The Red Bulletin AT 09/21

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ÖSTERREICH SEPTEMBER 2021 € 3,50

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN

UNSER ERSTES MAL PIZZERA & JAUS Das Power-Pop-Duo über Liebe, Rausch und GänsehautMomente

Paul Pizzera und Otto Jaus, gemalt in Öl auf Leinwand. Von Philip Burke, exklusiv für The Red Bulletin.


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E DI TO R I A L

WILLKOMMEN

EIN HEFT WIE GEMALT

PIZZERA & JAUS ALS ÖLGEMÄLDE

Seit Anfang der Achtzigerjahre malt US-Künstler Philip Burke (o.) Topstars für internationale Maga­ zine – für uns hat er das heimische Pop-Duo Pizzera & Jaus auf Leinwand ­verewigt. Ab Seite 40.

Gute Unterhaltung mit der neuen Ausgabe von The Red Bulletin! Die Redaktion

KÖNIG DER WELLEN

Fotograf Ben Thouard fasziniert die Schönheit großer Wellen – die allerschönsten ­findet er vor Tahiti. Ab Seite 20.

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Hektar misst das Areal des American-Football-­ Stadions in Inglewood, es ist d ­ amit fast dreimal so groß wie der Vatikan. Mehr Zahlen zur NFL auf Seite 14.

BEN THOUARD

Wo anfangen, wenn es gilt, eine Ausgabe ein­ zugeigen, die vor bunter Vielfalt strotzt? Wir machen es uns leicht: Wir beginnen dort, wo es besonders farbig zugeht: „Mit dem Pauli das Stadion zu zerlegen, das wäre herrlich“, sagt Otto Jaus von, ja, Pizzera & Jaus. Im Interview spricht das Erfolgsduo, das Ende August im Steinbruch von St. Margarethen bei Red Bull Jukebox auf der Bühne stehen wird, über erste Male. Illustriert wurden die beiden – ebenfalls zum ersten Mal – von einem, der sonst Musik­ legenden pinselt, etwa Miles Davis, Franz Zappa oder Kurt Cobain: nämlich vom New Yorker Künstler Philip Burke. Was wir noch zu bieten haben: das erwachsen gewordene Mountain­ bike-Wunderkind Vali Höll, die visionäre ­Designerin Flora Miranda und den erhellenden Regisseur David Schalko.

PHILIP BURKE (COVER)

FLORA MIRANDAS MODE-VISIONEN

Die Salzburger Designerin Flora Miranda hat eine klare Vorstellung von der Zukunft der Mode – Science-Fiction ist nichts dagegen: ab Seite 62.

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THE RED BULLETIN


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I N H A LT The Red Bulletin im September 2021

BIKE

48 SUPER-GIRL

Mountainbike-Wunderkind Valentina Höll: Nicht mal eine Verletzung kann sie bremsen.

COVERSTORY

40 PIZZERA & JAUS

Das Duo hat es mit Schmäh, Charme und Musik auf die großen Bühnen geschafft. Ein Gespräch über Anfänge.

STREETBALL

54 K ÄFIG VOLLER HELDEN

Ein legendärer Basketballplatz in New York – wo der Sport mehr als nur ein Spiel ist.

48 EINBLICK  Bikerin Vali Höll erzählt, warum ein schwerer Sturz ihr Leben positiv verändert hat.

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FASHION

62 ZUKUNFT DER MODE 20 KÖNIG DER WELLEN ­

Der französische Fotograf Ben Thouard ist auf große Wellen spezialisiert – und auf die Surfer darauf.

FUSSBALL

34 KICK IT LIKE KARISHMA

Wie eine 24-jährige Pakistani ihre Heimat dank der Kraft des Fußballs zum Besseren verändern will.

FILM

36 FRÖHLICHE WUNSCHLOSIGKEIT

David Schalko über seine neue TV-Serie und einen ­idealen Lebenszustand.

ARCHÄOLOGIE

38 M AN SPÜRT SO RICHTIG, DASS MAN LEBT Terry Madenholm ist Model und Archäologin – eine interessante Kombination.

8 GALLERY 14 ZAHLEN, BITTE!

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Eine 30-jährige Salzburgerin als Fashion-Visionärin. Sie macht Fiktion zum Faktum.

GUIDE

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen 73 REISEN. Ein Genuss-Wochenende mit dem E-Bike in Südtirol. 78 U HREN. Ein Chronograph, der über und unter Wasser gute Figur macht. 80 E -MOBILITÄT. Vier ZweiradKategorien mit Zukunft.

AUSBLICK  Designerin Flora Miranda zeigt eine Modewelt, in der Science-Fiction Realität wird.

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82 L ESESTOFF. Der unbarmherzige Samariter & andere Serien-Helden. 86 T IPPS & TRENDS. Die Empfehlungen der Redaktion. 88 RED BULL FLUGTAG UND KALENDER. Wichtige Termine. 92 BOULEVARD DER HELDEN. ­­Michael Köhlmeier über eine ­Begegnung zwischen Bob Dylan und Schachgenie Bobby Fischer.

16 FUNDSTÜCK 18 DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW

96 IMPRESSUM 98 CARTOON

DURCHBLICK  Regisseur David Schalko verrät, warum das Leben einer Kuh für ihn reizvoll ist.

THE RED BULLETIN

PHILIPP HORAK, NORMAN KONRAD, KLAUS PICHLER, ANTHONY GEATHERS

PORTFOLIO


54 KRAFTPLATZ Ein Basketballkäfig in New York zieht Menschen in ihren Bann – weil der Sport hier neue Bedeutung bekommt.

THE RED BULLETIN

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DENIS KLERO/RED BULL CONTENT POOL


LOS ANGELES, USA

Traumsprung Schaut super aus, wie sich der russische Freeride-Pionier Pavel Alekhin hier von sämtlichen physikalischen Zwängen ­befreit und locker über alle Berge hüpft. Aber bevor ihr fragt: Nein, natürlich ist das nicht wahr. Aber von Alekhins Landsmann, dem Fotografen und PhotoshopZauberer Denis Klero, gut ausgedacht und gut gemacht. „Ich wollte den echten Sprung in Los Angeles in einer künst­ lichen Traumkulisse zeigen“, sagt Klero. „Und Pavels Talent ist ja tatsächlich über den Wolken.“ Traumhafte Bilder: klero.ru

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LANDMANNALAUGAR, ISLAND

Gemälde aus Eis Der kalifornische Fotograf Chris Burkard hat an Bord einer Cessna (ein Flugzeug wie das kleine gelbe Ding auf dem Foto, das unter Burkards Maschine durchflog) die mächtigen Gletschersysteme im Hochland Islands aus der Vogelperspek­ tive dokumentiert, um ihre betörende Schönheit festzuhalten. Sein Bildband „At Glacier’s End“ soll die Menschheit ­daran erinnern, dass die Erderwärmung diese Naturdenkmäler für immer zum Verschwinden bringen könnte. Mehr Impressionen: atglaciersend.com


GOLF VON FINNLAND

Leuchtturmprojekt

CHRIS BURKARD, VICTOR SUKHORUKOV/RED BULL ILLUME

DAVYDD CHONG

Leuchttürme wie dieses 40 Meter hohe Exemplar nahe der russischen Metropole St. Petersburg haben eine noble Aufgabe: Sie ­bieten den Menschen auf hoher See beruhigende Orientierung. Manchmal machen sie aber auch einfach nur Spaß: zum Beispiel, wenn­ ­BASE-Jumper Semjon ­Lazarev von ihnen runterspringt. Mehr Fotos von Victor Sukhorukov: tankizt.com; Instagram: @tankizt

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YOSEMITE-TAL, KALIFORNIEN, USA

Mittagspause Dieser doch etwas ausgesetzte Ruheplatz befindet sich mitten in der be­rühmten ­Salathé-Wand des ikonischen Granit­ felsens El Capitan im Yosemite-­National­ park in Kalifornien. Das Foto – es zeigt die Bergkameraden des deutschen Foto­ grafen und Kletterers Alexander Wick – ist eine Hommage an eine Aufnahme, die der amerikanische Kletterpionier Tom Frost bei der Erstbesteigung der Wand im Jahr 1961 geschossen hat. Instagram: @alex.ander.wick


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ALEXANDER WICK/RED BULL ILLUME

DAVYDD CHONG


Z AHL EN, BI T T E!

NFL

Die Welt ist ein Eierlaberl Kaum eine Sportart ist derart auf Statistiken fixiert wie American Football. Zum Start der 102. NFL-Saison: legendäre Quarterbacks, ein Rekordbuch mit fast 900 Seiten und ein Stadion, größer als der Vatikan.

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100.000.000.000

Quarterbacks – Brett Favre, Peyton Manning, Drew Brees – haben gegen alle 32 NFLTeams zumindest ein Spiel ­gewonnen. Heuer könnte ­Superstar Tom Brady in diesen erlauchten Kreis aufsteigen.

Dollar, plus/minus, um­ gerechnet gut 84 Milliarden Euro, kassiert die NFL für die ­TV-Rechte von 2023 bis 2033.

2

24.960

99

121

Yards (90,5 m) muss ein Spieler maximal bis zum Touchdown laufen. Erst zwei schafften die volle Strecke: Tony Dorsett (1985) und Derrick Henry (2018).

Hektar (299 Acres) umfasst das Areal des SoFi Stadium in Inglewood, Kalifornien. Zum Vergleich: Der Vatikan misst 44 Hektar (109 Acres).

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14

100.000

Dollar Preisgeld bekommt der Sieger der „Big Data Bowl“: Die NFL stellt Daten („Next Gen Stats“) zur Verfügung und sucht so nach neuen nützlichen Statistik-Varianten.

16,8

Millionen Dollar (14,2 Mio. Euro) zahlten Google und Amazon 2020 für 90 Werbe­ sekunden beim Superbowl.

THE RED BULLETIN

HANNES KROPIK

Bälle muss Ausrüster Wilson Sporting Goods pro Saison mindestens zur Verfügung stellen, 780 für jedes der 32 Teams.

weibliche Referees werden für die Einhaltung der Regeln sorgen. Ganz neu im Job ist Maia Chaka, die erste Afro­ amerikanerin in der Position eines „On-Field Official“.

Jahre alt war der gebürtige Norweger Einar Magnus „Bill“ Irgens, als er 1921 als bisher ­ältester Spieler seinen ersten Punkt in der NFL machte.

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der 100 meistgesehenen TV-Shows der USA in den vergangenen fünf Jahren waren NFL-Spiele. Und: 24 der Top 25 drehten sich um Football.

CLAUDIA MEITERT

Spieler schaffte es, FußballMeister in Europa und NFLChampion zu werden: Der Österreicher „Wembley-Toni“ Fritsch gewann mit Rapid Wien (1964, 1967, 1968) und den Dallas Cowboys (1972).

Einträge umfasst eine Google-Liste von NFL-Rekorden. Das jährlich er­ scheinende „Record and Fact Book“ der NFL hat mittlerweile 872 Seiten.

GETTY IMAGES (3), PICTUREDESK.COM

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F U ND ST Ü CK

Serena Williams ist eine der besten Tennisspielerinnen aller Zeiten: Sie gewann 23 GrandSlam-Turniere.

SERENA WILLIAMS

Von der amerikanischen Tenniskönigin im Finale der US Open zertrümmerter Schläger, 2018 Es gibt viele Dinge, die Serena Williams ausgezeichnet kann, Verlieren zählt nicht dazu: Als sie im Finale der US Open im September 2018 gegen die junge Japanerin Naomi Osaka begriff, dass sie wohl nicht gewinnen würde, setzte es einen ihrer berüchtigten Wutausbrüche. Die Folge: drei Verwarnungen vom Schiedsrichter. Von der zweiten erzählt der mit einem wuchtigen Schlag zum emotionalen Ventil umfunktionierte Schläger oben. Im Tennis-Regelbuch heißt so was „Schlägermissbrauch“ und kostete 3000 Dollar Strafe.

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THE RED BULLETIN

GOLDIN AUCTIONS, GETTY IMAGES

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DAS F IK T IV E PHILO S O PHEN- IN T ERV IE W

EPIKUR SAGT:

„So lernst du die Kunst der Freude“

the red bulletin: Herr Epikur, Sie haben be­ hauptet, der Sinn des menschlichen Lebens bestehe darin, Lust und Freude zu emp­ finden. In der Welt von heute gibt es viele Menschen, die viel Zeit und Geld dafür aufwenden, extreme Erfahrungen zu machen, um ex­ trem viel Spaß zu haben. Etwa, indem sie mit einem Seil am Fuß Hm, aber dann wäre Freude ja von einer Brücke springen. so etwas wie eine Droge, die Was halten Sie davon? ­einen irgendwann in den Abgrund epikur: Keine Ahnung, ich habe so stürzt. Und die Lust an Extrem­ etwas noch nie ausprobiert. Wer sich erfahrungen wäre das Symptom zu meiner Zeit selbst erproben wollte, ­einer gesteigerten Abhängigkeit. konnte das bei einem unserer vielen Könnte sein, ja. Und deshalb ist Kriege tun. Aber das war nie so es so wichtig, beizeiten die Kunst „Das Geheimnis mein Ding. Ich habe es vorgezogen, liegt darin, so zu leben, der Freude zu lernen. Darum ging in meinem Garten zu lustwandeln, es in meinen Büchern. dass man sich gute Gespräche zu führen und mich am Licht der Sonne zu erfreuen. an ­allem freut, was ist, Und worin besteht diese Kunst der Freude? und nicht an dem, Vor allem darin, sich an den DinAber Sie haben doch gesagt, was man will.“ gen zu erfreuen, die wirklich zu wir Menschen täten gut daran, einem passen – die irgendwie ein Leben der Freude zu führen. Wenn jemand Freude daran hat, extreme Heraus­ naturgemäß und unbegrenzt vorhanden sind. Wie forderungen zu bestehen, dann ist das doch etwas gesagt: Ich habe immer die größte Freude, wenn ich Gutes, oder? mit g ­ uten Freunden durch meinen Garten schlendere­. Jaja, ich weiß, was Sie meinen, aber so einfach ist es Denn ich bin dann völlig frei davon, irgendetwas nicht. Nicht überall, wo Freude draufsteht, ist auch ­Tolles oder Extremes erfahren zu müssen. Ich bin Freude drin. Vorderhand sieht es doch so aus: Sie dann auch frei von Angst und Sorge. Ich glaube, das ­nehmen sich etwas vor, artikulieren einen Wunsch. ganze Geheimnis der Freude liegt darin, so zu leben, Und siehe da, es kommt so, wie Sie es wollten, und dass man sich an allem freut, was ist, und nicht an dann freuen Sie sich. Das war’s. Und was dann? dem, was man will. Du möchtest dich freuen? Dann hör auf, dich freuen zu wollen! Na ja, man freut sich, und wenn die Freude nach­ lässt, gibt es bestimmt ein nächstes Ziel, das man EPIKUR (um 341 – 271/270 v. Chr.) gilt als Philosoph der Freude. Damit hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Im Gegenteil: Zu sich setzt. Und wenn man auch das erreicht hat, allen Zeiten war er die Hassfigur von Moralpredigern, die ihn als dann ist die Freude doppelt so groß. Ahnherrn eines zügellosen Hedonismus verdammten. TatsächIm Gegenteil, mein Freund, die Freude wird schwächer. lich ging es Epikur aber nicht um ein Maximum an Spaß, sondern Erst unmerklich, aber dann umso mehr. Und weißt du, um Selbstgenügsamkeit, die das Leben so nimmt, wie es ist. warum? Weil deine Freude nicht mehr frei ist. Besser: CHRISTOPH QUARCH, 57, ist deutscher Philosoph, Gründer weil du nicht mehr frei bist. Du verhedderst dich im der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3.org) und Hamsterrad, brauchst immer neue Anreize, immer ­Autor zahlreicher philosophischer Bücher. Zuletzt erschienen: neue Wünsche, immer neue Ziele. Klar, du freust dich, „Kann ich? Darf ich? Soll ich? Philosophische Antworten auf alltäg­liche Fragen“, legenda Q, 2021. wenn du wieder einmal etwas erreicht hast, aber diese 18

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BENE ROHLMANN

Freude verpufft so schnell, wie sie kam. Und noch während sie verpufft, wirst du immer abhängiger von deinen kleinen Kicks der erfüllten Wünsche. Bis du auf die glorreiche Idee kommst, deine Ziele immer größer und extremer werden zu lassen – in der Hoffnung, dass auch die Freude dann extremer wird. Was aber nicht passiert. Stattdessen kannst du dich irgendwann gar nicht mehr freuen: Fünfzig Kilometer gelaufen? Okay, dann sechzig. Sechzig Kilometer gelaufen? Okay, dann siebzig. Das nimmt kein Ende, außer du fällst vorher tot um.

DR. CHRISTOPH QUARCH

Glücklich sein ist der Sinn des Lebens. Aber wie ist wirkliche Freude zu finden? Der alte Grieche Epikur meint in unserem fiktiven Interview mit Christoph Quarch: nur, ­indem man nicht krampfhaft nach ihr sucht.


