ÖSTERREICH SEPTEMBER 2018, € 3,50
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
ALFONSO SABELLA
Vor diesem Mann zittert die Mafia
FRAUEN-POWER Österreichs beste Kanutinnen über Freiheit, die aus Abhängigkeit entsteht
STARREGISSEUR DAVID SCHALKO
Wie man Unverkaufbares dann doch verkauft
Der Franzose Guillaume Galvani, 2000 Meter über der Ägäis
DAS KANNST DU AUCH 10 Profi-Mentaltricks, die dein Leben verändern
EDITORIAL
Kundentermine, Deadlines, Chefs mit turnhallengroßem Ego: Unser Alltag ist gespickt mit Herausforderungen, die Durchhaltekraft und einen kühlen Kopf verlangen. Für unsere Coverstory haben wir zehn Extremsportler gefragt, wie sie mit Stress, Leistungsdruck und Ängsten umgehen – und wie jeder ihre Strategien für sich nutzen kann. Ab Seite 30 erfährst du, wie man einen Arbeitstag organisiert wie ein Polarforscher. Oder wie du dich mit Selbstgesprächen für neue Aufgaben motivierst.
Sogar das Donauwasser spritzte synchron: Österreichs Top-Kanutinnen Viktoria Schwarz (li.) und Ana-Roxana Lehaci beim Red Bulletin-Shooting mit Fotograf Konstantin Reyer. Das Doppelporträt: ab Seite 52.
Eine Herausforderung völlig anderer Art sind die „24h Tracteurs Tondeuses de France“. Dieses 24-StundenRennen führt über 1000 Kilometer Gesamtstrecke, gefahren wird auf Europas schnellsten … Rasenmäher traktoren. Es erwartet dich ein Motorsportbewerb, wie du ihn noch nie gesehen hast: ab Seite 66. Viel Spaß beim Lesen! Die Redaktion
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MIT AN BORD IN DIESEM HEFT
MARK BAILEY
Der britische Journalist sprach für unsere Coverstory mit Abenteurern, Polarreisenden und Spitzenalpinisten über deren Erfahrungen in Extremsituationen. Seine Erkenntnis: „Keiner dieser Menschen glaubt, mit seiner mentalen Stärke geboren worden zu sein. Die meisten Athleten sagen, ihre Fähigkeiten seien erlernbar.“ Wie wir das Wissen von High-Performern im Alltag nutzen können: ab Seite 30.
CLEMENS MARSCHALL
Das journalistische Mastermind hinter Wiens legendärem Underground-Magazin „Rokko’s Adventures“ traf mit Medienmacher David Schalko auf einen ebenfalls kreativ hochbegabten Gesprächspartner. Verwundert zeigte sich Marschall von der Interview-Disziplin des Workaholics: „Schalko schaffte es, während der gesamten Gesprächsdauer sein Handy zu ignorieren.“ Das große Interview: ab Seite 44.
THE RED BULLETIN
TRISTAN SHU (COVER)
PROFI-TRICKS AUS DER GEFAHRENZONE
ZUGELASSEN!
VON DER RENNSTRECKE AUF DIE STRASSE KTM RC 390 – PERFORMANCE-PAKET MIT RENNSPORT-GENEN
Foto: Alessio Barbanti
Die KTM RC 390 ist kompromisslos, agil und supersportlich. Spontanes Ansprechverhalten, präziser Bremsdruck und radikale Kurvenradien gepaart mit sportlichem Design lassen dich echtes Rennsportfeeling erleben. Spüre die Moto3-Gene bei jeder pulsierenden Umdrehung des kompakten 1-Zylinder-Kraftwerks.
Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten! Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.
INHALT September
FEATURES
3 0 Lehrgang der Extreme
Alltagstaugliche Tipps aus der Gefahrenzone: So gehen zehn Top-Athleten mit Stress, Angst und Leistungsdruck um.
4 4 Die Kreativmaschine
David Schalko ist Autor, Regisseur, Produzent – und arbeitet gerne nackt im Garten. Ein Interview über Kritikfähigkeit.
5 2 Doppelt erfolgreich
Beziehungsschule Spitzensport: wie Ana-Roxana Lehaci und Viktoria Schwarz im Zweierkajak zusammenfinden.
6 0 Allein gegen die Mafia
Wir treffen Italiens Verbrecherjäger Alfonso Sabella.
6 6 Da wächst kein Gras mehr 24 Stunden Renn-Action und ein Huhn als Hauptgewinn: Europas schnellste Rasenmäher messen sich in Frankreich.
74 Sie nannten ihn Rakete
Seine Schwächen machen Bahnradprofi Awang so schnell.
76 Meister der Komfortzone Das ungewöhnliche Erfolgsrezept des Pop-Trios chvrches.
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ANA-ROXANA LEHACI & VIKTORIA SCHWARZ
Athletik und Team work bis zur Auf opferung: ein Porträt der besten Flachwasser-Kanu tinnen Österreichs.
ALFONSO SABELLA
Wir sprachen mit dem Staatsanwalt und wich tigsten Mafiajäger Italiens über Mut und sein Leben auf der Todesliste.
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THE RED BULLETIN
BULLEVARD Life and Style Beyond the Ordinary
9 Between Music aus Dänemark
machen Unterwassermusik 12 Extremkletterer Chris Sharma 14 Das Luxushotel im Weltraum 16 Warum sich Hollywoodstar Adam Driver nicht ernst nimmt 18 Ein Motorrad, das Feuer speit 20 Das schärfste Eis der Welt 22 Vier Dancehall-Hymnen, die du kennen solltest 24 Die Datenbank der Mutationen 26 Ein Profi erzählt, wie man mit Kriminellen verhandelt 28 Karlmann King: der Welt provokantester SUV
GUIDE
Get it. Do it. See it. 81 Reise-Special: Japan 84 Gaming-Tipps vom „FIFA“-Profi 86 Highlights auf Red Bull TV 88 Fit wie ein Weltmeister 90 Top-Termine des Monats 94 Alle Infos zur Kletter-WM 96 Impressum
KONSTANTIN REYER, MATTIA ZOPPELLARO, KLAUS PICHLER
98 Foto des Monats: Pool-Party
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DAVID SCHALKO
verwandelt selbst unverkaufbare Ideen in Erfolge. Ein Gespräch über Kritik und Taktik mit dem Universalkreativen.
THE RED BULLETIN
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BULLEVARD
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L I F E & S T Y L E A B S E I T S D E S A L LTÄ G L I C H E N
VON WEGEN STILLE WASSER ...
Der dänische Musiker Robert Karlsson im Aquarium: Bei Konzerten spielt er eine Geige aus Kunststo≠ und die Glasharmonika.
Schaurige Songs, subaquatische Instrumente und Musiker, die in mannshohen Tanks performen – ein Treffen mit der ersten Unterwasser-Band der Welt. THE RED BULLETIN
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„UNSERE SÄNGERIN ENTWICKELTE EINE TECHNIK, BEI DER SIE EINE LUFTBLASE IM MUND BEHÄLT.“
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ie Idee kam Laila Skovmand 2004. Sie stand in ihrer Küche mit einer Wasserschüssel in der Hand und fragte sich: „Was passiert, wenn ich ins Wasser hineinsinge?“ Der erste Versuch klang eher mau, aber die dänische Musikerin war von dem Vorhaben, unter Wasser zu singen, gefesselt. Fünf Jahre und viele Experimente später hob sie ihre Idee auf die nächste Stufe – und gründete die erste Unterwasser-Band der Welt: Between Music. Bei Konzerten mit dem Titel „AquaSonic“ performen die fünf Bandmitglieder ohne Atemgeräte in mannshohen Wassertanks, sie benutzen spezielle Unterwasser-Instrumente und spielen schaurigschöne Musik, die man so an Land nicht erzeugen kann. Seit Mai 2016 ist die Gruppe mit ihren 1600-Liter-Aquarien auf Welttournee. Egal ob sie in Schottland, Russland oder Australien auftreten – ihre Konzerte sind meist ausverkauft und ernten begeisterte Kritiken. Wie geht das? Und warum begeistert ihre Musik Menschen in aller Welt? Wir haben Robert Karlsson, Bandmitgründer und UnterwasserViolinist, gefragt. the red bulletin: Welche Instrumente spielen sich am besten unter Wasser? robert karlsson: Zuerst testeten wir eine Geige in einem Swimmingpool. Sie klang gut, fiel aber wenig später auseinander. Wir erkannten, dass wir spezielle Instrumente brauchen. So
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l ießen wir uns zum Beispiel eine Geige aus Kunststoff herstellen. Zwei kanadische Erfinder bauten uns außerdem ein Hydraulophon, eine Orgel, die Klänge mit Wasser- statt mit Luftdruck erzeugt. Was sind die größten Herausforderungen für das Musizieren unter Wasser? Die Tanks, in denen wir spielen, sind selbst Klangkörper. Das bedeutet, wenn du dein Instrument im Tank auch nur ein paar Zentimeter bewegst oder sich die Wassertempe ratur verändert, ändert sich auch der Klang. Deshalb musst du als Unterwassermusiker extrem präzise und noch konzentrierter als an Land sein. Eine weitere Herausforderung ist sicher die Atmung? Da steckt viel Training da hinter. Sporttaucher und Yoga lehrer haben uns Techniken beigebracht, die Luft so lange wie möglich anzuhalten. Wie regelmäßig tauchen Sie bei Ihren Konzerten auf? Das hängt davon ab, wie sehr du körperlich aktiv bist. Als Violinist spiele ich ein Solo, das eine Minute 15 Sekunden dauert. Für den Schlagzeuger sind dreißig Sekunden ohne Auftauchen schon viel, weil er unter Wasser dreimal so viel Kraft für jeden Schlag braucht. Die kurzen Atempausen sind in unseren Kompositionen genau eingeplant. Wie singt man eigentlich unter Wasser? Laila hat eine Technik ent wickelt, bei der sie eine Luftblase im Mund hält. Wenn sie zu entwischen droht, saugt sie die Blase wieder ein und singt den nächsten Ton. Am Anfang konnte sie so nur kurze Selbstlaute singen, mittlerweile ge-
lingen ihr aber auch längere Phrasen und M elodien. Indem sie diese Luftblase öfter einund ausatmet, kann sie länger als eine Minute ohne Pause unter Wasser singen. Hat Wasser eigentlich einen bestimmten Klang? Klar! Wegen des Wassers klingen die Instrumente langsam und irgendwie einsam. Mich erinnert der Sound an alte Schellack-Platten aus den 1920er-Jahren. Unser Publikum beschreibt unsere Musik oft als unheimlich, was ich sehr passend finde. Gibt es als Musiker etwas, was Sie nur unter Wasser machen können, was an Land unmöglich wäre? Schallwellen bewegen sich im Wasser schneller als in der Luft. Deshalb klingen manche Trommeln wie elektronische Sounds aus dem Computer. Wenn du als Musiker das Hydrophon, das UnterwasserMikrofon, zum Instrument hin bewegst, entstehen diese irren Effekte, die du akustisch an Land nicht erzeugen kannst. „AquaSonic“ ist weltweit erfolgreich. Was lieben die Menschen an Ihrer Unterwassermusik? Egal wo du lebst oder woher du kommst, jeder Mensch hat eine besondere Beziehung zu Wasser. Die beginnt schon im Mutterleib: Die ersten Geräusche, die wir dort wahrnehmen, hören wir quasi durch einen Wasserfilter. Ich glaube, dass unsere Musik deshalb überall auf der Welt so gut aufgenommen wird.
betweenmusic.dk/aquasonic
THE RED BULLETIN
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GETTY IMAGES
FLORIAN OBKIRCHER
Bandmitglied Nanna Bech spielt die Rotacorda. Die von US-Wissenschaftlern entwickelte Unterwasser-Drehleier erzeugt Klänge, indem der Musiker die Saiten gegen Metallscheiben drückt.
Die Between-Music-Bandmitglieder in ihren Tanks: Gründerin und Sängerin Laila Skovmand (vorn) spielt das Hydraulophon, das erste Instrument der Welt, das Wasser statt Luft verwendet. THE RED BULLETIN
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Chris Sharma
INMACULADA SÁNCHEZ TREJO
SPIDERMAN IN ECHT
DAN KRAUSS/RED BULL CONTENT POOL
Hier baumelt der kalifornische Boulderer Chris Sharma, 37, in einer 8c-Route im katalonischen Bogenfelsen „Cadena Per petua“, was so viel heißt wie „lebenslange Haft“. Für Dan Krauss, der dieses Foto im März gemacht hat, drückt das Motiv aber das genaue Gegenteil aus: die Überwindung aller Zwänge, die völlige Freiheit. „Chris kletterte die Route mehrmals, bis wir die optimale Perspektive für das Foto gefunden hatten“, sagt Dan. „Es war inspirierend, zu sehen, wie spielerisch er das Klettern einer so extremen Route aussehen lässt.“ dankraussphoto.com; Instagram: @chris_sharma
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„Ein paar Fotos gingen vom Boden aus“, sagt Fotograf Dan Krauss. „Aber für die anderen musste ich selbst im Fels am Seil hängen.“ THE RED BULLETIN
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Raumstation Aurora
DAS KÖNNTE DEIN NÄCHSTES HOTEL SEIN Auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Reiseziel? Das erste Luxushotel im All nimmt ab sofort Reservierungen entgegen.
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Kuschelig wie im Camper: Im druckdichten Innenraum reisen vier Gäste und zwei Crew-Mitglieder durchs All.
PIERRE-HENRI CAMY
eit der US-Tycoon Dennis Tito 2001 für schlappe 17 Millionen Euro Urlaub in der ISS machte, verspricht man uns Weltalltourismus für alle. 2022 soll es tatsächlich so weit sein. „Die Aurora ist die günstigste Verbindung ins All“, sagt Frank Bunger, CEO und Gründer des US-Unternehmens Orion Span. „Und das erste leistbare Luxushotel im Weltraum!“ Gut, leistbar ist in diesem Zusammenhang ein dehnbarer Begriff. Das Ticket kostet etwa acht Millionen Euro – nur die Hälfte dessen, was Tito und sechs weitere ISS-Touristen zahlten, aber doch geringfügig über dem Urlaubsbudget der Durchschnittsfamilie. Mit einem kleinen Rechentrick wird die zwölftägige Reise in 320 Kilometer Höhe aber wirklich zum Schnäppchen: Weil die Aurora
der Unternehmung bürgt ein hochkarätiges Team aus einem ISS-Flugingenieur, einem Space-Shuttle-Mathematiker und einem NASA-Veteranen mit drei Jahrzehnten Berufserfahrung. Eine erstattungs fähige Anzahlung in Höhe von 68.000 Euro sichert einen Platz auf der Warteliste. orionspan.com
In der Erdumlaufbahn können auch Extramodule andocken – eine Option für alle, die länger von daheim wegbleiben wollen.
ORION SPAN
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in nur 90 Minuten die Erde umkreist, erlebt man alle 24 Stunden 16 Sonnenaufund -untergänge. So gesehen sind im Preis 192 Übernachtungen inkludiert. Vom Meer blick (auf alle Meere) ganz zu schweigen. Die fliegende 13-Meter- Suite bietet auf 160 Kubik metern vier Gästen und zwei Crew-Mitgliedern Platz, die sich in der Schwerelosigkeit frei bewegen können. Weitere Attraktionen: ein Virtual- Reality-Holodeck sowie die Teilnahme an Forschungs experimenten wie der Zucht von extraterrestrischen Nutzpflanzen. So betreibt man zugleich Grundlagenforschung für künftige Mond- und Mars kolonien. Mit den Lieben daheim bleibt man übrigens dank Highspeed-WLAN permanent via FaceTime in Kontakt. Orion Span will die Aurora 2021 der Öffentlichkeit vorstellen, die ersten Touristen dürfen nach einem dreimonatigen Vorbereitungskurs ab 2022 ins All. Noch nicht ganz überzeugt? Für die Seriosität
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Sie spuren also, wie beim Militär? Du musst einfach deine Rolle bei einem Projekt kennen. Ich habe zwei Jahre und acht Monate bei den U. S. Marines gedient und dort gelernt, im Team zu arbeiten. Es geht hier nicht um mich. Ich bin Teil eines größeren Ganzen. Ich muss für meine Partner da sein und sicherstellen, dass ich den besten Job mache, sodass sie das Gleiche tun können. Auf diese Weise erfülle ich meine Mission, und nur das zählt. Die meisten Teams haben einen Boss. Bei „The Man Who Killed Don Quixote“ war das Kultregisseur und ExMonty-Python-Mitglied Terry Gilliam. Welche Führungsqualitäten hat er gezeigt? Er hat keinen Filter für seine Gefühle. Das heißt, wenn etwas nicht funktioniert, dann merkst du’s ihm sofort an. Ebenso, wenn es gut läuft. Auf diese Weise schafft er eine Arbeitsatmosphäre, wo sich jeder auf die Hinterbeine stellt. Und das mussten wir auch, denn die Zeit war knapp. Außerdem ermuntert er dich, deinen Impulsen zu folgen und dir selbst zu vertrauen. Er hätte beim Dreh leicht den Diktator spielen können nach dem Motto „Ich habe 25 Jahre über dieses Projekt nachgedacht. Macht einfach, was ich sage“. Stattdessen zeigt er, dass er auch nicht alles weiß. So etwas finde ich inspirierend.
Wie bitte? Ja, ich frage mich, wie ich den Essvorgang richtig takte, damit ich den anderen nicht ins Gesicht rülpse. Nein … Scherz! Aber ich habe bei jedem Job Druck, weil ich befürchte, dass etwas schiefläuft – dass ich eine Szene vergeige, schlecht sein werde und dann Mit schuld daran trage, dass der Film nicht passiert. Warum so angespannt? Mir ist prinzipiell bewusst, dass wir im Leben nicht viel Zeit haben. Ich will also etwas machen, was für mich wichtig ist. Was aber nicht heißt, dass ich mich als Person allzu ernst nehme.
quixotemovie.com
Adam Driver
FLUCH? BESIEGT!
Sein neuer Film galt als verwünscht. Adam Driver, böser Held aus „Star Wars“ VII bis IX, sagte trotzdem zu. Weil er wusste: Es geht hier nicht um ihn.
Wenn jemand so lange an einem Projekt arbeitet, 16
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RÜDIGER STURM
in lebendig gewor dener Albtraum: Gut zwanzig Jahre währten Planung und Realisierung von „The Man Who Killed Don Quixote“ – was so ziemlich alle Beteiligten an den Rande des Wahnsinns trieb. Finanzierungsprobleme, ein beleidigter Ex-Produzent, Abbruch der Dreharbeiten, Überschwemmungen am Set, hochkarätige Schauspieler, die sich die Klinke in die Hand gaben, Erkrankungen, viel Drama. Adam Driver, der im letzten Anlauf eine der Haupt rollen der Abenteuerkomödie übernahm, hat das alles nicht abgeschreckt. Im Gegenteil. „Ich fand es spannend, mit all diesen Menschen zu arbeiten, die zwanzig Jahre lang so hart dafür gekämpft hatten, dass dieser Streifen entsteht“, meint der 34-Jährige – und das verwundert nicht. Adam Driver ist ein harter Hund: nicht nur, weil er im jüngsten „Star Wars“-Film Han Solo ins Jenseits beförderte. Im echten Leben diente er als Soldat bei den U. S. Marines, bis ein Unfall mit dem Mountainbike ihn dienstunfähig machte und zum Karrierewechsel zwang. Vom harten Drill zum freien Künstlerleben? Der Kontrast könnte nicht größer sein. Doch Driver hat aus seinem alten Leben viel gelernt: Er nimmt die richtigen Dinge ernst, doch nicht sich selbst.
rzeugt das für Sie als Mite streiter nicht besonderen Druck? Ich spüre schon Druck, wenn ich eine Suppe esse.
MATTHEW BROOKES/TRUNKARCHIVE.COM
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the red bulletin: Bei „Don Quixote“ ist über die Jahre vieles schiefgelaufen. Wie gehen Sie mit Scheitern um? adam driver: Prinzipiell versuche ich, alles beim ersten Mal richtig hinzukriegen. Aber es liegt in der Natur der Sache, dass Dinge schiefgehen. Da hilft nur: flexibel bleiben und Denkschablonen ablegen. Ich kann niemanden zwingen, auf die Weise zu arbeiten, wie ich das möchte.
Adam Driver meint, es grenzt an ein Wunder, dass sein neuer Film endlich fertig geworden ist. THE RED BULLETIN
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VTR Customs
DAS DRAGSTER-BIKE, DAS FEUER SPEIT
Mission: ein Sieg bei der irrsten Dragster-Rennserie der Welt. Ingenieur: ein Schweizer Motorrad-Verrückter. Inspiration: ein Flugzeug, das den Verlauf des Zweiten Weltkriegs veränderte.
