The Red Bulletin Juli 2013 – CH

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T X E N E L I B O MTV M NTER 26

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Die Welt von Red Bull

Juli

70 Die Rallye der Zukunft

Wohin steuert die WRC nach dem Rückzug von Sébastien Loeb? Spurensuche in Korinth.

coverbild: brian Bielmann. Bilder: McKlein, Mato

Willkommen!

Manche Weltgegenden haben ihre Lebens­ prioritäten ordentlich sortiert, nämlich mit Surfen als Fixkandidat unter den Top drei. Andere Welt­ gegenden, wir wollen keine Namen nennen, ­haben in dieser Hinsicht noch ein wenig Nachhol­ bedarf. Dieses Heft kommt nun mit einer Mission daher, nennen wir sie: Orientierungshilfe. Wir überprüfen also, warum das aktuell beste Surfen das beste Surfen ever ist („Golden Boys“, Seite 44). Und lassen uns in New York das ganz beson­ dere Verhältnis von Surfern und Hurricanes ­er­klären („Roll On, Rockaway“, Seite 78). „Wir haben hier nicht den besten Ruf“, sagt einer, „aber ohne uns wären jetzt hier eine Menge Leute tot.“

„Manchmal muss ich meinen Charme auspacken“, sagt TV‑Star Annina Campell (ab Seite 52).

Viel Vergnügen mit diesem Heft Die Redaktion the red bulletin

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Die Welt von Red Bull

SURF-SPECIAL

Auf einen Blick

10 Die geilsten SPots

Bullevard

Legendäre Surfspots, geknipst von Weltklassefotografen.

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44 Die Revolution

Julian Wilson und die neue Generation der Wellenreiter. Eine Standortbestimmung.

78 Die WieDergeburt

news  Das Wichtigste in Kurzform meine welt  Hugh Jackman mein Körper  Clemens Doppler Magic moment  Yannick hebt ab Formel  Die Physik des Flyboards

Features

Die Surfer von Rockaway und ihr Leben nach dem Hurrikan.

32 Vollgas in Mexiko City 44 Golden Boys

Surf-Genie Julian Wilson und weitere  Erneuerer des Wellenreitens

52 Annina Campell

Das TV-Multitalent im Gespräch

56 E xpedition Krubera

Abstieg in die tiefste Höhle der Welt

56

90

66 Interview: Yasha

Reportage: Tiefe Einsicht

Club-Hits: Portland

70 D ie Zukunft der WRC

Die Krubera-Höhle nahe Sotschi ist bis in eine Tiefe von 2196 Metern erforscht. Ganz unten wartet das Schwarze Meer.

Burlesque-Tänzer, Zwergenkünstler, Pizza zum Mitnehmen: Wir testen das „Dante’s“ in Portland, Oregon, USA.

Deutschlands Soul-Wunder unplugged Wer folgt Dominator Sébastien Loeb, und bedarf es einer Regel-Reform?

78 Surfen nach dem Sturm Wie die Wellenreiter am Rockaway Beach ihre Nachbarschaft retteten

Action!

24 Der Doppler-Effekt

Der zweimalige BeachvolleyballEuropameister liebt seine Tattoos und schwört auf 130-Kilo-Kniebeugen. 4

88 Reisen: Klettern in Split

Wer den Fels loslässt, geht baden: Was Sie über Deep Water Soloing an der kroatischen Küste wissen müssen.

88 90 91 92 93 94 96 97 98

REisen  Deep Water Soloing in Kroatien Club-Hits  „Dante’s“ in Portland WorkOut  FMX-Champ Danny Torres City Guide  Was in Berlin los ist Musik  Dom Makers Playlist Events  Nationale Top-Termine TV-Highlights  Red Bulls TV-Fenster Must-Haves Essentielles im Juli Zeitsprung

the red bulletin

Bilder: Ryan Miller/red bull content pool, arturas artiusenka,kristopher engwall, philipp forstner, mauritius images

Bildreportage: illegale Autorennen



Contributors mit an Bord im Juli

THE RED BULLETIN Schweiz Herausgeber und Verleger Red Bull Media House GmbH General Manager Wolfgang Winter Verlagsleitung Franz Renkin

Daumantas Liekis

Tomasz Gudzowaty Der Pole Gudzowaty, ein gelernter Jurist, wechselte früh zur Foto­ grafie. Er durchlief alle möglichen Genres, bis er im klassischen Schwarzweiss-Fotoessay die ide­ ale Ausdrucksform fand. Für das Leben an den Rändern der Gesell­ schaft interessiert sich der vielfach ­Prämierte besonders. Ein Marken­ zeichen: Gudzowaty liefert zu jedem Thema exakt ein Dutzend Fotos ab. Für uns fotografierte er im Milieu illegaler Autorennen in Mexiko-Stadt, ab Seite 32.

Cole Louison Der Hurricane „Sandy“ ver­ ursachte 2012 in Rockaway, New York, nicht nur Zig-Millionen-Schäden: Er hat die dortige Surfer-Gemeinschaft wohl auf ewig verändert. „Sechs Monate nach ‚Sandy‘ gab es dort immer noch Menschen, die Holz hacken mussten, um Feuer zu machen“, so unser Autor Cole Louison, der in Brooklyn lebt und selbst surft. „Rockaway-Surfer stecken vieles weg“, sagt Louison, „aber jeder wollte seine Story loswerden.“ „Roll On, Rockaway“, ab Seite 78.

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Die tiefste Höhle der Welt, die Krubera in Georgien, war für den litauischen Natur- und Wissen­ schaftsjournalisten nicht der erste spannende Reportageausflug: Er war bereits in Tschernobyl und Fukushima gewesen, um für seine Geschichten zu recherchieren. In der Krubera ging Liekis auch sei­ nem Zweitberuf als Biologe nach: Er sammelte jede Menge Getier, das nur in dieser unwirtlich licht­ losen Umgebung existiert. „Im Bauch der Welt“, ab Seite 56.

Chefredakteur Robert Sperl Creative Director Erik Turek Art Director Kasimir Reimann Fotodirektion Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Redaktion Alexander Macheck (Stv. Chefredakteur), Werner Jessner (Leitender Redakteur), Lisa Blazek, Ulrich Corazza, Florian Obkircher, Arek Piatek, Andreas Rottenschlager; Daniel Kudernatsch (App), Christoph Rietner (App) Mitarbeiter Stefan Wagner Lektorat Hans Fleißner Grafik Martina de Carvalho-Hutter, Silvia Druml, Kevin Goll, Carita Najewitz, Esther Straganz Fotoredaktion Susie Forman (Creative Photo Director), Ellen Haas, Catherine Shaw, Rudi Übelhör Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher Herstellung Michael Bergmeister Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.), Walter O. Sádaba; Christian Graf-Simpson (App) Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg Finanzen Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits Marketing & Country Management Barbara Kaiser (Ltg.), Stefan Ebner, Stefan Hötschl, Elisabeth Salcher, Lukas Scharmbacher, Sara Varming

Mato Johannik Beeindruckt von Covermodel Annina Campell zeigte sich Foto­ graf Mato Johannik: „Ihre Selbstsicherheit wirkt ansteckend, ihre Vibes sind positiv. So was baut dich auf, und irgendwann ent­ steht eine Art Symbiose zwischen Model und Fotograf, was sich in den Fotos äusserst positiv nie­ derschlägt.“ Matos Urteil hat Gewicht: Der Wiener hat bei Stars wie David LaChapelle gearbeitet und reiche Celebrity-Erfahrung. „Die talentierte Miss Campell“, ab Seite 52.

„Die Surfer aus Rockaway sind zäh und können viel einstecken, aber jeder wollte seine Story loswerden.“ cole louison

Country Management Schweiz Antonio Gasser, Melissa Burkart Marketing-Grafik Julia Schweikhardt, Peter Knehtl Abo und Vertrieb The Red Bulletin Leseservice, Luzern Hotline: 041 329 22 00 Anzeigenverkauf Mediabox AG, Zürich Oliver Fäh, 044 205 52 40 faeh@mediabox.ch Anzeigendisposition Sabrina Schneider O∞ce Management Manuela Gesslbauer, Anna Jankovic, Anna Schober IT Michael Thaler Firmensitz Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Sitz der Redaktion Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800 Fax +43 1 90221-28809 Kontakt redaktion@at.redbulletin.com Web www.redbulletin.com Erscheinungsweise The Red Bulletin erscheint monatlich in folgenden Ländern: Brasilien, Deutschland, Frankreich, ­Großbritannien, Irland, Kuwait, Mexiko, Neuseeland, Österreich, der Schweiz, Südafrika und in den USA. Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com

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SURF SPECIAL Th e B ox , Au str ali e n

Kehrtwende

Profi-Surfer Kieren Perrow (AUS) bearbeitet die Brecher in der „Box“ vor der Südwestspitze Australiens. Surf-Foren beschreiben diesen Spot als „superseichtes, nach rechts brechendes Biest“. ­Eigenschaften: „steiler Einstieg, schnelle Tubes, dicke Lips“. Die „Lip“ ist der obere Teil am Brechungsrand der Welle (hier am oberen Bildrand), die im Idealfall sogenannte „Tubes“ – also Hohlräume – formt, durch die die Surfer durchreiten. In der Box sollte man das besser schnell erledigen: Bei Stürzen droht schmerzhafter ­Kontakt mit dem Korallenriff unter der Welle. Perrows Weltreisen: www.twitter.com/kierenperrow Bild: Russell Ord

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N e w S o uth Wale s , Au str ali e n

Tauchstation

Unter einer Welle durchzutauchen, um der Wucht ihrer Wasserwand auszuweichen, nennen Surfer „duck-diving“– hier im Bild vorgeführt von der Australierin Belinda Baggs. Bekannt wurde Baggs durch ­ihren technisch sauberen Longboard-Stil, der sich in seiner ruhigen Ästhetik von den Brachialritten der Big-Wave-Szene abhebt. Baggs’ Vorzeigetrick: der „Nose Ride“, bei dem sie während des Abreitens einer Welle Schritt für Schritt bis an die Spitze ihres Boards trippelt. „Ein Leben ohne Meer“, sagt sie, „würde mir wirklich Angst machen.“ Belinda Baggs’ Nose Ride: www.vimeo.com/57337399 Bild: Ben Moon

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Wai m e a Bay, Hawai i

Brettspiel Der Mythos des Big-Wave-Surfens wird am 7. November 1957 an der rauen Nordküste der Hawaii-Insel O‘ahu geboren, als eine Handvoll junger Männer rund um den Amerikaner Greg Noll zum ersten Mal die Wellen der Waimea Bay bezwingt. Fast auf den Tag genau siebzehn Jahre danach steigt an derselben Stelle der erste professionelle Wettkampf. Die Wellenhöhe an guten Tagen: bis zu acht Meter. Im Bild kämpft sich eine Gruppe von Profi-Surfern während des Quiksilver-Contests 2010 durch ein monströses Set – wie die herren­ losen Bretter andeuten, mit unterschiedlich großem Erfolg. Fotograf Bielmann bloggt: www.brianbielmann.wordpress.com Bild: Brian Bielmann

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THE PULSE RACES


Bullevard Beflügelndes in kleinen Dosen

Abgehoben Die Idee vom Flugauto ist fast so alt wie das Auto selbst. 2015 soll der Traum endlich wahr werden. Hier die wichtigsten Stationen am Weg zum Vehikel der Zukunft:

Bilder: Getty images (2), Terrafugia, lyle owerko/say watt, beth lesser/say watt, chris bateman/say watt (3), katie callan

Curtiss AutoPlane (1917) Glenn Curtiss baute das erste Auto mit Flügeln. Hopsen konnte es, fliegen aber noch nicht.

ConvAirCar (1946) 66 Testflüge überstand der Prototyp. Ein Crash verhinderte letztendlich die Massenproduktion.

Paris dreht auf! Boxentürme und Bassgewalt: Bis 25. August widmet sich in Paris eine so große wie lautstarke Ausstellung dem Thema Soundsysteme. Soundsysteme bestehen aus zwei Plattenspielern, ­einem Verstärker und mobilen Boxentürmen. Haus­ hoch und ohrenbetäubend laut. Ihr natürliches Habi­ tat: die Straßen von Jamaika. Dort entstand die Kultur in den 1950er Jahren und entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Instrument der Gegenkultur: als ­Alternative zu den häufig überteuerten Clubs. Und zur Verbreitung basslastiger, urjamaikanischer Musik­ stile von Ska über Dub bis Dancehall. Heute sind Soundsysteme in der globalen Party­ szene allgegenwärtig. Deshalb widmet die Pariser ­Galerie La Gaîté Lyrique der Kultur eine große Aus­ stellung mit dem Namen „Say Watt?“. Mit frühem ­Fotomaterial und Plakaten aus Jamaika (siehe rechts) und einem Screening von „Babylon“, einem Film über Londons frühe Soundsystem-Szene. Mit Diskus­ sionsrunden, geleitet vom französischen Reggae-­ Spezialisten Seb Carayol, und Workshops zum Thema „Wie baue ich mein eigenes Soundsystem?“. Mit von jungen Künstlern gestalteten Boxen-Skulpturen und vielen Konzerten, deren tiefe Bassfrequenzen den ­Besuchern die Eingeweide durchmassieren. Details zur Ausstellung auf: www.gaite-lyrique.net

Piasecki AirGeep (1962) Vom US-Militär über Jahre ent­ wickelt. Doch das Endurteil lautete: Für den Einsatz ungeeignet.

Terrafugia TF-x (2009) Ein Senkrechtstarter-Auto mit Hybrid-Antrieb. Soll ab 2015 als erstes Flugauto verkauft werden.

the red bulletin

„Say Watt?“: von den Anfängen in Jamaika (Mitte) bis zu neuen Fahrrad-Soundsystemen (unten)

Bilder des MOnats

Moment  mal!

Szenen aus dem abenteuerlichen Alltag unserer Leser. Einfach per Mail an: phototicker@redbulletin.com Unter den Einsendern der veröffentlichten Fotos wird eine Trinkflasche des Schweizer Herstellers SIGG im speziellen Red Bulletin-Design verlost.

Erzberg

Regen und Schnee machten die ohnehin schon knallharte Strecke des Red Bull Hare Scramble für die Teilnehmer noch schwieriger. Samo Vidic

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Diese IT-­ Übernahmen brachten Milliarden

Titelverteidiger im größten Action-Foto-Bewerb der Welt: US-Fotograf Chris Burkard (27)

Instagram: Die schnellste Im April 2012 stimmten die Eigner der Foto-Sharing-App ­einem Kauf durch Facebook für 1 Mrd. Dollar zu – 551 Tage nach dem Launch.

Bildgewaltig An den Tag, an dem er sein Foto für die Ewigkeit schoss, kann sich Chris Burkard gut erinnern: „Das Licht, der Wind, die Dünung: alles war perfekt – als würde die Natur für einen Moment in Harmonie inne­ halten.“ Mit seiner Nikon D700 knipste der Fotograf aus San Luis Obispo, Kalifornien, Surfer Peter Medina in einer smaragd­ grünen Welle vor der Küste Chiles. Das Bild gewann 2010 den Contest von Red Bull Illume, den weltgrößten Wettbewerb für Action- und Abenteuer-Fotografie. Ende August küren fünfzig internationale Preisrichter bei Red Bull Illume 2013 ­Burkards Nachfolger. Was sich seit seinem Triumph geändert hat? „Jedes Kind kann mit iPhone und GoPro die Welt abbilden. Für mich eine positive Entwicklung.“ Wie das perfekte Bild gelingt? „Jahrelanges Training, um im richtigen Moment abzu­ drücken. Mein Tipp: alle Fotos analysie­ ren, bei denen das nicht geklappt hat.“ Burkards Blog: instagram.com/chrisburkard Red Bull Illume 2013: www.redbullillume.com

skype: Die GröSSte Microsoft kaufte 2011 die Video-ChatSoftware von eBay für 8,5 Milliarden Dollar (2005 hatte das Auktionshaus 2,5 Mrd. bezahlt).

pinterest: nextest? Die Social Pinboard Site (Schätzwert 2,5 Mrd. Dollar) steht nicht zum Verkauf, aber die großen Webfirmen zeigen schon Appetit.

Im freien Fall Red Bull Cliff Diving-Starterin Anna Bader über Schwerelosigkeit, Jamaika, Vorbilder und Angst als Konzentrationshilfe. Am 14. Juli findet am Garda­ see in Norditalien der 4. Tour­ stopp der Red Bull Cliff Diving World Series statt. In Malce­ sine wird erstmals ein Damen­ bewerb ausgetragen. Die 29-jährige Anna Bader (GER) zählt zu den Favoritinnen. the red bulletin: Was ist das Faszinierende am Klippenspringen? anna bader: Das Kräfte­ messen mit der Schwerkraft … ganz ohne Hilfsmittel. Wo befinden sich die schönsten Spots? In der Schweiz, Thailand und auf Mallorca. Für mich persön­ lich fing alles in Rick’s Cafe in Negril auf Jamaika an. Dort springen die Einheimischen direkt von der Klippe vor dem Pub in das türkisblaue Meer.

90 km/h im freien Fall … wie fühlt sich das an? In der Luft selbst merkt man davon nichts. Da fühle ich mich fast schwerelos. Hast du manchmal Angst? Die Kräfte beim Eintauchen sind enorm … und jeder Fehler wird schmerzhaft bestraft. Angst ist ein guter Ratgeber. Bekommt man sie in den Griff, fördert sie die Konzentration. Nimmt sie überhand, ist man wie gelähmt. Gibt es Vorbilder unter den männlichen Kollegen? Orlando Duque hat die beste Eintauchphase, Gary Hunt ist der Schraubenpionier, Artem Silchenko der Spezialist für Handstandsprünge – die übri­ gens auch meine Stärke sind. www.annabader.com

Anna Bader: fokussiert auf den Gardasee

DAS GEWINNERBILD

Calgary

Die kanadische Olympiastadt erlebte beim Red Bull Rocks & Logs den ersten urbanen Endurocross. John Evely

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Baku

Snowmobile-Freestyler Daniel Bodin g­ enoss bei der Red Bull X-Fighters Jam die Gastfreundlichkeit Aserbaidschans. Denis Klero

Puerto del Carmen

Wegen Hitze, Wind, schlechtem Asphalt und vielen Höhenmetern ist der Ironman Lanzarote gefürchtet. Gines Diaz the red bulletin

Bilder: carlo cruz/red bull content pool, andrea de maria/red bull content pool, tobias kresse

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Bullevard

MotoGP-Fahrer Stefan Bradl (23) auf seiner 250-PS-Honda Startklar: BMXRennen im Ber­ liner Mellowpark

Dein Ticket zur Revolte

So klingt Guerilla-Disco „Zuerst haben die Leute blöd geguckt – dann waren auf einmal 600 Zuhörer da“, beschreibt die deutsch-kanadische Popband Wrongkong ihr bisher schönstes Red Bull Tourbus-Erlebnis – ein Guerilla-Konzert am Marktplatz von Ingolstadt im Juli 2010. Am 22. Juli rockt die Kombo rund um Frontfrau ­Cyrena Dunbar als Headliner das TourbusKonzert in Ulm. Was die Fans dort erwartet? „Tanzbare Disco-Musik – wir spielen unser komplettes Album durch.“ www.redbull.de/tourbus Wrongkong live: 22. 7. am Tourbus in Ulm

London „Taxi, bitte!“ Was wäre eine Londonreise ohne Fahrt mit einem Black Cab? Red Bull Soapbox Race, Daniel Lewis

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Lokalheld Legt Los

MotoGP-Pilot Stefan Bradl will bei seinem Heimrennen aufs Podium – obwohl ihm der Sachsenring nicht liegt. the red bulletin: „Zuhause ist’s am schönsten.“ Gilt dieses Motto auch für dein Heimrennen? Bradl: Es ist ein besonderes Gefühl, wenn dich ein Großteil der Zuschauer anfeuert. Aber der Sachsenring zählt nicht gerade zu meinen Lieblingsstrecken. Der Kurs ist eng und winkelig, was es fast unmöglich macht, die Power des Motorrads voll auszuspielen. Dein Rezept fürs Rennen? Ein gutes Qualifying fahren – weil Überholmanöver schwierig sind. Außerdem muss man über 30 Runden den richtigen Mix zwischen Aggressivität und ­Coolness finden.