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P O RT FO L IO

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König der Wellen Der französische Fotograf Ben Thouard macht unglaubliche Bilder von riesigen Wellen an der Küste von Tahiti. Und von Menschen, die mutig genug sind, sie zu reiten. Hier erzählt er, wie seine Kunstfotos entstehen. Protokoll PIERRE HENRY CAMY

Wisch und weg

Teahupo‘o, Juni 2016 „Das Foto von Matahi Drollet, den man den Prinz von Teahupo‘o nennt, habe ich mit einer langen Verschlusszeit gemacht. Das ist ästhetisch, aber kompliziert, denn irgendwas im Bild sollte scharf sein. Man braucht für solche Bilder Glück, aber mehr noch Entschlossenheit. Ich bin tausendmal gescheitert, bevor mir dieses Foto gelang.“

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Brecher aus Glas

Nordküste Tahitis, Dezember 2015 „Sonnenaufgang. Im Hintergrund ist eine Klippe, deshalb wirkt der Strand schwarz. Die ersten Sonnen­ strahlen fallen über die Klippe und brin­gen den Wellenkamm zum Leuchten, als wäre er aus Glas. Dass dich so eine Welle erwischt, willst du wirklich nicht. Sie kann dich zerquetschen.“

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Warten auf die Welle Teahupo‘o, Mai 2019

„Diese beiden Fotos sind unmittelbar nacheinander entstanden: Sechs Uhr früh, die Morgenbrise bläst den Schaum vom Wellenkamm, davor wartende Surfer, flaches Licht erleuchtet die Szene. So wie hier arbeite ich viel vom Jet-Ski aus, das macht mich flexibler.“

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Der unbekannte Surfer Teahupo‘o, Mai 2019

„Man muss auf die Welle warten, im richtigen Moment tauchen, sich umdrehen, Einstellungen und Bild­ ausschnitt wählen und abdrücken. Ich weiß bis heute nicht, wer der Surfer auf dem Bild ist – von unten sieht es jedenfalls aus, als würde er fliegen.“

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Notausgang Adrian Buchan, Teahupo‘o, August 2017

„Viele halten die Teahupo‘o-Welle für die gefährlichste der Welt – wegen ihrer Größe, ihrer Kraft und weil sie über einem scharfen Korallenriff bricht. Eigentlich wollte ich den Australier Adrian Buchan in der Tube fotografieren, doch dann nahm er den Notausgang durch die brechende Welle. So entstand dieses un­ gewöhnliche Foto: Adrian steht zwar noch auf dem Brett, aber unter Wasser.“

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Im Bauch des Ungeheuers

Matahi Drollet, Teahupo‘o, Juli 2015

„Diese Wellen waren so groß, dass die Surfer mit dem Jet-Ski hinein­ gebracht wurden. Trotzdem surft der Tahitianer Drollet nur mit der Kraft seiner Arme, er schafft es mit Müh und Not über dieses Monster. Ich befinde mich auf einem Boot ganz nah dran. Mein Erfolg hängt vom Kapitän ab. Aber die Fischer kennen die Teahupo‘o-Welle ­wirklich gut.“

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Im Blindflug

William Aliotti, Teahupo‘o, April 2016 „Ganz nah an der Action: Ich bin genau unter dem Kamm der Welle, die kurz davor ist, auf meine Kamera zu krachen. Ich bin schon vollständig unter Wasser, aber mein Arm mit der Kamera ist noch oben, um die Aufnahme zu machen. Ich schieße blind, nur so bekomme ich das Foto – Sekundenbruchteile bevor alles explodiert.“

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Majestätische Kurve

Südküste Tahitis, April 2020

„Neben meiner Arbeit als Surf-Fotograf begann ich mich für Orte zu interessieren, wo die Wellen unglaubliche Formen annehmen. Ein 300-Millimeter-Teleobjektiv ist zwar zum Schwimmen nicht sehr praktisch, erlaubt es mir aber, die Welle mit all ihren Details abzubilden.“

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Die große Waschmaschine Teahupo‘o, September 2017

„Das ist eine Teahupo‘o-Welle von unten. Wenn der Wellenkamm bricht und auf die Wasseroberfläche donnert, nimmt er Luft mit. Unter Wasser entstehen dann diese ­turbinenartigen Strukturen. Es ist hypnotisierend, ich bin regelrecht besessen von diesem Phänomen – es ist auch Thema meines nächsten Buches.“

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DER FOTOGRAF „Was mich an Wellen fasziniert? Sie erlauben es, auf einem einzigen Bild Ästhetik, Kraft oder einfach nur Schönheit festzuhalten“, sagt Ben Thouard, 35, 2019 Gesamt­sieger des Fotowettbewerbs Red Bull Illume. Thouard, geboren in Südfrankreich, entdeckte seine Leidenschaft fürs Fotografieren über das Windsurfen und ein Praktikum bei Bernard Biancotto, einem Pionier der Windsurf-Fotografie. Mit neunzehn verwirklichte er seinen Traum und ging nach Hawaii, um dort mit einem selbst gebauten, wasserdichten Kameragehäuse Windsurf-Fotos zu machen. Drei Jahre später, 2008, fuhr er weiter in die Südsee – nach Tahiti. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Thouard. „Die Kultur, die Menschen, die Qualität der Wellen, die Klarheit des Wassers und das häufig wechselnde Licht.“ Er blieb und konzentrierte sich auf Fotos von Surfern auf Big Waves. In den letzten Jahren lässt er immer öfter die Surfer weg und widmet sich der puren Schönheit der Welle. Ben Thouards erster Bildband („Surface“) ist 2018 erschienen. Sein neues Buch wird im November erwartet. benthouard.com

Die perfekte Welle Tahiti, Mai 2019

„Man hat mich gefragt, ob ich dieses Foto bearbeitet habe. Nein, überhaupt nicht! Das ist eine Stunde vor Sonnenaufgang, hinter uns ein Berg, wir schauen Richtung Sonne, der ablandige Wind bläst Gischt von der Welle. Das erzeugt ein Lichtspiel aus Wasser und Wind.“

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Fußball

Karishma Ali hat im Hochland von Pakistan einen Sportklub für Mädchen gegründet und es auf die Bestenliste des US-Magazins ­„Forbes“ geschafft. Ihr nächstes Projekt? Ein Stadion bauen. Text ALEXANDRA ZAGALSKY  Foto ABUZAR MIR

Vor fünf Jahren feierte Karishma Ali eine bittersüße Premiere: Das ­damals 19-jährige Fußballtalent war die ­erste Frau aus ihrem Heimat­ bezirk Chitral, die an einem großen Sportwettbewerb im Ausland teilnahm – bei den muslimischen Jubilee Games in Dubai. Ali, seit ihrem neunten Lebensjahr Fußballfan, ­hatte in der Highschool in Pakistans Hauptstadt Islamabad Fußballspielen gelernt, wo die Teilnahme von Mädchen am Turnunterricht liberaler ­gesehen wurde als sonst im Land. Als die pakistanischen Fuß­ ballerinnen in Dubai auch noch die Silbermedaille gewannen, kehrte sie mit dem festen Entschluss zurück, mehr Frauen zum Sport zu ermutigen. Sie organisierte ein kleines, niederschwelliges Trainingslager und rechnete mit bescheidenem Zulauf. Zu ihrer Überraschung erschienen mehr als 50 Mädchen zum Training. Doch das hatte seinen Preis: ­Chitral – eine abgelegene Gebirgs­ region im Norden Pakistans – ist außer­gewöhnlich konservativ und patriarchalisch geprägt. Prompt wurde Ali Ziel von Beschimpfungen und Drohungen im Netz. „Damals überforderten mich der viele Hass und die harsche Kritik“, erinnert sich die 24-Jährige. „Ich habe mich Nacht für Nacht in den Schlaf geweint.“

Dennoch ließ sie sich nicht entmutigen. 2018 gründete sie den ­Chitral Women’s Sports Club. Heute sind über 200 Frauen im Alter zwischen 8 und 16 Jahren Mitglied in dem Verein. Die Aktion erregte weltweit Aufsehen, sodass es Karishma Ali 2019 auf die Bestenliste „30 unter 30 in Asien“ des US-Wirtschafts­ magazins „Forbes“ schaffte. Inzwischen hat sie in Islamabad einen Abschluss der University of London in Business und Management gemacht und will diesen nutzen, um die Infrastruktur für Sport in der Region Chitral weiter zu verbessern. „Ich möchte ein Stadion für diese Mädchen bauen und den Sportklub in viele andere Täler tragen“, sagt sie. „Veränderung passiert nicht über Nacht, aber Fußball ist mehr als nur ein Spiel. Er ist ein Werkzeug, das positive Veränderung in die Gemeinschaften bringt.“ the red bulletin: Fußball drängt sich jetzt als Hobby für ein Mädchen in Chitral nicht gerade auf … karishma ali: Das habe ich meinem Vater zu verdanken. Seit 2006 schauen wir zusammen die WM, und danach war ich draußen und hab gekickt, was das Zeug hielt. Mein Vater ist sehr aufgeschlossen. Er hat 2002 die erste englische Schule in Chitral mitbegründet. Wenn Eltern ihre Söhne dort aus­ bilden lassen wollten, mussten sie auch ihre Töchter anmelden. Hast du geahnt, wie beliebt dein Fußballtrainingslager sein würde? Ich habe nur 20 Anmeldeformulare

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drucken lassen, aber die Mädels ­haben sie fotokopiert, sodass die Gruppe viel, viel größer wurde. Mir wurde bewusst, dass sie bereit sind, für ihre Rechte zu kämpfen, und dass ich ihnen dabei helfen konnte. Und wie hat sich das dann zu ­einem Sportklub entwickelt? Die Spielerinnen, mit denen ich ­arbeite, kommen aus 40 verschie­ denen Dörfern. Manche von ihnen mussten bis zu zwei Stunden zu Fuß gehen. 2019 gewannen wir ein Stipendium, mit dem wir Gelände­ wagen für den Transport zum Platz und zurück mieten konnten. Dadurch haben sich die Mitgliederzahlen ­verdoppelt. Chitral hat die höchste Selbstmordrate in ganz Pakistan, die meisten Betroffenen sind junge Frauen. Viele Mädchen kommen aus benachteiligten Situationen, der Fußball ermöglicht ihnen neue Perspektiven und eine Gemeinschaft. Dein Engagement hat dich auf die „Forbes“-Liste der „30 unter 30“ ­Asiens gebracht  … Ich war stolz, meinen Namen neben so inspirierenden Menschen wie Naomi Ōsaka (japanische Tennis­ spielerin; Anm.) zu sehen. Als Erstes habe ich meinen Vater angerufen, der seine Tränen nicht zurückhalten konnte. Vorher hatte man mich für verrückt gehalten, aber als ich die erste Bewohnerin von Chitral im „Forbes“ war, machte ich plötzlich Schlagzeilen in Pakistan. Das hat die Wahrnehmung von Frauen im Sport zum Besseren verändert. Trotzdem: Die Trolle im Netz ­haben sich schon versammelt … Wissen Sie was? Wenn die seinerzeit mein 19-jähriges Ich nicht aufhalten konnten, schaffen sie es heute erst recht nicht. Heute bin ich verrückt genug. Da stellt man sich mir besser nicht in den Weg. Twitter: @karishmaAli22

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„Manche Spielerinnen gingen zwei Stunden lang zu Fuß, um zu trainieren.“ Fußball-Pionierin Karishma Ali, 24, hier im Dress ihrer pakistanischen Heimatregion Chitral, glaubt an die Macht des Sports.

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Film

David Schalko meint, dass fröhliche Wunschlosigkeit der ideale Lebenszustand ist. Deshalb wünscht sich der Autor und Filmemacher das Leben einer Kuh. Interview RÜDIGER STURM  Foto KLAUS PICHLER

In seiner absurd-komischen TV-Serie „Ich und die anderen“ beschreibt ­Autor David Schalko allerhand (Irr-)Wege auf der Suche nach dem Glück. Hier erklärt der 48-Jährige, ­warum das Ego einem guten L ­ eben oft im Weg steht, warum er Müdigkeit gut findet und ein Leben als Wiederkäuer für erfreulich hielte.

Und Sie haben kein Ego mehr? Doch, schon. Mein Ego ist hartnäckig. Aber ich habe gelernt, es zu hinterfragen. Sobald ein Mensch denken kann, fängt er an, sich mit den großen Fragen auseinanderzusetzen: Wer ist man? Ist man das Ego? In welcher Situation befindet man sich in diesem Universum?

the red bulletin: Ihre Serie „Ich und die anderen“ handelt von einem Mann, dessen Wünsche einer nach dem anderen erfüllt werden. Ist das eine Voraussetzung dafür, um glücklich zu werden? david schalko: Nicht unbedingt. Man muss sich dabei bewusst machen, dass man in Wünsche etwas hineinprojiziert. Zum Beispiel glaubt man, dass man mit einem großen Haus automatisch glücklicher ist. Das stimmt nicht. Am besten geht es mir, wenn ich gar nichts will. Die fröhliche Wunschlosigkeit ist der Idealzustand.

Der Buddhismus meint ja, dass wir uns von unseren Begierden ­lösen sollen. Wollen Sie das auch? Ich glaube nicht, dass die Begierden­ das Problem sind, sondern das Anhaften daran. Wenn man das zu seinem Lebensinhalt macht und daran festhält, dann ist das die Ursache von sehr viel Leid. Und weil wir so am Leben hängen und ein obsessives Verhältnis zu unserem Eigentum haben, tun wir uns auch mit dem Sterben so schwer.

Wie erreicht man den? Dazu gehört die Auflösung des Egos. Man muss erkennen, dass das Ego nicht ein Freund ist, den man füttern soll, sondern dass es vielen Dingen im Weg steht. Eigentlich ist es nur eine Illusion, wenn man ­buddhistisch argumentiert.

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Hinter Ihnen sehen wir eine prachtvolle Bücherwand. Das heißt, die könnten Sie so einfach aufgeben? So buddhistisch eingestellt bin ich dann doch wieder nicht. Sie schreiben immer wieder über Menschen, die sich nach oberflächlicher Wunscherfüllung sehnen. Eines Ihrer nächsten Projekte ist ein Film über die Ibiza-Affäre. Woher kommen die Begierden ­Ihrer Charaktere eigentlich? Das sind oft Menschen, die nach Liebe suchen, um weniger einsam zu sein. Natürlich hat jede Figur auch andere Facetten, aber im Prinzip steht dieser Antrieb im Mittelpunkt.

Was ist für Sie wahre Liebe? Es gibt viele unterschiedliche Arten. Die allumfassendste Liebe ist die, bei der man jemand anderen mehr liebt als sich. Das heißt, man gibt sein eigenes Ego auf. Wo erleben Sie die? Am nächsten komme ich diesem Zustand bei meinen Kindern. Man stellt seine eigenen Interessen ­gegenüber ihren zurück. Denn die Aufgabe als Elternteil ist, sie zu unterstützen, dass sie diejenigen werden können, die sie werden wollen, und zwar in aller Freiheit, mit Selbstbewusstsein, aber auch mit der Umsicht anderen gegenüber. Allerdings scheint dieses Leben recht anstrengend. Sie wirken ein bisschen müde … Ich bin schon mein ganzes Leben lang müde. Für mich ist Müdigkeit kein negativer Zustand. Dabei entwickelt man eine komische Gelassen­ heit, weil man für zu viele Dinge zu müde ist. Man zieht sich dadurch automatisch in sich zurück, und das ist gar nicht so schlecht. Und wenn jemand Sie unbedingt antreiben will? Dann werde ich noch müder. Sie wirken ja sehr genügsam. Nehmen wir an, Sie würden ­wiedergeboren, wie die Buddhisten glauben. Wäre Ihnen ein ­Dasein als Tier lieber? Ich muss anmerken, dass ich nicht an Wiedergeburt glaube. Aber der Philosoph Friedrich Nietzsche sagte: „Alle guten Dinge haben etwas Lässiges und liegen wie Kühe auf der Wiese.“ Und die wiederkäuende Kuh auf der Wiese ist schon ein gutes Bild für Zufriedenheit. „Ich und die anderen“ läuft seit 29. Juli auf Sky.

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„Ich bin schon mein ganzes Leben lang müde.“ Regisseur Schalko, 48, hier beim Foto‑Shoot in Wien, empfindet das nicht unbedingt negativ.

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Archäologie

Terry Madenholm hat zwei interessante Jobs: Sie ist Archäologin und nebenbei gefragtes Model. Hier erklärt die 31-Jährige, wie sie antike Inka-Siedlungen mittels Drohnentechnik retten will. Text RACHAEL SIGEE  Foto CHRIS SAUNDERS

Wir erreichen Terry Madenholm in ihrer Pariser Wohnung. Sie steckt ­gerade mitten in den Vorbereitungen für eine Rettungsaktion: Es geht um die Ausgrabung einer über 500 Jahre alten Inka-Siedlung in der Provinz Cotopaxi in Ecuador, die von Klimawandel, Bebauungsplänen und – besonders unberechenbar – einem seit 2015 aktiven Vulkan bedroht ist. Die 31-Jährige gehört zu einem Team, das diesen Kulturschatz mittels ­modernster Drohnentechnologie und digitaler 3D-Rekonstruktion im allerletzten Moment für die Nachwelt bewahren will. Madenholm, in Stockholm ge­ boren und in Polen aufgewachsen, hat in Paris aber noch andere Sachen zu tun: Sie stand bereits für Werbekampagnen so schillernder Marken wie L’Oréal, Clarins oder L’Occitane als Model vor der Kamera. Ursprünglich dienten ihr solche Jobs nur zur Finanzierung des Archäologiestudiums. Doch die Modelkarriere nahm derart schnell Fahrt auf, dass sie ihre Zeit heute zu gleichen Teilen zwischen Ausgrabungen und Foto­ shootings aufteilt. „Ich sehe mich als Archäologin, die zufällig auch modelt“, sagt Madenholm. „Immer, wenn ich bei Ausgrabungen etwas finde, erscheint es mir wie eine ­Reise in die Vergangenheit. Indem ich verschwitzt und voll Schlamm meine Hände in die Erde stecke, starte ich eine Zeitmaschine.“

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the red bulletin: Wie fühlt es sich an, bei Ausgrabungen mitzumachen? terry madenholm: Es ist eine ­intensive Erfahrung und erfordert viel Durchhaltevermögen und Demut, weil man seine Ziele nicht immer erreicht. Manchmal sucht man monateoder sogar jahrelang nach etwas, das dann nicht so ergiebig ist wie erhofft. Abgesehen davon sind die Aus­ grabungen sehr anstrengend. Man kämpft ständig mit sich selbst und geht an seine Grenzen. Aber genau das mag ich an der Archäologie: Man spürt so richtig, dass man lebt. Wie kartieren und bewahren Sie antike Stätten? Mit Tools wie LiDAR, das steht für Light Detection and Ranging. Es funktioniert im Grunde ganz einfach: Ein Laser tastet die Erdober­ fläche ab und erzeugt ein 3D-Bild dessen, was darunter versteckt liegt. Diese Werkzeuge sind in der Archäologie ziemlich neu, aber sie bringen uns schneller voran. Die Drohnen verschaffen uns einen besseren Überblick über die Ausgrabungsstätte, sodass wir mit unseren Aufzeichnungen schneller fertig sind. Was bedeutet diese Technologie für die Zukunft der Archäologie? Sie kann neue Perspektiven eröffnen. Wir können plötzlich größere, mutigere Fragen stellen. Ich glaube, die Geschichte der alten Kulturen wird neu zu schreiben sein. Monumente und Artefakte können mittels 3DNachbildungen originalgetreu für die Nachwelt bewahrt und für Publikum

zugänglich gemacht werden. So wird die Archäologie auch demokratisiert: Jeder kann sich die Stätten ansehen, ohne selbst hinzufahren. Was war für Sie der bisherige ­Höhepunkt Ihrer Karriere als Archäologin? Die Entdeckung eines zweitausend Jahre alten Rings an der Küste von Tel Aviv. Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten Monate an einem Projekt und träumen die ganze Zeit nur davon, etwas Großartiges zu finden. Dann, im letzten Moment, kurz bevor das Projekt in die Winterpause geht, finden Sie plötzlich diesen Ring unter der Erde! Es fühlte sich irgendwie an, als hätte jemand den Ring vor zweitausend Jahren fallen lassen, damit ich ihn finde. Wenn man so ein persönliches Stück findet, dann spinnt man sofort eine Geschichte darüber, wer ihn gefertigt, wer ihn getragen hat. In meinem Kopf entstand das Bild eines dicken Kaufmanns, denn der Ring war riesig, und ich konnte ihn leicht über zwei Finger ziehen. Was erhoffen Sie sich in Zukunft für Ihre Arbeit? Überraschungen – die sind das Beste an der Archäologie. Denken Sie nur an die Ausgrabungen von Pompeji in Italien. Die Historiker waren ursprünglich überzeugt, dass der Vesuv am 24. August 79 n. Chr. ausgebrochen sei. Dann wurde 2018 eine alte Inschrift in Kohle entdeckt, aus der hervorging, dass der Ausbruch zwei Monate später statt­gefunden hatte. Daran sieht man, dass Archäologen und Historiker manchmal falschliegen. Diese Geschichte spricht mich sehr an. Ich will einfach Überraschungen erleben. Ich will von meinen Funden so richtig umgehauen werden! Terry Madenholm ist Projektpartnerin von Drone Archaeology: dronearchaeology.com

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„Was ich an der Archäologie mag? Man spürt so richtig, dass man lebt.“ Terry Madenholm, hier an der Aus­grabungsstätte La Cave aux Fées in Brueil-en-Vexin bei Paris, über die Faszination ihres Hauptberufs

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Musik

„ Mit dem Pauli das Stadion zu zerlegen, das wäre herrlich!“ Das Pop-Duo PIZZERA & JAUS hat es mit einer Mischung aus Schmäh und Musik auf die ganz großen Bühnen geschafft. Hier erzählen sie von den Meilen­ steinen ihrer Karriere. Ein Gespräch über den Sinn von Lampenfieber, das Geheimnis guter Witze und das Gefühl, vor 100.000 Leuten zu spielen. Interview WOLFGANG WIESER Artwork PHILIP BURKE

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ZWEI WIE PECH UND SCHWEFEL

Paul Pizzera (li.) und Otto Jaus, gemalt von US-Künstler Philip Burke. Irgendwann stellten sie fest, dass sie zu zweit stärker sind als allein. Seither geht’s bergauf.

