The Red Bulletin CD 07/19

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SCHWEIZ JULI / AUGUST 2019, CHF 3.80

Sébastien Buemi vs. Edoardo Mortara Alles über die Schweizer Formel -E-Piloten Plus: So funktioniert das FanBoost-Voting

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E D I TO R I A L

WILLKOMMEN

FORMEL SCHWEIZ UNTER STROM FELIPE BARBOSA

Als Street-Fotograf weiss der gebürtige Brasilianer, wie man in Sekundenschnelle Emotionen auf Bildern festhält. Beweis: die Porträts der FormelE-Piloten vom Shoot in Paris. Ab Seite 62

FELIPE BARBOSA (COVER)

ÜBER WASSER WALTRAUD HABLE

Wie überlebt man auf einer einsamen Insel? Dieser Frage ist unsere Autorin sechs Tage (und einen Taifun) lang in Indonesien nachgegangen. Der Survival-Selbstversuch: ab Seite 70

Ein legales Autorennen mitten durch eine Schweizer Altstadt? Was noch vor wenigen Jahren undenkbar erschienen wäre, macht die Formel E seit 2018 möglich. Und noch etwas hat die elektrische Meisterschaft bewirkt: nämlich dass Fans per Online-Vote Einfluss auf den Rennverlauf nehmen können. Ab Seite 62 duellieren sich unsere beiden Schweizer Piloten Sébastien Buemi und Edoardo Mortara um deine FanBoost-Stimme. Dass es auch ein Leben nach dem Wettkampf gibt, beweist Claudio Caluori. Ab Seite 58 liest du das Porträt eines Mountainbike-Downhillers, der nie einen Plan B hatte – und gerade deshalb ein kleines Imperium begründen konnte. Plus: weitere Storys rund ums Biken. Viel Spass mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

SATZ DES MONATS

« In mir ist so viel Musik. Ich muss sie nur rauslassen.»

IM GRIFF NINJA

Hände auf! Mitten im Shooting wurde Ninja mit seiner eigenen «special edition»-Red Bull-Dose über­rascht. Stilecht überbracht von einer Drohne. Das Por­trät des US-Gamers: ab Seite 36

Tayla Parx über die Hits, die sie für andere komponiert. Ab Seite 34 THE RED BULLETIN

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I N H A LT The Red Bulletin Juli  / August 2019

COVERSTORY

62 DAS SYMPATHIE-RENNEN

Wer kommt besser rüber? Beim FanBoost-Duell treten die Formel-E-Piloten Sébastien Buemi und Edoardo Mortara diesmal mit Worten gegeneinander an.

GAMEN

36 KÖNIG DER ZOCKER

Millionen Fans verfolgen Ninja auf Twitch und YouTube. Wir ­haben den Gaming-Star besucht.

SEGELN

44 AUF DEM OZEAN DAHEIM

18 IN DER STADT AUS STEIN So verwirklicht man Träume: Kilian Fischhuber und seine ­Expedition nach Sibirien.

COMEBACK

30 D ER SOUND DES LEBENS

Star-DJ Paul van Dyk kämpfte sich aus dem Koma zurück auf die Bühne – auch dank Musik.

HOLLYWOOD

32 D ER ACTIONSTAR ALS ERHOLUNGSKÜNSTLER

Wie Schauspieler Keanu Reeves die Balance zwischen Kugelhagel und ruhiger Kugel meistert.

MUSIK

34 HIT-LIEFERANTIN

Tayla Parx schreibt 200 Songs im Jahr. Ihr Geheimnis: Einzigartiges entsteht im Einfachen. 6 GALLERY 12 ZAHLEN, BITTE! 14 KOLUMNE

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15 FUNDSTÜCK 16 LIFE HACKS 42 I NNOVATOR

Sein Boot ist für den einstigen Ultrarunner Christian Schiester das perfekte Freiheitsvehikel.

UHRENTEST

52 WIR SCHALTEN EINEN GANG HÖHER

Outdoor-Spezialist Benny Karl prüft Luxus-Uhren unter Extrem­ bedingungen auf dem Bike.

MOUNTAINBIKEN

58 ZWEI SCHWEIZER AUF ABWEGEN

COREY RICH/RED BULL CONTENT POOL, CHRISTOPH KÖSTLIN, PHILIPP HORAK, KONSTANTIN REYER

KLETTERN

Warum Claudio Caluori und Nathalie Schneitter auf holp­ rigen Wegen mehr Spass haben.

SURVIVALTRAINING

70 MEIN DATE MIT EINEM TAIFUN

Der Red Bulletin-Selbstversuch: So überlebst du auf einer ein­ samen Insel im Indischen Ozean. 96 IMPRESSUM 98 PERFEKTER ABGANG

70 AM LEBEN BLEIBEN Eine einsame Insel, ein ­Taifun & unser Urinstinkt: der Survival-Selbsttest

THE RED BULLETIN


«Wer nichts verlieren kann, hat keine Angst mehr.» Kolumnist THILO MISCHKE hörte diesen Satz bei seiner jüngsten Begegnung in L.A. Die Story dahinter: Seite 14

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OBEN BLEIBEN Wie Kilian Fischhuber in Sibirien eine Stadt aus Stein fand und sie als Erster erklomm

guide

DEIN PROGRAMM

84 REISEN Zum ersten Ultramarathon in das Sultanat Oman 88 FITNESS CrossFit-Profi Lukas Esslinger über sein knallhartes Training 90 EVENTS Von der Street Parade bis zum Red Bull Race Day: die Top-Termine 94 ENTERTAINMENT Red Bull TV-Highlights, live und on demand

30 POSITIV BLEIBEN Star-DJ Paul van Dyk blickt nach seinem schweren Unfall nach vorn.

THE RED BULLETIN

52 IN FORM BLEIBEN Mit Benny Karl am DownhillTrail. Das Ziel: Uhren an ihr Limit bringen 5


GA L L E RY

Tokio, Japan

DISCO FEVER

Der Herr an den Turntables ist Soul-Bruder Dâm-Funk – Sänger, Produzent und DJ. Eine Groove-Maschine. Hier lehrt er die Kids beim Red Bull Music Festival in Tokio, was Disco Fever in den späten Seventies (auch) bedeutete: nämlich Rollschuhfahren bis zum Gehtnichtmehr, befeuert von superben Beats – ah, ha, ha, ha, stayin’ alive! @damfunk

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THE RED BULLETIN

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YUSUKE KASHIWAZAKI/RED BULL CONTENT POOL


GA L L E RY

JONATHAN MEHRING/RED BULL CONTENT POOL

Moab, Utah, USA

ZEITENSPRUNG

Ein Ollie kurz vor Sonnenuntergang – der Kanadier Ryan Decenzo zieht seine Bahnen nahe der US-Kleinstadt Moab in Utah. Wer sich erst an das raue Terrain aus dem Jura gewöhnt hat, geniesst jeden Augenblick. Launiger Kommentar: «Es hat nur 50 Millionen Jahre gedauert, bis die Wüste reif für uns Skateboarder war.» @redbullskate

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AKASHA RABUT

GA L L E RY

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New Orleans, Louisiana, USA

RAUCHZEICHEN

Wenn bei einem gepflegten Burnout rosa Rauch aufsteigt, weisst du: Hier geben die Caramel Curves Gas. Was die 13 erfolgreichen Businessfrauen vereint, sind ihre Liebe zum Biken sowie ihr Sendungs- und Selbstbewusstsein: «Wir heissen Caramel, weil wir so smooth wie Karamell sind, und Curves, weil wir die Kurven besser als die Burschen nehmen.» Das Ziel: eine Welt mit mehr Farbe – ermöglicht durch die spezielle Gummimischung der Reifen. @caramelcurvesmc

THE RED BULLETIN

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ZAHL E N , B I TT E !

Sprachen

CIAO AMI! ¿CÓMO ESTÁS? Urlaub schon gebucht? Zur Einstimmung auf die nächste Reise hier zwölf Zahlen aus der Welt der Sprachen: Wie viele gibt es? Und warum verdanken wir sie Gottes Zorn? Und wer hat nun wirklich die meisten Wörter für Schnee?

4.500.000 Menschen arbeiteten am Turmbau zu Babel. Gott sah das himmelhohe Gebäude als Affront, weswegen Er die «Ursprache verwirrte», sodass «keiner des anderen Sprache verstehe».

515

verschiedene einheimische Sprachen werden in Nigeria gesprochen, nirgendwo gibt es mehr.

421

Wörter gibt es im schottischen Gälisch für Schnee.

50

Wörter kennen die Berliner Hip-Hopper K.I.Z laut Eigenangabe für Kokain: «Ich habe 50 Wörter für Schnee, wie Eskimos.»

1

Sprache beherrscht der derzeitige Präsident der USA – seine Frau hingegen fünf.

125

Mal hat der indische Sänger Ghazal Srinivas das Lied «Golden Dreams of Gandhiji» aufgenommen: in 125 verschiedenen Sprachen. Weltrekord!

895

Sprachen sind bereits ausgestorben, 3200 vom Aussterben bedroht.

918.000.000

Menschen (11,9 Prozent der Weltbevölkerung) haben Mandarin als Muttersprache, gefolgt von Spanisch (5,9 %), Englisch (4,9 %) und Hindi (4,4 %).

33 1.750.000.000

Buchstaben zählen die längsten im Duden angeführten Wörter: «Arbeiterunfallversicherungsgesetz» und «Bundesausbildungsförderungsgesetz». 12

Menschen sprechen Englisch – zumindest rudimentär.

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CLAUDIA MEITERT

Sprachen gibt es heute weltweit.

Sprachen spricht der griechische Übersetzer Ioannis Ikonomou nahezu perfekt.

GETTY IMAGES

6500

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SALUT LA FRANCE SNIPES PARIS CC CRÉTEIL SOLEIL SNIPES PARIS RUE SAINT DENIS

SNIPES CARRÉ SÉNART LIEUSAINT SNIPES PARIS VAL D‘EUROPE


KO LU M N E

Thilo Mischke

BEGEGNUNGEN

Ein Mann im Stuhl passt auf, ich frage Cricket, wie ich seinen Nachmittag schön machen kann. «Mit einem Keks-Milchshake», sagt er. Ich besorge ihm sein Getränk, und er lädt mich in sein Zelt ein. Es ist dunkel, eine junge Mexikanerin. «Nicht, was du denkst!», sagt er ertappt, und dann erzählt er, dass er hilft, dass sie Hilfe braucht. Sie redet wirr, sie hat Angst vor Männern, ihr ist wohl Schlimmes widerfahren. «So funktioniert die Welt, die monatliche Einkommen kennt, nicht», sage ich. Und er nickt, er weiss das, hier, in der Skid Row, passt man aufeinander auf. Hier beschützen die Schwachen die Schwächsten. «Brauchst du noch was?», frage ich. «Vielleicht einen Milchshake für sie?», er zeigt auf die junge Frau, «damit auch ihr Nachmittag schön wird.» Als ich mich verabschiede, in den riesenhaften Wagen steige, denke ich darüber nach. Darüber, dass ein Milchshake den Tag rettet, und darüber, wie vielschichtig die Bedingungen sind, damit ich glücklich sein kann. Ich beginne, mich nicht nur für das Auto zu schämen, in dem ich sitze.

«Das Leben hier macht dich zuversichtlich», sagt Cricket. Wenn du nichts hast, dann bleibst du bescheiden.

Ich parke den Wagen, der auch vom Präsidenten der USA auf Dienstreisen genutzt werden könnte, auf einem kleinen Parkplatz, ausserhalb der Skid Row. Zwischen der fünften Strasse und der Gladys Avenue steht Cricket und spült den Asphalt ab. «Hier ist mein Laden», sagt er. Dreht sich um, zeigt auf alte Pullover, die mit Bügeln an den Zaun geheftet sind, auf einer Decke davor vergilbte «National Geographic»-Ausgaben und Filzstifte. Crickets Laden, Frauen kommen vorbei, andere Männer, deren Bärte zeigen, dass sie schon lange auf der Strasse leben. Sie kaufen Stifte, alte National Geographics und schmutzige Pullover. «Aber wofür?», will ich wissen. «Für ein bisschen 14

THE RED BULLETIN

THILO MISCHKE

Er spricht mit mir, als würden wir uns kennen, erst jetzt stellen wir uns vor. Cricket trägt kein T-Shirt, seine Haut ist vernarbt, ein Muster, das sich über seinen Oberkörper zieht. Seine Brustwarzen sind verschwunden. Ich will wissen, wo sie hin sind. Und da erzählt er mir vom Diebstahl alter Kupferleitungen in Abrisshäusern. «Aber da war noch Strom drauf», sagt er. Und erzählt, wie er fast verbrannt wäre, wie er gerettet wurde und er danach ein anderer Mensch wurde. «Kein Crack mehr, keine Drogen, keinen Alkohol, sondern einen Plan haben», sagt er mir. Und beeindruckt mich damit. Cricket lebt seit über 25 Jahren in der Skid Row, das Leben, es gibt hier keine Visionen von einem besseren Leben. Nur von einem besseren Nachmittag. Die Ziele hier sind nicht abgezahlte Eigenheime und Fernreisen, sondern ein Paar Socken und etwas zu essen. «Das Leben hier macht dich zuversichtlich», sagt er. Wenn du nichts hast, dann bleibst du bescheiden. «Ich will es nicht verklären», sagt er. «Das Leben hier ist beschissen, es ist gefährlich, und du stirbst früher.»

BLAGOVESTA BAKARDJIEVA

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ch habe ein schlechtes Gewissen, als ich mit einem unverhältnismässig grossen Wagen durch den Stadtteil Skid Row in Los Angeles fahre. Ein Viertel nahe Downtown, mehrere Strassenblöcke geballte Armut. Zwei Minuten entfernt von ökologisch korrektem Cappuccino für sechs Dollar. Von Dachterrassen, die nachts im blauen Licht der Pools leuchten, sieht man das Schachbrett der Armut. Strassen, die einem Ghetto gleichen, Zelte reihen sich aneinander. Keine Kanalisation, keine Duschen, dafür viele kranke Menschen. Kranke Körper, die Heroin spritzen, bis ihre Seelen zerstört sind. Hier lebt Cricket. Ich fahre mit dem Auto durch die Strassen, weil ich nach Menschen suche, die mir erzählen, wie sie arm wurden und arm blieben in einer Stadt, in der alles möglich ist, ausser versagen. Cricket wird mir davon erzählen, wird mir erzählen, dass er hier gelernt hat, worum es im Leben geht. Dass es nicht darum geht, in feinen Häusern zu leben und einen Zweitwagen zu haben. «Wer nichts verlieren kann, der hat keine Angst mehr», wird er sagen, und es wird ein Satz sein, über den ich noch lange nachdenken werde.

Normalität», sagt Cricket. «Wir leben in den USA, hier geht es ums Kaufen und Besitzen. Für die meisten auch nur um das Gefühl, genau das tun zu können.»

MICHEL TERHORST

Er ist 200 Tage im Jahr unterwegs, Jetlag ist bei Korrespondent und Reisereporter Thilo Mischke (TVDokureihe «Uncovered») ein Dauerzustand. Auf seinen Expeditionen trifft der 38-jährige Berliner immer wieder Menschen, die ihn faszinieren. Dieses Mal: Cricket, ein Obdachloser in L. A., der ihn das Glück mit neuen Augen sehen lässt.


F U ND ST Ü CK

Frank Sinatras Adressbuch

HENRY LEUTWYLER, SHARLAND/THE LIFE IMAGES COLLECTION/GETTY IMAGES

KONTAKTMÄNNER Frank Sinatra (1915 –1998) war Sänger, Schauspieler und Entertainer mit besten Verbindungen.

THE RED BULLETIN

Ein kleines Buch, das eine Ahnung von der grossen Welt birgt. Frank Sinatra hat hier die Telefonnummern von Musikern, Entertainern, Schauspielern und Politikern notiert, Frauen finden sich darin kaum. Die Handschrift scheint nachdrücklich, jeder Name ist rot unterstrichen. Unter dem Buchstaben «K» entdecken wir Tänzer Gene Kelly und den legendären USAussenminister Henry Kissinger, unter «M» den Gitarristen Tony Mottola, und unter «N» steht Nixon, Zusatz: Pres. – natürlich ist der damalige US-Präsident gemeint.

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L IF E HACKS

Science-Bastler

SO WIRD JEDES FRÜHSTÜCK ZUM GENUSS Pfiffige Lösungen für konkrete Probleme. Volume 10: keinen Bock auf Küchenchaos, braunes Obst und harte Avocados? Hier vier Tricks für einen noch besseren Start in den Tag.

POCHIERTES EI

AVOCADO-TOAST

Aus dem Beutel gepellt

Guter Griff

Ein Ei ohne Schale zu kochen, kurz: es zu pochieren, gilt als hohe Frühstückskunst. Hier der ultimative Tipp für Hobbyköche: Mit einer Tasse und Frischhaltefolie geht’s ganz leicht.

Weich und doch nicht matschig: Greif im Supermarkt zur richtigen Avocado. Zieh den Stielansatz heraus: Ist das Fruchtfleisch darunter gelbbraun, ist die Avocado reif.

Butter

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FRUCHTSALAT

Eine kleine Tasse mit Frischhaltefolie auskleiden, sodass die Folie etwa fünf Zentimeter übersteht. Die Folie mit Butter oder Öl bepinseln und das Ei in die Tasse geben.

Kraft durch Saft Obst mit Zitronensaft beträufeln, um die Braunfärbung zu verhindern.

100 °C 4–6 Min.

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KNUSPRIGER SPECK

3 Beutel mit einem Löffel aus dem Wasser fischen, unter dem Knoten aufschneiden und das Ei auf dem Teller platzieren. Speck auf einen Teller mit Serviette geben. Für 2 Minuten in die Mikrowelle (900 Watt). Fertig!

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THE RED BULLETIN

ANDREAS ROTTENSCHLAGER

Bacon, bitte!

So wird der Speck richtig kross – ganz ohne Bratpfanne!

SASCHA BIERL

Verschliesse die Folie mit einem Knoten und lege den Plastikbeutel behutsam in einen Topf mit kochendem Wasser. Lass ihn 4–6 Minuten garen, je nach Präferenz.


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Die bizarren Granitsäulen des UlachanSis-Kamms in Sibirien wurden erst vor wenigen Jahren entdeckt.

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COREY RICH/RED BULL CONTENT POOL

Der Klettergarten am Ende der Welt

Als erster Kletterer in Sibiriens «Stadt aus Stein»: Wie sich KILIAN FISCHHUBER seinen Lebenstraum erfüllte. Und wie wir seine Erfolgsformel aus Biss und Gelassenheit kopieren können. Text ALEX LISETZ


Nachdem ein Boot sie so nahe wie mรถglich an ihr Kletter-Zielgebiet gebracht hatte, schlugen sich Galina Terentewa, Kilian Fischhuber, Robert Leitner und Sergei Karpuchin (von links) zum Ulachan-Sis-Kamm durch. Drei Tage lang, zu Fuss. 20

ELIAS HOLZKNECHT/RED BULL CONTENT POOL

Am Indigirka-Ufer




Ulachan-Sis

Russland

Klettern in der Mitternachtssonne

COREY RICH/RED BULL CONTENT POOL

Kilian um drei Uhr morgens in einer Verschneidung des «Solstice» (der «Sonnenwende»), eines der besonders gut kletterbaren Felsen der «Stadt aus Stein»: «Eine Supertour, selbst im Vergleich zu klassischen Klettergebieten.»