Johannesburg I.D.A. präsentierten beim Red Bull Beat Battle in Südafrikas Metropole die beeindruckendste Choreografie. Craig Kolesky

Welches Resultat peilst du an? Einen Platz auf dem Podium. Du bist zu Beginn der Saison mehrmals gestürzt. Gab es Momente, in denen du an dir gezweifelt hast? Ich hab mir schon Gedanken gemacht. Aber ich ­wusste immer: Der Speed stimmt, du bist im Qualifying stark, gib einfach weiter Gas! Situationen, in denen es nicht läuft, gehören zum Job. Umso schöner war mein vierter Platz beim Italien-GP von Mugello Anfang Juni. Dein Saisonziel 2013? An den letzten Set-up-Problemen ­arbeiten und konstant unter die Top 5 fahren. MotoGP in Deutschland: 14. Juli am Sachsenring; www.stefanbradl.com

Osaka Josh Sheehan zeigte einen spektakulären Sprung vor Osakas Sonnenturm – bewölkt blieb es dennoch. Red Bull X-Fighters, Jason Halayko the red bulletin

Bilder: david ulrich/red bull content pool, gold & goose/Gepa Pictures (2), Thomas riese

Mehr als 5000 Zuseher jubelten 2012 Sieger Twan van Gendt (Niederlande) bei der ersten Auflage von Red Bull R.Evolution im Berliner Mellowpark zu. Am 17. ­August gastiert die Crème de la Crème der internationalen BMX-Racer-Szene erneut im Berliner Ortsteil Oberschöneweide. Tickets für den Supercross-Wettkampf sind ab fünf Euro erhältlich, der Event wird außerdem per Live-Webcast übertragen. Tickets und Event-Infos: www.redbull.de/revolution


Bullevard

Meine Welt

Hugh Jackman

Mit tierischem Instinkt und imposanten Koteletten brilliert der Australier in Kitsch-Musicals und Action-Krachern. Aber was passierte bei seinem Filmdebüt auf Chinesisch? Ein Karriere-Schnellcheck.

Sein Chinesisch

Seine Live-Panne Hugh Michael Jackman, geboren am 12. Oktober 1968 in Sydney, ist ein formidabler Musical-Darsteller. Als Gaston in „Die Schöne und das Biest“ passiert ihm aber ein Malheur: Er pinkelt sich in die Hosen. Jackman: „Ich hatte zu viel Wasser getrunken.“

Seine Steak-Diät

Um die nötige physische Präsenz des b ­ ärtigen Mutanten Wolverine (Vielfraß) zu erlangen, verspeist Jackman – der als schmächtiger Teenager „Wurm“ gerufen wurde – täglich ein 350-Gramm-Steak. Sein aktueller Rekord im Bank­drücken: 143 Kilo.

Sein Ohrwurm

text: Toby Wiseman. illustration: lie-ins and tigers

Bei den Dreharbeiten zum Musical-Film „Les Miséra­ bles“ muntert sich Jackman mit Heavy Metal im Ohr auf – nicht ohne Folgen: „Wenn ich heute die Szenen in den französischen Berge sehe, höre ich noch immer ,Cryin’ Like a Bitch‘ von Godsmack.“

Für seine Rolle in „Der Seiden­ fächer“ (2011) lernt Jackman ­einen Song in Mandarin und singt bei Co-Produzentin Wendi Deng Murdoch vor. Deren anfängliche Reaktion „Großartig!“ wird zu „Wie bitte?“ nach Ende des Lieds.

Seine Ego-Hilfe

Seinen „Sexiest Man Alive“-­ Ehren (2008) zum Trotz zollt Jackman seinem MutantenAlter-Ego Respekt: „Ich war jeden Tag dankbar, Wolverine spielen zu dürfen. Denn ich bin ein introvertierter Mensch. Ihn zu verkörpern wirkt extrem befreiend.“

Seine Kult-Rolle

In „The Wolverine“ spielt Jackman 2013 zum siebten Mal seinen Kult-Charakter. Den größten FilmWiederholungstäter wird er trotzdem nie einholen: Der Japaner Shintaro Katsu verkörperte den Schwertkämpfer Zatoichi in 26 Filmen und 100 TV-Folgen.

Sein Neo-Partner

Sein TV-Quickie

Schlicht desaströs scheitert 2007 ein Remake des BBC-Comedy-Musicals „Blackpool“ mit Jackman als Hauptdarsteller und Produzent: In den USA wird die Serie nach zwei von acht Episoden eingestellt, in Australien sogar nach einer.

Das nächste Filmprojekt: der ­ ntführungsthriller „Prisoners“ E an der Seite von Jake Gyllenhaal ­unter der Regie des Kanadiers ­Denis Ville­neuve. Jackman: „Mich erinnert Denis an (‚Batman‘-Regis­ ieselbe seur, Anm.) Chris Nolan: d visionäre Kraft und Dynamik.“

„The Wolverine“ feiert am 24. Juli Weltpremiere, Trailer zum Film: www.thewolverinemovie.com the red bulletin

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illustration: dietmar kainrath

Bullevard

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the red bulletin


Sebastian Vettel for Pepe Jeans London

“The F1 FORMULA 1 Logo, F1, FORMULA 1, FIA FORMULA ONE WORLD CHAMPIONSHIP, GRAND PRIX and related marks are trade marks of Formula One Licensing BV, a Formula One group company. All rights reserved.”


Bullevard

Mein Körper und ich

clemens doppler

Zwei Kreuzbandrisse? Egal, der zweifache Beachvolleyball-Europameister Clemens Doppler schwört auf 130-KiloKniebeugen – und auf seine Tattoos.

Schulterfrei

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Am verletzungsanfälligsten sind grundsätzlich die Schultern. Durch tausende Smashes und harte Services werden Bänder und Gelenke enorm beansprucht. Aus diesem Grund arbeite ich intensiv mit Thera-Bändern, mit denen ich die Schlag­ bewegung simuliere.

Beachvolleyball-EM 2013, 30. 7.–4. 8., Klagenfurt, www.doppler-horst.com

auf eine Karte

1 Stabilisator

Bei einer Größe von zwei Me­ tern wiege ich 85 kg (nach der Saison 3 kg weniger). Wichtig: eine starke Rumpfmuskulatur, die sich vor allem mithilfe von Gymnastikbällen und Übun­ gen auf instabilem Untergrund trainieren lässt. Zweimal pro Woche steht Physiotherapie auf dem Programm.

Kniefall

Auf tiefem Sand ist eine explosive Sprungkraft ent­ scheidend. Trainiert wird die Beinmuskulatur mit verschie­ denen Variationen von Knie­ beugen – in der Aufbauphase mit viel Gewicht und wenigen Wiederholungen (130 kg/ 6 Wiederholungen/4 Sätze), in der Schnellkräftigungs­ phase wird die gleiche Übung mit nur 100 kg, dafür aber explosiv ausgeführt.

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Meine schwersten Verlet­ zungen erlitt ich beim „Beachen“. Einen Monat vor den Olympischen Spielen 2004 riss ich mir das linke Kreuzband – zwei Jahre später am Centercourt von Klagenfurt erneut. Im Zuge einer Meniskus-OP wurde 2011 die damals eingesetz­ te Schraube aus dem Knie entfernt. bild: philipp forstner

2 Hochexplosiv

4

Alle meine Tattoos erinnern mich an Momente meines Lebens. Mein erstes: mit 17. Das Motiv? Natürlich ein Volleybal­ ler – alles andere hätten meine volleyballbegeisterten Eltern nicht erlaubt. Als Vorlage diente ein Spieler in einem US-Volley­ ballmagazin. Vielleicht kommt ja am Oberarm unter das PikAss neben 03 und 07 (die Jahre meiner EM-Titel) noch eine dritte Zahl hinzu: 13.

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Bullevard

Die Sieger des Monats

Das Glück, das die einen sprachlos macht, ist ein Vogerl, das für die anderen „Birdie“ heißt. „Ich bin sprachlos“, meinte Jordy Smith (RSA) nach seinem Sieg über Adriano de Souza (BRA) beim Billabong Rio Pro. Das war Jordys erster Sieg auf der ASP World Tour außerhalb Südafrikas.

Sängerin Jen Bender mit Keyboarder Raphael Schalz (l.) und Drummer Chriz Falk

Kreatives Chaos

Bilder: christoph schaller, ryan miller, getty images (2), sebas romero/red bull content pool. illustration: dietmar kainrath

Das Berliner Trio Großstadtgeflüster wirft Pop, Punk und Elektro in den Zauberkessel und mixt daraus Hits. Frontfrau Jen Bender erklärt, wie. the red bulletin: Euer aktuelles Album „Oh, ein Reh!“ strotzt nur so vor guter Laune. Wart ihr im Studio immer toll drauf oder ist die Stimmung Teil des Konzepts? jen bender: Konzept? Nee, wir sind und bleiben eben Chaoten (lacht). Dass die Platte so lebensbejahend geworden ist, war eher Zufall. Vielleicht liegt’s daran, dass wir mittlerweile alle Ent­scheidungen gemeinsam treffen. Was meinst du damit? Wir werfen, was den Sound betrifft, alle unsere Ideen auf einen Haufen – dadurch entsteht diese bunte, verrückte Mischung, die man nicht zuordnen kann. So würde ich „Oh, ein Reh!“ beschreiben. Wie kam es zu dem putzigen Albumtitel? Wart ihr auf der Jagd? Zu Beginn kamen nur scheiß Vorschläge, was den Titel betrifft. ­Irgendwann sagte unser Keyboarder Raphael aus vollster Überzeugung: „Der Nächste von uns, der was sagt – das ist der Titel.“ Wir fuhren gerade durch den Wald, die Sonne schien und plötzlich kam vom Rücksitz, von unserem Techniker: „Oh, ein Reh!“ Wir haben uns an die Abmachung gehalten – das Schicksal wollte es so. Welcher ist dein persönlicher Lieblingssong auf der Platte? „1000 Tonnen Glück“, weil er aus tiefstem Herzen kommt, so kritisch und moralisch er auch ist. Und „Ende Gelände“: Der ist einfach so aus mir rausgesprudelt und ist irgendwie ein Querschnitt all meiner Launen. Im Juli spielt ihr einige Konzerte in Deutschland. Habt ihr Überraschungen in petto, was eure Bühnenshows betrifft? Es wird guten Ton geben. Und tolles Licht. Wir werden aber nicht mit Hörnern auf dem Kopf auf die Bühne reiten oder uns von einem Zeppelin abseilen lassen. Das können wir uns nämlich nicht leisten – noch nicht! Großstadtgeflüster live: 6. 7., Rostock rockt, Rostock; 21. 7., Deichbrand Festival, Cuxhaven; 27. 7. Juicy Beats, Dortmund; alle Tour-Termine: www.gsgf.de the red bulletin

Per Birdie am 4. Extra­ loch kürte sich Golfer Matteo Manassero (20, ITA) zum jüngs­ ten Sieger in der Ge­ schichte der BMW PGA Championship in Wentworth (UK).

Bei feucht-nassen Bedingungen kämpfte sich Dani Pedrosa (ESP) beim MotoGP von Le Mans von Platz 6 bis an die Spitze des Feldes vor und siegte letztlich souverän.

3-mal Gold bei den X Games in Barcelona: Ronnie Renner (Bild, USA) triumphierte beim MX Step Up, Pedro Barros (BRA) im Skate­ board Park und Garrett Reynolds (USA) beim BMX-Street-Contest.

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Magic Moment

Yannick hebt ab

Die Mission des Münchner Fotografen Lorenz Holder ist so eindeutig wie herausfordernd: Ästhetik und Eleganz des Slopestyle-Mountainbike-Sports in einem einzigen Bild auszudrücken. Der Event? Red Bull Berg Line. Der Rückspiegel links im Bild? G ­ eliehen von einem Bagger, erklärt Holder. Die Schwierigkeit? „Mein Zeitfenster war schmal, weil ich die Sonne im Spiegel haben wollte.“ Holder ­wartete, bis sich der Franzose Yannick Granieri über die Rampe katapultierte. Und drückte ab.

Bild: Lorenz Holder

Das Making-of-Video zum Foto-Shooting: www.redbull.de/bike

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Bullevard

Formelsammlung

Spritztour

Kaltstart: Flyboard-Pilot David Goncalves (FRA) bei der Qualifikation für den Worldcup-Event in Doha, Katar.

bild: getty images. Illustration: Mandy Fischer

Sich mit der Kraft des Wasserstrahls in die Luft erheben: der Flyboard-Antrieb, physikalisch erklärt*. DüsenKraft: Eine Jet-Ski-Turbine, ein Verbindungsschlauch, vier Steuer­ düsen – fertig ist das Sportgerät, mit dem man laut Hersteller „wie ein Delphin tauchen und wie ein Vogel fliegen“ kann. Um auf dem Flyboard abzuheben, muss die Kraft des nach unten ausströmenden Wassers größer sein als die Schwerkraft. Die Schwerkraft von Plattform und Pilot ergibt sich aus dem Produkt der Gesamtmasse und wirkt nach unten: FSch = –(mPi + mPl)g. Hier sind mPi und mPl die Masse des Piloten und der Plattform, g ist die Erdbeschleunigung. Die nach oben wirkende Kraft entsteht durch das Wasser, das durch die Düsen ausströmt. Es wird mit einer Geschwindigkeit v¹ im Schlauch nach oben gepumpt, durch ein Rohrsystem umgelenkt und schießt mit einer Geschwindigkeit v² wieder aus den Düsen. Die Plattform übt eine Kraft auf das Wasser, FW, aus und lenkt es nach unten um. Dadurch ­ändert sich der Impuls des Wassers. Die Kraft entspricht genau der Impulsänderung. Zu jeder Kraft gibt es eine gleich große in die Gegenrichtung wirkende Kraft. Diese Kraft, FPl, hält die Plattform in Schwebeposition. Nun können wir abschätzen, wie viele Liter pro Sekunde ausströmendes Wasser nötig sind, um Plattform und Pilot zu tragen: Dazu müssen wir die Gewichtskraft mit der Änderung des Impulses des Wassers mit der Zeit gleichsetzen. Die Impulsänderung ist das Produkt der Masse des Wassers, das pro Zeiteinheit auf die Plattform trifft, mal Änderung der Geschwindigkeit des Wassers. Woraus wir die Gleichung –(mPi + mPl)g = W(v² – v¹) erhalten. g ist, siehe oben, die Erdbeschleunigung. Die Wassermenge, die pro Sekunde in die Plattform fließt, nennen wir W. W ist das Produkt aus der Dichte des Wassers, der Geschwindigkeit und der Querschnittsfläche des Einlasses, A¹. In die Plattform fließen pro Sekunde W = r v¹ A¹ Liter Wasser. Oder anders gesagt, die Geschwindigkeit des Wassers am Einlass ist v¹ = W/(r A¹). Dabei ist r die Dichte des Wassers. Da der Querschnitt der vier Düsen, A² , insgesamt kleiner als der Einlass ist, kommt das Wasser schneller wieder aus den Düsen, als es hineingepumpt wird: nämlich mit einer Geschwindigkeit von v² = –v¹(A¹/A² ). Fazit: Nehmen wir eine Gesamtmasse von mPi + mPl = 100 kg, eine Eintrittsfläche von 80 cm² und die Querschnittsfläche aller Düsen mit 50 cm² an, macht das 55 Liter Wasser pro Sekunde, die mit 40 km/h aus den Düsen schießen, um Piloten und Board eine Sekunde lang schweben zu lassen. Düsenjäger: „Eine Mischung aus Jet-Skiing, Wakeboarden und Kitesurfen“ schwebte dem Franzosen Franky Zapata vor, als er 2011 das Flyboard konstruierte. Ein Jahr später kürte sich sein Landsmann Stéphane Prayas zum ersten Weltcupsieger der jungen Disziplin, in der Punkterichter die Freestyle-Manöver der Fahrer bewerten. www.zapata-racing.com; Videos: www.youtube.com, Suchwort: Flyboard * Prof. Thomas Schrefl unterrichtet und forscht an der FH St. Pölten und an der   Universität Sheffield, Großbritannien. Mitarbeit an der Juli-Formel: Konrad Holzner, Student im 8. Semester (Lehramt Physik/Bewegung & Sport) an der Uni Salzburg.

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Bullevard

Zahlen des Monats

Unmögliche Champions Ein blinder Bogenschütze? Ein leichtgewichtiger Sumoringer? Ein epileptischer Hürdenläufer? Ein Blick auf die erstaunlichsten Sportlerkarrieren der Welt.

Kleinster Profi der NBA-Geschichte

Sumoringer wiegen üblicherweise 150 Kilo, mindestens. Und sind Japaner. Pavel Bojar hingegen ist Tscheche und bringt „nur“ 98 kg auf die Waage. Im Jahr 2000 wurde er als Dritter der Sumo-Junioren-WM in ein japanisches Team auf­genommen. Seither hat er sich unter dem Kampfnamen Takano­ yama in die höchste SumoLiga hinaufgerungen, obwohl er stoffwechselbedingt nicht an Masse zulegen kann.

218

Gewichtsprobleme anderer Art plagten Fußballer Jan Mølby. Der Däne schleppte als Profi locker zehn Kilo Übergewicht mit sich herum – freilich nicht weit, denn sein Wirkungsbereich ging über den Mittelkreis kaum hinaus. Dennoch wurde „Big Jan“ in Liverpool mit 218 Liga-Einsätzen zur Kult­ figur der Neunziger. Zitat auf der Klub-Web­site: „Der beste Pass­ geber, der je das rote Trikot trug.“

Dai Greene

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Pavel Bojar Manoel dos Santos alias Garrincha

699

Juristisch gesehen ist Im DongHyun blind: nur 15 Prozent Sehkraft am linken, 20 Prozent am rechten Auge. Dies hinderte den Koreaner nicht, bei der OlympiaQualifikation 2012 in London mit 699 Ringen den Weltrekord im Bogenschießen aufzustellen. ­Unglaublich? Nein: Dank seiner außergewöhnlichen „Muscle ­Memory“ kann der 27-jährige ­Treffer exakt wiederholen.

160

Tyrone Bogues schaffte es aus dem Ghetto von Baltimore in die großen US-Basketballstadien – was allein eine Heldengeschichte ist. Was „Muggsy“ aber zum AllTime-Hero macht, ist seine Größe: Mit nur 160 cm ist er bis heute kleinster Spieler der NBA-Historie. Sein Erfolgsrezept? „Seit ich ein Kind war, sagten mir alle, dass nur zwei Meter große Spieler NBAProfis werden können. Ich habe einfach nicht zugehört.“

Er gilt als bester Rechtsaußen der Fußballgeschichte, dabei war es verblüffend, dass er überhaupt laufen konnte: Der Brasilianer Garrincha kam 1933 mit einem Xund einem O-Bein zur Welt. Als Kind riet ihm ein Arzt nach der OP: „Spiel Fußball, das stärkt die Beine.“ Ein den Fußball revoluti­o­ nierender Rat. Garrincha drib­ belte sich mit Brasilien 1958 und 1962 – da war er mit vier Toren Schützenkönig – zum WM-Titel.

400

Im Dong-Hyun bei Olympia 2012

2011 krönte sich Dai Greene im südkoreanischen Daegu zum Weltmeister über 400 Meter ­Hürden – als Epileptiker. Noch erstaun­licher: Der gebürtige Waliser verzichtet der Karriere wegen auf Medikamente. „Ich spürte, dass die Tabletten mir sportlich schadeten, also setzte ich sie ab“, so der 27-Jährige. „Wie ich das Anfall-Risiko minimiere? Regelmäßiger Schlaf und kein Alkohol.“ the red bulletin

bilder: corbis, getty images (4), imago

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„Big Jan“ Mølby


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Auf Mexikos illegalen Rennstrecken zählt nur eines – Geschwindigkeit. Wer siegen will, setzt alles auf eine karte. auch sein Leben. Text: Rogelio Rivera, Bilder: Tomasz Gudzowaty 33


Der Starter reisst die Arme nach 足u nten. Im Ziel kriegt nur der Sieger Applaus.

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Armando Cerda und Miguel 足Romero, zwei Teilnehmer der illegalen Rennen, bereiten sich mit ihrem 68erDodge-Charger auf eines vor.

