The Red Bulletin 06/19 DE

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DEUTSCHLAND JUNI 2019, € 2,50

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

FESTIVALL SPECIA

ps Insider-Tip er mm o S n e d r fü bens deines Le

EMMA STONE „ Ich bin nicht ganz richtig im Kopf – und das ist gut so“

GETREDBULLETIN.COM

BILDERBUCH-Sänger Maurice Ernst über Selbstbewusstsein, Mamas Tricks und den Reiz des Risikos

Für Abonnenten der JETZT ABONNIEREN!

WER BIN ICH?






E DI TO R I A L

WILLKOMMEN

Von Angela Merkel bis Marilyn Manson: Der ­Fotograf setzt regel­ mäßig die ganz Großen in Szene. Für uns lichtete er Cornelia Geppert ab, eine Game-Designerin, die in einer persönlichen Krise die Idee zum Spiel ihres Lebens entwickelte. Ihre Story ab Seite 56

ZUM GESPRÄCH NINA KALTENBÖCK

Wenn die Autorin zu Tisch bittet, muss ihr Gegenüber mit scharfzüngigen Fragen rechnen: Bilderbuch-Sänger Maurice Ernst stellte sich ihnen schlagfertig. Das Interview über Nächstenliebe, Selbstbewusstsein und eigene Wege: ab Seite 38

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

„ Ich suche Anerkennung als geiler Typ, der jungen Menschen hilft.“ Wie Skateboard-Pionier Titus Dittmann, 70, selbst jung bleibt, erklärt er auf Seite 36.

ZUM STAUNEN MARY JANE PAULA

Die 28-Jährige lehrt ihre Schüler Apnoe-Tauchen und verspricht Tiefen bis zu 20 Meter. Ob das klappt, haben wir auf den Philip­ pinen selbst getestet: ab Seite 44

LEONARDO SCOTTI (COVER), HEIKO LASCHITZKI

ZUM SPIELEN OLAF BLECKER

Je wärmer das Wetter, desto sommerlicher die Metaphern: „Wer gegen den Strom schwimmt, kommt dahin, wo er hinwill, und nicht dorthin, wo es ihn hintreibt“, sagt Bilderbuch-Frontmann Maurice Ernst. Der Dreißigjährige weiß, wovon er spricht. Seit Jahren bricht er mit seiner Band gängige Regeln der Musikbranche. Und hat damit außergewöhnlichen Erfolg. Der etwas andere Schwimmkurs: ab Seite 38. Im wahrsten Sinne des Wortes ­abgetaucht ist unser Autor Andreas Rottenschlager auf den Philippinen. Als blutiger Anfänger hat er sich dem Abenteuer Apnoe-Tauchen gestellt. Begleite ihn bei seinem atemberaubenden Selbstversuch ab Seite 44.

SATZ DES MONATS

ZUM GENIESSEN FISCHKRUSTE FÜR PROFIS

Food-Forscher Dr. Stuart Farrimond erklärt, wie dein Fisch (und vor allem seine Haut) in der Pfanne zum Gedicht wird: ab Seite 84 6

OLIVIER KUGLER

AB INS WASSER

THE RED BULLETIN


FÜR DIESES GEFÜHL GEBEN WIR ALLES Neu in unserem

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I N H A LT The Red Bulletin Juni 2019

32 GELASSEN IM INNEREN Wie HollywoodSuperstar Emma Stone ihre Zweifel besiegte

COVERSTORY

38 B ILDERBUCH-KARRIERE Bandleader Maurice Ernst spricht über die Vorteile, im Leben öfter mal gegen den Strom zu schwimmen.

UNTERNEHMER

MOTORRAD

TAUCHEN

Faszinierende Bilder von der Enduro-Challenge Erzbergrodeo – alias Red Bull Hare Scramble.

Der Red Bulletin-Selbstversuch: So schlägt sich ein völliger Anfänger beim Freediving auf den Philippinen.

HOLLYWOOD

GAMING

Früher plagten Panikattacken die Schauspie­lerin, heute hat sie inneren Frieden gefunden. Wie, erzählt sie im Interview.

Wie das Adventure-Game „Sea of Solitude“ dessen Entwicklerin Cornelia Geppert rettete.

22 Z WEI RÄDER UND GANZ VIEL BERG

32 D IE NEUE EMMA STONE

36 I GNORIERE DIE BEDENKENTRÄGER

Skateboard-Pionier Titus Dittmann weiß, wie dich Neuanfänge jung halten.

44 H ALT DIE LUFT AN!

56 D IESE FRAU SPIELT MIT GEFÜHLEN

FILM

FESTIVALS

Zwischen Drogensumpf und Jahrhunderthits: Taron Egerton glänzt als Elton John.

Insider sagen dir, wie du das Beste aus dem Musik-FestivalSommer 2019 holen kannst.

34 AUF DEN SPUREN EINER IKONE

10 GALLERY 16 ZAHLEN, BITTE! 18 KOLUMNE

8

19 FUNDSTÜCK 20 LIFE HACKS 62 INNOVATOR

38 OHNE NETZ IM POPZIRKUS Wie die Band Bilderbuch ihren eigenen Regeln vertraut

64 D ER SOMMER DEINES LEBENS

96 IMPRESSUM 98 PERFEKTER ABGANG

64 SURROUND-SOUNDCHECK Wie dein Musik-Festival-Sommer legendär wird

THE RED BULLETIN

ART STREIBER/AUGUST, LEONARDO SCOTTI, WOODYPHOTOGRAFIX, HEIKO LASCHITZKI


44 YES, YOU CAN! 20 Meter ohne Sauerstoffgerät mit nur zwei Tagen Training? Der Selbstversuch.

„ Ich bin ein kleiner Schauspieler. Er ist Elton John.“ TARON EGERTON über die Herausforderungen seiner jüngsten Rolle. Seite 34

guide

DEIN PROGRAMM

78 REISEN Mit Destination Red Bull zum Klippenspringen auf den Azoren 82 FITNESS Der Power-Bauer und sein rustikales Workout 84 FOOD Schritt für Schritt: So gelingt die perfekte Fischkruste. 86 EVENTS Pflichttermine für die kommenden Wochen 88 ENTERTAINMENT Red Bull TV-Highlights, live und on demand 90 GADGETS Technisches Update für deine vier Wände

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GA L L E RY

Triglav, Slowenien

ÜBER ALLE BERGE

3. Juli 2017: Christian „Chrigel“ Maurer schwebt über dem Triglav-Massiv, aber das Härteste hat der Schweizer Seriensieger noch vor sich: Red Bull X-Alps führt 1138 Kilometer über die ­Alpen, von Salzburg nach Monaco – die Athleten dürfen die Strecke nur zu Fuß und per Gleitschirm zurücklegen. Am 16. Juni startet die neunte Auflage, die du dank innovativem Trackingsystem von überall ver­folgen kannst: redbullxalps.com

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SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL


GA L L E RY

Kapstadt, Südafrika

DANCING QUEEN Khetsiwe Morgan, auf dem Bild in der Mitte, versteht es, das Tanzbein zu schwingen – den Soundtrack dafür liefert sie selbst. Als DJ Doowap ist die 29-Jährige aus Swasiland seit Jahren eine Szenegröße. Hier begeistert sie die Besucher beim Cape Town Electronic Music Festival (CTEMF), einem der wich­ tigsten Musik-Events in Afrika.  ctemf.com

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JONATHAN FERREIRA/RED BULL CONTENT POOL


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Bilbao, Spanien

KUNST-SPRUNG

DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL

Gerade ist der Mexikaner Jonathan Paredes aus 27 Meter Höhe abgesprungen, gleich wird er in den Nervión eintauchen. Wir sind beim Red Bull Cliff Diving-Stopp in Bilbao, ganz in der Nähe des Guggenheim-Museums. Aber auch auf der Puente La Salve, von der Paredes springt, prangt Kunst. Wir fühlen uns plötzlich wie im Museum, bewundern das Bild – grandiose Sport-Art, nicht wahr? redbull.com/cliffdiving

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ZAHL E N, B I TT E

Rekordjäger

SUPERHELDEN DER SUPERLATIVE Wo Marvel draufsteht, ist ein Blockbuster drin: Aktuell läuft „Avengers: Endgame“, im Juli folgt „Spider-Man: Far From Home“ – hier die Zahlen zum erfolgreichsten Franchise der Filmgeschichte.

40,8

Kilo wog die Rüstung, die Robert Downey Jr. im ersten „Iron Man“-Film trug.

1

Marvel-Superheldin bekam bisher ihren eigenen Film: Captain Marvel (Brie Larson).

35

Jahre waren Kinos in Saudi-Arabien verboten. Im April 2018 wurde das Gesetz aufgehoben. Der erste Film, der gezeigt wurde: „Black Panther“.

80

Prozent Umsatzplus verzeichneten arabische Imbissbuden in L. A. nach dem Start von „The Avengers“, in dem die Helden Schawarma snacken.

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2009

verriet Marvel-Mastermind Stan Lee, dass Michael Jackson den Verlag in den 1990ern ­hatte kaufen wollen, um selbst Spider-Man spielen zu können.

365.000.000

Dollar kostete die Produktion von „Avengers: Age of Ultron“, was den Film zum zweitteuersten aller Zeiten macht, nach „Pirates of the Caribbean – Fremde Gezeiten“ (379 Mio. $).

30

Kilo nahm Chris Pratt in sechs Monaten ab, um Peter Quill in „Guardians of the Galaxy“ zu spielen.

17.528.287.709

Dollar haben die ersten 20 Filme im Kino eingespielt. Der erfolgreichste der Serie, „Avengers: Infinity War“, ist gleichzeitig der vierterfolgreichste Streifen, seit es Filme gibt. Davor liegen „Avatar“, „Titanic“ und „Star Wars: Das Erwachen der Macht“. THE RED BULLETIN

CLAUDIA MEITERT

1972

hieß der Superheld Black Panther kurzzeitig Black Leopard, um nicht mit der US-Bürgerrechtspartei verwechselt zu werden.

6

Helden verlieren im Laufe der Filme eine Hand – als Hommage an „Star Wars“, wo Darth Vader Luke Skywalker die Hand abhackt.

GETTY IMAGES, IMAGO, MARVEL STUDIO (3)

2870

Minuten würde es dauern, sich alle 22 bisherigen MarvelFilme am Stück anzusehen.

2008

produzierte Marvel seinen ersten Film selbst. Davor hatte man die Rechte an seinen Comic-Helden an Hollywoodstudios vergeben.



KO LUM NE

Thilo Mischke

BEGEGNUNGEN Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs, Jetlag ist bei Korrespondent und Reisereporter Thilo Mischke (TVDokureihe „Uncovered“) ein Dauerzustand. Auf seinen Expedi­tionen trifft der 38-jährige Berliner immer wieder Menschen, die ihn faszi­ nieren. Dieses Mal: Juan Carlos, der ihn im Angesicht dreier Mörder lehrte, seine Furcht zu überwinden.

meine feuchten Hände an der Hose getrocknet. „Hilfst du mir, alle drei Gangs an einen Tisch zu bekommen?“, fragte ich ihn, als wir zwei Tage zuvor erfuhren: Es herrscht Waffenstillstand, für 72 Stunden. Und er nickte. Er blickte mich an. „Das ist aber gefährlich“, sagte er.

Es sind nicht die Politiker, die in diesem Land das Sagen haben, es sind die Gangs. Gangs, die mystifiziert werden, die als Inspiration für Rapsongs dienen, als Vorbilder. Ich mag Hip-Hop, aber ich fand es falsch, solche Vorbilder zu wählen. Das wollte ich zeigen. Vorbilder, wie diese drei. ie Nachmittagssonne zeichnet Schatten auf die Sie haben aus El Salvador, einem kleinen, unscheinbaren Wand. Die Sonne zwingt sich durch ein kleines, Land in Mittelamerika, einen Unort gemacht. „Mach dir vergittertes Fenster eines Tankstellen-Hinterkeine Sorgen“, sagt Juan Carlos, als ich vor ihm laufe, wir zimmers in San Salvador, der Hauptstadt von El Salvador. die Tür aufstoßen und ich in die maskierten Gesichter Fünf Menschen sitzen um einen Tisch herum, es ist heiß. dreier Mörder sehe. Fünf Menschen, die schwitzen, und einer von ihnen hat „Lasst uns anfangen“, habe ich gesagt. Die Angst Angst, echte, richtige Angst. Die Person, die sich fürchtet, weicht meiner Neugierde, die Sonne verschwindet, und bin ich. es wird Nacht, die Temperatur in diesem Raum bleibt Der Schweiß läuft mir den Rücken ­unangenehm. Wir haben die Klimaanlage ausgemacht, damit die Tonhinab, panisch blicke ich immer wieder zur Tür, zum kleinen Fenster. Ich dokumente, die wir aufzeichnen, erwarte jeden Moment eine Handverständlich bleiben. Wir reden granate, hereingeworfen, um uns fast vier Stunden miteinander, Juan alle zu töten, warte auf maskierte Carlos übersetzt, ich frage. Warum Männer, die mit Maschinenpistolen die Verzweiflung und, vor allem, hereinstürmen. Ich sitze an diesem warum die Brutalität? Je mehr Zeit Tisch mit Vertretern der drei größverstreicht, umso weniger Angst ten Gangs El Salvadors. Ein tätohabe ich. Irgendwann sind wir alle wierter Mann, Mitglied der Maras; erschöpft, hungrig. Wir sind uns sogar nahegekommen, Hände werden einer von MS-13, der Nikes als sein geschüttelt, es werden die Masken Erkennungszeichen trägt; und ein abgenommen, und ich sehe in die dritter, Mitglied der Gang Barrio 18, Gesichter dieser Männer, an denen im typischen blauen T‑Shirt seiner nichts Gutes ist. Bande. Sie morden, sie vergewaltigen, sie foltern. „Das ist das, was wir Und sie sind mir nahe. Ich habe können“, sagt einer im Interview. Er keine Angst mehr, sondern sehe in „Wäre ich ängstlich“, sagt auch: „Gäbe es keinen 72-stündie Augen von Menschen, die vielsagte Juan Carlos, „dann digen Waffen­stillstand, hätte jeder leicht Mitte zwanzig sind. Augen, von uns dich ­getötet. Wir reden mit die keine Kindheit kennen, sondern hätte man mich schon niemandem, schon gar nicht mit nur den Tod. im gelben Boden dieses Journalisten.“ Landes verscharrt.“ Aus meiner Angst zu sterben wurde Ich wollte sie sprechen, weil nieeines der besten Gespräche, die ich mand mit ihnen spricht. Ein einfacher Grund, ich weiß. je geführt habe. Sie haben sich mir geöffnet, sie erklärten Ich habe Juan Carlos gefragt, ob er mir hilft. Er ist Fotomir ihre Ausweglosigkeit. Sie halten das gegenseitige graf und Salvadorianer, der in den USA lebt. Er übersetzt. Ermorden selbst für Wahnsinn – nur wissen sie einfach Und Juan Carlos hat mir etwas beigebracht, mir die Angst nicht weiter. Sie leben in einer Welt, die sie geschaffen genommen. Von ihm habe ich gelernt, dass Furcht dich haben, sie spielen nach den Regeln der Gewalt, und sie umbringt, besonders wenn du etwas erreichen willst. finden keinen Ausweg. Ihre Freunde sterben, ihre Frauen „Würde ich ängstlich auf Gesprächspartner zugehen“, und Kinder sterben, sie erklären mir, dass Worte nichts sagte er, „dann wäre ich schon längst im gelben Boden helfen: „Trauer heißt hier Rache.“ Hätte ich mich gefürchtet, hätte ich nichts erfahren. dieses Landes verscharrt.“ Ich fürchte mich nicht mehr, damit ich mehr von Mehr musste er nicht sagen, ich habe mich zusammengenommen, als wir im Auto zur Tankstelle fuhren, habe ­Menschen erfahren kann.

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VICTOR PEÑA

BLAGOVESTA BAKARDJIEVA

THILO MISCHKE

D


F U ND ST Ü CK

James Deans Geldbörse

MILLIONENERBE

HENRY LEUTWYLER, PICTURE DESK.COM

Eine abgegriffene Lederbörse der Marke Rolfs. Neun gülden geprägte Buchstaben sagen, wem sie gehört hat: James Dean leistet sich das Portemonnaie 1955. In diesem Jahr dreht er „Giganten“. Noch bevor die letzte Klappe fällt, stirbt er bei einem Autounfall – und plötzlich dreht sich alles nur noch ums Geld. Damit gewinnt diese Börse an Symbolkraft. Der Streifen, in dem Dean zum Ölbaron aufsteigt, wird für die Produktionsfirma Warner Brothers ein Segen. Sie hält den Film ein Jahr zurück, heizt den Hype an und scheffelt Millionen.

James Dean starb am 30. September 1955 bei einem Autounfall. Er wurde nur 24 Jahre alt.

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L IF E HACKS

Science-Bastler

DER SOMMER IST HEISS – SO BLEIBST DU COOL! Tricks und Hacks für den Alltag, Volume 9: wie du deine Füße mit Babypuder sandfrei bekommst, Wertsachen mit Sonnencreme schützt und dein eigenes Eis designst.

EIS AM STIEL

Doppeldecker für Feinschlecker

COOL IM POOL

Die Bar als Boje Null Bock, für einen Drink den Pool zu verlassen? Kein Problem – mit der schwimmenden Kühlbox!

Wer braucht Eislutscher aus dem Supermarkt, wenn du dir – mit Becher, Stiel und Gummibändern – deine eigene Lieblingssorte ganz einfach selber kreieren kannst? Plastikbox abmessen, Poolnudeln entsprechend teilen, auffädeln und um die mit Eis befüllte Box herumspannen.

1 Fixiere den Holzstiel mit zwei über­ kreuzten Gummibädern im Plastik­ becher, sodass dessen Spitze den Becherboden berührt.

DIE KOHLE IN DER TUBE 2 Befülle den Becher bis zu einem Drittel mit einem Drink deiner Wahl und stell ihn für zwei Stunden ins Gefrierfach.