Daniel Weidmann auf seinem Spitfire-Einzelstück, Riderin Amelie Mooseder im Hintergrund: „Das Bike ist schwierig zu fahren, aber eine echte Siegermaschine.“
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PHOTOCAB/ANDRI MARGADANT
TOM GUISE
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otorrad-DragsterRennen sind ja generell nichts allzu Gewöhnliches. Aber das Sultans of Sprint nimmt es mit der Außergewöhnlichkeit richtig ernst. Die grundsätzlichen Eck daten sind ja noch einiger maßen herkömmlich: Mann gegen Mann im direkten Duell, 200 Meter Streckenlänge, stehender Start. Das Tempo ist bei dieser fünfteiligen euro päischen Rennserie aber nicht der alleinige Schlüssel zum Erfolg. Genauer: Er macht nur 70 Prozent davon aus. Die restlichen 30 Prozent bestehen aus Kreativität und Verrücktheit. Denn eine Jury bewertet „Style & Engineering“ sowie den „Scary Factor“. Für den „Party Monster Bonus“ werden Extrapunkte vergeben – der Fahrer muss dafür Limbo tanzen, die Höhe der Latte entspricht jener des Bikes. Und genau dieser 70/30Mix fasziniert Daniel Weidmann so sehr, dass er sich für das diesjährige Rennen ein geschrieben hat. Der Besitzer des Schweizer Mod-Shops VTR Customs ist in Sachen Dragster-Racing kein Anfänger, bei der deutlich humorloseren Essenza Sprint Challenge belegte er sogar schon Podestplätze. Doch 2018 ist etwas neu: Neben der üblichen „Freak Class“ (eine Fast-alles-ist-mög lich-Kategorie für 1600-cm³Viertakt-Hot-Rods) gibt es nun auch eine „Factory Class“. Hierbei arbeiten etablierte Motorradhersteller mit Custom-Schmieden zusammen, um hundertprozentige Einzelstücke zu bauen. VTR tat sich mit BMW zusammen, als Basis für das Projekt wurde eine brandneue R 1200 R aus gewählt. „Wir wollten das komplexeste Bike bauen, das wir je gefertigt haben“, sagt Weidmann, der sich dabei von
THE RED BULLETIN
VTR Customs verwendete für das Einzelstück Original-CockpitInstrumente aus einem historischen Spitfire-Kampfflugzeug.
Der Motorradrahmen wurde für höhere Spurtreue verlängert und für bessere Aerodynamik tiefer gelegt – alles per Hand.
seiner Liebe zu Kampfflug zeugen des Zweiten Weltkriegs inspirieren ließ – und da ganz besonders von der legendären Supermarine Spitfire der Royal Air Force. Anstelle moderner Com puterdesigns kamen hand gezeichnete Baupläne zum Einsatz, aus rohem Aluminium entstand unter Zuhilfenahme von Hämmern und Sandsäcken eine torpedoförmige Verkleidung mit großer Ähnlichkeit zum Warbird des Zweiten Weltkriegs. Dazu kamen ein paar Originalteile: SpitfireCockpit-Instrumente, ein Spitfire-Startschalter sowie eine Abgasanlage, die Feuer speit – ganz so wie das Rolls-Royce-
Merlin-Triebwerk des Flugzeugs – womit der Scary Factor eindeutig erfüllt wurde. Um die Gewichtsbeschränkung einzuhalten, ließ VTR den 2-Zylinder-Boxermotor unverändert. Mit 125 PS und 257 km/h Topspeed kam VTR-Riderin Amelie Mooseder beim Eröffnungs-Event in Monza auf Anhieb auf Platz zwei. Mehr war vorerst nicht drin: Weil das Monstrum von 130 auf 90 Zentimeter tiefer gelegt wurde, ist es nämlich nicht nur äußerst schwierig zu steuern – auch die erforderlichen Party-Monster-Bonuspunkte sind am Tag danach eine echte Herausforderung. sultansofsprint.com 19
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Heißcreme
DIESES EIS HEIZT DIR RICHTIG EIN
führt der 38-Jährige stolz aus. Wie die Formel lautet, verrät er nicht – altes Familienrezept aus Italien. Lieber spricht er über die Reaktionen auf das Eis, das täglich mehrere hundert Male geordert wird: „Sobald du es im Mund hast, erlebst du eine Art Systemschock. Dein Körper fragt sich: ‚Was passiert hier gerade? Brennen meine Arme?‘ Dann beginnst du zu weinen, läufst vor lauter Panik los oder kippst um – ich habe alles schon gesehen.“ Im Café ist deshalb stets ein Ersthelfer unter den Angestellten, der sich um verteufelte Gäste kümmert. Krankheit, Verletzungen oder gar Tod gab es bislang aber nicht zu be klagen. Nur manche Beziehung läuft Gefahr, den Eissalon besuch nicht zu überleben. „Ein Mann hat seiner Frau mit dem Eis einen Streich gespielt“, erinnert sich Bandoni, „sie schrie los, rief ihre Mutter an und fuhr mit ihr nach Hause.“ facebook.com/AldwychCafe
Scharfmacher: Das Eis aus CarolinaReaper-Chilis wirkt aphrodisierend.
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LEE BANDONI/IMMENSE BRANDS
CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO
Lust auf ein außergewöhnliches Dessert? Dann begib dich nach Glasgow. Und in Lebensgefahr.
ch bin mir bewusst, dass der Verzehr dieser Eiscreme zu Krankheit, Verletzung und Tod führen kann.“ Das ist ein Auszug aus dem Haftungsausschluss, den Kunden beim Bestellen einer Kugel „Respiro del Diavolo“ unterschreiben müssen. Der Grund: Der Atem des Teufels, so die Übersetzung der Sorte, die im Aldwych Cafe and Ice Cream Parlor in Glasgow angeboten wird, enthält Carolina Reaper. Die Chili-Sorte mit der Schärfe von über 1,5 Millionen Scoville ist 500-mal so scharf wie Tabasco. Oder für alle, die Tabasco nie probiert haben: „wie eine Atombombe im Mund“, sagt Lee Bandoni, dessen Familie den Eissalon führt. „Eigentlich neutralisiert die Milch im Eis die Schärfe, aber wir haben eine Formel gefunden, diese chemische Reaktion zu unterbinden“,
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Miss Red
„DU WILLST AUSFLIPPEN? LEG TIGER AUF“
Die feurige Sängerin über vier Dancehall-Hymnen, die du kennen musst.
I
m Jamaika der späten 1970er-Jahre als hochenergetische Reggae-Spielart ge boren, genießt Dancehall derzeit eine globale Renaissance: Die Hits von Superstars wie Diplo und Drake sind gespickt mit den für das Genre typischen synkopierten Dance-Beats. Einer der frischesten und innovativsten Dancehall-Acts kommt aus Israel: Miss Red. Ihr von der Kritik gefeiertes Debütalbum „K. O.“ ist ein akustischer Wirbelsturm, in dem ihre kratzige Stimme auf mächtige, bassige Beats trifft. Hier verrät die 25-Jährige, welche Dancehall-Songs ihr zu ihrem Stil verhalfen. missred1.bandcamp.com
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„Er war einer der wichtigsten jamaikanischen Sänger der 1980er, der goldenen Ära des Dancehall. Als ich seinen Flow zum ersten Mal hörte, traute ich meinen Ohren nicht: Wie kann der Typ so lässig rappen und gleichzeitig perfekt singen? Bei diesem Song geht’s inhaltlich ernst zur S ache, er erklärt Super Cats harte Lebenswelt, aber die lockere, positive Art, in der er das Thema präsentiert, ist extrem mitreißend und inspirierend.“
„Dieses Stück bringt meine Liebe für Dancehall auf den Punkt. Weil es in dem Genre stets darum geht, neue Sounds zu finden. ‚Rap Pon Rydim‘ klingt anfangs nach einem irren Techno-Track, der noch irrer wird, wenn Tiger loslegt: Er schreit, er brüllt, pure Energie! Die aggressiveren Parts meines Albums sind stark von ihm beeinflusst. Willst du durchdrehen? Willst du Kalorien loswerden? Dann leg diesen Track auf!“
RANKING ANN „MOONLIGHT LOVER“ (1982)
LADY SAW „CHAT TO MI BACK“ (2007)
„Schon bevor sie vom Liebesakt im Mondlicht singt, spürst du, dass es in diesem Song zur Sache geht. Das liegt an ihrem Flow: sexy und cool. Ihr Gesangsstil ist extrem ausdrucksstark, davon habe ich mir viel abgeschaut. Ranking Ann ist eine Pionierin der Dancehall-Musik aus Groß britannien. Und für mich besonders wichtig, weil ich mich als Frau mit ihren Texten sehr gut identifizieren kann.“
„Ihre Message in diesem rauen Track: Was immer du von mir willst, rede mit meinem Arsch! Lady Saw stellt klar, dass sie das Sagen hat, was für Dancehall-Künstlerinnen wie mich sehr ermutigend ist. Einige ihrer Songs sind so verrucht, dass sie in Teilen Jamaikas mit Auftrittsverbot belegt wurde. Für mich aber ist sie eine große Heldin. Weil sie sagt, was sie will – und sich einen Scheiß um Regeln schert.“
THE RED BULLETIN
FLORIAN OBKIRCHER
TIGER „RAP PON RYDIM“ (1988)
KASIA XACHARKO
SUPER CAT „REALITY“ (1988)
Mit dem Produzenten The Bug kreiert Miss Red den Dancehall der Zukunft.
REISEN ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN:
HART AM WIND MIT HAGARA & STEINACHER Crew-Mitglied auf einem der schnellsten Segelboote der Weltmeere: 4 Tage Extremsegeln im sonnigen San Diego mit den DoppelOlympiasiegern Roman Hagara & Hans-Peter Steinacher. Ein einzigartiges Abenteuer mit den besten Teams der Extreme Sailing Series™.
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Aus Stammzellen gezüchtete Blutgefäße, arrangiert in Anlehnung an klassische Schmetterlingskästen
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THE RED BULLETIN
Innovation
IM ARCHIV DER MUTATIONEN Eine weltweit einzigartige Zellbank hilft Forschern im Kampf gegen Krankheiten.
Ulrich Elling fand heraus, wie man Mutationen einund ausschalten kann.
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ein, es sind keine Schmetterlinge, die auf dem Bild links zu sehen sind – auch wenn die zwanzig farbenfrohen Kleckse stark daran erinnern: Es sind Blutgefäße; am Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) aus Stammzellen herangezüchtet. Ihre deutlich unterscheidbaren Farben und Formen sind auf Mutationen zurückzuführen.
Sie sind Teil der Haplobank, eines weltweit einzigartigen Archivs der Mutationen, das 17.000 von insgesamt 20.000 Genen enthält. Es basiert auf Erkenntnissen der IMBA-Forscher Ulrich Elling und Reiner Wimmer. Vereinfacht erklärt: Dank des Archivs lassen sich Mutationen in den Zellen an- und ausschalten. Wissenschaftler können so erkennen, welches Gen welche Funktion hat und wie Krankheiten entstehen. Die Vision: Gene, die Blutgefäße wachsen lassen, könnten geschädigtes Ge webe, etwa nach einem Herz anfall, schneller heilen, aber – umgekehrt – auch Tumoren „verhungern“ lassen. Bereits Realität: Welches Gen den Schnupfenviren die Tür im Menschen öffnet, ist dank des Archivs endlich bekannt. haplobank.at
Die 100.000 Stammzell-Klone werden in 96er Multiwellplatten in flüssigem Stickstoff archiviert. THE RED BULLETIN
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Wie man …
MIT SCHWEREN JUNGS VERHANDELT Der Abenteurer Aldo Kane überlebte V ulkane, Wüsten und Ozeane. Eine Naturgewalt fand er aber noch unberechenbarer: den Verstand von Kriminellen.
nur weil es die Regierung behauptet? Für manche Kriminelle ist ja gerade die Regierung die verbrecherische Vereinigung. Wenn man die Perspektive wechselt, ist nichts mehr eindeutig – auch wenn man sich nur schwer in jemand einfühlen kann, der 257 Menschen per Kopfschuss abgeschlachtet hat.“
Studiere Körpersprache
„Ohne Spezialausbildung gibt dein Unterbewusstes preis, was du wirklich denkst und fühlst – auch wenn du das nicht möchtest. Gib mir fünf Minuten mit jemandem, und ich weiß, ob er lügt, ob er eher kreativ oder methodisch denkt. Bei Narcos ist das schwieriger: Sie sind Meister darin, Menschen berufsmäßig hinters Licht zu führen.“
Sei auf alles gefasst
Aldo Kane, Abenteurer und ehemaliger Royal Marine, unterstützt TV-Teams bei heiklen Aufträgen.
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Lass dich nicht einlullen
„Bei den Royal Marines lernte ich, Menschen und Situationen zu lesen. Wie man auf Gewalt reagiert, wann man besser abhaut. Lauter nützliche Basics – aber bei diesen Typen komplett wertlos. Du kannst keine Beziehung zu ihnen aufbauen, weil sie hinterlistig und manipulativ sind. Sicarios sind programmiert, dir nur aus einem Grund so nahe wie möglich zu kommen: um dir eine Kugel in den Kopf zu jagen.“
Sei unvoreingenommen
„Daheim im Elfenbeinturm lassen sich Gut und Böse leicht auseinanderhalten. Aber vor Ort sieht die Lage ganz anders aus. Ist etwas die Wahrheit,
Nütze ihre Eitelkeit
„Jedes Ego ist nur so groß wie die Bereitschaft anderer, es aufzublasen. Darum: Gar nicht erst beginnen, sich unterzuordnen! Gut, in diesem Fall ist die Gegenseite schwerbewaffnet. Aber wir mussten ihre Egos knacken, um filmen zu dürfen. Es ist unglaublich, was Menschen zulassen, wenn man ihnen ein bisschen Wertschätzung gibt. Wir hatten das Interview im Kasten, Popeye wurde berühmt als Pablo Escobars rechte Hand. Was für eine verrückte Welt!“
THE RED BULLETIN
MATT RAY
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ie riskant ist zu riskant? Als Sicherheitsberater gefährlicher TV-Reportagen muss Aldo Kane Tag für Tag diese Frage beantworten. Das ist nicht immer einfach – zum Beispiel bei den Dreharbeiten für „The Real Narcos“, eine Doku über kolumbianische Drogenkartelle. Hier musste Kane die Gefährlichkeit der Interviewpartner einschätzen, sogenannter Sicarios, also Auftragsmörder. „Einmal saß ich mit Pablo Escobars rechter Hand im Café, mit Jhon ‚Pop eye‘ Jairo Valásquez Vásquez“, erinnert sich Kane. „Wir plauderten über seine Frau. Und zwischendurch über Leute, die er ausgeweidet hat.“
GEORG ISMAR/AGE FOTOSTOCK, ALDO KANE
1992 wurde der ehemalige „Sicario“ Velásquez Vásquez zu dreißig Jahren Haft verurteilt. Heute ist er frei – ihm wurden acht Jahre erlassen.
„Sind Drogen im Spiel, kannst du dich nicht mehr auf deine Menschenkenntnis verlassen. Die Leute werden völlig irratio nal, ichbezogen, paranoid. Gewürzt mit Geldgier und Todesangst verwandelt sich ein kleines Missgeschick ziemlich schnell in eine lebens gefährliche Situation. Man kann ein paar Vorsichtsmaßnahmen treffen, aber ein Restrisiko bleibt. In einem aus brechenden Vulkan fühle ich mich j edenfalls sicherer.“
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Karlmann King
DER KÖNIG DER SUVs
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as bedeutet Luxus? Richtig: Verschwendung. Ich habe mir den Luxus erlaubt, verschwenderisch mit Luft widerstand umzugehen.“ Also sprach Luciano D’Ambrosio, Schöpfer des Karlmann King. Wenn es um Aerodynamik geht, weiß der Mann, wovon er spricht: Als vormaliger Chefdesigner des italienischen Automobilkonzerns Bertone entwarf er Lamborghinis, Bugattis und Ferraris. „Es war erfrischend, dass ich diesmal das Gegenteil von allem machen durfte, was sonst wichtig ist“, sagt D’Ambrosio. Die Vorgabe des
chinesischen Konzerns IAT, ein Auto nach dem Vorbild eines Tarnkappenbombers zu designen, erfüllte der Sechzigjährige nur zur Hälfte. Sein zweieinhalb Meter breiter SUV auf Basis des Ford 550 4×4 ist nämlich nur schwer zu übersehen. Der Karlmann King ist ein provokantes Kunstwerk aus Carbon- und Stahl-Poly gonen, verlangt einen Lkw- Führerschein und wiegt viereinhalb Tonnen. Wer die kugelsichere Variante ordert, führt sechs Tonnen spazieren – trotz des V10-Motors ist dann bei 140 km/h Schluss. „Dieses Auto ist nicht zum Schnellfahren gedacht“, sagt
D’Ambrosio. Als Familien kutsche allerdings auch nicht: Zur Basisausstattung zählen zwar diamantgespickte Arma turen, aber nur zwei Sitze. Die erforderlichen Un kosten von zwei Millionen Euro sind als künstlerisches Statement zu sehen. „Ich will, dass die Leute begeistert sind oder empört“, sagt D’Ambro sio. „Alles dazwischen wäre eine Enttäuschung.“ Mit einer Stückzahl von neun Fahrzeugen werden die Reaktionen wohl überschaubar bleiben. karlmannking.com
THE RED BULLETIN
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Mit einer Länge von knapp 6 Metern und einer Breite von 2 ½ Metern lässt dieser Limited-EditionSUV die Konkurrenz wie Kleinwagen aussehen.
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Die Alternative für alle, denen der Hummer zu niedlich und der Bentley Bentayga zu billig ist: Macht Platz für den provokantesten (und teuersten) SUV der Welt.
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TRISTAN SHU
Experte für Nerven stärke: der französische Skydiver Guillaume Galvani im freien Fall über der türkischen Mittelmeerküste
EXTREM INSPIRIEREND
Dein Chef sitzt dir im Nacken? Deine Arbeit treibt dich in den Wahnsinn? Wir haben zehn Extremsportler gefragt, wie sie mit Ängsten, Stress und Leistungsdruck umgehen. Sie sagen: Unsere Tricks aus der Gefahrenzone kann jeder Mensch im Alltag nutzen. Text MARK BAILEY
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EXT REM INSPIRI EREN D
„Wer allen Risiken aus dem Weg geht, entwickelt sich nicht weiter – weder per sönlich noch beruflich“, sagt der Fran zose Guillaume Galvani, der sich für das dezent pulsbeschleunigende Bild auf der vorherigen Seite 2000 Meter oberhalb der türkischen Ägäis aus einem Para gleiter ausgeklinkt hat. Seine gute Nach richt: Jeder kann Risiken bewältigen. Und dafür umgehend belohnt werden – z. B. mit einer Beförderung oder mit der Finisher-Medaille eines Marathonlaufs. „Ich bin kein Superman“, sagt er, „sondern bloß ein Normalo, der seinen Traum lebt, wie ein Vogel zu fliegen.“ Galvanis Meinung nach lässt sich jedes Risiko auf ein Minimum beschränken, wenn man die nötige Zeit und Mühe in vestiert. „Luftsport ist gefährlich. Aber Gefahren kann man abwägen, bewerten, beseitigen oder vermeiden. Zuerst musst du geduldig an den Fertigkeiten arbeiten, die deine mentalen und körper lichen Voraussetzungen erlauben. Dabei wirst du die Ideen, Einsichten und Erfah rungen entwickeln, die dir helfen, Risiken ein- und Grenzen abzuschätzen. Jetzt kannst du wie ich von Felswänden sprin gen – oder eben nicht, weil du weißt, wann es zu gefährlich ist.“ Sobald man Risiken auf ein bewältig bares Maß zusammenstutzen kann, erntet man umgehend die Früchte.
„Wer allen Risiken im Leben aus dem Weg geht, entwickelt sich nicht weiter.“ 32
DAVID LAMA BESIEGE DEINE ÄNGSTE WIE EIN BERGSTEIGER Die Anmeldung zum ersten Triathlon oder der Einstieg in den neuen Job machen jeden nervös – weil man aus der Komfortzone raus muss. Doch gerade das, was uns Angst macht, hilft uns, unser Leben voll auszukosten. Das behauptet der Tiroler Bergsteiger David Lama, der 2012 als Erster eine nervenaufreibende freie Begehung der „Kompressor-Route“ auf den Cerro Torre in Patagonien absolviert hat. Doch was hilft gegen nagende Sorgen, die dich von deinen Lebens zielen fernhalten? David Lamas Vorschlag: mentale Schlachtpläne für Krisenszenarien entwerfen, bevor sie da sind. „Ängste entstehen immer aus dem Unbekannten, das noch kommen könnte. Nie aus dem, was ist“, sagt der
27-Jährige. Vor einer extremen Tour bereitet er sich auf mögliche Notsituationen vor: „Was tu ich, wenn sich mein Kletterpartner auf 5000 Metern ein Bein bricht? Oder auf 7000? Wie bringe ich uns beide wieder heil hinunter?“ Die fertigen Ablaufpläne im Kopf geben ihm die Sicherheit, alles unter Kontrolle zu haben. „Dein Realitätssinn hilft dir, Ängste in den Griff zu kriegen.“ Wer sich vorab eine Strategie zurechtlegt, verfällt im Fall des Falles nicht in Panik – weder beim plötzlichen Krampf während der Fahrradtour noch wegen der quälend langen Gesprächs pause beim ersten Date. Klar, man kann sich nicht auf jedes mögliche Szenario
Alpinisten-Regel: Entwickle mentale Schlachtpläne für Krisenszenarien.