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Das Rennen findet nicht nur zwischen zwei Rivalen statt. Es ist auch eines ­zwischen sich und den eigenen Ängsten. Bieten rund um die Uhr erste Hilfe für Racer wie Eric Garcia ­Rojas: die Vulcanizadoras (auf gut deutsch: Reifenflicker)


A n die fünf Millionen Autos verwandeln die Straßen von Mexico City Tag für Tag in einen ausweglosen gigantischen Parkplatz. Diese Masse, die in stets gleichem Rhythmus durch die Stadt quillt, ist ein Chaos, aus dem es kein Entrinnen gibt. Oder doch? In heruntergekommenen Gegenden in den Randbezirken, auf verwaisten Stellplätzen und abgelegenen Straßen, in verwahrlosten Garagen und Lagerhallen holen sich illegale Rennfahrer ihre verlorene Freiheit ein Stück weit zurück. In kühn auffrisierten Autos brechen sie dabei unbekümmert alle Regeln, auf der Suche nach Adrenalin und Emotionen. „Ich bin ganz einfach süchtig nach ­Geschwindigkeit“, gesteht Joaquín, einer dieser heimlichen Speed-Junkies, stell­ vertretend für seine Kumpane. „Ich war schon in diese Rennen verliebt, da hatte ich noch nicht einmal den Führerschein. Meine Freunde und ich haben uns damals ganz einfach samstagnachts zu diesen Treffen geschlichen und zugeschaut.“ Was diese Rennen auch ausmachen mag, der Reiz des Verbotenen, die Faszination der Technik oder Flucht aus dem Alltag: Sie sind immer ein wildes Fest. „Alle meine Freunde sind da, wir spielen Musik, rauchen, trinken, baggern Mädchen an, lernen neue Leute kennen“, erläutert Joaquín. Das Einzige, was so eine Feier kaputtmachen kann, sind Polizeipatrouillen. Joaquín: „Wenn wir die Sirenen ­hören, heißt es schnell abhauen.“ Die mexikanische Polizei hat für die ­illegalen Rennen kein Verständnis und geht rigoros gegen sie vor: Autos werden beschlagnahmt, die Rennfahrer verhaftet. Im Gegenzug hat die Polizei jedoch Orte definiert, wo diese Veranstaltungen kon­ trolliert stattfinden können, inklusive ­Sicherheitsmaßnahmen für Fahrer und Zuschauer. Das ergibt aber keinen rechten Sinn, beziehen diese Rennen ihre Faszination doch zu einem Gutteil daraus, mit der Polizei Katz und Maus zu spielen. Die Geschichten, die sich Joaquín und seine Freunde an den Lagerfeuern erzäh38

Der Lebens­ mittelpunkt hat vier Räder. Die Autos ­werden gekauft, ­repariert, getunt, ­gefahren und vor allem stolz zur Schau gestellt.



Abgelegene Strassen, Leere Parkhäuser, verwaiste ­Lagerhallen: Je verlassener, desto besser.


Hugo Loyo am Steuer seines Renners. Im Bild links unten schraubt Hugo an einem Dodge Charger, Baujahr ’70. José Alberto Eleuterio, einer der jüngeren Rennfahrer, ­wartet auf ihn.

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Die Renn­ strecken atmen das Gefühl des Verbotenen. Auch wenn der Staub dicht über ihnen hängt.

len, haben stets die gleichen Dinge zum Inhalt: Tempo, Alkohol, Unfälle, Sterben – und Überleben. „Einmal ‚lieh‘ sich ein Freund das Auto seines Vaters und fuhr damit ein Rennen. Natürlich bauten wir prompt einen Unfall. Das Auto war Schrott, und mein Freund kam nur des­ halb nicht ins Gefängnis, weil ein Onkel die Polizei schmierte.“ Joaquín und seine Kumpel hatten sogar doppelt Glück: Bis auf ein paar blaue Flecken waren sie un­ verletzt geblieben.

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lessuren sind noch leichter zu verschmerzen als eingedrückte Kot­ flügel: In ihre Wagen stecken die Fahrer nicht nur viel Zeit, sondern häufig ihr ganzes Geld. Es ist nicht billig, Klassiker wie einen 69er-Ford-Mustang, einen 70erChevrolet-C10 oder einen 66er-PlymouthValiant-HardTop so hinzukriegen, dass sie bei den Rennen punkto Optik und Leistung vom kritischen Publikum gut­ geheißen werden. „Tempo kostet Geld“, stellt Joaquín eine simple Gleichung auf. „Meine Wagen sind immer so schnell, wie es meine Geldbörse erlaubt.“ Bei den Rennen selbst wird nicht um Geld gefahren. Man gewinnt den Respekt der anderen, mehr nicht. Das hat sich in all den Rennjahren in den Hinterhöfen nicht geändert: Die Fahrer, egal ob sie 15 sind oder 45, nehmen Herausforderungen nur aus einem einzigen Grund an – um zu beweisen, dass sie besser sind. „Viele Leute fragen mich, warum mir diese Rennen gefallen“, sagt Joaquín. „Ich antworte dasselbe wie ein professioneller Rennfahrer: Ich will das Auto an neue Grenzen führen.“ Doch oft gehe es nicht um den Wettstreit zwischen zwei Rivalen, ergänzt Joaquín ernst: „Das tatsächliche Duell findet zwischen meinen Ängsten und mir selbst statt.“ Und dafür ist Joaquín ­bereit, alles zu riskieren: „Meine Freundin weiß, dass sie – wenn sie mich liebt – mich und meine Leidenschaft für die Geschwin­ digkeit akzeptieren muss. Seit einiger Zeit begleitet sie mich nicht mehr zu diesen Treffen. Irgendwer muss mich ja später im Leichenschauhaus identifizieren kön­ nen, sagt sie. Ich antworte dann immer, dass ich mein Auto nur gegen einen Roll­ stuhl oder einen Sarg eintauschen werde. Ich werde nie mit diesen Rennen aufhören. Ich bin süchtig nach der Geschwindigkeit, und es gibt nichts, was mich kurieren könnte.“ 43


SURF SPECIAL

Die

GOLDEN BOYS Sie sind jung, sie sehen gut aus, ihr Sport macht sie reich: Eine neue Generation von Athleten tritt an, um Surfen neu zu erfinden. Text: Stuart Cornuelle

Julian Wilson durchsurft spektakulär eine „Pipe“ an der North Shore, der Nordküste von O‘ahu, Hawaii.

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Bilder: Kirstin Scholtz/getty images


Z

Julian Wilson beim Quiksilver Pro an der Gold Coast, Australien

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urück in Oregon. Julian Wilson steht ­mittlerweile unter der Dusche. Er ist seit zwei Wochen hier im Headquarter seines ­Sponsors, um sich auf die nächste Saison der ASP World Tour vorzubereiten. Zwei Trainingseinheiten pro Tag, dazwischen sitzt er in Design-Meetings, in denen die technischen Eigenschaften extra dehnbarer Surfshorts ausführlich diskutiert werden. Er zieht sich zu Zeiten ins Zimmer seines Innenstadthotels zurück, zu denen üblicherweise die Partys losgehen. Er trinkt Wasser, schläft lang und isst viel. Die Zeit in Oregon ist für ihn ein einziger großer Business-Termin. „Heutzutage ist das einfach so“, sagt er, „die Jungs trainieren alle hart. Und es ist ­allen wichtig, wie sie rüberkommen. Ausgehen, ­Partys, diese Dinge haben ja das Bild vom Surfen lange Zeit geprägt, ein Sport, bei dem du entspannt um die Welt reist, eine fette Zeit hast und dafür b ­ ezahlt wirst. Das hat sich geändert. Wenn du heute noch so denkst, the red bulletin

Bilder: Kirstin Scholtz/Getty Images, Graham Shearer

er nächste Strand und das nächste Surfboard sind meilenweit entfernt, und es regnet im Westen Oregons. (Und Oregon ist großzügig, was Regen anbelangt.) Eigentlich also ein Tag, an dem jemand wie Julian Wilson die Beine hochlegen sollte. Doch Julian Wilson atmet schwer und schwitzt. Er wälzt einen mächtigen Traktorreifen über den Boden einer Turnhalle, ­angefeuert von einem Trainer. Der Australier Julian Wilson, 24, ist Surfer – und zwar einer der besten der Welt. Das Fitness-Studio ist Teil eines hochmodernen Komplexes, den Sportartikelhersteller Nike für seine Athleten gebaut hat. Wilson kippt den zwei Meter großen Reifen noch einmal über die Achse, dann wechselt er an den Speedbag (vulgo Maisbirne), bevor er die Einheit mit einem Satz Stiegensprints beendet. Die Szene hat nicht viel mit Surfen zu tun. Oder doch? Julian Wilson hat allein im Vorjahr 300.000 US-Dollar Preisgeld gemacht, ein Vielfaches davon kam an Sponsoreinnahmen dazu. Und er schwitzt, um seinen Sport zu verändern. Wilson ist Teil einer Generation, die Surfen nicht mehr als Gegenkultur versteht, sondern als knallharten Leistungssport, in dem sie Karriere macht, als Teil einer globalen Milliarden-Dollar-Industrie. Surfen hat sich gemausert, und zwar weltweit, von Australien bis Island, von Marokko bis Brasilien. Aktien von Surf-Marken werden an der Wall Street gehandelt. Kids mit Surf-Talent besuchen längst ­keine herkömmlichen Schulen mehr, sondern werden von Hauslehrern unterrichtet. Der Hawaiianer John John Florence, 20, ist das Vorbild einer ganzen Generation solcher Surf-­ Wunderkinder, die sich BMWs leisten können, lang bevor sie einen fahren dürfen. Sehr lang. Florence war sechs, als er seinen ersten Sponsorvertrag bekam. Trotz seines rasanten Wachstums ist Surfen bei weitem nicht so populär wie andere Sportarten. ­Sogar Action-Sportarten wie Snow- oder Skateboarding bringen es auf mehr Mainstream-Präsenz. Ein halbes Jahrhundert nach dem Roman und Film „Gidget“ (heißt in der deutschsprachigen Fassung, nicht ganz glücklich übersetzt, „April entdeckt die Männer“), der die Faszination des Surf-Lifestyles erstmals ausformulierte, ist Surfen in Wahrheit immer noch nur an den Küsten mehrheitsfähig. Wilson und seine Kollegen könnten das ändern. Sie wollen Surfen in die globalen Wohnzimmer bringen. Ihr Rezept? Noch besserer Sport. Noch klügeres Management. Noch schlauere PR-Strategien. Und noch mehr Geld. Tatsächlich werden immer mehr Dollars investiert, um Stars aufzubauen und zu vermarkten: Kerle wie Florence, der Kalifornier Kolohe Andino, der Südafrikaner Jordy Smith und das brasilianische Talent Gabriel Medina sollen neue Zielgruppen für Surfen gewinnen.


Julian Wilson GEBOREN: 8. November 1988 HEIMATSTADT: Coolum Beach, Queensland, ­Australien Fakt 1: Bevor er auf den Shortboards zum Star wurde, ­gewann Julian als Vierzehnjähriger den australischen Junior-Longboard-Titel. Fakt 2: Als Botschafter für die National Breast Cancer Foundation verwendet Julian pinkfarbene Boards, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken und Geld zu sammeln.


John John Florence GEBOREN: 18. Oktober 1992 HEIMATSTADT: Honolulu, ­Hawaii, USA Fakt 1: John John ist der älteste von drei Brüdern, die alle professionelle Surfer sind. Fakt 2: Mit dreizehn war John John jüngster Teilnehmer in der Geschichte von Hawaiis prestigeträchtiger Triple Crown Surf Series. Sechs Jahre später wurde er zu ­deren jüngstem ­Gewinner.

John John Florence bei den Billabong Pipe Masters vor Hawaii


Dane Reynolds unterschrieb einen Vertrag mit Quiksilver über ­kolportierte 23 Millionen Dollar.

Bilder: ASP/ Robertson, Kirstin Scholtz/Getty Images

John John bei einem Interview im Rahmen des Billabong Pro Teahupoo in Französisch-­ Polynesien

bist du hoffnungslos hinten nach.“ Das Wort „Professionalität“ ist vielleicht der größte Aufsteiger in der Welt des Surfens. Die alten G ­ eschichten über Wettkämpfe, die man high bestritt oder verkatert, als man sich am Morgen des Contests ein Board lieh, die sind vor allem eines: alt. Die heu­tigen Profis tauschen sich über Fitness aus, über Ernährung, per­fekte Vor­bereitung auf Contests. „Die Generation, die auf uns folgt, ist noch früher noch ernsthafter, als wir es waren“, sagt Florence, der im Oktober erst 21 Jahre alt wird. „Sie ­trainieren noch mehr, noch härter, noch zielgerichteter, im mentalen Bereich ebenso wie im körperlichen. Und sie beginnen noch früher damit als wir.“ Zu einem ASP-Event gehören mittlerweile Coaches und Fitnesstrainer, Manager, Agenten und Kameraleute, die nur dafür angeheuert wurden, ­keinen Ride des Surfers zu verpassen, der sie engagierte. Fürs Warm-up ­stehen Ergometer und Gymnastikbälle bereit. Es gibt Massagetische und ­Catering mit gesundem Essen. „Es ist ein bisschen glatter geworden“, sagt Peter J­ asienski vom Ausrüster Hurley, der eng mit Wilson, Andino und Florence zusammenarbeitet. „Den Jungs ist der Einfluss bewusst, den sie auf das ­Publikum haben. Das ist der große Unterschied zu früher.“ Die Ergebnisse überraschen nicht: Surfen bietet besseren Sport, bessere Vorbilder und ein besseres Image denn je – das alles ist Musik in den Ohren von Sponsoren und Industrie. the red bulletin

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or zwei Jahren unterschrieb Dane Reynolds, damals 25 Jahre alt und noch ohne Sieg auf der World Tour, einen Sechs­ jahresvertrag mit Quiksilver über kolportierte 23 Millionen Dollar. Wenn einer der Top-Rider auf den Markt kommt, brechen regelrechte Kriege unter Sponsoren und Ausrüstern aus. Als es 2007 darum ging, Jordy Smith zu angeln, organisierte Nike angeblich sogar einen ­Anruf von Tiger Woods, um den Teenager für die Marke mit dem Swoosh zu gewinnen. Der Umsatz der globalen Surf-Industrie übersprang vor ein paar Jahren die 6-Milliarden-DollarMarke. Bis 2017 soll sich diese Zahl verdoppelt haben. Wenn also Surfer begonnen haben, sich wie profes­ sionelle Athleten zu benehmen, liegt das daran, dass ein Sieg auf der World Tour heute einen Scheck mit einer sechsstelligen Zahl drauf bedeutet und eventuell noch einiges an Sponsor-Bonus dazu. Doch der Schein trügt. Die großen Marken werfen nicht einfach mit Geld um sich. 2012 stellte Quik­silver Dane Reynolds’ Signature-Brand Summer Teeth ein, gemeinsam mit anderen Submarken, ein wahrer ­Einsparungs-Rundumschlag. Billabong sucht hände­ ringend nach Kapital, die Aktie steht bei 45 Cents, vor fünf Jahren notierte sie noch bei zwölf Dollar. Analog Clothing, eine Marke von Burton, feuerte das gesamte Team und verließ das Surf-Business vergangenen ­Oktober. Diese Turbulenzen erinnern daran, wie klein der Surf-Markt im Kern nach wie vor ist. Große Surf-­ Marken werden dadurch groß, dass sie es schaffen, ihre Ware auch abseits der Strände zu verkaufen, in Städten tief im Landesinneren und vor allem auch an Kunden, die selbst nicht surfen. Zuletzt gelang ihnen das nicht mehr befriedigend. Das liegt an der allgemeinen Wirtschaftskrise, an Trend- bzw. Geschmacksänderungen bei den Konsumenten – in jedem Fall ­gerät die Industrie unter Druck. Und das just in der Phase, in der der Sport auf den nächsten Level springt. ­Die Folge: Mittelklasse-Surfer verlieren ihre Verträge – zugunsten einer dünnen Athleten-Oberschicht, die so gut verdient wie nie zuvor. „Auch wenn es heißt, dass alle zu kämpfen haben, die Unternehmen und die Organisatoren der Contests: Es steckt heute doch mehr Geld im Surfen denn je“, sagt Florence, der gerade sein drittes Jahr auf der Tour verbringt. „Und ich rede nicht nur vom Geld für die Athleten. Ich rede auch vom Geld, das Events und Sponsoren mit Surfen machen.“ Florence hat gut reden. Er gehört der erwähnten Oberliga an. Das bedeutet Talent, aber auch harte ­Arbeit im Gym, Blood, Sweat & Tears mit Trainern und Mental-Coaches und jede Menge Kameralächeln. „Wilson, Andino und Florence sind für mich die prototypischen Vertreter des modernen Surfens“, sagt Jasienski. „Das hat nicht nur mit dem Geld zu tun, das in die Burschen investiert wird, sondern vor allem mit ihnen selbst und ihrer Einstellung. Sie haben das, was sie tun, als professionelle Karriere erkannt. Sie präsentieren sich gut in den Medien, sie sind sich ­ihrer Vorbildwirkung für die Jugend bewusst, und sie betreiben ihre eigene Marketingmaschinerie, Webauftritte inklusive.“ 49


Kolohe Andino

Bilder: Brian Bielmann/Red Bull Content Pool, Corbis

GEBOREN: 22. März 1994 HEIMATSTADT: San Clemente, Kalifornien, USA Fakt 1: Kolohes Vater Dino war in den 1980ern und 1990ern selbst Pro-Surfer; er ­gewann einen ­Bewerb der USMeisterschaften 1990 und war 1991 ASP Rookie of the Year. Fakt 2: Kolohes Spitz­name „Brother“ rührt schlicht ­daher, dass seine Eltern ihn so nannten, nachdem seine jüngere Schwester auf die Welt gekommen war. Achtzehn Jahre später wird er immer noch so gerufen.