Hoher Schutzfaktor

Keiner klaut die Creme! Daher am Strand: leere Tube aufschneiden, Wertsachen rein, schwimmen gehen.

SAND IM SCHUH?

Für optimalen Farb­ effekt den Becher mit einem anderen Getränk auffüllen, noch einmal ins ­Gefrierfach geben – guten Appetit!

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Füße waschen, trocknen, Puder auftragen, pinseln: So fällt jedes Sandkorn ab.

SASCHA BIERL

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Nach dem Strand: Babypuder hilft dabei, Schuhe, Auto und Quartier sandfrei zu halten.

FLORIAN OBKIRCHER

Sauberer Abgang

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Willst du ein Held sein? Echte Helden tragen keinen Umhang – sie retten Leben! Registrier’ Dich jetzt als Stammzellspender, denn noch immer findet jeder 10. Blutkrebspatient in Deutschland keinen geeigneten Spender. Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein.

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QUALEN IN ZAHLEN 25 JAHRE des Umfallens, Sich-Überschlagens und Wieder-Aufstehens, der ramponierten Knochen und zerschundenen Maschinen, des Scheiterns, Leidens und Dennoch-Wiederkommens: harte ­Daten zur J ­ ubiläumsauflage des RED BULL HARE SCRAMBLE, des genussvollen MotorradMasochismus am steirischen Erzberg. Text WERNER JESSNER


MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL

45.000 FREIWILLIGE HELFER

So viele Zuschauer finden sich jedes Jahr an den vier Tagen am Erzberg ein. Mit Seilen und Gurten, mit Tröten und vollen Lungen, mit Blasen an den Händen und SchotterAusschlag an den Schien­ beinen helfen sie den Fahrern über die Schlüsselstellen. Sie leben den Geist des Erzbergs so intensiv wie die Fahrer.   23


1500 ATHLETEN AM START

SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL

Du glaubst, du kannst ordentlich Motorrad fahren? Hand aufs Herz: Wie weit bist du letztes Jahr am Erzberg gekommen? Die Zahl der dort absolvierten Checkpoints ist eine harte Währung in der ­internationalen OffroadCommunity. Die härteste.

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500

An den Prolog-Tagen vor dem Erzbergrodeo – Red Bull Hare Scramble hüllt eine gigantische Staubwolke den Berg ein. 1500 in 30-SekundenIntervallen startende Fahrer brettern über die Erz-Trassen bergwärts, 13 Kilometer weit. Nur das schnellste Drittel darf beim Wettkampf am Sonntag ran. 26

T.GROMIK

ERREICHEN DIE NÄCHSTE STUFE



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GRÖBERE VERLETZUNGEN

SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL

pro Jahr rapportiert der Rennarzt im Schnitt. Wobei „gröber“ bedeutet, dass der Fahrer den Ort des Gemetzels nicht selbständig verlassen kann und auf seinem Weg ins Krankenhaus auf fremde Hilfe angewiesen ist. Nicht in die Kategorie „gröbere Verletzung“ fallen übrigens Platz-, Fleisch- und Schürf­ wunden, Bänderrisse oder Knochenbrüche.

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97 % MAXIMALE STEIGUNG

Das steilste Stück ist der oberste Teil des Check­ points „Wasserleitung“, ­gefolgt von „Badewanne“ und „Dreikönig“. Warum ­Letztgenannter unter den ­Fahrern dennoch am meisten Schrecken verbreitet: Du musst quasi aus dem Stand losfahren, während du an den anderen beiden ein wenig Schwung holen kannst.


4

STUNDEN RENNDAUER Völlig egal, wo du bist, wie viele Reserven du noch in dir vermutest, welche intelligente Linie du soeben ent­deckt zu haben glaubst: Nach ­exakt vier Stunden wird die Flagge geschwenkt. Wer bis jetzt nicht im Ziel ist, ist raus.

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MAL HAT DER BERG GERUFEN Das bedeutet: Eine komplette Generation an Bikern ist mit dem Erzberg aufgewachsen. Noch bemerkenswerter: 55 Prozent aller Teil­ nehmer sind unter ­dreißig Jahre alt. Das härteste MotorradEnduro der Welt wird also i­ mmer jünger. ­Happy Birthday, Gigant!

T.GROMIK

Erzbergrodeo – Red Bull Hare Scramble, 29. Mai bis 2. Juni 2019, redbull.com/erzbergrodeo Live auf Red Bull TV und ServusTV

THE RED BULLETIN

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Stßrmische Erfolge dank innerer Ruhe: Oscarpreisträgerin Emma Stone, 30, hat sich neu entdeckt.


HE RO ES

Emma Stone

DAS GROSSE ICH BIN ICH

Bevor US-Schauspielerin Emma Stone in Hollywood auftrumpfte, kämpfte sie mit sich selbst. Und ­gewann, i­ndem sie ihre eigenen Zweifel besiegte.

ART STREIBER/AUGUST

RÜDIGER STURM

S

ie war dreimal für den Oscar und viermal für einen Golden Globe Award nominiert – mit „La La Land“ räumte sie 2017 beide Trophäen ab, dank ihrer Leistung in „The Favourite“ wurde sie bei den Hollywood-Buchmachern auch 2019 als Favoritin gehandelt. Für eine junge Frau, die gerade erst ihren Dreißiger gefeiert hat, blickt Emma Stone bereits auf eine erstaunliche Karriere zurück. Dennoch spricht sie lieber über die Schattenseiten ihres Lebens – weil diese nicht nur eine große Charakterdarstellerin geformt haben, sondern auch einen großen Charakter.

Durchblick verloren. Wie passt das zusammen? emma stone: Eigentlich gar nicht. Aber es war so. Ich ­hatte tatsächlich das Gefühl, als wären Teile meines inneren Selbst weggebröckelt. Ich dachte mir: Ich verstehe diese neue Version meines Ichs nicht.

the red bulletin: Wenn man so eine Karriere hinlegt, gehen alle davon aus, dass man klare Perspektiven verfolgt. Du hingegen sagst, du hättest zeitweise den

Wie würdest du dieses neue Ich beschreiben? Auf jeden Fall habe ich mehr innere Ruhe gefunden. Ich weiß, es gibt etliche Erfahrungen, die ich noch zum ersten Mal machen muss. Aber – und das ist das Schöne am Älterwerden – es sind nicht mehr so viele wie früher. Also denke ich mir: Hey, ich habe das schon mal erlebt. Ich weiß, das werde ich überstehen. Das Leben ist immer eine ­Reise voller Höhen und Tiefen, für beides bin ich jetzt besser ­gerüstet.

„Ich bin nicht ganz richtig im Kopf – und das ist okay.“

THE RED BULLETIN

Wie hast du in die Spur ­zurückgefunden? Durch Psychotherapie. Und durch intensive Gespräche mit Freunden. Auf diese Weise habe ich Teile von mir wiederentdeckt. Das war ein Prozess, der sich vor allem in meinen Zwanzigern abgespielt hat.

Hattest du in dieser Zeit auch mit Panikattacken zu kämpfen? Leider ja. Wenn du so viel überschüssige Energie hast wie ich, dann richtet die sich automatisch mal nach innen. Gegen dich. Du denkst zu viel nach, und irgendwann – zack! – flippst du aus. Für solche ­Situationen brauchst du ein Ventil, um den Druck raus­ zunehmen. Du kannst reiten gehen, mit engen Freunden sprechen oder meditieren. Da muss jeder seine individuelle Lösung finden. Was das betrifft, habe ich wirklich Glück, denn mein bestes Ventil ist mein Job – das Schauspielen. Der größte Druck kommt also meist von einem selbst? Definitiv. Im Lauf der Zeit habe ich aber gelernt, nicht so hart mit mir zu sein. Hilft der Erfolg, netter zu sich selbst zu sein? Das glaube ich nicht. Denn ­Erfolg ist etwas Äußeres. Das verstärkt meine Beklemmungsgefühle sogar noch. Es geht nicht um Lob wie „Du bist die Beste“. Im Gegenteil. Du musst dir denken: Ich bin nicht ganz richtig im Kopf, und das ist okay. Du musst dich deshalb nicht selbst ­geißeln. Diese Änderung in meinem Denken kann nur ich beeinflussen. Niemand sonst, kein netter Spruch, keine Auszeichnung. Das zu begreifen hat mir viel geholfen. Bist du jetzt weniger ­sensibel als früher? O Gott, nein. Lange Zeit ­dachte ich, dass meine Sensibilität ein Fluch wäre. Weil mir eben Dinge so sehr wehtun. Aber ­eigentlich ist sie ein Segen. Es ist gut, sensibel zu sein. ­Anstatt mich deshalb fertig­zumachen, versuche ich, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ja, ich verhalte mich manchmal nicht richtig, denn ich bin ein Mensch. Aber ich mache einfach weiter. Im Kino ist Emma Stone wieder Ende 2019 in „Zombieland 2“ zu sehen.

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HE RO ES

Ich kann nur meine Inter­ pretation von Elton John abliefern – einer Person mit vielen Facetten, manche davon sind schwierig und extrem, aber in Summe ist er eine unglaubliche Persönlichkeit.

Der 29-jährige Brite verkörpert in „Rocketman“ Musiklegende Elton John, 72. Der war so beeindruckt, dass er ihm sogar seine Tagebücher zu lesen gab.

T

he red bulletin: Wie alt warst du, als du Elton John zum ersten Mal am Schirm hattest? taron egerton: Schwer zu sagen, er war mein ganzes Leben irgendwie präsent. Mein Stiefvater und ich haben im Auto, auf dem Weg zur Schule, oft „I Guess That’s Why They Call It the Blues“ gesungen. Da muss ich so 12 gewesen sein. Und mit 17, bei der Aufnahmeprüfung für die Schauspielklasse, habe ich dann „Your Song“ zum Besten gegeben. Schon schräg, dass ich ihn nun leibhaftig spiele.

Wie bereitet man sich darauf vor, eine lebende Legende zu verkörpern? Das Wichtigste ist: Du musst dich von dem Gedanken ver­ abschieden, dich komplett in den anderen zu verwandeln. Egal wie sehr du dich auch bemühst, so was klappt nicht. 34

Hast du ihn persönlich ­kennengelernt? Ja. Wir sind sogar Freunde geworden. Ich weiß, das klingt wie schnöde PR für den Film. Aber es stimmt tatsächlich. Ich darf mich glücklich schät­ zen, dass Elton mich in sein Leben gelassen hat. Darum ist es mir auch so wichtig, die Rolle gut hinzu­ kriegen: Ich mag ihn sehr.

„Ich weiß nicht, ob Elton versucht hat, sich zu schützen.“

Stimmt es, dass er dir seine Tagebücher zum Lesen ge­ geben hat? Ja, ich durfte sie lesen, als ich bei ihm zu Hause war. Die Aufzeichnungen sind von 1971 bis 1976. Elton dachte erst, die Tagebücher seien ver­ schollen, aber er konnte sie letztlich wieder auftreiben. Ein Eintrag ist mir besonders in Erinnerung: „Aufgewacht – Wäsche gewaschen – habe einen Song mit dem Titel ‚Honky Cat‘ geschrieben.“ Und am nächsten Tag fand sich etwas ähnlich Geschichts­ trächtiges (lacht). Der Film geht offen mit ­Elton Johns Drogenproblemen in der Vergangenheit um. Kannst du seinen Absturz nachvollziehen? Sehr gut sogar. Drogen findest du in der Unterhaltungsindus­

Wie kann man sich vor dem Absturz schützen? Nachdem ich nicht Elton bin, kann ich auch nicht sagen, ob er in den schlimmsten Phasen überhaupt versucht hat, sich zu schützen. Er landete in der Entzugsklinik, und das hat ihn gerettet. Eigentlich hat er sich selbst gerettet. Auch darum geht’s im Film. Er zeigt, wie Elton John sich selbst gerettet hat. „Rocketman“ läuft ab 30. Mai im Kino.

RÜDIGER STURM UND JULIA ZIMANOFSKY

RAKETENSTART

Fühlst du den auch? Teilweise, ja. Nach Interviews kann ich nicht allein in mei­ ner Wohnung rumsitzen. Ich bin aufgekratzt, muss Leute an­rufen, was unternehmen. Auch wenn ich in Interviews ehrlich und authentisch sein will – ich spiele dennoch zwangsweise eine Rolle. Als Schauspieler will man gefal­ len. Nur bei meiner Mutter ist das anders: Wenn ich Rat brauche, ruf ich sie an. Sie ist eine sehr rationale Frau, sie hat die bes­ ten Weisheiten parat. Ich weiß nicht, ob Elton John auch so eine Mutter oder andere Leute hatte, denen er sich anver­ trauen konnte.

PARAMOUNT PICTURES

Taron Egerton

Hast du keine Angst gehabt, es zu versauen? Wer hätte das nicht? Ich bin ein kleiner Schauspieler aus Wales, der bisher in fünf oder sechs Filmen mitgespielt hat. Er ist Elton John!

trie überall. Du kannst ihnen kaum entkommen. Und man darf nicht vergessen: Künst­ ler sind oft sehr emotionale und verletzliche Menschen; ständig kritisiert zu werden – dafür braucht man ein dickes Fell. Bei Elton John kam dazu: Er war mit 23 schon Elton John, er steht seit 50 Jahren im Rampenlicht, jeder kennt ihn. Das bringt Druck.


Was Taron Egerton laut Eigenaussage mit Elton John gemeinsam hat? „Ein großes Ego und die emotionale Verletzlichkeit.“


HE RO ES

Titus Dittmann

„ IGNORIERE DIE BEDENKEN­­TRÄGER“ Deutschlands Skateboard-Pionier erklärt, wie du jung bleibst, indem du nie aufhörst, neu anzufangen.

M

it seinem Unter­ nehmen Titus prägte Titus Dittmann die deutsche Skateboard-­Szene wie kein Zweiter. Mittlerweile ist der Pädagoge, Renn­fahrer, Drachenflieger und Entwick­ lungshelfer siebzig Jahre alt.

„Ehrlich gesagt bin ich von Haus aus sogar ein richtiger Schisser.“ 36

Du bringst Kindern Skaten bei – in Afghanistan. Sind Bedenken da nicht berechtigt? Auch hier hilft Vorbereitung: Dann kannst du ausrechnen, dass du eher in Münster auf dem Rad als in Kabul bei ­einem Anschlag stirbst. Einmal wurdest du fast zum Neuanfang gezwungen, als die Titus AG in einer Existenzkrise war. Was half? Ich habe wieder auf meinen inneren Antrieb gehört. Mei­ ne Frau und ich fragten uns,

wann wir im Leben am glück­ lichsten waren. Wir kamen schnell drauf: damals, als wir mit der Citroën-Ente die Sahara durchquert haben. Da wussten wir: Zur Not können wir wortwörtlich wieder in die Wüste gehen. Wer mit dieser Einstellung mit Banken ver­ handelt, findet Lösungen.

LERNEN AUF RÄDERN

In diesem Buch erklärt Dittmann, wie Skateboarden Kinder stark macht. „Man glaubt nicht, wie Kinder aufblühen, wenn sich nicht der Schatten der Erwachsenenwelt auf sie legt“, schreibt Dittmann in seinem zweiten Buch. Speziell die auf­ gedrehten ADHS-Jungs könnten bei richtigem Einsatz ihrer Energie „die stille Kraftreserve einer Gesellschaft“ sein. Der Pädagoge zeigt Wege, Lernen mit Begeisterung, Freiheit und Entfaltung zu verknüpfen, und erklärt, wie Skaten helfen kann. „Lernen muss nicht scheiße sein“, Benevento, 20 €

THE RED BULLETIN

OLIVER USCHMANN

Dieser folgst du konsequent. Meine Biografie sieht chao­ tisch aus, folgt aber immer dem gleichen Antrieb: Sinn­ stiftung und Suche nach An­ erkennung. Nicht als reicher Angeber, sondern als geiler Typ, der jungen Menschen hilft. Das erfüllt mich.

Macht es dir nie Angst, ins kalte Wasser zu springen? Ehrlich gesagt bin ich von Haus aus sogar ein richtiger Schisser. Mein Trick: Ich lebe jedes Abenteuer erst mental durch. Vor meinem ersten Drachenflug habe ich mich im Geist tausendmal den Berg hinuntergestürzt. Zudem habe ich gelernt, Bedenkenträger zu ignorieren.

Weiser Skater: Mehr Infos rund um den Unternehmer und Aktivisten gibt’s auf titus-dittmann.de

MARTIN LUKAS KIM

the red bulletin: Titus, Erfolgs-Coaches empfehlen, alle Energie in ein Ziel zu stecken. Du machst Neu­ anfänge in Serie. Warum? titus dittmann: Weil ich sehr begeisterungsfähig bin und es so guttut, selbst ge­ steckte Ziele mit brennendem Herzen zu erreichen. Ich bin krass leistungs- und leidens­ fähig – solange mich eine in­ trinsische Motivation antreibt.


WWW.RADON-BIKES.COM

THE MOBILITY SOLUTION FROM 1817 TILL INFINITY.


Bilderbuch tanzen aus der Reihe. Die Band aus Kremsmünster in Oberösterreich macht seit 2005 Musik fernab des Mainstreams.

