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DAWN RICHARD

DAWN RICHARD

Bei mittlerweile fast 60 Siegen ist es schwierig, Max Verstappens beste Leistungen für Red Bull Racing herauszupicken. Welche Kriterien legt man an? Da fragen wir einfach die kompetenteste Person überhaupt: den Champion persönlich!

#1 Barcelona 2016 - Sieg von Startplatz 4

Meinen ersten Triumph kann nichts toppen.

Die Ausgangslage: Erst zehn Tage zuvor war Max von der Scuderia Toro Rosso zu Red Bull Racing befördert worden. Nach dem Mercedes-Doppel-Out in Runde 1 lag er überraschend in Front und musste sich im Rennen gut 20 Runden lang gegen den erfahrenen Kimi Räikkönen (Ferrari) wehren.

„Meine Reifen waren völlig erledigt, Kimi machte Druck. Ich wusste, dass ich die letzte Schikane jeweils perfekt erwischen musste, um ihm in Kurve 1 keine Chance zum Ausbremsen zu geben. Ich war superkonzentriert und fuhr sehr defensiv. Dass es mit dem Sieg klappen würde – daran dachte ich erst in der Schlusskurve. Ich war so auf meinen Job fokussiert. Nichts kann den ersten Sieg in der F1 toppen. Es war unglaublich, weil er so unerwartet kam. Das Team hatte zuvor gesagt: Setz dich rein, gewöhn dich ans Auto und schau, was dabei rauskommt. Ja, wir hatten Glück, weil beide Mercedes weg waren, aber man muss seine Chance am Schopf packen, wenn sie sich bietet.“

Barcelona 2016: Was für ein unglaublicher Start in seinem neuen Team: Max Verstappen (hier mit Teamchef Christian Horner) gewinnt bei seiner Premiere im Team von Red Bull Racing.

#2 Mexiko 2018 - Sieg von Startplatz 2

Probleme, für die ich nichts konnte, haben mich heiß gemacht.

Die letzte gemeinsame Saison mit Daniel Ricciardo als Teamkollege war eine spannende Angelegenheit, die großteils amikal verlief, hie und da aber doch eskalierte (Höhe- bzw. Tiefpunkt: die Kollision in Aserbaidschan). Auch im Mexiko-Qualifying schenkten sich die beiden nichts, mit dem besseren Ende für Daniel. Allerdings hatte Max technische Probleme: Es fühlte sich an, als würde er mit angezogener Handbremse fahren. Das Problem lag im Motor und war so komplex, dass es sich für den Sonntag nicht lösen ließ.

„Ich war wirklich zornig. Just als es um alles ging, war ich machtlos. In der Nacht vor dem Rennen sagte ich mir: Morgen gewinne ich! Es war kein Gefühl von Revanche, eher der unbedingte Wille, trotz technischer Probleme zu siegen. Was mir half: Die Schwierigkeiten traten hauptsächlich am absoluten Limit auf, bei maximalem Grip. Das war meine Chance fürs Rennen. Mit diesem Wissen trat ich am Sonntag an, mit zusätzlicher Wut im Bauch – und gewann!“

Mexiko 2018: Zehntausende Fans feiern den Noch-nicht-Weltmeister Max Verstappen nach einem Sieg in einem Auto, das weit von der Perfektion entfernt war.

#3 Red Bull Ring 2019 - Sieg von Startplatz 2

Alles kulminierte in den letzten Runden.

Eine von Max’ brillantesten Aufholjagden nach einem verpatzten Start, der ihn bis auf Rang 7 zurückwarf, geschah beim Heim-Grand-Prix auf dem Red Bull Ring. Erst in den letzten Runden hatte Max den führenden Ferrari von Leclerc formatfüllend vor seinem Frontflügel. Drei Runden vor Schluss sah er eine Chance und positionierte seinen Red Bull in der engen Rechtskurve vor der Schönberg-Gerade. Ein hartes Manöver, und so ließen die Stewards Max warten, bis sie das Manöver als sauber und den Sieg als rechtens deklarierten.