E

s war 2007, als Julian Wilson bei einem ­Japan-Trip eine eigentlich durchschnittliche Welle erwischte … doch ein paar Augenblicke später hatte er einen Move erfunden, den er Sushi Roll nannte. Aufnahmen davon verbreiteten sich via Internet in Windeseile um die Surfwelt, Online-Fotos, Clips auf YouTube. Wilsons Sushi Roll eröffnete eine neue Ära des professionellen Surfens – nicht nur wegen des Tricks, sondern auch wegen dessen Verbreitung. Das ist sechs Jahre her. Und alles, was seither das Surfen prägte, funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip: Neues tun, kreativ sein, Grenzen über­ schreiten – und die Verbreitung der Bilder ebenso wichtig nehmen wie die sportliche Leistung, die sie dokumentieren. Die Entwicklung der Technologie hat dabei natürlich geholfen: Übertragungen wurden schneller, einfacher, qualitativ besser. Ein Ride erreicht die Fans, wo immer in der Welt sie sein mögen, noch bevor der Surfer seine Haare trockengerubbelt hat. Hightech-Multimedia-Equipment ist billig geworden, Social Media legen die Distributionskanäle in alle Welt. 2009 pflügte Jordy Smith seinen Rodeo Flip in die Wellen vor Indonesien, fast zeitgleich rollte er durchs Web. Und vergangenes Jahr brachte ­Florence einen Kurzfilm heraus, der seine besten Moves der vergangenen Monate ­zusammenfasste – ein Projekt, für das vor nicht allzu langer Zeit ein ganzes Team unterschiedlicher Spezialisten nötig gewesen wäre. Jetzt reichen zwei Leute für Produktion und Distribution. Auch Wilson und Andino haben längst Kameraleute angeheuert, die auf Abruf bereitstehen. In den letzten paar Jahren haben beide persönliche Blogs mit tagesaktuellem Filmmaterial veröffentlicht. Nie zuvor hatte es so un­mittelbaren Zugang zu bestem Surfen für Fans gegeben. Und nie zuvor war das beste Surfen so gut. „Das Surf-Publikum ist jetzt größer als zu der Zeit, als ich angefangen habe“, sagt Wilson, „in Australien ist Surfen überhaupt Mainstream. Es wird im Fernsehen übertragen. Und vergangenes Jahr während der US Open war auch auf ESPN eine Menge Surfen in den Top-Ten-‚Plays of the Day‘ zu sehen. Das sind positive Signale.“ Ebenso positive Signale gibt es von den Judges der Competitions: Sie h ­ aben sich endlich dazu durchgerungen, den riskanten und an das Skaten erinnernden Style der Kids anzuerkennen. ASP-Contests werden dadurch zu den größten globalen Bühnen des Sports und zu den wichtigsten Labors s­ einer Weiterentwicklung. Zu Events wie den diesjährigen US Open (20. bis 28. Juli, Huntington Beach, Kali­ fornien) strömen Millionen. Ab 2014 gibt es die Contests dank eines im vergangenen Jahr abgeschlossenen Deals ganz neu zu sehen. In Close-ups. Im Oktober 2012 erwarb eine Company namens

Folgen Sie Julian Wilson nach Australien zu einer Freesurf-Session in der Red Bulletin Tablet Edition. the red bulletin

Jordy Smith pflügte seinen Rodeo Flip in die Wellen vor Indonesien, fast zeitgleich rollte er durchs Web. ZoSea Media alle Rechte an der ASP World Tour. Und verfolgt ehrgeizige Pläne. Erstmals wird eine einzelne Gruppe – angeführt von Veteranen von MTV, Time Inc. und der NFL – Surf-Contests produzieren und senden. Surfen soll ein echter Zuschauersport werden. Und zwar endlich auch abseits der Küsten. „Zugänglichkeit ist das Zauberwort“, sagt Peter Jasienski von der Firma Hurley, die die Lizenz für einen der ­renommiertesten Events, das Hurley Pro in Lower Trestles in Südkalifornien, hält. „Die Hardcore-Surffans, die Bewohner der Küste, die sind ohnehin dabei. Aber es geht darum, mehr Leuten den Zugang zu dem Sport zu öffnen, zur Competition, zu der Energie und der Faszination, die drinsteckt.“ „Wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich nicht, dass es jemals Live-Über­ tragungen geben wird wie von Basketball oder von Fußball“, sagt Wilson. „Es ist schlicht zu schwierig zu planen – die Wellen, die Zeitfenster, die ganzen Sachen. Aber wenn sie die Events gut verpacken und ins TV stellen, die besten Wellen zeigen, Hintergründe beleuchten, erklären, wie das alles läuft, damit könnten sie ein großes ­Publikum packen.“ Ein großes Publikum – und große Werbekunden. Die Neuerungen von ZoSea werden viel Druck von den strauchelnden Surf-Marken nehmen, von denen derzeit noch jede zwei Millionen Dollar in die Hand ­nehmen muss, um große ASP-Events zu sponsern. ZoSea hofft, dass große MainstreamMarken auf­treten werden, mit großen Mainstream-Budgets. Und dann will Surfen den Turbo zünden.

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u Redaktionsschluss sind Wilson, Andino, Florence und der Rest der aktuell besten Surfer der Welt auf Tavarua Island beim Volcom Fiji Pro – einem Event, das eigentlich 2009 nach dem Ausfall von Sponsoren von der Tour verschwunden war. Sollten die Dinge in den nächsten Jahren rund laufen, wird es solche Probleme nicht mehr geben. Wenn sich alles wie geplant entwickelt, werden Wilsons S ­ ushi Rolls in eine Million Haushalte allein in den USA geliefert. Ein Sport, der zum Schritt vom Schattendasein in die Primetime ansetzt. Eine neue Generation von Stars, die ihn dorthin bringt. Eine begeisterte Fan-­Base, die weltweit wächst. Klingt nach einem guten Zeitpunkt, sich fürs Surfen zu interessieren. Die goldene Generation auf Twitter: @kolohe_andino; @johnjohnflorenc; @julian_wilson

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Die TALENTIERTE Miss

Campell Annina Campell ist der aufgehende Stern am Schweizer TV-Himmel.  Viel­ seitig, spontan und authentisch. Jetzt schaffte sie auch den Sprung ins Ausland. Text: Arek Piatek, Bilder: Mato

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ie spricht sieben Sprachen, flitzte einst auf Skiern für Stardesigner Willy Bogner die Bobbahn hinunter, war als WebTV-­ Urlaubsreporterin auf Schweizer Pisten unterwegs und kommentierte Freestyleund Handwerkersendungen ebenso wie Motocross- oder Moutainbike-Rennen. Annina Campells berufliche Vielseitigkeit ist wohl einer der Gründe, warum die 28-jährige Bündnerin mittlerweile angesagter ist denn je: Mit Starmoderator Nik Hartmann darf sie nun nach 2012 erneut die Schweizer Erfolgssendung „SRF bi de Lüt – Live“ moderieren, für ihre ganz eigene Show „Das Experiment“ plant der SRF bereits diesen Herbst eine Fortsetzung. Grenzüberschreitend ist ihr allerneuestes Projekt: Im Hinblick auf ­Action-Events nahm ServusTV sie kürzlich unter Vertrag – und machte sie zur ersten Schweizer Moderatorin im österreichischen Privatsender. the red bulletin: Annina, man sagt, es ist eine Kunst, im Fernsehen nicht arrogant zu wirken … annina campell: Gelingt mir das? Ziemlich gut. Freut mich, das zu hören. Ich kann mich nämlich selber so was von gar nicht einschätzen … Also, wieso beherrschen Sie diese Kunst? Wissen Sie, ich hatte schon als Kind im Hotel meiner Eltern Kontakt mit fremden Leuten, manchmal einfache Arbeiter, manchmal reiche Typen. Ich habe immer schon mit allen gequatscht. Plappermaul eben. Ich habe nie aufgrund sozialer Herkunft unterschieden. Und das ist bis heute so geblieben.

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” Was man nicht im Fernsehen sieht: Die Leute laufen oft davon, wenn sie eine Kamera sehen. Bei besonders hartnäckigen typen musst du dann eben deinen Charme spielen lassen. “ 54

Credit

Wollten Sie damals schon moderieren? Nein. Auch mit achtzehn nach der Matura nicht. Da fuhr ich mal ein halbes Jahr nach Hawaii, kam dann zurück und war planlos. Planlos, aber zufrieden. Ich jobbte kurz für die Edelmarke Jet Set … bis eines Tages mein Großvater sagte: „Im Radio Engadina nehmen sie Praktikanten auf. Du gehst jetzt sofort da hin und machst mal was Gescheites.“ Also hat sich der Beruf für Sie entschieden, nicht Sie für den Beruf … Na ja, ich bin Waage. Vom Sternzeichen und Aszendenten. Ich kann mich nun mal nie entscheiden. Auch das Studium später fing ich nur an, weil es eine Freundin machte (lacht). Während des Kommunikationsstudiums standen Sie das 1. Mal vor der Kamera … … im Auftrag von Willy Bogner, bei dem ich damals als Model jobbte. Es war in Grönland bei einem Schamanentreffen, bei dem es um die Klimaerwärmung ging. Es herrschte Eiseskälte, und wir sahen, wie das Eis ins Meer krachte, filmten, schnitten und berichteten. Und ich als Reporterin. Es gefiel mir … und dann sahen später noch meine Freunde die Aufnahmen und sagten: „Wow, das ist ja megacool!“ Danach moderierten Sie sich durch die Welt der Web-Sendungen – waren Ski­ urlaubsreporterin für razzia.tv und testeten Regalware bei neudings.tv. Hat Ihnen eigentlich jemals jemand das Moderieren beigebracht? Nein. Ich redete eigentlich immer so, wie ich normal auch reden würde. Es wirkt vielleicht deswegen nicht gekonnt, dafür vielleicht ein wenig natürlicher. Ich mach es einfach, auch wenn man es normalerweise nicht so macht. Bin da etwas freestyliger unterwegs … (lacht).


” Mit dem Mikro in der Hand rede ich so, wie ich normal auch reden würde. Es wirkt vielleicht etwas weniger ­gekonnt, dafür aber um vieles natürlicher. Ich mache es einfach, auch wenn man es normal nicht so macht. “

Credit

Sprachenwunder ­ nnina Campell: Je A nach Bedarf moderiert sie im TV auf Italienisch, Englisch, Französisch, Deutsch oder Rätoromanisch.

… und die Zuschauer fanden es gut? Vielleicht, weil es authentischer wirkte als manches andere. Bei razzia.tv hatte ich anfangs gewisse Vorgaben für die Arbeit vor der Kamera. Doch irgendwann befanden die Bosse: „­ Annina, nimm das Mikro und sei einfach du selbst. Das kommt ja doch am besten.“ Gab es auch peinliche Momente? Eine Menge. Einmal, kurz vor dem ­Engadiner Langlauf-Marathon, habe ich unseren Bundespräsidenten Ueli Maurer geduzt. Bis heute weiß ich nicht, ob er es bemerkt hat. Oder beim Radio Engadina habe ich als Praktikantin auf Sendung das gesagt: „Es ist halb zwölf … oh, Scheiße, es ist doch halb eins.“ Die Chefin war ­wütend, aber die Leute fanden es lustig. Das ist der Vorteil am Land. Die Menschen sind viel, viel lockerer. Nach welchen Kriterien wählen Sie auf Events Ihre Interviewpartner aus? Also vorweg: Die Leute laufen häufig ­davon, wenn sie eine Kamera sehen. In der Schweiz ist man schüchtern, und nicht jeder will sich im Fernsehen sehen.

Wie das geht? Du checkst einmal die ­Vibes ab und entscheidest spontan. Und wenn jemand besonders widerspenstig ist, du ihn aber unbedingt haben willst, lässt du eben deinen Charme spielen … Ihr ganz geheimer Trick für ein gutes Interview? Ich spreche möglichst wenig mit den Leuten vor einem Interview. Das lassen wir jetzt aber nicht als Trick durch. Ich bin überzeugt, dass Fernsehen nur dann gutes Fernsehen ist, wenn es nicht vom hohen Ross zum Seher spricht. Ich liebe es, wenn es spontan abläuft. Alles frei, alles aus dem Bauch. Deswegen führe ich, wenn es das TV-Format erlaubt, keine Vorgespräche. Denn beim zweiten Mal erzählen dir die Menschen vielleicht dieselben Sachen, aber sie erzählen sie eben anders. Nicht so spontan. Der Seher merkt vielleicht nicht, was da nicht stimmt, aber dass irgendwas nicht stimmt, das merkt er. Wie war Ihr Gefühlsleben vor dem ­ersten Live-Auftritt für das SRF? Ich hatte immer so viel zu tun, dass ich keine Zeit für Nervosität hatte. Ich dachte: „Mein Gott, wir machen hier ein bisschen Fernsehen, wir sind die Schweiz, wir sind klein, da wird man’s doch überleben, wenn ich mich verhasple.“ So hab ich mir das immer wieder und wieder vorgestellt. Und zehn Minuten vor Ihrer Schaltung? Da hab ich erst gecheckt, was wirklich ­abgeht. Das war richtig schlimm. Ich dachte: „Scheiße, was machst du hier ­eigentlich? Du bist gleich live auf Sendung.“ Und dann kam der Gedanke: „Jetzt ja nicht ‚Scheiße‘ oder ‚Fuck‘ sagen. Dir schaut ein hochseriöses und älteres Publikum zu.“ Nik Hartmann war da Ihr Partner. Wie ist er denn so? Ein super Kumpel und ein Profi. Und er hat etwas ganz Besonderes geschafft: ­erfolgreich werden und erfolgreich ­bleiben. Und das ist in dieser Branche schwerer, als man glaubt. Was ist das Beste an Ihrem Beruf? Dass ich in ganz verschiedene Welten eintauchen und Sachen einem unterschied­ lichen Publikum näherbringen darf. Mich von verschiedenen Stimmungen und Einflüssen leiten zu lassen … und diese dem Zuschauer am Ende wiederzugeben. Was würden Sie Ihren bislang größten Erfolg nennen? Dass ich meine Rechnungen mit ­Sachen bezahle, die mir Spaß machen. Und das seit über zehn Jahren. Ich würde mich als glücklichen Menschen bezeichnen. Anninas Programm auf: www.srf.ch/srfbideluetlive und www.servus.tv.com

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Im Bauch der Welt Von der Höhe eines georgischen B e r g m a s s iv s d u r c h d i e t i e f s t e H ö h l e d e r W e lt i n d a s S c h wa r z e M e e r : Ei n e E x p e d i t i o n i s t d i e s e m bi z a r r e n Zi e l f ü n f M e t e r n ä h e r g e r ü c k t .

zusatzbild: STEPHEN ALVAREZ/ National Geographic Stock

Text: Daumantas Liekis, Bilder: Artūras Artiušenka

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A

n diesem Sommermorgen knarzt ein sich ständig wiederholender Funkruf über die Zelte am Eingang zur Krubera-Höhle im georgischen Abchasien: „Rufe alle Stationen, bitte melden!“ Normalerweise versammeln sich hier um diese Zeit hungrige Höhlenforscher um den Frühstückstisch. Hier wird englisch, russisch, spanisch und arabisch geplaudert – die rund sechzig Speläologen kommen aus einem Dutzend Staaten –, über die Träume der Nacht und die Pläne des Tages. Doch heute riecht es nicht nach Tee, sondern nach Unglück. Und es herrscht gespannte Stille: Man hört nur, wie Verbindungskoordinator ­Vytautas Gudaitis immer besorgter seine Botschaft wiederholt. Das Lager in der Ortobalagan-Senke auf einer Hochfläche im Arabika-Massiv, in über 2200 Meter Seehöhe und etwa 100 Kilometer entfernt von der russischen Stadt Sotschi, ist zerzaust. Das große Zelt, in dem die Menschen sonst frühstücken, liegt zerfetzt am Boden. Die Proviantzelte sind umgerissen, überall liegen Vorräte verstreut. Einige Männer versuchen, die Feldküche mit einer Plane abzudecken, andere breiten Schlafsäcke aus zum Trocknen. Doch die meisten hocken ratlos rund um Vytautas, das leere Gesicht trostsuchen in die Hände gebettet. Unwetter haben die letzte Nacht über getobt, Sturm und Regen alle Verbindungen der Oberwelt zu den unterirdischen Stationen in der Höhle gekappt. Ein ­speläologischer Albtraum: Starke Nieder58

Das große Kriechen Die Krubera gibt ihre Tiefe nur widerwillig preis: Auf dem Weg nach unten gibt es nicht so wie in anderen Höhlen Hallen und Dome, sondern nur mühsame Enge.


Die Umgebung mit ihren Kaminen und Sch채chten, mit schmalen Kammern und scharfen Felsen, i s t f e i n ds e l i g . M e n s c h e n s i n d hier nicht willkommen.


schläge außerhalb bedeuten, dass in der Höhle die Wasserfälle verrückt spielen und die Pegel der unterirdischen Seen ­ansteigen. Durchaus möglich, dass einige Speläologen vom Wasserstrom mitgerissen wurden, trotz Seilsicherung. Oder dass die unterirdischen Versorgungsstationen, die einzige Zuflucht für die Menschen dort unten, nun überflutet sind. In einer lichtlosen Tiefe, in der die Expedition ver­ sucht, eine neue Bestmarke zu erreichen, jenseits von 2191 Metern. Bereits der Anmarsch hinauf nach ­Ortobalagan ist beschwerlich. Auf der ­Ladefläche eines Lastwagens holpert man stundenlang auf immer schmäler werden­ den Straßen empor in die steilen Karst­ hügel des Kaukasus. Am Ende des Wegs warten die Esel eines Hirten, der hier den Sommer über wohnt. Die Tiere transpor­ tieren die Tonnen an Proviant und Ausrüs­ tung bis zum Hochlager, dem letzten ober­ irdischen Punkt vor dem Weg nach unten. Noch beschwerlicher ist der Weg unter Tag: Am Seil oder zu Fuß, kletternd und kriechend, robbend und tauchend arbei­ ten sich die Höhlenforscher vor, um dem Mittelpunkt der Welt eine Handbreit ­näher zu kommen. Und genau aus dieser Tiefe kommt nun die befreiende Botschaft an Vytautas Gudaitis: „Alles wohlauf, das Unwetter hat nur die Telefonleitungen ­vorübergehend abgerissen.“

In die Tiefe Eher unspektakulär: der Eingang zur ­Krubera auf der k­ arstigen Ortobalagan-Hoch­ fläche zwischen ­krautigen Pflanzen und Felsgestein.

D

er Eingang zur Krubera, der tiefsten Höhle der Welt, klafft unspektaku­ lär zwischen krautigen Pflanzen und Felsbrocken. Ein Loch im Karst, vier mal einen Meter groß, das ­offene Maul eines getarnten Ungeheuers, benannt nach dem russischen Höhlenfor­ scher Aleksandr Aleksandrowitsch Kruber († 1941). 1960 von georgischen Höhlen­ forschern entdeckt, irrlichtert die Höhle auf einer Fläche von einem halben Qua­ dratkilometer als System in den Kalkstein. Schächte, Gänge, Kamine mäandern, ad­ diert man ihre Länge, zig Kilometer nach unten. Oft sind die vom Wasser seifigen Ritzen so schmal, dass man sie kriechend überwinden muss. Dann wieder ist der Weg nach unten aufgelockert von Räumen, Mondlandschaften unter Tag, gefüllt mit kleinen Seen und Wasserfällen und blo­ ckiert von Siphonen, wie die mit eiskaltem Wasser gefüllten Höhlenteile heißen. ­Beglaubigterweise geht es hier 2191 Meter in die Tiefe: Die Sohle der Höhle befindet sich damit knapp über dem Meeresspiegel des Schwarzen Meers, steht aber bereits unter Wasser. Geht es noch tiefer? Genau das will das Projekt „Call of the Abyss“ ­herausfinden, wie die Forschungstätigkeit in der Krubera seit dem Jahr 2000 heißt.

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Die letzte, unter ukrainischer Führung stehende Expedition aus dem Jahr 2012 ähnelte der auf einen noch unbestiegenen Berggipfel: Auf dem Weg nach unten wer­ den Lager angelegt, mit Zelten, Kochplät­ zen, Toilettennischen, und dann mit Aus­ rüstung bestückt: Lebensmittel, Petroleum und Gas für die Kocher, Luftflaschen für die Taucher, Batterien für Leuchten und Stirnlampen, Medikamente. Sieben Camps waren es bei der aktuellen Expedition, das am weitesten vom Eingang entfernte liegt 1960 Meter unter dem Niveau des Ein­ gangs, Camp Rebus, einige Tagesreisen von ihm entfernt. Etappe für Etappe hanteln sich die Höhlenforscher nach unten, mit einem Ziel: dem erfolgreichen Tiefensturm. Alles fußt auf einer präzisen Organisation, die Expedi­tionsleiter Jurij Kasjanow über Tag

Die Anreise Das Erforschen von Höhlen gleicht punkto ­Ausrüstung und Logistik dem Bergsteigen, bloß dass die Speläo­ logen in die Gegenrichtung unterwegs sind.