„WEIL ES SICH RICHTIG ANFÜHLT“


Zwei Alben in drei Monaten, Verzicht auf Werbekampagnen, schrillen Style sowie Genre- und Stimmungswechsel. Die Musiker von BILDERBUCH schwimmen gegen den Strom. Das kostet Kraft, ergibt aber Sinn – schwört Sänger Maurice Ernst. Text NINA KALTENBÖCK  Fotos LEONARDO SCOTTI

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reiheit. Frohsinn. Frisbee. Nach der Melancholie des Vorgängeralbums „Mea Culpa“ feiern Maurice Ernst und seine Band Bilderbuch mit „Vernissage My Heart“ eine Art Auferstehung. Emo­tional betrachtet ist das neue Album der aktuell aufregendsten deutschsprachigen Band ein radikaler U-Turn, Frühlings­gefühle sind angesagt. Doch wie gehabt, erfreuen sich Bilderbuch daran, gegen alle Regeln zu musizieren. „Wenn du das Hirn ausschaltest, entdeckst du wieder Sachen in dir“, so der Dreißigjährige über seine wiedergefundene Leichtigkeit. Aber blättern wir zu Kapitel eins: Die ­Bilderbuch-Karriere beginnt im Teenie­alter. Vier Klosterschüler aus Krems­ münster in Oberösterreich gründen 2005 die Band und s­ ingen Kinderbuchtexte. Acht Jahre und einen Genrewechsel von Rock zu Pop ­später gelingt mit der Single „Maschin“ der Durchbruch, mit dem ­Album „Magic Life“ stürmen sie 2017 auf Platz acht der deutschen Charts. Ihr Schaffen beschreiben sie als „trotzig, naiv, manchmal abstrakt, aber sehr bildlich in dem Sinn, dass man die Dinge auch gut sehen kann, die gesungen werden“. Euphorisch und melancholisch gehörten ­zusammen, die Kunst lebe schließlich von beiden Teilen. Bevor Bilderbuch, neu gewandet als Outta-Space-Cowboys, auf große Tour ­gehen (u. a. am 21. Juni auf dem Hurri­cane Festival, siehe Seite 68), unterhielten wir uns mit Sänger Maurice über sein parti­ elles Selbstbewusstsein, Mamas EnergieTricks und den Reiz des Risikos.

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the red bulletin: Bist du auf der Bühne selbstbewusster als abseits davon? maurice ernst: Ja, das glaub ich schon. Es ist ein anderes Selbstbewusstsein, ein überzogenes. Eines, wo der Kopf nicht eingeschaltet ist. Auf der Bühne darf man nicht denken. Kannst du den Schalter für „sehr präsent und selbstbewusst sein“ auch in ­anderen Lebenssituationen umlegen und nützen? Nicht so wie auf der Bühne. Ich würde mir wünschen, ich könnte diese Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit überall anwenden. Aber so läuft das nicht: Das funktioniert nur bei Dingen, die man am öftesten oder am liebsten macht. Was bedeutet dir Style? Er bedeutet mir viel. Das hat bereits früh angefangen. Mit vierzehn hab ich die Kleiderschränke meiner Großeltern ausgeraubt, viel herumprobiert und mich schon in der Schule ausgesucht schlecht angezogen. Es ist nicht so, dass ich der stilsicherste Mensch bin, aber Kleidung in Kombination mit Musik – wie man das stilisiert und wie das dann wirkt – hat mich immer schon interessiert. Oft geht es einfach darum, seinem Gefühl nach­ zugehen. Will man gerade schrill sein wie ein Papagei oder einfach nur still. Hat dich modetechnisch auch deine Mama beeinflusst? Ich bin allein bei meiner Mutter auf­ gewachsen, seit ich elf oder zwölf war. Der Style war ein spaßiges Element. Nie verkrampft, nie zu markenbezogen, nie zu etepetete. Meine Mutter hat so ziemlich alle Styles gemischt, auch mit alten Sachen, und so hab ich das spielerisch mitgekriegt. Bis ich dann meinen eigenen Stil in dem ganzen Wahnsinn gefunden hab. Von der Mode zur Musik: Habt ihr euch von Marketingzwängen befreit, indem ihr es gewagt habt, das Album „Mea Culpa“ über Nacht auf den Markt zu bringen, ohne große Vorab-Promotion? Sucht ihr den Reiz des Risikos? Es ist eine Mischung. In Amerika ist ein Overnight Release gängiger. Wir sind

„ICH WILL AN DIE NÄCHSTE PLATTE DENKEN UND NICHT AN DIE NÄCHSTE KAMPAGNE.“ ­ usiker. Wir haben uns gefragt: Wollen M wir zwei Monate lang etwas verkaufen, bevor eigentlich der Song da ist? Einfach ein Album rauszuhauen ist zeitgeistig. Es fühlt sich richtig an, wenn man’s macht. Wie waren die Reaktionen? Manche Leute haben das Album anfänglich nicht ernst genommen, nur weil sie von einer „Nicht-Kampagne“ auf die Musik schließen. Da sieht man, wie konditioniert wir sind. So auf die Art: „Es kann nicht ernst gemeint sein, es wurde mir nicht oft genug angepriesen.“ Ich will aber an das nächste Musikstück, an die nächste Platte denken – und nicht an die nächste Kampagne. Nur elf Wochen später folgte euer sechstes Album „Vernissage My Heart“. Dachten da manche, das ist jetzt die Nachgeburt, die muss einfach schlechter sein als „Mea Culpa“? Eine Art Reste­verwertung? Hundertprozentig. Aber da bin ich dann wieder recht romantisch. Meine Traumvorstellung war, dass sich Leute darüber unterhalten, welche Platte man warum besser findet. Hat euch irgendjemand von diesen ­Aktionen abgeraten? Nicht unser Manager. Der möchte auch Sachen probieren. Es ist momentan einfach eine Zeit des wunderbaren Chaos – nichts funktioniert wirklich, und alles funktioniert. Seid ihr abseits der Musik ebenfalls mutig? Ich glaub, dass wir tendenziell unseren ganzen Mut und unsere ganze WaghalsigTHE RED BULLETIN


„ICH WÜSSTE GAR NICHT, WER ICH BIN, WENN ICH NICHT BILDERBUCH WÄRE.“ Maurice Ernst, Gesicht von Österreichs neuer Musikergeneration, umarmt seinen Gitarristen Michael Krammer.


„WENN DU GEGEN DEN STROM SCHWIMMST, KOMMST DU DAHIN, WO DU HINMÖCHTEST – UND NICHT DORTHIN, WO ES DICH HINTREIBT.“ Maurice Ernst (rechts) findet mit Gitarrist Michael Krammer, Bassist Peter Horazdovsky und Schlagzeuger Philipp Scheibl (von links) stets eigene Wege.


keit in der Musik und der Kunst ausleben. Strategisch machen wir dermaßen des­ truktive Moves, dass man sagen könnte: „Jungs, wollts ihr Geld verdienen auch mit dem, was ihr machts?“ Wir sind da viel mutiger als im Privatleben. Abseits der Musik kommt man heim und schläft, dann steht man auf und isst ein Brot und geht wieder in den Proberaum.

morgen ist ein Auftritt. Ich glaub, ich werd krank. Ich kann das nicht dersingen.“ Du empfindest jeden Schnäuzer als kleinen Weltuntergang. Jetzt, wo die Konzerte größer werden, denk ich nur: „Ja, ich war zwar ein bissl unfit, und ich bin ein bissl heiser, aber egal. Geht schon!“ Es ist jedes Mal eine Lehrstunde, wie mächtig deine Einstellung ist.

Schwimmt man gegen den Strom schneller? Nein! Auf keinen Fall. Es ist furchtbar mühsam, bewusste Veränderungen herbeizuführen. Das kostet Kraft, wird manchmal missverstanden und dauert länger. Aber man muss das machen, was man fühlt. Es zahlt sich aus, wenn man den langen Pass spielt und an sich glaubt.

Du hast auch einmal Psychologie ­studiert. Hast du davon – im Hinblick auf diese Kopf-Körper-Sache – etwas mitgenommen? Ich glaube eher von meiner Mutter. Sie hat gesagt: „Wenn du daran glaubst, kannst du es erreichen.“ Wenn ich in der Volksschule Angst vor einer Prüfung ge­ habt hab, hat sie ihre Hände aneinander­ gerieben, bis sie warm waren, mir vor meine geschlossenen Augen gehalten und mir „Energie“ gegeben. Das war ihr kleiner Trick. Warm und elektrisch ge­ laden. Das ist für mich jetzt das Sinnbild, mir selbst zu sagen: „Hey, du hast die Energie. Du musst sie nur aktivieren.“

Kannst du mir Beispiele nennen? Wir haben drei verschiedene Bühnen­ bilder zu dem Album „Magic Life“ gehabt. Diesen Aufwand, auch in finanzieller ­Hinsicht, betreiben wir, weil wir das ein­ fach so wollen. Oder dass wir „Bungalow“, den Hit, erst nach drei anderen Nummern serviert haben. Was ist das Ergebnis davon, gegen den Strom zu schwimmen? Du kommst dahin, wo du hinmöchtest, und nicht dorthin, wo es dich hintreibt. Und wo möchtest du hin? Dorthin, wo ich hingehöre. Wenn man seine Ideen lange genug verfolgt hat, ohne bei jedem leisesten Zweifel gleich einzuknicken, kann man zurückschauen und sagen: Wenn was schiefgelaufen ist, dann war das unser Fehler und nicht der von irgendeinem Deppen, dem wir das dann vorwerfen könnten. Es ist eine harte Schule, etwas anzufangen und es auch durchzuziehen. Man geht das Risiko ein, sich nackt auszuziehen. Aktuell seid ihr auf Tour. Was macht diese Phase angenehm? Dass wir so eine eingespielte Crew sind. Positiv bleiben und auch Partys können das Tourleben erträglicher machen. Wenn du’s zu sportlich angehst, so Marcel-­ Hirscher-Style, dann könnt ich mir vor­ stellen, dass man ein bissl leer wird. Inwiefern? Es ist einfach unfassbar, wie Kopf und Körper zusammenspielen. Wenn du dar­ über nachdenkst, dass dir der Hals weh­ tut, triffst du keinen Ton. Bei den aller­ ersten Konzerten dachte ich oft: „Hach, THE RED BULLETIN

Wirst du bei all der Energie womöglich zum Solo-Artisten? Ich hab keine Brüder oder Schwestern. Meine Bandkollegen liebe ich, als wären sie meine Familie. Ich könnte nicht so schnell eine Soloplatte machen, denn ich liebe es, in der Gruppe für eine Idee zu ­arbeiten. Ich wüsste auch gar nicht, wer ich bin, wenn ich nicht Bilderbuch wäre. Wie sieht die Bilderbuch-Familien­ aufstellung aus? Wer hat welchen Platz in der Band? Die Jungs haben mich mal als Häuptling bezeichnet. Sie sind die besseren Instru­ mentalisten, ich bin der, der das Ganze formt und sich vor die Band stellt. Peter (Peter Horazdovsky; Anm.) ist der weise Großvater, sehr reflektiert. Der Sturste und Naivste ist Mike (Michael Krammer), der Autoritäten hasst, Schulabbrecher, mit siebzehn nach Wien. Zu ihm geh ich, wenn mir die Frechheit fehlt. Pille (Philipp Scheibl), der Jüngste und Schlagzeuger, ist von der Mutterfigur nicht weit entfernt. Er ist der ruhende Pol, die stabile Mitte. Die brauchen wir, denn – na ja – ich bin ja auch nicht ganz normal. Aber ich bin der Kommunikative, das hab ich sicher von meinen Eltern. Die waren Wirten. Welche brauchbaren Erkenntnisse hast du von der Klosterschule mitgenommen und welche aus dem Nachtlokal deiner Eltern?

„ICH FINDE NÄCHSTENLIEBE SPANNEND UND DENKE, DASS WIR DIE WIEDER EIN BISSL MEHR ÜBEN KÖNNTEN.“ Den Pathos und die große Geste aus der Klosterschule. Und dass ich etwas Tiefes oder den Sinn hinter allem suche. Das Nachtlokal hat mir den humorvollen Um­ gang mit Musik, Entertainment und Gast­ freundlichkeit vermittelt. Im Prinzip ist ein Konzert zu geben und Gäste dazu ein­ zuladen eh sehr nahe an dem, was meine Eltern in ihrem Lokal gemacht haben. Welche Tendenz in der Gesellschaft hat dich zuletzt nachdenklich gestimmt? Ich finde Ideale wie Nächstenliebe span­ nend und denke, dass wir die wieder ein bissl mehr üben könnten. Das mein ich nicht im katholischen Sinn. Es gibt wirk­ lich viele Leute, die vermeintlich intellek­ tuell und reflektiert sind, aber unglaub­ lich viel Scheiße ins Internet stellen. Ich versteh gar nicht, was das für Menschen sind, die Menschen wehtun, die sie nicht einmal kennen. In eurem Song „Europa 22“ sprecht ihr euch für mehr Weltoffenheit aus. Man könnte mich mit einem Anwalt, ­einem Installateur und einem Maurer in einen Raum setzen, und ich hätte eine gute Zeit. Warum muss man andere immer so schnell aburteilen? Man muss einfach den Stolz ablegen und aufhören, mit Negativem Aufmerksamkeit erzeugen zu wollen. Es gibt ja das Bibelzitat: Bevor man den Splitter im Auge des anderen sucht, sollte man den Balken im eigenen Auge suchen und herausziehen. Den Spruch hab ich mir mein Leben lang gemerkt. Alle Menschen, die so kotzig und negativ sind, sollen sich das auf die Hand tätowieren. bilderbuch-musik.at

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D RED BUELR LETIN SELBSTV ERSU C H

DU WIRST ÜBERRASCHT SEIN

Die meisten von uns ahnen nicht, was sie alles schaffen. Zum Beispiel binnen zweier Tage lernen, wie man ohne Sauerstoffgerät in 20 Meter Tiefe abtaucht. Wir machten den Test und schickten einen blutigen Anfänger zum FREEDIVING auf die Philippinen. Text ANDREAS ROTTENSCHLAGER  Fotos HEIKO LASCHITZKI

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Amateur taucht ab Unser Autor beim Freediving auf Coron Island, Philippinen. Trainerin Mary Jane Paula eilt lieber gleich zu Hilfe.


Unsere Expertin Apnoe-Coach Mary Jane Paula, 28, lehrt Schüler aus der ganzen Welt, mit einem Atemzug zu tauchen. Sie sagt: „Die meisten wundern sich, wie viel sie schaffen.“


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ine Minute vor meinem letzten Tauchgang klammere ich mich mit beiden Händen an der orangen Plastik­ boje fest und versuche, ruhig zu atmen. Ich treibe in der Mitte ­eines smaragdgrünen Sees auf der philippinischen Insel Coron. Rings um mich glitzert Sonnenlicht im Wasser. Paula, meine Trainerin, schwimmt neben mir und fixiert mich durch die Gläser ihrer Taucherbrille. In wenigen Sekunden soll ich zwanzig Meter tief in den See ab­ tauchen. Nur mit der Luft eines Atemzugs, ohne zusätzliche Ge­ räte. Meine Abschlussprüfung im Freediving: Der Versuch klappt nur, wenn ich mental ausgeglichen und absolut entspannt bin. Ich atme tief ein und langsam aus und versuche, den Lärm der chinesischen Reisegruppe auszu­ blenden, die dummerweise gerade jetzt durch den See planscht. Dann gebe ich Paula das Zei­ chen zum Start.

ISTOCK/GETTY IMAGES

Rückblende: Meine Karriere als

Freitaucher beginnt zwei Wochen davor, als ich mich, nur mit Unter­ hosen und Socken bekleidet, auf die Behandlungsbank einer Wie­ ner Tauchärztin lege. An meiner Brust kleben Sensoren, die meine Herzfrequenz messen. Später muss ich möglichst fest und lange in ein Plastikröhrchen blasen, wie bei der Alkohol-Verkehrskontrolle. „Tauchtauglich“, sagt die Ärztin nach 50 Minuten. Nur beim Lun­ genvolumen hätte ich – es klingt wie ein Wortwitz – noch etwas „Luft nach oben“. Das ist meine Aufgabe: als ­absolute Tauch-Niete binnen zwei Tagen Freitauchen lernen – zwan­ zig Meter tief mit einem Atemzug, THE RED BULLETIN

Bizarr schön: Kalksteinfelsen, wie hier an der Nordküste von Coron Island, prägen die Inselwelt der Philippinen. An Bord der landestypischen Auslegerboote (re.) kann man sie am besten erkunden.

ohne zusätzlichen Sauerstoff. Der Freediving-Kurs für Anfänger findet 300 Kilometer südlich von Manila auf der Philippinen-Insel Coron statt, die laut „Forbes Traveler“ zu den zehn schönsten Tauchrevieren der Welt zählt. Das Problem: Meine bisherige Unterwasser-Karriere ist eine ­Ansammlung von Peinlichkeiten. Die einzige Atemtechnik, die ich beherrsche, ist heftiges Hyper­ ventilieren. Ohrenstechen bekom­ me ich schon ab zwei Meter Tiefe. Und statt beim Schnorcheln auf die Schönheit der Natur zu achten, halte ich panisch Ausschau nach Quallen oder seltsam anmutenden Fischen. Zwanzig Meter tief zu tauchen klingt für mich völlig unvorstell­ bar. Was, wenn mir ganz unten die Luft ausgeht? Es gibt nur wenige Gewissheiten in meinem Leben. Eine lautet: Wer nicht atmet, stirbt. Andererseits gilt Freitauchen als Mentalsport, bei dem man lernt, sich seinen Ängsten zu ­stellen. Es geht um Achtsamkeit, ­Entspannung und das Ausloten geistiger Grenzen. Ein weiterer, entscheidender Grund, es zu ver­ suchen: Google spuckt unfassbar schöne Bilder aus, wenn man „­Coron Island“ eintippt.

Um mich optimal auf mein Tauch­ abenteuer vorzubereiten, kaufe ich zwei schmale Bücher, die ich

„Es gibt nur wenige Gewissheiten in meinem Leben. Eine lautet: Wer nicht atmet, stirbt.“ Südchinesisches Meer

Philippinensee

Busuanga Manila

Coron

Coron Island CalamianInseln

PHILIPPINEN Sulusee

Tauchziel im Pazifik Die Insel Coron liegt 300 Kilometer südlich von Manila in der Sulusee. Die Anreise erfolgt über den Airport der Nachbarinsel Busuanga.