„Der Ferrari war auf den Geraden sauschnell, und so musste ich es in Kurve 2 probieren – gleich mehrfach. Beim letzten Versuch habe ich Charles berührt, aber ich war vorn. Die drei Stunden bis zum offziellen Ergebnis verbrachte ich in der Red Bull Energy Station, gemeinsam mit Helmut Marko und Dietrich Mateschitz. Es hat gedauert, bis der Sieg feststand, aber in Summe war’s ein cooles Rennen.“

#4 Deutschland 2019 - Sieg von Startplatz 2

Es ging nur ums Überleben.

Sintflutartiger Regen, eine Reihe von Unfällen und Drehern, nicht weniger als sechs (!) Safety-Car-Phasen: Der Deutschland-Grand-Prix 2019 war ein Ausscheidungsrennen. Max hatte den Start verpatzt, musste von Platz 4 aus auf holen und durch das Chaos rund um ihn navigieren.

„Regenreifen, Slicks, und dann begann es wieder zu regnen –echt schwierige Bedingungen, bei denen man immer unterhalb des Limits bleiben musste, um nicht zu crashen. Es ging nur ums Überleben da draußen. Ich habe es genossen, und dieser Sieg war äußerst befriedigend!“

#5 Silverstone 2020 - Sieg von Startplatz 4

In diesem Jahr hatte ich eigentlich kaum Siegeschancen.

Erstes Pandemie-Jahr, Mercedes-Dominanz, zweites Rennen in Silverstone, das man zur Feier von 70 Jahren F1 den „Anniversary Grand Prix“ nannte. Es war überdurchschnittlich heiß, was den Reifenverschleiß zum Problem machte – vor allem für die normalerweise überlegenen Mercedes von Hamilton und Bottas. Dass Max im letzten Renndrittel davonzog und mit elf Sekunden Vorsprung gewann, war eine der Überraschungen des Jahres.

„Über eine Runde gerechnet, waren wir deutlich langsamer als unsere Gegner. Bei diesem Rennen ging es darum, die Reifen am Leben zu halten, weil sie Blasen warfen. Ich startete auf der harten Mischung und blieb draußen, solang es irgendwie ging. Das hat gut funktioniert. Ich hatte das ReifenManagement gut unter Kontrolle. Bald darauf wurde auch unser Auto besser.“

Siegertypen in Silverstone 2020: Dr. Helmut Marko, Christian Horner (li. hinter Max) und Max Verstappen

#6 Frankreich 2021 - Sieg von der Pole-Position

Aus der Saison 2021 sticht der Sieg in Le Castellet hervor. Obwohl der schnelle Circuit Paul Ricard in Südfrankreich Hamilton im Mercedes entgegenkam, holte sich Max die PolePosition mit dominanten vier Zehnteln Vorsprung. In der ersten Kurve des Rennens ging er weit, wodurch Lewis vorn lag. Damit war das Highspeed-Schach eröffnet: Max würde zweimal an die Box kommen, dadurch schneller fahren und somit hoffen, die längere Standzeit in der Box kompensieren zu können. In der vorletzten Runde war es tatsächlich so weit: Max zog am siebenfachen Weltmeister vorbei und holte sich den Sieg.

„Eine tolle Strategie-Entscheidung. Wir gingen aggressiv auf zwei Reifenwechsel und fuhren das ganze Rennen über volles Tempo. Wir wollten nicht abwarten und hoffen, dass es vielleicht reicht. Nach diesem Rennen wussten wir, dass wir in der WM mit Mercedes mithalten konnten.“

Frankreich 2021: Seit dieser Saison bilden Max und Checo Pérez das Fahrer-Duo bei Red Bull Racing

#7 USA 2021 - Sieg von der Pole-Position

Es war wie Speedboot-Fahren mit 300 km/h.

