und einige ­sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen, die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen.“

PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS Heyne Verlag ISBN: 978-3-453-14697-6

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L. DAVID MARQUET Eine wahre Geschichte über Führungsstärke. Der Schauplatz: ein Atom-U-Boot der U. S. Navy. Der Hauptdarsteller: Marquet selbst. Der Kapitän i. R. beschreibt in seinem Buch, wie er aus einer unfähigen – weil zu obrigkeitshörigen – Crew die beste Mannschaft der Welt machte. Und zwar indem er aufhörte, Befehle zu erteilen.

TURN THE SHIP AROUND!

HARUKI MURAKAMI WOVON ICH REDE, WENN ICH VOM LAUFEN REDE ist weniger

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ein Buch übers Laufen, als vielmehr eine fast philosophische Abhandlung darüber, wie man wieder neu anfängt, Entschlüsse fasst und den Kopf frei bekommt.

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„Schmerz ist unausweichlich, Leid optional.“

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Erschien auf Deutsch im btb Verlag ISBN: 978-3-442-73945-5

Portfolio ISBN 13: 9781591847533

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BRENÉ BROWN Seit Jahren führen ihre Ratgeber die Bestsellerlisten an. Egal ob im Büro oder in der Liebe, Frau Brown sagt uns, wie wir nach Enttäuschungen oder Fehlschlägen wieder festen Boden unter die Füße be­ kommen. Ihr neuestes Buch „Rising Strong“ gibt es einstweilen nur auf Englisch. Aber vielleicht reicht es ja auch, sich ihre Vorträge auf YouTube reinzuziehen. Die haben deutsche Untertitel.

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Aber in Wahrheit genügt es, ein paar Kinderbücher zu lesen:

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JANOSCH OH, WIE SCHÖN IST PANAMA

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„Wenn man einen Freund hat, braucht man sich vor nichts zu fürchten!“ Beltz & Gelberg ISBN: 978-3-407-80533-1

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RISING STRONG

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JAMES KRÜSS TIMM THALER ODER DAS VERKAUFTE LACHEN

Vermilion ISBN 10: 0091955033

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Wir lernen: Reichtum allein macht keinen Spaß. Oetinger ISBN: 978-3-7891-4040-2

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FAIL

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So nicht. Diesmal: die Visitenkarte.

DIE FEHLER

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Findest du alle Fehler* in unserem Bilderrätsel?

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1. unklare Jobbeschreibung  2. Tippfehler  3. E-Mail-Adresse zu lang und unleserlich 4. veraltete Angaben  5. überladenes Design  6. Farbwahl * Aber der einzig wirklich fundamentale Fehler, der dir passieren kann: Du hast gar keine Visitenkarte.

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von Jürgen Furian

VORWÄRTS, PIONIERE! Das Zeitalter der Tüftler, Spinner und Erfinder ist gekommen.