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Musik

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ie beiden bündeln ihre Super­ kräfte. Paul ist ein Schmäh­ bruder, der die Pointen nur so aus dem Ärmel schüttelt, Otto ein Vollblutmusiker, der schon als Neunjähriger bei den Wiener Sängerknaben gesungen hat. Ihre Songs sind das Beste aus beiden Welten – gewitzte Melodien sozusagen. Seit 2015 singen Paul Pizzera, 33, und Otto Jaus, 38, über alles, was Herz und Hirn Freude macht. Bereits ihr dritter Song, „Jedermann“, wurde zum Mega-­ Hit. Seither ist das Duo auf den ganz großen Bühnen zu sehen. Am 27. August stehen Pizzera & Jaus im Steinbruch in St. Margarethen im Burgen­ land im Mittelpunkt einer einzigartigen Show: Red Bull Jukebox. Sie werden dabei jene Songs spielen, die ihre Fans zuvor ausgewählt haben (siehe Kasten auf S. 45). Im neuen the red bulletin-Podcast „Mein erstes Mal“ sprechen wir mit den beiden über wichtige Schritte auf ihrem Weg zum Erfolg. Und weil jeder Witz nicht nur eine Pointe, son­ dern auch einen Anfang hat, fragen wir die beiden nach ersten Lachern, ersten Auftritten und ihrem ersten Top-Hit.

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THE RED BULLETIN: Erinnert ihr euch noch an das erste Mal, als über euch so gelacht wurde, dass ihr stolz darauf wart? Paul pizzera: Auf jeden Fall. Das war in einem Chrysler im Death Valley in den USA, wo ich in jungen Jahren den „Bongo Boy“ von der EAV zum Besten ­gegeben hab. Ich glaube, das war die ­Initialzündung dafür, dass es mir taugt, wenn ich gelobt werde. Bei dir (zu Otto Jaus; Anm.) wird dieser Moment wahr­ scheinlich bei den Sängerknaben ge­ wesen sein, oder? Otto jaus: Ich weiß es nicht genau, muss ich ehrlich sagen. Woran ich mich wirklich erinnern kann, war, dass ich bei der Heimfahrt von der Schule immer der Buskasperl war. Ich weiß nicht, wie das funktioniert hat, aber ich habe ge­ lesen, was in einem Orangensaft­packerl drinnen ist. Und das habe ich kommen­ tiert – frag mich nicht, wie! ich kann mich nur erinnern, dass die letzten drei Reihen gelacht haben. Paul: Lustig, dass es bei uns beiden ­Vehikel waren. Wir sind uns einig, dass jede und jeder, der sich auf eine Bühne stellt, ein bisschen einen Schaden hat. Also, es ist wahrscheinlich ein Aufmerk­ samkeitsdrang. Ich finde das aber absolut legitim – wir bescheren ja anderen Leuten eine gute Zeit. Otto: Die Erfahrung, die mir den Weg gewiesen hat, war meine Zeit bei den Wiener Sängerknaben, weil ich da das erste Mal gemerkt habe, wie es ist, auf der Bühne zu stehen. Ich war Solist bei den Sängerknaben, und der erste Solo-­ Auftritt war eine Katastrophe. Und dann haben sie mir das Solo wieder weg­ genommen. Ist aber eh wieder gekom­ men, und ich habe schon mit­gekriegt: Das ist leiwand, die schauen a ­ lle auf dich, dann kannst du zeigen, was du THE RED BULLETIN


kannst. Und du merkst: Angst haben ist ganz schlecht. Nervös sein ist richtig. Du denkst, lasst mich raus, ich will das! Dann kommst du raus, und dann funktioniert das meistens voll leiwand. Paul: Das kann ich nur unterschreiben. Nicht umsonst heißt es, dass ein Bogen gespannt sein muss, damit ein Pfeil weit fliegen kann. Wenn man nicht nervös ist, dann ist man seiner selbst zu sicher, wenn man auf die Bühne geht. Und wenn man Angst hat, dann kann man nicht so gut sein, wie man es sein könnte. Du warst sicher auch sehr nervös vor diesem Gespräch mit uns, kaschierst es aber ­hervorragend. Ich freu mich wahnsinnig darauf, wieder nervös sein zu dürfen. Das ist ja auch ein Privileg, wieder auf die Bühne zu gehen. Braucht witzig sein auch Übung – oder reicht Talent? Paul: Große Frage, halleluja! Ich glaube, dass alles Übung braucht, oder? Talent ist schön und gut, wenn man es hat – dann funktioniert es durch Übung schneller.

„Ich wollte unbedingt wissen, wie ich vor Publikum ankomme. Da sind wir bei diesem Spagat aus Neugier und Selbst­ bewusstsein – man will einfach wissen, wie man wirkt.“ PAUL PIZZERA

Wann ist euch klar geworden, dass man tatsächlich üben muss und sich nicht nur aufs Talent verlassen darf? Otto: Ich glaube, uns war von Anfang an klar, dass wir üben müssen. Und es macht ja auch Spaß. Hätten wir in den vergangenen fünfzehn Monaten nicht ­geübt, wäre ich psychisch nicht dort, wo ich jetzt bin. Paul: Wenn ich es jetzt biografisch betrachte, war es bei mir immer so, dass ich gewusst habe, dass ich alles im Zuge des Übens noch besser machen kann. Was war das Schönste bei eurem ­ersten Mal auf der Bühne, oder war da ohnehin nur Angst?

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Musik

Paul: Bei mir war es hauptsächlich Angst. Aber ich wollte halt unbedingt wissen, wie ich ankomme. Da sind wir bei diesem Spagat aus Neugier und Selbstbewusstsein – man will einfach wissen, wie man wirkt. Ja, das war ­heftig und mit ganz hohem Puls. Das war bei einem Poetry Slam, a ­ lso bei so etwas wie einem Wettbewerb für moderne Gedichte. Paul: Das war ein Text, der nur aus ­Werbeslogans bestanden hat, und justament habe ich damit an dem Abend ­gewonnen. Wie war das bei dir bei den Sängerknaben? Otto: Ich habe keine Ahnung, ich kann es nicht sagen. Ich kann dir nicht einmal sagen, wo der erste Auftritt war, das ist so lange her. Ich weiß es nicht mehr. Wie kann man seinen ersten Auftritt bei den Sängerknaben vergessen? Otto: Ich habe wirklich sehr, sehr viele Auftritte gehabt. Zwei Auftritte, bei denen ich annehme, dass ihr euch beide dran erinnern könnt: Was war besser – Donauinsel oder Burgtheater? Paul: Das Donauinselfest ist so ein prestigeträchtiges Gelände, und Burgtheater ist einfach geil, da sind immer angesoffene Proleten. Nein, im Ernst: Burgtheater ist natürlich ein Ritterschlag, wunderschön und cool. Und die Donauinsel – das war schon richtig gestört. Wenn du von einem Motorboot abgeholt und hinter die Bühne geführt wirst und weißt, da sind dann hunderttausend Leute. Ich war noch nie so nervös wie dort, glaube ich.

„Einmal im Jahr, wenn die Tour vorbei ist, fahren wir zu zweit wohin. Abseits des Trubels – nicht, um zu proben, sondern nur, um zu zweit zu sein.“ OTTO JAUS

Otto: Das war auch der einzige Auftritt, bei dem wir von der Bühne 44

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runter­gegangen sind und gesagt haben, bitte lasst jetzt niemanden zu uns. Nie­ manden. Wir wollen einfach nur für uns sein. Wir sind dann zehn, fünfzehn Mi­ nuten nur dagesessen und haben keinen Ton rausgebracht.

Was ist ein guter Witz? Erzähl uns doch einen!

Wenn ihr an diesen Tag zurückdenkt, wie ist der überhaupt abgelaufen? Steht man da nicht schon mit einem seltsamen Gefühl auf?

Aber erzählen willst du keinen?

Paul: Du schläfst schweißgebadet ein vor so einem Auftritt. Dann: ganz nor­ male Routine, ein bisschen sporteln, was essen, Soundcheck, noch einmal ins ­Hotel, versuchen zu schlafen, aber das ist eben nicht gegangen. Otto: Einsingen im Hotelzimmer, zweieinhalb Stunden warten, während die anderen noch spielen – das ist schiach.

Paul: Gute Witze sind primitivgründig. Das heißt, sie haben eine intellektuelle Ebene und sind trotzdem etwas lasziv.

Paul: Ach so, sicher, klar. Harry steht an der Hofer-Kasse, legt auf: eine Banane, ein Joghurt, eine Semmel. Die Kassiererin sagt: „Sie sind Single, gell?“ Sagt er: „Ja, stimmt – weil ich so wenig einkaufe?“ Sagt sie: „Nein, weil Sie so schiach sind.“ Herrlich, ich liebe so was! Mir gefällt das halt sehr gut. Vermisst ihr einander auch manchmal? Otto: Natürlich, na sicher, es gibt auch SMS-Nachrichten, wo wir schreiben:

Müsst ihr eure Pointen vorher testen, oder seid ihr euch schon sicher, dass sie funk­tionieren?

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PHILIPP CARL RIEDL/RED BULL CONTENT POOL

Paul: Haben wir auch schon gemacht. Nur, wir zwei sind halt … also, ich bin starker Schnarcher. Otto: Ja, und ich schnarche auch. Aber wenn der Herr Pizzera neben dir zu schnarchen anfängt, ei, das ist … Ihr habt euch vor Jahren bei einer Rauchpause kennengelernt, und du, Otto, glaube ich, sagst immer, das war Liebe auf den ersten Tschick. Otto: Also wir zwei sagen das.

Paul: Ich bin einmal gefragt worden, was passiert wäre, wenn ich Nichtraucher ge­ wesen wäre, da habe ich gesagt: Für den Otto hätte ich zu rauchen angefangen. Sehr schön.

Otto: Stimmt, aber das ist Teil der Erfahrung.

Paul: Gerade dann. Das ist das Wich­ tigste. Also, jede Komödie braucht un­ bedingt auch eine Tragödie. Denn es gibt gute Witze und liebe. In den wirk­ lich guten Witzen, da passiert meistens auch was Böses.

Aber ihr teilt euch dann nicht ein Doppel­bett oder so?

Beschreib uns doch bitte einmal diese ­nahezu einzig­artige Liebe: Wie war das, dieser erste Tschick, den ihr gemeinsam geraucht habt?

Paul: Man testet die Pointen auf jeden Fall. Ist auch gut so, beruhigt einen auch. Meistens ist es so: Wir schreiben und müssen selber lachen. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass wir uns dach­ ten, das ist eine Kaiserwuchtel – und dann wurde sie mit der großen Stille abgestraft.

Könnt ihr auch Witze machen, wenn ihr traurig seid?

­ ida, ich vermisse dich schon richtig. O Einmal im Jahr, wenn die Tour vorbei ist, fahren wir auch zu zweit wohin. Abseits des Trubels – nicht, um zu proben, son­ dern einfach nur, um zu zweit sein.

RED BULL JUKEBOX MIT PIZZERA & JAUS Bei Red Bull Jukebox bestimmen die Fans per Voting (online und live), welche Songs Pizzera & Jaus spielen. Und in welcher Form – als Rap oder Reggae, mit Beatboxer oder a cappella. Die perfekte Location für das einzigartige Experiment ist der Steinbruch St. Margarethen im Burgenland. Termin: 27. August redbull.com/jukebox

Otto: Es war so, dass wir gemerkt haben, dass der jeweils andere Kompetenzen be­ sitzt, die man selber nicht hat, die man aber gern hätte – wo wir gemerkt haben: Zu zweit werden wir auf jeden Fall höher springen können als allein. Paul: Wir haben uns noch an dem Abend die Hand gegeben und gesagt: Das ziehen wir durch. Wenn man nun das erste Mal hört, dass man Nummer eins in der   45


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Hitparade ist, was geht da eigentlich in ­einem vor? Paul: Ich war mit einem Zahn weni­ ger und einem gebrochenen Haxen auf der Wiesen in München und habe rund drei Promille gehabt und habe mir nicht erklären können, ob das jetzt stimmt oder ob mich wer verarscht. Auf welches erste Mal in der Zukunft freut ihr euch?

KURT COBAIN, FRANK ZAPPA, MILES DAVIS Philip Burke hat praktisch alle Stars des Musik-Biz gemalt – hauptsächlich für das Magazin „Rolling Stone“.

Otto: Stadion. Vollgas. Zu zweit mit dem Pauli das Wiener Stadion zu zer­ legen, das wäre herrlich. Auf dieses erste Mal würde ich mich sehr freuen. Ich würde mir n ­ atürlich auch in die Hosen kacken, aber ich würde mich sehr freu­ en, also beruflich gesehen. Geht noch was drüber übers Stadion? Freudetechnisch, meine ich jetzt. Paul: Das erste Mal mit einer Frau eine längere Beziehung haben als mit dem Otto – auf das freue ich mich schon sehr.

„MEIN ERSTES MAL“

IST DIE RED BULLETIN-PODCAST-SERIE, in der Helden über ihre Anfänge sprechen. Die aktuelle Folge mit Pizzera & Jaus gibt’s im Podcast-Kanal von The Red Bulletin. Zu finden auf allen gängigen Platt­formen wie Spotify und auf redbulletin.com/ podcast

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Rock ’n’ Roll mit Pinsel

Der Mann, der Pizzera & Jaus für uns gemalt hat, ist selbst ein Star: der New Yorker Maler Philip Burke. Andy Warhol, so heißt es, auch Topstars aus Politik sei ein Fan von Philip und Schauspiel – und zwar ­Burke gewesen, als der in einer Art, wie es Fotos ­Anfang der Achtzigerjahre beim besten W ­ illen nicht in New York seine ersten vermögen, nämlich so, Zeichnungen im Magazin dass in den Bildnissen „Vanity Fair“ veröffent­ auch der Charakter der Philip Burke lichte; etwas später hat Porträtierten sichtbar wird. Burke den Gottvater der Für seine unverwechsel­ baren Gemälde bedient sich der Pop-Art s­ ogar porträtiert. bekennende Buddhist gar nicht Heute ist Philip Burke, 65, der schlechtesten Vorbilder: Als selbst eine lebende Legende des Inspiration, sagt er, hätten ihm Rock ’n’ Roll: Seit 1989 hat er alle die ­Arbeiten von Künstlern wie wesentlichen Köpfe des Musik­ van Gogh, Matisse, Picasso oder geschäfts für den „Rolling Stone“ Modigliani gedient. in Öl auf Leinwand verewigt, aber

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EINE GANZ NORMALE JUNGE FRAU …

… bis sie aufs Rad steigt. Vali Höll ist erst neunzehn, aber schon die schnellste Mountainbikerin Österreichs, ­ vielleicht sogar der Welt. Außerdem kann sie spontan tricksen, wie hier beim Shooting in ihrer Heimat Saalbach.

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Super-Girl

VALENTINA „VALI“ HÖLL galt als Mountainbike-Wunderkind. Voriges Jahr bei der Heim-WM hatten alle erwartet, dass sie sich zur Weltmeisterin krönen würde. Doch dann verletzte sie sich im Training. Ein Glück, sagt Höll: Denn jetzt weiß sie, wie man wieder aufsteht. Text WERNER JESSNER  Fotos PHILIPP HORAK


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kikönigin Lindsey Vonn wollte immer auf einer Herren-Strecke gegen Männer fahren. Für die 19-jährige Mountainbike-Downhillerin Vali Höll ist so etwas ganz normal. Im MountainbikeDownhill gibt es nur eine Strecke, und die ist einfach eine Männer-Strecke. Eine Wilde-Männer-­Strecke, die TV-Kameras wollen es so: Doppelsprünge, steile Wurzelpassagen, mehrere Meter tiefe Drops, und doch erfordert es gewaltigen technischen Aufwand, wie er für die Übertragungen des UCI Mountainbike World Cup auf redbull.com/bike betrieben wird, um das unfassbare Können und den Speed der Athleten einigermaßen wirklichkeitsgetreu abbilden zu können. Nachvollziehbar ist es ohnehin nicht, schon gar nicht vor Ort. Um beim Ski-Vergleich zu bleiben: Gute Skifahrer werden die Streif in Kitzbühel schon einigermaßen unfallfrei runterrutschen können. Es ist zwar steil und eisig und die Hose voll, aber mit Querstellen und Kantenrein­ hauen wird der Amateur nach etlichen Minuten oben an der Hausbergkante ­auftauchen und ein paar weitere danach vielleicht unbeschadet unten im Ziel. Auf der Downhill-Weltcup-Strecke in Leogang ist das für normalsterbliche Mountainbiker unmöglich, vor allem im Regen. Da gibt es ein paar Passagen, auf denen du keine sprichwörtlichen Kanten in den Untergrund rammen und runterrutschen kannst. Da gibt es Sprünge, die setzen eine gewisse Geschwindigkeit voraus, um zu funktionieren. Um abermals ein Winter-Bild zu gebrauchen: Es ist eher keine Lösung, sich auf einer Ski50

sprung-Schanze mit drei Meter Anlauf zu begnügen, weil man sich vor der Geschwindigkeit von ganz oben fürchtet. Wer oben nicht weiß, was er tut, wird unten aufprallen wie ein Stein. In Leogang gibt es gleich ein paar ­solcher Stellen, die selbst unter perfekten Bedingungen ein großes Herz brauchen. Im normalen Betrieb sind diese Sprünge, mitten im Bikepark gelegen, für die All­ gemeinheit gesperrt, das zuständige Rote Kreuz Salzburg, Dienststelle Saalfelden, dankt herzlich. Geöffnet sind sie ausschließlich bei Rennen, denn die Profis wissen, was sie tun. Profis hier bitte als gegenderte Variante zu verstehen, Frauen und Männer gleichermaßen (und wir ­legen für Lindsey Vonns unerfüllten Traum eine kleine Gedenksekunde ein). Was aber, wenn es regnet? „Dann ­haben wir auch die Hosen voll“, grinst Vali Höll, schon jetzt, mit neunzehn, die beste Downhillerin, die Österreich jemals hatte. Staatsmeisterin ohnehin, JuniorenWeltcup-Dominatorin, Junioren-Weltmeisterin. Noch so ein Spezifikum im Downhill: Nachwuchs-Racer fahren auf derselben Strecke wie die Großen. Daher sind die Zeiten 1:1 vergleichbar. In Vali Hölls Fall heißt das: Das Mädel bewegte sich mit siebzehn in der absoluten Welt­ spitze und wäre in jedem Rennen, das sie bei den Juniorinnen gewann, in der Elite-­ Kategorie zumindest auf dem Podest der ersten drei gestanden.

