SCHWEIZ
ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN
RYAN
GOSLING
und die Freude am Risiko
RUNNING SPECIAL
Top-Gear für dein OutdoorTraining
PFEIF AUF DEN
MASTERPLAN! DAS ERFOLGSREZEPT DER SCHWEIZER POP-GIGANTEN
YELLO
OKTOBER 2017 CHF 3,80
CONTRIBUTORS
EDITORIAL Mein Freund, der Schmerz.
Für unser Porträt der WeltklasseBig-Wave-Surferin Justine Dupont schickten wir den französischen Action-Fotografen auf den Grund eines 20 Meter tiefen Tauchbeckens. Für den Job seines Models hatte er danach noch größeren Respekt: „Justine vereint Fitness mit erstaunlicher mentaler Stärke.“ Tauchgang mit einer Grenzgängerin, ab SEITE 6 8
Björn Springorum
Der Stuttgarter Journalist schreibt bevorzugt über Musik und hat bisher vier Romane veröffentlicht (zuletzt „Spiegel des Bösen“, Thienemann Verlag). Für unsere Coverstory traf er sich mit den ElectropopPionieren Yello zum Interview. „Blank und Meier sind Ikonen. Trotzdem fühlst du dich sofort willkommen.“ Wie man aus alten Zeitungen Beats macht: ab SEITE 4 8
4
MICHAEL WILFLING (COVER)
Bastien Bonnarme
Wer einen Triathlon beenden will, braucht Ausdauer, Motivation und ein beneidenswertes Maß an Selbstdisziplin. Trotzdem boomt diese Mischung aus Schwimmen, Radfahren und Laufen. Der Grund? Wegen der schmerzvollen Momente, in denen du schon aufgeben willst – und die du trotzdem durchstehst. Für alle, die sich der Herausforderung selbst stellen wollen, haben wir in dieser Ausgabe Tipps von Top-Athleten und Daten-Spezialisten gesammelt. Unser Triathlon-Dossier, ab Seite 54. Strategien für ein Leben abseits des Alltäglichen liefern uns außerdem Hollywood-Wunderwaffe Ryan Gosling („Man muss was riskieren“) sowie unsere Coverstars Dieter Meier und Boris Blank – alias Yello und die bislang größte Erfolgsgeschichte des Schweizer Pop – mit der erfrischenden Strategie: „Verlass dich erstens auf dein Bauchgefühl. Nur so dringst du in neue Gefilde vor. Und hab zweitens den Mut zum Experiment.“ Wie das funktioniert und warum Blank und Meier stolz darauf sind, „Idioten“ zu sein, erfahren Sie ab Seite 48. Viel Spaß beim Lesen! Die Redaktion
THE RED BULLETIN
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INHALT Oktober
BULLEVARD Life and Style Beyond the Ordinary
10 Ein authentisches Porträt von
Surf-Pionier Laird Hamilton
12 Gitarren-Hero Tom Morello
vereint Pop und Protest.
14 „Pong“: Ataris Kultspiel kehrt
zurück – als Spieltisch.
15 Besser essen: Science-Fiction-
Spargel im Vespertine, L. A.
16 Moto-Check mit Thomas Lüthi 18 Wind, Waffen, Schneestürme:
Elizabeth Olsen im Gespräch
20 Die Sportfilm-Sensation
„La Nuit de la Glisse“ 22 Nordschwedens Super-Sauna 24 Rapper Cros Umgang mit Kritik
GUIDE
Get it. Do it. See it. 84 Highlights auf Red Bull TV 86 Gisbert Brunners Uhren-Tipps
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88 Save the Date: die Pflicht-
MEIN 1. TRIATHLON
Werde in einem Jahr Triathlon-fit – (fast) so wie Ironman-Hawaii-Teilnehmer Timothy O’Donnell (Bild).
termine der nächsten Wochen
90 Gear Special: intelligente
Ausrüstung für Läufer 96 Impressum 98 Action-Foto des Monats
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JUSTINE DUPONT
Wie die französische Surferin das Überleben in Riesenwellen trainiert. Besuch auf dem Grund des Tauchbeckens.
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PATRIK GIARDINO, BASTIEN BONNARME, JIM KRANTZ
STIERSPRINGER
Ihr Brauch ist 4000 Jahre alt und hochgefährlich. Ein Arena-Besuch bei Spaniens „Recortadores“.
THE RED BULLETIN
FEATURES 26
Mister Downhill
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Fünf Millimeter Leben
Der Südafrikaner Greg Minnaar prägt seinen Sport seit 15 Jahren. Zu Gast bei Spaniens Amateur-Stierspringern in Madrid.
48 Geniale Dilettanten
Wie Yello ohne Masterplan zu Electropop-Pionieren wurden.
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Herausforderung Triathlon
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Interview: Ryan Gosling
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Königin der Wellen
76
Exklusiv: Timo Werner
Athleten und Daten-Experten machen dich fit für die Renn-Premiere. Der Kanadier erklärt, wie Risikobereitschaft sein Leben besser macht. Mit der französischen Surferin Justine Dupont im Apnoe-Tauchsilo. Der Leipziger & Nationalelf-Stürmer über Facebook, Sprints & Kritiker. 7
Challenge the weather.
Punktgenaue Wetterprognosen, Routenwetter und Wetterradar online und als App.
morecast.com
BULLEVARD LIFE
&
STYLE
BEYOND
THE
ORDINARY
JENNIFER CAWLEY
LAIRD HAMILTON „SCHMERZEN ZU ERTRAGEN LOHNT SICH.“ Laird Hamilton, Pionier des Big-WaveSurfens und Fitnessguru, erholt sich im Eisbad von seinen extremen Workouts. THE RED BULLETIN
SEITE 10
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L
aird Hamilton ist nicht nur eine Legende des Big-Wave-Surfens – er ist dessen Pionier. Der 53-jährige Kalifornier machte vor allem zwei Dinge populär: das Tow-in Surfing – um extrem hohe Wellen surfen zu können, lassen sich Surfer von Jet-Skis ins Wasser ziehen – und das Hydrofoil-Surfboard, ein Brett mit einer Art Finne, die den Surfer schweben lässt. Laird ist ein Typ, der polarisiert. Sein Ehrgeiz, sein Ego und seine kontroversiellen Ansichten sind berüchtigt. In der neuen Doku „Take Every Wave“ von Rory Kennedy gibt Hamilton nun einen faszinierend schonungslosen Einblick in sein Leben. Inklusive Inter Interviews, die auch seine weniger sonnigen Seiten beleuchten. the red bulletin: Wie fühlt es sich an, einen derart ehr lichen Film übers eigene Leben zuzulassen? laird hamilton: Eine Doku machen, die nicht alles offenlegt? Das hätte doch nichts gebracht. Es ist kein Film übers Surfen geworden, sondern über das Leben, über die Menschen. Ich wollte eine Geschichte erzählen, die die Leute unterhält und in der sie sich selbst erkennen. Aus der sie etwas mitnehmen können. Selbst deine Frau hält dich für einen alles andere als fehlerlosen Typen. Für manche meiner Schwächen schäme ich mich auch. Aber sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Deshalb würde ich die Vergangenheit nicht ändern wollen. Ich halte nichts von Reue. Klar gibt es Dinge, die ich hätte besser machen können, aber ich bin keiner, der verpassten Chancen nachweint. Deshalb heißt der Film auch „Take Every Wave“ – lass keine Welle aus, versuch aus jeder Chance im Leben das Beste zu machen. Sind deine Fehler auch Teil deines Erfolgs?
10
Laird Hamilton
Der Supersurfer spricht in einer neuen Doku-Biografie über alles – sogar über seine Schwächen.
„REUE? DAVON HALTE ICH GAR NICHTS“ Sagen wir lieber so: Es geht mehr darum, herauszufinden, wie man mit ihnen leben kann, ohne andere dabei zu verletzen. Du sagst, es gibt eine Sache, die dich mehr antreibt als jede andere: unbekanntes Terrain zu erobern. Es gibt da dieses Sprichwort: „Lass deine Erinnerungen nie größer werden als deine Träume.“ Daran halte ich mich. Deswegen will ich Dinge, die ich getan habe, nicht einfach wiederholen. Auch wenn sie noch so erfolgreich waren. Auch wenn mein Ego mir noch so oft sagt: „Komm schon, zeig allen, dass du es noch draufhast.“ Aber das habe ich ja schon gemacht. An ein nächstes Ziel zu denken ist doch viel spannender! Je schwieriger eine Sache ist, desto mehr gefällt sie dir: richtig? Da ist wohl was dran. Am deutlichsten ist es wohl, wenn es darum geht, etwas physisch auszuhalten. Wenn du Schmerzen ertragen kannst, kann sich das ziemlich lohnen. Du wirst physisch und emotional belohnt, wenn du über deine Grenzen gehst. Diese Belohnung erlebst du aber nur, wenn du etwas bis zum Schluss durchziehst. takeeverywave.com
Trendsetter Laird Hamilton beim Hydrofoil Surfing THE RED BULLETIN
JENNIFER CAWLEY
JOSH RAKIC
BULLEVARD
THE RED BULLETIN
11
Tom Morello,
Gitarrengroßmeister und politischer Aktivist, erklärt, wie man eine Revolution beginnt.
TRAVIS SHINN PHOTOGRAPHY
FLORIAN OBKIRCHER
„JEDER BRAUCHT EINEN ARSCHTRITT“
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THE RED BULLETIN
BULLEVARD
Tom Morello (vorn rechts) gründete seine neue Band 2016 als Reaktion auf die CNNHeadline „Donald Trump Rages Against the Machine“.
R
ockfans kennen ihn als einen der kreativsten Gitarristen der Welt und Gründer legendärer Bands wie von Rage Against the Machine oder Audioslave: Tom Morello. Abseits der Bühne ist der 53-jährige New Yorker vor allem als politischer Aktivist tätig: Seine Non-Profit-Organisation Axis of Justice kämpft seit 2002 für soziale Gerechtigkeit. Mit seiner neuen Supergroup Prophets of Rage, bestehend aus Mitgliedern von RATM, Public Enemy und Cypress Hill, vereint er seine zwei Leidenschaften: harten Rock und politische Anliegen. the red bulletin: Eine Theorie besagt, die interessanteste Popmusik entsteht in politisch aufgeladenen Zeiten. Stimmen Sie zu? tom morello: Schlechte Präsidenten führen zu guter Musik, das ist unbestreitbar. Weil Musik die Gegenwart nicht nur reflektiert, sondern sie auch beeinflussen kann. Als Wind in den Segeln derer, die für eine gerechtere Welt kämpfen. Bei unseren Konzer Konzerten sollen die Leute schwitzen und sich heiser schreien, aber sich gleichzeitig auch ihrer eigenen Kraft bewusst werden. Sie sollen erkennen, dass sie die Zukunft selbst mitgestalten können. Das erste sozialkritische Album von Rage Against the Machine erschien vor 25 Jahren. Wie hat sich Protestkultur seither verändert? Das Internet hat den Informationsfluss demokratisiert, heute kann jeder seine fundierte – und seine unfundierte – Meinung mit jedem teilen. Die Rolle der Kultur ist dabei wichtiger denn je: Sie ist ein Werkzeug, mit dem du das weiße Rauschen aus Meinun-
THE RED BULLETIN
gen durchbrechen kannst. Wie das geht? Als Musiker machst du einen geilen Rock-Track, der das Reptiliengehirn der Menschen anspricht. Und darin versteckt transportierst du die Botschaften, die dir wichtig sind. Läuft man so nicht Gefahr, nur die eigenen Rock-Fans zu erreichen und offene Türen einzurennen? Ganz wichtig: Jeder von uns braucht gelegentlich einen Arschtritt, auch unsere Fans. Für uns steht aber Musik im Vordergrund. In den meisten unserer Songs gibt es tief tiefgründigere Aussagen, stimmt, aber in erster Linie müssen sie reinhauen und bei Konzerten ordentlich abgehen. In einem Interview meintest du kürzlich: „Unsere Botschaft ist einfach: Die Welt verändert sich nur, wenn du für deine Ideale eintrittst.“ Richtig. Es gibt den Irrglauben, dass Geschichte etwas ist, das einfach so passiert. Dass du deine Zeit mit Videospielen vergeuden kannst, weil du in der großen weiten Welt nichts bewegen kannst. Aber bis zum heutigen Tag begann jede Revolution bei einfachen Menschen, die auf die Straße gingen, um ihre Meinung kundzutun. Das war auch für uns der Grund, die Band zu starten: Wir wollten nicht länger an der Seitenlinie der Geschichte stehen und den Mächtigen bei ihrem Treiben zuschauen. Aber wie kann ich selber eine Revolution lostreten? Es gibt eine alte Regel, die immer noch gilt: Denke global, handle lokal. Das bedeutet: Wenn du dich für Umweltthemen interessierst, such im Internet eine Gruppe in deiner Nähe, bei der du dich engagieren kannst. Beschäftigt dich der Welthunger, hilf in einer lokalen Suppenküche mit. Gehst du zur Schule, gründe eine Zeitung, in der du deine Meinung vertrittst. Oder mach es einfach so wie ich: Gründe eine verdammte Band! Das gleichnamige Prophetsof-Rage-Album ist bereits erschienen; prophetsofrage.com 13
BULLEVARD
Table Pong
Im Jahr 1972 begann mit der TennisSimulation „Pong“ die Ära der Videogames. Fast ein halbes Jahrhundert später kehrt die Mutter aller ScreenSchlachten zurück – als Spieltisch.
DIE ANALOGE ZUKUNFT DER DIGITALEN LEGENDE
D
ie ganz große Zeit von Atari ist schon ein wenig her: 1979 führten die Amerikaner mit der Konsole VCS die Spielzeug-Verkaufscharts an, ab etwa 1984 ging es wirtschaftlich aber bergab. Nun ist Atari zurück. Mit einer kürzlich angekündigten neuen Konsole, mit Logopräsenz in der düsteren Zukunftswelt des KinoHits „Blade Runner 2049“. Und vor allem mit einem Spieltisch, einer Analog-Hommage an Ataris erstes Game. „Das Spiel folgt digitaler Logik, statt des Screens gibt es den Tisch mit Schienen, Motoren und Magneten“, sagt CoEntwickler Daniel Perdomo. Der Designer begann „Table Pong“ als Hobby, als auf Kick Kickstarter die 330.000-DollarMarke gefallen war war, kündigte er seinen Job als Werbemanager. Ataris Co-Gründer Nolan Bushnell und „Pong“-Original-
„Table Pong“ hat die gleichen Steuer-Drehknöpfe wie die originalen „Pong“-Automaten und -Konsolen
Designer Allan Alcorn loben das Projekt. Alcorn: „Eine tolle Hommage. Daniel Perdomo hat mehr Energie reingesteckt als ich ins Original.“ Dieser will im Dezember die ersten Tische verkaufen. Preis: 1290 Dollar, also fast wie 1979. tablepongproject.com
ATARI
TOM GUISE
Atari steht voll hinter dem Spieltisch-Projekt. Es wird sogar eine von AtariCo-Gründer Nolan Bushnell signierte 5000-Dollar-Sonderedition geben.
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THE RED BULLETIN
Was aussieht wie eine überambitionierte Designer-Müslischüssel, ist gar nicht das Geschirr, sondern das Gericht: gehobelter weißer Spargel mit karamellisierten Spargelspitzen
Vespertine
COURTESY OF VESPERTINE
GILLIAN FERGUSON
In diesem Restaurant in Los Angeles fühlt man sich wie in einer leckeren, aber ziemlich unheimlichen ScienceFiction-Dystopie. Der Preis für die Unwirklichkeit beginnt bei 250 Dollar.
SCHMECKT SO DIE ZUKUNFT? THE RED BULLETIN
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as Restaurant von Küchenchef Jordan Kahn befindet sich in einem ziemlich dunklen Viertel im Zentrum von Los Angeles. Alles an diesem Restaurant – vom 20-Gänge-Menü bis zur verformten Gebäudefassade aus Stahl und Glas – wirkt im unbekümmert-oberflächlichen L. A. wie ein Fremdkörper. Das ist Absicht: Vespertine möchte anders sein. Der Besuch wird vom atmosphärischen Soundtrack der Post-Rock-Gruppe This Will Destroy You aus San Mar Marcos, Texas, begleitet, das Per Personal erscheint in minimalistischen schwarzen Uniformen des Designers Jona Sees. Das Gebäude und viele der Möbel im Inneren stammen von Eric Owen Moss, einem Architekten aus L. A., dessen AvantgardeKonstruktionen wie inmitten
der Verwandlung steckengebliebene Transformers anmuten. Und dann ist da noch das 33-jährige Wunderkind Kahn, das zuvor in Top-Restaurants wie The French Laundry, Per Se und Alinea gearbeitet hat. Vespertine, sagt er, sei sein Lebensprojekt – das Resultat von vier Jahren intensiver und geheimer Vorbereitung und ein drei Stunden dauernder Konventionsbruch, in dem Gänge nicht auf Tellern, sondern als Skulpturen serviert werden. Speisekarte? Vergiss es. Stattdessen flüstert dir das Personal Zutaten ins Ohr und lässt dich mit einem AmuseBouche zurück, das aussieht wie eine Richard-Serra-Installation. Kann man das essen? Und wenn ja, wie genau? Das herauszufinden gehört zum Konzept. Und das macht den seltsam verlockenden Charme des Vespertine aus. vespertine.la
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5. Tom Lüthi fuhr mit siebzehn bereits in der Achtelliter-
D
er erfolgreichste Motorradpilot der Schweiz steigt 2018 endlich in die Königsklasse MotoGP auf. Wie gut kennen Sie den ersten Schweizer MotoGP-Starter überhaupt? Lassen Sie sich überraschen!
1. Tom Lüthi fährt Moto2,
seit die Kategorie im Jahr 2010 eingeführt wurde. Keiner hat dabei mehr Rennstarts (129), Podestplätze (43), WM-Punkte (1425) oder schnellste Rennrunden (14) erreicht als er.
2. Tom Lüthi gebührt die Ehre der allerersten schnells-
ten Rennrunde in der neu eingeführten Serie (Qatar 2010).
3. Tom Lüthi war als Testfahrer an der Entwicklung des
MotoGP-Bikes von KTM beteiligt – und erhielt danach ein Angebot, in der Moto2-WM zu KTM zu wechseln. Der Öster Österreich-Kontakt ist unverändert exzellent – und das, obwohl er beim WM-Titel in der 125-ccmKlasse mit seiner Honda eine KTM-Armada besiegt hatte.
4. Tom Lüthi ist neben Axel Pons, Julián Simón und Mattia Pasini der letzte Moto2-
Fahrer, der noch Erfahrung mit Zweitakt-Bikes hat: In der alten Viertelliterklasse schaffte er es zweimal aufs Podium.
WM, als er bei einem Test in Brno mit Verdacht auf Blinddarmentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wurde – und aufgrund seines Alters in einer Kinderklinik landete.
6. Tom Lüthi ist ein Meister der Selbstironie: In den ers-
ten Jahren trug er auf seinem Helm eine Schnecke als Logo.
7. Tom Lüthi ist auf einem Bauernhof mit zehn Kühen,
zwei Eseln und einer Katze aufgewachsen. Fotografieren ließ er sich aber bestenfalls mit der Katze. Selbst finanziell lukrative Angebote für Kuhbilder schlug der AchtelliterWeltmeister 2005 stets aus.
8. Tom Lüthi bestritt seine ersten Rennen mit Harry-
Potter-Brille. 2010 ließ er sich Kontaktlinsen implantieren.
9. Tom Lüthi hatte einen Gastauftritt im DJ-BoBoVideo „Take Control“, und
zwar als „Töf „Töfflibueb“ – als total verwegener Mofafahrer.
10. Tom Lüthi ist viel begabt: zertifizierter Heli-Pilot, begeisterter Kitesurfer und vor allem Skifahrer: Er ist Pate des Skilifts La Chaux 2 in Verbier. www.tomluethi.ch
Tom Lüthi
Rekorde, Schnecken, Harry Potter: zehn Dinge, die Sie vom Schweizer MotoGP-Aufsteiger nicht wussten.
„TÖFFLIBUEB MIT LIZENZ“ Tom Lüthi, 31: der Welt schrägster Emmentaler
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THE RED BULLETIN
GEPA PICTURES/RED BULL CONTENT POOL, VINCENT GUIGNET
WERNER JESSNER
BULLEVARD
In der Moto2-WM jedes Jahr mindestens unter den ersten sechs: noch ein Rekord Lüthis THE RED BULLETIN
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BULLEVARD
Elizabeth Olsen
über Sonnenbrillen, Rettungswesten und warum der Amerikanerin Waffen besitzer Angst machen.