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Vor ein paar Jahren stieß Schach-Legende Garri Kasparow in der Sendung „Durch die Nacht mit …“ junge Ingenieure und Erfinder vor den Kopf: Wo bleiben die Innovationen, die unseren Alltag verändern, fragte er angesichts von ein paar Robotern, die unbeholfen durch den Raum rollten. „1927 flog Charles Lindbergh über den Atlantik. 42 Jahre später, 1969, gab es die Boeing 747. Wieder 42 Jahre später, also 2011, die gleichen Flugzeuge.“ In den letzten vier Jahrzehnten, stellte Kasparow der Schachweltmeister unterlag 1997 im Match dem IBM-Supercomputer Deep Blue fest, sei nicht allzu viel passiert. Wow, das hat gesessen, dachte ich mir damals. Wir hatten gerade unsere erste große digitale StartupKonferenz (Startup Week) in Wien hinter uns, Jungunternehmer aus ganz Europa waren in Aufbruchsstimmung. Ihr Motto: „Jetzt kommen die Erfinder!“ Kasparows Worte spiegelten hingegen ein ganz anderes, weniger positives Bild wider und hinterließen bei mir einen bleibenden Eindruck. Wo waren die MartyMcFly-Hoverboards, die Pflegeroboter und selbst­ fahrenden Autos, die wir seit Jahrzehnten in ScienceFiction-Büchern vorgezeichnet bekamen? Müssten wir nicht längst auf dem Mars leben, mit unseren Cyber­autos in ferne Galaxien fliegen, während Roboter zu Hause Heim und Kinder hüten? Den totalen Stillstand hat es allerdings auch nicht gegeben: Den Wandel vom Großraumcomputer zum Supercomputer im Taschenformat verdanken wir der sogenannten „Demokratisierung von Technologie“. Schon Sokrates soll gesagt haben: „Das Geheimnis der Veränderung ist, dass man sich mit all seiner Energie nicht darauf konzentriert, das Alte zu bekämpfen, sondern darauf, das Neue zu erbauen.“ Und diesem Prinzip sind einige Menschen über Jahrhunderte gefolgt. Man nennt sie Garagentüftler Steve Jobs war übrigens einer, ebenso die Macher von Google , Visio­ näre und manchmal auch Unruhestifter oder Spinner. Wir nennen sie Pioniere – und das ist ihr Zeit­ alter. Ein Zeitalter, in dem jede Person die Möglichkeit hat, Geschichte zu schreiben. Eine dieser Geschichten dreht sich um Biotech – die vielleicht größte Revolution der Gegenwart. DNA-Sequenzierung ist eine Methode, mit der sich die einzelnen Bestandteile eines DNA-Strangs bis ins kleinste Detail bestimmen lassen. Das kann man sich wie bei einem Scanner vorstellen, der eine verschlüsselte Nachricht liest und sie mithilfe einer Software entziffert. Dadurch lässt sich die DNA genau unter­ suchen, verstehen und auch bearbeiten – natürlich nur unter Berücksichtigung ethischer Grundregeln.

Dank DNA-Sequenzierung könnten Krankheiten wie Malaria bald der Vergangenheit angehören. Derzeit tüfteln Forscher an einem krankheitsresistenten Gen, das sie infizierten Moskitos einpflanzen. Die Hoffnung: Die Quälgeister beherbergen das Virus nicht mehr und geben das immunisierte Erbgut auch gleich an ihre Nachkommen weiter. Das Revolutionäre an der Sache ist, dass sich bis vor nicht allzu langer Zeit nur große ­Pharmakonzerne Techniken wie diese leisten konnten. Wie zuvor bei Moore’s Law besagt, dass sich die Computerchips ­Rechenstärke von Computern alle zwei Jahre verdoppeln wird sind die Kosten für DNA-Sequenzierung in den letzten Jahren rasant gesunken. Gleichzeitig wird das Ergebnis mehr als doppelt so schnell erzielt. Das macht Forschung in dem Bereich plötzlich auch für Kleinunternehmen und sogar Startups leistbar. Ähnliches passiert mit 3D-Druckern: Die stellen mittlerweile nicht nur Schokolade, Bausteine oder lustige Figuren her, sondern auch menschliches Gewebe, ja ganze Organe. Der Prototyp eines in 3D biogedruckten Ohrs wurde Anfang des Jahres vorgestellt. Einer Maus konnte bereits erfolgreich eine Miniver­ sion implantiert werden, um die sich zwei Monate später bereits neues Gewebe gebildet hatte. Oder Computerchips: Im Moment sprechen wir darüber, wie sie unter der Haut unsere Kreditkarten ersetzen könnten. Auf medizinischer Ebene überlegt man, wie sie unsere Werte messen und uns vorwarnen könnten, wenn etwas nicht stimmt. Das wäre mal ein echtes Gesundheitssystem. Wir können die Zukunft nicht vorhersagen. Aber die letzten Jahre haben gezeigt, dass die von Kasparow wahrgenommenen 42 Jahre Stillstand längst durchbrochen sind und sich vieles beschleunigt hat: 2014 stellten wir bei Pioneers pioneers.io den Prototyp für ein fliegendes Auto vor, 2015 die Ideen für das Transportsystem Hyperloop siehe Position 3966 . Und derzeit arbeitet das Startup Boom Technology an einem Flugzeug, das uns mit Überschallgeschwindigkeit durch die Lüfte befördern soll. Das Zeitalter der Pioniere ist das Zeitalter der unendlichen Möglichkeiten. Es ist die Zeit, zu bauen, zu erfinden, zu träumen – und auch ein wenig zu spinnen. Eines ist klar: Die Macht ist heute stärker mit uns als je zuvor. Nützen wir sie! die Konferenz bringt alljährlich Innovatoren und Investoren aus aller Welt in der Wiener Hofburg zusammen und

Jürgen Furian, Mitbegründer des Pioneers Festival

KURT PRINZ

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eine Schlüsselfigur der österreichischen Startup-Szene.