COREY RICH/RED BULL CONTENT POOL, GUILLAUME GALVANI
GUILLAUME GALVANI BEWERTE RISIKEN WIE EIN SKYDIVER
vorbereiten. Doch gute Pläne lassen sich spontan anpassen. „2016 waren wir auf dem Lunag Ri im Himalaya, als mein Kletterpartner Conrad Anker einen Herzinfarkt hatte“, erinnert sich Lama. „Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet. Aber da die Situation der eines gebrochenen Beins ähnelte, wusste ich, wie ich ihn sicher ins Tal bringen kann. Also blieb ich ruhig.“ Lamas zweiter Anti-Angst-Tipp: Teste deine Limits zuerst in ungefähr licher Umgebung. „Ich wuchs als Sportkletterer auf. Für Fehler gab es keine Konsequenzen: Ich brach mir nicht den Rücken, sondern fiel ins Seil“, sagt er, „dafür weiß ich jetzt, wie weit ich bei meinen Extremtouren gehen kann.“ Das Trockentraining in sicherer Um gebung gibt dir für den Ernstfall Selbstvertrauen und hält deine Ängste klein – egal ob du deine Hochzeitsrede zuerst vor den Kumpels übst oder Job erfahrung sammelst, bevor du dich für deinen Traumberuf bewirbst.
Aufsteiger: Österreichs Top-Alpinist David Lama 2015 bei einer Klettertour im Libanon
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richtig Spaß.‘ Dann schaltete das Hirn den Alarmmodus ab, der mich zum Anhalten zwingen sollte.“ Ging ihre Motivation den Bach runter, stachelte sie sich mit Kritik an: „Ich sagte mir: ,Komm schon, du Penner, jetzt mach aber mal.‘“ In kritischen Situationen weckte sie den Feldwebel in ihr: „Dann schimpfte ich: ,Los jetzt! Ist das wirklich alles, was du zu bieten hast?‘“ Und manchmal half es, über sich selbst zu lachen: „Dann kam so etwas wie: ,Dummes Mädchen, was ist dir da wieder passiert?‘ Wenn man darüber lacht, fühlt sich ein Problem nicht mehr so schwer an.“ Ein Arsenal von Motivationssprüchen hilft auch an lustlosen Tagen im Fitnessstudio oder beim Umgang mit schlechten Neuigkeiten. Und belohnt einen mit tollen Erfolgserlebnissen: „Manchmal fühlte ich mich müde oder krank. Wenn ich es dann aber schaffte, diese Momente zu übertauchen, war ich voller Euphorie. Ich fühlte, wie viel noch in mir steckt. Und jetzt weiß ich: Ich kann alles durchstehen, was ich will.“
„Mein Trick: Ich führe Selbst gespräche. Mit Kritik und Humor kannst du dein Gehirn überlisten.“ Juliana Buhring beim Trans Am Bike Race (2014). Im Jahr 2012 umrundete sie als bisher schnellste Frau die Welt in 152 Tagen.
EDDY CLARK, DAMIANO LEVATI
JULIANA BUHRING DURCHHALTEN WIE EINE WELT UMRADLERIN
Manchmal rauben uns schlechte Erfahrungen, Rückschläge oder Stimmungsschwankungen Energie und Motivation. Die Ultra-Endurance-Radsportlerin Juliana Buhring weiß, wie man sich in harten Zeiten durchbeißt – spätestens seit sie im Jahr 2012 als schnellste Frau der Geschichte die Welt auf dem Fahrrad umrundet hat. Auf ihrer 152 Tage und 29.060 Kilometer langen Odyssee überstand sie eine Unterkühlung in Neuseeland, einen Zyklon in Indien und die At tacken wilder Hunderudel in der Türkei. „Jeder schlimme Moment geht vorbei“, sagt die heute 37-Jährige. In schwierigen Momenten bewahrte sie mithilfe von Selbstgesprächen ihre mentale Stärke – eine psychologische Technik, in der bestimmte Wörter oder Phrasen die Stimmung beeinflussen. Davon hatte sie eine ganze Werkzeug kiste für unterschiedliche Situationen gepackt. Gegen Schmerzen und Langeweile half Aufmunterung: „Ich über listete mein Gehirn und sagte so etwas wie: ‚So eine geniale Tour! Das macht ja
JEZ BRAGG FINDE INNEREN FRIEDEN WIE EIN ULTRARUNNER In der Hektik unserer vernetzen Welt könnte uns manchmal fast der Schädel explodieren. Innerer Friede? Im Gegenteil! Umso wichtiger ist es, unser Gehirn mit achtsamem Denken zu beruhigen, sagt Ultraläufer Jez Bragg – im Büro genauso wie bei einem 160-KilometerLauf. „Konzentrier dich auf das Jetzt“, rät Bragg, der 2013 auf dem 3000 Kilometer langen Te Araroa Trail Neuseeland durchquerte und dabei zwölf Paar Schuhe verbrauchte. „Achte auf den Ausblick, auf das Wetter, auf die Empfindungen deines Körpers, auf alles, was du gerade erlebst. Das erdet.“ Wer fokussiert im Jetzt lebt, verliert sich nicht in Katastrophenszenarien – und hat bessere Erfolgsaussichten für seine Ziele. Denn mit dieser Technik lässt sich nicht nur der 170 Kilometer lange Ultra-Trail du Mont Blanc bewältigen (den Bragg 2010 gewonnen hat), sondern auch jeder stressige Arbeitstag. „Wenn du nur an die nächsten paar Schritte denkst und nicht an das Ziel, hat das einen unheimlich beruhigenden Effekt“, sagt der 37-Jährige. Beim Fokussieren hilft es, sich auf die Wahrnehmung möglichst vieler Sinnes eindrücke zu konzentrieren, vom Geruch bis zum Luftzug – eine Methode, die man gut in den Mittagsspaziergang oder die Pause nach einem aufwühlenden Streit einbauen kann. Wer dies regelmäßig übt, hält negative Gedanken wirksam in Schach. „Beim Laufen checke ich mich regelmäßig selbst durch“, sagt Bragg, „so kann ich schnell den Grund für ein Tief herausfinden und es lösen.“ Seine Methode kommt Bragg auch in seinem Brotberuf als Bauprojekt manager zugute. „Mein Verstand wird dadurch so klar“, sagt er. „dass mir beim Tagträumen ganz von selbst die Lösungen für Probleme oder Job aufgaben einfallen.“ THE RED BULLETIN
„Gerüche, Schritte, Atmung: Achtsamkeit hilft dir, immer bei Verstand zu bleiben.“ Ultrarunner Bragg am 3000 Kilometer langen Te Araroa Trail in Neuseeland. Bis ins Ziel verbrauchte er zwölf Paar Schuhe.
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BEN SAUNDERS ORGANISIERE DAS CHAOS WIE EIN POLARFORSCHER
„Verschwende keine Energie an Dinge, die du nicht beeinflussen kannst.“ Der Brite Ben Saunders legte 2013/14 auf seiner Antarktis-Wanderung 2913 Kilometer zurück – und nahm dabei 22 Kilo ab.
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Manchmal fühlen wir uns angesichts voller Posteingänge, knapper Deadlines und später Überstunden, als hätten wir die Kontrolle über unser Leben verloren. Der Polarforscher Ben Saunders kämpft gegen Naturgewalten grundsätzlicherer Art. „Im Polargebiet bist du dermaßen auf dich allein gestellt, dass es dich manchmal förmlich überwältigt“, sagt Saunders, der gemeinsam mit Tarka L’Herpiniere 2013/14 in der Antarktis 2913 Kilometer zurücklegte, die längste Polarreise aller Zeiten. „Die Antarktis ist der kälteste, trockenste und windigste Ort der Welt. Man fühlt sich wie ein Astronaut im Weltall. Rund um dich ist Todeszone.“ In diesem Chaos der Elemente ent wickelte der Vierzigjährige psycho logische Tricks, mit denen er während seiner 105-tägigen Antarktis-Expedition Ordnung ins Chaos brachte. An erster Stelle: präzise Tages- und Stundenpläne.
Sie reduzieren den Stress und ver mitteln Kontrolle – im Kampf gegen den Erfrierungstod genauso wie an ver rückten Montagen im Büro. „In der Antarktis legte ich großen Wert auf strikte Tagesabläufe“, erklärt Saunders. „Aufwachen, Ofen anheizen, Wasser schmelzen, den Schlitten nach einem speziellen System packen. Den restlichen Tag unterteilte ich in Zeitblö cke von 90 Minuten, nach denen ich aß und wichtige Tagesaufgaben ausführte.“ Für zusätzliche Ordnung sorgten farb codierte Taschen: blau für Lebensmittel, rot für Schutzbrille und Fäustlinge. Was neurotisch klingt, war lebensnotwendig: „In der Antarktis kannst du wegen eines verlorenen Fäustlings sterben“, sagt er. Klare Strukturen bringen dich auch dann durch einen harten Tag, wenn du müde bist, gestresst oder nicht im Voll besitz deiner körperlichen oder geistigen Kräfte. „Du kannst einfach auf Autopilot
ANDY WARD, MARTIN HARTLEY
schalten“, weiß Saunders, der bei seiner Antarktis-Expedition 22 Kilo Körper gewicht verloren hat. Seine Methode ergibt auch im Alltag Sinn: „Ich bin schon in der Planungsphase einer Expedition ein eingefleischter Listenschreiber“, lacht er. „Mein ganzes Leben ist in einer App namens Things organisiert, damit ich den Überblick über Training, Sponsoren, Essen und Ausrüstung behalte. Ich stelle mir dann immer vor, ich wäre der CEO meines eigenen Lebens – nur logisch, dass ich über jedes Detail informiert sein will.“ Wenn die Steuererklärung oder der Arbeitsbericht fertig werden muss, setzt uns der Zeitdruck oft unter zusätzlichen Stress. Das kennt auch Saunders: „2014 hätte uns jeder Tag, den wir zu spät angekommen wären, jeweils 30- bis 40.000 Dollar für die Räumung der Start- und Landebahn gekostet.“ Die Lösung: unterschiedliche Schubladen. THE RED BULLETIN
„Farbsysteme, Apps, Listen: Klare Strukturen bringen dich durch harte Tage.“
„Ich verschwende keine Energie an Dinge wie Sicht-, Wind- und Schnee verhältnisse, die ich nicht ändern kann“, sagt er. „Und konzentriere mich auf das, worauf ich Einfluss habe: schlau navi gieren, effizient vorankommen, nichts verlieren. Der Rest wird sich fügen.“ Außerdem sollten wir alle regelmäßig neue Herausforderungen annehmen, um unsere Sinne zu schärfen, empfiehlt Saunders. Es muss ja nicht gleich eine Polarexpedition sein: „Wer zum Beispiel einmal einen Marathon gelaufen ist, kann sich bei der nächsten Anstrengung sagen: ‚Ich habe schon Schlimmeres durchgestanden, also werde ich auch das schaffen.‘“
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MOLLIE HUGHES TANKE SELBSTVERTRAUEN WIE EINE EVERESTBESTEIGERIN Schüchternheit und Selbstzweifel können deinen Weg zum Erfolg blockieren. Mollie Hughes hat beides überwunden, um den Mount Everest als jüngste Frau sowohl von der Süd- (2012) als auch von der Nordseite (2017) her zu besteigen. Das Selbstvertrauen für die Rede vor Publikum oder den Aufstieg aufs Dach der Welt kommt in kleinen Schritten. „Mein erster Campingausflug in der Schule war eine Überwindung“, sagt Hughes. Doch genau derartige Mikro fortschritte schaffen Erfolgserlebnisse, auf denen man aufbauen kann. Nach Klettertouren in den Alpen und in Afrika
fühlte sich Hughes bereit für die Tem peraturen um minus 35 Grad und die 3000-Meter-Wände des Everest. „Während der Expedition ging ich Tag für Tag meine letzten Gipfelsiege durch, um mich daran zu erinnern, was ich draufhabe.“ Die Erfolgserlebnisse befreiten sie auch in anderen Lebensbereichen von ihren Ängsten: „Ich kann jetzt vor tausend Leuten Reden halten“, sagt die 27-Jährige. Doch was tut man, wenn die Selbst zweifel zurückkommen? „Am KhumbuGletscher in Nepal mussten wir während unserer Akklimatisierung auf Leitern mehrere hundert Meter lange Gletscherspalten überqueren. Einige waren vier, fünf Meter breit und fünfzig Meter tief. Auch wenn das komisch klingt: Ich habe Höhenangst. So konzentrierte ich mich auf das, was ich kontrollieren kann – die Sicherung und den sicheren Tritt.“ Mit Erfolg: Wenn wir uns auf unser e igenes Handeln konzentrieren und ausblenden, was schiefgehen kann, reagiert das Gehirn mit positiver Verstärkung: Selbstbewusstsein. „Nach ein paar W ochen spazierte ich über die Spalten ohne nachzudenken“, so Hughes.
„Mikroerfolge lassen dich Schritt für Schritt wachsen. Ich begann mit einem Camping-Trip.“ Everest-Bezwingerin Mollie Hughes entdeckte ihre Leidenschaft fürs Bergsteigen mit 17 Jahren bei einer Schulexpedition.
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„Ich verwandle schlechte Gedanken in Autos, die davonfahren.“ 2013 machte Abenteurer Stafford bei der Fernsehserie „Naked and Marooned“ mit. Zuvor war er bereits den Amazonas in dessen ganzer Länge entlanggewandert.
HAMISH FROST, DISCOVERY
ED STAFFORD BLENDE NEGATIVE GEDANKEN AUS WIE EIN ABENTEURER Geldsorgen, Angst um den Arbeitsplatz oder die Mühen eines Umzugs können dich richtig runterziehen. Der Aben teurer Ed Stafford, der im Oktober 2008 als erster Mensch den Amazonas in dessen ganzer Länge abwanderte, kennt noch ein paar andere Probleme: Bei s einem 860-Tage-Marsch machte er Bekanntschaft mit Drogenschmugglern, Giftschlangen und den Pfeilen der Ein geborenen. Ein Mann von übermensch licher Gelassenheit? „Ich schwankte dauernd zwischen Paranoia- und Angst zuständen“, erklärt der 42-Jährige. THE RED BULLETIN
Zur Vorbereitung auf die sechzig tägige TV-Show „Naked and Marooned“, für die Stafford auf einer einsamen Insel ausgesetzt wurde, las er sich in Psycho logie ein. Auf der Insel konzentrierte er sich auf zwei Techniken. Erstens: täg liches Meditieren. „Zu Hause benutze ich eine App namens Headspace, die zwanzigminütige Meditationssitzungen anbietet und dich ermutigt, negative Ge danken loszulassen“, sagt er. „Ich stelle mir zum Beispiel vor, an der Autobahn zu sitzen und meine negativen Gedanken in Autos zu verwandeln. Der Trick ist, ihnen weder vor die Motorhaube zu springen noch einzusteigen – sondern sie einfach davonfahren zu lassen.“ Wenn dieser Trick bei Stafford funktio niert hat, der im Fernsehen aus Hunger und Müdigkeit unter anderem an den Knochen einer toten Maus genagt hat, wird er auch bei dir klappen.
Seine zweite Taktik hat er von aus tralischen Aborigines abgeschaut. „Sie glauben, dass wir drei Gehirne haben“, sagt er. „Das größte ist für dein Bauch gefühl und deinen Instinkt; das mittlere für deine Emotionen, das kleinste für logisches Denken. Sie nennen es ‚ngan duppurru‘, was auch ‚ein Fischernetz, das nicht mehr repariert werden kann‘, bedeutet. Sehr passend.“ Staffords Meinung nach sollten gerade wir Westler, die hauptsächlich mit dem kleinsten der drei Hirne denken, unsere Prioritäten neu ordnen. „Das Logikhirn kann gegen Ängste nichts ausrichten. Folge besser deinem Bauchgefühl und benütze die zwei anderen nur als Kontrollinstanz, bevor du handelst.“ Für Stafford ist die Aborigines-Philosophie der Schlüssel zu emotionaler Balance. Und die ist es senziell: „Unser Kopf ist das wichtigste Überlebensinstrument, das es gibt.“ 39
RAFA ORTIZ FINDE DEINEN FLOW WIE EIN EXTREMKAJAKFAHRER
Für die persönliche Bestzeit auf der Hausstrecke oder für die Verhandlung mit dem schwierigen Kunden braucht es diesen gewissen Flow – ein Gefühl totaler Konzentration, das dich alle Ablenkungen ausblenden und alle Herausforderungen instinktiv meistern lässt. Wenn sich der mexikanische ExtremKajakfahrer Rafa Ortiz potenziell halsbrecherische Wasserfälle hinunterstürzt, ist diese Konzentration über lebensnotwendig. Schon ein winziger Moment der Unaufmerksamkeit könnte ihn das Leben kosten. „Du musst hoch konzentriert und völlig entspannt zur selben Zeit sein“, sagt der 31-Jährige, der es 2012 mit den 57 Meter hohen Palouse Falls in Washington, USA, aufnahm und im Fallen 130 bis 150 km/h erreichte. „Dann können dir Ablenkungen nichts mehr anhaben. Die größten Fehler passieren, wenn man abgelenkt ist.“ Unglücklicherweise leben wir heute im Zeitalter permanenter Ablenkung. „Früher hattest du ,Snake‘ am Handy, jetzt wollen über tausend Apps und Benachrichtigungen deine Aufmerksamkeit. Das moderne Leben zerstört die Konzentration, die du für den Erfolg brauchst. Aber mit dem richtigen Fokus kannst du alles erreichen.“ Im Jahr 2013 bot Ortiz seinen Fokus für das steilste schiffbare Wildwasser der Welt auf – eine Abfolge von Drops im Rio Santo Domingo, Südmexiko, manche von ihnen bis zu 27 Meter tief. 40
Für die optimale Konzentration benützt er eine Technik, die im Wildwasserfall ebenso gut anwendbar ist wie im Auto auf dem Weg zur Arbeit: „Ich stelle mir genau vor, was ich vorhabe, aufgeteilt in tausend Einzelbilder“, erklärt Ortiz. „Ich denke an die Strecke, die ich fahren werde, an meine Bewegungen, an jede kleine Welle und an jeden kleinen Stein, dem ich auf dem Weg begegnen könnte. Es ist ein bisschen wie VirtualReality-Training, so als würde man im Kopf ein Video abspielen.“ In der realen
Umsetzung kann man sich dann völlig auf die Sache konzentrieren, weil es sich anfühlt, als hätte man jedes Detail schon einmal erlebt – der perfekte Flow. „Wenn du die Herausforderung visualisierst“, erklärt Ortiz, „verbindest du Konzentration und Entspannung. Du kommst in einen intensiven Geisteszustand, der dein Bewusstsein schärft und Ablenkungen ausblendet, damit du in dem Moment dein Bestes geben kannst.“
E X T R EM I N S PI R I ER EN D
GREG MIONSKE/RED BULL CONTENT POOL, MICHAEL CLARK/RED BULL CONTENT POOL, KRYSTLE WRIGHT
Sarah Marquis allein in Australien. Ihr Abendessen: selbst gesammelte Früchte und Körner
SARAH MARQUIS MEISTERE HARTE ZEITEN WIE EINE EINZELKÄMPFERIN
„Ich stelle mir vor, was ich vorhabe, in tausend Einzelbilder aufgeteilt.“ Mann für alle Fälle: Kajak-Profi Ortiz 2017 auf den Spirit Falls, Bundesstaat Washington, USA
Sarah Marquis ist Expertin im Verlassen der eigenen Komfortzone, und das ist durchaus auch geografisch gemeint. Die „National Geographic-“Abenteurerin des Jahres 2014 bereiste zu Fuß die ganze Welt, durchwanderte tausende und abertausende Kilometer des amerikanischen und des australischen Kontinents, durchquerte Asien auf dem Fußweg von Sibirien nach Südaustralien. Und sie geht grundsätzlich immer allein. „Ein Extremabenteuer“, sagt die 46-jährige Westschweizerin, „beginnt schon Wochen vor dem eigentlichen Start. Mit einer gezielten Vorbereitung, körperlich wie psychisch.“ Körperlich? Man denkt an beinhartes Training, knochenharte Kraft- und Ausdauer einheiten. Weit gefehlt: In Sarahs Fall bedeutet das viel essen und wenig Be wegung. Jede Menge Kohlenhydrate, jede Menge Fett, und nur ja kein Schritt zu viel. „Bevor ich aufbreche, nehme ich 15 Kilo zu. Meine Fettdepots sind meine Treibstofftanks. Mit zu geringen Reserven
habe ich keine Chance.“ Und psychisch? Wie sieht da die Vorbereitung aus? „Du stellst dich gedanklich auf die Strapazen ein: Du stellst dir vor, wie du leiden wirst. Immer wieder. Dann stellst du dir vor, wie du kämpfen wirst. Und wie irgendwann der Augenblick kommt, in dem du den Flow-Zustand erreichst, in dem der Körper keine Schmerzen mehr spürt und du ewig weitergehen könntest.“ „In der Wildnis selbst geht es darum, eins zu werden mit der Natur. Ich esse den Fisch, den ich fange, die Insekten, die mir über den Weg laufen. Wilden Honig, wilde Früchte, Pflanzen, alles, was mir die Natur bietet. Du wirst zum Jäger deiner Tagesration.“ Das ist hart. Denn: „Meistens gehst du hungrig schlafen … Aber das macht dich demütig. Demut ist gut. Denn wer demütig ist, unterschätzt nichts.“ Irgendwann ist er dann da: dieser Moment. Wenn der Geist – nach all den Strapazen – frei wird, wenn der Körper plötzlich unermüdlich zu sein scheint. Und alles von allein geht.