REISS DICH ZUSAMMEN! 18
he red bulletin: Sie sind zu spät dran … elizabeth olsen: Ich weiß. Peinlich, es tut mir leid. Sie waren mit einer Jacht unterwegs, wie wir hörten? Für künftige Bootstrips bringe ich eine Rettungsweste mit. Dann springe ich ins Wasser und schwimme an Land. Sie haben’s offenbar mit den Elementen. Ihren aktuellen Film „Wind River“ drehten Sie bei Temperaturen unter null in den verschneiten Bergen von Utah. Lustig? Das ist sonst nicht so meins, aber ich habe mit Kollegen wie Jeremy Renner gearbeitet, die abgehärtet sind, also wollte ich mich nicht beschweren.
THE RED BULLETIN
CONTOUR BY GETTY IMAGES
T
Wenn wir einen Schneesturm hatten, haben wir einfach im Wohnwagen abgewartet. Ihr Tipp für Leute, die dort ihre Zeit verbringen wollen? Sonnenbrillen tragen. Das hilft gegen Kälte? Gegen Schneeblindheit. Ich habe keine getragen und hatte fünf Tage einen Sonnenbrand auf den Augäpfeln. Ihre Figur behauptet sich unter Männern – wie Sie beim Dreh. Wie geht das? Diese Person denkt nicht: „Ich bin eine Frau in einer Männer Männer welt.“ Sie hält sich für gleich berechtigt, für genauso fähig, denn sie ist in ihrem Job sehr gut. Ich holte mir mein Selbst vertrauen durch Training. Was haben Sie trainiert? Ich wollte so rüberkommen, als würde ich mich mit Schuss waffen auskennen. Also habe ich so lange geübt, bis ich gar nicht mehr über mein Trai ning nachdenken musste. Was haben Sie da erlebt? Du gelangst in einen medita tiven Zustand, wo du nur noch denkst: Wie kann ich mit diesem Instrument extremer Power sicher umgehen? Ich selbst weiß das jetzt. Aber die Vorstellung, dass so viele Waffenbesitzer keinen Respekt davor haben, macht mir Angst. Wovor haben Sie im täg lichen Leben Respekt? Vor dem Job. Stellen sich nach viel harter Arbeit erste Erfolge ein, lässt man bisweilen die Zügel schleifen. Dann denkst du dir: „Warum zum Teufel schlampe ich hier rum?“ Und dann reißt du dich wieder zusammen. „Wind River“ kommt im Februar 2018 in die Kinos.
RÜDIGER STURM
Elizabeth Olsen, 28: In ihrem aktuellen Film „Wind River“ überzeugt sie als FBI-Agentin.
WINTER HAS ITS CHAMPIONS
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PIRELLI IST OFFIZIELLER SPONSOR DER FIS ALPINEN SKI WELTMEISTERSCHAFT UND DER IIHF ICE HOCKEY WELTMEISTERSCHAFT 2017-2021.
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v.l.n.r.: Lara Gut, Luca Aerni, Michelle Gisin
A
„Nuit de la Glisse“ Die Actionsportfilm-Serie aus Frankreich setzt seit vierzig Jahren Maßstäbe in ihrem Genre.
GEHT RAUS ZUM SPIELEN!
HAVAD MYKLEBUST
DANIEL KUDERNATSCH
ls Ende der Sieb ziger der junge Franzose Thierry Donard dem Amerika ner Dick Barrymore begegnet, ist der Begriff Actionsportfilm noch gar nicht existent. Thierry weiß aber: Das ist sein Ding. Er will mit der Kamera spekta kuläre Stunts in atemberau bender Kulisse einfangen. Skifahren, Surfen, Fallschirm springen, Klettern, Skate boardfahren – alles, was gefährlich ist, soll auf Film gebannt werden, um damit in Kino und TV zu begeistern. Barrymore, damals der Pionier der Szene, gibt ihm eine Chance, Thierry ergreift sie, setzt mit seiner Kamera arbeit neue Maßstäbe, zeigt Athleten als Persönlichkeiten und kreiert Geschichten rund um die tollen Actionszenen. Die Filmserie „La Nuit de la Glisse“ ist geboren – und sorgt auch vierzig Jahre später noch immer für offene Münder und Gänsehaut beim Publikum. Red Bull TV hat drei Filme der Serie on Demand im Pro gramm: „Pushing the Limits“, ab 17. 9. „Don’t Crack Under Pressure“ und „Imagine“, das ab 19. 11. läuft. Der neueste Teil der „Don’t Crack Under Pressure“-Serie kommt im November 2017 in die Kinos. nuitdelaglisse.com
Film- und Athleten-Crew bei den Dreharbeiten zum neuen Teil von „Don’t Crack Under Pressure“ in Norwegen
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THE RED BULLETIN
BULLEVARD Unverspurter Tiefschnee, Sonnenschein: Nach drei Tagen Schlechtwetter wird für Matt Annetts ein Snowboarder-Traum in den Sunnmørsalpen, Norwegen, Wirklichkeit.
THE RED BULLETIN
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BULLEVARD
Warm werden
In Lappland parkt ein titanisches goldenes Ei. Im Inneren lässt sich’s so gut schwitzen wie verhandeln.
SAUNA GEGEN SORGEN
Schwedens nördlichste Stadt Kiruna hat Probleme und deshalb ein neues Wahrzeichen: ein goldenes Sauna-Ei
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irunas Wohlstand, das Eisenerz, liegt unterhalb der 18.000-SeelenGemeinde. Jetzt ist die Stadt einem weiteren Abbau im Weg, verzwickte Verhandlungen werden erwartet. Doch: kein Problem, das Schweden nicht beim Saunieren lösen könnten. Also planten die Künstler Lars
Bergström und Mats Bigert von der Wohnkooperative Riksbyggen ein kühnes SaunaEi. 69 Stahlplatten, mit Titan legiert und goldbeschichtet, bilden die transportable Hülle: Das lädt nicht nur Streithähne zum Schwitzen auf neutralem Boden ein, sondern auch Touristen (maximal acht pro Sitzung). Kommen kann jeder, man muss sich nur anmelden. ripan.se THE RED BULLETIN
RIKSBYGGEN
K
DANIEL KUDERNATSCH
Das Ei von innen: Kiefern- und Espenholz gemischt und ein Saunaofen aus Stahl und Stein
IN FORM FÜR HAWAII?
JETZT EINE REISE NACH HAWAII GEWINNEN. Und so geht`s: Jetzt exklusiv bei Coop* 6 Pack Red Bull 250ml sichern und persönliches Trainingsfoto mit Wristband auf Instagram unter #wingsforhawaii posten. Alle Infos unter redbull.com/wingsforhawaii *Erhältlich nur in grösseren Coop Supermärkten
BULLEVARD
Cro
Der Rapper mit Pandamaske erklärt, wie man Kritik verdaut und dem Ernst des Lebens begegnet.
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T
he red bulletin: Du hattest schon am Anfang deiner Karriere, 2012, großen Erfolg, aber auch viele Kritiker. Wie geht man als junger Künstler damit um? cro: Wenn mich jemand kritisiert, dann spornt mich das in erster Linie an. Ich will es noch besser und noch besser und noch besser machen. Auf der anderen Seite weiß ich, was ich kann – und bin selbst mein größer Hater. Ich stelle grundsätzlich alles in Frage
und arbeite so lange daran, bis ich voll hinter dem Ergebnis stehen kann. Hat sich dein Umgang mit Kritik verändert? Auf manchen Gebieten bin ich verletzlich, auf anderen habe ich ein dickes Fell. Es kommt immer darauf an, wie kritisiert wird. Wenn mich jemand offensichtlich beleidigen will, dann lässt mich das kalt. Aber wenn jemand einen wunden Punkt trifft, etwas kritisiert, dem auch ich selber zustimme, dann tut das schon weh. Wie hast du es trotzdem
THE RED BULLETIN
CHRISTOPH VOY
Rapper Cros Erfolgsrezept: „Ich stelle grundsätzlich alles in Frage.“
geschafft, dein Ding kompromisslos durchzuziehen? Man muss manchmal mit geschlossenen Augen durch die Wand – und nicht durch die Tür. Den Gedanken, dass alles auch verdammt schiefgehen könnte, ignorieren und es trotzdem tun. Ich habe von Anfang an versucht, eigenständig zu sein. Weder die Rapper-Schiene noch die Pop-Schiene zu fahren. Ich bin genau dazwischen. Ich bin eine eigene Szene. Woher kommt dieser starke Bezug auf die Vergänglichkeit in den Songs auf deinem neuen, dritten Studioalbum? Es liegt wohl am Älterwerden. Früher oder später fragt sich jeder, was von uns bleibt. Für die meisten von uns sind das ihre Kinder, und meine Kinder sind eben meine Lieder. Neues Album: „tru.“ cromusik.de
BJÖRN SPRINGORUM
„ICH BIN MEIN GRÖSSTER HATER“
T H E
N O . 1
C O N F E R E N C E
F O R
D I G I T A L
T R A N S F O R M A T I O N
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T H O U G H T
L E A D E R S H I P
Z U R I C H, JA N 1 8 - 1 9, 2 0 1 8
BRUCE DICKINSON LEAD SINGER IRON MAIDEN PILOT & ENTREPRENEUR ENGLAND
DR. DAVID TEECE
OW F N T O EAD .KE C INST 1‘780 I WILHELM OEHL F T UR .- CH 0 EIGHT INC., CREATOR APPLE STORE, SAN FRANCISCO O 8 Y '2 GET HF 1 CKSTARCOM C RAY O'FARRELL M. : RO ER: EVP & CTO VMWARE, SAN FRANCISCO F ODEEBFORU F C O W MO IAL PROWORLD C & MANY MORE . E W SP WW PROFESSOR UNIVERSITY OF CALIFORNIA, BERKELEY CA
MAIN PARTNERS
DER SCHNELLE BESCHEIDENHEIT, LUST AUF PERFEKTION, ANGST UND RISIKO: GREG MINNAARS PORTFOLIO AN EIGENSCHAFTEN HAT IHN ZUM TÜCHTIGEN UNTERNEHMER UND ERFOLGREICHSTEN DOWNHILLMOUNTAINBIKER DER LETZTEN FÜNFZEHN JAHRE GEMACHT. TEXT: ANGUS POWERS FOTOS: KEVIN TRAUTMAN
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MR. NICE GUY
Mit 21 Weltcupsiegen ist Minnaar der erfolgreichste Downhiller in der Geschichte seines Sports.
„ANGST MACHT DICH BESSER, SCHÄRFER, KONZENTRIERTER.“ 29
G
reg Minnaar sitzt am Steuer seines Toyota 4×4 Pick-ups und cruist auf der Autobahn N3 Richtung Durban, auf dem Rücksitz die Papiere für seinen US-Visumsantrag. Es dauert noch ein wenig, bis wir das US-Konsulat erreicht haben. Greg nutzt die Zeit, um zu erzählen. Zum Beispiel vom Jahr 2001, als er die Szene im Sturm eroberte. „Ein irres Jahr“, erinnert sich der meistdekorierte Biker der Downhill-Geschichte. „Ich war 20, Jungprofi. Vor dem letzten Weltcuprennen lag ich 28 Punkte hinter Nicolas Vouilloz, meinem großen Helden, dem vielleicht besten Downhiller überhaupt. Nachdem ich ihn im Halbfinale geschlagen hatte, waren es nur noch 18 Punkte. Damit war klar: Wer den anderen im Finale schlägt, gewinnt die Serie. Der Druck war riesig. Entschieden wurde das Rennen dann durch diesen Felsdrop, an dem ich als Einziger keine Probleme hatte. Damit holte ich die entscheidende Zeit, schlug Nico und gewann den Gesamtweltcup.“
STELL DIR DAS MAL VOR.
Von all den Downhill-Profis schafft ausgerechnet dieser Rookie aus Pietermaritzburg den Drop – und klaut dem damals fünffachen Weltmeister aus Frankreich mit einer halben Sekunde Vorsprung den Sieg. Drei Wochen später finden die Mountainbike-Weltmeisterschaften in Vail, Colorado, statt. Minnaar ist in Superform, aber im Endspurt reißt seine Kette. Er stürzt, rutscht ins Ziel – und wird Dritter mit nur drei Zehntelsekunden Rückstand hinter Downhill-Legende Steve Peat. „Nico wurde Erster, und ich stand total bandagiert mit zwei meiner Helden auf dem Podium“, sagt Minnaar. „Das war einfach ein völlig verrücktes Jahr.“ Minnaars Bescheidenheit ist nicht besonders hilfreich bei der Erklärung, wie er schon mit 19, 20 Jahren diese überragenden Skills haben konnte. „Keine Ahnung, ich fuhr schon immer gerne Jumps und Gaps“, sagt er und zuckt mit den Schultern. „Vielleicht liegt es an den Jumps, die ich als Kind gebaut habe. Die waren so schlecht, dass ich als Fahrer besser werden musste. Oder vielleicht hatte ich damals einfach nur genug Selbstvertrauen.“ Mehr Aufschluss gibt Minnaars erste Liebe: BMX. In der Grundschule mussten sich die Schüler eine FundraisingIdee für ein Fest überlegen. Manche buken Kuchen, andere verkauften Tombola-Lose. Minnaar brachte seinen Vater dazu, eine Rampe zu bauen, damit er mit seinem Fahrrad über Autos springen konnte. „Das war ein voller Erfolg“, sagt er. „Ich machte danach Mini-Tourneen und trat auch bei der Royal Show auf, der größten Veranstaltung der Stadt. Pro Show bekam ich 1000 Rand (damals rund 440 Mark; Anm.) und kaufte mir davon ein brandneues Bike – das war echt cool. Bei der Royal Show sprang ich über zehn oder elf Autos, aber ich schaffte bald sechzehn.“ Von welchem Alter reden wir? „Ich war da zwölf.“
IM ZENTRUM VON DURBAN
findest du leichter einen Platz für ein spätes Frühstück als das US-Konsulat. Mit dem ausgefüllten Visumsantrag in 30
der Hand lehnt Minnaar an der Theke eines FastfoodLadens, mampft eine Samosa (gefüllte Teigtasche; Anm.) und wischt auf einer App herum, die ihm anzeigt, wenn er in den sozialen Medien getaggt wird. Er hat seit seinem 6-Kilometer-Lauf um fünf Uhr morgens nichts gegessen, deshalb bestellt er noch einen Beef Bunny Chow (süd afrikanisches Gericht, bei dem Rindfleisch und Curry in ausgehöhltem Weißbrot serviert werden; Anm.). Minnaar gibt der Verkäuferin ein üppiges Trinkgeld. Er ist nämlich der Meinung, sobald man genug Geld hat, um es nachts mal in einer Bar krachen zu lassen, hat man eine Art Verpflichtung, tagsüber großzügig zu sein. Woher diese Einstellung kommt? Minnaar meint, die habe mit seiner Heimatstadt zu tun: „Du kannst gewinnen, was du willst. In Pietermaritzburg tun die Leute so, als ob du nie etwas erreicht hättest. Ich finde das cool, weil es dich bescheiden werden lässt. Es ist ja auch eines der Dinge, die ich an der Stadt so liebe: Den Leuten sind deine Erfolge wirklich egal – es zählt, was du für ein Kerl bist.“ „Es war aber auch nie mein Ziel, berühmt zu werden“, setzt er fort. „Ich wollte einfach meine Rennen fahren, so gut ich kann.“ Das ist ihm wohl gelungen: Seine 21 Weltcupsiege sind ebenso Rekord wie die drei Gold-, vier Silberund drei Bronzemedaillen bei Weltmeisterschaften und eine andere beeindruckende Leistung: Bei zwölf von sechzehn WM-Starts erreichte er die Top vier. Alles Wahnsinns-Erfolge – zumal über so einen langen Zeitraum. Was so typisch für Minnaar ist und besonders
Oben: bei der Arbeit in seinem Radshop Greg Minnaar Cycles Unten: beim Chillen daheim in Pietermaritzburg, KwaZulu-Natal THE RED BULLETIN
WER IST GREG MINNAAR? 1981: geboren am 13. November in Pietermaritzburg, Südafrika. 2001: Gewinnt als Debütant den Weltcup. 2003: erstes Mountainbike-WM-Gold. 2007: Wird Vierter beim WM-Rennen in Fort William, Schottland – trotz ausgekugelter und angebrochener Schulter. 2017: Das große Ziel: sein 20. Weltcupsieg.
Minnaar vor der Garage mit seiner Kollektion an Santa-Cruz-Bikes
In der Off-Season trainiert Greg Minnaar meistens im Cascades MTB Park, nur fĂźnf Minuten von seinem Haus entfernt. Hier gewann er auch die Downhill-Weltmeisterschaft 2013.
„DU GEWINNST NICHT, WENN DU NUR MIT 100 PROZENT FÄHRST.“ seine beeindruckenden Weltcup-Seriensiege zeigen: seine unglaubliche Konstanz. „Wenn es keinen Druck gibt, wenn es um nichts geht, fällt es mir schwer, mich zu motivieren“, gibt er zu. „Aber an einem Rennwochenende gibt es nichts Wichtigeres für mich. Da vergesse ich alles rund um mich, da kann ich auch richtig hart zu mir selbst sein. Aber das ist wohl bei allen so. Schon beim Training denke ich mir manchmal: ‚Wow, die Jungs fliegen ja wirklich.‘“ „So richtig aufregend ist Downhill dann, wenn du weißt, du musst in einem bestimmten Abschnitt Zeit gewinnen“, fährt er fort. „Da ist der Druck am größten, da musst du am fokussiertesten sein. Dann bekommst du einen unglaublichen Adrenalinrausch.“ Wieso beflügelt ihn Druck, statt ihn zu belasten? „Ich habe von klein auf immer so gedacht: Wenn jemand anderer etwas kann, kannst du es auch. Und alles, was du dir vornimmst, was du dir wirklich in den Kopf setzt, schaffst du auch irgendwann.“ „Natürlich kennt man das Gefühl der Angst“, räumt er ein, „aber das ist ja nichts Schlechtes. Angst macht dich besser, schärfer, fokussierter. Angst hilft dir dabei, deine Grenzen zu erkennen – und sie auszuloten. Wenn ich mich in einem Abschnitt nicht wohlfühle, gebe ich 99 bis 100 Prozent. Aber da, wo ich mich sicher fühle, müssen es mindestens 110 Prozent sein. Nur über dem Limit kannst du Zeit gutmachen. Mit 100 Prozent wirst du niemals ein Rennen gewinnen. Das heißt: Du musst am Start wissen, in welchen Passagen du keine Zeit verlieren und in welchen du Zeit gewinnen möchtest.“
MINNAARS GARAGE ist ein wahr
gewordener Männertraum. In der Auffahrt steht der Pickup, drinnen zwei KTM-250er-Dirtbikes, haufenweise Motocross- und Bike-Equipment und edle Fahrräder von Santa Cruz. Wenn er nicht gerade Rad fährt, joggt oder im Fitness-Studio arbeitet, widmet er sich Golf, Surfen oder Motocross – und all das nicht nur mit dem Anspruch des Freizeitvergnügens. Außerhalb der Wettkampfsaison absolvierte er schon das Mountainbike-Etappenrennen Cape Epic, die Motocross-Rallye Roof of Africa und den Dusi-Kanu-Marathon.
„Alles, was du dir wirklich in den Kopf setzt, schaffst du auch.“ THE RED BULLETIN
„Racing ist Teil meiner DNA“, sagt Minnaar. „Wirklich. Rennen zu fahren war schon als Kind die größte Faszination für mich. Ich liebte von klein auf nichts so sehr, wie mich mit anderen zu messen. Natürlich ist es manchmal hart: Du musst immer nach deinen Schwächen suchen und daran arbeiten. Du darfst nie zufrieden sein, musst immer mehr erreichen wollen.“ Und du musst Verletzungen in Kauf nehmen. Im Fall Minnaars unter anderem zwei Schulterluxationen, diverse gebrochene Schulterblätter und Schlüsselbeine, gerissene Bänder in Knie und Daumen.
NUR RENNFAHRER SEIN?