Celebessee

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während der 19-stündigen An­ reise im Flugzeug lese: Frei- oder Apnoe­tauchen (die Begriffe werden synonym verwendet) wird von Speerfischern seit mehr als zweitausend Jahren praktiziert. Profi-Wettkämpfe gibt es seit den 1960ern. Die aktuelle Bestleistung in der Disziplin Free Immersion – das Abtauchen an einem Seil ohne Flossen – liegt bei unvorstellbaren 125 Metern. Der Rekordhalter, Alexei Moltschanow aus Russland, kann seinen Atem mehr als acht Minuten lang anhalten. Ich klappe das Buch zu, schiebe meinen Becher Weißwein zur Seite und hole im Flugzeugsitz tief Luft. Als ich eine gefühlte Ewigkeit s­ päter mit hochrotem Kopf los­pruste, zeigt die Stoppuhr auf meinem iPhone 1:05 Minuten. So viel zum Thema erfolgreiche Selbstmotivation.

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oron Town, Provinz Palawan, Philippinen, ein lichtdurchfluteter Seminarraum am nächsten Morgen: Die Trainerin, die während der nächsten 48 Stunden über mein Leben wacht, heißt Mary Jane Paula Jumuad-Craciun, 28, rabenschwarze lange Haare. Eine kleine, selbstbewusste Frau, die gerne lacht. Mary Jane, die alle nur „Paula“ nennen, ist ehemalige Landesmeisterin im Freediving, Mutter eines einjährigen Sohnes und hat seit 2016 mehr als

300 Schüler aus der ganzen Welt unterrichtet. Das Motto der Tauchschule, die sie mit ihrem Mann führt, lautet: „Zwei Tage, zwanzig Meter, ein Atemzug“. „Du musst kein Top-Athlet sein, um die zwanzig Meter zu schaffen“, sagt Paula. „Viel wichtiger als Muskelkraft ist die Fähigkeit, auf Knopfdruck zu entspannen.“ In den nächsten zwei Stunden lerne ich von Paula, wie man den Druckausgleich durchführt, der vor Ohrenstechen unter Wasser schützt (beide Nasenlöcher zu­ halten, sanft pusten). Und dass panisches Hyperventilieren nicht zu den empfohlenen Atemtech­ niken im Freitauchen zählt. „Wir atmen erst tief in den Bauch und in die Brust ein und dann sehr langsam wieder aus“, sagt Paula, formt ihren Mund zu einem kleinen „O“ und saugt Luft ein. Ihr langsames Ausatmen danach klingt, als würde man ein Schlauchboot ausquetschen: tssssssssssssssssssss. Die Atem-Vorbereitung, der ­sogenannte Breath-up, soll den Herzschlag senken und die Gefäße mit möglichst viel Sauerstoff versorgen. Das Ein- und Ausatmen wird dafür fünfmal wiederholt. Danach folgt der Final Breath, der letzte lange Atemzug. Dann geht es ab in die Tiefe. Zum Abschluss der Theorie­ einheit zeigt Paula ein Demons­ trationsvideo, in dem sich ein sehr

Bitte festhalten: Vor jedem Tauchgang wird an der Boje tief ein- und ausgeatmet.

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Techniktraining Apnoe-Anfängerkurs, Tag 1: Trainerin Mary Jane Paula verzweifelt am Flossenschlag unseres Autors.


„Ich muss unvorstellbar tief getaucht sein.“ „Vier Meter“, sagt Paula.


Kraft aus der Lunge Trainerin Paula unterrichtet unseren Autor in der Pranayama-Atemtechnik. Ziel: mehr Gelassenheit unter Wasser

Die Ruhe vor dem Start Mit dem „Breath-up“, der Atemvorbereitung, senkt unser Autor vor dem Tauchgang seinen Herzschlag.


Apnoe-Tipp für den Alltag: So atmest du Stress weg einatmen (durch die Nase)

Luft anhalten

6 sec

6 sec

Pause

6 sec

6 sec

ausatmen (durch den Mund)

„Quadratatmen“ zählt zu den Standardübungen der yogischen Pranayama-Atemschule. ApnoeCoach Mary Jane Paula: „Es beruhigt dich binnen Sekunden. Sogar während nerviger Meetings.“

durchtrainierter Mann sehr ­elegant an einem Seil Richtung Ozeanboden hangelt, bis er in der Dunkelheit verschwindet. „Free Immersion“, sagt Paula, „das machen wir als Nächstes.“ Ich versuche, selbstbewusst zu lächeln.

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ie quälend lange Anreise, sieben Stunden Zeit­ verschiebung, mein peinlicher Versuch, Luft anzuhalten: All das ist vergessen, als ich zum ersten Mal am Barracuda Lake stehe, unserem Tauchrevier auf Coron Island, zehn Motorboot­ minuten südlich von Coron Town (das verwirrenderweise nicht auf der Insel Coron liegt). Klares, grünes Wasser, umringt von steil aufragenden Kalksteinzacken: Jedes Foto hier wäre ein Postkartenmotiv. Für Tauch-Anfänger herrschen beste Bedingungen: 28 Grad warmes Wasser und freie Sicht bis 14 Meter Tiefe.

Ich zwänge mich in den hautengen Wetsuit, putze meine ­Taucherbrillengläser mit Spucke, wie Paula es mir gezeigt hat, und springe zu ihr ins Wasser. Paula zieht eine orange Boje neben sich her – unsere Tauchbasis. An der Unterseite hängt ein 30 Meter ­langes Seil, dessen Ende Paula am Boden beschwert, als wir die Mitte des Sees erreichen. Zu Paulas Stärken als Coach zählt, dass sie ihren Schülern keine Zeit für Selbstzweifel lässt. „Auf geht’s“, sagt sie. Für meinen ersten Versuch hangle ich mich mit den Füßen voran am Seil nach unten. Paula taucht neben mir. Zwei Züge, Druckausgleich. Zwei Züge, Druckausgleich. Erste große Erkenntnis: Wer den Druckausgleich präventiv ausführt, bekommt kein Ohrenstechen. Die Sicht unter Wasser ist ­fantastisch: senkrecht abfallende, ­bizarre Felswände, überlagert von einem grünen Filter. Keine Quallen weit und breit. Als ich die Wasseroberfläche wieder durchbreche, bin ich stolz. Ich muss unvorstellbar tief ge­ wesen sein. „Vier Meter“, sagt Paula und zeigt auf das Display des Tauchcomputers, den sie an ihrem linken Handgelenk trägt.

Wir wechseln in die Disziplin

Constant Weight. Das freie Tauchen mit Flossen ist die ideale Technik für Erkundungstouren im Urlaub. Statt an der Boje führe ich den Breath-up im Wasser treibend mit dem Schnorchel durch. Ab­ getaucht wird per Duck Dive. In der Theorie kippe ich dafür den Oberkörper um neunzig Grad nach unten, strecke meinen Körper kerzengerade durch und gleite mit sanften Flossenkicks in die Tiefe. Leider vergesse ich nach dem Abtauchen die Schwimmtempi. Kopf und Oberkörper stecken

„Dein Gehirn sagt dir, dass du nicht tiefer gehen kannst“, sagt Paula und tippt sich an die Stirn. „Also musst du gegen dein Gehirn rebellieren.“ THE RED BULLETIN

­ nter Wasser, meine Beine stramu peln in der Luft. Ich sehe aus wie ein Idiot. Wieder hilft mir Paula mit ­ihrer Mischung aus Lockerheit und Strenge. Sie korrigiert unter Wasser meine Beinstellung und ermuntert mich, unten zu bleiben, wenn ich nach kurzer Zeit wieder auftauchen will. Trotzdem liegt mir das Abtauchen am Seil besser. Am Ende des Tages schaffe ich zehn Meter. Viel mehr, als ich erwartet habe. Aber weit entfernt von meinem Ziel.

„Tag eins war für die Technik“, sagt Paula, als wir wieder am Steg sitzen. „Morgen fordern wir deinen Willen.“ Meinen Einwand, dass ich mir die zwanzig Meter trotzdem nicht zutraue, kontert Paula mit ihrer eigenen Geschichte. „Bis 2014 war ich Nichtschwimmerin“, erzählt sie. „Dann lernte ich meinen Mann kennen, einen Apnoe-Trainer. Ich sah ihm zu und dachte: Warum soll ich das nicht auch schaffen, wenn er es kann? Wir sind ja beide Menschen.“ Fünf Monate nachdem Paula ihren Job als Buchhalterin gekündigt, schwimmen gelernt und wie eine Besessene geübt hatte, stellte sie 2015 mit 32 Metern einen ­nationalen Damenrekord in der Disziplin „Constant Weight“ auf. „Dein Gehirn sagt dir, dass du nicht tiefer gehen kannst“, sagt Paula und tippt sich mit dem Zeige­ finger an die Stirn. „Also musst du gegen dein Gehirn rebellieren. Denk nicht an Zahlen, sondern trainiere deine Atemtechnik. Das wird dir helfen, zu entspannen.“ Der nächste Tag, 4.15 Uhr. Dank eines mustergültig ausgeprägten Jetlags sitze ich putzmunter auf meinem Bett und übe Breath-ups. Apnoe-Taucher nutzen für ihr Training mehrere tausend Jahre alte Pranayama-Atemübungen aus dem Yoga. Es gibt Techniken, die das Zwerchfell stärken oder die Lungen aufwärmen. Oder helfen, sich binnen Sekunden zu entspannen (siehe Kasten oben). Tatsächlich beruhigt das tiefe Ein- und langsame Ausatmen und vertreibt, zumindest für einige Momente, negative Gedanken. Selten war ich vor fünf Uhr früh so gut gelaunt.   51


Trainerin Paula zählt die „Bottom Time“, die beim nächsten Tauchgang in Extra-Tiefe umgewandelt wird.

Mein entscheidender Kurs-Nachmittag beginnt mit einer Über­ raschung. Zwei weitere Schüler fahren mit uns an den See. Chen, 22, aus China und Henry, 28, aus England. Beide erfahrene ApnoeTaucher. Statt allein von Paulas Unterricht zu profitieren, hängen Chen, Hendrik und ich nun zu dritt an der autoreifen­großen Boje. Während meines Breath-ups muss ich ihre Gesprächsfetzen aus­ blenden. Eigentlich eine gute Übung, denke ich. Der nächste Moment, in dem ich Gesprächs­ fetzen anderer Leute ausblenden will, kommt bestimmt. Trotzdem wird der Druck nun größer. Durch meine Taucher­ brille kann ich beobachten, wie Hendrik gleich bei seinem ersten Versuch jenseits der Sichtgrenze in 14 Meter Tiefe verschwindet. Ziemlich sicher hat er gerade beim Aufwärmen mein Tagesziel geknackt. Ich schaffe beim Warm-up neun Meter. Meilenweit entfernt von meinem Ziel.

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ieder einmal heißt meine Hoffnung Paula, die unter Wasser die Ruhe einer ZenMeisterin ausstrahlt. Mit spar­ samen Handzeichen korrigiert sie meine Kopfhaltung (zu schräg), die Zug-Geschwindigkeit (zu langsam) und zählt meine Bottom Time – jene Extra-Sekunden, die ich am tiefsten Punkt meines Tauchgangs anhänge –, um sie

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Ganz unten

Anfänger- und Profi-Tiefen der Apnoe-Disziplin „Free Immersion“ (Tauchen am Seil) im Vergleich:

0 m Anfängerkurs Tag 1, ca. 10 m Anfängerkurs Tag 2, ca. 20 m 25 m Master-Freediver (3 –  5 Wochen Training) ca. 50 m 50 m

beim nächsten Versuch in noch mehr Tiefe umzuwandeln. Bei 14 Metern und 10 Sekunden Bottom Time stoße ich an meine Grenze. „Sehr gut“, sagt Paula, als ich sie davon in Kenntnis setze. „Ab jetzt wird der Kurs für dich spannend.“ Ich erfahre nun am eigenen Leib, was Paula heute morgen im Theorie-Referat erklärt hat: Hält ein Mensch die Luft an, erhöht sich der Kohlenstoffdioxid-Gehalt in seinem Blut, und der Körper sendet einen Atemreiz aus. Es folgt der entscheidende mentale Kampf, den jeder Freediver früher oder später führen muss: dein Wille, die Luft anzuhalten, gegen deinen Wunsch, zu atmen. Interessanterweise befindet sich meine mentale Grenze genau in jener Tiefe, in der sich der Barracuda Lake merklich erwärmt. Vulkanische Aktivität im Insel­ inneren heizt ihn ab 14 Meter ­Tiefe auf. Paula macht daraus eine Aufgabe: Sobald ich das warme Wasser an den Zehenspitzen spüre, soll ich mich vier weitere Arm­ längen nach unten ziehen. „Vier?“, frage ich verdutzt. „Fünf, wenn du dich fordern willst.“ Paula möchte mich an die Zwanzig-Meter-Marke bringen. Weil ich mich nicht vor ihr blamieren will, sage ich zu. Eine Minute vor meinem letzten Tauchgang klammere ich mich also mit beiden Händen an der orangen Plastikboje fest und versuche, ruhig zu atmen. Es ist jener Moment, in dem die chinesische Reisegruppe vor mir auftaucht.

Während meines Breath-ups

75 m Weltrekord Damen: 97 m, Sayuri Kinoshita, Japan 100 m Weltrekord Herren: 125 m, Alexei Moltschanow, Russland 125 m

s­ püre ich tief in meinen Körper ­hinein. Die Welt an der Ober­ fläche atme ich einfach weg. Die planschenden Chinesen. Chen und Hendrik, die an meiner Boje ­hängen. Ich fühle mich wohl mit meinem Bauch, der sich mit immer mehr Sauerstoff füllt. Mein Selbstvertrauen wächst mit jedem Atemzug. Ich mache den „Final Breath“ und gebe Paula das Zeichen zum Start. Zügig hangle ich mich nach ­unten: zwei Armlängen, Druckausgleich. Zwei Armlängen, Druck­ ausgleich. Paula schwebt als Begleitschutz mit mir in die Tiefe. THE RED BULLETIN


„Was ist stärker? Dein Wille, die Luft anzuhalten, oder dein Wunsch, zu atmen?“

Jeder Meter zählt Unser Autor hangelt sich am zweiten Kurs­ tag immer tiefer in den See. Ein zusätzlicher Kick: Ab 14 Metern steigt die Wasser­ temperatur auf 38 Grad.


„Hastig ziehe ich mich am Seil hoch. Und blicke dabei nach oben. Ein Fehler.“


Fokussiert: Coach Paula bei der Tauch-Nachbesprechung am Steg des Barracuda Lake

Pause an der Boje Autor und Trainerin an der Oberfläche des Barracuda Lake. Für Anfänger perfekt: Es herrschen weder Wellengang noch Strömung.

Irgendwann fühlen meine ­ ehenspitzen warmes Wasser. Z Ab nun wird die Sicht schlechter. Die Unterwasserwelt verschwindet hinter einem grünen Schleier. Eine weitere Armlänge. Noch eine. Noch eine. Das Wasser muss mittlerweile deutlich mehr als 30 Grad haben. Ich fühle mich, als würde ich in eine heiße Badewanne tauchen. Noch eine Armlänge. Paula blickt mir in die Augen. Sie zeigt noch eine Armlänge an. Ich ziehe mich nach unten und halte meine Position. Genau jetzt setzt der Atem­ reflex ein. Eine Kontraktion im Brustkorb. Ich will Luft holen. Kurz bekomme ich Panik. Paula gibt das Okay zum Auftauchen. Ich beginne, mich hastig am Seil nach oben zu ziehen. Raus aus dem heißen Badewasser. Eine goldene Regel von Paula lautet, beim Auftauchen nie nach oben zu schauen, um sich nicht von der restlichen Wegstrecke einschüchtern zu lassen. Genau das mache ich jetzt. Ein Fehler. Meine Boje, die die Wasseroberfläche markiert, schwebt als klitze­ kleiner Kreis unerreichbar weit über mir. Ich hangle mich jetzt schnell und ungeschickt nach oben. Mit jedem Meter verringert sich der Druck auf meiner Brust. Als ich die Wasseroberfläche erreiche, schnappe ich nach Luft. Paula leitet, wie nach jedem Auftauchen, sofort das Recovery Breathing ein – das bedeutet: vollständiges Ein- und etwa fünfzig Prozent Ausatmen, um den

Sauerstoff­gehalt im Blut schnellstmöglich wieder anzuheben. „Schätz mal, wie tief du warst“, sagt sie, als wir fertig sind, und setzt ihr Pokerface auf. Ich bin noch nicht in der Lage zu sprechen. Paula zeigt auf das Display ­ihres Tauchcomputers. „12:43“ lese ich – weniger als 13 Meter. Das kann nicht stimmen. Es dauert ­einige Augenblicke, bis ich merke, dass ich die falsche Zeile am Display abgelesen habe. „12:43“ ist die Uhrzeit. Ich schaue ein zweites Mal auf Paulas Handgelenk. „22,4 m“ – meine Tauchtiefe. Paula gibt mir ein nasses High-Five.

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päter am Abend, Abschiedsessen in Coron Town. Draußen knattern Dreirad-Taxis durch verstopfte Straßen. Drinnen erzählt mir Paula von einem Schüler, der ihr besonders in Erinnerung geblieben ist. Marc aus England, der mittlerweile 42 Meter tief taucht. Marc ist 63 Jahre alt. „Die meisten Anfänger unterschätzen sich“, sagt Paula. „Aber am Ende sind sie überrascht, welche Tiefen sie schaffen, wenn sie sich selbst mental fordern.“ „Ging mir genauso“, sage ich. „Aber dank dir kenne ich jetzt mein Limit.“ „Falsch“, sagt Paula und grinst. „Du entdeckst gerade erst dein Potenzial.“ Freediver werden: freediving-coron.com; Apnoe-Trainerin Mary Jane Paulas Abenteuer auf Instagram: @mj_paula

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SPIEL MIT DEINER

ANGST In den düstersten Stunden ihres Lebens entwickelte CORNELIA GEPPERT die Idee zu „Sea of Solitude“. Nun ­erscheint das Computerspiel bei einem der größten ­Publisher weltweit – und ­beweist: Wenn du deine ­Dämonen umarmst, machen sie dich stärker als je zuvor. Text MAXIMILIAN GAUB  Fotos OLAF BLECKER

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ENDGEGNER EINSAMKEIT Mit ihrem Spiel will Geppert Menschen helfen, das Monster der Einsamkeit zu besiegen.