„Demut ist wichtig. Wer demütig ist, unterschätzt nichts.“ 41
Es ist egal, ob du von deinem eigenen Start-up träumst oder mit deinem Gleitschirm als Erster im Tal landen möchtest – entscheidend ist, dein Ziel zu kennen und klar zu definieren. „Danach kannst du dich um die richtigen Maßnahmen kümmern“, sagt Paul Guschlbauer. Der Steirer gewann beim Red Bull Dolomitenmann dreimal die Paragleitwertung und überquerte bei Red Bull X-Alps viermal die Alpen von Salzburg bis Monaco nur mit Gleitschirm und Muskelkraft. Und wie kümmert er sich um die Maßnahmen? Wie bereitet man sich auf sekundenschnell wechselnde Windverhältnisse vor, auf Zweifel, ob eine Entscheidung, die man in der Luft trifft, richtig ist? Guschlbauers Rezept: akribische Vorbereitung. „Mach dich schlau, was dich auf dem Weg erwartet, wer deine Konkurrenten sind, was verlangt wird. Plane sorgfältig. Und sollte etwas anders laufen, hast du in diesem Prozess genug Wissen für einen Plan B angehäuft.“ Und dieser Plan B kommt oft genug zum Einsatz. Denn Gegenwind wird es immer geben – als tückische Böe, als überraschenden Rückschlag, als harsche Kritik. Pauls Tipp: Setz dir Zwischenziele und schätze deine Leistung. „In schlechten Phasen denke ich daran, wie viele Wegpunkte ich unterwegs schon hinter mir gelassen habe.“
„Sei stolz auf die Etappen, die du bereits erreicht hast.“ 42
Paul Guschlbauer 2017 über den Dolomiten. Aktuell durchquert er mit Flugzeug und Gleitschirm Amerika. Mehr Infos: fly-overland.com
HARALD TAUDERER/RED BULL CONTENT POOL, MARKUS BERGER/RED BULL CONTENT POOL, SEBASTIAN MARKO/RED BULL CONTENT POOL (2)
PAUL GUSCHLBAUER ERREICHE ZIELE WIE EIN PARAGLEITER
EXTREM INSPIRIEREND
RED BULL DOLOMITENMANN HIER SIND EXTREMSITUATIONEN TEIL DES PROGRAMMS Abenteurer und Top-Athleten in Aktion – beim härtesten Teambewerb der Welt am 8. September in und rund um Lienz. Den Anfang machen die Bergläufer. Vom Lienzer Hauptplatz aus geht es auf 2447 Meter Seehöhe – zwölf Kilometer Distanz, 2000 Höhenmeter. Erlösung kommt frühestens nach 1½ Stunden, nach der Übergabe an die Paragleiter. Fliegen ist toll, aber nicht genug. Vor und nach jedem Flug (ein Zwischen stopp) müssen Teilnehmer ihren Gleit schirm tragen – rund 20 Kilo im Lauf schritt –, bis man endlich mit dem Moun tainbiker im Team abklatschen kann. Wer unten ist, muss wieder rauf. Für die Biker heißt das 1400 Meter bergauf radeln. Und wenn es zu steil wird: Rad schultern und laufen (die Paragleiter lassen grüßen). Vom Gipfel geht es dann bergab: mit einem Durchschnittsgefälle von 26 Prozent zur letzten Übergabe. Nach dem Start-Sturz aus sieben Meter Höhe in die Drau müssen Kanuten fünf Kilometer Wildwasser überstehen. Und den finalen Sprint mit Boot ins Ziel. 31. Red Bull Dolomitenmann: 8. September, Hauptplatz, Lienz Infos: redbulldolomitenmann.com
Oben: Aufwärtspassagen fordern Kajakfahrer. Unten: Übergabe als Erlösung für Paragleiter.
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DER MANN, DER
NICHT LIEFERT, WAS BESTELLT IST
Keine alte Unterhaltungskiste: David Schalko, 45, fordert als Autor, Regisseur und TV-Produzent das Publikum heraus.
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Ohne DAVID SCHALKO wäre die österreichische Medienlandschaft eine karge Wüste. Auf seine Kappe gehen TV-Formate wie „Sendung ohne Namen“, „Willkommen Österreich“ und „Braunschlag“. Der Autor, Regisseur und Produzent weiß, wie man verkauft, was erst einmal unverkaufbar klingt, und wie man aus Kritik Kraft schöpft. Letzteres macht er bevorzugt nackt im Garten. Text CLEMENS MARSCHALL Fotos KLAUS PICHLER
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an könnte meinen, jemand mit dem Arbeitspensum von David Schalko würde automatisch zum Typus „gestresster Manager“ zählen. Stattdessen überrascht der 45-jährige gebürtige Niederösterreicher mit einer erstaunlich ruhigen Art. Er nimmt sich Zeit für Gespräche und besitzt die Gabe, zuzuhören. Während des Interviews in einem Wiener Gastgarten schaut Schalko kein einziges Mal auf sein Handy und isst geröstete Knödel mit Ei. Was der Fernsehmacher (Schalko hat ein lustlos begonnenes Wirtschaftsstudium für die erste Jobchance, die sich ihm bot, abgebrochen) nicht gerne tut, ist, Dinge an Menschen zu delegieren: Schalko ist mehr ein stiller Denker als ein großer Redner. Dafür hat das, was er sagt, Gewicht.
the red bulletin: Ihre „Sendung ohne Namen“ war ein Format, wie man es vorher noch nicht gesehen hatte: ironische Texte und dazu fast sekünd lich wechselnde, assoziative Bilder. Wie bringt man eine so abstruse und unkonventionelleIdee in den ORF, wie verpackt man ein Nischenprodukt in ein Mainstreamformat? david schalko: Ich habe bald begriffen, dass man die Dinge beim ORF nicht immer beim Namen nennen darf, sondern dass man sich eine Strategie überlegen muss, wie man sie verkleidet und „hineinschmuggelt“: dass sie als trojanisches Pferd hinter den Stadtmauern landen und sich erst offenbaren, wenn es schon zu spät ist. Ich habe einmal von einem Programmdirektor den Satz gehört: „Warum krieg ich eigentlich von Ihnen nie das, was ich bestellt habe?!“ 46
Und, wie geht man damit um? Geschmacksdiskussionen gehören zum Alltag, selbst unter den mutigen Programmdirektoren. Ich kann mich an eine Situation bei „Braunschlag“ erinnern: Wir hatten beim ORF Abnahme, wo also geschaut wird, ob alles so ausgestrahlt werden kann, wie wir es gemacht haben. Da gibt’s die Szene mit einem Priester, der onaniert. Alle hatten Angst, dass der ORF-Programmdirektor Wolfgang Lorenz sagt: „Das muss raus, das kommt überhaupt nicht in Frage.“ Nach der Sichtung schauen alle den Lorenz an. Er sagt: „Ich weiß eh, warum ihr mich anschauts. Aber ich war am Vormittag bei der SeidlAbnahme, und das hier ist ein Kindergarten dagegen.“ (Ulrich Seidl dreht schonungslose Filme über die dunklen Seiten der österreichischen Seele, darunter „Hundstage“ und „Import Export“; Anm.) Manchmal spielt einem Gott quasi in die Hände. Oder es ist ein Beweis dafür, dass es ihn nicht gibt, weil er niemals einen onanierenden Priester durchgehen ließe. Das funktioniert wahrscheinlich nicht immer so. In der gesamten Medien landschaft scheinen die Verantwort lichen oft dem Prinzip zu folgen: „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.“ Ja, und alles wird immer wieder gleich gemacht, weil es schon einmal funktio niert hat: Das ist ein gängiges Muster, aber ich finde das sehr langweilig. Warum sollte man etwas machen, was eh schon tausendmal gemacht worden ist? Mein Anspruch ist, etwas zu machen, was ich zumindest für mich noch nicht gemacht habe und was eine gewisse Gefahr oder ein gewisses Risiko des Nicht-Gelingens in sich birgt.
„ICH HABE BALD BEGRIFFEN, DASS MAN IDEEN MITUNTER VERKLEIDEN MUSS.“
Man kann also dem Publikum mehr zumuten? Es geht gar nicht um kann, ich glaube, man muss. Man braucht diese leichte Überforderung oder Herausforderung des Publikums. Wenn man nur das kriegt, von dem man schon weiß, dass man es will, bleibt das Rad stehen. Die Aufgabe des Fernsehzusehers ist nicht, zu wissen, was er will. Es ist vielmehr die Aufgabe des Fernsehmachers, etwas Neues zu bringen, wovon der Zuschauer gar nicht ahnt, dass er es will. Eine Aufgabe, die einen als Macher oft ins öffentliche Kreuzfeuer bringt. Aber wie kann man Kritik ummünzen und Kraft daraus schöpfen? Es hängt immer davon ab, was für ein Geist eine Kritik trägt. Das hat gar nichts damit zu tun, ob sie gut oder schlecht ist. Auch eine total schmeichelnde Kritik kann dieselbe vampiristische Energie in sich tragen wie eine schlechte. Beides versucht, sich über dich zu generieren, beides benutzt einen für die eigenen Zwecke. Könnten Sie das näher erklären? In Österreich gibt es die einen und die anderen Kritiker. Die einen kann man ernst nehmen, die anderen unterscheiden sich in zwei Gruppen: jene, die rechtzeitig etwas anderes machen, und jene, die hängengeblieben sind. Die sind dann ab fünfzig so frustriert, dass sie beginnen, jeden, auf den sie neidisch sind, zu ver reißen. Das kann man dann genauso wenig ernst nehmen wie eine gönnerhafte Freundlichkeit von jemandem, der drei Wochen später etwas von einem will. Beides sehr österreichische Spezifika. Vermutlich, weil das Land so klein ist. Josef Hader, mit dem Sie oft zusam menarbeiten, hat einmal gesagt: Wenn vier gescheite Leute sein Programm wirklich gut finden und ein Trottel dabei ist, der es verreißt – und er weiß sogar, dass das ein Trottel ist –, zählt trotzdem der Trottel mehr als die vier Gescheiten. Und das ist genau das Ziel von dem Trottel. Der Trottel weiß insgeheim: Wenn THE RED BULLETIN
David Schalko hat gelernt, Kritik auszusitzen. Denn: „An eine Kritik kann sich in fünf Monaten schon keiner mehr erinnern.“
SCHAU, DER SCHALKO! Stationen der Kreativmaschine David Schalko. Sendung ohne Namen
2002– 2007 & 2012– 2013: Ironisches TV-Format, das sich gar einem Namen verweigerte.
Superfilm
2006 gründete Schalko seine Produktionsfirma Superfilm mit Sitz in Wien und München.
Willkommen Österreich
Seit 2007: Late-Night-ComedyShow mit Christoph Grissemann und Dirk Stermann.
David Schalko über die Selbstbefreiung aus den Social-Media-Echokammern
er in die Küche scheißt, dann werden die Miasmen des Scheißhaufens den zarten Geruch der Suppe, die man gekocht hat, übertünchen. Und solange der Trottel das weiß, fühlt er sich in seiner Trottelhaftig keit bestätigt und verwechselt das mit Be friedigung. Aber einen Scheißhaufen will keiner essen. Er ist ein reines Verdauungs produkt. Der gehässige Kritiker weiß, dass er nie etwas Nahrhaftes produzieren kann. Das erfüllt ihn dann mit noch mehr Hass. Und natürlich ist es wesentlich leichter und unterhaltsamer, einen Verriss zu schreiben als eine Hymne. Was tun mit gehässigen Kritikern? Gute Frage. Wie kann man diese Me tapher jetzt fortsetzen? Man lernt, im Garten zu essen? Nein, es wäre eine Lüge, wenn man sagen würde, man ärgert sich nie über so was. Man braucht auf jeden Fall einen großen Glauben an die eigene Suppe. Letztendlich ist aber der Kritiker 48
nie Teil des Werkes. Das ist beruhigend. An eine Kritik kann sich in fünf Monaten schon keiner mehr erinnern. Oskar Wer ner hat das einmal schön gesagt: Wenn man in Österreich etwas gegen ein Buch hat, dann wird es verbrannt. In Frank reich schreibt jemand ein Gegenbuch. Das ist vermutlich der zarte Unterschied. Es gibt auch Kritiken, die punktgenau dort hintreffen, wo man sich denkt: „Verdammt, eigentlich hat der recht.“ Ja, aber da kann ich mich nicht darüber ärgern. Also ich ärgere mich kurz, bis ich einsehe, dass da schon was dran ist. Das ist ein Antrieb, weiterzumachen, besser und genauer zu werden. Sie sind bei Facebook ausgestiegen. Hat das mit blöden Kommentaren und unsachlichen Kritiken zu tun? Auch. Ich bin am Abend nach der USWahl ausgestiegen, weil sich das meiner Meinung nach auch genau aus solchen Prozessen gespeist hat. Da hab ich mir gedacht, das ist einfach kein Zustand, sich auf diese Art und Weise politisch zu formulieren, in diesen Echokammern rumzuhängen. Ich fand’s irrsinnig deprimierend. Es hinterlässt ein bleiernes
Aufschneider
2010: schwarzhumoriger TV-Zweiteiler, den David Schalko mit Josef Hader entwickelte.
Braunschlag
2012: weltweit ausgezeichnete TV-Serie mit Robert Palfrader und Nicholas Ofczarek über das Waldviertel, Politik und Alkohol.
M – Eine Stadt sucht einen Mörder
2018: Die Miniserie befindet sich derzeit in der Post-Production, Darsteller Verena Altenberger (Bild), Udo Kier u. a.
Schwere Knochen
2018: Schalkos vierter Roman, ein Wiener Unterwelt-Epos. THE RED BULLETIN
ORF/HANS LEITNER, ORF/SUPERFILM/INGO PERTRAMER (2), ORF/SUPERFILM
„SEIT ICH NICHT MEHR AUF FACEBOOK BIN, HAT MEIN TAG WIEDER MEHR STUNDEN.“
© GEPA-pictures
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„LEICHT VERKATERT STEHEN EINEM KEINE VERNÜNFTIGEN GEDANKEN IM WEG, MAN HAT EINE GUTE NÄHE ZU SICH SELBST.“ Schalko weiß nicht immer, was er als Nächstes machen will. Das hält er gut aus.
seelisches Gefühl. Ich hatte immer das Gefühl, ich putz ein Häusl, das jemand anderer angespieben hat. Und, schauen Sie jetzt noch öfter über den Account Ihrer Frau auf Facebook? Nein, das Lustige ist: Einen Tag nachdem ich draußen war, hatte ich schon überhaupt kein Verlangen mehr danach und hab völlig aufgehört, daran zu denken. Ich dachte nicht, dass das so sein wird. Facebook versucht dich dann auch zu locken: „Sie können es sich noch eine Woche überlegen.“ Man wird wie ein Junkie behandelt: „Ich weiß eh, dass du in einer Woche wiederkommst und um Heroin bettelst.“ Das hat bei mir glücklicherweise überhaupt nicht funktioniert, und seitdem hab ich wieder Zeit zum Lesen. Der Tag hat jetzt einfach wieder mehr Stunden. Es ist sinnvoller, zwei Stunden lang stumpf in die Luft zu starren, als irgendwelche Facebook-Postings zu lesen – das muss man echt einmal sagen. Sie bedienen konsequent verschiedene Medien: Ist das eine Möglichkeit, sich vom einen ins andere zu retten? Dass Sie nach Abschluss einer Serie genug davon haben, Regisseur zu sein, und froh sind, wieder in Ruhe schreiben zu können? 50
Ja. Wenn ich drei Jahre nur schreibe, ist das Regieführen wieder eine Möglichkeit, unter Menschen zu kommen und neue Menschen auf eine interessante Weise kennenzulernen. Und nach einem Dreh, wo du monatelang von irrsinnig vielen Menschen umgeben bist, entsteht wieder die Sehnsucht, sich allein aufs Schreiben zu fokussieren. Das gibt sich so die Klinke, fast wie ein Biorhythmus ist das. Haben Sie trotzdem manchmal das Gefühl, dass Sie hinschmeißen wollen, dass Sie die Nase voll haben? Ja, jedes Mal, wenn ich mit etwas Größerem fertig bin: „So, das war’s, jetzt hab ich keine Kraft mehr.“ Und was kommt dann? Dann kommt einmal länger nichts. Aber dieses Gefühl kommt wie das Amen im Gebet: eine Erschöpfung, man ist leer geschrieben, leergefilmt, ausgesaugt. Nur wenn man im Machen ist, wenn man schreibt, entsteht ab einer gewissen Phase das Gefühl, dass einem nix passieren kann, dass einen das Schreiben vor dem Leben beschützt. Philip Roth hat gesagt, egal was einem Autor Schlimmes passieren würde – alles ist Material. Und deswegen hat das Schreiben auch etwas Tröstliches.
Haben Sie eigentlich einen Zehnjahresplan für die Karriere? Na ja, wie hat meine Großmutter immer gesagt? „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm deine Pläne.“ Pläne habe ich viele, aber ich weiß noch nicht, was ich als Nächstes machen will oder kann. Jetzt warte ich einmal, bis wieder etwas kommt, was sich in mir wichtig macht. Und selbst wenn nichts kommt, ist es auch gut. Ich hab Philip Roth so wahnsinnig beneidet, dass der einen Zustand erreicht hat, wo er gesagt hat: „So, jetzt bin ich fertig mit dem Schreiben. Ich hör jetzt auf.“ Das ist einzigartig. Und er hat sich dann noch mal alles durchgelesen, was er geschrieben hat, und hinterher gesagt: „Ja, ich kann es nur noch einmal sagen: Ich bin fertig.“ Sorry, aber das kann ich mir bei Ihnen nicht vorstellen. Noch nicht zumindest. Gibt es eigentlich bevorzugte Zustände, in denen Sie schreiben? Ein Zustand, den ich zum Schreiben mag, ist der müde, leicht verkaterte. Da hat man eine gute Nähe zu sich selbst, es stehen einem keine vernünftigen Gedanken im Weg. Das ist ähnlich wie mit Hitze. Verkatert und nackt in der Hitze im Garten schreiben – das ist vermutlich der Idealzustand. THE RED BULLETIN
NICOLAS GANTZ / RED BULL CONTENT POOL
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Im selben Boot
Der Alltag von ANA-ROXANA LEHACI und VIKTORIA SCHWARZ ist geprägt von Abhängigkeit und totaler Hingabe. Der Lohn dafür: Selbständigkeit und Selbstbewusstsein. Österreichs beste Kanutinnen mit grundsätzlichen Lektionen zum Thema Beziehungen. Text CHRISTIAN EBERLE-ABASOLO Fotos KONSTANTIN REYER
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MAKE-UP: INA MAURER
Ein Schlag ins Wasser und damit erfolgreich: Ana-Roxana Lehaci (vorne) und Viktoria Schwarz in ihrem Element
A Ana-Roxana Lehaci ist quasi mit dem Paddel in der Hand aufgewachsen. Vater Vasile war ebenfalls Kanute.