Das wäre für Greg Minnaar nicht genug. „Was soll ich denn tun, wenn ich mal mit dem Sport aufhöre?“, sagt er. „Ich war nie auf der Uni, ich habe kein zweites Standbein. Deshalb musste ich in meiner Freizeit eben ein paar Projekte auf die Beine stellen.“ Als sein Vater vor einigen Jahren erkrankte, übernahm Minnaar den Fahrradshop der Familie. Er managt seine Immobilien in der Stadt und im Ausland und arbeitet mit seinen Sponsoren an Produktdesigns. Zusätzlich ist er Teilhaber von zwei Radsport-Vertrieben und Mitbegründer einer internationalen Juwelierkette. „Mein Kalender ist voll“, grinst er. „Und ich mag das. Ich mag es, wenn viel zu tun ist. Ich mache alles, was auf mich zukommt – einzige Einschränkung: solange es nicht mit Höhe zu tun hat, solange ich nicht irgendwo rauf raufklettern muss. Das muss wirklich nicht sein.“ Abgesehen von Dingen, die mit seiner Höhenangst kollidieren, ist Greg Minnaar für alles zu haben, sei es eine ausgedehnte Shoppingtour mit seinen Nichten oder ein Kampf mit Krokodilen. „Das war eine tolle Sache, um die Leute daran zu erinnern, dass die Tiere vom Aussterben bedroht sind“, sagt er. „Aber ich hatte damals so richtig Schiss. Ich meine, wir waren in einem Käfig mit zwanzig Krokodilen. Wenn ich daran zurückdenke, bin ich nicht sicher, ob es eine wirklich schlaue Idee war.“ Er hält kurz inne. „Aber gerade so etwas macht das Leben besonders: über Dinge lachen zu können, die du geschafft hast, obwohl sie locker hätten schiefgehen können.“ Der Fahrradshop, den Minnaar nach seiner Übernahme renovierte, feiert heute große Eröffnung. In einer Stunde kommen Kunden, Fans und Freunde. Die Mitarbeiter haben den Laden auf Hochglanz gebracht. Besonders stolz ist Minnaar auf die ultramoderne Waschanlage, die Regenwasser sammelt und recycelt. Da beginnt es plötzlich heftig zu regnen, am Eingang bilden sich schnell Pfützen. Alle suchen Schutz, nur Greg Minnaar nicht: Er schnappt einen Besen, stapft raus in den Regen und fängt an, den Boden zu wischen. Man könnte meinen, er macht das, weil er seinen Mitarbeitern ein gutes Vorbild sein will – um zu zeigen, dass sich auch der Boss nicht zu schade für solche Arbeiten ist. Doch Minnaar selbst sieht das gar nicht so. „Das hier ist einfach ein Job, der erledigt werden muss. Und ich sehe keinen Grund, ihn nicht zu machen. So einfach ist das.“ gregminnaar.com 33
FÜNF LEBEN
M I L L I M E T E R
T E X T: A N D R E A S R O T T E N S C H L A G E R FOTOS: JIM KRANTZ
Spaniens Stierspringer stellen sich rasenden Bullen in den Weg und versuchen, ihnen möglichst kunstvoll auszuweichen. Ihr Brauch ist 4000 Jahre alt. Bei ihren Wettkämpfen kann jeder Versuch in einer Katastrophe enden. Sie sind Experten für Momente, in denen keine Fehler erlaubt sind.
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Stierspringer verbinden Mut und Risiko mit perfektem Timing. Im Bild: der Spanier Pakito Murillo in der Stierkampfarena Las Ventas, Madrid
Ausweichen im allerletzten Augenblick: Bei der „Recorte“ drehen die Stierspringer dem heranpreschenden Bullen den Rücken zu.
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DER CHAMP Eusebio Sacristán, 27, aus der Region Castilla y Leon, ist spanischer Meister im Stierspringen. Seine Spezialität ist der Salto über den Bullen.
Bevor der Stierspringer Eusebio Sacristán am Morgen eines wichtigen Wettkampfs sein Elternhaus verlässt, sagt er zu seiner Mutter einen Satz, den keine Mutter hören will:
„Es kann sein, dass ich nicht mehr lebend nach Hause komme.“
Dann schultert Eusebio seinen Sportrucksack und tritt aus der Tür. Er ist frisch geduscht und hat seit zwölf Stunden nichts gegessen. Falls ihn ein Stier in der Arena aufspießt, könnte er operiert werden. Vor Operationen empfehlen Ärzte einen leeren Magen.
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THE RED BULLETIN
DER BULLE Spanischer Kampfstier des Züchters Toropasión. Die „Toros Bravos“ werden bis zu 600 Kilo schwer und tragen mächtige Hörner.
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ies ist die Geschichte der Recortadores, der Stierspringer aus Spanien. Jener jungen Männer, die sich rasenden Bullen entgegenstellen, um ihnen im letzten Moment auszuweichen. Stierspringen ist eine unbewaffnete Form des Stierkampfes. Das Risiko, verletzt zu werden, trägt hier allein der Mensch. Erste Darstellungen der Wettkämpfe finden sich auf mehr als 4000 Jahre alten Wandmalereien. Die Geschichte der spanischen Recorta dores handelt von Mut, Leidenschaft und der dünnen Linie zwischen Leben und Tod. Ein Schwerverletzter wird in dieser THE RED BULLETIN
Geschichte vorkommen. Und ein erwach sener Mann, der vor Ergriffenheit weint. An einem Samstagnachmittag Anfang Juni sitzen die Stierspringer Eusebio Sacristán und Saúl Rivera in der Finca eines Rinder Rinder züchters in der nordspanischen Region La Rioja und versuchen, das Wesen ihrer Wettkämpfe zu erklären. Eusebio, 27, ist spanischer Champion im Stierspringen. Ein quirliger Mann mit gezupften Augenbrauen und der Statur eines Reckturners. Saúl, ebenfalls 27, gehört zu den besten fünfzehn des Landes. In seinem Ohr steckt ein brauner Ring. Er überlegt lange, bevor er etwas sagt. In 24 Stunden werden Eusebio und Saúl in der Madrider Stierkampfarena Las Ventas im Halbfinale der spanischen Meisterschaft antreten. Ihre Gegner: toros bravos, spanische Kampfstiere, schwarz
wie die Nacht, eine halbe Tonne schwer, auf dem Kopf zwei scharfe Hornspitzen. Die Stiere werden auf Eusebio und Saúl lospreschen und versuchen, sie zu attackieren. Eusebio und Saúls Aufgabe ist es, ihnen auszuweichen und dabei Manöver zu zeigen. Es gibt die klassischen recortes (Ausweichbewegungen), bei de nen man dem Stier den Rücken zudreht. Und die riskanten Salti über den Stier – die Spezialität von Eusebio und Saúl. Gemessen an der extrem hohen Ver letzungsgefahr sind die Preisgelder der Recortadores bescheiden. „Ich liebe Stiere“, sagt Eusebio, wenn man ihn nach dem Grund fragt. Saúl überlegt. „Es geht darum, dass du etwas überlebst, das dich töten kann.“ „Die Frage ist nicht, ob du verletzt wirst, sondern wie oft“, sagt Eusebio. Allein im vergangenen Jahr hatte er achtmal Pech. 39
DIE ARENA Las Ventas im zentral gelegenen Madrider Stadtteil Salamanca ist das Epizentrum der spanischen Stier kultur. In die Arena passen 23.000 Menschen.
Die schlimmste Attacke passierte am 16. September in Logroño in Nordspanien. Es gibt ein YouTube-Video, für das man starke Nerven braucht. In verwackelten Bildern sieht man, wie ein schwarzer Stier über Eusebio hinwegtrampelt, der kurz darauf das Bewusstsein verliert. Kollegen schleifen ihn aus der Arena. Eusebio zeigt das Video gern her. Dazu rund hundert Fotos, die ihn in blutigen T Shirts zeigen. Er sagt: „Ein Stierspringer Twird daran gemessen, ob er nach Rück Rückschlägen wieder zurückkommt.“ Wie bereitet man sich auf einen Tag vor, der in einer Katastrophe enden kann? „Absolutes Selbstvertrauen“, sagt Eusebio. „Ich betrete die Arena immer mit der Einstellung, dass ich es mit jedem Stier aufnehmen kann.“ Recortadores müssen topfit sein. Sie trinken keinen Alkohol, kennen ihr Gewicht bis auf die Nachkommastellen. Ihre Sprünge perfektionieren sie auf Weichböden und Trampolinen. Teil zwei der Vorbereitung: Leg dir einen Notfallplan zu. Saúl sagt, bei einer Stierattacke müsse man sich am Boden zusammenkrümmen, den Kopf mit beiden Armen schützen und warten bis Hilfe eintrifft. Eusebio sagt, das sei die Lehrmeinung. Aber er pfeife auf die Lehrmeinung. Nach einer Attacke würde er versuchen, sofort wieder auf die Beine zu kommen, um so schnell wie möglich wegzulaufen. Saúl und Eusebio kneten ihre Finger, während sie reden, und tippen mit den Fußspitzen auf den Boden. Saúl starrt an die Decke. „Denkst du an den Stier?“ „Ja“, sagt Saúl. Nach einer Stunde steigen die beiden in den Wagen. Statt direkt nach Madrid zu fahren, spulen sie auf ihrer Heimfahrt zweimal 200 Kilometer ab. Teil drei der Vorbereitung ist geistiges Gleichgewicht. In der Nacht vor dem Wettkampf wollen Saúl und Eusebio bei ihren Familien schlafen. Sonntagmorgen in Salamanca, einem Stadtbezirk (distrito) im Zentrum Madrids. Las Ventas hebt sich wie eine wuchtige, runde Ziegelburg aus dem Boden. Spaniens größte Stierkampfarena fasst 23.000 Menschen. Die Recortadores treten ab zwölf Uhr im Vorprogramm der Stierkämpfe auf, die jedes Jahr zu Ehren des Madrider Schutzpatrons San Isidro, THE RED BULLETIN
Die Frage ist nicht, ob du verletzt wirst, sondern wie oft.
DIE RITUALE Vor dem Halbfinale in Madrid breiten die Recortadores ihre Talismane im Umkleideraum aus und beten um Schutz. Unten: Kampfstier in den Katakomben von Las Ventas.
des heiligen Isidor, stattfinden. Der Auf Auftritt ist der erste Höhepunkt der Saison. Als Eusebio aus dem Wagen steigt, trägt er dicke Sonnenbrillen. Er hat kaum geschlafen, sein Magen knurrt vor Hunger. Saúl trabt hinter ihm her, grüßt kurz. Dann verschwinden beide in den Katakomben der Arena. Über Las Ventas steht die Sonne bereits hoch am Himmel. Es wird ein heißer Tag. Elf Uhr. Im Umkleideraum, schmuckloser Parkettboden, zwei himmelblaue Sofas.
Im Minutentakt treffen Recortadores aus ganz Spanien ein. Männer zwischen Anfang zwanzig und dreißig, mit akkurat getrimmten Bärten und Fußballerfrisuren. Die Stierspringer sind Brüder. Konkur Konkurrenz gibt es nicht. Wer den Raum betritt, wird lang und innig umarmt. Je näher der Wettkampf rückt, desto drückender wird die Stimmung im Raum. Jeder Teilnehmer entwickelt seine eigene Strategie, um die Nerven zu beruhigen. Saúl hat seine Glücksbringer mitgebracht: Rosenkränze, Armbänder, winzige Amulette. Es sind Geschenke von seiner 41
DIE FINCA Nördlich Madrids betreibt das Veranstalter-Kollektiv Toropasión einen Zuchtbetrieb mit 900 Stück Vieh. Menschen wagen sich nur selten in das Gatter.
Mutter, von Schwestern und Tanten. Saúl küsst den Rosenkranz, streichelt die Amu lette und schlägt das Kreuzzeichen über jedem einzelnen Kleidungsstück. Der Glücksbringer von Eusebio ist eine Unterhose, neun Jahre alt, ein Dutzend Mal geflickt. Die Recortadores treten in traditionel len Gewändern auf: gehäkelten Strümp fen, Seidenhosen, fein bestickten Westen. Einziger Stilbruch in ihrer Ausstattung sind Laufschuhe, in deren Sohlen manche Stierspringer Spikes drehen. Schutzausrüstung gibt es nicht. Schlag Mittag marschieren die Stier Stier springer in Zweierreihen durch einen schattigen Gang in das gleißende Licht der Arena. Kurze Erklärung der Regeln: Pro Runde treten drei Recortadores gegen einen Stier an. Die Jury bewertet ihre Manöver mit 1 bis 10 Punkten. Die besten zwei aus jeder Gruppe steigen ins Finale auf. Werden die Recortadores vom Stier verfolgt, können sie entweder über die Bande springen oder hinter eine der vier 42
Bretterwände schlüpfen, die im Rund postiert sind und Schutz bieten. Die große Unbekannte bleiben die Stiere. Sie können geradeaus laufen und elegante Manöver ermöglichen – oder abbremsen und ihre Hörner in alle Rich tungen stoßen. Dann wird es gefährlich. Die ersten drei Recortadores nehmen in der Mitte der Arena Aufstellung. Das StierTor Stier Tor öffnet sich. Ein 600 Kilo schwerer toro bravo stürmt in die Arena. Bis zum ersten Unfall dauert es weniger als zwanzig Sekunden. Der Recortador Dani Plata eröffnet den Bewerb mit einem quiebro – einem kleinen Schritt zur Seite im letztmöglichen Augen blick, bevor der Stier den Körper passiert. Plata wählt eine besonders riskante Variante. Er will das Manöver im Knien ausführen. Sobald der Stier Plata fixiert hat, stürmt er auch schon auf ihn zu. Plata will noch ausweichen. Aber er schafft es nicht. Der Stier wirbelt ihn mit den Hörnern hoch. Dann gerät Plata unter die Hufe.
Der Stier trampelt über ihn hinweg, stößt mit den Hörnern mehrmals nach. Andere Recortadores hasten herbei, lenken die Aufmerksamkeit des Stieres auf sich. Plata kann sich noch aufrappeln. Er steht unter Schock. Kollegen schleppen ihn Richtung Ausgang. Nach dem ersten Schock dauert es keine zehn Minuten, bis der Bewerb weiterläuft. In Runde zwei betritt Eusebio erstmals die Arena. Er schlendert auf seinen Stier zu, die Hände in den Hosentaschen ver ver graben. Die Geste ist deutlich: „Ich habe keine Angst.“ Dann tut Eusebio etwas, das noch kein Recortador an diesem Tag gewagt hat. Er THE RED BULLETIN
Angespannte Stille: Im Korridor von Las Ventas warten die Recortadores auf ihren Auftritt.
Die Stierspringer ziehen ihre Seidenhosen an. Schutzaurüstung gibt es nicht. dreht den Spieß um. Statt auf die Attacke des Stiers zu warten, sprintet er direkt auf ihn zu. Auf den letzten fünf Metern macht Eusebio nur noch kurze Trippelschritte, dann schlägt er einen Salto über das schnaubende Tier, den tirabuzón – ein Überschlag mit halber Schraube. Eusebio wirft die Hände in die Höhe. Der Titelverteidiger hat ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. THE RED BULLETIN
Gruppe vier, Auftritt Saúl. In der Arena hat es inzwischen mehr als 30 Grad. Auch Saúl hat einen Sprung im Programm, den salto del ángel. Der Stier starrt Saúl unverwandt an, scharrt mit dem linken Vorderhuf im Sand und beginnt langsam in Saúls Richtung zu traben. Saúl läuft direkt auf ihn zu. Dann macht er einen schweren Fehler.
Er springt zu früh ab, rudert mit den Armen und landet links neben dem Stier im Sand. Der Bulle wendet blitzschnell. Saúl rappelt sich auf und sprintet aus der Mitte der Arena, der 500-Kilo-Stier verfolgt ihn. Im letzten Moment katapultiert sich Saúl über die Bande. Während er auf seine nächste Chance wartet, zeigen seine Gegner Recorte um Recorte. Das Madrider Publikum liebt die 43
DIE SPRÜNGE Nur die geschicktesten Recortadores wagen Salti über die Bullen. Im Bild: Saúl Rivera mit einem perfekt ausgeführten „salto del ángel“. 45
frisur, der sich wie eine Gummistange um den Stier biegt. Für den Schockmoment des Finales sorgt Eusebio bei seinem dritten Versuch: Während der Flugphase seines Saltos donnert ihm der Stier die Längsseite des Horns in den Oberschenkel. Eusebio kann noch landen, dann humpelt er aus der Gefahrenzone. Die Siegerzeremonie findet gleich auf dem Platz statt. Eusebio wird Dritter. Der Rang reicht, um sich für das Landesfinale zu qualifizieren. Jonathan Estébanez, der Gummimann mit der Föhnfrisur, gewinnt dank seiner ultraknappen Recortes. Er trägt eine goldene Stierfigur aus der Arena.
DIE ATTACKE Oben: Gleich zu Beginn des Wettkampfes gerät der Stierspringer Dani Plata unter die Hufe. Unten: ein verletzter Recortador in der Arena.
traditionellen Manöver, spendet kräftigen Applaus. Nach wenigen Minuten ist Saúl bereit für den zweiten Versuch. Dieses Mal nimmt er einen extrem langen Anlauf Anlauf weg. Saul hechtet über den Bullen, mit perfekt zur Seite ausgestreckten Armen. Salto del ángel. Saúl rollt sich in den Sand ab, macht die Siegerfaust. In der Pause. Durchsage des Stadion sprechers: Der verletzte Recortador Dani Plata wird bereits im Krankenhaus ver ver sorgt. Eine Hornwunde am Kiefer, ein zwanzig Zentimeter langer Riss in der
Pobacke, keine Lebensgefahr. Von den Rängen plätschert Applaus. Wenig später gibt die Jury die Finalisten bekannt. Eusebio zieht in die Endrunde ein. Saúl hat es nicht geschafft. Im Finale treten die fünf besten Stier Stier springer gegeneinander an. Die Manöver werden immer enger. Die Arena wird nun von RecorteSpezialisten dominiert. Von Simón Gómez etwa, der mit aus gestreckten Händen auf den Stier wartet, den Kopf in den Nacken geworfen, als würde er meditieren. Oder von Jonathan Estébanez, ein flinker Mann mit Föhn
Saúl sprintet direkt auf den Bullen zu. Dann macht er einen schweren Fehler. 46
Wieder in der Umkleidekabine. Rosen kränze werden abgestreift, geküsst und behutsam verpackt. Es riecht nach frisch aufgetragenem Parfum. „Ein guter Bewerb“, sagt Eusebio, der nur mit seiner Glücksunterhose bekleidet auf dem Sofa sitzt. Draußen wartet seine Freundin, das normale Leben. Recortadores sind Amateure. Eusebio und Saúl werden Montagmorgen um sieben Uhr in ihren Job zurückkehren. Saúl an das Fließband bei Renault, Eusebio in die Weinfabrik, wo er die Abfüllung der Flaschen kontrolliert. Eusebio sagt, er brauche das Adrena lin. Diesen kurzen Moment, unmittelbar nachdem der schnaubende Stier die Männer passiert hat. Nur eine oder zwei Sekunden, in denen man sich umdreht und feststellt, dass man dem Tod um fünf Millimeter entkommen ist. Dieser Moment muss unglaublich in tensiv sein. Zwei Wochen nach dem Bewerb in Las Ventas kehrt Eusebio für das große Finale nach Madrid zurück. Das Niveau der gezeigten Manöver ist extrem hoch. Eusebio zeigt seinen Salto tirabuzón mit verkürztem Anlauf – weniger als zehn Meter zwischen ihm und dem Stier. Wäh rend des Absprungs, der Flugphase und der Landung lässt Eusebio beide Hände in den Hosentaschen stecken. Zum zweiten Mal in seiner Karriere kürt ihn die Jury zum Landesmeister. Als Eusebio Aufstellung nimmt, um seine Trophäe abzuholen, bilden die Stierspringer ihm zu Ehren ein Spalier. Eusebio blickt kurz in den Himmel. Dann bricht er in Tränen aus. toropasion.net THE RED BULLETIN
Recortadores zollen „ihrem“ Bullen Respekt. Beim Stierspringen werden die Tiere nicht verletzt.
Aufatmen nach dem Wettkampf: Recortadores sind Amatuere. Am Montag arbeiten sie in wieder in normalen Jobs.