GEPPERTS STRATEGIE GEGEN DIE ANGST: Blick ihr in die Augen, geh mutig auf sie zu, überwinde sie – und vergiss nicht zu lachen.


W er Cornelia Geppert an diesem Vormittag erlebt, mag nicht glauben, dass sie noch vor kurzem ein Schattenwesen war. Sie lacht viel, schneidet auf Wunsch des Fotografen Grimassen, sprudelt über vor Energie. Wir befinden uns beim Fotoshooting für The Red Bulletin in einem Hinterhofgebäude in Berlin-Schöneberg – und Computerspielentwicklerin Geppert hat allen Grund zur Euphorie. Im Spätsommer dieses Jahres wird „Sea of Solitude“ für die Konsolen PlayStation und Xbox auf den Markt kommen, ein Spiel, das sie hier in diesen Räumen entwickelt hat und das für ihr Label Jo-Mei Games den Durchbruch bedeuten könnte. Vor allem aber ist es ein Spiel, das Geppert aus der bisher düstersten Phase ihres Lebens rettete. Im Trailer gleitet ein zerzaustes Schattenwesen mit einem kleinen Holz­boot durch eine überschwemmte Geisterstadt. Seine Augen leuchten fiebrig rot, genau wie jene der Monster, die plötzlich vor ihm auftauchen. Eine Riesin mit dolch­artigen Zähnen, ein gigantischer Greif­vogel, ein gefiedertes Seeungeheuer: Willkommen in der Welt von Kay, der Heldin dieser Reise. Das Besondere: Beim Schatten­ wesen Kay handelt es sich um eine gepeinigte Version von Cornelia Gep­perts Ich. Und die Monster sind nicht irgend­welche Monster, ­sondern die vir­tu­ellen Inkarnationen von Gep­perts tiefsten Ängsten. Die Geschichte hinter „Sea of Solitude“ beginnt mit ein paar Skizzen, die Geppert in einer tiefen Lebenskrise zeichnete, und sie findet ihren vorläufigen Höhepunkt mit dem Release des Spiels bei Electronic Arts (EA), einem der weltweit größten Gaming-­Konzerne. Vor allem aber hält diese Geschichte zwei Lektionen bereit: 1. Games können dir helfen, dich selbst

THE RED BULLETIN

besser kennenzulernen – und sogar Krisen zu überwinden. 2. Wenn du deine ­Dämonen umarmst, kommst du weiter, als du je zu träumen gewagt hast. Hier kommt Cornelia Gepperts ­Geschichte in fünf Kapiteln:

DIE KRISE

Es ist das Jahr 2014, als Cornelia Gepperts Leben in sich zusammenstürzt. Bisher ist sie von größeren Rückschlägen verschont geblieben. Über Deutschlands Wieder­ vereinigung freut sie sich nach ihrer Achtziger-Jahre-Kindheit in Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern vor allem aus einem Grund: weil sie nun endlich den langersehnten Amiga-Computer bekommt. Sie zeichnet Comics, besucht eine Akademie für Game-Entwickler und gründet in einem Hinterhof in Berlin Schöneberg Jo-Mei Games, ihr eigenes Computerspiellabel, das beliebte Browsergames wie „Koyotl“ und „Deep Space Banana“ herausbringt. Es ist ihr langjähriger Freund – „die Liebe meines Lebens“, wie Geppert sagt –, der ihr Leben ins Wanken bringt. Er leidet an einer seelischen Krankheit, von der auch ihre Beziehung nicht verschont bleibt: Einmal bekundet er wortreich ­seine Liebe, dann wieder verschwindet er tagelang ohne Erklärung. „Ich war verwirrt, verzweifelt, verletzt und verdammt ­wütend – warum ist der von mir geliebte Mann, wie er ist?“, erzählt Geppert. Sie zieht sich selbst immer mehr zurück, versinkt in düsteren Gedanken.

RAUS AUS DEM SCHATTEN Kay, allein in der Geister­ stadt: In „Sea of Solitude“ sucht Hauptfigur Kay ­einen Ausweg aus der gefluteten City. Dafür muss sie sich mit Monstern verbünden, die sich als ihre eigenen Ängste entpuppen.

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Cornelia Geppert wälzt Psychologie­ bücher, begibt sich sogar selbst in eine Psychoanalyse. Sie will verstehen, was ihrem Freund widerfährt – vor allem aber, wie ihre eigenen Ängste so groß werden konnten, dass sie unbeherrschbar erscheinen und sie von ihren Freunden, von der Außenwelt abschneiden. Beson­ ders bedrohlich macht ihre Ängste, dass sie nicht greifbar sind. In ihrer Verzweif­ lung besinnt sich Geppert irgendwann auf das, was sie am besten kann: FantasyWelten entwerfen. Intuitiv beginnt sie, Skizzen der verängstigten Version ihres eigenen Ichs zu scribbeln. Es ist die Geburtsstunde von Kay, ihrer Schattenschwester. Gep­pert ahnt: Mit Kays Hilfe könnte sie schaffen, woran sie im wahren Leben scheitert – ihren Ängs­ ten in die Augen zu sehen. Sie zeichnet tierhafte Monster, entwirft die Kulisse der untergegangenen Stadt – und lädt ­einen ersten animierten Prototyp auf Twitter hoch. Der erste Slogan ihres Spiels: „Wenn Menschen zu einsam wer­ den, v­ erwandeln sie sich in Monster.“

VIER WAHRE HELDINNEN Diese Frauen ­erobern ebenfalls die Gaming-Welt:

Philomena Schwab Die Strategin

Komplexe Abenteuer sind die Spezialität der Zürcherin: In ­„Niche“ hilfst du einer FantasieTierart, auf unserem Planeten zu überleben. In „Nimbatus“ ­(erscheint 2019) musst du aus hunderten Teilen ein Raumschiff konstruieren und fortan Missionen im All bestehen.

DIE REAKTION

Was in den Tagen nach ihren ersten Posts geschieht, wird Cornelia Geppert nie ­vergessen. Ihre vage Idee, ein Spiel über Ängste und Einsamkeit zu entwickeln, löst einen Tsunami an positiven Reaktionen aus. Aus der ganzen Welt greifen Men­ schen ihre ersten Bilder auf und zeich­ nen eigene Entwürfe. Die ein­gesandte Fan-­Kunst bedeckt heute in den Jo‑Mei-­ Studios eine komplette Wand. Außerdem schicken die User zahllose Direktnach­ richten an Geppert. Der Tenor ist immer der gleiche: Danke, dass du Themen wie Angst und Einsamkeit in der Welt der Computerspiele aufgreifen willst. Geppert hatte offensichtlich einen bloßliegenden Nerv unserer Zeit ge­ troffen. Während uns Instagram und ­Facebook einen globalen Dorfplatz vor­ gaukeln, auf dem wir alle immer näher zusammenrücken, tut sich hinter dieser digitalen Kulisse ein seelischer Abgrund auf, in dem die Einsamkeit regiert. Das überwältigende Feedback verleiht Gep­ pert neuen Mut – im Umgang mit ihren Ängsten und in der Absicht, die aus der Not geborene Kay zur Heldin eines wirk­ lichen Spiels zu machen.

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Sonja Hawranke Katharina Kühn

Die Märchen-Königinnen Alte Geschichten zu neuem ­Leben erwecken, das ist das Markenzeichen der Gründerinnen des Start-ups Golden Orb. Unter diesem Namen veröffentlichten sie bereits die inter­ aktiven M ­ ärchen „Siebenstreich“ und „Aschenputtel“.

Brenda Romero Die Vermittlerin

Sagen, wie’s geht: Darin ist die Entwicklerin (u. a. „Wizardry“) besonders gut und verschafft so immer neuen Menschen Zugang zum Gaming – ob mit ihren Vorträgen über spielerisches Lernen oder mit ihrem Ratgeber­ buch „Breaking into the Game Industry“.

DER WEG

Noch handelt es sich bei Kay und den Monstern um lose Ideen. Gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Boris Munser ­beschließt Geppert, auf dieser Basis ein Spiel zu entwickeln, das die Nutzer dazu bewegt, sich mit sich selbst und den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen. Weiterhin teilt sie neue Prototypen in den sozialen Medien – und ihr unglaubliches Abenteuer erreicht das nächste Level. Mit ihrem Spiel über Einsamkeit hatte sich Geppert höchstens Chancen bei einem kleinen Independent-Label aus­ gerechnet. Doch als die positiven Re­ aktionen auf die neuen Entwürfe nicht abreißen, werden plötzlich die Global Player der Gamingwelt auf sie aufmerk­ sam. M ­ illiardenschwere Publisher wie Square Enix, Ubisoft und Microsoft mel­ den sich bei Jo-Mei Games. „Plötzlich werde ich in die ganze Welt eingeladen, um meine Prototypen zu präsentieren.“ Sie zeigt ihre Idee in San Francisco, in New York, in London und schließlich in Stockholm bei EA Originals, einem Zweig des M ­ utterkonzerns EA, der unter anderem die weltweit erfolgreiche Fußball­simulationsserie „FIFA“ vertreibt. Als Geppert in Schweden erklärt, dass sie selbst hinter Kay steckt, sagt EA-Chef Patrick Söderlund nur einen Satz: „I need to have this game.“ Damit steht fest: Kay könnte nicht nur Geppert aus der Finster­ nis führen, sondern ihrem Studio Jo-Mei Gaming zu dessen erstem globalen Hit verhelfen.

DAS ERGEBNIS

Noch will Geppert die genaue Funktions­ weise des Spiels nicht preisgeben. „In ‚Sea of Solitude‘ zeigen wir, wie Menschen verschiedene Arten von Einsamkeit er­ leben.“ Genau wie es Geppert selbst half, ihre eigenen Ängste in der Geschichte von Kay und den Monstern zu verarbeiten, sollen sich darin auch die Spieler wieder­ finden können. „Umarme deine destruk­ tive Art genauso wie deine hoffnungs­ volle: Euphorie, Selbstzweifel, Angst, Zorn – in unserem Spiel geht es um einen gesunden Umgang mit unseren Emotio­ nen“, sagt Geppert. Ziel wird es sein, dem Schattenwesen Kay dabei zu helfen, wieder ein Mensch zu werden. Und, so viel sei ver­raten: Die Monster sind nicht Kays eigentliche Gegner. „Sea of Solitude“ erscheint im Spätsommer. Infos unter: ea.de Styling DOREEN REGEL @ BASICS.BERLIN Hair & Make-up TINA FISCHBACH @ BASICS.BERLIN THE RED BULLETIN

DAN CERMAK, CHRIS LUEHRMANN, REUTERS

DIE IDEE


WIEDER GANZ BEI SICH Auch dank der Entwicklung von „Sea of Solitude“ hat Cornelia Geppert ihre Lebens­krise heute end­ gültig überwunden.


INNOVATOR

STARTPIONIEREUPS, U GENIA ND ERFINDU LE NGEN

Rasse-Robo

Ein „Hund“ als Postbote Dieser elektronische Vierbeiner könnte bald Pakete zustellen. Oder auch wirklich gefährliche Aufgaben übernehmen.

E

r gibt Pfote, macht Platz und bringt die Zeitung: ANYmal kann vieles, was ein echter Hund auch kann – aber noch mehr. Bis zu 10 Kilo schwere Lasten trägt der dobermanngroße Roboter und geht damit dank den um 360 Grad drehbaren Aluminiumbeinen sowie Sensoren und 3D-Kameras trotz Hindernissen seinen Weg, zielstrebig und autonom. Ob dieser Fähigkeiten sah der Automobilzulieferer Continental Potenzial für den Einsatz als Warenlieferant und schloss sich mit dem Zürcher Start-up ANYbotics, den Entwicklern des ANYmal, zusammen. Gemeinsam verblüfften sie Anfang 2019 Besucher der Elektronikfachmesse CES in Las Vegas, als ihr Superhund von einem Lieferwagen hüpfte, zur Eingangstür eines inszenierten Vorstadthauses spazierte, an der Türe klingelte und ein Paket hinterlegte. Dabei ist ANYmal mit Botendiensten unterfordert. Nachgerüstet mit Wärme- oder Gas-Sensoren eignet er sich nämlich perfekt für Katas­ tro­pheneinsätze – der beste Freund des Menschen eben. anybotics.com

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THE RED BULLETIN


„ANYmal kann überall helfen, wo es für Menschen unangenehm oder gefährlich ist.“ Péter Fankhauser, Co-Founder von ANYbotics

IN ALLER KÜRZE GEH DEM PLASTIK AN DIE WÄSCHE Der Einsatz für saubere Gewässer beginnt in deiner Waschmaschine.

Dieser bohnenförmige Polster stimuliert eine gleichmäßige Atmung, wodurch ein tiefer Schlaf gefördert werden soll.

Smarter Polster

Schon gewusst? Bei fast jedem Waschgang gelangen kleine Kunst­ sto≠fasern syntheti­ scher Kleidung in unsere Gewässer und somit in die Tier- und Umwelt.

Die Revolution im Bett Ein niederländisches Start-up will Schlaflosigkeit bekämpfen. Mit buddhistischem Wissen, vertrauten Formen und der Kraft des Meeres.

Da dies gravierende Schäden hinterlässt, haben Alexander Nolte und Oliver Spies den ­„Guppyfriend“ entwi­ ckelt. Der Waschbeutel filtert kleinste Fasern und bewahrt sie im ­Inneren auf. Von dort können sie händisch entfernt und entsorgt werden – im Müll, wo Plastik auch hingehört. guppyfriend.com

Ein Roboterhund aus Aluminium und Carbon: 70 Zentimeter groß, 30 Kilo schwer

THE RED BULLETIN

Mehr Inspiration für ­ ukunftsmacher gibt es Z im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: ­redbulletininnovator.com

ANYBOTICS, STOP! MICROWASTE, SOMNOX

LEA WIESER

S

chlafprobleme? Die Lösung für alle Bettenwälzer kommt in Form einer überdimensionalen gepolsterten Bohne. Das behauptet zumindest Julian Jagtenberg, Mitgründer des niederländischen Start-ups Somnox. Der gleichnamige Schlafroboter, wie das Gadget ­genannt wird, bedient sich uralter buddhistischer ­Atemtechniken: Indem sich Somnox langsam zusammenzieht und ausdehnt, gibt es einen Atemrhythmus vor, der ideal für erholsamen Schlaf ist. Wer sich an den smarten Polster anschmiegt, imitiert automatisch dessen ruhiges, gleichmäßiges „­Atmen“ – und das ist laut dem Start-up der Schlüssel zur Entspannung und somit zum Einschlafen. Die Bohnenform ist übrigens von jener eines Fötus

Der Schlaf­ roboter Somnox wird über die SmartphoneApp gesteuert und kostet 599 Euro.

inspiriert. „Du hast das Gefühl, dass du mit etwas kuschelst, was lebendig ist“, so Jagtenberg, der zuvor selbst lange mit Schlafproblem zu kämpfen hatte. Gesteigert wird die be­ ruhigende Wirkung von Somnox durch Geräusche wie Vogelgezwitscher oder Meeresrauschen, die über eine App programmiert ­werden können. Und da wir selbst aus dem erholsamsten Schlaf wieder einmal er­ wachen müssen, ist ein Lichtwecker ebenso integriert. meetsomnox.com

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PTYRONE BRADLEY/RED BULL CONTENT POOL


MACH ES ZU DEINEM FESTIVAL! SOMMER, SONNE, ROCK ’N’ ROLL:

Die Festival-Saison steht vor der Tür. Wir haben die treuesten Stammgäste nach ihren Insider-Tipps gefragt. Hier erfährst du, wo du einen Graben um dein Zelt schaufeln solltest, was du in deinen Rucksack packst und wie du im Moshpit überlebst. Text MARC BAUMANN

Besser als Wellenreiten im Atlantik: Crowdsurfen im Festival-Sommer

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ICS FESTIVAL SERVICE


Gute Mähne zum bösen Spiel: Mötley-Crüe-Sänger Vince Neil an der Publikumsfront, Drummer Zoltan Chaney in voller Fahrt, Wacken 2018

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FESTIVAL-G EBOT 1

Teile deine Getränke.

Auf einigen Festivals werden Sekt, Cocktails und andere Getränke auch in 1-LiterPitchern verkauft. Die kann man einfach mit Freunden teilen: Das rechnet sich, und man steht seltener an.

HIER SCHREIBST DU MUSIK-GESCHICHTE

HURRICANE

Empfohlen von Evelyn Narciso, Stammgast seit 1997

Für eine Kleinstadt hat Scheeßel eine beeindruckende Rock-Geschichte: Mitte der 70er-Jahre gab es hier schon Festivals mit Rock ’n’ Roll-Legenden wie Chuck Berry, seit 1997 findet auf der MotorradSandrennbahn Eichenring das Hurricane statt. Rammstein, INXS und Bad Reli­gion waren die ersten Headliner, seitdem gab es 22 Festivals. Und Evelyn Narciso, 39, hat nur ein Jahr verpasst. 2019 haben sich etwa die Toten Hosen, Mumford & Sons und die Foo Fighters angekündigt, 70.000 Fans werden ihnen von 21. bis 23. Juni folgen.

362 Tage im Jahr sagen sich im Städtchen Scheeßel Fuchs und Hase gute Nacht – aber an den drei Tagen des HurricaneFestivals steppt der Bär (und der Fuchs und der Luchs).

1. Nimm einen Spaten mit. Egal, was die Wettervorhersage meint: Pack deine Gummistiefel ein, das Auto vorausschauend nicht auf dem tiefsten Acker parken und einen Graben rund um das Zelt ziehen, damit das Wasser ablaufen kann – sollte es doch regnen.