Ein Sprung im Regen im vorletzten Training zerstörte ihren WM-Traum

Und genau so war die Erwartungshaltung vor der WM 2020 auf der Heimstrecke in Leogang: „Erstes Rennen in der EliteKategorie: Das gewinnst du, Vali. Locker!“ Immerhin stammt Höll aus Saalbach, ­gelegen an der Südflanke jenes Berges, an dessen Nordseite, in Leogang, sie sich zur jüngsten Weltmeisterin krönen sollte. Auf den ersten Blick war klar: Niemand

Was aber, wenn es regnet? „Dann haben wir auch die Hosen voll.“

fährt so wie Vali Höll. Sie dominierte sämtliche Trainingsläufe – bis zu diesem einen Sprung im vorletzten Lauf vor dem großen Moment.

Der lange und schmerzhafte Weg zurück

Die Erde hatte sich in eine klebrige Masse verwandelt, die die Reifen festhielt. Was die nötige Geschwindigkeit verhinderte. Der Sprung ging vier Meter hoch, fünfzehn Meter weit, Detonation bei der ­Landung, ohne zu stürzen. Das Sprunggelenk zahlte die Rechnung. Krankenhaus statt Goldmedaille. Schmerzen statt Triumph. Operation statt Siegesfeier. Reha statt Weltreise. Und es kam noch schlimmer: Selbst nach wochenlangem Schuften im Red Bull Athlete Performance Center in Thalgau („eine perfekte Zeit, viele Sportler aus anderen Disziplinen getroffen, von früh bis spät einzig an meinem Comeback gearbeitet, statt wie früher zwischen Lernen für die Matura die nötigen Stunden reinzuzwicken“), selbst unter optimalen Bedingungen also war mit diesem Sprunggelenk nicht an Radfahren zu denken. Nein, das war kein psychisches Pro­ blem: „Im Kopf wollte ich nichts mehr, als endlich wieder aufs Downhill-Bike zu steigen und Gas zu geben“, erinnert sich Vali. „Die Schraube im Sprunggelenk musste raus, um es wieder so abwinkeln zu können, wie ich es für meinen Sport brauche.“ Ärzte wurden konsultiert, dann wurde entschieden: Ja, wir operieren noch einmal. Es sei kein schwieriger Entschluss gewesen, sich so knapp vor Saisonbeginn noch einmal unters Messer zu ­legen, erzählt Vali. „Ich hatte ja erlebt, welche Fortschritte unter perfekten Bedingungen in wenigen Wochen möglich sind.“ Bereits am Abend nach der OP versuchte sie, das verletzte Bein leicht zu belasten: „Beim Zähneputzen. Nach diesen drei Minuten wusste ich: Nun bin ich auf dem Weg zurück.“ Sobald es ging, setzte sie sich ins Auto und fuhr nach Frankreich. Dort wartete ihr Team auf sie – ihr neues Team. Nach sieben Jahren bei YT – das Unternehmen aus Bayern hatte das Über-Talent bereits mit dreizehn (!) unter Vertrag genommen – hatte sie für ihr erstes, richtiges ProfiJahr (nach dem verkorksten letzten mit Sturz und vergebener WM-Medaille) für ein neues Team unterschrieben. Mehr als THE RED BULLETIN


Valis Sprung geht vier Meter hoch, fünfzehn Meter weit, Detonation bei der Landung.

HIMMEL UND HÖLLE

Nachdenklich in Saalbach: Seit der Verletzung weiß Vali, wie knapp Triumph und Nieder­lage beieinanderliegen.


„In unserem Sport wird es dich immer wieder mal auf die Pfeife hauen. Einmal ist keinmal.“

WIRBELWIND

Immer für einen Spaß zu haben: Hier hat unser Fotograf Vali Höll zum Headbangen gebracht.


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das: Sie hatte alle Angebote namhafter Rennställe ausgeschlagen und darauf ­beharrt, nach ihren eigenen Regeln zu spielen. So wie Lindsey Vonn nicht mit dem regulären US-Ski-Team arbeitete, sondern mit ihrem Privattrainer Robert Trenkwalder, so baute sich die 19-jährige Mountainbikerin ihre Mannschaft nach ihren Bedürfnissen und Wünschen. Reklamierte langjährige Vertraute wie Patentante Angie (einst selbst erfolgreiche ­Racerin) als persönliche Assistentin ins Team, um den Rücken frei zu haben fürs Rennfahren. Hielt vieljährigen Sponsoren, die sie in großen Teams hätte aufgeben müssen, die Treue und integrierte sie in die neue Struktur. Fand mit US-Hersteller Trek einen Branchenriesen als Rahmenhersteller, der nicht jeden Cent zweimal umdrehen muss. Bekam mit zwei hungrigen männlichen Junioren Teamkollegen, an deren Speed sie sich messen kann. Bereits beim ersten Roll-out in Frankreich mit dem neuen Material erkannte die Salzburgerin, dass sie wieder die Alte war. Vielleicht sogar mehr als das.

BARTOSZ WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL

Die Begleichung einer offenen Rechnung

Der Auftakt zur Saison 2021 des UCI Mountainbike World Cup fand in Leogang statt. Ausgerechnet auf jener Strecke, die ihr ein halbes Jahr zuvor zum Verhängnis geworden war. Natürlich regnete es auch wieder. Der teuflische Sprung war bis zum zweiten Trainingstag gesperrt, für Männer wie für Frauen gleichermaßen. Er war unspringbar. An diesem Tag hätte er mit ziemlicher Sicherheit Karrieren beenden können. Als er geöffnet wurde, war klar, dass Vali nun eine Rechnung begleichen musste: sie gegen die Strecke in Leo­ gang. Wenn du auch nur an einer Stelle kneifst, brauchst du dich erst gar nicht an den Start zu stellen, so Hölls Logik. Sogar die Tageszeitungen berichteten und bauten mit Patriotismus Druck auf: Vali möge doch „für Österreich“ gewinnen. Die Saalbacherin fängt mit so ­einem Konstrukt allerdings herzlich wenig an. „Aus welchem Land ich komme, ist doch sekundär“, sagt sie und zuckt mit den Schultern. „Ich gewinne in erster Linie für mich, meine Freunde, meine Familie, mein Team. Den Heim-Aspekt habe ich eigentlich nicht als zusätzlichen Druck wahrgenommen, nein.“ Und der Sprung? Angst oder wenigstens Respekt davor? „Weder noch. Okay, THE RED BULLETIN

Beim Comeback muss Vali zweimal stark sein: auf der Strecke und auf Instagram. vielleicht doch Respekt. Im letzten Jahr war ich einfach zu langsam, daher der Sturz. Heuer war der Regen stärker, der Schlamm dadurch weicher. Ich wusste, dass sich das ausgeht, wenn ich vorher zwei-, dreimal g’scheit reintrete.“ Sie sprang, landete, dann war erst einmal nichts. Und dann hörte man einen Schrei unter dem Helm, einen Schrei der Erleichterung. Da war also doch etwas passiert in der Athletin Höll, mental. Vali 1, Sprung 0, und so würde das künftig auch bleiben. Was hast du dir gedacht, als du ge­ landet bist? „Ich war schon erleichtert. Ich wusste ja, dass ich es kann, aber nach dem Sturz brauchte ich eben auch die Bestätigung im richtigen Leben. Darum auch der Schrei.“ Und dass ausgerechnet die Heim- zur Schicksalsstrecke wurde, war dir echt egal? „Klar kennen mich in Saalbach/­ Leogang mehr Menschen als auf den ­anderen Stationen im UCI Mountainbike World Cup, aber eigentlich hat sich das soziale Element eines Athleten ohnehin schon längst ins Internet verlagert.“ Vali Höll ist mit ihren 19 Jahren ein ­digital native, obwohl sie den ganzen Tag draußen ist. Sie ist damit aufgewachsen, dass Sponsoren digitale Präsenz verlangen. Sie kennt es nicht anders. Die Zahl der Follower ist genauso eine Währung wie die Zeit im letzten Rennen, bloß weitaus unfairer. Zwischen Startgatter und Lichtschranke im Ziel hast du als Mountainbiker nicht nur den Lenker in der Hand, sondern auch dein Schicksal. In den digitalen Zwischenräumen mit ­ihren dunklen Ecken voller Trolle nicht.

Guter Rat von einer Bike-Legende

Wenn du nach acht Stunden Schinderei auf dem Weg zum Comeback abends in den Kommentaren auf Instagram lesen musst, dass du es ohnehin nicht bringst, dann musst du ein zweites Mal stark sein.

„Ich kann nicht behaupten, dass mich das anspornen würde. Es ärgert mich auch nicht wirklich. Ich empfinde es bloß als lästig und ermüdend.“ In dieser schwierigen Situation holte sich Vali Höll Rat bei der Besten. Ihrem Vorbild, von dem sie sich als Kind Autogramme geholt hatte. Die ihr zur lieben Freundin geworden war: der fünffachen Weltmeisterin, sechsfachen World-Cup-­ Gesamtsiegerin und Trägerin des Laureus World Sports Award, Rachel Atherton. „Sie hat mir gesagt, was für sie in schwierigen Situationen, von Verletzung bis Shitstorm, wichtig war und wie sie den Fokus behalten hat, indem sie nach vorn geschaut hat auf den nächsten Tag, an dem sie aufs Bike kann. Wie sie ein Jahrzehnt lang mit Situationen umgegangen ist, die ich jetzt zum ersten Mal erlebe, bewundere ich sehr.“ Auf das große Duell zwischen der ­dominanten Downhillerin des letzten Jahrzehnts und dem Super-Talent aus ­Österreich müssen die Fans dennoch ­verzichten: Rachel wurde im Juli Mutter. Vali ist das nur recht: „Ich weiß nicht, ob ich gegen Rachel voll hätte fahren können. Da ist noch immer zu viel Respekt.“ Was hast du aus dem Sturz in Leogang mit seiner Verletzung und dem Weg zurück gelernt? Vali Höll: „In unserem Sport wird es dich immer wieder mal auf die Pfeife hauen. Einmal ist keinmal.“ Und dann? „Dann stehst du auf und machst weiter.“ Mehr Vali in allen Lagen auf Instagram: @valihoell

VALI HÖLLS RASANTE BIKE-KARRIERE Eine dreiteilige Doku zeigt ihren kometenhaften Aufstieg

„Past – Presence – Future“ zeigt Valis Weg von der Doppelweltmeisterschaft bei den Junioren in die UCI Weltcup-Elite. Inklusive Comeback nach der Sprung­ gelenksverletzung. Ab 28. Juli bei Red Bull TV. redbull.com/valihoell

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Basketballspiel im Käfig an der West 4th Street in New York: Die Enge des KultPlatzes sorgt für ­intensive Stimmung.

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EIN KÄFIG


Streetball

West 4th Street ist New Yorks legendärster Basketballplatz. Stars wie Denzel Washington pilgern an seine Zäune, Spieler aller Ethnien kämpfen in hitzigen Partien um Respekt. Zu Besuch an einem Ort, der für viel mehr steht als Sport. Text DAVE HOWARD Fotos ANTHONY GEATHERS

VOLLER HELDEN


D

er Platz ist klein

Das ist das Offensichtliche, wenn man den West 4th Street Park in New York City betritt. Würde man die Drei-Punkte-Linie auf NBA-Distanz setzen – als Zugeständnis für die Profis, die hier manchmal trainieren –, läge sie fast schon am Mittel­ kreis. Schaut man sich eines der großen Summer-Leagues-Matches im Cage an, dem „Käfig“, wie dieser sagenumwobene Platz genannt wird, kommt es einem manchmal vor, als hätten Riesen einen Kinderspielplatz überrannt. Versucht man herauszufinden, in­ wieweit die Maße des Platzes tatsächlich von den regulären abweichen, wird es interessant. Google wirft unterschied-

Basketball-Cracks beim Einlauf zu einem Summer-Leagues-Playoff-Match: Das Spiel im Käfig „körperbetont“ zu nennen ist eine krasse Untertreibung.

Der Käfig belohnt diejenigen, die ohne viel Platz gute Würfe oder Rebounds zustande bringen. 56

lichste Schätzungen aus, von „ein bisschen kleiner als die Norm“ (das steht auf der offiziellen Homepage des New Yorker Parks) bis hin zur „Hälfte des Standards von 94 Fuß“ (28,65 Meter). Auch die Legenden des Käfigs äußern sich aus­ weichend: Die Spiele können sich schon eng anfühlen, hört man da, sogar ein bisschen klaustrophobisch. Kenny Graham, Gründer der „Summer Leagues“, die den West 4th zu einem Streetball-Hotspot und einem weltbekannten Geheimtipp für Touristen gemacht haben, zuckt nur mit den Schultern und antwortet, dem grünen Rechteck seien schon „viele ­Größen nachgesagt“ worden. „Das lieben die Leute ja so an diesem Platz.“ Warum mit dem Maßband in der Hand den ganzen Spaß v­ erderben, scheint er sagen zu wollen. Die ungewöhnlichen Abmessungen tragen zur Aura des Ortes bei, aber nicht nur: Sie verändern tatsächlich das Spiel. Wer auf Geschwindigkeit und Wendigkeit setzt, hat ein Problem, denn alle sind so eng zusammengepfercht, dass es sich anfühlt, als wären doppelt so viele Spieler auf dem Feld wie sonst. Der Zaun, der das Spielfeld umschließt, verstärkt den Eindruck der Enge noch. Der Käfig belohnt diejenigen, die ohne viel Platz gute Würfe oder Rebounds zustande bringen oder die, besser noch, sich selbst Platz verschaffen können in jener Zone, die die Veteranen einst „Death Valley“ nannten. Das Spiel hier „körperbetont“ zu nennen ist eine gewaltige Untertreibung. Und da das hier New York ist, sind einige der Zuschauer, die sich von außen an den Zaun drücken, Zwischenrufer, und sie lassen es dich wissen, wenn du Mist baust. Jason Curry ist der Gründer und Präsident von Big Apple Basketball. Als er klein war, schaute er seinem Vater zu, der hier an spontanen Freundschaftsmatches teilnahm, sogenannten Pickup Games. Später spielte Curry selbst und trainierte Spitzenspieler im West 4th. Nach einem Fehler, den er hier machte, dachte er: „Der wäre mir besser an jedem anderen Ort passiert.“ Viele Leute täten sich schwer im West 4th, weil der Platz so eng ist, erklärt er. „Es ist fast wie das Gesetz des Dschungels. Man darf in ­keiner Hinsicht eine Schwäche zeigen, sonst machen sie dich platt.“

Der Platz ist eine große Bühne

Als Kenny Graham 1976 auf diesen Ort stieß und bei Spontan-Matches mitspielte, THE RED BULLETIN


Streetball

Spielszenen aus dem Käfig: Hier ­zählen Können, ­Härte und Respekt.

Im letzten Viertel dieses knappen Spiels ist die Spannung auf dem Platz und daneben förmlich zu greifen.

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Angriff gestoppt: Das wilde Spiel im New Yorker Käfig brachte zahlreiche lokale Stars hervor.

Hip-Hop-Größen schauen regelmäßig vorbei. EA Sports baute den Court für ein Computerspiel nach. 58

THE RED BULLETIN


Streetball

spürte er sofort, dass der Platz anders war. Graham war als Lebensmittellieferant viel unter­wegs. Im Gegensatz zu den typischen Basketballplätzen in New York, auf ­denen nur Leute aus dem Viertel anzutreffen waren, kamen hier Spieler aus allen Teilen der Stadt zusammen – und das heißt: Spieler aus der ganzen Welt. „Du triffst hier auch heute noch Juden, Italiener, Iren, Schwarze, Native Ame­ri­ cans, alles Mögliche“, sagt Graham. „In keinem anderen Park im ganzen Land hast du so eine Diversität.“ Die besondere Lage spielt natürlich auch eine Rolle. Die meisten OutdoorBasketballplätze New Yorks verstecken sich in entlegenen Winkeln der Stadt, aber der West 4th liegt in Greenwich Village, an der 6th Avenue, einer der großen Verkehrsadern Manhattans. Die U-Bahn-Station West 4th Street ist ein Knotenpunkt für das öffentliche Verkehrsnetz – ein Ausgang befindet sich gleich neben dem Platz. „Es ist fast, als würdest du mitten am Broadway spielen“, meint Jason Curry. „Alle Augen sind auf dich gerichtet.“ Die Spiele hier ziehen schon lange Passanten an. Irgendwann in den Sechzigern gab es schon einmal eine Liga, die aber nur ein paar Jahre überlebte. Als einige Trainer entschieden, die West 4th League neu zu organisieren, erkannte Kenny Graham das Potenzial für etwas Großes. Er heuerte bei der Liga an und stieg innerhalb von zwei Jahren zu ihrem Co-Commissioner und Direktor auf. In diesen Funktionen zeigte sich ­Grahams Händchen für den Aufbau ­einer Marke. Er schuf „Kenny Graham’s West 4th Street Pro-Classic“ mit eigenem Logo und Merchandising. In den frühen Achtzigern zogen die Summer Leagues immer größere Namen aus der CollegeLiga, selbst aus dem Profi-Lager an. Die Sache­schaukelte sich hoch: Je höher das ­Niveau, desto mehr Publikum kam, und so wurden die Namen noch größer. Sogar Julius Erving alias Dr. J, in den Siebzigern einer der Überflieger der NBA, stopfte damals ein paar Körbe im Käfig. Schon bald beehrten nicht mehr nur New Yorker Spieler den winzigen Platz. Jason Curry erinnert sich, wie einmal vor etwa zehn Jahren plötzlich NBA-Star Dwight Howard auftauchte – es war zu jener Zeit, als er als aufregendster Spieler der Welt gefeiert wurde –, nur um sich ein Match anzuschauen. Die P ­ opkultur folgte. Die Hollywoodstars Denzel WaTHE RED BULLETIN

„Es ist fast so, als würdest du mitten am Broadway spielen – alle Augen sind auf dich gerichtet.“ shington und Spike Lee waren da. HipHop-Größen schauen vor­bei, und Werbespots für nationale Kam­pagnen werden hier gedreht. Wer es persönlich nicht auf den West 4th schafft, kann sich dort virtu­ell austoben: im Video­spiel „NBA Street V3“ von EA Sports. Die Pandemie zwang den Summer Leagues eine einjährige Pause auf. Wenn die Stadt wieder voller Leben ist, werden sich auch wieder Touristen zu den Stamm-Zuschauern am Käfig ge­ sellen. Graham wird Kappen und Trikots verkaufen an Menschen aus Südkorea, Norwegen und Brasilien und ihnen das Gefühl geben, genau hier im Zentrum der Basketballwelt zu sein.