HELEN SOBIRALSKI UNIVERSAL MUSIC
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LL O Pioniere, Erfinder, Vor kämpfer: Yello haben die elektronische Musik geprägt wie keine andere Band. Und das ohne Master plan, nur mit Neugier, Erfindergeist und dem Glauben an sich selbst. Eine Annäherung an die bemerkens werteste Erfolgsstory im Schweizer Musik geschäft. Text: Björn Springorum
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achen. Einfach mal machen. Nicht groß nachdenken, seinem Bauchgefühl folgen. Seinem eigenen Kompass. So ziemlich jede wichtige Innovation, jede Erfindung und jede Höchstleistung ist so entstanden – ganz gleich, ob in Technik, Sport oder Kultur. Hätte es nicht mutige Menschen gegeben, wir würden immer noch denken, die Welt sei eine Scheibe. Wir hätten andere Kontinente nicht entdeckt, wären niemals zum Mond geflogen und würden noch in Keilschrift kom munizieren. Doch manche sind neu gierig. Wollen wissen, was hinter dieser Biegung liegt. Hinter dem Horizont. In der Musik ist das nicht anders. Springen wir in das Zürich der späten Siebziger. Boney M., Smokie, Chicago und ABBA dominie ren die Charts, als sich Boris Blank und Carlos Perón kennenlernen. Beide vereint die Lust am Klang, die Freude am Experimentieren. Gemein sam nehmen sie Geräusche von laufenden Moto ren und zahlreichen anderen Quellen auf, um daraus Songs zu schmieden. Heute würde man „PostIndustrial“ dazu sagen, damals gab es noch keinen Namen dafür.
„MUSIKER, W I R HATTEN W A RNIEE NEINENIEAUSBILDUNG. RICHTIGE ALSO MUSSTEN WIR EXPERIMENTIEREN.“ DIETER MEIER 50
In Dieter Meier fanden die beiden einen Sänger, der zuvor bei The Assholes aktiv gewesen und mit ungewöhnlichen Kunstaktionen oder als Berufspokerspieler in Erscheinung getreten war. Jetzt steuerte er die Vocals zu den kruden Klang konstruktionen bei. Ein ziemlich wilder Haufen also. Und nicht unbedingt ein Trio, von dem man erwarten würde, die Musikgeschichte umzuschreiben und mit einem ganz eigenen Sound zu revolutionieren. Doch genau das taten Yello. In einer Zeit, als Rock und Pop en vogue waren und der Synthesizer allenfalls als zusätzliches Instrument neben der Gitarre in den Sound integriert wurde, gingen Yello gänzlich neue Wege. Eine Band, die sich der puren Elektronik bediente und der Integration verschiedenster Sounds verschrieb. Statt einer SnareDrum zeichnete Soundtüftler Blank bei spielsweise den Klang einer Zeitung auf, die auf den Tisch klatscht. Was heute Avantgarde wäre, war für Blank Mittel zum Zweck. „Wir konnten eben nichts anderes“, sagt Dieter Meier dazu. „Wir mussten auf solche Experimente ausweichen, weil wir ja im Grunde keine richtigen Musiker waren, keine dahingehende Ausbildung hatten“, sagt er mit glänzenden Augen, „Blank ist ja bis heute eher ein Tüftler, ein Maler, der eintaucht in eine eigene Soundwelt. Er war einer der Ersten, die Samples in der Musik verwendet haben. Blank wollte aller aller dings nie ein Avantgardist sein. Er machte nur das, was ihm möglich war.“ THE RED BULLETIN
HELEN SOBIRALSKI UNIVERSAL MUSIC
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Boris Blank, Avantgardist aus purer Not(wendigkeit)
40 JAHRE ELEKTRIZITÄT Seit den späten Siebzigern schrauben Yello jetzt schon an ihrem ikonischen Electro-Sound herum. Hier einige Meilensteine der Schweizer Kult-Band.
1997
Die Neunziger bringen Yello fünf erfolgreiche Alben und den Kunstpreis der Stadt Zürich (1997). Dieter Meier entwirft nebenher Seidenschals und macht Uhren aus Getränkedosen.
1 9 8 3 erscheint „You Gotta Say Yes to Another
Excess“. Es ist Yellos drittes Album – und der musikalische Durchbruch: Die Platte positioniert sich sogar in den US-Charts, die Single „I Love You“ (oben: Dieter Meier beim Videoclip-Dreh) wird zum Hit.
Music Award (li.) für das beste Pop-Album („Touch Yello“). 2014 folgt der deutsche Echo-Preis für ihr Lebenswerk.
2 0 1 7 Im Oktober 2016 spielen
Yello vier Konzerte in Berlin (re.). Es sind ihre ersten Live-Auftritte seit 38 (!) Jahren. Im folgenden Juli begeistern sie beim Montreux Jazz Festival Fans wie Kritiker. Ende des Jahres folgen Shows in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Termine: eventim.de/yello
1 9 8 8 „The
Race“ (Album: „Flag“) erscheint – und wird Kult: etwa als jahrelanger Titelsong der deutschen Musiksendung „Formel Eins“.
UNIVERSAL MUSIC , PICTUREDESK.COM, GETTY IMAGES
2 0 1 0 Swiss
Wenn man Blank und Meier begegnet, kommt man nicht unbedingt darauf, dass man sich in Gegenwart zweier Electro-Vorväter befindet. Höf Höflich, zuvorkommend, sehr gut gekleidet und sehr eloquent … wenn überhaupt, dann wirken sie wie Schauspieler vom alten Schlag, echte Gentlemen mit Einstecktuch eben.
S
eit 1983 nur noch als Duo unterwegs, sorgten diese Gentlemen aber für eine Revolution in der Musik, nehmen neben Kraftwerk die Rolle der Pioniere ein, die den Siegeszug der elektronischen Clubmusik überhaupt erst möglich machten. Dass das mit vielen Unkenrufen, mit Hohn und Belächelt-Werden einherging, kann jeder bestätigen, der schon mal etwas Neues abseits der Norm auf die Beine stellen wollte. „Anfangs bekamen wir von allen Seiten zu hören, dass das mit der elektronischen Musik bald wieder vorbei sein würde, dass das ein Irrweg sei, eine Sackgasse“, erinnert sich Blank. „Aber wissen Sie, als Bob Dylan das erste Mal mit einer elektrischen Gitarre auf der Bühne stand, haben sie ihn auch mit Tomaten beschmissen.“ Galileo Galilei war es einst genauso gegangen, Rudolf Diesel mit seinem Motor auch. Hätten sich diese Menschen von ihren Ideen abbringen lassen, die Welt wäre ein dunklerer Ort. Es ist eben nicht immer nur eine besondere Begabung in einem Feld, die uns große Leistungen vollbringen lässt. Manchmal ist es gerade das Fehlen einer solchen. Improvisation und Erfindergeist sollte man nämlich nie unterschätzen. Auch Yello machten weiter. Nicht, weil sie er erfolgreich sein wollten, nicht, weil sie auf Teufel komm raus etwas Neues erfinden wollten. Sondern weil sie nie etwas anderes wollten. „Wenn der Blank im Studio ist, dann ist das wie ein Auf Aufenthalt im Sauerstoffzelt. Dafür lebt er, das hält ihn lebendig“, kommentiert Meier die Arbeit seines langjährigen Kollegen. Blank, der Sound-Maler, und Meier, die Stimme – so entsteht die wegweisende Yello-Musik. Ein frühes Stück wie „Oh Yeah“ ist bis heute aus dem Kanon der elektronischen Musik nicht wegzudenken, wird bei US-amerikanischen Sport-Großveranstaltungen verwendet und jedes Mal in der Zeichentrickserie „The Simpsons“ eingespielt, wenn der Duffman auftaucht. Das Lied „The Race“ war die Titelmelodie der Musiksendung „Formel Eins“, außerdem wurden gleich mehrere Yello-Songs in der Serie „Miami Vice“ verwendet. Aber so ist das eigentlich immer
THE RED BULLETIN
bei jenen, die sich trauen, neue Wege zu gehen. Erst belächelt man sie, und sobald sie Erfolg haben, bejubelt man sie, als hätte man nie etwas anderes getan. Blank nickt eifrig. „Noch vor Yello-Zeiten ging ich oft in ein Musikinstrumentengeschäft in Zürich. Damals gab es fast nur Gitarren, Bässe, Schlagzeuge oder Mikrofone, das klassische Zeug eben“, so der Klangkünstler. „In einem Raum hatten sie aber auch zwei Synthesizer stehen, und ich weiß noch, dass die Angestellten immer mit den Augen rollten, wenn ich wieder ankam und die Dinger ausprobieren wollte. Jeder sah zu, dass er mich nicht bedienen musste, und sie machten die Tür hinter mir zu, wenn ich loslegte. Sobald wir mit Yello bekannter wurden, waren die klarerweise die Ersten, die laut schrien, dass ich bei ihnen ein und aus gegangen sei.“ Natürlich gibt es heute elektronische Musik, die anders klingt. Moderner, eleganter, mithin auch raffinierter. Sie wird jedoch nie wieder so wunderbar improvisiert, freigeistig und originell klingen wie in den frühen Yello-Jahren. Dass sie im November sogar live im Züricher Hallenstadion zu sehen sind, ist da natürlich eine Sensation. Nie war dieses Projekt für die Bühne gedacht, bis voriges Jahr waren die vereinzelten Konzertversuche in den ganz frühen Tagen die Ausnahme. „Wir sind eben Studiomusiker, Tüftler, die sich gern vergraben und endlos rumprobieren“, gesteht Meier. „In dieser Hinsicht sind wir gern Idioten. Von idiotes aus dem Altgriechischen, was so viel bedeutet wie offen für Neues sein, neugierig bleiben. Im Studio produziert man, auf der Bühne
„UNDW DAS I R GERN. S I N‚IDIOTES‘ D ZWEIKOMMT IDIOTEN. AUS DEM ALTGRIECHISCHEN UND BEDEUTET: ‚OFFEN SEIN FÜR NEUES, NEUGIERIG BLEIBEN‘.“ BORIS BLANK reproduziert man ja eigentlich nur. Außerdem will niemand hören, wie wir tagelang Idioten sind und an einem einzelnen Basslauf rumwerkeln. Das ist wie in einer Hexenküche bei uns.“ Warum sie jetzt dennoch mit riesiger Produktion, Videoinstallationen und gewaltiger Live-Band auf Tour Tournee gehen, hat einen einfachen Grund: „Dafür ist der Blank verantwortlich. Er sagte immer, das muss noch passieren, solange wir jung sind.“ yello.com
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IRONMAN A L G O R I Um den IRONMAN auf Hawaii zu gewinnen, brauchtest du vor vierzig Jahren Ausdauer, Entschlossenheit und Mut. Heute reicht das längst nicht mehr. Heute gewinnen nur noch die Vermessensten: Du musst Megabyte an Daten verstehen, musst deinen Körper bei Training und Schlaf überwachen, dein Essen tracken, dein Blut analysieren. Ein Blick ins Innere der Hochleistungsmaschine Mensch – und wie die Wissenschaft sie feinst abstimmt.
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Text:
WILL COCKRELL Fotos:
PATRIK GIARDINO
I M
JAHR 1 9 8 2
ging Mark Allen zum ersten Mal beim Ironman in Hawaii an den Start. Es war das Jahr, in dem IBM den ersten PC auf den Markt brachte, die klassische Ironman-Sportuhr von Timex war gerade mal eine utopische Idee. Triathlon-Legende Allen erinnert sich: „Wenn deine Armbanduhr Zwischenzeiten nehmen konnte, warst du damals absolut happy.“ GPS, heute Selbstverständlichkeit? Damals undenkbar. Um zu erfahren, wie schnell er welche Distanzen geschwommen, gelaufen, gefahren war, musste Allen nach dem Training umständlich mit Landkarte und Stoppuhr hantieren. So umständlich, dass er nicht mal ein Trainingstagebuch führte – es wäre ein zu großer Aufwand gewesen. „Ich hatte eine ungefähre Ahnung von dem, was ich da machte“, so Allen. „Aber Aufzeichnungen machen? Sinnlos.“ Für viele gilt Allen als Übervater der Triathlon-Langdistanz. Er ging ein dutzend Mal beim Ironman in Hawaii an den Start, neunmal stand er auf dem Podium, sechsmal davon ganz oben – zuletzt 1995 als Siebenunddreißigjähriger. Allens unfreiwillig analoger Trainingsansatz wurde erst Mitte der 1980er auf aufgeweicht: Als einer der ersten Triathleten verwendete er einen Herzfrequenzmonitor. Die Bedeutung von Wissenschaft und Technologie im modernen Triathlon ver verstand er schon damals besser als die meisten anderen. Das hat sich bis heute nicht geändert. Allen, inzwischen 59, trainiert sowohl ambitionierte Freizeitsportler als auch Weltklasseprofis – und er hilft ihnen, mit der Lawine an Daten umzugehen, die sie in Training, Wettkampf und Alltag sammeln.
Im Oktober wird der Ironman in Kona auf Hawaii zum 41. Mal ausgetragen, es ist die Weltmeisterschaft über die legendäre Distanz. Am Start stehen Teilnehmer aus der ganzen Welt, die sich bei anderen Rennen qualifiziert haben. Dabei sind grausame 226,06 Kilometer zu überwinden, 3,86 (2,4 Meilen) davon schwimmend, 180,25 (112 Meilen) auf dem Rad und am Ende 42,195 (=1 Marathon) laufend. Am Format hat sich über die Jahrzehnte nichts geändert, Wissenschaft und Technologie haben den Sport aber grundlegend verändert: Jeder Athlet am Start trägt eine Armbanduhr mit den Funk Funktionen eines Supercomputers und hat in den Monaten davor halbe Nächte am Laptop mit der Analyse von Daten verbracht. Triathlon ist nicht mehr nur physische und mentale Herausforderung, es ist auch eine mathematische Challenge geworden. „GPS-Tracking, Regenerationsdiagramme, Schlafaufzeichnungen: Derartige Dinge waren für uns völlig unvorstellbar“, so Allen. „Heute helfen sie sogar Hobbyathleten dabei, ihr Training feinzutunen.“ Wir leben im goldenen Zeitalter des Trackens. Die Bluttests, Sensoren und Satelliten sind derart präzise und benutzer benutzerfreundlich geworden, dass sie ein exakteres Athleten-Profil erstellen können als jeder Trainer oder Arzt. Herzfrequenzmessung? Längst Standard. Wer etwas auf sich hält, misst bereits die Herzfrequenzvariabilität – also nicht nur die Anzahl der Herzschläge, sondern auch die millisekundengroßen Unterschiede der Abstände zwischen den einzelnen Schlägen. Trittfrequenzmessung auf dem Rad? Standard. Nun messen auch Läufer ihre Schrittfrequenz. Athletenspezifische Bluttests entdecken jeden Mangel an Spurenelementen, Mineralien, Hormonen, Vitaminen. Es überrascht nicht, dass mehrere von Allens Athleten diesen Herbst in Kona zu den Favoriten zählen. Einer davon hat sogar seriöse Siegchancen: Der Amerikaner Timothy O’Donnell, 36, 2009 Weltmeister auf der ITU Triathlon-Langdistanz, wird zum sechsten Mal am Ironman-Start sein (2015 wurde er Dritter). Er gehört zu einer neuen Generation von Triathleten, für die der Umgang mit Daten so selbstverständlich ist wie Atmen oder Essen.
DIE GRUNDIDEE DES TRIATHLONS IST SEIT JAHRZEHNTEN UNVERÄNDERT. ABER WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE HABEN DEN SPORT REVOLUTIONIERT. 56
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„Alles läuft ganz automatisch über Bluetooth“, sagt er. „Nach einer Trainingseinheit drücke ich einen Knopf auf meiner Uhr, und schon stehen mir alle Daten zur Verfügung. Ich lade sie auf mein Telefon, und während der Massage werte ich sie aus. Triathleten sind Datenexperten. Je mehr Informationen du kriegen kannst, desto besser.“ In einem Sport, in dem Effizienz einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren ist, sind Daten wie eine Geheimwaffe. Sie er ermöglichen jene minimalen Anpassungen, die dir im Wettkampf entscheidende Minuten bringen können. O’Donnell sagt: „Nicht der Fitteste gewinnt in Kona, sondern der, der sein Potential zu 100 Prozent ausschöpft.“
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Ironman-Athlet Timothy O’Donnell, 36, bekennender DatenNerd: „Triathleten sind wahre Analysten. Je mehr Informationen ich über meinen Körper kriegen kann, desto besser.“
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ronmans sind beinahe so alt wie der Triathlon-Sport selbst. Das erste Rennen über die berühmte Distanz mit dem Marathonlauf am Ende fand 1978 in Oahu statt, nur wenige Jahre nach dem ersten jemals durchgeführten Triathlon in San Diego, Kalifornien. Ursprünglich war der Ironman ein eher privat geführter Wettstreit zur Klärung der Frage, wer fitter sei, Schwimmer, Läufer oder Radfahrer. Und so gingen an einem frühen Februarmorgen 15 Männer an den Start, der Sieger war knapp zwölf Stunden später im Ziel. Heute gibt es übers Jahr und den Globus verteilt dutzende Qualifikationsrennen, nach Kona schaffen es 2000 Männer und Frauen, das Rennen wird auf NBC übertragen. Triathlon hat immer wieder zu Innovationen im Ausdauersport beigetragen – von Messtechnologien bis zur Ernährungswissenschaft. Begonnen hat das technische Zeitalter mit den ersten Herzfrequenzmonitoren in den frühen 1980er Jahren. Ein Jahrzehnt später, Anfang der 1990er, folgte der nächste Durchbruch, als ein Unternehmen namens Garmin ins GPS-Geschäft einstieg. Damals steckte die Technologie noch in den Kinderschuhen, GPS war Militär und Seefahrt vorbehalten. Aber schon bald, in den späten Neunzigern, gab es immer mehr Consumer Consumeranwendungen: Zunächst in Autos, 2003 schließlich führte Garmin die erste Fitness-Uhr ein – eine GPS-Einheit in Matchbox-Auto-Größe für das Handgelenk. Die meisten Menschen sehen in GPSGeräten einen Tracker, der Geschwindigkeit und Entfernung auf dem Weg von A nach B aufzeichnet. Neueste GPS-Technologien können aber wesentlich mehr, halten Bewegungen in sämtliche Richtungen und selbst Beschleunigungsraten fest, er erkennen sogar, ob Lauf- und Schwimmstil sauber sind. Das Garmin-Flaggschiff, die 57
EINE MODERNE TRIATHLON-UHR SAMMELT DATEN AUS MEHR ALS 200 BEREICHEN – DER ROHSTOFF FÜR DIE SELBSTOPTIMIERUNG DES ATHLETEN
Timothy O’Donnell hat Triathlons in der ganzen Welt absolviert – „aber Hawaii ist der härteste. Das ist der ultimative Test.“
Triathlon-Uhr Forerunner 910XT, erkennt sogar selbständig, wenn der Athlet aus dem Wasser und aufs Rad steigt. Im boomenden Bereich der sogenannten Wearables – also tragbarer HightechGeräte zur Körpervermessung – tobt ein Wettstreit, wer noch mehr Technik auf noch weniger Raum noch benutzerfreundlicher unterbringt. Garmin beschäftigt im technischen Bereich fast ausschließlich aktive Ausdauersportler, echte Nerds ihres Sports. Einer der Ingenieure verbrachte mehrere Tage damit, eine Möglichkeit zu finden, wie das Wasser nach dem Schwimmen aus dem Sensor zur Höhenmessung der Uhr schnell und vollständig abfließt. „Stell dir vor: Der Kerl ist selbst KlasseTriathlet“, erklärt Garmin-Produktmanager Joe Heikes, „dann stand er mit einem Eimer Wasser auf dem Gehsteig, hielt seine Hand ein paar Minuten lang hinein, zog sie raus und lief los. Dann kam er zurück, steckte die Hand wieder in den Eimer, zog sie wieder raus, lief los.“ Eine moderne Triathlon-Uhr sammelt Daten in über 200 voneinander unabhängigen Bereichen – aber diese Daten sind lediglich Rohstoff. Entscheidend ist, wie 58
sie analysiert, interpretiert, in praktischen Nutzen übersetzt werden. Dabei können minimale Anpassungen riesige Auswir Auswirkungen haben: Ein um lediglich 1,5 Zentimeter versetzter Radsattel kann erheblich mehr Leistung bei erheblich weniger Anstrengung bedeuten, den Arm beim Schwimmen eine Zehntelsekunde länger ausgestreckt zu halten kann Minuten wert sein – eine Ewigkeit. „Erst seit diesem Jahr achte ich gezielt auf meine Schrittlänge“, so O’Donnell. „Ich habe herausgefunden: Mit 1,6 Metern bin ich am schnellsten – wenn mein Lauf nicht optimal ist, werden meine Schritte kürzer.“ O’Donnell experimentiert, um seine Leistungsgrenzen weiter zu verschieben: Er liebt sein HALO-Headset, das das Gehirn stimulieren und die Verbindung zwischen Geist und Körper unterstützen soll. Eine 20-minütige Session vor den Workouts versetzt seine Muskeln in einen Zustand, den er „Hyperlearning“ nennt. O’Donnell freut sich auf den Tag, an dem Sensoren während der Fahrt die Kraftverteilung auf seinem Rad messen können – etwas, das bisher nur im Wind-
kanal möglich ist. „Garmin hat kürzlich eines der führenden Unternehmen in diesem Bereich übernommen“, erklärt er. „Für mich ist das ein Signal, dass es bald Sensoren geben wird, die den Strömungswiderstandskoeffizienten berechnen können.“ Ein Athlet, der O’Donnell beim Ironman gefährlich werden wird, ist Jesse Thomas, 37. Der ehemalige Star-Läufer am US-College ist noch relativ neu in der Triathlon-Szene, über kürzere Distanzen konnte er freilich schon beeindrucken. „Ich bin nicht so versessen wie andere, was Daten und Zahlen angeht“, sagt er, aber das ist relativ: Wissenschaft und Technologie sind fixer Faktor in seinem Athleten-Alltag. Allein schon um über den Winter das Radtraining ordentlich absolvieren zu können: Ausfahrten sind in seiner Heimatstadt Bend (Oregon) wegen des dort üblichen meterhohen Schnees auf den Straßen eine ziemliche Herausforderung. Dennoch spult Thomas im Winter hunderte von Kilometern auf seinem Rad ab – ohne dafür das Haus zu verlassen. „Ich schließe einfach meinen Rollentrainer an die virtuelle Plattform Zwift an“, erklärt er, „und fahre OnlineGruppenrennen gegen andere reale Personen. Das ist eine riesige Motivationshilfe.“ Thomas mag seine Körperdaten weniger akribisch messen als andere, umso mehr widmet er sich dem Thema Ernährung. Er entwickelte seine eigene Energieriegel-Serie, seit kurzem arbeitet er zudem mit dem Wissenschaftler Dr. Garret Rock, um in Bluttests seine Versorgung mit Mik Mikronährstoffen zu analysieren – und zwar weit exakter, als das bisher üblich war, vor allem individueller. Mittels einiger Dutzend Blut- und Genmarker können Rock und sein Team genau bestimmen, wie die Blutwerte jedes Athleten maßgeschneidert auszusehen haben, angepasst an seine persönlichen Bedürfnisse, an seinen Trainingszustand und Wettkampfplan. „Vor einem Jahr gab es diesen Mitteldistanz-Triathlon in Wildflower, Kalifor Kalifornien, ein sehr hartes Rennen, mit hohen Temperaturen und vielen Höhenmetern. Davor absolvierte ich den Bluttest“, erinnert sich Thomas. „Dr. Rock deutete auf den Magnesiumwert: Der schien absolut in Ordnung, aber Dr. Rock meinte, er sei zu niedrig. Ich würde den Mangel im Training nicht merken, aber im Wettkampf. Er riet mir, Magnesium einzunehmen. Ich folgte seinem Rat – und gewann das Rennen.“ „Elite-Athleten haben Bedürfnisse, die mit dem Durchschnitt der Bevölkerung nichts zu tun haben“, erläutert Dr. Rock, selbst ehemaliger Ironman-Triathlet. „Bluttests sind ein entscheidendes Werk WerkTHE RED BULLETIN
O’Donnell bei der Datenproduktion. Nach dem Training wird er seine Uhr mit Handy und Laptop synchronisieren – und schon bei der Massage mit der Analyse beginnen.