Höhle mit Meerblick Die Krubera ist die tiefste Höhle der Welt. Sie reicht von einer Hochebene in Georgien bis knapp über das Schwarze Meer. KRUBERA 2256 m

0 m 2200 m –100 m 2100 m

Die Krubera, 1960 entdeckt, ist aktuell bis in 2196 Meter Tiefe erforscht. Im Karst­ gebirge der Krubera ­liegen weitere Höhlensysteme, die jedoch deutlich weniger weit in die Tiefe reichen. Moldawien

–200 m 2000 m –300 m 1900 m

–340 m

–400 m 1800 m –500 m

UKRAINE

1700 m –600m

RUSSLAND

1600 m

RUMÄNIEN BULGARIEN

–700 m

–740 m

SCHWARZES MEER

1500 m

GEORGIEN

–800 m 1400 m

TÜRKEI

–900 m 1300 m –1000 m 1200 m –1100 m 1100 m SCHWARZES MEER

–1200 m

–1200 m

1000 m –1300 m 900 m

Die bislang tiefste Stelle der Krubera, erreicht am 10. August 2012, liegt etwa 60 Höhenmeter über dem Spiegel des 13 Kilometer entfernten Schwarzen Meers. Speläologen halten eine direkte Verbindung zwischen Höhle und Meer für möglich, was bei der Expedition diesen Sommer bestätigt werden könnte.

illustration: Sascha Bierl

Zum Vergleich:   der Eiffelturm,   324 Meter hoch

–1400 m 800 m –1500 m 700 m –1600 m 600 m –1700 m 500 m

–1710 m

400 m 300 m –2080 m

200 m 100 m

–2196 m 0m

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nahezu unbarmherzig exekutiert. Sich ohne seine Genehmigung in die Höhle ab­ zuseilen ist verboten. Gruppen, die in der Höhle arbeiten – etwa Biologen, die par­ allel zu den Höhlenforschern die Krubera nach noch unbekannten Lebensformen ab­ suchen –, müssen Kasjanow jeden Abend zur festgelegten Zeit über geleistete Arbeit und etwaige Probleme per Funk oder Höhlentelefon Bericht erstatten. Andern­ falls werden sie als vermisst betrachtet, und unverzüglich macht sich ein Rettungs­ trupp auf die Suche. 62

Akribisch stellt Kasjanow auch die „Sturmgruppen“ zusammen, die den lau­ fenden Transport erledigen. Die Gruppe „Baschkirischer Honig“ etwa bilden zier­ liche Frauen aus der russischen Republik Baschkirien, allesamt traditionell gute Bergsteigerinnen. Die Gruppe „Eiserne Faust“ besteht aus Männern mit großer speläologischer Erfahrung. Sie haben den Weg für die Taucher bis zum Unterwasser­ boden der Höhle vorzubereiten und schleppen jene schwere Ausrüstung in die Tiefe, die es braucht, um für die anderen

Speläologen optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen. Gruppe drei, „Die Litauer“, ist die wichtigste: Die erfahrenen Taucher werden dem Russen Gennadij Samochin beim Rekordsturm assistieren.

G

ennadij Samochin, 42, beschäftigt sich seit 25 Jahren mit der Speläo­ logie. Der hagere, bärtige Ukrainer lebt auf der Krim und arbeitet an der Wernadskyj-Universität in Sim­ feropol. Spaßeshalber hat er ausgerech­ net, dass er fünf Monate im Jahr unter the red bulletin


Z u e rst p l atz t e d e r A n z u g. Da n n b e z a h lt e G e n n a d i j S a m o c h i n seinen ersten Tiefenrekord beinahe mit dem Leben.

In der Tiefe Ehe sich die Höhlenforscher in ihren unterirdischen Biwaks einrichten können, müssen sie die Ausrüstung mühsam nach unten schleppen – jedes Stück Brot, jeden Schluck Wasser.

der Erde verbringt. Während einer ukrainischen Expedition im Jahr 2007 hat Samochin den bestehenden Tiefenrekord fixiert, 2191 Meter. Die letzten Meter legte er dabei tauchend zurück, im Siphon Dva Kapitana, Zwei Kapitäne, und er hat dafür beinahe mit dem Leben bezahlt. Als er aus der Tiefe zurückkam, hatte er noch drei Engstellen zu passieren. Wahrscheinlich in der letzten riss sein Taucheranzug auf, das eiskalte Wasser traf direkt seinen Körper. Um eine Unterkühlung zu vermeiden, wollte Gennadij jene Dekompressionszeit abkürzen, die notwendig ist, den beim Tauchgang entstandenen Stickstoff aus dem Körper zu vertreiben. Er tauchte um mehr als eine halbe Stunde zu früh an der Mündung des Siphons auf und büßte dies mit argen Sehstörungen: Der in kleinen Gasblasen gespeicherte Stickstoff hatte die Kapillaren, die das Gehirn- und Augen­ gewebe versorgen, verstopft. Samochin ist von der Speläologie beseelt. Jede freie Minute im oberirdischen Lager tüftelt er an der Route, stellt Fragen

nach der Topographie, spricht selbst während der Essenspausen nur über Höhlen. Fragt man ihn nach seinen Zielen, nennt Samochin den Tiefenrekord erst als Letztes. Lieber spricht er von der Komplexität seines Vorhabens, denn er weiß: Es bedarf auf dem Weg nach unten einer erfahrenen Mannschaft, der er vertrauen kann. Und: Er muss sich seine Kräfte gut einteilen. Um in den Biwaks in den unterirdischen Stationen nicht unnötig zu frieren, geht er erst in die Krubera, wenn der Weg gut vorbereitet ist. Angst empfindet er keine. „Furcht wäre nur eine Vorahnung des ­Todes“, sagt Samochin und widmet sich weiter seinem Abendessen. Um eine Vorahnung von Furcht zu bekommen, braucht man nur an den Höhleneingang zu treten: Je näher, desto deut­ licher fühlt man Feuchtigkeit und Kälte, die durch Höllenloch nach oben steigen. Sehen kann man nichts, die Schwärze schluckt sogar das Licht der Stirnlampe. Auf dem Weg in die Tiefe geht es, am Seil hängend, vorerst ins Nichts: Die 63


­ rubera beginnt als Bodenlosigkeit. Die K Umgebung mit ihren Kaminen und Schächten, mit Kammern und scharfen Felsen, ist feindlich, Menschen sind hier nicht willkommen. Meter für Meter, Seillänge für Seillänge wird es frostiger. Das Sonnenlicht hängt noch kurz als Nebel über dem Kopf, dann ist es stockdunkel. Nach einer Akklimatisierung in etwa 250 Meter Tiefe folgt die erste Engstelle, die in einem weiten Saal mit hohen Wänden endet. Emil, einer der Speläologen, erzählt, wie er die Fahrt in diese Innenwelt stets genießt: „Jedesmal, wenn ich in die Höhle absteige, fühle ich mich wie zu Hause. Die Probleme sind weg, die Leiden sind weg, ich kann mich richtig entspannen.“ Vielleicht ist positives Denken auch nur eine reine Vorsichtsmaßnahme: Wer schlecht von der Höhle spreche, an dem räche sie sich, erzählen Speläologen, und sie meinen das ernst. Sie glauben tatsächlich, dass die Höhle sie bestrafen könnte, würden sie Müll hinterlassen oder Mineralien aus den Wänden brechen. „Respekt zu fühlen oder gar ein wenig Angst ist vielleicht nicht so schlecht“, erzählt auch ­Aidas Gudaitis, der Leiter der litauischen Gruppe. „Sofern diese Angst nicht zu ­Panik auswächst, stellt sie eine sinnvolle Grenze zwischen gesunder Vernunft und dummen Entscheidungen dar.“

stieg heimlich die SMS in seinem Handy gelesen und festgestellt hat, dass er sie betrogen hatte. Jetzt ist Else depressiv und weigert sich, das Lager zu verlassen. 1600 Meter: Aidas leidet an Ohren- und Blasenentzündung. Jurij Kasjanow fordert ihn auf, ins oberirdische Lager zu kommen, aber Aidas weigert sich. Aidas Gudaitis führt die litauische Gruppe an, die bis zur Unterwasserstrecke Dva Kapitana vordringen soll. Mit seiner ­Ohrenentzündung ist ihm das Tauchen natürlich untersagt, doch der ehrgeizige

Aidas ­ignoriert alle Warnungen und setzt den Abstieg fort. 1960 Meter, Camp Rebus, das tiefste Höhlencamp der Welt. Dritte Woche. Erster Tauchversuch von Gennadij Samochin. Das Team ist voll motiviert, obwohl niemand weiß, ob das Wetter besser wird. Nachts hört man im unterirdischen Lager das steigende Wasser im Siphon „schnarchen“: Auch wer starke Nerven hat, wird das Gefühl von Beklemmung nicht los. Am späten Nachmittag des 10. August breitet sich, vom Funkgerät ausgehend,

Das Ziel ist im Weg Wo es ein Vor gibt, ist das Zurück noch lange nicht garantiert: Die sperrigen Schutz­ anzüge und das in was­ serdichten Säcken ver­ staute Material sind dem optimalen Tiefen­ sturm stets im Weg.

J

e tiefer die Teams in die Höhle vordringen, desto monotoner wird ihr Tagesablauf. Sicherungsseile fixieren, Material schleppen, Ausrüstung checken, essen, trinken, schlafen. Ob Tag oder Nacht, Sonnenauf- oder ­-untergang, Regen oder Sonnenschein: ­Davon erfahren sie nur per Funk von Jurij Kasjanow. Je länger sie unter Tag aus­ harren und sich in den Pausen unter ihren Zeltplanen um den wärmenden Gaskocher drängen, desto begehrlicher werden ­draußen ihre Botschaften aufgenommen, ­Notizen aus dem Bauch der Erde. 700 Meter: Aleksej krank. Wahrscheinlich etwas mit dem Magen. Sagt, dass er sich schlecht fühlt, geht ständig auf die Toilette. Kommt es vom schmutzigen Wasser? Dabei ist Aleksej, Spitzname Ljoscha, ­eines der kräftigsten und am besten vorbereiteten Mitglieder der Gruppe. Eine schlechte Nachricht auch für Jurij Kasjanow: Der Gütertransport in der Höhle funktioniert jetzt deutlich langsamer. 1400 Meter: Else krank. Kann auch ­Liebeskummer sein. Liegt in ihrem Schlafsack und weint ohne Pause. Else ist Mitglied des „Baschkirischen Honigs“. Zur Expedition ist sie mit ihrem langjährigen Freund gekommen. Später stellt sich heraus, dass sie vor dem Ab64

the red bulletin


Fünf Meter Durch einen überfluteten Höhlenteil taucht ­Gennadij Samochin bei der letzten Expedition zum neuen Rekord: Mit 2196 Metern überbot er die alte Rekordtiefe um fünf Meter.

Die erreichten 2196 Meter sind noch nicht unbedingt das Ende. Vielleicht führt die Höhle noch tiefer ins Schwarzen Meer.

ein Ruf durch das oberirdische Lager aus: „Wir haben einen Weltrekord! Die Höhle ist um fünf Meter tiefer!“ Auch wenn einige im Lager eine deutlichere Verbesserung erwartet hatten: Gennadij Samochin hat für diese fünf Meter sein Leben riskiert. Um Probleme zu vermeiden, wie sie ihm 2007 beinahe zum Verhängnis geworden sind, verwendet er diesmal eine andere Gasmischung. Der gesamte Tauchgang durch den handschuhengen Siphon ist ein Balanceakt, vorbei an gespenstisch blassen Fischen und Krebsen, bei einer Sichtweite the red bulletin

von zwei Handbreiten. Die Ersatzflaschen muss Samochin zurücklassen, dann ver­ hindern Krümmungen und Felsvorsprünge wieder beinahe das Weiterkommen. Als das Manometer anzeigt, dass kaum noch genügend Atemluft in den Flaschen ist, kann Samochin den „Zwei Kapitänen“ ent­ kommen. Beim Auftauchen steht auf dem Taucherrechner eine Zahl, die umgerech­ net 2196 Meter Tiefe ergibt. Ist das der Boden der Krubera? Das Ende der Höhle? Samochin schüttelt den Kopf: Er ist fest davon überzeugt, dass die Dva Kapitana an die zehn Kilometer lang sein können, wie er ukrainischen Repor­ tern von 4sports.ua erzählt, und dann im Schwarzen Meer enden. Da der Siphon aber extrem eng ist – etwa 100 mal 60 Zentimeter – und kaum Gefälle aufweist –

bei 40 Meter Vorwärtstauchen geht es nur fünf Meter bergab –, will Samochin beim nächsten Tauchversuch einen Rebreather verwenden, um diese Theorie zu über­ prüfen. Dieses Kreislauftauchgerät fängt die ausgeatmete Luft auf und reichert sie neu mit Sauerstoff an. Tauchgänge ver­ längern sich auf diese Art von 30 Minuten auf mehrere Stunden. Vielleicht kehrt Gennadij Samochin auch an den Start zurück, um seinen ­Rekord zu brechen. Findet sich im Karst ein höher gelegener Eingang zur Krubera, wird sie automatisch tiefer. Eine passende Höhle hat Samochin schon ausgespäht: Malenkij Princ, der Kleine Prinz, 100 Meter von der Krubera entfernt, ist zwar nur 50 Meter tief, ihr Eingang liegt jedoch 15 Meter höher als jener der Krubera. 65


Endstation Weltraum

Mit „Lila Wolken“ toppte er die Charts. Ende Juli erscheint sein erstes Soloalbum. Doch die Geschichte des Soul-Wunders Yasha beginnt viel früher: mit der Flucht aus Berlin, dem Mord vor seiner Haustür und einem Maßanzug für Robert De Niro. Interview: Manuel Kurzmann, Bilder: Nils Rodekamp

the red bulletin: Angenommen, ­jemand dreht einen Film über dein ­Leben. Wie wär’s mit folgender Ein­ stiegsszene: Du stehst 2004 am Flug­ hafen Tegel, deine Freundin Sarah muss zurück in die USA … yasha: Das war die bisher schlimmste Zeit ­meines Lebens. Meine damalige Band Moabeat hatte sich gerade aufgelöst. Ich zog von Party zu Party und lebte ohne Perspektive in den Tag hinein. Es gab nichts mehr, was mich in Berlin ­gehalten hätte. Was ist am Flughafen passiert? Sarah fragte: „Willst du mitkommen?“ Ich sagte ja. Zwei Tage später reiste ich ihr nach. Meine Freunde dachten: Der Spinner fliegt auf Urlaub. Aber auszuwandern war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. (Yasha und Sarah sind mittler­ weile verheiratet, ihr Sohn ist sechs, ihre Tochter ein Jahr alt; Anm.) Dein nächster Halt: Philadelphia, Penn­ sylvania. Ohne Green Card, ohne Geld. Ich musste in einer Fabrik im Westen der Stadt arbeiten, und das illegal! Das war ein echter Realitäts-Denkzettel. In Berlin überlebst du ­immer irgendwie – auch ohne Job. Und plötzlich wohnst du in ­einer der miesesten Gegenden, die du dir vorstellen kannst – als einziger Weißer weit und breit.

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Wie sah dein Tagesablauf aus? Um sechs Uhr aufstehen, mit dem Bus zur Fabrik fahren und Blumentöpfe verpacken. Meine Kollegen waren frisch entlassene Straftäter und mexikanische Einwanderer. Ich dachte jeden Tag: Scheiße, ich will hier weg. Trotzdem hast du in den USA begonnen Musik zu machen. Ich lernte den Rapper Robertino kennen. Er nahm mit ein paar Freunden eine ­Gesangs-Hook (eine eingängige Melodie­ phrase; Anm.) auf – ich gab meinen Senf dazu. Er sagte: „Okay, Großmaul: Mach’s besser!“ Also habe ich gesungen – und die haben mich abgefeiert! Unsere Musik wurde später in fast allen Clubs der Stadt gespielt. Die Leute nannten mich „The White Akon“. Hip-Hop findet in Philadelphia oft im Gang-Milieu statt. Hattest du Kontakte in die kriminelle Szene? Blödsinn! Amerika hat mich von diesem ganzen Gangsta-Gehabe geheilt. Wenn du miterlebst, wie siebzehnjährige Kids, die ihr Viertel noch nie verlassen haben, sich gegenseitig umbringen, ist das ­schockierend und traurig. Dagegen sind die Sprüche, die deutsche Gangsta-Rapper von sich geben, einfach nur lächerlich. the red bulletin


Name Yasha Conen Geburtsdatum/-ort 21. März 1981 in Nürnberg Musik-Premiere Im Hip-Hop-Quartett Moabeat mit Bruder David Durchbruch Mit der Single „Verstrahlt“ des Rappers Marteria, auf der Yasha einen Gesangs-Part beisteuert. Der Song klettert 2010 auf Platz 32 der Charts. Highlight Der Song „Lila Wolken“, eine Koproduktion mit Marteria und Miss Platnum, belegt 2012 Platz eins in Deutschland. Debüt Yashas Soloalbum ­„Weltraumtourist“ ­erscheint am 26. Juli auf Four Music.

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Irgendwann kam der Anruf deines ­Bruders David, der mittlerweile einer der erfolgreichsten Musikproduzenten Deutschlands geworden war. Er hat das Album „Stadtaffe“ von Peter Fox produziert („Stadtaffe“ wurde seit 2008 in Deutschland über 1,2 Millionen Mal verkauft; Anm.). Er sagte: „Ich arbeite jetzt mit einem Rapper, den ich unglaublich gerne mag. Er heißt Marteria. Hast du Bock, eine Hook zu seinem Song beizusteuern?“ Wie hast du Marteria kennengelernt? Über Skype (lacht). Ich habe den Gesangspart dann in einem Studio im Madison Square Garden eingesungen. Der Song „Verstrahlt“ wurde ein Hit – obwohl wir am Anfang überhaupt keine Erwartungen hatten. 2010 ging’s zurück nach Deutschland. Kannst du dich an deinen letzten Tag in New York erinnern? Es war das totale Chaos. Ich musste meine Sachen in einem Self Storage Place deponieren und bin fix und fertig zum Flug­ hafen gefahren. Ein paar Wochen später ging ich mit Marteria auf Tour und spielte Auftritte bei Stefan Raab.

Hast du persönlich Gewalt erlebt? Ein sechzehnjähriger Junge wurde direkt vor meiner Haustür abgeknallt. Ich rief die Polizei, weil mein kleiner Sohn durch den Lärm wach geworden war. Nach dieser Erfahrung habe ich gesagt: Es reicht! Meine Familie hat hier keine Zukunft. Ihr seid nach New York gezogen, und du hast Karriere gemacht – als Anzugverkäufer. Ich hatte mich in Philadelphia in der ­Zwischenzeit zum erfolgreichsten HugoBoss-Store-Manager der Ostküste hochgearbeitet. Nach dem Mord ließ ich mich nach New York versetzen. Ein Head­ hunter bot mir einen Job bei Armani an – in ihrem wichtigsten Shop an der Fifth Avenue. Welche Leute gehen dort einkaufen? Robert De Niro zum Beispiel.

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Ein 16-Jähriger wurde direkt vor meiner Tür abgeknallt. Da wusste ich: Für meine Familie gibt es in Philadelphia keine Zukunft.

Wie verkauft man einem Robert De Niro einen Anzug? Stars wollen keine Sonderbehandlung, nur korrekten Service. Robert De Niro war ein normaler, zuvorkommender Typ – mit dem Unterschied, dass er sich halt mehr als einen Anzug leisten konnte (lacht). Wann hast du gemerkt, dass dir die ­Musik trotz deines Erfolges fehlt? Als es in meinem Leben nur noch um den Status ging. Ich hatte ständig mit reichen Leuten zu tun, die davon redeten, welche Autos in ihrer Garage stehen. So bin ich nicht. Außerdem arbeitete ich auf Provisionsbasis und musste jeden Cent selbst an Land ziehen.