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/redbulletin

Visual Storytelling

© John Wellburn/Red Bull Content Pool

Abseits des Alltäglichen

THIS IS NO TAKE-OFF IT’S A ONCE-IN-A-LIFETIME LANDING

„IT‘S THE THRILL OF THE CHASE.“

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Dirk Ahlborn, HyperloopTransportation-CEO: „Wenn du zu futuristisch und abgehoben wirkst, verlierst du schnell jede Glaubwürdigkeit.“

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DER HYPERLOOP-HYPE Zwei junge Unternehmen konkurrieren um die Zukunft des Transportwesens. Sie wollen Menschen und Güter mit nahezu Schallgeschwindigkeit durch Röhren schießen. Ist das bloße Träumerei oder tatsächlich eine realistische Alternative zu Flugzeug, Auto und Bahn?

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JOE SCHMELZER

ur wenige Minuten nachdem die Passagiere am Terminal des Hyperloop angekommen sind, betreten sie die Reisekapseln und nehmen in Ledersesseln Platz. Kurz darauf schießen sie mit 1.200 Kilometern pro Stunde durch eine Röhre, in der nahezu ein Vakuum herrscht. Allzu viel Zeit für einen Coffee-to-go bleibt den Reisenden bei diesem Spektakel nicht. In acht Minuten ist ihre ­Reise von Wien nach Bratislava vorbei. Was wie eine Episode aus einem ­Science-Fiction-Roman klingt, steht momentan auf dem Prüfstand der Realität. Die Pläne zu dem futuristischen Transportmittel basieren ebenso wie der Name „Hyperloop“ auf Ideen des USamerikanischen Multimilliardärs und Unternehmers Elon Musk. Reich wurde er zwar als Mitgründer des Online-­ Bezahldienstes PayPal, seine Leidenschaft ist jedoch die Zukunft der Fortbewegung. So ist Musk Gründer und Chef beim Elektroauto-Hersteller Tesla Motors und dem Raumfahrtkonzern SpaceX. 2013 stellte er seine Vision für den Massentransport zwischen Städten vor: die Hochgeschwindigkeitsröhre Hyperloop, in der Kapseln, angetrieben durch Luftdruck, nahezu mit Schallgeschwindigkeit unterwegs sein sollen. Dabei ist das, was Musk eine „Kreuzung zwischen einer Concorde, einem Schienengewehr und einem AirhockeyTisch“ nennt, keine völlig neue Idee. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts tüftelte der britische Uhrmacher George Medhurst an der Idee von Fortbewegung durch Luftdruck. Er gilt als Wegbereiter der Rohrpost, veröffentlichte jedoch 1812 auch Pläne, die den „schnellen Transport von Menschen und Gütern in eisernen Röhren durch

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den Druck und in der Geschwindigkeit der Luft“ vorsahen. Ein anderer britischer Ingenieur namens John Vallance griff diese Ideen auf und ließ 1818 sogar eine Strecke zwischen London und Brighton errichten, die Testfahrten verliefen jedoch erfolglos. Für seine kühne Ansage, „die Geschwindigkeit einer Kanonenkugel“ zu erreichen, soll er damals viel Spott geerntet haben. Knapp zweihundert Jahre später mutet es noch immer völlig utopisch an, die 570 Kilometer von San Francisco nach ­­Los Angeles in gut einer halben Stunde ­zurückzulegen. Laut Musks erster Designidee aus dem Jahr 2013 ist aber genau das sein Ziel. Sein Unmut über eine geplante Zugstrecke zwischen ­beiden Städten, die ihm zu teuer und ­ineffizient erschien, sei der Auslöser für seine Hyperloop-Pläne gewesen. Er selbst wolle bei dem Projekt aber nur als Financier auftreten, da er mit seinen Raumfahrt- und Elektroautokonzernen bereits ausgelastet sei, teilte er mit. Im Vorjahr ließ Musk schließlich einen „SpaceX Hyperloop Pod“ genannten Erfinderwettbewerb ausschreiben. Im Jänner wurde von den 120 besten Teams – vorrangig von Technischen Universitäten rund um die Welt – jenes des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zum Sieger gekürt. Die größten Schritte bei der Umsetzung des Hyperloop machen momentan jedoch zwei Firmen abseits dieses Wettbewerbs: Mit Hyperloop Technologies und Hyperloop Transportation Technologies Inc. arbeiten zwei US-Unternehmen bereits am Bau der Transportkapseln und Röhren, an konkreten Teststrecken und auch an der Finanzierung dieser kostspieligen Idee. Beide Konzerne haben nicht nur praktisch dieselben Firmennamen, sondern auch ihren 0,50