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2. Geh ins Moor. Das Hurricane dauert drei Tage, da braucht man auch mal ruhige Momente. Das Festivalgelände liegt in der Nähe des Naturschutzgebiets Lüneburger Heide, im Ort Schneverdingen kann man über Holzstege durchs Moor wandern. Und hab keine Hemmungen, in Festivalklamotten durch die Dörfer zu laufen, die Leute hier sind das gewöhnt.

3. Werde zum Tier. Auf dem Hurricane sieht man öfter Besucher in Onesies, also Ganzkörper-Tierkostümen. Das fand ich anfangs albern, aber heute weiß ich, dass die voll praktisch sind. Die Bären-, Tiger- oder Froschkostüme sind eine Art Schutzkleidung für deine normalen Klamotten, und man kann sie nach dem Festival einfach wegschmeißen.

THE RED BULLETIN

ALEXANDER SCHLIEPHAKE, WOODYPHOTOGRAFIX

E V E LY N S I N S I D E R -T I P P S


E R I KS I N S I D E R -T I P P S 1. Hol dir ein Upgrade. Kauf dir ein Premium-Ticket mit Zugang zum V. I. P.-Campinggelände. Das ist echt wichtig. Der normale Campingplatz wird nicht ohne Grund „die Favela“ genannt. Die Kids sind echt verrückt, die schlafen drei Tage nicht, springen über alle Tische und Zelte, früher haben wir da sogar Zelte abgefackelt. Und es ist immer, immer laut.

2. Komm auf Rollen. Der Weg zum Gelände ist wirklich richtig lang. Nimm dir ein altes Fahrrad mit oder ein Skateboard oder sonst was mit Rollen, um vom Zelt zum Festival zu kommen. Ich hatte vor zwei Jahren ein Moped ­dabei. Du kannst dein Vehikel vorm Eingang absperren, ein Skateboard passt vielleicht gar in eins der Schließfächer.

3. Feier das Bauhaus. Das splash! findet in der Nähe von zwei Weltkulturerbe-­ Stätten statt. In Dessau wird dieses Jahr hundert Jahre Bauhaus gefeiert, und im „Gartenreich Dessau-Wörlitz“ gibt es barocke Schlösser und Statuen, alles sehr schick – also ein krasses Gegen-­ programm zum Festival-Flair: staunen statt stunten.

HIER FEIERST DU MIT MONSTER-MASCHINEN

SPLASH!

Empfohlen von Erik Zipfel, Stammgast seit 2004

Zum splash! (11. bis 13. 7.) kommen die Nische und die Spitze der Hip-Hop-Szene: Stars, aufstrebende Bands, aber auch Künstler, die nie breite Masse werden. Früher, in Chemnitz, in den ersten Jahren des Festivals, war der Groove entspannter, damals lief auch Reggae. Heute, auf dem neuen ­Gelände in Ferropolis, ­inmitten der gigantischen Tagebau-Bagger, ist ein ­anderer Vibe spürbar. Zum Abkühlen reicht die Badehose: Das Festivalgelände liegt auf einer Halbinsel ­inmitten des Gremminer Sees, wo Erik Zipfel, 31, schon als Kind baden war.

Heftiges Baggern vor heftigen Baggern: Das Hip-HopFestival splash! ist längst kein Männerding mehr.

FESTIVAL-G EBOT 2

Reise früher an, als du geplant hast.

Selbst Donnerstagmittag musst du aus dem Stau zusehen, wie die besten Plätze belegt werden. Wer kann, baut Mittwoch auf und genießt die Ruhe und die langsam steigende Vorfreude.

So muss gute Livemusik sein: zwanzig Hände oben – und nur ein Handy in der Luft!

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HIER KRIEGST DU DIE VOLLE DRÖHNUNG

WACKEN OPEN AIR

Empfohlen von Rüdiger Vinschen, Stammgast seit 2002

Über Wacken (1. bis  3. 8.) hat schon jede Zeitung Deutschlands berichtet, alle lieben die Geschichte von den ­Metal-Fans, die ins Bauerndorf einfallen, und der Feuer­wehrkapelle, die das Festival eröffnet. Der Hype hat einige Leute ­abgeschreckt, denen das Festival zu groß geworden ist. Rüdiger Vinschen mag es genau des­wegen: So viel Heavy Metal gibt’s nirgendwo sonst, meint er, und als stellvertretender Chef­ redakteur des Heavy-MetalMagazins „Reaperzine“ kennt er sich wirklich aus.

FESTIVAL-G EBOT 3

Schlaf später.

Nach dem letzten Head­ liner ist der Festivaltag zwar offiziell zu Ende, aber die besten Partys ­beginnen oft erst dann: auf dem Campingplatz, in kleineren Zeltbühnen oder am Baggersee ums Eck. Schlafen? Kannst du, wenn du tot bist. Hat Bon Jovi mal gesungen – auch wenn der auf diesen Partys sicher nicht gespielt wird.

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Bierdusche kann jeder, Bierfass-Dusche kann nur Wacken.

Wild angezogen, aber gut erzogen: Zwischen Stagedive und Headbang schnell eine Postkarte an Oma schreiben

RÜDIGERS I N S I D E R-T I P P S 1. Komm vor dem Sturm. Samstag und ­Sonntag ist der Ort Wacken überlaufen, da fühlt man sich begafft. Mittwoch und Donnerstag sind die Einheimischen noch entspannt. Ich empfehle Svens Wurstbude.

ICS FESTIVAL SERVICE

2. Stürz dich ins Unbekannte. Konzen-­ trier dich nicht bloß auf die ­eigenen Helden. Wacken bietet musikalisch derart viel Abwechslung – vom derbsten Black Metal bis zu abgespaceten Folksachen. Darum kann ich nur den Tipp geben, sich gerade Bands anzusehen, die man nicht kennt. 3. Keine Angst vor den Moshpits. Da tobt mal der eine oder andere wilde Kerl rum, aber wenn du hinfällst, wird dir aufgeholfen. Und bei Konzerten auch auf Crowdsurfer aufpassen: Immer mal einen Blick nach hinten werfen und die Leute vor dir warnen, falls einer ankommt. Einen ­herunterfallenden Crowdsurfer samt Stiefel in den Nacken zu kriegen kann einem echt das Konzert vermiesen. Spiel mir das Lied vom Tod: die artgerechte Crowd in Wacken

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ALLE EINSTEIGEN!

ROCK

METAL

Hier kommt dein Fahrplan für die FestivalSaison 2019 – und für jede Musikrichtung ist garantiert eine Station dabei. HIP-HOP

ROCK AM RING 7. – 9.  Juni Nürburgring

RED BULL CAMPUS TOUCHDOWN

AIRBEAT ONE

POP

14. Juni, Mainz

SPLASH!

11. –  13. Juli Gräfenheinichen

ELECTRONIC

Das wird der heißeste Uni-Tag des Jahres: Zum Red Bull Campus Touchdown kommen Top-Acts wie Dendemann oder Josi Miller – gratis und draußen beim Asta ­Sommerfest auf dem ­Gelände der Uni Mainz.

HURRICANE 21. – 23.  Juni Straubenhardt

ROCKHARZ OPEN AIR 3. – 6.  Juli Ballenstedt

HAPPINESS FESTIVAL

10. –  14. Juli Neustadt-Glewe

„Eine Reise nach Indien“ ist das Motto des ElektroFestivals – die Ankündigung zieren Elefanten. Wer an vier Festivaltagen mit DJs wie Steve Aoki nicht genug kriegt, kann auf der Second Stage fast 24 Stunden durch­ feiern. Spätestens dann siehst du auch Elefanten.

11. –  13.  Juli Straubenhardt

DEICHBRAND 18. – 21.  Juli Cuxhaven

Das Bad in der Nordsee fast um die Ecke (13 Kilometer bis zum Strand), Top-Acts in Serie auf der Bühne: 2019 zum Beispiel Thirty Seconds to Mars und Chemical Brothers.

Gestartet im Jugend­ zentrum, heute mit knapp 10.000 Gästen immer noch entspannt. 2019 dabei: AnnenMayKantereit und GZUZ. Henning May und Kristoffer Klauß – das wäre mal ein reizvolles Duett auf der Bühne.

PAROOKAVILLE 19. – 21.  Juli Weeze

HELENE BEACH 25. –  28.  Juli Helenesee

WACKEN

Helene ist keine Festivalleiterin, sondern ein schöner See, eine Stunde von Berlin entfernt. Sich seereif tanzen kann man dieses Jahr etwa zu Sven Väth oder Kontra K.

1. –   3.  August Wacken

TAUBERTAL

8. –  11.  August Rothenburg o. d. Tauber

SONNE MOND STERNE 9. –  11.  August Saalburg

LOLLAPALOOZA

7. und 8. September Berlin

SUMMER BREEZE 14. –  17.  August Dinkelsbühl


FESTIVAL-G EBOT 4

Vergiss Bargeld.

Chips am Festivalbändchen (etwa mit „Ca$hless“ beim splash!-Festival) verliert man nach dem fünften Bier nicht so leicht wie Münzen. Aber: Den Chip kriegt man zu Stoßzeiten schwer auf­ geladen, der Andrang vor den Kassen ist zu groß. Man kann die Bändchen aber schon daheim in Ruhe auf­ laden und kriegt mit Glück sogar kleine Rabatte.

HIER ERLEBST DU STARS HAUTNAH

Rockstar im Anflug: Die einzigartige TaubertalAtmosphäre kickt auch die Künstler.

TAUBERTALFESTIVAL

RALF JUERGENS/GETTY IMAGES, SEBASTIAN GOESS, FLORIAN TRYKOWSKI

Ruhe vor dem Raufen: Gleich geht er los, der große Moshpit – friedlich bleibt’s natürlich trotzdem.

Empfohlen von Dirk Adler, Stammgast seit 1999

Für Festivalgefühle braucht man keine 80.000 Besucher. 15.000 schaffen in Taubertal eine so tolle Atmosphäre, dass Dirk Adler seit 1999 dabei ist. Zudem leitet er die Fanpage tauberplanscher. de. Dort findet man eine Historie, die beweist, dass in Rothenburg genauso gute Bands auftreten wie bei dreimal so großen ­Festivals. Für 2019 (8. bis 11. 8.) haben sich die Fantastischen Vier und Trettmann angesagt, besser wird es live eh nicht mehr.

D I R KS I N S I D E R-T I P P S 1. Gönn dir ein echt bayerisches BierFrühstück. Der Biergarten ­„Unter den Linden“ liegt neben dem Festivalgelände. Da sitzt, trinkt und isst man direkt an der Tauber. Immer wieder gut ist das Weißwurstfrühstück mit Hefeweizen – mal eine ­Alternative zu zwei Tage ­altem Baguette mit Nutella.

2. Triff deine Helden. Beim familiären TaubertalFestival hat man vor allem nachmittags eine realistische Chance, Bands oder einzelnen Künstlern über den Weg zu laufen. Manche verstecken sich hinter Sonnenbrillen oder wollen unbemerkt übers Gelände kommen – dann lässt man die Leute besser in Ruhe. Aber es kommt auch vor, dass man sich unterhalten kann.

3. Geh auf Zeitreise. Man muss nicht auf Mittelalter­ bands stehen, um die welt­ bekannte historische Alt­stadt von Rothenburg schön zu ­finden. Für gerade einmal fünf Euro gibt es Stadtführungen. Danach am besten auf dem Festival­gelände ein kühles Bier trinken: Das kann man auf der Web­seite sogar vorbestellen.

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C H R I S T O P H S I N S I D E R -T I P P S 1. Halt dich an Plan B. Der beste Zeltplatz liegt zwischen B5 und B6: Der Boden ist relativ eben, die Waschstätten sind recht nah beim Festivalgelände, und zum ­Badesee sind es je nur fünf ­Minuten. Zudem ist ruhig, man muss sich also keine Sorgen um sein Zelt machen. Die Campingplätze sind übrigens in „laut“ und „leise“ unterteilt.

2. Freunde dich mit dem Kater an. Die beste der kleineren Bühnen war über die letzten Jahre die ­„Kater Muck“-Stage unten am Strand. Da kann man Tag und Nacht hingehen und findet ­immer anspruchsvolle Musik. Außerdem gibt es dort auch eine Bar mit wenig Wartezeit.

3. Bade bei jedem Wetter. Egal ob Sonnenschein oder kalter Regen – wir sind jedes Mal im Stausee bei der Bleilochtalsperre schwimmen gegangen. Das ist einfacher, schneller und lustiger, als sich beim Duschhäuschen anzustellen.

Bussi-Bussi-Gesellschaft: Auf dem SonneMondSterne musst du jederzeit mit Konfetti rechnen.

HIER ELEKTRISIERST DU DICH

SONNE MOND STERNE

Empfohlen von Christoph Ringer, Stammgast seit 2005

Völlig verstrahlt: Spektakuläre Lichtshows gehören zum Wochenende wie die internationalen Star-DJs.

Wenn DJ-Legende Sven Väth seit 20 Jahren auf ­einem Festival auflegt, zuletzt dreimal in Folge und auch im August 2019 (9. bis 11.), dann hat man als Veranstalter den Ritterschlag schon bekommen. Bemerkenswert am SonneMondSterne-Festival ist aber gerade auch, welche Bands zu dem Elektro-Festival kommen, obwohl sie mit dieser Musik gar nichts am Hut haben: 2019 etwa Marteria & Casper, in den Jahren davor spielten zwischen Paul Kalkbrenner, David Guten und Felix Jahn etwa Deichkind, Seeed und Jan Delay. FESTIVAL-G EBOT 5

Sonnenbrille aufsetzen.

1. Wenn es regnet, machen bunte Scheiben die Welt ­weniger trist. 2. Bei Sonne siehst du die Bühne, ohne geblendet zu werden. 3. Auf dem Heimweg bilden Shades den dringend benötigten Schutzschild zur Realität.

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HIER BIST DU AUF STAATSBESUCH

PAROOKAVILLE Empfohlen von Diana van Wickeren, Stammgast seit 2015

Das Parookaville ist nicht nur eines von Europas größten Festivals für elek­ tronische Musik, von 19. bis 21. Juli entsteht sogar eine eigene Stadt: mit Postamt, Kirche und Standesamt, Gefängnis, Riesenrad und Rathaus samt eigenem Pass. Neben der puren Masse – 250 DJs und zehn Bühnen – ist es diese Liebe zum ­Detail, die Parooka­v ille ausmacht, sagt Diana van Wickeren, die seit dem ­ersten Jahr 2015 dabei ist: von den selbst gebauten Mülltonnen über die alten Lampen im Waldstück bis zum Sterne-Restaurant mit Blick auf die Main Stage.

FESTIVAL-G EBOT 6

Pack deine Boxen ein.

Blick vor die Kulissen: Um die Bühne ragt die auf­ wendig gestaltete Fassade einer Fantasie-Stadt empor.

Am Zeltplatz tönt aus jedem Zelt andere Musik, denn nur weil ihr aufs gleiche Festival geht, heißt das nicht, dass ihr die gleiche Musik mögt. Dagegen hilft nur: sich ­selber beschallen. Und für die Nacht: gute Ohrstöpsel.

MDRSPUTNIK/FLAD, RALPH-LARMANN

D I A N AS I N S I D E R -T I P P S 1. Komm mit leeren Händen. Anfänger nehmen viel zu viel mit. Die Leute schleppen palettenweise Bier mit, völlig unnötig. Ein Discounter baut extra Zelte auf und hat 24 Stunden offen, da gibt es alles zu Supermarktpreisen. Also: Zelt, Luft­matratze, ein paar Klamotten und Panzertape reichen.

THE RED BULLETIN

2. Schreib eine Postkarte. Parookaville hat ein eigenes Postamt, sehr schöne Postkarten und sogar einen eigenen Parookaville-Poststempel. Nach drei Tagen ­Festival hat man auch ganz ­sicher genug zu schreiben.

3. Setz auf Flowerpower. Es gibt auf dem ­Gelände einen Stand, wo man sich Blumenkränze flechten lassen kann. Die sind wirklich schön. Ich trage zwar lieber Festivalshirts und Snapback Caps, aber wenn man der Typ ist, dem Blumenkränze stehen, sieht es wirklich schön aus.

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RUSH HOUR? EINFACH VORBEIRAUSCHEN! ALLE ZÄHLEN MIT. JETZT GEMEINSAM AUF STRAVA 1 MILLION KILOMETER SAMMELN UND PREISE SICHERN. redbull.com/ kilometerzaehler


guide Dein Programm

AUF EINEN SPRUNG IN EINE NEUE WELT

Mach deine nächste Reise außergewöhnlich: mit Destination Red Bull und Cli≠-Diving-Ikone Orlando Duque auf den Azoren.

SAMO VIDIC/RED BULL CONTENT POOL

SEITE 78

FIT WIE DER POWER-BAUER

KNUSPRIG WIE BEIM PROFI

SCHLAU WIE NOCH NIE

SEITE 82

SEITE 84

SEITE 90

Ein Brite macht den Bauernhof zum Fitnessstudio.

THE RED BULLETIN

So gelingt die Fischkruste garantiert – ein kleiner Guide.

Diese intelligenten Gadgets bieten beste Unterhaltung.

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Reisen

Raue Natur: die Red Bull Cliff Diving World-Tour 2018 beim Stopp auf dem Inselchen Ilhéu de Vila Franca

ATLANTIKINSEL SÃO MIGUEL

SO WIRST DU KLIPPENSPRINGER Bei Destination Red Bull kannst du Weltklasse-Athleten als Reiseführer buchen. Hier erzählt Cliff Diver Orlando Duque, was er seine Gäste über Höhenangst und Wale lehrt.

A

ls professioneller Cliff ­Diver reise ich seit mehr als zwei Jahrzehnten zu Wettkämpfen auf der ganzen Welt: in den Dschungel von Yucatán, in die Antarktis oder auf die Oster­insel – über die Jahre waren da ­einige legendäre Spots dabei.