Es gibt aus dieser Zeit keine Interviews von dir, dein Künstlerprofil auf Facebook existiert erst seit Juli 2012. Ich hatte einfach keine Zeit. Während der Zusammenarbeit mit Marteria und Miss Platnum (das Trio veröffentlichte 2012 den Nummer-eins-Hit „Lila Wolken“; Anm.) ging die Produktion meines Soloalbums los. Da gab’s auch Druck von meinem Bruder: Er hatte Peter Fox produziert und Marteria groß gemacht – die Erwartungen waren riesig. Dein erstes Soloalbum heißt „Weltraumtourist“. In der Single „Strand“ singst du: „Sehnsucht nach morgen, weil heute perfekt ist.“ Was willst du damit sagen? Der Song entstand auf der Insel Gozo, nordwestlich von Malta, wo ich mit ­Marteria und Miss Platnum ein Häuschen hatte. Morgens gingen wir zum Strand, am Abend schrieben wir Hits (lacht). Mein vorherrschendes Gefühl war: „Yeah, endlich bin ich angekommen.“ „Weltraumtourist“ (Four Music) ist ab 26. 7. online und im Handel erhältlich; Infos: www.yasha.tv

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MuSIC D R A BO E K A W I K TS JE X M F

5-7 July 2013 DJ – FrI

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Dominanz r e d e d a k e D Nach einer t d i e Wo rl d h c u s b e o L n e durch SĂŠbasti nship ein neues ene o Rally C hampi ko m m e n w i r, w o h i n g e h e n w i r? O ff ue Gesicht. Woher enntnisse, viele ne

nde Erk Fra g e n , Ăź b e rrasc h e Ab e r we r wi rd n e u e r Se ri e n h e l d? . C h a r a k t e r d a rr ,sBti led el rl: eM rc K l e i n Text: We rn e r J e ss n e


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Alles richtig gemacht: Séb Ogier und Volkswagen Motorsport führen die WM an. Führender nach dem ­ersten Tag in Griechenland: Jewgeni Nowikow (unten)

Im Jahr null nach Loeb, im Jahr eins nach den Solberg-Brüdern, im Jahr zwei nach Kimi Räikkönen tut es not, einen Moment ­innezuhalten und zu schauen, wer denn die Großen im Spiel sind. Jetzt, wo der König des Rallyesports, das Jahrhundertgenie, der Zertrümmerer aller Rekorde bloß noch eine Rallye von der finalen Zielflagge entfernt ist: Frankreich 2013 wird das Ende der Epoche Loeb markieren, das Ende einer Dominanz, wie es sie in diesem Sport nie zuvor gegeben hat und auch so bald nicht wieder geben wird. Als Sébastien Loeb 1999 in der World Rally Championship (WRC) debütierte, hießen die Stars Tommi Mäkinen, Carlos Sainz, Richard Burns oder Colin McRae. Um zu gewinnen, bedurfte es eines Mitsu72

bishi oder Subaru, später tat es auch ein Peugeot, sofern der baumlange finnische Charismatiker Marcus Grönholm am Steuer saß. Dann kam Loeb, überloebensgroß, und gewann neun Titel in Serie, alle auf Citroën, einer Marke, die bislang vor allem durch einen Monte-Carlo-Sieg im Jahr 1966 mit Pauli Toivonen am Steuer aufgefallen war (und der war von den Veranstaltern erschummelt worden.) Wir, die wir Loeb leibhaftig erleben durften, auf dem prägenden Xsara, dann auf dem wunderschönen C4, zum Schluss auf dem putzigen DS3, sind Zeitzeugen von etwas Großem geworden. Wenn es hieß, die 1000-Seen-Rallye in Finnland sei von Nicht-Skandinaviern nicht zu gewinnen: Leg dort einen Kieselstein auf den Scheitelpunkt am Ausgang einer ­Kurvenkombination. Alle sind mindestens einen Meter vom Idealpunkt entfernt, nur einer nicht: Loeb. Der Rückzug des „besten Autofahrers der Welt“ (© Michael Schumacher) eröffnet bei aller gebotenen Sentimentalität gigantische Perspektiven für diesen grandiosen Sport. Wann Änderungen durch-

führen, wenn nicht jetzt? Einen Schnitt machen, mit lieb gewordenen Traditionen brechen? Fact Finding Mission bei der AkropolisRallye in Griechenland, einer der ikonischen Veranstaltungen im Kalender, zum 59. Mal ausgetragen, gefahren auf den staubigen, steinigen Schotterpfaden rund um den Isthmus von Korinth, tückisch bis zum letzten der insgesamt 1052 Kilometer. Die Zuschauer an der Strecke lieben WRC, zu tausenden lassen sie sich einstauben, von Hinterrädern mit Schotter beschießen, sie grillen am Rande der Sonderprüfungen, bringen Fahnen, Kameras, es ist ein gigantisches Volksfest im Gehölz, und der Speed der Helden in ihren lauten, bunten Autos lässt sie glücklich staunen, jedes Jahr wieder. Wirtschaftskrise, Arbeits­ the red bulletin


D ie Ak ropoli s -Rallye ist eine der ikonischen

Ve ra n sta ltu n g e n i m Ka l e n d e r.

losigkeit, schlechte Stimmung? Nicht hier, nicht jetzt. Setz dir ein VW-Käppi auf, zieh dir ein Ford-T‑Shirt an und sei Teil dieser Party!

Gladiatoren

Die abendländische Kultur kennt grob ­gerechnet zehn Topoi, die erfolgreiche Geschichten beinhalten müssen. Liebe zum Beispiel (Romeo und Julia). Tragödie ­(Pyramus und Thisbe). Coming of Age (Jugendromane). Mañana (religiöse Grundschriften, Drogenliteratur). Vor allem aber will die Menschheit Helden. Vor dem Heldentum steht jedoch die Bewährungsprobe, nicht selten ähnelt sie dem Scheitern, zumindest kurzfristig. Sébastien Ogier etwa, gerade gewachsener Siegfried aus dem VW-Team, gereift the red bulletin

utaepuda comnis volut qui dolor andi repernam, a netur? Udipis

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Mikko Hirvonen sind Loebs Schuhe derzeit eine Nummer zu groß.

im Kampf gegen Loeb auf gleichem Material (und da durchaus auch siegreich), ­gestählt durch die letzte Saison im Škoda S2000 der zweiten Leistungsklasse, aktuell WM-Führender, geht als haushoher Favorit als Erster auf die Reise. Vor zwei Sonderprüfungen haben die Fahrer besonderen Respekt: vor der ersten von Kineta nach Pissia, weil sie beinharte 47,7 Kilometer lang ist. Und vor der folgenden, Kineta, weil sie in der Nacht gefahren wird. Die Scheinwerferbatterien auf den Motorhauben der 300plus-PS-Allradler können den griechischen Eselspfaden längst nicht alle Geheimnisse entlocken. Man erwartet eine durchschnittliche Geschwindigkeit von knapp 90 Stunden74

kilometern auf einer Straße, die normale PKW schlicht entzweireißen würde. Alle rechnen mit einem großen Schlag von Ogier, mit einer einschüchternden Bestzeit, aber so weit kommt es nicht: Nach kaum zehn Minuten Renntempo nimmt der VW Polo R WRC kein Gas mehr an, aus die Maus. Der Militärstecker zur Benzinpumpe hat sich gelöst, werden die Mechaniker später im Service in Loutraki feststellen, wie zum Teufel das auch immer passieren konnte. Ein dummer Defekt, aber rennentscheidend. Es ist stockfinster in Griechenland, aber mit einem Mal sind alle hellwach. Der König der Nacht (und des folgenden Morgens) heißt Jewgeni Nowikow, an

Es ist stock­ finster in Griechen­ land, aber

dennoch sind plötzlich alle hellwach.

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Nacht, Staub, Steine, Löcher: Das ist das griechische Rallye-Menü.

seiner Seite das zarte Beifahrer-Genie Ilka Minor aus Österreich. Sie, die ihr WMHandwerk am rechten Sitz des jahrelang besten Privatiers der WRC, Manfred Stohl, gelernt und später den Norweger Henning Solberg perfekt geleitet hat, führt nun zum ersten Mal einen WM-Lauf an, zumal einen so traditionsreichen. „Endlich stehen wir da, wo wir hin­gehören“, kokettiert sie, während sie in der Dunkelheit der Servicezone steht, an ihrem PowerBarGel nuckelnd, ein Bild zum Einprägen. Nowikow strahlt mehr von innen. Dass er einst der jüngste Pilot war, der eine WMSonderprüfung gewinnen konnte, ist an diesem Abend verblasst. Jetzt hat er den nächsten Schritt geschafft, er geht als überlegen Führender in die erste Nacht. Nowikow hat die dicksten cojones aller Spitzenfahrer, allerdings reißt er sich am nächsten Morgen an einem versteckten Stein eine Bremsscheibe, in weiterer Folge eine Bremsleitung, eine Felge, ein Rad und ein Federbein aus. Dennoch wird niemand bei dieser Rallye so viele Sonder­ prüfungs-Bestzeiten aufstellen wie unser tapferer Mann aus Moskau. Auf dem Papier hätte nun Mikko Hirvonen, Loebs ehemaliger Kronprinz im Team von Dauerweltmeister Citroën, das Zepter an sich reißen müssen, doch das einstig unerschrockene Elmsfeuer irrlichtert in dieser Saison bloß. Früher wäre er diesen Speed zu Fuß gegangen. Bevor jetzt einer ungnädig wird: Wessen Vorderräder wegen eines technischen Problems bereits auf der ersten Sonderprüfung nicht mehr das tun, was ihnen das Lenkrad befiehlt, dem ist Vorsicht am lauten Pedal nicht als Hasenfüßigkeit auszulegen. Und trotzdem 75


ist Hirvonen, mit seinen 15 WRC-Siegen statistisch gesehen der Erfolgreichste der aktuellen Generation, weit davon entfernt, die ihm zugedachte Rolle auszufüllen, nämlich den WM-Pokal für Citroën Sport zu verteidigen. Hirvonen ist kein Loeb, und selten war er weiter davon entfernt als in dieser Saison, ausgerechnet in jener, da es zählen würde. Ein Match um die Spitze bewegt sich lange Zeit auf Zeitraffer-Niveau. Aber wenn einer eine Entscheidung erzwingen will, geht es nur noch um die Reflexe aus dem Stammhirn: Im Grenzbereich muss das Auto zu einem Körperteil werden, das man bei 160 km/h zentimetergenau auf der Schotterfahrbahn positioniert, aus ­Instinkt und im blinden Vertrauen auf die Ansage des Beifahrers. Im Moment kann das Sébastien Ogier am besten und neuerdings auch sein Teamkollege, der 28 Jahre alte Finne JariMatti Latvala, seit gefühlt zehn Jahren ein Mann der Zukunft, pendelnd zwischen sauschnell und fehleranfällig. Bei VW, so scheint’s, hat er endlich seine Heimat gefunden. Während er früher bei Ford Wasserträger spielen musste, lässt ihm der so kluge wie ruhige VW-MotorsportDirektor Jost Capito Freiraum: „Bei uns darf jeder Fahrer gewinnen.“ Nach Ogiers Technikproblemen war es Latvala, auf dem in Griechenland der Druck des Teams lastete, und er ging souverän damit um. Auf den ausgefahrenen, prügelharten Schotterpisten lauert hinter jedem Eck der eine Felsbrocken, das eine Loch, und die Rallye ist gelaufen. Nimmt man aber zu viel Tempo raus, wird man 76

zum Futter für die Gegner, die anhand der Zwischenzeiten im Cockpit jedes Nachlassen sofort bemerken. Sieger Latvala hat sich bei seiner triumphalen Heimkehr in den Servicepark bei jedem Einzelnen bedankt, hat jeden im Team umarmt, auch die Mechaniker vom Ogier-Auto und jene seines jungen nor­ wegischen Teamkollegen Mikkelsen. Innerhalb einer halben Saison ein funktionierendes Team zur dominanten Truppe geschmiedet, die bereits ewig dauernde Citroën-Dominanz gebrochen zu haben: Dieses Verdienst gebührt der unaufgeregt-sachlichen Art von Jost ­Capito. Mehr als die Hälfte der einst so dominanten VW-Dakar-Mannschaft hat

den Übergang zur WRC geschafft, die ­Ergänzungen sind international und ­verpassen der Crew aus Hannover einen bunten Anstrich. Trotz aktuell überbordender Erfolge gibt Capito als Saisonziel aus, „bis zum Schluss um einen der beiden WM-Titel, Fahrer oder Team, zu kämpfen“, und findet dabei in Latvala einen überraschenden Fürsprecher: „Ich habe viele Saisonen unter den Top 3 der Fahrer-WM beendet, aber ich habe noch nie die Team-WM gewonnen. Das ist mein Ziel für heuer. Alles andere nehme ich, wie es kommt.“ Für 2014 hätten die Hersteller neue, verbesserte Autos an den Start bringen dürfen. VW hat freiwillig darauf verzichthe red bulletin

ZUsatzbilder: Werner jessner (2)

Nicht ohne meine ­Digicam: Fans halten die Fahrt des norwegischen Talents Andreas Mikkelsen fest.


Hinter jeder Ecke kann der eine

Fe l s b ro c ke n l a u e rn , d e r deine Rallye beendet.

tet, in Kenntnis der Probleme der Gegner: Citroën schielt mit einem Auge auf die Tourenwagen-Szene als künftiges Betätigungsfeld, Ford ist bloß noch das Eigen­ interesse von M-Sport-Boss Malcom Wilson, kein Werkseinsatz mehr. Und wenn 2014 Hyundai als neuer Hersteller die Bühne betritt, ist es bloß fair, ihm die Chance zu geben, möglichst auf Augenhöhe zu beginnen.

Neue Regeln

Griechenland-Sieger 2013: Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila. Bild oben: die Dritt­ platzierten Thierry ­Neuville und Nicolas Gilsoul aus Belgien

Denn eines ist klar: Die großartige WRC, diese live kaum zu überbietende, sportlich so hochstehende Serie, bringt ihre Kraft im Moment nur unzulänglich auf den Boden. Ein Jari-Matti Latvala kann in weiten Teilen Europas unerkannt auf die Straße gehen, „und in Kalifornien bin ich bei meinen Urlauben überhaupt ein Außerirdischer“. Hätte der Finne einen Wunsch frei, er würde sich globale Live-Übertragung der WRC wünschen, wenigstens am Sonntag. Dem Mann kann womöglich geholfen werden, wird hinter den Kulissen doch von allen Seiten an einer adäquaten Präsentation gearbeitet. WRC ist allerhöchste Chefsache. (Den Griechenland-Sieger­ pokal hat Jari-Matti zum Beispiel aus den Händen von FIA-Präsident Jean Todt höchstselbst empfangen; eine Ehre, die selbst einem Formel-1-Sieger in der Regel nicht zuteil wird.) Derzeit sehen rund 50 Millionen Menschen die WRC im TV. Seit der Rechteübernahme durch das Red Bull Media House und die Sportsman Media Group liegt die Latte auf einer kurz- bis mittelfristigen Verdoppelung dieser Zahl. Im Verein mit der FIA, der obersten RallyeChefin Michèle Mouton (selbst eine RallyeLegende) und den WRC-Veranstaltern wird derzeit die WRC neu gedacht: Was wäre mit einem Marathon-Tag ohne Service? Wie bringt man die Sonderprüfungen besser zur Geltung? Was macht man am Sonntag? Wie wäre es mit einem Shoot­ out auf der letzten Sonderprüfung: Den Sieg machen sich der Schnellste und der Zweitschnellste der bisherigen Rallye aus, Platz 3 der Dritt- und der Viertschnellste und so weiter, hinauf bis Platz 9? Viele Ideen liegen am Tisch, werden diskutiert, verworfen, mehrheitsfähig ­gemacht oder demokratisch durch etwas Besseres ersetzt. Spannende Zeiten für die Rallye-WM. www.wrc.com

Die Höhepunkte der Rallye am Golf von ­Korinth mit Sieger Jari-Matti Latvala in der Red Bulletin ­Tablet Edition. the red bulletin

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SURF SPECIAL

roll on,

ROCK AWAY

Am 29. Oktober 2012 erreichte der Hurricane „Sandy“ die Küste New Yorks. Nachdem er zuvor bereits Jamaika, Kuba und die Bahamas verwüstet hatte, kehrte der Wirbelsturm auch auf dem bei Surfern beliebten Strand von Rockaway das Unterste zuoberst. Doch die Surfer kehrten zurück und halfen beim Wiederaufbau ihres Paradieses. Text: Cole Louison, Bilder: Benjamin Lowy

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zusatzbild: Spencer Platt/Getty Images


Steve Stathis sitzt vor seinem zerstörten Surfladen, zwei Blocks entfernt vom ­Atlantik, Ecke Beach 92nd Street und Rockaway Boulevard. „Wir hier freuen uns auf Hurricanes“, sagt er, „denn die bringen große Wellen. Das ist der Unterschied zwischen uns und normalen Leuten.“ Drinnen, zwischen Schutt, Werkzeug und einem brummenden Generator, ­hocken sein Sohn, die Enkelin und alte Surfkumpels um einen improvisierten Tisch. Einer der Graybeard-Surfers hat ein ­Fotoalbum aufgeschlagen. Fünf Monate sind seit Hurricane „Sandy“ vergangen. Der Shop hat noch immer keinen Strom. „Sandy“ verwandelte Rockaway, die 18 Kilometer lange Halbinsel in Queens, New York, in einen Schutthaufen, schrieb das „Wall Street Journal“. Am einzigen ­öffentlichen Surfbeach von New York City tummelte sich das ganze Jahr über ein Clan von rund 300 besessenen Einheimischen in den Breaks. Wobei die Zahl variieren kann, je nachdem, wen man fragt. Viele erkennen Stathis auf der Straße, denn nach dem Wirbelsturm tauchte er ständig in den Zeitungen und den Newsshows auf. Die Presse folgte ihm nach der Tragödie wie eine Aura. Sein Bürstenhaar ist fast ganz weiß, aber er ist groß und von der Sonne gebräunt, hat den Oberkörper eines Surfers und den kraftvollen, glei­ 80

tenden Gang aller Wasserathleten. Sein ­Akzent ist breitestes Queens, kurze Vokale und ein verschlucktes r. Und er spricht auf diese deutliche, freundliche Art, die Fremden zeigt, wer hier der Chef ist. Der Wind bläst kalt vom Wasser her, trägt den Geruch von salzigem Sand und das Tack!-Tack!-Tack! der Bolzensetzgeräte heran. Stathis sitzt in der Frühjahrssonne, sein Arbeitshemd ist offen. Er ist der Gründer und Präsident der Graybeards, einer lokalen Organisation, die bereits über eine Million Dollar für die Opfer des Wirbelsturms aufgetrieben hat. Er gehört zu den Ersten, die den Break zwei Blocks von hier surften. Jetzt ist er eine lebende Legende in einer Szene, die ein halbes Jahrhundert alt ist und von den Männern ins Leben gerufen wurde, die hier sitzen und Kaffee trinken: Jimmy Dowd, Dennis McClean und John Roberts. „Rockaway ist eine verschworene, eng verwobene Gemeinde“, sagt Stathis, wieder draußen. „Als Jugendliche mussten wir aufpassen, was wir anstellten. ­Irgendwer sah dich immer und erzählte alles deinen Eltern.“ Aber vieles habe sich verändert, sagt Stathis: „Als ich anfing, waren da vielleicht zehn Typen im Wasser. Und jetzt? Vergiss es!“ Surfen stammt nicht aus Queens oder aus Florida, Kalifornien oder gar Hawaii. Es ging wohl vor etwa dreitausend Jahren im heutigen Französisch-Polynesien los, von wo seefahrende Völker he’enalu oder „Wellengleiten“ irgendwann im 16. Jahrhundert nach Hawaii brachten. Erst 1907 reiste ein Hawaiianer namens George Freeth nach Los Angeles. Dort feierte eine große Menschenmenge die Eröffnung ­eines Abschnitts der Pacific Electric Railroad, und Freeth präsentierte einem

Steve Stathis in seinem zerstörten Surfshop: „Wir hier freuen uns auf Hurricanes, denn die bringen große Wellen. Das ist der Unterschied zwi­ schen uns und ­normalen Leuten.“ „Sandy“ brachte ­jedoch den Welt­ untergang.

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„Der Ozean hält die Gemeinde Rockaway ­zusammen wie ein Magnet. Die ­Menschen hängen an ihm wie Metall.“ „Sandy“ zerstörte den größten Teil der zehn Kilometer langen Promenade von Rockaway. ­Übrig blieb eine Reihe von Betonpfeilern am Strand.