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«Man darf nicht zu fixiert sein. Sonst schaut man nicht mehr rechts und links.» Kilian Fischhuber (am Bild mit versteinertem Mammutkiefer) über den richtigen Mix aus Ehrgeiz und Spasshaben


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COREY RICH/RED BULL CONTENT POOL, ELIAS HOLZKNECHT/RED BULL CONTENT POOL

lachan-Sis, die «Stadt aus Stein», ist kein Hit auf TripAdvisor. Die Infrastruktur ist ausbaufähig (Anreise von der nächsten Ansiedlung: ein Tag Bootsfahrt, drei Tagesmärsche zu Fuss). Das Klima ist gewöhnungsbedürftig (minus 60 Grad im Winter, Minusgrade in Sommernächten). Und die Gastgeber? Verschlagene Blutsauger. (Im Sommer brütet der leicht antauende Permafrostboden Millionen von Stechmücken aus.) Kein Wunder, dass es erst eine Handvoll Menschen hierher verschlagen hat, seit die Stadt vor ein paar Jahren von dem russischen Geologen Sergei Karpuchin entdeckt und getauft wurde. Dabei ist Ulachan-Sis eigentlich gar keine Stadt. Die bizarren, wie Wolkenkratzer aus der Landschaft emporragenden Granitformationen sind natürlichen Ursprungs. Ein Resultat der extremen Wetterbedingungen an diesem menschenleeren Fleck Nordostsibiriens. Hier kommt Kilian Fischhuber ins Spiel. 35 Jahre alt, geboren in Niederösterreich, wohnhaft in Innsbruck, fünffacher Boulder-Gesamtweltcupsieger. Weitere Kennzeichen: bergverrückt, fernwehkrank und mit kompletter Ignoranz gegenüber positiven TripAdvisorBewertungen ausgestattet. Als ihm ein Freund im Internet Fotos der Granitpfeiler von Ulachan-Sis zeigte, bekam er sie nicht mehr aus dem Kopf. «Hier», dachte er, «müsste einer rauf klettern.» Und dann gleich der nächste Gedanke: «Warum eigentlich nicht ich?» THE RED BULLETIN: Herr Fischhuber, wie verwirklicht man Träume? KILIAN FISCHHUBER: Puh. Ich glaube, die meisten würden sagen, man braucht dafür Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Ausdauer. Und zu 90 Prozent stimmt das auch. Aber ich bin draufgekommen, dass die restlichen 10 Prozent auch wichtig sind: Man darf nicht zu fixiert sein. Sonst schaut man nicht mehr rechts und links. Dann wird man engstirnig, und aus dem Traum wird ein innerer Zwang. Und so wird man fünffacher Gesamtweltcupsieger im Bouldern? Vielleicht hätte ich noch mehr erreichen können, wenn ich verbissener gewesen wäre. Aber ich habe nie von Titeln geträumt. Ich möchte ja keine Erfolge abhaken, sondern Erinnerungen sammeln. Darum bin ich an schönen Tagen lieber auf den Fels gegangen, als in der Halle für den nächsten Wettkampf zu trainieren. Und darum hat es mich jetzt nach Sibirien gezogen. Klar, in Südfrankreich könnte THE RED BULLETIN

Unberührte Landschaft: vom Indigirka-Fluss (ganz oben) über sibirischen Permafrost-Boden zur einzigartigen Felslandschaft Ulachan-Sis.

«Klar, in Südfrankreich könnte man schwierigere Routen klettern. Aber die kennen wir halt alle schon.» man schwierigere Routen klettern als dort. Aber die kennen wir halt alle schon. Wie entstand der Traum von der «Stadt aus Stein»? Aus Zufall. Ein Freund eines Freundes sah in der «Siberian Times» einen Artikel über ihre Entdeckung. Daneben war ein Foto von diesen genialen Granitpfeilern mitten im Nirgendwo, von denen bis vor ein paar Jahren keiner wusste. Die Entdecker sahen darin ein bizarres Naturwunder. Ich ein unerschlossenes Kletterparadies. Der Kitzel, unentdecktes Land zu betreten … … fasziniert mich, klar. Ich habe meinen Stefan Zweig gelesen, die Geschichten von Amundsen, Jules Verne.

Aber es heisst doch, dass es auf der Erde keine weissen Flecken mehr gibt. Überall war schon irgendwer. Stimmt schon, aber man kann seine Träume ja anpassen. Ja, vielleicht war in den letzten 5000 Jahren schon einmal ein durchziehender Hirte in Ulachan-Sis. Aber vor mir ist bestimmt keiner auf diese Felsen geklettert. Wenn man den Blickwinkel ein bisschen verändert, wartet auf dieser Welt noch viel Neuland. Welche Hürden standen im Weg, bevor Sie zum Klettern kamen? Die Schwierigkeiten begannen schon zu Hause bei der Vorbereitung. Weil ich kein Russisch spreche, konnte ich mit Sergei Karpuchin, dem einzigen Menschen mit Ortskenntnis, nur von Google übersetzte 25


Lieferpizza? Fehlanzeige Weitab von der nächsten menschlichen Siedlung ist Selbstversorgung angesagt. Dank Kletterkollegin Galina (der Zweiten von links) gibt’s trotzdem köstlichen Borschtsch. Ganz rechts: der einheimische Führer und Geologe Sergei Karpuchin 26


ELIAS HOLZKNECHT/RED BULL CONTENT POOL


«Ich sah den Felsen im Internet. Und dachte, hier müsste einer raufklettern.» Kilian Fischhuber über den Granitpfeiler «Gagarin»


Mails austauschen. Nach eineinhalb Jahren Planung mussten wir alle Flüge stornieren, weil der Fluss dort zugefroren war, man aber nur mit dem Boot hinkommt. Eine Woche vor dem Start sprang mein russischer Kletterpartner ab, der vor Ort übersetzen sollte. Doch Sie liessen nicht locker … Ja, die russische Kletterin Galina Terentewa sprang ein und erwies sich als grossartiger Ersatz. Also flogen wir im Juni 2018 mit einem Kamerateam nach Moskau. Von der nötigen Lässigkeit, die Sie vorher erwähnt haben, war jetzt wohl nicht mehr viel übrig? Zuerst habe ich ja versucht, alles gelassen zu sehen. Habe mir eingeredet: Wenn die

Expedition zustande kommt, ist’s gut, wenn nicht, hat’s halt nicht sein sollen. Aber dann habe ich den Tunnelblick bekommen. Vor allem, als die Schwierigkeiten in Russland immer grösser wurden. Welche Schwierigkeiten? Vom letzten Flugplatz mussten wir mit dem Boot stromabwärts über den Fluss Indigirka. Doch das Benzin war gepanscht, darum fielen auf den 200 Kilometern immer wieder die Motoren aus, und wir mussten uns stundenlang treiben lassen. Dann kam der Fussmarsch, drei Tage mit Gummistiefeln durch den Schlamm. Der war zehn Zentimeter dick, darunter Dauerfrostboden. Und dann die grosse Enttäuschung, als wir den ersten Felsen in natura sahen: alles brüchig, unkletterbar.

«So weit von der Zivilisation entfernt wäre schon ein verstauchter Knöchel ein Riesenproblem gewesen.»

Und dann? Totaler Frust bei mir, beim Führer, beim Kamerateam, bei allen. Der Traum war geplatzt? Nein, ich habe mich erinnert, worin mein Traum besteht: Ich bin hier, weil ich ein unvergessliches Erlebnis an einem einzigartigen Ort suche. Nicht, weil ich neue Kletterrekorde aufstellen will. Also sind wir weitergegangen, die Türme erstrecken sich ja über mehrere Tagesmärsche. Und von da an ging es aufwärts? Genau. Nach eineinhalb Tagen kamen wir zu einem Granitpfeiler mit einem genialen Kamin. Da konnte man gut klettern, und wir haben richtig lässige Aufnahmen gemacht. Was für eine Erleichterung! Auf einmal habe ich die Dinge wieder lockerer sehen können. Und prompt platzte der Knoten: Jetzt entdeckten wir immer mehr geeignete Felsen. Und ich bekam wieder diese Lust wie damals mit dreizehn, als man einen Felsen oder einen Baum sah und einfach nur Lust hatte, bis rauf an die Spitze zu klettern. Als man noch nicht über Schwierigkeitsgrade nachdachte.

COREY RICH/RED BULL CONTENT POOL, ELIAS HOLZKNECHT/RED BULL CONTENT POOL

Apropos Schwierigkeitsgrade …? Die waren nichts Besonderes. Aber Spaziergang war es keiner. Manchmal war das Gestein von den Temperaturschwankungen brüchig, und man konnte sich auf keinen einzigen Griff verlassen. Mal waren die Wände spiegelglatt, vom Wind abgeschliffen. Dazu kam die totale Entlegenheit: So weit von der Zivilisation entfernt wäre schon ein verstauchter Knöchel ein Riesenproblem gewesen. Das allerschönste Erlebnis? Der «Gagarin», genau jener Felsen, den ich als allerersten auf dem Foto im Internet gesehen hatte. Unten fast ohne Griffe, höher ganz bröslig, aber ein echtes Monument. Oben am höchsten Punkt habe ich Demut und Dankbarkeit gefühlt, dass ich das erleben darf. Klingt kitschig, ich weiss. Das Blöde an erfüllten Träumen: Man kann nicht mehr weiter von ihnen träumen. Was jetzt? Klar kann man das. Gerade dann, wenn es einem nicht ums Abhaken einer Leistung gegangen ist, sondern um das Gesamterlebnis. Die Erinnerung an Sibirien kann mir keiner mehr wegnehmen, auch wenn ich wahrscheinlich nie wieder zurück an diesen Ort kommen werde. Unbezahlbar.

Sibirien-Lifestyle: Die Familie des Bootsmanns veranstaltete vor der Abfahrt eine glücksbringende Zeremonie (oben). Unten: Spass im ewigen Schnee THE RED BULLETIN

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Blick nach vorn: In der Reha motivierte Paul van Dyk die Aussicht auf einen Auftritt in Las Vegas.


HE RO ES

auf. Musik kann vielleicht nicht heilen, aber ganz sicher bei der Heilung helfen.

Paul van Dyk

«WER ZU MIR INS ZIMMER KAM, MUSSTE LÄCHELN»

Nach einem Bühnen-Sturz lag der Star-DJ mehrere Tage im Koma. Hier erzählt er, wie ihn die Liebe seiner Frau und die Leidenschaft zur Musik retteten.

CHRISTOPH KÖSTLIN

NICLAS SEYDACK

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HE RED BULLETIN: Nach deinem Unfall im Februar 2016 lautete die erste Diagnose: Rollstuhl, womöglich Amnesie. Pflegefall. Was ist deine erste Erinnerung? PAUL VAN DYK: In meinem Kopf existieren keine komplexen Erinnerungen, weder an den Unfall noch an die ersten Wochen im Krankenhaus, lediglich ein paar Bewusstseinsfetzen. Meine Frau Margarita sang mir oft unser Lieblingslied vor: «Somebody» von Depeche Mode. An der Wand hingen ein Trikot und ein Schal von Borussia Dortmund. Es sah aus wie ein Fanzimmer! Das war enorm wichtig, wie mir später auch die Ärzte bestätigt haben.

«Das Gehirn braucht Anknüpfungspunkte, damit man nicht vergisst, wer man ist.»

THE RED BULLETIN

Das Gehirn braucht diese Anknüpfungspunkte, damit man nicht vergisst, wer man ist. Deine Frau hat versucht, ein positives Setting für dich herzustellen … Ja, in einem weissen Zimmer liegen, das nach Desinfektionsmitteln riecht, mit all den Schläuchen und Geräten, die wild piepsen … Da wären meine Gedanken vermutlich in eine fatale Richtung abgedriftet. Margarita hat versucht, alles wegzudrücken, was man mit Kranksein verbinden könnte. Als ich dann häufiger wach war, hat sie eine eiserne Regel eingeführt: Wer zu mir ins Zimmer kam, musste lächeln. Ich glaube, das war essenziell für meinen Heilungsprozess. Dein aktuelles Album heisst «Music Rescues Me». Hat Musik heilende Kräfte? Musik beeinflusst Stimmungen. Wenn Margarita mir etwa The Smiths vorgespielt hat – eine Band, mit der ich wirklich viel Schönes verbinde –, brach das gewisse Barrieren

Noch im Krankenhaus kam das Angebot, bei einem Festival in Las Vegas aufzutreten. Half es dir, ein konkretes Ziel vor Augen zu haben? Es half, mich bei der Reha selbst zu fordern, dafür zu kämpfen, wieder auf der Bühne zu stehen. Das ist ja kein Hobby für mich. Das ist mein Beruf, den ich liebe und mit dem ich Geld verdiene. Wie war es, wieder auf der Bühne zu stehen? Für mich ist Musik die Sprache, in der ich mich ausdrücke. Der erste Song, den ich gespielt habe, war «We Are Alive». Meine Fans wussten um die Bedeutung. Sagen wir mal so: Da gab es viele feuchte Augen. Meine inklusive. Hat sich deine Musik seit dem Unfall verändert? Meine künstlerische Inspiration ist das Leben selbst. Mit dem Unfall hat sich meine Wahrnehmung verändert. Heute bedeutet mir schon ein Spaziergang unendlich viel. Ich habe das Gefühl, seit dem Unfall musikalisch konsequenter geworden zu sein. Früher habe ich vielleicht darauf gehört, was Musikmanager mir geraten haben. Heute verbiege ich mich nicht mehr. paulvandyk.com

200 SEITEN MUT

In diesem Buch erfährst du, was Paul van Dyk das Leben rettete. Als Paul van Dyk im Krankenhaus lag, suchte seine Frau Margarita im Internet zum Trost nach Menschen, die Vergleichbares durchmachen. Doch bei ähnlich schweren Fällen fand sie nur Niederschmetterndes. In ihrem Buch erzählen Paul und Margarita, wie sie den Unfall und seine Folgen erlebt haben, und wollen damit auch anderen Betroffenen Mut machen. «Im Leben bleiben», Benevento, CHF 29.90

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HE RO ES

Gelassenheit im wahrsten Sinne des Wortes erfahre: der Sattel meines Motorrads. Es gibt keinen besseren Pause-Knopf, als durch eine schöne Landschaft zu cruisen.

Wenn Keanu Reeves eine Action-Rolle übernimmt, fliegen die Kugeln meist tödlich tief. Nach Drehschluss schiebt der Hollywoodstar allerdings lieber eine ruhige Kugel.

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HE RED BULLETIN: Der Slogan deines aktuellen Films «John Wick: Kapitel 3 – Parabellum» lautet «Wenn du Frieden willst, bereite dich auf Krieg vor». Da du vermutlich keinen Krieg vorbereitest – wie findest du deinen Frieden? KEANU REEVES: Im Alltäglichen. Ich weiss, das klingt schrecklich banal, aber am stärksten empfinde ich inneren Frieden tatsächlich in ganz normalen Momenten. Wenn ich mir einfach denke, alles ist okay: für mich, meine Welt und die Menschen, die ich liebe. Wie sehen solche Momente aus? Komplett unterschiedlich, das ist ja das Schöne daran. Du musst nur imstande sein, sie zu erkennen und auch wirklich auszukosten. Für mich persönlich gibt es ausserdem einen ganz speziellen Ort, an dem ich Ruhe und

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Apropos Kampf: «Matrix» ist fast zwanzig Jahre her. Du bist jetzt 54, knirschen da nicht schon mal die Gelenke bei den ActionSzenen? Klar, in meinem Alter kann ich nicht mehr so hoch springen oder so schnell laufen. Aber ich bringe dafür die Erfahrung mit und bewege mich deshalb effizienter. Ausserdem habe ich in puncto Alter eine sehr pragmatische Ansicht – es ist ein biologisches Phänomen. Als ich fünfzig wurde, erlebte ich das als einen natürlichen Vorgang, der mein Bewusstsein, meine Hormone und meinen Körper beeinflusst. In einem gewissen Sinn war das also so etwas wie eine Erwachsenenpubertät.

Dich mal in eine Berghöhle zurückziehen und meditieren, bis du den Grund allen Seins verstanden hast: Ist das eine attraktive Vorstellung für dich? Yeah. Ernsthaft? Okay, wahrscheinlich nicht. Als ich «Little Buddha» drehte, habe ich schon das Verlangen verspürt, so etwas zu machen. Aber jetzt ist meine persönliche Höhle eher meine Couch.

«Mein liebster Rückzugsort? Der Sattel meines Motorrads!»

In deinen Filmen – allen voran «Little Buddha» – beschäftigst du dich immer wieder mit asiatischer Philosophie. Hat das auf dein Leben abgefärbt? Auf jeden Fall. Ich mag die Vorstellung der Harmonie zwischen dem inneren Selbst

Und welche Lebensphilosophie entwickelst du auf deiner Couch? Ich weiss gar nicht, ob ich überhaupt eine Lebensphilosophie habe. Höchstens vielleicht diese: «Gib einfach dein Bestes.» «John Wick: Kapitel 3 – Parabellum» läuft seit 23. Mai in den Kinos.

DER STURM VOR DER RUHE

So trainiert Keanu Reeves für seine Rolle als John Wick INTENSIV Vier Monate lang. Vier, fünf Stunden täglich. Bis zu sieben Tage die Woche. INTELLIGENT Fitnessbänder statt Gewichte – die stärken und stabilisieren bei deutlich verminderter Verletzungsgefahr.

INTERDISZIPLINÄR Kampfsportarten wie Jiu-Jitsu, Judo, Sambo – und nicht zu vergessen: taktisches und Waffentraining.

THE RED BULLETIN

RÜDIGER STURM

DER RUHIGE IM STURM

und der Aussenwelt. Diesen Dialog zwischen beiden Welten findest du in der gesamten asiatischen Philosophie.

DOUG INGLISH/TRUNK ARCHIVE

Keanu Reeves

Innerer Friede ist auch eine Frage der physischen Entspannung. Wie schaffst du es, dich nach zahllosen Kampfszenen und Verfolgungsjagden zu erholen? Ganz einfach: Ich steige in ein Eisbad, danach heisses Wasser und dann wieder ab ins Eis. Abschliessend hole ich mir eine gute Mütze Schlaf und bin wieder bereit für die Kämpfe des nächsten Tages. Diese Technik habe ich beim Dreh zur «Matrix»-Trilogie kennengelernt.


Keanu Reeves, 54, geht privat bewusst vom Gas: Der Actionstar entspannt beim Cruisen mit dem Bike.


HE RO ES

THE RED BULLETIN: Ist es nicht ein undankbarer Job, wenn andere die Lorbeeren für deine Arbeit ernten? TAYLA PARX: Ach was, ich schreibe viele Songs, und nicht alle passen zu mir. Angeblich mehr als 200 jedes Jahr – stimmt das? Ja, in mir ist so viel Musik, ich muss sie einfach rauslassen.

«Jetzt schaffe ich Einzigartiges für mich selbst.» Was inspiriert dich? Die Geschichten anderer Menschen. Alle Storys, die nicht meiner Gedankenwelt entsprungen sind, verdanke ich Gesprächen mit anderen Menschen – plus ein bisschen persönlicher Fantasie.

«DU BIST WERTVOLL»

Wenn Stars wie Christina Aguilera oder Ariana Grande einen Top-Ten-Hit brauchen, rufen sie Tayla Parx an. Weil die 25-Jährige aus Dallas genau weiss, dass aus einfachen Gesprächen Einzigartiges entstehen kann.

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llein im Vorjahr hatte Tayla Parx vier Top-TenHits in den US-Charts, darunter Ariana Grandes Nummer eins «Thank U, Next». Die 25-Jährige, die mit Hollywoodstar John Travolta bereits 2007 im Filmmusical «Hairspray» als Little Inez vor der Kamera stand, hat gerade ein neues Album veröffentlicht. Titel: «We Need to Talk». Und genau das haben wir auch getan. Wir haben uns mit der gebürtigen Texanerin Taylor Monet Parks (so ihr bürgerlicher Name) über Erfolg, Einzigartigkeit und Ehrfurcht unterhalten.

Keine Angst, in Ehrfurcht zu erstarren, wenn du mit Künstlern arbeitest, die du bewunderst? Nein, dir muss klar sein, dass du deshalb hier bist – um jemandem eine neue Sicht zu eröffnen. Und dass dich genau das wertvoll macht. Mutig. Wie schaffst du das? Ich bin eine junge schwarze Frau. Das heisst, dass meine Chancen von vornherein nicht die besten sind. Also muss ich dreimal so hart arbeiten wie andere. Und ich muss an mich glauben. Denn wenn ich es nicht tu, wer sollte es sonst tun? Hörtipp: Tayla Parx’ Debütalbum «We Need to Talk»; taylaparx.com THE RED BULLETIN

FLORIAN OBKIRCHER

Tayla Parx

MADELEINE DALLA

Jung, selbstbewusst, zielstrebig: Tayla Parx weiss, wo es langgeht.

Was hat dich dazu bewogen, eigene Songs aufzunehmen? Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen nach Einzigartigem suchen. Ich habe zuerst versucht, etwas Besonderes für andere Künstler zu schaffen. Jetzt schaffe ich Einzigartiges für mich selbst.


FLÜÜÜGEL FÜR IHREN SOMMER.

MIT FRUCHTIG-FRISCHEM GESCHMACK.

NEU

BELEBT GEIST UND KÖRPER.


SPIELEND REICH

Richard Tyler Blevins, 28, besser bekannt unter seinem Kampfnamen NINJA, ist mit Computerspielen reich und berühmt geworden. Nun arbeitet der «Fortnite»-Champ daran, diesen Ruhm ausserhalb der Digitalwelt zu etablieren. Und dabei nicht abzuheben. Text SCOTT JOHNSON

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Fotos MICHAEL MULLER


Er hat einen Job, von dem viele träumen: Richard Tyler Blevins spielt «Fortnite» und verdient damit rund eine Million Dollar – pro Monat.