Max steckte in einem intensiven WM-Kampf gegen Lewis Hamilton, aber das war noch nicht alles: „Seit meinem Silverstone-Crash kämpfte ich mit Sichtproblemen, vor allem auf welligen Kursen oder solchen mit vielen Werbetafeln am Streckenrand. In diesem Rennen kämpfte ich nicht nur gegen Lewis, sondern auch gegen verschwommene Bilder.“

„Es war wie Speedboot-Fahren bei 300 km/h! Ich habe das bislang noch nie erzählt, aber ein paar Runden lang war es so schlimm, dass ich ernsthaft überlegte, das Auto abzustellen. Das Einzige, was half: mich auf meine Atmung zu konzentrieren, während ich Lewis im Nacken sitzen hatte. Ein wichtiger Sieg, den ich im WM-Kampf dringend brauchte.“

#8 Belgien 2022 - Sieg von Startplatz 14

Meine Soft-Reifen hielten länger als die Medium-Reifen der Gegner.

Ein dominanter RB18, eine Strecke, die Max liegt, und dazu seine Fähigkeit, zu überholen, bewogen das Team dazu, den Motor zu tauschen und eine Startplatzstrafe in Kauf zu nehmen. In der Quali hatte Max dominiert und war sechs Zehntel schneller gefahren als alle anderen. Dennoch startete er nur von Platz 14. In der ersten Runde überholte er nicht weniger als sechs Kollegen. Nach elf Runden führte er das Rennen bereits an. Im Ziel hatte er 17,8 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Pérez.

„Dieses Wochenende war unglaublich! Ich hätte selbst vom letzten Startplatz aus gewonnen. Ich startete auf Soft-Reifen, die länger hielten als die Medium-Reifen der Gegner. Es war verrückt. Solche Wochenenden erlebst du nicht oft. Alles war perfekt.“

Spa 2022: Max’ Team jubelt beim Beinahe-Heimsieg: Seine Mutter Sophie ist Belgierin.

#9 Miami 2023 - Sieg von Startplatz 9

Wirklich wichtige Aufholjagd.

Zu Beginn der Saison 2023 kämpfte Max mit seinem RB19. Bei den ersten beiden Saisonrennen war Checo Pérez schneller als der Weltmeister. Ein weiteres schwieriges Rennen in Aserbaidschan sollte der Durchbruch sein, der Max und sein Auto zusammenbrachte.

Das zeigte sich beim darauffolgenden Rennen in Miami: Wegen einer roten Flagge im Qualifying konnte er keine finale Startplatz­-Attacke setzen und ging nur von Startplatz 9 aus ins Rennen. Nach 15 Runden lag er bereits auf Podiumskurs. Max blieb auf alten Reifen länger als die Führenden auf der Strecke und fuhr Fabelzeiten. Es war klar, dass er Pérez nach seinem eigenen Stopp mit frischen Reifen rasch ein holen würde – was er auch tat.

„Davor in Baku hatte ich zwar noch nicht gewinnen können, aber viel über das Auto gelernt. Es waren nur ein paar Kleinigkeiten, aber die haben den Unterschied gemacht. Es war eine wirklich wichtige Aufholjagd in Florida.“

#10 Japan 2023 - Sieg von der Pole-Position

Ich wollte es allen beweisen!

Noch gefährlicher als Max in einem überlegenen Auto ist Max on a mission in einem überlegenen Auto. Das Rennen davor in Singapur hatte er auf einem enttäuschenden fünften Platz beendet, dazu kamen Vorwürfe ans Team, mit übermäßig fexiblen Frontfügeln zu operieren und sich so einen technischen Vorteil zu erschleichen. Auf der bekannt schwierigen Strecke von Suzuka gab Max die einzig mögliche Antwort: Pole­ Position mit sechs Zehntelsekunden Vorsprung, Sieg mit atemberaubenden 20 Sekunden vor Lando Norris und 36 vor Oscar Piastri, beide McLaren.

„Nach den Vorwürfen ans Team war ich heiß. Ich wollte es allen beweisen. Das Auto fuhr wie auf Schienen. Ich habe bloß noch gegrinst unter meinem Helm. So etwas kommt besonders im Qualifying nicht häufig vor!“

Japan 2023: Einfach mal allen davonfahren und danach wild feiern: So sieht Dominanz aus.
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