Sitz unweit voneinander in Los Angeles, bei ihrer Firmenstruktur trennt sie jedoch einiges. Hyperloop Transportation besteht aus einem großen, bunt gemischten Team von knapp 500 Mitarbeitern. Dar­ unter sind Ingenieure, Psychologen, Patentanwälte und Experten der Terrorismusbekämpfung, die nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern bisher auch den Großteil des Kapitals bereitstellten. Bereits im vergangenen Jahr wurde die Marke von zehn Millionen Dollar an ­Arbeitszeit überschritten. Die meisten ­arbeiten jedoch nur nebenher an diesem Projekt und haben andere Haupt­ erwerbsjobs, unter anderem bei großen Flugzeugkonzernen wie Boeing oder Airbus, renommierten Universitäten wie Berkeley oder in der Raumfahrt. Entlohnt werden sie in Form von Firmenanteilen am Projekt, somit profitieren sie erst im Falle einer erfolgreichen Umsetzung. Mit einem Börsengang will man jedoch im laufenden Jahr 100 bis 150 Millionen Dollar einsammeln, was den bisherigen Mitarbeitern eine Bezahlung für bereits Geleistetes bringen würde. Auch Angebote von einzelnen Großinvestoren habe es gegeben, eine solche Finanzierung wurde jedoch von Hyperloop Transportation abgelehnt. Chef von Hyperloop Transportation ist Dirk Ahlborn, ein US-Amerikaner mit deutschen Wurzeln. Ahlborn ist auch Mitgründer und Geschäftsführer von JumpStartFund, einer CrowdsourcingOnlineplattform, die bei der Gründung und Erstfinanzierung eine tragende Rolle spielte. „Wir konzentrieren uns auf die Technologien, die wir morgen bauen können“, sagt er The Red Bulletin INNOVATOR. „Wenn du schon zu Beginn eines solchen Projekts zu futuristisch und abgehoben wirkst, dann verlierst du recht schnell jede Glaubwürdigkeit.“ Der Bau der ersten Strecke im kalifornischen Quay Valley beginnt bereits heuer und soll bis 2018 abgeschlossen sein. Eine Teststrecke wolle er das lediglich acht Kilometer lange Erstprojekt nicht nennen, sagt Ahlborn, da es für eine langfristige und unternehmerische Nutzung konzipiert sei und in vollem Betrieb jährlich zehn Millionen Fahrgäste haben solle. Hauptkonkurrent von Dirk Ahlborns Team ist Hyperloop Technologies. Hier entspricht die Firmenstruktur der eines klassischen Technologie-Startups: 37 Millionen Dollar wurden bis Anfang des Jahres durch Risikokapitalinvestoren, sogenannte Venture Funds, eingesammelt. Mitgründer und Hauptinvestor ist der aus dem Iran stammende US1,00

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DER ZUG DER NEUEN ZEIT 4097 4098 4099 4100 4101 4102 4103 4104 4105 4106 4107 4108 4109 4110 4111 4112 4113 4114 4115 4116 4117 4118 4119 4120 4121 4122 4123 4124 4125 4126 4127 4128 4129 4130 4131 4132 4133 4134 4135 4136 4137 4138 4139 4140 4141 4142 4143 4144 4145 4146 4147 4148 4149 4150 4151 4152 4153 4154 4155 4156 4157 4158 4159 4160