Derzeit folgen 13 Millionen Menschen Ninja auf Instagram und Twitch.


R Der Star von nebenan: Richard Tyler Blevins mit Ehefrau und Managerin Jessica und weiteren Familienmitgliedern am Set der TV-Show «Celebrity Family Feud»

THE RED BULLETIN

ichard Tyler Blevins hat gerade richtig viel Spass. Der berühmteste Gamer der Welt steht hinter einem Pult auf einer Bühne in Hollywood, grelles Scheinwerferlicht im Gesicht, und grinst von einem Ohr zum anderen. Er ist Gast in der TV-Show «Celebrity Family Feud», in Europa als «Familienduell» bekannt. Der Moderator, Comedian Steve Harvey, stellt dem Publikum den schlaksigen, blassen Jungen mit den blaugrünen Haaren vor – nur für den Fall, dass irgendjemand noch nicht weiss, wer der Mann ist, der hinter dem Online-Kampfnamen Ninja steckt: «Er verdient jedes Monat eine Million Dollar, weil er sich beim Computerspielen streamt.» Die Details seiner Geschichte sind mindestens so beeindruckend: Blevins, ein College-Abbrecher aus dem US-Bundesstaat Illinois, hat in den letzten zwei Jahren aus seinem aussergewöhnlichen GamingTalent und einer interessanten Persönlichkeit ein enorm profitables Unternehmen gemacht: Seit Ende Juli 2017 der Multiplayer-Shooter «Fortnite» auf den Markt kam und binnen kürzester Zeit Millionen Fans gewann, mischt Ninja die Szene auf. Derzeit folgen dem «Fortnite»-Champ 13 Millionen Menschen auf Instagram und der Streaming-Plattform Twitch und weitere 20 Millionen auf YouTube. Die noch grössere Leistung des seit kurzem 28-Jährigen besteht aber darin, dass er es als einziger Gamer geschafft hat, auch ausserhalb der digitalen Blase ein Star zu werden. Er spielt Games mit dem kanadischen Rapper-King Drake und plaudert charmant mit Talkshow-Queen Ellen DeGeneres. Er ist wohl so etwas wie ein Vorreiter der digitalen Welt, das Gesicht der Gaming-Szene. Doch das Gewinnen ist Blevins mindestens so wichtig wie der Spass: Zum Beispiel will er jetzt, im TV-Duell, seinen Freund besiegen, den Footballer JuJu Smith-Schuster von den Pittsburgh Steelers – was ihm dann auch gelingt. Als die Kameras dann abgeschaltet sind, nähert sich schüchtern der vielleicht siebenjährige Sohn des Stage Managers, um sein Idol zu treffen. Er bekommt ein Autogramm, dann klatschen sich die beiden

mit High-Five ab. Es wirkt, als hätte Blevins Freude an den Verpflichtungen, die sein «verrücktes neues Leben», wie er es nennt, mit sich bringt. Er will ein Star von nebenan sein, authentisch und greifbar.

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ieses «verrückte neue Leben» in den Griff zu bekommen ist eine knifflige Aufgabe. «Bis jetzt ging’s immer drunter und drüber», sagt Ehefrau und Managerin Jessica Blevins. Am Tag nach dem Auftritt bei «Celebrity Family Feud» sitzen wir mit ihr auf einer Couch in einem Büro in Santa Monica. Nebenan absolviert Ninja ein aufwendiges Fotoshooting. «Wir erklären uns immer gegenseitig, dass wir weiterhin ganz bescheiden auf dem Boden bleiben werden», sagt sie. «Wir sind noch immer jedes Mal aufgeregt, wenn jemand ein Foto machen möchte.» Sie schaut hinüber ins Fotostudio, wo ihr Mann in einem engen weissen Anzug und glänzenden Lackschuhen vor der Kamera herumblödelt. Blevins ist ein unglaublich begabter Gamer. Doch damit allein wäre er nie so weit gekommen. Das Paar hat sich eine Strategie überlegt, ihn in der breiten Öffentlichkeit als Star aufzubauen. «Ich wusste immer, dass mehr in ihm steckt als nur ein Gamer», sagt Jessica. «Er ist echt lustig, hat schon früher ständig Leute parodiert. Aber man rechnet einfach nicht damit, dass irgendwann die Chance kommt, diese Talente wirklich zu zeigen.» Und wie sie kam. Seit eineinhalb Jahren muss das Paar sein Leben komplett danach ausrichten. Vor ein paar Monaten stellten die beiden zum Beispiel einen Koch ein, der regelmässig bei ihnen daheim vorbeikommt, um für rund 450 Euro vier- bis fünfgängige Menüs zu zaubern – es ist etwa die Summe, die Blevins auch im Restaurant ausgeben würde. Nur mit dem Unterschied, dass dort die unvermeidlichen Fans und Schulterklopfer Schlange stünden, was manchmal ein bisschen anstrengend ist. Vor kurzem bekam auch Jessicas Mama Darcy einen Job im Team: Sie ist jetzt die persönliche Assistentin ihrer Tochter. Davor hatte sie ein Jahrzehnt lang als Arzthelferin im örtlichen Krankenhaus gearbeitet. Als Blevins der Durchbruch gelang, opferte sie zunächst alle ihre Urlaubstage, um den Kindern zu helfen – sie kümmerte sich um die beiden Hunde, den Haushalt und half Jessica, wenn ihr die Arbeit wieder einmal über den Kopf wuchs. Dafür wollte 39


sich Jessica revanchieren, schliesslich ist Mama auch ihre «beste Freundin». «Sie bekam eine Gehaltserhöhung und freie Zeiteinteilung», sagt Jessica und lächelt. «Jetzt haben wir eine Unterstützung, auf die wir uns hundertprozentig verlassen können.»

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urz liebäugelten Tyler und Jessica auch damit, nach Los Angeles umzuziehen. Oder dort zumindest ein Zweithaus zu kaufen. Doch je mehr sie darüber nachdachten, desto weniger Lust hatten sie darauf. Sie sind Familienmenschen, und kein Mitglied ihrer beiden Familien lebt so weit von Illinois entfernt. Viel versäumt hätten sie selbst im aufregenden Nachtleben der Glitzerwelt Hollywoods ohnehin nicht: Nach einem langen Streaming-Tag ist meist nicht mehr drin als ein bisschen kuscheln und Serien schauen. Streamen als Hauptberuf geht nämlich deutlicher an die Substanz, als man glauben würde.

Ninja soll nicht nur Gamern ein Begriff sein, sondern jedem Menschen – eine Art Tiger Woods des E-Sports.

Vor allem wenn, wie inzwischen üblich, Online-Trolle jede Menge Psychoterror veranstalten, um dem berühmten Ninja ein Bein zu stellen. Die lauern dann auf jeden winzigen Fehler und setzen dafür Avatare mit rassistischen oder beleidigenden Namen ein, um ihn aus dem Konzept zu bringen. «Ich kriege die volle Breitseite ab, weil ich den ganzen Tag live bin», sagt Tyler. «Im Grunde versuchen die Leute die ganze Zeit, mir Fallen zu stellen. Sie wollen mich dazu bringen, etwas zu sagen oder zu tun, was mir schaden kann – und das acht bis zehn Stunden am Tag.» In letzter Zeit hört er öfter die Kritik, beim Spielen wie auf Autopilot zu sein. «Das ist natürlich Unsinn», sagt Blevins, «ich bin hundertprozentig bei der Sache. Ich konzentriere mich gleichzeitig aufs Streamen und auf eine gute Show, auf clevere Spielführung und darauf, keinen Unsinn zu schreiben.» Für 2018 hatte er sich vorgenommen, im Gegensatz zu vielen anderen YouTubern kein einziges Entschuldigungsvideo posten zu müssen. Das ist ihm gelungen. Kein Wunder, wenn Richard Tyler Blevins am Abend geschlaucht ist. Sein grösstes Freizeitvergnügen ist eine bei Amazon bestellte Popcorn-Maschine, die nun im Dauerbetrieb ist. Parallel dazu läuft Netflix in Endlosschleife: Gerade ist Blevins mit «The Punisher» fertig geworden, nun freut er sich auf die neue «Stranger Things»-Staffel. Ebenfalls hoch im Kurs: «Schräge Dokus» wie die True-Crime-Produktion «Abducted in Plain Sight». «Oh, und natürlich ‹Breaking Bad› und ‹Prison Break›», sagt Jessica, «die Klassiker eben.» 40

«Alles, wo etwas kaputtgeht», fügt eine Assistentin, die gerade an unserer Couch vorbeigeschneit ist, lachend hinzu. Jetzt werfen alle wieder einen Blick hinüber zu Tyler, dessen grünlich blauer Schopf über dem schneeweissen Anzug wie eine Menthol-Explosion aussieht. «Seine natürliche Haarfarbe ist hellbraun», verrät uns Jessica. «Aber die habe ich seit unserer Hochzeit nicht mehr zu sehen bekommen. Ich hatte darauf bestanden, dass er bei der Hochzeit seine natürliche Haarfarbe trägt.» Das war am 12. August 2017. Das Paar heiratete vor rund 90 Gästen im «Lehmann Mansion» in Lake Villa, Illinois. «Eine Traumhochzeit», schwärmt Jessica noch heute. «Das war, kurz bevor unser Leben komplett durch die Decke ging.» Sie gaben sich das Ja-Wort bei perfektem Wetter unter einer schönen Laube und legten danach einen legendären Hochzeitstanz aufs Parkett. Jessica, die als Kind Ballett, R&B und Jazzdance praktiziert hatte, machte sogar im Hochzeitskleid den «Wurm», eine kühne Breakdance-Figur: «Ich sagte mir, dass mich dieses

Szene aus «Fortnite», Ninjas zweiter Heimat und mit 250 Millionen registrierten Spielern eines der beliebtesten Games der Welt

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Tyler an seinem Arbeitsplatz im Keller. Er ist bis zu zehn Stunden pro Tag online. Das geht an die Substanz.

Kleid nicht aufhalten wird. Wir bringen bei jeder Hochzeitsfeier Stimmung rein, auch bei jenen unserer Geschwister im letzten Jahr.» Zeit mit der Familie ist sonst eher Mangelware. «Die längste Pause, die ich beim Streamen je gemacht habe, war erst unlängst», sagt Tyler – da hat er sich ganze 14 Tage Auszeit genehmigt. Dass das zweifellos einige Twitch-Abonnements und einen Haufen an Werbeeinnahmen gekostet hat, hätte ihm vor einiger Zeit noch mehr Kopfzerbrechen bereitet. Jetzt fand er die Pause einfach notwendig. «Man bekommt den Kopf frei», sagt er. «Die Familie ist wichtig, Zeit abseits des Streamings genauso. Man muss sich manchmal auch einfach nur zurücklehnen und entspannen können. Um ehrlich zu sein, sollte ich noch viel mehr Pausen einlegen.» Nur fürs Protokoll: Tyler Blevins behauptet nicht, seinem Alter Ego Ninja – laut Wikipedia ein Kämpfer aus dem vorindustriellen Japan, der als Spion, Saboteur oder Meuchelmörder eingesetzt wurde – ähnlich zu sein. Nur so viel: Er glaubt an Gott, beschränkt seinen Glauben aber auf das Praktische: «Ich bin für Dinge wie Moral, Karma, Nächstenliebe.» Er verbringt die meiste Zeit vor einem Bildschirm im Keller und schlägt sich dabei mit anonymen Unbekannten herum. Und er ist ein behütetes Kind aus dem Mittleren

Sein Ziel für 2018 war es, kein Entschuldigungsvideo posten zu müssen. Das ist ihm gelungen.

Westen der USA, das vom Anblick von Temaki ehrlich überwältigt ist («Das sieht aus wie eine Eistüte … aus Sushi!»).

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uch Jessica musste in ihre Rolle als Ninjas Managerin erst hineinwachsen. So brauchte sie lange, um ein gutes Team von Anwälten zu finden, die Tyler nun bei komplizierten Verträgen, Sponsorings und Star-Auftritten unterstützen. «Die Videospielwelt ist eine Riesensache», sagt sie, «und wir brauchten jemanden, der in meinem Mann einen Star in der Grössenordnung von Basketball-Grösse Kobe Bryant sieht.» Für die «Celebrity Family Feud» etwa musste sie vorab eine sechsseitige Vereinbarung unterschreiben. «Keine grosse Sache für die meisten Leute», sagt sie, «aber ich nehme mir die Zeit, so etwas genau zu lesen.» Es gab prompt «ein Problem mit der Schleichwerbung in der Sendung». Änderungswünsche, beschied man ihr daraufhin, seien nicht üblich. «Worauf ich sagte: ‹Es ist mir egal, ob ihr das schon mal gemacht habt oder nicht. Wenn ihr Tyler vor der Kamera haben wollt, müssen die Sprüche raus.›» Fazit: Die Produzenten gaben klein bei. Blevins überlässt es seiner Frau, die Zügel straff zu halten. «Sie war schon früher taff, aber jetzt ist sie knallhart», erzählt er. «Darüber streiten wir manchmal, weil ich finde, dass man es auch ein bisschen lockerer angehen könnte. Und jedes Mal passiert dann genau das, was sie befürchtet hat – oder eben nicht, weil sie es verhindert hat. Und ich wechsle von ‹Lass es doch mal gut sein› zu ‹Oh Scheisse, du hattest mal wieder recht›.» Jessica macht ihre Sache offensichtlich gut. Sobald Ninja ankündigt, dass er gleich streamen wird, sind binnen zehn Minuten 10.000 Follower online, binnen einer Stunde ein Vielfaches davon, erzählt einer aus dem Team. «Wir könnten pro Tag dreimal das Staples Center (eine 21.000 Zuschauer fassende Mehrzweckhalle in L. A., Anm.) füllen», sagt er. Zusammen macht das mehrere Millionen Views auf YouTube. Oder anders ausgedrückt: eine Stange Geld. Jessica und Tyler sprechen neuerdings regelmässig über die langfristigen Ziele der Marke Ninja und wähnen sich auf dem richtigen Weg. «Ninja soll nicht nur Gamern ein Begriff sein, sondern jedem Durchschnittsmenschen», fasst Jessica die Stossrichtung zusammen, «bekannt wie Tiger Woods, den jeder auf der Strasse erkennen würde, auch wenn er überhaupt nichts mit Golf am Hut hat.» Schau Ninja beim Gamen zu: twitch.tv/ninja

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INNOVATOR

E-Motorrad

Die Göttliche Ein Blitz ohne Donner: Mit dem E-Superbike Zeus bringt die US-Firma Curtiss Motorcycles das aktuell schnellste Serienmotorrad auf die Strasse.

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atmobil trifft Blade Runner. Mit seinem auf Hochglanz polierten Aluminiumgehäuse, tiefschwarzen Vollkarbonrädern, Touchpad-Cockpit und LEDBeleuchtung würde man das Zeus Café-Bike eher am Set eines Hollywoodfilms erwarten als auf der Quail Motorcycle Gathering Show. Dort wurde die Elektromaschine 2018 erstmals präsentiert und räumte gleich den Preis für das innovativste Motorrad ab.

STARTPIONIEREUPS, U GENIALE ND ERFINDU NGEN

Denn nicht nur das Design der Zeus ist einzigartig, sondern auch ihre Performance. Betrieben von einer 14,4-kWh-Lithium-IonenBatterie, die sich unter der Sitzbank versteckt, beschleunigt das 190 PS starke Bike auf 450 km/h – und ist somit das schnellste Serienmotorrad der Welt. Entwickelt wurde Zeus vom US-Start-up Curtiss Motorcycles, dessen Name eine Hommage an den einst

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«Nachhaltiges Motorradfahren darf nicht zu Kompromissen in der Leidenschaft führen.»

Smarter Gehstock

IN ALLER KÜRZE HANDYUPGRADE FÜR BIKER

Blindes Vertrauen Social Entrepreneur Nkululeko Tunzi will Blinden dabei helfen, sicher durchs Leben zu navigieren. Mit einem wortwörtlich wegweisenden Gadget.

Diese Apps machen Motorradfahren sicherer und sozialer.

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ls Nkululeko Tunzi eine blinde ältere Dame dabei beobachtete, wie sie trotz Blindenhund mit dem Überqueren einer Kreuzung zu kämpfen hatte, fasste der Südafrikaner aus Soweto einen Entschluss: Er würde ein Gerät entwickeln, mit dem Blinde sicher durch den Strassenverkehr kommen. Seine Lösung: der Bula Tsela (übersetzt: «einen Weg öffnen»), ein Gehstock-Aufsatz mit Rollen, der mittels Abstands-, Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren sowie GPS-System und Kamera potenzielle Gefahren erkennen kann. Findet Bula Tsela den sicheren Weg durch den Auto- und Personenverkehr, teilt er diesen der sehbehinderten Person via Bluetooth auf ihr Hörgerät mit. Dank künstlicher Intelligenz lernt der smarte Navigator Meter

«schnellsten Mann der Welt» ist: Glenn Curtiss stellte 1906 mit seiner V8-Twin-Maschine den Bike-Speedrekord von 219,4 km/h auf und hielt diesen bis 1930. «Wir haben die letzten Jahre daran gearbeitet, Curtiss’ V-Twin-Erfindung zu perfektionieren», so CurtissCEO Matt Chambers. Das E-Superbike kann für 2020 in zwei Designausführungen vorbestellt werden. Der Preis: 60.000 US-Dollar. curtissmotorcycles.com

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Mehr Inspiration für Zukunftsmacher gibt es im aktuellen INNOVATOR. Infos und Abo unter: redbulletininnovator.com

CURTISS, MPUMELELO MACU/RED BULL CONTENT POOL

190 PS, 450 km/h, futuristisches Design: Curtiss Zeus, ein BikerTraum um CHF 60.500

BRINGT GLEICHGESINNTE ZUSAMMEN Vernetze dich mit Fahrerinnen und Fahrern, entdecke neue Routen und tracke zurückgelegte Strecken. In der Pro-Version sind zudem O≠line-Karten und 3DTouraufzeichnungen zum Sharen inkludiert. riserapp.com

redbull.com/basement

LEA WIESER

AUTOMATISCHER LEBENSRETTER BikerSOS erkennt die Erschütterung eines Unfalls und gibt einen Notruf an Einsatzkräfte und ausgewählte Kontakte ab. Zusätzliche Features: Live-Tracking und Tour-Statistik. bikersos.com

für Meter, seine Umgebung besser zu verstehen und zu interpretieren. Den ersten Prototypen baute Tunzi bereits 2016. «Ich nannte ihn Robotgator, und er sah eher nach einem Spielzeug aus; ausserdem war er zu klobig, um herumgetragen zu werden», erklärt der 24-Jährige. Mithilfe von Red Bull Basement, einem Programm für Social Entrepreneure, konnte der gelernte Informatiker seine Erfindung weiterentwickeln und verkleinern. Nun wird daran gefeilt, die Sehhilfe für einen grösseren Teil der Blinden finanzierbar zu machen: «Da das Gerät technologisch sehr anspruchsvoll ist, ist die grösste Herausforderung, es so günstig zu produzieren, das es sich auch tatsächlich alle leisten können.»

Ein technischer Blindgänger im besten Sinn: Nkululeko Tunzi und der erste Prototyp seines «Bula Tsela»

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WENIGER IST MEER CHRISTIAN SCHIESTERs Zuhause waren hunderte Kilometer lange Laufstrecken. Nun lebt er auf einem Boot von achtzehn mal fünf Metern. Wieso diese Reduktion Freiheit bedeutet und warum ein Fisch mehr wert ist als jeder Podestplatz.

Text CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO Fotos HARALD TAUDERER


Abtauchen Christian Schiester war erfolgreicher Ultraläufer. 2016 sagte er: «Genug!» Seitdem segelt er um die Welt.

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Im Team spielen Aufeinander eingespielt: Während Christian die Segel bedient, steuert Daniela.

Sail and … run! Sobald er an Land geht, läuft Christian. Ganz ohne Zeitdruck.