„Wenn du so viel aufgegeben hast, möchtest du ein Nein nicht wahrhaben.“ Viktoria Schwarz
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na-Roxana Lehaci, 28, und Viktoria Schwarz, 33, zählen zu den besten Flachwasser-Kanutinnen der Welt. Chancen, das auch zu beweisen, gibt es kaum: Die Kanu-Saison zählt maximal vier bis fünf Bewerbe pro Jahr, 2018 bleibt den Ath letinnen nach zwei Weltcup-Stopps und der Europameisterschaft Ende Mai/Anfang Juni nur noch die Weltmeisterschaft in Portugal von 23. bis 26. August. Das macht ein paar Minuten Netto arbeitszeit pro Saison. Brutto dauert eine Saison der beiden Oberösterreicherinnen elf Monate. Eineinhalb Stunden Training am Wasser vormittags, dann eine Stunde in der Kraftkammer, kurze Mittagspause, gefolgt von weiteren eineinhalb Stunden im Wasser, Stretching und Auslaufen. Bettruhe zehn Uhr. Und das an sechs Tagen die Woche. In Trainingslagern – im Schnitt sieben Blöcke zu je drei Wochen pro Jahr – wird die Intensität dann noch gesteigert. Anders wäre das auch nicht möglich: Zweierkajak bedeutet 500 Meter Renn distanz, 22 km/h Spitzengeschwindigkeit bei 140 Schlägen pro Minute. Besondere Beanspruchung von Armen, Oberkörper, Rumpf. Verständlich, dass 95 Prozent der Zeit im Fitnessraum in diese Körperbereiche investiert werden. Die Anzahl an Liegestützen und Klimmzügen innerhalb einer Saison: kaum noch zählbar. „Den Start gut erwischen, 17 Schläge ins Wasser, einen guten Übergang fahren. (Die ersten 200 Meter werden im Sprint gefahren, danach wird die Schlagzahl bis zum Schlussspurt etwas verringert; Anm.) Das sind die einzigen Dinge, an die ich im Wasser denke“, sagt Lehaci, „und bei richtig guten Rennen nicht einmal an das. Wenn du nicht weißt, wie du ins Ziel gekommen bist, wie in einem Blackout, das THE RED BULLETIN
sind die besten Rennen.“ Denn mehr als alle athletischen Hard Facts zählt im Kanu der Flow, das selbstverständliche Mit einander der beiden Partnerinnen. Nicht nur im Boot, sondern auch außerhalb.
Z
um Beispiel so, dass Lehaci von Schwarz nach jedem Kraft training penibel daran erinnert wird, sich sofort die Hände zu waschen. Zu groß ist die Angst vor den Bakterien auf den Hantelstangen und dem Krankwerden während der kur zen Wettkampfsaison. „Wenn ich meine Schwester vor der Saison am Telefon ein mal husten höre, fahre ich nicht mehr zu meiner Familie heim“, so Lehaci. „Und wenn Vicki einmal kränklich aussieht, schicke ich sie mit NeoCitran nach Hause und ermahne sie, dass sie mir heute nur ja nirgends mehr hingeht.“ Denn leidet die eine, leidet auch die andere. Eine Formel, die 2016 besonders deutlich zum Tragen kam. Kurz vor den Olympischen Spielen, gezeichnet von wochenlangem Intensivtraining in der italienischen Einöde, stürzte Schwarz beim Schlafwandeln von ihrem Balkon – sieben Meter in die Tiefe. Das Resultat: mehrere Knochenbrüche und akuter Er klärungsbedarf gegenüber der Partnerin. „Ich hab’s mich Anna nicht einmal zu sagen getraut. Wie auch? Wenn ich nur einen leichten Schnupfen habe, schickt sie mich sofort ins Bett. Und dann das!“ Also hat Viktoria Schwarz stattdessen ihren Bruder zu Ana-Roxana Lehaci vor geschickt. Mit der Info, sie habe sich die Nase gebrochen. „Was ja auch gestimmt hat. Nur eben außerdem die Ferse und die Schulter.“ Gerade noch rechtzeitig zum Olympia start im Einzel kämpfte sich Schwarz zwar THE RED BULLETIN
Viktoria Schwarz, dreifache Olympia-Starterin, Weltmeisterin von 2011 und scharfe Kritikerin ihrer Schlagfrau
zurück („Wenn du so viel aufgegeben und so lange auf etwas hingearbeitet hast, möchtest du ein Nein nicht wahrhaben“), scheiterte dort im Einzel aber ebenso im Semifinale wie Lehaci mit Ersatzpartnerin Yvonne Schuring im Zweisitzer. „Es war mein erstes Mal bei Olympia. Ein Riesen ding, aber dann bin ich dort nicht mit meiner eigentlichen Partnerin. Das hat sich falsch angefühlt. Die ganzen Spiele haben sich falsch angefühlt.“
M
it der besten Freundin fehlte Lehaci in Rio de Janeiro auch die größte Kritikerin. „Weil ich direkt hinter ihr sitze, sehe ich sofort, wenn sie einen Fehler macht“, so Schwarz, der ihre Schlagfrau im Gegensatz dazu nichts ansehen kann. „Sie kann höchstens etwas spüren.“ Ist diese einseitige Kritik über die Jahre nicht ein Problem? Erst recht unter Freun dinnen? Lehaci: „Im Moment geht’s mir 55
Der größte gemeinsame Nenner für Viktoria Schwarz und Ana-Roxana Lehaci: ihr Kanu. 18 Kilogramm schwer, 6,5 Meter lang, nur 41 Zentimeter breit
„Du musst Dinge klar ansprechen. Sonst ändert sich nichts.“ Ana-Roxana Lehaci
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sogar richtig auf die Nerven. Aber soll sie etwa immer sagen, alles ist gut? Es ist wie in einer Firma. Du musst Dinge klar an sprechen. Sonst ändert sich nichts.“
U
m zu verstehen, wie die Um setzung von konstruktiver Kritik aussehen kann, lohnt der Blick zurück auf einen der schmerz lichsten Momente in der sport lichen Karriere der beiden. 2016 verpasste das Duo die unmittelbare Olympia-Quali fikation nach strittigem Fotofinish bloß um Zentimeter, um umgerechnet sechs Tausendstelsekunden. „Das war hart. In dem Moment ist vieles zusammengebrochen“, erinnert sich Lehaci, die laut Schwarz einen Schlag zu früh aufgehört hat. Anfänglichem
Schweigen folgte eine intensive Aus sprache und letztlich das für die Zukunft entscheidende Learning. „Seitdem schaue ich nicht mehr ins Ziel, sondern immer 300 Meter in die Ferne. Damit ich glaube, noch 300 Meter weiter fahren zu müssen.“ Schwarz: „Das Wichtigste war, nach dem ersten Schock über die Aktion zu sprechen, ohne einander dabei zu beschuldigen. Denn wir sitzen – und das ist keine Meta pher – im selben Boot.“
I
n diesem Boot konnten die Athletin nen Dinge verinnerlichen, die sie auch an Land veränderten. Die fünf Jahre jüngere Lehaci fand in ihrer Trainings kollegin eine Leitfigur. Weil mit ihr nebulöse Träume zu klar definierten gemeinsamen Zielen wurden, fremde THE RED BULLETIN
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Kraft aus der Mitte: im Kanusport besonders zutreffend. Core-Training mit Ana-Roxana Lehaci. Warm-up: Wir starten unsere e instündige Einheit mit 100 Liegestützen und 100 Klimmzügen: zehn Sätze zu zehn Wiederholungen. Ran an die Bank: Jetzt kommt klassisches Krafttraining: Bankdrücken mit Langhanteln. Zehn Sätze zu zehn Wiederholungen mit 50 Kilo oder fünf Sätze mit Maximalgewicht. Das heißt für mich 102,5 Kilo, etwas mehr als für Vicki. Bodenkommando: Unser Trainer gibt das Signal: „21 Minuten Stabi“ – wir wissen: auf den Boden. Eine Übung: 45 Sekunden am Rücken liegend Beine in der Luft halten, 15 Sekunden Pause.
Ballgefühl: kein Stabi-Training
ohne Pezziball. Zum Beispiel Füße auf die Bank, Schultern auf den Ball, Hintern in die Höhe – und wieder halten!
Nichts wie raus: Zum Abschluss gehen wir 15 Minuten auslaufen. Im Freien, nicht am Laufband. Wir sind ja Naturmenschen.
Schläge in perfekter Harmonie: Lehaci gibt das Tempo vor, Schwarz muss sich ihrer Vorderfrau anpassen.
„Durch Vicki bin ich selbstbewusster geworden.“ Ana-Roxana Lehaci
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rfahrungen zu einem persönlichen E Wissensvorsprung. „Durch meine Zeit mit Vicki bin ich erwachsen geworden. Ich habe g elernt, Probleme selbst zu lösen, meine Meinung zu sagen. Ich bin heute viel selbstbewusster.“ Keine leeren Worthülsen, denn für Lehaci hätte die Karriere ebenso gut zu Ende sein können, bevor sie so richtig gestartet hat. In der Jugendkategorie zählte sie im Einzel weltweit zu den Besten ihres Jahrgangs, galt als großes Talent. Auch die ersten Jahre in der Einzel-Leistungsklasse liefen vielversprechend. „Es ging Schritt für Schritt nach oben. Aber dann
habe ich 2012 das Ticket für Olympia in London verpasst. Ich habe mein Selbst bewusstsein verloren und mir eingeredet, ich sei zu schwach.“ Die Entscheidung, ins Zweierkajak zu wechseln, brachte ihr die Freude zurück. Der große Unterschied ist banal, aber entscheidend: Zu zweit ist man nie allein. „Und wenn du siehst, dass du nicht allein bist, fällt es dir leichter, dich wieder aufzurappeln, wieder an den Start zu gehen, es wieder zu probieren.“
Instagram: @ana_roxy @vicki_schwarz THE RED BULLETIN
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AB 4. OKTOBER IM KINO A RED BULL MEDIA HOUSE PRODUCTION IN ASSOCIATION WITH SENDER FILMS STARRING TOMMY CALDWELL KEVIN JORGESON EDITED BY JOSH LOWELL DIRECTOR OF PHOTOGRAPHY BRETT LOWELL CINEMATOGRAPHY COREY RICH CO-PRODUCED BY NICK ROSEN ZACHARY BARR PRODUCED BY JOSH LOWELL PHILIPP MANDERLA PETER MORTIMER DIRECTED BY JOSH LOWELL PETER MORTIMER WWW.DAWNWALL-FILM.COM
ALFONSO SABELLA
VOR IHM ZITTERT DIE MAFIA
Staatsanwalt ALFONSO SABELLA ist Italiens wichtigster Mafiajäger. Er riskiert sein Leben im Kampf Gut gegen Böse – täglich. Er sagt: „Wer Angst hat, stirbt jeden Tag.“ Text HOLGER POTYE Fotos MATTIA ZOPPELLARO
Anti-Mafia-Staatsanwalt Alfonso Sabella brachte bereits 300 Mafiosi ins Gefängnis.
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„Deine Gegner müssen immer mehr Angst vor dir haben als du vor ihnen.“ Angst und Einsamkeit sind ständige Begleiter im Alltag eines Mafiajägers.
Wie wirkt sich eine solche Distanz auf eine Beziehung aus? Sie bedeutete das Ende meiner Ehe. Als wir nach meiner Zeit in Palermo wieder zusammenkamen, stellten wir fest, dass wir uns fremd geworden waren. Aber das ist ein sehr persönliches Thema.
Er
ist der Gute in einem Universum des Bösen. Er glaubt an Grundwerte, an die selbst der italienische Staat nicht mehr glaubt: Gerechtigkeit, Ordnung, Sicherheit für alle. Alfonso Sabella kämpfte als Staatsanwalt und Amtsrichter in den Anti-Mafia-Einheiten von Palermo und Rom, aktuell arbeitet er in Neapel. Seine Biografie wurde als Serie unter dem Titel „Il Cacciatore – The Hunter“ verfilmt.
the red bulletin: Haben Sie Familie? alfonso sabella: Ich habe eine Tochter, Carlotta. Sie stammt aus der Beziehung mit meiner Exfrau. Meine aktuelle Partnerin ist ebenfalls Amtsrichterin. Sie heißt Diana, wie die römische Göttin der Jagd. Ist es für jemanden in Ihrem Beruf möglich, seine Familie zu schützen? Ich beschützte meine Exfrau und meine Tochter, indem ich sie so weit wie nur möglich weggeschickt habe. Sie lebten in Mailand, ich arbeitete in Palermo, sieben Jahre lang – es waren die schwersten Jahre meines Lebens. Ich führte das Leben eines einsamen Hundes. Ich wollte nicht, dass meine Familie in einer ver barrikadierten Wohnung mit Sandsäcken an den Fenstern und über dem Dach kreisenden Hubschraubern leben muss. THE RED BULLETIN
Ihr engster Vertrauter war in dieser Zeit Ihr Bodyguard. Ich hatte fünf Männer, die auf mich aufpassten. Mein persönlicher Bodyguard war Leonardo Zarza, ein junger Carabiniere. Wir waren einander sehr nahe. Er brachte meine Frau ins Spital, als unsere Tochter zur Welt kam. Ich hatte damals einen alten gepanzerten, schwerfälligen Wagen. Leonardo glaubte nicht, dass wir es damit rechtzeitig zur Geburt schaffen würden. Also raste er mit meiner Frau in seinem Privatauto ins Spital, ich tuckerte ihnen mit meinem gepanzerten Wagen nach. Dank ihm kam meine Frau rechtzeitig zur Entbindung. Ich versuche, mir Ihr Leben vorzu stellen, ganz konkret, auch in banalen Dingen. Können Sie auf Urlaub gehen? Damals konnte ich es nicht. Kino? Ich hatte eine riesige Videosammlung. Es war die einzige Möglichkeit, Filme anzusehen. In ein öffentliches Kino zu gehen wäre zu gefährlich gewesen. Einkaufen? Unmöglich. Kein Shopping, keine Restaurants. Ich wurde über die Jahre ein guter Koch, hab es mir selbst beigebracht. Konnte Ihre Tochter in eine öffentliche Schule gehen? Ja, weil sie quasi inkognito in Mailand lebte. Aber ich konnte sie nicht besuchen oder von der Schule abholen. Ich hätte die anderen Mütter erschreckt und zudem riskiert, mein Cover auffliegen zu lassen. Wie bewahrt man sich in so einem Job die Fröhlichkeit am Leben? Ich habe immer viel gelacht. Manchmal war es ein bitteres Lachen, ja, aber mein Team und ich hatten ein Credo: Deine Gegner müssen immer mehr Angst vor dir haben als du vor ihnen. Was bereitet Ihnen heute Freude? Tanzen! Ich habe einen kleinen Raum in meinem Haus als Diskothek eingerichtet. Was treibt einen dazu, ein normales Leben gegen eines im Irrsinn einzu tauschen?
Ich wollte dort erfolgreich sein, wo andere versagt haben. Wenn ich in Schulen zu jungen Menschen spreche, zitiere ich Admiral Nelsons Rede vor der Schlacht von Trafalgar. Er sagte zu seinen Männern: „England erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht tun wird.“ Dieser Gedanke gilt auch für mich und mein Team. Sie müssen schreckliche Angst haben. Der von mir hoch geschätzte, 1992 er mordete Staatsanwalt Giovanni Falcone sagte: „Ein Mensch, der in Angst lebt, stirbt jeden Tag.“ Also keine Angst? So wenig wie möglich. Über welche Fähigkeiten verfügt ein guter Mafiajäger? Ein Jäger muss seine Beute „lesen“ können. Mir fiel das leichter als anderen Kollegen, weil ich in einem Dorf aufgewachsen bin, in dem jeder jeden kannte. An solchen Orten lernst du die menschliche Seele in vielen Facetten kennen. Aber Ihr Job verlangt doch auch Bruta lität, nicht nur feine Beobachtungen. Ich war nie ein Draufgänger. Ich studierte lieber stundenlang alte Fälle und suchte stets nach bestimmten Mustern im Verhalten der Mafiosi. Was taten sie in bestimmten Situationen? Mit wem waren sie regelmäßig in Kontakt? Wo hielten sie sich gern auf? All das war wichtig für mich. Ich wollte ihr Wesen lesen lernen. Eine wichtige Fähigkeit bei der Mafiajagd ist die Kunst der Recherche. Man muss die Vergangenheit verstehen, um die Zukunft zu sehen. Wenn ich ganz verzweifelt war, setzte ich eine Maßnahme ein, die Jäger anwenden, wenn sie un bedingt Beute m achen müssen. Und zwar? Ich „verbrannte“ das Land um meine Beute herum. Diese Methode hatte ich von Jägern in meinem Dorf gelernt, den Wilderern: Sie zündeten Teile des Walds an, bis dem gejagten Wildschwein nur mehr ein Fluchtweg blieb. Dort warteten sie, um es zu erlegen. Ich wandte diese Taktik an: Ich verhaftete alle Kumpane meiner Zielperson bis auf einen. Dann wartete ich, dass mein Mann mit dieser Person Kontakt aufnahm, und schlug zu. Warum will man einer der Guten sein in einem Land, in dem die bösen Buben so populär sind? (Lacht.) Sie haben recht. Das Böse übt eine gewisse Faszination aus. Aber für mich ist das Gute faszinierender. Nehmen wir den 63
„Ich war nie ein Draufgänger. Ich habe lieber stundenlang alte Fälle studiert. Ich suchte nach Mustern im Verhalten der Mafiosi.“ Alfonso Sabella meint, Helden werden nicht geboren, sie werden gemacht.
ehemaligen Mafiaboss Leoluca Bagarella als Beispiel. Er war ein liebender Familienvater. Aber mit denselben Händen, mit denen er seine Frau in den Armen hielt, erwürgte er auch Menschen. Wann haben Sie beschlossen, einer der Guten zu werden? Das wusste ich von klein auf. Ich stamme aus einer Familie von Anwälten. Mein Vater war sozial sehr engagiert. Ich habe auch meiner Tochter Carlotta, als sie klein war, statt aus Märchenbüchern aus der italienischen Verfassung vorgelesen und darüber erzählt. Einem kleinen Mädchen? Sie liebte es! Wie motiviert man sich im Kampf gegen einen Gegner, von dem man weiß, dass er letztlich übermächtig ist? John F. Kennedy sagte: „Frag nicht, was dein Land für dich tun kann; frag, was du für dein Land tun kannst.“ Das heißt, dass alles getan werden kann. Alles ist möglich. Aber gerade in Süditalien versagt dieser Staat oft. Also springt die Mafia ein – mit Essen, Jobs und sogar bei der Müll entsorgung. Die Mafia übernimmt Auf gaben des Staates, dem Sie dienen – und der täglich versagt. Probleme sind keine Entschuldigungen dafür, nichts zu tun. Es gab einen heroi-
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schen Priester, Giuseppe „Pino“ Puglisi. Die Mafia richtete ihn am 15. September 1993, seinem Geburtstag, hin – weil er Kindern und Jugendlichen beibrachte, mit ihrem eigenen Kopf zu denken, ihnen Jobs verschaffte und sie unabhängig machte. Er zeigte ihnen, dass die Zukunft mehr Möglichkeiten bietet, als entweder Teil der Mafia oder eines ihrer Opfer zu werden. Die Mafia konnte das nicht tolerieren. Papst Franziskus hat die Mafia 2014 ex kommuniziert. Hat das etwas bewegt? Die Mafia hat ein äußerst seltsames Verhältnis zum Glauben. Ich habe von MafiaKillern gehört, die sich bekreuzigten, bevor sie jemanden umbrachten. Sie beteten zu Gott, damit sie nicht von der Polizei erwischt würden. Das hat nichts mit Religion zu tun. Das ist Aberglaube, Bigotterie. Die Kirche hatte in der Geschichte ein ambivalentes Verhältnis zur Mafia. Der berüchtigte Mafioso Pietro Aglieri wurde nach einer Messe verhaftet, die ein Priester in seinem Haus veranstaltet hatte. Sie arbeiten als Amtsrichter in Neapel. Hat man nicht irgendwann genug? Nein. Mich beschäftigt gerade die Camorra (lacht). Glauben Sie mir, dieser Kampf ist eine unendliche Geschichte.