Der Platz ist ein Fluchtort

Jack Ryan wuchs als Basketball-Wilder in Brooklyn auf. Als er zwölf Jahre alt war, konnte ihm kein Gleichaltriger mehr das Wasser reichen, sein vier Jahre älterer Bruder ließ ihn bei seinen Freunden

mitspielen. Als er auch die an die Wand spielte, fand Ryan, dass es an der Zeit sei, sich in Manhattan zu messen. „Ich sagte mir, okay, mal sehen, wie gut ich wirklich bin“, erinnert er sich. Wo er ­hingehen musste, war klar: in den Park an der West 4th Street. So nahm die Legende von „Black Jack“ Ryan in den Achtzigern ihren Anfang. Ryan wurde auch dafür berühmt, dass er Angebote von Colleges und aus der NBA in den Wind schlug – seine Unreife und eine schwierige Kindheit trugen sicherlich viel dazu bei. Der ­Kose­name seines Vaters für ihn war ein ­F-Wort, sein eigentliches Zuhause war der West 4th. Black Jack und der Platz waren wie füreinander geschaffen. Einmal flog er wegen zu viel Show aus einem College-Team, aber Streetball funktioniert anders: Im Käfig war sein aufreizendes Spiel eine Waffe. Gegen Phil Sellers, einen ehemaligen Profi der Detroit Pistons, machte Ryan

Zuseher am Zaun an der West 4th Street: Beleidigungen gehören hier zum guten Ton.

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Streetball

einmal 44 Punkte. Als ihn ein Freund ­darauf ansprach, antwortete er: „Wer ist Phil Sellers?“ Von dem Hall-of-FameMitglied Chris Mullin, auch eine New Yorker Basketball-Legende, ist das Statement überliefert, Black Jack sei der ­beste Werfer, den er außerhalb der NBA je ­gesehen habe. Hier im West 4th umgab Ryan eine Familie, das spürte er. Hier war Beständigkeit: Dass der Punkte­ zähler Omar vor den Spielen immer viel zu viel billiges Bier trank und sich prompt verzählte, sodass Graham ihn korrigieren musste, änderte nichts daran, dass Omar weiterhin für die Punkte verantwortlich blieb. Ryan gefiel das. Die Sticheleien des Sprechers, der ballettgleiche Wettkampf, Kenny Grahams

strenge Regeln gegen Gewalt – das alles sorgte für Stabilität in einer sonst völlig instabilen Welt. Jack Ryan war MVP („most valuable player“ – der wertvollste Spieler) in einer der Ligen, auf seiner Wade prangt ein Tattoo des West-4th-Logos. Und er trifft sich immer noch mit Leo, Sherm, Doc – all den Männern, mit denen er Freundschaft geschlossen hat in seinen fast vierzig Jahren auf dem Platz. „Jetzt, da ich älter bin, ist das meine Familie“, sagt Ryan. „West 4th Street ist mein zweites Zuhause. Mein Hinterhof.“

Der Platz ist eine Gemeinschaft

Das mag seltsam klingen, denn das Spiel ist so körperbetont, dass es sich an der

Gleich geht’s los: Zwei Spieler der New Yorker Männerliga sind bereit für das Spiel.

Alle Animositäten verpuffen in dem Moment, in dem sich alle zum nächsten Match versammeln. 60

Grenze zu offener Feindseligkeit bewegt. Nach einigen Schlägereien hat Kenny Graham Nulltoleranzregeln aufgestellt. Wer gegen sie verstößt, kann des Platzes verwiesen werden. Aber es gibt eine große Wertschätzung zwischen den Spielern. Alle mühsam erarbeiteten, liebevoll gehegten Animositäten verpuffen in dem Moment, in dem sich alle zur nächsten Runde, zum nächsten Match versammeln. „Bei aller Härte herrscht ein unglaublicher Kameradschaftsgeist“, sagt Jason Curry. „Jedem, der auf den Platz geht, wird Respekt entgegengebracht.“ Die Leute passen a ­ ufeinander auf. Die Spiele im Käfig sind für viele ein wichtiger Teil ihres Lebens. 70 Teams ­treten hier in Ligen gegeneinander an: je 20 für Männer und High-School-Schüler, 16 für Frauen, 14 für Nachwuchsteams. Graham, heute 69, zeigt keine Ermüdungserscheinungen, obwohl er e­ rklärt, im Ruhestand zu sein. Im West 4th, so sagt er, „sieht man die Früchte meiner Arbeit“. Im Moment versucht er, die Magie dieses Ortes, die multikulturelle Mischung des Käfigs in die Welt hin­ auszutragen. Er arbeitet mit Offiziellen aus der Dominikanischen Republik an einem Austauschprogramm. Für ihn war das während der Pandemie vielleicht auch ein guter Zeitvertreib. Bald jedoch wird alles wieder so sein wie früher: Die Spieler werden auftauchen, so verlässlich, dass man die Uhr nach ihnen stellen könnte. Die Fans, die während der Summer Leagues Abend für Abend denselben Platz am Zaun besetzen, werden ihre Posten wieder einnehmen. Den Käfig gibt es jetzt schon so lange, dass er Teil von Familien­geschichten geworden ist: Generationen kommen gemeinsam. Eltern reichen die Erfahrung des Spielens oder Zuschauens im West 4th wie ein Erbstück feierlich an ihre Kinder weiter. Der Platz ist also noch etwas: eine Zeitkapsel. Mit den Jahrzehnten verändert sich Manhattan, es verwandelt sich immer wieder, nimmt ständig neue Formen an. Gebäude werden abgerissen und gebaut, Restaurants wechseln den Besitzer und die Identität, Parks verwahrlosen und werden wiedergeboren. Aber dieses kleine Rechteck, das da ­irgendwie in Greenwich Village hinein­ gequetscht wurde? Dieser Käfig, so scheint es, ist für die Ewigkeit. THE RED BULLETIN


Hier teilen sich zwei Schüler­mannschaften den Platz, der viel kleiner ist als ein normales ­Basketballfeld.

Fast jedes Match ist intensiv, aber der Höhepunkt sind die All-Star-Games – wie hier im Bild: Da spielen die Besten der Saison gegeneinander.

THE RED BULLETIN

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AVANTGARDE

Designerin Flora ­Miranda, 30, in ihrem Modell ­„Avatar“. Das Gitter dieser Kreation aus Merinowolle lässt sich auf Wunsch verändern.


Fashion Für ihre Kreationen schreibt die österreichische Designerin FLORA MIRANDA Computer-Codes, lässt Kleider aus Silikon wachsen und malt Kunst auf Netze. Hier erzählt die Visionärin, warum wir bald alle ScienceFiction auf der Haut tragen. Text WOLFGANG WIESER Fotos NORMAN KONRAD

ICH HABE DIE

ZUKUNFT DER MODE GESEHEN

ERINNERUNG

Auf diesem Bild trägt Flora das Kleid „Memory“ aus der Kollektion „Hyper­­real“. Es ist aus schwarzem Baum­woll­ satin geschneidert. Das mit Silikon be­strichene Netzmaterial ist schleier­ artig eingearbeitet.

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NETZWERK

Flora Miranda bemalt Netze mit Silikon­ farbe. „Diese Technik habe ich selbst ent­ wickelt“, sagt sie.


Fashion

P

Prolog

Flora Miranda macht einen Schritt zurück. Noch einen. Sie braucht Distanz, um sich näherzukommen. Sie be­ trachtet das feinmaschige Netz, das in ihrem Atelier hängt. Zweieinhalb Meter ist es hoch, eineinhalb breit. Jetzt neigt sie den Kopf leicht nach links, tritt wieder näher. Mit einer Spachtel streicht sie über die Fläche, trägt mit Farbe vermischtes Silikon auf. „Diese Technik habe ich selbst entwickelt“, sagt Flora. Flora Miranda ist Modedesignerin von Beruf, aber ­eigentlich ist sie Visionärin, zu Hause an der Schnitt­ stelle von Mode und Kunst. Sie ist 1990 in Salzburg in eine Künstlerfamilie geboren worden, lebt aber jetzt im ­belgischen Antwerpen. 2016 wird sie bei den Austrian Fashion Awards von einer internationalen Jury mit dem „Outstandig Artist Award“ ausgezeichnet: „Sie ­erschafft“, befand die Jury, „eine gänzlich neue, vom Experiment mit Materialien, Produktionstechniken und Verfahren inspirierte Mode-Utopie.“ Ihr Zugang sei eine Art interdisziplinäre künstleri­ sche Grundlagenforschung für die Zukunft der Mode: „So bringt sie eine gänzlich neue Ästhetik mit über­ raschender visueller Wirkung hervor, die in der vom ­Zitat dominierten Modewelt eine originäre, eigen­ ständige Position einnimmt.“ Das Silikon tropft für einige Stunden. Alles fließt. Sackt ein paar Zentimeter nach unten, findet seinen Weg auf dem Netz, „ziemlich unkontrolliert“, sagt die Künstlerin. Jetzt spachtelt sie ihr Gesicht, ein Selbst­

porträt. Sie sieht ernst aus. Noch aber ist sie nicht fertig. „Den Mund musste ich dreimal malen. Weil alles fließt, war er anfangs zehn Zentimeter unterhalb der Stelle, an der er eigentlich sein sollte.“ Die Arbeit an dem Bild streamt Flora über Instagram. „Es ist ein Ausdruck dieser Zeit, in der man mit sich selbst konfrontiert ist wie niemals zuvor. Man sieht nur sich selbst, gleichzeitig ist es eine Erinnerung an die Außenwelt.“ Wochen später postet Flora ein Bild aus der arabi­ schen Ausgabe der Modezeitschrift „Harper’s Bazaar“. Ihr Selbstporträt ist dort Teil einer sonnenuntergangs­ orangen Fashion-Inszenierung, und Flora sieht darauf aus wie eine selbstbewusste Fee aus einem futuristi­ schen Märchen. Außerdem vereint das Bild alles, was der 30-jährigen Designerin für ihre Arbeit wichtig ist: Mode und Kunst, Vergangenheit und Zukunft, Kontinuität und Verände­ rung – vor allem Veränderung oder präziser: Transfor­ mation, Verwandlung. Wobei jeder dieser Begriffe die anderen braucht, weil sie alle Floras Welt ausmachen. Oder wie sie selbst sagt: „Meine Kleider sind die Samm­ lung meiner Gedanken.“ Hier erzählt sie selbst ihre Geschichte; erklärt, war­ um sie sich intensiv mit Programmieren beschäftigt, und teilt eine Mode-Vision, die dermaßen Science-­ Fiction zu sein scheint, dass man sie erst mit einem ­ungläubigen Lächeln vernimmt, bevor man sich fas­ ziniert in Floras Fantasien wiederfindet.

Kapitel 1: Jeder ist ein Alien

„Ich habe schon mit vier Jahren bei Ausstellungen ge­ holfen, Keilrahmen für Bilder zusammenzuhämmern. Später bin ich mit meinem Vater zu Künstlerresidenzen (Plätze für kreatives Arbeiten, Anm.) gereist. Wir haben dort gemeinsam viel Zeit verbracht. Aufgewachsen bin ich in Salzburg – in einer Familie, in der Kunst ganz wichtig ist. Ich bin sehr froh über diesen Reichtum, den ich da mitbekommen habe. Mein Vater (Wolfgang Seierl, Anm.) hat Gitarre und Malerei studiert und organisiert seit Jahren das Kompo­ nistInnenforum Mittersill – ein Festival, das dem Kom­ ponisten Anton Webern gewidmet ist. Als Kind habe ich dort Kabel getragen, als Jugendliche das Essen serviert.

„Meine Kleider sind die Sammlung meiner Gedanken.“ THE RED BULLETIN

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Fashion

PRESS RESET

„Ich stecke mein gesamtes Geld in meine Mode-Kreationen.“ Erst später bin ich draufgekommen, welch wichtige Künstler da oft anwesend waren. Wahrscheinlich fällt es mir deshalb noch heute leicht, mit Menschen aus der Kunst zu arbeiten. Zu der Zeit bin ich schon ins Musi­ sche Gymnasium gegangen. Da gab es Zwölfjährige, die am Mozarteum studiert haben. Ich habe gemalt, ich war begabt, und ich wurde gefördert. Jeder von uns Schüle­ rinnen und Schülern war ein Charakter. Die Kreativität hat uns einander aber nicht nähergebracht. Man fühlt sich trotzdem wie ein Alien, wenn man nicht die Dinge tut, die Zwölfjährige normalerweise machen. Ich bin immer noch sehr kontrolliert, aber ich ver­ suche, das aufzubrechen. Das Wort, das mir in unserem letzten Gespräch nicht eingefallen ist, war Individualis­ mus. Man wird in diesem künstlerischen Bereich zum Individualisten geformt. Das ist etwas, wo ich gemerkt habe, dass es nicht in jeder Situation guttut. Um gemein­ sam mit anderen Leuten zu arbeiten, ist es notwendig, sich einzugliedern. Beides ist wichtig für mich. Aber es ist eine Herausforderung, zu erkennen, dass man nicht immer der sein muss, der speziell ist. 66

So heißt die Debüt-Kollektion von Flora Miranda aus dem Jahr 2016 – hier der Hosenanzug „Delete Yourself“ und das Kleid „Spectral“, beides aus Silikon.

Heute besteht mein Alltag nur daraus, mit Menschen zu arbeiten, deswegen ist diese Fähigkeit für mich ganz entscheidend. Der Individualismus ist wichtig, um ein stilistisches Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln und sich so von anderen Designern weltweit abzuheben. Es ist andererseits aber schon auch wichtig, dass man das weiß, dass am Ende das Zusammensein am schönsten ist. Ich mag in meiner Art eigen sein. Aber ich bin sehr gerne mit Menschen zusammen.“ Flora Miranda geht zum Studium nach Antwerpen, ­Belgien. Die Königliche Akademie der schönen Künste gilt als Avantgarde-Hochburg. Ihre bekanntesten Absol­ venten sind die „Antwerp Six“, allesamt weltberühmte ­Modedesigner: Dries van Noten, Ann Demeulemeester, Walter van Beirendonck, Dirk Bikkembergs, Marina Yee und Dirk van Saene. Aber auch Martin Margiela, Haider Ackermann und Kris Van Assche haben hier studiert. Nach ihrem Abschluss arbeitet Flora für die nieder­ ländische Designerin Iris van Herpen, später gründet sie ihr eigenes Label. THE RED BULLETIN


KREATIVER KOPF

Flora Miranda mit Selbstporträt „Memories“: daheim zwischen Mode und Kunst

„ Ich bin immer noch sehr kontrolliert, aber ich versuche, das aufzubrechen.“


Fashion

„Kunst regt dich an, dein Leben zu hinterfragen.“

HEISSER STOFF

Flora experimentiert gern mit Materialien (hier: ein Silikonkleid), was ihren Entwürfen anziehende Sinnlichkeit verleiht.

Kapitel 2: Ins Extrem gehen

„Für mich hat die Kunst eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Ihre Aufgabe ist es, Freiräume zu schaffen, wo unsere Realität reflektiert wird. Wo man Zeit hat, zu schauen, zu denken und seine eigenen Ansichten zu entwickeln. Dafür darf der Künstler ins Extrem gehen, das Gewohnte reizen, damit er mir die Gelegenheit gibt, mein Leben zu hinterfragen. Ich möchte solch einen Raum in der Mode schaffen. Natürlich nicht immer. Mode kann auch sehr angewandt sein, also einfach nur die Haut schützen. Es kommt ­immer darauf an, wofür sie gedacht ist. Ich verfolge ­verschiedene Richtungen. Einerseits will ich eben Freiräume schaffen, und da denke ich schon, dass meine ­Kreationen der Kunst nahe sind. Andererseits habe ich auch Stücke, die einfach tragbar sind. Für spezielle Gelegenheiten schlüpfe ich auch in Couture-Stücke, nur meine skulpturalen Stücke trage ich eher nicht, ich bin ja keine Performance-Künstlerin. Ich trage übrigens sehr viel Kleidung, die mir gegeben 68

wurde. Wenn anderen Leuten ihre Kleidung nicht mehr passt, finde ich es gut, sie zu tragen. Mein Fokus liegt woanders. Ich stecke mein gesamtes Geld in meine Kreationen. Mein Label habe ich gegründet, weil ich erkannt habe, dass kaum jemand für die Avantgarde der Mode steht. Deshalb habe ich auch in Antwerpen studiert, weil ich mit meinem künstlerischen Hintergrund die Kreativität in der Mode hochhalten wollte. Ich arbeite sehr eklektisch, ich habe nicht diese eine Arbeitsweise. Ausgangspunkt ist bei meinen Kreationen immer ein Thema, ein Konzept. Das hat immer mit dem digitalen Dasein des Menschen zu tun, gepaart mit Materialstudien. Ich habe ständig Ideen, um die herum sich Menschen, Bücher, Musik, visuelle Formen akkumulieren, bis sie so etwas wie eine Traube bilden – und auf einmal ist ein Thema bereit, umgesetzt zu werden.“ Das Ergebnis sind Kleider, die oft wie Skulpturen wirken. Kreationen, die aus langwieriger Denkarbeit entstehen, aus der Beschäftigung mit Mathematik und ­ihrer Übersetzung in Computer-Codes. Sie sind aber ­keineswegs ein ausschließlich intellektuelles Vergnügen, im Gegenteil: Viele ihrer Arbeiten bergen eine anziehende Sinnlichkeit. Flora Miranda zeigt sie seit 2018 bei den Haute-Couture-Schauen in Paris, manche haben den Weg in Museen gefunden, internationale KünstlerStylisten (etwa von Lady Gaga, Miley Cyrus, Sita Abellan, M.I.A.) lieben ihre aufregenden Looks.