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lötzlich herrscht Aufregung an Bord. Christian Schiester huscht zum hinteren Ende des Boots. «Jetzt hat einer angebissen», sagt er und packt die Angelrute. Zehn Minuten später hält er einen Wahoo in die Höhe: einen Hochsee-Raubfisch, 1,20 Meter lang, 11,4 Kilogramm schwer, schmackhaft. «Das wird ein feines Abendessen heute.» Rund zwölf Seemeilen (22 Kilometer) später ist Essenszeit. Das Restaurant: Schiesters 35 Tonnen schweres Segelboot «El Toro», das nun in einer Bucht von La Digue, der kleinsten der bewohnten Seychellen-Inseln im Indischen Ozean, vor Anker liegt. Der Koch: Schiester selbst, früher einer der besten Extremläufer der Welt. Seit 2016 ist er als Kapitän der «El Toro» unterwegs. Gemeinsam mit Freundin Dani umsegelt der 52-Jährige die Welt. Anders als die meisten Weltumsegler allerdings auf der Route von West nach Ost. «Ich bin Wege immer gern allein gegangen», erzählt Schiester, während er seinen Fang mit Salz und Pfeffer abschmeckt. «Der Passat bläst im November hunderte Boote gleichzeitig von Ost nach West über den Atlantik. So ein Herdenverhalten taugt mir nicht. Da segle ich lieber gegen den Wind – und lass mir Zeit.»

Wo immer er an Land geht, läuft er. «Das ist mein Glücklichmacher.» Sieben Jahre hat er für das Projekt anberaumt, das den Namen «Sail and Run» trägt. Schiester nahm von Griechenland aus Kurs Richtung Süden und gelangte über den Suezkanal auf die Seychellen. Von dort aus ging es 31 Tage übers offene Meer auf die Kokosinseln, dann weiter auf die Weihnachtsinsel und nach Indonesien. Wo er an Land geht, läuft er auch. Das ist die Grundidee. Das braucht er. «Laufen ist eine einfache Variante, sich körperlich und geistig aus etwas herauszubewegen, Kraft zu sammeln, sich selbst kennenzulernen. Es ist ein Glücklichmacher. Ich zapple dahin und fühle mich gut dabei. Früher musste ich für dieses Gefühl oft sieben, acht Stunden rennen, weil ich mich übers Laufen definiert habe. Heute reicht eine halbe Stunde.» Die anderen dreiundzwanzigeinhalb Stunden eines Tages ist Schiester im Regelfall auf der «El Toro» zu finden, seinem 18 Meter langen und fünf Meter breiten schwimmenden Zuhause. Unter Deck und in einer der sechs Schlafkajüten ist es so geräumig wie in einem Zugabteil zur Stosszeit. Doch Freiraum definiert sich auf See anders: durch Unabhängigkeit (Trinkwasser filtert sich Christian aus dem Meerwasser, Strom erzeugt er mit dem Generator) und durch die schier unendliche Weite, die er an Deck erfährt. Christians Esstisch steht unter dem Sternenzelt. Dort stellt Schiester die Pfanne mit seiner WahooEigenkreation ab und erklärt noch einmal: «Draussen am Meer sind wir von niemandem abhängig. Wir versorgen uns selbst.» Pause. «Das müssen wir ja auch, wenn wir wochenlang allein unterwegs sind.» Der Weg zu Autonomie und Autarkie war lang. Begonnen hat er vor über zwanzig Jahren, als sich Schiester um 976 Schilling ein aufblasbares Kajak zulegte, um am Neusiedlersee in Österreich zu paddeln. Während er zu Land die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit ausreizte – 250 Kilometer (48 Stunden) durch die Sahara, 100 Kilometer in der Antarktis, 200 Kilometer durch den Dschungel Südamerikas –, war er gedanklich mehr und mehr auf dem Wasser. 2001 kaufte er sich 47


250 km Hölle: Schiester, der Extremläufer Laufen unter harten Bedingungen hat Christian Schiester neu definiert. 2007 gewann er das Antarctic Ultra Race (Bild ganz oben), 100 Kilometer über den Südpol, bei Temperaturen um die minus 20 Grad und immerwährendem Tageslicht in weniger als 20 Stunden. 2009 durchquerte er über 250 Kilometer die Wüste Atacama. Das Ziel erreichte er nach sechs Tagesetappen und einem Umweg von zweieinhalb Stunden auf Rang sechs, um sieben Kilo

nächsten Morgen im Hafen von La Digue anlegt, bleibt Schiester daher an Bord. Eine der Seilwinden an Bord rattert eigenartig, er will sich das ansehen. In Gegenden, wo andere aus Reiseprospekten bekannte Strände suchen, sucht Schiester nach Ersatzteilen. Das ist Teil der Eigenverantwortung. Mit seiner Unternehmung übt er auch ein wenig Kritik an einer Gesellschaft, in der jeder nach dem Motto lebt: Irgendwer wird sich schon darum kümmern. «Mitten auf dem Ozean kommt kein ÖAMTC» (vergleichbar dem TCS; Anm.) ist einer von Schiesters Lieblingssprüchen.

Irgendwer wird’s schon richten? Schwerlich. Mitten auf dem Ozean kommt kein ÖAMTC. 48

leichter. Beim Jungle Marathon 2006 wurde ein acht Meter langes Krokodil aus dem Fluss gezogen, den er kurz darauf durchqueren musste, und beim Ocean Floor Race 2014 (Bild oben) gewann er nach 250 Kilometern durch die Sahara den inoffiziellen Titel für die «beste Blutblase» aller Teilnehmer.

JÜRGEN SKARWAN/RED BULL CONTENT POOL (2)

für die wettkampffreie Zeit ein kleines Motorboot, zwei Jahre später ein knapp sieben Meter langes Segelboot. Aus dem Elitesportler wird ein blutiger (seemännischer) Anfänger. Das erfolgsverwöhnte Ego sowie das Wissen, einer der Besten in seinem Sport zu sein – wertlos. «Neu beginnen hat viel mit Selbstdisziplin zu tun. Mit dem Eingeständnis, noch nichts zu können. Und mit dem Willen, alles Nötige von der Pike auf zu lernen. Dafür musst du dir von anderen etwas sagen lassen. Das ist gerade für Menschen, die schon in einem Bereich erfolgreich sind, nicht einfach», so Schiester. «Wer sich aber darauf einlässt, gewinnt viel.» Schiester hat sich darauf eingelassen. Er hat Fischern und erfahrenen Seglern Geheimnisse des Meeres entlockt. Er hat Handwerksprofis für Arbeiten am Boot gutes Geld bezahlt – immer unter einer Bedingung: Sie mussten ihn zusehen lassen. Er lernte, Motoren zu reparieren, Segel zu nähen, Leitungen zu legen. Nach jahrelangen Übungseinheiten auf immer grösseren Segelbooten in Griechenland fühlte er sich für sein bis dahin grösstes Abenteuer bereit. Als wolle er sein erworbenes Können beweisen, steigt der Kapitän nach dem letzten Bissen Wahoo hinunter in den Maschinenraum. Am 600 Kilogramm schweren Motor war zuletzt ein Gummipfropfen undicht. Schiester schaltet seine Stirnlampe ein, hockt sich neben das 114 PS starke Aggregat, überprüft händisch die Dichtungen des Salzwasserkühlrohrs. Alles trocken. Erleichterung. «Wenn da einmal Wasser eindringt und der nächste Hafen zwei Wochen entfernt liegt, ist das nicht angenehm.» Eine Weltumsegelung birgt beträchtliche Risiken. Welche Kräfte die Natur auf hoher See entwickeln kann, bekamen Schiester und seine Freundin schon mehrmals zu spüren. Egal wie kurz die angepeilte Ausfahrt auch ist, die «El Toro» muss perfekt funktionieren. Als man am


Alles können Schiester ist Segler – und somit auch Mechaniker, Näher, Schweisser, Elektriker.

Zu sich kommen Nach einer Karriere als Elitesportler drückte Christian auf die Reset-Taste und gewann: viel Zeit.


Das Leben geniessen Christian und Dani auf dem Vordeck ihres Schiffes

Sich allein auf sich selbst verlassen, keine Ausreden suchen, vorausplanen – hier wird erkenntlich, wie viel Ultraläufer immer noch in dem Segler steckt. «Mit der Denkweise, die ich mir erlaufen habe, kann ich nun Dinge tun, zu denen ich früher nicht fähig gewesen wäre», so Schiester. «Ich glaube, ich musste so weit rennen, damit ich den Mumm habe, jetzt so weit rauszusegeln.» Schiester ist es eindrucksvoll gelungen, sich neu zu erfinden, ohne seine Wurzeln zu verleugnen. «Man soll sich immer Gedanken machen, was einen dorthin gebracht hat, wo man steht. Man darf dort nur nicht stehen bleiben», meint er und läuft eine Runde auf den einfachen asphaltierten Strassen von La Digue, vorbei an Take-away-Imbissen und Pauschaltouristen, an Traumstränden und zwei Riesenschildkröten, die sich dort niedergelassen haben. 45 Minuten später ist Schiester wieder auf der «El Toro». Wobei er eigentlich nie weiss, wie lange er genau weg war. Seine Uhr hat er längst abgelegt. «Ich trug immer eines der besten Modelle, das man sich vorstellen kann. Meine Smartwatch hat 50

Das bringt der Ultraläufer dem Segler bei: Verlass dich auf dich selbst. Such keine Ausreden. Plane voraus. D A N I E L A B Ä R N T H A L E R /// C H R I S T I A N S C H I E S T E R

DER INDISCHE OZE AN

alles aufgezeichnet, hat mir gesagt, wann ich trainieren soll, wann ich essen soll. Als ich das erste Mal ohne sie gelaufen bin, war das eines der schönsten Gefühle meines Lebens.» Nicht auf die Uhr zu sehen, sich im wahrsten Sinne des Wortes treiben zu lassen und nicht genau zu wissen, welcher Tag ist, war Teil eines Reifungsprozesses. Früher undenkbar. Heute Realität. Und einer von Schiesters grössten Erfolgen, wie er sagt. 300 Pokale zieren sein Zuhause. Jetzt geht er die Reling entlang, legt sich am Vordeck in die Hängematte, blickt zum Himmel und denkt an den nächsten Fisch.

D I E G R OS S E Q U ERU N G – VO N D EN S E YCH EL L EN N ACH I N D O N E S I EN

Sail & Run 2 – Die grosse Querung Das Buch beschreibt die spannenden Wochen auf hoher See zwischen den Seychellen und Bali. Erhältlich unter: christian-schiester.com

An Bord mit Christian Schiester Erlebe 7 Tage auf der «El Toro» – im September 2019 auf den Salomonen. Alle Infos: destination.redbull.com

Sail & Run – Die Doku Zu sehen auf: redbull.com THE RED BULLETIN


DIESEN SOMMER HOCH HINAUS?

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BIKE SP ECI AL

DER RED BULLETIN UHREN-

HÄRTETEST in Kooperation mit dem „UHREN-MAGAZIN“

ZEITFAHREN Wenn sich dein Leben durch gewonnene Zeit definiert, hast du auch eine besondere Beziehung zu Uhren. Wir bringen Snowboard -Weltmeister BENJAMIN KARL ein paar besonders schöne Exemplare mit und gehen mit ihm mountainbiken. Text WERNER JESSNER

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Fotos KONSTANTIN REYER


VERSUCHSANORDNUNG Outdoor-Profi Benjamin Karl, ein Mountainbike, sieben PremiumUhren. Location: Lienz, Osttirol.


BIKE SP ECI AL

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ehn Sekunden. Zehn Sekunden, schätzt Benjamin Karl, haben bislang den Unterschied ausgemacht. Ein paar Hundertstel hier, ein paar Zehntel da, die er in den wichtigen Rennen seines Lebens in Summe schneller war als die Konkurrenten. Diese zehn Sekunden haben ihn in den letzten 15 Jahren zum mehrfachen SnowboardWeltmeister und Gesamtweltcup-Sieger gemacht, ausserdem zum zweifachen Medaillengewinner bei Olympischen Spielen. Was bedeuten dir diese zehn Sekunden, wofür verwendest du sie, fragen wir den 1,85 Meter grossen Modellathleten bei einer Pause an einem idyllischen See in seiner Wahlheimat im Osttiroler Lienz. Er schaut versonnen in die Gegend, denkt kurz nach und sagt dann: «Diese zehn Sekunden sind weit mehr wert als nur der gemessene Wert. Die Augenblicke, die ich früher im Ziel bin als meine Gegner, schenken mir Lebensqualität. Zeitvorsprung bedeutet in meinem Sport Erfolg, Geld, ein besseres Leben – und die Summe dessen schenkt mir noch mehr Zeit. Wenn ich mich als Weltcupsieger am Flughafen nicht in die Schlange stellen muss, sondern in die viel kürzere Priority Lane darf, zum Beispiel. Zeit zu finden wird niemals langweilig.» Wir hatten einen kühnen Plan gefasst: Benny ist ja ein fantastischer Mountainbiker, mit allen Wassern gewaschen und im Sommer quasi im Sattel zu Hause. Zeig uns doch die Strecke des Red Bull Dolomitenmann, haben wir gesagt, und wir bringen dir ein paar schöne, edle Sportuhren mit, mit denen du dich belohnen könntest, wenn du eines Tages die aktive Karriere als Snowboarder an den Nagel hängst. Benny, seit einem Jahr Vater nicht nur einer, sondern zweier Töchter, war 54

SCHNELLER DA

Benny Karl fährt sommers Mountainbike und Rennrad auf hohem Niveau.


«UND WENN ES NUR UM HUNDERTSTEL GEHT: ZEIT ZU FINDEN WIRD NIE LANGWEILIG.»

einverstanden, mit einer Ausnahme: «Dass ich bald aufhöre, das könnt ihr streichen. Als nächstes Ziel kommen einmal die Olympischen Spiele 2022 in Peking, aber ich möchte mindestens fahren, bis ich 40 Jahre alt bin.» Das wäre dann im Jahr 2025, und es ist kein Wunder, dass Benny so gut im Saft steht, wie er es eben tut. Seine Off-Season dauert gerade einmal drei Wochen, im Sommer trainiert er unfassbare 20 bis 25 Wochenstunden, und besonders geniesst er jene am Bike. «Die Gegend is ja wirklich a Traum», grinst er unter dem Helm, «jede Menge Wegerl, und weil es bei uns immer gleich auf den Berg raufgeht, kommst du den Höhenmetern gar nicht aus.» Womit belohnst du dich? «Mit der Abfahrt.» Nein, im Leben. «Freizeit ist mir wichtig. Zeit mit der Familie.» Weil du so viel Zeit totschlagen musst zwischendurch? «Nein, im Gegenteil. Einen Langstreckenflug kann ich total geniessen. Zehn Stunden, in denen keiner etwas

von mir will. In denen ich unerreichbar bin und nur für mich sein kann.» Materielle Dinge? «Klar habe ich gern schöne Dinge. Ich mag Autos. Meinen Audi RS4 liebe ich. Ein Lamborghini Huracán wäre die ultimative Selbstbelohnung. Und für Uhren bin ich auch anfällig.» Offensichtlich. Das Glitzern in den Augen beim ersten Blick in unsere Schatzkiste war kaum zu übersehen, und Benny legt die Garmin MARQ Expedition seines Sponsors – eine alleskönnende Smartwatch, die sich elegant gibt – ab und greift nach und nach zu unseren mechanischen Zeitmessern mit sportlichem Touch. Als Erstes nimmt er die TAG Heuer Carrera Calibre Heuer 01 aus der Schatulle, die teuerste und komplexeste Uhr im Feld: «Die ist schon sehr spektakulär.» Ihm gefällt, dass man die Technik im Inneren sieht, auch die grosse, maskuline Form. Der Automatik-Chronograph ist eine Hommage an das Autorennen der Carrera Panamericana in Mexiko, aber ob sie mit ihrer dicken Krone und den beiden zusätzlichen Drückern auch am

3 UHREN ZWISCHEN SUPERSCHLAU UND UNIVERSELL 1 ORIS: ELEGANT

«Für mich die eleganteste Uhr im Feld, auch gut ablesbar. Kannst du direkt zum Anzug tragen – sofern du den Dreck vom Biken vorher abwischst.» Oris Big Crown ProPilot Timer GMT; CHF 2 500.– oris.ch

2 GARMIN: SMART

2

«Ich bin parteiisch, da es die Uhr meines Sponsors ist, daher nur so viel: Garmin hat sich in den letzten Jahren extrem viele Gedanken gemacht, wie man Smartwatches verbessern kann. Ersetzt einen vollwertigen Bike-Computer.»

1

Garmin MARQ Expedition; CHF 2 100.–

3

garmin.com

3 CERTINA: TOUGH

«Ich mag schwarze Gehäuse, das wirkt jugendlich. In Verbindung mit dem grünen Band prädestiniert für den Einsatz in der Natur. Ablesbarkeit: am besten!» Certina DS Action GMT Powermatic 80; CHF 950.– certina.com THE RED BULLETIN

55


BIKE SP ECI AL

BENNY KARL VERBRINGT DEN SOMMER IM SATTEL. SEINE BELOHNUNG? «DIE ABFAHRT.»

Mountainbike bequem zu tragen ist? Benny fürchtet blaue Flecken am Handgelenk, genau wie bei den Modellen von Oris und Sinn. Die Sinn EZM 9 ist das vielleicht robusteste Modell im Test, mit einem kratzfesten Gehäuse aus hochfestem Titan und einer integrierten Trockenkapsel aus Kupfersulfat, die Luftfeuchtigkeit im Gehäuse aufnimmt. Zwar dräuen Regenwolken, aber noch scheint das Wetter zu halten, und überhaupt ist die Uhr bis 200 Meter Wassertiefe dicht. Wir sind damit für heute jedenfalls auf der sicheren Seite.

B

enny legt die Maurice Lacroix Aikon Venturer an: «Hat was von Rolex, finde ich. Ideal für Menschen, denen das ikonische Design gefällt, aber nicht der Premiumpreis.» Mit 1990 Franken liegt die Maurice Lacroix tatsächlich noch im Budget für ganz besondere Selbstbelohnungen, die ohne aufgelöste Lebensversicherung auskommen. Das gilt in gleichem Masse für die nächste Uhr, nämlich für die Mühle

ProMare Go, die Benny zuerst beinahe links liegen gelassen hätte: «Die wirkt am Handgelenk völlig anders als auf dem Tisch. Liegt geschmeidig an, wie aus einem Guss.» Don’t judge a book by its cover, das gilt auch für die Certina DS Action GMT Powermatic 80. Sie ist die günstigste Uhr im Testfeld, hat als einzige ein zusätzliches 24-Stunden-Display und schreit mit ihrem Military-Look richtiggehend nach hartem Einsatz: «Da bricht dir nicht gleich das Herz, wenn du damit stürzt.» Ähnliches gilt für die Oris Big Crown Propilot mit ihrem Stoffband, die sich Benny wegen ihrer Eleganz auch gut fürs Rennrad vorstellen kann. Er mag vor allem den kleinen Sekundenzeiger auf neun Uhr: «Durch das aufgeräumte Zifferblatt ist diese Uhr im Gelände sehr einfach ablesbar. Sehr praktisch.» «Weisst du was», sagt er ein paar TrailKilometer später, als wir wieder Pause machen, «ich war früher ein furchtbar unpünktlicher Mensch.» Echt jetzt? «Ja, so auf die Viertel- oder halbe Stunde pünktlich.»

4 UHREN ZWISCHEN ELEGANT UND AUFFÄLLIG 1 MÜHLE: ZEITLOS

«Auf den ersten Blick noch unscheinbar, gewinnt sie am Handgelenk gewaltig. Wertig, sportlich und dennoch irgendwie klassisch.» Mühle ProMare Go; CHF 2 130.– (umgerechnet) muehle-glashuette.de

2 MAURICE LACROIX: IKONISCH

«Das Kautschukband ist perfekt für den Sport. Die Uhr wirkt sehr robust und steckt vermutlich auch grobe Stürze weg. Würde ich dennoch eher im Alltag als zum Sport tragen.»

3

Maurice Lacroix Aikon Venturer; CHF 1 990.– mauricelacroix.com

3 SINN: ROBUST

1 2

4

«Wirkt schlicht, ist aber wegen ihrer Grösse präsent am Handgelenk. Dank Titangehäuse fühlt sie sich am Handgelenk leichter an als gedacht.» Sinn EZM 9 TESTAF; ab CHF 3 500.– (umgerechnet) sinn.de

4 TAG HEUER: SPEKTAKULÄR

«Optisch die sportlichste und bulligste. Schaut cool aus, fürs Mountainbiken allerdings zu massiv, da sie am Handgelenk scheuert. Sonst: sehr lässig.» Tag Heuer Carrera Calibre Heuer 01; CHF 5 250.– tagheuer.com

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THE RED BULLETIN


DAS URTEIL DER PROFI -TESTER The Red Bulletin kooperierte bei diesem Test mit den Profis des deutschen „UHREN-MAGAZIN“. Hier das Urteil der stellvertretenden Chefredakteurin Martina Richter.

KARL KANN’S

«Wo soll ich fahren? Hier?» Das motorische Talent wird auf dem Trail offensichtlich.