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Auf die Azoreninsel São Miguel, Ziel unserer Destination Red BullReise, komme ich immer wieder gern zurück – vor allem wegen ihrer faszinierenden Natur. Die neun Azoreninseln liegen rund 1300 Kilometer westlich von Portugals Küste völlig abgeschie-

Dein Reisebegleiter: Weltklasse-Cliff-Diver Orlando Duque

THE RED BULLETIN


guide

REISE-INFO

FALSCHE VÖGEL UND HEISSER BODEN

Wo die Azoren liegen, warum sie einen falschen Namen haben und was du dort essen musst: Wir präsentieren Basiswissen, um in der Hotellobby aufzutrumpfen. Die Azoren liegen 1369 Kilo­meter westlich von Portugal und 1930 Kilometer östlich von  Neufundland (Kanada) im Atlantischen Ozean. Die Haupt­ insel São Miguel ist mit 744,7 km2 etwa so groß wie Hamburg.

Azoren

Cliff Diver Duque beim Absprung: „Ich lehre dich, wie du Klippenspringen genießt.“ Corvo Flores

Graciosa

Terceira

São Miguel

São Jorge

Faial Pico

Santa Maria

Ribeira Grande

São Miguel Ponta Delgada

ROMINA AMATO/RED BULL CONTENT POOL, DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL, RED BULL MEDIA HOUSE GMBH/RED BULL CONTENT POOL, GETTY IMAGES ANDREAS ROTTENSCHLAGER

Ilhéu de Vila Franca

GESCHICHTE

Die Ilhéu de Vila Franca und ihre Kraterlagune von oben. Dahinter: die Insel São Miguel

den im Atlantik und sind geprägt von Vulkangesteinküsten und grünen Hängen. Dass dir dort beim Schwimmen Delfine oder Pott­wale Gesellschaft leisten, ist durchaus keine Seltenheit. Kurz: Die Azoren sind ein sehr guter Ort, um den Atlantik in all seinen Facetten kennenzulernen. Und ­genau das ist unser Plan. Die Homebase der Reise, das Santa Barbara Resort, liegt an der Nordküste von São Miguel. Von hier aus werde ich mit meinen Gästen fünf Tage lang in das Element Wasser eintauchen – mit­unter auch recht tief, denn die richtige Technik beim Sprung von den Klippen ist selbstverständlich Teil des Programms.

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„Ich passe mich an euer Level an. Es gibt rund 100 Absprung­ orte auf der Insel.“ Für den Workshop setzen wir am zweiten Tag auf die Mini-Insel ­Ilhéu de Vila Franca über, die nur 500 Meter südlich von São Miguel liegt. Wer sich Luftaufnahmen des Eilands ansieht, dem sticht ­sofort die kreisrunde Lagune ins Auge, die sich in dem erloschenen Vulkankrater gebildet hat. Ein ­Naturjuwel – allein die Überfahrt ist ein magischer Moment. Obwohl

NAME Portugiesische Seefahrer gaben ihrer Entdeckung den Namen Habichtsinseln (Ilhas dos Açores). Blöd nur, dass die Habichte eigentlich Bussarde waren. EIN- UND AUSWANDERER Nach Jahrhunderten portugiesischer Einwanderung ­zogen 60 Azorer-Paare weiter und gründeten 1752 in Brasilien Porto Alegre, heute eine Millionenmetropole. STÜTZPUNKT Völkerverbindung: Frühe Unterseekabel und Linienflüge zwischen Europa und Amerika verliefen über die Azoren.

GERICHTE COZIDO Vulkanischer Boden fungiert als natürlicher Herd für diesen Schmortopf aus Fleisch und Gemüse. BOLO LÊVEDO Süßes Hefeteigbrot, das an einen Muffin erinnert und zu jeder Tageszeit verzehrt wird. ANANAS-CHUTNEY Die seit dem 19. Jahrhundert in Gewächshäusern angebaute Frucht wird in vielerlei Form verzehrt. Das Ananas-Chutney passt ideal zum Käse der Inseln.

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Reisen

guide

DESTINATION RED BULL

DEINE ABENTEUER MIT TOP-ATHLETEN

Mit ehemaligen MotoGP-Profis auf ­exklusiven Privatstrecken trainieren oder mit einem zu neuer Ruhe gekommenen Extremläufer segeln? Diese (und noch mehr) Reisen warten auf dich.

LESOTHO

SALOMONEN

MIT CHRISTIAN SCHIESTER Wie im Paradies: Der ehe­malige Extremläufer und heutige Welt­umsegler nimmt dich auf seiner 58-FußJacht „El Toro“ mit auf den Törn deines Lebens.

MUMBAI

MIT DEN RED BULL BC ONE-STARS Triff die weltbesten B-Boys beim Red Bull BC One World Final, lerne ihre Moves in eigenen Trainings-Sessions und tauch in Mumbais faszinierendes Nachtleben ein.

BARCELONA

MIT SETE GIBERNAU UND DANI PEDROSA Ein professionelles Motorradtraining auf der  exklusiven Privat­rennstrecke von Sete Gibernau plus VIP-Paket für den Gran Premi de Catalunya.

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„Das Gefühl beim Auftauchen überwältigt“, sagt Orlando Duque. Wir glauben ihm.

der Zutritt auf die Insel auf wenige Besucher pro Jahr beschränkt wurde, können wir sie einen gan­ zen Tag lang erleben, die pitto­res­ ken Kraterwände erklimmen oder schnorchelnd die Felstunnel am Fuß der Insel erforschen. Was beim Betrachten der Ilhéu de Vila Franca ebenfalls sofort auffällt, sind die rauen, steil abfallen­ den Felsklippen – und das blieb auch der globalen Cliff-DivingCommunity nicht verborgen. Eines gleich vorweg: Niemand muss sich aus 27 Metern in die Tiefe stürzen wie die Topathleten. Auf der Insel finden sich mehr als 100 Absprungplätze in allen ­Höhen. Bei unserem Workshop richte ich mich individuell nach dem Fitness-Level und den Wün­ schen meiner Gäste. Natürlich geht es darum, sich selbst ein ­wenig zu überwinden, im Vorder­ grund steht aber immer der Spaß. Klippenspringen ist eine men­ tale Herausforderung. Der – im wahrsten Wortsinn – springende Punkt dabei ist, sich in der Luft wohlzufühlen. Viele Menschen springen ab und … verkrampfen

sich. Dagegen hilft das Wissen, dass du deine Haltung in der Flugphase korrigieren kannst. Ich zeige meinen Gästen die richtige Flug- und Eintauchtechnik und führe sie Schritt für Schritt so hoch, wie sie wollen – bis zirka 14 Meter ist an diesem Tag alles möglich. Im besten Fall lernst du dabei auch etwas über dich selbst: nämlich dass man nur vor Dingen Angst hat, über die man nicht ­genug weiß. Es ist normal, Angst zu haben, wenn man zum ersten Mal auf dem Absprungfelsen steht. Aber die Glücksgefühle, die einen nach dem Auftauchen umfangen, sind überwältigend. Apropos tau­ chen: Zwei Profitaucher begleiten uns und untersuchen jede Ein­ tauchstelle vorab. Es sind diesel­ ben Jungs, die die Weltklasse­ springer der Red Bull Cliff Diving World Series betreuen, deren Be­ werb wir zwei Tage später an Bord eines 14-Meter-Katamarans ver­ folgen werden. Abends treffen wir die Athleten zum Dinner, um über den Sport zu fachsimpeln. Wir wissen ja jetzt, wie Klippen­ springen funktioniert.

Informationen zu den Reisen und Buchungen unter: destination.redbull.com  oder  +43/664/88 11 07 06

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PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL

MIT ALFIE COX Südafrikas Enduro-Legende erkundet mit dir eine Woche lang die schönsten Motorrad­tracks entlang der Route der legendären Rallye Roof of Africa.


NATÜRLICH ERFRISCHEND – KEINE ENERGY D R IN K S


Fitness

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TIPP

WORKOUT IM GRÜNEN

Genug von der Kraftkammer? Hier verrät dir Fitness-Farmer Tom Kemp, wie du deinen Garten mit einfachsten Mitteln in ein Gym verwandelst: DAS GEWICHT Geeignet ist alles, was du finden kannst – ein Sandsack, ein Sixpack ­Wasserflaschen oder dein schwer beladener ­Rucksack. Sei kreativ! DIE ÜBUNGEN Stemme das Gewicht 5-mal vom Boden bis ­überkopf, laufe damit ­an­schließend 30-mal eine Strecke von 25 Metern hin und her und beende das Set mit 10 Burpees.

Fitness-Experte Tom Kemp beim Training auf dem Bauernhof: „Studios waren mir ­immer zu beengt. Mein Leben spielt sich draußen ab.“

FARM FITNESS

S

elten liegen Herkunft und Erfolgsrezept so nah bei­ einander wie bei Tom Kemp. Der 26-jährige Personal Trainer wuchs auf einer rund 250 Hektar großen Farm in Südengland auf. „Mein Leben spielte sich fast ­immer draußen ab. Ständig war ­Action“, sagt Kemp. Als Jugend­ lichem reichte ihm der Besuch im Fitnessstudio nicht. So kreierte er sein eigenes Zirkeltraining auf der elterlichen Farm. „Geräte“ ­dafür gab’s genug, vieles auf dem ­Bauernhof lässt sich für Kemps Trainingsmix aus Strongman-, Bodybuilding-, Calisthenics- und Cardio-Elementen verwenden. 2016 ging er mit Farm Fitness an den Start.

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Schon ein Jahr später wurde das Konzept von „Men’s Health“ als eines der besten Gyms welt­ weit gepriesen. Profis wie KanuOlympiasieger Joe Clarke oder die Rugby-Champions der Wigan Warriors trainieren bei ihm: Sie stemmen gefüllte Kornsäcke in die Höhe, wuchten und ziehen ­gigantische Traktorreifen von A nach B oder schwingen ellenlange Metallketten. „Wer fit werden will, braucht dafür weder hoch­ komplexe Geräte noch minutiös ausgefeilte Trainingspläne“, sagt Kemp. „Back to basics“ ist sein Motto. Einfache Übungen – ­maximaler Ertrag. Aber es gilt: Malochen bis zum Umfallen. farm-fitness.co.uk

Tom Kemp, Gründer von Farm Fitness

FLORIAN STURM

Wenn Kornsäcke Hanteln ersetzen: Der Brite Tom Kemp krempelt mit einer simplen Idee die Fitness-Szene um.

„Du brauchst keine kompli­zierten Geräte, um dich maximal auszupowern.“

Reifen-Training: Die Bootcamps auf seiner Farm leitet Kemp selbst.

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CHRIS PARKES

DER POWER-BAUER

DIE WIEDERHOLUNGEN Absolviere so viele Runden wie möglich innerhalb von 15 Minuten und lege zwischen jedem Set einen 100-Meter-Sprint ein.


Spendenlauf mit

Offizieller

Partner

des

Wings For Life

World Run 2019 München

MEHR UNTER

gerolsteiner.de DAS WASSER MIT STERN.


Food

DAS GEHEIME REZEPT FÜR …

DIE PERFEKTE FISCHKRUSTE Von Stuart Farrimond

F DR. STUART FARRIMOND Der Mediziner schreibt Bücher, moderiert und hält Vorträge über Lebens­ mittelchemie. Er ist Autor von „Kochen in Perfektion“ (Verlag Dorling Kindersley) und häufig zu Gast im britischen TV und Radio.

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ür butterzarten Fisch, der schon bei der leisesten Berührung der Gabel auseinanderfällt, lohnt es sich meiner Meinung nach durchaus, zu sterben. Leider gelingt unsereinem Restaurantqualität nur selten. Der Fisch wird zu gar oder zu trocken, schmeckt fad oder enttäuscht mit schlaffer Haut und QuallenKonsistenz. Das muss alles nicht sein: Wer den delikaten Balanceakt beherrscht und den Wettlauf gegen die Zeit ­gewinnt, holt ein goldbraunknuspriges Meisterstück aus der Pfanne. Der erste Schritt: Schnuppere an deinem Fisch, bevor du ihn in die Nähe der Herdplatte lässt. Ein frischer Süßwasserfang – Forelle etwa – riecht „grün“, ein bisschen wie gehäckselte Blätter. Meeresfisch wiederum duftet nach Brandung – genau wie die zuvor vom Fisch verspeisten Algen. „Fischiger“ Geruch hingegen ist ein Alarmzeichen. Es bedeutet: Das Tier wurde vor zwei oder drei Tagen gefischt und hat seine beste Zeit hinter sich. Den Gestank verantworten Bakterien, die sich ins Fleisch ­gefressen haben. (Deinen frischen, eiskalt gekauften Fisch lagerst du ­übrigens am besten ganz hinten im Kühlschrank.) Ist das mit der Frische geklärt, geht’s ans Braten: Herd einschalten, Pfanne drauf und den magischen Prozess der sogenannten Maillard-Reaktion einleiten. Die unglaublich aromatische, knusprige Fischkruste entsteht nämlich durch eine biochemische Reaktion: Bei eiweißhaltigen Lebensmitteln – und Fisch enthält vor allem Protein – verbinden sich ab 140 °C an der Oberfläche Aminosäuren und Zucker. Die gleiche Wunderreaktion passiert auch bei gebackenem Brot, gebratenem Steak, gegrilltem Speck und gerösteten Nüssen. Der Zaubertrick gelingt allerdings nur, wenn die Haut des Fisches gut abgetrocknet ist, sonst wird sie beim Braten nicht heißer als 100 °C. Doch der Siedepunkt ist für die gewünschte Reaktion nicht genug. Darum muss die Pfanne richtig gut angeheizt sein, bevor der Fisch hineinkommt, damit die in der Haut eingeschlossene Flüssigkeit sofort wegbrutzelt. Jetzt beginnt das Rennen: Du musst die gesamte Haut auf mindestens 140 °C erhitzen, bevor der restliche Fisch durchgebraten ist. Zu heiß darf es aber auch nicht werden. Wenn die Temperatur der Oberfläche auf über 180 °C ansteigt, brennt der Fisch an – ein Prozess, den die Chemiker Pyrolyse nennen. Wenn nötig, musst du die Temperatur reduzieren oder etwas Öl hinzufügen, wenn du das Gefühl hast, dass der Fisch kleben bleibt. Taste dich mit einem Pfannenwender und etwas Öl oder Butter in Griffweite an die feine Linie zwischen fettigem, schwabbeligem Etwas und scharf gebratener Kruste heran. Die Belohnung ist Gold wert.

GAREN IM GESCHIRRSPÜLER

Falls der Herd kaputt ist: Geschirrspülen ist eine gute und energiesparende Garmethode für Fisch. Knusprig wird die Haut so zwar nicht, aber gut ge­ würzt mit Zitronen, Kräu­ tern und Butter schmeckt der Fisch ja auch gedämpft wunderbar. So geht’s: Lege den fest in Alufolie gewickelten, marinierten Fisch ins obere Fach der Geschirrspülmaschine und lass das Standard­ programm durchlaufen. Für einen großen Fisch ­reichen zwei Stunden bei 70 °C – also das Programm für stark verschmutzte Töpfe und Pfannen.

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guide

DO & DON’T

Bevor die Fischhaut knusprig ­werden kann, muss die gesamte Feuchtigkeit verdampfen. Darum lohnt es sich, den Fisch vor dem Braten mehrmals trocken zu tupfen und zu salzen. Die Haut mit der ­Messer-Rückseite aufzurauen ­entzieht zusätzlich Flüssigkeit. Spezialtipp für saftige ­Filets und Lachs: Gönne dem Fisch ein zehn­­ minütiges Salzwasser­ bad (Formel: vier Ess­ löffel Salz auf einen Liter Wasser), damit das Fleisch auch beim B ­ raten an den Rän­dern fest bleibt. Dieser Trick funk­tioniert sowohl bei weißen als auch bei ­öligen Fischen.

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OLIVIER KUGLER

Sobald das Öl zu rauchen beginnt, kannst du das gewürzte ­Fischfilet vorsichtig mit der Haut nach unten in die Pfanne ­legen. Es zischt nicht? Dann alles nochmals herausnehmen und weiter aufheizen lassen. Wichtig: Drücke das Filet flach in die Pfanne, damit sich die Ränder wegen der sich zusammenziehenden F­asern nicht aufwölben können. Dann: Hitze auf ­mittlere Stufe stellen und das Filet brutzeln lassen. Gib Öl dazu, wenn du das Gefühl hast, dass der Fisch festklebt oder anbrennt.

Dreh das Filet nicht zu früh um: Die Haut muss gründlich Wasser lassen, damit sie sich auf 140 °C erhitzen kann. Erst dann reagieren die Proteine und Zucker auf der Hautoberfläche miteinander und bilden eine knusprige goldbraune Haut voll mit Röstaromen. Sobald das Filet zu zwei ­Dritteln gar ist, kannst du es vorsichtig und ohne die Haut zu verletzen mit einem dünnen Pfannenwender aus Metall umdrehen. Jetzt nur noch ganz kurz auf der anderen Seite anbraten – dann servieren oder, im Fall eines mehr als 2,5 Zentimeter dicken Filets, noch einmal für sieben bis zehn M ­ inuten bei 180 °C in den heißen Ofen geben.

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Im Gegensatz zu rotem Fleisch (z. B. Rindfleisch) muss Fisch nach dem Braten nicht rasten. Er hat eine andere Proteinzusammensetzung und kann ­sofort heiß serviert werden.