Die TV-Serie „Il Cacciatore – The Hunter“ basiert auf Alfonso Sabellas gleich namiger Autobiografie und läuft auf Rai. THE RED BULLETIN
MÄHER RASEN Bei den „24 h Tracteurs Tondeuses de France“ kämpfen Europas schnellste Rasenmäher in einem zermürbenden MotorsportEvent um Ruhm, Anerkennung und ein Huhn. Richtig gelesen: Motorsport. Event. Rasenmäher. Huhn. Text ANTHONY ROWLINSON Fotos TAZ DARLING 67
„ICH HATTE EINEN RASENMÄHER TRAKTOR IM GARTEN, DEN ICH KAUM NUTZTE.“ Der Franzose Daniel Bouquet, einer der Organisatoren des Rennens, über den Beginn seiner Motorsportkarriere
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as 24-Stunden-Rasenmäherrennen am Osterwochenende in den französischen Ardennen ist kaum eine Stunde alt, und schon ist es passiert. Ein schmerzhaft deutlicher, krachender mechanischer Defekt schleudert die Maschine von und mit Doppelweltmeister Bob Koniger durch die Luft direkt auf den Boden der Tatsachen. Das rechte Vorderrad ist gebrochen. Auch Koniger kommt nicht ganz un geschoren davon, genauer gesagt: sein Nacken. Der Doppelweltmeister liegt benommen auf einem Feld inmitten von Strohballen und jeder Menge Schlamm. In der Königsklasse des Motorsports wäre ein vergleichbarer Unfall durch die Presse gegangen. Wie 2016, als Fernando Alonso in Melbourne seinen McLaren zerlegte und Nachrichten vom Unfallhergang und seinem Zustand (letztlich nur ein paar wortreich umschriebene Schrammen) weltweit Schlagzeilen machten. Die Reaktionen beim „24 h Tracteurs Tondeuses de France“ sind im Vergleich dazu eher verhalten. Immerhin: Dem Champ wird aufgeholfen, der Staub wird ihm vom Rücken geklopft, man ermutigt ihn freundlich, auf dem Rücksitz eines Lieferwagens wieder zu Kräften zu kommen. „Schauen wir mal, wie er sich nach ein paar Stunden fühlt“, sagt Teamkollege Les Pantry.
Wer an Frankreich und 24-StundenMotorsport denkt, sieht unweigerlich Bilder von Ferraris und Porsches vor sich, die in Le Mans durch die Nacht rasen. Nur sind wir hier nicht in Le Mans, sondern im Kaff Yvernaumont, und statt auf einer prestigeträchtigen Rennstrecke wird auf einem holprigen Hinterhof gefahren. Hier gibt’s Viehställe und eine einspurige Landstraße; die nächste größere Stadt – Charleville-Mézières – ist gut zehn Kilometer entfernt. Hier bleibt man nicht stehen. Hier fährt man durch. Es sei denn, man ist einer von rund 200 Rasenmäher-Rennsportlern, die aus Finnland, Süddeutschland, England und Luxemburg anreisen, um voller Leidenschaft mit kleinen motorisierten Fahrzeugen Rennen zu fahren, anstatt mit ihnen den Rasen zu pflegen. Warum man das tut? Nicht einer Trophäe oder des Preisgelds willen. Sondern wegen eines Laibs Käse und eines Stücks Geflügel im lebendigen Ganzen (dieses Jahr gibt’s ein Hühnchen zu gewinnen). Und was sind die wirklichen Beweggründe? Ganz einfach: Rasenmäher- Rennen ist Motorsport für jedes Budget. Und er Spirit beim Zweikampf in der Kurve ist derselbe wie zwischen Hamilton und Vettel, wahrscheinlich ist alles sogar ein wenig unverfälschter.
24-Stunden-Rennen sind hinter den Kulissen selten mondän. Dieses hier ist es auch nicht vor den Kulissen.
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ECHTER MOTORSPORT: 390-CM³EINZYLINDER MOTOR MIT 13 PS Die Besten erreichen Spitzen geschwindigkeiten von knapp 90 km/h.
WER OHNE GUMMISTIEFEL GEKOMMEN IST: SELBER SCHULD
Knatternde Idylle: einsames Kilometerfressen um drei Uhr morgens
Beleuchtung: LED-Lichter, wie man sie von Fahrrädern kennt
„Es ist wie ein Mini-Formel-1-Rennen“, sagt Carl Dimmock, einer der sechs Fahrer des britischen Teams Best Western. „Es geht um die richtige Strategie.“ Der Franzose Daniel Bouquet („wie die Blumen“, sagt er in Näsel-Englisch) ist einer der Organisatoren des Events. Seine Liebe zum Sport entdeckte er bei einem ausgedehnten Sonntagsessen mit ein, zwei Gläsern Rotwein. THE RED BULLETIN
„Ich hatte einen Rasenmäher-Traktor in meinem Garten, den ich kaum nutzte“, erzählt er auf Französisch, sein Neffe Alexandre übersetzt. „Ich hab einfach beschlossen, ihn zu einem Rennen mitzunehmen und es zu versuchen. Das war’s.“ Süper banal. Alex, ein 27-jähriger Arzt, und sein Cousin Boris wurden vom Onkel mit dem Rennfieber angesteckt, kurze Zeit später
lenkten sie einen Traktor über einen zu gefrorenen See in Finnland. „Der ging während des Rennens ein“, erzählt Alexandre. „Ich weiß noch, wie ich festgefroren dort saß und mir dachte: ‚Was mache ich hier?‘ Aber hey, viel leicht fahre ich auch noch die nächsten zwanzig Jahre.“ Das Event im finnischen Lavia, selbst ernanntes „härtestes Rasenmäher-Rennen der Welt“, wurde im Februar über zwölf Stunden abgehalten. Für viele der motivierteren Teams war es zugleich der Start der inoffiziellen Rennsaison, und viele von ihnen sind heute hier. Sie tragen ihre „Lavia 2018“-T-Shirts und -Schirmkappen voller Stolz. Und viele werden ihre Überzeugung vom Lavia als härtestem Rennen in etwas mehr als 24 Stunden möglicherweise überdenken. Nicht weniger als 37 Teams sind dabei. Vor ihnen liegen gut 1000 Runden auf dem 1,2 Kilometer langen Acker-Rundkurs.
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eim Fachsimpeln fällt einigen die Ähnlichkeit der Strecke mit dem „Circuit de Catalunya“ nahe Barcelona auf, wo seit 1991 der spanische Grand Prix abgehalten wird. Die Zahl der Gemeinsamkeiten bleibt, sagen wir es so, in überschaubarem Rahmen. Rasenmäher-Rennen versprühen 71
DIE BESTEN TEAMS FAHREN TRAKTOREN AUS DEN 1960ERN.
Der Morgen von Renntag zwei: Der nächtliche Regen hat das Rennen in eine Schlammschlacht verwandelt.
keinen Glanz. Und die einzigen Gerüche hier sind unverkennbar … ländlich. Es gibt Dixie-Klos, dazu eine proviso rische Bar mit Grill in einem Kuhstall, und Kühe sind natürlich auch da. Wer ohne Gummistiefel gekommen ist, ist selber schuld. Aber man merkt in jeder Sekunde, wie viel Leidenschaft in diesem Event steckt, wie sehr es in den Trainings zur Sache geht und wie abgebrüht die Spitzenfahrer ihre Maschinen lenken. Das ist pures Können. Die schnellsten unter ihnen beherrschen sogar den Scandinavian Flick, eine Rallye-Kurventechnik, geprägt von Größen wie Stig Blomqvist und Markku Alén. Ein enorm schwieriges, aber überaus effektives Manöver, bei dem man das Heck bewusst destabilisiert und den Extraschwung für einen gekonnten Drift nutzt, inklusive Beschleunigung aus der Kurve heraus. Es hat schon einen besonderen Reiz, den Scandinavian Flick bei einem Rasenmäher zu sehen. „Dieser Sport lehrt dich sehr viel über die Kontrolle eines Fahrzeugs“, sagt Richard Hawksbee vom Team Best Western. „Ich glaube, ich wäre ein guter Rennfahrer gewesen, aber wenn du einem gewöhnlichen Job nachgehst, ist die Gefahr einer Verletzung zu hoch. Und um im Profi sport aufzusteigen, muss man viel Geld 72
investieren – das ist hier nicht der Fall. Dieser Motorsport macht Spaß und bringt den Spaß in den Motorsport zurück.“ Um ernsthafte Motorsportqualitäten aus einem 390-cm3-Einzylindermotor mit 13 PS herauszuholen, ist einiges an Fingerspitzengefühl nötig. Zwar erreicht man damit Top-Speeds von annähernd 90 km/h, aber erst die absolute Kontrolle über jede Kurve ermöglicht konkurrenz-
fähige Rundenzeiten. Und „konkurrenzfähig“ ist das Schlüsselwort für die Teams Best Western, Les Lux aus Luxemburg und Team B1 aus Deutschland. Alle drei fahren mit modifizierten Wheelhorse-Rasenmähern aus den späten 1960ern. Im Gegensatz zu modernen Rasenmähern sind sie hoffnungslos ver altet, mit 118 Kilogramm aber auch sehr leicht, kosten maximal 1500 Euro, sind
Kleine bis mittelgroße Schäden am Chassis werden bei laufendem Motor behoben. THE RED BULLETIN
„Siegerehrung“ ist am Osterwochenende in den französischen Ardennen ein geflügeltes Wort.
also vergleichsweise billig und mit ihrem robusten Stahlrahmen auch leicht zu reparieren (eine Federung sucht man bei den Mähern vergeblich). Dazu kann man sie auch gut aufmotzen, zum Beispiel mit einer fixen Gokart-Hinterachse und einer Scheibenbremse und gekonnter Feinabstimmung der Winkel der Räder zum Boden. Motormodifikationen hin gegen sind streng verboten, genauso wie alle anderen Upgrades, bei denen man zu tief in die Tasche greifen müsste. Dieses Grundprinzip basiert auf der Übereinkunft der British Lawnmower Racing Association, die 1973 von Präsident Jim Gavin und seinen Freunden im Pub „Cricketers Arms“ in Wisborough Green gegründet wurde.
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er Flugzeugingenieur Les Pantry ist die treibende Kraft hinter dem britischen Rennen und das Aushängeschild bei der Welttour. Dieses Wochenende ist er Gastfahrer bei Les Lux. Die Verletzung des Luxemburger Top-Fahrers Bob Koniger macht ihn nachdenklich. Die Siegeshoffnungen sind damit zerstört, trotz Start aus der Poleposition. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich einer von uns verletzt“, sagt Pantry. „Vergangenes Jahr hat’s mich erwischt. Ich habe mir acht Rippen und zwei Hals THE RED BULLETIN
wirbel gebrochen. Danach war ich fast eine Woche im Krankenhaus. So ist es halt mit Rasenmähern – du musst sie mit Respekt behandeln, sie sind nicht für Speed gemacht. Sie wurden gebaut, um Gras zu schneiden.“ Aber heute machen sie einen tollen Job als Dreckschleudern, nachdem sie die Rennbahn in ein Schlammbad verwandelt haben. Sonntag früh sind noch 17 Rasenmäher im Rennen, klar in Führung liegt Team Best Western. Es besteht aus sechs Mitgliedern: Carl Dimmock (Küchen installateur), Jordan Bell (Stahlarbeiter), Matt Cable (Rasenmäherunternehmer und Kücheninstallateur), Wayne Stevens (Fensterputzer), Phil Jennings (Entwicklungsingenieur bei Jaguar Land Rover) und Richard Hawksbee (Vertriebsmanager für Maschinenwerkzeuge). Die einzige Schrecksekunde der sechs: ein Feuerball bei einer Tanknachfüllung, der aber außer einem erinnerungswür digen Special Effect, entsprechendem Gesprächsstoff für die Teambesprechung
„DAS HIER IST MOTORSPORT MIT SPASS.“
und einer angesengten Motorabdeckung keine Folgen hat. Nach 23 Stunden hat das Team einen nicht mehr einholbaren Vorsprung. Sie fahren aber weiter, vor allem weil sie die karierte Flagge bei Zieleinfahrt schwenken und Matt Cable erlauben wollen, die letzten Runden plus Siegesrunde zu fahren. Ihr Endergebnis von 981 Runden (vor Les Lux mit 939 Runden und Team B1 mit 912 Runden) bleibt schmerzlich knapp unter den 1000, die bei trockenen Bedingungen leicht möglich gewesen wären. Aber die gesamte Renndistanz lag trotzdem locker über 1000 Kilometern. Das ist eine beachtliche Leistung für eine bescheidene Maschine, die ursprünglich nur dafür gedacht war, flurschonend Rasen zu mähen. Nach 24 anstrengenden Stunden durch Matsch und Nässe können die Motoren endlich zur Ruhe kommen. Und es fällt einem schwer, in diesem M oment nicht ein wenig Bewunderung für die tüchtigen mechanischen Seelen im Inneren der rasenden Gartengeräte zu empfinden und für das Geschick jener, die sie zu Motorsport geräten machten. Dimmock fängt unseren Blick ein. „Lust auf eine Runde?“
redbull.co.uk/cutit 73
TAK E F I V E
Bahn-Radweltmeister AZIZULHASNI AWANG über …
SCHWÄCHEN IN STÄRKEN VERWANDELN Zu klein, zu schmächtig: Niemand hätte gedacht, dass aus diesem Kind je ein Spitzensportler wird. Doch der „Pocket Rocketman“ widerlegte alle Zweifler und wurde Malaysias erster Rad-Olympiasieger.
2 Gib niemals auf
Ich führte 2011 im Weltcup, als ein spanischer Fahrer in Manchester in mich reinkrachte, Sturz, ich rappelte mich auf, fuhr die letzten 100 Meter trotz heftiger Schmerzen zu Ende und blickte erst dann an mir runter. Ich dachte, ich sehe nicht recht: Ein 15 Zentimeter langer Holz splitter steckte in meiner Wade! Daheim in Malaysia dann OP, Reha, Physiotherapie. Es war hart, nach drei Monaten wieder aufs Rad zu steigen und bei null zu be ginnen. Aber ich kämpfte mich zurück!
3 Denk an die Taktik
Dass ich bei der WM 2017 KeirinGold gewonnen habe, bedeutet mir viel. Es ist eine ganz besondere Disziplin. Du kannst noch so gut in Form sein, ohne schlauen Plan wirst du scheitern. Und ich habe oft versagt. Zu verlieren ist hart, aber du musst hungrig bleiben. Thomas Edison scheiterte 99-mal, beim 100. Versuch erfand er die Glühbirne.
4 Arbeite hart. Arbeite härter
1 Nutze deine Nachteile In meinem ersten Weltcup-Finale 2008 in Melbourne war ich der kleinste Fahrer, fuhr den leichtesten Gang – und schlug sie alle.“ AZIZULHASNI AWANG
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Wegen meiner Größe (1,66 Meter; Anm.) hielt mich keiner für konkurrenz fähig. Aber ich fand eine Stärke, die den Nachteil ausgleicht: Ich schaffe eine höhere Trittfrequenz als die großen Jungs mit den dicken Beinen. 160 Umdrehungen pro Minute im Rennen, im Training in kurzen Sprints bis zu 200. Also – unter Maximal belastung! – mehr als drei Umdrehungen pro Sekunde. In meinem ersten WeltcupFinale 2008 in Melbourne war ich der kleinste Fahrer, fuhr den leichtesten Gang – und schlug sie trotzdem alle.
5 Hab Spaß
Druck, hohe Erwartungen … das ge hört dazu. Wenn du dir dann noch selbst Stress machst, kostet das enorm viel Ener gie. Für mich ist es anders: Wenn ich weiß, dass ich wirklich hart trainiert habe, kann ich auch große Rennen genießen. Dann wird die Bahn zu meinem Spielplatz!
Awang ist Rapha-Fahrer: rapha.cc Text MATT RAY Fotos BAKRI HAFIZ HISHAM THE RED BULLETIN
BAKRI HAFIZ HISHAM (2)
Medaillengewinner, zweifacher Vater, Nationalheld: Mit seinen 30 Jahren hat Awang schon eine Menge erreicht. Sein nächstes Ziel: Tokio 2020
Seit Rio ist das Niveau weiter gestie gen, in Tokio 2020 wird Keirin-Gold noch schwieriger zu gewinnen sein. Ich arbeite daran, mehr Muskelmasse aufzubauen, um auch bei hoher Trittfrequenz noch mehr Power aufs Pedal zu bringen. Bei der Langhantel-Kniebeuge schaffe ich 150 bis 160 Kilo, andere Weltklassesprinter min destens 200. Da muss ich noch zulegen. Mein Trainer sagt: „Je härter du trainierst, umso leichter wird das Rennen.“
ENTDECKEN
Wer ein Star werden will, muss erst mal durchs Tal der Tränen. Mini-Gigs vor desinteressierten Betrunkenen. Klinkenputzen bei Plattenfirmen. Ego-Kämpfe mit besserwisserischen Producern. Tausend Takes für jede Aufnahme, monatelanges Tüfteln an jedem Ton. Außer man ist CHVRCHES. Die Band aus Glasgow macht sich seit ihrer Gründung im Jahr 2013 einfach nur eine gute Zeit. „Jede Art von Druck schadet der Kreativität“, sagt Lauren Mayberry. „Wir versuchen lediglich, wir selbst zu bleiben und alles wegzulassen, was sich unangenehm anfühlt.“ Die New Yorkerin, die Journalistik studiert hat und Klavier sowie Schlagzeug spielt, ist die Frontfrau der Band, obwohl sie ursprünglich nur als Backgroundsängerin engagiert worden war. Als die BBC die damaligen Newcomer CHVRCHES vor fünf Jahren unter die fünf heißesten neuen Bands des Jahres wählte, begann deren steiler Aufstieg. Heute arbeitet das Trio mit Szene-Größen wie David Stewart (Eurythmics), Matt Berninger (The National) oder Greg Kurstin zusammen – und dehnt seinen Elektro-Pop am neuen Album „Love Is Dead“ in eine etwas aggressivere Richtung als bisher. Im Interview spricht Lauren Mayberry auch für ihre Bandkollegen Iain Cook (Synthesizer, Gitarre) und Martin Doherty (auch Synthesizer). 76
DANNY CLINCH
CHVRCHES sind die neuen Hohepriester des Synth-Pop. Ihre ersten beiden Alben machten sie zur Weltsensation, jetzt ist das dritte Album da. Und „Love Is Dead“ hat das Zeug, die ersten beiden Alben noch zu übertreffen. Zu Stars machte die Schotten rund um Sängerin L auren Mayberry ein Erfolgsrezept, das in der beinharten Leistungs gesellschaft des modernen Musikbusiness beinahe schon revolutionär klingt: „Verlasse niemals deine Komfortzone!“
Leadsängerin Lauren Mayberry mit Iain Cook (hinten rechts) und Martin Doherty. Das Erfolgsrezept des Trios: alles Unangenehme weglassen
Mach doch, was du willst Text BENJAMÍN ACOSTA
Poppig, aber immer noch indie: CHVRCHES stehen für einen eigenen Sound.
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THE RED BULLETIN
„Was würdest du auch ohne Bezahlung tun? Wenn du das weißt, kennst du deinen Traumberuf.“ „Wir haben keine Lust, unsere Musik an die Bedürfnisse der Charts anzupassen.“ the red bulletin: Jeder, der Musik macht, träumt vom großen Durchbruch. Warum ist er gerade euch gelungen? lauren mayberry: Ganz ehrlich: Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber ich glaube, wir kennen uns ein bisschen mit Kommunikation aus. Und wir haben das Glück, dass uns ein paar Songs einge fallen sind, mit denen sich die Leute identifizieren können.
DANNY CLINCH
Wie schreibt man einen guten Song? Am besten auf ganz alt modische Weise: Wir lassen uns von der Musik inspirieren, auf die wir selber stehen, und mixen ganz unterschiedliche Einflüsse, zum Beispiel Cyndi Lauper und The Cocteau Twins, The Cure und Depeche Mode. Und es macht uns riesi gen Spaß, uns mit den Leuten draußen auszutauschen – das ist die eigentliche Motivation und der Sinn von allem, was wir tun.
THE RED BULLETIN
Das klingt toll. Aber wenn wir ehrlich sind: Die Realität im Musikbusiness ist doch deutlich nüchterner. Man schreibt, wenn man Glück hat, einen Hit – und spielt ihn dann so lange auf und ab, bis man ihn selbst nicht mehr hören kann … Aber nein! Es ist völlig egal, ob wir einen Song schon hundertmal gespielt haben. Wir interpretieren jeden Song jedes Mal neu, so, als würden wir ihn zum allerersten Mal spielen. Auf lange Sicht kommt uns das zugute, weil die Fans das ja auch spüren, dass es uns Spaß macht – und dann selbst eine gute Zeit haben.