Und heute nicht mehr? «Nein. Das hat mir mein Schwiegervater ausgetrieben.» Ah, Werner Grissmann. Ski-Abfahrtslegende und Erfinder des Red Bull Dolomitenmann. Ein Mann von so mächtiger Gestalt, dass man sich gar nicht vorstellen mag, in seiner Gegenwart unpünktlich zu sein. «Er sagt immer: Die Zeit hat kein Depperter erfunden. Sie macht das menschliche Zusammenleben einfacher, und das stimmt wirklich. Zeit hält unser Sozialleben zusammen. Heute bin ich maximal zehn Minuten zu spät dran – oder ich bin ohnehin pünktlich.» Dass gute Uhren Pünktlichkeit erleichtern würden, verneint Karl: «Du schaust vielleicht öfter drauf, weil sie dir gefällt, aber Pünktlichkeit ist eine innere Einstellung.» Wir landen also doch wieder bei der mechanischen Armbanduhr als ultimativer Belohnung: «Ein Porsche 911, eine schöne mechanische Uhr: Das sind so Meilensteine im Leben eines Mannes. Als ich zum ersten Mal Weltmeister geworden bin, wollte ich mir eine besondere Armbanduhr gönnen. Das Modell, das mir wirklich, wirklich gefallen hat, hätte aber rund 25.000 Franken gekostet. Weil ich damals das Haus umgebaut habe, habe ich das Geld dann doch in ein paar Zementsäcke investiert.» Jetzt, da dieser Ballast von ihm abgefallen ist, kann man davon ausgehen, dass ihm unsere Uhren eine Anregung für künftige Selbstbelohnung sein werden. An Gelegenheiten sollte es nicht mangeln. Next Stop: Snowboard-WM 2021 in Zhangjiakou, China. THE RED BULLETIN

«DA BRICHT DIR NICHT GLEICH DAS HERZ, WENN DU DAMIT STÜRZT.»

U

nabhängig vom Mountainbiken stellen sich in diesem Test sieben robuste Sportuhren vor, die allesamt für Outdoor-Aktivitäten geeignet sind. Das zeigen sie allein schon mit ihren durchweg stabilen Gangwerten, denen auch Erschütterungen beim Biken nichts anhaben konnten. Im Schnitt laufen alle stabil, auch wenn die Sinn Spezialuhr ein bisschen nach- und die Mühle ein bisschen vorgeht. Bei der Mühle Pro Mare Go kann ich das Urteil von Benjamin Karl nur unterstützen: Die Uhr hat eine optimale Grösse und dabei ein stabiles und bis 30 bar druckfestes Gehäuse, eine geschützte Krone, eine vielseitig einsetzbare Drehlünette und ist bestens ablesbar. Letztgenanntes gilt auch für die Spezialuhr Sinn EZM 9 TESTAF, die zudem mit Technologien glänzt, die sie zu einem professionellen Gerät machen, z. B. Oberflächenhärtung, Trockenhaltetechnik und Temperaturresistenz. Für den kleineren Geldbeutel kommt die Certina DS Action GMT Powermatic 80 infrage, die mit einem modernen Uhrwerk und coolem Outfit aufwartet. Wer es etwas edler mag, greift zur Oris Big Crown ProPilot Timer GMT, muss aber die Grösse von Gehäuse und Krone in Kauf nehmen, was den einen oder anderen gelegentlich stören könnte. Auch die Maurice Lacroix Aikon Venturer hat alles, was eine Sportuhr braucht: ein bis 30 bar druckfestes Gehäuse, eine funktionale Drehlünette und ein hochwertiges Kautschukband inklusive funktionalem Bandschnellwechselsystem. Die TAG Heuer Carrera Heuer 01 ist die einzige Uhr mit Stoppfunktion in diesem Testfeld. Ihr durchbrochenes Zifferblatt muss man nicht nur mögen, sondern man muss auch mit dem Kompromiss leben, dass dadurch die Ablesbarkeit beeinträchtigt ist. Wen das nicht stört, der ist auf jeden Fall mit einer ausdrucksstarken Sportuhr unterwegs, die trotz ihrer Opulenz gut am Handgelenk sitzt. 57


BIKE SPECIA L


«KEIN PLAN B»

Er hat Top-Jobs in den Wind geschlagen, im Auto geschlafen und als Kanalreiniger gearbeitet, um seinen Traum zu leben. CLAUDIO CALUORI hat alles einer obskuren Sportart namens Mountainbike-Downhill untergeordnet – und so ein kleines Imperium begründet. Text WERNER JESSNER

P GROSSE SPRÜNGE Claudio Caluori, 41: vom Sofa-Surfer zum globalen Bike-Unternehmer

Fotos FELIX KRÜGER

lötzlich war die Liebe da: So sollte sich sein Leben anfühlen. Die Jugend als Eishockeyspieler? Die Kilometer auf dem Rennrad, gemeinsam mit seinem Vater? Die mit dem Cross-Country-Bike erklommenen Berge? Die Stunden auf der BMX-Bahn? Alles bloss ein Vorgeschmack auf das Echte. Das Echte hatte eine dicke Federgabel, Scheibenbremsen, einen nach oben gebogenen Lenker, und dazu trug man weite Klamotten. Es war ein Downhill-Mountainbike, von einem Freund geborgt und trotzdem die Zukunft. Wir schreiben die 1990er-Jahre. Was sich daran richtig angefühlt hat? Claudio Caluori: «Alles.» Der Zürcher erledigte die Matura und beschloss, Downhill-Profi zu werden. Der Haken: Das war eine Sache für Freaks. Im TV kam der Sport bestenfalls als Sturzorgien-Schenkelklopfer vor, es gab viel Improvisation und kaum Budget. Preisgeld für den Sieg in einer nationalen Serie: ein paar hundert Franken. «Ich musste im Winter Geld verdienen, um im Sommer Rennen fahren zu können.» Er behielt sein Bett im Elternhaus, später bezog er ein günstiges WG-Zimmer, um irgendwann mit seiner Freundin zusammenzuziehen, «und sie hat den Grossteil der Miete bezahlt». Claudio war schnell, insgesamt sollte er sieben Schweizer Meistertitel holen. «Ein Kunde im Bikeshop, in dem ich gearbeitet habe, hat mir die wildesten Jobs verschafft», erinnert sich Claudio, und ein schelmisches Grinsen blitzt über sein Gesicht. «Zum Beispiel in der Finanzabteilung eines Mobilfunk-Provi-

ders. Ich hatte keine Ahnung von der Materie, konnte das aber irgendwie kaschieren. Die Finanz war im fünften Stock. Nach Dienstschluss bin ich in den zweiten Stock ins Callcenter geschlichen, um dort Nachtschicht zu schieben.» Zweifacher Lohn, der für den alten Fiat Uno draufging, in dem er im Sommer von einem Rennen zum nächsten tingelte. Und jeden Tag sass er auf dem Bike. «Es war genau jenes Leben, das ich mir vorgestellt hatte.» Im nächsten Winter wurde es richtig wild: «Ich sollte mich in einer sogenannten IT-Abteilung melden. Ich wusste nicht einmal, was die zwei Buchstaben bedeuten. Aber die Firma hatte wohl dringenden Personalbedarf, und so hat man mir nach zwei Monaten eine professionelle Ausbildung angeboten – bezahlt wohlgemerkt. Jahresgehalt: 60.000 Franken. Nach abgeschlossener Ausbildung standen 24.000 Franken im Raum – monatlich.» Wir ahnen, wie die Geschichte ausgegangen ist: «Ich habe kurz geschluckt, meinen Rücken gerade gemacht und erklärt, dass ich lieber mit meinem Bike auf dem Berg stehe, als mit Anzug und Krawatte im Grossraumbüro zu buckeln.» Schwierige Entscheidung? «Klar hörst du bei diesem Betrag hin. Immerhin hätte ich pro Monat so viel verdienen können wie sonst in einem ganzen Jahr. Aber eigentlich war es keine Entscheidung. Wenn sich eine Option komplett richtig anfühlt, dann nenne ich das nicht Entscheidung. Wenn sich das Hirn einschaltet, musst du darauf hören. Aber in diesem Fall blieb das Hirn stumm.» Und wieder grinst er. «Zumal ich danach eine schöne Karriere hatte, die mich bis aufs Podium von Weltcuprennen geführt hat.» 59


BIKE SPECI AL

RED BULL PUMP TRACK WORLD CHAMPIONSHIP BIKEN OHNE ZU TRETEN Ein Rundkurs im Flachen, gespickt mit Wellen, überhöhten Kurven und Sprüngen, ein Kampf Mann gegen Mann, Frau gegen Frau: Die Red Bull Pump Track World Championship zählt zu den spannendsten und spektakulärsten Spielarten des Bikens. In 21 Stopps auf fünf Kontinenten trifft sich die fahrtechnische MountainbikeElite, bevor im Herbst der Champion gekürt wird. Mastermind der Serie? Erraten: Claudio Caluori.

GOOD VIBES

Zwischen Live-Kommentar auf redbull.tv und #pumpforpeace: Das Herz ist drin.

«DREI MONATE LANG HABE ICH SCHEISSE GERÄUMT. KEIN ÜBLER JOB, EIGENTLICH.» Claudio wurde fokussierter, professioneller. Aber: «Die Resultate gingen im gleichen Mass nach unten, wie mein Trainingsaufwand zunahm. Ich bin wohl etwas zu ernst an die Sache herangegangen.» Er ahnte, dass er mittelfristig seinen Profi-Vertrag verlieren würde. Was also hat er getan? «Einfach mein eigenes Team gegründet.» Nächte gingen dabei drauf, Geld aufzutreiben: «Ich habe Luxemburgerli ausgepackt, mit den Logos potenzieller Sponsoren beklebt und wieder eingepackt.» Im Frühjahr hatte er trotzdem 60

redbullpumptrackworld championship.com

keine Teamsponsoren, ausserdem keinen Rappen auf dem Konto, keinen Job, ein Team am Hals und zwei Kinder. Die Rettung war der Vater zweier seiner Teamfahrer: «Er hatte eine Kanalreinigungsfirma. In den nächsten Monaten habe ich Scheisse geräumt. So konnte ich mein Team über Wasser halten. Im Grunde gar kein übler Job, riecht höchstens ein wenig streng.» Die rationale Entscheidung wäre gewesen, das Team zuzusperren, eine Arbeit anzunehmen und Downhill als Hobby zu betreiben – aber nicht mit Claudio: «Ich pfeife auf Plan B.» Die Strategie hat sich bewährt: Zwei Jahre später führte sein Team die Gesamtwertung des UCI Mountainbike World Cup an.

D

ass Claudio von Anfang an auch als Streckenbauer arbeitete, hatte damit zu tun, dass es damals kaum gute Downhill-Tracks gab. Er gründete eine Firma («Velosolutions») und baute mit Schaufel, Motorsäge und Bagger einige der legendärsten Strecken auf der Welt. «Heute habe ich 20 Angestellte, arbeite weltweit mit über

20 Teams zusammen und hatte dabei noch nie das Gefühl, arbeiten zu gehen. Es gibt nichts Erfüllenderes, als wenn du mit deiner Arbeit anderen Freude machst.» Das gilt im Übrigen auch für seine Aktivitäten in Afrika, wo unter dem Label #pumpforpeace Kinder aufs Bike gebracht werden, und seine legendären GoProFahrten bei Rennen des UCI Downhill World Cups oder bei Red Bull Rampage. «Diese Dinge hinterlassen mehr Spuren als eine gute Platzierung in einem Rennen – und machen mehr Freude.» Kürzlich hat Claudio Caluori übrigens doch einen Anzug gekauft. Etwas, was er immer vermeiden wollte, weil es nach falschem Leben roch. Der Grund: «Verhandlungen in China, wo wir Pumptracks bauen sollen. Tauchst du in China ohne Anzug auf, nehmen sie dich nicht ernst. Es war dann gar nicht so schlimm. Und die Frauen stehen drauf», bemerkt er trocken – und da ist es wieder, dieses typische Claudio-Caluori-Grinsen, an dem man ihn seit jenem Tag erkennt, als er in seinem Leben richtig abgebogen ist – auf den holprigen, beschwerlichen, aber nie langweiligen Downhill-Track. THE RED BULLETIN


10 TIPPS ... … für den Umstieg vom Mountainbike aufs E-Mountainbike.

N

DICH 2 GEWÖHN ANS SITZEN

Du wirst sehen: Ein E-Bike im Wiegetritt – also im Stehen – zu fahren macht wenig Spass. Fast zwangsläufig verbringst du mehr Zeit im Sattel. Gewöhn dich und deinen Hintern daran.

athalie Schneitter fuhr jahrelang im Cross Country World Cup mit, nun ist sie in die E-MTB World Series umgestiegen. «Ich musste das Biken neu lernen», sagte sie – bevor sie prompt zu gewinnen begann. Auf den Bike Days in Solothurn erläutert sie uns ausführlich ihre Abkürzungen zu mehr Spass, Sicherheit und Höhenmetern dank elektrischer Unterstützung.

3 PLANE NEU

DEN 1 BAUE OBERKÖRPER AUF

DIE KRAFT 4 LERNE EINZUSETZEN

E-Bikes wiegen etwa das Doppelte von normalen Mountainbikes. Das wirkt sich auf deinen Fahrstil aus. Präzises Steuern braucht mehr Kraft. Also geh entweder in die Muckibude – oder warte darauf, dass regelmässiges E-Biken die Oberkörpermuskulatur von selbst ausbildet.

Faustregel: Touren schrumpfen je nach Bike und Akku-Kapazität um rund ein Drittel Fahrzeit. Denk bei der Planung in grösseren Massstäben! Die gewohnte Hausrunde ist dir mit dem E-Bike wahrscheinlich zu kurz.

Setze den Motor gezielt ein! Es kann sich lohnen, kurze Anstiege mit maximaler Unterstützung hinter dich zu bringen, dafür bei leichten Anstiegen fast völlig auf eigene Muskelkraft zu vertrauen. Der Motor ist dein Partner, und deine Aufgabe ist es, eure gemeinsame Energie perfekt zu nutzen.

DEN BREMSWEG 5 SCHÄTZE RICHTIG EIN

Ein Mountainbike ist ein Kleinwagen, ein E-Bike ein Lkw. Es lenkt schwammiger ein, schiebt auf rutschigem Untergrund deutlich mehr und bleibt später stehen. Denk daran, bevor du einem Baum unangenehm nahe kommst!

GEFÜHL – 6 ENTWICKLE AUCH BERGAUF

Ich galt immer als eine der Besten, wenn es um das Bewältigen technisch schwieriger Steilstücke ging. Doch selbst ich musste mich daran gewöhnen, wie abrupt die Kraft eines E-Bikes einsetzt. Jeder Input von dir wird vom Bike vervielfacht. Sei ausserdem bereit, auch bergauf zu bremsen.

7 LASS LUFT AB

90 Prozent aller Biker haben zu viel Luft in den Reifen und verschenken so Grip. Mit E-Bikes kann man endlich bis zu 2,8 Zoll dicke Reifen fahren, ohne blau zu gehen. Die sind pannensicher, können daher mit wenig Luftdruck gefahren werden – und bieten unendlichen Fahrspass.

8 MEHR IST BESSER MEHR KRAFT

Als Rider musst du mit E-Power umgehen lernen.

Kauf das Bike mit dem stärksten Motor und dem grössten Akku. Die Evolution wird voranschreiten. Nimm ausserdem das Bike mit dem grössten Federweg. Die Zeiten der Schmalspur-Fahrwerke sind vorbei. Selbst in Cross-Country-Rennen fahre ich mittlerweile mit 16 Zentimetern Federweg – vor wenigen Jahren noch ein Fall für Downhiller.

9 NIEMALS TRAGEN

Dafür sind E-Bikes einfach zu schwer. Wenn die Steigung zu gross wird und fahren völlig unmöglich ist: Viele Modelle haben eine Schiebehilfe, die das Bike auf Schrittgeschwindigkeit beschleunigen, während du daneben hergehst. Funktioniert allerdings nicht über Stufen.

MARCO ROSASCO

NICHT AUF 10 HÖR DIE KONSERVATIVEN

Bis vor zwei Jahren war ich sicher, mich vor der Pensionierung niemals auf ein E-Bike zu setzen. Dann kam der Moment, in dem ich eins ausprobiert habe. Der Rest ist … richtig: Geschichte.

THE RED BULLETIN

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FORMEL SET FA NB OOL DUEL

SÉBASTIEN BUEMI

Dass er sein Hobby zum Beruf machen konnte, spornt den 30-jährigen Waadtländer zu Höchstleistungen an.

AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, STROM


In der Formel E können Fans ihrem Lieblingsfahrer per FanBoost-Vote zusätzliche Power verschaffen. Bevor die 5. Saison endet, treten unsere Schweizer Piloten SÉBASTIEN BUEMI und EDOARDO MORTARA deshalb zum Sympathie-Rennen an.

Du entscheidest, wer gewinnt.

EDOARDO MORTARA

Was dem 32-jährigen Genfer nicht an Talent in die Wiege gelegt wurde, kompensiert er mit harter Arbeit und starkem Willen.

Text NINA TREML Fotos FELIPE BARBOSA

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RUNDE 1

WARM -UP

Wer sind eigentlich Sébastien Buemi und Edoardo Mortara? Die Schweizer Piloten im Kurzcheck. EDOARDO MORTARA

SEB

SPITZNAME

EDO

31. 10. 1988 in Aigle VD

GEBURTSDATUM & GEBURTSORT

12. 1. 1987 in Genf GE

Schweiz, Italien

PÄSSE

Schweiz (seit 2016), Italien

«Als ich fünf war, schenkte mir mein Vater zu Weihnachten ein Gokart. Da wusste ich: Das ist es! Ich will Profi-Rennfahrer werden!»

WARUM BIST DU RENNFAHRER GEWORDEN?

«Wie viele Kinder durfte ich mich gelegentlich beim Gokarten austoben. Für mich war das von Anfang an mehr als nur ein lustiges Hobby.»

«1997 startete ich bei einem Kart-Rennen in Locarno. Es war grossartig! Ich war noch nicht mal neun und trat schon gegen Zwölfjährige an.»

WELCHES WAR DEIN ERSTES RENNEN?

«Das muss ein Kart-Rennen 1997 gewesen sein. Aber ich habe vergessen, wo und wie es war – wahrscheinlich, weil ich nicht gewonnen habe.»

Langstrecken-Weltmeister 2014, Le-Mans-Sieger 2018, Formel-E-Champion 2015/16, Formel-1-Rennen für Toro Rosso 2009–2011

KARRIEREHIGHLIGHTS

Formel-3-Euroserie-Meister 2010, vier klassenübergreifende Titel beim Macau GP, Siege in der DTM und GP2-Serie sowie ein Sieg in der Formel E

Test- und Ersatzfahrer bei Aston Martin Red Bull Racing in der Formel 1, Nissan e.dams Stammpilot in der Formel E, Toyota-Werksfahrer in der Langstrecken-WM

AKTUELLE ENGAGEMENTS

Venturi-Stammpilot in der Formel E

Buemis Grossvater Georges Gachnang nahm schon 1960 am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil, und seine fast gleichaltrige Cousine Natacha Gachnang fährt ebenfalls Rennen.

FUN FACT

Neben seinem Job als Profi-Rennfahrer hat Edoardo Mortara mal eben ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen.

FANBOOST FRAGEN & ANTWORTEN WAS IST FANBOOST? Ein im Spitzensport einzigartiges Voting-System, das Fans den Rennverlauf mitbestimmen lässt. WIE FUNKTIONIERT ES? Die fünf Piloten mit den meisten Stimmen dürfen in der zweiten Rennhälfte einmalig 100 Kilojoules

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zusätzliche Energie freischalten. Die Fahrer entscheiden selbst, ob sie den Boost für einen Sprint nutzen, über eine längere Strecke verteilen oder mit dem Attack-Mode kombinieren, der sämtlichen Fahrern als kurzfristige 25-kW-Spritze zur Verfügung steht und durch violett aufleuchtende LEDs angezeigt wird.

WIE STIMME ICH AB? Auf der zentralen Website fanboost. fiaformulae.com, per SmartphoneApp oder mit dem Twitter-Hashtag #FanBoost. Das Voting wird 6 Tage vor dem E-Prix freigeschaltet und 15 Minuten nach Rennstart geschlossen. Du hast täglich eine Stimme zu vergeben.

WIRD DA KEIN MISSBRAUCH BETRIEBEN? Tatsächlich steht der FanBoost in der Kritik, gelegentlich durch Votingroboter und gekaufte Stimmen manipuliert zu werden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass du mit deiner echten Stimme dagegenhältst!