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Allen empfiehlt zudem einen Rollentrainer, der mit dem neuen Rad kompatibel ist, denn die ersten paar hundert Kilometer werden im Winter zurückgelegt.
Tipps der Ironman-Ikone MARK ALLEN: Zwölf Monate reichen aus, um einen Ironman durchzustehen. „Ist eine gewisse Grundfitness vorhanden, ist ein Jahr massig Zeit zur Vorbereitung“, so Allen. Hier erklärt dir Mark Allen, wie du deinen Körper so in Form bringst, dass er 226 Kilometer weit schwimmen, Rad fahren und laufen kann. Das Wichtigste gleich vorweg: Es wird nicht einfach, aber das Gefühl im Ziel rechtfertigt alles.
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ZUM WETTKAMPF ANMELDEN Nichts macht die Herausforderung so
real wie die Anmeldung zu einem Ironman. „Es gibt eine Verbindung zwischen Geist und Körper“, sagt Allen. „Die Anmeldung zum Wettkampf hilft deinem Körper bei der Vorbereitung.“ Allen empfiehlt einen Ironman im Spätherbst, dann absolvierst du den Großteil des Trainings in der milden Zeit des Jahres.
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EIN DATEN-NERD WERDEN Mit einer guten Triathlonuhr lässt
sich alles festhalten – von der Tiefe deines Schlafs bis zur Qualität deines Schwimmstils. Am wichtigsten ist die Erfassung der Herzfrequenz, so Allen. Brustgurte sind präziser als Sensoren am Handgelenk. Während des Trainings lassen sich Distanzen auf der Strecke über ein GPS-Feature feststellen, und ein Powermeter fürs Rad misst die aufgewendete Leistung – ein Indikator für deinen Fitnesszustand.
die von Allen (markallencoaching.com) sind naturgemäß individueller.
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EIN TRIATHLONRAD KAUFEN Triathlonräder sind für die aerodynamische Position konzipiert. Es ist wichtig, mit dem Material von Anfang an vertraut zu sein. „Entscheidend ist, dass das Rad passt“, sagt Allen, „denn der Körper bildet eine neurologische Ver Verbindung zwischen Gehirn und Muskeln.“
EINEN TRIATHLON ABSOLVIEREN Es ist niemals zu früh für eine Teilnahme an einem Triathlon auf der Sprintdistanz. Flotte 0,8 Kilometer schwimmen, 19,3 Kilometer auf dem Rad und 4,8 Kilometer laufen – perfekt, ein Gefühl für Kombination der drei Disziplinen unter Wettkampfstress zu kriegen.
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EINEN TRAINER ANHEUERN Nicht unbedingt nötig, sagt Allen –
aber erstaunlich günstig. Für unter 25 Euro pro Woche sind eine Beratung zur Erstellung des eigenen Trainingsprogramms sowie eine Fehlerdiagnose per Telefon und E-Mail und nach Über Übermittlung von Videoaufnahmen sogar individuelles Feedback zum Schwimmen, Radfahren oder Laufen möglich.
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SCHWIMMCLUB BEITRETEN Schwimmtraining ist technisch eine
Herausforderung. Am besten sind daher Schwimmtrainings in der Gruppe mit
Triathlonbike Speed Concept von Trek, erhältlich ab 4499 Euro Workouts mit der gratis TrainingPeaks-FitnessApp aufzeichnen.
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RICH CRUSE, TREK BIKE
TRAININGSTAGEBUCH FÜHREN … und zwar online. So hast du Fort-
schritte und Defizite immer unter Kontrolle. Seiten wie TrainingPeaks (trainingpeaks.com) sind eine beliebte Patentlösung, trainerbasierte Seiten wie
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ehemaligen Leistungsschwimmern, die Feedback geben können. Allen empfiehlt, so früh wie möglich an der Technik des Schwimmstils zu arbeiten.
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ZU WEITEREN TRIATHLONS ANMELDEN Längere Formate bieten wichtige Anhaltspunkte. Allen rät zur olympischen Distanz (1,5/40/10), sobald das Trainingsvolumen ansteigt, und zum HalbIronman („70.3“) nach sechs Monaten. Ein paar Monate später empfiehlt er die Teilnahme an einer weiteren olympischen Distanz. „Dieses Prinzip vermittelt dem Körper ein Gefühl für das absolvierte Tempo“, so Allen. „Anschließend fühlt sich im Training der IronmanSpeed nicht mehr so hart an wie zuvor.“
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FOKUS AUF DIE ERNÄHRUNG LEGEN „Sehr wichtig – und sehr einfach“,
sagt Allen. „Man muss nur verstehen, was man während der Workouts essen kann und was zwischen den Einheiten.“ Für die Workouts empfiehlt Allen Ener Energieriegel und Gels zur Aufnahme von etwa 300 Kalorien (der exakte Bedarf ergibt sich durch Ausprobieren) und etwa einem Liter Flüssigkeit pro Stunde. Vor und nach den Workouts sollte jede Mahlzeit unraffinierte Kohlenhydrate wie Haferflocken oder Naturreis, magere Proteine wie Hähnchen zur Muskelregeneration und gesunde Fette in Form von Nüssen oder Avocado beinhalten.
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LERNEN, SICH ZU ORGANISIEREN In der zweiten Jahreshälfte stehen
Radstrecken von bis zu fünf Stunden und Läufe von zwei bis drei Stunden auf dem Plan – jetzt gilt es, mit dem Arbeitgeber zu verhandeln. „Wochenenden sollte man clever nutzen“, so Allen. „Lange Workouts sollte man auf die freien Tage legen, nur dann stehen die Chancen gut, dass man sie tatsächlich umsetzt.“ Zum Schluss hat Allen noch einen Tipp für diejenigen, die sich mit der Einschätzung der Distanz schwertun: „Keine Angst, wenn es so weit ist, dann fühlt sich der Ironman nicht wie zwei aufeinanderfolgende halbe Ironmans an. Das Gefühl ist ein anderes. Es wird schon klappen!“ THE RED BULLETIN
zeug geworden, um die Leistungsfähigkeit eines Sportlers zu prognostizieren, zu analysieren und zu optimieren.“ Der Trainingswissenschaftler kann in Jesse Thomas’ Blut richtiggehend lesen – zum Beispiel entdeckte er eine geradezu superheldenhafte Regenerationsfähigkeit. Während die meisten Ausdauersportler permanent an der Grenze zum Übertraining schrammen, „kann Thomas seinen Körper bis zum Äußersten schinden“, so Rock. „Er muss keine Angst vor Übertraining haben. Wir haben ihn vor und nach einem knallharten Trainingscamp getestet – sein Körper kann Belastungen unglaublich gut verdauen.“
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larerweise sind nur wenige Athleten so begabt wie Jesse Thomas, Timothy O’Donnell oder Mark Allen. Zu viel Training und zu wenig Regeneration sind der häufigste Fehler, den Ausdauersportler begehen, und zwar Profis ebenso wie Amateure. Deshalb haben alle Tabellen und Zahlen schlussendlich vor allem ein Ziel: das Training perfekt zu dosieren, die ideale Balance aus Belastung und Regeneration zu finden. „Meine Trainingsuhr warnt mich rechtzeitig, wenn ich zu viel trainiere“, so O’Donnell. „Es stehen uns so unglaublich viele Informationen zur Verfügung, die uns das Training smart steuern lassen, dass es eben Typen geben kann wie Craig Alexander (dreifacher Ironman-Gewinner und Rekordhalter in Kona; Anm.), der auch noch mit Mitte 40 seine Rennen gewinnt. Letztendlich ver verlängern diese Daten deine Profikarriere.“ Man kann es glauben oder nicht: Aber noch mehr Einfluss als auf die Karriere der Profis haben die Daten auf die Möglichkeiten der Normalsterblichen. Für die meisten von uns wäre die Teilnahme am Ironman undenkbar, unerreichbar, bloß Athleten mit übernatürlichem genetischen Code vorbehalten. Aber die Wahrheit ist: Ein Ironman-Triathlon ist für jedermann greifbarer als jemals zuvor. Der Triathlon ist nämlich zu einer Art mathematischer Aufgabe geworden – wer exakt befolgt, was die Daten vorgeben, ist eines Tages in der Lage, einen Ironman zu bestreiten. „Die Amateure profitieren am meisten von all den Daten“, erklärt auch Mark Allen. „Warum? Na ganz einfach: Profis kennen ihren Körper ganz genau, sind für
jedes seiner Signale sensibilisiert. Amateure haben dieses Körperbewusstsein nicht – umso mehr profitieren sie vom Feedback der Hightech-Tools.“ Sogar der Elite-Bluttest von Dr. Rock ist inzwischen für jedermann verfügbar. Die erfassten Fitnessdaten, mithilfe eines entsprechenden Geräts ausgewertet, von den Erkenntnissen der Blutbildanalyse begleitet, einfach per E-Mail zugeschickt – heutzutage kann sich jeder Hobbyathlet in einer Qualität betreuen lassen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Es ist, als würde man über ein Team aus Trainern, Ernährungsberatern und Motivationsgurus verfügen, die einem sieben Tage die Woche rund um die Uhr zur Verfügung stünden. „Etwa die Hälfte aller Ausdauersportler leidet unter Eisenmangel“, hebt Dr. herher vor. „Und gerade Amateursportler sind bedeutend gefährdeter für solche und ähnliche Probleme, die intensives Training eben mit sich bringt. Profis konzentrieren sich auf ihren Sport, auf ihren Körper, auf ihren Lifestyle. Amateure pressen ihr Workout häufig noch irgendwie in einen harten Arbeitstag und versuchen, ihr Training trotz Stress und Schlafmangel durchzuziehen. Das ist ein ernstzunehmender Aspekt – nicht nur hinsichtlich der Leistung, sondern auch wegen des Spaßfaktors. Fühlt man sich schlecht, bleibt der Spaß auf der Strecke.“ Es ist aber immer noch etwas anderes, ob man einen Ironman durchhält oder am Ende auf dem Podest steht. Und die meisten Profisportler sind der Ansicht, dass gerade der magische Unterschied zwischen Sieg und Niederlage gar nicht mehr so viel mit Zahlen und Daten zu tun hat. Beispiel Timothy O’Donnell: Er kontrolliert seine Werte während des gesamten Rennens – aber auf den letzten Kilometern lässt er Zahlen einfach Zahlen sein. „Triathlon ist ein Profisport. Für mich heißt das vor allem: Dein Talent ist viel weniger entscheidend als deine Fähigkeit, hart zu arbeiten“, sagt er. „Die letzten zehn Kilometer eines Ironmans bedeuten für jeden Teilnehmer dasselbe … alle sind völlig fertig, jeder versucht, sich irgendwie zu pushen. Man denkt nicht mehr über Herzfrequenz oder Laktat oder sonst irgendeinen Messwert nach, es geht nur noch darum, dass du alles aus dir rausholst. Alles, was überhaupt drinsteckt.“
TECHNIK VERLÄNGERT KARRIEREN: FRÜHER WAR ES UNDENKBAR, DASS EIN ATHLET WIE CRAIG ALEXANDER MIT MITTE 40 NOCH RENNEN GEWINNT. 61
” Es ist deine Aufgabe, was zu riskieren. “ Ohne Risikofreude gäbe es keinen Ryan Gosling. Jedenfalls nicht als Hollywoodstar. Jetzt wagte er sich an die Fortsetzung des Kultstreifens „Blade Runner“. Der perfekte Zeitpunkt für eine Lektion in Sachen Wagemut. Text: Rüdiger Sturm 62
Fotos : Michael Muller/Sony Pictures THE RED BULLETIN
Der Kanadier Ryan Gosling, 36, ist Schauspieler, ÂRegisseur, und Musiker.
Ryan Gosling ist nicht aufzuhalten: Nach dem verblüffenden Erfolg von „La La Land“ präsentiert der Hollywoodstar sein nächstes Filmprojekt weit abseits des Alltäglichen – die Fortsetzung zu „Blade Runner“. Ein guter Zeitpunkt, ihn nach seinem Geheimnis zu fragen und seinen Rezepten im Streben nach Höchstleistungen. the red bulletin: „Blade Runner 2049“ ist die Fortsetzung eines Kultfilms, die absolute Hin gabe erfordert und keine Kompromisse zulässt. Wie entwickelt man den dafür nötigen Biss? ryan gosling: Alle Beteiligten, mich eingeschlossen, wussten, dass dieser Film sehr kritisch beäugt werden würde. Noch dazu hat „Blade Runner“ meine Liebe zum Kino entscheidend geprägt. Wenn du also in ein Universum eintauchst, das du von Kindheit an kennst, weißt du: Das ist etwas ganz Besonderes. Du darfst dich glücklich schätzen, so etwas zu erleben. Damit ist klar, dass dieser Film deinen vollen Einsatz und deine ganze Liebe verdient. Wohl auch deshalb hat jede einzelne Abteilung höchste Qualität abgeliefert. Es hat sicher Phasen gegeben, in denen Sie energie los waren. Wie sind Sie damit fertig geworden? Zugegeben: Die Arbeitsbedingungen waren echt strapaziös. Aber wir haben uns gegenseitig daran erinnert, dass diese Bedingungen nichts sind im Ver Ver gleich zu der Welt, die wir da erschaffen wollten. Streng genommen haben alle Schwierigkeiten bloß die Authentizität unseres Projekts gefördert. Und genau die haben wir angestrebt. Bei diesem Projekt hatten Sie nicht das Sagen. Weil Kino nun mal das Medium des Regisseurs ist. Wenn du ihn nicht bewunderst und nicht dahinter 64
bist, ihn bei seinem Ziel zu unterstützen, dann wirst du nie einen tollen Film machen. Was erwarten Sie von einem Boss, der höchste Anforderungen an Sie stellt? Er braucht eine klare Vision. Für Regisseur Denis Villeneuve wäre es einfacher gewesen, diesen Film bleibenzulassen und sich nicht diesen ganzen Ver Ver gleichen zu stellen. Aber er hatte den Mut dazu, denn er hatte diese Vorstellung, die er einfach um setzen musste. Das war seine Verantwortung, und er war fest davon überzeugt, diese Pläne realisieren zu können. Deshalb haben wir ihm komplett vertraut. Was passiert, wenn Sie eine Vision gut finden, aber nicht deren Schöpfer? Das wäre ein Problem. Für mich geht es zentral um die Person des Regisseurs: Ich habe bei Projekten mitgemacht, wo mir die Rolle gefiel, ich aber eine andere Auffassung hatte als der Filmemacher. Und solche Projekte gehen meistens schief. Was braucht eine Führungspersönlichkeit noch? Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Damien Chazelle, der mit mir „La La Land“ machte, ist ein richtiger Träumer, der für seine Vorstellung alles riskiert hat. Ihm war klar, dass die Kritiker über ihn herfallen könnten. Das war sehr tapfer von ihm, und für mich war es aufregend, jemandem wie ihm Rückendeckung zu geben.
„Ein Filmprojekt ist wie ein Ringkampf ohne Pause.“
„Harrison Ford hat die Idee vom Helden auf den Kopf gestellt.“
Welcher Boss kriegt keine Rückendeckung? Jemand, der seinen eigenen Instinkten nicht vertraut und sich nur danach richtet, was andere sagen: In so einem Fall weißt du nicht, wer das Schiff steuert. Sie mögen also Diktatoren? Nein. Solche Leute müssen bereit sein, alternative Ideen zuzulassen und Rat anzunehmen. Schlussendlich aber müssen sie auf ihre eigenen Instinkte hören. Wie sieht’s mit Ihren Führungsqualitäten aus? Ich habe schon Regie geführt, und die Erfahrung war ähnlich: Ich hatte meine Vision und habe mich ihr gegenüber verantwortlich gefühlt. Du tust alles, was nötig ist, um sie umzusetzen. Und mit so einem Filmprojekt gehst du eine richtige Beziehung ein. Wenn du Probleme hast, kannst du nicht einfach aussteigen, du musst dich damit auseinandersetzen. Das ist wie ein Ringkampf, in dem es keine Pause gibt. Das klingt, als wären Sie der Typ Einzelkämpfer. Nein, das schaffst du nie allein. Es ist wichtig, mit Leuten zu arbeiten, die die gleiche Leidenschaft für deine Ideen entwickeln wie du selbst. Es macht Mut, wenn du von Mitstreitern umgeben bist, die sich für dein Projekt entscheiden, obwohl sie etwas anderes tun könnten – auch Sachen, die eine höhere Erfolgsgarantie haben. Der Cutter meines Films zum Beispiel hatte seit fünf Jahren einen Motorradtrip durch Amerika vorgehabt, als ich ihn bat, sich das gedrehte Material mal anzuschauen und Ideen beizusteuern. Sobald er den Film gesehen hatte, blies er seinen Trip ab und verbrachte 96 Tage in meinem Souterrain, um mit mir zu arbeiten. Wenn du solche Leute findest, hast du ihnen gegenüber eine gewisse Verpflichtung. Was verstehen Sie unter „Verpflichtung“? Dass mir das Wohlbefinden dieser Menschen etwas bedeutet. Ich schätze sie. Ich will zeigen, welche großartigen Fähigkeiten sie besitzen. Auf diese Weise entwickeln Projekte ein richtiges Eigenleben, eine Dynamik, sie geraten in Bewegung, und du musst nur noch versuchen, mit ihnen Schritt zu halten. Ein Leitbild, die richtigen Leute, Motivation. Was braucht es noch für das bestmögliche Resultat? Ich gebe Ihnen ein Beispiel von „Blade Runner 2049“, der von Roger Deakins filmisch umgesetzt wurde. Für ihn hatte jedes Bild, jeder Moment eine Funktion. Es ging immer nur darum: Wie können wir damit die Story vermitteln? Nie dachte er in den Kategorien à la „Wäre es nicht cool, wenn …?“. Verstanden. Jede Entscheidung dient dem Gesamtziel, nichts ist Selbstzweck. Aber woher kommen eigentlich die Ideen dafür?