Wenn du selbst Spaß bei deiner Arbeit hast, ist das eine Win-win-Situation für alle. Erfolg beruht also zuerst einmal darauf, dass man sich bei der Arbeit nicht langweilt? Was würdest du auch ohne Bezahlung tun? Wenn du die Antwort weißt, kennst du deinen Traumberuf. Obwohl … eigentlich sehen wir das ein bisschen anders. Wir möchten lieber daran glauben, dass die richtigen Dinge von selbst passieren. Darum ist es für uns so fundamental wichtig, dass wir uns wohlfühlen. Erst wenn sich alles richtig und leicht anfühlt, können wir uns so ausdrücken, wie wir das möchten. Man sagt doch: Diamanten entstehen nur unter Druck? Das sehen viele so, ja. Aber ich glaube, es ist wichtiger, Bedin gungen zu schaffen, in denen man sich wohlfühlt und sich entfalten kann. Unsere ersten beiden Alben haben wir in un serem eigenen unterirdischen Studio aufgenommen. Es war unsere Zuflucht, ein magi scher, inspirierender Ort. Genau diese Atmosphäre hat uns zum Synth-Pop geführt. Das Genre hat uns gewählt, nicht umgekehrt – einfach weil wir zufällig die entspre chenden Instrumente hatten. Nicht wir haben es gemacht. Es ist passiert. Aber kann man sich in so einer Wohlfühl-Atmosphäre auch weiterentwickeln? Gerade da! So hatten wir Gelegenheit, in uns selbst rein zuhören, als Band zusammen zuwachsen und Ideen aus zutauschen. Wir konnten ganz frei herangehen und ausprobieren, wie weit wir mit unseren Instrumenten gehen können.
Erst die Sicherheit des geschützten Raums gibt einem die Freiheit, die man für E xperimente braucht? Genau. So sehen wir das. Wir bleiben immer in unserer Komfortzone, sowohl im Stu dio als auch bei unseren Kon zerten. Ich glaube überhaupt, der Schlüssel ist das Vertrau en. Wenn man das Gefühl hat, Freunde um sich zu haben, kann man sich besser konzen trieren, performt man besser. … und so habt ihr den typischen CHVRCHES -Sound gefunden. Diese Frage, was jetzt unser Sound ist und was nicht, was vielleicht richtig ist und was nicht, haben wir uns nie ge stellt. Wir wollten nie so ana lytisch darüber nachdenken. Wir haben jedenfalls nie be wusst ein Genre oder einen Stil gewählt, sondern die Din ge einfach passieren lassen. Nicht einmal mein Eintritt in die Band war geplant! Und du warst nicht von Beginn an die Frontfrau, stimmt das? Wir kannten uns von der Uni, und ich wollte die Jungs eigentlich nur mit Background Vocals beim Aufnehmen von ein paar Songs unterstützen. Aber dann haben wir gemerkt, wie gut wir als Team zusam menarbeiten. Es ist wie eine Ehe, nur dass wir zu dritt sind und jeder von uns seine eigene Persönlichkeit und Motivation einbringt. Zum Glück haben wir alle den gleichen Humor und die Bereitschaft, weiter voneinander zu lernen. Anders würde es gar nicht funktio nieren. Wie gesagt – wie in einer Ehe! chvrch.es
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guide Get it. Do it. See it.
Rein ins kalte Wasser: Surfer in den Wellen vor Ishikari an der Westküste Hokkaidōs
INS ANDERE JAPAN Japan ist mehr als Sushi, Sumo und Teezeremonie. In Hokkaido, dem Inselparadies im Norden, finden Kletterer, Biker & Kayakfahrer einen Abenteuerspielplatz mit fernöstlichem Charme.
PICTUREDESK,COM
Text EVELYN SPENCE
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Do it
24 STUNDEN In Hokkaidō teilen sich fünf Prozent von Japans Bevölkerung zwanzig Prozent der Landesfläche. So bleibt Platz für extreme Gegensätze: In einen einzigen Tag passen Nationalparks und Neonreklame, Shop pingmalls und schneebedeckte Vulkane. Zentrum des Geschehens ist Sapporo, Japans fünftgrößte Stadt und Bobo-Hauptquartier, erkennbar an einer ausgeprägten Mikrobrauerei-Szene, vielen Menschen in nachhaltiger Funktionskleidung und tollen Grün-Oasen. Den Morgen beginnt man mit
„Ganz Japan schwärmt vom guten und frischen Essen auf der Insel.“ SKI-GUIDE CHUCK OLBERY
einem Spaziergang durch den MoerenumaPark, in dem Kunst und Natur verschmelzen. Danach geht’s zum Klettern auf die roten Meeresklippen von Otaru, laut Snow boarder Ken Sasaki einer der Topspots der Insel. Wer lieber indoor klettert, findet in der riesigen Kletterhalle NAC Sapporo hunderte Routen. Endlos eben hingegen die Wanderwege im Nopporo Forest Park in Sapporos Vorstadt. In dem unbewirtschafteten Urwald wachsen 110 verschiedene Baumarten.
SCHLAFEN Im Cross Hotel, einem Boutique-Hotel in Gehweite vom Hauptbahnhof, kann man unter drei Arten von Zimmern wählen: Natural, Urban und Hip. Etwas mehr Platz gibt es im the b sapporo susukino mitten im Partyviertel Sapporos. ESSEN Sapporos bestes Ramen-Lokal? Eine schwierige Wahl, das Menya Saimi ist aber aus gutem Grund so berühmt. Sushi Mi yakawa verdiente sich 2018 drei MichelinSterne. Auf Kaffee (vom lokalen Röster Morihiko) und Donuts geht man am besten zum stylishen D×M. Außerdem typisch Sapporo: Jingisukan (gegrilltes Hammelfleisch), Lachskaviar und Currysuppe. TRINKEN Gönn dir eine Tour durch Sapporos gleichnamige Großbrauerei, aber verpass nicht Japans größten Biergarten Sapporo Odori. In der Brauerei Tsuki to Taiyo bekommt man zehn Sorten japanisches Craftbeer. Und obwohl der legendäre Barkeeper der Yamakazi Bar vor kurzem verstarb, ist sie noch immer eine gute Anlaufstelle für innovative Cocktails. BADEN Die einstündige Busfahrt von Sapporo nach Jozankei lohnt sich: Im Busticket ist der Eintritt zu einem Dutzend Onsen (heißen Quellen) inkludiert.
Ein weiterer Tipp: Rafting am Fluss Shiribetsu
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Ein Paradies für Kajak und SUP: die ShakotanHalbinsel
HOKKAIDŌ AN EINEM LANGEN
WOCHENENDE
Pro Saison kommt der Wintersportort Ni seko auf durchschnittlich 14 Meter Schnee. Die Flocken sind hier so groß, dass die Einheimischen sie „Hühnerfedern“ nennen, die Schneedecke heißt poetisch „Fukai Yuki Saiko“ – das große tiefe Pulver. Im Sommer sind die Temperaturen hier dafür naturgemäß moderater als im Rest Japans. In Summe also perfekte Alljahresbedingungen für jede Menge OutdoorAction: Mit der Niseko Annupuri Paraglider Association kann man vom Gipfel des 1308 Meter hohen Annupuri talwärts segeln. Stand-Up-Paddler besuchen die Insel Nakano in der Mitte des Toya-Sees, eines riesigen Kratersees des (immer noch aktiven) Vulkans Usu. Wer lieber festen Boden unter den Füßen hat, wandert hinauf auf den Gipfel des 1898 Meter hohen (und ebenfalls noch ak tiven) Vulkans Yōtei-zan. Der australische
ESSEN Bei Ezo Sea foods gibt es keine Speisekarte. Man wählt im Aquarium zum Beispiel Wollhandkrabbe oder Jakobsmuscheln und bestimmt deren Zubereitungsart. Moderne japanische Küche und tollen Sake gibt’s bei Posh An Dining. TRINKEN Die Gyu Bar ist immer voll. Im Toshiro’s gibt’s ein Dutzend japanischer Whiskys – und Barkeeper, die Hibiki und Hakushu auseinanderhalten können. BADEN Milchig und heiß: Das Goshiki Onsen liegt versteckt in den Birkenwäldern oberhalb der Stadt.
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PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES (4), SHUTTERSTOCK
HOKKAIDŌ IN
Japan
Das Udon-Angebot in Sapporo ist legendär.
Hokkaidō ist berühmt für abgelegene Onsen.
HOKKAIDŌ IN EINER
WOCHE
SCHLAFEN Das minimalistische bi.blé ist zugleich Hotelrestaurant und Bäckerei. Die komfortable Annupuri Lodge liegt direkt am Annu puri Niseko Ski Resort.
Auswanderer Ross Findlay, Gründer des Niseko Adventure Centre (NAC), umrundet den Vulkan am liebsten mit dem Mountain bike. Alternative zu dieser 50-KilometerTour: der riesige, neu gebaute Seilgarten des NAC mit hunderten Elementen wie einem Riesentrapez und einer Zipline.
Wintersportort: Niseko und sein Bergpanorama
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Experten-Tipp von Matt Naiman, Boss der Annupuri Lodge in Niseko: ein LeihwagenRoadtrip von der wildromantischen Shakotan-Halbinsel aus. Sie ragt wie ein Finger ins Japanische Meer, für dessen tieftürkise Farbe es im Japanischen ein eigenes Wort gibt: Shakotanblau. Zum Erkunden der Felsküste nimmt man am besten ein Kajak. Beste Wandergegend ist laut Skiguide Chuck Olbery der Daisetsuzan National Park, Japans größter Nationalpark, mit seinem engmaschigen Netz von Schutzhütten und Onsen, heißen Quellen. Ein Abstecher lohnt sich auch zum Shiretoko Nationalpark mit der dichtesten Bärenpopulation der Welt. (Diesen abgelegenen Landstrich hielten die Ureinwohner für das Ende der Welt.) Auch die Rishiri-Insel trägt bei den Einheimischen einen schönen Namen: „Insel der Träume“. Man erkundet sie am besten am 20 Kilometer langen Radweg entlang der Nordküste und kostet unterwegs vom berühmten Konbu-Seegras. Zu jeder Hokkaidō-Reise gehört auch eine Nacht in der traditionellen japanischen Herberge Ryokan. Normalerweise sind zwei großzügige Mahlzeiten und der Zugang zum Onsen inklusive. Besonders authentisch ist’s im 120 Jahre alten Nagomi No Yado Iida: Hier trägt man noch Kimono und schläft auf traditionellen Tatami-Matten.
SCHLAFEN Im modernen Ryokan Kuramare in der Nähe von Otaru ist Alkohol im Zimmerpreis inkludiert. Das La Vista Daisetsuzan in Asahidake Onsen erinnert an ein Alpenhotel, wird aber wie ein luxuriöser Ryokan geführt: Man kann sogar aus zehn Kissenarten wählen. ESSEN Weltklassesushi gibt’s im winzigen Nest Kamoenai auf der Shakotan-Halbinsel bei Katsuei Zushi. Im Tempura Tazawa werden zur Abendreservierung zwölf Gänge aus Meeresfrüchten und Gemüse serviert. Am Hakodate Morning Market verwöhnen rund 250 Stände mit Tintenfischbrötchen bis zu Donburi- Frühstücksbowls. TRINKEN Die Nikka-Whisky-Destillerie in Yoichi ist für ihren Peaty Malt bekannt, bei der Tour gibt’s drei Kostproben gratis. Im Musu in Kutchan wird selbst gebrannt. BADEN Noboribetsu ist bekannt für seine Onsen. Highlight: die gastfreundliche Takinoya mit ihrem milchig blauen Wasser.
Hokkaidō erreicht man über einen 90-minütigen Flug von Tokio nach Sapporo.
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Do it
AUF INS NÄCHSTE LEVEL!
Roter Bulle in Blau: Cihan Yasarlar spielt seit 2017 für das E-Sport-Team von RB Leipzig.
CHRISTOPH NEUMANN
Cihan Yasarlar ist E-SportProfi und Europameister in seiner Disziplin „FIFA“. Uns verrät er, wie jeder zum besseren Gamer wird – im Fußball und in jedem anderen Spiel.
Das erfolgreichste FußballGame der Welt begleitete Generationen und stellte manche Beziehung auf die Probe. Rückblick auf ein Vierteljahrhundert „FIFA“.
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1993
„FIFA International Soccer“: keine Namensrechte für Spieler oder Vereine, dafür umso mehr Spielspaß – Torhüter blocken, vor dem Schiedsrichter fliehen.
1996
„FIFA 97“: Der neue Hallenmodus ermöglicht digitalen Bandenzauber und begeistert Gamer bis heute. Wird seit FIFA 99 sehnlichst vermisst.
1998
„FIFA 99“: bessere Grafik für die Augen, genialer Soundtrack für die Ohren. Tolles Highlight: Fatboy Slims „Rockafeller Skank“.
2001
„FIFA Football 2002“: Mit „Pro Evolution Soccer“ startet eine konkurrenzfähige Fußball-Reihe. „FIFA“-Publisher EA ist gefordert, die Gamer- Nation fortan gespalten.
Audio-Star im Videospiel: Fatboy Slim
THE RED BULLETIN
EA SPORTS, GETTY IMAGES, SONY
25 JAHRE „FIFA“
Gaming
„Ich bin sicher kein perfekter Spieler, aber eine große Stärke habe ich: Selbst wenn ich hinten liege, gerate ich nie in Panik.“
MACH’S DIR BEQUEM LERNE VON DEN BESTEN
Sieh dir genau an, wie die Profis spielen. Es gibt ja zum Glück zu fast jedem Spiel Videos und Streams mit den Partien der besten Gamer. Wie gehen sie vor, was ist ihre Tak tik, wie reagieren sie in brenzligen Situationen? Bei „FIFA“ und anderen Spielen entscheiden oft Kleinig keiten über Sieg und Niederlage. Ich habe mir da früher viel abgeschaut, und selbst heute sehe ich mir von Gegnern, die ich nicht kenne, erst mal ein paar Spiele im Stream an, damit ich weiß, was mich erwartet.
ÜBE, ÜBE, ÜBE
Das hat schon dein Lehrer gesagt, aber es stimmt leider trotzdem: Wer nicht lernt, bleibt dumm. Das gilt auch für Videospiele. Egal ob es darum geht, bei einem Shooter die Karte auswendig zu kennen, bei einem Kampfspiel wie „Street Fighter“ komplizierte Moves zu be herrschen oder bei einem Fußball spiel die perfekte Ecke zu schlagen – das geht nur, wenn man viel übt. Ich trainiere fünf bis sieben Stunden am Tag, selbst wenn ich vielleicht mal keine große Lust habe. Denn nur so wird man zum Sieger.
2008
„FIFA 09“: Im Kampf um Gamerherzen punktet EA mit Grafik, Lizenzen und dem neuen Modus FIFA Ultimate Team – digitalen Sammelkarten.
2012
Eine der besten Investitionen, die ich je getätigt habe, war ein ergo nomischer Gaming-Stuhl. Der hat 300 Euro gekostet, aber wer sich verkrampft, spielt schlecht. Auf dem Stuhl mit den einstellbaren Rückenund Armlehnen kann ich stunden lang ohne Rückenschmerzen sitzen, und ins Schwitzen kommt nur der Gegner. Auch in der Fußball-Bundes liga sitzt ja keiner mehr auf einer Bank, sondern die Spieler warten auf bequemen Sesseln, bis es zum Auf wärmen für die Einwechslung geht.
DEFENSIVE GEWINNT
Ich bin sicher kein perfekter Spieler, aber eine große Stärke habe ich: Selbst wenn ich hinten liege, gerate ich nie in Panik. Ich bin immer über zeugt, dass ich noch gewinnen kann. Das liegt auch daran, dass meine Verteidigung fast immer gut steht. Deshalb kassiere ich selten viele Treffer und habe immer die Chance, wieder ins Spiel zurückzufinden. Für „FIFA“ und die meisten anderen Sportspiele gilt: Die Verteidigung ist entscheidend.
TRAU DIR ALLES ZU
Ich wurde zufällig entdeckt, als ich mit meiner Schulklasse auf der Inter nationalen Funkausstellung war und dort an einem Stand „FIFA“ spielte.
„FIFA 11“: „Fast perfek tes Fußball-Game“ – das offizielle PlayStationMagazin vergibt erst mals 10 von 10 Punkten für ein Spiel der Reihe.
2013
„FIFA 14“: Erfolgs faktor „überall spielbar“ auf die Spitze getrieben: Den Titel erschien für PC, PlayStation (PS) 4, PS 3, PS 2, PS Vita, PS Portable, Xbox One, Xbox 360, Wii und Nintendo 3DS.
Und jetzt bin ich Profi und kann vom Videospielen leben. Das ist eigent lich unglaublich. Doch E-Sport ist immer noch so neu, dass der Auf stieg zum Profi ganz schnell gehen kann, wenn man richtig gut ist. In zwischen bin ich Deutscher Meister und Europameister geworden, aber ich habe immer noch einen Traum, der mich antreibt: Ich will Welt meister werden.
VERLIER NICHT DEN KOPF
Anfänger machen bei „FIFA“ oft den Fehler, dass sie wild nach vorn rennen und sich auskontern lassen. Auch bei anderen Games hilft einem kopfloses Anstürmen nicht weiter. Und wer sich im Voice Chat provo zieren lässt, hat schon verloren. Deshalb: immer cool bleiben. Wenn du siegst, trifft das den Gegner här ter als jede unüberlegte Reaktion.
2015
„FIFA 16“: Eine Spiele reihe emanzipiert sich. Zum ersten Mal in der Geschichte kann man auch Frauenteams wählen. Stärks te Spielerin: US-Star Carli Lloyd (91).
2017
„FIFA 18“: Schritt für Schritt näher der Rea lität: dank Motion Capture – der digi talen Erfassung menschlicher Bewegungen – mit Cristiano Ronaldo.
2018
„FIFA 19“: Foto-Pro bleme mit Coverstar Cristiano Ronaldo nach dessen Wechsel von Real zu Juventus, aber ab 28. 9. erhältlich.
Real für digital: CR7 im Motion- Capture-Suit
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See it
KRATZ DIR DEIN VINYL!
Diesen Monat auf Red Bull TV: im Tonstudio mit einem Gitarrenhero, live am Netz mit Beachvolleyball-Stars, im Cockpit mit Rallye-Weltmeistern.
18 August ON DEMAND
SO SIEHST DU RED BULL TV ÜBERALL
Red Bull TV ist deine globale digitale Destination für Entertainment abseits des Alltäglichen, empfangbar rund um die Uhr an jedem Ort der Welt. Geh auf redbull.tv, hol dir die App oder connecte dich via Smart-TV.
ANALOG IN VIENNA: ALBERT HAMMOND JR Im Wiener Supersense Studio müssen Musiker Farbe bekennen: Bei der analogen Live-Aufnahme einer klassischen EP kann sich keiner hinter Overdubs und BackingTricks verstecken, denn jeder Ton (auch jeder nicht ganz so perfekt getroffene) wird live und direkt ins Vinyl gekratzt. Im Mai stellte sich Strokes-Gitarrist und SoloStar Albert Hammond Jr. vor intimer FanKulisse der besonderen Herausforderung. Den Live-Mitschnitt seiner Session siehst und hörst du auf Red Bull TV.
Alle Infos: redbull.tv
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THE RED BULLETIN
Ein echter Musiker: Albert Hammond Jr. stellt sich der Vinyl‑Aufnahme mit Vintage-Technik.
Der Strokes- Gitarrist veröffentlichte im März sein viertes Soloalbum, „Francis Trouble“.
THE RED BULLETIN
MARC SCHWARZ/RED BULL CONTENT POOL (2), JOERG MITTER/ SWATCH BEACH VOLLEYBALL MAJOR SERIES/ RED BULL CONTENT POOL, JAANUS REE/RED BULL CONTENTPOOL, BARTEK WOLINSKI/RED BULL CONTENTPOOL, CHRISTELLE DE CASTRO
August / September
Ausgewählte Musik und inspirierende Künstler-Interviews. Aktuelle Empfehlung:
14
August ON
DEMAND
BEACH MAJOR WIEN
Fünf Tage Beach Volleyball Major Series auf der Donau insel, komprimiert auf 52 Minuten. Am Programm: un vergessliche Ballwechsel (im Bild Clemens Doppler und Alex Horst), Interviews, Hintergrundstorys – und Party.
LIVE AUS BERLIN
17 25
bis 19. August
LIVE
RALLYE DEUTSCHLAND
Bei der Rallye Deutschland, Station Nr. 9 der World Rally Championship, rasen die weltbesten Fahrer durch die Weinberge des Moseltals. Kann Sébastian Ogier, der Sieger von 2016, Vorjahresgewinner Ott Tänak schlagen?
und 26. August
LIVE
MTB-DOWNHILL-WELTCUP Weltcupfinale! In La Bresse im Nordosten Frankreichs liefern sich die Downhiller auf den steilen Almwiesen der Vogesen den Showdown des Jahres – auf einem Kurs, der zuletzt 2011 am Weltcup-Programm stand.
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September ON AIR
Zurück am Ort, wo alles begann: Fünf Wochen lang (bis 12. Oktober) stehen die beliebtesten Shows auf Red Bull Radio ganz im Zeichen der Red Bull Music Academy, die nach 1998 auch 2018 in Berlin steigt. Zum 20-Jahr-Jubiläum stellen „Peak Time“ mit Vivian Host und andere Sendungen die spannendsten Geschichten und Künstler aus der pulsierenden Musikszene der deutschen Hauptstadt vor – und präsentieren die 61 Academy-Teilnehmer aus 37 Ländern.