THE RED BULLETIN

GETTY IMAGES, MOTORSPORT IMAGES

SÉBASTIEN BUEMI


DER PIONIER

Sébastien Buemi ist Formel-E-Pilot der ersten Stunde und gewann 2016 mit Nissan die Meisterschaft.

FORMEL E

BASISWISSEN Die ABB FIA Formel E ist weltweit die einzige Motorsportserie, in der mit elektrischen Einsitzern und ausschliesslich auf Stadtkursen gefahren wird. Die aktuelle 5. Saison umfasst 13 Rennen, in denen 11 Teams mit 22 Fahrern antreten. Der oft belächelte Fahrzeugwechsel ist Geschichte: Die Batteriekapazität reicht nun für das ganze Rennen (45 Minuten plus 1 Runde). Auch das Prestige hat seit dem Start der ersten Saison 2014 in Peking zugelegt: Mit Audi, BMW, DS, Nissan, Jaguar und bald auch Mercedes und Porsche mischen hier mehr Werksteams mit als in jeder anderen Serie.

KING OF THE CITY

Mit Edoardo Mortara hat das Venturi-Team einen Spezialisten für enge Stadtkurse am Steuer.


RUNDE 2

PERFORMANCE Womit sind Seb und Edo in der Formel E unterwegs? Startschuss zur elektrischen Meisterschaft.

SÉBASTIEN BUEMI

EDOARDO MORTARA

Nissan e.dams

TEAM

Venturi

Oliver Rowland

TEAMKOLLEGE

Felipe Massa

Saison 1 (2014/15)

AM START SEIT

Saison 4 (2017/18)

RENNWAGEN

«Mein Auto trägt die Startnummer 23. Zwei heisst auf Japanisch ‹ni› und drei ‹san› – die Zahl steht also für Nissan.»

«Mein Auto ist eine launische Diva. Manchmal sind wir ein super Team, andere Male zickt es.»

New York

LIEBLINGSSTRECKE

Hongkong

«In der 2. Saison startete ich in London aus der PolePosition – sicher, den Meisterschaftstitel zu gewinnen. Schon in der ersten Kurve wurde ich angerempelt und musste zurück in die Box. Meine einzige Chance, den Titel doch noch zu sichern, war, die schnellste Runde hinzulegen, für die es auch Punkte gibt. Das gelang mir!»

WELCHES WAR DEIN BISLANG BESTER FORMEL-E-MOMENT?

«Beim letzten Rennen in Hongkong war das Glück auf meiner Seite. Ich fuhr als Zweiter über die Ziellinie, landete wegen einer Zeitstrafe des Siegers aber zuoberst auf dem Podest. Deinen ersten Triumph vergisst du nie – egal, wie er zustande gekommen ist.»

«Ich kenne niemanden, der sich bei einem Formel-E-Rennen gelangweilt hätte. Wann immer jemand Kritik äussert, sage ich: Schau es dir erst an, und dann reden wir noch einmal.»

WIE REAGIERST DU AUF LEUTE, DIE DIE FORMEL E LANGWEILIG FINDEN?

«Von wegen langweilig! Spannende Zweikämpfe, haufenweise Zwischenfälle und rote Flaggen – ist es nicht genau das, was Rennsportfans sehen wollen?»

HELMDESIGN Der Helm ist das Einzige, woran man einen Rennfahrer im Cockpit optisch erkennt. Wer hat das coolere, individuellere, auffälligere Design? Seb oder Edo?


RUNDE 3

STAR -APPEAL

GETTY IMAGES, MOTORSPORT IMAGES

Wie hoch ist der Glamour-Faktor der Rennfahrer? Hier geht’s zum Star-Check.

SÉBASTIEN BUEMI

EDOARDO MORTARA

ca. 101.000 (plus mindestens 3 Fake-Accounts!)

ca. 22.000

ca. 74.000

ca. 30.000

ca. 129.000

ca. 6.600

«Nein, sicher nicht! Obwohl, wenn ich ehrlich bin, nütze ich meine Bekanntheit manchmal aus, um einen Platz in einem ausgebuchten Hotel oder Restaurant zu ergattern.»

«Starallüren? Null! Ich bin bodenständig und umgänglich. Frag jetzt aber bitte nicht bei meiner PR-Managerin nach, ob das stimmt.»

«Ich versuche, mit einer möglichst blöden Antwort zu kontern.»

«Ich bleibe professionell, kann aber leider nicht verbergen, was ich denke. Ich muss dringend an meinem Pokerface arbeiten!»

«Schau mal auf YouTube unter ‹Absoluter Fahrschul-Fail – Fahrlehrer rastet aus›. Da gebe ich mich als unfähiger Fahrschüler aus.»

«Gegen aussen wirke ich superseriös, dabei habe ich einen kindischen Humor. Ich kann es nicht lassen, Leute zu verarschen.»

«Roger Federer, Ayrton Senna und Jim Clark.»

«Albert Einstein, Sokrates und Napoleon.»

THE RED BULLETIN

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RUNDE 4

ENERGIEMANAGEMENT Wie sind Seb und Edo privat? Wagen wir einen Blick hinter die Motorsportkulissen.

SÉBASTIEN BUEMI

EDOARDO MORTARA

«Meine Familie. Mit meiner Frau und unseren beiden Kindern zu sein lässt mich neben dem Rennzirkus ein normales Leben führen.»

WAS ERDET DICH?

«Arbeiten. Ich führe nebenbei eine Lebensmittelfabrik in Frankreich, eine Immobilienfirma in der Schweiz und hatte früher Restaurants und Bars. Viele, mit denen ich geschäftlich zu tun habe, wissen nicht, dass ich Rennen fahre.»

«Über meine Kinder. Die haben nur Blödsinn im Kopf.»

WORÜBER LACHST DU DICH KAPUTT?

«Ich liebe gute Comedians. Will Ferrell trifft genau meinen Humor!»

WOVON WÜRDEST DU DICH AM LIEBSTEN AUSSCHLIESSLICH ERNÄHREN?

«Pasta.»

«Pizza.»

«Fruchtgummis! In meinem Spind liegt immer eine Packung. Ich kann mir das Naschen nicht verkneifen!»

WELCHES SIND DEINE LASTER?

«Gutes Essen, Alkohol und Partys.»

«Dass ich schnarche.»

WAS NERVT DEINE FRAU TIERISCH AN DIR?

«Wenn ich zu sehr auf mich und meine Projekte fokussiert bin, rastet sie aus. Sie ist Latina und brüllt mich dann auf Spanisch an. Das Lustige ist: Ich verstehe kein Spanisch!»

«Ich bin sehr ordnungsliebend. Chaos halte ich nicht aus.»

IN WELCHER HINSICHT BIST DU EIN TYPISCHER SCHWEIZER BÜNZLI?

«Ich bin geradezu versessen darauf, pünktlich zu sein.»

«Vor Haifischen! Wann immer ich in den Ferien im Meer schwimme, entferne ich mich nicht allzu weit vom Strand.»

WOVOR FÜRCHTEST DU DICH HEIMLICH?

«Vor dem Älterwerden! Ich liebe mein Leben. Ich will, dass die Uhr jetzt aufhört zu ticken. Jetzt! Sofort!»

«Ich bin da sehr offen. Von Pop über Hip-Hop bis Rock mag ich fast alles. Nur auf Ländlermusik kann ich verzichten.»

WELCHE MUSIK GEFÄLLT DIR? MIT WELCHER KANN MAN DICH JAGEN?

«Ich mag elektronische Beats, also Rap, House und Pop. Aber komm mir bloss nicht mit Reggaeton!»

WELCHEN FILM/ WELCHE SERIE KÖNNTEST DU DIR 100-MAL ANSEHEN?

«Narcos»

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«Star Trek»

THE RED BULLETIN


RUNDE 5

ENDSPURT Wie ehrgeizig sind die beiden Piloten? Jetzt geht es in die letzte Runde!

SÉBASTIEN BUEMI

EDOARDO MORTARA

«Ich will der Schnellste sein! Dass mein Hobby auch mein Beruf ist, sehe ich als Verpflichtung, mein Bestes zu geben.»

DEIN ERFOLGSREZEPT?

«Ich bin ein Arbeitstier, ein Perfektionist und ein Kontrollfreak. Was mir nicht an Talent in die Wiege gelegt wurde, kompensiere ich mit meinem Willen.»

«Bei wichtigen Rennen trage ich immer meine Glücksunterwäsche. Und ja, sie wird zwischendurch gewaschen.»

HAST DU EIN ABERGLÄUBISCHES RITUAL?

«Wenn ich nicht genug geschlafen oder mich nicht richtig ernährt habe, fühle ich mich unwohl. Dann befürchte ich, alles zu vermasseln.»

«Ich feiere mit meinem Team. Auch wenn ich allein im Auto sitze: Motorsport ist Teamsport.»

WIE FEIERST DU SIEGE?

«Ich juble, schreie, gratuliere meinem Team und nehme mir dann etwas Zeit für mich, um das Rennen Revue passieren zu lassen.»

«So, dass man mich nicht ansprechen sollte. Dann bin ich wirklich nicht der netteste Typ.»

WIE BIST DU NACH EINER NIEDERLAGE?

«Ich bin angepisst. Jeder Rennfahrer ist nach einer Niederlage angepisst. Aber ich bin angepisster. Angepisster kann man gar nicht sein.»

«Er erzählt wahrscheinlich, dass ich ihn kürzlich beim Überholen touchiert habe. An diesen Vorfall erinnert er mich gerne.»

WAS SAGT EDO/SEB ÜBER DICH?

«Ich nehme an, er sagt, ich liesse ihm zum Überholen zu wenig Platz. Ich finde, er sollte mich gar nicht erst überholen!»

«Er ist ein sehr guter Fahrer, vor allem auf Stadtkursen. Ich kenne keinen anderen Piloten, der so nah und präzise an einer Mauer vorbeifahren kann.»

WAS SAGST DU ÜBER EDO/SEB?

«Ich halte ihn für den besten Fahrer in der Formel E – er bringt alles mit, was es in dieser Serie zum Siegen braucht.»

Wer ist überzeugender, humorvoller, sympathischer? Wer hat deine FanBoost-Stimme verdient? Bewerte selbst!

IN WELCHER ANDEREN DISZIPLIN WÜRDEST DU EDO/ SEB SICHER SCHLAGEN?

ISTOCK, NETFLIX, PICTUREDESK.COM

«Beim Skifahren.»

«Im Boxen.»

«Wegen des Rundstreckenverbots hätte ich es mir als Kind nie träumen lassen, in der Schweiz Rennen zu fahren. Ich geniesse jede Sekunde davon.»

WAS BEDEUTET ES DIR, IN DER SCHWEIZ RENNEN ZU FAHREN?

«Unglaublich viel. Ich bin hier geboren, aufgewachsen und – auch wenn ich jahrelang unter italienischer Flagge gefahren bin – stark verwurzelt.»

«Mein Ziel ist es zu gewinnen, wo immer ich antrete – egal ob in Le Mans oder in der Formel E.»

WELCHES ZIEL WILLST DU NOCH ERREICHEN?

«Ich will eines Tages Formel-E-Champion werden! Aber ich lebe nicht in der Zukunft, sondern im Jetzt.»

SAISON 2018/19

DIE LETZTEN TERMINE 22. JUNI, BERN, AB 8 UHR Nach der Schweizer Formel-E-Premiere 2018 in Zürich geht es dieses Jahr nach Bern. Der topografisch ungewohnt anspruchsvolle 2,7-Kilometer-Circuit führt durch das Obstbergquartier mit Blick auf die Altstadt. swisseprix.com 13. UND 14. JULI, NEW YORK, AB 13.30 UHR (LOKALZEIT) New York City bildet die Kulisse für die letzten beiden Rennen der Saison. Wie schon im Jahr zuvor findet der 2-Tage-Event in Red Hook, dem Hafen von Brooklyn, statt. fiaformulae.com

THE RED BULLETIN

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DER RED BULLETIN

SELBSTVERSUCH

verschollen

Wie man auf einer einsamen Insel überlebt Sechs Tage und fünf Nächte auf einem Eiland mitten im Indischen Ozean. Kein Zelt, kein Survival-Handbuch, keine Ahnung. Waltraud Hable hat sich der Wildnis, einem Taifun und sich selbst gestellt, um zu erkennen: Das Wecken deines Urinstinkts hat nichts mit Mordlust zu tun. Text WALTRAUD HABLE

Fotos PHILIPP HORAK


Ratlosigkeit unter der schĂźtzenden Plastikplane: Ist der Taifun vorbei, oder kommt er wieder?

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D

Einsame Insel bedeutet: Du musst an Land schwimmen, kein Boot kann direkt ankern. Das Salzwasser brennt in den Augen, die Kleidung ist vollgesogen, der Energieakku nach 28 Stunden Indonesien-Anreise leer. Helfer befördern das Equipment schwimmend ans Ufer, bevor sie abhauen.

as Meer rauscht nicht, es brüllt mich an. Der Wind pfeift durch die Dunkelheit, Regen peitscht mir ins Gesicht. Ich zittere am ganzen Körper, meine Haut ist kalt und nass, und was von meinen Haaren übrig blieb, ist zu einem heillos verfilzten Biberschwanz auf meinem Hinterkopf verkommen. Als Schutz gegen das Unwetter liege ich in eine schwarze Plastikplane eingewickelt. Aus der Vogelperspektive muss ich wie eine schlecht verpackte Leiche aussehen, an den Strand gespült. Aber ich bin nicht tot. Dafür bin ich gerade viel zu wütend aufs Leben. Und auf mich selbst. Warum zum Teufel wollte ich unbedingt auf diese einsame Insel mitten im Indischen Ozean – ohne Zelt und vor allem ohne die geringste Ahnung, wie man einen 120-km/h-Tropensturm überlebt? Da können noch so viele Selbsthilfebücher behaupten, einmal im Leben müsse man wimmernd in Embryonalstellung am Boden liegen, weil das angeblich so heilsam sei. Ich weiss nur: Wenn ich hier weiter in Embryonalstellung verharre, stehen die Chancen gut, dass mich noch eine Palme erschlägt.

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Rückblende. Es waren vier Flieger, ein Speedboot und zwei Tabletten gegen Seekrankheit erforderlich, um auf dieses Archipel vor Indonesien zu kommen. Genauere Koordinaten darf ich nicht nennen. Sowohl der Name der einsamen Insel als auch die Region sind geheim. Alvaro Cerezo, ein 38-jähriger Spanier und Kopf der Zwei-Mann-Abenteuer-Reiseagentur Docastaway.com, hat mich und unseren Fotografen Philipp sogar eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben lassen. Mit Docastaway (frei übersetzt: «Schiffbruch zum Nachmachen») bietet der studierte Betriebswirt tropische Inselaufenthalte mit Einsamkeitsgarantie an. In einer Zeit, in der man immer erreichbar sein muss und jeder Quadratmillimeter Land verbaut scheint, ist er besessen davon, den höchsten Grad an Isolation zu finden und diesen auch zu bewahren. Für Alvaro sind einsame Inseln wie eine Zeitreise, mit einer Flora und Fauna wie vor hunderten von Jahren. Tut sich ein passendes Eiland auf, beginnt die Überzeugungsarbeit. Denn jedes Stück Land dieser Welt gehört irgendjemandem: Privatbesitzern, Regierungen, dem Militär. Bei erfolgreich verhandelter Betretungserlaubnis lotst Docastaway dann Möchtegern-Robinson-Crusoes wie mich ab zirka 1000 Euro pro Woche auf die jeweilige Insel und stellt nur das Nötigste zum Überleben zur Verfügung: Macheten, eine Harpune, ein Feuerzeug, zwei Kochtöpfe, Angelleine und Angelhaken und einen 12-Liter-Kanister Trinkwasser. Das nennt sich das «Abenteuer-Paket». Der Deal lautet: sechs Tage und fünf Nächte Survival,

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Anfängerf ehler: Ich habe mir lieber Gedanken über wirksame Deos als über Regenschutz gemacht.

Früher Morgen auf einer unbewohnten indonesischen Insel: Taifun überlebt. Kleidung nass. Körper völlig ausgekühlt. Ich bin am Sand, buchstäblich.


Das Inselreich aus der Drohnenperspektive: tosende Brandung, viel Sand, Treibholz, gefühlt drei Milliarden Krebse (und ich).

Das rund vier Meter lange Bambusrohr ist ein Glücksfund. Mit ihm schlägt man die Kokosnüsse von den Palmen – oder versucht es zumindest.

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Selbstporträt mit Schattenspiel. Auf der einsamen Insel gibt es kein elektrisches Licht. Dunkel wird es gegen 19 Uhr, das bleibt dann auch so für die nächsten zwölf Stunden.

Fotograf Philipp und ich mutterseelenallein auf einer unbewohnten indonesischen Insel, nur mit oben erwähntem Equipment, ohne Zelt oder festen Unterschlupf. Dazu: zwei Hängematten, Sonnenschutz, Moskitospray, Stirnlampen, ein Kilogramm Reis, ein halbes Kilo Quinoa, Zahnbürste, Decken, ein bisschen Kleidung. Alvaro legte uns Ressourcenknappheit ans Herz: «Je weniger ihr mitbringt, desto prägender wird euer Erlebnis sein.» Während der Wind mannshohe Palmwedel von den Bäumen reisst, verfluche ich den Kerl. Dabei trifft Alvaro keine Schuld. Ich habe nur einmal im Garten unseres Ferienhauses eine Nacht gezeltet, ich habe keine Ahnung, wie man das Wetter liest, geschweige denn, wie man einen Unterschlupf baut oder gar jagt. Aber warum ich wirklich in diesem Schlamassel stecke, ist: Ich bin zu blöd zum Zuhören. Alvaro hatte nämlich im Vorfeld vor Regen gewarnt: «Auf der Insel wird es gegen 19 Uhr dunkel und erst zwölf Stunden später wieder hell. So ein nächtlicher Sturm kann eine gefühlte Ewigkeit dauern und vor allem ziemlich kalt werden.» Ich wiegelte ab mit «Jajaja, wir nehmen eh zwei Plastikplanen und warme Pullis mit. Alles kein Problem» und machte mir dann Gedanken über die wichtigen Dinge im Leben. Zum Beispiel Deos und wie man knapp eine Woche ohne Dusche und ohne Geruchsbelästigung übersteht (Dass Philipps Nase nach einer Polypen-Entfernung noch nicht wieder feinjustiert war, kam mir sehr gelegen). Oder Sandflöhe! Laut Google höchst heimtückische Biester; bevorzugt legen sie ihre Eier in menschlichen Fusssohlen ab (klingt unheimlich, ist aber mit einer Pinzette und Antibiotika zu kurieren). Mittlerweile kann ich sagen: Die schlimmste Bedrohung in freier Natur sind nicht wilde Tiere oder bissige Insekten. Was du wirklich fürchten musst, das ist THE RED BULLETIN

der Regen. Regen ist brutal. Denn wenn du bis auf die letzte Faser nass bist und nicht weisst, ob der nächtliche Sturm noch Stunden oder vielleicht sogar Tage dauern wird, dann kommen Körper und Geist an ihre Grenzen – zumal es von Survival-Inseln keinen einfachen Exit gibt. Alvaro hat mir und dem Fotografen zwar ein Notfallhandy mitgegeben, aber eine Schnellevakuierung garantiert das nicht. Denn einsame Inseln sind vor allem deshalb einsam, weil kein Boot direkt andocken kann. Diese Lektion offenbarte sich mir gleich bei der Ankunft. «Wir müssen ans Ufer schwimmen», wurden wir angewiesen, als der Motor 200 Meter vor der Insel plötzlich verstummte. Ein Postkartenidyll mit Palmen, schroffen Felsen und Sandstrand, geschätzt einen Kilometer lang und 300 Meter breit, lag vor uns. Irgendwo, 1500 Seemeilen westlich am Horizont, sollten die Malediven beginnen. «Und unser Gepäck? Die Kameras?» – «Die schwimmen wir für euch rüber.» Unser Bootsführer war bereits mit einer überladenen Plastikbox in die Fluten gesprungen. Die Kiste taumelte durch den Wellengang gefährlich hin und her. Würde sie kippen, Reisepässe, Gepäck, alles wäre verloren. Der unfreiwillige Schwimmgang scheint ewig her, obwohl seitdem gerade einmal 48 Stunden vergangen sind. Die Bucht, an der uns Alvaro unserem Schicksal überlassen hat, besteht aus einem Strandabschnitt mit hoher Brandung und gefühlt drei Milliarden Einsiedlerkrebsen. Das Meer ist so laut, dass man das

Solange du Kokosnüsse hast, überlebst du. Eine Nuss spende t bis zu einen halben Liter Flüssigkeit. 75


Oben: der Lagerplatz. Zwei Hängematten, eine Wäscheleine, Kokospalmen, Schatten. Raue Brandung. Die Strömungen hier sind gefährlich. Unten: Einsiedlerkrebse machen sich im Dutzend über eine von mir aufgeschlagene Kokosnuss her.