Kapitel 3: Wer programmieren kann, gewinnt Freiheit

„Ich bin insgesamt eher chaotisch, deshalb versuche ich, strukturiert zu arbeiten. Ich fange jeden Tag spätestens um 9 Uhr an. Ich arbeite den Großteil meines Lebens. Erst während des Lockdowns habe ich herausgefunden, dass ich auch etwas anderes kann als arbeiten. Vorher gab es in meinem Hirn nicht die Möglichkeit, etwas ­anderes zu tun. Schon seit vielen Jahren frage ich mich, wo sich unsere Gesellschaft hinbewegt mit all dem Produzieren, Analysieren und dem Nutzen von Daten. Und ich finde, um kreativ damit umzugehen, muss man die Sprache, mit der diese Daten gemanagt werden, beherrschen. Ich fühle mich machtlos, wenn ich nicht programmieren kann. Indem man programmiert, gewinnt man THE RED BULLETIN


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Fashion

MUSEUMSREIF

Flora im Modemuseum Hasselt, Belgien. Sie trägt ihre Kreation „Memory“ und hält das Kleid „Radiation“ im Arm. Im Hinter­ grund: Museumsstücke anderer Designer.

„Mich fasziniert der Gedanke, dass etwas fluide ist, dass ich ein Kleidungsstück morphen kann.“

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künstliche Figuren auftreten, Anm.) inspiriert. In meinem Online-Shop lässt sich das Design, eine Gitterstruktur, verändern. Diese veränderte Gitterstruktur wiederum lässt den Körper anders aussehen – üppiger oder weni­ ger kurvig, ganz nach Belieben. Ich habe eine ganz bestimmte Idee von der Zukunft der Mode. Meine Vision ist, dass sich datengetriebene Kleidungsstücke abhängig von Trägerin und Träger än­ dern und dass es auch am Betrachter liegt, was er zu ­sehen bekommt. Mich fasziniert, wenn etwas fluide ist – dass ich ein Kleidungsstück morphen, es also fließend verändern kann. Ich glaube, dass die digitale Welt uns diesen Wunsch erfüllen kann.“

Epilog

Frage: Wirst du das noch erleben? „Das kommt darauf an, wie hart ich arbeite.“ Mehr Flora Miranda in allen Lagen auf Instagram: @floramirandaofficial oder auf ihrer Webseite: floramiranda.com THE RED BULLETIN

MAKE-UP: LAURA NOBEN

Freiheit. Ich bin deshalb auch an Datenvisualisierung interessiert, weil ich mir gerne vorstelle, dass der Körper aus Daten besteht. Es erweitert die Fantasie, das Im­ materielle ist etwas, was den Menschen auf viele A ­ rten fasziniert. Wir sehnen uns danach, die Last des Körpers hinter uns zu lassen. Der Gedanke ist nichts Neues, das hat nichts mit Spi­ ritualität zu tun, sondern mit Wissenschaft. Mich inter­ essiert, was man mit den Daten anfangen kann. Meine ‚IT Pieces‘ sind ein erster großer Schritt. Das hat nichts mit It-Girls zu tun, sondern steht für Information Technology. Es sind veränderbare Kleidungs­stücke, die auf persönliche Daten reagieren. Konkretes Beispiel: Ich könnte beispielsweise diesen Text analysieren und aus den Gefühlen, die darin vor­ kommen, aus Tausenden von Liedern eine Songzeile für ein T-Shirt destillieren. Meine Kreation ‚Avatar‘, die es als Pullover, als Kleid und als Abendkleid gibt, ist von den Avataren in ‚Second Life‘ (einer virtuellen Welt, in der echte Menschen als


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GUIDE Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen

EIN GENUSS­ WOCHENENDE IN DEN DOLOMITEN

KIRSTEN SÖRRIES

HANNES KROPIK

Trial-Mountainbiker Tom Öhler, 38, setzt sich entspannt aufs E-Bike und erweitert übers Wochenende seine innere Landkarte von Südtirol.

Tom Öhler am Peitlerkofel. Er lässt sich mit dem E-Bike in knapp zweieinhalb Stunden umrunden.

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GUIDE Reisen

„Mit dem E-Bike kannst du Gegenden erkunden, die du mit dem normalen Bike so schnell nicht erreichst.“ Tom Öhler über die Wahl seines Fahrrads für die WochenendGenusstour durch Südtirol

B

eim Schlafen habe ich es gern ­etwas kühler, deshalb parke ich meinen Camper lieber ein Stück weiter oben am Berg. Wildcamping ist in Südtirol zwar nicht erlaubt, aber wer – wie ich – in Gasthöfen einkehrt und höf‑ lich fragt, findet meistens recht leicht ein ruhiges Platzerl. Ich starte mein Wochenende in den Dolomiten mit einem wunderschönen Blick hinunter vom Würzjoch. Ich veran‑ stalte seit einigen Jahren immer wieder Fahrtechnikcamps hier in dieser Gegend. Deshalb kenne ich mich schon ganz gut aus, aber ich will noch weitere Spots ­kennenlernen und damit meine innere Landkarte Südtirols vergrößern. Für diesen Zweck eignet sich das E‑Mountainbike perfekt: Du kannst Ge‑ genden erkunden, die du mit dem nor­ malen Bike nicht so schnell erreichst. Mit dem E ­ -MTB schaffe ich das, was sonst eine ­Tagestour ist, in zwei bis drei Stunden – und finde trotzdem noch die Muße, den Blick schweifen zu lassen und die herrliche Landschaft zu genießen. Meine erste Tour führt mich vom Würzjoch einmal um den 2.875 Meter ho‑ hen Peitlerkofel herum. Ich genieße diese flotte Runde – würde sie aber nur wirklich geübten Bikern empfehlen: In der Abfahrt geht es über eine exponierte Scharte, die doch gehobene Anforderungen an die Fahrtechnik stellt. Südtirol bietet perfekte Bedingungen für Mountainbiker. Ich verbringe hier im Frühjahr und Spätherbst viel Zeit, wenn

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Durch das wilde Nigertal: eine geschmeidige Abfahrt auf dem Carezza Bike Trail

Kurze Entspannungspause vor der letzten Etappe durch den Rosengarten: Tom genießt den feinen Ausblick ins Eggental. THE RED BULLETIN


SÜDTIROL Bozen

Italien

Rom

Wohin soll’s gehen? Südlich des Brenners liegt ein wahres Bike-Paradies. Die Dolomiten mit ihren vielen kleinen Seitentälern bieten abwechslungsreiche Trails jeder Schwierigkeitsstufe – egal, ob Uphill oder Downhill. Tom Öhler bietet über seine Homepage smooth.at und über facebook.com/­ tomoehler regelmäßig

Fahrtechnikcamps an. Wie atemberaubend der WahlTiroler fährt, wenn er es ernst meint, seht ihr auf redbull.at, Stichwort „Tom Oehler rides the Dolomites“. Nächstgelegener inter­ nationaler Flughafen: Bozen, Innsbruck

Toms tollste Trails Drei Highlights aus Tom Öhlers Wochenend-Ausflug

KIRSTEN SÖRRIES

HANNES KROPIK

1. BRIXEN BIKEPARK Im Brixen Bikepark auf der Plose gibt es vier Downhill-Trails. Tom Öhlers ­Favorit ist die „Palm Pro Line“: „Ein anspruchsvoller Mix aus natürlichem Trail und handgebauten Hindernissen auf 2,5 Kilometer Länge. 265 Höhenmeter, 11 Prozent Neigung. plose.org/sommer/brixen-bike­ park-2.html

bei mir zu Hause im Stubaital zu viel Schnee auf den Trails liegt. Der feine ­Kiesel auf den Schotterwegen ist manchmal ein bisschen rutschig, aber nicht so scharfkantig wie zum Beispiel rund um den Gardasee. Die geschmeidigen Wanderwege kommen meinem verspielten Fahrstil generell entgegen.

2. NIGERTAL Der Carezza Bike Trail durch das Nigertal, 20 Minuten mit dem Auto von Bozen entfernt, bietet mehr als 20 Sprünge, 45 Steilkurven sowie ­eine 1,8 Kilometer lange Pumpline. carezza.it/de/Sommer/CarezzaBike-Trail

Pushen auf dem E-Bike Prinzipiell macht es für mich keinen ­Unterschied, ob ich motorisiert oder mit reiner Muskelkraft unterwegs bin. Mein E-Bike, ein Liteville 301 CE, wiegt rund 22 Kilo. Durch seinen niedrigen Schwerpunkt liegt es bergab wie ein Brett, ohne dabei behäbig zu sein. THE RED BULLETIN

Oben: Wheelie auf der neuen Hängebrücke im Fassatal, sie führt von der Liftstation zum Karer­ see. Unten: Tom vor dem Peitlerkofel.

3. FASSATAL Top im Fassatal ist der Trail vom Karer­pass über Wanderwege nach Soraga di Fassa, zurück über Schotterstraßen Richtung Karersee und über alte Steige zur Talstation der Carezza-­Bahn. „740 Höhenmeter uphill, 1.280 Höhenmeter downhill auf 26 Kilo­metern. Hier ist selbst auf dem E‑Bike gute Kondition gefragt.“

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GUIDE Reisen

Spannender Bike-Park Vom Peitlerkofel fahre ich mit dem Camper weiter zur Plose, einem Ge­ birgsstock in den Lüsner Bergen. Dort liegt der Brixen Bikepark mit vier unter­ schiedlich schwierigen MountainbikeStrecken. Neben den gebauten Trails gibt es auch schöne natürliche Heraus­ forderungen. Bergauf nehme ich den Lift. Ich bin ja zum Vergnügen hier. Dass ich mich hier wie zu Hause füh­ le, hat familiäre Gründe: Ich bin zwar in Linz zur Welt gekommen, aber mein Opa väterlicherseits war Südtiroler. Er stammte aus Ritten, ganz in der Nähe meiner abschließenden Tour, bei der ich den Rosengarten erkunde. Was so 76

„Bei 22 Kilo überlegst du es dir zweimal, ob du das Bike ­schultern möchtest.“ Tom Öhler steigt auch bergauf selten ab.

lieblich klingt, ist ein rund acht Kilo­ meter langes Bergmassiv an der Gren­ ze Südtirols zum Trentino. Das E-Bike schenkt mir zusätzliche Freiheiten. Die Motorunterstützung er­ laubt es mir, Anstiege zu nehmen, die ich rein aus Muskelkraft kaum fahren könnte. Gerade bergauf kommen mir meine Erfahrungen aus dem MotorradTrial zugute: Ich weiß, wie ich Hindernis­ se anfahren muss, um vielleicht doch noch ein paar Höhenmeter zusätzlich fahren zu können. Angesichts der 22 Ki­ lo überlegst du es dir zweimal, ob du das E-Bike wirklich schultern möchtest. Bevor ich wieder heimfahre, gönne ich mir noch den Anstieg hinauf zur ­Laurins Lounge. Dort genieße ich auf über 2.300 Meter Seehöhe ein groß­ artiges Rote-Rüben-Risotto und den grandiosen Fernblick. Dann steige ich noch einmal auf mein E-Bike und drehe ein paar letzte Runden auf dem Carezza Bike Trail. Mehr über Tom Öhler: smooth.at THE RED BULLETIN

KIRSTEN SÖRRIES

Es wäre verlockend, wegen der Motor­unterstützung einfach die Beine baumeln zu lassen. Aber das inter­ essiert mich nicht. Ich fahre das E-Bike noch aktiver als das Bio-Bike: Jede Un­ ebenheit nutze ich zu meinem Vorteil; ich pushe, pushe, pushe.

HANNES KROPIK

Der 2.875 Meter hohe Peitlerkofel in seiner ganzen Schönheit: Er ist der höchste Gipfel der Peitlerkofelgruppe.


Kleine Abenteuer. Große Momente. www.tirol.at


GUIDE Uhren

LONGINES HYDROCONQUEST

Grüne Welle

Eine wunderschöne Begleiterin für den nächsten Tauchgang: Dieses Longines-Modell vereint Eleganz, Sportlichkeit und technische Perfektion.

AHOI! Volle Kraft voraus – das grüne Kautschuk­ armband dieser ­Taucheruhr ist perfekt auf Zifferblatt und Keramik-Lünette abgestimmt.

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THE RED BULLETIN

WOLFGANG WIESER

Mit einer Wasserdichtigkeit von 30 bar eignet sich die HydroConquest wirklich zum Tauchen. Das Edelstahlgehäuse misst 41 Millimeter im Durchmesser, Gehäuseboden und Krone sind verschraubt. ­Besonders elegant: Das mattgrüne Zifferblatt und die Lünette mit Keramikeinlage stehen in feinem Kontrast zu Zeigern, Lünettenrand und Krone, ­sämtlich vergoldet. Preis: 1680 Euro; longines.com


ÖSTERREICHS GRÖSSTE BIKE-REGION

über 80km Lines & Trails - 9 Bergbahnen - 7 Berge bike.saalbach.com


GUIDE E-Mobilität

Null Knatterton

HUSQVARNA-MOTORCYCLES.COM, GASGAS.COM, VESPA.COM,

Damit wir alle weniger im Stau stehen, müssen mehr Menschen auf zwei Rädern unterwegs sein – idealerweise elektrisch. Wir zeigen die vier einspurigen Kategorien mit Zukunft.  Text WERNER JESSNER

FÜR DIE STADT ELEKTRISCH HUSQVARNA E-PILEN Vorteil: erwachsenes Motorrad für emissionsloses Pendeln Man muss schon zweimal hinschauen, um den Unterschied zwischen der Husqvarna Vitpilen (mit Verbrennungsmotor) und der E-Pilen zu ­entdecken. Die E‑Pilen fliegt mit 11 PS (8 kW) auch für Besitzer eines ­Auto-Führerscheins mit Code 111 (ohne ­Prüfung, aber mit zusätz­ lichen Fahrstunden) bis zu 100 Kilometer weit. Das prädestiniert sie sowohl zum Pendeln als auch für das reine City-Abenteuer. ­

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FÜR SPORTLER GASGAS ENDURO CROSS Vorteil: morgens mit dem Fahrrad ins Büro, abends über Trails zurück E-Mountainbikes machen bergauf so viel Spaß wie normale Bikes nur bergab. Entscheidend ist, dass Fahrwerk und Bremsen auf das höhere Gewicht abgestimmt sind und der Motor durch sanften Leistungseinsatz ein möglichst natürliches Fahr­ gefühl herstellt. Bikes wie das Enduro Cross von GASGAS sind für jedes Gelände gewappnet. Mit so einem Bike machen Umwege erst so richtig Spaß.

STATT EINES MOPEDS VESPA ELETTRICA Vorteil: wie ein Moped – aber lautlos und mit besserer Beschleunigung Kids wissen gleich, warum: Wer sich in der Klasse bis 45 km/h (rote Nummerntafel) für E-Mobilität entscheidet, kann z­ iemlich sicher sein, dass die Eltern nicht hören, wann genau man nach Hause kommt. ­Außerdem: Die Vespa kann einfach daheim an einer elterlichen Steckdose auf­geladen werden, damit sind 95 Kilometer zum Nulltarif drin – zumindest wenn man die Stromrechnung nicht selbst bezahlen muss.

WO DER STROM WOHNT DURCH ENGSTE GASSEN HUSQVARNA BLTZ CONCEPT Vorteil: minimaler Platzbedarf, ideal an der Schnittstelle zwischen ö ­ ffentlichem ­Verkehr und Individualmobilität

In der KTM Motohall in Mattighofen läuft derzeit eine Sonder­ausstellung zum Thema E-Mobilität auf zwei Rädern. Nicht nur deshalb lohnt sich ein Besuch. ktm-motohall.com

Von Tür zu Tür oder für die letzte Meile von der Haltestelle bis nach Hause: Scooter brauchen wenig Platz, sind daher gut transportabel, leicht und schnell. Das Bltz Concept von Husqvarna zeigt, wie cool das aussehen kann: stabiles Fahrverhalten, 40 Kilometer Reichweite, 0,5 kW Leistung und eine Spitze von 20 km/h. Da kann man die Öffis mitunter ganz weglassen.

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GUIDE Lesestoff

Der unbarmherzige Samariter US-Thrillerautor Gregg Hurwitz hat mit Evan Smoak einen Helden erschaffen, der es gnadenlos krachen lässt. Doch das ist gar nicht so einfach, wie es klingt. Text JAKOB HÜBNER

A

n den richtig harten Typen haben sich schon viele Autoren die Zähne aus­ gebissen. Dabei möchte man ja meinen, es wäre eine ver­ gleichsweise leichte Übung, einen Helden für einen Action­ thriller zu erschaffen. Man nehme einen kantigen Kerl, tunke ihn tief in eine elitäre militärische ­Vergangenheit, füge eine großkalibrige K ­ narre hinzu, einmal durchladen, und los geht’s! Aber so funk­ tioniert das nicht.

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Tatsächlich sind so­ genannte „One Man Army“-­ Thriller eine ziemlich heikle Herausforderung, da sie sich formal auf einem extrem schmalen Grat bewegen. Anders gesagt: Die Lächer­ lichkeit ist immer nur einen Schritt weit entfernt. Die Kunst besteht darin, ­eine notwendigerweise über­ zeichnete Figur mit genügend Tiefgang auszustatten, um sie in einem realistischen Setting zu verankern. Gelingt das nicht, wird sie zur Karikatur.

Auf der anderen Seite lau­ ert der heimtückische PsychoTreibsand. Denn kaum eine Romanfigur ist nervtötender als ein Actionheld, der ständig erklärt werden muss. Das geht gar nicht. Man nimmt so ein Buch ja schließlich nicht aus dem Regal, weil gerade kein Dostojewski zur Hand ist. Nein, ein guter Thrillerheld ist wie ein gutes Steak, nur umgekehrt: innen scharf an­ gebraten und außen blutig. Evan Smoak ist so ein Typ. Er war einst Teil eines streng geheimen US-Regierungs­ programms, in dem Waisen­ kinder rekrutiert und zu hoch­ effizienten Killermaschinen ausgebildet wurden. Aus­ gestattet mit wasserdichten Identitäten und nahezu gren­ zenlosen f­ inanziellen Mitteln, räumen die „Orphans“ dort auf, wo dem Staat die eigenen THE RED BULLETIN

VINZ SCHWARZBAUER

ACTION-THRILLER


Erster Absatz  aus „Rache der Orphans“ Das RoamZone ans Ohr gepresst, trat Evan rasch durch die Tür seiner Penthousewohnung im Apartmenthochhaus Castle Heights. Das Handy mit dem Gehäuse aus gehärtetem Gummi und dem Display aus Gorilla Glass war so widerstands­ fähig wie ein Hockeypuck und im Prinzip nicht zurückzuver­ folgen. Jeder Anruf auf 1-855-2-NOWHERE wurde digitalisiert und über ein Labyrinth von verschlüsselten VPN-Tunneln über das Internet verschickt. Erst nachdem er per Software von Vermittlungsstelle zu Vermittlungsstelle einmal rund um den Globus geleitet worden war, kam er auf dem Roam­ Zone an. Evan meldete sich immer mit demselben Satz. Brauchen Sie meine Hilfe?