Amerikaner Shervin Pishevar. Er wurde vor allem durch sein erfolgreiches Investment in den Online-Fahrdienst­ anbieter Uber bekannt und ist bestens vernetzt: Er arbeitete zuvor mit Ex-Bankern von Goldman Sachs an Projekten. In seinem Aufsichtsrat sitzt zudem Jim Messina, ehemaliger stellvertretender Stabsleiter im Weißen Haus unter Barack Obama und Berater der britischen Conservative Party. Pishevars Team umfasst bloß 72 Mitarbeiter, die jedoch schon jetzt fix an­ gestellt sind und bezahlt werden. Auch sein Hyperloop-Konzern baut ab heuer eine Teststrecke, sie entsteht in der Wüste im Norden von Las Vegas und ist fünf Kilometer lang. Brogan BamBrogan, Mitgründer von Hyperloop Technologies, ist überzeugt, dass man bereits jetzt eine voll funktionsfähige Strecke bauen könnte. Es wäre nur extrem teuer, sagte er zum „Wall Street Journal“. Das viele Geld, das notwendig ist, stellt jedoch nur eines von vielen Pro­ blemen bei der konkreten Umsetzung des Hyperloop dar. So groß die Begeisterung vieler für die Idee des Hyperloop ist, so zahlreich sind auch die Zweifler. Dass das grundlegende Konzept technisch umsetzbar sei, sehen zwar nicht nur die Konzerne selbst so. Auch John Hansman, Spezialist des Massachusetts Institute of Technology (MIT), hält das Konzept laut dem Fachmagazin „MIT Technology Review“ für „physikalisch machbar“. Es sei jedoch mit „enormen Kosten“ verbunden. Viele ähnlich revolutionäre Transportideen scheiterten bereits an den Kosten des tatsächlichen Betriebs oder wurden genau deshalb nie wirklich tauglich für den Massentransport. So existierte das französische Überschallflugzeug Concorde zwar von 1976 bis 2003. Im Linienbetrieb schaffte es die Concorde wegen ihres enormen Verbrauchs jedoch nie, finanzierbare Betriebskosten zu erreichen, und wurde gänzlich eingestellt. Auch viele Versuche der Umsetzung von Magnetschwebebahnen, die dem Hyperloop vom technologischen Konzept ähnlicher sind, wurden in Deutschland, der Schweiz, China und Japan wegen der enormen Investitions- und Betriebskosten wieder aufgegeben Gescheitert ist ein anderer ambitionierter Schweizer Versuch: die Swissmetro, eine unterirdisch geplante Magnetschwebebahn, die in Vakuumtunneln fährt. Lanciert wurde sie bereits 1974 vom Lausanner Ingenieur Rodolphe Nieth und sollte die Städte der Schweiz verbinden. Das Projekt wurde 2009 wegen fehlender finanzieller Mittel eingestellt .

Wie sich Enthusiasten und Risikokapitalisten den Hyperloop vorstellen. Personenkabine. 28 bis 40 Passagiere sitzen in einer fahrerlosen Kapsel. Monitore ersetzen Fenster und simulieren Landschaften. Batterie. Treibt die Turbine an. Versorgt Fahr­ gastraum und Bordelektronik mit Strom. Luftkanäle. Verhindern, dass die Kapsel die Luft vor sich durch die Röhre schiebt. Leiten einen Teil der Luft auf die Skier um.

Ski

Solarpaneele. Liefern die Energie für den Betrieb. Große Batterien ­überbrücken Nächte und Schlecht­wetter­perioden.

Zwei Röhren. Eine pro Fahrt­ richtung. Die Konstrukteure grübeln noch, ob sie nebenoder über­ einanderliegen sollen.

Entschleunigung ist ein mensch­ liches Bedürfnis der Moderne. Die rasante Beschleunigung unserer Kom­ munikation und unserer Alltagswege, sind sich Experten aus Psychologie, Medizin und Soziologie weitgehend einig, stresst unsere Gemüter zu­ sehends. Wem bei dem Gedanken, auf Magneten schwebend mit Schall­ geschwindigkeit durch eine Röhre zu flitzen, schwummrig wird, dem seien deshalb die innerstädtischen öffent­ lichen Verkehrsmittel nahegelegt – diese werden oft nämlich beständig langsamer. Immer mehr Fahrgäste, aber auch mehr Autos in den Städten, immer mehr Ampelschaltungen und wenig Geld für Investitionen sind die Hauptursachen. Die Stadtzürcher Busse und Trams zum Beispiel haben in den vergangenen Jahren an Ge­ schwindigkeit eingebüßt und sich

Ski. Bilden den ­millimeterdünnen Luftpolster zwi­ schen Kapsel und Röhre. Auf ihm ­gleitet die Kapsel durch den T ­ unnel.