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DAS SURVIVAL-EQUIPMENT 1 Agavenblatt. Natürlicher Trichter zum verschüttfreien Umfüllen von Flüssigkeiten. 2 Wasserkanister für sechs Tage. Inhalt: 12 Liter. 3 Leatherman mit Messer und Minisäge für Schneidearbeiten. 4 Macheten, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit täglich eine Spur rostiger. 5 Kokosnüsse mit Trieben. Wachsen am Boden, bei Energielosigkeit leichte Beute. Innen süsslich – und schaumig wie Styropor. 6 Kochtöpfe, Streichhölzer, Kaminanzünder (für den Fall, dass alles nass ist) und zwei Esslöffel. 7 Harpune ohne Sicherung, Marke indonesischer Eigenbau. Mehr Gefahr für einen selbst als für die Fische. 8 Plastikplane aus dem Baumarkt. Lebensretter. Schützt bei einem Sturm vor Nässe und hält notfalls die Körpertemperatur halbwegs stabil. 7

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Ich dachte, ich würde in j edem Lebewesen eine potenzielle wandelnde Mahlzeit sehen. eigene Wort nicht versteht. Dahinter beginnt die Dschungel-Version von «Blair Witch Project»: Spinnweben, Palmen, Agaven, leere Kokosnussschalen, die Unterschlupf für Tausendfüssler, Zikaden, Schlangen und Echsen bieten. Solange man Kokosnüsse hat, stirbt man nicht, heisst es. Grüne, unreife Nüsse enthalten bis zu 500 Milliliter Wasser mit wichtigen Elektrolyten. Ob man aber auch immer die Kraft findet, die Dinger mit einem Bambusrohr von der Palme zu schlagen, ist eine andere Frage. In einen Baumstamm ist «Mikelo» eingeritzt. So heisst ein ehemaliger Survival-Kandidat, der hier die Asche seiner toten Mutter verstreut haben soll. Wir sind also nicht allein, auch wenn es die Indonesier beim Gedanken daran schaudern würde. In dem Inselstaat glaubt man an Geister. Dass man sich freiwillig auf einem einsamen Eiland verschanzt, ist für viele unheimlich. «Bist du okay?» Philipp, der Fotograf, hat ein paar Meter weiter dem nächtlichen Sturm getrotzt. Durchweicht und erschöpft lässt er sich neben mich in den Sand fallen. Wir haben seit zwei Tagen kaum gegessen, abends ein paar Löffel Reis, zum Frühstück eine Kokosnuss, mehr gibt es nicht. Bei tropischen 35 Grad kein Problem, da brauchst du wenig Energie. Doch nach dem Taifun fehlt uns für so ziemlich alles die Kraft. Fischen ist bei dem hohen Wellengang in unserer Bucht und wegen Talentfreiheit meinerseits sinnlos. Die Köder – Algen oder Krebse – rutschen sofort vom Haken, die Schnur verfängt sich in versteinerten Korallen und reisst. Und Einsiedlerkrebse über dem Feuer zu rösten, dazu konnten wir uns bis jetzt nicht durchringen. Die spinnenartigen Beine sind haarig, die Körper unter den Schneckenhäusern mager. «Denkst du, das war’s? Oder geht das jetzt die restlichen Tage so weiter?», frage ich Philipp leise. – «Ich weiss es nicht.» – «Noch so eine Horrornacht überstehe ich nicht.» – «Wir müssen positiv denken. Die Anreise war zu lang, um aufzugeben.» Als mittags die Sonne durch die Wolken blinzelt, lebt auch mein Kampfgeist wieder auf. Wir spannen eine Schnur, um unsere Hängematten zu trocknen, und planen – zumindest theoretisch – eine sturmfeste Behausung aus Plastikplanen, Seilen und Steinen. Der Wind hat sich gelegt, der Himmel wird mit jeder Minute blauer. Das, was vor ein paar Stunden noch Apokalypse war, mutiert jetzt zu einem kitschigen Werbetraum. Plopp. Eine Kokosnuss fällt von selbst zu Boden. Schwindelig von der Unterzuckerung trabe ich los, um sie aufzulesen, und säble dann durch die Fasern der Frucht. Meine Armmuskulatur brennt, ich bin am Ende. Die hohe Luftfeuchtigkeit und das Salzwasser haben die Klingen der Macheten rostig

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werden lassen, meine Handflächen entwickeln braunrote Schwielen. «Mit dem Sturm hat dieses Abenteuer erst begonnen», sinniert Philipp. Ich weiss, er hat recht. Aber mir ist nicht nach Reden zumute. In meinem Kopf ist es zu laut. Ich dachte, dieses SurvivalAbenteuer würde meine Urinstinkte wecken, jedes Lebewesen zu einer potenziellen wandelnden Mahlzeit machen. Mein Vater ist von Beruf Metzger, die Sache wäre also gar nicht einmal so abwegig. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ich will nichts töten. Ich will verstehen und fühle mich plötzlich seltsam mit der Erde verbunden. Stundenlang studiere ich das Chaos des Dschungels. Die schiefen Stämme, die vorbei an den gerade gewachsenen zum Licht drängen. Ein braun-grünes Durcheinander, das keiner menschlichen Ordnung folgt und genau deshalb so wunderschön ist. Ich atme die feucht-sandig-moosige Luft ein. Hinter meinem Rücken verrotten entwurzelte Bäume und, ich wette, auch tote Echsen, Vögel und Krabben. Trotzdem: Die Natur riecht taufrisch, während ich das von mir nicht mehr behaupten kann. Der Sturm war hart, aber mir dämmert, er war keine Kampfansage der Welt an mich. Meine Wenigkeit ist der Natur vollkommen egal. Sie ist grösser als ich, immerhin wird sie noch existieren, wenn ich längst nicht mehr bin. Dennoch stellt sie grosszügig alles zur Verfügung, was ich zum Leben brauche. Ich muss die Geschenke nur erkennen lernen. Da wäre zum Beispiel das Meer. Ein Schuss Ozean im Kochwasser würzt unseren Reis. Zum Reinigen des Topfs ist Sand das beste Scheuermittel. Dazu spült das Meer täglich Treibholz an; von der Sonne getrocknet, brennt es wie

Die Natur stellt grosszügig alles zur Verf ügung, was ich zum überleben brauche. ich muss nur lernen, ihre Geschenke zu erkennen. Zunder. Oder die Palmen, diese Universalgenies! Sie sind Kokosnuss- und Schattenspender, HängemattenStützen, ihre Wedel dienen als Baumaterial, und in leeren Kokosschalen kann man Regenwasser auffangen. Ein abgeschnittenes Agavenblatt wiederum lässt sich als Trichter missbrauchen. Hält man es im richtigen Winkel, geht beim Umfüllen vom Wasserkanister in unsere Trinkflaschen kein Tropfen verloren. Dass der dauerklebrige Salzfilm auf der

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Lagerfeuer? Nein, meine persönliche Müllverbrennungsanlage. Der Verschmutzung der Weltmeere entkommt auch die einsamste Insel nicht.

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Nachts kommen Schildkrรถten auf die Insel, um ihre Eier in Nistkammern im Sand abzulegen.

Das grรถsste Badezimmer der Welt: Mit einem Kamm versuche ich, die verfilzten Haare zu entwirren. Ein paar Meter weiter rauscht das Meer, meine Badewanne und Waschmaschine.

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Haut einen in den Wahnsinn treibt – Schwamm drüber! Auf einer einsamen Insel wirfst du spätestens nach der ersten Freiluft-Notdurft deine Sauberkeitsideale über Bord. Wenn ich nicht gerade über das grosse Ganze nachdenke, schreite ich durch mein sandiges Königreich und räume auf. Mit 120-Liter-Müllsäcken, die ich zum Schutz für die Kameras mitgebracht habe, sammle ich angespültes Plastik ein. Die Insel mag zwar fern von allem liegen, der Verschmutzung der Weltmeere entkommt sie trotzdem nicht. Allein in «meiner» Bucht stosse ich auf hunderte leere Plastikflaschen, bei 246 habe ich aufgehört zu zählen. Ölkanister. Sonnenmilchtuben. Flip-Flops, 56 Einzelexemplare, keine zwei passen zusammen. Dazu: Zahnbürsten. Shiva-Spielzeugfiguren, vermutlich aus Indien. Joghurtbecher. Alte Bojen, Taue, Styropor. Plastikstrohhalme, die infolge Salz- und Sonneneinwirkung zwischen meinen Fingern zerbröseln. Es bricht mir fast das Herz, als ich sehe, wie Krabben die Mikroteile zwischen ihre Scheren nehmen und davon kosten. Also starte ich eine Müllverbrennungsanlage. Sechs volle Säcke, 720 Liter Unrat, gehen dramatisch in schwarzem Rauch auf, es stinkt nach Chemie, das Treibgas in einer Spraydose knallt. Am Festland würde man dasselbe mit dem Plastik machen, das Feuer mag zwar die Luft verpesten, stellt aber sicher, dass die Babyschildkröten, die hier bald schlüpfen, in eine sauberere und für sie weniger gefährliche Welt watscheln können. Spuren im Sand verraten, wo eine Schildkröte Nistkammern angelegt haben muss. Irgendwann dämmert mir, dass auch unter meiner Feuerstelle Eier liegen werden. Mist! Der Kreislauf des Lebens scheint zu vielschichtig für mein klein dimensioniertes Hirn. Kein YouTube-Sur vival-Videomarathon kann dich darauf vorbereiten. Zur Beruhigung beobachte ich die Krebse und die Krabben. So ereignislos das Leben auf einer einsamen Insel scheint – du schläfst, du versuchst jeden Tag ein bisschen kraftloser, Kokosnüsse zu ernten, machst Feuer, schwimmst, sammelst Müll ein –, am Boden geht’s geschäftig zu wie in einer Megametropole. Flächendeckend wuseln die Viecher hin und her. Ich beginne, sie nach Grösse und Farben zu differenzieren. Es gibt Tiere mit grünen Schneckenhäusern am Rücken. Manche sind babyrosa, andere gepunktet oder rot-braun-weiss. Zwei Arten und zwei Zonen

Die Einsiedlerkrebse sind Junkies, insgeheim nenne ich sie Kokossüchtler.

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Ich finde Plastikflaschen. Flip-Flops, 56 Einzelexemplare, keine zwei Sandalen passen zusammen. Einsame Insel heisst nicht, dass man der Verschmutzung der Meere entkommt, im Gegenteil. mache ich aus. Die Einsiedlerkrebse – von fingernagelklein bis handtellergross – halten sich in Dschungelnähe auf. Sie sind Junkies, insgeheim nenne ich sie Kokossüchtler. Kaum fällt ein Schnipsel Kokosfleisch zu Boden, stürzen sie sich zu Dutzenden darauf. Exkremente und Plastik verspeisen sie im Übrigen auch. Und dann gibt es die Albino-Krabben. Ihren korrekten biologischen Namen kenne ich nicht. Sie leben vorwiegend in Löchern am Strand, haben einen lustigen Seitwärtsgang und aufmerksame schwarze Stielaugen. Nahrungstechnisch würden sie mehr hergeben als die Kokossüchtler. Aber ich kann sie trotzdem nicht mit einem Stein erschlagen. Denn die Albinos sind Hardcore-Romantiker. Wenn abends der Himmel pink und rot zu glühen beginnt, dann unterbrechen auch sie ihr Treiben. Plötzlich sind sie für mich menschlich. Als Alvaro am sechsten Tag wie aus dem Nichts auftaucht, um uns durch den Dschungel zurück zum Boot zu führen, freue ich mich auf 3000 Kalorien Nasi Goreng, eine lange Dusche und Jod für das an Korallen aufgeschürfte Knie, das Herz aber sagt: Hmmm. «Ich habe am Festland oft an euch denken müssen, der Sturm in der dritten Nacht war schlimm», schnattert Alvaro. Ja, stimmt. Aber der Taifun hat nicht nur das Meer aufgewühlt, sondern auch mich. Ich werfe einen letzten Blick auf «meine» Insel, lasse mich unwillig zurück in die Zivilisation führen. Als wir Stunden später im Flughafentaxi sitzen, gefangen im Feierabendstau, sage ich zu Philipp: «Das saugt mir gerade enorm viel Energie ab. Die vielen Menschen! Ich habe das Gefühl, ich spüre jede einzelne ihrer Stimmungen, ihren Ärger über die Autokolonnen, ihre Unruhe. Mit den Krabben und den Palmen war das Leben irgendwie einfacher.» – «Ich weiss, was du meinst.» Ich schaue auf meine geschundenen Finger, die Hautrisse, die durch die Rostspuren der Machete dunkel gefärbt sind – nach dreimal waschen werden sie nicht mehr zu sehen sein. «Ich will zurück», sagt das Herz. «Das geht nicht», sagt der Verstand. Flüstert das Herz: «Dann musst du wohl ab jetzt deine eigene Insel sein.»

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Die Schönheit der Natur entdecken Jahresabo 10 Ausgaben zum Preis von 8 für nur CHF 64.–*

Darauf können Sie sich in jeder Ausgabe freuen:

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In jeder Ausgabe wird ein Berg oder eine Bergregion ausführlich vorgestellt: Geschichte und Geschichten, Menschen und Typen, Hütten und Touren.

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FITNESS

EVENTS

SEITE 88

SEITE 90

CrossFit-Profi Lukas Esslinger über sein knallhartes Workout

Von der Street Parade zum Red Bull Race Day: die Top-Termine

ENTERTAINMENT

Red Bull TV Highlights, live und on demand SEITE 94

REISEN

Hohe Aufstiege, tiefe Einblicke: beim ersten Ultramarathon im Sulatanat Oman

MARK LLOYD/LLOYD IMAGES

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Reisen

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt: einer der 326 Ultraläufer in einem Canyon beim Dschabal Achdar

HIER KOMMEN AUFSTEIGER AUF IHRE KOSTEN

SIGHTSEEING EXTREM IM OMAN Der erste Ultramarathon des arabischen Sultanats würzt 137 Kilometer mit 7800 Höhenmetern. Und tiefen Einblicken in die menschliche Seele.

E

s ist fünf Uhr früh, als wir von unserem Felsvorsprung am Dschabal Achdar, Omans «Grünem Berg», erste tanzende Lichter sehen, drüben am weit entfernten Gegenhang. Die Spitzengruppe des «Oman by UTMB» hat also die 82-Kilo-

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meter-Marke erreicht. Insgesamt sind es 137 Kilometer, die bei diesem ersten Ultra-Bergmarathon des Sultanats zurückzulegen sind – über mehr als 7800 Höhenmeter, entlang verlassener Dörfer und verwilderter Palmenplantagen, über kaum begehbare Gebirgs-

Der Führende Jason Schlarb auf dem Alila-Hotel-Klettersteig

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Oman

REISETIPPS

ORIENTIERUNG FÜR ORIENT- ROOKIES Die wichtigsten Infos für deine erste Oman-Reise auf einen Blick.

Historisch: Die Spitzengruppe passiert die Ruinen von Birkat al-Mouz.

Der Dschabal Achdar liegt 150 Kilometer von Maskat, Omans Hauptstadt, entfernt. In diesem Teil des Hadschar-Gebirges befindet sich die historische Heimat des alten Bani-Riyam-Stammes. Wirklich einzigartig: das fruchtbare Saiq-Plateau mit eigenem Mikroklima in 2000 Meter Seehöhe.

Maskat Saiq-Plateau

Oman

GELD

MARK LLOYD/ LLOYD IMAGES, TEST4OUTSIDE.COM

LOU BOYD

Alles im Blick: Die Crew von UTMB erwartet die Ankunft der Teilnehmer.

pfade und durch ausgetrocknete Flussbette, sogenannte Wadis. Der Startschuss fiel im Dorf Birkat al-Mouz. Zehn Stunden später hat erst eine Handvoll Teilnehmer mehr als 50 Kilometer geschafft. Ein Drittel des Teilnehmerfelds hat bereits aufgegeben und wartet darauf, von den Veranstaltern eingesammelt zu werden. Wir erwarten die Läufer an einem atemberaubenden Aussichtsplatz. Nur die Besten der Besten werden bis Sonnenaufgang bei uns angelangt sein. Zu ihnen ist das Rennen vergleichsweise gnädig, denn wer mehr als rund 50 Kilometer hinter ihnen liegt, wird sich auf eine zweite Nacht am Trail gefasst machen müssen.

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«Ich habe jedes Mal geweint, wenn ich oben auf einem Berg angekommen bin.» Als sich die Sonne langsam über die Berge schiebt, tauchen als Erste Jason Schlarb und Diego Pazos in unserem Blickfeld auf. Sie klettern den anspruchsvollen Steig herauf zu uns. Ein kurzes Lächeln, ein Wink im Vorbeilaufen, schon sind sie wieder weg. Vor ihnen liegen noch zehn harte Stunden. Der erste Ultra-Bergmarathon im Oman ist professionell aufge-

OMANISCHER RIAL 1 Rial = 1000 Baisa 1 Franken = 0,38 Rial

ESSEN MADSCHBŪS Gericht mit Reis, ähnlich dem indischen Huhn Biryani. Das Fleisch (Huhn, Lamm oder Fisch) wird gewürzt und mariniert. MASCHWI Königsmakrelen, mit Öl und Gewürzen eingerieben, geröstet, mit Reis und Cashews serviert. QAHWA Bitterer Kaffee mit Datteln. Darf bei einer Einladung nicht abgelehnt werden. Schüttle die Tasse, wenn nicht mehr nachgeschenkt werden soll.

ARABISCH-TALK Marhaban! Schukran! Mā ismuk? Ismi …

Hallo Danke Wie heisst du? Mein Name ist … Anā lā afham Ich verstehe nicht Na’am Ja Lā Nein

WISSEN Die ältesten Funde menschlichen Lebens im Sultanat Oman sind 106.000 Jahre alt. Nichtmuslime mit Aufenthaltsvisum dürfen mit einer Lizenz Alkohol kaufen, doch nur bis zu zehn Prozent ihres Verdiensts. Mehr als 43 Prozent der 4,6 Millionen Einwohner im Oman sind Gastarbeiter.

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Reisen

Oman

HÄRTETEST

GENUG MUMM FÜR DEN OMAN?

Bereit für deinen härtesten Trail Run aller Zeiten? Hier sind die Schlüsselstellen, die dich an deine Grenzen bringen werden. 3

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3 ALILA HOTEL (82 km) Nach 80 Kilometern erwartet dich ein 100 Meter langer, mit Stahlseilen gesicherter Klettersteig. Helm und Gurt bereithalten!

2 1 SALŪT (25 km) Geh die ersten 25 Kilometer nicht zu locker an: Aufgrund des Zeitlimits musst du um Mitter- Start nacht am Kontrollpunkt sein, nur fünf Stunden nach Rennbeginn. 4 BALAD SAYT (116 km) Auf 3 Kilometern sind 1116 Höhenmeter zu bewältigen – einer der anspruchsvollsten Abschnitte in der Ultralauf-Geschichte.

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Lone Ranger: Ein Vorläufer checkt vor dem offiziellen Rennen die Strecke.

zogen: Innerhalb von fünf Monaten plante und befestigte die in Chamonix beheimatete Crew von UTMB (Ultra-Trail du Mont-Blanc) die Route, holte etliche der weltbesten Ultraläufer an den Start und steckte den Kurs mit unglaublichen 22.000 farbigen Markierungen ab. Landestypische Überraschungen gibt es unterwegs dennoch zuhauf: etwa unerwartet auftauchende Haarnadelkurven neben tiefen Abgründen oder frisch gefurchte Gräben am Trail, eine Folge vor kurzem aufgetretener Hangrutsche. Sie sorgen besonders nachts für Schockmomente, wenn alles ausser dem schmalen Kegel der Stirnlampe im Stockdunkeln liegt. In der Stadt al-Hamrā’ überqueren am nächsten Tag nur 142 der 326 Starter die Ziellinie; der letzte Läufer mit einer Zeit von etwas über 45 Stunden. Sie liegen erschöpft am Boden, bei vielen sind die Schuhe von den wundgeriebenen Füssen blutig. Ein wenig später beginnen sie, Geschichten von unterwegs zu erzählen. «Ich habe jedes Mal geweint, wenn ich oben auf einem Berg angekommen bin», sagt ein Läufer, der gerade noch innerhalb des Zeitlimits angekommen ist.