Gesetze im Weg stehen. Als jedoch sein ehemaliger Ausbildner und Mentor in Un­ gnade fällt, steigt Evan aus und verschwindet vom Radar. Er leidet unter schlechtem Ge­ wissen und sehnt sich nach Buße. Er wird zum „Nowhere Man“, einer Art unsichtbarem Schutzengel für Menschen, die in Not geraten sind, sich aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht an die Po­ lizei wenden können. Aus dem Sünder wird ein Samariter – allerdings einer ohne jede Barmherzigkeit, dafür aber mit einer spezialangefertigten Wilson Combat im KydexHüftholster. In der „Orphan“-Zentrale haben sie freilich wenig Freu­ de mit einem freischaffenden Profikiller aus den eigenen Reihen und blasen zum gro­ ßen Halali – allen voran die emotional nahe am Gefrier­ punkt angesiedelte Candy ­McClure, die mit Evan noch ­eine ganz persönliche Rech­ nung offen hat … Der US-Amerikaner Gregg Hurwitz, 48, ist nicht nur als Romanautor und Comictexter (Marvel, DC) sehr erfolgreich, sondern auch als Drehbuch­ schreiber. Das merkt man. Seine Evan-Smoak-Reihe – „Orphan X“ (2016), „Projekt Orphan“ (2017), „Die Rache der Orphans“ (2018), „Die Spur der Orphans“ (2019) und „Das Vermächtnis der ­Orphans“ (2021) – kommt wie THE RED BULLETIN

ein Hollywood-­Blockbuster daher und überzeugt mit ­einem wirklich guten Span­ nungsbogen. Hurwitz hat ein feines Gespür dafür, wann er das Visier runterklappen und Vollgas geben muss und wann er Tempo rausnimmt, um den Leser mit ein paar Hinter­ grundhappen zu füttern. Das ist umso bemerkens­ werter, als der Autor quer durch alle fünf Bände mit zwei parallel laufenden Storys jongliert – auf der einen Seite der jeweilige Auftrag des „Nowhere Man“ und die in­ terne Jagd­gesellschaft der „­Orphans“ auf der anderen. Die beiden Handlungsstränge kommen einander zwar nur selten in die Quere, aber wenn, dann mit mächtig Zunder. Stilistische Brillanz darf man sich von einer Roman­ serie dieser Gattung natürlich nicht erwarten, wohl aber eine präzise sprachliche Fokus­ sierung auf das Wesentliche: Spannung bis zum Abwinken.

GREGG HURWITZ „Evan Smoak“-Reihe Deutsch von Mirga Nekvedavicius HarperCollins

BUCHTIPPS

Helden in Serie Vier Thriller-Autoren, die keine Gefangenen machen – außer bei den Lesern.

LEE CHILD Der alljährliche Feiertag für Thriller-Fans fiel heuer auf den 26. Juli. Da erschien der 23. Band der unwider­ stehlichen Jack-Reacher-­ Reihe des britischen Bestseller­autors Lee Child. Diesmal nimmt der härteste Bluthund des Genres die ­Fährte seines verstorbenen Vaters auf, die ihn direkt ins Fadenkreuz skrupelloser Männer führt, die nicht nur sprichwörtlich über Leichen gehen … „Der Spezialist“ (Blanvalet)

STEPHEN HUNTER Trotz erfolgreicher Hollywood-Verfilmung von Teil 1 der Buchserie („Shooter“ mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle) fristet Bob Lee Swagger hierzulande ein Schatten­ dasein unter den Helden der Hochspannungsliteratur. Völlig zu Unrecht. Insgesamt brachte US-Autor und ­Pulitzer-Preisträger Stephen Hunter den ehemaligen Scharfschützen neunmal in Stellung – und traf dabei stets ins Schwarze. „Swagger“-Serie (Festa)

CHRIS LANDOW Die bisher dreiteilige Romanreihe rund um den Ex-Bundespolizisten Ralf Parceval ist eine echte Rarität. Denn hinter dem Pseudonym Chris Landow versteckt sich ein deutscher Autor, der es offensichtlich darauf anlegt, mit voller Härte in ein englischsprachiges Hoheitsgebiet der Unterhaltungsliteratur zu grätschen: den kompromisslosen Action-Thriller. Band 4 ist für Februar 2022 angekündigt. „Parceval“-Serie (Blanvalet)

DAVID BALDACCI Wenn es um knallharte ­Einzelkämpfer geht, darf ­David Baldacci nicht fehlen. Mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen ­platzierte der Vielschreiber aus ­Richmond, Virginia, gleich mehrere einschlägige Romanfiguren in den inter­ nationalen Bestsellercharts. Als Einstieg bietet sich die „Will Robie“-Reihe an, ­deren erster Teil den ­nahe­liegenden Titel „Der Killer“ trägt. „Will Robie“-Serie (Bastei Lübbe)

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Innerhalb von 3 Stun­ den kann der CUPRA Leon e-HYBRID zu Hause an der CUPRA Ladestation auf­ geladen werden.

CUPRA ELEKTRISIERT

CUPRA

Wenn es um Elektrifizierung geht, verfolgt CUPRA einen konsequenten Weg. Die spanische PerformanceMarke investiert damit ihren Einsatz für mehr Umweltschutz und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 Klima­ neutralität zu erreichen. Beispielhaft dafür stehen der CUPRA Formentor, der CUPRA Leon und der ­CUPRA Leon SP Kombi, die bereits als e-HYBRID-Versi­ onen erhältlich sind. Sie verbinden das Beste aus zwei Welten: die Dynamik und Effizienz eines Elektromotors mit der Reichweite eines Verbrennungsmotors.

CUPRA Leon 5-Türer CUPRA Leon SP Kombi e-HYBRID Scharfe Linien für einen dynamischen Look – dazu maximale Leistung, neueste Technologie und hohe Sicherheit: Der CUPRA Leon – als Fünftürer als auch als Sportstourer – ist ein Blick in die Zukunft der Hybridmobilität. Ein e-HYBRID-Motor mit bis zu 245 PS bei der Kombination beider Motoren ermöglicht bis zu 60 Kilometer emissionsfreien Fahrspaß. Verbunden mit einer Ausstattung, die ­unter anderem Sportschalensitze, Voll-LED-Scheinwerfer, ein sprachgesteuertes 10-Zoll-Navigationssystem mit ­Panorama-Schwebebildschirm und einen Notfallassistenten umfasst, verkörpert der CUPRA Leon die neue Definition von e-HYBRID-Performance.

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Pure Innovation mit CUPRA Performance und den Vorteilen der Elektromobilität – die CUPRA e-HYBRID-Modelle stehen für eine neue Art des Fahrens.


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Rennsportliche Kraftentfaltung aus elektrisierender Quelle: der CUPRA Formentor jetzt auch als e-HYBRID.

DIE VOLLELEKTRISCHE ZUKUNFT HEISST CUPRA BORN

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CUPRA Formentor e-HYBRID Rennsportlich inspiriert, kombiniert der CUPRA Formentor mit dem hochleistungsfähigen e-HYBRID-Antrieb die Kraft eines 150 PS starken 1.4-TSI-Benzinmotors (110 kW) mit einem Elektro­ motor (115 PS / 85 kW). Bei voller elektrischer Auf­ ladung ist so eine Systemleistung von 245 PS bei einer rein elektrischen Reichweite von bis zu 58 Kilometern möglich. Und auch in puncto Design und Konstruktion setzt das ikonische Modell Maßstäbe für die Zukunft: Es vereint kunstvoll Eleganz und Innovation mit purer Dynamik. Darüber hinaus bietet das SUV-Coupé ein einzigartiges Raumgefühl für seine Klasse.

Die e-HYBRID-Modelle sind geschaffen, um die Faszination der Geschwindigkeit in die Welt der Elektrifizierung zu tragen. Doch mit dem neuen vollelektrischen CUPRA Born startet der spanische Autobauer in eine neue Ära. Er besticht durch seine markante Eleganz und starke Ausdruckskraft und vereint dynamische Nachhaltigkeit mit bahnbrechender Innovation. Bis zu 231 PS und 545 Kilometer Reichweite beweisen, dass E-Mobilität sportlich und gleichzeitig voll alltagstauglich sein kann.

Entdecke die volle CUPRA Electric Performance: cupraofficial.at

GEWINNSPIEL  Gewinne 2×2 exklusive Tickets zu den CUPRA ­Performance Days am Red Bull Ring am 14. Oktober! Inklusive Driving Experience und Übernachtung von 14. bis 15. 10. 2021 im G’Schlössl M ­ urtal, einem beflügelnden Ort von Tauroa, sowie An- und Abreise mit einem CUPRA. MITMACHEN & GEWINNEN:

CUPRAOFFICIAL.AT/PERFORMANCE-DAYS Teilnahmeschluss: 20. 9. 2021


FÜR MEER SAUBERKEIT MODE AUS FLASCHEN Ein Bild, das klarmacht, was die Mode von Ecoalf ­auszeichnet: Für die aktuelle Herbstkollektion verwendet das Label aus Spanien „Ocean Yarn“, also Garn aus Plastikflaschen, die aus dem Meer gefischt wurden. ecoalf.com

WELTREISE IN BILDERN AUSSTELLUNG DES FOTOGRAFEN STEVE McCURRY Der Amerikaner Steve McCurry ist einer der besten Fotografen der Welt – und das darf man durchaus wörtlich nehmen. Wer seinem Blick fürs Wesentliche (im Bild: Shaolin-Mönche in Zhengzhou) folgen will: In Graz sind seine Bilder derzeit zu sehen.  stevemccurrygraz.com

SONNENSCHUTZ INKLUSIVE Eingewebter ­Kaffeesatz sorgt für UV-Schutz

DA KLAPPT ALLES MULTIFUNKTIONSWERKZEUG VON LAND ROVER Federzange, Messer, Flaschenöffner, Säge, Dosen­ öffner, um nur ein paar der neun Tools aus verstärktem Edelstahl zu nennen, die sich da in einem leuchtend orangefarbenen Alleskönner verbergen. MacGyver ­würde der Neid fressen.  shop.landrover.de

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ATELIERJUNGWIRTH.COM/STEVE MCCURRY, LAND ROVER, ECOALF.COM, SAINT LAURENT BY UNITED OPTICS, GETTY IMAGES, LAWRENCE SCHILLER/TASCHEN.COM

ALLE NEUNE! Mit dem Ding in der Tasche kann ­einen nichts mehr überraschen.


GUIDE Tipps & Trends VOLLER DURCHBLICK SONNENBRILLE VON YVES SAINT LAURENT Grüner wird’s nimmer: Diese Brille von Yves Saint ­Laurent verrät stilistischen Durchblick: Die spezielle Form (Rectangle) verleiht vor allem runden Gesichtern besonderes Flair.  unitedoptics.at

GLÄNZENDER AUFTRITT Goldfarbene Bügel und rahmenloses Glas

Richtig gutes Zeug Kopfüber ins Vergnügen: berührende Bilder, Armanis neue Anzug-Definition und ein Star für die Ewigkeit.

ANZUG, NEU ERFUNDEN GIORGIO ARMANIS VISION Der Designer, der seit den 1970er-Jahren für stilvolle ­Anzüge steht, definiert den „Anzug“ in seiner Sommer­ kollektion für 2022 neu: „Wir kleiden uns entspannter. Ein Anzug muss nicht länger aus Blazer und Sakko bestehen – auch Hemd und Hose können ein ,Anzug‘ sein.“  armani.com

THE RED BULLETIN

FÜR IMMER JUNG „MARILYN & ME“: EIN ATEMBERAUBENDES BUCH Lawrence Schiller war 25, als er beauftragt wurde, Weltstar Marilyn Monroe zu fotografieren. Drei Monate später war die Hollywood-Ikone tot. Die Geschichte dieser denkwürdigen Fotosession inklusive über hundert Aufnahmen ist jetzt als Bildband erschienen.  taschen.com

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GUIDE Red Bull Flugtag

Sieger beim Flugtag 2012 in Wien: der fliegende DeLorean vom Team „Back To The Future“.

Wie kalt ist das Wasser, und wie groß sind die Flieger? Die wichtigsten Zahlen zum Flugtag im Überblick.

COMEBACK DES KULT-EVENTS IN WIEN

Unglaubliche Flug-Objekte Am 26. September findet in der Brigittenauer Bucht die verrückteste Flugshow der Welt statt: der Red Bull Flugtag. Tollkühne Piloten präsentieren ihre schrägen Flugkonstruktionen – und ziemlich unterhaltsame Wasserlandungen. Ist das eine Sternschnuppe am Himmel? Ist das Superman? Nein! Es ist eine flie­ gende Bratwurst. Am 26. September kommt der Red Bull Flugtag nach neun Jahren endlich zurück nach Wien. Dafür haben 40 Teams in den vergan­ genen Monaten jeweils über 400 Stun­ den in ihren Garagen getüftelt. Wichtig ist, dass die Einzelteile im Wasser nicht untergehen und die Flugobjekte nur von Menschenkraft angetrieben werden. Nicht erlaubt sind also zum Beispiel Motoren, Batterien oder Gummibänder. Auch Gänse sollten nicht vor den Flug­ körper gespannt werden. In der Brigittenauer Bucht auf der Wiener Donauinsel wollen Konstrukteure und Piloten den Zuschauern nun zeigen, ob ihre Kreationen fliegen. Dabei achtet 88

die Jury auf drei Dinge: die Flugweite, die Kreativität im Design des Fluggeräts und die Qualität des Show-Auftritts auf der Rampe. Denn jedes Team führt vor dem Start eine kleine Choreografie auf, was auch das Publikum ordentlich anheizt. Dann steigt der Pilot in sein Cockpit und hebt ab. Na ja, er versucht es zumindest. Auf dem letzten Flugtag in Wien 2012 holte sich das Team „Back To The Future“ den Titel. Die fünf Österreicher hatten den legendären DeLorean aus dem gleichnamigen Hollywoodfilm nach­ gebaut und schafften eine Flugweite von 8,5 Metern. Pilot war damals Peter Pich­ ler. Antreten wird er dieses Jahr zwar nicht, dafür aber zuschauen. Hier verrät er fünf Gründe, warum man dieses Spek­ takel nicht verpassen sollte.

8 Meter

dürfen die Fluggeräte maximal lang sein.

100.000

Zuschauer waren beim letzten Flugtag in Wien dabei.

12 Grad

beträgt geschätzt die Temperatur der Neuen Donau am Flugtag. Kalte Füße sind also garantiert.

4 Mitglieder

umfasst jedes Team. Davon drei Crew-Mitarbeiter und eine arme Socke, die das Ding fliegt.

0 Bier

dürfen die Teilnehmer k­ ippen, um sich Mut anzutrinken. Alkoholisierte werden disqualifiziert.

6 Meter

hoch ist die Flugrampe. Kommt einem aber wie 60 Meter vor, wenn man oben steht.

30 Sekunden

sollte die Show von jedem Team auf der Rampe dauern.

120 Kilo

ist das Maximalgewicht, das ein Fluggerät wiegen darf. THE RED BULLETIN

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, MATTHIAS HESCHL/RED BULL CONTENT POOL, ERWIN POLANC/RED BULL CONTENT POOL, FLO HAGENA/RED BULL CONTENT POOL, MATHIEU YOUNG/RED BULL CONTENT POOL, CHRIS GARRISON/RED BULL CONTENT POOL

Zahltag


Fun Facts

Der Schauplatz Im Jahr 1992 hob in Wien das erste Flugobjekt ab. Seither gab es über 150 Flugtage in mehr als 70 Städten weltweit. Der letzte in Wien liegt allerdings neun Jahre zurück. „Endlich ist der Flugtag wieder vor unserer Haustür. Wer weiß, wann die nächste Gelegenheit kommt“, sagt Ex-Pilot Pichler und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Außerdem ist niemand so ausgeflippt wie die Österreicher. Da kann man einiges erwarten von den Teilnehmern.“

Begebenheiten aus 150 Flugtagen in mehr als 70 Städten weltweit. STURM AUF HAMBURG Nachdem der Flugtag in Deutschland schon viermal in Berlin stattgefunden hatte, übersiedelte er 2004 nach Hamburg. Das löste einen Massen­ ansturm aus: 250.000 Menschen ­kamen an den Grasbrookhafen, um die tollkühnen Piloten zu sehen.

Der Spirit 40 Teams fliegen um den Sieg. Die Gewinner bekommen eine Führung durch den Hangar-7 inklusive einer Einladung ins Restaurant Ikarus und einen Flug mit den Flying Bulls. Zickenkrieg gibt es trotzdem keinen unter den Teilnehmern. „Ein Team hatte damals für den Bau seines Fliegers Styroporplatten ver­ wendet, die beim Abladen aus dem Lkw gebrochen sind. Da haben dann andere Teams sofort geholfen“, erzählt Pichler.

Das Publikum „Die Stimmung ist klasse“, sagt Peter Pichler. „Das Publikum geht voll mit und feuert jedes Team lautstark an.“ Bevor es losgeht, können die Zuschauer den Teilnehmern bei den letzten Feinjustierungen an ihren Geräten über die Schulter schauen. „Ich war damals extrem angespannt. Aber ich hab versucht, so viel wie möglich zu beantworten“, sagt Pichler lachend.

Die Flugobjekte „Das Niveau ist schon super“, so Flugtag-Veteran Pichler. „Bei uns waren

„Manchmal muss man einfach loslaufen und wegspringen.“ Florian Ritt von Folkshilfe (o. re.) über die Idee hinter dem Flugtag-Song „Wir heben heid o“

richtig gute Konzepte ­dabei, die wirklich aufwendig zu bauen waren. Ein paar sahen geil aus, aber du wusstest schon: Die fliegen bestimmt nicht … Andere hatten sogar ferngesteuerte Ruder an den Tragflächen.“

Das Rahmenprogramm Der offizielle Flugtag-Song kommt von der Band Folkshilfe, die ihn am 26. September auf der Bühne spielen wird. Die drei Quetschn-Popper folgen damit DJ Ötzi, der beim letzten Mal die Brigitten­auer Bucht beschallte. „Cool war der Auftritt der F ­ lying Bulls“, sagt Peter Pichler.