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­ roßen Publikum erstmals die Kunst des g Surfens an der Küste des US-Festlands. Wie das Skateboarden kam Surfen zuerst nach Kalifornien, blühte beinah zur gleichen Zeit in Florida auf und verbreitete sich dann die Küsten hinauf. Der Surf-Historiker und Ex-Profi Mike Tabeling fand heraus, dass die Leute in den zwanziger Jahren vor Virginia Beach zwar auf Boards paddelten, aber nicht surften. 1934, so weiß ein Bericht, gab ein Kalifornier, der Tom Blake hieß und wie der spätere Präsident John F. Kennedy aussah, in New York und New Jersey Surf-Demonstrationen. Die Graybeards vom Boarders Surfshop surfen seit sechs Jahrzehnten in Rockaway und sind überzeugt: Bis in die späten fünfziger Jahre lief hier auf den Wellen nichts. Es waren aus New York stammende ehemalige Soldaten des Koreakrieges, ­sagen die Rockaway Graybeards, die hier 81


Rockaway ist ­inzwischen zum größten Teil auf­ geräumt, aber noch nicht wiederauf­ gebaut. Wie große, helle Flicken wirken die frischen Sperr­ holzplatten an den Häusern.

die erste Surfszene bildeten. Sie brachten ihre neue Leidenschaft aus der Fremde mit und waren entschlossen, sie in der Heimat auszuleben. Trotz der verhältnismäßig kleinen Wellen und der viereinhalb Grad Wassertemperatur, gegen die sie sich mit zwei Badekappen und ölgetränkten Pullovern zu schützen versuchten. (Süd)korea, heute berühmt für seine Wellen, erlebte im Juli 1953 den Waffenstillstand. Und ein paar Jahre später verwandelte sich ein stilles Fischerdorf hundert Meilen östlich von New York in einen geheimen Surf-Hotspot. Wäre das hier „Top Gun“, dann hieße Dennis McClean Tom Skerritt, Rufzeichen „Viper“. Sogar die ausgebufften Surf-Veteranen von Rockaway verehren McClean für sein Talent auf dem Board. Er war ­einer der ersten Surfer der Ostküste, die vom legendären kalifornischen SurfboardBauer Hobie gesponsert wurden. Und er surfte Rockaway, „ungefähr zwei Jahre“ bevor er sich regelmäßig mit dem harten Kern der Surfer auf den Wellen traf, zu dem Roberts und Stathis gehörten. „Welches Jahr? Hmmmm“, sagt er ­unter seinem Winterhut, den er bis über die Augenbrauen runtergezogen hat. „Es war das Jahr, in dem ich in der Little 82

Lebensretter ­Jimmy Dowd: Als die Flut ein Auto mit drei Menschen darin vorbeitrieb, schnappten er und zwei Freunde sich Neoprenanzüge, schwammen dem Wagen nach und retteten die drei Hilflosen durch das Sonnendach.

League Baseball spielen wollte und nicht angenommen wurde. Die Surfszene war sehr klein: mein Bruder Dee und ein paar andere Jungs. Ein Freund lieh mir sein Pop-out-Board, ein Brett von der Stange. Mit einer Naht rundherum, und ich war wohl nicht so gut. Dann sagte einer von den älteren Typen, ich solle auf dem

Board nach vorne gehen. Das hab ich ­gemacht und die nächste Welle gekriegt. Das war’s.“ Jeder hier hat seine „So kam ich zum Surfen“-Story. Und irgendwann bestimmt Surfen das ganze Leben. „Ich könnte mir einfach nicht vorstellen, es nicht mehr zu machen“, sagt Michelle Cortez, eine hinthe red bulletin


„Nach ‚Donna‘, ‚Faith‘ und ‚Gloria‘ … freuten wir uns, als wir hörten: ‚Sandy‘ kommt.“ reißend aussehende Künstlerin, irgendwas-und-zwanzig jung, in Manhattan ­geboren. Sie kam 2011 von Williamsburg her und ging nicht mehr weg. „Surfen hat das Kommando übernommen.“ Sie alle erzählen ihre Geschichten vom Rockaway Surfing, und viele Geschichten deuten eine gruselige Binsenweisheit an: Wirbelstürme bedeuten große Wellen, und Wellen bedeuten gutes Surfen. „Jedes Jahr wollen sie evakuieren“, sagt Stathis. „Wir sagen immer: ‚Na ja, letztes Jahr sind wir geblieben. Und wir gehen auch jetzt nicht.‘“ Und weiter: „Wir haben uns an die Wirbelstürme gewöhnt. ‚Donna‘ (1960; Anm.). ‚Faith‘ (1966). ­‚Gloria‘ (1985). Wir freuten uns, als wir hörten: ‚Sandy‘ kommt.“ „Sandy“ brachte großes Surfen. Double Headers, hoch wie zwei Menschen, rollten 48 Stunden vor dem Sturm in Rockaway an. Mit ihnen kam ein Strom an Surfern und ein Heer von Polizisten. Am Sonntag, dem 28. Oktober, um vier Uhr nachmittags gab New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg den Befehl zur Evakuierung von Zone A. Das betraf die Küsten von Lower Manhattan, Williamsburg, Red Hook, Staten Island und ganz Rockaway. „Es geschieht zu Ihrer ­eigenen Sicherheit“, sagte der Bürgermeister. „Sie müssen von da weg. Wer bleibt, tut das auf eigene Verantwortung.“ Cortez und ihre Nachbarn entschieden sich, zu bleiben. Ein Dutzend Freunde trafen sich im zweiten Stock des aus Ziegeln gemauerten Apartmenthauses auf der ­anderen Straßenseite, aßen zu Abend, campierten und nannten das Ganze eine Wirbelsturmparty. Der Wind wurde stärker. Stathis sah sich den Sturm in einer Bar in Florida an, wo er Urlaub machte. Seine Frau Kathy wollte zwei Tage später runterfliegen. Stunden bevor der Sturm zuschlug, schickte sie ein Video per E-Mail. Sie mit ihrer kleinen Enkelin Charlotte: „Hier sind wir im schlimmen Wirbelsturm ‚Sandy‘“, sagte sie und hielt Charly vor die Kamera. In der 91. Straße, zweite Etage, war die Stimmung auf der Wirbelsturmparty the red bulletin

Schleppender Wiederaufbau von Rockaway (oben), Steve Stathis mit Surfkameradin Mary Leonard (ganz oben): „Jedes Jahr wollen sie evakuieren. Wir sagen immer: ,Na ja, letztes Jahr sind wir nicht gegangen. Und wir gehen auch jetzt nicht.‘“

großartig. Am nächsten Morgen würde keiner zur Arbeit müssen, also hatte jeder Spaß, es gab Bier und die Wettervorher­ sage. Um 21 Uhr sollte der Sturm die Küste treffen. Aber schon um halb sechs wurde es draußen übel. „Auf einmal war es still auf unserer Party“, erinnert sich Cortez. „Und dann gingen alle nach Hause.“ Sie wollte nach ihrem Hund sehen, ging raus auf die Straße und stand bis zu den Schienbeinen im Wasser. Noch Stunden bis zum Höchststand der Flut. Und es war Vollmond. Sie rannte über die Straße und packte „in ungefähr acht Minuten“ eine Tasche, zog alle Stecker raus und griff sich ihren Hund. Vor der Veranda reichte das Wasser Michelle Cortez inzwischen bis zu den Hüften. „In diesem Moment war mir

klar, dass ich einen Fehler gemacht hatte und dass etwas wirklich Schlimmes passieren würde.“ Eine Gruppe von ungefähr 15 Leuten verbrachte die Nacht in der Wohnung in der zweiten Etage. Die Fenster klapperten beängstigend, obwohl sie Stürmen mit bis zu 180 km/h hätten standhalten sollen. Einmal sah jemand einen Geländewagen vorbeitreiben, in dem drei junge Männer waren. Jimmy Dowd, Besitzer des Surf­ equipment-Herstellers St. James, und zwei Freunde schlüpften in Neoprenanzüge, schwammen zu dem Auto und retteten die drei Männer durch das Sonnendach. Um zwei Uhr morgens fiel der Strom aus, als an der Seite des Hauses ein Trafo hochging. Cortez schickte ihrer Mutter alle zehn Minuten eine SMS, bis ihr Handy tot war. Um diese Zeit las Stathis einen Text von Kathy: „Wir werden sterben.“ Um halb sechs am Morgen wagten sich Cortez und ein Freund hinaus. Im Eingangsbereich unten an der Treppe lag der 83


Wirbelsturmopfer Michelle Cortez (re.), John Roberts (li.), Paul Kadish (u.): Aus der Hurricane-Party wurde ein Weltuntergang.

Sand einen halben Meter hoch. Der Innenhof war voller Glassplitter und Sofas, der Geländewagen verkeilt im Eingang. „Wir kamen raus, und das Erste, was wir gleichzeitig sagten, war: ‚Die Strandpromenade ist weg.‘ So viele unglaubliche Dinge waren passiert. Aber dass die Promenade verschwunden war, das war …“ Steht die Strandpromenade symbolisch für Rockaway, ist ihr Verschwinden eine treffende Metapher für das, was „Sandy“ anrichtete. 65 Milliarden Dollar Schäden. Rockaway war eine der besonders in Mitleidenschaft gezogenen Gegenden. Der Schaden allein am Strand belief sich auf rund 150 Millionen Dollar. „Yeah, die Promenade“, sagt Stathis in einen Moment eigenartiger Stille. „Sie war die Lebensader unserer Gemeinde. Jetzt ist sie weg.“ So lang wie ein Fußballfeld war jenes Stück der Promenade, das die 95. Straße runtertrieb. Teile davon, so groß wie Flugzeuge und noch mit dem Geländer, tauchten 200 Meter entfernt auf 84

the red bulletin


„Mit einem Mal war es still auf ­unserer Party. Und dann gingen alle nach Hause.“

und gehörten zum Ersten, was Stathis sah, als er zwei Tage später in die Stadt kam. Vier Tage lang blieb Rockaway ohne staatliche Hilfe. Aber schon am Morgen waren Leute draußen, fanden ihren Weg durch die Ruinen und halfen einander. Nachbarn trafen sich zum Tauschhandel auf dem angeschwemmten Promenaden­ teil. Vor Cortez’ Haus und den Häusern anderer Leute richteten sie Sammelpunkte ein. Da hingen Listen mit den Dingen, die am dringendsten gebraucht wurden. Nachbarn versorgten die Älteren und jene, die sich nicht mehr aus dem Haus bewegen konnten, mit Proviant. Leute schleppten Versorgungsmaterial auf ih­ rem Rücken von Haus zu Haus. Dan Sullivan war auf seinem Board den ganzen Morgen in der Nachbarschaft herumgepaddelt, um Hunde und Katzen zu retten. „Wir Surfer haben hier nicht den besten Ruf“, sagte er, „aber ohne uns wären jetzt hier eine Menge Leute tot.“ Rockaway ist inzwischen großteils auf­ the red bulletin

geräumt, aber nicht wiederaufgebaut. Die meisten zerstörten Autos, Häuser und die Seepromenade sind abtransportiert. Ge­ blieben sind die Narben des Supersturms: verfärbte Linien auf den Wänden zeigen an, wie hoch das Wasser stand, Rasenflä­ chen sind ohne Gras, Häuser ohne Außen­ verkleidung. Die Stadt wirkt auf eine ab­ stoßend brutale Art saubergeschrubbt. Sullivan und die meisten Einwohner berichten, staatliche Hilfe sei zunächst ganz ausgeblieben und habe dann besten­ falls schleppend eingesetzt. Fünf Tage nach „Sandy“ funktionierte noch kein Mobiltelefon, und es gab kein fließendes Wasser. Hilfe von der Bundesbehörde für Katastrophenschutz kam am 8. November. Nach sechs Wochen waren die meisten Bewohner noch immer ohne Strom und bekamen es mit einem neuen Problem zu tun: Schimmel. Weil es keine Straßen und keine öffent­ lichen Verkehrsmittel mehr gab, kamen erste freiwillige Helfer auf ihren Fahr­

rädern und zogen Anhänger mit Proviant hinter sich her. Stathis erkannte in vielen von ihnen Hipster aus Williamsburg wie­ der, die im Sommer seinen Shop bevölker­ ten. „Die kamen 25, 30 Kilometer auf dem Rad, räumten den ganzen Tag auf und ­radelten abends zurück“, sagt er. „Wir werden sie Helpster nennen müssen.“ Mike D von den Beastie Boys war einer dieser Helpster. D wuchs an der Upper West Side auf, lebt jetzt mit seiner Frau und den zwei Kindern in Brooklyn und kommt immer wieder mal zum Surfen nach Rockaway. Am Wochenende nach „Sandy“ traf er hier seinen alten Kumpel Robert McKinley, der die Surf Lodge in Montauk auf Long Island gegründet hatte. Hilfsgüter und Freiwillige gab es viele. Aber eine warme Mahlzeit war eine Selten­ heit. Mit Hilfe eines weiteren Freundes stellten sie an der Ecke 45. Straße und Channel Drive eine Bude auf und grillten Hähnchen. Die Warteschlangen wuchsen schnell. McKinley fand einen angejahrten Truck der kanadischen Restaurantkette Swiss Chalet – und siehe da, der Rockaway Plate Lunch Truck war erfunden! Auf dem Truck prangte noch das Logo von Swiss Chalet, dazu das Wort „frisch“. Ein „Geöffnet“-Zeichen gab es nicht, aber eine Holzplatte, auf der stand: hallo, rockaways, kommt und esst! Ungefähr zur Zeit von Halloween quoll Cortez’ Sammelstation dermaßen über, dass sie ein leeres Haus auf der anderen Seite der 96. Straße requirierte. Eben noch vollgestopft mit Werkzeugen, Streich­ hölzern, Windeln, Putzmitteln, Konserven und Wasser in Flaschen, entwickelte sich die Sammelstation schnell zu einem aus­ gewachsenen Versorgungszentrum mit Suppenküche, einem Zelt zum Aufwärmen und etlichen Freiwilligen, die die Nach­ barschaft versorgten. Und mit eigenem Namen: Smallwater. Ein paar Blocks weiter schaut Jimmy Dowd von seinem Balkon einem Trupp von Arbeitern am Südende der halbfertigen Seepromenade zu, unter der er als Kind das Badezeug angezogen hatte. „Der Ozean hält die Gemeinde wie ein Magnet zusammen“, sagt er. „Und wir sind wie Metallstücke, die an ihm fest­ hängen. Er hält uns hier. Er bringt die Leute an den Strand.“ Von entfernt klingen die „Schüsse“ der ­Nagelpistolen. Der Wind streicht über das ruhige Meer. „Keine Wellen heute“, sagt Jimmy, „aber morgen soll es gut werden.“

Folge den Surfern nach dem Hurricane „Sandy“ zum Strand von Rockaway in der gratis Red Bulletin Tablet Edition.

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Pures Klettern an der Küste Kroatiens Reisen, S. 88

Das ist Deep ­Water Soloing, auch PsychoBouldern ­genannt.

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Action!

Reisen

„Nie runterschauen“, rät der Kletter-Pro. Unser (gesicherter) Fotograf tat’s trotzdem.

Best of Split 3 Tipps für die Kletter-Pausen in der Küstenstadt

Best of Fisch Split ist ein Paradies für Fischliebhaber. Das noble Nostromo befindet sich in der Nähe des Fischmarkts. Etwas rustikaler: das beliebte Konoba Matejuška.

Kraxel den Psycho Deep Water Soloing Klettern in purer Form an Kroatiens Küsten – ohne Sicherung, mit bloSSen Händen an rutschigen Felsen. Unweiger­l icher Abschluss: ein Sprung ins Mittelmeer. Es hat einen Grund, warum Deep Water ­Soloing auf Spanisch Psicobloc – sprich Psycho-Bouldern – heißt: Klettern in schwindelerregenden Höhen mit einem Minimum an Ausrüstung … keine Karabiner, Seile oder Helme – nur eine Handvoll Kreide für besseren Halt. Als „Landematte“ fungiert das Meer. Mit über tausend Inseln mit Steilküsten ist Kroatien für Einsteiger wie auch erfahrene Solokletterer ideal. „Ab Höhen über zehn Meter wird’s gefährlich“, warnt Boulder-Instruktor Daniel Piccini. „Sicherheit ist ein extrem wichtiger Faktor, denn Deep Water Soloing ist eine komplett andere Form des Kletterns, mit der sich selbst Profis erst vertraut machen müssen.“ Gary Duke kletterte mit Piccini in Kroatiens zweitgrößter Stadt Split. „Es ist unvergleichbar – pures ­Adrenalin“, beschreibt der 31-jährige Brite. „Seit drei Jahren betreibe ich Vorstiegsklettern … das Tolle hier: kein ständiges Sichern, keine Seile. Es ist so befreiend, sich einzig auf das Bouldern zu konzentrieren.“ „In 15 Meter Höhe wusste ich, dass ein Sprung der einzige Weg nach unten war. Anfangs beängstigend, macht aber einen Großteil des Nervenkitzels aus.“ Klettern mit Avantura Adventure: www.avantura.biz

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Best of FEST Ruhe findet man unter Tags am ­einsamen Kasuni Beach. Wer Partystimmung sucht, ist abends im Club Jungla an Splits Strandpromenade gut aufgehoben.

Insider-Tipp Vertraue auf einen Experten

„Nimm dir einen Guide“, rät Gary Duke. „Er kennt das ­Gebiet, die Gezeiten und sorgt dafür, dass man sich nicht in Gefahr begibt. Für den Notfall sollte stets ein Boot ­bereitstehen. Eins noch: Niemals nach unten blicken!“

Am Absprung „Lektion eins: Lerne richtig zu springen“, empfiehlt Instruktor Daniel Piccini. „Der Sprung ins Wasser ist schwierig und gefährlich. Anfangs sollte man an niedrigen Überhängen über tiefem Wasser üben. Fühlst du dich mit der Zeit sicherer, kannst du dich auf das Klettern konzentrieren und dich auch an größere Höhen wagen.“

www.resident advisor.net

Best of Glockenturm Erklimme die 200 Stufen des 58 Meter hohen Glockenturms der Kathe­ drale Sveti Duje. Als Belohnung winkt ein einzig­ artiger Blick über die Altstadt und auf die Felsen, die man zuvor ­bezwang. www.inyour pocket.com

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text: ruth morgan. bilder: ricardo alves/red bull content pool, mauritius images, getty images, shutterstock, istock photo

www.konoba matejuska.hr


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Club-Hits

Dante’s Inferno: Käfig-Tanz und kalte Drinks

Showtime P o r t l a n ds Top-ACTS

The Shins Nach Jahren in ­Albuquerques rauem Wüstenklima fanden die Alter­ native-Rocker in Portland ihre künstlerische ­Heimat. Wichtige Alben: „Chutes Too Narrow“, „Wincing the Night Away“.

Tanz im Fegefeuer Dante’s, Portland BurlesqueShows am Sonntagabend und ein Miniatur-Marilyn-Manson: Herzlich Willkommen in Oregon. Feuerspeier? Check! Go-go-Tänzer? Check! Karaoke mit Live-Begleitung? Check! Portlands ClubFlaggschiff Dante’s punktet mit bunten Show-Programmen und einem Live-Repertoire, bei dem sich Rock-Acts, New-OrleansBrass-Kapellen und Pink-FloydCover-Bands die Klinke in die Hand drücken. Fixtermin: „Sonntagnacht ist Sinferno-Nacht, dann startet eine Burlesque- und Cabaret-Show, die an der Westküste ­ihresgleichen sucht“, erzählt Miteigentümer und General Manager Stephen Santoro. Regelmäßiger Gast auf der Bühne: Zwergenkünstler Nik Sin, auch bekannt als „Mini Marilyn Manson“. Dante’s 350 West Burnside Street 97209 Portland, Oregon, USA Infos: www.danteslive.com

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Wo sich Bühnenstars und Bauchredner treffen: Sonntagnacht ist Shownacht im Dante’s.

H ipster sin d willkommen Dante’s-Boss Stephen Santoro erklärt seinen Club.

Unser Publikum „Portland hat sich in eine Hipster-Stadt verwandelt. Egal welcher Show-Act ­auftritt: Du wirst Leute in hautengen Jeans und mit Schnurrbärten treffen.“ Unsere Drinks „Ich versuche die Preise niedrig zu halten. Ich will nicht ins Hotel nebenan ­pilgern, um meinen Greyhound-Cocktail zu kaufen.“ Unser Speiseplan „Wir betreiben unsere eigene Pizzaküche im New-YorkStil: Wir öffnen jeden Tag um 11 Uhr. Die Leute holen sich ein Stück Pizza oder bleiben gleich zum Mittagessen hier.“

Sleater-Kinney Technisch gesehen stammen SleaterKinney aus Olympia, Washington. Aber Band-Chefin Carrie Brownsteins Rock-Mädchen-­ Ästhetik definiert „Portlandia“ – die TV-Show, die Portland prägt. www.ifc.com/shows/ portlandia

Decemberists Die Indie-Folk-Lieblinge probten ihre theatralischen Live-Shows in den Pubs rund um Portland und ver­ öffentlichten ihr erstes Album auf dem lokalen Label Hush Records. www.decemberists. com

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text: ann donahue. bilder: KRISTOPHER ENGWALL (5), Annie Beedy, Autumn Dewilde, Subpop.com

www.theshins.com


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Das Rücken­ training eines Champions

Text: Ruth Morgan. Bilder: naim chidiac/red bull content pool, dan busta/red bull content pool, shutterstock. illustration: heri irawan

Red Bull X-Fighters Dany Torres fliegt auf seine(r) Maschine und Paris Hilton, meidet Kraft­ kammern und achtet trotzdem auf seinen Rücken. Wie? Erfahren Sie hier.