Die unmenschlichen Strapazen in Omans spektakulärer Bergkulisse brachten aber auch zutiefst Menschliches hervor. Schlarb und Pazos, über grosse Teile des Rennens härteste Konkurrenten, beendeten den UltraBergmarathon Arm in Arm und feierten nach 20 Stunden einen Ex-aequo-Sieg. «Zuerst kämpften wir gegeneinander», sagt Schlarb, «dann nur noch gegen die Strecke. Am letzten Anstieg sprachen wir uns gegenseitig Mut zu. Jeder motivierte den anderen, nicht langsamer zu werden. Nach der langen gemeinsamen Zeit wollte keiner von uns allein zurückbleiben.» Pazos ergänzt: «Wir brauchten einander. Es fühlte sich richtig an, zusammen im Ziel einzulaufen.» Nach der starken Premiere will Omans Ultramarathon 2019 von 28. bis 30. November noch einen Gang zulegen. Die längste Strecke wird über 170 Kilometer und den höchsten Berg des Landes gehen, den gut 3000 Meter hohen Dschabal Schams. Dagegen wirkt die neue Schnupper-Variante für Einsteiger über 50 Kilometer fast wie ein Sonntagsspaziergang. Für den Oman by UTMB 2019 kann man sich noch anmelden: omanbyutmb.com/registration

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LOU BOYD

1 AL-MU’AYDIN (12 km) Beim ersten Anstieg ist es noch völlig dunkel. Pack zwei voll aufgeladene Stirnleuchten in deinen Rucksack.

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Ziel


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Fitness ÜBUNG 2

HANDSTANDPUSH-UP

Die Brutal-Version des Liegestützes. Vorsicht: nicht auf den Boden schauen! Der Kopf muss während der gesamten Bewegung neutral bleiben.

ÜBUNG 1

L-SIT

Ziel ist es, die Beine 30 bis 45 Sekunden gestreckt zu halten. Wichtig: Das Atmen nicht vergessen!

TRAINING MIT LUKAS ESSLINGER

FITTER GEHT NICHT

Lukas Esslinger ist vermutlich der fitteste Schweizer.

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Parade-Athlet. «Ich dachte: Wow, da will ich auch hin!» Rückblickend ist es schwer zu sagen, was genau ihn fasziniert hat. «Wahrscheinlich die Atmosphäre – ein bis auf den letzten Platz besetztes Riesenstadion in Los Angeles. Und die Jungs und Mädels sind voll aus sich herausgegangen, bis zur totalen Erschöpfung – das hat mich voll geflasht.» Kleiner Einschub für alle, denen die junge Sportart noch kein Begriff ist: CrossFit ist eine Fitness-Trainingsmethode mit Wurzeln in den USA und bietet ausgewogenes Training in Disziplinen wie Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Balance, Koordination und Genauigkeit. Also das Übliche, jedoch gewürzt mit einer

motivierenden BootcampAttitüde und abgeschmeckt mit einer Prise Lifestyle. Ungleich cooler als herkömmliches Fitnesstraining, und der innere Schweinehund tritt winselnd den Rückzug an. 2007 strickte CrossFit aus den Trainingsübungen einen Wettkampfsport. Seither hat die Sache eine ganz neue Eigendynamik entwickelt. Die Crossfit-Gemeinde wächst stetig und produziert populäre Stars, die «fittesten Männer und Frauen der Welt».

Tipp 1: Trainiere, sooft du kannst

Die Konkurrenz ist hart, um für den Wettbewerb gerüstet zu sein, trainiert Lukas Esslinger «fünf Tage die Woche, im Schnitt zwei- bis dreimal

LORENZ RICHARD/RED BULL CONTENT POOL

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ukas Esslinger erinnert sich noch genau, wie ihn der CrossFit-Virus erwischt hat. Er war gerade einmal 18 Jahre alt und trieb sich auf YouTube herum. «Da hab ich ein Video von den CrossFit Games, den Weltmeisterschaften der CrossFitter, gesehen», schwärmt der Zürcher

ANDREAS WOLLINGER

Lukas Esslinger, 26, betreibt Fitness als Hochleistungssport. Für die Weltmeisterschaften Ende Juli trainiert der erfolgreichste CrossFitter der Schweiz bis zu 15-mal die Woche.

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pro Tag jeweils eineinhalb bis zwei Stunden». Er muss alles beherrschen, was CrossFit so bereithält, denn was die Games (in diesem Jahr Ende Juli in Madison, Wisconsin) von den Athleten fordern, stellt sich erst bei den Spielen selbst heraus – da braucht man gute Nerven.

Tipp 2: Stell dir bildhaft vor, wie du gewinnst

«Was mir immer sehr geholfen hat, ist das Visualisieren bestimmter Szenarien», sagt Lukas. «Ich sehe mich zum Beispiel auf dem Podium stehen. Ich gehe auch im Kopf durch, wie ich reagiere, wenn die Dinge nicht so klappen wie geplant. Wenn es dann wirklich passiert, reagiert man ruhiger, weil man die Situation schon kennt.»

Tipp 3: Erholungsphasen machen dich besser Ein strikter Ernährungsplan ist vor Wettkämpfen Pflicht, schon «weil ich sonst dazu

«Mach Pausen, sonst gehst du im Training nicht über Grenzen.» neige, zu wenig zu essen». Und noch etwas ist essenziell für eine Leistungssteigerung: die Pausen. Ein Tag pro Woche ist komplett trainingsfrei, an einem zweiten betreibt Lukas bloss «aktive Erholung». «Erst die Erholungsphasen», erklärt er, «geben dem Körper die Möglichkeit, sich zu verbessern.» Ausserdem sind Pausen auch mental enorm wichtig: «Ohne sie geht man im Training irgendwann nicht mehr über die Grenzen. Und wenn ich nicht alles gebe, dann bekommt der Körper auch nicht mehr die richtigen Reize.»

ÜBUNG 3

KETTLEBELL SWING

Bauch und Gesäss bleiben angespannt, der Schwung kommt aus der Hüfte.

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Events

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Juni Staune über die Monster-Wellen Es sind Bilder, die ungeheure Faszination versprühen, Wagemut und Abenteurergeist beschwören: Der Film «Heavy Water» folgt Big-Wave-Surfer Nathan Fletcher in die Wellen, erzählt seine Geschichte und die kultigsten Momente des Surfens – für die der Kalifornier übrigens auch selbst sorgt: Für seinen «Acid Bomb Drop» springt Fletcher vom Heli in die Fluten. Verkehrshaus, Luzern; Infos: redbullmediaworld.ch

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bis 27. Juli Sing mit Baschi 18.000 Besucher werden beim «Open Air Lumnezia 2019» in Degen erwartet, darunter Acts wie Limp Bizkit, Mando Diao, Cro und Baschi (Bild). Denn das Festival hat eine beeindruckende Geschichte: Gegründet wurde es bereits 1985 von der Jungmannschaft Lumnezia, 600 Besucher kamen im ersten Jahr, mittlerweile gehört es zu den Top-Festivals der Schweiz. Ziel: als «kleines grosses Festival» familiären Charakter zu bewahren. Val Lumnezia, Degen; openair-lumnezia.ch

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August Tanz auf der Street Parade Wenn eine Million Menschen feiern, bebt Zürich: Nicht umsonst gilt die Street Parade als grösste Techno-Party der Welt. Wie immer starten die Love Mobiles beim Utoquai und rollen rund um das Seebecken bis zum Hafendamm Enge. Danach wird bis Mitternacht bei allen Bühnen weitergetanzt. Utoquai, Zürich; streetparade.com

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bis 11. August

BEWUNDERE DIE PRO-BIKER

2,5 Kilometer lang, mit tricky Schlüsselstellen und spektakulären Sprüngen – die DownhillWeltcup-Strecke in Lenzerheide zieht vor allem beim #fullgasSprung und der Plunge-Drop die Zuschauer magnetisch an. Gewiss ebenso aufregend: der CrossCountry-Bewerb. Weltmeister Nino Schurter: «Die Atmosphäre war unglaublich, die Leute sind ausgerastet.» Im Bild: Rachel Atherton, die bei der WM im Vorjahr in Lenzerheide Gold holte.

MARIUS JOE POHL FOR STREET PARADE, BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL, MIHAI STETCU /BEACH VOLLEYBALL MAJOR SERIES/RED BULL CONTENT POOL

Lenzerheide; mtbworldcup.ch

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bis 13. Juli Geniesse die Beats Als grösstes Hip-Hop-Festival Europas lockt das Open Air Frauenfeld mit einem grandiosen Line-up: Mit dabei sind dieses Mal 60 Acts, darunter Grössen wie Travis Scott, Cardi B, Future, Marteria & Casper, Bonez MC & RAF Camora. Apropos gross: Zu hören waren hier schon Eminem, Kanye West oder Snoop Dogg. Grosse Allmend, Frauenfeld; openair-frauenfeld.ch

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bis 7. Juli Besuche die Wavepool-Stars Eine neue Sportart geht auf Welttournee: Im April fiel in Israel der Startschuss für die Citywave Pro World Tour, im Juli macht sie halt in Zürich. Bei der ersten weltweiten Wettkampfserie zeigen Top-Athleten, was im Becken auf der «stehenden Welle» mit dem Surfboard alles möglich ist. Das Preisgeld pro Tour-Stopp beträgt 10.000 Euro, ingesamt werden 100.00 Euro ausgeschüttet. Urbansurf, Geroldstrasse 11c, Zürich; urbansurf.ch

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August Feiere die erste Rock-Nacht Die schottischen Rock-Raketen Biffy Clyro, Deutschlands Country-Rocker The BossHoss und die Schweizer Local Heroes Jack Slamer sind die Acts der ersten Rock Night von Virgin Radio Rock am Gelände des Heitere Open Air. Mission des Abends: «die Vielfalt des aktuellen Rock-Schaffens nachdrücklich aufzeigen». Heitere-Platz, Zofingen; heitere-events.ch

bis 14. Juli Feuere die weltbesten Beachvolleyballer an Zur 20. Ausgabe des Major-Turniers in Gstaad werden nicht nur die besten Athletinnen und Athleten ihres Sports anreisen. Auch der Schweizer SingerSongwriter Bastian Baker («Stay») gibt sich auf dem Centre Court die Ehre. Zum Jubiläum ist übrigens ein Buch erscheinen, mit dem sich Fans auf das Turnier einstimmen können. Es erzählt unter anderem von geheimen Schummeleien, brasilianischen Buschtelefonen und kuriosen Malheurs. Gstaad; Infos: ch.beachmajorseries.com

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Event

Comeback in Grenchen

RACE DAY ENDLICH ZURÜCK!

Spektakuläre Bilder: Patrick Friesacher gab 2011 in Mollis Gas.

DAS BESTE AUS BEIDEN WELTEN

Faszinierende Flugzeuge, beeindruckende Boliden – der Red Bull Race Day vereint bei seinem zweitägigen Auftritt auf dem Airport von Grenchen das Beste aus Motorsport und Luftfahrt. Eine der seltenen P-38 Lightning wird ebenso zu sehen sein wie eine

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Classic-Formation, bestehend aus einer Swissair DC-3 und drei Beech-18-Maschinen. Der französische Kunstflugstar und Red Bull Air Race-Pilot Nicolas Ivanoff wird zeigen, was es heisst, zwischen Pylonen zu manövrieren. «Ich fliege mit bis zu 370 km/h und muss Kräfte von bis zu 12 g aushalten», verrät er im Interview.

Selten, aber schnell

Ebenfalls mit dabei: der Westschweizer Formel-E-Star Sébastien Buemi. Er wird einen

Formel-1-Boliden des Aston Martin Red Bull Racing-Teams steuern. Weil die Königsklasse des Automobilsports hierzulande nicht Station macht, etwas ganz Besonderes: «Ich freue mich, diesen seltenen Anblick bei Höchsttempo zu präsentieren.»

Leise, aber spektakulär Nicht weniger aufregend wird der Auftritt des Schweizer Motocross-Freestyle-Weltmeisters Mat Rebeaud: Er vollführt seine Loopings per (flüsterndem) E-Bike.

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DEAN TREML/RED BULL CONTENT POOL, JOERG MITTER/RED BULL CONTENT POOL

Es wird eine spektakuläre Rückkehr: Acht Jahre nach seinem letzten Auftritt in Mollis kehrt der Red Bull Race Day in die Schweiz zurück. Am 10. und 11. August erwarten die Besucher Loopings in der Luft, Donuts auf dem Asphalt – und noch viel mehr.


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Wo es Karten gibt

Wer die fahrenden und fliegenden Maschinen in Ruhe betrachten möchte, kommt bereits am Samstag für einen Rundgang auf dem Paddock Walk vorbei. Tickets sind online bereits im Vorverkauf erhältlich. Der Eintritt am Samstag ist tagsüber gratis, für die Party am Abend sind 10 Franken zu zahlen. Am Sonntag kostet der Eintritt 20 Franken, für das Kombiticket (mit Party) werden 25 Franken verrechnet. Der Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre ist kostenlos. Sie benötigen aber ein «Ticket Under 16» für den Einlass. Geöffnet ist am Samstag ab 12 Uhr, am Sonntag ab 10 Uhr – die grosse Show startet um 12 Uhr. Infos: redbull.com/raceday

Nicolas Ivanoff fliegt eines seiner atemberaubenden Manöver.

Gut zu wissen

20.000 Nicolas Ivanoff, Pilot

JEDER FLUG IST AUFS NEUE AUFREGEND

Besucher werden beim Race Day auf dem Airport Grenchen erwartet. 1931 landete hier die erste Maschine. 88 Jahre später ist die Vorfreude gross. Stadtpräsident François Scheidegger: «Ein Event mit Ausstrahlungskraft.»

Der Mann, den sie «den schnellen Korsen» nennen, spricht im Interview über die Rückkehr des Red Bull Race Day in die Schweiz. Der leidenschaftliche Pilot erinnert sich im Interview noch gut an seinen ersten Auftritt in der Schweiz. Und natürlich spricht er über das Glück zu fliegen. THE RED BULLETIN: Was be-

Nicolas Ivanoff, 50, gilt als Pilot mit besonders elegantem Stil.

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deutet es dir, am Red Bull Race Day teilzunehmen, der nach 2011 wieder in die Schweiz zurückkehrt? NICOLAS IVANOFF: Ich denke gerne an mein letztes Rennen in der Schweiz zurück. Wenn ich mich recht erinnere, war es 2007, und es war mein erster Wettkampf mit der Extra 330SR, die nicht einfach zu fliegen ist. Ich habe es ganz gut hingekriegt, aber leider nicht das Finale erreicht. Beim dies-

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P-38 Lightning wird beim Race Day in Grenchen zu sehen sein. Von dem legendären Flugzeug wurden in den 1940er-Jahren vom US-Flugzeughersteller Lockheed mehr als 10.000 Stück gebaut – heute gilt es aber als absolute Rarität.

jährigen Red Bull Race Day werden die Besucher die faszinierende Welt des internationalen Motorsports erleben – und das inmitten einer atemberaubenden Kulisse. Was zeigst du in Grenchen? Ich fliege gegen den Uhrzeigersinn durch eine Rennstrecke mit 25 Meter hohen gelben luftgefüllten Pylonen, die eine vereinfachte Rennstrecke markieren. Ziel ist es, sie in möglichst kurzer Zeit zu schaffen und möglichst wenig Strafen zu kassieren. Ich fliege mit bis zu 370 km/h und muss Kräfte von bis zu 12 g aushalten. Du giltst als Pilot, dessen eleganter Stil die Konkurrenten staunen lässt. Woher kommt diese Art zu fliegen? Beim Fliegen geht es für mich darum, mit dem Flugzeug zu

spielen – und nicht mit ihm zu kämpfen. Meine Idee ist es also, ruhig zu fliegen, aber aggressiv genug zu bleiben, um schnell zu sein und zu gewinnen. Du hast viele Jahre als Fluglehrer gearbeitet. Was fasziniert dich am Fliegen? Kunstflug bedeutet für mich, die dritte Dimension zu nutzen! Jeder Flug ist anders, ist stets aufs Neue aufregend. Als Fluglehrer kannst du diese Empfindung mit anderen teilen – und dieses Gefühl ist schlicht unvergleichlich. Wovon träumt ein Pilot? Vom Fliegen, Fliegen – und Fliegen natürlich!

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Entertainment

RAKETEN AUF RÄDERN

Das Duell um den wichtigsten Enduro-Titel, halsbrecherischer Skater-Wahnsinn und Amerikas härteste MX-Serie: drei der vielen Red Bull TV-Highlights im nächsten Monat.

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Dieses Mal auf Titelkurs: der Ire Greg Callaghan

Juni

PREMIERE

ON TRACK MIT GREG CALLAGHAN

Zuletzt begleitete die legendäre Red Bull-TV-Serie «On Track» den Aufstieg des US-Mountainbikers Curtis Keene. Jetzt ist Greg Callaghan an der Reihe, der erste Ire, der die Enduro World Series gewinnen könnte. Gezeigt wird hautnah, wie der 27-Jährige hinter den Kulissen mit dem permanenten Auf und Ab am Weg zu seinem möglicherweise grössten Erfolg umgeht.

29 Juni

LIVE

RED BULL ROLLER COASTER MUNICH MASH

Red Bull TV ist deine globale digitale Destination für Entertainment abseits des Alltäglichen, empfangbar rund um die Uhr an jedem Ort der Welt. Geh auf redbull.tv, hol dir die App oder connecte dich via Smart-TV. Alle Infos: redbull.tv

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12 Juli

PREMIERE

MX NATION SEASON 5

Hinter den Kulissen der Lucas Oil Pro Motocross Championship: Die sechsteilige Serie stellt die besten Fahrer vor und beleuchtet ihren stressigen und gefährlichen Alltag zwischen Training und Rennstrecke.

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FLO HAGENA/RED BULL CONTENT POOL

SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL

Wer Red Bull Roller Coaster gewinnen will, muss Transition-Skateboarden genauso gut draufhaben wie Street-Tricks. Auf die Skater wartet ein DownhillSlopestyle-Kurs mitten im Münchner Olympiapark.


. 1 1 / . 0 1 GUST 2019 U A Z T A L P G U L F N E H C N E R G

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IMPRESSUM

THE RED BULLETIN WELTWEIT

Aktuell erscheint The Red Bulletin in sieben Ländern. In der Coverstory der mexikanischen Ausgabe feiern wir das 20-Jahr-Jubiläum von Nortec, einem elektronischen Musikstil, der 1999 von Tijuana aus die Welt eroberte. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com

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Chefredakteur Alexander Macheck Stv. Chefredakteure Waltraud Hable, Andreas Rottenschlager Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (stv. CD), Miles English, Tara Thompson Head of Photography Fritz Schuster Deputy Head of Photography Marion Batty Photo Director Rudi Übelhör Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Freie Mitarbeiter Jakob Hübner, Werner Jessner, Alex Lisetz, Nina Treml, Stefan Wagner Grafik Marion Bernert-Thomann, Martina de Carvalho-Hutter, Kevin Goll, Carita Najewitz Fotoredaktion Susie Forman, Ellen Haas, Eva Kerschbaum, Tahira Mirza Global Head of Media Sales Gerhard Riedler Head of Asset Sales Alfred Vrej Minassian International Sales Coordinator Stefanie Krallinger Head of Commercial & Publishing Management Stefan Ebner Publishing Management Sara Varming (Ltg.), Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Mia Wienerberger B2B Communication Katrin Siegl, Christoph Rietner Head of Creative Markus Kietreiber Creative Solutions Eva Locker (Ltg.), Verena Schörkhuber, Edith Zöchling-Marchart Commercial Design Peter Knehtl (Ltg.), Sasha Bunch, Simone Fischer, Martina Maier Anzeigendisposition Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung Veronika Felder Produktion Walter O. Sádaba, Friedrich Indich, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Josef Mühlbacher Office Management Yvonne Tremmel (Ltg.), Alexander Peham MIT-Experte Michael Thaler Abo und Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Klaus Pleninger (Vertrieb), Nicole Glaser (Vertrieb), Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar (Abo) Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Strasse 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Strasse 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 General Manager & Publisher Andreas Kornhofer Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Gerrit Meier, Dietmar Otti, Christopher Reindl

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Blaues Wunder Der kanadische Abenteurer Will Gadd, 52, hat als Erster die gefrorenen Niagarafälle bezwungen, aber in einer Gletschermühle (gigantische Löcher, die durch abfließendes Schmelzwasser entstehen) war selbst er noch nie. Das Ziel seiner Expedition ins Innere des grönländischen Eisschilds: zu dokumentieren, wie sich die Klimaerwärmung auf die Gletscherschmelze auswirkt.

Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 11. August 2019. 98

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CHRISTIAN PONDELLA/RED BULL CONTENT POOL

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