AUFDREHEN: REDBULLRADIO.COM
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Do it FIT WIE EIN WELTMEISTER
„IMMER SCHÖN FLEXIBEL BLEIBEN“
Der US-Amerikaner Miles Chamley-Watson ist einer der besten Fechter der Welt – nicht zuletzt, weil er sogar im Flieger an seiner Fitness arbeitet und sechsmal täglich isst.
Miles Chamley-Watson
1,95 Meter groß, großflächig tätowiert: Der 28-Jährige fällt sogar auf der Fechtbahn im weißen Einheits-Outfit auf. Bei der WM 2013 stach er obendrein mit seinem Signature Move aus der Masse: Sein rückwärts über die Schulter geführter „Chamley-Watson“ bescherte dem Fechtsport den ersten Herren-Einzel-WM-Titel eines Amerikaners – und das erste virale Fecht-Video.
Fecht-Legende mit nicht einmal 30: Nach Chamley-Watson wurde sogar ein eigener Stoß benannt.
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Chamley-Watson holte bei der WM 2013 Einzel-Gold und bei Olympia 2016 mit dem US-Team Bronze.
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Fitness
WO R KO UT
„Fechten ist wie eine Kombination aus Schach und Boxen.“ „Wir Fechter müssen superschnell sein, auch im Kopf. Es geht darum, jeden Schritt des Gegners voraus planen oder zumindest erahnen zu können. Als Vorbereitung boxe ich, dazu kommen Koordinations übungen für Augen und Hände: Während des Workouts an einem Fitnessgerät wirft mir der Trainer Tennisbälle zu und schreit, wel chen ich fangen soll und welchen nicht. Klingt unkonventionell, schult aber perfekt die Koordi nation. Das merke ich nachher beim Fechten.“
B EWEG LI C H KE IT
THOMAS PRIOR (2), GETTY IMAGES (2), NIKE
ANDY LEWIS
„Mein Trick, um geschmeidig zu bleiben: Pilates.“ „In meinem Sport kommt es vor a llem auf Flexibilität in den Hüften und in den Gesäßmuskeln an. Asia tische Spitzenfechter legen einen Spagat nach dem anderen hin. Ich selbst schaffe ihn leider nur in eine Richtung – mit 1,95 Meter Körper größe ist es schwer, ähnlich flexibel zu bleiben. Aber es ist wahnsinnig wichtig, darum knie ich mich da richtig rein. Auch wenn ich im Flug zeug sitze, springe ich ständig auf und mache Stretching-Übungen.“
THE RED BULLETIN
E R NÄH R U N G
„Um elf Uhr habe ich bereits drei Mahlzeiten hinter mir.“ „Das Frühstück ist mein Treibstoff für den Tag, allein da stecken schon rund 2000 Kalorien drin: Ich gönne mir etwa gerne Eier und einen Smoothie mit Bananen, Erdnuss butter, Red Bull Tropical, Protein pulver und Kokosmilch. Prinzipiell esse ich sechsmal am Tag. Trut hahn-Jerky ist ein guter Snack, mittags achte ich auf Eiweiß reiches, Huhn mit Gemüse zum Beispiel. Abends gibt’s wieder viel Protein, wenig Fett und komplexe Kohlehydrate: Lachs mit Avocado, braunem Reis oder Quinoa.“
SONNTAGS WIRD GESÜNDIGT „Sonntags schlage ich über die Stränge: Pizza, Gnocchi mit Oberssauce, Burger, Süßes. Der Körper braucht auch mal andere Fette als nur die aus der Avocado.“
E R H O LU N G
„Umsorge täglich deinen Körper, das wirkt sich äußerst positiv aus.“ „Seit ich Profi bin, achte ich noch mehr auf meinen Körper: morgens und abends stretchen, täglich (!) Physiotherapie – immer zwischen dem Morgentraining im Fitness studio und dem Fechten am Nach mittag. Manchmal Schröpfen und Akupunktur, das entspannt die Muskeln – seit den Olympischen Spielen 2012 schwöre ich drauf! Ich nehme auch Salzbäder, gehe einmal die Woche in die russische Sauna, bekomme Massagen, lass mich im Floating Tank treiben und mache Kryotherapie. Ein fixer Punkt im Tagesablauf ist auch meine NormaTec-Recovery-Maschine.“
ERHOLEN WIE IM FLUG „Ich bin in meinem Leben 1,5 Millionen Kilometer geflogen – und versuche die Zeit über den Wolken zu nutzen, indem ich viel Wasser trinke, Kompressionsstrümpfe trage und Melatonin zum Schlafen nehme. Am Rückflug von China schlief ich elf Stunden durch. Die Flugbegleiter dachten schon, ich sei tot.“
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August / September
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RED BULL 400 BISCHOFSHOFEN
Es beginnt harmlos – mit einem Sprint über eine Wiese. Und wird innerhalb weniger Augenblicke zur Tortur – bis zum Ziel, das viele nur kriechend erreichen. Dazwischen liegen 400 Meter, die es in sich haben. Zum 8. Mal werden sich heuer hunderte Läufer die Paul-Außer leitner-Sprungschanze hochkämpfen. Wieder und wieder – bis zum großen Finale. Den Streckenrekord hält seit dem Vorjahr der Berchtesgadener Toni Palzer. Er schaffte die 400 Meter in 3:08,9 Minuten. Bischofshofen; rebull.com/400
Konzerte von Shantel sind rauschende Feste, bei denen der deutsche Musiker und seine achtköpfige Band alte osteuropäische Tanzmusik mit modernen Club-Sounds mixen. Anlässlich seines 50. Geburtstags geht Shantel mit neuer Werkschau „Shantology“ auf Tour. Conrad Sohm, Dornbirn; twitter.com/TheRealShantel
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August bis 2. September Bikefestival Premiere für das Bikefestival in Saalfelden Leogang. Drei Tage wird die Region zum Hotspot für Biker. Die Programm-Highlights: der Rocky Mountain Bike Marathon auf drei Strecken – die längste über 95 Kilometer, inklusive 3600 Höhenmeter –, die Rennen zu den Scott Enduro Series und das Finale der Austrian Pumptrack Series. Saalfelden Leogang; leogang.bike-festival.de
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September Sophie Hunger Im einen Moment kreischt sie wie Nina Hagen, im anderen gibt sie die bedächtige Jazz- Diva: Die derzeit spannendste und erfolgreichste Pop-Musikerin der Schweiz veröffentlicht Ende August ihr sechstes Album, „Molecules“, das elek tronischer als ihre bisherigen Platten ausgefallen ist. Live präsentiert sie die neuen Stücke bei ihrem Wiengastspiel. Grelle Forelle, Wien; sophiehunger.com
August Cigarettes After Sex
STEFAN VOITL/RED BULL CONTENT POOL, EBRU YILDIZ
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August Shantel & Bucovina Club Orkestar
In der grellen und lauten Welt des Pop dürfte dieses texanische Quartett eigentlich keinen Erfolg haben – und trotzdem wird es von Musikkritikern als coolste Newcomer-Band gefeiert. Die Songs ihres selbstbetitelten Debütalbums von 2017 sind leise und langsam, düster und verträumt. Kurz: der perfekte Soundtrack für die Zeit zwischen Mitternacht und Morgengrauen. Conrad Sohm, Dornbirn; cigarettesaftersex.com
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THE RED BULLETIN PROMOTION
Mercedes-Benz G 500: stilsicher im Einsatz
EINSATZBEREIT Das ist mal ein Dienstwagen: Niki Lauda und Toto Wolff überreichten dem Rekrutierungs-Team des Innenministeriums am 1. Juli 2018 in Spielberg einen Mercedes-Benz G 500.
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FOTOS: BUNDESMINISTERIUM FÜR INNERES
olizisten braucht das Land. Zur Unterstützung der Rekru tierungsmaßnahmen stellt Mercedes-Benz Österreich der Polizei den G 500 kostenlos zur Verfügung. Mit diesem Eyecatcher als Fahrzeug ist der Polizei Aufmerksamkeit gewiss.
Welche Voraussetzungen man für den Polizeidienst mitbringen muss? Einen guten Leumund beispielsweise, du musst handlungsfähig, mindestens 18 Jahre alt und im Besitz der öster reichischen Staatsbürgerschaft sein. Außerdem musst du den B-Führer schein besitzen und als Mann den Präsenz- oder Zivildienst abgeleistet haben. Das Aufnahmeverfahren be steht aus einer Sicherheitsüberprü fung, einem schriftlichen Test, einer medizinischen Untersuchung, einem Sporttest samt Rettungssimulation und einem Aufnahmegespräch. Die Grundausbildung für den Polizeidienst dauert 24 Monate, davon 17 Monate theoretische Fachausbildung sowie
sieben Monate praktische Einführung, um den Dienstbetrieb in einer Polizei inspektion kennenzulernen. Nach ein paar Jahren Dienst in einer Polizeiinspektion erhältst du die Möglichkeit, ins mittlere Führungs management aufzusteigen – z. B. als Kommandantin oder Kommandant einer Polizeiinspektion. Auch im oberen Führungsmanagement gibt es Entwicklungsmöglichkeiten wie das Bachelorstudium „Polizeiliche Füh
rung“ oder das Masterstudium „Stra tegisches Sicherheitsmanagement“ – als Rüstzeug für die Leitung eines Stadt- oder Bezirkspolizeikommandos oder einer leitenden Position in einer Landespolizeidirektion. Du kannst dich aber auch auf ein Fachgebiet spezialisieren wie den Kriminal- oder Verkehrsdienst, für das Einsatz kommando Cobra, die Alpine Einsatz gruppe, die Polizeidiensthunde abteilung oder die Flugpolizei.
BEWIRB DICH JETZT! Wenn auch du den Beruf einer Polizistin oder eines Polizisten ergreifen willst, kannst du dich bei der Landespolizeidirektion deiner Wahl bewerben. Polizisten im Einsatz bei der Formel 1 in Spielberg
Weitere Infos:
www.polizeikarriere.com
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August / September
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und 9. September
MOTO CIRCLE FESTIVAL
Wer Customized Bikes liebt, ist beim Moto Circle Festival goldrichtig. Ausgewiesene Könner des CustomizerFachs wie Vagabund, Titan oder Blechmann zeigen ihre maßgeschneiderten Motorräder. 3000 Besucher kamen zur Premiere im Vorjahr. Im Rahmenprogramm: Streetfood-Trucks, TattooKünstler und Barbiere. Ottakringer Brauerei, Wien; motocircle.at
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Heimspiel-Doppel in der Gruppenphase der Champions Hockey League (CHL). Nach den ersten beiden Auswärtsmatches steigen die Bullen daheim aufs Eis: am 6. September gegen die Cardiff Devils, am 8. gegen die Växjö Lakers (im Bild beim Spiel im Vorjahr). Der dritte Gegner der Salzburger in dieser ebenso interessanten wie schwierigen Gruppe ist der SC Bern. Die beiden Erstplatzierten steigen ins Playoff-Achtelfinale auf. Volksgarten, Salzburg; redbulls.com/icehockey
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KONSTANTIN REYER, GEPA PICTURES
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und 8. September EC Red Bull Salzburg in der CHL
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must-haves
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1 ALPHATAURI KOOV PARKA
Reisebegleiter gesucht? Der AlphaTauri KOOV Parka ist wasserdicht, atmungs aktiv, wirkt thermoregu lierend und wird durch das integrierte „Travelhandle“System zum perfekten Reisebegleiter. Die Taurex® Technologie des KOOV Parkas reflektiert abgegebene Energie und sorgt somit für ein besseres Wohl befinden. Der KOOV Parka ist ab 30. August in den AlphaTauri Stores sowie online verfügbar. alphatauri.com
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2 AKKUWUNDER SUUNTO 9
Für alle Abenteuer, die viel Zeit in Anspruch nehmen, ist die Suunto 9 Baro der ideale Begleiter. Mit dem intelligenten BatterielaufzeitSteuersystem passt sie den Energiehaushalt an Ihre Aktivitäten an. Im Ultramodus hält sie so bis zu 120 Stunden durch. Können Sie mit Ihrer neuen Uhr mithalten? suunto.com
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3 EIN LEBEN FÜR DIE FORMEL 1
In „Wie man ein Auto baut“ erzählt Adrian Newey von seiner unvergleichlichen, 35-jährigen Karriere im Formel-1-Zirkus: von den Autos, die er konstruiert hat, von den Fahrern, mit denen er gearbeitet hat, und von den Rennen, an welchen er mitgewirkt hat. Eine bemerkenswerte Auto biografie und zugleich eine große Geschichte der Technik und des Sports. pantauro.com
4 EISGEKÜHLTER WEIN – ÜBERALL DABEI!
Was gibt’s Besseres, als den Lieblingswein auch mitten in der Natur eisgekühlt genießen zu können? Die vakuumisolierte 750-mlWeinflasche von Hydro Flask sorgt für die optimale Trinktemperatur bis zum letzten Tropfen. Der ebenfalls doppelwandige Tumbler mit Isolierdeckel ist ein wahrer Handschmeichler. Die Flasche kommt mit stoßdämpfendem Silikonboden. hydroflask.com
5 GOLD – SILBER – BRONZE
BMW Motorrad Spezial. Kein Geschraube, keine Überraschungen, keine Kompromisse. Du bekommst mit BMW Motorrad Spezial ein Bike mit Deiner persönlichen Note und höchstem qualitativen Anspruch. Von hochwertigen Frästeilen bis zu exklusiven Lackierungen. Und das schon ab Werk und perfekt in das Fahrzeugkonzept der 5 BMW R nineT-Varianten integriert. bmw-motorrad.at/rninet
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bis 16. September
Olympiaworld und Kletterzentrum, Innsbruck; Alle Infos unter: innsbruck2018.com
Lokalmatador Jakob Schubert geht in allen Disziplinen (hier beim Lead) an den Start.
HÄNDE AN DIE WAND! Wenn im Climbers Paradise Tirol die Weltmeisterschaft im Sportklettern stattfindet, sind paradiesische Zustände garantiert. Für die Teilnehmer heißt das: perfekte Bedingungen an den Wänden der Olympiaworld und im 2017 eröffneten Kletterzentrum Innsbruck sowie Ruhetage zwischen den anstrengenden Bewerben. Für die Zuseher:
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spektakuläre Ausblicke sowie Finalentscheidungen abends oder am Wochenende.
Von Lead bis Speed
In vier Disziplinen und im Paraclimbing (Kletterer mit Behinderung) werden Champions ermittelt. Neben Lead, Bouldern und Speed werden 2018 erstmals Medaillen in der Kombination vergeben. Diese Disziplin – Speed, Bouldern und Lead an einem Tag – ist 2020 olympisch. Wer in Innsbruck ge-
winnt, ist somit zugleich Topfavorit für die Spiele in Tokio. Beste Chancen haben Adam Ondra (CZE), Jakob Schubert (AUT), Tomoa Naraski (JPN) bzw. Janja Garnbret (SLO), Akiyo Noguchi (JPN) und Jessica Pilz (AUT).
Wall of Fame
Den Profis zeigen, wie es geht? Hobby- Kletterer haben dazu bei der Walltopia Challenge am 11. September die Chance: eine Wand, 16 Boulder, 2 ½ Stunden Zeit.
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RAIFFEISEN/VANDORY, CAMILLE BLAKE, ÖSTERREICHISCHER ALPENVEREIN, LUKAS PILZ/RED BULL CONTENT POOL, JOHANNES MAIR/ALPSOLU, TVB INNSBRUCK/VORHOFER
KLETTER-WM INNSBRUCK
Athleten, die auf 17 Metern über sich hinauswachsen, Wegweiser für Tokio mitten in Tirol und ein Rahmen programm, das alle Rahmen sprengt – bereit für die größte SportkletterWeltmeisterschaft, die es je gab?
September
Bodenständige Unterhaltung
Neben sportlichen Wettkämpfen bieten die Veranstalter den Besuchern zahlreiche Alternativrouten im Rahmenprogramm. Den Lead übernimmt Electro-Größe Fritz Kalkbrenner mit seinem Konzert am 6. September auf dem Innsbrucker Marktplatz. Weitere musi kalische Höhepunkte: DJ in-style, Wax Wre ckaz und Heischneida. Cineasten kommen beim Filmfest St. Anton oder dem Stopp der Alp-Con Cinema Tour auf ihre Kosten, Action-Fans bei Tom Öhlers Trial-Bike-Show. TIPP: Die größten Partys steigen samstags beim Red Bull Climbers Clubbing bzw. der Red Bull Champions Party in der Orangerie im Congress.
Im Uhrzeigersinn von links oben: Fritz Kalkbrenner, „Filmheld“ Hias Rebitsch, Kalkkögel-Doku, Tom Öhler
Zahlenmaterial
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Klettergriffe werden fixiert, um den 700 Athletinnen und Athleten aus 65 Nationen möglichst heraus fordernde Routen zu bieten. Als Hilfsmittel stehen ihnen dabei 500 Kilogramm Chalk zur Verfügung. Unterstützung für die Veranstalter kommt von 150 freiwilligen Helfern, die im Rahmen der KletterWM insgesamt 20.000 Arbeitsstunden leisten.
Anna Stöhr
„DIE FANS SIND WIE DAS MEER“
Die 30-jährige Tirolerin Anna Stöhr zählte im Bouldern bis zu ihrem Rücktritt vom Wettkampfsport am 12. Juli zu den weltbesten Kletterinnen. Ihre Ausbeute bei Weltmeisterschaften: zweimal Gold (2007, 2011), zweimal Bronze (2009, 2012). Als Innsbruckerin weiß sie aber
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Jahre sind vergangen, seit zuletzt eine Weltmeisterschaft im Sportklettern in Innsbruck stattgefunden hat. Als Austragungsort diente schon 1993 die Olympiahalle, die Dimensionen waren aber deutlich bescheidener: 127 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zwei Disziplinen (Lead und Speed) und nur ein Wettkampftag.
genau, was die Athleten bei der WM 2018 erwartet. THE RED BULLETIN: Was ist das
Besondere an der Kletter-WM in Innsbruck? ANNA STÖHR: Innsbruck ist eine Kletterhauptstadt – mit Bergen und Wänden direkt vor der Haustür. Du hast daher ein sehr fachkundiges Publikum. Viele der Zuseher klettern selbst. Heißt das für die Athleten: mehr Experten – mehr Druck? Nein, mehr Begeisterung! In China kletterst du manchmal vor 5000 Leuten. Die schreien aber maximal „Oh!“, wenn jemand runterfällt. In Innsbruck werden Leistungen sofort honoriert. Zuseher erkennen, wenn ein Zug extrem schwierig war, und jubeln dir zu. Es kann richtig laut werden.
Rückenprobleme zwangen Anna Stöhr, 30, zum Rücktritt.
THE RED BULLETIN
Lenkt das nicht ab? Gehe ich an eine Wand, nehme ich die Zuseher wahr. Ich spüre
sie wie ein rauschendes Meer hinter mir, das Energie überträgt. Sobald ich die Griffe berühre, ist es still in mir. Da bin ich ganz bei mir. Erst wenn ich am Top ankomme oder auf die Matte falle, sind sie wieder da. Es ist ein ganz spezielles Gefühl. Macht das Performen vor Publikum die Faszination am Wettkampfklettern aus? Das ist ein Punkt. Der zweite: Im Gegensatz zum Klettern auf der Felswand gibt es keine Ausreden, kein Zuwarten. Nur Leistung nach Wettkampfkalender. Neu in Innsbruck ist die olympische Kombination. Worauf kommt es dabei an? Auf Ressourcen-Management. Du musst am letzten Tag der Wettkämpfe, wenn du eh schon müde bist, nochmals alle drei Disziplinen in Folge klettern. Wer größere Reserven hat, gewinnt. anna-stoehr.at
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IMPRESSUM ÖSTERREICH
THE RED BULLETIN WELTWEIT
Aktuell erscheint The Red Bulletin in sieben Ländern. In der US-Ausgabe begleiten wir Hip-HopPhilosoph Zaytoven durch seine Heimatstadt Atlanta. Mehr Storys abseits des Alltäglichen gibt’s auf: redbulletin.com
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Action-Highlight
Makes you fly
Das Bad in der Menge nahm Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo nach seinem Sieg beim Formel-1-Rennen in Monaco wortwörtlich. Auf dem Dach der Energy Station, der schwimmenden Unterkunft seines Teams im Hafen von Monte Carlo, sprang er in den Pool – stilvoll in der Pose einer Galionsfigur.
Die nächste Ausgabe des RED BULLETIN erscheint am 11. September 2018 98
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