Siegerehrung vor neun Jahren. „Die Stimmung ist schon klasse“, sagt der damalige ­Siegerpilot Peter Pichler (Mi., mit Sonnenbrille). THE RED BULLETIN

DIE RÜCKKEHR DER TEICHFLIEGER Knapp 1000 Stunden bastelte ein Team aus Wiesbaden an seinem Fluggerät. Am Ende lohnte sich der Einsatz: 2012 in Mainz schwebte der ­Flieger 69,79 Meter weit. Damals ein Rekord! Heute steht das Meisterstück im Otto-Lilienthal-Museum in Anklam.

CHICKEN WHISPERER Wer hat eigentlich gesagt, Hühner könnten nicht fliegen? Fünf Luftund Raumfahrt-Ingenieure bewiesen 2013 das Gegenteil und stellten in Long Beach/USA mit ihrem „Chicken Whis­perer“ einen neuen Rekord auf: 78,5 Meter weit flog die Konstruktion.

DIE FLIEGENDE KLOROLLE In 29 Jahren haben wir viele kuriose Fluggeräte gesehen. Zum Beispiel „The Nooper“, aufgetreten 2016 beim Flugtag in Louisville/USA. Es handelte sich dabei um eine gigantische Klo­ papierrolle. Seitdem wissen wir: ­Nooper ist ein englischer Ausdruck für Menschen, die sich vollständig entkleiden, bevor sie aufs WC gehen – und Klopapier kann nicht fliegen.

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GUIDE Kalender

27 11 September WER GEWINNT DEN RED BULL DOLOMITENMANN?

Mit dem Ohrwurm ­„Superego“ haben ­Sophie Lindinger (re.) und Marco Kleebauer ­alias Leyya einen Start nach Maß hingelegt – jetzt kann man das ­Elektropop-Duo live auf der FrischLuft-Bühne in Linz erleben.  posthof.at

Berglauf, Gleitschirmflug, Kajak- und Mountainbikefahrt – vier Spezialisten pro Team stellen sich auch dieses Jahr wieder der gnadenlosen Strecke durch die Lienzer Dolomiten (links im Bild ­sehen wir Berglauf-Ass Rémi Bonnet beim Bewerb 2020). Das Ziel: mit vereinten Kräften den Titel „Dolomitenmann“ zu holen. Wie immer beginnt das Rennen mit dem 12-Kilometer-Lauf vom Hauptplatz in Lienz (674 m) auf das Kühbodentörl (2441 m). Alle Infos: redbull.com/dolomitenmann

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13

bis 28. August DREI TAGE ELECTRIC LOVE Electric Love Festival in Salzburg, das bedeutet 3-mal 12 Stunden Party und Tanz mit den besten DJs der Welt auf drei großen Bühnen. In diesem Jahr findet das Elektro-­ Festival als „Boutique Edition“ mit kleinen Einschränkungen statt: So gibt es maximal 10.000 Tickets pro Tag, und das sonst übliche Campieren am Gelände ist ebenfalls nicht möglich. Aber allemal besser als nichts. electriclove.at 90

19 bis 21. August ABTANZEN MIT BILDERBUCH Ein Line-up, wie es schöner nicht sein könnte: Beim mittlerweile legendären Frequency im Greenpark von St. Pölten treten nicht nur Bilderbuch (o.) auf. Mit dabei sind auch AnnenMayKantereit, ­Marshmello, RAF Camora, Yung Hurn, Bonez MC und die ­Synthie-Quetscher von Folkshilfe.  frequency.at

bis 15. August MOTOGP AM SPIELBERG Ein zweites Wochenende mit purer Action: Nach dem Michelin Grand Prix of Styria folgt der Bitci Motorrad Grand Prix von Öster­reich. ­ServusTV zeigt von Freitag bis Sonntag alle Sessions der Moto3, der Moto2 sowie der ­Königsklasse MotoGP live. Infos zum Renn­wochenende unter: motogp.servustv.com THE RED BULLETIN

CHRISTOPHER KELEMEN/RED BULL CONTENT POOL, HENDRICK SCHNEIDER, GABRIEL HYDEN, GOLD AND GOOSE/RED BULL CONTENT POOL

August LEYYA LIVE ERLEBEN


RED BULL FLUGTAG 2021.

26. SEPTEMBER 2021, BRIGITTENAUER BUCHT, WIEN BOARDING: 10:00 UHR

redbullflugtag.at


B O U L E VARD DER HEL DEN

BOB DYLAN & BOBBY FISCHER

KÖNIGSSCHACH

Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit. Folge 16: Der Sänger und der Schachweltmeister, Treffen zweier Exzentriker.

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BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT MICHAEL KÖHLMEIER

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obin Loggie, einer der Manager­ Partien auf einem Brett nach freier Wahl. von Bob Dylan, wollte dem Fischer soll sehr aufgeregt gewesen sein, Rockstar zu dessen fünfundvierberichtete der Manager. zigstem Geburtstag eine SchachAm 23. Mai 1986 holte Robin Loggie partie mit Weltmeister Bobby Bobby Fischer mit einer Limousine am Flughafen von Los Angeles ab, und sie fuhren Fischer vermitteln. Loggie hielt die Idee nach Malibu, wo sie in Loggies Haus in der geheim, selbst vor seiner Frau und deren küstennahen Colony Road bis knapp vor Sohn. Denn erstens war es nicht sicher, MICHAEL KÖHLMEIER Der Vorarlberger Mitternacht warteten. Fischer hatte ein Geob er Erfolg haben würde, zweitens war Bestsellerautor gilt schenk mitgebracht, ein altes Schachspiel, in Dylans unmittelbarer Umgebung eine als bester Erzähler nicht sein erstes, aber sein zweites oder Art Wettbewerb ausgebrochen, der umso deutscher Zunge. drittes. Die Figuren waren so abgegriffen, kopfloser wurde, je näher der 24. Mai 1986 Zuletzt erschienen: dass sich Schwarz und Weiß kaum mehr rückte: Wem gelingt es, dem Chef etwas „Die Märchen“, voneinander unterschieden. Ein wertloses zu schenken, das ihn einigermaßen in 816 Seiten, Verlag Carl Hanser. Ding, aber durch den, der es gebraucht ­Erstaunen versetzt? hatte, wertvoll geworden: ein originelles Es ging nicht um wertvolle Dinge, daran Geschenk. Loggie gab Fischer einige Instruktionen, lag diesem Mann nicht viel. Es ging darum, ihn zu und schließlich fuhren sie hinaus zu Dylans Haus, überraschen. Originalität! Der aufbrausenden Entscheidungswut Dylans wäre es zuzutrauen gewesen passierten die Wachen und betraten über den Strand – so Loggie –, dass er als Dank die Hierarchie seines die Veranda. Managements neu ordnete. Loggie war neu im RockDylan sei allein gewesen. Er war auch nicht bezirkus, hatte aber bereits begriffen, dass Mister Dylan trunken. Loggie sagt, er sei auf der Veranda gesessen den Gesetzen dieses Zirkus nicht folgte, ja dass er diese und habe mit sich selbst Schach gespielt. Das habe er geradezu verabscheute. damals oft getan. Er beauftragte eine Detektei in Santa Monica, den ylan erkannte Bobby Fischer sofort. Die Wirkung Schachgroßmeister aufzuspüren und sich mit ihm in war überwältigend. Auf beiden Seiten. Es seien Verbindung zu setzen, verschwieg aber, worum es sich sich diese zwei Großen, diese Giganten, gegenhandelte. Mr. Bob Dylan wolle Mr. Bobby Fischer sprechen, das war alles. Das musste genügen. Das würde übergestanden wie kleine Fans – Dylan in einem in aller Welt genügen, warum nicht beim originellsten schmutzigen T-Shirt und Shorts mit grün-roten Rauten, Fischer in dunklem Anzug, weißem Hemd und Schachspieler der Welt? Der Erfolg war prompt. Es Krawatte – und hätte nicht er, Loggie, eingegriffen, stellte sich heraus, dass Fischer Dylan ebenso bewunderte wie Dylan Fischer. Die Detektei organisierte ein hätte es geschehen können, dass gar nichts geredet Treffen zwischen Loggie und Fischer in Albuquerque, worden, dass gar nichts geschehen wäre. New Mexico, und Loggie, der es gut verstand, MenLoggie nahm den beiden sehr vorsichtig, mit viel schen in die Augen zu sehen, trug dem Schachmeister Fingerspitzengefühl, die Schüchternheit. Er habe sein Anliegen in aller Offenheit vor: eine oder zwei Drinks gemixt, die beide abgelehnt, Witze gerissen,


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B OU L EVAR D DE R HE L D E N

über die sie nicht gelacht hätten. Schließlich habe er Bobby Fischer an das Geschenk, nämlich dieses alte Schachspiel, erinnert. Das erste Spiel – noch auf Dylans Brett übrigens – sei nichts weiter gewesen als ein Nachstellen der Welt­meisterschaftspartie Fischer gegen Spasski 1972. Dylan kannte die Partie auswendig, und Fischer er­ innerte sich auch noch recht gut. Dylan fragte, ob es unbescheiden wäre, wenn er seine Interpretationen dazu abgäbe, und Fischer hörte aufmerksam zu. Er gehe davon aus, sagte Dylan, so jedenfalls offenbare sich ihm diese Partie, dass Fischer schon nach den ersten acht bis zehn Zügen das Ende geahnt, wenn nicht sogar schon vorausberechnet habe. Die Partie ähnle in ihrem Aufbau einem Spielfilm aus den dreißiger Jahren – eine überlange, flach ansteigende Exposition, die plötzlich zum Höhepunkt aufschnellt –, nämlich dort, wo Spasski seinen Springer zu opfern glaubt, in Wahrheit jedoch sowohl den Springer ver­ liert als auch in der Folge den Turm blockiert, und das Ganze, ohne Fischers Königsbauern zur Deckung der Dame zu zwingen, wie Spasski es vermutlich geplant hatte. Von da an, so Dylan, nehme die Partie einen auch für den Laien voraussehbaren Verlauf, der zwar kürzer, aber ähnlich flach abfalle, wie die Exposition aufgestiegen sei. Zum Schluss: ein einfaches Matt ohne Schnörkel. Bobby Fischer gab ihm recht. Dylan war begeistert – von der Partie und von seiner Interpretation – und fragte, ob Fischer ihn zur Gitarre singen hören wolle.

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oggie, der die beiden die ganze Zeit schweigend betrachtet hatte, bat Dylan um den Vorzug, die Gitarre aussuchen zu dürfen. Er ging ins Haus und atmete erst eine Weile tief durch. Die Gitarren waren überall verstreut, lagen auf einem Sofa und auf dem Küchentisch, im Schlafzimmer neben dem Bett standen gleich vier E-Gitarren, merkwürdigerweise war aber kein Verstärker da. Er entschied sich für eine alte Gibson, er meinte, die würde gut zu dem alten Schachbrett mit den alten Figuren passen, das Bobby Fischer mitgebracht hatte. Dylan hatte das Instrument zu irgendeinem früheren Geburtstag von irgend­ jemandem geschenkt bekommen, es hatte irgendwann irgendeinem Bluesmusiker gehört, Loggie hatte ver­ gessen, wie der Musiker hieß. Dylan spielte ein altes Lied und ein neues – „To ­Ramona“ und „Dark Eyes“. Fischer habe zugehört, die Beine weit von sich gestreckt, die Hände über dem Gürtel gefaltet, die Augen geschlossen. Da sei alles noch wunderbar gewesen.

„Bob Dylan spielte schnell und nachlässig, es war ja nur eine Formsache.“ 94

Aber dann forderte Bobby Fischer Bob Dylan zu e­ iner Partie auf – so war es ausgemacht –, und zwar auf ebenjenem alten Brett mit den abgegriffenen ­Figuren. Dylan habe Weiß gezogen und die Partie ­begonnen. Er habe schnell und nachlässig gespielt, es sei ja nur eine Formsache gewesen, so sah es auch Loggie. Eine Ehrensache, nichts Ernsthaftes, und es sei auch nicht zu erwarten gewesen, dass mehr als ­eine Partie gespielt werden würde und dann vielleicht noch Revanche. Fischer allerdings habe sich auf jeden Zug kon­zen­ triert. Es sei zwar keine Zeit ausgemacht worden, aber er habe bei jedem Zug mehrere Minuten verstreichen lassen, und Loggie dachte noch, es sei zwar anständig von dem Großmeister, dass er seinen Gegner nicht gleich vom Brett putzte; aber es kam ihm doch irgend­ wie kindisch vor, mit wie viel Anstrengung er diese Anständigkeit vorführte. Um es kurz zu machen: Dylan gewann die Partie. Gefreut habe er sich darüber nicht. Gewundert habe er sich. Beide hätten sich gewundert. Und Loggie wunderte sich auch. Die Stimmung sei nicht mehr so besonders gewesen. „Das ist ein Geburtstagsgeschenk wie eine Kau­ gummiblase“, sagte Dylan. „Solange man sie für Voll­ gummi hält, durchaus imponierend.“

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ischer versicherte, er habe ihn nicht absichtlich gewinnen lassen, im Gegenteil, er habe Dylan sogar bis zu den letzten vier Zügen zu jener Partie gezwungen, die Bogoljubow und Reti 1925 in BadenBaden gespielt hätten. Einen Gegner zu einem be­ stimmten Spiel zu zwingen sei bei weitem schwieriger, als ein Spiel zu gewinnen. Erst beim viertletzten Zug sei Dylan ausgebrochen, und er, Fischer, habe vermu­ tet, Dylan wolle ein Erstickungsmatt anstreben in der Art von Budrich gegen Gumprich 1950, und er habe sich rundum darauf eingestellt und dann … „Ich bin ein Naiver“, sagte Dylan. Mehr sagte er nicht. Loggie stellte erneut die Figuren auf und drehte das Brett um. Dylan gewann wieder. Er wurde zornig. Diesmal habe er sogar saumäßig gespielt, sagte er. Fischer sagte gar nichts. Er schaute auch nieman­ den an. Dylan nicht, Loggie nicht. Nur das Schach­ brett schaute er an. „Vielleicht liegt es an den Figuren und an dem schlechten Licht“, sagte Loggie. Er habe es ja nur gut gemeint – reden, reden, locker sein, habe er sich gedacht, wenn ich als das Arschloch aussteige, ist ­alles  gut. „Bei diesem schlechten Licht kann es doch pas­sieren, dass sich der eine oder andere bei den ­Figuren vergreift und anstatt Schwarz Weiß zieht oder umgekehrt.“ „Was heißt hier der eine oder der andere?“, fragte Dylan, ziemlich scharf, den Kopf gesenkt, die Augen blitzend. „Und wer, bitte, ist hier der eine und wer der andere?“

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„Weiß und feucht im Gesicht sei Bobby Fischer dagesessen, die Hände zu Fäusten geballt.“ Natürlich sei er, also Dylan, der eine und dieser, also Fischer, der andere, habe ihm Loggie eilig zugeflüstert.

Dylan ging auf und ab und kaute an seinen Fingernägeln, und schließlich lief er zum Strand hinunter und verschwand in der Dunkelheit. „Sie müssen sich bei ihm entschuldigen“, sagte Loggie zu Fischer. Bobby Fischer nickte kurz, erhob sich und ging Dylan nach. Was unten am Strand geschah, wusste Loggie nicht. Er habe die beiden allein gelassen, das sei ja klar. Er habe die Gitarre ins Haus zurückgestellt, die feuchte Luft hätte ihr schaden können, er habe gewartet bis gegen vier Uhr, dann habe er geseufzt und sei nach Hause gegangen.

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lle Lichter auf der Veranda wurden angezündet und eine dritte Partie aufgelegt. Dylan gewann abermals. Weiß und feucht im Gesicht sei Bobby Fischer dagesessen, die Hände zu Fäusten geballt. Dylan sei aufgesprungen, gleich nach seinem MattZug, und habe dem Korbsessel einen Tritt versetzt. Fischer rührte sich nicht von der Stelle, zwischen den Fäusten das Schachbrett, so saß er da. In seinem schwarzen Anzug. Und still war es auf der Veranda. Nur der Pazifik. Nur der Pazifik.

Michael Köhlmeiers Geschichten gibt es, von ihm selbst gelesen, auch zum Anhören im Podcast-Kanal von The Red Bulletin. Zu finden auf allen gängigen Plattformen wie Spotify und auf redbulletin.com/podcast. Oder einfach den QR-Code scannen.

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Gesamtleitung Alexander Müller-Macheck, Sara Car-Varming (Stv.) Chefredaktion Andreas Rottenschlager, Andreas Wollinger (Stv.) Creative Direction Erik Turek, Kasimir Reimann (Stv.) Art Direction Marion Bernert-Thomann, Miles English, Tara Thompson Grafik Martina de Carvalho -Hutter, Cornelia Gleichweit, Kevin Goll Fotoredaktion Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.), Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör Digitalredaktion Christian Eberle-Abasolo (Ltg.), Marie-Maxime Dricot, Melissa Gordon, Lisa Hechenberger, Elena Rodriguez Angelina, Benjamin Sullivan Head of Audio Florian Obkircher Special Projects Arek Piatek Chefin vom Dienst Marion Lukas-Wildmann Managing Editor Ulrich Corazza Publishing Management Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz, Anna Wilczek Managing Director Stefan Ebner Head of Media Sales & Partnerships Lukas Scharmbacher Head of Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger Projektmanagement Co-Publishing, B2B-Marketing & Communication Katrin Sigl (Ltg.), Mathias Blaha, Katrin Dollenz, Thomas Hammerschmied, Teresa Kronreif (B2B), Eva Pech, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner (Communication), Jennifer Silberschneider Creative Services Verena Schörkhuber-Zöhrer (Ltg.), Sara Wonka, Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart Commercial Management Co-Publishing Alexandra Ita Editorial Co-Publishing Raffael Fritz (Ltg.), Gundi Bittermann, Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser Executive Creative Director Markus Kietreiber Senior Manager Creative Elisabeth Kopanz Art Direction Commercial & Co-Publishing Peter Knehtl (Ltg.), Erwin Edtmayer, Simone Fischer, Martina Maier, Andreea Parvu, Alexandra Schendl, Julia Schinzel, Florian Solly, Dominik Uhl, Sophie Weidinger, Stephan Zenz Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Marija Althajm, Nicole Glaser, Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar Anzeigenservice Manuela Brandstätter, Monika Spitaler Herstellung & Produktion Veronika Felder (Ltg.), Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis, Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher Finanzen Mariia Gerutska (Ltg.), Klaus Pleninger MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler Operations Melanie Grasserbauer, Alexander Peham, Yvonne Tremmel Projekt Management Dominik Debriacher, Gabriela-Teresa Humer Assistant to General Management Sandra Artacker Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer Verlagsanschrift Am Grünen Prater 3, A-1020 Wien Telefon +43 1 90221-0 Fax +43 1 90221-28809 Web redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-LepperdingerStraße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz, Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber

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