Dany Torres, 26, Spanier, Red Bull X-Fighters Cham­ pion. Seine Einstellung zu Angst ließ er sich täto­ wieren: „Wo manche Gefahr ­sehen, finde ich Spaß.“

Seit 2002 wirbelt der 26-jährige FreestyleMotocrosser mit seiner KTM durch die Luft. Angst kennt der Champion der Red Bull X‑Fighters World Tour 2011 trotz wiederholter schwerer Verletzungen bestenfalls flüchtig: „Mein Motto ist: Hab Freude an dem, was du tust.“ Fremd sind Torres auch Trainingspläne: „Am liebsten verbringe ich meine Zeit auf zwei Rädern: FMX, Motocross, Mountainbike.“ Dreimal pro Woche feilt Torres drei Stunden an Tricks wie dem Paris-Hilton-Flip (Backflip mit Beingrätsche über dem Lenker). In der Kraftkammer sucht man den mehr­ fachen X-Games-Teilnehmer vergeblich. „Ich meide sogar meine eigene“, gesteht der Andalusier, der Kräftigungs- und Stretchingübungen für Rücken und Beine ­bevorzugt, um beweglich zu bleiben. www.redbullxfighters.com

Dany Torres fliegt – und siegt – beim 2. Tourstopp der Red Bull X-Fighters World Tour in Dubai.

Bleib am Ball „Verrenkungen auf dem Bike und Schläge bei der Landung … das geht auf den Rücken. Mit diesen vier Übungen – und je zehn Wiederholungen – wird die Stabilität des unteren Rückenbereichs erhöht.“

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Die Hüfte liegt am Gymnastikball auf, mit den Händen abstützen, Rücken gerade halten – abwechselnd Beine nach oben und unten wippen.

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Beide Beine gleichzeitig anheben und wieder senken (die Beine sollen dabei weder den Boden nicht berühren noch zu hoch gehoben werden).

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Schlagfertig Torres’ Trainingstipp

Gut reagiert

„Padel-Tennis – eine Mischung aus Tennis und Squash – wird hauptsächlich in Spanien und Südamerika gespielt. Es ist ein extrem dynami­ scher Sport, schult Reaktions­ vermögen und Beweglichkeit und hält meinen Körper fit.“

the red bulletin

Mit den Zehen am Boden abstützen, die Hände auf den Rücken legen – langsam und gleich­ mäßig den Oberkörper heben und wieder senken.

Auf dem Ball liegend, zugleich rechten Arm und linkes Bein bzw. linken Arm und rechtes Bein ­heben – Streckposition je drei Sekunden halten.

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Action!

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Berlin Kneipen für Mutige, Läden für Shoppingunwillige, Döner für Nachtaktive: Gernot Bronsert vom Elektronik-Duo Modeselektor führt durch seine Stadt. Berlin ist die Welthauptstadt der Clubmusik. Und die Könige des Nachtlebens heißen Modeselektor, mit Fans von Björk bis Radioheads Thom Yorke. Seit den späten 1990ern sind Gernot Bronsert und Sebastian Szary aktiv – und haben die Underground-Szene ihrer Heimatstadt mit bassgewaltigen Konzerten und DJSets mitgestaltet. Davon erzählt die neue Dokumentation über das Duo: „We Are Modeselektor“ erscheint dieser Tage auf DVD. „Die Stadt spielt im Film eine Hauptrolle“, sagt Bronsert, der zwischen Gigs in aller Welt jede freie Sekunde in Berlin verbringt. Wo genau und besonders gern, das verrät er hier.

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„KnoblauchKräuter-scharfohne Zwiebeln“

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Gernot Bronsert, 34, geboren in Rüdersdorf bei Berlin, heute: Musiker, DJ, Labelbetreiber

www.modeselektor.com

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Der Himmel über Berlin Die Stadt von oben erleben

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Top Fünf Meine berlin-Highlights

Schlesischer Busch Europas. Jahrelang stand ich dort selber hinterm Tresen. Der Shop hat meinen Geschmack maßgeblich geprägt. Ein Paradies von Techno bis Dub.

Per flieger Flugplatz Strausberg. Für Berlin-Besucher ohne Höhenangst: Ein einstündiger Flug über Berlin und Brandenburg in einer Cessna 172 für drei Personen kostet 269 Euro. Pilot und Fensterplatz inklusive. Anmeldungen auf www.aeroworx.de

Per Kletterwand

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Brunnenstraße 13 Fast alle meine Klamotten sind von hier. Perfekt für Jungs, die nicht ewig shoppen wollen. Kleiner, exquisiter Shop von kunstaffinen Skatern, die auch Magazine und Ausstellungen machen.

4 Il Casolare

Grimmstraße 30 Ein Italiener in Kreuzberg, betrieben von kommunistischen Punks. Super unfreundliche Kellner mit geweiteten Ohrläppchen und Dreadlocks. Dafür gibt’s neben vorzüg­ licher Pizza Berlins bestes Wildschweinragout.

Flakturm Humboldthain. Die Wände der Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg verwandeln sich zu Kletterrouten im oberen Schwierigkeitsgrad. Belohnung für den Gipfelsieg: grandioser Blick über die Stadtteile Mitte und Wedding.

Per Lift

2 All in One

Rosenthaler Straße 43 Nachts kommst du irgendwann an dieser Bude vorbei. Und das ist gut so. Denn sie hat die besten Döner der Stadt. Mein Tipp: „Knoblauch-Kräuter-scharfohne Zwiebeln“ bestellen.

3 Hard Wax

Paul-Lincke-Ufer 44 Einer der besten Plattenläden

5 Kumpelnest 3000

Lützowstraße 23 Eine Kneipe für Mutige. War früher ein Puff und sieht noch immer so aus. Ab 5 Uhr morgens trifft sich dort Berlins Hardcore-Szene – und feiert bunt und wild in den Tag.

Fernsehturm. Mit 368 Metern ist „Alex“ das höchste Gebäude Deutschlands. Gernot empfiehlt den Fernsehturm obendrein fürs erste Date: „Das ist eine ziemlich klare Ansage, wenn du da mit einer Dame rauffährst.“

the red bulletin

Bilder: ragnar schmuck, tom haslinger (4), shutterstock, sz-photo, ddpimages

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Action!

musik

Tipps zum Angeben

1 King Krule

„Rock Bottom“

Dom Maker, 26, ist eine Hälfte des britischen Elektronik-Duos Mount Kimbie

„King Krule gehört die Zukunft!“ playlist Klaustrophobischer Techno und psychedelischer Pop: Diese fünf Platten ­p rägten das neue Album von Mount Kimbie. Als Mount Kimbie 2010 ihr Debüt­ album „Crooks & Lovers“ ver­ öffentlichten, war die Musikwelt baff. Die Tracks des Duos waren so basslastig wie fragil, so elektro­ nisch wie sphärisch. Magazine ­erfanden dafür den Genre-Begriff „Post-Dubstep“, ihr Stil löste einen neuen Trend aus. Auf ihrem Zweit­ werk verfeinern Kai Campos und Dom Maker nun ihren Sound. Welche Musik bei den Aufnahmen zu „Cold Spring Fault Less Youth“ im Studio lief, verrät Maker hier. www.mountkimbie.com

Klan g- Ku b u s Bilder: getty images (2), picturedesk.com

Musik-Gadget des Monats

The Vamp Mit diesem Mini-Würfel – ein Verstärker mit Bluetooth-Empfänger – können Sie Ihre alten Lautsprecher wiederbeleben: einfach verkabeln und die Musik vom Handy in ordentlicher Lautstärke hören. www.paulcocks­ edgeshop.com

the red bulletin

Auf unserer Platte gibt’s nur einen Gast­ sänger: King Krule. Unglaublicher Typ. Wenn du seine kraftvolle, raue Stimme hörst, stellst du dir einen bärigen Barsänger im mittleren Alter vor. Dabei ist er neunzehn, rothaarig, schmächtig – und ein phänomenaler Songschreiber. Ich wette, der Junge kommt bald ganz groß raus. King Krule gehört die Zukunft!

Giganten-Treffen: Jay-Z und Justin Timberlake gehen gemeinsam auf Tour.

Drei Insider-Infos, mit denen Sie am Weg zum Konzert beeindrucken können.

2 John Maus „Hey Moon“

Der Song ist nicht ganz neu, aber wir haben ihn, als wir im Studio waren, ständig gehört. Maus’ Produktionen sind vom Sound her sehr eigensinnig: Seine Stücke klingen verwaschen und dennoch kraftvoll, sie sind verhalten und stecken trotzdem voll großer Melodien. Wie er die männliche und weibliche Stimme in „Hey Moon“ vermählt, ist sehr clever.

3 James Blake

Jay-Z engagiert eigens für die Tour einen Zigarrendreher, der die Gäste ­hinter der Bühne mit erlesenster Rauchware ver­ sorgen soll.

„Overgrown“

Vor seiner Solokarriere war er Live-Mitglied bei Mount Kimbie. Heute sehen wir uns meist auf Reisen. So auch vor einem Jahr, als wir zufällig im selben Zug nach London saßen. Er spielte mir diesen Song vor, weil er sich nicht sicher damit war. Ich sagte ihm: „Das Stück ist Wahnsinn!“ Am Ende wurde es ­sogar zum Titelsong seines neuen Albums.

4 Actress „Hubble“

Justin Timberlake hatte die Idee zur Tour, als er Elton John und Billy Joel zusammen auf der Bühne sah, wie sie gegenseitig ihre Songs inter­ pretierten.

Kai und ich sind Riesenfans von Actress. Er macht quasi untanzbare Tanzmusik. Sehr ­reduziert, sehr hypnotisch. Musik, die klaus­ trophobisch anmutet. Einmal schlief ich zu diesem 8-Minuten-Track ein – und hatte wirklich skurrile Träume. Wir finden, Actress ist einer der unterschätztesten ElektronikMusiker unserer Zeit.

5 Tame Impala

„Why Won’t They Talk ...“

Meistens dauerte es lange, bis ich mit einer Platte warm werde, aber bei „Lonerism“ von Tame Impala war das Gegenteil der Fall. Geile Songs, geile Produktion. Niemand kriegt diesen psychedelischen Sound so gut hin wie die Jungs aus Australien. Speziell dieser Song war es, der mich inspirierte, mit den Arbeiten an unserer neuen Platte zu beginnen.

Kanye West ist Jay-Zs Busen­ kumpel und sauer, dass sein Partner mit Timberlake fremdgeht: Bei einem Konzert disste er deren gemeinsamen Hit „Suit & Tie“. Termine und Tickets: www.justin timberlake.com

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Action!

Events

Kurz +gut Was diesen Monat noch Spass macht

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sonntag

Red Bull X-Alps Von Salzburg bis Monaco … per Gleitschirm und zu Fuss. Luftlinie: 1031 Kilometer, vorbei an Matter­ horn oder Mont Blanc. Nach rund 14 Tagen wird der Sieger in Monaco erwartet. 7.–?. Juli, Start: Salzburg

Ruder-WC-Final am Rotsee

Weltklasse-Ruderer in Action und aus nächster Nähe bestaunen kann man Mitte Juli am Luzerner Rotsee: Der dort ausgetragene Ruder-Weltcup-Final beheimatet Athleten aus über 45 Nationen (u. a. die Olympia-Fünftplatzierten Schweizer Simon Schürch und Mario Gyr) und ist zugleich der letzte Formtest vor der Ruder-WM in Chungju (KOR). Highlight: die Finalrennen in den olympischen Bootsklassen am Sonntag, 14. Juli. 27./28. 7., Seepromenade Zug

Montreux Jazz Festival

26./27. Juli, Vella

Open Air Lumnezia Mit Woodkid, Maximo Park, The Hives u. v. m. Dazu: das Finale des Nachwuchs­ band-Contests Red Bull Tourbus Roof Bandits.

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2013 bietet das grösste Jazz Festival Europas u. a. Sting, ZZ Top, Joe Cocker und Jazzgrössen wie Diana Krall oder The Paul Jackson Trio. Top-Act Prince hat selbst um sei­ nen Gig angefragt. „Wir wissen nicht, was er vor­ hat“, so Festivalchef M. Jaton, „aber es wird na­ turgemäss grossartig.“

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Open Air Frauenfeld Grösstes Hip-HopOpen-Air Europas mit Stars wie ­Seeed und Run DMC. An der Early Bird Night hosten Die Orsons einen Abend mit Über­ raschungsgästen. 12.–14. Juli Frauenfeld

12. – 14. Juli, Luzern

5. – 20. 7., Montreux

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Boardstock Festival Über 10.000 Sportbegeisterte lockt das junge Zuger Festival alljährlich an die Seepromenade. Bei freiem Eintritt können Besu­ cher zwei Tage lang über 15 Sport­ arten wie etwa Wakesurfing, Footbag, Slacklining oder Stand Up Paddling selbst ausprobieren – dazu als Zuschauer Shows und Wettkämpfe erleben, BreakdancePros in Action bestaunen oder im Open-Air-Boardstock-Kino geniale Sportfilme ansehen.

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sonntag

Swiss Gigathlon Rund 8000 Star­ ter bewältigen ­eine 1057-kmStrecke quer durch die Schweiz. Die Disziplinen: Inlineskaten, Lau­ fen, Schwimmen, Bike und Velo. Start: 7. Juli Chur

the red bulletin

Bilder: ruderwelt, tomislav moze/red bull content pool, getty images, pascal landert

Kräftemessen der internatio­ nalen Ruderelite am „Göttersee“


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Action!

TV-Highlights

M ust See

Volles Programm

Helden auf Ihrem Bildschirm

das red bull tv-fenster bei servus-tv

X Games München Das ActionsportEvent der Superlative kommt zum ersten Mal nach Deutschland. 6. 7., 9.15 Uhr

Sonntag, 7. 7. 2013, 11.00 Uhr

Red Bull X-Alps – Der Start

Das härteste Abenteuerrennen der Welt ist zurück – und feiert dazu noch ein großes Jubiläum. Zum zehnten Geburtstag von Red Bull X-Alps wird der Start zum ersten Mal live übertragen. Von Salzburg aus machen sich 32 ­Athleten auf den Weg nach Monaco – nur zu Fuß oder mit dem Gleitschirm. Mit ServusTV sind Sie aber nicht nur beim Start, sondern auch n ­ och weiter dabei: Mit „Red Bull X-Alps 2013 – Das tägliche Live-Update“ (Mo–Fr, 18.25 Uhr, und Sa–So, 17.30 Uhr) verpassen Sie keine Etappe. Sonntag, 14. 7., 15.00 Uhr

Red Bull Seifenkistenrennen

Sonntag, 21. 7., 23.10 Uhr

Rufende Stille Zum 75. Jubiläum der Erstdurchsteigung zeigt ServusTV eine Doku über den Reiz und die tödlichen Gefahren der Eiger-Nordwand.

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Mittwoch, 24. 7., 21.15 Uhr

Sonntag, 28. 7., 23.10 Uhr

Eiger – Wand des Todes

The Rolling Stones

Die Dokumentation erzählt die Geschichte der gefährlichsten Felswand der Welt – und von den Menschen, die hier den Tod fanden.

Zu seinem 70. Geburtstag lässt Frontmann Mick Jagger 50 Jahre Stones Revue passieren und gewährt tiefe Einblicke.

Beim Red Bull Seifenkistenrennen werden Denker und Lenker in der Königsklasse der guten Laune gesucht! Mitmachen kann jeder, der kreativ, lustig und auch ein wenig verrückt ist und sich gern mit anderen Hobbybastlern und Freizeit-­Piloten misst. Dieses Mal gehen 70 Teams im Landschaftspark Hoheward (GER) mit ihren selbst konstruierten Flitzern an den Start und seifen das Pub­likum vor Ort ordentlich ein.

Bullit – The documentary Ausdauerläufer Pat Farmer macht sich auf den Weg vom Nord- zum Südpol. 13. 7., 10.40 Uhr

Red Bull Cliff Diving Die besten Klippenspringer der Welt treffen im italienischen Malcesine aufeinander. 27. 7., 12.00 Uhr

Sie finden ServusTV mit dem Red Bull TV-Fenster nicht auf Ihrem Fernsehgerät? Rat und Hilfe zum Nulltarif unter

0800 100 30 70 the red bulletin

Bilder: olivier laugero/red bull content pool, christian pondella/red bull content pool, the beckoning silence, indus films, getty images, sebas Romero/red bull content pool, reuters, romina amato/red bull content pool

Mit Schirm und Laufschuhen von Salzburg nach ­Monaco: Das ist Red Bull X-Alps.


p ro m ot i o n

Must-haves! SCUBA LIBRE – von SWATCH VERRÜCKT NACH MEEr FÜR TAUCHER UND ALLE, DIE „MEER“ WOLLEN. Swatch präsentiert eine neue trendige Kollektion mit ganz besonderen Scuba-Uhren – sie machen nicht nur unter Wasser eine gute Figur, sondern sorgen auch auf dem Festland für Furore. Die neue „Scuba Libre“-Kollektion hat alles, was Wasserfans brauchen. Die grossen Zeiger in kontrastreichen Farben sind auch noch lesbar, wenn man mit den Fischen durch die Unterwasserwelt taucht. Zu den weiteren Highlights gehören die praktischen dreh­ baren Lünetten sowie die robusten SilikonArmbänder. Erhältlich in den Varianten Clownfish, Cuttlefish & Clorofish. Verkaufspreis: CHF 90.– 1

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2 B ioLite Camp Stove Unabhängig von Gas, Benzin oder Petrol lässt sich der BIOLITE Camp Stove mit nachwachsenden, CO2-neutralen Materialien wie Holzresten, kleinen Ästen, Tannen­ zapfen und dergleichen befeuern. Durch einen thermoelektrischen Wandler wird die Hitze des Feuers zu Strom und in einem kleinen Akku gespeichert. Der dient in erster Linie dazu, den Ventilator zu betreiben, welcher die Verbrennung unterstützt. Die überschüssige Energie, die bei voller Heizleistung entsteht, kann genutzt werden, um USB-ladefähige Geräte mit Strom zu ver­sorgen. Dies funktioniert einwandfrei, aber es gilt zu berücksichtigen, dass ein Smartphone auch an der Steckdose mehrere Stunden für eine volle Ladung benötigt, genauso lange müsste dann auch ein Feuer im Kocher brennen. Gewicht: 935 Gramm. Verkaufspreis: CHF 199.– Erhältlich in TRANSA T&O Filialen in der Schweiz: Bern, Zürich, Luzern, Basel, Winterthur, St. Gallen oder online unter

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3 BioLite Portable Grill Für den BioLite Camp Stove gibt es ab sofort auch die passende Grillvorrichtung.

www.biolitestove.com

anon EOS 700D – Kreativität C spielend entfalten Die EOS 700D ist mit ihrer geballten Leistung das derzeitige Spitzenmodell im EOS-Einstiegssegment: 18-MegapixelAuflösung, viele Aufnahmemodi und eine bequeme Navigation per TouchscreenDisplay. Unabhängig vom Foto-Know-how ist es möglich, die schönsten Momente in atemberaubenden Aufnahmen festzuhalten und das eigene kreative Potenzial weiterzuentwickeln. Verkaufspreis: CHF 1058.– 4

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Zeitsprung

Billy und Bobby, die vor Auftritten stets Zitteraal zu verspeisen pflegten, bezeichneten ihre revolutionäre Kunstform als „B-Boying“. Der Headspin ist ebenso eine Errungenschaft der Baker-Brüder wie der Table Dance sowie die im obigen Bild gezeigte – heute kaum noch übliche – Kombination dieser beiden Techniken.

Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint am 6. August 2013. 98

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Bild: roger Viollet/getty images

100 Jahre Breakdance Die Ursprünge des B-Boying liegen im Gegensatz zur von Historikern entschlossen vertretenen Ansicht nicht in den 1970er Jahren. Vielmehr übten sich die Brüder Billy (nicht im Bild) und Bobby Baker aus Baltimore – sie nannten sich „The B-Boys“ – bereits im Juni 1913 in einer hochartistischen Art rhythmischer Tanzperformance.


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