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Events

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bis 19. Mai Cross-CountryStars auf der Alb 2020 steigt in Albstadt die UCI Mountainbike-Weltmeisterschaft, schon dieses Jahr treffen sich hier die Weltstars zum achten Mal zum UCI World Cup. Mit dabei sind unter anderem die Weltmeister Kate Courtney (USA) und Nino Schurter (Schweiz). Neben der Königsdisziplin Cross Country auf dem großen Rundkurs treten die Fahrer auch wieder in der ­neuen, ebenso kurzen wie spektakulären Variante Shortrace gegeneinander an. Albstadt; world-cup-albstadt.de

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Mai bis 2. Juni Downhill-Asse im Sauerland Es ist Europas größtes Mountainbike-Freeride-Festival: Beim Dirt Masters in Winterberg messen sich die Stars der Downhill- und SlopestyleSzene in spektakulären Wettbewerben. Fein, dass auch der Nachwuchs nicht vergessen wird: Beim „Specialized Rookies Downhill Cup“ können ­Talente Erfahrung sammeln. Bikepark Winterberg; dirtmasters-festival.de

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guide Juni Die X-Men im inneren Kampf Ein Gegner, mächtiger als alle, die sie je erlebt haben. Genauer gesagt: eine Gegnerin – Jean Grey (Sophie Turner, „Game of Thrones“), eigentlich eine der Ihren. Die X-Men stehen erneut vor einer Zerreißprobe, weil Jean mit Kräften ringt, die sie nicht kontrollieren kann. Kein Wunder: In „Dark Phoenix“ wird sie von Aliens als tödliche Waffe genutzt. foxmovies.com

Mai bis 2. Juni

START IN DIE KITE- SAISON

Wer ist Deutschlands bester Kitesurfer? Beim Opening der Multivan Kitesurf Masters in Westerland treffen die Top-Stars (im Bild Tom Maurer) bei der ersten von vier ­Regatten aufeinander. Das Masters wird in den drei Disziplinen Racing, Slalom und Freestyle an den schönsten Stränden von Nord- und Ostsee ausgetragen.

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CHOPPYWATER/THOMAS BURBLIES, SEBAS ROMERO/RED BULL CONTENT POOL

Westerland, Sylt; kitesurf-masters.de Weitere Stationen: Usedom (21. – 23. 6.), ­Heiligenhafen (2. – 4. 8.), St. Peter-Ording (21. – 25. 8.)

bis 9. Juni Butcher Jam: wo mit dem BMX getanzt wird Wozu BMX-Künstler wie Paul Thölen (Bild) im­ stande sind, wissen alle, die ihn schon mal bei einer seiner artistischen Fahrten beobachten konnten. Beim alljährlichen Butcher Jam, einem Contest samt Familienfest auf dem Schlachthof in Flensburg, darfst du dich auf spektakuläre Tricks freuen. Ausgetragen werden die Disziplinen Pool/ Park, Street, Highest Air, Miniramp und Dirt. Schlachthof, Flensburg; sportpiraten.com

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JAHRESABO

getredbulletin.com

€ 25,90

BEYOND THE ORDINARY Erhältlich am Kiosk, im Abo, als E-Paper, auf theredbulletin.com oder als Beilage in einer Teilauflage von:

RICARDO NASCIMENTO / RED BULL CONTENT POOL


Entertainment

Auf japanischen Dancefloors, azorischen Klippen und salzburgischen Trails: neue Ideen zur Selbstverwirklichung nach Art von Red Bull TV.

Ausgewählte Musik und ­inspi­rierende ­Interviews. Unsere aktuelle Empfehlung:

1

Hip-Hop-Tänzer Leo bei dem ­Qualifier-Event in Tokio, Juni 2018

Juni   LIVE

RED BULL DANCE YOUR STYLE: FINALE IN JAPAN

Bei Red Bull Dance Your Style gibt es nur eine Regel: ­Begeistere das Publikum! In den ultimativen Mann-­ gegen-Mann-Streetdance-Battles ist jeder Stil erlaubt, Per­formance und Show zählen mehr als perfekte Technik. Diesen Monat auf dem Programm: das nationale ­Finale der Streetdance-Großmacht Japan in Tokio.

22

Juni   LIVE

RED BULL CLIFF DIVING, PORTUGAL

SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL

Red Bull TV ist deine g ­ lobale digitale Destination für Entertainment abseits des Alltäglichen, empfangbar rund um die Uhr an jedem Ort der Welt. Geh auf redbull.tv, hol dir die App oder connecte dich via Smart-TV. Alle Infos: redbull.tv

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Bereit für Cliff-Diving-Action? Wer für den Destination Red Bull-Trip mit Orlando Duque (siehe Seite 78) nicht freibekam, kann zumindest via TV dabei sein.

9

Juni   LIVE

UCI MTB WORLD CUP IN LEOGANG

Generalprobe für die weltbesten Downhiller: Weil auf diesem Kurs 2020 die WM stattfindet, will dieses Jahr jede/r in ­Leogang gute Figur machen.

THIS SIDE OF NOWHERE

17 Juni

ON AIR

Jeden dritten Montag im Monat folgt ­Veronica Vasicka den Spuren elektronischer UndergroundKünstler. In ihrer Red Bull Radio-Show um 20 Uhr holt die New Yorker ­Electro-Queen und Minimal-Wave-Label-­ Gründerin rebellische Klangbastler vors ­Mikro. Und spannt den Bogen von legendären Drum Machines bis zu den Wurzeln der Synthesizer-­ Musik, von japanischen Synth Tracks bis zu australischem Post-Punk. AUFDREHEN: REDBULLRADIO.COM

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JASON HALAYKO/RED BULL CONTENT POOL, DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL, BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL

RICHTIG AUF­ DREHEN

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Advertorial

Du liebst es, die Hotspots der angesagtesten Städte anzusteuern und auf urbane Entdeckungstour zu gehen. Dein perfektes Fahrzeug: der Camper Van. Mit ihm bist du immer mitten im Geschehen und hast gleichzeitig ein bequemes Nachtquartier.

Für dich braucht es nur wenige Zutaten für den idealen Urlaub: Sonne, ein kühles Getränk und chillige Musik. Dein perfektes Fahrzeug: der Alkoven. Zudem spendiert er dir über das Dachfenster jede Nacht einen gratis Blick in den Sternenhimmel.

Egal ob Bike, Surfboard oder Gleitschirm – du liebst es, bei deinen sportlichen Aktivitäten an deine Grenzen zu gehen. Deine perfekten Fahrzeuge: der kompakte Van und der Teilintegrierte. Beide bieten Platz für all dein Equipment und zum Erholen nach deinen Abenteuern in der Natur.

Ohne deine Buddies oder deine Family geht gar nichts. Kein Problem, nimm sie einfach mit. Dein perfektes Fahrzeug: der Integrierte. Das Raumwunder bietet so viel Platz, dass ihr ausgiebig kochen und quatschen könnt und der Lieblingsschlafplatz ist auch garantiert. www.sunlight.de


HAMMER-HEIM Dein Home ist mehr als nur dein Castle. Diese Gadgets helfen dir, es frisch zu definieren: als Rennstrecke, Tonstudio oder Kinosaal. Text WOLFGANG WIESER

iXOOST XILO ALL BLACK GIB DIR DEN SOUND AUS ALLEN ROHREN

Wenn Italiener ihre Leiden­ schaft für Formel 1 und formi­ dables Handwerk in Einklang bringen, steht ein Monster vor dir: 18 Kilo schwer, einen halben Meter hoch, 60 Zenti­ meter breit. Dieses Audio­ system beschallt dich aus fünf Auspuffrohren – und dein Sofa wird zur Klangwolke. Fünf Rohre mit tollen Schweiß­ nähten liefern 200 Watt Sound, steuerbar per App und Smartphone.

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H OM E EN T ERTA INM EN T

LG POCKET PHOTO SNAP MACH DIR EIN BILD

Mit dieser Sofortbildkamera kannst du dank eingebautem Drucker jedes Bild kurz nach dem Auslösen anfassen – und so zum Beispiel einzigartige Erinnerungen an deine letzte Hausparty fabrizieren. Auch für deine Smartphone-Fotos kann die Kamera als mobiler Drucker dienen. lg.com; Bezug z. B. via real.de

Fotos teilen – analog und digital: Diese Kamera kann Bilder selbst ausdrucken und auch ans Smartphone schicken.

BCON GAMING WEARABLE BESCHLEUNIGE DEIN GAME

Der Bcon wiegt 40 Gramm, ist 63 Millimeter lang und 50 Millimeter breit – ein unspektakuläres schwarzes Ding. Doch wenn du es dir erst um den Fuß gebunden hast, wird es zur Wunderwaffe, mit der du deine Games im Blitztempo steuerst – fabelhaft für deine Spielhöhle. ¤ 129,–; bcon.zone

MONTBLANC AUGMENTED PAPER SCHREIB’S DIREKT IN DIE CLOUD

Du liebst es, mit der Hand zu schreiben – auf Papier? Du willst deine Notizen aber auch digital zur Verfügung haben? Dieses rote Buch ist die Lösung. Dank Augmen­ted Paper und einem speziellen Stift wird alles, was du notierst, in deine digitale Welt übertragen – willkommen in der Schreibstube der Zukunft! ¤ 730,–; montblanc.com

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FASETECH RC4 4DOF SPÜR DIE STRECKE

Wenn du dich erst einmal ­angeschnallt hast, weißt du, was es heißt, wirklich in einem Boliden unterwegs zu sein. Du spürst die Kurven, hebst bei jeder Erschütterung ab. Und wenn es mal wieder knapp war, presst dich die Anspannung zusätzlich in den Sitz. Zum Durch­starten – auf dem Heimatring.

Dieser Stuhl ist heiß: Er macht dein Zuhause zur Rennstrecke – und dich zum Top-Piloten.

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Das Wunder geschieht, wenn du sie aufsetzt: Noch nie klang Spielen schöner.

LG OLED65B8 SCHÄRFE DEINEN BLICK

Wenn das Pixel-Rauschen verschwindet, die Kontraste grandios und die Farben brillant sind, liegt das am Alpha-7-Prozessor in deinem LG Oled TV. Gemeinsam mit einer Bilddiagonale von 65 Zoll (165 cm) und einem feinen Soundsystem macht er dein Zuhause zum Kino. ¤ 1999,–; lg.com

SENNHEISER GSP 550 FÜHL DEN KLANG

Dolby Surround Sound in bester Qualität, kristallklare Sprachübertragung dank Mikro mit Geräuschunter­ drückung: Diese SennheiserKopfhörer machen Gaming zum Klangerlebnis – sie lassen dich Geräusche fühlen, als wärst du im Tonstudio. ¤ 249,–; sennheiser.com

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H OM E EN T ERTA INM EN T

TOSHIBA RENKFORCE SOUNDBASE STÄRKE DEINE BASIS

Kraftvollen 60-Watt-Sound mit satten Bässen liefert die Renkforce Soundbase von Toshiba. Sie trägt übrigens Fernsehgeräte bis zu einem Gewicht von 50 Kilo – ein grundsolides Fundament für dein Home Entertainment. ¤ 79,99; conrad.at

TEUFEL STEREO L EROBERE DIE BÜHNE

Zwei Lautsprecher mit dem Selbstbewusstsein eines Rockstars: „In ihnen schlägt das Herz brillanter Voll­ blutmusiker, die revolutionär aufspielen und mit kraft­ vollem Sound alles von der Bühne fegen“, heißt es bei Teufel. Für dich heißt das: My home is my stage. ¤ 1499,99; teufel.de

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HO M E EN T ERTA INM EN T

ACER TRAVELMATE X5 MACH ES DIR LEICHT

Dieses Notebook hat eine harte Schale und einen flotten Kern: Das 15 Millimeter schlanke Travelmate X5 hat ein Gehäuse aus Magnesiumlegierungen. Das macht es robuster, trotzdem wiegt es weniger (unter 1 kg) als seine Alu-Kollegen. So macht es dir die Arbeit um einiges leichter – auch im Homeoffice. ¤ 1099,–; acer.com

Schlanker Begleiter mit schnellem Kern, einem i5 Core Prozessor

Die virtuelle Welt lässt sich mit Handarbeit kontrollieren.

SENSORYX VR FREE GLOVES WERDE ZUM HANDHELD

Sobald du deine VR Free Gloves übergezogen hast, hast du dein Gaming-Leben in der Hand: ohne Controller, ohne Kabel. So wird das Dirigieren der virtuellen Realität zur lockeren Fingerübung. Preis auf Anfrage; sensoryx.com

SONY XPERIA 10 GÖNN DIR DIE BREITSEITE

Es gibt Momente, in denen Größe doch eine Rolle spielt. Zum Beispiel wenn du dieses schlanke (8,4 mm) und leichte (162 g) Smartphone in die Hand nimmst. Denn es macht mit seinem 21:9-Display sogar dein Bade­ zimmer zum Kinosaal (mit Filmen im Breitbildformat). ¤ 349,–; sonymobile.com

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JABRA EVOLVE 65T HÖR, WAS DU WILLST

Immer verbunden – dank einer Akkulaufzeit von bis zu 15 Stunden kannst du etwa beim Hometraining Heavy Metal hören, ohne deine Mit­ bewohner zu stören. Wenn du selbst deine Ruhe willst, kannst du den Trubel der anderen per Noise-Cancelling quasi ausschalten.

LEXIP PU94 SPIEL MIT DER MAUS

¤ 362,–; jabra.com

Eine Maus im Haus kann eine wunderbare Sache sein. Vor allem dann, wenn sie gleich zwei Joysticks an Bord hat wie dieses Modell. Einer sitzt unsichtbar am Boden, der andere seitlich links und wird mit dem Daumen gesteuert. Belebt dein Spiel, bringt Schwung ins Heim. ¤ 129,90; lexip.co

HARMAN SOUNDSTICKS DURCHSCHAUE DEINE MUSIK

Ihre transparente Optik machen die SoundSticks zum ab­so­luten Hingucker. Ihre 40 Watt mit perfekter Ab­ stimmung von Subwoofer und Satelliten verwandeln jede Listening-Session in ein Klangerlebnis – egal ob die Musik vom Smartphone, MP3-Player oder Laptop kommt. ¤ 279,–; harmankardon.at

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IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell ­erscheint The Red Bulletin in sieben Ländern. Die Coverstory unserer Frankreich-Ausgabe zeigt Diablo, den neuen Tanz-Star aus unserem Nachbarland, dessen Geschichte in einem ­A rmenviertel in Nizza begann. Mehr Storys ­abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteure Waltraud Hable, Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (Stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Fritz Schuster Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Freie Mitarbeiter Jakob Hübner, Werner Jessner, Alex Lisetz, Nina Treml, Stefan Wagner Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Eva Kerschbaum, Tahira Mirza Global Head of Media Sales Gerhard Riedler Head of Media Sales International Peter Strutz Head of Commercial & Publishing Management Stefan Ebner Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger Communication Christoph Rietner Head of Creative Markus Kietreiber Creative Solutions Eva Locker (Ltg.), Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier Anzeigendisposition Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Walter O. Sádaba, Friedrich Indich, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Maximilian Kment, Josef Mühlbacher Office Management Yvonne Tremmel (Ltg.), Alexander Peham MIT-Experte Michael Thaler Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus ­Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb), ­Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 General Manager & Publisher Andreas Kornhofer Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl

THE RED BULLETIN Deutschland, ISSN 2079-4258 Länderredaktion David Mayer Lektorat Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert, Monika Hasleder, Billy KirnbauerWalek, Belinda Mautner, Klaus Peham, Vera Pink Country Project Management Natascha Djodat Anzeigenverkauf Matej Anusic, matej.anusic@redbull.com Thomas Keihl, thomas.keihl@redbull.com Abo Abopreis: 21,90 EUR, 10 Ausgaben/Jahr, www.getredbulletin.com, abo@de.redbulletin.com Druck Prinovis GmbH & Co. KG, Betrieb Nürnberg, 90471 Nürnberg

THE RED BULLETIN France, ISSN 2225-4722 Länderredaktion Pierre-Henri Camy Country Coordinator Christine Vitel Country Project M ­ anagement Alessandra Ballabeni

THE RED BULLETIN Großbritannien, ISSN 2308-5894 Länderredaktion Tom Guise (Ltg.), Lou Boyd, Florian Obkircher Lektorat Davydd Chong (Ltg.), Nick Mee Publishing Manager Ollie Stretton Anzeigenverkauf Mark Bishop, mark.bishop@redbull.com

THE RED BULLETIN Österreich, ISSN 1995-8838 Länderredaktion Christian Eberle-Abasolo Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland Publishing Management Bernhard Schmied Sales Director Alfred Vrej Minassian Media Sales Gerald Daum, Vanessa Elwitschger, Franz Fellner, Mario Filipovic, Thomas Hutterer, Franz Kaiser, Alexander Kopellos, Stefanie Krallinger, Christopher Miesbauer, Nicole OkasekLang, Valentina Pierer, Jennifer Sabejew, Phillip Schleussner, Elisabeth ­S taber, Johannes Wahrmann-Schär anzeigen@at.redbulletin.com

THE RED BULLETIN Schweiz, ISSN 2308-5886 Länderredaktion Arek Piatek Lektorat siehe entsprechenden Eintrag bei Deutschland Country Channel Management Meike Koch Anzeigenverkauf Marcel Bannwart (D-CH), marcel.bannwart@redbull.com Christian Bürgi (W-CH), christian.buergi@redbull.com

THE RED BULLETIN USA, ISSN 2308-586X Länderredaktion Peter Flax (Ltg.), Nora O’Donnell Lektorat David Caplan Director of Publishing Cheryl Angelheart Anzeigenverkauf Todd Peters, todd.peters@redbull.com Dave Szych, dave.szych@redbull.com Tanya Foster, tanya.foster@redbull.com

THE RED BULLETIN Mexiko, ISSN 2308-5924 Länderredaktion Luis Alejandro Serrano (Ltg.), Marco Payán, Inmaculada Sánchez Trejo Lektorat Alma Rosa Guerrero Country Project Management Giovana Mollona Anzeigenverkauf Humberto Amaya Bernard, humberto.amayabernard@redbull.com

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Perfekter Abgang

Er kann einfach nicht anders: Selbst beim Strandbesuch in Santa Monica, Kalifornien, sucht der bayerische Extremkletterer Alexander Megos immer den nächsten Kick – und lässt für den Fotografen am Muscle Beach die Muskeln spielen. Megos’ Expeditionen: redbull.com

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 11. Juni 2019. 98

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