„Es ist aufregend, ehrliche Gefühle auszuloten.“ THE RED BULLETIN
Wenn du etwa mit einer Situation oder einem Bild konfrontiert bist, das endlose Möglichkeiten bietet. In einer Abrissgegend sah ich einmal eine Treppe, die ins Nichts führte, der Rest vom Haus war schon weg. Da schaltet sich sofort deine Vorstellungskraft ein – du versuchst dir das Gebäude vorzustellen, das da früher stand oder in Zukunft wieder stehen könnte. Solche Ideen können banal rüberkommen. Klischees vermeidet man, indem man Risiken eingeht. Harrison Ford hatte in „Star Wars“ und „Indiana Jones“ klassische Heldentypen gespielt, aber dann nahm er die Hauptrolle im ersten „Blade Runner“ an, wo er in einer Szene einer Frau in den Rücken schießt. Damit wurde die Vorstellung, die Idee, wie ein Held zu sein hat, komplett auf den Kopf gestellt, und auch aus diesem Grund hat dieser Film bis heute seine Wirkung nicht verloren. Eine düstere, verdrehte Vorstellung setzt also den kreativen Prozess in Gang? Nicht unbedingt. Das Großartige an Filmen – sie schaffen Empathie und können uns helfen, das Leben zu verstehen. Es ist auch aufregend, ehrliche Gefühle auszuloten, ohne dabei Zynismus zu propagieren. Was aber heute zugegebenermaßen viele Filme tun. Wie vermeiden Sie sarkastische Tendenzen? Erst mal bin ich Vater. Das ändert dich in jeder Hinsicht komplett – und zwar zum Besseren. Das ist das Beste, was mir je passiert ist. Außerdem habe ich, seit ich achtzehn, neunzehn bin, einen Hund, der mich an jeden meiner Filmsets begleitete. Er bekam also auch mit, wie sich mein Leben komplett wandelte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ohne ihn wäre. Offen gestanden weiß ich nicht einmal, ob er überhaupt ein Hund ist. Als ich ihn aus dem Tierheim holte, sagte man mir, er würde nicht mehr als zehn Kilo wiegen – inzwischen hat er 43. Mir kommt er eher vor wie der Glücksdrache aus der „Unendlichen Geschichte“. Bei Ihren Ambitionen erlebten Sie auch Rück Rückschläge, etwa als ein Teil der Kritik über Ihr Regiedebüt herfiel. Wie werden Sie damit fertig? Diese Reaktionen hatten vor allem damit zu tun, dass ich diesen Film gemacht hatte, nicht mit dem Projekt an sich. Wie ich schon sagte: Es ist deine Aufgabe, was zu riskieren. Deshalb lasse ich mich von so etwas nicht demoralisieren. Im Gegenteil, ich finde das eher ermutigend, denn ich habe schon das Schlimmste zu spüren bekommen. Das ist, wie wenn Robert De Niro in „Wie ein wilder Stier“ sagt: „Du hast mich nicht runter gekriegt.“ Sobald du begriffen hast, dass du mit dem Schlimmsten fertig werden kannst, ist deine Entschlossenheit stärker als je zuvor. Und ich will wieder was riskieren. Deshalb werde ich auch wieder Regie führen. Ich habe schon zwei neue Projekte. Gab es je etwas, was Sie nicht bewältigt haben? Vielleicht Ballett. Ich hatte die Option, das als kleiner Junge zu lernen. Aber damals erschien mir das zu mädchenhaft. Viele Jahre später habe ich doch trainiert, aber ich fühlte mich nie wohl dabei. Es war ein einziger Kampf – und das nur, weil ich zu dem Zeitpunkt, als ich damit hätte anfangen sollen, gekniffen hatte. Ich wünschte, ich hätte das nicht getan, denn ich würde heute davon echt profitieren. „Blade Runner 2049“ läuft ab 5. Oktober im Kino; bladerunnermovie.com 67
Text: Patricia Oudit Fotos: Bastien Bonnarme
JUSTINE TAUCHT UNTER
Justine Dupont, 25, Waterwoman, schwรถrt auf Apnoetauchen, um zur besseren Big-WaveSurferin zu werden.
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„ IN EINER TIEFE VON 20 METERN SCHEINT DIE ZEIT STILLZUSTEHEN.“
EIN TURM DER TIEFE
Das Tauchbecken in La Teste-de-Buch ist eigentlich ein Turm, über 20 Meter hoch.
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GELASSEN BLEIBEN
Die Wucht der Big Waves überlebt nur, wer sich wie Justine Dupont unter Wasser richtig verhält.
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in Ausflug in den Tauchturm von La Testede-Buch nahe Bordeaux ist für Justine Dupont stets die Rückkehr in eine wunder wunderliche Welt. Ein Paralleluniversum, das die französische Big-Wave-Surferin stets als Kontrast zu ihrem Sport erlebt. So auch im letzten Winter im portugiesischen Nazaré, dem Surfspot für Big-Wave-Surfer. Die bis zu 30 Meter hohen Wellen dort sind Duponts Sportplatz, doch Augenblicke später erlebt sie in einer Tiefe von zehn, 20 Metern ein unerhörtes Gefühl der Ruhe, weit weg vom Getöse an der Oberfläche. Stille nimmt dann den Körper auf, umschließt ihn als zweite Haut, so Dupont: „Unten hört man nichts mehr. Es ist, als bliebe die Zeit stehen. Und dann ist da noch diese unglaubliche dreidimensionale Freiheit, die Leichtigkeit, die Konzentration auf das Hier und Jetzt. Das ist magisch.“ Seit zwei Jahren trainiert Dupont zweimal pro Woche das Apnoetauchen, um in Momenten unter Wasser möglichst cool zu reagieren. So oft wie möglich steigt sie in La Teste-de-Buch ins Tauchbecken – beobachtet von ihrem Trainer Laurent Gamundi, einem Experten für Apnoetauchen und Unterwasserjagd, der mit seinem Club Biarritz Chasse Océan ein Apnoe-Programm für Surfer anbietet. „Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, loszulassen“, sagt Dupont, „aber inzwischen fühle ich mich total unbeschwert. Ich habe zu viel an die Übung an sich ge-
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Besprechung mit Laurent Gamundi, dem Apnoe-Trainer des Clubs Biarritz Chasse Océan
dacht und ob die verbrachte Zeit unter Wasser nicht doch zu kurz ist, um mich auf die Verhältnisse im Meer vor Nazaré oder im baskischen Belharra vorzubereiten.“ Im Laufe der Tauchgänge entwickelte sich dann aber jene Gelassenheit, die notwendig ist, damit sich eine Verbesserung von selbst einstellt. Eine Gelassenheit, die beim Big-Wave-Surfen überlebenswichtig ist, denn das Erlebnis dabei ist immer dasselbe: Tonnen von Wasser packen den Körper, massieren ihn durch, werfen ihn erneut wie eine Glieder Gliederpuppe in einen Strudel, immer wieder. „Krämpfe, Stöße, das Zwerchfell zieht sich zusammen, die angespannten Muskeln brennen und reagieren nicht mehr – all das kann richtig weh tun“, sagt Justine. Trotzdem empfindet sie diese Momente in der Wellenwaschmaschine als irgendwie wohltuend: „Es klingt seltsam, aber ich habe die Momente unter Wasser oft genossen. Es gibt dann nur das Meer und mich. Und das Meer erinnert mich daran, dass nicht ich die Entscheidungen treffe. Alles, was ich machen kann, ist, mich minutiös vorzubereiten,
damit ich mit der Situation so gut wie möglich umgehen kann.“ In Wellen dieser Größe besteht das größte Risiko darin, zu ertrinken, sagt Dupont: „Doch ich werde besser und entspannter surfen, wenn ich weiß, dass es ein Sicherheitspolster gibt.“ Im Buch „Barbarian Days“, für das der Schriftsteller, Journalist und Surfer William Finnegan einen Pulitzer-Preis erhielt, wird dieser machiavellistische Einverleibungsprozess so beschrieben: „Wenn jemand in einer großen Welle er ertrinkt, kann man nur selten den exakten Grund dafür bestimmen, aber ich glaube, dass zwei aufeinanderfolgende Wellen, in denen ein Luftholen unmöglich ist, die Ursache sein könnten. Die meisten Surfer können die Luft über mehrere Minuten hinweg anhalten, aber mit festem Boden unter den Füßen oder im Schwimmbad. Wenn man von einer großen Welle gewaschen wird, erscheinen zehn Sekunden wie eine Ewigkeit. Nach etwa dreißig Sekunden tritt bei den meisten Menschen Bewusstlosigkeit ein. Es ist wahnsinnig schwierig, den Reflex zu unterdrücken, THE RED BULLETIN
VORBEREITEN AUF DIE WELLE
Vor dem Auftauchen hält Justine Dupont die Luft an, eineinhalb Minuten lang.
AUF DEM WEG NACH OBEN
Binnen vier Jahren wuchs Justine Dupont über sich hinaus.
2013
Die Französin ist die Erste, die in Belharra (nahe Biarritz) eine 15-Meter-Welle surft. Der 30-Sekunden-Heat sollte ihr Leben verändern.
2014 2016
Gewinn der LongboardEuropameisterschaft. In 8-MeterWellen wird Justine in Hawaii VizeVize weltmeisterin im Big-WaveSurfen hinter der LokalLokal matadorin Paige Alms.
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Dupont surft eine MonsterMonster welle von fast 30 Metern in Nazaré (Portugal). Ein Novum für eine Frau.
AUSSER ATEM
Die Gier nach Luft lässt in der Tiefe nach, sagt die Psychologie.
Wasser einzuatmen und damit in die Lun gen zu bekommen.“ Ist Atmen unmöglich, kann das zum Albtraum werden und Dämonen herauf herauf beschwören. Deshalb unterstützt der ehe malige Bodyboarder Gamundi BigWave Surfer auf der Suche nach Abgeklärtheit unter Wasser. Ängste werden zunächst durchaus wahrgenommen, um sie jedoch nach und nach auszuschalten. Einige Surfer brauchten dazu Monate. Bei Justine war es einfacher: Ihr Respekt vor großen Wellen, der aus Kindertagen stammte, ist längst verschwunden. Wann hat Justine Dupont begonnen, große Wellen zu surfen? „Letzten Winter, da war ich zum ersten Mal ausschließlich mit dem Shortboard unterwegs und habe viel Zeit mit BigWaveSurfen verbracht.“ Der kommende Herbst ist zwar auch für 74
Belharra an Frankreichs baskischer Küste reserviert, aber vor allem für Nazaré und die große Dünung dort – perfekt, um sich regelmäßig der Monsterwelle zu stellen und Vertrauen zu gewinnen. Und um die eigenen Grenzen zu ver ver schieben. Dabei dreht sich alles um Mentalisierung, die im Apnoetauchen 60 bis 70 Prozent der Arbeit ausmacht, denn in dieser Disziplin steht man immer im Wettkampf mit sich selbst, erläutert Gamundi: „Das Gehirn verbindet zum Bei spiel ein positiv besetztes Wort mit einem Gefühl, das nicht zwingend angenehm ist, zumindest zu Beginn nicht. So ermög lichen wir dem Gehirn, schneller in eine Phase des Wohlbefindens zu gelangen.“ Stressbewältigung, Sauerstoff versorgung, Bauchatmung: Diese Art von Training erinnert stark an Yoga. „Es
geht um einen Lernprozess, der für die BigWaveSurfer sehr wichtig ist. Hier an der baskischen Küste hat die Unterwasser Unterwasser welt nichts mit der Ruhe und Wärme des Mittelmeers zu tun. Das Wasser ist kalt, aufgewühlt, dunkel, sogar schwarz, wenn man eintaucht. Manchmal erscheint es richtig düster, und man wird mit seinen intimsten Ängsten konfrontiert.“ Im Juni konnte Justine gemeinsam mit anderen BigWaveSurfern am Spot von Belharra nahe SaintJeandeLuz, beob achtet und betreut von Laurent Gamundi, einige dieser dunklen Wellen testen. Dupont: „Psychologisch betrachtet ist es wichtig, sich mit dem Spot vor Ort ver ver traut zu machen. Selbst bei ruhigen Be dingungen taucht man 25 Meter unter der sich auftürmenden Welle ein.“ Trai ning ist dann eine Demystifizierung, sagt THE RED BULLETIN
Dupont: „Man bereitet sich auf eine größere Herausforderung vor als jene, der man sich tatsächlich stellen muss.“ In der Welt der professionellen BigWave-Surfer erfordern die schieren Ausmaße der gesurften Wellen absolute Stressbeherrschung. Um in 25, 30 Meter Höhe auf dem Wasser gut zu sein, muss man sich unter Wasser sicher fühlen. Jeder Könner arbeitet nach seiner eigenen Methode: Shane Dorian betreibt CrossFit, Greg Long macht Yoga, Mark Healey – alle drei aus den USA – geht auf Unterwasserjagd. Beim Apnoe-Training praktizieren die Big-Wave-Surfer zwei unterschiedliche Ansätze: den physischen, der auf dynamischer Arbeit beruht – der beste Big-WaveSurfer Laird Hamilton etwa schleppt Gewichte –, und den psychologischen Ansatz im Stil von Justine Dupont. Wer sie im Tauchbecken von La Testede-Buch beim Training beobachtet, ist beeindruckt von Duponts Konsequenz. Akribisch reiht sie Serien von Tauchgängen in 20 Meter Tiefe aneinander. Dazu kommen spezielle Übungen, mit denen sie lernt, sparsam mit Sauerstoff
umzugehen, und das Verlangen, nach Luft zu schnappen, reduziert. Eine äußerst effektive Übung dafür ist laut Laurent Gamundi die folgende: „Wir tauchen bis auf den Grund und halten uns dort an Haltegriffen fest. Der Kohlenmonoxid-Gehalt im Körper beginnt zu steigen, aber psychologisch gesehen lässt die Gier nach Luft da unten nach, und der Körper verhält sich so, als hätte er ein klein wenig Luft
„JE MEHR MAN SICH ENTSPANNT, DESTO GERINGER IST DIE PANIK.“
holen können – genauso läuft es auch ab, wenn man sich unter einer großen Welle befindet.“ Es sei also kontraproduktiv, etwa zehn Schwimmstöße zu machen, um gegen die Wassermassen anzukämpfen, sagt Gamundi. Im Gegenteil: „Je mehr man sich entspannt, desto weniger gerät man in Panik.“ Mit siebzehn konnte Justine in Ruhe 3½ Minuten die Luft anhalten. Im letzten aktuellen Testdurchlauf waren es 40 Sekunden mehr: „Für mich ist es wichtig, einen Anhaltspunkt zu haben, zu wissen, wo ich stehe – in etwa ist es vergleichbar mit einem Tauchgang in Belharra. Das Wasser ist zu Beginn aufgewühlt, aber je mehr man sich dem Grund nähert, desto klarer wird es um einen herum – vergleichbar mit dem Moment, in dem man mit dem Kopf aus dem Wasser auftaucht.“ Training heißt für Dupont und ihren Betreuer Brice Benhadj nicht nur, alle Zufälligkeiten auszuschalten, sondern auch ständig neue Ideen zu finden, mit Wasser umzugehen. „Ich habe vor einem Jahr mit Stand-up-Paddling angefangen. Das ver verschafft mir einen neuen Blickwinkel auf die Welle und trainiert sehr effizient mein Herz-Kreislauf-System und meine Paddelfähigkeiten. Ich schwimme viel, vor allem in offenen Gewässern, habe außerdem ein Schwimmbrett. Und mit meinem Freund Fred David – er ist der beste Lehrer über überhaupt – gehe ich bodysurfen.“ (Der Franzose Fred David war 2012 Weltmeister in dieser Disziplin; Anm.) Außerdem absolviert Justine Dupont ein Trainingsprogramm, das der Stärkung des Unterkörpers auf Basis von Ausfallschritten und Kniebeugen dient, weil man beim Tow-in – dabei zieht ein Jet-Ski die Surfer an einer Leine in die Wellen – satt auf beiden Beinen stehen muss: „Es ist ganz einfach – und selbst das Kochen ist damit Teil meiner Vorbereitung!“ Dass sie sich schrittweise an Limits herantastet, hindert die Vizeweltmeisterin im Big-Wave-Surfen nicht daran, bisweilen völlig unbekümmert volles Risiko zu nehmen. „Ich habe Justine in Belharra gesehen, wie sie, ohne den Rettungsschlitten am Jet-Ski in Anspruch zu nehmen, gesurft ist, obwohl sie wusste, dass sie gewaschen wird“, schildert etwa der Fotograf Bastien Bonnarme beeindruckt. „Das sieht man selbst bei den Männern nur selten.“ justinedupont.fr; @justinedupont33
Abwechslung macht Training effizienter: Damit wird für Justine Dupont auch Kochen zur seriösen Vorbereitung auf die Wellen.