Magnetschienen. Einzelne Sektoren lassen sich genau ­getimt unter Strom setzen, was die ­Kapsel voranzieht.

1.100 km/h 1.220 km/h

weiter von der Schallgeschwindig­ keit distanziert. 2014 lag ihr Durch­ schnittstempo bei 15,6 km/h. Seit 1989 brauchen die Trams in Zürich um 15 Minuten länger, um ihre Strecke ein­ mal zu fahren, in Nebenverkehrszeiten sind es gar 21 Minuten. Ausgebremst werden die Zürcher Straßenbahnen dabei noch von so mancher Berliner Metrobuslinie. Deren Durchschnitts­ geschwindigkeit sank 2015 innerhalb des S-Bahn-Rings auf 14,2 km/h, Tiefstwert in der Nachkriegszeit. Der „Star“ unter den Berliner Metro­ bussen ist dabei die Linie M41; be­ sungen wird sie mit dem Lied „M41, du kommst nie allein“ von der Band Die wartenden Fahrgäste, die den M41er sogar aufs Plattencover nahmen. „Du bist der Bus, der im Rudel fährt“, heißt es da. In diesem Sinne wünschen wir eine gute, entspannte Reise.

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STEFAN BAGUETTE, FLICKR.COM; ILLUSTRATION: DENIS MUJAKOVIC, BÜRO + STAUBACH

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Tunnel. Pumpen im Bahnhof erzeu­ gen Unterdruck. Der minimiert den  Luft­wider­ stand und erlaubt Geschwindig­ keiten von bis zu 1.220 km/h.

Turbine. Saugt Luft aus der Röhre und drückt sie durchs Innere der Kapsel und am Heck wieder raus. Das dient nur der Aero­ dynamik, nicht dem Antrieb.

„Klinge“. Verläuft berührungsfrei zwi­ schen den beiden Magnet­schienen des Tunnels, die die Kapsel voranziehen. Magnetschienen Röhre im Querschnitt Speed-Test: US-Transportmittel im Vergleich 50–95 km/h 160–190 km/h

Bei seinen Plänen für die HyperloopStrecke zwischen Los Angeles und San Francisco hatte Musk je Kilometer Kosten von 18,5 Millionen Dollar angepeilt, um einen Ticketpreis von 20 Dollar zu ermöglichen. Die beiden Konzerne Hyperloop Technologies und Hyperloop Transportation halten dies für eine recht optimistische Kalkulation. Sie rechnen eher mit Kosten von bis zu 32 Millionen Dollar je Kilometer. Damit wäre man zwar noch immer weit billiger als die Magnetschwebebahn, bei der sich die Kosten auf 100 bis 400 Millionen Dollar je Kilometer belaufen würden. Doch zahlreiche Experten halten auch für den Hyperloop, insbesondere im Anfangsstadium, weit höhere Kosten als die bisher angegebenen für unumgänglich. Das führt Ahlborn von Hyperloop Transportation aber auf die Mentalität im öffentlichen Transport zurück. Dort sei man es nicht so recht gewohnt, an allen Schrauben der wirtschaftlichen Machbarkeit zu drehen. „Wir arbeiten da an vielen kreativen Lösungen. Beispielsweise sollen die Landbesitzer, die Grund für die Strecken bereitstellen, an der gewonnenen erneuerbaren Energie mitverdienen.“ Auch Sponsoring sei ein großes Thema für die Finanzierung. „Warum soll es zum Beispiel nicht eine Red Bull-Kapsel geben?“, fragt Ahlborn. 0,00