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MOTIVIO/FLORIAN EISELE
DIR FEHLER PASSIEREN DÜRFEN, „ERST WENN
KANNST DU
DEINE STÄRKEN AUSSPIELEN“ Deutschlands Sturm-Aufsteiger TIMO WERNER im Interview über die Kraft des Leipziger Spirits, über Dummheiten, Rückschläge – und ein Leben zwischen brutalem Business und Traumberuf. Text: Stefan Wagner 77
Werner, Sie waren bester Deutscher in der Bundesliga-Torschützenliste der vergangenen Saison. Sie wurden als Debütant Torschützenkönig des Confed Cup. Aber wenn man Sie nach dem besten deutschen Stürmer fragt, sagen Sie: Thomas Müller. Warum denn das? timo werner: Wegen seiner unglaub lichen Quote über so lange Zeit. 15 und mehr Tore pro Saison, Jahr für Jahr, da steckt unglaublich harte Arbeit dahinter. Und es waren ja nicht irgendwelche Tore, sondern sehr viele sehr wichtige. Vergangene Bundesliga-Saison hat Müller fünf Tore geschossen, Sie 21. Er hatte eine nicht so gute Saison. Und hat trotzdem 15 Vorlagen gegeben. Umso beeindruckender. Was kann Thomas Müller besser als Timo Werner? Er hat mehr Erfahrung, aber dann endet die Vergleichbarkeit schon. Thomas Müller kann man nicht mit anderen Stürmern ver ver gleichen. Er hat seine eigene Art, Fußball zu spielen, sehr intelligent, weiß immer genau, wo er stehen muss, was er machen muss. Nicht nur um ein Tor zu schießen, sondern auch um der Mannschaft zu helfen. Sieht immer etwas unorthodox aus, ist aber immer effektiv. Hat jeder große Stürmer Eigenheiten, die man sich nicht abschauen kann? Ja. Jeder wirklich gute Stürmer ist in einem Bereich unverwechselbar. Einen Schuss wie den von Mario Gomez kann man sich nicht abgucken, hat man oder hat man nicht. Da kann man noch so oft in den Kraftraum gehen. Andere wieder können vielleicht niemals so schnell wer wer den wie ich, egal wie viel sie trainieren. Vor einem Jahr wechselten Sie vom Absteiger Stuttgart zum Aufsteiger Leipzig. Jetzt spielen Sie Champions League. Sind Sie ein besserer Stürmer als damals? Ja. Was können Sie denn besser? Ich treffe öfter. 78
Ich meinte das anders. Laufen Sie schneller, stehen Sie besser, schießen Sie genauer? Ich hab mehr Selbstvertrauen. Das macht den Unterschied aus. Lassen Sie mich trotzdem noch mal nach den Fähigkeiten fragen: laufen, dribbeln, schießen? Diese Fähigkeiten hatte ich davor auch schon. Der große Unterschied ist das Drumherum. Das Drumherum bringt alles erst zur Geltung. Hier passen Mann schaft und System perfekt zu mir. Klar, das sagen alle, aber es ist einfach so: Erst wenn du dich wohlfühlst, kannst du deine Stärken ausspielen. Weil du weißt, es können dir auch Fehler passieren und niemand wird dich deswegen sofort zerfleischen, sondern im Gegenteil, sie fangen dich auf und bauen dich auf. Das ist der Hauptgrund für schneller laufen, härter schießen, länger laufen, das ist der Hauptgrund für mehr Tore: der Spirit. Ich habe mal gelesen: 3,7 Sekunden auf 30 Meter. Stimmt das? Habe ich mit 17, 18 Jahren mal gemessen, ja. Wird schon stimmen … Zur Einordnung: Usain Bolts 30-MeterZwischenzeiten liegen knapp unter 3,8 Sekunden. Ich vermute, Sie sind heute schneller als mit siebzehn, achtzehn? Glaube ich nicht, da geht nicht mehr viel. Alle schnellen Spieler bewegen sich un gefähr in diesem 3,7er 3,7erBereich. Sie haben vorhin dieses extrem aggressive System angesprochen, das ihr in Leipzig spielt, in dem der Stürmer der erste Verteidiger ist. Wie fühlt sich das für einen Stürmer an, einem anderen Spieler nachzulaufen? Der Instinkt bei einem Stürmer ist ja eigentlich 100 Prozent nach vorne. Aber in unserem System machst du 70 Prozent der Wege gegen den Ball. Das ist ein völlig neues Denken für dich, eine Riesen
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TIMO THE RED BULLETIN:
umstellung. Aber du kapierst recht schnell, dass du dadurch zu mehr Chancen kommst. Das macht’s leichter (grinst). Wie viel Überwindung kostet es, in der 60., 70., 80. Minute den Verteidiger im vollen Sprint zu attackieren, wenn man davor schon zehn, fünfzehn Mal ins Leere gelaufen ist? Die Frage stellt sich nicht. Jedem, der hier hier herkommt, ist klar, was hier gespielt wird. Wenn du das nicht akzeptierst, bist du hier falsch. Aber darauf ist unser Training ja ausgelegt, dass wir das können. Tut euer System dem Gegner mehr weh oder euch? Nach dem Spiel uns. Während des Spiels wahrscheinlich dem Gegner. Es gibt eine nette Anekdote über den Beginn Ihrer Karriere im Nationalteam. Ihr Telefon klingelte, unbekannte Nummer, Sie hoben ab, Joachim Löw war dran. Stimmt das? Ja, stimmt. Der deutsche Nationaltrainer ruft von einer normalen Telefonnummer, nicht mal unterdrückt, an? Sie heben trotzdem ab, obwohl Sie die Nummer nicht kennen? Und der andere sagt dann: „Hallo, hier ist der Jogi Löw“, so? Man stellt sich einen solchen Moment in der Karriere eines jungen Spielers ein wenig erhabener vor. Ich saß da am Steuer und bin gleich zur Seite gefahren, dass ich keinen Unfall baue, das wäre ja besonders blöd gewesen in dieser Situation. Und nach dem Ge spräch bin ich auch noch ein paar Minuten stehengeblieben, sonst wäre ich wohl in den nächsten Graben gefahren. Sie haben immer noch dieselbe Telefonnummer wie in Stuttgart? Ja. Wieso? Weil Sie eine sehr öffentliche und ja auch kontroverse Person sind. Das Erste, was ich an Ihrer Stelle machen würde, wäre, meine Telefonnummer zu wechseln. Und ich würde schon gar nicht abheben, wenn ich eine Nummer nicht kenne. Die Nummer haben ohnehin nur meine Familie, meine Freundin und meine Kum pel, die meisten von denen kenne ich von klein auf. Auf die kann ich mich absolut verlassen. Ich werde keine neue Nummer brauchen. Ihr erstes Tor für Deutschland war ein Kopfballtor. Und zwar ein unübliches, 30 Zentimeter über dem Rasen. Nicht auf die Idee gekommen, es mit dem Fuß zu versuchen? Stellen Sie sich vor, der Verteidiger hätte versucht, den Ball wegzutreten … In diesem Bruchteil von Sekunden denkt man nicht an so was.
21 Jahre, 21 Tore: Timo Werner erreichte in der BundesligaTorschützenliste 2016/17 Platz 4 – als mit Abstand jüngster und als bester deutscher Stürmer.
Aber es ist menschlicher Instinkt, den Kopf von Gefahren fernzuhalten. Der Ball kam so halbhoch daher, für den Fuß eigentlich zu hoch. Für den Kopf aber zu tief. Aber der Kopf war die einzige Möglichkeit, den Ball halbwegs zu kontrollieren. Man denkt als Stürmer nie daran, was passieren könnte? Wenn man dran denken würde: Uh, was könnte jetzt passieren, dann würde man nie ein Tor schießen. Sie waren von klein auf immer unter den Besten, galten als herausragendes Talent. Welche Eigenschaften muss ein Zwölf-, Dreizehnjähriger haben, um sich den Traum vom Profi zu erfüllen? Ich THE RED BULLETIN
„PROFI ZU WERDEN IST ETWAS GANZ ANDERES, ALS PROFI
ZU SEIN“
meine Eigenschaften, die nichts mit dem rein sportlichen Talent zu tun haben. Um Profi zu werden, dafür reicht reines Talent und ein bisschen Glück, im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein. Profi zu sein ist dann was ganz anderes. Weil …? Weil du in einer völlig anderen Welt
lebst. Du spielst mit gestandenen Profis, die dich im Training auch mal umhauen, wenn es drauf ankommt, ob sie am Wochenende spielen oder du. Dann musst du lernen, Zähne zu zeigen, dich durchzusetzen. Talent hat dich hierhergebracht. Aber was dich dann weiterbringt, sind Härte, Ehrgeiz, solche Sachen. Ich bin mit siebzehn hochgekommen in die Profi79
TIMO WERNER 1996 Am 6. März in Stuttgart geboren. 2010 Erster Einsatz in der DFB-U15-Auswahl (Hattrick im ersten Spiel), danach Einberufungen in die U16, U17, U19, U21. 2013 Profi-Debüt für den VfB Stuttgart mit 17 Jahren, 4 Monaten. 2016 Wechsel von Stuttgart zu RB Leipzig. 2017 NationalelfDebüt, Torschützenkönig beim Confederations Cup.
mannschaft beim VfB Stuttgart, ich habe mit siebzehn, achtzehn schon gelernt, wie das Geschäft Fußball von innen aussieht, wie hart das ist, wie brutal und auch gemein manchmal. Das hat nicht nur mit Medien zu tun, sondern auch mit dem Inneren einer Mannschaft. Klingt nicht mehr so nach Traumberuf. Fußball ist ein Hobby von Milliarden Menschen auf der Welt. Und ich sage jeden Morgen: „Okay, geht ihr mal ins Büro, ich darf auf den grünen Rasen und dort kicken …“ – wenn das kein Traum beruf ist, weiß ich nicht. Sie reden in Interviews auffallend oft vom „Riecher vor dem Tor“. Erklären Sie mir bitte, was das ist. Das kann man nicht erklären. Topstürmer stehen einfach da, wo der Ball hinfällt. Ein Gottesgeschenk? Glück? Sicherlich auch. Oder eine spezielle Art von Intelligenz. Wirklich, ich weiß es nicht. Das Einzige, was ich weiß: Man hat es, oder man hat es nicht. Und wie ich schon sagte: Selbstvertrauen spielt eine Riesenrolle. Ich an Ihrer Stelle hätte wahnsinnige Angst davor, dass irgendetwas passiert, und dieser Instinkt ist futsch, von einem Tag auf den anderen. Wenn Sie Angst haben, ist es garantiert vorbei. Mit Angst kann man nicht Fuß ball spielen. Wenn’s mal nicht gut läuft: Weiter probieren. Weiter arbeiten. Dann kommt das Glück wieder. Glück ist am Ende eine Frage der geistigen Disziplin? Kann man so sagen, ja. Ralph Hasenhüttl sagt: „Es muss in 80
unserer Mannschaft eine Kultur geben, in der Fehler passieren dürfen.“ Wie fühlt sich diese Kultur an? Als extreme Erleichterung und Befreiung. Fußball ist ja der größte Fehler FehlerSport, den es gibt! Damit ein Tor fallen kann, muss immer ein Fehler passieren, hat ein Ver Ver teidiger geschlafen, wurde ein Fehlpass gemacht, irgendwas. Ohne Fehler: 0:0, jedes Spiel. Perfektion darf im Fußball nie der Maßstab sein. Du kannst nie 34 Spiele lang 100 Prozent Passquote haben, 100 Prozent Zweikampfquote. Kein Torwart kann jeden Ball halten. Da rutscht er eben mal durch … Das sagen Sie jetzt. Aber sagen Sie das auch, wenn es 1:1 steht, letzte Minute, und dann rutscht dem Tormann der Ball durch die Finger? Ihn nachher in der Kabine zu trösten, wie schwer ist das? Gar nicht. Weil es genauso ist, wie wenn du als Stürmer in der 90. Minute beim Stand von 1:1 einen Elfer verschießt. Dass dich die Mannschaft dann auffängt, das ist die Kultur, von der der Trainer ge sprochen hat. Ich möchte über Ihren Umgang mit Rückschlägen reden. Sie waren darin lange Zeit relativ ungeübt, galten als Wunderkind, Fritz-Walter-Medaille, jüngster Doppelpacker der Liga, jüngster Bundesliga-Debütant in der Geschichte des VfB, jüngster Spieler mit 100 Bundesliga-Spielen und so weiter. Dann kam der 3. Dezember 2016, die Schwalbe gegen Schalke. Sie haben mehrfach gesagt, das war ein Fehler, den Sie gern ungeschehen machen würden. Die Reaktionen waren dennoch extrem aggressiv. In der „Süddeutschen Zeitung“ stand dazu etwas Interessantes: dass diese Schwalbe ein Ausdruck des besonderen Ehrgeizes
dieser Mannschaft war, nur halt über übertrieben. Korrekte Einschätzung? Nein, so würde ich das nicht sehen. Es war einfach nur eine Dummheit von mir, aus der Situation heraus. Sie waren nicht der erste Stürmer, der im Strafraum leicht gefallen ist, und Sie werden nicht der letzte sein. Hat man als Stürmer nicht auch die Verantwortung gegenüber der Mannschaft, aus jeder Situation das Optimum rauszuholen? Also auch die Grenzen der Fairness zu überschreiten, wenn’s der Mannschaft hilft? Nein. Es gibt Grenzen, und die gibt es zu Recht. Aber solche Dinge passieren im Fuß ball. Wenn da 60.000 Leute im Stadion brüllen, jubeln, pfeifen, da werden extreme Emotionen frei. Was die 22 unten auf dem Platz machen, kannst du in so einer Extremsituation nicht mit normalen Maß stäben messen. Das wäre unfair. Der Chilene Jara rammte Ihnen im Confed-Cup-Finale den Ellbogen ins Gesicht. Außerhalb des Spielfelds steht man wegen so was vor dem Richter. Das ist so eine Situation, von der ich ge sprochen habe, aber natürlich meilenweit übers Ziel geschossen, das ist auch eine andere Dimension als eine Schwalbe. Aber ihm jetzt deswegen Absicht zu unter stellen? Nein. Auf dem Platz passieren eben Dinge, die außerhalb nie passieren würden. Nach einem Abendspiel, wann können Sie schlafen? Drei, vier Uhr, vorher keine Chance, wegen des Adrenalins. Schon die öffentlichen Kommentare unter Ihren Facebook-Postings sind zum Teil unterste Schublade. Dann gibt’s aber noch die persönlichen Nachrichten, die nicht öffentlich gepostet werden. THE RED BULLETIN
REUTERS
Shooting Star: Timo Werner ist jüngster Doppeltorschütze der Bundesliga (17 Jahre, 249 Tage) und jüngster Spieler mit 50 Bundesligaeinsätzen (18 Jahre, 351 Tage).
Viele Sportler haben sich zuletzt dar über beklagt, dass da die ärgsten Dinge passieren, von Morddrohungen ab wärts. Wie gehen Sie damit um? Ich schaue sie nicht an. Aus Selbstschutz? Aus Selbstschutz, aus Desinteresse. Leute, die nichts von dir wissen und über dich urteilen, was soll ich von denen halten? Ich lese auch keine Zeitungen mehr. Das ist eines dieser Dinge, die man schnell lernen muss ab dem Moment, in dem man Fußballprofi ist. Wenn du ein Tor schießt, jubeln 60.000. Wenn du verlierst oder wenn du wie ich mit Stuttgart absteigst, dann bist du bei den 60.000 erst einmal unten durch. Mit dem Gefühl musst du umgehen. Wie lernt man das? Das fiel mir relativ leicht. Ich war noch nie nervös, wenn ich vor 60.000 Fußball gespielt habe. Nicht beim ersten Bundesliga-Spiel, nicht beim ersten Länderspiel – also bei der Hymne, ja, aber im Spiel nein. Nervös war ich in der Schule, wenn ich ein Referat halten musste. Wenn man weiß, dass man etwas kann, dass man gut vorbereitet ist, dann ist man nicht nervös. Dieser enorme Shitstorm hat Sie gar nicht berührt? Doch. Im nächsten Spiel gegen Ingolstadt habe ich wirklich sehr schlecht gespielt, eben weil mich die Sache schon belastet hat. Noch ein, zwei solche Spiele, und es wäre vielleicht in die falsche Richtung gelaufen. Aber im nächsten Heimspiel gegen Hertha gab es dann einen Moment, der alles gedreht hat: Einige der Hertha-Fans haben mich ausgepfiffen, aber unsere eigenen Fans haben Timo-Werner-Gesänge angestimmt, haben die Pfiffe richtig niedergesungen. Das war Wahnsinn, ein richtiger Schub. In der 40. Minute bekomme ich den Ball und hau ihn rein. Den Ausschlag gegeben, dass es wieder nach oben gegangen ist, den haben unsere Fans in Leipzig gegen Hertha. Vor einem Jahr begannen Sie die Saison vorbereitung in Leipzig als Stuttgarter BundesligaAbsteiger. Jetzt beginnen Sie sie als Torschützenkönig des Confed
Cups, als erster deutscher National spieler von RB. Wie hat sich Ihre Rolle in der Mannschaft verändert? Vor einem Jahr dachte ich nicht an Tore. Ich hoffte, Spiele zu kriegen. Jetzt, klar, ist das anders, bin ich einer der Führungsspieler, da gucken die anderen auf dich: Wie spielt Timo? Lässt der sich hängen? Dann lassen wir uns auch hängen. Oder gibt der Gas, wenn wir 1:0 hinten liegen? Dann geben wir auch noch Gas. Das ist eine ganz andere Verantwortung. Mögen Sie die? Ja. Ich war immer ein Spieler, der mit der Sicherheit, dass er spielt, besser wurde. Die Ungewissheit: Spiele ich jetzt am Samstag oder spiele ich nicht?, die ist schrecklich für mich. Mit der Sicherheit, du spielst, egal was kommt, bin ich dann auch so ein Typ, der richtig frei aufspielt. In der DFBAuswahl für die WM in Russland im kommenden Jahr haben Sie Ihren Platz nicht sicher. Wenn ich Sie jetzt frage, wie Sie sich für die WMMannschaft qualifizieren möchten, werden Sie sagen: Leistung bringen, mich durch Tore aufdrängen … … da kriegen Sie die Standardsprüche, klar (lacht). Aber Sie können mir nicht erzählen, dass Sie sich über ein BundesligaTor Tor eines direkten Konkurrenten um einen WMPlatz freuen. Aber die Frage stellt sich doch gar nicht! Im Fußball hast du als Spieler nur bis zu einem gewissen Punkt Einfluss, dann entscheidet der Trainer: Passt ein anderer besser in sein System? Das musst du akzeptieren, das gehört zum Geschäft. Ob du das persönlich als ungerecht empfindest oder nicht? Egal. Das Zweite ist: Wenn ein Teamkollege von dir ein Tor schießt, auch wenn es ein Konkurrent um deine Position ist, und du freust dich nicht mit ihm, dann bist du in diesem Sport falsch. Wie wichtig Teamgeist ist, sieht man hier in Leipzig. Und Teamgeist heißt auch: sich mitfreuen, egal ob man spielt oder nicht spielt.
„AM ENDE
IST
GLÜCK EINE FRAGE DER GEISTIGEN DISZIPLIN“ THE RED BULLETIN
Aber wenn Sandro Wagner für Hoffen heim ein Tor schießt, werden Sie sich doch nicht für ihn freuen. Die falsche Reaktion ist, zu denken: „Och du Scheiße, dem gönne ich das jetzt nicht.“ Die richtige Reaktion ist, dass mich das anspornt. Ich habe Sandro Wagner nicht umsonst als Beispiel gewählt. Er bezeichnet sich selbst als besten deutschen Stürmer – aber er sagt, dass er noch nie einen Stürmer gesehen hat, der in Ihrem Alter so gut war. Spielt so was eine Rolle? Natürlich freut einen so was. Auf der anderen Seite macht dich Lob vor dem Tor nicht besser. Stolz hat mich gemacht, als ich letztes Jahr auf die Torschützenliste geguckt habe, da waren alle 28, 29, 30 Jahre, und ich stand da mit meinen 21. RB Leipzig wird es schwer haben, die Erfolge der Vorsaison zu wiederholen, heißt es, vor allem wegen der Doppel belastung Bundesliga und Champions League. Ist es nicht, für Sie persön lich, eher eine Fünffachbelastung? Zu den englischen Wochen kommt das Nationalteam, die eigenen Erwartungen sind ganz andere, die Erwartungen der Fans, die sehr viel Einfluss haben, wie wir gerade gehört haben. Und der Überraschungseffekt fällt auch weg, vergangenes Jahr habt ihr die Liga ja mit eurem Stil überrumpelt. Das sind fünf Faktoren, die es nicht leichter machen. Was ist überhaupt möglich? Ich sehe das gar nicht so. Dass unsere Spielweise neu ist, war letztes Jahr in der Hinrunde so, okay, in der Rückrunde nicht mehr. Alle hatten ihre Rezepte gegen uns, aber wir waren am Ende dennoch Zweiter, vor Dortmund, vor Gladbach, vor solchen Super-Mannschaften. Wenn wir so spielen, wie wir uns das vorstellen und das auch voll umsetzen, ist es schwer, gegen uns zu gewinnen. Aber Sie werden sehr viel leichter unzufrieden sein als im Vorjahr. Und dann kann sich die Spirale schnell nach unten drehen. Nein. Denn wir wissen, wo wir her herkommen, dass wir vor zwei Jahren noch zweite Liga gespielt haben. Dass unsere Saison letztes Jahr einmalig war. Es wäre ganz falsch, wenn wir mit der Einstellung in die Liga gehen, dass wir der BayernVerfolger sind, dass wir wieder Zweiter werden müssen. Wir freuen uns auf die erste Champions-League-Saison. Und wir werden mit einer Lockerheit in die Liga reingehen. Wenn es am Ende Platz fünf wird oder Platz sechs, dann wird es auch niemanden stören. Denn das wäre ein großer Erfolg. www.dierotenbullen.com 81
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SPRUNG MIT TRADITION
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Schauplatz des fünften und vorletzten Stopps der Red Bull Cliff Diving World Series: die im 16. Jahrhundert erbaute Stari most (Alte Brücke) über den Fluss Neretva in Mostar, Bosnien-Herzegowina. Live auf redbull.tv
THE RED BULLETIN
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GUIDE
See it Im Vorjahr ver sammelten sich 20.000 Zuschauer an der Neretva.
SPRUNG INS KALTE WASSER
Die Highlights von Red Bull TV in diesem Monat: böse Beats, kühne Sprünge und furchtlose Racer auf Schotter und Asphalt.
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Meisterwerk der Baukunst: Die Stari most wurde im 16. Jahr hundert errichtet.
THE RED BULLETIN
16 THE RED BULLETIN
September
LIVE
RED BULL CLIFF DIVING, STOPP 5: MOSTAR
Der vorletzte, fünfte Stopp der Red Bull Cliff Diving World Series führt nach Bosnien-Herzegowina. Mostars ikonische Stari most (= Alte Brücke; 30 Meter lang, 20 Meter hoch) bietet eine malerische Kulisse für zehntausende Zuseher, während sich Orlando Duque, Gary Hunt und Co auf ihre Salti und Schrauben fokussieren.
ROMINA AMATO/RED BULL CONTENT POOL (2), ALFRED JÜRGEN WESTERMEYER/RED BULL CONTENT POOL, BORIS BEYER/RED BULL CONTENT POOL, JAANUS REE/RED BULL CONTENT POOL
September/ Oktober
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September
LIVE
RED BULL BATALLA DE LOS GALLOS, SPANIEN-FINALE
Heiße Beats, scharfe Rhymes. Beim Spanien-Finale des FreestyleRap-Contests im Madrider WiZink Center werden 16 aufstrebende MCs alles geben, sich für das Weltfinale in Mexiko zu qualifizieren.
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RED BULL HARDLINE
Zum vierten Mal sind im Dyfi Valley in den Waliser Hügeln höchste Mountainbike-Fähigkeiten gefragt. 20 der weltbesten Biker stellen sich dem von Dan Atherton entworfenen Downhill-Kurs mit Felsabschnitten, engen Waldpassagen und mächtigen Roadgaps.
bis 8. Oktober
LIVE
WRC: SPANIEN-RALLYE
Die Spanien-Rallye ist der einzige WM-Lauf der Saison, der auf verschiedenen Belägen (Schotter und Asphalt) ausgetragen wird – eine Challenge für Autos und Piloten. Neu 2017: Eröffnet wird die Rallye mit einer Sonderprüfung am Fuße von Barcelonas Montjuïc-Hügel.
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GUIDE Redaktion: Gisbert L. Brunner
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ULYSSE NARDIN INNOVISION 2
Goldrichtig
Die Hemmung dieser revolutionären Uhr widersteht dem abnehmenden Uhrfeder-Drehmoment, die goldenen Masseelemente ihrer Unruh erhöhen das Trägheitsmoment. Kurz gesagt: Sie ist sehr präzise. ulysse-nardin.com
Lust auf Zeniths neue Uhr? Dann auf in die Schweiz!
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ZENITH DEFY LABORATORY
Sekunden im neuen Konzept Die Schweizer Uhrenmanufaktur Zenith war schon immer stolz auf ihre eigenproduzierten Uhrwerke – und hat jetzt wieder allen Grund dazu. Denn diesen Monat bringt sie eine echte Revolution auf den Markt: Unruh und Spiralfeder (der aktuelle Standard) werden dabei durch ein Teilchen aus schwingendem Silizium ersetzt. Das keine Ölung benötigt, temperaturstabil ist, nach nur einmaligem Aufziehen 110 Stunden läuft und eine Ganggenauigkeit von 0,3 Sekunden hat – und die Defy Laboratory zur genauesten mechanischen Uhr der Welt macht. Im Preis von 27.000 Schweizer Franken ist ein First-Class-Flugticket in die Schweiz inkludiert – hier überreicht dir der Zenith-CEO persönlich deine (auf zehn Stück limitierte) Uhr der Zukunft. zenith-watches.com
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Die aus Silizium und Keramik bestehenden Innenteile dieser Uhr besitzen eine Trockenschmier-Beschichtung. Was die Zeitmessung zur weitgehend reibungslosen Angelegenheit macht. Garantie der Uhr: 50 Jahre. panerai.com
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Wie der grosse Bruder Marathon basiert auch der Murtenlauf auf einer Legende. 1476 soll ein Bote die Nach richt vom Sieg der Eidgenossen über Karl den Kühnen in der Schlacht bei Murten überbracht haben. Heute nehmen bereits 10.000 Läufer den 17,17 Kilometer langen Klassiker von Murten nach Freiburg in Angriff. Ganz ohne kriegerischen Hinter grund, doch zu erzählen haben auch sie im Ziel einiges. Murten; morat-fribourg.ch
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November Lausanne Lumières Wer Lausanne schon immer mal in einem anderen Licht sehen wollte, sollte sich das Festival Lausanne Lumières mit Leuchtstift im Kalender markieren. Bis 31. Dezember er hellen zwölf LEDInstallationen, Projektionen und Lichtspiele von Künstlern aus ganz Europa die Innenstadt. Unbedingt für eine geführte Tour anmelden! Lausanne; festivallausannelumieres.ch
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und 19. Januar WORLDWEBFORUM Die führende BusinessKonfe renz für digitale Transformation bringt 2018 Bruce Dickinson (Iron Maiden) oder Wilhelm Oehl (Erfinder des AppleStore Konzepts) nach Zürich. Wer beim einzigartigen Event dabei sein möchte, sichert sich optimalerweise das EarlyBird Ticket (für den ZweiTages Pass) für 1380 Franken. Zürich-Oerlikon, Zürich; worldwebforum.com
Oktober Swiss Drift Masters Hier haben ABS, ESP und ASR rein gar nichts verloren. Das Saisonfinale der Swiss Drift Mas ters 2017 findet auf dem Drift Track in Seelis berg statt und versammelt 30 Fahrer mit ihren bis zu 800 PS starken Gummiradierern. Aus getragen wird die Schweizer Driftmeisterschaft in den Kategorien Semi und Pro, zu sehen gibt es neben Klassikern wie dem BMW E36 auch einen fett getunten Toyota LS GT86 (Bild).
SCOTT ROGERS, PHILIPP LEIMGRUBER
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Oktober Murtenlauf
Bergarena Seelisberg, Seelisberg; drivingevent.ch
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THE RED BULLETIN
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must-haves
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1 «NHL 2018» XBOX & PLAYSTATION
EA SPORTS’ «NHL™ 18» präsentiert die Kreativität junger NHL-Stars mit neuer Creative Attack-Steuerung und dem brandneuen Defensive Skill Stick. Spiel den rasanten, Arcade-lastigen 3-gegen-3 EA SPORTS™ NHL™ THREES-Modus oder verändere das Gesicht der Liga mit dem neuen Expansion Draft und deinem eigenen 32. NHL-Team. www.easports.com/nhl
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2 HONOR 9
Style, Design und neue Technik für kreative Köpfe und Fotobegeisterte: Das ist das Honor 9. Octa-CoreProzessor, Dual-Kamera mit lichtempfindlichem Bildsensor, Klang und Design, jeweils perfekt abgestimmt – zusammen mit dem starken 3200-mAh-Akku stehen diese Features für eine Einsatzdauer von bis zu 2,5 Tagen zur Verfügung. hihonor.com brack.ch
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3 SKOR: NEUES ALBUM «GANG»
Fast vier Jahre nahm sich der Zürcher Rapper Skor Zeit für das neue Album «Gang». Produziert mit den langjährigen Weggefährten Marton di Katz und Domi Chansorn, ist ein reifes Werk entstanden, sprudelnd vor musikalischen Ideen und starken Texten. Die Songs reichen vom sphärischen «Igang», klassischen Rap-Songs wie «Lug er» oder «Top 10» bis zur tanzbaren Nummer «DFQ». www.skor.ch
4 GILLETTE SHAVE CLUB
Nie wieder an den Rasierklingenkauf denken müssen: Gilletteclub.ch bietet drei verschiedene Abonnements mit Gillettes besten Klingen, einem flexiblen Lieferrhythmus und kostenloser Lieferung direkt nach Hause – und dies zum Vorteilspreis. Das Abo kann jederzeit gekündigt werden und ist garantiert frei von lästigen Verpflichtungen. www.gilletteclub.ch brack.ch
5 ORIGINAL TATTOO CREME
All in one. Eine hochwertige Creme für die Bedürfnisse tätowierter Haut. Die optimale Formulierung pflegt die tätowierte Haut mit Feuchtigkeit. Anzuwenden ab dem ersten Tag sowie zur Auffrischung und Pflege jedes Tattoos. tattoocreme.ch
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GUIDE
COOL RUNNINGS Trails, Asphalt & Trainingsmusik: Wir haben die High-PerformanceAusrüstung für Dauerläufer.
Text: Peter Vigneron Fotos: Dimitri Newman
Die US-Trailrunning-Legende Karl „Speedgoat“ Meltzer stand Pate für den SPEEDGOAT 2 von HOKA, der selbst steinigste Trails wie asphaltierte Gehwege erscheinen lässt. Mit weniger als 285 Gramm der leichteste Schuh im Test. hokaoneone.com
AB INS GELÄNDE
Keine Ausreden: Trailrunning-Gear war noch nie so robust und gleichzeitig so leicht.
Mit dem SNOWCROSS CSWP von SALOMON trotzt du selbst garstigem Wetter. Breitflächig angeordnete Profilnoppen lassen Schnee und Matsch schnell wieder aus der Sohle fallen. Wasserdichte Gamaschen halten Regen und Schlamm ab. salomon.com Der AGILITY PEAK FLEX von MERRELL gibt mit seiner dynamischen Lauffläche dem Fuß noch mehr Halt, egal ob es trocken und steinig oder matschig und nass ist. Die FLEXconnect-Mittelsohle schützt vor Stößen durch scharfkantige Steine. merrell.com
TRAIL Dank ihrer ultraleichten Fassung und spezieller Nosepads liegt die JAYSOR von ADIDAS SPORT EYEWEAR rutschfest auf der Nase, während Gläser in Übergröße das periphere Sichtfeld nicht beeinträchtigen. adidassporteyewear.com Die FORERUNNER 935 von GARMIN ist ein Muss für Bergläufer: mit Herzfrequenzmonitor, GPS und Baro metersensoren für die Angabe von Positions- und Höhenwerten. Nach dem Workout überträgt sie die Daten automatisch, sobald sie mit WLAN verbunden ist. garmin.com
Das locker geschnittene SHIFTUPHOODIE von OUTDOOR RESEARCH ist bequem wie ein Baumwollpullover. Eine geruchshemmende PolygieneBehandlung und das atmungsaktive Material machen es zum perfekten Begleiter für dein Intervalltraining. outdoorresearch.com Wer hätte gedacht, dass Stirnbänder modische Accessoires sein können? BUFF bietet hierbei die wohl größte Auswahl. Der Kopf bedankt sich für den UV-Schutz und Material, das Feuchtigkeit vom Körper fernhält. buff.eu Die wadenlangen Socken CIELE ATHLETIQUE von STANCE halten Gelenke auch an kalten Tagen warm. Die verstärkten Fersen- und Zehenbereiche bekommen erst Löcher, wenn die Schuhe längst welche haben. stance.com
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TRAIL
Dank seinem Mischgewebe aus synthetischen Fasern und Merino wolle eignet sich der RUNBOLD HALF ZIP von MAMMUT als Basis oder Mittelschicht. Dank antibakterieller Eigenschaften der Wolle kann er mehrere Male getragen werden. mammut.com Die TOUJI PANT von NORTH FACE wurde für Trailrunner gemacht: schmale Passform, elastisch, wetter beständig. Das leichte FlashDryMate rial ist atmungsaktiv und erstaunlich warm. Schlüssel lassen sich in der Reißverschlusstasche verstauen. thenorthface.com Luftdurchlässige MeshEinsätze, flache Nähte und ihre stützende Passform machen die KINETIC LONG LEG von SAXX zur idealen Basis schicht. Auch nach langen Läufen gibt es dank geruchshemmender Behandlung des Mischgewebes keine störenden Gerüche. saxxunderwear.com
GUIDE
AUDIO
GIB DIR DEN BEAT
Lange Kabel nerven. Die Lösung heißt Bluetooth. FREEDOM, der bisher kleinste Kopf hörer von JAYBIRD SPORT, überzeugt mit Soundqualität und tiefen Bässen. Über die kostenlose App für iPhone und Android kann man den Klang bequem feinabstimmen. Die Akku laufzeit von vier Stunden ist aller dings kürzer als jene der anderen Kopfhörer im Test. jaybirdsport.com
Die EPIC AIRKopfhörer von JLAB AUDIO kommen komplett ohne Kabel aus. Eine berührungsempfindliche Oberfläche ermöglicht einfache Be dienung. Die Klangqualität ist nicht so makellos wie die anderer geteste ter JlabKopfhörer, beim Laufen fällt der Unterschied jedoch nicht auf. Der Akku im integrierten Ladegehäuse scha≠t 30 Stunden Spielzeit. jlabaudio.com
Wie die Modelle von Jaybird und Jlab sind auch die XTFREEBluetooth Kopfhörer von SKULLCANDY wasser und schweißbeständig. Mit sechs Stunden Akkulaufzeit eignen sie sich für ausgiebige Workouts, das Gewicht von 142 Gramm lässt uns fast ver gessen, dass wir überhaupt Kopf hörer tragen. Bestes PreisLeistungs Verhältnis in dieser Gruppe. skullcandy.com
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CITY EROBERE DIE STRASSE Dämpft, hält warm, reflektiert: Mit dieser Ausrüstung packst du selbst lange Street-Runs.
Neben der Dämpfung in den reibungs anfälligen Bereichen ist unser liebstes Detail der SHRAPNEL CREW- Socken von STANCE das Logo auf Sprunggelenkshöhe. Es reflektiert das Scheinwerferlicht von Autos, die sich von hinten nähern. stance.com Die QUEST 2.0 von SAXX wurden für intensive Laufeinheiten erdacht. Mit schmaler Passform und schnell trock-
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nendem synthetischem G ewebe tragen die Boxer-Briefs unter Laufhosen oder Shorts nicht auf. Antibakterielle Beschichtung und Saxx-typischer Schnitt machen diese Unterwäsche zum besten Modell im Schrank. saxxunderwear.com Die UV ARMSLEEVES von BUFF sind ideal, um sich während der kalten Morgenstunden aufzuwärmen. Sobald sich die Sonne zeigt, lassen sich
die Ärmel leichter abnehmen als eine vollständige zusätzliche Schicht. buff.eu Der DYNAFLYTE 2 von ASICS verfügt über eine Mittelsohle mit extra dichtem Schaumstück, was die Dämpfung des Schuhs besonders langlebig macht. Das nahezu nahtlose Ober material verhindert auch auf langen Strecken ein Scheuern am Fuß. asics.com
GU I D E
COLUMBIAs CALDERADO JACKET ist ideal für Winterläufe. Seine Polartec Alpha-Isolierung, entwickelt für US-Spezialeinheiten, hält warm und transportiert Schweiß nach außen. Folge: ein angenehmes Gefühl selbst bei Minustemperaturen. columbia.com Die M430-Laufuhr von POLAR ist wasserdicht, bietet ein lesefreund-
liches Farbdisplay, und mittels GPS lassen sich Geschwindigkeit und Strecke nachverfolgen. Dank des optischen Herzfrequenzsensors kann man auf einen Brustgurt gut verzichten. polar.com Die SURGE JOGGER von LULULEMON ist die ideale Hose für den 10‑Kilometer-Lauf nach der Arbeit:
elastisch, atmungsaktiv, weder zu eng noch zu weit. Mit Eingri≠und Schlüsseltasche hinten sowie dezent reflektierenden Elementen. lululemon.com Dank des Hohlraumprofils aus EVA-Schaum gehört der CLOUDFLOW von ON RUNNING zu den leichtesten und bequemsten Schuhen auf dem Markt. Das
atmungsaktive Mesh-Obermaterial ist ideal für Speed-Runs. on-running.com Die PACK RUN CAP von BUFF leitet Schweiß effektiv ab, und ein UPF 50 sorgt für ausreichend Sonnenschutz. Die Kappe lässt sich zudem auf Kleinstformat kom primieren und bequem verstauen. buff.eu
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IMPRESSUM Editorial Director Robert Sperl Chefredakteur Alexander Macheck Creative Director Erik Turek Art Directors Kasimir Reimann (Stv. CD), Miles English Photo Director Fritz Schuster Chefin vom Dienst Marion Wildmann Redaktion Stefan Wagner (Textchef), Ulrich Corazza, Arek Piatek, Andreas Rottenschlager Freie Mitarbeiter: Werner Jessner, Clemens Stachel, Florian Wörgötter
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Aktuell erscheint The Red Bulletin in sieben Ländern. Im Bild: das Cover der französischen Aus gabe mit ProfiBoxer Tony Yoka und seinen Freunden, den Rap pern Bigflo & Oli.
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Diese Ausgabe ist Nancy James gewidmet, Chief Sub-Editor des britischen Red Bulletin, die am 22. Juli verstarb. Nancy war engagiert, verlässlich, herzlich und eine überaus beliebte Kollegin und Freundin: Wir vom Red Bulletin werden alle sie schmerzlich vermissen. 96
Verlagsanschrift Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien Telefon +43 1 90221-28800, Fax +43 1 90221-28809 Web www.redbulletin.com Medieninhaber, Verlag & Herausgeber Red Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i, Landesgericht Salzburg, ATU63611700 Geschäftsführer Christopher Reindl, Andreas Gall
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EXTREME FREIHEIT Die neue Mammut Eiger Extreme Kollektion wurde in enger ZusammenZusammen arbeit mit den Top-Athleten des Mammut Pro Teams entwickelt und setzt damit neue Maßstäbe in alpiner Bergsportbekleidung.
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Fotos: Mammut
ptimaler Schutz, egal bei wel chem Wetter, absolute Freiheit, egal bei welcher Bewegung: Extreme Bedingungen erfordern ex treme Produkte. Und die dürfen sich dann auch mit einem extremen Namen schmücken: Die neue Mammut Eiger Extreme Kollektion bezieht sich auf die wohl berühmteste Nordwand der (Berner) Alpen, deren Kletterroute ihren Besteigern und deren Ausrüs tung nach wie vor alles abverlangt. Direkt am Athleten entwickelt Der menschliche Körper vollbringt extreme Leistungen – nicht nur, aber vor allem am Berg. Hier muss die Be kleidung bei jeder Bewegung mithalten können und perfekt sitzen – fast wie eine zweite Haut. Die Eiger Extreme Kollektion bietet uneingeschränkte Bewegungsfreiheit dank der strate gischen Verwendung elastischer Ma terialien sowie einer ergonomischen, dreidimensionalen Schnittführung, die direkt am Athleten entwickelt wurde.
Da rutscht nichts nach oben, nicht einmal beim Hochgreifen. Erst dieser perfekte Sitz sorgt für einen optima optima len Wetterschutz auch während der Kletterbewegung und qualifiziert die Produkte selbst für schwierigste Auf Auf stiege und neue Speedrekorde. Von Kopf bis Fuß ideal ausgerüstet Das Design ist inspiriert von der mikro skopischen Ansicht zweier alpiner Grundelemente: Eis und Fels – daraus entstand ein spannendes Konzept aus Farben und Formen, die sich einerseits an die Natur anlehnen und sich andererseits gut sichtbar davon abheben. Die Eiger Extreme Kollektion umfasst Jacken und Hosen, Schuhe und Accessoires für sie und ihn. Glanz stück ist der Nordwand Pro HS Suit (Bild oben), ein Anzug für Extrem Alpinisten, die sich gern im Steileis bewegen. Der Suit bietet als einziges Produkt auf dem Markt absoluten Wetterschutz von Kopf bis Fuß – wahrlich wie eine zweite Haut. n
EXTREM FLEXIBEL Die Nordwand Pro HS Hooded Jacket (Damen- und Herrenmodelle in verschiedenen Farben) ist eine Top-Hardshelljacke aus robustem GORE-TEX® Pro-Material. Entwickelt in Kooperation mit Stephan Siegrist, ist die Jacke die ideale Begleiterin am Berg: elastisch, vielseitig und voller Features.
mammut.com
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Action-Highlight
Die griechische Kykladeninsel wird jeden Herbst zum Spielplatz der weltbesten Freerunner. Santorin (griechisch: Thira) ist vulkanischen Ursprungs? Passt doch perfekt: Red Bull Art of Motion zündet ein Feuerwerk an irren Tricks. Finale: 7. Oktober 2017, www.redbullartofmotion.com
„Meine Philosophie in der Luft? Sei so schnell wie möglich.“ PREDRAG VUCKOVIC/RED BULL CONTENT POOL
Santorin, Griechenland
Makes You Fly
Freerunning-Ass Pedro Salgado (POR) schaut über den Klippen von Santorin auf einen Sprung im Nachbarhaus vorbei.
Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint am 12. Oktober 2017. 98
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