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Neben der Finanzierung bereitet auch der Fahrkomfort den Ingenieuren Kopfzerbrechen. Insbesondere die großen Kräfte, die bei seitlichen Kurven­ lagen auf die Reisenden einwirken, könnten für Übelkeit sorgen. Ahlborn räumt ein, dass das insbesondere in gebirgigen Ländern wie Österreich noch ein großes Problem sei. Markus Hecht von der Technischen Universität Berlin sieht im Gespräch mit dem deutschen Magazin „Der Spiegel“ aber noch andere Hürden bei der Passagiertauglichkeit. So sei das Durchschnittsgewicht je Passagier inklusive Gepäck mit 100 Kilogramm zu gering einkalkuliert. Zudem sei noch nicht klar, wie man Toiletten in den Kapseln unterbringen wolle. Auch die Rettung von Passagieren im Notfall und das Vorgehen bei Erdbeben – einer alltäglichen Gefahr in vielen Ländern – seien nicht zuletzt wegen des über zwei Kilometer langen Bremswegs ein Riesenproblem. Hinzu kommen Schwierigkeiten im Hinblick auf lokale Gesetzgebungen. So räumen die Chefs beider Konzerne ein, dass die ersten längeren Passagierstrecken wohl kaum in den USA umsetzbar seien. Hier seien einfach zu viele Entscheidungsträger involviert, die umfassenden behördlichen Vorschriften würden viel Zeit und vor allem Lobbying in Anspruch nehmen. Sowohl bei Hyperloop Transportation als auch bei Hyperloop Technologies geht man deshalb davon aus, dass die ersten Strecken mit voller Leistungskraft in Asien oder dem Nahen Osten gebaut werden. „Dort entscheidet oft eine Person. Wenn die es will, wird es gebaut“, gibt sich Ahlborn im „Wall Street Journal“ pragmatisch. Er konnte jüngst immerhin einen kleinen Erfolg in Europa feiern. Mit der slowakischen Regierung traf Hyperloop Transportation eine Einigung über den Bau einer Teststrecke zwischen Bratislava und Wien, die nur 55 Kilometer Luftlinie trennen. Verhandlungen mit den österreichischen Verantwortlichen wurden ebenfalls angekündigt. Die Kurzstrecke soll als Probegalopp für Europa gelten und die Passagiere in nur acht Minuten von Wien nach Bratislava befördern. Beide Konzerne, die an der Umsetzung des Hyperloop arbeiten, beteuern ebenso wie der Ideengeber Musk, dass die zahlreichen Kritiker wichtig seien. Damit haben sie wohl auch durchaus recht. Jedoch sollte man trotz der enormen Hürden bei der Umsetzung nicht verleitet sein, das Projekt zu belächeln. Denn der passagiertaugliche Massentransport ist seit seinen Ursprüngen im 19. und 20. Jahrhundert im Grunde nur 0,50

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Schwebend durch die Schweiz. In zwanzig Minuten von Bern nach Zürich, in zehn Minuten von Genf nach Lausanne und in acht Minuten von Zürich nach Winterthur. Das verspricht der SwissRapide Express, eine Ma­ gnetschwebebahn für den Schweizer Intercity-Verkehr. Umgesetzt wird das Projekt großteils von einem privaten Investorenkonsortium, das durchaus enorme Kosten schultern muss: Allein die Strecke von Bern nach Zürich soll 9,7 Milliarden Schweizer Franken kosten. Ab 2020 sollen die Passagiere mit über 400 Kilometern pro Stunde durch die Schweiz schweben.

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noch in kleinen Schritten vorangekommen. Damals machte die Erfindung der Bahn, des Autos und des Flugzeugs die Globalisierung erst möglich. Doch noch heute reisen wir mit diesen Technologien und somit vor allem mit ihrer Haupt­ energiequelle, dem Erdöl. Insbesondere der Traum vom Fliegen hat viel von seinem alten Glanz eingebüßt. Die hohen Schäden für die Umwelt und die Abhängigkeit vom Öl wirken angesichts neuer Energiequellen immer antiquierter. Der Hyperloop, dar­ über sind sich die Entwickler ebenso wie die schärfsten Kritiker einig, könnte zumindest beim Reisen zwischen Städten eine revolutionäre Alternative darstellen. Selbiges gilt freilich für den Transport von Gütern, der momentan nach wie vor auf Lastkraftwagen rollend Autobahnen verstopft und auch eine hohe Umweltbelastung darstellt. Hier könnte der Hyperloop als eine Art Rohrpost in größerem Maßstab für eine Erleichterung sorgen, die auch öffentliche Haushalte entlastet – dank geringerem Bedarf an Straßenbau, sinkenden Gesundheitskosten infolge abnehmender Luftverschmutzung und vielen anderen Aspekten. Sollten es die Firmengründer tatsächlich schaffen, ihre Highspeed-Röhre umzusetzen, müssen freilich die Passagiere entscheiden, ob sie diese Form des Reisens auch annehmen oder ob sie doch bei langsameren Transportmitteln bleiben, in denen genug Zeit für einen Coffee-to-go bleibt.

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TEXT: EDUARD MÜLLER

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[R] RING Activity-Tracker, Sender und Befehls­ empfänger. Du kriegst den Ring nicht runter, wenn dein Partner [L] LOCK RING aktiviert hat. Mit [F] FRAU oder [M] MANN aktivierst du deinen Partner: Auf dem TV-Screen erscheint eine Karte mit seiner/ ihrer aktuellen Position. [O] ON/OFF ist klar. Beendet sofort jede Beziehung. Oder versetzt sie in den On-/O≠-Beziehungsmodus. [FC]/[SC] FUSSBALL CONTROL/SHOPPING CONTROL Zwingt ihn, Fußball auszuschalten und ins Bett zu gehen, bzw. sie, das Onlineshopping zu beenden. Via [$] UP/DOWN kontrolliert man ganz bequem die ­Finanzen des Partners und kann genau festsetzen, wie viel er/sie beim Shoppen ausgeben darf.

[H] HOME Zwingt ihn /sie, nach Hause zu kommen. Ist er/sie schon da, kannst du ihn /sie mit [G] GO wieder wegschicken.

[MUTE] Er/Sie hält die Klappe. Optional und gegen Aufpreis: der [HIRN]-Button. Damit denkt er, bevor er spricht. (Nur bei Bedienung von Männern notwendig.) [LAUTSTÄRKE] Regelt die Lautstärke des Gesagten bis hin zur Stumm-Funktion. [T1] TOPF Schickt sie in die Küche zum Kochen bzw. ihn zum Abwaschen. [T2] BIER/TASSE Schickt sie Bier holen bzw. ihn Teewasser aufsetzen. [T3] TOR Zwingt sie, auf Fußball umzuschalten. [X] Sex! Regelt die Häufigkeit. Nicht die Qualität.

Editorial Director Boro Petric Chefredakteurin Martina Powell Creative Director Dominik Uhl Photo Director Markus Kucˇera Textchef Clemens Makanaky Design Stefanie Werth Fotoredaktion Philipp Patuzzi Chefin vom Dienst Lisa Blazek Autoren Raffael Fritz, Peter Hiess, Tom Hofer, Eduard Müller, Hannah Stadlober, Manon Steiner, Florian Wörgötter Kolumnist Jürgen Furian Web Kurt Vierthaler (Ltg.), Christoph Kristandl Lektorat Hans Fleißner Infografiken Ludwig Tomaschko@mhz.tv Illustrationen Burn Bjoern Fußball Comic Martin Udovicˇic´ Litholeiter Clemens Ragotzky Repro Josef Mühlbacher, Nenad Isailovic Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Friedrich Indich Country Project Management Thomas Dorer, Lukas Scharmbacher Country Management & Marketing Stefan Ebner (Ltg.), Manuel Otto, Kristina Trefil, Sara Varming Marketing Design Peter Knehtl (Ltg.), Mathias Schwarz Anzeigenverkauf Alfred Vrej Minassian (Ltg.), Thomas Hutterer, Corinna Laure anzeigen@at.redbulletin.com Anzeigen-Disposition Andrea Loprais, Sabrina Schneider Office Management Kristina Krizmanic IT Systems Engineer Michael Thaler Vertrieb Thomas Dorer Druck Leykam Druck GmbH & Co KG, 7201 Neudörfl THE RED BULLETIN Editorial Director Robert Sperl Chefredakteur Alexander Macheck Creative Director Erik Turek Global Editorial Office Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Vienna Web redbulletin.com Red Bull Media House GmbH Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 General Manager and Publisher Wolfgang Winter Directors Christopher Reindl, Andreas Gall

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Die nächste Ausgabe des The Red Bulletin INNOVATOR erscheint im Oktober. INNOVATOR 0,00 0,50

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